Jüdisches Wien Erbe und Auftrag Jewish Vienna Heritage and Mission - Wien.info
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Inhalt Contents 10 Jüdisches Wien heute Jewish Vienna today 21 Vom Mittelalter bis zur Schoa From the Middle Ages to the Shoah Jüdisches Wien. Erbe und Auftrag 29 Die Schoa Jewish Vienna. Heritage and Mission The Shoah Medieninhaber und Herausgeber: Jüdisches Museum Wien und Jewish Welcome Service 31 Restitution und Wiedergutmachung Media owner and publisher: Restitution and compensation Jewish Museum Vienna and Jewish Welcome Service 34 Das Jüdische Museum Wien The Jewish Museum Vienna Konzept / Concept: Danielle Spera, Alfred Stalzer Grafische Gestaltung / Graphic design: Fuhrer, Vienna Redaktion / Editorial team: Susanne Trauneck, Irina Abajew, 40 Jewish Welcome Service Vienna Astrid Meixner, Alfred Stalzer Jewish Welcome Service Vienna Übersetzung / Translation: Nick Somers Lektorat / Proof-reading: Michaela Alex-Eibensteiner Coverfotos / Cover photos: Josef Polleross 45 Die jüdische Gemeinde Wiens Druck / Print: Walla Druck The Jewish Community of Vienna Alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten. Die Broschüre erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. / All information is non-binding and subject to alteration. 50 Orte der Erinnerung The brochure makes no claim to completeness. Places of remembrance Eine Kooperation von: Jüdisches Museum Wien, Jewish Welcome Service, WienTourismus und Presse- und 58 Gedenkstätten und -initiativen Informationsdienst der Stadt Wien / A cooperation of Jewish Memorials and remembrance initiatives Museum Vienna, Jewish Welcome Service Vienna, Vienna Tourist Board and Municipal Department 53 – Press and Information Services 60 Adressen & Kontakte Alle Daten Stand Mai 2018 / Status: May 2018 Addresses & contacts
© Christian Jobst / PID innerungs- und Aufklärungsarbeit. Es geht institutions, and to pursuing its com- um den Kampf gegen Antisemitismus und memorative work and education. Com- Ausgrenzung, in der gegenwärtigen Zeit bating anti-Semitism and marginaliza- wichtiger denn je. Die Tatsache, dass in vielen tion is more important than ever these Teilen der Welt rechtspopulistische Parteien days. The fact that right-wing populist Dr. Michael Ludwig im Aufwind sind, zeigt: Auch heute ist die parties are in the ascendant in many Landeshauptmann Demokratie keineswegs selbstverständlich. parts of the world shows that democracy Zum Geleit und Bürgermeister von Wien Michael Ludwig Wien ist eine weltoffene Metropole und is still not self evident today. Governor and Mayor kann zu Recht stolz auf das friedliche Zu- Vienna is a cosmopolitan city and is Foreword of Vienna sammenleben sein. Dass die Bevölkerung justifiably proud of the peaceful coexis- von der Vielfalt profitiert, setzt aber auch tence of its inhabitants. For them to profit Kaum eine europäische Stadt ist historisch Few cities have closer links with Jewish Respekt, Toleranz und gegenseitiges Ver- from diversity, however, there is also a so eng mit der jüdischen Geschichte verbun- history than Vienna. Many representa- ständnis voraus. Dazu müssen Vorurteile need for respect, tolerance, and mutual den wie Wien. Viele jüdisch-stämmige Per- tives of the world of art, culture, and busi- abgebaut werden. Etwa durch Wissen. understanding. To that end, prejudices sönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Wirt- ness with Jewish roots contributed to the Diese Broschüre bietet auf eindrucksvolle have to be dismantled—through knowl- schaft haben die Entwicklung Wiens zur city’s development to make it the focal Weise die Möglichkeit, mehr über die jüdi- edge, for example. This brochure offers mitteleuropäischen Metropole maßgeblich hub of Central Europe. The “Red Vienna” sche Geschichte, Kultur und Religion zu er- an inspiring possibility for finding out geprägt. Auch das „Rote Wien“ der Zwischen- socialism of the interwar years would not fahren und lädt ein, Gedenkstätten und more about Jewish history, culture, and kriegszeit wäre ohne jüdischen Beitrag un- have been possible without the Jewish Orte der Erinnerung sowie Hotspots jüdi- religion and invites readers to visit the denkbar. Das Jahr 1938 führte zu einem contribution. This flourishing period schen Lebens heute in Wien zu besuchen. memorials, commemorative sites, and jähen Ende dieser Blütezeit und zum größ- came to an abrupt end in 1938, marking Die zahlenmäßig kleine Gemeinschaft focal points of Jewish life in Vienna today. ten Verbrechen der Menschheit: Während the start of one of the greatest crimes in ist über Bethäuser, Schulen und Vereine The relatively small community is ex- des Nazi-Terrors wurde die jüdische Bevölke- the history of mankind. During the Nazi höchst aktiv. Diese Lebendigkeit ist ein tremely active, with prayer houses, schools, rung der Stadt beinahe vollständig vertrie- terror, the Jewish population of the city schönes Zeichen dafür, dass wir die vielen and associations. This vitality is a wel- ben. Mehr als 65.000 Jüdinnen und Juden was almost completely eradicated, and Herausforderungen der Zukunft gemein- come indication of how we can face up to wurden in der Schoa brutal umgebracht. more than 65,000 Jews were brutally sam meistern können. the challenges of the future together. Im Gedenkjahr 2018 gilt es ganz beson- murdered in the Shoah. Begeben Sie sich auf die Spuren des jü- Please feel free to investigate the ders, die Erinnerung an diese grausame Zeit It is particularly important in this dischen Lebens in der Vergangenheit und traces of Jewish life in the past and pres- wachzuhalten, uns dieser Verantwortung commemorative year to keep alive the Gegenwart. Die ganze Stadt erzählt Ihnen ent. The city is full of stories in that re- zur historischen Aufarbeitung weiter zu memory of this terrible time, to continue die Geschichten dazu. Herzlich Willkom- gard. Welcome to Vienna! stellen und daraus einen Auftrag für die Zu- to recognize our responsibility to face up men in Wien! kunft abzuleiten. Die Stadt Wien bekennt to the past, and in this way to establish a Michael Ludwig sich zum Engagement für die Überlebenden basis for the future. The City of Vienna Dr. Michael Ludwig Governor and Mayor of Vienna des Holocaust, zur Förderung jüdischer is committed to supporting survivors Landeshauptmann und Institutionen und zur kontinuierlichen Er- of the Holocaust, to promoting Jewish Bürgermeister von Wien © Josef Polleross 4 5
