Die Welt am Campus Vetmeduni Vienna international 01 2014 - Veterinärmedizinische Universität Wien
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01 2014 Zeitschrift der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Gesellschaft der Freunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien Die Welt am Campus Vetmeduni Vienna international ab Seite 16 P.b.b. - Verlagspostamt A-1210 Wien - PTA Zul.-Nr. 02Z031513M DEN KRANKHEITEN VON TIER Seite 6 UND MENSCH AUF DER SPUR Professor Lukas Kenner Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna MIT DER MAUS DEN Seite 8 MENSCHEN ERKLÄREN Professor Richard Moriggl JANE GOODALL Seite 12 Die Schimpansenforscherin auf Besuch in Wien
Inhalt Ausgabe 01 I 2014 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Foto: © Michael Mach Wie ein Grashalm die Welt veränderte Vizerektor Otto Doblhoff-Dier Kurzmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Seite 12 Die Schimpansenforscherin Den Krankheiten von Tier und Mensch Jane Goodall auf Besuch in auf der Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Wien. Professor Lukas Kenner Mit der Maus den Menschen erklären . . . . 8 Professor Richard Moriggl Streiflichter Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Wie ein Grashalm die Welt veränderte . . 12 Jane Goodall über ihr bewegtes Leben Seite 16 Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna "Melting pot" Vetmeduni Streiflichter Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Vienna. Hier treffen zahlreiche Nationen und Kulturen Die Welt am Campus . . . . . . . . . . . . . . . 16 aufeinander. Und von hier World Wide Vet gehen viele hinaus in die Welt. Ein Schwerpunkt zu den Von Pferden und Nashörnern . . . . . . . . 18 internationalen Aktivitäten der Studierende der Veterinörmedizin auf Universität. Auslandspraktikum Die Welt am Campus Hinaus in die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 SCHWERPUNKTTHEMA AbsolventInnen der Vertmeduni Vienna machen international Karriere Präsent in den internationalen Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Seite 30 Mit der Welt kommunizieren Teil 2: Kolik und Foto: © zuzule/fotolia.com Geburtskomplikationen Hörsaal-Tausch . . . . . . . . . . . . 22 Lehrende weltweit unterwegs Lästig oder gefährlich? . . . . . . . . . . . . 24 Erste Hilfe für Pferde Invasive Stechmückenarten im Fokus eines internationalen Forschungsprojekts Karriereschub Ausland . . . . . . . . . . . . . . . 26 IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Veterinärmedizinische Universität Wien Interview mit der FWF-Präsidentin und Gesellschaft der Freunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien Pascale Ehrenfreund 1210 Wien, Veterinärplatz 1, T: +43 1 25077 - 0, www.vetmeduni.ac.at Das VetmedMagazin ist die offizielle Zeitschrift der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Thema- Schwein haben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 tische Schwerpunkte sind in erster Linie die universitären Bereiche Forschung, Lehre und Dienstleistung Schweinemedizin zwischen Tiergesundheit und sowie andere veterinärmedizinisch bzw. gesellschaftlich relevante Themen. Für namentlich gekenn- Wirtschaftlichkeit zeichnete Beiträge sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Verantwortliche Redakteurin: Doris Sallaberger PEFC zertifiziert Ein Fall aus den Universitätskliniken . . . . 29 Redaktionelle Koordination: Heike Hochhauser Dieses Produkt stammt MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Sonja Burger, Susanna aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, Recycling und Erste Hilfe für Pferde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Kautschitsch, Felizitas Steindl kontrollierten Quellen. Teil 2: Kolik und Geburtskomplikationen PEFC/06-39-03 www.pefc.at Anzeigen: Veterinärmedizinische Universität Wien, Public Relations, 1210 Wien, Veterinärplatz 1, T: +43 1 25077 - 1152, Buchtipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 public.relations@vetmeduni.ac.at Layout: mediadesign, Bachgasse 1, 3730 Burgschleinitz, Rätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 T: +43 2984 23 149, F: 14, office@mediadesign.at, mediadesign.at Druck: Druckerei Janetschek GmbH, Brunfeldstraße 2 Forschung auf DIN A0 . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3860 Heidenreichstein, T: +43 2862 522 78 11, office@janetschek.at, www.janetschek.at Posterbewerb der Vetmeduni Vienna Erscheinungsart: Das VetmedMagazin erscheint viermal jährlich. Abgabe gratis. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. Events . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Kontakt: public.relations@vetmeduni.ac.at Akademische Feiern . . . . . . . . . . . . . . 38 http://twitter.com/vetmedunivienna www.facebook.at/vetmeduni.vienna (@VetmeduniVienna) Ankündigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2
Grenzenlos studieren und forschen Koffer packen und ab in den Flieger – was wie der Slogan eines Reise- büros klingt, ist für WissenschafterInnen oft einer der ersten Schritte in Richtung internationale Forschungskarriere. Für die meisten Studierenden ist es selbstverständlich, ein Semester ihres Studiums oder später in ihrer Karriere mehrjährige Forschungs- aufenthalte im Ausland zu verbringen. Eine Reihe von etablierten Mobilitätsprogrammen auf nationaler wie eu- ropäischer Ebene unterstützen Forschende wie Studierende bei der Verwirklichung ihrer Aus- landspläne. Somit ist es nicht weiter verwunder- lich, dass ForscherInnen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen überdurchschnittlich mobil sind. Dabei stellt sich die Frage, wie attraktiv ein Land oder eine Universität ist und wodurch Forscher- Innen angezogen werden. In einer 2013 veröf- fentlichten Studie des Österreichischen Instituts Foto: © Vetmeduni Vienna / Beranek für Wirtschaftsforschung (WIFO) wurden mehr als 10.000 Forschende weltweit in unterschiedlichen Karrierestufen befragt. Österreich schneidet bei der Attraktivität für ForscherInnen durchschnitt- lich ab und liegt im europäischen Mittelfeld gleichauf mit Deutschland oder Frankreich. Im Ländervergleich liegen die USA an der Spitze, in Europa führen Länder wie Schweden, Groß- britannien, Niederlande und die Schweiz. Laut Studie sind Faktoren wie die Aussicht auf eine möglichst durchgän- gige Karriereperspektive, die Qualität der FachkollegInnen und die Autonomie der Forschung, gefolgt vom Gehalt und der Verfügbarkeit von Drittmitteln für JungwissenschafterInnen bei der Wahl der For- schungsstätte entscheidend. „Die Vetmeduni Vienna engagiert Aufgrund der Tatsache, dass die Vetmeduni sich für eine starke Mobilität und Vienna die einzige veterinärmedizinische versucht den internationalen Universität in Österreich ist, zählt eine inter- Austausch zu fördern.