Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie

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Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
29./30. MRZ 2019

Martin
Grubinger
Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
VORVERKAUFSSTARTS
                     DER DRESDNER PHILHARMONIE
                     FÜR DIE SAISON 2019/2020

                     Ab Montag

                     8. APR 2019               Ab Montag

                     Festplatzabonnements      29. APR 2019
                                               Wahlabonnements
                                               Einzeltickets

                                            TICKETSERVICE IM KULTURPALAST
                                            Montag bis Freitag 10 — 19 Uhr
                                            Samstag 9 — 14 Uhr
                                             +49 (0) 351 4 866 866
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Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
PROGRAMM

             Alexander Mossolow (1900 – 1973)
                            „Die Eisengießerei“
                    Maschinenmusik für Orchester (1926/28)
                       Allegro — Poco più mosso — Tempo I
                                                              COMPOSER
                                                            IN RESIDENCE

                           Fazıl Say (* 1970)
             Konzert für Schlagzeug und Orchester op. 77 (2018)
      Auftragswerk der Dresdner Philharmonie, des Sinfonieorchesters Basel
                  und des Musikfestes Bremen (Uraufführung)
                     I Waterphone. Extremely rhythmical — attacca:
      II Rototoms · Timpani. Allegro — extremely rhythmical — Cadenza (very free)
   III Vibraphone · Campana. Fließend — Andantino — Adagio tranquillo — Tempo I
IV Marimba · Boobams. Largo, drammatico — Meno mosso. Slow Belly Dance — Presto,
          tempo köçekçe. Energico — Largo drammatico — Extremely rhythmical

                                    PAUSE

                Sergei Prokofjew (1891 – 1953)
                      Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100 (1944)
                                    Andante
                                Allegro marcato
                                     Adagio
                                Allegro giocoso

                            Andris Poga | Dirigent
                         Martin Grubinger | Schlagzeug
                           Dresdner Philharmonie
Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
Wolfgang Stähr

            „DIESE GROSSARTIGEN MEISTER
                    UNSERER ZEIT“
          ZUM ERSTEN MAL: DAS SCHLAGZEUGKONZERT VON FAZIL SAY

Strenggenommen ist Fazıl Say selbst ein             dazu geführt hat, dass viele Pianisten sich
Schlagzeuger. „Das Klavier ist nun mal ein          selbst begrenzt haben.“ Eine Abgrenzung
Perkussionsinstrument“, weiß der türkische          jedoch, welcher Art auch immer, ob diszipli-
Pianist, „und um dieses zum Singen zu               närer, nationaler, kultureller oder religiöser
bringen, muss man sehr viel tun.“ Und wenn          Natur, wird man bei Fazıl Say vergebens
man nun gar das Schlagwerk zum Singen               suchen. Und gewiss nicht vermissen.
bringen will? Aber der Pianist Fazıl Say ist        Und Martin Grubinger? Bietet er nicht mit
nicht nur Schlagzeuger (in diesem Sinne), er        seiner bis zum Extrem getriebenen Disziplin,
ist vor allem Komponist: kein komponieren-          dem Hochleistungssport seiner zirzensischen
der Pianist, der sich virtuose Literatur zum        Auftritte das Paradebeispiel eines Spezialisten?
Eigenbedarf ausdenkt, kein klavierspielender        Nicht einmal auf den ersten Blick! Schon die
Komponist, der gelegentlich und etwas aus           Berufsbezeichnung „Schlagzeuger“ wäre eine
der Übung in die Tasten greift – er ist ein         realitätsferne Untertreibung. „Multiperkussio-
Musiker von umfassender und ungeteilter             nist“ trifft es schon besser, da Grubinger nicht
Kreativität. Musikhistorisch stellt dieser          bloß ein Schlaginstrument spielt, sondern
Typus des Komponisten und Instrumentalisten         (nach eigener Schätzung) etwa achtzig, und
in einer Person die Regel dar, die erst im          da er im Konzert behände zwischen den ver-
Zuge der professionellen Spezialisierung zur        schiedensten Schlagwerken wechselt. Diese
Ausnahme geriet. „Denn im 20. Jahrhundert“,         erstaunliche Vielseitigkeit zeigt sich aber ge-
sagt Fazıl Say, „hat man von den Pianisten          rade auch in der Handhabung der einzelnen
zunehmend technische Perfektion verlangt            Instrumente, mit denen er viel mehr anzu-
und das Komponieren oder auch Ausflüge in           fangen weiß, als sie Schlag auf Schlag, Knall
den Jazz zu etwas Abwegigem erklärt. Was            auf Fall, mit Lärm und Härte zu traktieren.

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Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
EINIGE DER SCHLAGINSTRUMENTE,
NACH DENEN DIE SÄTZE IN FAZIL SAYS
KONZERT BENANNT SIND

                                                      DAS VIBRAPHON
                                                      ist eine Weiterentwicklung des Marimbaphons. Im Unter-
                                                      schied zur Marimba bestehen die Klangplatten aus
                                                      Metall. Am oberen Ende der Resonanzröhren drehen
                                                      sich jeweils dünne runde Kunststoff- oder Metallscheiben,
                                                      die auf einer gemeinsamen Welle angebracht sind und
                                                      durch einen Elektromotor angetrieben werden. Sie sind
DAS WATERPHON                                         für das charakteristische Vibrato verantwortlich. Der
wurde 1967 von Richard Waters erfunden. Der Name      tschechische Komponist Jan Kreijčik hat ein Vibraphon
des Instruments bezieht sich also sowohl auf das      entwickelt, bei dem sich die Tonhöhen der Klangplatten
Wasser, mit dem sein Korpus gefüllt werden kann,      kontinuierlich (quasi als Glissando) ändern lassen,
als auch auf den Namen des Erfinders. Bei Bewegung    nachzuhören in seiner Komposition „Das wohldetempe-
verursacht das Wasser im Korpus die merkwürdigen      rierte Vibraphon“ auf ww.cnz.ch/media. Trivia: Theodor
Modulationen des Klangs. Das Instrument kann mit      W. Adorno verspottete Pierre Boulez‘ „Le marteau
Schlägeln geschlagen, mit einem Streichbogen an den   sans maître“ wegen der ausgiebigen Benutzung des
Metallstreben gestrichen oder dieselben können mit    Instruments unter Anspielung auf Debussy als „Prélude
der Hand gezupft werden.                              à l'après midi d'un vibraphone“.

