Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...

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Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Qualitätskriterien für
Planung und Errichtung

Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord
Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Impressum:
    Herausgeber: Wiener Krankenanstaltenverbund, Projekt Kranken-
    haus Nord und Infrastrukturprojekte; Thomas Klestil Platz 7/1,
    1030 Wien, www.wienkav.at

    Redaktion:
    Mag.a Alexandra Loidl-Kocher, Dr. Peter Wölfl, Projektleitung

    Layoutkonzept und Gestaltung:
    print/web-design, Mayer Barbara, 3052 Innermanzing 241

    Übersetzung:
    Friedrich Werner und Thomas Kendall                                   Verwendete Abkürzungen:

    Druck:                                                                FKW      Fluor-Kohlenwasserstoffe
    ideas2paper, Ing. W. Potocnik, Schrotzbergstraße 2/19, 1020 Wien      HFKW     teilhalogenierte Fluor-Kohlenwasserstoffe
                                                                          OEGAI    Österreichische Gesellschaft für Allergologie und
    Gedruckt auf ökol. Papier aus der Mustermappe “ÖkoKauf Wien”                   Immunologie
                                                                          OIB      Österreichisches Institut für Bautechnik
    Fotonachweis: Albert Wimmer ZT GmbH, Claudia Otte, Endrille,          OIB RL   Österreichisches Institut für Bautechnik - Richtlinie
    Florian Mair, Hans Slegers, Iosif Szasz-Fabian, Itestro, Ivan Kmit,   Rumba    Richtlinien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung
    Jakob Wackerhausen, Lisa Lux, Pefkos, Peter Rigaud, Sean Prior,       WBTV     Wiener Bautechnikverordnung
    Simon Kraus                                                           WBO      Wettbewerbsordnung

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Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren!

Das Krankenhaus Nord wird von seiner architektonischen Gestaltung, seiner Ausstattung
und seiner Einrichtung Vorzeigecharakter für modernste medizinische Versorgung haben.
Das so genannte „healing environment“ bietet eine angenehme, gesundheitsfördernde
Atmosphäre. Hierbei steht der Mensch – PatientIn, MitarbeiterIn, Angehörige – nicht am
Rande einer herausragenden Architektur sondern im Mittelpunkt seiner Umwelt.

Nachhaltigkeit im Krankenhausbau vereint ökologische Anforderungen an das Krankenhaus
in der Bauphase und im anschließenden Betrieb, befasst sich mit dem schonenden, kosten-
sparenden Umgang mit Energie und betrachtet gleichzeitig den Lebensraum, den das Kran-
kenhaus in Verbindung mit seinen Freiräumen darstellt. Ein Lebensraum für PatientInnen,
Angehörige und BesucherInnen in oft schwierigen Lebenssituationen. Und ein Lebensraum
für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Arbeitsplatz für einen Gutteil ihrer Lebenszeit.

Das vorliegende Nachhaltigkeitskonzept legt die Qualitäten fest, die anzustreben sind, um
ein Krankenhaus zu errichten, das – neben Funktion und Zweckmäßigkeit – auch Behaglich-
keit, Komfort und Wohlbefinden vermittelt.

Und es zeigt, dass sich die Stadt Wien und damit der Wiener Krankenanstaltenverbund der
Verantwortung bewusst sind, die jedeR BauherrIn bei der Errichtung eines großen Bauvor-
habens gegenüber der Wirtschaftlichkeit und gegenüber der Umwelt hat.

Maga Sonja Wehsely                               Dr. Wilhelm Marhold
Stadträtin für Gesundheit                        Generaldirektor
und Soziales

                                                                                  Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   3
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Inhaltsverzeichnis

    Einleitung                                                                                   5
    Der Wiener Krankenanstaltenverbund                                                           6
    Das Projekt Krankenhaus Nord                                                                 6

    Grundsätzliches

    Warum braucht ein Krankenhaus eine Nachhaltigkeits-Charta?                                   7
    Einbettung des Nachhaltigkeitsansatzes im Projekt Krankenhaus Nord                           8
    Prinzip Wirtschaftlichkeit                                                                   9

    Das Gelände                                                                                 10

    Kriterium 1:     Bestehenden Naturraum schützen bzw. wiederherstellen                       10
    Kriterium 2:     Baukörper als Teil des Landschaftskonzeptes sehen                          11
    Kriterium 3:     Grünraum als gesundheitsfördernden Beitrag gestalten                       11
    Kriterium 4:     Trinkwasser sparen, Regenwasser nutzen                                     12
    Kriterium 5:     Gute Verkehrsanbindungen vorsehen                                          13

    Der Innenraum                                                                               14

    Kriterium 6:     Auf thermischen Komfort achten                                             14
    Kriterium 7:     Raumluftqualität sicherstellen                                             14
    Kriterium 8:     Akustischen Komfort, Schallschutz anstreben                                15
    Kriterium 9:     Visuellen Komfort vorsehen                                                 15
    Kriterium 10:    Vibrationen dämmen                                                         15
    Kriterium 11:    Einflussnahme der Nutzer sichern                                            16
    Kriterium 12:    Umnutzungsfähigkeit mitplanen                                              16
    Kriterium 13:    Fahrradkomfort, Mobilität fördern                                          16
    Kriterium 14:    Künstlerische Gestaltung einplanen                                         17
    Kriterium 15:    Soziale Kontakte und individuellen Rückzug ermöglichen                     17
    Kriterium 16:    Orientierung und Sichtbeziehungen berücksichtigen                          18
    Kriterium 17:    Barrierefreiheit bieten                                                    18
    Kriterium 18:    Gendergerecht bauen                                                        19
    Kriterium 19:    Kindergerechtheit beachten                                                 19
    Kriterium 20:    Sicherheit bieten                                                          19

    Die Energie                                                                                 20

    Kriterium 21: Gesamtenergiebedarf minimieren                                                20
    Kriterium 22: Energiemanagement ermöglichen                                                 20
    Kriterium 23: Ökologische Primärenergie und erneuerbare Energien beziehen                   21

    Die Errichtung                                                                              22

    Kriterium 24:    Qualität in der Bauplanung sichern                                          22
    Kriterium 25:    Qualität in der Bauausführung überprüfen                                    22
    Kriterium 26:    Baustelle/Bauprozess umweltfreundlich gestalten                          22/23
    Kriterium 27:    Bauökologische Standards einhalten                                          24
    Kriterium 28:    Systematische Inbetriebnahme vorsehen                                       24
    Kriterium 29:    Baukörper reinigungs- und instandhaltungsfreundlich gestalten               25
    Kriterium 30:    Voraussetzungen für eine optimale Nutzung und Bewirtschaftung schaffen      25
    Kriterium 31:    Partizipationsprozesse ermöglichen                                       25/26

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Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Einleitung

Für komplexe Vorhaben wie Krankenhausbauten werden vielfältige Planungsvorgaben
erstellt. In Ergänzung dazu ist es notwendig, auch jene Überlegungen und Vorstellungen
konkret und nachvollziehbar festzuschreiben, die der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele
des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) und der Stadt Wien dienen.

Dieser Kriterienkatalog soll ein klares Bild vermitteln: Was versteht der Wiener Krankenan-
staltenverbund unter Nachhaltigkeit im Projekt Krankenhaus Nord und welche Ziele werden
verfolgt. Die Charta spannt dabei neben den Zieldefinitionen einen weiten Bogen an ganz
konkreten Maßnahmen, die im Rahmen der Planung und Errichtung zu bewerten, auszuar-
beiten und zur Entscheidung zu bringen sind.

Impulsgebend war ein Workshop mit ExpertInnen der Stadt Wien zum Thema Nachhaltig-
keit im Projekt Krankenhaus Nord, aus dem ein großer Teil aller hier eingearbeiteten Ideen
abgeleitet wurde. Organisiert wurde er vom KH Nord-Projektkoordinator der Stadt Wien
gemeinsam mit der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22. Zusätzlich sind die Ergebnis-
se aus dem Programm “ÖkoKauf Wien”, dem Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (KLiP
Wien) sowie die im Wiener Krankenanstaltenverbund festgelegte „Strategie ökologisches
Bauen“ in den Katalog eingeflossen und berücksichtigt worden. Weitere wichtige Quellen
waren der Kriterienkatalog für Nachhaltiges Bauen der Deutschen Gesellschaft für Nachhal-
tiges Bauen (DGNB, Fassung 2008), das Deutsche Bundesministeriums für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung sowie der „Green Guide for Health Care - GGHC“ (Version 2.2, 2007).