“ nationale Ausrichtung und Vernetzung in Forschung und Lehre als Selbstverständlichkeit. Die Vetmeduni Vienna engagiert sich daher für eine starke Mobilität und versucht den internationalen Austausch von Forschenden und Lehrenden umfassend zu fördern. Als zentrale Anlaufstellen dienen dabei das Büro für Internationale Beziehungen (BIB) und das Büro für Forschungsförderung und Innovation (FFI). Geboten werden indivi- duelle Beratung, finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Abwick- lung von Förderprogrammen. Die Mobilitätszahlen der Studierenden können sich sehen lassen: Knapp 60 Prozent unserer Studierenden absolvieren bereits jetzt ihre Praktika bzw. Teile ihres Studiums im Ausland. Mit dem „Mobilitätsfenster“ im neuen Studienplan werden wohl noch öfters die Koffer gepackt werden. Auslandsaufenthalte sind keine Garantie für attraktive Karrieren aber ein enorm wichtiger Grundstein dafür. Ihr Otto Doblhoff-Dier Vizerektor für Forschung und internationale Beziehungen 3
Kurzmeldungen s g e z ei chne t & A u Aktuell Wissenschaftsbeirat verabschiedet Parasitologin Ondrovics ausgezeichnet Hans Lutz Martina Ondrovics, PhD- Foto: © privat Studentin am Institut für Der Wissenschaftliche Beirat der Vetmeduni Vienna unterstützt Parasitologie der Vetmedu- die Universität bei der Qualitätssicherung in der Forschung. ni Vienna, erhielt im Novem- Seine Mitglieder, ausgewiesene ExpertInnen der Veterinär- ber 2013 den Junior Award medizin, wechseln nach dem Rotationsprinzip. Die Funkti- der Österreichischen Gesell- onsperiode von Hans Lutz von der Universität Zürich lief Ende schaft für Tropenmedizin, 2013 aus. n Parasitologie und Migra- tionsmedizin (ÖGTPM) für Foto: © Frauke Lejeune/Vetmeduni Vienna ihre Forschungsarbeit. Die Parasitologin beschäftigt sich darin mit dem Darmpa- rasiten Oesophagostomum dentatum, der in Nutztier- beständen erhebliche wirt- schaftliche Schäden auslö- sen kann. n 1. Platz beim Junior Award für Martina Ondrovics Award of Excellence für Reutner Das Wissenschaftsministerium zeichnete im Dezember 2013 insgesamt 40 junge WissenschafterInnen für ihre herausra- Hans Lutz wird verabschiedet. (v.l.: Frauke Ohl, Hans Lutz, Reinhold Carle, genden Dissertationen mit dem Award of Excellence aus. An Jürgen Dämmgen, Gerhard Breves, Claudia Reusch) der Vetmeduni Vienna erhielt Katharina Reutner vom Institut für Immunologie den mit 2.500 Euro dotierten Preis für ihre PhD-Arbeit über das Foto: © Willy Haslinger Immunsystem bei Schweinen. n Foto: © privat Agrarinformatikpreis 2014 Beate Pinior, Universitätsassistentin am In- stitut für Öffentliches Veterinärwesen der Vetmeduni Vienna, wurde für ihre Disser- tation mit dem Nachwuchsförderpreis der deutschen Gesellschaft für Informatik in der Agrar- und Ernährungswissenschaft ausgezeichnet. In ihrer Arbeit zeigt Pinior, wie mathema- tische Modelle und Optimierungsalgo- rithmen angewendet werden können, um Milchwarenketten gegen unbewusste und Agrarwissenschafterin Beate Pinior vom bewusste Kontaminationen zu sichern. n Institut für Öffentliches Veterinärwesen 4
Ausgabe 01 I 2014 Karin und Erich Möstl in Ruhestand Fotos (2): Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna Mit Jahresende 2013 ging das ProfessorInnen- Ehepaar Karin und Erich Möstl in den Ruhestand. Die Virologin und der Biochemiker kamen beide 1971 für das Studium der Veterinärmedizin an die Vetmeduni Vienna und hielten der Universität ihre gesamte be- rufliche Laufbahn lang die Treue. Karin Möstl begann nach dem Doktorat als Universitätsassisten- tin am Institut für Virologie, wo sie sich 1991 habilitierte und 1997 den Berufstitel Außeror- dentliche Professorin erhielt. Neben ihrer Lehrtätigkeit war die Ao. Univ.-Prof. Erich Möstl Virologin auch Vorständin des Instituts für Virologie und für zwei Jahre Vizerektorin für Lehre. Erich Möstl beschritt ebenfalls einen klas- sischen universitären Karriereweg, vom Erratum Ao. Univ.-Prof. Universitätsassistenten, zum habilitierten Karin Möstl Manche Formulierungen im Schwerpunkt- Universitätsdozenten im Fach Biochemie (1987) bis zur Ver- teil des VetmedMagazins 04/2013 haben leihung des Berufstitels Außerordentlicher Professor (1997). zu Missverständnissen geführt. Wir hal- Von 1997 bis 2006 war Erich Möstl außerdem als Vizerektor ten hier nochmals fest: Die Betriebsleitung für Organisations- und Personalentwicklung und Ressour- des Schweinebetriebs am Hof Medau des cenplanung tätig. n Lehr-und Forschungsguts der Vetmeduni Vienna liegt bei Til Utermann, die tierärzt- liche Leitung hat Doris Verhovsek über. Auf Seite 25 haben wir die Klauenpflege beim Rind am Hof Kremesberg „mit der Kreissäge“ beschrieben, tatsächlich wird aber ein Klauenschleifgerät eingesetzt. Wir bedauern. n Foto: © Georges Schneider/Vetmeduni Vienna Minister Stöger überreicht Tierschutzgütesiegel Seit einem Jahr bietet die Veterinärmedizinische Universität Wien die Prüfung zur „tierschutzqualifizierten Hundetrainerin“ bzw. zum „tierschutzqualifizierten Hunde- trainer“ an. Anfang Februar zeichnete Gesundheitsminister Alois Stöger gemeinsam mit Rektorin Sonja Hammerschmid die ersten 54 AbsolventInnen aus. Diese haben vor einer unabhängigen Prüfkommission gezeigt, dass sie ausschließlich nach dem Prinzip der positiven Verstärkung trainieren und über den aktuellen Stand der Wissenschaft, rechtliche Grundlagen und ethische Erwägungen im Hundetraining Bescheid wissen. Das Gütesiegel basiert auf einer Verordnung des Gesundheits- ministeriums und wird vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna vergeben. n Brigitta Neudorfer ist eine der ersten tierschutzqualifizierten HundetrainerInnen Österreichs (Im Bild v.l.: Gesundheitsminister Alois Stöger, Trainerin Brigitta Neudorfer mit ihrem Golden Retriever, Rektorin Sonja Hammerschmid) 5