© WienTourismus / Peter Rigaud Norbert Kettner Direktor WienTourismus Norbert Kettner Director of Vienna Tourist Board Sehr geehrte Wien-Gäste! Dear Visitors, Nur wenige europäische Metropolen sind Very few European cities have such close so eng mit der jüdischen Geschichte ver- connections with Jewish history as Vi- bunden wie Wien. Bis ins Mittelalter zu- enna. Traces of the Jewish community rück lassen sich hier Spuren der jüdischen go back to the Middle Ages. Jewish life Gemeinde finden. Ihr Leben blühte bis zur flourished until the Nazis came to power Machtübernahme der Nationalsozialisten in Austria in 1938, and there were dozens im Jahr 1938 in Wien, mit Dutzenden Sy- of synagogues and prayer houses. The nagogen und Bethäusern. Mit 185.000 community of 185,000 persons was one Mitgliedern zählte sie zu den größten of the largest in Europe. The Nazi era Europas. Der Nationalsozialismus bedeu- caused a deep schism in the historical tete auch in Wien eine tiefe Zäsur – für die development of Vienna and the Jewish historische Entwicklung der Stadt und die community in particular. Over 120,000 jüdische Gemeinde Wiens im Besonderen. people managed to escape the persecu- Mehr als 120.000 Menschen gelang unter tion and racial fanaticism, often under schwersten Bedingungen die Flucht vor the most difficult circumstances, but Verfolgung und Rassenwahn, doch mehr more than 65,000 fell victim to the Nazi als 65.000 Wiener Jüdinnen und Juden criminal atrocities. This tragic chapter in fielen den grausamen Verbrechen der Austria’s history must never be forgotten. 7
Nationalsozialisten zum Opfer. Dieses tra- Great efforts have been made especially gesellschaftlicher Dreh- und Angelpunkt. Find out for yourself! Vienna today is gische Kapitel der österreichischen Ge- in the last three decades to confront the Jüdische Geschäfte, koschere Super- more than ever a city of togetherness. As schichte darf niemals vergessen werden. Jewish heritage in Vienna and to face up märkte, Fleischhauer, Bäckereien, Res- a cosmopolitan city with room for all Der Aufarbeitung des jüdischen Erbes in to the past, both shadow and light. taurants und Imbissstuben zeugen von lifestyles, cultures, and religions, it has Wien und der Geschichte mit allen Licht- Today there is once again a diverse, der Vielfalt zeitgenössischen jüdischen diversity coded into its DNA. This is und Schattenseiten wurden vor allem in young Jewish community in Vienna. The Lebens in Wien. something we are proud of and like to den vergangenen drei Jahrzehnten viele number of Jewish facilities has grown Überzeugen Sie sich selbst: Wien ist show to visitors. On behalf of the Vienna Anstrengungen gewidmet. considerably in the last few years—not heute mehr denn je eine Stadt des Mitei- Tourist Board, I should like to extend a Heute gibt es wieder ein vielfältiges, least thanks to the support of the City of nanders. Als weltoffene Metropole, in der warm welcome to you. junges jüdisches Leben in Wien. Die Zahl Vienna—and museums and memorials alle Lebenskonzepte, Kulturen und Reli- der jüdischen Einrichtungen ist in den ver- recall the multifaceted legacy. Jewish gionen Platz finden, trägt Wien Vielfalt in Norbert Kettner gangenen Jahren – nicht zuletzt dank der history is omnipresent, with the Jewish seiner DNA. Darauf sind wir stolz – das Director of Vienna Tourist Board Unterstützung der Stadt Wien – massiv Museum Vienna, the Museum on Juden- zeigen wir auch gerne den Gästen unserer angewachsen: Museale Einrichtungen platz, the Sigmund Freud Museum, the Stadt, in der ich Sie im Namen des Wien- und Gedenkstätten erinnern an das viel- Arnold Schönberg Center, the Monument Tourismus herzlich willkommen heißen fältige Erbe. Jüdische Geschichte ist mit against War and Fascism on Alberti- darf! dem Jüdischen Museum der Stadt Wien, naplatz, and the Shoah memorial on Ju- dem Museum auf dem Judenplatz, dem denplatz. The central elements of the Norbert Kettner Sigmund Freud Museum, dem Arnold Jewish community—the city temple, Direktor WienTourismus Schönberg Center, dem Mahnmal gegen registry office, and administrative cen- Krieg und Faschismus auf dem Albertina- ter—are to be found in Seitenstetten- platz oder dem Schoa-Mahnmal auf dem gasse and the neighboring Rabensteig, Judenplatz omnipräsent. Die Seitenstet- which are not just living signs of a thriv- tengasse und der angrenzende Raben- ing Jewish community but also popular steig mit zentralen Einrichtungen der jü- sites for visitors to the city. Vienna’s 2nd dischen Gemeinde – Stadttempel, Rabbi- district, Leopoldstadt, is the religious nat, Matrikenamt oder Gemeindezentrum and social hub of Jewish life, with institu- – sind nicht nur lebendige Zeichen einer tions such as the IKG campus, the Lauder aktiven jüdischen Gemeinschaft, sie sind Chabad campus, prayer houses, educa- auch Ziele von Gästen aus aller Welt. tional facilities, and the Hakoah sports Wiens 2. Bezirk, die Leopoldstadt, ist mit ground in the Prater. Jewish businesses, Einrichtungen wie dem IKG-Campus, dem kosher supermarkets, butchers, bakers, Lauder Chabad Campus, Bethäusern, restaurants, and snack bars bear witness Ausbildungsstätten oder dem Sportplatz to the diversity of modern Jewish life in der Hakoah im Prater religiöser und Vienna. 8 9
Jüdisches Wien heute Jewish Vienna today Die Geschichte der jüdischen Gemeinde The history of the Jewish community © IKG-Archiv nach 1945 ist eine Geschichte des Neube- after 1945 is the story of a fresh start. Few ginns: Nur wenige der überlebenden und of the survivors and members expelled in vertriebenen Mitglieder der vor 1938 größ- 1938 from what had been the largest Jew- ten jüdischen Gemeinde des deutsch- ish community in the German-speaking April 1945: Mit der Befreiung Wiens sprachigen Raums sahen im Wien der world returned to Vienna after the war. In durch die Rote Armee am 13. April kön- Nachkriegszeit eine Basis, trotzdem ent- spite of this, the Jewish community has nen die wenigen überlebenden Jüdinnen wickelte sich die jüdische Gemeinde developed in the face of resistance from und Juden erstmals wieder in die Öffent- gegen den Widerstand der österrei- Austrian post-war politicians into a small, lichkeit. Neugründung der Israelitischen chischen Nachkriegspolitik im Laufe der highly diverse and vital community of Kultusgemeinde Wien (IKG). Jahrzehnte zu einer kleinen, aber viel- around 8,000 members. The story of its September 1945: Provisorische Wieder- © JMW schichtigen und lebendigen Gemeinde difficult progress is one of immigration: eröffnung des Stadttempels, der als ein- mit rund 8.000 Mitgliedern. Der Weg zur first from Eastern Europe, and then from ziges jüdisches Gotteshaus Wiens im No- Oben: Jüdisches Straßenfest auf dem Judenplatz Top: Jewish street party on Judenplatz heutigen vitalen Gemeinde war schwierig the former Soviet Union, particularly the vemberpogrom nicht vollständig zerstört Unten: DP-Camp Rothschild-Spital Wien, Wolf Schärf, und ist eine Geschichte der Immigration: Central Asian states. The following brief wurde. Wien 1946–48 Above: Rothschild Hospital Vienna DP camp, Wolf Schärf, zunächst aus Ostmitteleuropa, dann aus historical survey highlights the main 1945: Zahlreiche „Displaced Persons“ Vienna, 1946–8 der ehemaligen Sowjetunion – vor allem events in the post-war history. (DPs) kommen nach Wien und in die ame- aus dem zentralasiatischen Raum. Ein rikanische und französische Zone in April 1945: The liberation of Vienna by the kurzer historischer Überblick markiert Westösterreich. Ein großer Teil sind Jü- Red Army enabled the few surviving Jews die wichtigsten Daten der Nachkriegs- dinnen und Juden und ihre Ziele sind Pa- to appear in public once again. Reestablish- geschichte: lästina und die USA. Das größte jüdische ment of the official Jewish Community (IKG). 10 11
