Präeklampsie - Österreichische Ärztezeitung
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S TAT E O F T H E A R T Präeklampsie © shutterstock, Abbildungen © Mila Cervar-Zivkovic Die Einführung des soluble fms-like tyrosine kinase-1 (SFLT 1) und placental growth factors (PlGF) in die klinische Routine ermöglicht eine genaue Differentialdiagnostik zur isolierten Hypertonie und ein optimales Management schwerer Präeklampsie-Formen. Mila Cervar-Zivkovic 30 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 20 | 25. Oktober 2018
Präeklampsie S T A T E O F T H E A R T Aktuelle Entwicklungen Die kombinierte Form, die sich manchmal bei vorbestehenden immunologischen Erkrankungen Präeklampsie definiert man als ein schwanger- und Thrombophilie (zum Beispiel Antiphospholi- schaftsspezifisches Syndrom mit zwei klinischen pid Syndrom) manifestiert, kann mit systemischer Hauptsymptomen: dem arteriellen Bluthochdruck Kreislaufbeteiligung, Endothelschäden und (≥ 140/90 mmHg) und Proteinurie (≥ 300 mg/dl) Thrombosen, aber auch mit schwerwiegenden Pla- mit der Erstmanifestation nach der 20. Schwan- zenta-assoziierten Erkrankungen wie zum Beispiel gerschaftswoche (SSW). Aktuelle Entwicklungen Plazentainsuffizienz, vorzeitiger Plazentalösung, bestätigen, dass dem Krankheitsbild eine multi- extremer Wachstumsrestriktion, fetalen Entwick- faktorielle Ätiologie zugrunde liegt, die genetische, lungsstörungen, fetalen Thrombosen, intrauteriner immunologische, metabolische und Umwelt- Asphyxie und intrauterinem Fruchttod einher- faktoren beinhaltet. Dies hat äußerst dichotome gehen. pathophysiologische Prozesse zur Folge, die mit einer breiten Palette von begleitenden klinischen Die positiven Effekte von Acetylsalicylsäure in ei- Symptomen, unterschiedlichen Zeitpunkten der ner Dosierung von 100-150mg (Aspirin, ASS) auf Erstmanifestation und vielen assoziierten Schwan- Vasomodulation, Trophoblastinvasion und Koagu- gerschaftskomplikationen wie Eklampsie, HELLP- lation (Abb. 2) werden heute zur Vorbeugung der Syndrom, vorzeitige Plazentalösung, intrauterine Präeklampsie eingesetzt. International wird As- Wachstumsrestriktion (IUGR) und intrauterinem pirin praktisch von allen Fachgesellschaften zur Fruchttod (IUFT) einhergehen. Prophylaxe der Präeklampsie empfohlen. Sie sind sich darin einig, dass die Prophylaxe im ersten Tri- Bei der überwiegend plazentaren Form stellt man mester begonnen werden muss und bis zur 34. bis als erste erkennbare Pathophysiologie die gestörte 36. Schwangerschaftswoche fortgesetzt werden intravasale Trophoblastinvasion und Endothel- be- könnte. ziehungsweise Trophoblastapoptose fest (Abb. 1). Die daraus resultierende unzureichende Erweite- Die ASS-Behandlung wird auf jene Schwangere mit rung der mütterlichen Spiral- und Radialarterien dem höchsten Risiko begrenzt. Als beste Methode hat einen erhöhten Widerstand und damit einen zur Risiko-Bewertung im ersten Trimester hat sich verminderten Blutfluss zu Plazenta und Fetus zur der Algorithmus erwiesen, der neben mütterlichen Folge. Risiken wie erhöhter Blutdruck, Übergewicht und Präeklampsie in früheren Schwangerschaften, Ul- Die pathologische Plazentaperfusion führt im feta- traschallbefunde (Pulsatilitätsindex der uterinen len Kompartiment im zweiten oder dritten Trimes- Arterien) und biochemische Faktoren (Schwan- ter zur intrauterinen Wachstumsrestriktion, gerschafts-assoziiertes Plasmaprotein-A, PAPP-A fetaler Asphyxie und intrauterinem Fruchttod be- und plazentaler Wachstumsfaktor, PLGF) beinhal- ziehungsweise die Hypoxie und der