Dipl.-Ing. Dr. Peter Wölfl                        Dipl.-Ing.in Eva Persy, M.Sc., MBA
Projektleitung Krankenhaus Nord                  Leiterin des Bereichs Nachhaltige
                                                 Entwicklung in der Wiener
                                                 Umweltschutzabteilung - MA 22

Rückfragen richten Sie bitte an den
Wiener Krankenanstaltenverbund, Projekt Krankenhaus Nord
Thomas Klestilplatz 7/1, 1030 Wien,
khn@wienkav.at

                                                                                  Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   5
Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
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Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Warum braucht ein Krankenhaus
 eine Nachhaltigkeits-Charta?

Was war der konkrete Anlass, diese Un-              gruppe in Planungssitzungen angesprochen
terlage zu erstellen?                               wurde und wie oft bestimmte Umsetzungs-
   Ein klares und verständliches Bild von der       vorschläge mit dem Hinweis auf Nachhaltig-
   Zielsetzung bekommen                             keitsaspekte präsentiert wurden. Die be-
Auf Seiten des KAV wurden bereits im Vorfeld        wusstseinsbildende Wirkung innerhalb der
des Architekturwettbewerbes einige Aspekte          Projektorganisation kam offensichtlich zu Tage.
der Nachhaltigkeit formuliert. Als dann im Pla-     Auch die Durchsicht der bereits vorliegenden
nungsteam die Nachhaltigkeitsthematik vertieft      Planungsdokumente bestätigt diesen Eindruck.
werden sollte, wurde rasch erkennbar, dass          Zudem soll die Verbindlichkeit der Zielsetzun-
jedeR ProjektpartnerIn andere Vorstellungen         gen laufend in Erinnerung gehalten und deren
mitbrachte.                                         Umsetzung evaluiert werden.

Um aber ein Ziel zu erreichen, braucht ein          Wie wird sich diese Unterlage weiterent-
Projektteam ein klares und verständliches Bild      wickeln?
von der Zielsetzung. Diese Unterlage stellt diese      Einarbeitung regelmäßiger Updates
Klarheit her. Zudem war bereits der Erstel-         Neben regelmäßigen Updates zur Einarbeitung
lungsprozess selbst, der alle Projektbeteiligten    neuer Planungsergebnisse oder Entscheidun-
einbezogen hat, ein wichtiger Schritt, um den       gen wird diese Unterlage noch durch Kriterien
Nachhaltigkeitsbegriff sozusagen nachhaltig in      ergänzt, die den Betrieb des Krankenhauses
der Projektorganisation zu verankern.               betreffen. Derzeit werden die Planungs- und
                                                    Errichtungsphasen abgedeckt.
Auf welchen fachlichen Grundlagen
basiert diese Unterlage?                            Welche Kosten werden die Nachhaltig-
   FachexpertInnen, Kriterienkataloge, Projekte     keitskriterien im Projekt verursachen?
Wichtigster Inputgeber war ein Workshop, der            Eine Frage des Prozessablaufs
von FachexpertInnen getragen wurde und in           Es zeigt sich, dass eine erhebliche Anzahl von
dem fast alle in diese Charta aufgenommenen         Maßnahmen keine Mehrkosten auslösen, son-
Kriterien angesprochen, gesammelt und – ge-         dern Fragen der architektonischen/planerischen
meinsam mit dem Projektteam – ausgearbeitet         Gestaltung oder des Prozessablaufs sind. Dies
worden sind. Die Stadt Wien hat aufgrund des        liegt auch daran, dass diese Kriterien sehr früh
hohen Stellenwerts dieses Themas in allen mit       im Projekt berücksichtigt wurden.
Nachhaltigkeit befassten Bereichen fachlich
höchst qualifizierte MitarbeiterInnen.               Manche Punkte lassen sich über die Lebenszyk-
                                                    luskosten argumentieren. Dies ist gerade beim
Von den etablierten Standards waren vor allem       Krankenhausbau, bei dem der Bauherr zumeist
der Kriterienkatalog für Nachhaltiges Bauen der     den Betrieb über lange Jahre selbst finanziert,
DGNB und der „Green Guide for Health Care“          gut möglich (Krankenhäuser sind ja im Gegen-
wichtige Quellen.                                   satz zu Bürogebäuden keine marktgängigen
                                                    Immobilien).
Im Bereich Umweltmanagement und Ökolo-
gisches Bauen sind im KAV bereits in den ver-       Einige wenige Punkte sind nicht unter rein wirt-
gangenen Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt       schaftlichen Aspekten darstellbar (z.B. Photo-
worden. Einen intensiven Informationsaustausch      voltaik-Anlage). Doch selbst ohne Realisierung
gab es auch mit dem Otto Wagner Spital, wo          dieser wenigen kritischen Punkte lässt sich ein
das bisher größte Nachhaltigkeitsprojekt (Pilot-    nachhaltiges Bauwerk errichten.
projekt „Das nachhaltige Krankenhaus“ ) des
KAV Anfang 2010 sehr erfolgreich abgeschlos-
sen wurde.

Hat dieser Kriterienkatalog reale Auswir-
kung auf die Planungsergebnisse?
  Bewusstsein für Nachhaltigkeit schon im
  Vorfeld geschärft
Auffällig war, wie oft diese Unterlage sofort
nach interner Veröffentlichung in der Projekt-
Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Einbettung des Nachhaltigkeitsansatzes
     im Projekt Krankenhaus Nord

    Entwicklung, Perspektive und Position der             Zuständigkeiten für Nachhaltigkeit
    Unterlage
                                                          Die Zuständigkeit liegt bei der auftraggebersei-
    Diese Nachhaltigkeits-Charta hat ihre Wurzeln         tigen Projektleitung. Alle ProjektpartnerInnen
    am Projektstart. Sie wurde rechtzeitig fertig         (PlanerInnen, Projektsteuerung) haben ihrerseits
    gestellt und dem Projektteam bekannt gemacht,         verantwortliche Personen nominiert, die in diese
    sodass alle Nachhaltigkeits-Kriterien bereits in      Themenstellungen eingearbeitet sind. Bei Erfor-
    einer frühen Projektphase in die Planungen ein-       dernis wird mit Nachhaltigkeits-Teamsitzungen
    fließen konnten. Steht man noch am Beginn der          der Planungsprozess begleitet.
    Planungen, ist es unvermeidbar, dass einige der
    angesprochenen Maßnahmen noch zu detaillie-           Kommunikation im Projekt
    ren und zu prüfen sind, oder Wirtschaftlichkeits-
    berechnungen und Umsetzungsentscheidungen             Der Kriterienkatalog ist im virtuellen Projekt-
    noch ausstehen. Alle derartigen Punkte werden         datenraum abrufbar. Dieser ist für alle Pro-
    mit zunehmender Konkretisierung der Kranken-          jektbeteiligten zugänglich. Zudem hat sich ein
    hausplanung abzuarbeiten sein. Es ist geplant,        Netzwerk gebildet, das zahlreiche ExpertInnen
    die Unterlage zweimal jährlich auf Aktualität         der Stadt Wien und die Mitglieder der Projektor-
    zu prüfen und zu aktualisieren. Die Unterlage         ganisation zusammenschließt.
    ist Teil der Projektvorgaben des Bauherrn und
    damit Planungsvorgabe.                                Sicherstellung der Umsetzung

    Wichtig zu erwähnen ist auch, dass mit Ver-           Diese Nachhaltigkeits-Charta wird am Ende
    öffentlichung dieses Kriterienkatalogs großes         jedes Planungsschrittes als Checkliste herange-
    Augenmerk auf die Einarbeitung der daraus             zogen, um den Grad und die Vollständigkeit der
    resultierenden Anforderungen auf die „ei-             Umsetzung festzustellen. Da diese Unterlage
    gentlichen“ Planungsdokumente (z.B. der               den Charakter einer Bauherrenvorgabe hat,
    Haustechnik, der Innenraumgestaltung, der             wird sie auch von der im Projekt eingesetzten
    Außenanlagengestaltung) gelegt wurde. Damit           externen begleitenden Kontrolle zur Prüfung
    werden die Nachhaltigkeitsaspekte frühzeitig          der Planungsergebnisse herangezogen. Ein
    und vollständig in die Planung integriert und Teil    Nachhaltigkeitsbericht am Ende jeder Projekt-
    der Projektumsetzung.                                 phase wird die Umsetzung dokumentieren.

