Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
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Impressum: Herausgeber: Wiener Krankenanstaltenverbund, Projekt Kranken- haus Nord und Infrastrukturprojekte; Thomas Klestil Platz 7/1, 1030 Wien, www.wienkav.at Redaktion: Mag.a Alexandra Loidl-Kocher, Dr. Peter Wölfl, Projektleitung Layoutkonzept und Gestaltung: print/web-design, Mayer Barbara, 3052 Innermanzing 241 Übersetzung: Friedrich Werner und Thomas Kendall Verwendete Abkürzungen: Druck: FKW Fluor-Kohlenwasserstoffe ideas2paper, Ing. W. Potocnik, Schrotzbergstraße 2/19, 1020 Wien HFKW teilhalogenierte Fluor-Kohlenwasserstoffe OEGAI Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Gedruckt auf ökol. Papier aus der Mustermappe “ÖkoKauf Wien” Immunologie OIB Österreichisches Institut für Bautechnik Fotonachweis: Albert Wimmer ZT GmbH, Claudia Otte, Endrille, OIB RL Österreichisches Institut für Bautechnik - Richtlinie Florian Mair, Hans Slegers, Iosif Szasz-Fabian, Itestro, Ivan Kmit, Rumba Richtlinien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung Jakob Wackerhausen, Lisa Lux, Pefkos, Peter Rigaud, Sean Prior, WBTV Wiener Bautechnikverordnung Simon Kraus WBO Wettbewerbsordnung 2
Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren! Das Krankenhaus Nord wird von seiner architektonischen Gestaltung, seiner Ausstattung und seiner Einrichtung Vorzeigecharakter für modernste medizinische Versorgung haben. Das so genannte „healing environment“ bietet eine angenehme, gesundheitsfördernde Atmosphäre. Hierbei steht der Mensch – PatientIn, MitarbeiterIn, Angehörige – nicht am Rande einer herausragenden Architektur sondern im Mittelpunkt seiner Umwelt. Nachhaltigkeit im Krankenhausbau vereint ökologische Anforderungen an das Krankenhaus in der Bauphase und im anschließenden Betrieb, befasst sich mit dem schonenden, kosten- sparenden Umgang mit Energie und betrachtet gleichzeitig den Lebensraum, den das Kran- kenhaus in Verbindung mit seinen Freiräumen darstellt. Ein Lebensraum für PatientInnen, Angehörige und BesucherInnen in oft schwierigen Lebenssituationen. Und ein Lebensraum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Arbeitsplatz für einen Gutteil ihrer Lebenszeit. Das vorliegende Nachhaltigkeitskonzept legt die Qualitäten fest, die anzustreben sind, um ein Krankenhaus zu errichten, das – neben Funktion und Zweckmäßigkeit – auch Behaglich- keit, Komfort und Wohlbefinden vermittelt. Und es zeigt, dass sich die Stadt Wien und damit der Wiener Krankenanstaltenverbund der Verantwortung bewusst sind, die jedeR BauherrIn bei der Errichtung eines großen Bauvor- habens gegenüber der Wirtschaftlichkeit und gegenüber der Umwelt hat. Maga Sonja Wehsely Dr. Wilhelm Marhold Stadträtin für Gesundheit Generaldirektor und Soziales Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 3
Inhaltsverzeichnis Einleitung 5 Der Wiener Krankenanstaltenverbund 6 Das Projekt Krankenhaus Nord 6 Grundsätzliches Warum braucht ein Krankenhaus eine Nachhaltigkeits-Charta? 7 Einbettung des Nachhaltigkeitsansatzes im Projekt Krankenhaus Nord 8 Prinzip Wirtschaftlichkeit 9 Das Gelände 10 Kriterium 1: Bestehenden Naturraum schützen bzw. wiederherstellen 10 Kriterium 2: Baukörper als Teil des Landschaftskonzeptes sehen 11 Kriterium 3: Grünraum als gesundheitsfördernden Beitrag gestalten 11 Kriterium 4: Trinkwasser sparen, Regenwasser nutzen 12 Kriterium 5: Gute Verkehrsanbindungen vorsehen 13 Der Innenraum 14 Kriterium 6: Auf thermischen Komfort achten 14 Kriterium 7: Raumluftqualität sicherstellen 14 Kriterium 8: Akustischen Komfort, Schallschutz anstreben 15 Kriterium 9: Visuellen Komfort vorsehen 15 Kriterium 10: Vibrationen dämmen 15 Kriterium 11: Einflussnahme der Nutzer sichern 16 Kriterium 12: Umnutzungsfähigkeit mitplanen 16 Kriterium 13: Fahrradkomfort, Mobilität fördern 16 Kriterium 14: Künstlerische Gestaltung einplanen 17 Kriterium 15: Soziale Kontakte und individuellen Rückzug ermöglichen 17 Kriterium 16: Orientierung und Sichtbeziehungen berücksichtigen 18 Kriterium 17: Barrierefreiheit bieten 18 Kriterium 18: Gendergerecht bauen 19 Kriterium 19: Kindergerechtheit beachten 19 Kriterium 20: Sicherheit bieten 19 Die Energie 20 Kriterium 21: Gesamtenergiebedarf minimieren 20 Kriterium 22: Energiemanagement ermöglichen 20 Kriterium 23: Ökologische Primärenergie und erneuerbare Energien beziehen 21 Die Errichtung 22 Kriterium 24: Qualität in der Bauplanung sichern 22 Kriterium 25: Qualität in der Bauausführung überprüfen 22 Kriterium 26: Baustelle/Bauprozess umweltfreundlich gestalten 22/23 Kriterium 27: Bauökologische Standards einhalten 24 Kriterium 28: Systematische Inbetriebnahme vorsehen 24 Kriterium 29: Baukörper reinigungs- und instandhaltungsfreundlich gestalten 25 Kriterium 30: Voraussetzungen für eine optimale Nutzung und Bewirtschaftung schaffen 25 Kriterium 31: Partizipationsprozesse ermöglichen 25/26 4
Einleitung Für komplexe Vorhaben wie Krankenhausbauten werden vielfältige Planungsvorgaben erstellt. In Ergänzung dazu ist es notwendig, auch jene Überlegungen und Vorstellungen konkret und nachvollziehbar festzuschreiben, die der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) und der Stadt Wien dienen. Dieser Kriterienkatalog soll ein klares Bild vermitteln: Was versteht der Wiener Krankenan- staltenverbund unter Nachhaltigkeit im Projekt Krankenhaus Nord und welche Ziele werden verfolgt. Die Charta spannt dabei neben den Zieldefinitionen einen weiten Bogen an ganz konkreten Maßnahmen, die im Rahmen der Planung und Errichtung zu bewerten, auszuar- beiten und zur Entscheidung zu bringen sind. Impulsgebend war ein Workshop mit ExpertInnen der Stadt Wien zum Thema Nachhaltig- keit im Projekt Krankenhaus Nord, aus dem ein großer Teil aller hier eingearbeiteten Ideen abgeleitet wurde. Organisiert wurde er vom KH Nord-Projektkoordinator der Stadt Wien gemeinsam mit der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22. Zusätzlich sind die Ergebnis- se aus dem Programm “ÖkoKauf Wien”, dem Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (KLiP Wien) sowie die im Wiener Krankenanstaltenverbund festgelegte „Strategie ökologisches Bauen“ in den Katalog eingeflossen und berücksichtigt worden. Weitere wichtige Quellen waren der Kriterienkatalog für Nachhaltiges Bauen der Deutschen Gesellschaft für Nachhal- tiges Bauen (DGNB, Fassung 2008), das Deutsche Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie der „Green Guide for Health Care - GGHC“ (Version 2.2, 2007). Dipl.-Ing. Dr. Peter Wölfl Dipl.-Ing.in Eva Persy, M.Sc., MBA Projektleitung Krankenhaus Nord Leiterin des Bereichs Nachhaltige Entwicklung in der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 Rückfragen richten Sie bitte an den Wiener Krankenanstaltenverbund, Projekt Krankenhaus Nord Thomas Klestilplatz 7/1, 1030 Wien, khn@wienkav.at Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 5
