PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of

Die Seite wird erstellt Sven Haag
 
WEITER LESEN
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

          Monday, June 29, 2020
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW                                                         Monday, June 29, 2020

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Print), 27.06.2020, DB
       Singverbot                                                                     4

Deutschlandfunk (Radio/Online), 25.06.2020, BSA
       Jacob Eder und Kristina Meyer im Gespräch über „Holocaust-Angst“               5

Berliner Morgenpost (Print), 26.06.2020
        Kulturhilfefonds fördert Projekte mit 5,3 Mio. Euro                          6

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Print), 29.06.2020
       Der Zukunft zugewandt. Die Berliner Staatskapelle wird 450 Jahre alt          8

Der Tagesspiegel (Print), 29.06.2020
       Andrea Zietzschmann über Streaming, Kurzarbeit und die kommende Spielzeit     10

Berliner Morgenpost (Print), 26.06.2020
        Der Klangzauberer vom Gendarmenmarkt. Christoph Eschenbach                   14

Deutschlandfunk Kultur (Radio/Online), 26.06.2020
       Sinfonie in der Kammer. DSO Berlin spielt live mit Antonello Manacorda        22

Der Tagesspiegel (Print), 29.06.2020
       Ein Ausblick auf den Kultursommer im Stream                                   25

Deutsche Welle (Print), 28.06.2020
       Die "neue Normalität" im Konzertsaal - ein Selbstversuch                      27

Der Tagesspiegel (Print), 28.06.2020
       Berliner Ensemble testet effiziente Raumdesinfektion                          31

Der Tagesspiegel (Print), 28.06.2020
       Kulturnachrichten                                                             32

Süddeutsche Zeitung (Print), 29.06.2020
       Bund erwägt Rückkauf des Hamburger Bahnhofs                                    33
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Berliner Morgenpost (Print), 28.06.2020
        Jedes Buch ein Erfolg. Gespräch zum 70. Jubiläum von Suhrkamp mit Verleger
        Jonathan Landgrebe                                                                     34

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Print), 27.06.2020
        Auf Bewährung. Kirill Serebrennikow schuldig gesprochen                                38

Die Welt (Print), 27.06.2020
       Evas Werk und Annas Beitrag. Neue Einspielung von Anna Prohaska und Julius Drake        40

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Print), 29.06.2020
        Schauerstücke einer schwarzen Romantik. Bariton Stéphane Degout brilliert mit
        deutschen Balladen                                                                     42

Der Tagesspiegel (Print), 28.06.2020
       Hörnerklang. Kompositionen von Beethovens Zeitgenossen                                  44

Süddeutsche Zeitung (Print), 29.06.2020
       Alle Menschen werden Brüder. Aktivisten beschwören Beethovens „nordafrikanische
       Wurzeln“                                                                                46

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Print), 27.06.2020
        Mein Herz so weiß. Ist es rassistisch, bei der Beurteilung von Musik nach Hautfarben
        zu unterscheiden?                                                                      47

Süddeutsche Zeitung (Print), 29.06.2020
       Auf den Schultern von Giganten. Ein kleiner Kanon afroamerikanischer Literatur          51

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (Print), 28.06.2020
        Angst vor der Annexion. Zu den Plänen der israelischen Regierung                       54

Süddeutsche Zeitung (Print), 29.06.2020
       Das Leben der Anderen. Die möglichen Folgen der Annexion im Westjordanland              57
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Firefox                                                            https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          F.A.Z. - Feuilleton                                                   Samstag, 27.06.2020

                                          Singverbot
                                          Von Jan Brachmann

          In der neuen Corona-Verordnung des Landes Berlin, die am heutigen Siebenschlä-
          fertag in Kraft tritt, steht ein Satz, der es in sich hat: „In geschlossenen Räumen darf
          nicht gemeinsam gesungen werden.“ So formuliert, bedeutet das: Chorproben,
          Ensembleproben an Opernhäusern, schon Duette wären nicht mehr möglich, sogar
          beim Einzelunterricht im Gesang müsste der Lehrer den Mund halten. Die Reaktion
          der singenden Bürger Berlins fiel so geharnischt aus, dass der Kultursenator Klaus

          Lederer sich per Twitter über „viele unsachliche Mails“ beschwerte. Der Deutsche
          Chorverband warf dem Politiker in einem offenen Brief die „Auslöschung von
          Kulturgut“ vor und machte ihn für das „Sterben des Nachwuchses“ verantwortlich.
          Lederer bat in seinem Antwortbrief zu Recht um verbale Abrüstung, bekräftigte aber
          auch die Grundsätzlichkeit des Singverbots: „Ich weiß, dass andere Bundesländer
          anders entschieden haben, und ich bin von diesen Entscheidungen, insbesondere in
          Ländern, die Berlin gern der Laschheit schelten, überrascht. Ich halte sie für gefähr-
          lich.“ Berlins Opernintendanten waren von der neuen Verordnung ebenso überrascht
          wie die Leitung der Rundfunkorchester und -chöre GmbH (ROC). Für die ROC ist
          die neue Verordnung in ihrer jetzigen Form nicht hinnehmbar. Doch anders als
          Münchens Opernintendant Nikolaus Bachler, der das Bayerische Kunstministerium
          wegen ähnlich strenger Arbeitsbeschränkungen als „Gesundheitsministerium“
          beschimpfte, das Kunst verhindere, setzt man in Berlin auf Diplomatie. Anselm
          Rose, Geschäftsführer der ROC, ist bereits am Verhandeln: „Wir müssen zu einer
          differenzierteren Lösung kommen. Berufs-Chöre und Laien-Chöre können nicht
          gleichbehandelt werden, weil es jeweils andere Richtlinien und andere Möglichkeiten
          im Arbeitsschutz gibt.“ Allerdings scheint im Senat die rechte Hand nicht zu wissen,
          was die linke tut. Denn der aktuelle „Musterhygieneplan Corona für die Berliner
          Schulen“ erlaubt wieder Chorproben, „sofern der Probenraum groß genug ist, dass
          zwischen allen Sängerinnen und Sängern ein Mindestabstand von zwei Metern
          eingehalten werden kann“. Es gibt ja medizinische Studien der Berliner Charité und
          der Universität Freiburg, die das Singen bei diesen Abständen, welche die Richtlini-
          en der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft unterschreiten, empfehlen. Klaus Lederer
          beruft sich hingegen vor allem auf die Neubewertung von Aerosolen als wichtigem
          Virusträger, wie sie Christian Drosten kurz vor Pfingsten vorgenommen hat.
          Momentan sucht sich offenbar jeder Politiker, sogar innerhalb des Berliner Senats,
          seine empirische Beschlussgrundlage selbst aus. Daniel Barenboim sagte dieser
          Zeitung, halb verärgert, halb amüsiert über diese Zustände: „Wenn Sie herausfinden,
          auf welcher Basis Entscheidungen zu kulturellen Veranstaltungen und Corona
          getroffen werden, rufen Sie mich an!“

1 von 1                                                                                                   29.06.2020, 11:51
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Deutschlandfunk (Radio/Online), 25.062020

„Holocaust – Angst“

Jacob Eder und Kristina Meyer im Gespräch
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/615/

1 von 2                                       29.06.2020, 14:54
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/615/

2 von 2                                       29.06.2020, 14:54
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Firefox                                                         https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/465001/12

          F.A.Z. - Musik                                                       Montag, 29.06.2020

                           Der Zukunft zugewandt
          Das einstige Orchester der Markgrafen von Brandenburg und der Könige
          von Preußen wird 450 Jahre alt: Eine Box von fünfzehn CDs feiert die
          großartige Staatskapelle Berlin.