nimmt dadurch ab. Die österreichische 1947: Simon Wiesenthal ran the Jewish Regierung verweigert der IKG ein Ansu- Documentation Center in Linz until 1954. chen, eine Anleihe auf herrenloses Ver- 1948: The founding of the State of Israel © Jüdisches Museum Wien / Archiv, Inv. Nr./No. 19968 © Steven Spielberg Jewish Film Archive, Jerusalem mögen aufnehmen zu können. Davor made immigration to that country legal. hatte sie beschlossen, sogenannte „min- The number of Jewish DPs in Austria derbelastete“ Nationalsozialisten zu re- began to decline as a result. The Austrian habilitieren. government refused the IKG’s request to 1949: Überführung der Gebeine Theodor take out a loan against abandoned assets. Herzls nach Israel. Die zionistische Ju- It had previously decided to rehabilitate gendbewegung „Haschomer Hatzair“ und so-called “lesser offending” former Nazis. Jüdische Flüchtlinge in Wien, Überführung der sterblichen Überreste von Theodor die orthodox-zionistische Jugendbewe- 1949: Theodor Herzl’s remains were flown Fotoserie von Wolf Schärf, 1946–1948 Herzl von Wien nach Jerusalem, 15. und 16. August 1949 Jewish Refugees in Vienna, photo series Transfer of the mortal remains of Theodor Herzl from gung „Bnei Akiba“ werden wiederbegrün- to Israel. The Zionist youth movement by Wolf Schärf, 1946–1948 Vienna to Jerusalem, August 15 and 16, 1949 det. Hashomer Hatzair and the orthodox Zion- 1950: 6.514 Jüdinnen und Juden sind in ist youth movement Bnei Akiva were re- Wien gemeldet. established. DP-Camp in Wien ist im ehemaligen September 1945: Provisional reopening of 1955: Unterzeichnung des österrei- 1950: 6,514 Jews were registered in Vienna. Rothschild-Spital am Währinger Gürtel the City Temple, the only Jewish house of chischen Staatsvertrags und Abzug der 1955: Signing of the Austrian State Treaty untergebracht. Unter dem Druck der Al- prayer not to have been completely de- Alliierten. and withdrawal of the Allies. liierten beginnt die österreichische Re- stroyed in the November Pogrom. 1956: 17.000 Jüdinnen und Juden aus Un- 1956: 17,000 Jews fled to Austria during gierung nur widerwillig mit der Restitu- 1945: Thousands of displaced persons (DPs) garn flüchten im Zuge des sogenannten the Hungarian Uprising. tion an die jüdischen Opfer des NS- arrived in Vienna and the American and „Ungarnaufstands“ nach Österreich. 1958: Die Gemeinde, the official mouth- Regimes. Während die IKG Wien vor 1938 French zones in western Austria. Most of 1958: Das offizielle Organ der Israeliti- piece of the IKG, started to appear rund 180.000 Mitglieder zählte, sind es them were Jews on their way to Palestine schen Kultusgemeinde, die Zeitschrift monthly. nun 3.955. and the USA. The largest Jewish DP camp „Die Gemeinde“, erscheint von nun an 1960: The B’nai B’rith lodge, which was 1946: Im April finden die ersten Kultus- in Vienna was in the former Rothschild Hos- monatlich. dedicated to promoting tolerance, hu- wahlen statt, bei denen alle Mitglieder pital on Währinger Gürtel. Under pressure 1960: Die „Bnai-Brith-Loge“ zur Förde- manity, and welfare, was reestablished as der IKG, die seit mindestens drei Monaten from the Allies, the Austrian government rung von Toleranz, Humanität und Wohl- the Zwi Perez Chajes lodge. ihren Wohnsitz in Wien haben, wahlbe- reluctantly started to offer restitution to fahrt wird als „Zwi-Perez-Chajes-Loge“ 1961: Adolf Eichmann was sentenced to rechtigt sind. the Jewish victims of the Nazi regime. wiederbegründet. death in Jerusalem. Simon Wiesenthal in- 1947: Simon Wiesenthal gründet das Whereas the IKG had around 180,000 mem- 1961: Adolf Eichmann wird in Jerusalem augurated the Jewish Documentation Jüdische Dokumentationszentrum in Linz, bers before 1938, it now had 3,955. zum Tode verurteilt. Simon Wiesenthal Center in Vienna and, a year later, the As- wo er es bis 1954 betreibt. 1946: The first community elections took eröffnet das „Jüdische Dokumentations- sociation of Jewish Victims of Nazi Perse- 1948: Durch die Staatsgründung Israels place in April. All IKG members who had zentrum“ in Wien, ein Jahr darauf den cution (BJVN). wird die Einwanderung legalisiert. Die been resident in Vienna for at least three „Bund Jüdischer Verfolgter des Nazi- 1960s to 1986: Over 270,000 Soviet Jews Zahl der jüdischen DPs in Österreich months were eligible to vote. regimes“ (BJVN). emigrated via Austria to Israel and the 12 13
Simon Wiesenthal beim 1980: In der Seitenstettengasse eröffnet the Sephardic Club and prayer house in Prozess 1958 Simon Wiesenthal at a eine jüdische Volksschule, die im Jahr da- Tempelgasse. Leon Zelman founded the trial, 1958 rauf das Öffentlichkeitsrecht erhält. Grün- Jewish Welcome Service. Opening of the dung des „Sefardischen Klubs“ mit Bethaus Jewish community center in Seitenstet- in der Tempelgasse. Leon Zelman gründet tengasse. Start of the restoration of the den „Jewish Welcome Service“. Eröffnung cemetery in Seegasse. des jüdischen Gemeindezentrums in der 1981: Attack by a Palestinian terrorist Seitenstettengasse. Beginn der Instandset- group after a bar mitzvah in the commu- zung des Friedhofs in der Seegasse. nity center in Seitenstettengasse with 1981: Anschlag eines palästinensischen two fatalities and many seriously injured. © Simon Wiesenthal Center Terrorkommandos nach einer Bar Mizwa 1984: Reopening of Zwi Perez Chajes im Gemeindezentrum in der Seitenstetten- School, a high school founded before gasse mit zwei Todesopfern und zahlrei- World War II by the chief rabbi at the time, chen Schwerverletzten. Zevi Perez Chajes. 1984: Wiedereröffnung der „Zwi-Perez- 1985: 200 delegates came to the World 1960er Jahre bis 1986: Über 270.000 USA. Some remained in or returned to Chajes-Schule“; das Gymnasium war Jewish Congress in Vienna. Twenty-fifth sowjetische Jüdinnen und Juden emi- Vienna. vor dem Zweiten Weltkrieg vom damali- anniversary of the Zwi Perez Chajes lodge. grieren über Österreich nach Israel und in 1970: Bruno Kreisky became Federal gen Oberrabbiner Chajes gegründet Consecration of the new synagogue at die USA. Einige bleiben in Wien oder kom- Chancellor. worden. Tempelgasse 3. men hierher zurück. 