Quartiersentwicklungsatlas Baden-Württemberg - Kurzbericht der Begleitforschung zur Landesstrategie "Quartier 2020 - Gemeinsam.Gestalten." 2018 ...
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Quartiersentwicklungsatlas Baden-Württemberg Kurzbericht der Begleitforschung zur Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ (2018 – 2020)
INHALT VORWORT 5 1 EINLEITUNG 6 2 WAS IST EIN QUARTIER? 6 3 DIE LANDESSTRATEGIE „QUARTIER 2030 – GEMEINSAM.GESTALTEN.“ 7 4 VORGEHENSWEISE DER BEGLEITFORSCHUNG 8 5 DER BLICK INS LAND: ERKENNTNISSE ÜBER DIE QUARTIERSENTWICKLUNG 9 5.1 WAS FUNKTIONIERT? 9 5.2 WAS FUNKTIONIERT WO? 11 5.3 EXKURS ZUR ROLLE DER LANDKREISE 15 6 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN: DIE 10 GEBOTE DER QUARTIERSENTWICKLUNG 16 7 RESÜMEE UND AUSBLICK AUF ZUKUNFTSTHEMEN 17 IMPRESSUM 18 3
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, im Sommer 2020 hatte ich die Freude, die Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ zukunftsweisend in „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ umbenennen zu dürfen. Diese Namensänderung verdeutlicht nicht nur unseren Ein- satz für das Thema der Quartiersentwicklung, sondern bringt auch die stetige Weiterentwicklung dieser Landesstrategie zum Ausdruck. Mit dieser Publikation liegen uns nun auch die Ergebnisse unserer Begleitforschung zur Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ vor. Der Quartiersentwicklungsatlas ist das Produkt aus zwei Jahren Forschung zu und mit den Kommunen in Baden-Württemberg. Den Städten, Gemeinden und Landkreisen unseres Landes sowie den dort lebenden Menschen und Akteuren gilt mein beson- derer Dank für ihre Bereitschaft, Auskünfte zu geben und damit zur Weiterentwicklung der Quartiers- strategie beizutragen. Der Städtetag, der Gemeindetag und der Landkreistag waren zudem wichtige Partner bei der Entwicklung und Bekanntmachung der Studie – auch dafür mein herzliches Danke- schön. Wie verbreitet sind Ansätze der Quartiersentwicklung im Land? Worauf kommt es an, wenn Kommu- nen sich auf den Weg der Quartiersentwicklung machen? Welche Rolle spielt unsere Quartiersstrategie für die Quartiersentwicklung im Land? Herr Professor Dr. Gründer vom Lehrstuhl für Soziale Arbeit der Dualen Hochschule Baden- Württemberg in Heidenheim und seine Forschungsgruppe haben zu diesen Fragen die Quartiersent- wicklung in Baden-Württemberg kartiert, Kommunen befragt und vertiefende Interviews geführt. Das Ergebnis ist der Quartiersentwicklungsatlas, der nicht nur wissenschaftliche Befunde widerspiegelt, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen für Kommunen bereithält. Zusätzlich zur vollständi- gen Fassung erscheint dieser Kurzbericht, der die zentralen Ergebnisse darstellt und im Lichte der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ einordnet. Die Quartiersstrategie ist ein fortlaufender Prozess, in den stetig neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft einfließen – ein wichtiger erster Teil ist der hier vorliegende Bericht. Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und beim Diskutieren der Ergebnisse. Ihr Manne Lucha Minister für Soziales und Integration Baden-Württemberg 5
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT 1 EINLEITUNG Die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung lokaler • Welche typischen Erfahrungen machen Fachkräfte so- Nachbarschaften und Quartiere mit hoher Lebensquali- wie Einwohner und Einwohnerinnen in Quartiersent- tät sowie mit Partizipationsmöglichkeiten für Menschen wicklungsprojekten und welche Zukunftsthemen aller Generationen, Herkünfte und Lebenslagen stand im der Quartiersentwicklung werden in unterschied- Zentrum der Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemein- lichen Städten und Gemeinden gesehen? sam.Gestalten.