Porträt Den Krankheiten von Tier und Mensch auf der Spur Foto: ©Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna Lukas Kenner ist seit Anfang Februar 2014 Professor für Labortierpathologie an der Vetmeduni Vienna Lukas Kenner, Humanmediziner und habilitierter Pathologe, ist seit Februar Professor für Labortierpathologie an der Vetmeduni Vienna. Seine Faszination für „schaurig-schöne Zellstrukturen“ wird er nun auch mit den VeterinärpathologInnen und KrebsforscherInnen am Campus teilen. K onzentriert hinter dem Mikroskop – so verbringt Lukas Ken- ner einen Großteil seiner Arbeitszeit. Die Kommunikation mit KollegInnen und das Vernetzen der verschiedenen Fachrich- Musik ist aber immer noch eine meiner großen Leidenschaften“, fügt Kenner hinzu. tungen ist für den Pathologen aber ein ebenso wichtiger Teil seiner „Als Pathologe geht es auch um Tätigkeit. das Erkennen von Zusammenhängen.“ Der beinahe Musiker Im Jahr 2001 habilitierte Kenner sich in Graz und erhielt die Lehr- Kenner studierte Humanmedizin an der Universität Graz und be- befugnis für Pathologie und Molekulare Pathologie. „Als Patho- gann ebendort seine wissenschaftliche Karriere am Institut für loge geht es auch um das Erkennen von Zusammenhängen. Die Pathologie. Fast wäre er Musiker geworden, erzählt der Krebsfor- Analyse der Einzelheiten reicht nicht aus, um ein komplettes Bild scher. Neben dem Medizinstudium studierte er Violine im Konzert- einer Krankheit entstehen zu lassen.“ Kenner wechselte bald ans fach. Gleichzeitig wurde ihm dann eine Assistentenstelle in der Institut für Molekulare Pathologie nach Wien, wo er das histolo- Pathologie in Graz angeboten. „Da konnte ich nicht nein sagen gische Labor leitete. Gemeinsam mit Richard Moriggl gründete er und bin letztendlich in der Wissenschaft hängen geblieben. Die 2005 das Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung (LBI-CR). 6
Ausgabe 01 I 2014 Krebs im Molekularmaßstab studieren verschwindet, passiert nicht alle Tage. Ein Krebsmedikament führt Die zwei großen Forschungsschwerpunkte Kenners sind das häufig zur Lebensverlängerung oder zur Verbesserung der Lebens- Prostatakarzinom und der Lymphdrüsenkrebs. Zur Erforschung qualität. Ein Erfolg in dieser Form ist tatsächlich etwas Besonderes.“ des Prostatakarzinoms entwickelte Kenner gemeinsam mit Kolle- 2013 wurde Kenner für diesen Erfolg mit dem internationalen gInnen ein transgenes Mausmodell, an der die bösartige Erkran- Forschungspreis der „Central European Society for Anticancer Drug kung im molekularen Maßstab studiert werden Research“ (CESAR) ausgezeichnet. Die Anwen- kann. Das Interesse für die Lymphomforschung dung dieser neuen Therapie ist bisher noch „... dass so ein Tumor einfach entstand während eines Forschungsaufent- nicht allgemein zugelassen. verschwindet, passiert nicht haltes an der Freien Universität Berlin. Damals alle Tage ...“ beschäftigte sich Kenner erstmals mit dem „Ich übersetze sozusagen die Ergebnisse aus Transkriptionsfaktor AP-1 in Lymphknoten, der den Mäusen in für den Menschen relevante das Wachstum der Zellen kontrolliert. Im Detail arbeitete Kenner Ergebnisse. Diese Expertise möchte ich an der Vetmeduni Vienna dann in Wien am anaplastischen großzelligen Lymphom (ALCL). auch anderen Arbeitsgruppen zur Verfügung stellen.“ Diese bösartige Form des Non-Hodgkin Lymphoms versuchte Ken- ner in der Maus zu behandeln. Dies gelang ihm auch und führte Die Arbeit eines Labortierpathologen letztlich zu einem seiner bisher größten wissenschaftlichen aber Um ein Tier und seine Erkrankungen in allen Aspekten zu analysie- auch persönlichen Erfolge. ren, arbeitet Kenner zuerst makroskopisch, also mit freiem Auge und ohne Mikroskop. Danach geht es weiter mit der feingeweb- Junger Patient geheilt lichen Untersuchung. Gewebe werden angefärbt und so einzelne Vor mittlerweile drei Jahren lag ein 27-jähriger Patient aufgrund Zellsysteme sichtbar gemacht. Zellstrukturen können auch mit eines austherapierten ALCL auf der Intensivstation des AKH Wien Antikörpern markiert und so von anderen Zellarten unterschie- im Sterben. Kenner hatte bereits erfolgreich Mäuse, die an ALCL den werden. Mittels einer Software, die die österreichische Firma litten, mit dem Medikament Imatinib behandelt und versuchte nun TissueGnostics mit Unterstützung von Kenners Gruppe entwickelt gemeinsam mit dem behandelnden Arzt das Leben des jungen hat, können auch einzelne Proteine und andere Moleküle wie DNA Patienten zu retten. Imatinib ist bis heute nur für die chronisch my- und RNA genau quantifiziert werden. eloische Leukämie (CML) und andere seltene Tumore zugelassen. Mit Zustimmung der Ethikkommission durften die ExpertInnen Faszination unter dem Mikroskop es bei dem jungen Patienten einsetzen und tatsächlich ging es Die verschiedenen Farben und Formen, die Kenner täglich im Mi- diesem nach einigen Tagen schon wesentlich besser. Innerhalb kroskop und am Bildschirm zu sehen bekommt, haben auch einen von nur zehn Tagen war er sogar tumorfrei. „Mittlerweile hat der ästhetischen Reiz für den Wissenschafter. „Gerade bei Tumoren ent- damalige Patient sein Medizinstudium beendet und ist derzeit auf stehen oft schaurig-schöne Strukturen, die nicht normal und ganz Weltreise“, erzählt Kenner mit einem Lächeln im Gesicht. „Diese neu sind. Diese Farben und Formen üben eine große Faszination Geschichte war für mich sehr ergreifend. Dass so ein Tumor einfach auf mich aus. Sie besitzen eine eigene Schönheit.“ n Foto: © Lukas Kenner Die Brückenbauer Die neuen Professoren Lukas Kenner und Richard Moriggl (siehe Porträt Seite 8) haben an der Vetmeduni Vienna ein so genanntes “Double Appointment“, also eine Doppelpro- fessur, gemeinsam mit der MedUni Wien. Die Professuren wurden im Rahmen des Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung (LBI-CR) geschaffen. Moriggl ist Direktor und Kenner der stellvertretende Direktor des LBI-CR. Örtlich werden die beiden zu jeweils einem Drittel am Campus der Vetmeduni Vienna tätig sein. Zu zwei Dritteln werden sie am Ludwig Boltzmann Institut und an der Medizinischen Universität Wien ihren Forschungs- und Lehrauftrag wahr- nehmen. Die beiden Forscher nehmen eine Brückenfunktion zwischen Human- und Veterinärmedizin ein. Gemeinsame Forschungsprojekte haben die beiden Krebsexperten im Bereich Lungen-, Darm-, Brust- und Prostatakrebs, sowie Sarkome, Lymphome und Blutkrebsarten. n Veranstaltungshinweis Ihre Antrittsvorlesungen halten Lukas Kenner und Richard Moriggl am 29. April 2014 ab 14:00 Uhr im Festsaal der Vetmeduni Vienna. Weitere Informationen: www.vetmeduni.ac.at/veranstaltungen Der Schnitt durch eine Prostata. Färbung der verschiedenen Zellen mit Antikörpern. In gelb sind Keratinfilamente zu sehen, blau sind die Zellkerne 7