          Auf 450 Jahre Geschichte kann die Staatskapelle Berlin 2020 zurückblicken. In
          dieser Stadt mit ihren zerstörten oder vielfältig transformierten Traditionen wirkt
          das ein wenig surreal, jedenfalls weniger greifbar als die Geschichte des mehrfach
          abgebrannten, zerstörten oder langjährig rekonstruierten Opernhauses Unter den
          Linden, das 1742 erstmals bespielt wurde. Es nahm die damalige Hofkapelle des
          preußischen Königs Friedrich II. auf und dient bis heute als Stammsitz des Orches-
          ters. Aus der 1540 gegründeten Hofkantorei mit elf von den Trompetern dominierten
          Musikern ist mittlerweile das mit 136 Planstellen größte Berliner Orchester gewor-
          den. Was allerdings, gemessen an Spitzenorchestern mit ähnlichen Aufgaben wie in
          Wien oder in Leipzig, nur auf den ersten Blick besonders üppig wirkt.

          Die Staatskapelle ist zwar in erster Linie ein Opernorchester, spielt aber auch ihre
          eigenen symphonischen Konzerte, und dies nicht nur nebenbei und nicht nur in der
          hochklassig ausgestatteten Berliner Orchesterlandschaft. Tourneen und Aufnahmen
          lassen sie heute als ein Orchester von Weltrang erscheinen, fast untrennbar verbun-
          den mit der Persönlichkeit von Daniel Barenboim. Seit 1991 bestimmt er als Künstle-
          rischer Leiter die Geschicke von Opernhaus und Orchester, und er hat beide derart
          erfolgreich entwickelt, dass sein Vertrag mit dem Berliner Senat im letzten Jahr noch
          einmal bis 2027 verlängert wurde. Das Orchester, das seiner Arbeit nicht nur die
          produktive künstlerische Herausforderung verdankt, sondern auch stetig wachsende
          Bezüge, hatte dem heute 77 Jahre Alten schon im Jahr 2000 den Ehrentitel eines
          „Chefdirigenten auf Lebenszeit“ zugesprochen.

          Typisch für Barenboims Positionierung der Staatskapelle ist, wie er gleichzeitig das
          große, repräsentative Repertoire besetzt und mit derselben Energie aus neueren
          Partituren Funken schlägt. Beethoven, Wagner, Bruckner, Mahler werden unermüd-
          lich und in massiven Zyklen aufgeführt, Berg und Schönberg, Boulez oder Elliott
          Carter wirken dazwischen aber nicht weniger bedeutend. Nachdem der kompakte
          Zyklus aller Beethoven-Symphonien in der diesjährigen Osterzeit ausfallen musste,
          zeigt das offizielle Festkonzert zum 450. Geburtstag, das im September stattfinden
          soll, ein ganz anderes Gesicht: Mendelssohn, Strauss und Beethoven, aber auch
          Boulez und eine Uraufführung von Jörg Widmann wird Barenboim dort dirigieren –
          eine kompakte Zusammenfassung des Orchesterprofils aus Geschichte und Gegen-
          wart.

          Dagegen setzt die CD-Box, mit der die Deutsche Grammophon jetzt die Staatskapelle
          feiert, ganz überwiegend auf die gängigen Komponistennamen. Die Edition umfasst
          fünfzehn CDs, die jeweils einzelnen Dirigenten gewidmet sind, und die Aufnahmen
          umspannen ein knappes Jahrhundert, von 1916 bis 2012, wobei die letzte CD die
          Aufzeichnung eines Konzerts zu Barenboims siebzigstem Geburtstag enthält, bei
          dem Zubin Mehta dirigiert und der Jubilar als Solist Beethovens drittes und Tschai-

1 von 2                                                                                                 29.06.2020, 11:37
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Firefox                                                         https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/465001/12

          kowskys erstes Klavierkonzert spielt, in einer überraschend gelungenen Synthese aus
          Mehtas straffer Geradlinigkeit und Barenboims Freude an ausschweifender Sponta-
          neität. Mozart, Beethoven, Brahms und Wagner sind unter den Aufnahmen mehr-
          fach vertreten, Bruckner und Mahler dürfen natürlich nicht fehlen. So gibt es als
          Erstveröffentlichung den Mitschnitt einer Aufführung von Mahlers sechster
          Symphonie, die Pierre Boulez 2009 in der Berliner Philharmonie dirigierte, hyper-
          präsent im Detail und trotzdem in einem Spannungsbogen aufs Ganze gezielt.
          Suggestiv, ja geradezu auratisch ist auch der ebenfalls zum ersten Mal veröffentlichte
          Konzertmitschnitt von Michael Gielens Interpretation des Schönberg’schen „Pelleas
          und Melisande“, die den Hörer über die ganze, oft allzu lange Dreiviertelstunde zu
          fesseln vermag. Uneinheitlicher im Gesamteindruck wirkt dagegen Barenboims
          Aufnahme von Bruckners fünfter Symphonie mit einem ziemlich schnell durchgezo-
          genen Adagio, aber geradezu berauschenden Kontrapunkt-Episoden im Finale. Hier
          handelt es sich um eine Produktion aus Barenboims 2013 auch auf DVD erschiene-
          nem Bruckner-Teilzyklus. Die Staatskapelle spielte damals in Riesenbesetzung mit
          verdoppelten Bläsern. Darüber sagt das voluminöse Beiheft zur CD-Box leider gar
          nichts, wie auch die besonderen Bedingungen der anderen Konzerte nicht zur Spra-
          che kommen, was gerade bei den älteren Aufnahmen schade ist, die viel mehr von
          den Umständen der Aufführung oder der Aufnahme geprägt waren.

          Anhand der mehrfach vertretenen Komponisten lässt sich quer durch die CDs eine
          kleine Geschichte der musikalischen Interpretation wie auch der Tonaufnahme
          nachvollziehen. So steht Richard Strauss’ trocken-neusachliche, man könnte fast
          sagen langweilige Aufnahme von Mozarts später g-Moll-Symphonie neben dem
          musikantisch temperamentvollen Aufspielen der Staatskapelle in der C-Dur-Sinfonie
          KV 338 unter Leo Blech. Es sind Aufnahmen, die 1927 und 1930 entstanden und in
          die man sich dank der digitalen Aufarbeitung gut einhören kann. Wie ein Intensitäts-
          schock wirkt dann aber jene legendäre Aufnahme der Ouvertüre zur „Zauberflöte“,
          mit der Herbert von Karajan 1938 seine lebenslange Arbeit im Tonstudio begann –
          hier ist eine Genauigkeit, ein Ernst, eine Durcharbeitung der Farben und der Artiku-
          lation zu spüren, die ganz neu scheinen. Interessant ist auch Karajans experimentelle
          Stereoaufnahme des letzten Satzes aus Bruckners achter Symphonie, entstanden
          1944 in tagelanger Klausur im Haus des Rundfunks.

          Begeistern können auch heute noch Otto Klemperers kraftvolle Aufnahmen um 1930
          mit so gegensätzlichen Werken wie Weills „Dreigroschenmusik“ oder Brahms’ erster
          Symphonie. Erich Kleibers Konzertmitschnitt von Beethovens Fünfter dokumentiert
          dagegen auch mächtige Spannungen zwischen ambitioniertem Wollen des Dirigen-
          ten und Können der Ausführenden. Die Aufnahme entstand 1955 im Admiralspalast,
          kurz vor der Wiedereröffnung der lange kriegszerstörten Staatsoper. Da war Kleiber
          bereits aus politischen Gründen zurückgetreten und Franz Konwitschny flugs ins
          Amt gehievt worden, dessen „Meistersinger“-Aufführung zur Eröffnung hier eben-
          falls dokumentiert wird. Sie bildet einen von drei Opernmitschnitten, von denen
          Wilhelm Furtwänglers „Tristan“-Aufführung, 1947 ebenfalls im akustisch ungünsti-
          gen Admiralspalast, trotz aufnahmetechnischer Unzulänglichkeiten der bedeutends-
          te ist. Martin Wilkening

2 von 2                                                                                                 29.06.2020, 11:37
PRESS REVIEW Monday, June 29, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469635/20

1 von 4                                                  29.06.2020, 13:37
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469635/20

2 von 4                                                  29.06.2020, 13:37
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469635/20

3 von 4                                                  29.06.2020, 13:37
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469635/20

4 von 4                                                  29.06.2020, 13:37
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

1 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

2 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

3 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

4 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

5 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

6 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

7 von 8                                       29.06.2020, 14:47
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

8 von 8                                       29.06.2020, 14:47
KONZERT | Beitrag vom 26.06.2020

DSO Berlin spielt live mit Antonello Manacorda

Sinfonie in der Kammer
Moderation: Volker Michael

 Beitrag hören

Antonello Manacorda (Nikolaj Lund)

Sein letztes Konzert in der verkürzten Corona-Saison spielt das Deutsche Symphonie-
Orchester Berlin an diesem Abend als Rundfunkkonzert im Sendesaal im Berliner
Haus des Rundfunks. Antonello Manacorda dirigiert Werke von Richard Strauss,
Arnold Schönberg und Wolfgang Amadeus Mozart.

