SCHIKANEDER - SOMMER DER GAUKLER - Dramatische Komödie von Robert Hültner Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin Kubetz Regie: Till ...

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SCHIKANEDER - SOMMER DER GAUKLER - Dramatische Komödie von Robert Hültner Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin Kubetz Regie: Till ...
SCHIKANEDER –
SOMMER DER
GAUKLER
     Dramatische Komödie von Robert Hültner
 Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin
                      Kubetz
               Regie: Till Rickelt
SCHIKANEDER - SOMMER DER GAUKLER - Dramatische Komödie von Robert Hültner Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin Kubetz Regie: Till ...
INHALTSVERZEICHNIS

Besetzung ................................................................................................................................................ 3
Schnell ins Stück ...................................................................................................................................... 4
Emanuel Schikaneder .............................................................................................................................. 4
Robert Hültner......................................................................................................................................... 6
Schikaneder und Mozart ......................................................................................................................... 7
Schikaneder und die Freimaurer ............................................................................................................. 9
Das Alt-Wiener Volkstheater ................................................................................................................. 11

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BESETZUNG
       Emanuel Schikaneder:          Florian Weber

       Madame Schikaneder:           Claudia Lohmann

       Mademoiselle Bichler,

       junge Schauspielerin:         Magdalena Meier

       Wallerschenk, Schauspieler:   Stefan Puhane

       Kolber, Wirt:                 Gerhard Wölfel

       Paccoli, Bergwerksbesitzer:   Hans-Jürgen Gmeiner

       Richter:                      Uli Scherr

       Babett, junge Magd:           Lisa Kreuz

       Vester, Bergknappe:           Patrik Götz

       Gidi, Knecht:                 Georg Dippold

       Rul, junger Bauer:            Daniel Retzer

       Sali, Altmagd:                Rosmarie Seifert

       Gendarm:                      Alfons Wanninger

       Volk:                         Irmgard Forster, Miriam Forster, Kathrin
                                     Hösl, Lena Neubauer, Martina Striegl, Al-
                                     fons Wanninger

       Regie:                        Till Rickelt

       Kostüme:                      Eva Schwab

       Maske:                        Linde Hammer und Team

       Technik:                      Marco Bäumler

       Requisite:                    Stefanie Gallitzendörfer

       Werkstatt:                    Marco Bäumler
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SCHNELL INS
STÜCK
Sommer 1780: Von
nichts weniger als dem
ganz großen »Welten-
theater« träumt der
Prinzipal und Schau-
spieler, Autor und Re-
gisseur Emanuel Schi-
kaneder. Was das ge-
nau sein soll, das weiß
er selbst nicht so recht.
Aber eins weiß er ganz
genau:     er    braucht
Wolfgang       Amadeus
Mozarts Unterstützung. Und so zieht er mit    nalien verkaufte. Er besuchte das Jesui-
seiner Theatercompagnie nach Salzburg.        tengymnasium St. Paul, erhielt dort musi-
Die Truppe strandet – geplagt von Geld-       kalischen Unterricht vom Domkapellmeis-
mangel, fehlenden Genehmigungen und           ter Johann Josef Michl und war Mitglied
                                              der Regensburger Domspatzen. 1773
ohne künstlerische Inspiration – von Salz-
                                              schloss er sich der Moserschen Schauspiel-
burg abgewiesen in einem abgelegenen
                                              gesellschaft an. Rasch nahm die Gruppe
Bergdorf. Dort geraten sie in die Auseinan-   erste Stücke von ihm ins Repertoire, die
dersetzung zwischen einem Bergwerksbe-        Schikaneder bald auch selbst inszenierte.
sitzer und Bergleuten – die perfekte Basis
für Schikaneders neues Drama. Langsam
wird die bergdörfliche Alltagsstimmung
vom Theaterfieber ergriffen.

Robert Hültner schrieb das Theaterstück
"Schikaneder" 2004 und veröffentlichte
2006 einen daraus entwickelten Roman
namens "Der Sommer der Gaukler". Dieser
Roman wurde dann – teilweise sehr frei
interpretiert – von Marcus H. Rosenmüller
verfilmt und lief im Sommer 2011 unter
dem Namen "Schikaneder – Sommer der
Gaukler" in den deutschen Kinos. Am LTO
sehen Sie die originale Fassung des Thea-
terstücks von 2004.