Porträt Fotos (2): © Heike Hochhauser/Vetmeduni Vienna Mit der Maus den Menschen erklären Seit Februar hat Richard Moriggl die neue Professur für Translationale Methoden der Krebsforschung an der Vetmeduni Vienna inne. Seine Modelltiere sind Mäuse. Mit Hilfe der Nager erklärt der Molekularbiologe, wie Krankheiten im Menschen funktionieren und wie man diese therapieren könnte. Richard Moriggl ist seit Anfang Februar 2014 Professor für Trans- lationale Methoden der Krebsforschung an der Vetmeduni Vienna R ichard Moriggl kommt ursprünglich aus Freilassing in Bayern. Der Weg nach Österreich ist nur ein kurzer: „Man steiger und Skifahrer. Er verbringt seine freie Zeit gerne in bergigen Regionen beim Wandern oder in der Kletterhalle. Vienna übersiedeln werden. Das neue La- bor von Richard Moriggl wird im Institut für Tierzucht und Genetik untergebracht sein. kann von dort aus zu Fuß nach Österrei- ch“, erzählt er. Letztendlich wählte Moriggl Seinen sportlichen Ehrgeiz kanalisierte Mo- „Wir testen Therapieformen aber den längeren Weg über die USA und riggl später in der Wissenschaft. Als studier- gegen menschliche zog erst im Jahr 2000 nach Wien. Seitdem ter Verfahrenstechniker hängte er noch das Krebserkrankungen auf Basis ist Moriggl in Österreich erfolgreich als Studium der Zellbiologie, Genetik und Mo- unserer Mausmodelle.“ habilitierter Molekularbiologe und Krebs- lekularbiologie an der Universität Freiburg forscher tätig. an. Die Faszination der molekularen Welt Die zentralen Moleküle, an denen Moriggl hatte Moriggl früh gepackt. Es folgten eine mit seinem Labor forscht, sind neben JAK- „Ich habe in den Jahren meines Studiums Diplomarbeit in Straßburg, eine Doktorar- Kinasen vor allem STAT-Transkriptionsfak- und meiner Forschungsaufenthalte eine beit in der Schweiz und Deutschland und toren. Die Transkriptionsfaktoren STAT3 und exzellente Ausbildung erhalten, die ich ein Aufenthalt als Postdoc in den USA. Dort STAT5 stehen hier im Fokus, denn sie spie- weitergeben kann“, resümiert der zwei- traf der Wissenschafter auch seine spätere len bei der Entstehung von Krebserkran- fache Vater. Dabei war es für Moriggl nicht Frau, Veronika Sexl, mit der er schließlich kungen, in Immunzellen und im gesamten selbstverständlich, eine Forscherkarriere gemeinsam mit dem ersten Sohn nach Eu- Blutsystem eine wichtige Rolle. einzuschlagen. In seiner Familie waren ropa zurückkehrte. In Wien startete er dann wissenschaftliche Themen wenig gefragt. seine zweite Postdoc-Periode am Institut In erster Linie erforscht Moriggls Gruppe Das Hauptinteresse galt damals dem Sport. für Molekulare Pathologie (IMP). verschiedene Blutkrebsarten, Lymphome, Deshalb verbrachte Moriggl den Großteil bösartigen Hautkrebs, Leberkrebs, Darm- seiner Kindheit und Jugend mit Freun- „ Ich bin nur so gut wie meine krebs aber auch Stoffwechselerkrankungen, dinnen und Freunden auf dem Tennisplatz Gruppe.“ die zur Entstehung von Krebs beitragen.„Wir oder mit der Familie in den Bergen. Auch In Moriggls Gruppe arbeiten momentan vergleichen den Menschen mit der Maus heute noch ist er leidenschaftlicher Berg- zwölf Leute, die 2015 alle an die Vetmeduni und etablieren Modelle, die menschliche 8
Ausgabe 01 I 2014 Fotos (2): © Richard Moriggl Moriggls sportliche Leidenschaft gilt dem Klettern Die Maus als Modelltier Genetisch veränderte Mäuse dienen in der Krebsforschung als Modelltiere. Das abgebildete Tier wurde genetisch verändert und bildet die bösartige Tu- morerkrankung „Ewing‘s Sarkom“ nach. Die Behandlung der seltenen Kinder- krebsart kann so am Tier erprobt und genau studiert werden. Morig- gl entwickelte gemein- sam mit KollegInnen dieses Mausmodell, um die Krebserkrankung im komplexen Organis- mus zu verstehen. n Erkrankungen sehr genau widerspiegeln. Krebsforschung aus Überzeugung auf dem Vormarsch. Auch Lungenkrebs ist Dabei geht es nicht nur um Grundlagenfor- Laut Weltgesundheitsorganisation wer- nach wie vor ein großes Thema. Es besteht schung, wir testen auch ganz konkret Thera- den Krebserkrankungen in den nächsten also ein großer Bedarf an gut ausgebildeten pieformen gegen menschliche Krebserkran- Jahren etwa um 40 Prozent zunehmen, da WissenschafterInnen und wirksamen Thera- kungen“, so Moriggl. die Bevölkerung älter wird, die Umwelt- piemethoden in diesem Bereich. verschmutzung zunimmt, die Menschen Kollaborationen an der sich zu wenig bewegen, zu viel essen und Themen, die den Forscher für zukünftige Vetmeduni Vienna chronisch gestresst sind. „Der Körper ist ein Projekte brennend interessieren, sind Für Moriggl ist die Arbeit am Campus der komplexes System und Erkrankungen wie Krebserkrankungen des Magen-Darm- Vetmeduni Vienna nichts gänzlich Neues. Er Typ II-Diabetes, chronische Entzündungen Trakts und der Leber. Auf jeden Fall wird arbeitet seit Jahren mit einigen Forschen- oder auch Stress sind mit der komplexen Moriggl in den nächsten Jahren an der Vet- den aus dem Sonderforschungsbereich Erkrankung Krebs, die in mehr als 200 ver- meduni Vienna seine Expertise im Bereich JAK-STAT zusammen. schiedenen Formen auftreten kann, eng der Krebsforschung einbringen. „Welche verbunden. Mit unseren Mäusen können Themen es konkret sind, entwickelt sich Gemeinsam mit Professor Heinrich Kovar wir diese Komplexität nachstellen“, erklärt häufig spontan“, erklärt der Wissenschafter. von der St. Anna Kinderkrebsforschung Moriggl. und Professor Reinhold Erben vom Insti- Richard Moriggl ist seit 2003 an der Medi- tut für Physiologie und Pathophysiologie Stress macht krebskrank zinischen Universität Wien im Fach Mole- an der Vetmeduni Vienna entwickelte und Den Faktor Stress hat Moriggl bereits in ei- kularbiologie habilitiert. 2005 gründete er analysierte Moriggl ein Mausmodell, das nigen Studien untersucht und gezeigt, dass gemeinsam mit KollegInnen das Ludwig eine seltene Tumorerkrankung bei Kindern, Tiere mit sehr hohem Stresshormonpegel Boltzmann Institut für Krebsforschung das Ewing‘s Sarkom, nachbildet. Die For- aggressive Formen von Leberkrebserkran- (LBI-CR) und leitet dieses seither. Er ist schenden studieren diese Knochenkrebs- kungen ausbilden. Krebserkrankungen der nun im Rahmen einer Ludwig Boltzmann art auf molekularer Ebene an der Maus nun Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre und der Stiftungsprofessur an der Veterinärmedi- ganz genau. Haut sind laut Weltgesundheitsorganisation zinischen Universität Wien engagiert. n 9
