Pro familia Forschungsprojekt: Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen

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Pro familia Forschungsprojekt:
Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch
         bei minderjährigen Frauen

     2007 pro familia Bundesverband, Deutsche Gesellschaft für Familienplanung,
Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V., Stresemannallee 3, 60596 Frankfurt am Main
Teilstudie I: Dokumentation

Instrument: Standardisierter Dokumentationsbogen
   • Soziodemographische und biographische Daten
   • Angaben zum Partner, zu den Umständen der Konzeption, zu
   sexuellen Erfahrungen und Beziehungserfahrungen

Stichprobe: 1801 schwangere Frauen unter 18 Jahren
   • Erhebungszeit: Juni 2005 bis Februar 2006
   • Erhebungsort: 138 von 160 (86%) pro familia Beratungsstellen in
   allen Bundesländern
   • Teilnahmequote: 79% aller schwangeren Minderjährigen, die im
   Erhebungszeitraum diese Beratungsstellen konsultierten
   •Die Studie umfasst etwa 20% aller Frauen unter 18 Jahren, die im
   Erhebungszeitraum in der Bundesrepublik schwanger wurden
Ablauf

(1) Nehmen Jugendschwangerschaften zu?
        Zeitvergleiche
        Regionale Unterschiede
        Internationaler Vergleich

(2) Ergebnisse der Teilstudie I: Wer wird schwanger?

(3) Schwangerschaftsausgang und soziale Benachteiligung

(4) Folgerungen für die Prävention
Schwangerschaften*, Geburten und Schwangerschaftsabbrüche von
Frauen unter 18 Jahren, 1996-2005, Häufigkeiten in absoluten Zahlen

14000
                              12845

                                            11902    Schwangerschaften*
         9490

                              7605
                                                     Abbrüche
                                            7247
          4766                5240
                                                     Geburten
          4724                              4655

     0
         '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05

* Schwangerschaften = Geburten + Abbrüche. Über Fehlgeburten liegen keine Daten vor.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Schwangerschaften*, Geburten und Schwangerschaftsabbrüche
von 15- bis 17-jährigen Frauen, 1996-2005, Raten per 1000 Frauen*

    10
                               9,1

         6,9                                  7,9    Schwangerschaften*

                                5,2

                                3,9           4,7    Abbrüche
         3,6

         3,3                                   3,2   Geburten

     0
         '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05

* Schwangerschaften = Geburten + Abbrüche. Über Fehlgeburten liegen keine Daten vor.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zeitliche Trends: Prozentsatz koituserfahrener 15- und 17- jähriger Frauen,
nach Erhebungsjahr (1994-2005)*

100

                   koituserfahrene
                   17-jährige Frauen
                 69       67     66        73
       65

 50

                          29
                                 25
                 18                        23
        15
                       koituserfahrene
                       15-jährige Frauen
  0
       1994    1996    1998    2001    2005 Erhebungsjahr

* Geburtsjahrgänge 1977-1991
Quelle: BZgA 2006
Schwangerschaftsabbrüche von 15- bis 17-jährigen Frauen, nach
Bundesländern 1996-2004
(Raten per 1000 Frauen)
12

10
                                           8,4
                                                 Abbrüche Stadtstaaten
 8                                               (Hamburg, Berlin)
     6,7
 6
                                          5,0 Abbrüche Deutschland

 4   3,3                                      Abbrüche Süd-West
                                          4,0 (Bayern, Baden-Würtemberg
                                              Rheinland-Pfalz)
 2    2,3

 0
     1996    1998      2000        2002   2004

 Quelle: Statistisches Bundesamt
Schwangerschaftsabbrüche von 15- bis 17-jährigen Frauen, nach
      Bundesländern 1996-2004
      (Raten per 1000 Frauen)
12

10

 8
                                        6,5 Abbrüche Sachsen-Anhalt (blau)
 6                                      6,2           Thüringen (grün)
                                        5,5           Mecklenburg (orange)
   4,3                                  5,0
 4 4,0                                      Abbrüche Deutschland
     3,3
 2