Warum braucht ein Krankenhaus eine Nachhaltigkeits-Charta? Was war der konkrete Anlass, diese Un- gruppe in Planungssitzungen angesprochen terlage zu erstellen? wurde und wie oft bestimmte Umsetzungs- Ein klares und verständliches Bild von der vorschläge mit dem Hinweis auf Nachhaltig- Zielsetzung bekommen keitsaspekte präsentiert wurden. Die be- Auf Seiten des KAV wurden bereits im Vorfeld wusstseinsbildende Wirkung innerhalb der des Architekturwettbewerbes einige Aspekte Projektorganisation kam offensichtlich zu Tage. der Nachhaltigkeit formuliert. Als dann im Pla- Auch die Durchsicht der bereits vorliegenden nungsteam die Nachhaltigkeitsthematik vertieft Planungsdokumente bestätigt diesen Eindruck. werden sollte, wurde rasch erkennbar, dass Zudem soll die Verbindlichkeit der Zielsetzun- jedeR ProjektpartnerIn andere Vorstellungen gen laufend in Erinnerung gehalten und deren mitbrachte. Umsetzung evaluiert werden. Um aber ein Ziel zu erreichen, braucht ein Wie wird sich diese Unterlage weiterent- Projektteam ein klares und verständliches Bild wickeln? von der Zielsetzung. Diese Unterlage stellt diese Einarbeitung regelmäßiger Updates Klarheit her. Zudem war bereits der Erstel- Neben regelmäßigen Updates zur Einarbeitung lungsprozess selbst, der alle Projektbeteiligten neuer Planungsergebnisse oder Entscheidun- einbezogen hat, ein wichtiger Schritt, um den gen wird diese Unterlage noch durch Kriterien Nachhaltigkeitsbegriff sozusagen nachhaltig in ergänzt, die den Betrieb des Krankenhauses der Projektorganisation zu verankern. betreffen. Derzeit werden die Planungs- und Errichtungsphasen abgedeckt. Auf welchen fachlichen Grundlagen basiert diese Unterlage? Welche Kosten werden die Nachhaltig- FachexpertInnen, Kriterienkataloge, Projekte keitskriterien im Projekt verursachen? Wichtigster Inputgeber war ein Workshop, der Eine Frage des Prozessablaufs von FachexpertInnen getragen wurde und in Es zeigt sich, dass eine erhebliche Anzahl von dem fast alle in diese Charta aufgenommenen Maßnahmen keine Mehrkosten auslösen, son- Kriterien angesprochen, gesammelt und – ge- dern Fragen der architektonischen/planerischen meinsam mit dem Projektteam – ausgearbeitet Gestaltung oder des Prozessablaufs sind. Dies worden sind. Die Stadt Wien hat aufgrund des liegt auch daran, dass diese Kriterien sehr früh hohen Stellenwerts dieses Themas in allen mit im Projekt berücksichtigt wurden. Nachhaltigkeit befassten Bereichen fachlich höchst qualifizierte MitarbeiterInnen. Manche Punkte lassen sich über die Lebenszyk- luskosten argumentieren. Dies ist gerade beim Von den etablierten Standards waren vor allem Krankenhausbau, bei dem der Bauherr zumeist der Kriterienkatalog für Nachhaltiges Bauen der den Betrieb über lange Jahre selbst finanziert, DGNB und der „Green Guide for Health Care“ gut möglich (Krankenhäuser sind ja im Gegen- wichtige Quellen. satz zu Bürogebäuden keine marktgängigen Immobilien). Im Bereich Umweltmanagement und Ökolo- gisches Bauen sind im KAV bereits in den ver- Einige wenige Punkte sind nicht unter rein wirt- gangenen Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt schaftlichen Aspekten darstellbar (z.B. Photo- worden. Einen intensiven Informationsaustausch voltaik-Anlage). Doch selbst ohne Realisierung gab es auch mit dem Otto Wagner Spital, wo dieser wenigen kritischen Punkte lässt sich ein das bisher größte Nachhaltigkeitsprojekt (Pilot- nachhaltiges Bauwerk errichten. projekt „Das nachhaltige Krankenhaus“ ) des KAV Anfang 2010 sehr erfolgreich abgeschlos- sen wurde. Hat dieser Kriterienkatalog reale Auswir- kung auf die Planungsergebnisse? Bewusstsein für Nachhaltigkeit schon im Vorfeld geschärft Auffällig war, wie oft diese Unterlage sofort nach interner Veröffentlichung in der Projekt-
Einbettung des Nachhaltigkeitsansatzes im Projekt Krankenhaus Nord Entwicklung, Perspektive und Position der Zuständigkeiten für Nachhaltigkeit Unterlage Die Zuständigkeit liegt bei der auftraggebersei- Diese Nachhaltigkeits-Charta hat ihre Wurzeln tigen Projektleitung. Alle ProjektpartnerInnen am Projektstart. Sie wurde rechtzeitig fertig (PlanerInnen, Projektsteuerung) haben ihrerseits gestellt und dem Projektteam bekannt gemacht, verantwortliche Personen nominiert, die in diese sodass alle Nachhaltigkeits-Kriterien bereits in Themenstellungen eingearbeitet sind. Bei Erfor- einer frühen Projektphase in die Planungen ein- dernis wird mit Nachhaltigkeits-Teamsitzungen fließen konnten. Steht man noch am Beginn der der Planungsprozess begleitet. Planungen, ist es unvermeidbar, dass einige der angesprochenen Maßnahmen noch zu detaillie- Kommunikation im Projekt ren und zu prüfen sind, oder Wirtschaftlichkeits- berechnungen und Umsetzungsentscheidungen Der Kriterienkatalog ist im virtuellen Projekt- noch ausstehen. Alle derartigen Punkte werden datenraum abrufbar. Dieser ist für alle Pro- mit zunehmender Konkretisierung der Kranken- jektbeteiligten zugänglich. Zudem hat sich ein hausplanung abzuarbeiten sein. Es ist geplant, Netzwerk gebildet, das zahlreiche ExpertInnen die Unterlage zweimal jährlich auf Aktualität der Stadt Wien und die Mitglieder der Projektor- zu prüfen und zu aktualisieren. Die Unterlage ganisation zusammenschließt. ist Teil der Projektvorgaben des Bauherrn und damit Planungsvorgabe. Sicherstellung der Umsetzung Wichtig zu erwähnen ist auch, dass mit Ver- Diese Nachhaltigkeits-Charta wird am Ende öffentlichung dieses Kriterienkatalogs großes jedes Planungsschrittes als Checkliste herange- Augenmerk auf die Einarbeitung der daraus zogen, um den Grad und die Vollständigkeit der resultierenden Anforderungen auf die „ei- Umsetzung festzustellen. Da diese Unterlage gentlichen“ Planungsdokumente (z.B. der den Charakter einer Bauherrenvorgabe hat, Haustechnik, der Innenraumgestaltung, der wird sie auch von der im Projekt eingesetzten Außenanlagengestaltung) gelegt wurde. Damit externen begleitenden Kontrolle zur Prüfung werden die Nachhaltigkeitsaspekte frühzeitig der Planungsergebnisse herangezogen. Ein und vollständig in die Planung integriert und Teil Nachhaltigkeitsbericht am Ende jeder Projekt- der Projektumsetzung. phase wird die Umsetzung dokumentieren. Ing.in Dr.in Karin Büchl-Krammerstätter Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 „Wir freuen uns, dass der von uns initiierte Workshop „Nachhaltigkeit im Projekt Krankenhaus Nord“ impulsgebend für die vorliegende Unter- lage war und unsere Anliegen & Ideen hier eingearbeitet worden sind.“ Dipl.-Ing. Peter Lenz Projektkoordinator der Stadt Wien für KH Nord „Als Zielgebietskoordinator Floridsdorf - Achse Brünner Straße ist es mir ein Anliegen, dass durch den Bau des Krankenhauses Nord ein wichtiger Impuls zur Aufwertung der Brünner Straße gesetzt wird. Der Bau wird Vorbildwirkung für viele weitere Entwicklungen haben, die weit über die Grundstücksgrenzen hinaus gehen.“ 8