EMANUEL SCHIKANEDER
Johann Josef Schickeneder, geboren am 1.
September 1751 in Straubing, wuchs als
Halbwaise in Regensburg auf, wo seine
                                              Emanuel Schikaneder
Mutter Juliana Schiessl am Dom Devotio-

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Vier Jahre später heiratete er die Schau-      verfassten Stück Der dumme Anton im Ge-
spielerin Maria Magdalena Arth. Beide leg-     birge eröffnet. Am 30. September 1791
ten sich Künstlernamen zu: Emanuel und         fand dort auch die Premiere seines größ-
Eleonore Schikaneder. 1780 gastierten sie      ten Erfolges, der Oper Die Zauberflöte mit
längere Zeit in Salzburg und freundeten        der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
sich mit der Familie Mozart an. So lernte      statt. Schikaneder selbst spielte den Vo-
Schikaneder auch Wolfgang Amadeus Mo-          gelfänger Papageno, eine Figur in der Tra-
zart kennen.                                   dition des Alt-Wiener Volkstheaters. Die
                                               Erfolge brachten so große Einnahmen,
In Wien spielte er ab 1785 im Kärntnertor-     dass Schikaneder mit Hilfe des Kaufmanns
theater und gleichzeitig am damaligen          Bartholomäus Zitterbarth ein neues Thea-
Burgtheater. Kaiser Joseph II. untersagte      ter auf der anderen Seite des Wienflusses,
ihm den Bau eines Theaters auf den Glacis      das Theater an der Wien, erbauen konnte.
vor dem Kärntnertor, weshalb er 1787 mit       Das alte Theater auf der Wieden wurde da-
seiner Theatertruppe nach Regensburg           her 1801 geschlossen und in Mietwoh-
ging. Doch dort hielt er es nicht lange aus:   nungen umgebaut.
1789 kehrte er wieder nach Wien zurück,
wo 1787 auf Antrag des Theaterdirektors        Das Theater an der Wien wurde am 13. Juni
                                                 1801 ebenfalls mit einer Schikaneder-
                                                 Oper eröffnet, nämlich Alexander (Mu-
                                                 sik von Franz Teyber). Schikaneder
                                                 setzte bei seinen Aufführungen auf
                                                 aufwendige Dekorationen, Effekte und
                                                 viel Pomp. Etwa im Januar 1803 holte
                                                 er Ludwig van Beethoven in sein Thea-
                                                 ter, der dort zusammen mit seinem
                                                 Bruder Kaspar Karl auch eine Dienst-
                                                 wohnung bezog. Beethoven sollte ur-
                                                 sprünglich Schikaneders Libretto Vestas
                                                 Feuer vertonen, entschied sich aber
                                                 schließlich für ein anderes Libretto, aus
                                                 dem die Oper Fidelio wurde.
Christian Roßbach das Freihaustheater, ein
Theater im damals größten Wohnblock
Wiens, dem Freihaus auf der Wieden, er-
richtet worden war. Dieses Theater wurde
am 12. Juli 1789 mit dem von Schikaneder

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Schikaneder leitete das Theater bis 1804
           und ging dann nach Brünn und Steyr. In-
           folge der kriegsbedingten Geldabwertung
           von 1811 verlor er sein letztes Vermögen
           und starb geistig verwirrt in Wien-Alser-
           grund.

           Er schrieb 55 Theaterstücke und 44 Bücher
           für Opern und Singspiele, darunter Der
           Stein der Weisen (1790) und Der Zauber-
           flöte zweyter Theil. Das Labyrinth (1798).
           Im Jahr 1861 wurde in Wien die Schika-
           nedergasse nach ihm benannt.

                              ROBERT
                              HÜLTNER
                              Robert Hültner ist 1950
                              in Inzell geboren. Er ar-
                              beitete unter anderem
                              als Regieassistent, Dra-
                              maturg, Regisseur von       Schikaneder als Papageno.
                                                          Titelblatt der Erstausgabe des
                              Kurzfilmen und Doku-        Librettos der Zauberflöte
                              mentationen, reiste mit
                              einem        Wanderkino
Robert Hültner                durch Dörfer und res-          Er gilt als einer der wichtigsten und
                              taurierte     historische      sprachmächtigsten deutschsprachigen Kri-
                              Filme für das Münchner         miautoren. Fürs Theater erarbeitete er die
                              Filmmuseum. Zu seinen
             zahlreichen Veröffentlichungen gehören
             neben historischen Romanen und Krimis
             auch Drehbücher (u. a. für den Tatort),
             Theaterstücke und Hörspiele. Sein Roman
             »Der Sommer
             der Gaukler«
             wurde        von
             Marcus H. Ro-
             senmüller ver-
             filmt. Für seine
             Inspektor-Ka-
             jetan-Romane
             wurde er viel-
             fach     ausge-
             zeichnet, unter
             anderem drei-
             mal mit dem
             Deutschen Kri-
             mipreis     und
             mit dem re-
             nommierten
             Glauser-Preis.