Es gilt immer in diesen Zeiten, aus der Not eine Tugend zu machen. Das Deutsche
Symphonie-Orchester Berlin spielt jetzt nicht im großen Saal der Philharmonie
und nach wie vor ganz ohne Publikum. Das hier gibt es nur bei uns im Radio und im
Internet – was die Programme angeht, ist es eine große Chance: Das konnten alle
Beteiligten schon bei unserem ersten Orchesterkonzert am 17. Juni feststellen:
Orchestermusikerinnen und -musiker und Dirigenten können hie und da Stücke
programmieren, die sonst nicht so leicht reinzunehmen sind.
Große Chance für Besonderes

Das ist an diesem Abend vor allem die Kammersinfonie op. 9 von Arnold
Schönberg. 15 Instrumente sieht der Wiener Meister darin vor: Das ist kein richtiges
Orchester, vor allem was die Streichergruppe angeht. Das ist ein Sonderfall der
Literatur – aber es ist Musik wie geschaffen für Corona-Bedingungen. Und die Distanz,
die die Ausführenden zueinander wahren müssen, die tut dem Werk sehr gut. Es wird
transparent und klingt logisch, zugleich spürt man, dass es Schönberg in diesem
harmonischen und melodischen Korsett nicht mehr lang würde aushalten können.

So ist das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ohne Corona-Bedingungen besetzt. Heute wird es
zeitgemäß kleiner Besetzung spielen. (Deutsches Symphonie-Orchester Berlin / Frank Eidel)

Antonello Manacorda ist überhaupt erst das zweite Mal beim DSO Berlin. Er lebt in
Berlin und ist ja seit vielen Jahren künstlerischer Leiter der Kammerakademie
Potsdam. Dort hat er einen hochgelobten Zyklus mit allen Sinfonien Franz Schuberts
und von Felix Mendelssohn Bartholdy gemacht. Diese Einspielungen hat
Deutschlandfunk Kultur als Partner mitproduziert. Er ist auch weltweit als gefragter
Operndirigent unterwegs. Aber das geht ja derzeit noch gar nicht, selbst wenn die
Grenzen schon wieder offen sind – Oper und Chorgesang werden momentan noch
besonders kritisch gesehen.

Zum Programm spricht er mit Volker Michael:
Die „Metamorphosen“ von Richard Strauss, sie stehen heute Abend am Anfang. Ein
seltsames Trauerstück – Strauss hat sie 1945 geschrieben und „Studie für 23
Solostreicher“ genannt.

Musik eines alten Mannes?

Er war alt, sehr alt, aber noch nicht am Ende seiner Kreativität. Angesichts dessen,
was passiert war, wirkt diese Musik schon ein wenig bedenklich. Trotz Shoah und
Völkermord und Millionen Kriegstoten beweint Strauss allein den Untergang Dresdens
und der klassisch-deutschen Kultur.

In diesem ausschweifenden Werk meditiert er über Motive aus dem langsamen Satz
von Beethovens „Eroica“. Dieses Werk wirkt immer wieder rätselhaft – aber
Metamorphosen bringen in der Natur ja oft rätselhafte Wesen hervor. Unverkrampft
und offen, aber nicht weniger tiefgründig wirkt dagegen Wolfgang Amadeus Mozarts
große g-Moll-Sinfonie KV 550, eines seiner bekanntesten Werke. Die gibt es an
diesem Abend am Schluss unserer Live-Übertragung.

Live aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks Berlin

Richard Strauss
„Metamorphosen“ für 23 Solo-Streicher

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550

Arnold Schönberg
Kammersinfonie für 15 Solo-Instrumente Nr. 1 E-Dur op. 9
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469635/19

1 von 2                                                  29.06.2020, 13:36
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469635/19

2 von 2                                                  29.06.2020, 13:36
Die ″neue Normalität″ im Konzertsaal - ein Selbstversuch | Kultur | DW... https://www.dw.com/de/die-neue-normalität-im-konzertsaal-ein-selbstv...

               THEMEN / KULTUR

          K O NZ E RT LEB E N

          Die "neue Normalität" im Konzertsaal - ein
          Selbstversuch
          Langsam läuft der Konzertbetrieb in Deutschland wieder an. Wie es sich anfühlt, in Zeiten gelockerter Corona-
          Beschränkungen wieder eine Philharmonie zu besuchen, hat Anastassia Boutsko ausprobiert.

          Erstes Konzert mit Publikum in der Kölner Philharmonie

          Köln, ein Freitagnachmittag Ende Juni. Die Einkaufsstraßen sind voll, in den Cafés ist kaum ein freier Tisch zu finden. Auch
          vor der    Kölner Philharmonie, einer der größten in Deutschland, ist wieder Leben: Das WDR-Sinfonieorchester lädt zum
          ersten Publikumskonzert ein – beziehungsweise gleich zu zwei, denn der renommierte Klangkörper unter der Leitung von
          Christian Măcelaru gestaltet an diesem Abend zwei etwa einstündige Konzerte mit unterschiedlichen Programmen, um 18
          und um 21 Uhr. Zum einen, um unnötige Begegnungen in der Pause zu vermeiden, zum anderen, damit möglichst viele
          Musikliebhaber nach einer über dreimonatigen Musik-Abstinenz wieder ein Konzert live erleben können.

          Zur Enttäuschung vieler Musikliebhaber sind die Karten noch nicht im freien Verkauf zu erwerben. Die genau 440 Sitzplätze,
          die man nach Corona-Regeln im Saal der Kölner Philharmonie mit ihren insgesamt über 2000 Sitzplätzen besetzen darf, sind
          in einem Losverfahren unter dem Abonnement-Publikum verteilt worden. Die Nachfrage muss sehr hoch gewesen sein, denn
          viele gingen leer aus. Nur ungefähr jeder Dritte hatte Glück.

1 von 4                                                                                                                             29.06.2020, 15:01
Die ″neue Normalität″ im Konzertsaal - ein Selbstversuch | Kultur | DW... https://www.dw.com/de/die-neue-normalität-im-konzertsaal-ein-selbstv...

          Mit Abstand: Schlange stehen vor der Philharmonie

          Spätestens eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn reiht man sich dann als die oder der Auserwählte in eine höchst
          disziplinierte und rekordverdächtig lange Schlange ein, die sich über mindestens 150 Meter erstreckt. Die Stimmung in der
          Schlange ist feierlich, geredet wird kaum. Bei einigen Damen passen die Masken, das neue Accessoire der Saison, farblich
          zum Outfit und weisen eine gewisse Eleganz auf. Die Herren bevorzugen auch beim Mundschutz schlichtes Schwarz.

          Karten nur für Auserwählte

          Wie bei der Bestellung schriftlich verordnet, halten alle ihre vorab ausgedruckten Tickets sowie ein in Blockschrift
          ausgefülltes "Formular zur Besucherregistrierung" mit sämtlichen Personal- und Kontaktdaten in der Hand, ein Fehlen von
          Corona-Symptomen wird per Unterschrift versichert. Ein paar Glückssucher halten den Auserwählten ihre Kartenwunsch-
          Plakate entgegen – umsonst.