Endothelscha- tet. Mit der Screening-Methode können 96 Prozent den führen zu Vasokonstriktion, pathologischer der Präeklampsien, die unbehandelt zu einer Ge- intravasaler Koagulation und zur klinischen Mani- burt vor der 34. Woche führen würden, rechtzei- festation einer Präeklampsie. tig erkannt werden. In der First Trimester Aspirin Trial (ASPRE) Studie konnte gezeigt werden, dass Die überwiegend maternale Form der Prä- 150 mg Aspirin – gegeben von der elften bis zur 14. eklampsie bei vorbestehenden kardiovaskulären Woche bis hin zur 36. Woche – die Häufigkeit einer Erkrankungen (chronische Hypertonie), Stoff- Präeklampsie um 72 Prozent senkt. wechselstörungen (Diabetes mellitus, metabo- lisches Syndrom) manifestiert sich meist in den Um die Diagnostik und Differentialdiagnostik letzten Wochen des dritten Trimesters als „late on- der Präeklampsie zu anderen Hochdruckerkran- set“ oder Spät-Präeklampsie. Diese Form präsen- kungen in der Schwangerschaft zu verbessern, tiert sich primär als mütterliche Symptomatik und wurden bereits in letzten Jahren Biomarker des geht oft mit normalgewichtigen oder sogar überge- zweiten und dritten Trimesters - soluble vascular wichtigen Kindern einher. endothelial Growth Factor (sFLT-1) und Placenta » 20 | 25. Oktober 2018 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 31
Präeklampsie Krankheitsbilder und Differentialdiagnostik Abb. 1: Intravasale Trophoblastinvasion* Leichte Präeklampsie Blutdruck ≥140/90 mmHg und Proteinurie ≥0,3 g/24h ohne zu- sätzliche Symptomatik einer schweren Präeklampsie. Schwere Präeklampsie Blutdruckwerte ≥ 160/110 und eines der folgenden Kriterien: • Proteinurie ≥5 g/24h • Nierenfunktionseinschränkung (Kreatinin ≥ 1.0 g/l oder Oli- gurie < 30 ml/h über drei Stunden) • Leberbeteiligung (Transaminasenanstieg auf mehr als das Zweifache des Normalwerts) • starke rechtseitige Oberbauchschmerzen, Schmerzen im Epi- *im erstem Trimester und Trophoblastapoptose am Ende der Schwan- gastrium gerschaft in normalen Schwangerschaften, Präeklampsie und intraute- • Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent beziehungsweise Lun- riner Wachstumsrestriktion. genödem oder Zyanose Im ersten Trimester invadieren die Trophoblastzellen aus dem unteren Anteil der Zellsäule teils interstitiell (türkis), teils intravasal (violet) in die • Thrombozytopenie < 100 000/µl oder sonstige Zeichen einer Spiral- und Radialarterien, ersetzen die Endothelzellen durch Apoptose Hämolyse reversibel und bewirken eine physiologische Vasodilatation. Die intra- • Neurologische Symptome (schwere Kopfschmerzen, Sehstö- vasale Trophoblastapoptose und Re-Endothelisierung beginnt im dritten Trimester. rungen) Bei der Präeklampsie besteht oft eine mangelhafte Trophoblastinvasion • Intrauterine Wachstumsrestriktion und Apoptose schon ab dem ersten Trimester, die zur Präeklampsie und fetalen Wachstumsrestriktion führen kann. Pfropf-Präeklampsie Nach der 20. SSW plötzlich auftretende Verschlechterung einer bereits bestehenden chronischen Hypertonie oder einer Prote- inurie in Kombination mit einem oder mehreren neu aufgetre- Abb. 2: Gleichgewicht der vasoaktiven Substanzen tenen Symptom(en) der Präeklampsie. Eklampsie Erstmanifestation von tonisch-klonischen Krampfanfällen in der Schwangerschaft; kommt manchmal bei fehlender Hyperto- nie oder Proteinurie (14 bis 34 Prozent) vor. Differentialdiagnosen: Grand-Mal Epilepsie, Katatonie, Katalepsie. HELLP-Syndrom Die Diagnose wird durch die Kombination von spezifischen La- borparametern gestellt. Die Voraussetzung für ein gesundes Kreislaufsystem ist das Gleichge- (H) Hämolyse (erhöhtes LDH/erniedrigtes Haptoglobin) wicht der Gegensätze. Bei der Präeklampsie überwiegen die Vasokon- (EL) erhöhte Leberenzyme striktoren, die gleichzeitig Trophoblastinvasion hemmen und prokoagu- latorisch wirken. Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS) in niedriger Dosierung (LP) Thrombozytopenie (
