Pink Tax: Frauen zahlen mehr - Verbraucherzentrale Hamburg

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Pink Tax: Frauen zahlen mehr - Verbraucherzentrale Hamburg
Pink Tax: Frauen zahlen mehr

Frauen sollten beim Kauf von Drogerieartikeln wie Rasierutensilien,
Körperpflegeprodukten oder Parfüms besser genau hinschauen. Denn: Hersteller und
Händler verlangen für „weibliche“ Produkte oft etwas mehr. Mit einer erfundenen
Pflegeserie haben wir auf das Phänomen der sogenannten Pink Tax aufmerksam
gemacht.

© Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh)

                           DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

1. Frauen müssen für etliche Pflegeprodukte (z.B. Rasierutensilien, Lotion, Parfüm) und
   Dienstleistungen (z.B. Friseur oder Textilreinigung) höhere Preise zahlen als Männer,
   obwohl sich die Angebote inhaltlich kaum unterscheiden.
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2. Die Aufschläge können laut einem aktuellen Marktcheck der Verbraucherzentrale
   Hamburg mehr als 100 Prozent betragen.

3. Mit einer besonderen Pflegeserie für Frauen und Männer deckt die
   Verbraucherzentrale Hamburg in Kooperation mit der Agentur Serviceplan Campaign
   International die Praktiken des sogenannten Gender Pricing auf und zeigt, wie
   Unternehmen vorrangig weibliche Kunden benachteiligen.

4. Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert von Herstellern und Händlern, die
   Preisdiskriminierung von Frauen in jeglicher Hinsicht zu unterlassen.

Stand: 08.03.2019

Viele Produkte des täglichen Bedarfs, darunter auch persönliche Pflegeartikel, werden
geschlechtsspezifisch vermarktet und richten sich gezielt an Frauen oder Männer bzw.
Mädchen oder Jungen. Die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen werden schon
bei der Produktentwicklung, aber vor allem im Marketing und Vertrieb berücksichtigt.

Pflegeprodukte für Frauen oft teurer

Da Frauen laut Studien weniger preissensibel sind und bereit, mehr Geld für ihr
Äußeres auszugeben als Männer, werden ihnen manche Pflegeprodukte teurer verkauft.
In vielen Produktgruppen gibt es zahlreiche preisgleiche Varianten, bei denen weder
Frauen noch Männer benachteiligt werden. Aber vor allem für Rasierprodukte und
Parfüms müssen Frauen oft erheblich mehr zahlen. Das spiegeln auch die Ergebnisse
unserer Marktchecks zu Frauen- und Männerprodukten wider. Die Höhe der
geschlechtsspezifischen Preisunterschiede ist in vielen Fällen nicht zu rechtfertigen –
selbst dann nicht, wenn die Inhaltsstoffe variieren, denn sie machen oft nur einen
Bruchteil der Herstellungskosten aus.

Aktionskampagne gegen Pink Tax
Pink Tax: Frauen zahlen mehr - Verbraucherzentrale Hamburg
Um auf das Phänomen der Pink Tax aufmerksam zu machen, haben wir gemeinsam mit
der Agentur Serviceplan Campaign International die Marke Equalicare erfunden, die
vorgibt, einen Moisturizer für Frauen bzw. Männer auf den Markt zu bringen. Das
weibliche Produkt kostet 6,90 Euro, das männliche 4,90 Euro. Doch nur auf den ersten
Blick handelt es sich um zwei Produkte. In Wahrheit ist es eine Tube – mit einer
unterschiedlich gestalteten Vorder- und Rückseite. Durch eine 180°-Drehung richtet
sich das Produkt jeweils an das andere Geschlecht.

Zur Promotion der Beauty-Produkte wurden ein Pop-up-Store und unter
www.equalicare.de ein Online-Shop eröffnet sowie Influencer als Multiplikatoren
eingebunden.

© Serviceplan Campaign International
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© Serviceplan Campaign International

© Serviceplan Campaign International
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© Serviceplan Campaign International

© Serviceplan Campaign International

Wie andere am Markt erhältliche Produkte unterscheiden sich die beiden Moisturizer
von Equalicare nicht durch ihre Inhaltsstoffe, sondern nur durch geschlechtsspezifische
Merkmale:

  Merkmal                          Frauen-Produkt                  Männer-Produkt

  Produktname                      Smooth Sensation                Deep Care
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Face Moisturizer                 Moisturizer
  Produktkennzeichnung
                                 Sensitive                        Men

                                                                  Schützt auch
                                 Feuchtigkeitsspendende
                                                                  strapazierte
                                 Pflege für ein
  Produktbeschreibung                                             Haut zuverlässig
                                 unwiderstehlich glattes
                                                                  vor dem
                                 Hautgefühl
                                                                  Austrocknen

                                 Pink                             Dunkelblau
                                 Schreibschrift auf               Versalien auf
  Produktgestaltung
                                 Grundfläche mit                  schraffierter
                                 Punktemuster                     Grundfläche

Marktchecks zu Pflegeprodukten und Dienstleistungen

Bei elf unterschiedlichen Rasierprodukten aus Drogerie­märkten waren die Preise laut
unserem aktuellen Marktcheck durchschnittlich knapp 38 Prozent höher für die
Frauen­variante. Ein Rasierschaum der Marke Isana wird sogar mit einem
Frauenaufschlag von über 100 Prozent bei Rossmann verkauft.