                                  Ing.in Dr.in Karin Büchl-Krammerstätter
                                  Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22

                                  „Wir freuen uns, dass der von uns initiierte Workshop „Nachhaltigkeit
                                  im Projekt Krankenhaus Nord“ impulsgebend für die vorliegende Unter-
                                  lage war und unsere Anliegen & Ideen hier eingearbeitet worden sind.“

       Dipl.-Ing. Peter Lenz
       Projektkoordinator der Stadt Wien für KH Nord

       „Als Zielgebietskoordinator Floridsdorf - Achse Brünner Straße ist es mir ein
       Anliegen, dass durch den Bau des Krankenhauses Nord ein wichtiger Impuls
       zur Aufwertung der Brünner Straße gesetzt wird. Der Bau wird Vorbildwirkung
       für viele weitere Entwicklungen haben, die weit über die Grundstücksgrenzen
       hinaus gehen.“

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Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Prinzip Wirtschaftlichkeit

Das Prinzip der Wirtschaftlichkeit bei der Planung und Errichtung von Bauwerken gehört zu den
Hauptforderungen eines/r BauherrIn. Der Leitgedanke der Nachhaltigkeit umfasst die gesellschaftli-
chen und ökologischen Belange bei der Errichtung eines Bauwerks. Für den Wiener Krankenanstal-
tenverbund war es essentiell, dass das Wirtschaftlichkeitsprinzip auch bei diesem Bauwerk (z.B. durch
die Auswahl ökologisch nachhaltiger Materialien mit langer Lebensdauer) in den Nachhaltigkeitsge-
danken integriert wird.

ZIELE:

1. Berücksichtigung von Energieeffizienzkriterien in Planung und Bau

2. Einbeziehung der Lebenszykluskostenberechnung bei allen Investitionsentscheidungen

3. Umnutzungsfähigkeit und nachträgliche Erweiterbarkeit des Gebäudes vorsehen

4. Gute Arbeitsbedingungen für MitarbeiterInnen schaffen

5. Schaffung hoher Identifikation der MitarbeiterInnen mit dem neuen Krankenhaus

6. Effiziente Beleuchtungskonzepte planen und umsetzen

7. Effizientes Bewirtschaftungs- und Logistikkonzept umsetzen

8. Kurze Wegeführung für alle Prozessabläufe gewährleisten

                                                                                                        9
Qualitätskriterien für Planung und Errichtung - Nachhaltigkeits-Charta Krankenhaus Nord - Wiener ...
Das Gelände
     Kriterium 1
     Bestehenden Naturraum schützen bzw. wiederherstellen
     ZIEL: Das Gelände des Krankenhauses Nord ist nicht nur Bauland, sondern auch Grünraum
     und damit Lebensraum für eine Reihe von Pflanzen und Tieren. Das Gelände ist außerdem
     im Kontext des Grünraums des Bezirks und der Region zu betrachten. Ziel ist, die umfang-
     reichen verbleibenden Freiflächen rund um das Krankenhaus Nord nicht nur als intensiv
     gepflegte Zierfläche zu entwickeln, sondern auch die Funktion als Lebensraum zu erhalten.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Geschützte Tier- und Pflanzenarten erheben    7. Durchgängigen Grünraum erhalten (mit
        und deren Lebensraum erhalten bzw. wie-          Habitatfunktion) bzw. wiederherstellen
        derherstellen                                8. Boden erhalten, wo möglich (nicht unnötig
     2. Baumbestand erheben und einen Baumka-            den gewachsenen Boden umgraben bzw.
        taster erstellen                                 verdichten)
     3. Bäume erhalten (sofern es aus Sicht der      9. Verwendung von Qualitätskompost
        Landschaftsplanung und Baulogistik Sinn          vorsehen
        macht)                                       10. Humose Bodenschichten erhalten, sichern
     4. Vorzugsweise einheimische, standortgerech-       bzw. am Bauplatz verwenden. Beim Verset-
        te Gewächse und Gehölze (unter Berück-           zen von Rasenstücken auf einen raschen
        sichtigung der allergologischen Empfehlung       Einbau achten, das Material vor Austrock-
        der OEGAI (www.oegai.org)) anpflanzen             nung schützen; magere Flächen keinesfalls
     5. Grünraum mit naturnahen Teilen gestalten,        mit nährstoffreichem Humus versehen
        an abgelegenen Stellen Spontanvegeta-        11. Auf Durchzugsmöglichkeit für wandernde
        tion zulassen (z.B. wiesenartige Flächen),       Tierarten achten
        Strauchwuchs (für Igel), idealerweise auch   12. Nist- und Brutzeiten beachten
        zusätzliche Strukturen einbringen wie        13. Baumaßnahmen auf Vegetationsperioden
        liegendes Totholz, Lesesteinhaufen für           abstimmen
        Eidechsen etc.                               14. Verlorengegangene Nist- und Brutplätze
     6. Analyse von Flora und Fauna durchführen          wieder anbieten
        (Biotopkartierung)

10
Kriterium 2
Baukörper als Teil des Landschaftskonzeptes sehen
ZIEL: Die Gebäude des Krankenhauses können auch als Teil der Landschaft verstanden wer-
den. Die Begrünung von Dächern oder Fassadenteilen, die Schaffung von Wintergärten und
überdachten Bereichen am Übergang von den Gebäuden in den Grünraum schaffen Freiräu-
me für PatientInnen, BesucherInnen und MitarbeiterInnen und sind wichtige Ergänzungen
bei der Herstellung eines gesamtheitlichen Grünraumkonzeptes.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Dächer teilweise extensiv und punktuell        5. Windreiche Zonen, die aufgrund starker
   intensiv begrünen                                 Düseneffekte entstehen, vermeiden
2. Nisthilfen (z.B. für Mauersegler, Fledermäu-   6. Freundliche, begrünte Gestaltung des Ein-
   se, Mehlschwalben) montieren (unter Wah-          gangsbereichs (Vorplatz) als Öffnung zum
   rung hygienischer Rahmenbedingungen)              umgebenden Bezirk und als städtebaulicher
3. Nist- und Sitzgelegenheiten für Tauben am         Integrationsaspekt vorsehen
   Gebäude vermeiden                              7. Lichtverschmutzung (unnötiger Eintrag von
4. Vogelschlagvermeidung für Fassadenflächen          künstlichem Licht in die Natur, insbesondere
   (Glasflächen) im Bereich Wind und Schall-          nachts) vor allem bei der Außenbeleuchtung
   schutz sowie bei Atrien und volltranspa-          vermeiden
   renten Flächen und Fassadenteilen wie z.B.
   Eckbereiche beachten