Prinzip Wirtschaftlichkeit Das Prinzip der Wirtschaftlichkeit bei der Planung und Errichtung von Bauwerken gehört zu den Hauptforderungen eines/r BauherrIn. Der Leitgedanke der Nachhaltigkeit umfasst die gesellschaftli- chen und ökologischen Belange bei der Errichtung eines Bauwerks. Für den Wiener Krankenanstal- tenverbund war es essentiell, dass das Wirtschaftlichkeitsprinzip auch bei diesem Bauwerk (z.B. durch die Auswahl ökologisch nachhaltiger Materialien mit langer Lebensdauer) in den Nachhaltigkeitsge- danken integriert wird. ZIELE: 1. Berücksichtigung von Energieeffizienzkriterien in Planung und Bau 2. Einbeziehung der Lebenszykluskostenberechnung bei allen Investitionsentscheidungen 3. Umnutzungsfähigkeit und nachträgliche Erweiterbarkeit des Gebäudes vorsehen 4. Gute Arbeitsbedingungen für MitarbeiterInnen schaffen 5. Schaffung hoher Identifikation der MitarbeiterInnen mit dem neuen Krankenhaus 6. Effiziente Beleuchtungskonzepte planen und umsetzen 7. Effizientes Bewirtschaftungs- und Logistikkonzept umsetzen 8. Kurze Wegeführung für alle Prozessabläufe gewährleisten 9
Das Gelände Kriterium 1 Bestehenden Naturraum schützen bzw. wiederherstellen ZIEL: Das Gelände des Krankenhauses Nord ist nicht nur Bauland, sondern auch Grünraum und damit Lebensraum für eine Reihe von Pflanzen und Tieren. Das Gelände ist außerdem im Kontext des Grünraums des Bezirks und der Region zu betrachten. Ziel ist, die umfang- reichen verbleibenden Freiflächen rund um das Krankenhaus Nord nicht nur als intensiv gepflegte Zierfläche zu entwickeln, sondern auch die Funktion als Lebensraum zu erhalten. Eingeplante Maßnahmen: 1. Geschützte Tier- und Pflanzenarten erheben 7. Durchgängigen Grünraum erhalten (mit und deren Lebensraum erhalten bzw. wie- Habitatfunktion) bzw. wiederherstellen derherstellen 8. Boden erhalten, wo möglich (nicht unnötig 2. Baumbestand erheben und einen Baumka- den gewachsenen Boden umgraben bzw. taster erstellen verdichten) 3. Bäume erhalten (sofern es aus Sicht der 9. Verwendung von Qualitätskompost Landschaftsplanung und Baulogistik Sinn vorsehen macht) 10. Humose Bodenschichten erhalten, sichern 4. Vorzugsweise einheimische, standortgerech- bzw. am Bauplatz verwenden. Beim Verset- te Gewächse und Gehölze (unter Berück- zen von Rasenstücken auf einen raschen sichtigung der allergologischen Empfehlung Einbau achten, das Material vor Austrock- der OEGAI (www.oegai.org)) anpflanzen nung schützen; magere Flächen keinesfalls 5. Grünraum mit naturnahen Teilen gestalten, mit nährstoffreichem Humus versehen an abgelegenen Stellen Spontanvegeta- 11. Auf Durchzugsmöglichkeit für wandernde tion zulassen (z.B. wiesenartige Flächen), Tierarten achten Strauchwuchs (für Igel), idealerweise auch 12. Nist- und Brutzeiten beachten zusätzliche Strukturen einbringen wie 13. Baumaßnahmen auf Vegetationsperioden liegendes Totholz, Lesesteinhaufen für abstimmen Eidechsen etc. 14. Verlorengegangene Nist- und Brutplätze 6. Analyse von Flora und Fauna durchführen wieder anbieten (Biotopkartierung) 10
Kriterium 2 Baukörper als Teil des Landschaftskonzeptes sehen ZIEL: Die Gebäude des Krankenhauses können auch als Teil der Landschaft verstanden wer- den. Die Begrünung von Dächern oder Fassadenteilen, die Schaffung von Wintergärten und überdachten Bereichen am Übergang von den Gebäuden in den Grünraum schaffen Freiräu- me für PatientInnen, BesucherInnen und MitarbeiterInnen und sind wichtige Ergänzungen bei der Herstellung eines gesamtheitlichen Grünraumkonzeptes. Eingeplante Maßnahmen: 1. Dächer teilweise extensiv und punktuell 5. Windreiche Zonen, die aufgrund starker intensiv begrünen Düseneffekte entstehen, vermeiden 2. Nisthilfen (z.B. für Mauersegler, Fledermäu- 6. Freundliche, begrünte Gestaltung des Ein- se, Mehlschwalben) montieren (unter Wah- gangsbereichs (Vorplatz) als Öffnung zum rung hygienischer Rahmenbedingungen) umgebenden Bezirk und als städtebaulicher 3. Nist- und Sitzgelegenheiten für Tauben am Integrationsaspekt vorsehen Gebäude vermeiden 7. Lichtverschmutzung (unnötiger Eintrag von 4. Vogelschlagvermeidung für Fassadenflächen künstlichem Licht in die Natur, insbesondere (Glasflächen) im Bereich Wind und Schall- nachts) vor allem bei der Außenbeleuchtung schutz sowie bei Atrien und volltranspa- vermeiden renten Flächen und Fassadenteilen wie z.B. Eckbereiche beachten Kriterium 3 Grünraum als gesundheitsfördernden Beitrag gestalten ZIEL: Der Grünraum soll PatientInnen, deren Angehörige und alle Mitarbeiterinnen einla- den, mit der Natur in Kontakt zu treten. Je nach Mobilität der PatientInnen wird der Grün- raum im Park, in einem Wintergarten oder auf einer Dachterrasse erfahrbar sein. Leichte Zugänglichkeit und interessante, zum Verweilen einladende Gestaltung sollen durch ein attraktives Landschaftskonzept sichergestellt werden. Eingeplante Maßnahmen: 1. Landschaftsplanung frühzeitig in die Ge- 5. Überdachte (Wind- und Regenschutz-) Be- samtplanung des Krankenhauses einbinden reiche für GartenbenutzerInnen einrichten 2. Landschaftsplanung (Grünraumplanung) 6. Gute Erreichbarkeit der Freiräume - mit Baustelleneinrichtung/Baustellenlogistik abgestimmt auf Mobilität der PatientInnen abstimmen - sicherstellen, mehrere (barrierefreie) 3. Landschaftsbau frühzeitig starten (in Ab- Gartenausgänge einrichten. stimmung mit Bauablauf) 7. (Spazier-)runden unterschiedlicher Länge 4. Wasser als Gestaltungselement (unter anbieten Berücksichtigung einfacher Wartung, 8. Rast-/Verweilplätze in kurzen (ca. 50m) Ab- von