 0
     1996    1998      2000      2002   2004

      Quelle: Statistisches Bundesamt
Schwangerschaften 15- bis 19-jähriger Frauen im internationalen Vergleich,
Raten per 1000 Frauen

   Niederlande         12
        Belgien         14
  Deutschland            16
     Slowenien            20
       Finnland            21
     Dänemark               23
    Schweden                 25
     Norwegen                     32
   Tschechien                     32
    Schottland                          42
      Slowakei                          43
        Kanada                           45
 England/Wales                            47
        Ungarn                                  60
      Bulgarien                                           82
           USA                                             84
                  0      20        40          60    80         100

Quelle: The Alan Guttmacher Institute, 2000
Ablauf

(1) Nehmen Jugendschwangerschaften zu?

(2) Ergebnisse der Teilstudie I: Wer wird schwanger?
        Alter
        Schulbildung
        Soziale Benachteiligung
        Migration

(3) Schwangerschaftsausgang und soziale Benachteiligung

(4) Folgerungen für die Prävention
Wer wird schwanger? Alter

Bereich     12,0 – 17,9 Jahre
M           16,6 Jahre

                     Häufigkeit          Schwangerschaftsrate
                                         (per 1000 Frauen)*
12 Jahre                   0,2%   0,05
13 Jahre                  0,8%                0,2
14 Jahre                   7%                 2
15 Jahre                  17%     5
16 Jahre                  33%                10
17 Jahre                  42%                12
Gesamt                    100%               29
* Geschätzte Werte

Derzeit werden etwa 2,6 % aller Frauen vor ihrem 18. Geburtstag
mindestens einmal schwanger.
Wer wird schwanger? Schulbildung in (%)
100%
        11       9     11     11     Gymnasiastinnen

         35     42     37     34     Realschülerinnen

 50%

                       52     55     Hauptschülerinnen
        54      49

  0%
        Alle   12-14   15    16-17   Jahre
Wer wird schwanger? Soziale Benachteiligung (in %)

Schwangere
        Hauptschülerin                                                       54
        ohne Ausbildungsplatz, arbeitslos*                                   51
Partner
        Hauptschüler                                                         59
        ohne Ausbildungsplatz, arbeitslos*                                   31
Eltern
        Vater arbeitslos                                                     19
        Mutter arbeitslos                                                    22

* Nur Frauen und Männer, die nicht mehr auf eine allgemein bildende Schule gehen
Migration
(schwangere Frauen unter 18 Jahren, in %)

                             Gesamt         Hauptschule     Realschule       Gymnasium

Ausländerin                     8               10                5               11
Migrationshintergrund*          22              24               20               27
Unterschiede zwischen den Schulbildungsgruppen: p < .003 (Ausländerin), p = .04 (Migrations-
hintergrund), p = .001 (Partner Ausländer)

* Ausländer oder mindestens ein Elternteil eingewandert, davon 3% Türkei, 8% Aussiedler, 5%
EU/Nordamerika, 6% andere)
Ablauf

(1) Nehmen Jugendschwangerschaften zu?

(2) Ergebnisse der Teilstudie I: Wer wird schwanger?

(3) Schwangerschaftsausgang und soziale
Benachteiligung

(4) Folgerungen für die Prävention
Schwangerschaftsausgang: Kriterien

(1) Abbruch wahrscheinlich (54%)
 § 219 Beratung vor der 13. Woche

(2) Austragen wahrscheinlich (33%)
allgemeine Schwangerschaftsberatung

(3) Unklar (13%)
weder 1 noch 2

(4) Für Austragen entschieden (22%)
allgemeine Schwangerschaftsberatung nach der 12. Woche
(Teilgruppe von 2)
Determinanten des Schwangerschaftsausgangs

(1) Das Alter der Schwangeren und das Alter ihres Partners
     Mit zunehmendem Alter nimmt die Tendenz zum Abbruch ab und die
     Geburtsneigung zu, wobei das Partneralter einen stärkeren Einfluss hat
     als das Alter der Frau.