“. Professor Dr. René Gründer von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Das Ziel der wissenschaftlichen Begleitung der Landes- Heidenheim übernahm die wissenschaftliche Begleitung strategie ist es, einen Beitrag zur Weiterentwicklung der dieses Vorhabens für einen Forschungszeitraum von über Quartiersentwicklung im Land Baden-Württemberg zu zwei Jahren. Der vorliegende Kurzbericht stellt eine leisten. Hiervon sollen nicht nur die Landkreise, Städte Zusammenfassung der Kernergebnisse des Abschluss- und Gemeinden profitieren können, sondern auch die berichtes der Begleitforschung dar. Menschen in den Quartieren vor Ort. Folgende Fragestellungen standen im Zentrum der For- Hierfür wird im folgenden Kurzbericht zu Beginn der schung: Begriff des Quartiers beschrieben, um dann in Kapitel • Wie verbreitet sind Quartiersentwicklungsansätze? 3 die Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam. Wie unterscheiden sich Kommunen im Hinblick Gestalten.“ vorzustellen. Daran anschließend folgt die auf Vorverständnisse, Schwerpunkte, Zielstellun- Vorstellung der Vorgehensweise der Begleitforschung. gen, Netzwerkstrukturen und Umsetzungsformen Kapitel 5 und 6 beschreiben die gewonnenen Erkenntnis- von Quartiersentwicklungsprojekten? se über die Quartiersentwicklung im Land Baden-Würt- • Welche Risikofaktoren und Gelingensbedingungen temberg und geben Handlungsempfehlungen für die quartiersbezogener Entwicklungsstrategien können Umsetzung von Quartiersentwicklung in den Kommu- identifiziert werden? nen. Abschließend wird ein kurzes Resümee gezogen und ein Ausblick auf die Zukunftsthemen der Quartier- sentwicklung gegeben. 2 WAS IST EIN QUARTIER? Um sich den oben benannten Fragestellungen zu nähern dendem Maße von den individuell zur Verfügung stehen- ist es wichtig zu definieren, was unter einem Quartier ver- den baulichen, sozialen, politischen, historischen oder standen wird. Eine einheitliche Definition des Begriffs ökonomischen Bedingungen vor Ort ab. existiert in der wissenschaftlichen Forschung nicht, sodass die Ansichten über „das Quartier“ oftmals vari- Da sich Quartiere durch die Zuschreibungen von Men- ieren. schen vor Ort und durch sich stetig ändernde örtliche Gegebenheiten beständig neu formieren, kann ein Quar- Beispielsweise wird in einigen Definitionen das Quartier tier nicht anhand einer festgelegten Einwohnerzahl defi- als eine räumlich überschaubare Wohnumgebung oder niert werden. Die Großsiedlung mit 20.000 Einwohnern ein Wohnviertel bezeichnet. In anderen wiederum und Einwohnerinnen kann ebenso ein Quartier darstel- wird von einem Quartier als eine sozialräumlich spezifi- len wie die Kleinbauernsiedlung mit 150 Einwohnern sche Struktur, die durch das Zusammenwirken von ein- und Einwohnerinnen. Häufig spielen jedoch regionale zelnen Menschen entsteht, gesprochen. Quartiere kön- Orts- und Siedlungsgrenzen oder Einwohnerdichte und nen somit durch die darin lebenden Bewohnerinnen und -struktur in der Abgrenzung zwischen den einzelnen Bewohner sowie deren Wertesysteme, Vernetzungen und Quartieren eine wichtige Rolle. Lebenslagen entstehen. Dies hängt jedoch in entschei- 6
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG Aber auch das soziale Miteinander, die Möglichkeiten der nachbarschaftlichen Beteiligung und Unterstützung Die Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam. oder auch das Wir-Gefühl prägen den Rahmen eines Gestalten.“ des Ministeriums für Soziales und In- Quartiers. Zur Identifikation mit einem Quartier muss tegration Baden-Württemberg unterstützt Städte, dies für die im Quartier lebende Bevölkerung einen Gemeinden, Landkreise und zivilgesellschaftliche überschaubaren und alltäglichen Lebensraum darstellen. Akteure bei der alters- und generationengerechten Dementsprechend orientieren sich Quartiere oft an be- Quartiersentwicklung. Ziel ist es, lebendige Quartie- stimmten Stadtvierteln oder Wohnsiedlungen. Die Quar- re zu gestalten – also Nachbarschaften, Stadtteile tiersabgrenzung orientiert sich demnach an entsprechen- oder Dörfer, in denen Menschen sich einbringen, den „Grenzziehungen“ sowie an der Alltagswelt, dem Verantwortung übernehmen und sich gegenseitig Lebens- und Handlungsraum der im Quartier lebenden unterstützen. Mit anderen Worten ist das bewusste Bevölkerung und Institutionen. Engagement der Einwohnerinnen und Einwohner eine notwendige Bedingung für ein Quartier. Für den Gegenstandsbereich der Begleitforschung wurde der Quartiersentwicklungsbegriff im Anschluss an die Landesstrategie entsprechend offen formuliert: 3 DIE LANDESSTRATEGIE „QUARTIER 2030 – GEMEINSAM.GESTALTEN.