                                                                    Beim Betreten des Foyers sprühen die "Blauen Mädchen", die
                                                                    Mitarbeiterinnen der Philharmonie, großzügig Desinfektionsmittel auf
                                                                    die entgegengestreckten Hände. Ihre Kollegen übernehmen und
                                                                    weisen dem Publikum die Plätze an. Diese sind nicht nummeriert, die
                                                                    Halle wird nach und nach, ab der ersten Reihe, von unten nach oben
                                                                    befüllt. Wer zu einem Haushalt gehört, darf zusammensitzen.
                                                                    Zwischen den Grüppchen gähnen Lücken von drei bis vier leeren
                                                                    Plätzen, jede zweite Reihe ist ebenso frei.

          Sicherheit im Konzertsaal: So werden Besucher empfangen   "Boarding completed"

          "Boarding completed" ruft ein Witzbold in Blau seinen Kollegen kurz vor 18 Uhr zu. Die Musiker kommen auf die Bühne, 25
          von insgesamt über 100 Mitgliedern des WDR-Orchesters. Streicher, Pauke, Bläser, alle halten Distanz. Als letzter betritt der
          Dirigent Christian Măcelaru die Bühne – mit Maske, die er dann aber vor dem Dirigieren abnimmt.

          Und dann erklingt der erste Ton…

          Dieses in den vergangenen Corona-Monaten zwar nicht vergessene, aber dennoch überwältigende Gefühl, Musik live zu
          erleben! Ein Musik-Erlebnis in der Realität ist durch keinen noch so gut gemachten Stream und keine noch so toll
          produzierte Aufnahme zu ersetzen. Trotz kleiner Besetzung ist der Klang satt und opulent.

2 von 4                                                                                                                              29.06.2020, 15:01
Die ″neue Normalität″ im Konzertsaal - ein Selbstversuch | Kultur | DW... https://www.dw.com/de/die-neue-normalität-im-konzertsaal-ein-selbstv...

          Wieder musizieren: Dirigent Christian Macelaru

          Das Programm ist etwas Besonderes: Aus dem riesigen Fundus europäischer klassischer Musik wurden Werke für kleine
          Orchesterbesetzung ausgewählt, die sonst nur selten erklingen – wie etwa "Trittico Botticelliano" des italienischen
          Komponisten Ottorino Respighi. "Normalerweise programmiert man diese Werke nicht, weil man eben ein großes Orchester
          hat", erklärt Dirigent Măcelaru. Dabei handelt es sich um wahre Schätze. "Damit kann man auch jahrelang Programme
          gestalten", so der Musiker. Zu hoffen ist das aber natürlich nicht – zumindest dann nicht, wenn die Pandemie der Grund
          dafür sein sollte.

          Musik als Hoffnung

          Nach knapp einer Stunde Musikgenuss bedankt sich das Publikum mit einem stürmischen Applaus und verlässt diszipliniert
          den Saal. Um 21 Uhr gibt es das nächste einstündige Konzert – diesmal mit dem Pianisten Igor Levit, der schon beim
          Betreten der Bühne Applaus kassiert.

          Pianist Igor Levit

          Igor Levit ist ein Held des Lockdowns – seine Hauskonzerte auf Twitter haben tausenden Menschen über die schwierigen
          Wochen geholfen. Diesmal spielt Levit Mozarts A-Dur-Konzert. Der Klang ist weich und fließend, die Musik durchströmt den
          Saal. Danach spielt das Orchester noch Schuberts 5. Sinfonie. Der Abend ist viel zu schnell vorbei. Mundschutz auf und ab

3 von 4                                                                                                                               29.06.2020, 15:01
Die ″neue Normalität″ im Konzertsaal - ein Selbstversuch | Kultur | DW... https://www.dw.com/de/die-neue-normalität-im-konzertsaal-ein-selbstv...

          zum Ausgang, Abstand halten.

          Nur selten spürte man so stark, was Musik eigentlich ist: Trost und Hoffnung.

          DI E REDA KT I ON E MP F I EHLT

             75 Jahre Kriegsende: Deutsche Welle sendet virtuelle Klassik-Konzerte aus Russland und Deutschland
          Aufgrund der Corona-Pandemie finden die Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges virtuell statt. Zum Gedenken errichtet die
          DW eine musikalische Brücke zwischen Russland und Deutschland. (08.05.2020)

             Operngala Bonn digital: DW zeigt Sondersendung mit Interviews, Hauskonzerten und Best of der Gala 2016
          Die diesjährige Gala der Deutschen AIDS-Stiftung findet in diesem Jahr mit aktuellen Interviews, exklusiven Wohnzimmerkonzerten und
          den Höhepunkten der Gala aus dem Jahr 2016 virtuell statt. (08.05.2020)

4 von 4                                                                                                                                 29.06.2020, 15:01
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469633/21

1 von 1                                                  29.06.2020, 13:48
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469617/19

1 von 1                                                  29.06.2020, 13:56
Firefox   https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/791085/12

1 von 1                                                  29.06.2020, 12:48
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

1 von 4                                       29.06.2020, 14:50
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

2 von 4                                       29.06.2020, 14:50
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

3 von 4                                       29.06.2020, 14:50
Firefox   https://reader.morgenpost.de/bmberlinermorgenpost/616/

4 von 4                                       29.06.2020, 14:50
Firefox                                                           https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          F.A.Z. - Feuilleton                                                  Samstag, 27.06.2020

                                     Auf Bewährung
                                Kirill Serebrennikow schuldig gesprochen

          Einen „Schauprozess über die zeitgenössische Kunst und Kultur“ nennt die Verlege-
          rin Irina Prochorowa das Gerichtsverfahren gegen den Regisseur Kirill Serebrenni-
          kow und drei seiner ehemaligen Mitstreiter vom Theaterprojekt „Platforma“, die
          vom Moskauer Meschtschanski-Gericht schuldig gesprochen wurden. Nur der Leite-
          rin des Moskauer Jugendtheaters, Sofia Apfelbaum, die mit „Platforma“ als Ange-
          stellte des Kulturministeriums kooperiert hatte, seien, wie die Richterin Olesja
          Mendelejewa erklärte, die „kriminellen Vorgänge“ nicht bewusst gewesen. Sie habe
          fahrlässig gehandelt. Serebrennikow bekam drei Jahre Haft auf Bewährung, er muss
          10000 Euro Strafe zahlen, darf aber sein Gogol-Center weiter leiten.

          Die Anklage hatte auch Apfelbaums Schuld als „erwiesen“ bezeichnet und vier Jahre
          Haft sowie eine Geldstrafe von 2800 Euro für sie verlangt. Im Übrigen wiederholte
          Mendelejewa in ihrer Urteilsbegründung über weite Teile die Anklageschrift.
          Demnach soll Kirill Serebrennikow in der Zeit 2011 bis 2014 als künstlerischer Leiter
          von „Platforma“ eine Verbrechergruppe gegründet haben, um Fördermittel des
          Kulturministeriums zu veruntreuen, sich und seine Mittäter persönlich zu bereichern
          und das Ministerium hinters Licht zu führen.

          Zum Gerichtsgebäude waren am Freitag bei hochsommerlichen Temperaturen
          mehrere hundert Moskauer Bürger gekommen, um die Angeklagten moralisch zu
          unterstützen und ihre Empörung über die russische Unrechtsjustiz kundzutun. Der
          Rapper Oxomiron hatte seine Fans über Twitter aufgerufen, ihre Ablehnung orches-
          trierter Prozesse wie jenes gegen Serebrennikow auszudrücken, durch die kreative
          und freiheitsliebende Leute eingeschüchtert werden sollten.