                                                                                 DAS BOOBAM
                                                                                 ist ein Perkussionsinstru-
                                                                                 ment der Membranophon-
                                                                                 Familie, das aus einer Reihe
                                                                                 von Röhren besteht, deren
                                                                                 Membranen an einem Ende
                                                                                 gespannt sind und deren
                                                                                 anderes Ende offen ist. Die
DAS ROTOTOM                                                                      Abstimmung hängt zum
ist eine Trommel ohne Kessel, dessen Tonhöhe                                     Teil von der Spannung der
sich dank einer speziellen Mechanik stark                                        Membran, zumeist jedoch
modifizieren lässt, wobei auch Glissandoeffekte                                  von der Länge des Rohrs ab.
möglich sind.
Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
„Man kann eine Trommel ganz weich im                 Musik sei außergewöhnlich, bekennt Gru-
Legato spielen oder hart und knöchern“, sagt         binger: „Ein rhythmisches Rädchen greift
Grubinger. „Wir haben die gesamte Band-              in das andere. Zudem verwendet der Fazıl
breite wie ein Geiger, ein Cellist. Nehmen           aufgrund seiner musikalischen Herkunft
wir das Xylophon, Sie können dabei den Arm           nicht nur gerade Rhythmen, wie wir sie aus
steif halten wie bei einem Karateschlag. Das         der europäischen Tradition kennen, sondern
macht dann Bamm. Wenn ich dagegen das                auch ungerade.“
Handgelenk weich stelle, kommt der Stick             „Extremely rhythmical“, so lautet die erste
schräg auf mit mehr Wolle, dann macht das            Vortragsbezeichnung im Schlagzeugkonzert,
eher sanft Bow.“                                     das Fazıl Say 2018 für Martin Grubinger
Das Leben ist so reich an Möglichkeiten              komponiert hat: ein Auftragswerk der
zwischen Bamm und Bow, namentlich das                Dresdner Philharmonie. Die „musikalische
Leben eines Multiperkussionisten. Gar kein           Herkunft“, die „außereuropäische Tradition“
Wunder, dass zeitgenössische Komponisten             ist auch in diesem Concerto nicht zu über-
wie Friedrich Cerha, Péter Eötvös oder Tan           hören, insbesondere im Finale, „in Istanbul
Dun für den Österreicher Martin Grubinger            gypsy style“, mit einem „Slow Belly Dance“
neue Werke geschrieben haben. Oder ein               (einem „langsamen Bauchtanz“) und einem
Komponist wie Fazıl Say. „Diese großartigen          kontrastierenden Presto im „Tempo köçekçe“,
Meister unserer Zeit haben denselben                 einer überaus populären Tanzweise aus der
Einsatz und dieselbe Leidenschaft von uns            Türkei. Aber diese Reverenz an das garstige,
Musikern verdient wie Mozart, Brahms oder            geliebte Heimatland (das den unerschrockenen
Bartók“, betont Grubinger. „Es ist unsere            Komponisten mit Aufführungsverboten
verdammte Pflicht, die Zuhörer zu begeistern         verfolgte und vor Gericht brachte) geschieht
und nicht zu sagen, ihr seid zu blöd, so kon-        nicht im Ton einer verspäteten National-
servativ.“ Von Fazıl Say hat er bereits zwei         romantik, sondern verspielt, phantasievoll
Kompositionen uraufgeführt: die Variationen          und ironisch. Fazıl Say setzt auf ein frappie-
für zwei Klaviere und Schlagzeug sowie die           rendes Paradox, gleich zu Beginn, im ersten,
Kantate „The Bells“ (nach Edgar Allan Poe).          „äußerst rhythmischen“ Satz: Er weckt die
Die „rhythmische Herausforderung“ dieser             perkussiven Energien des Orchesters, lässt

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Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
die Streicher „col legno battuto“ spielen, also     lich (wie der Name verrät) Bambusrohre in
mit dem Bogenholz auf die Saiten schlagen,          abgestufter Länge. Mit diesem im Konzert-
oder beim sogenannten „Bartók-Pizzicato“            saal keineswegs alltäglichen Instrumentarium
die gezupfte Saite auf das Griffbrett knallen,      wird Martin Grubinger, der Multiperkussionist,
während sich die Bläser im „Beatboxing“ ver-        Fazıl Says Schlagzeugkonzert zur Urauffüh-
suchen, der stimmlichen Nachahmung von              rung bringen. Aber vorher besuchen wir noch
Lauten und Geräuschen. Die Perkussions-             eine Fabrik.
instrumente selbst aber werden zum Klingen
und Singen gebracht, ganz ausdrücklich:
„molto espressivo“, „dolce“ und sogar „cantabile“
sollen ihre eigenen, unerhörten Melodien
ertönen, gegen jede Hörgewohnheit. Die
Überschriften der vier Sätze kündigen die              FAZIL SAY
jeweils prominent präsentierten Schlagwerke            * 14. Januar 1970 in Ankara
an, wie wechselnde Hauptdarsteller. In der
Reihenfolge ihres Auftretens: das Water-               KO N Z E R T F Ü R S C H L A G Z E U G
phone, tatsächlich mit Wasser gefüllt und              U N D O R C H E S T E R O P. 7 7
von stählernen Zinken umzäunt, die ange-
schlagen, gebogen, gekratzt, gezupft oder              Entstehung
wie eine Violine gestrichen werden können              2018
und jedenfalls schaurig-schöne, surreale Töne          Besetzung
vernehmen lassen; Rototoms, rotierende                 Schlagzeug-Solo (5 Pauken, Vibraphon,
Tomtoms, wie der Name schon sagt, stimm-               Marimbaphon, Röhrenglocken, Boobams,
bare Trommelfelle ohne Kessel; Pauken; das             10 Rototoms, Waterphone) – Piccolo, 2 Flöten,
Vibraphon, dessen pulsierende Töne von                 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Kontrafagott,
Rotorblättern erzeugt werden; Röhrenglocken;           4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Harfe,
das Marimbaphon mit Holzklangstäben und                Streicher
Resonatoren; und schließlich Boobams,                  Spieldauer
chromatisch abgestimmte Trommeln, ursprüng-            ca. 25 Minuten