Sicherheitsaspekten, wirtschaftlichen ständen vorsehen (gemäß ÖN B1601) Errichtungskosten, ev. Nebennutzung als 9. Auch sichtgeschützte Verweilplätze als Retentionsbecken für Regenwasser oder Rückzugsraum anbieten Grundwassernutzung) einplanen. Wasser- 10. Herstellung von Grünbereichen auf Terras- becken sollen naturnahe sein (möglichst sen oder in Wintergärten für PatientInnen keine Betonbecken) und zumindest an einer mit eingeschränkter Mobilität Seite über ein flaches Ufer verfügen, damit 11. Herstellen speziell gestalteter (teils abge- Tiere, die hineinfallen wieder herauskom- trennter) Grünbereiche für bestimmte men; optimal sind größere Wasserflächen Personengruppen (Therapiegärten, Kinder- mit unterschiedlich tiefen Zonen und einer garten, Therapie-, Trainingswege, ...) breiten Ufervegetation; Zierfische wie Gold- 12. Möglichkeit für MitarbeiterInnen zu Bewe- fisch und Koy fressen viele Nützlinge (z.B. gungsausgleich schaffen (Joggingstrecke, Amphibien) und sollten daher auf keinen Nordic Walking, ...) Fall eingebracht werden Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 11
Das Gelände Kriterium 4 Trinkwasser sparen, Regenwasser nutzen ZIEL: Der Trinkwasserbedarf soll gering gehalten werden. Hochwertiges Trinkwasser ist eine wertvolle und grundsätzlich limitierte Ressource. Zu berücksichtigen sind die besonderen Hygieneanforderungen im Krankenhaus. Das Abwasseraufkommen soll möglichst gering gehalten werden und sich auf Schmutzwas- serfrachten reduzieren lassen. Die Aufbereitung von Abwasser in Kläranlagen erfordert hohe Aufwendungen. Versickerung oder Verbrauch von Regenwasser sind der bloßen Ablei- tung in das Abwassersystem vorzuziehen (Regenwassermanagement). Eingeplante Maßnahmen: 1. Versickerung, Rückhaltung, Speicherung 5. Brunnennutzung für Außenanlagen von Regenwasser am Dach prüfen vorsehen 2. Aus der Sicht des Naturschutzes möglichst 6. Wassersparende Armaturen/Anlagen viele Schotterflächen anlegen oder erhalten, einsetzen weil hier mehrere gefährdete und geschütz- 7. Herstellung eines Messsystems für Wasser- te Arten vorkommen (Pflanzen, Heuschre- verbrauch zur Verbrauchskontrolle cken und die Zauneidechse) 8. Möglichst wirtschaftliche Legionellenpro- 3. Hohen Anteil unversiegelter Flächen phylaxe schaffen 4. Zwischenspeicherung von Niederschlags- wasser (Rigolen, Rinnen, Nachläufe, Retenti- onsbecken, Flachdächer etc.) ermöglichen 12
Kriterium 5 Gute Verkehrsanbindungen vorsehen ZIEL: Ein wichtiges Kriterium sind gute Verkehrsanbindungen, um den motorisierten Indivi- dualverkehr durch geeignete Alternativen zu reduzieren. Hierzu zählt die Verfügbarkeit und Anbindung an das Fahrradwegenetz, der öffentliche Nahverkehr sowie eine komfor- table Verbindung für den Fußweg von den Haltestellen bis zum Eingangsbereich des Kran- kenhauses Eingeplante Maßnahmen: Fahrrad: 5. Ausbau der Schnellbahnhaltestelle und 1. Weiträumiges Fahrradwegekonzept (Zufahrt Herstellung eines Schnellbahnabgangs auf Innenstadt) erstellen und umsetzen der Krankenhaus zugewandten Seite der 2. Gesicherte, überdachte Fahrradabstellanla- Brünner Straße gen bei Haltestellen öffentlicher Verkehrs- mittel anbieten Fußweg: 1. Zugang zum Schnellbahnabgang verbessern Öffentlicher Verkehr: (Witterungsschutz bis zur Schnellbahnhal- 1. U-Bahn-Anbindung langfristig baulich testelle) möglich machen 2. 2-fach Wartehäuschen für Straßenbahn- 2. Anzeigetafeln direkt im Ausgangsbereich haltestelle errichten (Witterungsschutz bis des Krankenhauses anbringen zum Schutzweg als Übergang zum Kran- 3. Taktiles Leitsystem von Haltestellen bis kenhauseingangsbereich) zum Eingangsbereich des Krankenhauses vorsehen 4. Analyse und ggf Anpassung des Angebotes der öffentlichen Verkehrsmittel im Bezirk bzw. der umliegenden Region Dipl.-Ing. Bruno Domany „Mit dem Kapital eines Grundstückes - dem Lebensraum Boden, den Tieren und Pflanzen - achtsam umgehen: erheben, bewerten, integrieren, wenn nötig behutsam transplantieren.“ Dipl.-Ing. Wilfried Doppler Wiener Umweltanwaltschaft Referent für Naturschutz „Vogelschutzglas und sorgsamer Umgang mit Licht im Außenraum ermögli- chen es, auch im Krankenhausgelände Wildtiere zu beobachten. Durch den integrativen Planungsansatz werden Lebensräume geschaffen und Schäden am Bauwerk durch Tiere verhindert.“ Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 13
Der Innenraum Kriterium 6 Auf thermischen Komfort achten ZIEL: Der Mensch fühlt sich in einem Raum wohl, wenn Lufttemperatur, Luftgeschwindig- keit und Strahlungstemperatur der umgebenden Oberflächen ganzjährig in einem harmo- nischen Bereich liegen. Zudem beeinflusst die relative Luftfeuchtigkeit das Temperatur- empfinden und das Gefühl der Behaglichkeit. Der thermische Komfort steht also in starkem Zusammenhang mit der Zufriedenheit am Arbeitsplatz und beeinflusst positiv den Gene- sungsfortschritt. Eingeplante Maßnahmen: 1. Außen angebrachter Sonnenschutz für transparente Fassadenteile 2. Nachweis des Behaglichkeitsbereichs der relevanten Kriterien Raumtemperatur, Zugluft, Strah- lungstemperaturasymmetrie, Fußbodentemperatur, relative Luftfeuchtigkeit in Simulation und in den Planungsgrundlagen (gemäß ON EN 7730) 3. Hohe energetische (siehe auch Kriterium 21) und feuchtschutztechnische Qualität der Gebäude- hülle (Pflege- und Bettenstation gem. OIB RL 6 (WBTV)). 4. Vermeidung sommerlicher Überhitzung (gemäß WBO/WBTV/OIBRL). 5. Beschattung durch (Laub)Bäume vorsehen Kriterium 7 Raumluftqualität sicherstellen ZIEL: Ziel ist die Sicherstellung einer sauberen und schadstoffarmen Innenraumluft und das Vermeiden negativer Einflüsse auf das Befinden der RaumnutzerInnen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Vermeidung von Formaldehyd und flüchtigen organischen Verbindungen (Volatile Organic Com- pounds – VOC) in Lösungsmitteln, Lacken, Klebstoffen oder Baustoffen. 2. Auswahl geruchs- und emissionsarmer Bauprodukte (siehe bauökologische Kriterien und Öko- Kauf-Kriterien) 3. Messung des TVOC (Total Volatile Organic Compounds) - und Formaldehyd-Gehalts innerhalb 4 Wochen nach Fertigstellung (vor Möblierung) durch unabhängige Sachverständige Ing. Christian Lang Leiter des Programms “ÖkoKauf Wien”, Magistratsdirektion der Stadt Wien, Geschäftsbereich Bauten und Technik, Stadtbaudirektion „Beim Projekt „Krankenhaus Nord“ ist es gelungen, die von “ÖkoKauf Wien” erstellten ökologischen Anforderungen an Leistungen bereits in der Grund- satzplanung zu verankern und damit sicher zu stellen, dass sie in den weiteren Planungs- und Realisierungsphasen des Projektes umgesetzt werden.“ 14