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T Abb.3: Prognostische Möglichkeiten Chronische Hypertonie Präkonzeptionell oder in der ersten Schwangerschaftshälfte dia- gnostizierte Hypertonie, RR≥140 und/oder ≥ 90 mmHg. Präexsistente Proteinurie Präkonzeptionell oder in der ersten Schwangerschaftshälfte dia- gnostizierte Proteinurie ≥300 mg/dl. Gestationshypertonie (schwangerschaftsinduzierte Hypertonie, SIH) Nach der 20. SSW auftretende Hypertonie (RR ≥140 und/oder ≥ 90 mmHg) ohne Proteinurie, keine zusätzlichen Symptome bei einer zuvor normotensiven Schwangeren, die spätestens zwölf Wochen nach der Geburt wieder normale Blutdruckwerte aufweist. Das prognostische Verfahren beinhaltet Präeklampsie-Screening im Diagnose ersten Trimester mit der Konsequenz der Aspirin-Prophylaxe und das neue Vorgehen zur Früherkennung neues diagnostisches Verfahren im zweiten und dritten Trimester für Risikopatientinnen. Durch die Entwicklung von neuen prognostischen Methoden kann man eine drohende Präeklampsie vor der klinischen Ma- nifestation erkennen. Abb. 4: Biomarker im zweiten und dritten Trimester Präeklampsie-Screening im 1. Trimester Im ersten Trimester werden die Schwangeren über die Mög- lichkeit des Präeklampsie-Screenings und einer Aspirin-Pro- phylaxe bei positivem Ergebnis informiert. Der Algorithmus beinhaltet mütterliche Anamnese, biophysikalische Parameter (Blutdruck und Dopplersonographie der Arteriae uterinae) Gesundes Endothel Endothelschaden und biochemische Parameter (Biomarker PAPP-A und PlGF, siehe „Aktuelle Entwicklungen“) und berechnet das Risiko zur PlGF FLT-1 sFLT-1 Entwicklung einer Präeklampsie in der Schwangerschaft (Abb. 3). Bei auffälligem Screening beginnt man mit einer Aspirin- Prophylaxe. Bei vaskulärer Homöostase wird der Placenta Growth Faktor (PlGF) aus dem Trophoblasten sezerniert und an vascular endothelial growth factor (FLT-1) der Endothelzellmembran gebunden. Das stimuliert Neugefäßbil- Bei Verdacht auf Präeklampsie wird folgendes standardisiertes dung und Vasodilatation. Durch die verminderte Sekretion des PlGFs aus diagnostisches Verfahren durchgeführt: dem Trophoblasten, Endothelschaden und Hypoxie wird der Rezeptor (soluble vascular endothelial growth factor, sFLT-1) in die maternale • Geburtshilfliche Grunduntersuchung (Anamnese, Blutdruck, Zirkulation freigelöst. Koeffizient des messbaren löslichen Rezeptor und Harn, Gewicht) PlGF Proteins (sFLT1/PlGF) wird als Biomarker im zweiten und dritten • 24h-Blutdruckmessung und Proteinmessung oder Trimester für die Früherkennung der Präeklampsie eingesetzt. • Selbstbeobachtung mit Patientenkontrollblatt: • wenn ohne Befund ➝ Fortsetzung des Selbst-Monitorings; so- fortige Wiedervorstellung wenn: Hämorrhagie, Niereninsuffizienz und vorzeitige Plazentalösung o zweimal hintereinander ≥ 160 und/oder 110 mmHg, als auch fetale Komplikationen wie beispielsweise intrauterine o „Unwohl fühlen” Asphyxie und intrauteriner Fruchttod sind schwerwiegend und o Kopfschmerzen, Sehstörungen nachhaltig. Die perinatale Mortalität beträgt weltweit 7,7 bis 60 o Oberbauchschmerzen Prozent; das Wiederholungsrisiko beträgt bis 30 Prozent. o Blutungen o verringerte