          Zum Gericht kamen – alle mit Gesichtsmasken – die Schriftsteller Lew Rubinstein,
          Dmitri Bykow, Alexander Archangelski, der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin, die
          Rocksänger Roma Swer und Mark Tischman, außerdem Bewunderer von Serebren-
          nikow und seinem Gogol-Center, Angehörige künstlerischer Berufe und der
          Bildungsschicht. Viele bezeichneten das Verfahren als fabriziert und als eine Bedro-
          hung für die gesamte russische Zivilgesellschaft. In einem gerechten Verfahren
          wären die Angeklagten freigesprochen worden, hörte man immer wieder. In regel-
          mäßigen Intervallen wurde den Angeklagten applaudiert. Später traten auch junge
          Leute auf, offenbar bestellte Provokateure, die identische T-Shirts mit der Aufschrift
          „obnal=ukral“ (zu Deutsch: In Bargeld umwandeln heißt stehlen) trugen und die
          Leute fragten, warum sie von der Unschuld der Angeklagten so überzeugt seien. Als
          bekannt wird, dass die Haftstrafen zur Bewährung ausgesetzt werden, jubelt die
          Menge.

          Die Anklage legt Serebrennikow und seinen Mitstreitern zur Last, dass sie Überwei-
          sungen des Kulturministeriums illegal in Bargeld umgewandelt hätten, etwa um
          Künstler zu bezahlen. Das ist freilich auch wegen der von Kulturschaffenden oft

1 von 2                                                                                                  29.06.2020, 11:50
Firefox                                                          https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          beklagten russischen Gesetzeslage in der Theaterszene üblich. Anstelle eines Verfah-
          rens wegen Fehlern in der Buchführung machte die Staatsanwaltschaft daraus aber
          einen Kriminalfall mit einem angeblichen Diebstahl von umgerechnet 1,6 Millionen
          Euro. Bezeichnend ist auch, dass vom Gericht insgesamt drei Gutachten in Auftrag
          gegeben wurden, von denen die ersten beiden die Beschuldigten entlasteten – was
          offenbar nicht ins Konzept passte. Erst das dritte, das zu niedrige Kostenschätzungen
          ansetzte und manche Produktionen von „Platforma“ gar nicht berücksichtigte, wurde
          als Beweismittel akzeptiert.

          Die russische Kulturministerin Olga Ljubimowa bekräftigte, dass ihre Behörde und
          der Staat durch „Platforma“ schwer geschädigt worden seien. Es war die erste Wort-
          meldung von Ljubimowa, die vor Tagen eine Petition von nahezu viertausend Kultur-
          schaffenden, die Klage zurückzuziehen, ignoriert hatte. Gleichsam als Trost
          versprach die Ministerin, ihre Behörde werde gesetzgeberische Akte vorbereiten, die
          „tragische Ereignisse, wenn Kreative mit Geld in Berührung kommen“, künftig
          vermeiden sollten. Der Sprecher von Präsident Putin, Dmitri Peskow, sagte, bei der
          Aufwendung von Finanzmitteln für die Kultur müsse Korruption effektiver verhin-
          dert werden. Im Übrigen nähmen die Machthaber keinerlei Spannungen in der
          Gesellschaft infolge des Prozesses wahr, so Peskow.

          Der Ex-Produzent von Serebrennikow, Alexej Malobrodski, der wegen dieser Zusam-
          menarbeit schon für fast ein Jahr in Untersuchungshaft zubringen musste, kam,
          offenbar für den Fall, dass er wieder eingesperrt würde, mit einer Reisetasche ins
          Gericht. Er akzeptiere nur einen Freispruch, sagte Malobrodski, der zwei Jahre auf
          Bewährung bekam. KERSTIN HOLM

2 von 2                                                                                                 29.06.2020, 11:50
Sängerin Anna Prohaska: Evas Werk und Annas Beitrag - WELT       https://www.welt.de/kultur/article210279967/Saengerin-Anna-Prohask...

                                                                        (https://www.youtube.com

          /watch?v=y7htAlPqwBI)

                                                (/print/die_welt/literatur/article146060593/Das-Buch-der-

          Lieder.html)

                                                                     (/kultur/klassik/plus206552141/So-nah-ist-

          uns-die-Belle-Epoque-Star-Geiger-Daniel-Hope-im-Gespraech.html)

1 von 3                                                                                                             29.06.2020, 13:30
Sängerin Anna Prohaska: Evas Werk und Annas Beitrag - WELT      https://www.welt.de/kultur/article210279967/Saengerin-Anna-Prohask...

                    (https://www.youtube.com/watch?v=BUpKf_AEYLk)

          (https://www.deutschegrammophon.com/en/artists/anna-prohaska/videos/franz-schubert-des-fischers-

          liebesglueck-aus-dem-album-sirene-254188)                                              (https://www.br.de

          /mediathek/video/anna-prohaska-behind-the-lines-making-of-av:5a3c55d68f247a0018b770fc)

          (https://www.facebook.com/annaprohaska/posts/3208118379198733?comment_id=3208920255785212&

          reply_comment_id=3212399545437283)

                                               (https://www.pinterest.de/pin/480970435196098734/)

                                   –

                       (http://www.juliusdrake.com/)

                                                                                             –

2 von 3                                                                                                            29.06.2020, 13:30
Firefox                                                        https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/465001/12

          F.A.Z. - Musik                                                      Montag, 29.06.2020

                    Schauerstücke einer schwarzen
                              Romantik
                  Der Bariton Stéphane Degout brilliert mit deutschen Balladen

          Das Wort vom „norddeutschen Schubert“ über Carl Loewe ist sicher (zu) hoch gegrif-
          fen. Wie fesselnd aber die Begegnung mit dessen Balladen, recht eigentlich Musik-
          dramen en miniature, sein kann, beweist Stéphane Degout mit dem ersten der drei
          Lieder aus dem Opus 1 des vermeintlich Unzeitgemäßen: „Edward“. Es ist ein grausi-
          ges Psychogramm, in dem Edward im Dialog mit der Mutter blutige Taten einge-
          steht: erst seinen Geier und sein Ross, dann seinen Vater getötet zu haben, bevor er
          den Fluch der Hölle wider die Mutter richtet: „Ihr rietet’s mir.“

          Mit fein ausdifferenzierten Klanggestalten – für die panisch-angstvollen Fragen der
          Mutter, die hohl-verzweifelten „Oh“Seufzer des Täters und den wutrasenden Fluch –
          gelingt dem französischen Bariton eine packende mise en scène des dramatischen
          Geschehens. Auch für die Ausbrüche – etwa dem auf das G führenden Forte-Schrei
          in der Phrase „Ich hab’ geschlagen meinen Vater tot“ – stehen seiner Stimme gren-
          zenlose Energiereserven zur Verfügung. Von dem „schauderhaften schottischen
          Lied“, das Herder ins Deutsche übersetzte, ließ sich Johannes Brahms zu den
          Klavierballaden op. 10 ebenso anregen wie zur ersten von vier Balladen für zwei
          Stimmen (op. 75) – dem Mezzo-Part entspricht Felicity Palmer auf dieser Einspie-
          lung mit dem schrillen Ton einer Scheuche.

          Für seine Sammlung „Balladen und Lieder“ hat Degout weitere Schauerstücke der
          schwarzen Romantik ausgewählt: darunter Schuberts erotische Tragödie über die
          Ermordung einer Königin durch ihren Zwerg aus verschmähter Liebe; Robert Schu-
          manns Vertonung von Heinrich Heines „Belsazar“, die mit gotteslästerlichem Lärm
          beginnt und in einem beklemmenden Rezitativ-Decrescendo – „von seinen Knechten
          umgebracht“ – endet; endlich Hugo Wolfs „Der Feuerreiter“, eine stimmdramatische
          tour de force und auch eine extreme pianistische Herausforderung, von Simon
          Lepper glänzend bestanden. Die Phantasmagorie von dem Reitersmann, der sein
          rippendürres Pferd in die Glut einer brennenden Mühle treibt und nach langer Zeit
          als Gerippe gefunden wird, kann leicht zur komischen Schauermär entstellt werden.
          Degout verzichtet auf alle Bänkelsänger-Übertreibungen, alle Ausdrucks-Pleonas-
          men mit den Mitteln der Wortmalerei und vertraut auf das vokale Erzählen: die
          deutschen Texte nicht nur sauber artikulierend, sondern auch eloquent sprechend.