                                           Martin Grubinger                                               5
Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
MENSCH UND MASCHINE,
    MACHT UND MUSIK IN DER SOWJETUNION
            ALEXANDER MOSSOLOW UND SERGEI PROKOFJEW

                                                     „Wir erklären“, verkündete der Schriftsteller
                                                     Filippo Tommaso Marinetti 1909 im Manifest
                                                     des italienischen Futurismus, „dass sich die
                                                     Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit
                                                     bereichert hat: die Schönheit der Geschwin-
                                                     digkeit. Ein Rennwagen, dessen stählernen
                                                     Leib dicke Rohren schmücken, die Schlangen
                                                     mit explosivem Atem gleichen, ist schöner als
                                                     die Nike von Samothrake.“ Ähnliche Töne
                                                     schlugen die russischen Futuristen um den
                                                     Dichter Wladimir Majakowski an: „Athletisch
                                                     kühn sein, die Muskeln gestrafft, / Voll von
                                                     der Religion der Aktivität! / Deine Seele: /
                                                     Dampf, Pressluft, Elektrizität!!!“ Im Konzert
                                                     begegnet man von Zeit zu Zeit noch dem
                                                     1926 entstandenen Orchesterwerk „Sawod“
                                                     des Russen Alexander Mossolow, einem
                                                     radikal durchkonstruierten und lautstarken
                                                     Paradestück der sowjetischen „Maschinen-
                                                     musik“. Diese Komposition, Einleitungssatz
                                                     der Ballettsuite „Stahl“, ist im deutschen
                                                     Sprachraum unter dem Titel „Die Eisen-
                                                     gießerei“ bekannt geworden (eine wörtliche
                                                     Übersetzung müsste etwa „Werk, Fabrik,
                                                     Betrieb“ lauten). Auch die italienischen
                                                     Futuristen schwärmten von dem „Genuss
                                                     aus der idealen Kombination der Geräusche
        Stahlwerk in Magnitogorsk,                   von Straßenbahnen, Verbrennungsmotoren,
        dem Zentrum der sowjetischen
        Stahlindustrie 1932
                                                     Automobilen“, sie schickten sich an, „die
                                                     Massenunruhe der Bahnhöfe, Stahlwerke,
                                                     Fabriken, Druckpressen, Kraftwerke und
                                                     Untergrundbahnen zu orchestrieren“.

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Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
Alexander Mossolow
                                       im Jahr 1927

                                                        Bei einem Treffen der „Zukunftsmusiker“ in
                                                        Mailand und fand sich auch der junge, frisch
                                                        vom Petersburger Konservatorium aufgebro-
                                                        chene Sergei Prokofjew ein – der in seiner
                                                        Heimat selbst als Futurist bekannt (und
                                                        berüchtigt) war. Empörte Konzertbesucher
                                                        hatten ihn angeschrien: „Der Teufel hole die
                                                        futuristische Musik! Solche Musik hören wir
                                                        zu Hause von unseren Katzen.“ Prokofjews
                                                        biographische Erfolgskurve nahm einen
                                                        merkwürdig gekrümmten Verlauf. Nach der
ALEXANDER MOSSOLOW                                      Oktoberrevolution des Jahres 1917 wandte
* 11. August 1900 in Kiew                               er sich (wie Strawinski) von Russland ab und
† 12. Juli 1973 in Moskau                               suchte im Westen sein Glück, kehrte jedoch
                                                        (im Gegensatz zu Strawinski) bald wieder
„ D I E E I S E N G I E S S E R E I “ O P. 1 9          reumütig und heimwehkrank in die Sowjet-
Maschinenmusik für Orchester aus dem                    union zurück: eine fatale Fehlentscheidung.
unvollendeten Ballett „Stahl“                           Prokofjew sei „schrecklich egoistisch“ gewesen,
                                                        betonte der Cellist Mstislaw Rostropowitsch,
Entstehung                                              und habe sich für nichts interessiert als
1926/1927                                               den Erfolg seiner Werke: „Er wusste, seine
Uraufführung                                            Komponistenkarriere würde in seiner Heimat
4. Dezember 1927 in Moskau                              glanzvoller sein als im Ausland. Davon war er
Erstmals in einem Konzert der Dresdner Philharmonie. überzeugt.“ Und als diese Überzeugung der
Besetzung                                               Ernüchterung wich, war es bereits zu spät.
Piccolo, 2 Föten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Eine geradezu existentielle Nostalgie, bestärkt
Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3    noch von den Reisen und umjubelten Gast-
Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug         spielen im nachrevolutionären Russland, dem
(Becken, Kleine Trommel, Große Trommel, Tamtam,         Wiedersehen mit alten Freunden, mit Stätten
Eisenblech), Streicher                                  der Kindheit und Jugend, hatte Prokofjew zu
Spieldauer                                              dem Entschluss geführt, das unstete Dasein
ca. 3,5 Minuten                                         im Westen aufzugeben und sich mit seiner