Kriterium 3
Grünraum als gesundheitsfördernden Beitrag gestalten
ZIEL: Der Grünraum soll PatientInnen, deren Angehörige und alle Mitarbeiterinnen einla-
den, mit der Natur in Kontakt zu treten. Je nach Mobilität der PatientInnen wird der Grün-
raum im Park, in einem Wintergarten oder auf einer Dachterrasse erfahrbar sein. Leichte
Zugänglichkeit und interessante, zum Verweilen einladende Gestaltung sollen durch ein
attraktives Landschaftskonzept sichergestellt werden.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Landschaftsplanung frühzeitig in die Ge-       5. Überdachte (Wind- und Regenschutz-) Be-
   samtplanung des Krankenhauses einbinden            reiche für GartenbenutzerInnen einrichten
2. Landschaftsplanung (Grünraumplanung)           6. Gute Erreichbarkeit der Freiräume -
   mit Baustelleneinrichtung/Baustellenlogistik       abgestimmt auf Mobilität der PatientInnen
   abstimmen                                          - sicherstellen, mehrere (barrierefreie)
3. Landschaftsbau frühzeitig starten (in Ab-          Gartenausgänge einrichten.
   stimmung mit Bauablauf)                        7. (Spazier-)runden unterschiedlicher Länge
4. Wasser als Gestaltungselement (unter               anbieten
   Berücksichtigung einfacher Wartung,            8. Rast-/Verweilplätze in kurzen (ca. 50m) Ab-
   von Sicherheitsaspekten, wirtschaftlichen          ständen vorsehen (gemäß ÖN B1601)
   Errichtungskosten, ev. Nebennutzung als        9. Auch sichtgeschützte Verweilplätze als
   Retentionsbecken für Regenwasser oder              Rückzugsraum anbieten
   Grundwassernutzung) einplanen. Wasser-         10. Herstellung von Grünbereichen auf Terras-
   becken sollen naturnahe sein (möglichst            sen oder in Wintergärten für PatientInnen
   keine Betonbecken) und zumindest an einer          mit eingeschränkter Mobilität
   Seite über ein flaches Ufer verfügen, damit     11. Herstellen speziell gestalteter (teils abge-
   Tiere, die hineinfallen wieder herauskom-          trennter) Grünbereiche für bestimmte
   men; optimal sind größere Wasserflächen             Personengruppen (Therapiegärten, Kinder-
   mit unterschiedlich tiefen Zonen und einer         garten, Therapie-, Trainingswege, ...)
   breiten Ufervegetation; Zierfische wie Gold-    12. Möglichkeit für MitarbeiterInnen zu Bewe-
   fisch und Koy fressen viele Nützlinge (z.B.         gungsausgleich schaffen (Joggingstrecke,
   Amphibien) und sollten daher auf keinen            Nordic Walking, ...)
   Fall eingebracht werden
                                                                                      Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   11
Das Gelände
     Kriterium 4
     Trinkwasser sparen, Regenwasser nutzen
     ZIEL: Der Trinkwasserbedarf soll gering gehalten werden. Hochwertiges Trinkwasser ist eine
     wertvolle und grundsätzlich limitierte Ressource. Zu berücksichtigen sind die besonderen
     Hygieneanforderungen im Krankenhaus.

     Das Abwasseraufkommen soll möglichst gering gehalten werden und sich auf Schmutzwas-
     serfrachten reduzieren lassen. Die Aufbereitung von Abwasser in Kläranlagen erfordert
     hohe Aufwendungen. Versickerung oder Verbrauch von Regenwasser sind der bloßen Ablei-
     tung in das Abwassersystem vorzuziehen (Regenwassermanagement).

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Versickerung, Rückhaltung, Speicherung         5. Brunnennutzung für Außenanlagen
        von Regenwasser am Dach prüfen                    vorsehen
     2. Aus der Sicht des Naturschutzes möglichst      6. Wassersparende Armaturen/Anlagen
        viele Schotterflächen anlegen oder erhalten,       einsetzen
        weil hier mehrere gefährdete und geschütz-     7. Herstellung eines Messsystems für Wasser-
        te Arten vorkommen (Pflanzen, Heuschre-            verbrauch zur Verbrauchskontrolle
        cken und die Zauneidechse)                     8. Möglichst wirtschaftliche Legionellenpro-
     3. Hohen Anteil unversiegelter Flächen               phylaxe
        schaffen
     4. Zwischenspeicherung von Niederschlags-
        wasser (Rigolen, Rinnen, Nachläufe, Retenti-
        onsbecken, Flachdächer etc.) ermöglichen

12
Kriterium 5
Gute Verkehrsanbindungen vorsehen
ZIEL: Ein wichtiges Kriterium sind gute Verkehrsanbindungen, um den motorisierten Indivi-
dualverkehr durch geeignete Alternativen zu reduzieren. Hierzu zählt die Verfügbarkeit
und Anbindung an das Fahrradwegenetz, der öffentliche Nahverkehr sowie eine komfor-
table Verbindung für den Fußweg von den Haltestellen bis zum Eingangsbereich des Kran-
kenhauses

Eingeplante Maßnahmen:
   Fahrrad:                                        5. Ausbau der Schnellbahnhaltestelle und
1. Weiträumiges Fahrradwegekonzept (Zufahrt           Herstellung eines Schnellbahnabgangs auf
   Innenstadt) erstellen und umsetzen                 der Krankenhaus zugewandten Seite der
2. Gesicherte, überdachte Fahrradabstellanla-         Brünner Straße
   gen bei Haltestellen öffentlicher Verkehrs-
   mittel anbieten                                    Fußweg:
                                                   1. Zugang zum Schnellbahnabgang verbessern
   Öffentlicher Verkehr:                              (Witterungsschutz bis zur Schnellbahnhal-
1. U-Bahn-Anbindung langfristig baulich               testelle)
   möglich machen                                  2. 2-fach Wartehäuschen für Straßenbahn-
2. Anzeigetafeln direkt im Ausgangsbereich            haltestelle errichten (Witterungsschutz bis
   des Krankenhauses anbringen                        zum Schutzweg als Übergang zum Kran-
3. Taktiles Leitsystem von Haltestellen bis           kenhauseingangsbereich)
   zum Eingangsbereich des Krankenhauses
   vorsehen
4. Analyse und ggf Anpassung des Angebotes
   der öffentlichen Verkehrsmittel im Bezirk
   bzw. der umliegenden Region

                       Dipl.-Ing. Bruno Domany

                       „Mit dem Kapital eines Grundstückes - dem Lebensraum Boden, den Tieren
                       und Pflanzen - achtsam umgehen: erheben, bewerten, integrieren, wenn
                       nötig behutsam transplantieren.“

                       Dipl.-Ing. Wilfried Doppler
                       Wiener Umweltanwaltschaft Referent für Naturschutz

                       „Vogelschutzglas und sorgsamer Umgang mit Licht im Außenraum ermögli-
                       chen es, auch im Krankenhausgelände Wildtiere zu beobachten. Durch den
                       integrativen Planungsansatz werden Lebensräume geschaffen und Schäden
                       am Bauwerk durch Tiere verhindert.“

                                                                                      Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   13
Der Innenraum
     Kriterium 6
     Auf thermischen Komfort achten
     ZIEL: Der Mensch fühlt sich in einem Raum wohl, wenn Lufttemperatur, Luftgeschwindig-
     keit und Strahlungstemperatur der umgebenden Oberflächen ganzjährig in einem harmo-
     nischen Bereich liegen. Zudem beeinflusst die relative Luftfeuchtigkeit das Temperatur-
     empfinden und das Gefühl der Behaglichkeit. Der thermische Komfort steht also in starkem
     Zusammenhang mit der Zufriedenheit am Arbeitsplatz und beeinflusst positiv den Gene-
     sungsfortschritt.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Außen angebrachter Sonnenschutz für transparente Fassadenteile
     2. Nachweis des Behaglichkeitsbereichs der relevanten Kriterien Raumtemperatur, Zugluft, Strah-
        lungstemperaturasymmetrie, Fußbodentemperatur, relative Luftfeuchtigkeit in Simulation und in
        den Planungsgrundlagen (gemäß ON EN 7730)
     3. Hohe energetische (siehe auch Kriterium 21) und feuchtschutztechnische Qualität der Gebäude-
        hülle (Pflege- und Bettenstation gem. OIB RL 6 (WBTV)).
     4. Vermeidung sommerlicher Überhitzung (gemäß WBO/WBTV/OIBRL).
     5. Beschattung durch (Laub)Bäume vorsehen

     Kriterium 7
     Raumluftqualität sicherstellen
     ZIEL: Ziel ist die Sicherstellung einer sauberen und schadstoffarmen Innenraumluft und das
     Vermeiden negativer Einflüsse auf das Befinden der RaumnutzerInnen.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Vermeidung von Formaldehyd und flüchtigen organischen Verbindungen (Volatile Organic Com-
        pounds – VOC) in Lösungsmitteln, Lacken, Klebstoffen oder Baustoffen.
     2. Auswahl geruchs- und emissionsarmer Bauprodukte (siehe bauökologische Kriterien und Öko-
        Kauf-Kriterien)
     3. Messung des TVOC (Total Volatile Organic Compounds) - und Formaldehyd-Gehalts innerhalb
        4 Wochen nach Fertigstellung (vor Möblierung) durch unabhängige Sachverständige