                                                                                                     6
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Trilogie „Die Ruhe                                                  übersehen. Die beiden
und die Ordnung“                                                    lernten sich 1780 in
über die Umbruchs-                                                  Salzburg kennen und
zeit und die Grün-                                                  stellten schnell fest,
dung der bayeri-                                                    dass sie voneinander
schen Republik, für                                                 profitieren können. Im
Radio und Fernse-                                                   Jahr 1791 waren beide
hen     schrieb    er                                               finanziell   so   abge-
mehrere       Tatort-                                               brannt, dass Mozart so-
Folgen.        Robert                                               gar eine Anzeige in die
Hültner lebt ab-                                                    Wiener Zeitung setzte,
wechselnd in Mün-                                                   um seine Orgel zu ver-
chen und in einem                                                   kaufen.     Schikaneders
Bergdorf in den                                                     Vorschlag, eine neue
südfranzösischen                                                    Märchenoper zu schrei-
Cevennen.                                                           ben, kam Mozart daher
                                                                    gerade recht: Gattin
 »Robert Hültner ist                                                Konstanze, die mit ih-
ein Meister des his-                                                rem     sechsten    Kind
torischen Kriminal-                                                 schwanger war, weilte
  romans. (...) Eine                                                in Baden. Er brauchte
  derart gefinkelte,                                                Ablenkung und kompo-
 spannende, histo-                                                  nierte die Oper im Früh-
  risch genaue und                                                  jahr und Sommer 1791,
 tief im Regionalen                                                 in einem Gartenhäus-
 verwurzelte Krimi-                                                 chen neben dem "Thea-
  nalliteratur wie die Robert Hültners gibt     ter an der Wien", das Schikaneder ihm zur
   es in Deutschland und in Europa nicht        Verfügung gestellt hatte. An den Wochen-
               noch einmal.«                    enden besuchte er Frau und Kind. Als Franz
                                                Xaver Wolfgang Mozart am 26. Juli geboren
          Tobias Gohlis, DIE ZEIT               wurde, war die Oper weitgehend beendet;
                                                nur die Instrumentation war noch nicht
                                                fertiggestellt. Schikaneders Truppe begann
SCHIKANEDER UND MOZART                          zu proben. Die Uraufführung verzögerte
                                                sich allerdings, da Mozart noch ein Auftrag
Die Zauberflöte gilt als Meisterwerk Mo-        dazwischenkam: die Oper Titus für die Krö-
zarts, ihr Librettist Schikaneder – in Perso-   nung Kaiser Leopolds II. zum böhmischen
nalunion auch Regisseur, Produzent und          König in Prag. Die Premiere der Zauberflöte
Papageno der Erstaufführung – wird fast         wurde für den 30. September angesetzt.

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SCHIKANEDER - SOMMER DER GAUKLER - Dramatische Komödie von Robert Hültner Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin Kubetz Regie: Till ...
„[Schikaneder] war ein richtiger Sohn je-
                                               ner Zeit, wo Schwindler und bedeutende
                                              Köpfe dicht beieinander wohnten. Auf der
                                               einen Seite vereinigte er in sich alle Züge
                                                des geborenen Vagabunden, Gutmütig-
                                              keit, Mutterwitz, renommistisches Komö-
                                              diantentum und eine unglaubliche mora-
                                                lische Skrupellosigkeit unter der Maske

Die letzten Stücke – Priestermarsch und
Ouvertüre – wurden erst zwei Tage vorher
fertig. Mozart übernahm die musikalische
Leitung, Schikaneder die Rolle des Papa-
geno; Mozarts Freund Schack sang den Ta-
mino, seine Schwägerin Josefa die Königin
der Nacht. Die Zauberflöte war ein voller
Erfolg: Sie füllte dem Theater die Kassen
und wurde allein am „Theater an der
Wien" innerhalb eines Jahres 83 Mal auf-
geführt.