                                           Martin Grubinger                                          7
Martin Grubinger 29./30. MRZ 2019 - Dresdner Philharmonie
Familie in Moskau nieder-
zulassen, eine Entschei-
dung, die im Mai 1936 in
die Tat umgesetzt wurde.
„Die Luft der Fremde
bekommt meiner Inspira-
tion nicht, weil ich Russe
bin, und das Unbekömm-
lichste für einen Menschen
wie mich ist es, im Exil zu
leben“, bekannte Prokof-
jew. „Ich muss zurück.
Ich muss mich wieder in
die Atmosphäre meines
Heimatbodens einleben.        Drei große sowjetische Komponisten im Jahr 1940: Sergei Prokofjew,
Ich muss wieder wirkliche Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatchaturjan
Winter sehen und den
Frühling, der ausbricht von
einem Augenblick zum andern. Ich muss die Stalins Schergen erschossen, der Schriftsteller
russische Sprache in meinem Ohr widerhal- Issaak Babel hingerichtet, die Lyrikerin
len hören, ich muss mit den Leuten reden,             Marina Zwetajewa in den Freitod getrieben.
die von meinem eigenen Fleisch und Blut               Alexander Mossolow wurde als „feindlicher
sind, damit sie mir etwas zurückgeben, was            Künstler“, „Urbanist“ und „Konstruktivist“
mir hier fehlt: ihre Lieder, meine Lieder.“           angeprangert, wegen „konterrevolutionärer
Die „Große Tschistka“ wütete im Sowjetreich, Propaganda“ angeklagt und zu Zwangsarbeit
als Prokofjew heimkehrte: die „Säuberungen“ im Lager verurteilt, seine „Maschinenmusik“
in Partei und Gesellschaft, der verschärfte           galt jetzt in der Sowjetunion als „unerträg-
Klassenkampf mit willkürlichen Verhaftungen, lich kakophonisches Stück“. Aber Prokofjew
Schauprozessen und organisiertem Massen-              schien in einer anderen Welt zu leben. Der
mord. Bekannte und unbekannte Künstler,               heimgekehrte Emigrant, der die Vorzüge einer
widerständige und anpasslerische, mussten um geräumigen Moskauer Wohnung genoss,
ihr Leben bangen. Der Dichter Ossip                   elegante Kleidung trug, ein aus den Vereinigten
Mandelstam kam auf dem Marsch in ein                  Staaten importiertes Auto fuhr und seine
sibirisches Zwangsarbeiterlager um, der               Kinder auf eine internationale Diplomaten-
Regisseur Wsewolod Meyerhold wurde von                schule schickte, Sergei Prokofjew hielt sich

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Als Künstler gehörte Sergei Prokofjew zu
                                                      den Privilegierten der klassenlosen kommu-
                                                      nistischen Gesellschaft – wenngleich in
                                                      einem höchst zwiespältigen Sinne. Er unter-
                                                      lag der Überwachung und Reglementierung
                                                      durch die omnipräsente Kulturbürokratie,
                                                      und deren Repressalien konnten sich im
                                                      Extremfall lebensbedrohlich auswirken. Er
                                                      genoss andererseits in den Jahren des Zwei-
                                                      ten Weltkriegs einen besonderen Schutz und
                                                      wurde einem Evakuierungsplan unterstellt,
                                                      der auch Dirigenten, Sänger, Tänzer, ja ganze
                                                      Orchester und Theater auf sicheres, kriegs-
                                                      verschontes Terrain verbrachte – und diese
Sergei Prokofjew gemeinsam mit seiner Frau            Maßnahmen wiederum glichen fast einer
Mira Mendelson im Jahr 1946
                                                      Überlebensgarantie. Der „schrecklich egois-
                                                      tische“ Prokofjew ließ seine Familie, seine
                                                      Frau und die Söhne, in Moskau zurück und
unbeirrbar für das Musterbeispiel eines               trat die lange, lebensrettende Reise gemein-
sowjetischen Komponisten und Volkskünst-              sam mit der jungen Literaturstudentin Mira
lers. Er schrieb einen Marsch zur Spartakiade         Mendelson an (die er später, nachdem seine
und, wenn gewünscht, auch Werbemelodien               erste, in Deutschland geschlossene Ehe annul-
für das Volkskommissariat der Lebensmittel-           liert worden war, auch heiratete). Anfang
industrie; er erzählte das sinfonische Märchen        Juni 1944 fuhr er mit Mira in die Nähe des
vom tapferen Pionier Petja, der keine Angst           idyllischen Ortes Iwanowo, nordöstlich von
vor den Wölfen kennt, und besang den Ruhm             Moskau, wo er auf einem Landgut, das dem
der Partei in einem „Trinkspruch auf Stalin“,         Komponistenverband gehörte, Ruhe und
der den 60. Geburtstag des „geliebten Füh-            Regelmäßigkeit zur Arbeit fand, Gelegen-
rers“ und „weisen Lehrers der Werktätigen“            heit zu ausgedehnten Wanderungen und zu
feierte. Ja, Prokofjew besaß zweifellos eine          anregenden Gesprächen mit seinen Kollegen
Begabung für den ins Monumentale gestei-              Schostakowitsch, Kabalewski und Chatscha-
gerten Volkston, der dem neuen sowjetischen           turjan, die ebenfalls nach Iwanowo gekommen
Nationalismus höchst zuträglich war.                  waren. Hier entstanden seine Achte Klavier-
                                                      sonate – und seine Fünfte Sinfonie B-Dur
                                                      op. 100.

