Positionen der Zementindustrie zur Bundestagswahl 2021
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Positionen der Zementindustrie zur Bundestagswahl 2021
Positionen der Zementindustrie zur Bundestagswahl 2021 1 Mutige und pragmatische Rahmenbedingungen schaffen für die industrielle Transformation zur Klimaneutralität • Wettbewerbsfähigkeit und Technologieführerschaft erhalten • Carbon Leakage effektiv verhindern • Breakthrough-Innovationen zur Dekarbonisierung fördern • Infrastruktur für Transport von CO2, H2 und Strom aufbauen • Mehr erneuerbare Energien und Alternativbrennstoffe ermöglichen 2 Nachhaltiges Bauen fördern für eine klimagerechte und ressourcenschonende Zukunft • Grüne Leitmärkte für CO2-effiziente Zemente und Betone schaffen • Technologieoffenheit als Leitprinzip für nachhaltiges Bauen verankern • Nachhaltigkeit von Bauwerken über den Lebenszyklus bewerten • Einsatz von Recyclingbaustoffen zur Kreislaufwirtschaft fördern • Innovation und Digitalisierung in der Wertschöpfungskette Bau stärken 3 Heimische Rohstoffgewinnung sichern für eine zukunftsfähige Industrie und mehr Artenvielfalt • Zugang zu heimischen Rohstoffen langfristig gewährleisten • Industriebeitrag zur Artenvielfalt stärken durch „Natur auf Zeit“
3 Die deutsche Zementindustrie Kennzahlen für 2020: • 21 Unternehmen mit 54 Werken Kiel Lägerdorf Rostock • Beschäftigte: ca. 8.000 Lübeck Schwerin • Umsatz: ca. 3 Mrd. Euro Hamburg Bremen • Zementproduktion: ca. 35 Mio. t • Hauptabnehmer Potsdam Berlin Rüdersdorf Hannover Lengerich Magdeburg Königs Wusterhausen ist die Betonindustrie: Ennigerloh Paderborn Höver Eisenhüttenstadt Beckum Tertiär Duisburg Bernburg mit > 60.000 Beschäftigten Dortmund Geseke Kreide Düssel- Erwitte dorf Deuna Karsdorf Jura und > 15 Mrd. Euro Umsatz Neuss Muschelkalk Köln Dornburg Dresden Erfurt Devon Sötenich Großenlüder-Müs Massenkalk Neuwied Andernach Kruft Üxheim Wiesbaden Karlstadt Amöneburg Mainz Lengfurt Zementwerk mit Klinkererzeugung Saar- Göllheim Hartmannshof brücken Mannheim Zementwerk ohne Leimen Klinkererzeugung Burglengenfeld Lauffen Wössingen Solnhofen Stuttgart Mergelstetten Harburg Schelklingen Allmendingen München Dotternhausen Rohrdorf Quelle: VDZ Die deutsche Zementindustrie stellt mit Zement und Be- und der Ressourceneinsatz verringert werden kann ton unverzichtbare Werkstoffe für modernes, nachhalti- (www.vdz-online.de/dekarbonisierung). ges Bauen bereit und nimmt so eine Schlüsselposition in der gesamten Wertschöpfungskette Bau ein. Die Bran- Diese tiefgreifende industrielle Transformation erfordert che will gemeinsam mit ihren Partnern in der Bauwirt- Mut und Pragmatismus von allen Beteiligten und setzt ein schaft auch in Zukunft an der Lösung gesellschaftlicher beherztes Handeln voraus. Dadurch können sich durch- Herausforderungen wie z.B. der Schaffung bezahlbaren, aus Zielkonflikte ergeben, die nicht ohne Kompromisse klimagerechten Wohnraums oder einer zukunftsfähigen aufzulösen sind, und die ein offenes Miteinander von Verkehrs-, Energie- und Digitalinfrastruktur mitwirken. Politik, Zivilgesellschaft und Industrie erfordern. Angesichts ihrer herausragenden Bedeutung für das Die deutschen Zementhersteller sind bereit, sich in die- Bauen trägt die Zementindustrie für Klimaschutz und sen Transformationsprozess einzubringen. Sie verstehen Ressourcenschonung eine besondere Verantwortung. sich als Teil der Lösung und wollen ihren Beitrag zur Dieser stellen sich die Zementhersteller in Deutschland Klimaneutralität leisten. Sie setzen auf eine Politik, die und arbeiten mit Hochdruck an der Dekarbonisierung geeignete Rahmenbedingungen schafft, damit diese in ihrer Produkte und Prozesse. In der 2020 veröffent- der Geschichte der Menschheit ohne Frage einmalige lichten CO2-Roadmap der deutschen Zementindustrie Transformation gelingen kann. zeigen sie, wie eine klimaneutrale Betonbauweise erzielt