                          Ing. Christian Lang
                          Leiter des Programms “ÖkoKauf Wien”, Magistratsdirektion der Stadt Wien,
                          Geschäftsbereich Bauten und Technik, Stadtbaudirektion

                          „Beim Projekt „Krankenhaus Nord“ ist es gelungen, die von “ÖkoKauf Wien”
                          erstellten ökologischen Anforderungen an Leistungen bereits in der Grund-
                          satzplanung zu verankern und damit sicher zu stellen, dass sie in den weiteren
                          Planungs- und Realisierungsphasen des Projektes umgesetzt werden.“

14
Kriterium 8
Akustischen Komfort, Schallschutz anstreben
ZIEL: Vermeidung eines hohen Stör- bzw. Fremdgeräuschpegels und Förderung einer guten
Sprachverständlichkeit, um den Gesundungsprozess der PatientInnen und die Leistungsfä-
higkeit der NutzerInnen nicht zu beeinflussen.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Geringe Störschallpegel- und Nachhallzeitwerte (Nutz- und Verkehrsfläche, keine
   Funktionsfläche)
2. Luftschallschutz gegenüber fremden Arbeitsräumen und eigenen Arbeitsbereichen herstellen
3. Trittschallschutz gegenüber fremden Arbeitsräumen und eigenen Arbeitsbereichen herstellen
4. Vermeiden von unzumutbarer Lärmbelästigung und Konzentrationsverlusten
5. Schallimmissionen minimieren

Kriterium 9
Visuellen Komfort vorsehen
ZIEL: Visueller Komfort soll durch ausgewogene Beleuchtung ohne nennenswerte Störun-
gen wie Direkt- oder Reflexblendung, ein ausreichendes Beleuchtungsniveau sowie durch
die individuelle Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse erreicht werden. Von hoher Bedeu-
tung für die Zufriedenheit ist der Ausblick (in die Krankenhausumgebung, in den Grün-
raum), der über Tageszeit, Ort, Wetterbedingungen, etc. informiert. Weitere Kriterien sind
Blendfreiheit, Lichtverteilung und Lichtfarbe im Raum.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Tageslichtnutzung, welche über die gesetz-     4. Sichtbeziehungen in den Freiraum vorsehen
   lichen Erfordernisse hinausgehen, prüfen       5. Natürliche Belichtung von Erschließungszo-
   und wenn sinnvoll vorsehen.                       nen/Garagen
2. Geeigneter Blendschutz bei funktioneller       6. Natürliche Belichtung von Gemeinschafts-,
   Notwendigkeit vorsehen (Tages- und Kunst-         Sozialräumen
   licht)                                         7. Ansprechende Form- und Farbgebung der
3. Beleuchtungskonzept (Lichtverteilung,             Innenausstattung (Wandfarben, Möbel,…)
   Farbwiedergabe, Lichtfarbe) entwickeln und     8. Grünpflanzen im Innenraum – falls hygie-
   umsetzen                                          nisch möglich – als Gestaltungselement

Kriterium 10
Vibrationen dämmen
ZIEL: Vibrationen aus dem Krankenhausumfeld sollen so gering wie möglich gehalten
werden. Entsprechende Maßnahmen zur Dämmung der Erschütterungsausbreitung am
Gelände und in den Baukörpern sind vorzusehen, damit die Nutzung der Räumlichkeiten
und der Ausstattung nicht beeinträchtigt wird.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Vibrationsschutz an den Quellen / bei den Auslösern der Erschütterungen oder geeignete bau-
   liche Maßnahmen zur Vermeidung von unzulässigen Vibrationen sind am Baukörper vorzu-
   nehmen. Die zulässigen Grenzwerte werden dazu durch IKT- (Informations- und Kommunikati-
   onstechnologie), MT- (Medizintechnik) und Bauphysik-Anforderungen vorgegeben.
2. Vibrationsschutz bei Fundierung und statischem Konzept berücksichtigen

                                                                                    Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   15
Der Innenraum
     Kriterium 11
     Einflussnahme der Nutzer sichern
     ZIEL: Ziel ist die Gewährleistung der Einflussmöglichkeit der NutzerInnen auf die Bereiche
     Lüftung, Sonnenschutz, Blendschutz, Temperatur sowie die Steuerung von Tages- und Kunst-
     licht im jeweiligen Aufenthaltsbereich bzw. Arbeitsumfeld.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Individuell einstellbarer Sonnenschutz
     2. Fenster zum Öffnen
     3. Individuelle Lüftungsmöglichkeit und Temperaturbeeinflussung

     Kriterium 12
     Umnutzungsfähigkeit mitplanen
     ZIEL: Bereits im Vorfeld der Planungen sind Umnutzungen, Umgestaltungen sowie Erwei-
     terungen von Gebäudeteilen miteinzubeziehen. Ziel ist das Erreichen von hoher Mikroflexi-
     bilität (Teile des Gebäudes einer anderen als der ursprünglich geplanten Nutzung zuführen)
     und Makroflexibilität (bauliche Erweiterbarkeit des Gebäudes).

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Modularität des Gebäudes und bauliche Anpassbarkeit vorsehen
     2. Flexibilität in der Medienversorgung, sowie der Heizung und Wasserver/entsorgung
     3. Erweiterungsszenarien ab der Vorentwurfsplanung in die Planungsüberlegungen einbeziehen
        und frühzeitig festlegen

     Kriterium 13
     Fahrradkomfort, Mobilität fördern
     ZIEL: Der Umstieg auf das Fahrrad kann maßgeblich zur Förderung einer umweltgerechten
     und energie-effizienten Mobilität beitragen. Um die Nutzung für RadfahrerInnen attraktiv
     zu machen, müssen sowohl bauliche als auch in der Ausstattung aktive Maßnahmen gesetzt
     werden.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Zugang für RadfahrerInnen von Siemensstraße/Martha Steffy Browne-Gasse
     2. Ausreichend große und gesicherte Fahrradabstellanlagen (auch für KundInnen der
        komplementären Flächen) errichten
     3. Dusch- und Umkleidemöglichkeiten für radfahrende MitarbeiterInnen anbieten
        (z.B. Zentralgarderobe)
     4. Betriebliches Mobilitätsmanagement fördern
     5. Parkraum für Individualverkehr nur im erforderlichen Ausmaß anbieten

                                Dipl.-Ing. Kurt Hofstetter
                                Referatsleiter für Landschafts- und Freiraumplanung in der
                                MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung

                                 „Mit der Errichtung des Krankenhauses Nord wird auch auf dem Gebiet
                                 der Freiraumgestaltung ein neuer Maßstab gesetzt und die Gesundheit
                                 in den Mittelpunkt gestellt.“
16
Kriterium 14
Künstlerische Gestaltung einplanen
ZIEL: Der künstlerischen Gestaltung und dem Angebot an Kunst im Krankenhaus soll Raum
gegeben werden. Die Einbeziehung kreativer Entfaltungsmöglichkeiten ist ein wichtiger
Gestaltungsaspekt eines Krankenhauses.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Kunst am Bau – Einbeziehung künstlerischer    4. Raum für Ausstellungen und Vernissagen
   Elemente in den Baukörper bzw. in die            anbieten
   Gestaltung der Innenräume                     5. Raum für die Präsentation von künstleri-
2. Künstlerische Gestaltung der Seelsorgebe-        schen Aktivitäten von PatientInnen anbieten
   reiche (Andachts-, Gebetsräume)               6. Ermöglichung von Kulturveranstaltungen
3. Künstlerische Elemente in der Ausgestal-         und -angeboten am Gelände des Kranken-
   tung der Außenanlagen vorsehen                   haus Nord („Healing Arts“)