(2) Die Herkunft aus den alten bzw. neuen Bundesländern
     Minderjährige Frauen aus den neuen Bundesländern tendieren stärker
     dazu, eine Schwangerschaft auszutragen, als Frauen aus den alten
     Bundesländern

(3) Die soziale Situation der Frau und des Paares
     Gute Ausbildungs-, Berufs- und Karriereperspektiven sind die stärksten
     Barrieren gegen die Entscheidung „Austragen“.
Für das Austragen der Schwangerschaft entschieden*
Ost-West-Vergleich**
(schwangere Frauen unter 18 Jahren, in %)

  100

                                                          Ost    West
   80

   60
                             45
            38
   40
                                               31           29
                                  23
                 18
   20                                               13
                                                                  5
    0
           gesamt         Hauptschule        Realschule   Gymnasium
Die Unterschiede sind signfikant, p < .000
* Besuch einer allgemeinen Schwangerschaftsberatung nach der 12. Woche
** ohne Berlin
Determinanten des Schwangerschaftsausgangs

(1) Das Alter der Schwangeren und das Alter ihres Partners
     Mit zunehmendem Alter nimmt die Tendenz zum Abbruch ab und die
     Geburtsneigung zu, wobei das Partneralter einen stärkeren Einfluss hat
     als das Alter der Frau.

(2) Die Herkunft aus den alten bzw. neuen Bundesländern
     Minderjährige Frauen aus den neuen Bundesländern tendieren stärker
     dazu, eine Schwangerschaft auszutragen, als Frauen aus den alten
     Bundesländern

(3) Die soziale Situation der Frau und des Paares
     Gute Ausbildungs-, Berufs- und Karriereperspektiven sind die stärksten
     Barrieren gegen die Entscheidung „Austragen“.
Schwangerschaftsausgang und soziale Benachteiligung* (%)
100

                                                             Austragen wahrscheinlich

                                                            Für Austragen
                                                            entschieden

                                                             Abbruch wahrscheinlich

  0
         0      1    2     3    4      5               6
      niedrig   soziale Benachteiligung               hoch
*Berücksichtigt werden: Schulbildung der Frau, Schulbildung des Partners, Arbeitslosigkeit der Eltern der Frau
Ablauf

(1) Nehmen Jugendschwangerschaften zu?

(2) Ergebnisse der Teilstudie I: Wer wird schwanger?

(3) Schwangerschaftsausgang und soziale Benachteiligung

(4) Folgerungen für die Prävention
Folgerungen für die Prävention

• Wie können sinnvolle Angebote für sozial benachteiligte Jugendliche
entwickelt werden?
        Hauptschülerinnen, Fremduntergebrachte Mädchen

• Wie können adäquat informierte niedrigschwellige Ansprechpartner/ innen
gefunden werden – wer fragt nach?
        Ärzte? Eltern? Sexualpädagogen an Schulen? Peers? Internet?

• Teenagerschwangerschaften zu vermeiden ist eine Herausforderung für die
Sexualaufklärung und Sexualpädagogik
aber auch für die Bildungs-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik
Forschungsprojekt: Schwangerschaft und
Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen

    Team Hamburg:                            Team Frankfurt am Main:
    Prof. Dr. Gunter Schmidt                 Dipl.-Soz. Elke Thoss
    Dr. Silja Matthiesen                     Dipl.-Soz. Sigrid Weiser
    Dipl.-Soz. Karin Block
    Stud. Phil. Svenja Mix

Wir danken allen jungen Frauen, die den Mut hatten und sich die Zeit genommen haben mit
     uns über ihre Schwangerschaft und ihren Schwangerschaftsabbruch zu sprechen.
Wir danken allen BeraterInnen der pro familia für ihre engagierte und zuverlässige Mitarbeit.

                     www.jugendschwangerschaften.de
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