Mozart hatte selbst nicht mehr viel vom Er-
folg seines Werks. Er starb sieben Wochen
nach der Uraufführung. Schikaneder hin-
gegen setzte seinen Höhenflug noch lange
fort.

                                                                                        8
SCHIKANEDER - SOMMER DER GAUKLER - Dramatische Komödie von Robert Hültner Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin Kubetz Regie: Till ...
des humorvollen Biedermanns, auf der       den ihn mancher gebildete Dramatiker
anderen Seite aber hatte er einen genia-    hätte beneiden können. Seine Theater-
 len Blick für alles Bühnenwirksame, um    stücke waren grobe literarische Kost, aber
                                           sie schlugen jederzeit ein, und unverges-
                                             sen bleibt ihm auch sein erfolgreiches
                                           Eintreten für Shakespeare (er war ein ge-
                                           feierter Hamlet) und für das aufblühende
                                                  deutsche klassische Drama.“

                                            Hermann Abert im Vorwort zur Partitur
                                             der Zauberflöte in der Ausgabe von
                                                         1919/1921

                                           SCHIKANEDER UND DIE
                                           FREIMAURER
                                           Die Freimaurerei, auch Königliche Kunst
                                           genannt, versteht sich als ein ethischer
                                           Bund freier Menschen (ursprünglich nur
                                           Männer) mit der Überzeugung, dass die
                                           ständige Arbeit an sich selbst zu Selbster-
                                           kenntnis und einem menschlicheren Ver-
                                           halten führt. Die fünf Grundideale der
                                           Freimaurerei sind Freiheit, Gleichheit,
                                           Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.
                                           Sie sollen durch die praktische Einübung
                                           im Alltag gelebt werden. Die Freimaurer
                                           organisieren sich in sogenannten Logen.

                                           Die Zahl der Freimaurer weltweit, soweit
                                           veröffentlicht, divergiert je nach Quelle
                                           stark. So nennt der SWR für das Jahr 2012
                                           weltweit etwa fünf Millionen Mitglieder
                                           der Freimaurerei in allen ihren Ausprä-
                                           gungsformen, davon drei Millionen in den
                                           USA – im Jahr 2017 sei die Zahl weltweit
                                           auf etwa sechs Millionen gewachsen, da-
                                           von immerhin 14.000 in Deutschland. Die
                                           Zeitschrift der deutschen Forschungsloge
                                           „Quatuor Coronati“ geht von weltweit le-
                                           diglich 2,6 Millionen Freimaurern aus.

                                           Nach ihrem Selbstverständnis vereint die
                                           Freimaurerei Menschen aller sozialen
                                           Schichten, Bildungsgrade und Glaubens-
                                           vorstellungen. Die Konstitution der ersten
                                           Großloge wurde am 28. Februar 1723 im

                                                                                    9
SCHIKANEDER - SOMMER DER GAUKLER - Dramatische Komödie von Robert Hültner Musik von Michael Bauer, eingespielt von Martin Kubetz Regie: Till ...
Innenansicht der Wiener Freimaurerloge «Zur gekrönten Hoffnung». Ganz rechts Mozart im Gespräch mit
 Emanuel Schikaneder (im roten Mantel). Gemälde, um 1790, anonym. Öl auf Leinwand, Wien Museum.

             britischen Postboy öffentlich beworben                         Gebräuche und Unterlagen historischer
             und bildet die Grundlage der heutigen                          Steinmetzbruderschaften zurückgeführt,
             Freimaurerei. Gemeinsam mit den Salons,                        so auf das Regius-Manuskript aus dem
             den Lesegesellschaften und anderen Zu-                         Jahr 1390 und das Cooke-Manuskript aus
             sammenschlüssen der frühen Aufklärung                          dem 14. und 15. Jahrhundert. Freimaurer
             bildeten die Logen in ganz Europa eine                         treffen sich zu ritueller „Tempelarbeit“.
             neue Form von Öffentlichkeit und trugen                        Zum Ritual kann ein Vortrag mit freimau-
             zur Verbreitung aufklärerischer Ideen bei.                     rerischen Bezügen gehören. Während der
                                                                            Tempelarbeit besteht eine meditative At-
             Freimaurer haben sich der Verschwiegen-                        mosphäre. Eine Diskussion des Vortrages
             heit und insbesondere dem Grundsatz                            findet im Tempel nicht statt. Das Thema
             verpflichtet, freimau-
             rerische Bräuche und
             Logenangelegenheiten
             nicht nach außen zu
             tragen (Arkanprinzip,
             Verschwiegenheits-
             pflicht). Dies soll intern
             den freien Ideen- und
             Meinungsaustausch er-
             möglichen. Grundsätz-
             lich sind die meisten
             Rituale durch einschlä-
             gige Literatur zugäng-
             lich. Die Zeremonien
             und die Alten Pflichten
             der spekulativen Frei-
             maurerei werden auf

