Quantentechnologien - von den Grundlagen zum Markt - Rahmenprogramm der Bundesregierung - BMBF
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1 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 3 1.1 Quantentechnologien – die nächste Revolution 3 1.2 Wo stehen die Quantentechnologien heute? 6 2 Schwerpunkte der Forschung in Deutschland 9 2.1 Quantencomputer 9 2.2 Quantenkommunikation 10 2.3 Quantenbasierte Messtechnik 11 2.4 Basistechnologien für Quantensysteme 12 3 Die Maßnahmen der Bundesregierung 14 3.1 Die Forschungslandschaft für die Quantentechnologien ausbauen 14 3.2 Forschungsnetzwerke für neue Anwendungen schaffen 15 3.3 Leuchtturmprojekte für industrielle Wettbewerbsfähigkeit etablieren 20 3.4 Sicherheit und technologische Souveränität gewährleisten 22 3.5 Die internationale Zusammenarbeit gestalten 27 3.6 Die Menschen in unserem Land mitnehmen 28 4 Mittelplanung 32 5 Anhang: Trägerorganisationen und Ressortforschung 33 5.1 Deutsche Forschungsgemeinschaft 33 5.2 Max-Planck-Gesellschaft 33 5.3 Fraunhofer-Gesellschaft 34 5.4 Helmholtz-Gemeinschaft 38 5.5 Leibniz-Gemeinschaft 41 5.6 Physikalisch-Technische Bundesanstalt 44 5.7 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik 47 5.8 Agentur für Innovation in der Cybersicherheit 48 Impressum 49
3 1 Einführung 1.1 Quantentechnologien – die nächste Revolution Wir erforschen und steuern unsere Welt heute mit hoch entwickelten digitalen Instrumenten: Kameras, Computer, Sensoren. Wir arbeiten und leben in star- kem Maße auf der Basis digitaler Technologien. Unsere Welt besteht aber tatsächlich nicht aus Nullen und Einsen, sondern aus Quanten. Das erkannten Max Planck und Albert Einstein zu Beginn des 20. Jahrhun- derts. Die Träger physikalischer Wechselwirkungen sind nicht beliebig teilbar, sondern treten in einer be- stimmten „Mindestgröße“ auf – als „Quanten“. Unsere Welt ist also eine Quantenwelt, in der auf der Ebene der Atome und ihrer Bestandteile die Regeln der Quan- tenmechanik gelten – eigenartige Regeln, die unserem Alltagsverständnis in manchen Punkten zu widerspre- chen scheinen. Wenn die Welt eine Quantenwelt ist, dann müssten Quantensysteme uns dabei helfen können, sie besser zu verstehen und effizienter zu organisieren – das ist die Idee der Quantentechnologien. Was wäre, wenn wir unsere Welt künftig auf eine völlig neuartige technolo- gische Basis stellen können mit bislang unbekannten Geräten und Verfahren, die nach den Regeln der Quan- tenmechanik arbeiten? Könnten wir dann Zusammen- hänge erkennen, die uns bislang verborgen sind? Könn- ten wir Aufgaben lösen, an denen wir bislang scheitern, z. B. weil unsere heutigen Computer dafür viel zu viel Zeit und Energie brauchen? Wie können solche neuen Technologien uns im Alltag wirklich von Nutzen sein?
4 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt Quantentechnologien Anwendungen der zweiten Generation Auf Quantentechnologien basierte Geräte Quanten- und Verfahren eröffnen vielfältige Einsatz- • IT-Sicherheit kommunikation gebiete in verschiedensten Branchen. • Datenschutz • Verschlüsselte Quantentechnologien Quantentechnologien sind Schlüsseltechno- Übertragung logien, die uns eine neuartige technologische Basis zur Verfügung stellen. Quantensensorik Quantenprinzipien und -metrologie Verschränkung Quantentechnologien nutzen einzigartige, • Medizintechnik • Navigation in der Quantenwelt vorherrschende • Erdbeobachtung physikalische Prinzipien. per Satellit Überlagerung Quantenwelt Quantentechnologien basieren auf dem speziellen Verhalten von Elementarteilchen Ø 10-15 m in der Quantenwelt. • KI/Maschinenlernen • Mustererkennung • Materialentwicklung Unschärferelation Quantencomputing und -simulation • Automatisierung • Medizinische Diagnostik • Halbleiterfertigung Quantenbasierte bildgebende Verfahren Die Leistungsfähigkeit von Internetverbindungen Unsere Welt ist eine Quantenwelt. Die Träger phy- hängt z. B. mit der Genauigkeit des Zeittaktes zusam- sikalischer Wechselwirkungen sind nicht beliebig men, der sie synchronisiert. Die besten Uhren auf der teilbar, sondern treten in einer bestimmten „Min- Welt gehen heute so genau, dass ihre mittlere Abwei- destgröße“ auf – als „Quanten“. Auf der Ebene der chung gerade einmal eine Sekunde im Zeitalter des Atome und ihrer Bestandteile gelten die Regeln Universums beträgt. Mit Quantentechnologien könnte der Quantenmechanik – eigenartige Regeln, die man solche extrem genauen Uhren so leicht und ro- unserem Alltagsverständnis in manchen Punkten bust bauen, dass sie nicht nur in einigen wenigen Mess- zu widersprechen scheinen. Sie haben aber große laboren eingesetzt werden können, sondern auch als Bedeutung für viele Bereiche unseres Lebens. „Taktgeber“ in Kommunikationsnetzen. Diese würden damit deutlich leistungsfähiger, und gute Internetan- bindungen könnten preiswerter werden. Das Gleiche gilt für Navigationssysteme: Wenn ihr Zeittakt präzise Magnetfelder kann man heute nur mit großen Maschi- genug wäre, dann könnte man damit etwa Baumaschi- nen sehr genau messen, z. B. mit Magneto-Enzepha- nen auf der Baustelle steuern. Quantentechnologien lografie-Geräten (MEG) in der Klinik. Diamant-Quan- könnten also unseren Arbeitsalltag verändern. tensensoren bieten eine Möglichkeit, MEG-Geräte so
Einführung 5 zu verkleinern, dass man sie auch mobil verwenden Die Eigenschaften von Quantensystemen kann könnte, z. B. für die Steuerung von Geräten, die behin- man für innovative Anwendungen nutzen. In derten Menschen im Alltag helfen. künstlichen Diamanten lassen sich beispielsweise sehr gut Quantenzustände für hochempfindliche Manche Aufgaben kann man heute auch noch gar Messungen von Magnetfeldern herstellen. Pers- nicht befriedigend lösen. Dazu gehört z. B. die Analyse pektivisch können so präzise Messinstrumente von Finanzmärkten oder die Optimierung von Fahrt- wie Hirnstrommessgeräte, die aktuell nur in Kli- routen und Verkehrssystemen. Wissenschaftler1 über- niken verfügbar sind, entwickelt und in verklei- legen, ob man solche Aufgaben durch Simulationen in nerter Form für den persönlichen Bereich nutzbar speziellen Quantensystemen lösen könnte. Das würde gemacht werden. dabei helfen, Finanzkrisen besser vorherzusehen oder den Verkehr effizienter zu steuern. Vielleicht gelingt es auch, Quantencomputer zu entwickeln, auf denen man spezielle Quantensoftware laufen lassen kann. Klassische Computer können aufgrund ihrer Bindung an digitale Rechenprogramme bestimmte Berechnun- gen grundsätzlich nicht oder nicht in endlicher Zeit und ohne großen Energieverbrauch durchführen. Ein Beispiel ist die Zerlegung (Faktorisierung) von großen Zahlen in Primzahlen, die eine zentrale Rolle bei der Datenverschlüsselung spielt. Ein anderes Beispiel ist die Suche in sehr großen Datenmengen. 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird an einigen Stellen auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