                                             Martin Grubinger                                     9
Die musikalische Sprache der „Neuen                    trumpfen dagegen die raschen Sätze auf, um
Einfachheit“ – das hatte Prokofjew mit dem             andererseits die schräge Eleganz auszureizen,
Zweiten Violinkonzert, dem Ballett „Romeo              die leicht grotesken Tanzweisen auszuspielen,
und Julia“, der Filmmusik zu „Alexander                die der Ballettkomponist Prokofjew so
Newski“ bewiesen – ermutigte den wieder-               unvergleichlich beherrschte. Bildhaftigkeit,
erwachten Sinfoniker zu einer kraftvollen,             präzise Motorik, Montagetechnik, Simulta-
reliefartigen Melodik, zu thematischer                 neitätseffekte verraten wiederum den
Plastizität und zu einer Orchestrierung von            begnadeten Filmkomponisten, „Die Fünfte
ungeheurer Weite (Prokofjew liebte es, die             Sinfonie spiegelt seine abgeschlossene innere
Basslinie vom Klavier, der Tuba und Schlä-             Reife und seinen Rückblick“, schrieb der
gen der Großen Trommel verstärken zu                   Pianist Swjatoslaw Richter, der die Moskauer
lassen und die Oberstimme mit Piccoloflöte             Uraufführung des Werkes am 13. Januar 1945
und Es-Klarinette nachzuzeichnen). „Dazu               unter Prokofjews Leitung miterleben durfte.
lebt in seinen Melodien die Urwüchsigkeit              „Er sieht von der Höhe auf sein Leben herab
des russischen Liedes, eine freie und aus-             und auf alles, was war. Etwas Olympisches
drucksvolle Art des Singens“, schwärmte                liegt darin.“ Unweigerlich geriet das Konzert
der Komponist Aram Chatschaturjan. Mit                 damals in den Sog der historischen Ereignisse,
seiner B-Dur-Sinfonie, dem „Lied auf den               als im Augenblick, da Prokofjew den Takt-
freien und glücklichen Menschen“, wie er               stock hob, Artilleriesalven abgefeuert wurden,
sie im Tonfall der sowjetischen Propaganda             die den Siegeszug der Roten Armee über die
bezeichnete, schuf Prokofjew, in der Tradition         Weichsel begrüßten. „Wieviel Bedeutsames,
der von Alexander Borodin begründeten                  Symbolhaftes schwang hier mit“, erinnerte
epischen Sinfonik, ein kolossales Zeugnis              sich Swjatoslaw Richter. „Für alle hatte eine
russischer Musik. Mit herbem Pathos und                neue Epoche begonnen, auch für Prokofjew.“
einem zeitgemäßen Hang zur Überwältigung               Wahrlich eine „neue Epoche“: Die finsterste
gestaltete er das einleitende „Andante“ und            Zeit seines Lebens brach an, für Sergei
das düster-feierliche „Adagio“, den dritten            Prokofjew – und für ungezählte Menschen,
Satz. Schneidig und aggressiv wie die                  die keiner mehr nennt. Die gefährliche Illu-
„Maschinenmusik“ der zwanziger Jahre                   sion von der Heimkehr nach Russland, der

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Mission des „Volkskünstlers“ in ruhmreicher
Zeit brach alsbald restlos in sich zusammen.
Prokofjew musste sich nach dem Krieg, wie
Schostakowitsch (und wie Mossolow), als              SERGEI PROKOFJEW
„Formalist“ und „Modernist“ maßregeln, als           * 23. April 1891 auf Gut Sonzowka, heute Sonziwka,
„Verräter“ und „weißer Emigrant“ beschimp-             bei Bachmut, Gouvernement Jekaterinoslaw,
fen lassen und sich vor der Partei, dem Volk           Russisches Kaiserreich
und dem Land für seine musikalischen                 † 5. März 1953 in Moskau
„Irrtümer“ entschuldigen. Er starb am 5. März
1953, am selben Tag wie der „weise und               S I N F O N I E N R . 5 B - D U R O P. 1 0 0
geliebte Führer“, den er in seiner Musik
verherrlicht hatte. Alexander Mossolow lebte         Entstehung
noch bis 1973, kaltgestellt und abgeschoben          1944
in entlegene Landstriche, wo der Komponist           Uraufführung
der „Eisengießerei“ über die Dörfer wanderte         13. Januar 1945 in Moskau im Großen Saal des
und Volkslieder sammelte: ein trauriger              Konservatoriums mit dem Staatlichen Sinfonieorchester
Futurist, ein vergessener Zeuge der lang schon       der UdSSR unter Leitung des Komponisten
vergangenen Zukunft.                                 Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt
                                                     24. Januar 2016 unter Leitung von
                                                     Gennadi Roschdestwenski
                                                     Besetzung
                                                     Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, Es-Klarinette,
                                                     2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott,
                                                     4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken,
                                                     Schlagzeug (Holzblöcke, Tamburin, Triangel,
                                                     Kleine Trommel, Große Trommel, Becken, Tamtam),
                                                     Harfe, Klavier, Streicher
                                                     Spieldauer
                                                     ca. 43 Minuten

                                         Martin Grubinger                                                  11
COMPOSER IN
                                                       RESIDENCE

                                                                             © Marco Borggreve
                       25. APR 2019, DO, 20.00 UHR
                             KULTURPALAST

            Fazıl Say – Rezital
          Chopin: Nocturnes e-Moll, cis-Moll und c-Moll
                       Beethoven: Sonate
                   Satie: „Sechs Gnossiennes“
                   Say: aus „The Art of Piano“
                                Fazıl Say | Klavier

Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 Euro         ticket@dresdnerphilharmonie.de
        Schüler, Studenten 9 Euro            dresdnerphilharmonie.de
ANDRIS POGA ist seit der Saison 2013/14
Musikdirektor des Lettischen Nationalorches-
ters in Riga. Als Gastdirigent wird er von den
bedeutenden Orchestern Europas und Asiens
geschätzt. Zu den Höhepunkten der letzten
Spielzeiten zählten Konzerte mit dem Gewand-
hausorchester in Leipzig, dem Orchestre de
Paris, den Münchner Philharmonikern, den
Rundfunk-Sinfonieorchestern des NDR,
WDR, HR und SWR, den Wiener Sympho-                unterricht bei Uroš Lajovic an der Wiener
nikern, dem Orchestra dell’Accademia Nazio-        Universität für Musik und Darstellende Kunst.
nale di Santa Cecilia, dem Sydney Symphony,        Den Meisterkursen bei Seiji Ozawa und Leif
dem NHK Symphony Tokio und den Sankt               Segerstam verdankt er wertvolle Impulse.
Petersburger Philharmonikern.                      2010 gewann Poga den ersten Preis bei dem
In der aktuellen Spielzeit ist Andris Poga         renommierten internationalen Dirigierwett-
unter anderem zu Gast beim WDR Sinfonie-           bewerb „Evgeny Svetlanov“ in Montpellier.
orchester Köln, dem MDR Sinfonieorchester          Nach diesem Erfolg ernannte Paavo Järvi
in Leipzig, dem Deutschen Symphonie-               ihn für drei Jahre zum Assistant Conductor
Orchester Berlin, dem NDR Elbphilharmonie          beim Orchestre de Paris; 2012 wurde Poga in
Orchester Hamburg, beim Tonhalle-Orchester         die gleiche Position beim Boston Symphony
Zürich, dem Orchestre Philharmonique de            Orchestra berufen. Auf einer Asien-Tournee
Radio France sowie beim Osaka Philharmonic         der Münchner Philharmoniker im Oktober
Orchestra und dem Hong Kong Philharmonic.          2014 sprang er mit großem Erfolg für Lorin
Eine Tournee mit dem Lettischen National-          Maazel und Valery Gergiev ein.
orchester führte ihn im Oktober 2018 unter         In wenigen Jahren hat Andris Poga ein
anderem nach Stuttgart, Friedrichshafen, Paris     erstaunlich breites Repertoire erarbeitet.
und Aix-en-Provence.                               Seine besondere Liebe gilt den Werken von
Poga studierte Dirigieren an der Jāzeps Vītols     Richard Strauss, Alfred Schnittke und Dmitri
Latvian Academy of Music und Philosophie           Schostakowitsch. Auch widmet er sich dem
an der Staatlichen Universität Lettland. Von       kompositorischen Schaffen seines Landsmannes
2004 bis 2005 erhielt er außerdem Dirigier-        Peteris Vasks.

                                          Martin Grubinger                                    13
Technische Perfektion, Spielfreude und              Grubinger die Saison 2018/19 am Wiener
musikalische Vielseitigkeit machen                  Konzerthaus und gleichzeitig seine eigene
MARTIN GRUBINGER zum vielleicht besten              Reihe dort. Zusammen mit Yuja Wang und
Multipercussionisten der Welt. Sein Reper-          dem Percussive Planet Ensemble debutierte
toire reicht dabei von solistischen Werken          er im Herbst in der Carnegie Hall und im
über kammermusikalische Programme mit               Hill Auditorium in Ann Arbor. Auf hoch-
seinem Percussive Planet Ensemble bis hin           karätigen Orchestertourneen mit dem
zu Solokonzerten. In besonderer Weise               Sydney Symphony Orchestra oder dem
hat sich der Österreicher darum verdient            Gothenburg Symphony Orchestra präsen-
gemacht, das Schlagwerk als Soloinstrument          tiert Grubinger sich in ganz Europa und
in den Mittelpunkt des klassischen Konzert-         konzertiert u. a. in Wien, München, Berlin,
betriebs zu stellen.                                Frankfurt, Köln, Baden-Baden, Göteburg
Mit seinem neuesten Ensembleprojekt „The            und Stockholm. Wiedereinladungen führen
Bernstein Experience“ eröffnete Martin              ihn zum Tonhalle-Orchester Zürich, dem

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Orchestra Svizzera Italiana, dem         Salzburger Festspielen, im Festspielhaus
        Bilkent Symphony Orchestra und zu        Baden-Baden, dem Brass & Percussion Festi-
        den Berliner Philharmonikern.            val, in der renommierten Suntory Hall in
       Eine wichtige Rolle im Zusammen-          Tokyo sowie beim Grant Park Music Festival
       spiel mit renommierten Orchestern         in Chicago. 2013 war er Artiste Étoile beim
       spielen Auftragskompositionen wie         Lucerne Festival.
       Avner Dormans „Frozen in Time“            Bereits vielfach ausgezeichnet, ist Martin
      (2007), das Konzert für Schlagzeug und     Grubinger Träger des „Bernstein Awards“ des
      Orchester von Friedrich Cerha (2008),      Schleswig-Holstein-Musik-Festivals sowie
      das 2012 mit den Wiener Philharmoni-       des Würth-Preises der Jeunesses Musicales
      kern unter der Leitung von Peter Eötvös    Deutschland. Grubinger veröffentlichte die
      bei Kairos eingespielt wurde, sowie        CD „Drums ’n’ chant“ sowie einen Live-
     Tan Duns Schlagzeugkonzert „Tears           Mitschnitt des „Percussive Planet“ auf DVD
of Nature“ (2012). Im Frühjahr 2014 folgte       bei der Deutschen Grammophon. Weitere
die Uraufführung des Schlagzeugkonzerts          Einspielungen erschienen bei verschiedenen
„Speaking Drums“ mit dem Mahler Chamber          Labels, darunter Sony, Kairos, Ondine und
Orchestra unter der Leitung des Komponisten      BIS.
Peter Eötvös. In der Saison 2018/19 ist          Der in Salzburg geborene Musiker studierte
neben der Uraufführung des Konzertes von         am Bruckner-Konservatorium in Linz und
Fazıl Say auch die Premiere des Schlagzeug-      am Mozarteum in Salzburg, machte aber
konzerts von Daníel Bjarnasons geplant.          bereits als Jugendlicher bei internationalen
Grubingers großbesetzte Percussionprojekte       Wettbewerben auf sich aufmerksam, u. a.
wie „The Percussive Planet“, „Century of         beim zweiten Welt-Marimba-Wettbewerb
Percussion“ und „Caribbean Showdown“             in Okaya sowie beim EBU Wettbewerb in
dokumentieren seine Vielseitigkeit.              Norwegen. Seit dem Studienjahr 2015/16 ist
Martin Grubinger ist gern gesehener Gast         Grubinger Dozent an der Zürcher Hoch-
bei namhaften Festivals wie dem Rheingau         schule der Künste und seit dem Studienjahr
Musik Festival, dem Heidelberger Frühling,       2018/19 Professor für klassisches Schlagwerk/
den Bregenzer Festspielen, dem Beethoven-        Multipercussion an der Universität Mozarteum
fest Bonn, dem Lucerne Festival und den          Salzburg.