1972: Founding of the Austrian Jewish 1985: 200 Delegierte kommen zur Ta- 1986: Start of the Waldheim affair. Discus- 1970: Bruno Kreisky wird Bundeskanzler. Museum in Eisenstadt. Opening of the gung des „World Jewish Congress“ nach sion regarding the involvement of Austri- 1972: Gründung des „Österreichischen Sanatorium Maimonides-Zentrum home Wien. 25-Jahr-Jubiläum der „Zwi-Perez- ans during the Nazi regime and their Jüdischen Museums“ in Eisenstadt. Eröff- for the elderly in Bauernfeldgasse. Israeli Chajes-Loge“. Einweihung der neuen Sy- (shared) responsibility for war crimes and nung des jüdischen Elternheimes „Sanato- prime minister Golda Meir visited Schönau nagoge in der Tempelgasse 3. the Shoah. Overt anti-Semitic remarks ut- rium Maimonides-Zentrum“ in der Wiener transit camp, in which Jewish emigrants 1986: Die sogenannte Waldheim-Affäre tered by politicians, prompting some Bauernfeldgasse. Die israelische Minister- from the Soviet Union were accommo- beginnt. Es kommt zu Auseinanderset- Jews to leave Austria and others to join präsidentin Golda Meir besucht das Tran- dated. zungen um die Beteiligung und (Mit-) the IKG. sitlager Schönau, in dem jüdische Auswan- 1976: 150th anniversary of the City Temple. Schuld der ÖsterreicherInnen am natio- 1988: On the initiative of mayor Helmut dererInnen aus der Sowjetunion unterge- In June the Jewish memorial in Maut- nalsozialistischen Regime, an den Kriegs- Zilk, a society was founded for a new bracht sind. hausen was unveiled. verbrechen und der Schoa. Antisemiti- Jewish Museum of the City of Vienna. 1976: 150-Jahr-Jubiläum des Wiener 1978: The Talmud Torah School was offi- sche Äußerungen finden offen Eingang Memorials put up at the site of ten former Stadttempels. Im Juni wird das jüdische cially recognized as a school. in die Politik, was einige Jüdinnen und Viennese synagogues. Alfred Hrdlicka’s Mahnmal in Mauthausen enthüllt. 1980: A Jewish elementary school opened Juden dazu bewegt, Österreich zu Memorial against War and Fascism was 1978: Die „Talmud-Tora-Schule“ erhält in Seitenstettengasse and was officially verlassen. Andere treten der Kultusge- unveiled in front of the Albertina. Reopen- das Öffentlichkeitsrecht. recognized the following year. Founding of meinde bei. ing of the refurbished City Temple. 14 15
1988: Auf Initiative von Bürgermeister 1989: Founding of the Jewish Institute for Franz Vranitzkys Rede im österreichischen Natio- Helmut Zilk wird eine Gesellschaft für ein Adult Education. nalrat, 8. Juli 1991 Franz Vranitzky’s speech in neues „Jüdisches Museum der Stadt 1990: The Vienna Yeshiva, a vocational the Austrian Parliament, Wien“ gegründet. An zehn ehemaligen school for Jewish social professions, was July 8, 1991 Wiener Synagogenstandorten werden officially recognized. Gedenktafeln enthüllt. Alfred Hrdlickas 1991: Chancellor Franz Vranitzky gave a Mahnmal gegen Krieg und Faschismus highly acclaimed speech in Parliament on vor der Albertina wird präsentiert. Wie- the shared responsibility of Austrians for 1991: Bundeskanzler Franz Vranitzky hält dereröffnung des renovierten Stadttem- World War II, war crimes, and the Shoah. im Parlament eine vielbeachtete Rede pels. Opening of the Jewish Museum Hohenems. zur Mitverantwortung der Österrei- 1989: Gründung des „Jüdischen Instituts 1993: Opening of the Jewish Museum of cherInnen am Zweiten Weltkrieg, an den für Erwachsenenbildung“. the City of Vienna on November 18 in Kriegsverbrechen und der Schoa. Das 1990: Die „Wiener Jeschiwa“, die Fach- Palais Eskeles. „Jüdische Museum Hohenems“ wird er- © ORF-Archiv schule für jüdische Sozialberufe, erhält 1994: Establishment of ESRA, an initiative öffnet. das Öffentlichkeitsrecht. for psychosocial and sociocultural inte- 1993: Am 18. November wird das „Jüdische Museum der Stadt Wien“ im Palais Eske- les eröffnet. gration, particularly for victims of the 1994: „Esra“, eine Initiative zur psychoso- Shoah. zialen und soziokulturellen Integration, 1995: Establishment of the National Fund insbesondere der Opfer der Schoa, wird of the Republic of Austria for Victims of gegründet. National Socialism. 1995: Gründung des „Nationalfonds der 1996: The remains of a medieval synagogue Republik Österreich für Opfer des Natio- were discovered on Judenplatz. 1,045 un- nalsozialismus“. claimed works of art from the Mauerbach 1996: Auf dem Judenplatz werden Reste depot were auctioned, with the proceeds einer mittelalterlichen Synagoge ent- going to victims of the Nazi regime. deckt. 1.045 Kunstwerke, auf die keine Ei- 1998: Opening of the Jewish Vocational gentumsansprüche erhoben wurden, Training Center (JBBZ). In December Par- werden in diesem Jahr aus dem Mauer- liament adopted a federal law on the bach-Bestand zugunsten von NS-Opfern restitution of artworks from Austrian fed- versteigert. eral museums and collections (Art Resti- Alfred Hrdlickas Mahnmal gegen Krieg und Faschis- 1998: Das „Jüdische Berufliche Bildungs- tution Act ). zentrum“ (JBBZ) beginnt seine Lehrtätig- 1999: Opening of Lauder Chabad School in © Dan Fischman mus vor der Albertina Alfred Hrdlicka’s Memorial against War and Fascism keit. Der Nationalrat beschließt im De- Augarten. Founding by the IKG of a con- in front of the Albertina zember das Bundesgesetz über die tact point for Jewish victims of Nazi 16 17
österreichisch-jüdischen Opfer der Schoa. the USA calling for the settlement of unre- Der „Österreichische Fonds für Versöh- solved restitution questions between the nung, Frieden und Zusammenarbeit“ wird Republic of Austria, the USA, victim organ- ins Leben gerufen, um freiwillige Zahlun- izations, and attorneys filing suit. gen aus Österreich an Opfer der NS- 2003: Opening of Lauder Business School Zwangsarbeit zu leisten. in Vienna. 