Kriterium 8 Akustischen Komfort, Schallschutz anstreben ZIEL: Vermeidung eines hohen Stör- bzw. Fremdgeräuschpegels und Förderung einer guten Sprachverständlichkeit, um den Gesundungsprozess der PatientInnen und die Leistungsfä- higkeit der NutzerInnen nicht zu beeinflussen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Geringe Störschallpegel- und Nachhallzeitwerte (Nutz- und Verkehrsfläche, keine Funktionsfläche) 2. Luftschallschutz gegenüber fremden Arbeitsräumen und eigenen Arbeitsbereichen herstellen 3. Trittschallschutz gegenüber fremden Arbeitsräumen und eigenen Arbeitsbereichen herstellen 4. Vermeiden von unzumutbarer Lärmbelästigung und Konzentrationsverlusten 5. Schallimmissionen minimieren Kriterium 9 Visuellen Komfort vorsehen ZIEL: Visueller Komfort soll durch ausgewogene Beleuchtung ohne nennenswerte Störun- gen wie Direkt- oder Reflexblendung, ein ausreichendes Beleuchtungsniveau sowie durch die individuelle Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse erreicht werden. Von hoher Bedeu- tung für die Zufriedenheit ist der Ausblick (in die Krankenhausumgebung, in den Grün- raum), der über Tageszeit, Ort, Wetterbedingungen, etc. informiert. Weitere Kriterien sind Blendfreiheit, Lichtverteilung und Lichtfarbe im Raum. Eingeplante Maßnahmen: 1. Tageslichtnutzung, welche über die gesetz- 4. Sichtbeziehungen in den Freiraum vorsehen lichen Erfordernisse hinausgehen, prüfen 5. Natürliche Belichtung von Erschließungszo- und wenn sinnvoll vorsehen. nen/Garagen 2. Geeigneter Blendschutz bei funktioneller 6. Natürliche Belichtung von Gemeinschafts-, Notwendigkeit vorsehen (Tages- und Kunst- Sozialräumen licht) 7. Ansprechende Form- und Farbgebung der 3. Beleuchtungskonzept (Lichtverteilung, Innenausstattung (Wandfarben, Möbel,…) Farbwiedergabe, Lichtfarbe) entwickeln und 8. Grünpflanzen im Innenraum – falls hygie- umsetzen nisch möglich – als Gestaltungselement Kriterium 10 Vibrationen dämmen ZIEL: Vibrationen aus dem Krankenhausumfeld sollen so gering wie möglich gehalten werden. Entsprechende Maßnahmen zur Dämmung der Erschütterungsausbreitung am Gelände und in den Baukörpern sind vorzusehen, damit die Nutzung der Räumlichkeiten und der Ausstattung nicht beeinträchtigt wird. Eingeplante Maßnahmen: 1. Vibrationsschutz an den Quellen / bei den Auslösern der Erschütterungen oder geeignete bau- liche Maßnahmen zur Vermeidung von unzulässigen Vibrationen sind am Baukörper vorzu- nehmen. Die zulässigen Grenzwerte werden dazu durch IKT- (Informations- und Kommunikati- onstechnologie), MT- (Medizintechnik) und Bauphysik-Anforderungen vorgegeben. 2. Vibrationsschutz bei Fundierung und statischem Konzept berücksichtigen Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 15
Der Innenraum Kriterium 11 Einflussnahme der Nutzer sichern ZIEL: Ziel ist die Gewährleistung der Einflussmöglichkeit der NutzerInnen auf die Bereiche Lüftung, Sonnenschutz, Blendschutz, Temperatur sowie die Steuerung von Tages- und Kunst- licht im jeweiligen Aufenthaltsbereich bzw. Arbeitsumfeld. Eingeplante Maßnahmen: 1. Individuell einstellbarer Sonnenschutz 2. Fenster zum Öffnen 3. Individuelle Lüftungsmöglichkeit und Temperaturbeeinflussung Kriterium 12 Umnutzungsfähigkeit mitplanen ZIEL: Bereits im Vorfeld der Planungen sind Umnutzungen, Umgestaltungen sowie Erwei- terungen von Gebäudeteilen miteinzubeziehen. Ziel ist das Erreichen von hoher Mikroflexi- bilität (Teile des Gebäudes einer anderen als der ursprünglich geplanten Nutzung zuführen) und Makroflexibilität (bauliche Erweiterbarkeit des Gebäudes). Eingeplante Maßnahmen: 1. Modularität des Gebäudes und bauliche Anpassbarkeit vorsehen 2. Flexibilität in der Medienversorgung, sowie der Heizung und Wasserver/entsorgung 3. Erweiterungsszenarien ab der Vorentwurfsplanung in die Planungsüberlegungen einbeziehen und frühzeitig festlegen Kriterium 13 Fahrradkomfort, Mobilität fördern ZIEL: Der Umstieg auf das Fahrrad kann maßgeblich zur Förderung einer umweltgerechten und energie-effizienten Mobilität beitragen. Um die Nutzung für RadfahrerInnen attraktiv zu machen, müssen sowohl bauliche als auch in der Ausstattung aktive Maßnahmen gesetzt werden. Eingeplante Maßnahmen: 1. Zugang für RadfahrerInnen von Siemensstraße/Martha Steffy Browne-Gasse 2. Ausreichend große und gesicherte Fahrradabstellanlagen (auch für KundInnen der komplementären Flächen) errichten 3. Dusch- und Umkleidemöglichkeiten für radfahrende MitarbeiterInnen anbieten (z.B. Zentralgarderobe) 4. Betriebliches Mobilitätsmanagement fördern 5. Parkraum für Individualverkehr nur im erforderlichen Ausmaß anbieten Dipl.-Ing. Kurt Hofstetter Referatsleiter für Landschafts- und Freiraumplanung in der MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung „Mit der Errichtung des Krankenhauses Nord wird auch auf dem Gebiet der Freiraumgestaltung ein neuer Maßstab gesetzt und die Gesundheit in den Mittelpunkt gestellt.“ 16
Kriterium 14 Künstlerische Gestaltung einplanen ZIEL: Der künstlerischen Gestaltung und dem Angebot an Kunst im Krankenhaus soll Raum gegeben werden. Die Einbeziehung kreativer Entfaltungsmöglichkeiten ist ein wichtiger Gestaltungsaspekt eines Krankenhauses. Eingeplante Maßnahmen: 1. Kunst am Bau – Einbeziehung künstlerischer 4. Raum für Ausstellungen und Vernissagen Elemente in den Baukörper bzw. in die anbieten Gestaltung der Innenräume 5. Raum für die Präsentation von künstleri- 2. Künstlerische Gestaltung der Seelsorgebe- schen Aktivitäten von PatientInnen anbieten reiche (Andachts-, Gebetsräume) 6. Ermöglichung von Kulturveranstaltungen 3. Künstlerische Elemente in der Ausgestal- und -angeboten am Gelände des Kranken- tung der Außenanlagen vorsehen haus Nord („Healing Arts“) Kriterium 15 Soziale Kontakte und individuellen Rückzug ermöglichen ZIEL: Das Krankenhaus muss für verschiedene Kommunikationssituationen und Prozessan- forderungen geeignete Räumlichkeiten bieten. Es sind sowohl offene Bereiche vorzusehen, die das Zusammentreffen ermöglichen, als auch Räume, in denen Privatsphäre und Rück- zugmöglichkeiten gewährleistet sind. Solche Bereiche sind für PatientInnen, Angehörige, BesucherInnen und MitarbeiterInnen wichtig, um das Krankenhaus Nord als passenden Ort für die Arbeits- bzw. Lebenssituationen zu empfinden. Diese Bereiche finden sich auch im Grünraum. Eingeplante Maßnahmen: 1. Kontaktbereiche, Sozialbereiche, Teamberei- 5. Konfessionelle Andachtsbereiche, Raum der che vorsehen Stille einplanen 2. Attraktive Kommunikationszonen anbieten 6. Freundlich gestaltete Speisesäle für Mitar- 3. Rückzugsmöglichkeiten (Privatsphäre, beiterInnen und für PatientInnen planen Intimität, Regeneration, Kontemplation) 7. Cafeteria und Restaurant vorsehen anbieten 8. Sichtschutz zwischen den Betten im Patien- 4. Räume für Bewegung, Training anbieten tenzimmer ermöglichen Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 17