Forschung ei f li ch t er Str Foto: © tom/Fotolia.com Fo r s c h un g m ander/Fotolia.co Foto: © NiDerL Lemuren vom Aussterben bedroht Wölfe lernen besser von ihren Lemuren leben ausschließlich auf Madagaskar. Da die Wälder auf der Artgenossen als Hunde Insel stetig schrumpfen, ist auch der Lebensraum dieser Halbaffen ge- fährdet. In einem Artikel im renommierten Journal Science erklären Ex- Die Verhaltensforscherinnen Friederike Range und Zsófia pertInnen, wie das Überleben der Lemuren gesichert werden kann. Der Virányi von der Abteilung für Vergleichende Kognitions- Plan enthält Naturschutzstrategien für die 30 wichtigsten Schutzgebiete forschung am Messerli Forschungsinstitut zeigten anhand zur Erhaltung der Lemuren und soll helfen, Spenden für verschiedene eines sozialen Lernversuchs, dass Wölfe wesentlich bes- Foto: © Peter Kaut Foto: ©Russel Mittermeier Wölfe beobachten genauer als Hunde. ser abschneiden als Hunde. In ihrem Experiment muss- ten Wölfe wie Hunde ihre jeweiligen Artgenossen beim Öffnen einer Box beobachten. Anschließend öffneten Eine Vertreterin der vom Aussterben bedrohten Lemuren auf Madagaskar – ein die Wölfe erfolgreich dieselbe Box. Unter den Hunden Kronenmaki-Weibchen schafften es lediglich 4 von 15 Tieren. Friederike Range interpretiert: „Wir gehen davon aus, dass die Beziehung Projekte zu sammeln. Co-Autorin Marni LaFleur vom Institut für Populati- zwischen Mensch und Hund ursprünglich aus der Koo- onsgenetik an der Vetmeduni Vienna betont: „Obwohl alle Lemuren auf peration zwischen den Wölfen untereinander resultiert. einer Insel leben, gibt es viele verschiedene Spezies. Diese Kombination Hunde haben diese angeborene soziale Fähigkeit zur Koo- aus Diversität und Einmaligkeit ist in keinem anderen Land zu finden.“ peration auf den Menschen ausgeweitet und akzeptieren LaFleur untersuchte gemeinsam mit KollegInnen die Lebensbedingun- ihn als Sozialpartner.“ n gen der vom Aussterben bedrohten Tiere. n RANGE F., VIRÁNYI Z. (2014): Wolves are better imitators of SCHWITZER C., MITTERMEIER R. A., JOHNSON S. E., DONATI G., IRWIN M., conspecifics than dogs. PLOS ONE PEACOCL H., RATSIMBAZAFY J., RAZAFINDRAMANANA J., LOUIS E. E.Jr., CHIKHI L., COLQUHOUN I. C., TINSMAN J., DOLCH R., LAFLEUR M., NASH S., PATEL E., RANDRIANAMBININA B., RASOLOFOHARIVELO T., WRIGHT P. C. (2014): Averting Lemur Extinctions amid Madagascar‘s Political Crisis. Science Policy Forum 10
Ausgabe 01 I 2014 Sonne macht Blutgefäße flexibler Druckverteilung am Hund Blindenführhunde sind über das Führge- Foto: © Herta Hochhauser schirr enormen Zugkräften ausgesetzt. PhysiotherapeutInnen und Bewegungs- analytikerInnen untersuchten verschie- dene Führgeschirre und zeigten, welches Geschirr am verträglichsten für Hund und HalterIn ist. Die Forschende fanden heraus, dass die rechte Unterseite des Hundebrust- korbs besonders belastet ist. „Blindenführ- hunde gehen ständig unter Zug und meist rechts vor dem blinden Menschen“, erklärt Tierphysiotherapeutin Barbara Bockstahler. Die Analysen zeigten, dass ein Blindenführ- hund bei der Arbeit einer Zugkraft von zehn Prozent seines eigenen Körpergewichts Höhensonne ermöglicht dem Sonnenlicht ist der wichtigste Faktor bei der Herstellung von Vitamin D ausgesetzt ist. „Blindenführhund und Halter Körper auch im Win- im Körper. Den Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel und Erkran- oder Halterin sollten gut zusammenpassen. ter die Produktion kungen des Herz-Kreislaufsystems entschlüsselte nun ein Forschungs- Nicht nur charakterlich, sondern auch in ih- von Vitamin D. team der Vetmeduni Vienna. Vitamin D reguliert nämlich die Elastizität Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna der Blutgefäße und so auch die Blutdruckamplitude. Molekularbiologin Olena Andrukhova und Humanmedizinerin Svetlana Slavic, beide vom Institut für Physiologie, Pathophysiologie und Biophysik, fanden heraus, dass Vitamin D die Herstellung des Enzyms eNOS (endotheliale Stickstoff- monoxid-Synthase) verstärkt. Dieses Enzym wird in der innersten Schicht der Blutgefäße, dem Endothel, gebildet und ist entscheidend für die Re- gulation des Blutdrucks. Das Enzym produziert nämlich Stickstoffmonoxid (NO), einen wichtigen Faktor für die Entspannung der glatten Muskulatur in den Blutgefäßen. Wird zu wenig NO gebildet, werden die Gefäße immer unflexibler. n ANDRUKHOVA O., SLAVIC S., ZEITZ U., RIESEN S. C., HEPPELMANN M. S., AMBRISKO T. D., MARKOVIC M., KUEBLER W. M., ERBEN R. G. (2014): Vitamin D Is a Regulator of Endothelial Nitric Oxide Synthase and Ar- terial Stiffness in Mice. MolecularEndocrinology Ein gut sitzendes Führgeschirr ist für das Wohlbefinden von Blindenführhunden enorm wichtig. Drum prüfe, wer sich ewig bindet rer Körpergröße und Ergonomie. Flexible Forschende vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Vetmed- und verstellbare Führgeschirre, beispiels- uni Vienna fanden heraus, dass die Partnerwahl bei Mäusen das Überleben der Nachkommen weise mit größenverstellbaren Teleskopbü- beeinflusst. Ein Forschungsteam um Dustin Penn testete an wilden Hausmäusen (Mus musculus geln, sind ideal“, erklärt Erstautor Christian musculus), ob sich die Vorliebe für einen bestimmten Partner auf das Überleben der Nachkommen Peham von der Klinischen Abteilung für nach einer Infektion auswirkt. Das Ergebnis war eindeutig. Nachkommen aus Verpaarungen, bei Pferdechirurgie. n denen die Weibchen ihre Partner frei wählten, konnten besser mit einer Salmonellen-Infektion umgehen als Nachkommen aus Verbindungen ohne freie Partnerwahl. Außerdem waren die PEHAM C., LIMBECK S., GALLA K., BOCKSTAH- Würfe der Weibchen, die sich mit dem bevorzugten Männchen paarten, durchschnittlich grö- LER B. (2013): Evaluation of the pressure ßer, als bei Weibchen, die sich mit nicht selbst gewählten Partnern fortpflanzten. Die Wahl des distribution under three different types of "richtigen" Sexualpartners wirkt sich also allgemein positiv auf den Fortpflanzungserfolg aus. n harnesses for guide dogs. Veterinary Journal RAVEH S., SUTALO S., THONHAUSER K. E., THOSS M., HETTYEY A., WINKELSER F., PENN D. J. (2014): Female partner preferences enhance offspring ability to survive an infection. BMC Evolutionary Biology uegl /Fotolia.com Foto: © Franz Pfl 11
Jane Goodall Wie ein Grashalm die Welt veränderte Foto: © Michael Mach Jane Goodall-Fans mussten geduldig warten, bis sie eine Unterschrift bei ihrem Vortrag in Wien ergattern konnten. Jane Goodall über ihr bewegtes Leben Die Schimpansenforscherin zwischen seinen Lippen durch, um die am weltweit ersten Schimpansen-Forschungs- Jane Goodall revolutionierte Halm befindlichen Termiten direkt in sei- station. Ihr Mentor Louis Leakey, der dama- nen Mund zu befördern. Die junge Englän- lige Doyen der Paläoanthropologie, quit- mit ihren Entdeckungen das derin war Jane Goodall, David Graybeard tierte ihren Bericht von der sensationellen Verständnis von Mensch und ein älterer, männlicher Schimpanse. Die Entdeckung mit der markanten Aussage: Tier. Bei ihrem Besuch im Szene ereignete sich im Gombe National- „Nun müssen wir ‚Werkzeug‘ neu definie- park am Ostufer des Tanganyka-Sees, im ren, ‚Mensch‘ neu definieren, oder Schim- Dezember in Wien beschrieb heutigen Tansania. pansen als Menschen akzeptieren“. Goodall ihren Weg von der Forscherin zur Visionärin für Beginn einer wissenschaftlichen Werkzeuggebrauch nicht nur Laufbahn beim Menschen eine lebenswertere Erde. Die Entdeckung war deshalb entscheidend, Heute wissen wir von zahlreichen Wirbel- weil Goodall damit zum ersten Mal echten tieren, dass sie „elementare Technologien“ Werkzeuggebrauch bei Tieren dokumen- anwenden. Schimpansen