2001: Am 17. Jänner wird das „Washing- 2004: Establishment of the Future Fund toner Abkommen“ von Österreich und of the Republic of Austria to finance proj- den USA unterzeichnet. Dies beinhaltet ects commemorating victims of the Nazi die Einigung über die noch offenen Re- regime. stitutionsfragen zwischen der Republik 2005: Death of Simon Wiesenthal on Sep- © Sonja Bachmayer/Matthias Bildstein Österreich, den USA, den Opferorgani- tember 20 in Vienna. sationen und den klagenden Anwält- 2008: Opening on March 11 of the new IKG Innen. campus and Hakoah Sport and Leisure 2003: Die „Lauder Business School“ in Center, Zwi Perez Chajes School, and Mai- Wien wird eröffnet. monides Home for the Elderly. The Aus- 2004: Der „Zukunftsfonds der Republik trian government decided in March to es- Rachel Whitereads Mahnmal wurde im Oktober 2000 enthüllt. Österreich“ wird geschaffen. Er soll u. a. tablish the Vienna Wiesenthal Institute Rachel Whiteread's memorial was unveiled in October 2000. Projekte fördern, die dem Gedenken an for Holocaust Studies. die Opfer des nationalsozialistischen 2011: The European Maccabiah Games Rückgabe von Kunstgegenständen aus persecution in and from Austria. The Regimes dienen. took place in a German-speaking country den österreichischen Bundesmuseen und Vienna city council decided to return art- 2005: Simon Wiesenthal stirbt am 20. Sep- for the first time since 1945. Over 2,000 Sammlungen (Kunstrückgabegesetz). works and ritual objects acquired by mu- tember in Wien. Jewish athletes gathered in front of 1999: Eröffnung der „Lauder-Chabad- nicipal bodies during the Nazi era. Schule“ im Augarten. Gründung der An- 2000: Opening of the museum on Juden- laufstelle der IKG für jüdische NS-Ver- platz and unveiling of the memorial de- folgte in und aus Österreich. Der Wiener signed by the British artist Rachel Gemeinderat beschließt die Rückgabe Whiteread to the 65,000 Austrian Jews von Kunst- und Kulturgegenständen, die killed during the Shoah. Inauguration of während der NS-Zeit von Einrichtungen the Austrian Fund for Reconciliation, der Stadt Wien erworben worden waren. Peace, and Cooperation to permit volun- 2000: Eröffnung des Museums am tary payments from Austria to victims of Judenplatz und Enthüllung des von der Nazi forced labor. Die neue „Zwi-Perez-Chajes-Schule“ am © IKG-Archiv IKG-Campus. britischen Künstlerin Rachel Whiteread 2001: Signing on January 17 of the Wash- The new Zwi Perez Chajes School on the gestalteten Mahnmals für die 65.000 ington Agreement between Austria and IKG campus 18 19
2008: Am 11. März eröffnet der neue IKG- Vienna city hall for the opening cere- Aus Nancy Speros „Instal- lation der Erinnerung“: Campus mit dem „Hakoah-Sport- und Frei- mony. Grenzstein des Ghettos im Unteren Werd, Wien 1656 / zeitzentrum“. Die „Zwi-Perez-Chajes-Schule“ 2013: The Jewish Museum Vienna cele- Ansicht der Leopoldstadt und das „Maimonides-Elternheim“ ziehen brated the twenty-fifth anniversary of its nach Auflösung des Ghet- tos im Unteren Werd, ebenfalls dort ein. Die österreichische Bun- establishment and the twentieth anniver- nach 1670 / Erster Absatz desregierung beschließt im März die Er- sary of its move to Palais Eskeles with the des Gebets „Schma Israel“ in hebräischer Sprache, richtung des „Wiener Wiesenthal-Instituts opening of the new permanent exhibition Ausgabe Adolf Jellinek, für Holocaust-Studien“. Our City! Jewish Vienna Then to Now. 1869 From Nancy Spero’s Instal- 2011: Die „European Maccabi Games“ 2014: Laying of the foundation stone of the lation of Remembrance: finden erstmals nach 1945 in einem Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Boundary stone of the ghetto in Unterer Werd, deutschsprachigen Land statt. Mehr als Studies at Rabensteig 3, 1010 Vienna. It Vienna, 1656 / View of Leo- 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sport- opened on January 28, 2017. poldstadt after the closure of the ghetto in Unterer ler ziehen im Rahmen der Eröffnungs- 2017: After drawn-out discussions, the Werd, after 1670 / First zeremonie am Wiener Rathausplatz ein. Aspangbahnhof memorial was unveiled paragraph of the prayer Shema Yisroel in Hebrew, 2013: Das Jüdische Museum Wien feiert on September 7. It recalls the 47,035 peo- published by Adolf Jelli- den 25. Jahrestag seiner Gründung und ple deported from there to the concentra- nek, 1869 sein 20-jähriges Bestehen im Palais Eske- tion and extermination camps in Eastern © Foto: Daniel Shaked les mit der Eröffnung der neuen perma- Europe. Only 1,073 of them survived. nenten Ausstellung „Unsere Stadt! Jüdi- On November 5, a memorial was opened in sches Wien bis heute“. Mattersburg to Jews who had been killed 2014: Grundsteinlegung für das „Wiener there. Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien“ am Rabensteig 3, 1010 Wien. Es wird am Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien 28. Jänner 2017 eröffnet. Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies Vom Mittelalter bis zur Schoa 2017: Am 7. September wird nach langen Diskussionen das Mahnmal Aspangbahn- From the Middle Ages to the Shoah hof enthüllt. Es erinnert an die 47.035 Menschen, die in die Konzentrationslager Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Until the nineteenth century the history of und Vernichtungslager nach Osteuropa vor der Schoa ist bis ins 19. Jahrhundert the Jewish community was one of mar- deportiert wurden. Nur 1.073 Menschen geprägt von Restriktionen, Aufenthalts- ginalization, residence restrictions, and kubik.at/museum-simon-wiesenthal haben überlebt. beschränkungen und Vertreibungen. Die expulsion. The first Jewish community Am 5. November wird in Mattersburg eine erste jüdische Gemeinde erlebte eine blossomed briefly in the thirteenth cen- Gedenkstätte für die ermordeten Jüdin- kurze Blüte im 13. Jahrhundert, ehe sie tury before it was completely destroyed in nen und Juden eröffnet. im Zuge der ersten großen Vertreibung the first major pogrom in 1420/21. Re- 1420/21 vollkommen zerstört wurde. mains of the medieval synagogue on 20 21
Reste der mittelalterlichen Synagoge auf Judenplatz bear witness to it. It was not 1420/21: Durch einen Großbrand in der expelled the Jews, imprisoning the dem heutigen Judenplatz legen ein Zeug- until around 1600 that a new community „Judenstadt“ und Plünderungen verar- wealthier and those who refused to leave, nis davon ab. Erst um 1600 kommt es zu was founded in Vienna. In 1625, the Jews men die Wiener Jüdinnen und Juden und and then burnt them on Erdberger Lände. einer neuerlichen Gemeindegründung. of Vienna were forced to live in the ghetto werden somit entbehrlich für das Kaiser- The synagogue (on present-day Juden- 1625 werden die Wiener Jüdinnen und in Unterer Werd (in the 2nd district of haus. Herzog Albrecht V. lässt die Jüdin- platz) was largely destroyed. Juden in das Ghetto im Unteren Werd (Ge- Vienna), whence they were expelled again nen und Juden vertreiben, die Wohlha- From 1584: Individual Jews exempt from gend im heutigen 2. Bezirk) eingewiesen, in 1670. Following Emperor Joseph II’s benderen und jene, die sich weigerten zu tolls, levies, and communal taxes were al- von wo sie 1670 erneut vertrieben werden. Edict of Tolerance and the revolution of emigrieren, werden gefangen genom- lowed to settle again in Vienna. Erst nach dem Toleranzpatent von Kaiser 1848, the Jewish community gradually ac- men und schließlich auf der Erdberger 1624/25: The Jews were forced to live in Joseph II. und der Revolution von 1848 quired equality before the law and by 1900 Lände verbrannt. Die Synagoge (heutiger the fourteen houses in the ghetto in Un- konnte sich die jüdische Gemeinde schritt- had become the largest German-speaking Judenplatz) wird weitgehend zerstört. terer Werd. The Jewish quarter grew in weise rechtlich gleichgestellt entwickeln community and the third-largest in Europe Ab 1584: Einzelne „hofbefreite“ (= befreit subsequent years to include 132 houses. und bis 1900 zur größten deutschsprachi- as a whole. It is to this era that “Jewish von Mauten, Zöllen und kommunalen Ab- gen und drittgrößten europäischen Ge- Vienna” generally refers. The historical gaben) Juden lassen sich in Wien nieder. meinde werden. Diese Zeit ist es, die bis chronology describes this development. 