Der Innenraum Kriterium 16 Orientierung und Sichtbeziehungen berücksichtigen ZIEL: Das Krankenhaus Nord soll so gestaltet sein, dass eine Orientierung im Gebäude auch ohne komplexe Wegeleitsysteme intuitiv und einfach möglich ist. Hierbei ist auf die verschiedenen Personengruppen, speziell auf Menschen in psychischen Notsituationen sowie auf Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen Rücksicht zu nehmen. Weiters ist es wichtig, dass bestimmte Sichtbeziehungen ermöglicht und erhalten werden, um z.B. den Kontakt zwischen PatientInnen und BesucherInnen mit den MitarbeiterInnen gewährleisten zu können. Eingeplante Maßnahmen: 1. Übersichtlichkeit und leichte Orientierung am Gelände und im Gebäude anbieten 2. Einfach nachvollziehbare Hierarchie im Erschließungssystem aufbauen 3. Sichtachsen zu Leitstellen/Infopunkten/Stützpunkten vorsehen Kriterium 17 Barrierefreiheit bieten ZIEL: Das Krankenhaus Nord soll barrierefrei gebaut werden. Anzustreben ist die gleichbe- rechtigte Nutzung des Gebäudes für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Die Außenanlagen werden hierbei selbstverständlich miteinbezogen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Rollstuhlgerechtheit bei Verkehrsanbindung und beim Zugang zum Krankenhaus (Brünner Straße, Haltestellen) sicherstellen 2. Barrierefreiheit im Innenbereich des Krankenhaus Nord sicherstellen 3. Optisches und taktiles Leitsystem vorsehen 4. Behindertenparkplätze in ausreichender Anzahl anbieten 5. Begleitung von Planung durch FachexpertInnen für Barrierefreiheit Dipl.-Ing.in Claudia Prinz-Brandenburg Expertin für Gender Mainstreaming in der Planung; Mitarbeiterin der MD – Geschäftsbereich Bauten und Technik, Gruppe Hochbau „Durch Gender Mainstreaming in der Planung werden die Ansprüche der ver- schiedenen NutzerInnengruppen verstärkt berücksichtigt, wodurch ein wesentli- cher Beitrag zur alltagsgerechten Gestaltung des Krankenhauses geleistet wird.“ Ing.in Barbara Doppler Sachbearbeiterin im Fachbereich Räumliche Entwicklung der Wr. Umweltabt. „Bei einem Krankenhaus steht der soziale Gedanke im Vordergrund, bei der Planung ist die Ökonomie ein allgegenwärtiges Thema, mit dieser Unterlage wird auch der Ökologie Raum gegeben.“ 18
Kriterium 18 Gendergerecht bauen ZIEL: Das Krankenhaus Nord soll gendergerecht gebaut werden. Männer, Frauen, Kinder, Personen aus anderen Kulturkreisen, Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften, SeniorInnen, Gesunde und Kranke haben unterschiedliche Bedürfnisse und messen Dingen eine unterschiedliche Bedeutung bei. Eingeplante Maßnahmen: 1. Die unterschiedlichen Lebensrealitäten der schlechtsneutral gestalteten Texten/Pikto- Menschen werden gleichwertig in den grammen, Farb- und Materialgestaltung…) Planungsprozess einbezogen und berück- 4. Stärkung des Sicherheitsgefühls (Tag und sichtigt – die Planungsergebnisse werden Nacht) wiederkehrend mit den Interessengruppen 5. Anbindung an den öffentlichen Raum reflektiert. 6. Familienparkplätze vorsehen 2. Problemstellungen werden vernetzt und 7. Barrierefreiheit: Frauen und Männern in BenutzerInnen orientiert bearbeitet. ihren verschiedenen Lebenssituationen und 3. Lebensraum für beide Geschlechter in un- Rollen die gleiche Mobilität ermöglichen terschiedlichen Lebenssituationen und mit 8. Fachfrauen und ihre Leistungen im Projekt unterschiedlichen gesellschaftlichen Hinter- sichtbar werden lassen gründen gleichermaßen attraktiv gestalten 9. Einbindung einer Fachfrau für genderge- (z.B. durch hell beleuchtete übersichtliche rechtes Bauen Plätze, Räume, Gänge, Tiefgarage, ge- Kriterium 19 Kindergerechtheit beachten ZIEL: Das Krankenhaus Nord nimmt auch auf Kinder Rücksicht, die nicht als PatientInnen, sondern als BesucherInnen in das Krankenhaus mitkommen. Damit wird auch für die (be- gleitenden) Erwachsenen ein Angebot geschaffen, das einen wichtiges Qualitätsmerkmal im Service des Krankenhauses darstellt. Eingeplante Maßnahmen: 1. Spielmöglichkeiten (mit Betreuung und Möblierung für Begleitpersonen) und Wickelräume anbieten 2. Abstellmöglichkeiten für Kinderwägen schaffen Kriterium 20 Sicherheit bieten ZIEL: Das subjektive Empfinden von Sicherheit trägt grundlegend zur Behaglichkeit von Menschen bei. In allen regelmäßig genutzten Bereichen im und rund ums Krankenhaus soll diese subjektiv empfundene Sicherheit anhand verschiedener Maßnahmen umgesetzt werden. Eingeplante Maßnahmen: 1. Optimale Wegeführung anstreben 2. Sicherheit auch in Nachtstunden und Wochenende gewährleisten 3. Sicherheitsdienste (Objektschutz) vorsehen 4. Organisatorische Vorbereitungen treffen (Brandschutzorganisation, Katastrophenschutz, Evakuierungsplanung) 5. Sicherheit der Arbeitsstätten der MitarbeiterInnen gewährleisten 6. Verkehrssicherheit am Gelände und an den Ein-/Ausfahrten gewährleisten Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 19
Die Energie Kriterium 21 Gesamtenergiebedarf minimieren ZIEL: Der Gesamtenergiebedarf im Lebenszyklus des Krankenhauses Nord soll minimiert werden. Eingeplante Maßnahmen: 1. Heizwärmebedarf (Zielwert HWB
Kriterium 23 Ökologische Primärenergie und erneuerbare Energien beziehen ZIEL: Durch Kooperation mit LieferantInnen für Primärenergie (Fernwärme, Fernkälte) soll der Energiebezug einen höheren Anteil an ökologischer Energie enthalten. Teile des Ener- giebedarfs sind durch alternative Energiegewinnung zu decken. Eingeplante Maßnahmen: 1. Klimaschonende Kühlung vorsehen 2. Errichtung Photovoltaikanlage (Richtgröße 1000 m2 Fläche bzw. ca. 100 Tonnen-CO2-Einsparung pro Jahr) prüfen (samt Vogelschlagvermeidung und Reflexionsschutz) 3. Fernwärme- und Fernkälteversorgung herstellen 4. Grundwasser für Geothermie prüfen 5. Emmissionsarme Netzersatzanlagen einplanen Dipl.-Ing. Michael Sattler Klimaschutzkoordination der Magistratsdirektion der Stadt Wien „Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien ist ein erfolgreicher Beitrag zur Reduktion von Klimagasen in Wien und hat seit 1999 zu einer Vermeidung von 3,1 Mio. Jahrestonnen CO2-Äquivalent geführt.“ 21