4 1 Rahmenbedingungen schaffen für die industrielle Transformation zur Klimaneutralität Wettbewerbsfähigkeit und Infrastruktur für Transport von CO2, H2 Technologieführerschaft erhalten und Strom aufbauen Die Dekarbonisierung von Zement und Beton ist eine Der Aufbau regionaler CO2-Infrastrukturnetze ist ent- Transformation von ungeahntem Ausmaß. In tech- scheidend für die Dekarbonisierung der Zementherstel- nischen Fragen, gerade beim Klimaschutz, sind die lung und die Entstehung von CCUS-Wertschöpfungs- Zementhersteller in Deutschland heute auch im welt- ketten (gilt auch für H2- und Stromnetze). Ein Transport weiten Vergleich Technologieführer. Diese Technologie- des abgeschiedenen CO2 aus dem Zementwerk ist führerschaft gilt es künftig zu erhalten und auszubauen, Voraussetzung für die anschließende Nutzung oder Ein- indem Zement und Zementklinker weiterhin unter hohen bindung. CO2-Infrastrukturprojekte müssen für rasche Umwelt-/Klimaschutzstandards in Deutschland produ- Dekarbonisierungsfortschritte bis 2030 schon in der ziert werden – was die Transformation zur Klimaneutrali- nächsten Legislaturperiode angegangen und Dialog-/ tät nachhaltig stärkt. Beteiligungsprozesse von der Politik flankiert werden. Schnellere, digitalisierte Genehmigungsverfahren sind Carbon Leakage effektiv verhindern dafür zu etablieren. Eine Abwanderung der Klinkerproduktion in Länder mit Mehr erneuerbare Energien und Zugang zu geringeren Klimaschutzambitionen muss unbedingt Alternativbrennstoffen gewährleisten verhindert werden. Daher ist ein internationales Level- Playing-Field gerade für Investitionen in CO2-effiziente Die Dekarbonisierung von Zement und Beton basiert auf Technologien erforderlich. Kernelement sollte dabei die einem umfassenden Maßnahmenmix, der in erheblichem Benchmark-Zuteilung im EU-Emissionshandel bleiben. Umfang auf grünen Strom angewiesen ist. Dieser muss Ergänzende Instrumente (z.B. CO2-Grenzausgleich) sind zuverlässig und preisgünstig zur Verfügung stehen. Der ergebnisoffen zu prüfen. Ein wirksamer Carbon-Leakage- weitere Ausbau erneuerbarer Energien sowie eine Bei- Schutz ist dabei jederzeit sicherzustellen. behaltung bestehender Stromkostenentlastungen für die Zementindustrie stellen eine wichtige Voraus- Breakthrough-Innovationen zur setzung für Klimaneutralität dar. Insofern müssen Mehr- Dekarbonisierung fördern belastungen bei der Transformationsenergie Strom durch Abgaben, Steuern und Umlagen vermieden werden. Hierfür sind die entsprechenden EU-beihilferechtlichen Neue Produktionsverfahren in der Zementindustrie, Voraussetzungen zu schaffen. Von besonderer Bedeu- etwa die Abscheidung von CO2 im Zementwerk und des- tung für die Zementindustrie ist zudem der langfristige sen anschließende Nutzung bzw. Speicherung (CCUS), ausreichende Zugang zu alternativen, biomassehaltigen sollten wegen hoher Kosten verlässlich finanziell Brennstoffen. Diese ermöglichen in Verbindung mit Tech- gefördert werden – bei den Kapital- und vor allem den nologien zur CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speiche- Betriebskosten. Bestehende nationale und europäische rung für die Zementindustrie sogar negative Emissionen. Förderprogramme sind auszuweiten, unbürokratisch auszugestalten sowie um das Instrument der Carbon Contracts for Difference (CCfD) zu ergänzen. Auch gilt es, das europäische Beihilferecht auf die Anforderungen der Klimaneutralität auszurichten und Genehmigungs- prozesse für den Einsatz neuartiger Dekabonisierungs- technologien zu beschleunigen.