                                        Martin Grubinger                                    15
Die DRESDNER PHILHARMONIE blickt als                  und seit 1994 Ehrendirigent, zählen zu
Orchester der Landeshauptstadt Dresden auf            seinen Vorgängern u. a. Paul van Kempen
eine 150-jährige Tradition zurück. Seit 1870,         (1934–1942), Carl Schuricht (1942–1944),
als Dresden den ersten großen Konzertsaal             Heinz Bongartz (1947–1964), Herbert Kegel
erhielt, sind ihre Sinfoniekonzerte ein fester        (1977–1985), Marek Janowski (2001–2003)
Bestandteil des städtischen Konzertlebens.            und Rafael Frühbeck de Burgos (2004–2011).
Bis heute ist die Dresdner Philharmonie               Heinz Bongartz, Wilhelm Kempff, Rudolf
ein Konzertorchester mit regelmäßigen                 Mauersberger und Elly Ney wurden zu Ehren-
Ausflügen zur konzertanten Oper und zum               mitgliedern der Dresdner Philharmonie
Oratorium. Ihre Heimstätte ist der im April           ernannt.
2017 eröffnete hochmoderne Konzertsaal                Im romantischen Repertoire hat sich das
im Kulturpalast im Herzen der Altstadt.               Orchester einen ganz eigenen „Dresdner
Chefdirigent der Dresdner Philharmonie ist            Klang“ bewahrt. Darüber hinaus zeichnet es
seit 2011 Michael Sanderling. Neben Kurt              sich durch eine klangliche und stilistische
Masur, Chefdirigent in den Jahren 1967–1972           Flexibilität sowohl für die Musik des Barock

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und der Wiener Klassik als auch für moderne     Konzertbesucher an die Welt der klassischen
Werke aus. Stets standen auch bedeutende        Musik herangeführt. Den musikalischen
Komponisten als Dirigenten am Pult der          Spitzennachwuchs fördert das Orchester
Dresdner Philharmonie, von Brahms, Tschai-      in der Kurt Masur Akademie, die in der
kowski, Dvořák über Strauss bis zu Pende-       vergangenen Saison ihren ersten Jahrgang
recki und Holliger.                             aufgenommen hat.
Bis heute spielen Uraufführungen eine wich-     Von ihrem breiten Spektrum zeugt auch die
tige Rolle in den Programmen des Orchesters.    seit 1937 gewachsene Diskographie der Phil-
Gastspiele in den bedeutenden Konzertsälen      harmonie. Ein neuer CD-Zyklus unter der
weltweit zeugen vom hohen Ansehen, das die      Leitung von Michael Sanderling, der beim
Dresdner Philharmonie in der Klassikwelt        Label Sony Classical erscheint, widmet sich
genießt. Hochkarätig besetzte Bildungs- und     sämtlichen Sinfonien von Dmitri Schostako-
Familienformate ergänzen das Angebot für        witsch und Ludwig van Beethoven.
junge Menschen; mit Probenbesuchen und
Schulkonzerten werden bereits die jüngsten

                                       Martin Grubinger                                  17
Die Dresdner Philharmonie
                                       im heutigen Konzert

          1. VIOLINEN                        VIOLONCELLI                             HÖRNER
           Heike Janicke KV                   Ulf Prelle KV                       Margherita Lulli
     Prof. Wolfgang Hentrich KV               Olena Guliei                      Torsten Gottschalk
        Marcus Gottwald KV                 Petra Willmann KV                    Dietrich Schlät KV
           Ute Kelemen KV                    Daniel Thiele KV                  Carsten Gießmann KM
           Antje Becker KV                  Bruno Borralhinho
         Johannes Groth KV                 Dorothea Plans Casal                   TROMPETEN
      Annegret Teichmann KM                Sofia von Freydorf**                 Christian Höcherl KV
            Thomas Otto                     Edyta Słomska***                      Csaba Kelemen
            Eunyoung Lee                                                         Björn Kadenbach
          Theresia Hänzsche                 KONTRABÄSSE
         Deborah Jungnickel                 Razvan Popescu                         POSAUNEN
             Xianbo Wen                     Olaf Kindel KM                       Matthias Franz KM
            Elgita Polloka*                Thilo Ermold KV                       Dietmar Pester KV
        Yelyzaveta Zaitseva***           Donatus Bergemann KV                     Peter Conrad KV
                                          Matthias Bohrig KV
          2. VIOLINEN                       Ilie Cozmaţchi                             TUBA
            Holger Grohs*                                                          Jens-Peter Erbe*
              Adela Bratu                         FLÖTEN
       Reinhard Lohmann KV                      Kathrin Bäz                 PAU K E | S C H L A GW E R K
           Viola Marzin KV                    Claudia Rose KM                      Stefan Kittlaus
         Steffen Gaitzsch KV                  Lea Villeneuve**                     Gido Maier KV