Die Errichtung Kriterium 24 Qualität in der Bauplanung sichern ZIEL: Die in die Planung einfließende Nachhaltigkeitszielsetzung des Bauherren und Auf- traggebers sowie die Qualitäten, die von den FachplanerInnen vorgegeben wurden, werden im Zuge des Planungsfortschritts in geeigneter Weise regelmäßig überwacht. Zudem werden in Simulationsverfahren die Planungen auf ihre Umsetzbarkeit und Zweckmäßigkeit überprüft. Eingeplante Maßnahmen: 1. Thermische Simulation (zonenweise) zur Minimierung des Kühlbedarfs vornehmen 2. Klima-Engineering Fachkraft (Planungsbegleitung) mitarbeiten lassen 3. Bauökologische Qualitätssicherung in Planungsphase vornehmen Kriterium 25 Qualität in der Bauausführung überprüfen ZIEL: Die in den Prozessen der Bauausführung erreichte Qualität soll beschrieben, geprüft und nachgewiesen werden. Eingeplante Maßnahmen: 1. Dokumentation der verwendeten/eingebauten Materialien und Hilfsstoffe sowie systematische Sammlung der Sicherheitsdatenblätter als Grundlage der Gebäudedaten der Bestandsdokumentation. 2. Durchgeführte Mess- und Analyseverfahren (z.B. Luftdichtheit, Schallschutzqualität,...) sowie die Erreichung der angestrebten Qualitäten bzw. Zielwerte nachvollziehbar dokumentieren. 3. Bauökologische Qualitätssicherung in Bauphase vornehmen (als Teilaufgabe der örtlichen Bauaufsicht) Kriterium 26 Baustelle/Bauprozess umweltfreundlich gestalten ZIEL: Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Nachbarschaft sind zu minimieren und gleichzeitig die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Baustelleneinrichtungsplan erstellen 2. Kommunikationskonzept für Bauphase erstellen 3. Ombudsstelle errichten Ing. Mag. Martin Scheibengraf Amtssachverständiger für Abfallwirtschaft „Die Erkundung von Schadstoffen in Abbruchobjekten und das Abfallwirt- schaftskonzept für Baustellen sind ideale Instrumente für ein umweltfreundliches Baustellenabfallmanagement.“ 22
Abfallarme Baustelle ZIEL: Bauschutt, Bodenaushub, Materialreste, Verpackungen, Altholz etc. sollen vermieden bzw. verwertet werden. Nicht vermeidbare und nicht verwertbare Abfälle sind umweltver- träglich zu entsorgen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Nichtaufzubereitenden Aushub nach Mög- 5. Schadstofferkundung Grund und Boden lichkeit am Bauplatz verwenden durchführen 2. Abfallwirtschaftskonzept Baustelle (BAWK) 6. Transportlogistikkonzept erstellen erstellen und umsetzen 7. Bahntransport (Zulieferung und Abtrans- 3. Sortierinsel (Trenninsel) einrichten port) prüfen 4. Schadstofferkundung Abrissobjekte durch- führen Lärm- und erschütterungsarme Baustelle ZIEL: Der Baulärm soll den allgemeinen Geräuschpegel nicht übersteigen und gegebenen- falls durch geeignete Maßnahmen reduziert werden. Eingeplante Maßnahmen: 1. Maßnahmen zur Baulärmreduzierung vorsehen (Qualität Baumaschinen) 2. Nachtarbeitszeiten vermeiden 3. Lärmreduzierende Maßnahmen während dem Bauablauf überlegen 4. Erschütterungsschutz für AnrainerInnen prüfen Staubarme Baustelle ZIEL: Die Vermeidung von Staub ist als wichtiger Beitrag zum Schutz von Personen sicherzu- stellen. Die Umwelt ist von stoffbedingten Schädigungen zu schützen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Staubminderungsmaßnahmen (z.B. Reifen reinigen) umsetzen 2. Maßnahmen zur Luftschadstoffminderung umsetzen (Verkehrskonzept, Straßenrouten während Bau, Qualität Baumaschinen) Umweltschutz auf der Baustelle ZIEL: Boden und Grundwasser sind vor schädlichen Stoffeinträgen und sonstigen unzu- lässigen Wirkungen während der Bauphase zu schützen. Übermäßige Verdichtung ist zu vermeiden. Eingeplante Maßnahmen: 1. BaustellenumweltkoordinatorIn bestellen 2. Rumba-Kriterien (Richtlinien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung) – Umweltplan beachten 3. Baumschutz während der Bauphase Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 23
Die Errichtung Kriterium 27 Bauökologische Standards einhalten ZIEL: Die Stadt Wien hat im Rahmen von “ÖkoKauf Wien” (www.oekokauf.wien.at) eine Reihe von Regelungen entwickelt, die die Einhaltung bauökologischer Mindeststandards sicherstellen. Weiters hat der Wiener Krankenanstaltenverbund eine bauökologische Strate- gie festgelegt. Das Projekt Krankenhaus Nord orientiert sich an den “ÖkoKauf Wien”-Krite- rien. Diese betreffen u.a. folgende Punkte: Eingeplante Maßnahmen: 1. Vermeidung von PVC und halogenhaltigen Produkten (auch bei Elektroinstallationen, Haustechnik) 2. Vermeidung von klimaschädigenden Substanzen (HFKW, FKW) 3. WENN Tropenholz nur mit „FSC“-Nachweis (Forest Stewardship Council) 4. Vorgaben bei Bauchemikalien insbesondere bei Boden- und Parkettlegearbeiten, Wandfarben und Innenputzen, Lacken, Lasuren, Holzversiegelungen, Vorstrichen und bituminösen Spachtel- massen einhalten 5. Biozide nur im technisch minimal notwendigen Ausmaß einsetzen und möglichst Alternativen zu Bioziden finden Kriterium 28 Systematische Inbetriebnahme vorsehen ZIEL: Einzelne Komponenten der haustechnischen Anlagen sind aufeinander abzustimmen und einzuregulieren. Im Anschluss wird die Anlage über einen Zeitraum von 18 Monaten noch so oft nachadjustiert, bis eine optimale Betriebskonfiguration erreicht wird. Eingeplante Maßnahmen: 1. Erstellung eines Konzeptes der systematischen Inbetriebnahme mit Einregulierung und Nachjus- tierung der haustechnischen Anlagen 2. Erstellung einer Dokumentation der Haustechnik-Systemparameter, die neben dem aktuellen Stand der Einregulierung auch alle wesentlichen Voreinstellungen der Anlage (die bei der Errich- tung ggf. von/vom HerstellerIn vorgenommen wurden) enthalten Dipl.-Ing. Alfred Brezansky Stv.Leiter der Wiener Umweltanwaltschaft „Die Umsetzung eines nachhaltigen Bauprojektes beginnt bereits bei der Errich- tung. Durch ein umweltverträgliches Baustellenlogistikkonzept können in der Bauphase Lärm und Luftschadstoffemissionen wesentlich vermindert und die Transportlogistik effektiver und umweltfreundlicher optimiert werden“ Dipl. Ing. Jürgen Preiss Sachbearbeiter im Fachbereich Räumliche Entwicklung der Wr. Umweltabteilung „Durch die Realisierung angelegter Nachhaltigkeitskriterien für das Kran- kenhaus Nord, bei denen Gesetzmäßigkeiten des Natur-Kreislaufs jenen des Mensch- Kreislaufs näher kommen, entsteht ein gesamtheitlich lebender Organismus.“ 24