“ Die Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ betrifft ebenso Behinderung, (ethnische) Herkunft, Ge- möchte den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die schlecht, Religion und sexuelle Identität. Darüber gilt es, Generationengerechtigkeit stärken – das beginnt vor Ort ältere Menschen nicht unabhängig von anderen Alters- mit den Menschen, den Quartieren, den Kommunen. gruppen zu betrachten. Das Anliegen der Landesstrategie ist es, das Miteinander der Generationen zu stärken. Zu- Die Einwohnerinnen und Einwohner möchten gemeinsam dem ist ein reiches Sozialleben ein Stützpfeiler unseres mit ihrer Kommune aktiv an diesem Prozess mitarbeiten: gesellschaftlichen Zusammenhalts. Nicht zuletzt vertritt Wie gestalten wir ein Quartier, in dem wir ohne Barrieren die Quartiersstrategie eine Lebensverlaufsperspektive: wohnen und uns bewegen können und wo wir Unterstüt- Über das ganze Leben hinweg werden die Weichen ge- zung finden, wenn wir Hilfe oder Pflege brauchen? Wie stellt, die zu einem guten Alter(n) beitragen. So ist es nur schaffen wir Begegnungsorte für alle Generationen und folgerichtig, dass mit Blick auf ein gutes Alter(n) der ein wertschätzendes, von bürgerschaftlichem Engagement Hebel der Quartiersentwicklung in allen Lebensphasen getragenes Umfeld? So unterschiedlich wie die Kommu- angesetzt wird. nen in Baden-Württemberg, so vielfältig sind auch die Quartiersansätze. Jede Kommune muss gemeinsam mit DIE LANDESSTRATEGIE ALS TRIEBFEDER ZUR QUARTIER- ihren Einwohnerinnen und Einwohnern die passenden SENTWICKLUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Lösungen und Antworten auf diese Fragen finden. Die Begleitforschung interessierte sich unter anderem für die konkreten Erfahrungen der Kommunen mit der Lan- Die Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestal- desstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“. ten.“ stellt die Alters- und Generationengerechtigkeit ins Zentrum. Dem liegt ein differenzierter Blick auf das Alter So bestätigten Bürgermeister und Bürgermeisterinnen zugrunde: So ist die Lebensphase Alter sehr divers und aus Kommunen, die eine finanzielle Förderung im Rah- Maßnahmen sollten dieser Vielfalt Rechnung tragen. Das men der Quartiersstrategie erhielten, dass ohne diese gilt nicht nur den unterschiedlichen Kompetenz-, Res- Förderung eine Vielzahl an Projekten nicht realisiert wor- sourcen- und Interessenausprägungen im Alter, sondern den wäre. Mehrfach wurde auf den großen Einfluss der 7
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT Förderung verwiesen, die Thematik Quartiersentwick- Weiterhin bestand für die Kommunen der Vorteil, sich lung in der eigenen Kommune überhaupt anzugehen. über Angebote der Landesstrategie inhaltlich beraten las- Die Landesstrategie konnte damit für viele Städte und sen zu können. Über die inhaltliche Begleitung hinaus Gemeinden eine Initialzündung für die Quartiersent- schätzen die geförderten Kommunen auch die Möglich- wicklung vor Ort darstellen. keit, von Netzwerken und Strukturen innerhalb der Landesstrategie Gebrauch machen zu können. Vernet- Neben Groß- und Mittelstädten erreichten insbesondere zungstreffen und (Regional-)Konferenzen seien nach An- demografisch stark herausgeforderte Gemeinden eine sicht der Kommunen die idealen Plattformen, um sich hohe Förderquote in den Förderprogrammen der Quar- auszutauschen