Zwei Eau de Toilette schlagen in der stichprobenartigen Erhebung mit einem Aufpreis
von 24 Prozent (bruno banani) und 57 Prozent (Eau de Toilette von Mexx) zu Buche.

 •   Produktübersicht aller Pflegeprodukte mit Preisvergleich (Januar / Februar 2019)
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Frauenaufschlag bei Isana Einwegrasierer von Rossmann: 14 Prozent

Frauenaufschlag beim budnicare Einwegrasierer von Budni: 17 Prozent
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Frauenaufschlag beim La Ligne Beauty Einwegrasierer von Real: 38 Prozent

Frauenaufschlag beim Elkos Einwegrasierer von Edeka: 25 Prozent

Frauenaufschlag beim Isana Rasierschaum von Rossmann: 109 Prozent
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Frauenaufschlag beim budnicare Rasierschaum von Budni: 48 Prozent

Frauenaufschlag beim Balea Rasierschaum von dm: 76 Prozent
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Frauenaufschlag beim Nivea Rasiergel: 25 Prozent

Frauenaufschlag beim Isana Rasiergel von Rossmann: 24 Prozent

Frauenaufschlag beim Balea Rasiergel von dm: 14 Prozent
Frauenaufschlag beim budnicare Rasiergel von Budni: 24 Prozent

Frauenaufschlag bei Balea Body Lotion von dm: 8 Prozent
Frauenaufschlag beim Eau de Toilette von bruno banani: 25 Prozent

Frauenaufschlag beim Eau de Toilette von Mexx: 57 Prozent

Bereits 2015, 2016 und 2017 haben wir im Rahmen von Marktchecks die Preisaufschläge
für Frauen bei Drogerieartikeln und Dienstleistungen überprüft. Vor allem
Rasierprodukte (Einwegrasierer, Rasierschaum und -gel) und Parfüms sind für Frauen
oft teurer, obwohl sie sich von den Produkten für Männer hinsichtlich der Inhaltsstoffe
oder Bauart kaum unterscheiden. Auch Preisunterschiede beim Friseur sind für uns
nicht nachvollziehbar, wenn – wie bei einem einfachen Kurzhaarschnitt – damit kein
größer Aufwand verbunden ist. Das gilt ebenfalls für das Säubern einfacher
Frauenblusen, das bei unseren Marktchecks zwischen 60 und 80 Prozent teurer war als
die Reinigung von Männerhemden.

Das Bild hat sich in den letzten Jahren wenig verändert. Zwar haben sich die
Preisunterschiede bei Pflegeartikeln zwischen einigen Frauen- und Männer-Produkten
im Vergleich zu heute reduziert, sie sind aber trotzdem weiterhin vorhanden. Eine
prinzipielle Abkehr vom Gender Pricing, die sich viele Frauen wünschen, ist nicht
festzustellen.

 •   Preisvergleich Frauen- und Männerprodukte (Dezember 2017)

 •   Preisvergleich Frauen- und Männerprodukte (Februar 2016)

 •   Preisvergleich Frauen- und Männerprodukte (Mai 2015)

Eine im Dezember 2017 veröffentlichte Studie der Antidiskriminierungstelle des Bundes
belegt ebenfalls: Frauen werden bei Dienstleistungen wie einem Kurzhaarschnitt beim
  Friseur oder beim Reinigen von Blusen benachteiligt. Es gibt Preisunterschiede nach
  Geschlecht, wobei die Frauen für die gleiche Leistung mehr zahlen müssen. Laut
  Erhebung waren 50 Prozent der 381 untersuchten Dienstleistungen für Frauen teurer,
  für Männer waren es nur 9 Prozent. Der durchschnittliche Preisaufschlag lag für Frauen
  bei 13,80 Euro, bei Männern nur bei 7,50 Euro. Männer mussten beispielsweise in
  Waxing-Studios mehr bezahlen. Auch im Einzelhandel wurden Preisunterschiede für
  Frauen- und Männerprodukte erhoben, die aber deutlich seltener vorkommen: Bei 2,3
  Prozent der 1.682 untersuchten Artikel war die „Frauenvariante“ teurer. Männer
  mussten nur bei 1,4 Prozent der Produkte mehr bezahlen.

                            DANKE FÜR IHREN HINWEIS

Wir fordern Hersteller und Händler auf, die Preisdiskriminierung von Frauen in jeglicher
Hinsicht zu unterlassen. Frauen werden mit diesen Tricks doppelt benachteiligt, weil sie
darüber hinaus durchschnittlich weniger verdienen als Männer.

Wenn Sie Produkte und Dienstleistungen kennen, für die Frauen tiefer ins Portemonnaie
greifen müssen, informieren Sie uns – am besten per E-Mail oder über unsere Facebook-
Seite. Wir führen unsere Listen fort. Auch auch über Beispiele für Männerdiskriminierung
freuen wir uns.

                           © Verbraucherzentrale Hamburg e. V.

 https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/einkaufsfalle-supermarkt/pink-
                                  tax-frauen-zahlen-mehr
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