6 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt 1.2 Wo stehen die Quantentechno- • Institute und Unternehmen in den USA treiben logien heute? derzeit mit erheblichen Mitteln die Entwicklung von Quantencomputern voran. Dabei sind die Aktivitäten dort von wirtschaftlichen Zielen, aber Schon heute nutzt fast jeder täglich Quantentechno- auch stark von militärstrategischen Gesichtspunk- logien: Computer, Datennetze oder auch ein Großteil ten geprägt. der medizinischen Bildgebung – all diese technologi- • Japan, Singapur und Kanada haben seit einigen Jah- schen Errungenschaften wären ohne Quanteneffekte ren eigene Programme sowohl für die Erforschung nicht denkbar, denn Bauteile wie Transistoren, Dioden als auch für Weltraumanwendungen der Quanten- und Laser nutzen Prinzipien der Quantenphysik. technologien aufgelegt. Deutschland ist bei diesen „Quantentechnologien der • Die Regierung des Vereinigten Königreiches fördert ersten Generation“ wissenschaftlich und wirtschaftlich in ihrem nationalen Programm, dem „UK National höchst erfolgreich. Quantum Technologies Programme“2, Forschung, akademische Ausbildung und industrielle Innovati- Ein hervorragendes Beispiel dafür ist der Laser. Aus ei- on in den Quantentechnologien. nem ursprünglich rein wissenschaftlichen Phänomen • Unter Bezugnahme auf das „Quantum Manifesto“3 haben Institute und Unternehmen ein Gerät entwi- europäischer Wissenschaftler kündigte die Europä- ckelt, das heute in der Forschung, bei der Produktion ische Kommission 2016 an, ein Flaggschiffprojekt von Maschinen und Fahrzeugen, beim 3D-Druck, in („FET Flagship“) zu den Quantentechnologien mit der Messtechnik, in der Kommunikation und in vielen den vier Säulen Quantenkommunikation, -sensorik, Alltagsgeräten verwendet wird. Besonders leistungs- -computer und -simulationsrechner einzurichten. fähige Laserquellen und -maschinen werden häufig in Sie setzte eine Fachkommission (High Level Stee- Deutschland hergestellt. ring Committee) unter deutscher Leitung ein, die dazu konkrete Vorschläge entwickeln sollte. Diese Wenn es jetzt darum geht, Quanteneffekte nicht mehr Kommission legte Ende 2017 ihren öffentlichen nur indirekt zu nutzen, sondern sie gezielt zu kon- Abschlussbericht vor.4 trollieren, dann ist es das Ziel der Bundesregierung, dass deutsche Institute und Unternehmen auch diese Entwicklung gestalten und führend umsetzen. Solche „Quantentechnologien der zweiten Generation“ kön- nen z. B. sehr viel genauere Messgeräte ermöglichen, die Sicherheit bei der Datenkommunikation stark verbessern oder deutlich leistungsfähigere Satelliten und Computer hervorbringen. Die Möglichkeiten dieser Technologien sind so groß, dass sie erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft haben können und auch sicherheitspolitisch von hoher Relevanz sind. Der Wettlauf um die industrielle Reali- sierung solcher Technologien hat international bereits begonnen. Aktivitäten dazu gibt es in allen führenden Ländern. Einige Beispiele: • Quantentechnologien stehen in China im Fokus des politischen Interesses und genießen daher starke politische Unterstützung und umfangreiche finanzielle Förderung. Der Start des weltweit ersten Satelliten zur Quantenschlüsselverteilung (QKD 2 http://uknqt.epsrc.ac.uk/ – Quantum Key Distribution) 2016 ist ein vielbeach- 3 Quantum Manifesto: A New Era of Technology, Mai 2016; http://www.qutega.de/links/ tetes Beispiel. 4 Quantum Technologies Flagship Final Report; http://ec.europa. eu/transparency/regexpert/index.cfm?do=groupDetail. groupDetailDoc&id=34809&no=1
Einführung 7 Die Möglichkeiten der Quantentechnologien sind sowie die Ressortforschungseinrichtungen in Deutsch- so groß, dass sie erhebliche Auswirkungen auf land. In der physikalischen Grundlagenforschung die Wirtschaft und Gesellschaft haben können wie auch im Vorfeld der technischen Nutzung von und auch sicherheitspolitisch von hoher Rele- quantenphysikalischen Effekten und Systemen sind vanz sind. Ein Beispiel hierfür zeigt das Bild: eine die Trägerorganisationen der Forschung – Deutsche Einzelphotonenquelle für inhärent sichere Da- Forschungsgemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, tenübertragung. Der Wettlauf um die industrielle Helmholtz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft Realisierung solcher Technologien hat internatio- und Leibniz-Gemeinschaft – seit vielen Jahren erfolg- nal bereits begonnen. reich tätig. Dies gilt sowohl im nationalen Bereich wie in der weltweiten wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Die Einrichtungen der Ressortforschung unterstüt- zen die Forschung insbesondere dort, wo öffentliche Deutschland und die EU besitzen für die Entwicklung Aufgaben berührt sind. Die für die Quantentechno- von Quantentechnologien eine gute Ausgangsbasis. logien relevanten Tätigkeitsbereiche der deutschen Europa ist weltweit führend in der Quantenphysik Trägerorganisationen von Wissenschaft und Forschung – mit rund 50 % aller wissenschaftlichen Publikati- sowie die Beiträge der Ressortforschungseinrichtun- onen und fast 40 % der Forscher in diesem Bereich.5 gen stellt dieses Programm im Anhang ausführlich Deutschland selbst verfügt über eine starke Expertise vor. Auch bei weiteren wichtigen Technologien zur in der Quantenphysik und damit über gute Voraus- Realisierung quantentechnologischer Anwendungen setzungen, um auch die Entwicklung von Quanten- wie Mikroelektronik, Nanotechnologie und Supralei- technologien der zweiten Generation frühzeitig in tung sind Forschung