und gegenseitig voneinander zu lernen. tiersstrategie. Dies spricht für eine passgenaue Unterstüt- zung und Beratung im Förderprozess, die auch kleinere Die Förderung der Zusammenarbeit zwischen der Kom- Gemeinden dazu ermutigen kann, sich um eine Förde- mune und den Menschen vor Ort konnte nicht nur in rung durch die Landesstrategie zu bemühen. Denn nach groß- und mittelstädtische Kommunen mit langjähriger Rückmeldung der befragten Kommunen sind die durch- Quartierserfahrung angeregt werden. Durch die in der geführten Quartiersprojekte überwiegend zur Zufrieden- Quartiersstrategie verankerte Beteiligung konnte vieler- heit der verantwortlichen Akteure verlaufen. Auch im orts ein Impuls für den lebendigen Austausch zwischen ländlichen Raum, in kleinstädtischen und dörflichen Verwaltung und den Einwohnerinnen und Einwohnern Regionen, die vor großen demografischen Herausforde- gesetzt werden. In den Rückmeldungen auf die Begleit- rungen stehen, konnten Quartiersansätze gefördert wer- forschung wurde ein gesteigertes Gemeinschaftsgefühl den. Hier sei auf die besondere Rolle der Landkreise ver- und Verantwortlichkeitserfahrungen im Quartier her- wiesen: Sie nehmen in diesem Setting zunehmend eine vorgehoben. Dies spricht für einen Erfolg der Landes- Rolle als Vernetzer und Vermittler fachlicher Kompe- strategie, bei der Unterstützung von Kommunen Quar- tenzen für den ländlichen Raum wahr. tiersentwicklung erfolgreich umzusetzen. 4 VORGEHENSWEISE DER BEGLEITFORSCHUNG Die Begleitforschung der DHBW Heidenheim zur Lan- QUANTITATIVE BEFRAGUNG desstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ un- Das Ziel der breit angelegten Onlinebefragung im Herbst terteilte sich in drei Erhebungsphasen bei der sowohl auf 2018 war es, sich dem Feld möglichst offen zu nähern. 76 quantitative als auch qualitative Sozialforschungsverfah- Städte und Gemeinden beteiligten sich und wurden un- ren zurückgegriffen wurde. ter anderem zu kommunalpolitischen Themen und Her- ausforderungen befragt. Außerdem wurde die Bekannt- Die Datenauswertung und Forschungsvorhaben waren heit sozialräumlicher Konzepte abgefragt sowie die hierbei in verschiedene Ebenen gegliedert. Zu Beginn Voraussetzungen für Quartiersprojekte. Weitere Frage- sollte ein allgemeiner Überblick über Erfahrungen, Struk- stellungen waren beispielsweise: Welche Akteurskonstel- turen, Ansätze und Zielvorstellungen von Quartiersent- lationen wirken an den Projekten mit? Welche Finanzie- wicklung innerhalb der verschiedenen Gemeindetypen rungsmodelle bestehen? Wie werden die Bürger und gewonnen werden. Darauf aufbauend wurde zusätzlich Bürgerinnen einbezogen? Welche Ziele sollen mit Quar- zu diesem allgemeinen Blick auf spezifische Erfahrungen tiersprojekten erreicht werden? der Verwaltung fokussiert, um im Anschluss durch Men- schen und Fachkräfte vor Ort erweitert zu werden. Bei TELEFONISCHE EXPERTENINTERVIEWS diesem „Hinein-Zoomen“ wurden die Daten aus allen Darauf aufbauend startete die qualitative Erhebungspha- drei Modulen zueinander in Bezug gesetzt und ausgewer- se mit 39 per Zufallswahl kontaktierten Kommunen für tet. telefonische Experteninterviews mit Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen. Die Interviews gingen detaillierter 8
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG auf einzelne Kommunen und ihre (Umsetzungs-)Erfah- FOKUSGRUPPEN UND SCHRIFTLICHE ONLINEBEFRAGUNG rungen mit Quartiersentwicklung ein. Nach der beschrei- Im dritten Teil der Begleitforschung wurde in konkre- benden Herangehensweise und der Suche nach Zusam- ten Quartiersentwicklungsprojekten erhoben, welche menhängen im quantitativen Teil der Datenerhebung, Erfahrungen Fachkräfte und engagierte Menschen vor stand mit dieser qualitativen Erhebung das Erklären Ort gesammelt haben. Dies wurde sowohl durch Fokus- und Verstehen im Zentrum des Interesses. Hierbei wur- gruppen-Interviews als auch durch eine schriftliche On- de erhoben, was die Befragten mit „Quartiersentwick- linebefragung ermöglicht, bei der 72 Fachkräfte und lung“ verbinden und welche Erfahrungen sie bereits mit engagierte Einwohner und Einwohnerinnen erreicht Quartiersprojekten gesammelt hatten. Auf diese Weise werden konnten. sollten spezifische Grund- und Problemlagen vor und während der Durchführung von Quartiersentwicklung erfasst werden. 