in ganz Afrika I tierte. Die Fotos gingen um die Welt und zeigen darüber hinaus erstaunliche tech- m November 1960 machte eine junge die amerikanische National Geographic nische Fertigkeiten. Jüngste Befunde ha- Engländerin ein Entdeckung von ent- Society ermöglichte mit einem Stipendium ben die Grenzen zwischen dem, was wir scheidender Bedeutung: Sie beobachtete, Goodalls weitere Schimpansen-Forschung als human und nicht-human bezeichnen, wie David Graybeard mit einem Grashalm in Gombe. Mehr noch, die Entdeckung er- noch mehr verwischt. Sie zeigten, dass Termiten aus deren Bau fischte. Dazu schob möglichte ihr ein Doktoratsstudium an Schimpansen Werkzeuge in komplexen er den Halm vorsichtig in einen Eingang, der englischen Cambridge University, da- Sequenzen und Kombinationen nicht nur wartete bis einige Termiten auf diesem mit den Beginn einer wissenschaftlichen verwenden, sondern sogar herstellen. Ein- hochkletterten, zog den Halm heraus und Karriere und schließlich die Gründung der zelne Schimpansengruppen haben ein 12
Ausgabe 01 I 2014 Werkzeug-Repertoire (tool kits) von bis zu obachten konnten, diese Technik. Das Be- dern Umweltproblemen und humanitären 20 ständig verwendeten Werkzeugen für sondere an dieser Beobachtung: Keas ver- Fragen. Jane Goodall selbst bleibt mit fast verschiedene Funktionen des täglichen Le- wenden in der Natur niemals Werkzeuge. Es 80 Jahren unermüdliches Aushängeschild bens, darunter Verpflegung, Gemeinschaft, handelte sich daher um eine echte Innova- und treibende Kraft dieser weltweiten In- Fortpflanzung und Selbsterhaltung. Wie tion. Im Mittelpunkt der Kea-Forschungen itiativen. Mit unglaublicher Energie und die Werkzeuge verwendet werden, variiert der Abteilung für Vergleichende Kogniti- einem einzigartigen Charisma reist die zwischen Schimpansenpopulationen und onsforschung am Messerli Forschungs- UN-Friedensbotschafterin um den Globus wird heute als ein Zeichen für Traditions- institut der Vetmeduni Vienna stehen die und versteht mit fesselnden Vorträgen das bildung und eine einfache Form von Kultur technische Intelligenz dieser Vögel, ihre Publikum zu begeistern und zu inspirieren. angesehen. Schimpansen verwenden aber Neugier sowie die Rolle von individueller auch Werkzeug-Sets (tool sets), nämlich bis Erfahrung und sozialem Lernen. Kognitionsforschung als Basis zu fünf Werkzeuge in einer festgelegten für Tierschutz Reihenfolge, um ein einzelnes Ziel – zum Von der Forscherin zur Auch für das Messerli Forschungsinstitut Beispiel Honig zu gewinnen – zu erreichen. Friedensbotschafterin ist Jane Goodall ein großes Vorbild in ih- Jane Goodall hat die besonderen kogni- rem Wirken für Tiere und Natur. Sie hat Auch Vögel nutzen Werkzeug tiven Fähigkeiten der Schimpansen, aber vorgeführt, wie man das aus solider Ver- Obwohl Werkzeuggebrauch mittlerwei- auch deren hochentwickeltes Sozialverhal- haltens- und Kognitionsforschung gene- le bei mehr als einem Dutzend Tierarten ten und Fürsorge in den Mittelpunkt ihres rierte Wissen für ein besseres Verständnis nachgewiesen ist, darunter auch bei Vö- Vortrags am 12. Dezember 2013 gestellt. der Bedürfnisse von Tieren und damit einer geln wie Geradschnabelkrähen und Dar- In ihrer schlichten, unverwechselbaren Art erhöhten Schutzwürdigkeit nutzen kann, winfinken, ist es ein wichtiges Thema der erzählte sie 650 begeisterten ZuhörerInnen ohne dabei auf den Menschen zu ver- Kognitionsbiologie geblieben. Wie und im Audimax der Wirtschaftsuniversität gessen. Der Sprecher des Instituts erhielt wann beginnt eine Tierart, Werkzeuge zu Wien, wie sich ihre große Liebe für Tiere von ihr das Versprechen eines exklusiven gebrauchen? Wie kommt es zu einer solch und auch ihre Sorge um deren Wohlerge- Besuchs und Abends an der Vetmeduni revolutionären Erfindung? Und wie bleibt hen früh in ihrer Kindheit entwickelt hatte. Vienna im Herbst 2014. n sie bestehen und wie breitet sie sich in der Ludwig Huber, Sprecher des Messerli Population aus? Mittlerweile stehen 50 Jahre Schimpansen- Forschungsinstituts der Vetmeduni Vienna forschung im Dienste des Schutzes dieser Foto: © Doris Sallaberger/Vetmeduni Vienna In den letzten Jahren wurden dazu einige besonderen Spezies. Die Jane Goodall- bemerkenswerte Erkenntnisse gewonnen. Institute in bereits 27 Ländern – darunter Darunter auch an der Forschungsstation seit nunmehr 10 Jahren auch in Österreich Haidlhof am Lehr- und Forschungsgut der – sind hervorragende Multiplikatoren ihres Vetmeduni Vienna. Dort begann ein Kea Einsatzes für Natur- und Artenschutz, der (neuseeländischer Bergpapagei) namens auch den Menschen einschließt. Das regi- Kermit spontan ein Stöckchen zu verwen- onale TACARE-Projekt versucht die Lebens- den, um eine Erdnuss von unerreichbarer grundlage der DorfbewohnerInnen am Stelle in einer Box durch ein Loch „heraus- Rande der Schimpansenschutzgebiete zu zufischen“. Kurz darauf übernahmen zwei verbessern, das Jugendprogramm „Roots Jane Goodall (Mitte) mit Rektorin Sonja Hammerschmid und weitere Gruppenmitglieder, die Kermit be- & Shoots“ widmet sich bereits in 134 Län- Ludwig Huber Neuer Ehrenbotschafter Das Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna lud gemeinsam mit dem Jane Goodall Institut-Austria am 12. Dezember 2013 zum Vortrag „Grund zur Hoffnung“ in das Audimax der Wirt- schaftsuniversität Wien. Im Anschluss ernannte Jane Goodall Professor Ludwig Huber zum Ehrenbotschafter des Jane Goodall Instituts-Austria. Mit dieser Auszeichnung werden Persönlichkeiten hael Mach bedacht, die Jane Goodalls Lebenswerk und ihre Philosophie unterstützen und Foto: © Mic die Botschaft der Schimpansenforscherin Jane Goodall vor ihrem Votrag mit dem Stoffaffen Mr. H, weitertragen. (red.) n der sie auf ihren Vortragsreisen um die ganze Welt begleitet. 13