und Industrie in Deutschland gut Anwendungen nutzbar zu machen und ihre Entwick- aufgestellt. Die exzellente deutsche Forschungs- und lung international mitzugestalten. Dies ist auch das Technologieinfrastruktur und deren enge Vernetzung Resultat der gemeinsamen Forschungs- und Wissen- mit großen, mittelgroßen und kleinen Unternehmen schaftspolitik in Bund und Ländern, getragen durch ist ein starker Wettbewerbsvorteil. die Förder- und Trägerorganisationen der Forschung Die Bundesregierung wird den Übergang von einer weitgehend wissenschaftlich getriebenen Erforschung 5 Nach einer von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen der Quantenphysik hin zu Anwendungen neuer Studie stammten 2.455 Autoren quantenphysikalischer Veröffent- Quantentechnologien politisch begleiten und gestal- lichungen im Zeitraum 2013 bis 2015 aus der EU, während es aus China 1.913 und aus Nordamerika 1.564 Autoren waren. Quantum ten. Ziele der Bundesregierung mit dem vorliegenden Technologies Flagship Final Report, S.3; Quelle: s. Fußnote 4 Regierungsprogramm sind:
8 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt • die starke Position Deutschlands in der Forschung Deutschland ist bei den Quantentechnologien gut auf dem Gebiet der Quantenphysik auszubauen und aufgestellt. Die Forschungscommunity verfügt den Weg zu quantentechnologischen Anwendun- insbesondere im Bereich der Quantenphysik über gen zu öffnen, eine starke Expertise. Auch bei den wichtigen • die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Basistechnologien zur Realisierung quantentech- neue wirtschaftliche Chancen und Märkte vorzube- nologischer Anwendungen wie Mikroelektronik, reiten, Nanotechnologie und Supraleitung bestehen • das Fundament für eine industrielle Führungsrolle Forschung und Industrie in Deutschland im inter- in den Quantentechnologien zu schaffen, nationalen Wettbewerb. • zusammen mit unseren internationalen Partnern die Sicherheit und Autonomie Deutschlands und Europas auf diesem wichtigen Zukunftsfeld sicher- zustellen und was das für sie bedeutet – für ihre Ausbildung, für ihre • die Menschen in Deutschland zu informieren und Arbeit, für ihre Ziele. auf dem Weg zu einer neuen Schlüsseltechnologie mitzunehmen. Insgesamt stellt die Bundesregierung in dieser Legis- laturperiode 650 Mio. Euro für die Erforschung der Das Programm der Bundesregierung beschreibt den Quantentechnologien bereit. Die Bundesregierung Ausgangsstand und benennt Ziele und konkrete wird die Entwicklung in den Quantentechnologien Maßnahmen bis 2022. Dazu gehören die Stärkung der kontinuierlich verfolgen, ihre Maßnahmen überprüfen deutschen Forschungsinstitute, die bessere Vernetzung und entsprechend weiterentwickeln. mit Unternehmen und die Entwicklung neuer Techno- logien für Regierungsaufgaben, aber auch die Informa- tion und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bei Fragen der Quantentechnologien. Die Bundesregie- rung wird dafür sorgen, dass mehr Menschen verste- hen können, was mit Quantentechnologien möglich ist. Und dass sie diskutieren und entscheiden können,
Schwerpunkte der Forschung in Deutschland 9 2 Schwerpunkte der Forschung in Deutschland Zur Vorbereitung des vorliegenden Programms hat die sind die schnelle Suche in riesigen Datenmengen Bundesregierung einen umfangreichen Agendaprozess oder die Optimierung großer logistischer Systeme wie mit Wissenschaft und Wirtschaft durchgeführt, in dem Verkehrsnetze oder Stundenpläne. Wenn es gelingt, der Forschungsstand dokumentiert, Aufgaben in For- die Verschränkungszustände in Quantencomputern schung und Entwicklung (F&E) identifiziert und mög- so einzustellen, dass sie diesen Aufgaben entsprechen, liche Entwicklungen abgeschätzt wurden. Als Ergebnis dann könnten sie solche Aufgaben viel schneller lösen entstanden Expertenpapiere aus der Wissenschaft6 wie als herkömmliche Digitalcomputer. Neben universell auch aus der Industrie7. Folgende Entwicklungsbereiche programmierbaren Computern werden auch Quanten- für die Quantentechnologien wurden dabei identifiziert. simulatoren für praxisrelevante Quantenphänomene, beispielsweise in der Chemie oder der Pharmazie, mög- lich. Sie sind zwar weniger flexibel einsetzbar und nur 2.1 Quantencomputer für bestimmte Problemklassen geeignet, dafür könnten sie aber wesentlich früher einen Nutzen für konkrete Quantencomputer funktionieren prinzipiell anders Anwendungen liefern. als herkömmliche digitale Rechner. Im Unterschied zu den Bits von Digitalrechnern sind ihre kleinsten Die Realisierung von Quantenrechnern und -simula- Recheneinheiten, die „Quantum Bits“ (Qubits), in der toren ist mit außerordentlichen Herausforderungen Lage, sich untereinander nach speziellen Gesetzmäßig- verbunden. So ist die quantenphysikalische Verschrän- keiten der Quantenmechanik zu verbinden und damit kung von Qubits z. B. ein Phänomen, das äußerst emp- einen wesentlich komplexeren Gesamtzustand anzu- findlich auf Umgebungseinflüsse reagiert und daher nehmen. Man spricht dann von „Verschränkung“. Diese meist schon nach kurzer Zeit wieder verschwindet. Um Verschränkung der Qubits eines Quantencomputers zu einem Gesamtzustand ist eine einzigartige Eigenschaft von Quantencomputern. Viele Aufgaben, die sich mit herkömmlichen Digitalrechnern nicht befriedigend lö- Der Quantencomputer kann als die weitrei- sen lassen, sind dadurch gekennzeichnet, dass zahlrei- chendste Innovation der quantentechnologischen che Bedingungen in einem komplexen wechselseitigen Anwendungen angesehen werden. Aufgrund des Zusammenspiel berechnet werden müssen. Beispiele spezifischen Funktionsprinzips haben Quanten- computer das Potenzial, Aufgaben zu lösen, für die klassische Computer zu ineffizient arbeiten. Um 6 Konzeptpapier der Nationalen Initiative zur Förderung der Quanten- technologien von Grundlagen bis Anwendungen (QUTEGA); die sogenannten Quantenbits herzustellen, gibt es http://www.qutega.de/en/home/ verschiedene Möglichkeiten, unter anderem die 7 Förderung von Quantentechnologien – Positionspapier der Deut- schen Industrie; http://www.photonikforschung.de/media/quanten- im Bild dargestellte Lösung von einzelnen Atomen technologien/pdf/Quantentechnologie_bf.pdf in Teilchenfallen.