Kindsbewegungen Differentialdiagnosen: thrombotisch-thrombozytopenische Pur- o massive Ödeme, pura (TTP), hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), akute o Protein im Harn > + (Harnstick) Schwangerschaftsfettleber, idiopatische Thrombozytopenie • Klassifikation (chronische Hypertonie, Schwangerschafts- (ITP), schwangerschaftsinduzierte Thrombozytopenie (SIT), in- induzierte Hypertonie, leichte Präeklampsie, schwere Präe- trahepatische Cholestase. klampsie, Pfropfpräeklampsie, HELLP-Syndrom, Eklampsie) » 20 | 25. Oktober 2018 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 33
Präeklampsie Abb. 5: Management nach Präeklampsie-Screening Abb. 6: Klinisches Vorgehen bei verschiedenen Krankheitsbildern Wenn ein Risiko für die Entwicklung einer Frühpräeklampsie entdeckt wurde, sind die Prophylaxe mit Aspirin und engmaschige geburtshilfliche Kontrollen indiziert. Unauffällige Schwangerschaften können standard- mäßig betreut werden. » • Aufklärungsgespräch über Präeklampsie Klinisches Vorgehen nach der Diagnose Präeklampsie in Bezug zum • Psychologische Stress-Evaluierung und Behandlung optimalen Entbindungszeitpunkt. Die Lungenreifung sollte idealerweise drei bis sieben Tage vor der Entbindung abgeschlossen werden. • Ultraschall: fetale Biometrie und Doppler inklusive Doppler P = Präeklampsie, E = Eklampsie, H = HELLP-Syndrom Aa. Uterinae • Komplettes Labor mit Leberwerten, Nierenwerten, Blutbild, Gerinnung und Biomarker (sFLT1/PlGF Quotient, siehe „Ak- tuelle Entwicklungen“ - Abb. 3, Abb. 4) Therapie ® det werden. Beta-Blocker (Metoprolol, Beloc ) sollten wegen eines Zusammenhangs mit fetalen Komplikationen wie fetaler Wachstumsrestriktion, Bradykardie/Hypotonie, respiratorischer Ist das Präeklampsie-Screening auffällig, wird vor der 16. SSW Depression und Hypoglykämie vermieden werden. eine Prophylaxe mit Aspirin 100-150 mg abends eingeleitet (Abb. 4). Die individuelle Indikation, Anpassung der Dosis Bei schwerwiegenden Krankheitsbildern wie und Berücksichtigung der Kontraindikationen und Nebenwir- • ambulant nicht einstellbarem Bluthochdruck, Blutdruckwerte kungen sind unumgänglich. Die Aspirin-Prophylaxe ist grund- ≥ 160/110 sätzlich bis zum Ende der Schwangerschaft möglich; meistens • schwere Präeklampsie wird sie spätestens in der vollendeten 37. Schwangerschafts- • Eklampsie oder Krampfanfälle in der Schwangerschaft mit/ woche beendet. ohne Kriterien einer Präeklampsie bei unbekannter Epilepsie, Sehstörungen, Schwindel, starken Kopfschmerzen, Bewusst- Die antihypertensive Therapie in der Schwangerschaft wird seinsstörungen, neurologischen Ausfällen bei einer bekannten chronischen Hypertonie bei Eintritt der • Atembeschwerden Schwangerschaft oder spätestens im ersten Trimester umge- • vorzeitiger Plazentalösung, intrauterinem Fruchttod und stellt; bei einer isolierten schwangerschaftsspezifischen Hyper- • HELLP-Syndrom tonie (SIH) nach der 20. Schwangerschaftswoche eingeleitet. ist die stationäre Aufnahme indiziert. Je nach Schweregrad der Die Zielwerte bleiben in mäßigen bis hohen Normbereich: Präeklampsie beziehungsweise bei lebensbedrohlichen ma- systolisch 120-140 mmHg und diastolisch 80-90 mmHg. ternalen Komplikationen wird auch im Hinblick auf die Folgen einer Frühgeburt die Entscheidung getroffen, ob die Schwanger- ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten, Aldoste- schaft weitergeführt oder entbunden wird (Abb. 6). ron-Antagonisten und Thiazid-Diuretika sind in der Schwanger- schaft kontraindiziert. In der Phase der Stabilisierung wird eine Eklampsie-Therapie