                                                                                                                  10
kann aber bei einer an-
schließenden „Tafelloge“
ungezwungen weiterbe-
sprochen werden.

Wie Wolfgang Amadeus
Mozart und Leopold Mozart
war Schikaneder Freimau-
rer. Aufgenommen wurde
er in der Regensburger
Freimaurerloge Carl zu den
drei Schlüsseln. Sein Auf-
nahmegesuch vom 14. Juli
1788 ist erhalten und be-
findet sich im Deutschen
Freimaurer-Museum       in
Bayreuth. Er musste die
Gruppe allerdings wegen
seiner zahlreichen Affären
verlassen.

DAS ALT-WIENER
VOLKSTHEATER
Während der Barockzeit
(1600 – 1750) erreichte
das europäische Theater
der Neuzeit seine erste
große Blüte. Höfisches
Prunktheater, Ballett, Je-
suitendrama und Stegreif-
komödien belustigten
Adel und Bürger. Sinnen-
freudigkeit und Farben-
pracht wurden im Zusam-
menhang mit der War-
nung vor Ausschweifungen (Vanitas) zu-
                                              die zum überwiegenden Teil mit Masken
nehmend möglich.
                                              gespielt wurden – beliebt waren etwa Ar-
Neben englischen Komödianten, die ab          lecchino (Harlekin), Pantalone (meist ein
dem 16. Jahrhundert auf den Kontinent         alter, reicher Kaufmann) oder der Dottore
kamen und hauptsächlich Dramen von            (der Gelehrte).
Shakespeare zeigten, zogen auch italieni-
                                              Aus diesen Wurzeln entwickelte sich An-
sche Gruppen durchs Land und spielten
                                              fang des 18. Jahrhunderts die Alt-Wiener
Stücke der Commedia dell'arte. Die Com-
                                              Volkskomödie. Gespielt wurde auf primi-
media zeichnet sich dadurch aus, dass die
                                              tiven Bühnen, den sogenannten "Pawlat-
Dialoge innerhalb einer feststehenden
                                              schen", die auf ausgewiesenen Plätzen in
Szenenabfolge improvisiert wurden. Zum
                                              den Städten errichtet wurden.
leichteren Verständnis griff man auf ein-
fache, stark stilisierte Charaktere zurück,

                                                                                    11
spiegelt sich die barocke Ausstattungsoper
                                           wider.
Die Volkskomödie bildet eine Synthese
aus Hoftheater und Wanderbühne. Prä-       Wesentliche formale Konstanten der
gendes Vorbild zu dieser Zeit waren die    Volkskomödie sind Personen von meist
Pariser Jahrmarktstheater. Das gesungene   handwerklich-kleinbürgerlicher oder
Couplet führt auf die Zwischenspiele der   bäuerlicher Herkunft, die sich von komi-
Jesuitendramen zurück; im Bühnenzauber     schen Nebenfiguren zu Handlungsträgern
                                           entwickeln; private, alltagsbezogene
                                           Handlungen mit komischem, versöhnli-
                                           chem, oft moralisierendem Ausgang;
                                           zahlreiche mimische, musikalische, tän-
                                           zerische oder märchenhafte Einlagen und
                                           Stegreifspiel; Stoffe und Themen meist
                                           aus der Trivialliteratur oder aus zeitge-
                                           nössischen italienischen Opern.

                                           Der typische Hanswurst

                                            Das Altwiener Volkstheater war eng mit
                                           seinen Autoren und Darstellern verbun-
                                           den: Joseph Anton Stranitzky führte mit
                                           dem Hanswurst eine Figur aus dem Volk
                                           ein, die in ihrer derben Komik der Tradi-
                                           tion der Commedia dell´arte (Arlecchino),
                                           der mittelalterlichen Fastnachtsspiele
                                           (Narr) und der englischen Komödianten

                                                                                  12
(Pickelhering) verpflichtet war. 1711 fand
Stranitzky im Wiener Kärntnertortheater
eine feste Spielstätte für seine Truppe (die
Teutschen Comödianten).