10 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt das oftmals als Anwendung genannte Brechen heu- bestimmte Eigenschaften der beiden Photonen misst, tiger Public-Key-Kryptografieverfahren durchführen lässt sich mit Sicherheit feststellen, ob eines der beiden zu können, wären Quantencomputer mit mindestens Photonen bereits einmal gemessen wurde. Wenn ja, vielen Tausend Qubits erforderlich. Zunächst stehen dann bedeutet das: Die Verbindung wurde abgehört. deshalb vor allem solche Anwendungen im Blickpunkt, Der Grund: Unbekannte Quantenzustände lassen sich die sich schon mit wenigen Hundert Qubits bearbeiten nicht kopieren oder störungsfrei vermessen. Störun- lassen. gen der Quantenzustände werden unweigerlich als Fehler in der Übertragung festgestellt und decken den Auf dem Weg zu Quantenrechnern ist die Entwicklung Lauschangriff auf. spezieller Algorithmen mindestens ebenso wichtig wie die Hardwareentwicklung. Für die Erforschung Diese Technik wird in der Kommunikationspraxis für von Quantenalgorithmen ist es dabei nicht zwingend den Austausch von Verschlüsselungen genutzt. Bei der erforderlich, dass bereits Quantencomputer existieren, Quantenkryptografie oder Quantenschlüsselverteilung da man diese bis zu einem gewissen Grad (und einer (QKD – Quantum Key Distribution) erzeugt man den bestimmten Größe) auch mit herkömmlichen Digi- Schlüssel zu einer geheimen Information auf Basis talrechnern simulieren kann. Entsprechende Arbeiten von einzelnen Quantenzuständen. Im Unterschied zu sind auch deshalb wichtig, weil derzeit noch sehr gebräuchlichen kryptografischen Verfahren beruht die unterschiedliche Hardwareplattformen und Architek- Sicherheit hier auf einem physikalischen Naturgesetz turen für Quantencomputer diskutiert werden und deren Vor- und Nachteile mit Quantenalgorithmen auf klassischen Rechnern überprüft und verglichen werden müssen. Die Quantenkommunikation beschäftigt sich mit dem Austausch von Quantenzuständen über sehr kurze Distanzen innerhalb eines einzelnen Chips, 2.2 Quantenkommunikation wie beispielhaft in der Abbildung dargestellt, bis hin zu großen Kommunikationsstrecken über Die Quantenkommunikation nutzt verschränkte Hunderte von Kilometern. Im Unterschied zu Quantenzustände zum Schlüsselaustausch in der klassischen kryptografischen Verfahren beruht Datenübertragung. Verschränkte Quantenobjekte, z. B. die Sicherheit der Datenübertragung auf einem Photonen, werden an zwei weit voneinander entfern- physikalischen Naturgesetz und nicht auf einem te Orte gesendet. Wenn man dann an beiden Orten mathematischen Prinzip.
Schwerpunkte der Forschung in Deutschland 11 und nicht auf mathematischen Annahmen. Damit wer- neben der Quantenkommunikation auch schon erste den erstmals Kommunikationsverbindungen möglich, Lösungsansätze zu einer „Postquantenkryptografie“.10 deren Sicherheit physikalisch basiert – und nicht ledig- lich mathematisch berechnet – ist. Die Quantenzustän- de sind allerdings sehr fragil, sodass eine Übertragung 2.3 Quantenbasierte Messtechnik beträchtliche technische Herausforderungen mit sich bringt. Während die Fragilität von Quantenzuständen und -systemen die Entwicklung praxistauglicher Quan- QKD-Geräte sind schon seit längerer Zeit kommerziell tencomputer und Quantenkommunikationstechnik für spezifische Nischenmärkte verfügbar. Typische sehr erschwert, eröffnet sie in der Messtechnik enorme Kunden sind aktuell Banken oder Regierungen. Die Möglichkeiten. Denn Fragilität gegenüber Umweltein- große Mehrheit der Ansätze zum Quantenschlüs- flüssen ist nichts anderes als hohe technische Mess- selaustausch beruht dabei auf dem Austausch von empfindlichkeit. Mit gekonnt konstruierten Quanten- Photonen mittels Glasfasern. Anwendungen lassen sich systemen lassen sich daher physikalische Größen wie jedoch bei dem heutigen Stand der Technik lediglich Druck, Temperatur, Position, Zeit, Geschwindigkeit, als Punkt-zu-Punkt-Verbindungen über Distanzen von Beschleunigung, elektrische und magnetische Felder weniger als 100 Kilometer realisieren. In der Freiraum- oder die Gravitation extrem präzise messen. Laserkommunikation wurden bereits entscheidende Fortschritte bei der Überwindung atmosphärischer Atomuhren auf der Basis atomarer Quantenzustände Störeinflüsse in Tests unter Realbedingungen er- dienen bereits seit Jahrzehnten als Zeitreferenz für reicht.8 Laserbasierte Kommunikationstechnologien Präzisionsmessungen, wie beispielsweise im Rahmen mit Quantenkryptografie wurden bereits 2015 unter des europäischen Galileo-Navigationssystems oder des atmosphärischen Bedingungen erfolgreich mit einem Global Positioning Systems (GPS) zur Navigation. Mit fliegenden Objekt getestet.9 Für deutlich größere Quanten-Gravimetern auf Basis der Interferometrie Distanzen und für konkrete Anwendungen sind noch kalter Atome kann man selbst kleinste Variationen im technologische Fragen offen, weil die schwachen Schwerefeld der Erde feststellen, wie sie durch unter- Lichtsignale der Quantenkommunikation nicht mit schiedliche Materialzusammensetzungen der Erdkrus- normalen Verstärkern bearbeitet werden können. te verursacht werden. Solche ultrapräzisen Gravimeter Die Einbindung raumfahrtbasierter Quantenschlüs- ließen sich daher u. a. zum Auffinden von Bodenschät- selverteilung könnte sich jedoch für die Realisierung zen einsetzen. Neue Quantensensoren, die ihren Quan- interkontinentaler Verbindungen als nützlich erweisen. tenzustand auch bei Raumtemperatur einnehmen und erhalten, können den Weg für eine Miniaturisierung Sobald ein Quantencomputer existieren würde, hätte und eine deutliche Kostenreduzierung frei machen. dies massive Auswirkungen auch auf die Datensicher- heit. Das gilt nicht nur für (dann) aktuelle Kommuni- Ein weiterer Einsatzbereich von Quantenphänome- kationsbeziehungen, sondern auch für vor dieser Zeit nen findet sich bei der optischen Abbildung (quantum aufgezeichnete Kommunikationen, die nachträglich enhanced imaging). So lassen sich mit quantenme- entschlüsselt werden könnten. Wenn man bedenkt, chanischen Verfahren beispielsweise höhere optische dass kryptografische Sicherungen häufig – wie z. B. auf Auflösungen erzielen als mit klassischen Verfahren. Satelliten – für eine längere Lebenszeit ausgelegt sind, Dasselbe Prinzip lässt sich auch in der Quantenlitho- wird klar, dass bereits heute auch Verschlüsselungsver- grafie zur Erzeugung kleinerer Strukturen anwenden. fahren entwickelt werden müssen, die gegen Angriffe mit Quantencomputern sicher sind. Dafür gibt es Das wirtschaftliche Potenzial der quantenbasierten Messtechnik findet sich nach aktueller Einschätzung in 8 https://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10081/151_read- 10 Im Zuge des Forschungsrahmenprogramms für IT-Sicherheit 19914/#/gallery/24870 „Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt“ adressiert das 9 https://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10122/333_read- BMBF den Forschungsbereich Postquantenkryptografie; 15527/year-2015/#/gallery/20972 https://www.bmbf.de/de/sicher-in-der-digitalen-welt-849.html