5 2 Nachhaltiges Bauen fördern für eine klimagerechte und ressourcenschonende Zukunft Grüne Leitmärkte für CO2-effiziente Einsatz von Recyclingbaustoffen zur Kreis- Zemente und Betone schaffen laufwirtschaft fördern Die Fortschritte bei der Dekarbonisierung industrieller Beton ist ein vollständig rezyklierbarer Baustoff. In ge- Prozesse sind eng mit dem Einsatz zunehmend CO2- brochener Form wird er als Gesteinskörnung schon effizienterer Zemente/Betone beim Bauen zu verzah- heute bei der Betonherstellung oder auch in anderen nen. Nur wenn die Innovationen auch in die Anwendung Bauanwendungen eingesetzt. Im Sinne der Kreislaufwirt- gebracht werden, wird das CO2-Minderungspotenzial schaft schont dies Primärrohstoffe wie Kies und Natur- auf der Ebene der Bauwerke ausgeschöpft. Hierfür stein. Die bereits heute erfolgreiche Verwertung minera- sind technologieoffene Anreize sowie ein Mitwirken lischer Bauabfälle bietet in Zukunft weitere Potenziale, aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette Bau ent- z.B. durch den verstärkten Einsatz von Recyclingbeton. scheidend. Die öffentliche Beschaffung könnte hierbei Hier könnte gerade die öffentliche Beschaffung positive positive Impulse setzen. Dabei sind jedoch regionale Impulse setzen. Regionale Verfügbarkeiten, kurze Trans- Unterschiede bei der Verfügbarkeit der Rohstoffe zu portwege und die Wirtschaftlichkeit werden dabei auch beachten, die für die Herstellung dieser besonders CO2- künftig ausschlaggebend für den nachhaltigen Einsatz effizienten Zemente und Betone benötigt werden. von Recyclingmaterialien beim Bauen sein. Regulato- risch sollten qualitätsgesicherte Rezyklate unmittelbar Technologieoffenheit als Leitprinzip für nach der Aufbereitung Produktstatus erhalten. nachhaltiges Bauen verankern Innovation und Digitalisierung entlang der Bauwerke sind konsequent an den Prinzipien des nach- Wertschöpfungskette Bau stärken haltigen Bauens auszurichten. Eine Bevorzugung ein- zelner Baustoffe/Bauweisen ist zu vermeiden, um den Um Innovationen zum klimagerechten und ressourcen- notwendigen Innovationswettbewerb aller Bauweisen schonenden Bauen wirksam voranzutreiben, sind in- um die besten Lösungen für Klimaneutralität und Res- novative Bauweisen umfangreich zu fördern. Entspre- sourcenschonung nicht zu gefährden. Der Grundsatz chende Förderprogramme wie „Zukunft Bau“ oder auch der Technologieoffenheit ist daher in allen relevanten „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Bauen und Regelungen zu verankern. Mineralische Stoffkreisläufe (ReMin)” sollten fortgesetzt sowie Mitteleinsatz/Förderquoten erhöht werden. Die Nachhaltigkeit von Bauwerken über den Digitalisierung des Bauens z.B. durch Building Informa- tion Modeling (BIM) kann diesen Prozess unterstützen. Lebenszyklus bewerten Neben dem Material-Input ist der Nutzen von Baustof- fen/Bauteilen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks zu bewerten. Dies umfasst die Beurteilung der Nachhaltigkeit über die Herstellungs- und Nutzungspha- se inkl. Wiederverwendung/Verwertung der Baustoffe nach Abbruch des Bauwerks. Zudem sollten bautech- nische Eigenschaften (Standsicherheit, Brandschutz, Umweltverträglichkeit) die Baustoffwahl bestimmen – für ein sicheres, klimagerechtes, ressourcenschonendes Bauen. Dabei gilt es auch, Gebäude, Städte und Infra- strukturen für die Zukunft klimaresilient zu gestalten.