Kriterium 15
Soziale Kontakte und individuellen Rückzug ermöglichen
ZIEL: Das Krankenhaus muss für verschiedene Kommunikationssituationen und Prozessan-
forderungen geeignete Räumlichkeiten bieten. Es sind sowohl offene Bereiche vorzusehen,
die das Zusammentreffen ermöglichen, als auch Räume, in denen Privatsphäre und Rück-
zugmöglichkeiten gewährleistet sind. Solche Bereiche sind für PatientInnen, Angehörige,
BesucherInnen und MitarbeiterInnen wichtig, um das Krankenhaus Nord als passenden Ort
für die Arbeits- bzw. Lebenssituationen zu empfinden. Diese Bereiche finden sich auch im
Grünraum.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Kontaktbereiche, Sozialbereiche, Teamberei-   5. Konfessionelle Andachtsbereiche, Raum der
   che vorsehen                                     Stille einplanen
2. Attraktive Kommunikationszonen anbieten       6. Freundlich gestaltete Speisesäle für Mitar-
3. Rückzugsmöglichkeiten (Privatsphäre,             beiterInnen und für PatientInnen planen
   Intimität, Regeneration, Kontemplation)       7. Cafeteria und Restaurant vorsehen
   anbieten                                      8. Sichtschutz zwischen den Betten im Patien-
4. Räume für Bewegung, Training anbieten            tenzimmer ermöglichen

                                                                                   Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   17
Der Innenraum
     Kriterium 16
     Orientierung und Sichtbeziehungen berücksichtigen
     ZIEL: Das Krankenhaus Nord soll so gestaltet sein, dass eine Orientierung im Gebäude
     auch ohne komplexe Wegeleitsysteme intuitiv und einfach möglich ist. Hierbei ist auf die
     verschiedenen Personengruppen, speziell auf Menschen in psychischen Notsituationen sowie
     auf Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen Rücksicht zu nehmen. Weiters ist es
     wichtig, dass bestimmte Sichtbeziehungen ermöglicht und erhalten werden, um z.B. den
     Kontakt zwischen PatientInnen und BesucherInnen mit den MitarbeiterInnen gewährleisten
     zu können.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Übersichtlichkeit und leichte Orientierung am Gelände und im Gebäude anbieten
     2. Einfach nachvollziehbare Hierarchie im Erschließungssystem aufbauen
     3. Sichtachsen zu Leitstellen/Infopunkten/Stützpunkten vorsehen

     Kriterium 17
     Barrierefreiheit bieten
     ZIEL: Das Krankenhaus Nord soll barrierefrei gebaut werden. Anzustreben ist die gleichbe-
     rechtigte Nutzung des Gebäudes für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Die
     Außenanlagen werden hierbei selbstverständlich miteinbezogen.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Rollstuhlgerechtheit bei Verkehrsanbindung und beim Zugang zum Krankenhaus (Brünner
        Straße, Haltestellen) sicherstellen
     2. Barrierefreiheit im Innenbereich des Krankenhaus Nord sicherstellen
     3. Optisches und taktiles Leitsystem vorsehen
     4. Behindertenparkplätze in ausreichender Anzahl anbieten
     5. Begleitung von Planung durch FachexpertInnen für Barrierefreiheit

                        Dipl.-Ing.in Claudia Prinz-Brandenburg
                        Expertin für Gender Mainstreaming in der Planung; Mitarbeiterin der
                        MD – Geschäftsbereich Bauten und Technik, Gruppe Hochbau

                        „Durch Gender Mainstreaming in der Planung werden die Ansprüche der ver-
                        schiedenen NutzerInnengruppen verstärkt berücksichtigt, wodurch ein wesentli-
                        cher Beitrag zur alltagsgerechten Gestaltung des Krankenhauses geleistet wird.“

                        Ing.in Barbara Doppler
                        Sachbearbeiterin im Fachbereich Räumliche Entwicklung der Wr. Umweltabt.

                        „Bei einem Krankenhaus steht der soziale Gedanke im Vordergrund, bei der
                        Planung ist die Ökonomie ein allgegenwärtiges Thema, mit dieser Unterlage wird
                        auch der Ökologie Raum gegeben.“
18
Kriterium 18
Gendergerecht bauen
ZIEL: Das Krankenhaus Nord soll gendergerecht gebaut werden. Männer, Frauen, Kinder,
Personen aus anderen Kulturkreisen, Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften,
SeniorInnen, Gesunde und Kranke haben unterschiedliche Bedürfnisse und messen Dingen
eine unterschiedliche Bedeutung bei.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Die unterschiedlichen Lebensrealitäten der          schlechtsneutral gestalteten Texten/Pikto-
   Menschen werden gleichwertig in den                 grammen, Farb- und Materialgestaltung…)
   Planungsprozess einbezogen und berück-         4.   Stärkung des Sicherheitsgefühls (Tag und
   sichtigt – die Planungsergebnisse werden            Nacht)
   wiederkehrend mit den Interessengruppen        5.   Anbindung an den öffentlichen Raum
   reflektiert.                                    6.   Familienparkplätze vorsehen
2. Problemstellungen werden vernetzt und          7.   Barrierefreiheit: Frauen und Männern in
   BenutzerInnen orientiert bearbeitet.                ihren verschiedenen Lebenssituationen und
3. Lebensraum für beide Geschlechter in un-            Rollen die gleiche Mobilität ermöglichen
   terschiedlichen Lebenssituationen und mit      8.   Fachfrauen und ihre Leistungen im Projekt
   unterschiedlichen gesellschaftlichen Hinter-        sichtbar werden lassen
   gründen gleichermaßen attraktiv gestalten      9.   Einbindung einer Fachfrau für genderge-
   (z.B. durch hell beleuchtete übersichtliche         rechtes Bauen
   Plätze, Räume, Gänge, Tiefgarage, ge-

Kriterium 19
Kindergerechtheit beachten
ZIEL: Das Krankenhaus Nord nimmt auch auf Kinder Rücksicht, die nicht als PatientInnen,
sondern als BesucherInnen in das Krankenhaus mitkommen. Damit wird auch für die (be-
gleitenden) Erwachsenen ein Angebot geschaffen, das einen wichtiges Qualitätsmerkmal im
Service des Krankenhauses darstellt.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Spielmöglichkeiten (mit Betreuung und Möblierung für Begleitpersonen) und
   Wickelräume anbieten
2. Abstellmöglichkeiten für Kinderwägen schaffen

Kriterium 20
Sicherheit bieten
ZIEL: Das subjektive Empfinden von Sicherheit trägt grundlegend zur Behaglichkeit von
Menschen bei. In allen regelmäßig genutzten Bereichen im und rund ums Krankenhaus soll
diese subjektiv empfundene Sicherheit anhand verschiedener Maßnahmen umgesetzt
werden.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Optimale Wegeführung anstreben
2. Sicherheit auch in Nachtstunden und Wochenende gewährleisten
3. Sicherheitsdienste (Objektschutz) vorsehen
4. Organisatorische Vorbereitungen treffen (Brandschutzorganisation, Katastrophenschutz,
   Evakuierungsplanung)
5. Sicherheit der Arbeitsstätten der MitarbeiterInnen gewährleisten
6. Verkehrssicherheit am Gelände und an den Ein-/Ausfahrten gewährleisten
                                                                                     Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   19
Die Energie
     Kriterium 21
     Gesamtenergiebedarf minimieren
     ZIEL: Der Gesamtenergiebedarf im Lebenszyklus des Krankenhauses Nord
     soll minimiert werden.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Heizwärmebedarf (Zielwert HWB
Kriterium 23
Ökologische Primärenergie und erneuerbare Energien beziehen
ZIEL: Durch Kooperation mit LieferantInnen für Primärenergie (Fernwärme, Fernkälte) soll
der Energiebezug einen höheren Anteil an ökologischer Energie enthalten. Teile des Ener-
giebedarfs sind durch alternative Energiegewinnung zu decken.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Klimaschonende Kühlung vorsehen
2. Errichtung Photovoltaikanlage (Richtgröße 1000 m2 Fläche bzw. ca. 100 Tonnen-CO2-Einsparung
   pro Jahr) prüfen (samt Vogelschlagvermeidung und Reflexionsschutz)
3. Fernwärme- und Fernkälteversorgung herstellen
4. Grundwasser für Geothermie prüfen
5. Emmissionsarme Netzersatzanlagen einplanen