12 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt der Verteidigungstechnik, der industriellen Präzisions- Mit gekonnt konstruierten Quantensystemen las- messtechnik, der medizinischen Diagnostik, der Erdbe- sen sich physikalische Größen wie Druck, Tempe- obachtung, der Geologie bzw. Lagerstättenerkundung ratur, Position, Zeit, Geschwindigkeit, Beschleuni- und in der Navigation (insbesondere bei der Satelliten- gung, elektrische und magnetische Felder oder die navigation für Luft-, See-, Schienen- und Straßenver- Gravitation mit einer nie da gewesenen Präzision kehr im Zusammenhang mit z. B. dem automatisierten messen. Dabei wird die besondere Empfindlichkeit Fahren sowie mit GPS-/Galileo-basierten Apps). der quantenmechanischen Zustände gezielt aus- genutzt. Die im Bild dargestellte Sonde dient zur Langfristig kann man erwarten, dass mit einer höheren Magnetfeldmessung mit einem Diamantsensor. Integration und Miniaturisierung quantenbasierter Messtechnik auch eine große Zahl von anspruchsvol- len Anwendungen für andere professionelle Bereiche und für Konsumenten erschlossen werden kann. Aktuell werden in Deutschland Investitionen in einem Umfang von ca. 100 bis 150 Mio. Euro im Jahr für Laborausstattung im Bereich der Quantentechnologien 2.4 Basistechnologien für Quanten- getätigt.11 In den letzten Jahren entstand in Deutsch- systeme land überwiegend aus der universitären Grundlagen- forschung bereits eine Anzahl kleiner und mittlerer Nicht erst voll überzeugende Quantencomputer und Unternehmen, die in diesem speziellen, meist auf hoch quantentechnische Kommunikations- und Messtech- spezialisierte Kleinserien ausgerichteten internationa- nik haben ein großes technisches und wirtschaftliches Potenzial. Auch der Weg dahin ist mit Investitionen in entsprechende Forschungslabors und Forschungspro- 11 Förderung von Quantentechnologien – Positionspapier der Deut- jekte bereits ein interessanter Hochtechnologiemarkt. schen Industrie, S. 5, 7, 17; Quelle: s. Fußnote 7
Schwerpunkte der Forschung in Deutschland 13 Ein wesentlicher Schritt zur tatsächlichen Nut- Geräten kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. zung der Quantentechnologien ist der Übergang Erste Schritte auf diesem Weg stehen jetzt an. Dazu ist von Laboraufbauten hin zu robusten und zuver- ein industrielles Engineering der technischen Systeme lässigen Geräten. So ersetzt das im Bild gezeigte – kleiner, effizienter und kompakter und damit auch Lasermodul viele einzelne optische Komponen- robuster und betriebssicherer – notwendig. Der Bereich ten. Das industrielle Engineering der technischen dieser sogenannten „Enabling Technologies“ stellt da- Systeme – kleiner, effizienter und kompakter und mit das technologische Rückgrat bei der Erforschung damit auch robuster und betriebssicherer – liefert und Entwicklung der einzelnen Quantentechnologien erst die Voraussetzungen, die Komplexität einer dar. Es ist – wie in anderen neu entstehenden Tech- Quantenmesstechnik oder eines Quantencompu- nologiemärkten zuvor – auch damit zu rechnen, dass ters zu beherrschen. Standards und Normen für die Quantentechnologien vielfach zuerst in diesem Bereich entstehen werden. Die vorstehende Beschreibung der aktuellen Entwick- len Markt erfolgreich tätig sind. Mit dem vorliegenden lungen in verschiedenen Bereichen der Quantentech- Programm und dem starken Anwachsen der internati- nologien macht deutlich: Durchbrüche in den Quan- onalen Forschungsaufwendungen im Bereich Quan- tentechnologien haben eine mögliche Bedeutung für tentechnologien sowie dem absehbaren Einsatz von viele Bereiche unseres Lebens, ähnlich wie dies etwa Quantentechnologien in Satelliten ist ein deutliches bei der Satellitentechnik in den späten 1960er-Jahren Anwachsen der Nachfrage nach geeigneter Geräte- und oder bei der Digitalisierung in den 1990er-Jahren der Anlagentechnik zu erwarten. Fall war. Die Förderung der Quantentechnologien hat deshalb forschungs-, wirtschafts- und sicherheitspoli- Dem Übergang von Laboraufbauten hin zu robusten, tische Bedeutung. zuverlässigen und kostengünstig herzustellenden
14 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt 3 Die Maßnahmen der Bundesregierung Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) sowie das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) tragen im Rahmen ihrer jeweiligen Aufgaben zur Entwicklung der Quantentechnologien in Deutschland bei. Die Bundesregierung bündelt diese Beiträge in dem vorliegenden Programm zu einer ganzheitlichen Strategie. Durch regelmäßige Ressortrunden werden die einzelnen Maßnahmen koordiniert und die Strategie weiterentwickelt. Zu- gleich wird eine Verzahnung mit der Transferinitiative des BMWi angestrebt, die den Technologietransfer mit etablier- ten und neuen Instrumenten unterstützen soll. 3.1 Die Forschungslandschaft für In Deutschland sind daher größere, international und die Quantentechnologien aus- stärker auf Anwendungen ausgerichtete Forschungska- pazitäten notwendig. Der Rechtsrahmen des Grundge- bauen setzes mit den Grundsätzen der Wissenschaftsfreiheit In der Grundlagenforschung der Quantenphysik sowie der föderalen Ordnung gibt dabei vor, dass die besitzt Deutschland eine exzellente Ausgangsposition. notwendigen Entscheidungen im Wettbewerb und auf Die breite Forschung auf diesem Gebiet – bestehend der Grundlage fachlicher Kriterien erfolgen. aus föderal strukturierter Hochschullandschaft, auße- runiversitären Forschungseinrichtungen, Ressortfor- Die Bundesregierung wird die relevanten Trägerorga- schung und am Markt ausgerichteter Forschung der nisationen der Forschung beauftragen, ihrerseits Vor- Unternehmen – bildet für die Quantentechnologien schläge zu einer Neuausrichtung im Hinblick auf eine eine gute Ausgangsbasis. Die Forschungseinrichtungen stärker anwendungsbezogene quantentechnologische und Trägerorganisationen stellen im Anhang dieses Forschung zu entwickeln. Ziel ist es, in der öffentlich Programms den aktuellen Stand ihrer Forschungsar- grundfinanzierten Forschung verstärkt Themen der beiten und -strategien für die Quantentechnologien im Quantenphysik mit hoher Anwendungsrelevanz in Einzelnen dar. F&E-Verbundprojekten zu fördern. Die Voraussetzung dafür sind überdurchschnittliche Perspektiven für eine Für die Weiterentwicklung der Quantentechnologien technische Verwendung, ganz besonders dann, wenn und die dafür erforderlichen strukturellen Vorausset- der Schritt von der Forschung in die Anwendung erst- zungen haben Experten aus Wissenschaft und Wirt- malig vollzogen wird. Dies muss über die prinzipielle schaft Handlungsbedarf identifiziert: Demonstration der technischen Machbarkeit deut- lich hinausgehen. In Forschungsprojekten sind dazu „An vielen verschiedenen Orten in ganz Deutsch- konkrete Anwendungen sowie Anwender bereits früh land wird Forschung zu Quantentechnologien einzubeziehen, etwa in F&E-Verbundprojekte zwischen auf international sichtbarem Niveau betrieben. Wissenschaft und Wirtschaft oder öffentlichen Anwen- Diese geografische Diversität ist durchaus als dern. Auch müssen im Hinblick auf mögliche kommer- Stärke der deutschen Forschungslandschaft zielle oder industrielle Verwertungen die rechtlichen zu betrachten. […] Gleichzeitig besteht jedoch Voraussetzungen (Patentrechte o. Ä.) gewährleistet teilweise ein deutliches Defizit in der Koordi- werden. Die bislang diskutierten Forschungsthemen nierung: Oftmals werden Synergieeffekte nicht der neuen Quantentechnologien13 sind dabei nicht ausreichend genutzt. Mithilfe einer Verbesserung als abschließende Themenliste zu verstehen, sondern der Strukturen sollte eine engere Vernetzung und werden kontinuierlich ergänzt. eine Bündelung von Kompetenzen angestrebt werden.