          Franz Liszts Ballade „Die drei Zigeuner“ – eine Art von Rezitativ mit Zwischenspie-
          len und kurzen Ariosi eines geigenspielenden Musikanten, eines Rauchers und eines
          Zymbalspielers – hat den Charme einer wiederum auch pianistisch brillanten Erzäh-
          lung. Für Liszts „Tre sonetti di Petrarca“ – eigentlich Fremdkörper in diesem
          Programm – bringt Degout nicht die ideale Stimme mit: nicht den lückenlos strö-
          menden und gesteigerten Amoroso-Ton (wie er in der Aufnahme von Margaret Price
          zu bewundern ist). Eigentlich möchte man die Lieder von der Stimme hören, für die
          sie geschrieben worden sind: für den legendären Tenor

1 von 2                                                                                                29.06.2020, 11:40
Firefox                                                        https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/465001/12

          Giambattista Rubini (ein Tourneepartner des Komponisten um 1840). Wie glühend
          und feurig und zärtlich sie klingen können, ist hier nur erahnen – und bei Luciano
          Pavarotti (in der Aufnahme von 1988) zu erleben. Jürgen Kesting

2 von 2                                                                                                29.06.2020, 11:40
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469633/23

1 von 2                                                  29.06.2020, 13:52
Firefox   https://epaper.tagesspiegel.de/webreader-v3/index.html#/469633/23

2 von 2                                                  29.06.2020, 13:52
Firefox             https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/791085/10

          Playboy

1 von 1                                                            29.06.2020, 12:47
Firefox                                                            https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          F.A.Z. - Feuilleton                                                   Samstag, 27.06.2020

                                 Mein Herz so weiß
          Ist es rassistisch, bei der Beurteilung von Musik nach Hautfarben zu
          unterscheiden? Im Pop ist das bis heute der Normalfall.

          Die Ersten, die ihm, und das sogar stehend, applaudierten, noch bevor er auch nur
          eine Note gespielt hatte, waren Weiße – weiße Hippies. Damit hatte B.B. King nicht
          gerechnet; der Bluesgitarrist brach in Tränen aus. Carlos Santana schildert jenen
          Februarabend des Jahres 1967 im Fillmore West von San Francisco in seinen
          Lebenserinnerungen: „Dann ging B. auf die Bühne, und Bill Graham trat ans Mikro-
          fon und stellte ihn vor: ,Ladies and Gentlemen – der Vorstandvorsitzende, Mr. B.B.
          King!‘ Es war, als wäre dieser Höhepunkt geplant worden. Alles kam zum Stillstand,
          und jeder erhob sich und applaudierte – lange. B. hatte noch keinen Ton gespielt und
          bekam bereits Standing Ovations.

          Dann begann er zu weinen. Er konnte sich nicht zurückhalten. Das Licht fiel so auf
          ihn, dass ich die großen Tränen aus seinen Augen kullern sah. Sie glitzerten auf
          seiner schwarzen Haut. Er hob die Hand, um sich die Augen zu wischen, und ich sah,
          dass er einen großen Ring am Finger trug, auf dem sein Name mit Diamanten
          geschrieben stand. Daran erinnere ich mich am besten: Diamanten und Tränen, die
          gemeinsam funkelten.“

          Heftiger als in allen anderen Kunstformen war die Rock- und Popgeschichte von
          ihren Anfängen an der Schauplatz und im Grunde auch das Produkt der Auseinan-
          dersetzungen von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe; und sie ist voll von
          Szenen, in denen sich die Begegnung dieser Menschen in symbolhafter Verdichtung
          vollzog, nicht immer mit einem Ausgang wie dem von Carlos Santana geschilderten.
          Chuck Berry wollten Rassisten einmal daran hindern, bei seinem eigenen Konzert
          aufzutreten. Die Rolling Stones, noch gar nicht ganz trocken hinter den Ohren, trafen
          im Chicagoer Tonstudio ihr Idol Muddy Waters, der, weil er mit seiner Musik nicht
          genug verdiente, gerade die Wände tapezierte. Aretha Franklin reiste nach zwei
          Aufnahmen aus den Fame Studios von Muscle Shoals, Alabama, wieder ab, nachdem
          es dort zu hässlichen Wortwechseln zwischen ihrem damaligen Ehemann und
          weißen Studiomusikern gekommen war.

          Dorthin hatte die New Yorker Plattenfirma Atlantic Records auch ihren damaligen
          Star Wilson Pickett fliegen lassen, der, je weiter es nach Süden ging, immer mehr
          Bauwollpflücker sah und darüber so empört war, dass er das Flugzeug sofort umkeh-
          ren lassen wollte. Pickett blieb gegenüber dem weißen Lager zeitlebens angriffslustig
          eingestellt („There’s all kinds of ways to trick whitey“) und gab sich bei seinen
          Konzerten Mühe je nach dem Anteil schwarzer Zuhörer; bei weißen, so behauptete
          er, lohne sich das nicht, die verstünden nichts von Soulmusik.

          Es fällt auf und spricht für die Professionalität der Künstler aus der großen Zeit der
          Black Music zwischen den fünfziger und den siebziger Jahren, dass es unter ihnen
          nur wenige mit einer militanten Einstellung gab. Von den großen Alten, ob Chuck

1 von 4                                                                                                   29.06.2020, 11:51
Firefox                                                           https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          Berry oder B.B. King, Little Richard oder Sam Cooke, sind keine Feindseligkeiten
          überliefert. Ray Charles behauptete sogar, er habe „keine Sekunde gezögert“, als sich
          ihm 1960 mit dem Wechsel von Atlantic zu ABC Paramount die Chance bot, aus dem
          überschaubaren Rahmen, den ihm das schwarze Publikum bot, auszubrechen. Denn
          im Getto waren sie oder fühlten sie sich mehr oder weniger alle, auch im Stil- und
          Geschmacksgetto. Die R&B- und die Popcharts waren damals so getrennt wie im
          Süden die Sitzplätze in den Bussen und in den Restaurants, und jeder, der mehr als
          einen Erfolg bei Minderheiten anstrebte, wollte die Kluft überwinden und mit seinen
          Liedern am liebsten in beiden Hitparaden vertreten sein, denn erst dies bedeutete so
          etwas wie universelle Akzeptanz.

          Gleichwohl gab es Musiker mit einem besonders ausgeprägten „Rassen“-Bewusstsein
          und wenig Kompromissbereitschaft, allen voran der Jazz-Trompeter Miles Davis, der
          um 1970 auch im Rocklager zu Einfluss kam, aber kategorisch sagte: „Rock ist ein
          Begriff des weißen Mannes, und ich bin kein weißer Mann.“ Aus dem Soul ist, außer
          Wilson Pickett, natürlich James Brown („Say it loud, I’m black and I’m proud“) zu
          nennen, der sich abfällig über anpassungsfähige „Renommierneger“ wie Sammy
          Davis Jr., Sidney Poitier oder Bill Cosby geäußert hat. Als die Ghettos brannten,
          mahnte er die Schwarzen zur Vorsicht.

          Browns Einfluss war so immens, dass ein Polizeioffizier sagte: „Eine einzige Handbe-
          wegung von James Brown ist so viel wie hundert Polizisten wert.“ Die Jazz- und
          Soulsängerin Nina Simone hat die Musik mit ihren Lebenserfahrungen auf beson-
          ders bedrückende Weise kurzgeschlossen: „Mein ganzes Leben lang wollte ich
          herausschreien, was es heißt, eingekerkert zu sein. Denn ich kenne die tödliche Stille
          des gesellschaftlichen Gefängnisses, in dem man als Farbiger lebt.“ Das ist etwas
          anderes, Härteres als „In The Ghetto“, das der politisch indifferente Elvis Presley zu
          einem Melodram machte, das so verführerisch war wie der Film „Imitation of Life“
          von Douglas Sirk.