Lehre Foto: © Javier Brosch/Fotolia.com i f li cht er Stre Lehre Studierenden-Auszeichnungen der „Freunde“ Papier ade, VetmedCard olè Die Gesellschaft der Freunde der Veterinärmedizinischen Universi- Der orangefarbene Studierendenausweis aus Papier, der viele Ge- tät Wien vergab Mitte Dezember 2013 ihre alljährlichen Auszeich- nerationen treu durch das Studium begleitete und jedes Semester nungen und Preise für Studierende. Über ein Begabtenstipendium um einen Aufkleber stattlicher wurde, steht kurz vor der Ablöse. Ab von je 1.000 Euro freuten sich Claudia Lecher, Moriz Klonner und Wintersemester beginnt an der Vetmeduni Vienna die stufenweise Johannes Raith. Den Heimtierpreis, mit einem Preisgeld von 1.000 Umstellung auf die VetmedCard. Die Karte mit Chip im Scheckkar- Euro, erhielt Hanna Schöpper. Sie befasste sich in ihrer PhD-Arbeit tenformat ist nicht nur praktisch und hat Platz in jeder Geldbörse, mit dem Einfluss von Stress auf trächtige Meerschweinchen und sondern bringt auch weitere Vorteile mit sich. deren Nachkommen. n Foto: ©Ernst Hammerschmid/Vetmeduni Vienna Unbürokratisch verlängern Ein Terminal beim Studienreferat macht’s möglich. Unabhängig von den Öffnungszeiten können Studierende dann bequem jedes Semester ihre Verlängerung selbst am Terminal abwickeln. Einzige Voraussetzung: Der Studienbeitrag muss bereits überwiesen sein. Apropos Studienbeitrag: Auch hier gibt es eine wesentliche Än- derung. Studierende erhalten ab Sommersemester 2015 keinen Zahlschein mehr zugeschickt. Alle Daten für die notwendige Überweisung sind auf VetmedOnline, dem Informationsmanage- mentsystem der Vetmeduni Vienna, zu finden, ebenso der aktuelle Bezahlstatus. n Hanna Schöpper gewinnt den Heimtierpreis (Im Bild v.l.: Zweitbetreuer Palme, Vizerektor Ebenbichler, Vizerektorin Winter, Preisträgerin Schöpper, Generalsekretär Spreitzer von den Freunden der Vetmeduni Vienna, Rektorin Hammerschmid, Vizerektor Doblhoff-Dier) Und so wird die VetmedCard aussehen: Foto: ©Ernst Hammerschmid/Vetmeduni Vienna Begabtenstipendiat Johannes Raith mit dem Rektorat und Generalsekretär Spreitzer „Frühstückslernen“ Bei der Veranstaltungsreihe Impulsfrühstück geben ExpertInnen wertvolle Inputs zu Pädagogik und Didaktik. Hier sind die nächsten Termine, jeweils von 8:00 bis 9:00 Uhr im Skills Lab VetSim: • 22. April 2014: Till Rümenapf und Britta Vidoni, beide Teacher of the Year 2013 der Vetmeduni Vienna • 20. Mai 2014: Nicole Föger, Österreichischer Wissenschaftsfonds (FWF), Thema: Good Scientific Practice • 17. Juni 2014: Angela Falkensteiner, AG E-Learning der Vetmeduni Vienna, Thema: E-TutorInnen Die Aufzeichnung der Veranstaltungen über folgenden Link zum Nachsehen zur Verfügung: http://www.vetmeduni.ac.at/impulsfruehstueck n 14
Ausgabe 01 I 2014 Foto: © AVE Liebe Kolleginnen & Kollegen! Ich bin zwar neu im HVU-Vorsitz, beschäf- ßeres Gesamtbild. Wann sollte man also mit oder an der Angst, bei tige mich aber schon seit meinem ersten dem Sammeln internationaler Erfahrungen Prüfungen schlechtere Semester mit dem Thema „Internationales beginnen? So bald wie möglich, ist meine Chancen zu haben. All Studieren“. Als Referent für Internationales klare Antwort. Ich empfehle jeder Studen- diese Gründe erweisen in der HVU oder als langjähriger Präsident tin und jedem Studenten, die Chance eines sich bei näherer Betrach- Stellvertretender Vorsitzender HVU der International Veterinary Students‘ As- Auslandssemesters wahrzunehmen. Nicht, tung als unbegründet Lukas Huber sociation (IVSA) Österreich sammelte ich weil ich denke, dass die Ausbildung an der oder können leicht beho- viele Erfahrungen, die mein Leben berei- Vetmeduni Vienna nicht gut wäre. Weit ge- ben werden. Manchmal würde ich mir aber chert haben. Hier ein kurzes Resümee: Ich fehlt, ich glaube es ist eine der besten. Aber auch von den Lehrenden mehr Unterstüt- war schon immer der Meinung, dass der Ho- gewisse Erfahrungen, kann man einfach nur zung erwarten. Sie sollten versuchen, uns rizont eines Universitätsangehörigen nicht im Ausland machen. Studierenden die Bedeutung internationaler am grünen Campus-Zaun enden sollte. In Seit dem Beitritt Österreichs Mitte der Vernetzung und Zusammenarbeit zu veran- Zeiten grenzenloser Mobilität sind auch 1950er-Jahre zur IVSA haben Studierende schaulichen. Es sind also auch die Profes- Epidemien, Antibiotikaresistenzen, das unserer Universität die Möglichkeit, sich sorInnen gefragt, um Studierende für die One Health-Konzept und lebensmittelhygi- mit anderen VeterinärstudentInnen rund Erweiterung ihres Horizonts zu begeistern. enische Probleme grenzüberschreitend. Für um den Globus einfach und schnell zu ver- Ich hoffe, dass die Studentenschaft wei- uns Studierende heißt es daher, vorbereitet netzen, Praktika zu organisieren und Kur- terhin offen und aufgeschlossen bleibt. zu sein. Dies kann meiner Meinung nach zaufenthalte an anderen Universitäten zu Krankheiten kennen keine Landesgrenzen, am sinnvollsten geschehen, in dem wir jetzt absolvieren. wir sollten in Sachen Zusammenarbeit auch schon vom Wissen anderer KollegInnen auf Warum sich trotzdem viele Studierende keine Grenzen in unseren Köpfen haben. der ganzen Welt profitieren. Ganz nach dem nicht für einen Auslandsaufenthalt interes- Ein erfolgreiches Semester wünscht Motto „Eigne dir das Gute an und lass das sieren, liegt meist an geistigen Barrieren, am Lukas Huber Schlechte weg!“ bekommt man so ein grö- Geld, an mangelnden Englischkenntnissen Stellvertretender Vorsitzender der HVU Mag. Wolfgang Kreil Rassespezifische Fütterung Durch die Förderung gewünschter Ei- Zeit zum Kauen noch Muße zur Futter- zu Übergewicht neigende Beagle hat genschaften werden über die Zucht– aufnahme. Die ringförmige Krokette hat weniger Energie pro Futtervolumen in auslese bei Rassehunden und -katzen bei identischem Volumen mehr Umfang, seiner rassespezifischen Nahrung mit manchmal ungesunde Extreme ge- muss also eher gekaut werden als ein kreuzförmiger Krokette, welche die schaffen oder - vielleicht unbemerkt - solides Stück, da sie größer ist. Das ver- Fressgeschwindigkeit des „Schlingers“ nicht gewünschte Gesundheitsprobleme langsamt die Nahrungsaufnahme und deutlich reduziert. verstärkt. Vorbeugend kann auf diese fördert die Verdaulichkeit. Schwächen eingegangen werden. Bei der Maine Coon wird oft Hüftge- Aufgrund unterschiedlicher Ausstattung lenksdysplasie diagnostiziert. Über Fut- Der flache Gesichtsschädel der Perser- mit Enzymen hat der Dalmatiner 6mal terzusatzstoffe wie den Knorpelnährstoff katze bewirkt eine Verkürzung des Un- mehr Harnsäure im Urin als andere Chondroitin wird versucht, die Knor- terkiefers. Dadurch rollen beim Fressen Rassen. Diese Harnsäure kann durch pelbildung optimal verlaufen zu lassen. die Trockenfutter-Kroketten davon, da die höhere Konzentration zur Harn- Oberkiefer und Oberlippe diese zuerst steinbildung führen. Deswegen wird auf Für einige Rassen wurde eigens eine Ju- berühren. Eine mandelförmige Krokette einen moderaten Eiweißgehalt und bei nior-Variante für die unterschiedlichen rollt weder leicht noch liegt sie ganz der Rohstoffwahl auf einen möglichst Nährstoff- und Energieanforderungen in eben am Futternapf-Boden. niedrigen Puringehalt geachtet. der Wachstumsphase entwickelt. Es gibt also wissenschaftliche Gründe für die Siamkatzen sind immer aktiv, immer Ebenso wird der Energiegehalt an die Kreation spezieller BREED-Produkte. laut „sprechend“ und haben weder speziellen Bedürfnisse angepasst: Der Ganz im Sinne von „animal first“! Broschüren und Produktproben erhalten Sie unter: Info-Telefon 0810 / 207601* Unser Beratungsdienst für Tierernährung und Diätetik steht Ihnen Mo-Do von 15-19 Uhr für Fragen rund um Hund und Katze gerne zur Verfügung! Besuchen Sie unsere Homepage: www.royal-canin.at (Benutzername: praxis, Kenntwort: veto), E-Mails an info@royal-canin.at *zum Ortstarif 15