“12 Erfolge in der Forschung und in der Einwerbung von Drittmitteln sowie wettbewerbliche Kriterien wie Nachwuchsgewinnung, internationale Kooperationen, Unternehmenskooperationen und Ausgründungen 12 Konzeptpapier der Nationalen Initiative zur Förderung der Quan- tentechnologie von Grundlagen bis Anwendungen (QUTEGA), S. 35; Quelle: s. Fußnote 6 13 s. Abschnitt 2 dieses Programms
��������������������������������� 15 Die Forschungslandschaft in Deutschland ist in der schung bis hin zu ingenieurwissenschaftlichen Fragen quantentechnologischen Grundlagenforschung vorantreiben. Die Bundesregierung will daran mitwir- heute international stark sichtbar. Jetzt gilt es, den ken, dass in der Forschung zu Quantentechnologien Fokus auf die Anwendung und Vermarktung zu wissenschaftliche Ansätze verstärkt mit unternehme- legen. Dies betrifft insbesondere die Vernetzung rischen Strategien hinterlegt werden. Die Bundesregie- zwischen grundlegender akademischer und indus- rung wird dazu folgende Maßnahmen durchführen: trieller Forschung, damit umsetzungsreife Resul- tate nicht in einem Stadium wie dem gezeigten Forschungsportal zu Quantentechnologien Laboraufbau stehen bleiben. Die Forschungscom- Immer mehr Unternehmen verschiedener Branchen munity muss sich strukturell weiterentwickeln, beginnen, sich mit dem Thema Quantentechnologien dabei aber für unerwartete wissenschaftliche zu befassen, gezielt Informationen zu sammeln und Entwicklungen offen bleiben. diese im Hinblick auf eigene Strategien und Chancen auszuwerten. Darüber hinaus beschäftigt sich die Wirt- schaft teilweise bereits heute mit quantentechnologi- schen Anwendungen. Auf der anderen Seite besteht in werden für die in den kommenden Jahren notwendi- der deutschen Wissenschaft die Kompetenz, auf Basis gen Strukturentscheidungen bei den Trägerorganisati- des internationalen Forschungsstandes unterschiedli- onen und Instituten ein entscheidender Maßstab sein. che Ansätze, Produkte und Verfahren in den Quanten- Unbeschadet dieser Strukturentwicklung im Wettbe- technologien systematisch zu prüfen, zu vergleichen werb werden die Einrichtungen der Ressortforschung und daraus neutrale Beratungsdienstleistungen für auch künftig ihre besonderen Aufgaben der Forschung interessierte Unternehmen abzuleiten. Diese Kompe- für Ressortaufgaben wahrnehmen. tenz muss jedoch erschlossen und für die Wirtschaft sichtbar und zugänglich gemacht werden. Dabei geht es zum einen um die wissenschaftliche Expertise, zum an- 3.2 Forschungsnetzwerke für neue deren um die Entwicklung von spezifischem Wissen zu Anwendungen schaffen bestimmten Anwendungsfragen einzelner Branchen. Quantentechnologien sind einerseits ein sehr wissen- Hierzu wird die Bundesregierung eine Übersicht schaftsnahes Forschungsgebiet. Gleichwohl kann es („Who‘s who“) der deutschen Wissenschaft zu den direkte Übergänge von der Grundlagenforschung in Quantentechnologien erstellen lassen und als Online- industrielle Anwendungen geben, etwa im Bereich der Portal für die Kontaktsuche und einen Erstkontakt zur hochgenauen Bestimmung von Ort und Zeit. Aufgrund Verfügung stellen. Konkrete Beratungsdienstleistungen der hohen industriellen Relevanz wird die Bundesre- sind zwischen den so gefundenen Partnern separat zu gierung daher auch die anwendungsorientierte For- vereinbaren.
16 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt Unternehmensgeführte F&E-Verbundprojekte in dungsszenario mit Unternehmensbeteiligung in den bereits absehbaren Anwendungsfeldern Förderaufruf15 integriert werden. Ziel ist die Entwick- Die Bereiche Metrologie und Kommunikation sowie lung von Systemen, die künftig einen abhörsicheren bestimmte Schlüsseltechnologien als Basis für quan- Austausch von Informationen in Glasfasern über große tentechnologische Anwendungen sind in Deutschland Distanzen ermöglichen. Im 2018 gestarteten Projekt bereits heute besonders gut vertreten. Diese Bereiche „Quanten-Link-Erweiterung“ (Q.Link.X)16 sollen dazu wird die Bundesregierung weiter vorantreiben, hier erstmalig quantenphysikalische Signalprozessoren, so- sind erste Anwendungen relativ kurzfristig möglich. genannte Quantenrepeater, entwickelt werden, welche die Übertragung von Quantensignalen über mehr als Im Bereich der Quantenkommunikation unterstützt das 100 Kilometer in herkömmlichen Glasfasern ermögli- BMBF seit 2011 umfangreiche F&E-Verbundvorhaben.14 chen sollen. Insgesamt hat das BMBF hier Verbundprojekte mit mehr als 70 Teilvorhaben bewilligt. Im Jahr 2017 konnte Mit drei Pilotprojekten und drei weiteren Förderaufru- auf diesem Gebiet erstmalig ein absehbares Anwen- fen hat das BMBF im Jahr 2017 die neue Förderphase mit Verbundprojekten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in den Bereichen Quantenmetrologie und 14 U. a. das Verbundprojekt Q.com: https://www.forschung-it-sicher- heit-kommunikationssysteme.de/projekte/q.com -kommunikation sowie Schlüsseltechnologien begon- nen: • Pilotprojekt „BrainQSens“17: In diesem Verbund mit Industriebeteiligung fördert das BMBF seit 2017 die Die Chancen der Quantentechnologien für die Entwicklung des Demonstrators eines Quantensen- deutsche Wirtschaft müssen effektiv und schnell sors auf Diamantbasis. Dieser Sensor wird neuro- genutzt werden. Deshalb werden in enger Zu- nale Magnetfelder präzise messen können – in der sammenarbeit mit Wissenschaft und Wirtschaft Funktion einem MEG ähnlich, jedoch viel kompak- passende Maßnahmen initiiert, um die Barrieren ter und genauer. in den spezifischen Sichtweisen zu überwinden. Ein Beispiel ist das Pilotprojekt „BrainQSens“: Ver- einfachte hochempfindliche Magnetsensoren er- 15 https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/ lauben eine verbesserte medizinische Diagnostik foerderung/bekanntmachungen/quantenkommunikation in der Hirnforschung und langfristig auch neue, 16 https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/ projekte/q-link.x einfache Formen der Steuerung von Prothesen 17 https://www.photonikforschung.de/projekte/quantentechnologien/ und sogar technischer Geräte im Alltag. projekt/brainqsens.html