                     Dipl.-Ing. Michael Sattler
                     Klimaschutzkoordination der Magistratsdirektion der Stadt Wien

                     „Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien ist ein erfolgreicher Beitrag zur
                     Reduktion von Klimagasen in Wien und hat seit 1999 zu einer Vermeidung von
                     3,1 Mio. Jahrestonnen CO2-Äquivalent geführt.“

                                                                                                  21
Die Errichtung
     Kriterium 24
     Qualität in der Bauplanung sichern
     ZIEL: Die in die Planung einfließende Nachhaltigkeitszielsetzung des Bauherren und Auf-
     traggebers sowie die Qualitäten, die von den FachplanerInnen vorgegeben wurden, werden
     im Zuge des Planungsfortschritts in geeigneter Weise regelmäßig überwacht. Zudem werden
     in Simulationsverfahren die Planungen auf ihre Umsetzbarkeit und Zweckmäßigkeit
     überprüft.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Thermische Simulation (zonenweise) zur Minimierung des Kühlbedarfs vornehmen
     2. Klima-Engineering Fachkraft (Planungsbegleitung) mitarbeiten lassen
     3. Bauökologische Qualitätssicherung in Planungsphase vornehmen

     Kriterium 25
     Qualität in der Bauausführung überprüfen
     ZIEL: Die in den Prozessen der Bauausführung erreichte Qualität soll beschrieben, geprüft
     und nachgewiesen werden.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Dokumentation der verwendeten/eingebauten Materialien und Hilfsstoffe sowie
        systematische Sammlung der Sicherheitsdatenblätter als Grundlage der Gebäudedaten der
        Bestandsdokumentation.
     2. Durchgeführte Mess- und Analyseverfahren (z.B. Luftdichtheit, Schallschutzqualität,...) sowie die
        Erreichung der angestrebten Qualitäten bzw. Zielwerte nachvollziehbar dokumentieren.
     3. Bauökologische Qualitätssicherung in Bauphase vornehmen (als Teilaufgabe der
        örtlichen Bauaufsicht)

     Kriterium 26
     Baustelle/Bauprozess umweltfreundlich gestalten
     ZIEL: Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Nachbarschaft sind zu minimieren und
     gleichzeitig die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Baustelleneinrichtungsplan erstellen
     2. Kommunikationskonzept für Bauphase erstellen
     3. Ombudsstelle errichten

                         Ing. Mag. Martin Scheibengraf
                         Amtssachverständiger für Abfallwirtschaft

                         „Die Erkundung von Schadstoffen in Abbruchobjekten und das Abfallwirt-
                         schaftskonzept für Baustellen sind ideale Instrumente für ein umweltfreundliches
                         Baustellenabfallmanagement.“

22
Abfallarme Baustelle
ZIEL: Bauschutt, Bodenaushub, Materialreste, Verpackungen, Altholz etc. sollen vermieden
bzw. verwertet werden. Nicht vermeidbare und nicht verwertbare Abfälle sind umweltver-
träglich zu entsorgen.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Nichtaufzubereitenden Aushub nach Mög-         5. Schadstofferkundung Grund und Boden
   lichkeit am Bauplatz verwenden                    durchführen
2. Abfallwirtschaftskonzept Baustelle (BAWK)      6. Transportlogistikkonzept erstellen
   erstellen und umsetzen                         7. Bahntransport (Zulieferung und Abtrans-
3. Sortierinsel (Trenninsel) einrichten              port) prüfen
4. Schadstofferkundung Abrissobjekte durch-
   führen

Lärm- und erschütterungsarme Baustelle
ZIEL: Der Baulärm soll den allgemeinen Geräuschpegel nicht übersteigen und gegebenen-
falls durch geeignete Maßnahmen reduziert werden.

Eingeplante Maßnahmen:
1.   Maßnahmen zur Baulärmreduzierung vorsehen (Qualität Baumaschinen)
2.   Nachtarbeitszeiten vermeiden
3.   Lärmreduzierende Maßnahmen während dem Bauablauf überlegen
4.   Erschütterungsschutz für AnrainerInnen prüfen

Staubarme Baustelle
ZIEL: Die Vermeidung von Staub ist als wichtiger Beitrag zum Schutz von Personen sicherzu-
stellen. Die Umwelt ist von stoffbedingten Schädigungen zu schützen.

Eingeplante Maßnahmen:
1. Staubminderungsmaßnahmen (z.B. Reifen reinigen) umsetzen
2. Maßnahmen zur Luftschadstoffminderung umsetzen (Verkehrskonzept, Straßenrouten während
   Bau, Qualität Baumaschinen)

Umweltschutz auf der Baustelle
ZIEL: Boden und Grundwasser sind vor schädlichen Stoffeinträgen und sonstigen unzu-
lässigen Wirkungen während der Bauphase zu schützen. Übermäßige Verdichtung ist zu
vermeiden.

Eingeplante Maßnahmen:
1. BaustellenumweltkoordinatorIn bestellen
2. Rumba-Kriterien (Richtlinien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung) – Umweltplan beachten
3. Baumschutz während der Bauphase
                                                                                     Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   23
Die Errichtung
     Kriterium 27
     Bauökologische Standards einhalten
     ZIEL: Die Stadt Wien hat im Rahmen von “ÖkoKauf Wien” (www.oekokauf.wien.at) eine
     Reihe von Regelungen entwickelt, die die Einhaltung bauökologischer Mindeststandards
     sicherstellen. Weiters hat der Wiener Krankenanstaltenverbund eine bauökologische Strate-
     gie festgelegt. Das Projekt Krankenhaus Nord orientiert sich an den “ÖkoKauf Wien”-Krite-
     rien. Diese betreffen u.a. folgende Punkte:

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Vermeidung von PVC und halogenhaltigen Produkten (auch bei Elektroinstallationen,
        Haustechnik)
     2. Vermeidung von klimaschädigenden Substanzen (HFKW, FKW)
     3. WENN Tropenholz nur mit „FSC“-Nachweis (Forest Stewardship Council)
     4. Vorgaben bei Bauchemikalien insbesondere bei Boden- und Parkettlegearbeiten, Wandfarben
        und Innenputzen, Lacken, Lasuren, Holzversiegelungen, Vorstrichen und bituminösen Spachtel-
        massen einhalten
     5. Biozide nur im technisch minimal notwendigen Ausmaß einsetzen und möglichst Alternativen zu
        Bioziden finden

     Kriterium 28
     Systematische Inbetriebnahme vorsehen
     ZIEL: Einzelne Komponenten der haustechnischen Anlagen sind aufeinander abzustimmen
     und einzuregulieren. Im Anschluss wird die Anlage über einen Zeitraum von 18 Monaten
     noch so oft nachadjustiert, bis eine optimale Betriebskonfiguration erreicht wird.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Erstellung eines Konzeptes der systematischen Inbetriebnahme mit Einregulierung und Nachjus-
        tierung der haustechnischen Anlagen
     2. Erstellung einer Dokumentation der Haustechnik-Systemparameter, die neben dem aktuellen
        Stand der Einregulierung auch alle wesentlichen Voreinstellungen der Anlage (die bei der Errich-
        tung ggf. von/vom HerstellerIn vorgenommen wurden) enthalten

                           Dipl.-Ing. Alfred Brezansky
                           Stv.Leiter der Wiener Umweltanwaltschaft

                           „Die Umsetzung eines nachhaltigen Bauprojektes beginnt bereits bei der Errich-
                           tung. Durch ein umweltverträgliches Baustellenlogistikkonzept können in der
                           Bauphase Lärm und Luftschadstoffemissionen wesentlich vermindert und die
                           Transportlogistik effektiver und umweltfreundlicher optimiert werden“

                           Dipl. Ing. Jürgen Preiss
                           Sachbearbeiter im Fachbereich Räumliche Entwicklung der Wr. Umweltabteilung