1624/25: Die Jüdinnen und Juden wer- heute den Blick auf das jüdische Wien den in ein aus 14 Häusern bestehendes prägt. Die wesentlichen historischen 1194: Duke Leopold V of Austria appointed Ghetto im Unteren Werd verwiesen. Daten verdeutlichen diese Entwicklung: Schlom, the first recorded Jew living in Die „Judenstadt“ wächst in den darauf- Vienna, as mint master. folgenden Jahrzehnten auf 132 Häuser 1194: Herzog Leopold V. von Österreich 1204: Mention of a synagogue in Vienna an. setzt Schlom, den ersten Juden, dessen (present-day excavations on Judenplatz). 1670: Kaiser Leopold I. veranlasst aus re- Ansiedlung in Wien belegt werden kann, 1238: Emperor Friedrich II took the Jews ligiösen und wirtschaftlichen Motiven die als Münzmeister ein. of Vienna under his protection as “servi zweite Vertreibung der Jüdinnen und 1204: Erwähnung einer Synagoge in Wien camerae regis” (servants of the royal Juden aus Stadt und Land. Die ehemalige (heutige Ausgrabung auf dem Juden- chamber). „Judenstadt“ wird zur Leopoldstadt (heu- platz). 1244: Duke Friedrich II (the Quarrelsome) tiger 2. Wiener Gemeindebezirk). 1238: Kaiser Friedrich II. nimmt die Juden issued the first Jewish Privilege. Um 1680: Samuel Oppenheimer und da- Wiens als sogenannte „Kammerknechte“ 1267: The Church forbade social inter- nach Samson Wertheimer erhalten das unter seinen Schutz. course between Christians and Jews and Privileg, als „Hoffaktoren“ wieder nach 1244: Herzog Friedrich II. (der Streitbare) ordered Jews to wear distinctive clothing. Wien zu kommen. Sie sind vor allem als Grenzstein des erlässt das „Erste Judenprivileg“. 1420/21: The Jews of Vienna lost their as- Heereslieferanten und Vermittler inter- Ghettos im Unteren Werd, 1267: Die Kirche verbietet gesellschaft- sets in a major conflagration in the Jewish nationaler Darlehensgeschäfte für das Wien 1656 lichen Verkehr von Christen und Juden quarter and the subsequent plundering Kaiserhaus tätig. Boundary stone of the ghetto in und schreibt den Jüdinnen und Juden and were thus no longer of utility to the Um 1700: Etwa zehn privilegierte jüdi- Unterer Werd, eine Kleiderordnung vor. imperial household. Duke Albrecht V sche Familien leben in Wien. Vienna 1656 22 23
Porträt Samuel Oppenheimer Juden beschränkt. Auch dürfen diese wei- that Jews had had to pay since the Middle Kopie nach einem posthumen Kupferstich von Samuel Bürgel bzw. Johann Andreas terhin keine Gemeinde gründen. Ages. Pfeffel und Christian Engelbrecht (1704) Portrait of Samuel Oppenheimer 1812: Franz I. gestattet unter dem Ein- 1782: Joseph II issued the Edict of Toler- Copy based on a posthumous copper druck der anti-napoleonischen Loyalität ance, which abolished numerous discrim- engraving by Samuel Bürgel / Johann Andreas Pfeffel and Christian Engelbrecht und Kontributionsbereitschaft der Wie- inatory regulations, but still limited resi- (1704) ner Jüdinnen und Juden die Eröffnung dence to wealthy Jews and still prohibited eines Bethauses und einer Schule im them from forming a community. Dempfingerhof (Seitenstettengasse). 1812: Impressed by the anti-Napoleonic loy- Einzelne Jüdinnen und Juden werden in alty and the willingness of the Jews of den Adelsstand erhoben, ihre Salons sind Vienna to contribute, Franz I authorized the 1670: Emperor Leopold I ordered the sec- kulturelle Mittelpunkte (z. B. Fanny von opening of a prayer house and school in ond expulsion of the Jews from the city Arnstein oder Cäcilie von Eskeles). Dempfingerhof (Seitenstettengasse). A few and the country for religious and eco- 1826: Einweihung des von Joseph Korn- Jews were ennobled. Salons run by the nomic reasons. The former Jewish quar- häusel gebauten Stadttempels. likes of Fanny von Arnstein and Cäcilie von ter became Leopoldstadt (present-day 1848: Zahlreiche Jüdinnen und Juden Eskeles became cultural meeting places. 2nd district). engagieren sich als AktivistInnen der bür- 1826: Consecration of the City Temple ca. 1680: Samuel Oppenheimer and then gerlichen Revolution. built by Joseph Kornhäusel. 1718-1736: Aufgrund der Friedensverträge Samson Wertheimer were appointed 1852: Begründung der „Israelitischen 1848: Many Jews were actively involved in mit dem Osmanischen Reich müssen den “court factors” and allowed to reside in Cultus-Gemeinde“ mit provisorischem the civic revolution. sefardischen Jüdinnen und Juden, die Un- Vienna. They worked for the imperial tertanen des Sultans sind, mehr Freiheiten household, notably as military suppliers Gedenk- und Porträtmedaille auf das Toleranzpatent von Joseph II.; Wien 1782, J. C. Reich (1740–1814) im Habsburgerreich eingeräumt werden, and brokers of international loans. Medal with portrait commemorating Joseph II’s Edict of was die Bildung einer rechtlich anerkann- ca. 1700: Around ten privileged Jewish Tolerance; Vienna 1782, J. C. Reich (1740–1814) ten Gemeinde möglich macht. families lived in Vienna. 1764: Kaiserin Maria Theresia erlässt 1718–36: Following the peace treaties eine restriktive Judenordnung, die starke with the Ottoman Empire, Sephardic Einschränkungen mit sich bringt. Jews, who were subjects of the Sultan, 1781: Ein Hofdekret Josephs II. verbietet were granted greater freedom in the die Einhebung der Leibmaut, einer seit Habsburg Empire, enabling them to form dem Mittelalter gültigen Passiergebühr a legally recognized community. für Jüdinnen und Juden. 1764: Empress Maria Theresa issued a 1782: Joseph II. erlässt das Toleranzpa- Jewish edict with considerable restric- tent, das zwar zahlreiche diskriminierende tions. Verordnungen aufhebt, den Zuzug aber 1781: A court decree by Joseph II forbade weiterhin auf wohlhabende Jüdinnen und the levying of the personal tax (“Leibmaut”) 24 25