��������������������������������� 17 • Pilotprojekt „opticlock“18: Im Rahmen des Pilot- Weitere Förderaufrufe sind in Vorbereitung. Die projekts „Optische Einzelionen-Uhr für Anwender“ Förderung von Verbundprojekten stimuliert neben wird seit 2017 an der Physikalisch-Technischen der inhaltlichen Entwicklung der Forschungsgebiete Bundesanstalt und unter Beteiligung von Industrie- insbesondere den Aufbau von Netzwerken zwischen unternehmen der Demonstrator einer kompakten Wissenschaft und Wirtschaft. Solche Netzwerke sind und robusten optischen Uhr zur Synchronisation eine wichtige Basis für die langfristige Entwicklung großer Kommunikationsnetze erforscht und entwi- von Technologien zu Innovationen mit wirtschaftli- ckelt. cher Bedeutung. Dies betrifft keineswegs nur Unter- • Pilotprojekt „QUBE“19: Der Verbund „Quanten- nehmen und Forschungsfragen der Industrie, sondern schlüsselverteilung mit Cube-Sat“ (QUBE) verfolgt auch Themen aus anderen Branchen wie etwa der seit 2017 das Ziel, Hardware für eine weltweite, Finanzwirtschaft. abhörsichere Kommunikation zu entwickeln, in- dem QKD-Technologie in eine hochkompakte und Kompetenzzentrum Quantentechnologien an der kostengünstige Satellitenplattform, den Cube-Sat, PTB integriert wird. Eine wichtige Basis für industrielle Entwicklungen soll • Förderaufruf „QuantERA Call 2017“20: Das BMBF mit einem Kompetenzzentrum Quantentechnologien ist größter Konsortialpartner im ERA-NET Cofund an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) „QuantERA“ zur Förderung einer europäisch ver- geschaffen werden. Die PTB vereint eine internatio- netzten und anwendungsorientierten Erforschung nal anerkannte fachliche Kompetenz im Bereich der aller grundlegenden Themen der Quantentechno- Quantenmetrologie und -sensorik mit dem gesetzli- logien und unterstützt deutsche Forscher in 18 der chen Auftrag, die deutsche Industrie im Bereich des insgesamt 26 europäischen Projekte. Messwesens zu unterstützen. Damit bringt sie die • Förderaufruf „Schlüsselkomponenten für Voraussetzungen mit, um wichtige Infrastrukturen Quantentechnologien“21: Quanteneffekte sind bedarfsgerecht aufzubauen und zu betreiben sowie empfindlich und die Geräte zu ihrer technischen erforderliche Dienstleistungen anzubieten. Wichtiges Nutzbarmachung sind in der Regel noch groß und Ziel des Kompetenzzentrums ist die Unterstützung teuer. In der BMBF-Maßnahme „Schlüsselkompo- der Wirtschaft – mit besonderem Fokus auf Start-ups nenten für Quantentechnologien“ werden mehrere sowie kleine und mittelständische Unternehmen Konsortien mit Industriebeteiligung gefördert, um (KMU) – beim anwendungsorientierten Transfer von die hohen Kompetenzen in der Geräteentwicklung Forschungsergebnissen. Das BMWi unterstützt den zu verstärken. Damit sollen weitere Grundlagen zur Auf- und Ausbau des Kompetenzzentrums und wird effizienten Erforschung der Quantentechnologien dies im Rahmen der Arbeiten an der Transferinitiative geschaffen und die Nutzung von Quanteneffekten berücksichtigen. Die inhaltlichen Schwerpunkte des beschleunigt werden. Zentrums sind: • Förderaufruf „Quantum Futur“22: Als zentraler • Komponenten und Technologie: Entwicklung und Baustein für die zukünftige Erforschung und Ent- Aufbau von z. B. Einzelphotonenquellen und Oszil- wicklung der Quantentechnologien in Deutschland latoren sowie industrietauglicher Uhren, Messgerä- unterstützt das BMBF ab 2018 mehrere Nachwuchs- te und Sensoren, forschergruppen, welche sich auf anwendungsori- • Kalibrierung und Dienstleistung: Aufbau von Mess- entierte Themen der Quantentechnologien konzen- plätzen zum Charakterisieren und Kalibrieren der trieren. o. g. Komponenten und Technologien als Dienstleis- tung z. B. für KMU, • Anwenderplattformen (User-Facilities): Bereit- stellung von Glasfasernetzwerken und Technolo- 18 https://www.photonikforschung.de/projekte/quantentechnologien/ gieplattformen zur Prototypenentwicklung und projekt/opticlock.html 19 https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/ Kleinstserienfertigung, projekte/qube • Gründerzentren, Ausbildung, Öffentlichkeitsarbeit, 20 https://www.quantera.eu/co-funded-call/call-2017 21 https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1372.html Unterstützung Technologietransfer: Bereitstellung 22 https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1371.html und Betrieb eines Inkubatorlabors zur Überführung
18 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt von Quantentechnologien in die Anwendung sowie Beispiele sind etwa Laborausstattung, Lasersysteme, Ausbildungszentren für Ingenieure. Vakuum- oder Kryoausrüstung, optische Bauteile, Spezialkameras, Detektoren zusammen mit entspre- Leitmarktinitiative in der Labor- und Ausrüstungs- chender Ausleseelektronik, Radiofrequenzquellen und technik allgemeiner Messtechnik, integrierfähige Steuerelekt- Wie das bei anderen Technologien in der Vergangen- ronik sowie spezielle Software. heit der Fall war, werden auch viele Anwendungen der Quantentechnologien ihre ersten Märkte voraussicht- Die Forschungsvorhaben und andere Maßnahmen die- lich im direkten Umfeld der Forschung finden: ses Programms können vermehrt Beschaffungsprozes- se für derartige Produkte auslösen. Die Bundesregie- „Der zurzeit größte bekannte Markt für Quan- rung strebt an, diese Entwicklungen so zu koordinieren tentechnologien ist die universitäre öffentliche und zu kommunizieren, dass Leitmärkte für Quan- Forschung. Es ist auch zu erwarten, dass es einen signifikanten, nicht öffentlichen Markt im Sicher heitsbereich gibt, der aus unserer Wahrnehmung sich noch sehr stark im Forschungs- und Ent- wicklungsstadium befindet. Beide Märkte fragen Die Quantengerätetechnik kann als ein eigenstän- heute die unterstützenden ‘Quantum-enabling diger Markt angesehen werden, da die weltweite Technologies‘ in einer großen technologischen Laborausrüstung der Forschungsinstitute für Breite ab und werden in Deutschland zumeist sich genommen schon ein substanzielles Markt- von KMU bedient. Wir gehen, basierend auf den volumen darstellt. Für deutsche Unternehmen Zahlen aus Großbritannien, heute weltweit von eröffnen sich daher auch für den Absatz solcher etwa 30.000 Personen und einem Forschungsetat Hightech-Produkte, wie der dargestellten Steu- von jährlich mehr als 1,5 Mrd. Euro aus. Deutsch- erung einer optischen Einzelionen-Uhr, sehr land hat davon einen geschätzten globalen Anteil gute Chancen im internationalen Wettbewerb von etwa 6 bis 10 %.“23 – und dies umso mehr, als der Einsatz dieser Technik sich nicht auf die Quantentechnolo gien beschränkt, sondern sie darüber hinaus für 23 Förderung von Quantentechnologien – Positionspapier der Deut- vielfältige andere Arbeiten in der experimentellen schen Industrie; S. 4; Quelle: s. Fußnote 7 Forschung von Nutzen ist.