                           „Durch die Realisierung angelegter Nachhaltigkeitskriterien für das Kran-
                           kenhaus Nord, bei denen Gesetzmäßigkeiten des Natur-Kreislaufs jenen des
                           Mensch- Kreislaufs näher kommen, entsteht ein gesamtheitlich lebender
                           Organismus.“
24
Kriterium 29
Baukörper reinigungs- und instandhaltungsfreundlich
gestalten
ZIEL: Durch eine gezielte Reinigung und Instandhaltung sollen die eingesetzten Materialien
eine möglichst hohe Lebensdauer erreichen können. Die Reinigungs- und Instandhaltungs-
freundlichkeit des Baukörpers hat einen hohen Einfluss auf Kosten und Umweltwirkung
während der Nutzungsphase

Eingeplante Maßnahmen:
1. Erstellung eines Reinigungskonzeptes
2. Berücksichtigung und Ausweis von Folgekosten für Wartung, Reinigung, Inspektion und
   Reparatur

Kriterium 30
Voraussetzungen für eine optimale Nutzung und
Bewirtschaftung schaffen
ZIEL: Wesentliche Grundlage ist die Erstellung von geeigneten, aktuellen Dokumentationen
und Anleitungen, die bis zur Inbetriebnahme des Krankenhauses Nord vorliegen müssen:

Eingeplante Maßnahmen:
1.   Objektdokumentation im fertig gestellten Zustand
2.   Wartungs-, Inspektions-, Betriebs- und Pflegeanleitungen
3.   Energieausweis erstellen
4.   Begleitende Abschätzung von Verbrauchswerten, Betriebs- und Lebenszykluskosten

Kriterium 31
Partizipationsprozesse ermöglichen
ZIEL: Nachhaltiges Bauen erfolgt in enger Abstimmung und aktiver Kommunikation mit
allen Interessens- und Anspruchsgruppen. Durch frühzeitige Einbindung aller Beteiligten soll
die Planungsqualität verbessert werden, da wichtige Informationen aus der Krankenhaus-
praxis einfließen können.

Die Einbindung in Entscheidungsprozesse und das Anbieten des offenen Dialoges im Pla-
nungsprozess tragen wesentlich dazu bei, dass sich die künftigen Führungskräfte und Mitar-
beiterInnen des neuen Krankenhauses mit dem Projektergebnis identifizieren und wertvolle,
aktive Gestaltungsarbeit einbringen.

AnrainerInnenkommunikation
Die AnrainerInnen werden sowohl regelmäßig als auch bei besonderen Baumaßnahmen
gesondert informiert durch

Eingeplante Maßnahmen:
1. Einrichtung einer unabhängigen                  3. Road-Shows, Ausstellungen
   Ombudsstelle                                    4. Aushänge am „schwarzen Brett“
2. Aussendungen                                       AnrainerInnenversammlungen

                                                                                      Nachhaltigkeits-Charta KH Nord   25
Die Errichtung
     NutzerInnen-Einbindung
     Sowohl die künftigen MitarbeiterInnen des Krankenhauses Nord als auch alle anderen
     MitarbeiterInnen des Krankenanstaltenverbundes werden von Anfang an in den Planungs-
     prozess eingebunden. VertreterInnen aller betroffenen Abteilungen und Fachdisziplinen
     werden zu Planungssitzungen eingeladen, können ihre Vorstellung persönlich einbringen
     und den Planungsstand laufend verfolgen.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Fachspezifische Planungssitzungen               3. Krankenhaus Nord - News (MitarbeiterIn-
     2. Intranet-Plattform                                nen-Zeitschrift)

     ExpertInnen-Einbindung
     Zusätzlich zu den ExpertInnen des KAV sind auch weitere öffentliche und private Interes-
     sensgruppen einzubeziehen, die im Gesundheitswesen einen wichtigen Beitrag leisten, z.B.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. VertreterInnen von PatientInnen-Selbsthilfe-   4.   ExpertInnen für Multikulturalität im Kran-
        gruppen                                             kenhaus
     2. ExpertInnen für kinderfreundliche Spitäler     5.   VertreterInnen von Religions- und Glau-
        (Eltern, Klinikclowns, ...)                         bensgemeinschaften, Seelsorge
     3. ExpertInnen für Gendergerechtheit

     Stakeholder-Einbindung
     Alle für das Projekt relevanten Interessensgruppen werden identifiziert und aktiv über den
     Projektfortschritt informiert. Dies bezieht sich sowohl auf KAV-interne Führungskräfte und
     VertreterInnen der Stadt Wien, als auch auf die niedergelassene ÄrztInnenschaft, Führungs-
     kräfte aus dem Bereich des Gesundheitswesens (Kammern, Versicherungen) und Interessier-
     te aus Bildung und Wissenschaft.

     Eingeplante Maßnahmen:
     1.   Projektbeirat                                5.   BezirksärztInnentage
     2.   Vormittagskonferenz,                         6.   Kooperation mit Universitäten/Unterstützung
     3.   Präsentation bei „Vision und Wirklichkeit“        von Studierenden (bei Seminar- und Diplom-
     4.   Gestaltungsbeirat                                 arbeiten zum Thema Krankenhaus Nord)

     Einbindung der Stadtplanung und des Bezirks
     Das Krankenhaus Nord leistet im 21. Bezirk auch einen städtebaulichen Beitrag. Dies ist im
     gesamten Planungsverlauf zu berücksichtigen..

     Eingeplante Maßnahmen:
     1. Abstimmung mit den Verantwortlichen der Wiener Stadtplanung und Verkehrsplanung
     2. Abstimmung mit den ZielgebietskoordinatorInnen
     3. Abstimmung mit der Bezirksvorstehung

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KliP - Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien

Seit zehn Jahren hat Wien ein umfassendes Klimaschutzprogramm, das KliP Wien. Es wurde 1999
vom Wiener Gemeinderat mit einer Laufzeit bis 2010 beschlossen. Das Ziel, bis zu diesem Jahr 2,6
Millionen Jahrestonnen an CO2-Äquivalenten zu vermeiden, wurde schon 2006 erreicht; mittlerwei-
le stehen wir bereits bei rund 3,1 Millionen vermiedenen Jahrestonnen. Lange vor dem Ende der
Geltungsperiode, nämlich im Jahr 2007, wurde mit der Ausarbeitung des Nachfolgeprogramms („KliP
II“), das bis 2020 laufen soll, begonnen. Zahlreiche Arbeitsgruppen aus allen Bereichen der Wiener
Stadtverwaltung, den städtischen Unternehmen und Fonds sowie der Wiener Umweltanwaltschaft
haben den Entwurf erarbeitet. Im Dezember 2009 wurde KliP II vom Wiener Gemeinderat
beschlossen.

Minus 21 % Treibhausgasemissionen pro Kopf im Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 – das ist das Kli-
maschutzziel der Stadt Wien.

KliP II umfasst 37 Maßnahmenprogramme mit insgesamt 385 Einzel-Maßnahmen in den fünf Hand-
lungsfeldern:

• Energieaufbringung
• Energieverwendung
• Mobilität und Stadtstruktur
• Beschaffung, Abfallwirtschaft,
  Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz
• Öffentlichkeitsarbeit

Durch die Umsetzung der geplanten Maßnahmen werden im Zeitraum zwischen 2009 und 2020
ganze 1,4 Mio. Jahrestonnen an Treibhausgasemissionen vermieden. Mit den schon bisher durch das
1999 beschlossene KliP I vermiedenen 3,1 Mio. Jahrestonnen werden im Jahr 2020 aufgrund der
Umsetzung des Klimaschutzprogramms zumindest rund 4,5 Mio. Jahrestonnen an Treibhausgasen
vermieden. Die gesetzten und die geplanten Maßnahmen zielen auf jene Bereiche ab, die tatsächlich
im Wiener Einflussbereich liegen und durch Maßnahmen der Stadt bzw. des Landes Wien verändert
werden können.

Die wichtigsten Maßnahmen sind: Erhöhung des Fernwärme-Anteils auf 50 %, weitere Forcierung
der thermischen Gebäudesanierung, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Reduzierung des Pkw-Ver-
kehrs, Erstellung eines Versorgungssicherheitsplans für Energie und mehr als Verdopplung der durch
erneuerbare Energieträger bereitgestellten Menge an Endenergie gegenüber 1990.

                                                                                                     27
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