Gemeindestatut. Zunehmende jüdische 1852: Founding of the Israelitisches Cul- Die Hakoah-Schwim- merinnen Fritzi Löwy, Einwanderung aus den Provinzen der Mo- tus-Gemeinde (Jewish community) with Lucie Goldner und Hedy Bienenfeld mit Trainer narchie nach Wien. provisional statutes. Increasing immigra- Zsigo Wertheim, 1867: Das Staatsgrundgesetz sorgt für tion of Jews from the provinces to Vienna. Wien nach 1930 The Hakoah swimmers die bürgerliche Gleichstellung aller 1867: The Fundamental Law ensured Fritzi Löwy, Lucie Goldner, ÖsterreicherInnen, somit auch der Jüdin- equality for all Austrian citizens including and Hedy Bienenfeld with trainer Zsigo Wertheim, nen und Juden. Gleichzeitig erstarkt der Jews. Anti-Semitism also began to in- Vienna after 1930 Antisemitismus. crease at this time. 1890: Einführung des „Israelitengeset- 1890: Introduction of legislation (Israeliten- zes“ zur Regelung der „äußeren Rechts- gesetz) defining the legal status of the verhältnisse der israelitischen Religions- Jewish community. gemeinschaft“. 1896: The publication of The Jewish State 1896: Mit der Publikation von „Der Ju- by Theodor Herzl marked the start of po- denstaat“ begründet Theodor Herzl den litical Zionism. politischen Zionismus. From 1897: Mayor Karl Lueger wooed lower middle class voters above all with © Pierre Gildesgame, Maccabi Sports Museum, Israel economics-based anti-Semitism. 1909: Founding of Hakoah sports club. 1914: Outbreak of World War I. Jewish refugees from the eastern theaters of war arrived in large numbers in Vienna. 1918: End of World War I, founding of the Re- public of German Austria (from 1919 Repub- lic of Austria). 90 percent of the Jewish population of Austria lived in Vienna. Ab 1897: Bürgermeister Karl Lueger 1919: Founding of the first private Jewish spricht vor allem kleinbürgerliche Wäh- high school by Zwi Perez Chajes. Theodor Herzl Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der lerInnen mit wirtschaftlich begründetem 1923: The Jewish population of Vienna Judenfrage Haupttitel mit Widmung des Autors „zur freundlichen Antisemitismus an. reached its highest level: 201,513 persons. Erinnerung“ für Richard Beer-Hofmann, Leipzig/Wien 1896 1909:Gründung des Sportvereins „Hakoah“. 1924/25: The Jewish sports club Hakoah Theodor Herzl The Jewish State – Attempt at a Modern Solution to the 1914: Ausbruch des Ersten Weltkriegs. won the Austrian soccer championship. Jewish Question Jüdische Flüchtlinge aus den östlichen 1925: The fourteenth Zionist World Con- Title page with dedication by the author “in friendly memory” for Richard Beer-Hofmann, Kriegsgebieten kommen in großer Zahl gress took place in Vienna. Demonstra- Leipzig/Vienna 1896 nach Wien. tions and anti-Semitic riots in the city. 26 27
1918: Ende des Ersten Weltkriegs, Grün- 1933: Adolf Hitler became Reich Chancel- Die zerstörte Synagoge in der Pazmanitengasse, dung der Republik Deutschösterreich (ab lor in Germany. Many Jews fled to Vienna. Fotografie, Anfang 1940er Jahre 1919 Republik Österreich). 90 Prozent der Establishment of the Austrofascist regime Ruins of the synagogue in jüdischen Bevölkerung Österreichs leben under Engelbert Dollfuss in Austria. Pazmanitengasse, photograph, early 1940s nun in Wien. 1934: Engelbert Dollfuss assassinated by 1919: Gründung des ersten jüdischen Pri- Nazis. vatrealgymnasiums durch Zwi Perez 1936: Signing of the July Agreement with Chajes. Nazi Germany, amnesty for Austrian Nazis 1923: Die jüdische Bevölkerung Wiens er- and major increase in anti-Semitic at- reicht mit 201.513 Personen den Höchst- tacks. stand. 1924/25: Der jüdische Sportverein „Hakoah“ wird österreichischer Fußballmeister. 1925: Der „XIV. Zionistische Weltkon- gress“ findet in Wien statt. In der Stadt kommt es zu Demonstrationen und anti- semitischen Ausschreitungen. Stoff („Judensterne“), 1941 Textiles Material zur 1933: Adolf Hitler wird Reichskanzler in Kennzeichnung von Juden Deutschland, zahlreiche Jüdinnen und Cloth (“Jewish stars”), 1941 Identification cloth to be © JMW Juden flüchten nach Wien. Errichtung worn by Jews des austrofaschistischen Regimes unter Engelbert Dollfuß in Österreich. 1934: Engelbert Dollfuß wird von Natio- Die Schoa nalsozialisten ermordet. 1936: Unterzeichnung des „Juliabkom- The Shoah mens“ mit NS-Deutschland, die Amnestie für die österreichischen Nationalsozialis- Mit der Annexion Österreichs durch das The annexation of Austria by Nazi Ger- ten führt zu einem starken Anstieg anti- nationalsozialistische Deutschland be- many was followed by the large-scale ex- semitischer Übergriffe. ginnt auch hier die massive Verfolgung pulsion and murder of the Jewish popula- und in der Folge die Vertreibung und Er- tion. mordung der jüdischen Bevölkerung. March 12, 1938: Entry of German troops © JMW/David Peters 12. März 1938: Einmarsch deutscher into Austria. That same night Jewish Truppen in Österreich. In der Nacht nach apartments and businesses were raided dem Einmarsch kommt es bereits zu and looted. 28 29
privaten Raubzügen in jüdischen Woh- March to June 1938: Pogrom-like anti- Restitution und Wiedergutmachung nungen und Geschäften. Jewish riots, first deportations to Dachau März bis Juni 1938: Pogromartige anti- concentration camp, introduction of the Restitution and compensation jüdische Ausschreitungen, erste Depor- Nuremberg Race Laws. Official emigra- tationen in das Konzentrationslager tion became possible after the IKG began Die nach 1945 lange Zeit halbherzig ver- The halfhearted and drawn-out resolution Dachau, Einführung der Nürnberger Ras- to function again under the control of folgte Frage, wie mit den offenen Forde- of claims by victims of Nazi persecution sengesetze. Nach Wiederaufnahme der Adolf Eichmann. rungen der Opfer des NS-Regimes umzu- after 1945 was revisited at various levels Amtstätigkeit der Kultusgemeinde unter Summer/fall 1938: Numerous discrimina- gehen sei, wurde in den 1990er Jahren auf in the 1990s. The Historical Commission der Kontrolle von Adolf Eichmann wird tory decrees and regulations, such as the verschiedensten Ebenen in Angriff ge- established in 1998 created a framework eine offizielle Auswanderung möglich. obligation to include the first name Sara nommen: Mit dem Einsatz der Historiker- for comprehensive investigation of the Sommer/Herbst 1938: Zahlreiche diskri- or Israel and the ban on entering public kommission 1998 wurde endlich eine wis- grounds for restitution of confiscated minierende Erlässe und Verordnungen parks. Expropriation (Aryanization) and senschaftlich fundierte und umfassende Jewish assets in all areas of business and wie z. B. die Verpflichtung, die Vornamen closure of many businesses. Aufbereitung der Grundlagen für eine society, and provenance research was car- „Sara“ und „Israel“ anzunehmen, oder das November 9/10, 1938: November Pogrom: Restitution enteigneten jüdischen Ver- ried out for the first time on a large scale Verbot, öffentliche Parkanlagen zu betre- devastation or setting on fire of all Vien- mögens in allen Bereichen der Wirtschaft in public institutions (museums, etc.). ten. Enteignung („Arisierung“) und Schlie- nese synagogues and prayer houses; ar- und Gesellschaft geschaffen, öffentliche ßung vieler Geschäfte. rest of 6,547 Jews. Institutionen (Museen etc.) wurden 9./10. November 1938: Novemberpo- By May 1939: Around 100,000 Jews left erstmals auf breiter Basis angewiesen, grom – Devastierung oder Inbrandset- the territory of former Austria. Provenienzforschung zu betreiben. Am zung aller Wiener Synagogen und Bet- October 1941: Start of mass deportations 17. Jänner 2001 verpflichtete sich die Re- häuser. Festnahme von 6.547 Jüdinnen from Vienna. By the end of 1942 there publik Österreich im „Washingtoner Ab- und Juden. were only 8,102 Jews left in Vienna. A kommen“, nicht oder nur unvollständig Bis Mai 1939: Rund 100.000 Jüdinnen total of 65,459 Austrian Jews were mur- abgegoltene Vermögensverluste aus der und Juden haben das Gebiet des ehema- dered in various extermination and con- NS-Zeit abzugelten. Mit dem Entschä- ligen Österreich verlassen. centration camps. Only 5,816 survived to digungsfondsgesetz wurde 2001 ein Oktober 1941: Beginn der Massendepor- see Austria liberated. allgemeiner Entschädigungsfonds zur tationen aus Wien. Zum Jahresende 1942 gibt es hier nur noch 8.102 Jüdinnen und Juden. 65.459 österreichische Jüdinnen Gewista-Plakat-Kampa- und Juden werden in verschiedenen Ver- gne anlässlich des Resti- nichtungs- und Konzentrationslagern er- tutionsverfahrens Adele Bloch-Bauer, Wien 2006 mordet. Nur 5.816 erleben die Befreiung Gewista poster campaign in Österreich. run to coincide with the restitution process for © Gewista Klimt’s Portrait of Adele Bloch-Bauer, Vienna 2006 30 31
umfassenden Lösung offener Fragen der Through the Washington Agreement of Der zeitliche Rahmen von zu restituieren- include confiscations throughout the area Entschädigung von Opfern des National- January 17, 2001, the Republic of Austria un- den Kunstgegenständen wurde auf den of Nazi territorial dominion, i.e. also out- sozialismus geschaffen. Für die Abwick- dertook to deal with the question of confis- Zeitraum von 1933 bis 1946 ausgeweitet side present-day Austria. Since 1999 the lung der Entschädigungsforderungen ist cated assets from the Nazi era that had not (davor 1938 bis 1945). Räumlich erstreckt provenance of over 100,000 objects in the der „Nationalfonds der Republik Öster- been properly compensated. The Compen- sich der Anwendungsbereich damit nun- City of Vienna’s collections has been in- reich für Opfer des Nationalsozialismus“ sation Fund Act of 2001 provided for the es- mehr auf sämtliche Entziehungen im NS- vestigated, and around 5,500 objects from zuständig. Auf der Website des National- tablishment of a general compensation Herrschaftsgebiet – also auch auf außer- sixty collections returned to their legal fonds (www.nationalfonds.org) sind alle fund for the comprehensive settlement of halb des heutigen Österreich entzogene owners. The IKG also has its own restitu- Hintergrundinformationen, Informati- unresolved claims by victims of Nazism. The Kunstgegenstände. Seit 1999 wurden von tion department offering a comprehen- onsdatenbanken und Rechtsgrundlagen National Fund of the Republic of Austria for den Sammlungen der Stadt Wien mehr sive survey of the topic and service infor- zu finden. Victims of National Socialism was set up to als 100.000 Objekte auf ihre Provenienz mation (www.restitution.or.at). Aber nicht nur auf nationaler Ebene, deal with compensation claims. The Nation- untersucht und rund 5.500 Objekte aus The City of Vienna has offered compen- sondern auch im Bereich der Wiener al Fund website (www.nationalfonds.org) 60 Sammlungen an ihre rechtmäßigen sation in the form, for example, of the re- Stadtverwaltung gibt es verschiedene contains background information, data- EigentümerInnen restituiert. Auch die turn of the Hakoah sports ground, art resti- Maßnahmen zur Entschädigung. Diese bases and the legal framework. Israelitische Kultusgemeinde (IKG) ver- tution, and nationwide measures and wel- Entschädigungen umfassen Liegen- Compensation measures were intro- fügt über eine eigene Abteilung für fare payments to victims of Nazi persecu- schaften wie auch Kunstgegenstände. duced not only at the national level but Restitutionsangelegenheiten, die einen tion. As a replacement for the site confis- Auf ihrer Website stellt die Stadt Wien In- also within the Vienna city council. This umfassenden Überblick zum Thema cated by the Nazis, Hakoah was given a formationen zur Verfügung, die umfang- compensation covers both real estate and und auch Serviceinformationen bietet 19,500 m² plot next to Ernst Happel Sta- reich die Initiativen Wiens im Bereich der artworks. The city of Vienna website pro- (www.restitution.or.at). dium whose construction was funded Restitution dokumentieren und darüber vides information on the city’s restitution Es erfolgen Entschädigungen durch equally by the government and the city of hinaus auch eine Servicefunktion für Be- activities and also fulfills a service die Stadt Wien, wie die Rückgabe des Ha- Vienna. The Zwi Perez Chajes School and troffene erfüllen sollen. Besonders bei function for those affected, helping with koah-Sportplatzes, sowie im Bereich der the Maimonides Center moved to neigh- der internationalen Erbensuche soll die the often difficult international search Kunstrestitution und durch bundesweite boring sites in 2008 and 2009, respectively. oft schwierige Suche nach Geschädigten for claimants and their descendants Maßnahmen und Sozialleistungen für und deren Nachkommen erleichtert (www.wien.gv.at/verwaltung/restitution). NS-Opfer. Als Ersatz für das von den Na- werden (www.wien.gv.at/verwaltung/ Following up from the amendment to tionalsozialisten geraubte Areal wurde restitution). the federal Art Restitution Act, the city der Hakoah ein 19.500 m² großes Grund- In Anlehnung an die auf Bundesebene council decided on April 29, 2011, to expand stück beim Ernst-Happel-Stadion über- durchgeführte Novelle des Kunstrückga- the provisions regarding the return of art geben, dessen Umbau vom Bund und der begesetzes wurde mit Gemeinderatsbe- and cultural objects from the City of Vi- Stadt Wien zu gleichen Teilen unterstützt schluss vom 29.4.2011 die Erweiterung enna’s collections. The period for restitu- wurde. 2008 wurde auch die „Zwi-Perez- der Bestimmungen zur Rückgabe von tion was extended backwards from 1938 to Chajes-Schule“ und 2009 das „Maimoni- Kunst- und Kulturgegenständen aus den 1933 and forwards from 1945 to 1946, and des-Zentrum“ auf benachbarten Grund- Sammlungen der Stadt Wien beschlossen. the geographical limits were extended to stücken ihrer Bestimmung übergeben. 32 33
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