          Früh und gezielt ergriff Bob Dylan für schwarze Unterprivilegierte Partei: Seine
          Songs „The Death of Emmett Till“ (für einen aus reinem Rassismus ermordeten
          Halbwüchsigen), „The Lonesome Death of Hattie Carroll“ (für eine vom Plantagen-
          besitzer erschlagene Haushälterin) und „Hurricane“ (für den unschuldig einsitzen-
          den Boxer Ruben Carter) gehören zu seinen wirkungsmächtigsten Anklagen. Was
          diese und andere Statements aus der klassischen Rock- und Soul-Ära vom heutigen
          Protest unterscheidet, ist die historische Tiefenschärfe, die im postkolonialistischen
          Zeitalter herrscht. Das systematische Unrecht, die Sklaverei, kam kaum zur Sprache.

          So weit die Vermengung und die Ausdifferenzierung der musikalischen Stile auch
          fortgeschritten sind – die Dichotomie schwarz/weiß besteht fort. Wenige Deuter der
          amerikanischen Gesellschaft haben so früh erkannt, welche Rolle sie nicht nur für
          die Kultur, sondern überhaupt für die Art zu leben spielte, wie Norman Mailer. Sein
          Essay „The White Negro“ (1957/59) führt die Dringlichkeit der Rassenfrage anschau-
          lich vor und belässt sie dabei, obwohl sie hier zu einem Religionsersatz wird, in
          schlüssiger Unentschiedenheit. Wird, so fragt er schließlich, und man sieht schon
          Sidney Poitier in „Rat mal, wer zum Essen kommt“ vor sich, die weiße Mehrheit die
          schwarze Minderheit als gleichwertig akzeptieren und restlos in die Gesellschaft
          aufnehmen? Und zwischen wem wird dermaleinst der Kampf um die Vorherrschaft
          entschieden werden: „Zwischen den Schwarzen und den Weißen, zwischen den
          Frauen und den Männern, zwischen den Schönen und den Hässlichen, zwischen den
          Plünderern und den Geschäftsführern oder zwischen den Rebellen und denen an den

2 von 4                                                                                                  29.06.2020, 11:51
Firefox                                                           https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          Stellschrauben?“

          Wir wissen es immer noch nicht. Norman Mailer aber spürte, dass es für jeden, der
          nach tieferer Erfüllung, nach tieferer Erkenntnis im Leben suchte, nicht gleichgültig
          sein konnte, ob er sich der schwarzen oder der weißen Kultur zuwandte. Die Hipster,
          die weißen Grenzgänger in seinem Buch, finden, wie ein Großteil der späteren Beat
          Generation, mehr Intensität und Echtheit im damaligen Jazz, der für die auf ihre
          Privilegien bedachte Mehrheit genauso „Negermusik“ war wie danach der Rock ’n’
          Roll.

          Wenn in der amerikanischen Unterhaltungsmusik, im alten Rhythm & Blues, damals
          noch segregationistisch „Race Music“ genannt, im Rock ’n’ Roll, im Soul und natür-
          lich im Jazz die Hautfarbe eine größere Rolle spielte als beispielsweise im Film, dann
          auch deswegen, weil mit ihr zumindest implizit Aussagen oder Annahmen über
          Fähigkeiten verbunden waren, die man für angeboren hielt. Das berührte das Wesen
          der Kunst selbst. Man muss es heute besonders vorsichtig formulieren, aber die
          allermeisten Hörer dürften immer noch eine Vorstellung davon haben, wie sich
          „schwarzer“ und wie sich „weißer“ Gesang anhört, während wohl kaum jemand auf
          die Idee käme, etwas Entsprechendes für die Schauspielerei geltend zu machen. Ist
          es rassistisch, bei der Beurteilung künstlerischer Ausführung noch nach Hautfarben
          zu unterscheiden? Nach heutigen Maßstäben zweifellos.

          Die Zuschreibungen haben ihre Unschuld verloren und sind als Distinktionsmerk-
          male trotzdem noch nicht ganz abgeschafft. So inbrünstig und frenetisch, so sinnlich
          und lässig wie die Schwarzen sangen und tanzten die Weißen am Ende eben doch
          nicht – bis Elvis Presley im Juli 1954 im Sun Studio von Memphis, Tennessee, sein
          erstes Lied aufnahm und die Leute abends beim Radiosender anriefen, das könne
          nicht sein, dass dieser junge Mann die und die Schule besucht habe, denn dort seien
          nur Weiße zugelassen, und der hier sei ja wohl eindeutig ein Schwarzer. Die Empirie
          hat immer wieder gezeigt, dass Weiße sich sehr wohl „schwarze“ Stile anzueignen
          vermochten. Dennoch ist beispielsweise der Soul ein genuin schwarzes Genre, zu
          dem Weiße wenig beigetragen haben.

          Das weite, heute tonangebende Feld des zeitgenössischen R&B und des Hip-Hop, auf
          dem es Schwarze zu einem Wohlstand gebracht haben, der früher unmöglich war,
          wäre noch ein eigenes Thema. Der Motown-Konzern hat in den Sechzigern mit einer
          auf die Spitze getriebenen Kommerzialität wertvolle Vorarbeit geleistet und die Inte-
          gration schwarzer Künstler stärker vorangetrieben als manche politische Anstren-
          gung. Dass es, nach dem Tod von Michael Jackson und von Prince, noch oder wieder
          schwarze Musiker gibt, die Massenidole wurden, wird man nicht als Rückschritt
          verbuchen. Beyoncé, Kanye West und andere Interpreten kommen desto eher zu
          globalem Ruhm, je kämpferischer, „rassenbewusster“ sie sich geben.

          Die alte Dichotomie scheint immer noch wirksam. Aber worum geht es jenseits
          davon? Um Musik und Gesang als Feier menschlichen Seins, das (hoffentlich) als
          etwas Universelles begriffen wird. Atlantic-Vizepräsident Jerry Wexler, der unend-
          lich viel für schwarze Musik getan hat, feierte Aretha Franklin 1967 euphorisch als
          „wonderful human being“. Als Amerika in der vergangenen Woche mit denkbar
          gemischten Gefühlen den Jahrestag des Endes der Sklaverei beging, brachte die
          Sängerin Beyoncé dazu ein neues Lied heraus, „Black Parade“, das am Anfang gospe-
          liger ist als alles, was sie zuvor gesungen hat und auch von Mahalia Jackson stam-

3 von 4                                                                                                  29.06.2020, 11:51
Firefox                                                          https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464993/9

          men könnte. Dazu schrieb sie: „Ich hoffe, wir können weiterhin unsere Freude
          miteinander teilen und uns gegenseitig feiern, auch inmitten all der aktuellen Strapa-
          zen. Bitte hört nie damit auf, euch an eure Schönheit, eure Stärke und eure Kraft zu
          erinnern. Happy Juneteenth Weekend!“

          I’m going back to the south: So beginnt das Lied, und man überfrachtet es nicht,
          wenn man dies als programmatische Besinnung auf ethnische Wurzeln begreift. Der
          amerikanische Süden, aus dem all diese großartige Musik hervorging, hat, wie Peter
          Guralnick in seinem Buch „Sweet Soul Music“ zeigt, mit der oftmals ganz pragmati-
          schen, hochproduktiven Kooperation von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe
          wenigstens künstlerisch etwas hinbekommen, was politisch immer noch so schwer
          ist: Gleichberechtigung.EDO REENTS

4 von 4                                                                                                 29.06.2020, 11:51
Firefox   https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/791035/15

                    New Yorker

1 von 3                                                  29.06.2020, 13:02
Firefox              https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/791035/15

          Atlantic

2 von 3                                                             29.06.2020, 13:02
Firefox   https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/791035/15

3 von 3                                                  29.06.2020, 13:02
Firefox                                                           https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464997/7

          F.A.S. - Politik                                                     Sonntag, 28.06.2020

                             Angst vor der Annexion
          In den Dörfern des Jordantals leben und arbeiten die Palästinenser gut
          mit den Israelis zusammen. Ist es damit bald vorbei? Von Jochen
          Stahnke

          Ibrahim Taamri hat die vergangenen vierzig Jahre in einer Symbiose gelebt. Mit dem
          Jordantal, einem Glutofen fruchtbaren Landes vierhundert Meter unter dem
          Meeresspiegel, wo seine Familie Schafe und Ziegen hielt. Und mit der jüdischen
          Siedlung neben seinem Dorf, die ihm Lohn und Arbeit gab. Aus der Gegend um
          Bethlehem kam die Familie einst als Beduinen hierher, und jetzt hat sie ein kleines
          Haus und einen grauen Mazda in der Garage.