beziehungsweise Prophylaxe und/oder fetale Neuroprotek- Mittel erster Wahl sind α2-Blocker (Methyl-Dopa, Aldometil , ® tion mit Magnesiumsulfat durchgeführt. Die Kortikosteroide ® Presinol . Bei unzureichender Wirkung können Kalziumantago- werden zu fetaler Lungenreifung und zusätzlich beim HELLP- ® ® nisten (Nifedipin , Adalat ret. ), α1-Blocker (Urapidil, Ebrantil ), arterielle Vasodilatatoren (Dihydralazin; Nepresol/Depresan, ® Syndrom verwendet. Bei immunologischen Erkrankungen und Thrombophilie (zum Beispiel Antihospholipid-Syndrom) und ® obsolet) oder α- und β-Blocker (Labetalol; Trandate ) angewen- in der Reproduktionsmedizin (Infertilität) wird die Therapie 34 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 20 | 25. Oktober 2018
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T beziehungsweise Prophylaxe mit niedermolekularem Literatur bei der Verfasserin Heparin (NMH) vor der Schwangerschaft oder in der Frühschwangerschaft eingeleitet und während der ge- *) ao. Univ. Prof. Dr. Mila Cervar-Zivkovic, Universitätsklinik samten Schwangerschaft und des Wochenbetts verab- für Frauenheilkunde und Geburtshilfe/Klinische Abteilung für reicht. Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Tel.: 0316/ 385-81083, E-mail: mila.cervar-zivkovic@klinikum-graz.at Wichtige Fallgruben Lecture Board • Oft wissen schwangere Frauen nicht von ihrer be- Univ. Prof. Dr. Harald Zeisler, Universitätsklinik für reits vorbestehenden Hochdruckerkrankung. Ein er- Frauenheilkunde/Medizinische Universität Wien; höhter Blutdruck diagnostiziert vor der 20. Schwan- Univ. Prof. Dr. Uwe Lang, Universitätsklinik für Frauenheil- gerschaftswoche wird als chronischer Hochdruck kunde und Geburtshilfe/ Klinische Abteilung für Geburtshilfe, klassifiziert. Medizinische Universität Graz; • Präeklampsie-Screening ist ausnahmslos keine Kas- PD Dr. Manfred Mörtl, Abteilung für Gynäkologie und Geburts- senleistung und soll jeder Schwangeren angeboten hilfe, Perinatalzentrum/Klinikum Klagenfurt am Wörthersee werden. • Die Aspirin-Gabe ist je nach Indikation mit der Pati- Ärztlicher Fortbildungsanbieter entin individuell zu besprechen. Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe/ • Präeklampsie als Erkrankung ist weder einheitlich Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische in der Ätiologie, noch im Verlauf und Symptomatik, Universität Graz daher ist ein individuelles Vorgehen unumgänglich; eine kritische Mitteilung der Unvollkommenheit der aktuellen Wissenslage und Darstellung der Tatsa- chen ist eine bessere Option als ein aufklärungsspar- samer Behandlungsweg. • Bei der Präeklampsie ist die Geburt nicht das Ende der Vorsorge, sondern der Beginn einer intensivierten Wochenbettbetreuung, da sich HELLP-Syndrom, Ek- lampsie, thrombotische Erkrankungen und Hämor- rhagie im Wochenbett oft erstmals manifestieren. • Präeklampsie geht nicht selten mit Plazenta-assozi- ierten Komplikationen wie zum Beispiel vorzeitiger Plazentalösung, intrauteriner Fruchttod und intra- uteriner Wachstumsrestriktion einher. • Bei der Differenzierung und beim Management der Präeklampsie und isolierter Hypertonie sind die Bio- marker des zweiten und dritten Trimesters hilfreich. • Die Entscheidung zur Entbindung kann aufgrund mütterlicher oder fetaler Indikationen getroffen wer- den. • Die Lungenreifung sollte erst bei vorhersehbarer Entbindung erfolgen, idealerweise nicht länger als eine Woche vor der Geburt. • Bei einer Präeklampsie mit drohender extremer Frühgeburt (23+0 bis 23+6 SSW) sollte der Ent- schluss zum Zeitpunkt des Beginns der Lungen- reifeinduktion individuell mit den werdenden Eltern besprochen werden. • Die Aufklärung im Rahmen der Schwangerschaft über die langfristigen gesundheitlichen Auswir- kungen der Präeklampsie bietet eine rechtzeitige Chance zur Vorbeugung. 20 | 25. Oktober 2018 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 35