��������������������������������� 19 tentechnologien entstehen, die insbesondere für KMU Digitalisierungs- und Innovationsprogramms“ zur sowie für Aus- und Neugründungen erreichbar sind. Verfügung.33 Im „Nationalen Programm für Weltraum und Innovation“34 werden gezielt Vorhaben zur Er- Leitmärkte bedingen auch Standards. Sofern erforder- schließung von Quantentechnologien für zukünftige lich, wird die Bundesregierung deshalb die Entwick- Raumfahrtanwendungen gefördert. lung forschungsnaher Normen und Standards in den F&E-Förderprojekten unterstützen. Diese breite, technologie- und branchenoffene Förder- landschaft ist für den Innovationsstandort Deutsch- Innovationen im Bereich Quantentechnologien land von zentraler Bedeutung. In besonderer Weise stärken profitieren davon junge Unternehmen sowie KMU. Die Bundesregierung unterstützt die Innovationskraft von Unternehmen durch innovationsfreundliche Für die Entwicklungen von Anwendungen der Quan- Rahmenbedingungen sowie durch technologie- und tentechnologien, die in vielen Fällen durch Start-ups branchenoffene, marktorientierte und branchenspe- und KMU vorangetrieben werden, wird es entschei- zifische Förderprogramme. Das Spektrum an Förder- dend darauf ankommen, diese Förderlandschaft zu möglichkeiten ist breit. Unterschiedliche Aspekte der erschließen und effektiv nutzbar zu machen. Die Bun- Gründungsförderung werden beispielsweise im Rah- desregierung wird die Innovationsberatung entspre- men von „EXIST“24, dem „High-Tech Gründerfonds“25 chend ausrichten. Neben dieser technologieoffenen oder „INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“26 adres- Förderlandschaft sind darüber hinaus auch quanten- siert. In der späteren Wachstumsphase, in der es jungen technologie-spezifische Unterstützungsmaßnahmen Unternehmern häufig an Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups und KMU geplant, beispielsweise durch für die Weiterentwicklung der Innovationen fehlt, die Bereitstellung entsprechender Infrastrukturen stehen verschiedene Wagniskapitalangebote des ERP- (s. Kompetenzzentrum Quantentechnologien an der Sondervermögens (ERP: European Recovery Program) PTB). Mit dem Förderaufruf „KMU-innovativ: Photo- zur Verfügung, die gemeinsam mit der KfW oder dem nik und Quantentechnologien"35 steht seit Juli 2018 Europäischen Investitionsfonds (EIF) und privaten zweimal jährlich eine speziell auf KMU ausgerichtete Investoren aufgesetzt wurden. Förderprogramme zum Fördermöglichkeit zur Verfügung. Kompetenzaufbau und zur Vernetzung sind beispiels- weise „go-Inno“27 und „go-cluster“28. Mit „WIPANO“29, Der Technologietransfer von quantentechnologie- der „Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)“30 basierten Anwendungen in den Markt ist ein wichtiges und „INNO-KOM“31 stehen Fördermaßnahmen im Anliegen des Programms. Dies schließt die Weiterent- Bereich der vorwettbewerblichen Forschung und Ent- wicklung der erforderlichen Qualitätsinfrastruktur wicklung zur Verfügung. Die Förderung von marktna- mit ihren wesentlichen Elementen ein (Messwesen, her Forschung und Entwicklung erfolgt im Rahmen Akkreditierung, Konformitätsbewertung, Normung des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand“ und Eichung). (ZIM).32 Finanzierungsförderung für Innovations- und Digitalisierungsvorhaben steht im Rahmen des „ERP- 24 https://www.exist.de 25 https://high-tech-gruenderfonds.de 26 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/invest.html 27 https://www.innovation-beratung-foerderung.de/INNO/Navigati- on/DE/go-Inno/go-inno.html 28 http://www.go-cluster.de; https://www.clusterplattform.de 29 https://www.innovation-beratung-foerderung.de/INNO/Navigati- on/DE/WIPANO/Patentierung-Unternehmen/patentierung-unter- 33 https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Innovation/ nehmen.html F%c3%b6rderprodukte/ERP-Digitalisierungs-und-Innovationskre- 30 https://www.aif.de/innovationsfoerderung/igf-industrielle-gemein- dit-(380-390-391)/ schaftsforschung.html 34 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/luft-und-raumfahrt. 31 https://www.innovation-beratung-foerderung.de/INNO/Navigati- html on/DE/INNO-KOM/inno-kom.html 35 https://www.photonikforschung.de/projekte/kmu-innovativ/foer- 32 https://www.zim.de dermassnahme/kmu-innovativ-photonik-und-qt.html
20 Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt 3.3 Leuchtturmprojekte für len formulieren. So ist z. B. die Verbesserung der Kohä- industrielle Wettbewerbsfähig- renzzeiten von Quantenspeichern ein Schlüsselfaktor auf dem Weg zu einer nachhaltig abhörsicheren Kom- keit etablieren munikation. Derartige Kennzahlen stellen auch einen Noch existiert eine (unterschiedlich) große Lücke essenziellen Schritt bei der sicheren Authentifizierung zwischen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen von Systembenutzern dar. Diese Authentifizierung und industriellen Umsetzungen. Aber die deutsche wird heutzutage häufig mit Hardwarekomponenten, Wirtschaft – Großunternehmen, KMU und Start-ups sogenannten Security-Token oder auch Chipschlüsseln, – kann und soll sich vom Beobachter und Zulieferer realisiert. Die Sicherheit solch klassischer Authentifi- zum strategischen Treiber der Entwicklung im Feld der zierungsverfahren kann jedoch beispielsweise durch Quantentechnologien entwickeln. Experten aus deut- leistungsfähige Quantencomputer gefährdet werden, schen Unternehmen haben angeregt36, diesen Prozess sodass auch hier künftig Quanten-Token für Quanten- u. a. mit Leuchtturmprojekten zu unterstützen, die für kommunikation eine technische Alternative darstellen Interessenten in Öffentlichkeit, Politik und Unterneh- men sichtbar machen, dass es sich bei Quantentechno- logien nicht um abstrakte wissenschaftliche Konzepte handelt, sondern um neue Technologien und Verfahren Sichere Kommunikationsverfahren stellen für mit Auswirkungen und großen Potenzialen für viele unsere Gesellschaft eine wichtige Grundlage des Wirtschaftsbereiche. Die Bundesregierung wird diesen Wirtschaftssystems dar. Die Erforschung, Reali- Vorschlag aufgreifen und unter Federführung des sierung und Implementation von Komponenten BMBF zunächst zwei Leuchtturmprojekte anstoßen. und Systemen mit tatsächlichem Gebrauchswert ist daher mit großer Priorität erforderlich. Große Wettbewerb zur Quantenkommunikation Vorzeigeprojekte, wie z. B. die satellitengestützte In der Quantenkommunikationsforschung lassen sich Quantenkommunikation mit Bodenstationen wie gegenwärtig wichtige Ziele mit technischen Kennzah- im Bild zu erkennen, setzen ein starkes Signal für diesen Aufbruch in die Quantentechnologien und haben das Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit für 36 Förderung von Quantentechnologien – Positionspapier der Deut- Systemumsetzungen und Infrastrukturlösungen schen Industrie, S. 21; Quelle: s. Fußnote 7 zu stärken.
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