Kriterium 29 Baukörper reinigungs- und instandhaltungsfreundlich gestalten ZIEL: Durch eine gezielte Reinigung und Instandhaltung sollen die eingesetzten Materialien eine möglichst hohe Lebensdauer erreichen können. Die Reinigungs- und Instandhaltungs- freundlichkeit des Baukörpers hat einen hohen Einfluss auf Kosten und Umweltwirkung während der Nutzungsphase Eingeplante Maßnahmen: 1. Erstellung eines Reinigungskonzeptes 2. Berücksichtigung und Ausweis von Folgekosten für Wartung, Reinigung, Inspektion und Reparatur Kriterium 30 Voraussetzungen für eine optimale Nutzung und Bewirtschaftung schaffen ZIEL: Wesentliche Grundlage ist die Erstellung von geeigneten, aktuellen Dokumentationen und Anleitungen, die bis zur Inbetriebnahme des Krankenhauses Nord vorliegen müssen: Eingeplante Maßnahmen: 1. Objektdokumentation im fertig gestellten Zustand 2. Wartungs-, Inspektions-, Betriebs- und Pflegeanleitungen 3. Energieausweis erstellen 4. Begleitende Abschätzung von Verbrauchswerten, Betriebs- und Lebenszykluskosten Kriterium 31 Partizipationsprozesse ermöglichen ZIEL: Nachhaltiges Bauen erfolgt in enger Abstimmung und aktiver Kommunikation mit allen Interessens- und Anspruchsgruppen. Durch frühzeitige Einbindung aller Beteiligten soll die Planungsqualität verbessert werden, da wichtige Informationen aus der Krankenhaus- praxis einfließen können. Die Einbindung in Entscheidungsprozesse und das Anbieten des offenen Dialoges im Pla- nungsprozess tragen wesentlich dazu bei, dass sich die künftigen Führungskräfte und Mitar- beiterInnen des neuen Krankenhauses mit dem Projektergebnis identifizieren und wertvolle, aktive Gestaltungsarbeit einbringen. AnrainerInnenkommunikation Die AnrainerInnen werden sowohl regelmäßig als auch bei besonderen Baumaßnahmen gesondert informiert durch Eingeplante Maßnahmen: 1. Einrichtung einer unabhängigen 3. Road-Shows, Ausstellungen Ombudsstelle 4. Aushänge am „schwarzen Brett“ 2. Aussendungen AnrainerInnenversammlungen Nachhaltigkeits-Charta KH Nord 25
Die Errichtung NutzerInnen-Einbindung Sowohl die künftigen MitarbeiterInnen des Krankenhauses Nord als auch alle anderen MitarbeiterInnen des Krankenanstaltenverbundes werden von Anfang an in den Planungs- prozess eingebunden. VertreterInnen aller betroffenen Abteilungen und Fachdisziplinen werden zu Planungssitzungen eingeladen, können ihre Vorstellung persönlich einbringen und den Planungsstand laufend verfolgen. Eingeplante Maßnahmen: 1. Fachspezifische Planungssitzungen 3. Krankenhaus Nord - News (MitarbeiterIn- 2. Intranet-Plattform nen-Zeitschrift) ExpertInnen-Einbindung Zusätzlich zu den ExpertInnen des KAV sind auch weitere öffentliche und private Interes- sensgruppen einzubeziehen, die im Gesundheitswesen einen wichtigen Beitrag leisten, z.B. Eingeplante Maßnahmen: 1. VertreterInnen von PatientInnen-Selbsthilfe- 4. ExpertInnen für Multikulturalität im Kran- gruppen kenhaus 2. ExpertInnen für kinderfreundliche Spitäler 5. VertreterInnen von Religions- und Glau- (Eltern, Klinikclowns, ...) bensgemeinschaften, Seelsorge 3. ExpertInnen für Gendergerechtheit Stakeholder-Einbindung Alle für das Projekt relevanten Interessensgruppen werden identifiziert und aktiv über den Projektfortschritt informiert. Dies bezieht sich sowohl auf KAV-interne Führungskräfte und VertreterInnen der Stadt Wien, als auch auf die niedergelassene ÄrztInnenschaft, Führungs- kräfte aus dem Bereich des Gesundheitswesens (Kammern, Versicherungen) und Interessier- te aus Bildung und Wissenschaft. Eingeplante Maßnahmen: 1. Projektbeirat 5. BezirksärztInnentage 2. Vormittagskonferenz, 6. Kooperation mit Universitäten/Unterstützung 3. Präsentation bei „Vision und Wirklichkeit“ von Studierenden (bei Seminar- und Diplom- 4. Gestaltungsbeirat arbeiten zum Thema Krankenhaus Nord) Einbindung der Stadtplanung und des Bezirks Das Krankenhaus Nord leistet im 21. Bezirk auch einen städtebaulichen Beitrag. Dies ist im gesamten Planungsverlauf zu berücksichtigen.. Eingeplante Maßnahmen: 1. Abstimmung mit den Verantwortlichen der Wiener Stadtplanung und Verkehrsplanung 2. Abstimmung mit den ZielgebietskoordinatorInnen 3. Abstimmung mit der Bezirksvorstehung 26
KliP - Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien Seit zehn Jahren hat Wien ein umfassendes Klimaschutzprogramm, das KliP Wien. Es wurde 1999 vom Wiener Gemeinderat mit einer Laufzeit bis 2010 beschlossen. Das Ziel, bis zu diesem Jahr 2,6 Millionen Jahrestonnen an CO2-Äquivalenten zu vermeiden, wurde schon 2006 erreicht; mittlerwei- le stehen wir bereits bei rund 3,1 Millionen vermiedenen Jahrestonnen. Lange vor dem Ende der Geltungsperiode, nämlich im Jahr 2007, wurde mit der Ausarbeitung des Nachfolgeprogramms („KliP II“), das bis 2020 laufen soll, begonnen. Zahlreiche Arbeitsgruppen aus allen Bereichen der Wiener Stadtverwaltung, den städtischen Unternehmen und Fonds sowie der Wiener Umweltanwaltschaft haben den Entwurf erarbeitet. Im Dezember 2009 wurde KliP II vom Wiener Gemeinderat beschlossen. Minus 21 % Treibhausgasemissionen pro Kopf im Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 – das ist das Kli- maschutzziel der Stadt Wien. KliP II umfasst 37 Maßnahmenprogramme mit insgesamt 385 Einzel-Maßnahmen in den fünf Hand- lungsfeldern: • Energieaufbringung • Energieverwendung • Mobilität und Stadtstruktur • Beschaffung, Abfallwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz • Öffentlichkeitsarbeit Durch die Umsetzung der geplanten Maßnahmen werden im Zeitraum zwischen 2009 und 2020 ganze 1,4 Mio. Jahrestonnen an Treibhausgasemissionen vermieden. Mit den schon bisher durch das 1999 beschlossene KliP I vermiedenen 3,1 Mio. Jahrestonnen werden im Jahr 2020 aufgrund der Umsetzung des Klimaschutzprogramms zumindest rund 4,5 Mio. Jahrestonnen an Treibhausgasen vermieden. Die gesetzten und die geplanten Maßnahmen zielen auf jene Bereiche ab, die tatsächlich im Wiener Einflussbereich liegen und durch Maßnahmen der Stadt bzw. des Landes Wien verändert werden können. Die wichtigsten Maßnahmen sind: Erhöhung des Fernwärme-Anteils auf 50 %, weitere Forcierung der thermischen Gebäudesanierung, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Reduzierung des Pkw-Ver- kehrs, Erstellung eines Versorgungssicherheitsplans für Energie und mehr als Verdopplung der durch erneuerbare Energieträger bereitgestellten Menge an Endenergie gegenüber 1990. 27
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