Internationale Universität World Wide Vet 16
Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna Ausgabe 01 I 2014 Die Welt am Campus A m Campus der Vetmeduni Vienna arbeitet und stu- diert eine bunte internationale Community. For- schende, Lehrende, Studierende und MitarbeiterInnen des allgemeinen Personals kommen aus allen Weltregionen, von Kanada bis Peru, von Äthiopien bis Burkina Faso, von der Türkei bis Norwegen und von Iran bis China. An der Universitätsklinik für Geflügel und Fische beispielswiese ar- beiten VertreterInnen aus rund 20 verschiedenen Ländern zusammen. Anlass genug, einen Schwerpunkt den inter- nationalen Netzwerken der Vetmeduni Vienna zu widmen. Die Universität ist nicht nur eine interessante Destinati- on für internationale MitarbeiterInnen und Studierende, sondern auch ein gutes Sprungbrett für Studierende und AbsolventInnen mit Fernweh. Bei der Anzahl der Incoming- und Outgoing-Studierenden gehört die Vetmeduni Vienna im Österreich-Vergleich zu den Top drei Universitäten, wie die Zahlen für 2013 des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung belegen. Knapp 60 Prozent der Veterinärmedi- zin-Studierenden absolvieren Praktika oder einen Teil ihrer klinischen Ausbildung im Ausland. Was das Praktikum in Wien interessant macht, und wie aus zwei AbsolventInnen der Universität international erfolgreiche Veterinärmedizi- nerInnen wurden, lesen Sie ab Seite 19. Dass die internationale Vernetzung der Universität wich- tig ist, darin sind sich die InterviewpartnerInnen dieser Schwerpunktausgabe einig. Gerade Themen der Veteri- närmedizin und angrenzender Disziplinen lassen sich in einer vernetzten Welt nur international in Angriff nehmen. Der Austausch zwischen Forschenden über Landesgren- zen hinweg ist dabei nicht nur die Basis für gemeinsame Forschungsprojekte (siehe Seite 22) sondern auch für den Austausch von Lehrenden (siehe Seite 24). Wer schon früh Kontakte ins Ausland knüpft, schafft die Basis für eine internationale Karriere in Wissenschaft und Forschung. Die Astrobiologin Pascale Ehrenfreund, Präsi- dentin des Österreichischen Wissenschaftsfonds, ist dafür ein gutes Beispiel, wie im Interview auf Seite 26 nachzu- lesen ist. n Die Universität ist bunt: MitarbeiterInnen von vier Kontinenten haben sich für das Fotoshooting zu diesem Schwerpunkt versammelt. 17
Internationale Universität Von Pferden und Nas- Foto: © privat hörnern Damit sie vor Wilderern sicher sind, werden Nashörner vom Kruger Nationalpark in einen anderen Naturpark gebracht. Christina Bredtmann half im September 2013 mit, die Tiere zu betäuben, deren Narkose zu überwachen und sie sicher zu transportieren. Studierende der Veterinärmedizin auf Auslandspraktikum F ür einen Auslandsaufenthalt während des Studiums eignen sich klinische Praktika besonders gut. Die lehrveranstal- ich über das Büro für Internationale Bezie- hungen erhielt, hat mir die Finanzierung ermöglicht. in Südafrika nicht möglich, abends alleine unterwegs zu sein. tungsfreie Zeit im neuen Studienplan des Was an Südafrika vermisst du jetzt? Diplomstudiums Veterinärmedizin, das Was war dein Eindruck am ersten Ar- Mich hat die unglaubliche Gastfreund- sogenannte Mobilitätsfenster, wurde sogar beitstag? schaft der Leute begeistert. Beim Praktikum eigens für Praktika konzipiert. Das Vetmed- Hilfe, mein Fachenglisch reicht nicht aus! in der Pferdeklinik wurde ich eingeladen, Magazin sprach mit Christina Bredtmann, Das hat sich dann aber rasch geändert. dort kostenlos zu wohnen. Ein weiteres Studentin der Vetmeduni Vienna, über ihre zweiwöchiges Praktikum hat sich vor Ort Erfahrungen in Südafrika und mit Melanie Was ist herausfordernd bei der Arbeit in zufällig ergeben, und zwar im nationalen Hill von Gordon, Tierärztin in Ausbildung aus interkulturellen Teams? Referenzlabor für afrikanische Schweine- Peru, über ihr klinisches Praktikum in Wien. Neben der Sprache hatte ich keine Schwie- pest, Maul- und Klauenseuche. rigkeiten. Alles läuft sehr professionell ab “Outgoing Studentin” und die Gelassenheit der Südafrikane- “ Incoming Studentin” Christina Bredtmann rInnen erleichtert Vieles. Was mich im Pri- Melanie Hill von Gordon vatleben manchmal betroffen gemacht Was hast du in Südafrika gemacht? hat, waren die rassistischen Äußerungen Was machst du in Wien? 2011 absolvierte ich meine klinischen gegenüber Schwarzen. Ich absolviere ein dreimonatiges Praktikum Übungen an der Universität Pretoria. Mein an der Universitätsklinik für Pferde und an zweiter dreimonatiger Aufenthalt war 2013. Was gefiel dir an der Arbeit in Südafrika der Klinischen Abteilung für Geburtshilfe, Ich arbeitete als Praktikantin im Kruger Na- besonders gut? Gynäkologie und Andrologie. Die Praktika tionalpark, im nationalen Referenzlabor Interessant war, viele exotische Tierpati- brauche ich für mein Studium der Veteri- für afrikanische Schweinepest, Maul- und enten zu haben - von Nashörnern, über närmedizin an der Universidad Científica Klauenseuche in Onderstepoort bei Pre- Hyänen bis zu Pavianen und die Möglich- del Sur in Lima, Peru. toria und in einer privaten Pferdeklinik in keit, sehr selbständig zu arbeiten. Bei den der Nähe von Durban. klinischen Übungen betreute ich meine ei- Warum Wien? genen Patientenfälle und führte selbst die Es war Zufall. Ich wollte eigentlich nach Warum Südafrika? Gespräche mit den BesitzerInnen. Dabei Deutschland, weil meine Familie mütterli- Ich habe mich schon immer für Wildtiere konnte ich extrem viel lernen. cherseits aus Deutschland stammt, bekam und die südafrikanischen Nationalparks aber keinen Praktikumsplatz. Eine Goo- interessiert. Was war gewöhnungsbedürftig? glesuche hat mich auf Wien aufmerksam Die große Eigenverantwortung war zu Be- gemacht. Wie hast du dein Praktikum organisiert? ginn ganz schön stressig. Die ersten Kontakte mit Südafrika entstan- Wie hast du dein Praktikum organisiert? den über die IVSA (International Veterinary Was an Wien hast du in Südafrika ver- Das Büro für Internationale Beziehungen an Students' Association). Alles andere hat misst? der Vetmeduni Vienna hat mich unterstützt sich dann Schritt für Schritt ergeben. Ein Die größere Bewegungsfreiheit hat mir und mir sogar einen Platz im Studenten- Joint Study Free Mover Stipendium, das gefehlt. Aus Sicherheitsgründen war es Apartmenthaus VetMed vermittelt. 18
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