DFP-Literaturstudium: Präeklampsie Im Rahmen des Diplom-Fortbildungs- 1) Präeklampsie wird diagnostiziert wenn: Programms der Österreichischen Ärztekammer (drei Antworten richtig) ist es möglich, durch das Literaturstudium in a) Blutdruck ≥ 140/90 mmHg, erstdiagnostiziert in der Schwangerschaft der ÖÄZ Punkte für das DFP zu erwerben. b) Blutdruck ≥ 140/90 mmHg, erstdiagnostiziert nach der 20. SSW, kombiniert mit Proteinurie >300 mg/24 h Harn Insgesamt müssen vier von sechs Fragen richtig c) Blutdruck ≥ 140/90 mmHg nach der 20. SSW, beantwortet sein. Eine Frage gilt als korrekt kombiniert mit intrauteriner Wachstumsrestriktion beantwortet, wenn alle möglichen richtigen d) Blutdruck ≥ 140/90 mmHg nach der 20. SSW Antworten markiert sind. e) Blutdruck ≥ 160/110 mmHg und Thrombozytopenie nach der 20. SSW Schicken Sie diese Seite bis 7. Jänner 2019 an: 2) Aspirin wird als Präeklampsie-Prophylaxe verabreicht: (zwei Antworten richtig) Verlagshaus der Ärzte GmbH, z. Hd. Claudia Chromy a) Von 50-200 mg, dem maternalen Gewicht angepasst Nibelungengasse 13, 1010 Wien b) Manchmal schon vor der Schwangerschaft bei Fax: 01/512 44 86-55 Risiko-Anamnese (Reproduktionsmedizin) E-Mail: c.chromy@aerzteverlagshaus.at c) Nach der Schwangerschaft mit Präeklampsie als Vorbereitung für die nächste Schwangerschaft d) Nach auffälligem Präeklampsie-Screening www.aerztezeitung.at/DFP-Literaturstudium 3) Niedermolekulares Heparin (NMH) ist im ersten Trimester indiziert bei: (zwei Antworten richtig) a) Varikositas Bitte deutlich ausfüllen, da sonst die Einsendung b) Übergewicht nicht berücksichtigt werden kann! c) Diabetes mellitus Name: d) Antiphospholipid-Syndrom e) Ovarielles Hyperstimulationssyndrom 4) Die Entbindung ist bei einer mit Präeklampsie komplizierten Schwangerschaft indiziert: (zwei Antworten richtig) ÖÄK-Arztnummer: a) nach 34+0 SSW, wenn sFlt-1/PlGF über 655 Adresse: b) nach 24+0 SSW, bei vorzeitiger Plazentalösung c) nach 28+0 SSW, wenn Diagnose gestellt ist d) nach der 40. SSW e) nach einer schweren Hyperemesis kombiniert mit sFlt/PlGF im intermediären Bereich E-Mail-Adresse: 5) In der Schwangerschaft wird folgende antihypertensive Therapie empfohlen: (drei Antworten richtig) a) Das, was effizient ist; der Erfolg gibt Recht. b) So wenig wie möglich, so selten wie notwendig. c) α-Blocker Zutreffendes bitte ankreuzen: d) Nifedipin Turnusarzt/Turnusärztin Zwei Drittel der Fragen richtig beantwortet: e) ACE-Hemmer Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin f) Metoprolol Facharzt/Fachärztin für 6) Die medizinische Nachsorge nach einer Präeklampsie beinhaltet: (drei Antworten richtig) a) Empfehlung der internistischen Vorsorgeuntersu- Ich besitze ein gültiges DFP-Diplom. chungen Ich nutze mein DFP-Fortbildungskonto. b) Aufklärung bezüglich Risiko für die nächste Schwan- gerschaft Bitte die DFP-Punkte automatisch buchen. c) Plan für die Vorsorge in der nächsten Schwangerschaft d) den Stellenwert der Präeklampsie deutlich zu erklären Altersgruppe: und Rauchen, Übergewicht und Stress strengstens zu verbieten. < 30 41–50 31–40 51–60 > 60 36 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 20 | 25. Oktober 2018
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