                                                                                                           KM Kammermusiker · KV Kammervirtuos · * Gast · ** Akademie · *** Substitut
     Dr. phil. Matthias Bettin KV                                                   Alexej Bröse
          Andreas Hoene KV                         OBOEN                            Sven Forker*
      Constanze Sandmann KV                Prof. Guido Titze KV                    Markus Maier*
           Jörn Hettfleisch                   Jens Prasse KV                       Oliver Schmidt*
            Ayaka Omura                         Isabel Kern
              Juhee Sohn                                                              HARFE
            Minchang Jo**                    KLARINETTEN                           Nora Koch KV
                                           Prof. Fabian Dirr KV
          BRATSCHEN                       Prof. Henry Philipp KV                     KLAVIER
        Christina Biwank KV               Dittmar Trebeljahr KV                Alberto Carnevale-Ricci*
         Steffen Seifert KV                   Klaus Jopp KV
        Steffen Neumann KV
          Heiko Mürbe KV                         FAG OT T E
       Andreas Kuhlmann KV                    Felix Amrhein
          Tilman Baubkus               Robert-Christian Schuster KV
             Irena Dietze                Prof. Mario Hendel KV
          Harald Hufnagel
              Yu-Ju Lai**
       Maria Helen Körner***

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UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN (AUSWAHL)

6. APR 2019, SA, 19.30 UHR                           21. APR 2019, Ostersonntag, 18.00 UHR
7. APR 2019, SO, 18.00 UHR                           22. APR 2019, Ostermontag, 19.30 UHR
KULTURPALAST                                         KULTURPALAST
„Brahms’ Fünfte“                                     Nordische Klänge
Brahms: Konzert für Klavier und Orchester            Sibelius: Konzert für Violine und
Nr. 1 d-Moll op. 15                                  Orchester d-Moll op. 47
Brahms: Klavierquartett g-Moll op. 25                Nielsen: Sinfonie Nr. 5 op. 50
(Orchesterfassung von Arnold Schönberg)              John Storgårds | Dirigent
Michael Sanderling | Dirigent                        Baiba Skride | Violine
Martin Helmchen | Klavier                            Dresdner Philharmonie
Dresdner Philharmonie

                                                     25. APR 2019, DO, 20.00 UHR
17. APR 2019, MI, 20.00 UHR                          KULTURPALAST
KULTURPALAST                                         Fazıl Say – Rezital
Orgel und phil Blech Wien                            Chopin: Nocturnes e-Moll, cis-Moll, c-Moll
DRESDNER ORGELZYKLUS IM KULTURPALAST                 Beethoven: Sonate
Bach: Passacaglia und Fuge in c-moll BWV 582         Satie: „Sechs Gnossiennes“
Bruckner: „Abendzauber“ WAB 57                       Say: „Yürüyen Kösk“ aus „The Art of Piano“
Strauss: Festmusik der Stadt Wien – Wiener Fanfare   Fazıl Say | Klavier
Respighi: „Vetrate di Chiesa“ (Kirchenfenster)
sowie Werke von Lully, Gabrieli, Händel, Holst
und Escaich
Olivier Latry | Orgel
phil Blech Wien | Blechbläserensemble                Das ausführliche Konzert- und Abonnementangebot
                                                     der Saison 2018/2019 finden Sie in unserem Saisonbuch
                                                     (erhältlich beim Ticketservice im Kulturpalast) sowie
                                                     online unter dresdnerphilharmonie.de.

               TICKETSERVICE IM KULTURPALAST
               Telefon 0351 4 866 866
                ticket@dresdnerphilharmonie.de
                dresdnerphilharmonie.de
                kulturpalast-dresden.de
Orchester der
                                   Landeshauptstadt
                                           Dresden

IMPRESSUM                                                     MUSIKBIBLIOTHEK
                                                              Die Musikabteilung der Zentralbibliothek
DRESDNER PHILHARMONIE                                         (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen
Schloßstraße 2                                                 der Philharmonie für Sie in einem speziellen
01067 Dresden                                                  Regal Partituren, Bücher und CDs bereit.
Telefon 0351 4 866 282
dresdnerphilharmonie.de

CHEFDIRIGENT: Michael Sanderling
EHRENDIRIGENT: Kurt Masur †
INTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Wolfgang Stähr                                          Wolfgang Stähr, geboren 1964 in Berlin, schreibt über Musik
Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft;             und Literatur für Tageszeitungen (u.a. Neue Zürcher Zeitung),
Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung                    Rundfunkanstalten, die Festspiele in Salzburg, Luzern und
des Autoren.                                                  Dresden, Orchester wie die Berliner und die Münchner
REDAKTION: Jens Schubbe                                       Philharmoniker, Schallplattengesellschaften, Konzert- und
                                                              Opernhäuser; er verfasste mehrere Buchbeiträge zur Bach-
GRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer                               und Beethoven-Rezeption, über Haydn, Schubert, Bruckner
DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH                         und Mahler.

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Simon Pauly: S. 14
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Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und
Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch
Besucher grundsätzlich untersagt sind.
CHORMITGLIED
                                         WERDEN?

                                                               © Markenfotografie
      Der Philharmonische Chor Dresden bietet Interessierten
         eine kostenfreie stimmliche Schulung sowie viele
                 unvergessliche Konzerterlebnisse.
       Wir suchen engagierte Sängerinnen und Sänger mit
             Notenkenntnissen und Chorerfahrungen.
                            Kontakt
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WIR FREUEN UNS
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Motiv: © Jens-Christian Wittig

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