Die Bemühungen der Zensur, das Stegreif-
spiel zu verbieten (so genannter "Hans-

wurststreit", 1747-83), belegen die Wirk-
samkeit dieses neuen volkstümlichen The-
aters. Hanswurst lebte in der Bernardon-
Figur des Joseph Felix von Kurz weiter und
erlebte den Höhepunkt seiner Komik in

dem von Johann Josef La Roche kreierten
Kasperl, der im 19. Jahrhundert vor allem
das volkstümliche Puppenspiel prägte. Mit
den Erfolgen des Kasperl und seiner Vari-
ante als Thaddädl klang die Blütezeit der
alten Volksnarrenkomik aus.                    Ende des 18. Jahrhunderts entstand das
                                               beliebte Genre des Singspiels, das als Wie-
                                               ner Kasperl- und Zauberoper bezeichnet
                                                                                       13
Anfang des 19. Jahrhun-
                                                              derts, mit der aufkommen-
                                                              den bürgerlichen Mentali-
                                                              tät, wurde das Altwiener
                                                              Volkstheater durch Josef
                                                              Alois Gleich, Carl Meisl und
                                                              Adolf Bäuerle erneuert. Ge-
                                                              spielt wurde immer noch an
                                                              den 3 Wiener Vorstadtthea-
                                                              tern, dem Leopoldstädter
                                                              Theater, dem Theater an der
                                                              Wien und dem Theater in
                                                              der Josefstadt. Typisch aber
wurde und deren bedeutendstes Beispiel           waren nun
Emanuel Schikaneders „Zauberflöte“ mit           Gleichs pa-
der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart            rodierende
ist, in der die lustige Figur Papageno heißt.    Possen und
Schikaneder schuf den Begriff der Zau-           komische
beroper, in der er die Zauberwelt ganz           Lokalstücke,
ernst auffasste. Er gab dem Zauberwesen          in    denen
wieder die geheimnisvolle Sphäre zurück.         Kasperl zu-
Doch er schaffte es nicht, das Zauberspiel       nehmend
                                  wieder so      durch komi-
                                  attraktiv zu   sche Volks-
                                     machen,     gestalten
                                  wie       es   ersetzt
                                  einst war.     wurde. Carl
                                                 Meisl
                                                 schrieb ko-
                                                 mödianti-
                                                 sche Besse-
                                                 rungsstücke
                                                 mit Beleh-
                                                 rungs- und
                                                 Erbauungs-
                                                 intentio-
                                                 nen. Adolf
                                                 Bäuerle
                                                 schließlich,
                                                 der über 80
                                                 Zauber- und
                                                 Lustspiele
                                                 schrieb,
                                                 schuf      im
                                                 Lustspiel "Die Bürger in Wien" (1813) mit
                                                 der Figur des Staberl, einem Vorstadtwie-
                                                 ner der Unter- und Mittelschicht, einen
                                                 würdigen Nachfolger Kasperls.

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Ferdinand Raimund und Johann Nepomuk            Jahrhunderts entzogen dem Altwiener
Nestroy verhalfen dem Altwiener Volksthe-       Volkstheater seinen Nährboden und sein
ater zu seiner Vollendung und zu literari-      Publikum, die aufkommende Operette
schem Wert. Raimund verband barockes            übernahm allmählich die Unterhaltungs-
Zaubertheater und Wiener Volksposse,            funktion des Volksstücks, das einige Jahr-
während Nestroy politisch und kritisch bri-     zehnte später ohne enge Wiener Lokalbin-
sant schrieb. Sozioökonomische Änderun-         dung mit Ludwig Anzengruber, Ödön von
gen in der Bevölkerungsstruktur Wiens           Horváth, Wolfgang Bauer und Peter Turrini
durch die Industrialisierung Ende des 19.       eine Renaissance erfuhr.

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Winkel.jpg: Hans-
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Josef Anton Stranitzky, the Viennese Hanswurst: Von Ursprung unbekannt, Gemeinfrei,
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Von Karel Dujardin - Ursprung unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikime-
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