6 3 Heimische Rohstoffgewinnung sichern für eine zukunftsfähige Industrie und mehr Artenvielfalt Zugang zu heimischen Rohstoffen langfristig Industriebeitrag zur Artenvielfalt stärken gewährleisten durch „Natur auf Zeit“ Jährlich werden zur Herstellung von Zement und Beton Die Abbaustätten der Zementindustrie sind Hotspots rund 40 Mio. t Kalkstein sowie ca. 140 Mio. t Kies, Sand der Biodiversität. Sie bieten eine hohe Standortvielfalt, und gebrochener Naturstein gewonnen, die oberflächen- nährstoffarme Böden und eine sehr hohe Dynamik. Dies nah und schonend abgebaut werden. Der Flächenbedarf gilt nicht nur für ehemalige, sondern auch für aktiv be- für die Kalksteingewinnung zur Zementherstellung ist da- triebene Gewinnungsflächen, die schon heute wertvolle bei sehr gering (0,0002 % der Landesfläche). Ein lang- Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen bieten. Der fristig gesicherter Zugang zu diesen Primärrohstoffen ist Ausgleich von Rohstoffgewinnung und Artenschutz ist auch in Zukunft Voraussetzung für eine nachhaltige hei- künftig weiter zu optimieren, indem temporäre Lebens- mische Zement- und Betonproduktion. Auch hinsicht- räume für ausgewählte Arten ermöglicht werden. Hier- lich kapitalintensiver Investitionen im Zuge der Dekar- zu ist eine konkrete Einbeziehung von „Natur auf Zeit“ in bonisierung benötigen Unternehmen und Beschäftigte das Naturschutzrecht nötig. Der Naturschutzbund NABU eine sichere Rohstoffbasis. Der Bund sollte sich in Ko- sowie die Baustoffindustrie haben hierzu gemeinsam ei- operation mit den Ländern verstärkt für die planerische nen konkreten Vorschlag erarbeitet, den Bund und Län- Sicherung knapper Abbauflächen und effiziente Geneh- der konsequent umsetzen sollten. migungsverfahren einsetzen. So sind z.B. ausreichende Vorranggebiete für die Rohstoffgewinnung auszuweisen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund der abnehmen- den Verfügbarkeit geeigneter Sekundärrohstoffe in Folge von Energiewende und industrieller Transformation.
Impressum Herausgeber Verein Deutscher Zementwerke e.V. (VDZ) Toulouser Allee 71 40476 Düsseldorf T +49 (0)211 45 78-0 F +49 (0)211 45 78 296 vdz@vdz-online.de www.vdz-online.de Verantwortlich Dr. Martin Schneider Redaktion Manuel Mohr Design arndtteunissen GmbH, Düsseldorf Gestaltung Verlag Bau+Technik GmbH, Erkrath Druck Kopp Druck und Medienservice GmbH, Köln Zitierung Verein Deutscher Zementwerke, VDZ, Hrsg. Positionen der Zementindustrie zur Bundestagswahl 2021 Düsseldorf, 2021 Düsseldorf, Juni 2021
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