          Taamri musste lange dafür sparen. Hundert Schekel kriegt er am Tag, fünfundzwan-
          zig Euro. Zu wenig, findet er. Aber er verstehe sich gut mit den Siedlern, die Arbeits-
          losigkeit im Dorf gehe gen null. „Ich habe keine Probleme mit unseren Nachbarn.“ Er
          steht an der Dorfstraße, einer windschiefen Sandpiste. Immer wieder fahren Dorfbe-
          wohner auf Caddies mit israelischen Kennzeichen vorbei. Sie arbeiten auf den Dattel-
          plantagen der Israelis. Das Vertrauen ist hier so groß, dass die Israelis ihnen erlau-
          ben, mit den Fahrzeugen auch nach Hause zu fahren.

          Das Dorf heißt Fasajil und gehört zu den Gebieten, die sich Israel laut dem amerika-
          nischen Nahost-Plan einverleiben dürfte. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
          kündigt die Annexion schon seit vergangenem Jahr immer wieder an. Was wirklich
          passieren wird, weiß aber auch in Fasajil niemand.

          „Keinem Palästinenser gefällt die Annexion“, sagt Taamri. Der 61 Jahre alte Großva-
          ter hält seinen Enkel auf dem Arm in der Mittagshitze. Auf den israelischen Planta-
          gen arbeiten sie täglich von sechs Uhr früh bis dreizehn Uhr, danach ist es zu heiß.
          Taamri liest die Nachrichten auf dem Mobiltelefon. Er hat es mitbekommen, als
          Netanjahu über die Annexionspläne sagte, Palästinenser würden in ihren „Enklaven“
          verbleiben und „palästinensische Subjekte bleiben“.

          Das Jordantal umfasst rund ein Viertel des Westjordanlandes, das Israel seit dem
          Krieg von 1967 besetzt hält und das im Friedensabkommen von Oslo als Grundlage
          für einen künftigen palästinensischen Staat festgelegt wurde. Die palästinensische
          Führung sieht im Jordantal ihren Brotkorb und ihr letztes Landreservoir für die
          Besiedelung der kommenden Jahrzehnte. Für Israel war das Gebiet immer eine stra-
          tegische Reserve, um einer möglichen Bedrohung aus Jordanien zu begegnen, die
          sich seit dem Friedensvertrag mit Amman allerdings verringert hat.

          Das Gebiet ist dünn besiedelt. Mehrere zehntausend Palästinenser leben hier und
          rund zwölftausend israelische Siedler. Außerhalb der Stadt Jericho untersteht das
          meiste Gebiet im Jordantal direkter israelischer Militärverwaltung. Sie hat weite
          Landstriche zu Sperrgebiet erklärt und stellt Palästinensern so gut wie keine Bauge-
          nehmigungen aus.

1 von 3                                                                                                  29.06.2020, 12:26
Firefox                                                            https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/464997/7

          „Es wäre besser, es bleibt alles, wie es ist“, sagt Taamri, „aber am liebsten hätten wir
          einen eigenen Staat.“ Und wenn jetzt doch annektiert wird? „Dann werden wir
          Wasser, Stromgebühren und Steuern an die Israelis zahlen.“ Bislang übernimmt die
          palästinensische Autonomiebehörde diese Kosten, um die Einwohner dort zu halten,
          im besetzten Gebiet. Vergangenes Jahr hielt Ministerpräsident Muhammad Shtajjeh
          sogar eine Kabinettsitzung in Fasajil ab, so wichtig ist ihm das. „Er sagte uns, es
          reiche, wenn wir in Fasajil wohnen bleiben“, sagt Taamri, „er erledige den Rest.“

          Ob sich die Dorfbewohner darauf verlassen können, ist allerdings nicht gewiss. Das
          Stromnetz ist alt und bricht ständig zusammen, während die israelische Siedlung
          nebenan an ein modernes israelisches Netz angeschlossen ist. Solange die palästi-
          nensische Autonomiebehörde Schulden bei den Israelis hat, wird Fasajil nicht ans
          moderne Netz angeschlossen. So wird es in israelischen Zeitungen berichtet.

          Taamri hat eine andere Version der Geschichte. Als Netanjahu die Annexion ankün-
          digte, gingen die Bewohner demonstrieren, zum ersten Mal überhaupt: Sie blockier-
          ten die Landstraße 90, den wichtigsten Verkehrsweg im Jordantal von Nord nach
          Süd. Kurz darauf bekam der Dorfrat eine Rechnung der israelischen Elektrizitätswer-
          ke für ein Jahr Strom in Höhe von 440000 Schekel, mehr als hunderttausend Euro.
          „Das war eine Reaktion der Armee auf unsere Demonstration, als wir zweihundert
          Leute auf der Straße hatten“, glaubt Taamri.

          Andere sehen darin eine Vorstufe der Annexion. Israel verwalte die palästinensische
          Bevölkerung in Orten wie Fasajil fortan direkt. Und es verschärfe dadurch die
          Verdrängung von Palästinensern in den sogenannten C-Gebieten, also jenen Gebie-
          ten des Westjordanlands, die in den Oslo-Verträgen bis 1999 übergangsweise von
          Israel verwaltet und dann an die Palästinenser übergeben werden sollten. Das
          Gegenteil trat ein: Israel hat die Zahl der Siedler im C-Gebiet mehr als verdreifacht
          und den Druck auf die dort lebende palästinensische Bevölkerung erhöht. Stromge-
          bühren können sich jedenfalls die wenigsten der rund tausend Einwohner von Fasa-
          jil leisten.

          „Wenn Israel annektiert, dann werden sie von uns Steuern erheben, und wir müssen
          das Dorf verlassen“, sagt der Krämer Ijad Taamri, ein entfernter Verwandter des
          alten Taamri. Ijad kennt die finanziellen Verhältnisse seines Dorfes, denn alle kaufen
          bei ihm ein. Viele lassen anschreiben. Es werden immer mehr, er führt darüber ein
          vollgeschriebenes Notizbuch. Die Löhne seien gleich geblieben, sagt er, aber die
          Preise steigen. Trotzdem lässt er auf die Siedler nebenan nichts kommen. „Die Bezie-
          hungen zu unseren Nachbarn sind gut, sie kommen sogar zu unseren Hochzeiten
          nach Fasajil.“ Allerdings habe sich gezeigt, dass gewaltfreier Protest keine Freiheit
          bringe. „Alles, was ich tun kann, ist hier wohnen bleiben.“

          Ein paar Kilometer weiter die Landstraße 90 herunter wohnt ein Mann, der noch viel
          mehr zu verlieren hat. Muhammad Kaswani macht mit seiner Dattelfarm und ange-
          schlossener Verpackungsfabrik jedes Jahr drei Millionen Dollar Umsatz. Sein Haupt-
          abnehmer ist die Türkei, in die er seine Datteln über den israelischen Hafen Aschdot
          exportiert. Viele seiner Arbeiter kommen aus Fasajil. Auch er lebt in einer ungleichen
          Symbiose mit den Siedlern. Siebzig Prozent seines Düngers kauft er von den Israelis,
          und Kaswani behauptet, einige israelische Dattelproduzenten in der Gegend verpass-
          ten ihren Produkten sogar ein palästinensisches Label, um ihre Datteln auch in
          muslimische Staaten nach Asien verkaufen zu können. Kaswanis Gebäude befinden

2 von 3                                                                                                   29.06.2020, 12:26
Sie können auch lesen