5 DER BLICK INS LAND: ERKENNTNISSE ÜBER DIE QUARTIERSENTWICKLUNG Zentral für ein Verständnis von Quartieren in den Städ- Gefühl des Zusammenwachsens oder der Aufbau von ten und Gemeinden sind die spezifischen Erfahrungen Nachbarschaftsnetzwerken. mit und bei der Umsetzung von Quartiersentwicklung. Dabei geht es unter anderem darum, herauszustellen, Quartiersprojekte wurden in den befragten Städten und was im Verlauf des Quartiersentwicklungsprozesses ge- Gemeinden mit über 80% durch die Kommunalverwal- schieht und wie dies aus verschiedenen Perspektiven tung initiiert. Dies lässt sich unter anderem durch den wahrgenommen wird. Die Motivation der befragten Begriff des Quartiers erklären, der von den Befragten Kommunen zur Umsetzung von Quartiersentwicklung eher städtisch wahrgenommen wird und daher weniger folgt unterschiedlichen Zwecken. anschlussfähig für kleinere Gemeinden und Dörfer ist. Kleinere Gemeinden, die mit diesem Begriff nicht so ver- Einige Erfahrungen werden jedoch von allen befragten traut sind, sehen daher oft keinen Anlass für einen Kommunen geteilt: So biete Quartiersentwicklung die Förderantrag. Möglichkeit, einen positiven Austausch auf Augenhöhe zwischen Politik, Verwaltung und den Menschen vor Ort 5.1 WAS FUNKTIONIERT? zu initiieren. Damit könnten Fragen und Möglichkeiten ERFOLGSFAKTOREN des Zusammenlebens angegangen werden. Grundsätz- Bei der Befragung der beteiligten Städten und Gemein- lich lässt sich zudem aus den erhobenen Daten ableiten, den 1 bezüglich der Erfolgs- und Hemmfaktoren von dass die Menschen vor Ort die Angebote zur Partizipati- Quartiersentwicklung lässt sich feststellen, dass die Er- on und Mitgestaltung in ihrem Quartier positiv auf- und folgsfaktoren die Anzahl der Hemmfaktoren deutlich wahrnehmen. Die wichtigsten Veränderungen durch übersteigen. Dies lässt sich als Argument für Quartier- Quartiersentwicklungsprozesse wurden von den befrag- sentwicklung in den Kommunen Baden-Württembergs ten Fachkräften und Menschen vor Ort in der gelunge- verstehen. nen Aktivierung von Bürgerbeteiligungsprozessen gesehen. Dazu zählen vor allen die Vernetzung der Men- Der meistgenannte Erfolgsfaktor ist die Kommunikation. schen vor Ort, sowie der Zuwachs an Bürgernähe, -gesprä- Kommunikation spielt nach Rückmeldung aller Befrag- chen und -programmen. Hinzu kommen neue Gemein- ten schon vor dem offiziellen Projektstart eine zentrale schaftserfahrungen, wie beispielsweise ein gesteigertes Rolle. Wenn es gelingt, bereits bei der Konzeption eines 1 In der Begleitforschung fand zudem eine Befragung der Landkreise statt. Einen Exkurs zur speziellen Rolle der Landkreise im Rahmen von Quartiersentwicklung findet sich unter Punkt 5.3 9
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT Projektes die Menschen vor Ort zu aktivieren und ihre Quartierprojektes auf. Unsicherheiten beim genauen Ideen einfließen zu lassen, sind die größten Bedenken Vorgehen, das Fehlen einer Gesamtkonzeption oder zumeist schon aus dem Weg geräumt. Sie sind die Exper- auch Interessenkonflikte zwischen den beteiligten Ak- tinnen und Experten vor Ort, die im alltäglichen Leben teuren wurden als häufige Schwierigkeiten bei der Um- erfahren, welche Potenziale aber auch Herausforderun- setzung der Projekte identifiziert. gen oder sogar Missstände ihr unmittelbares Lebensum- feld aufweist. Dafür ist es nach Ansicht der Befragten Auch während der Durchführung von Quartiersprojek- notwendig, vor Ort im Quartier präsent und sichtbar ten sind es häufig die Abstimmungsprozesse und der beziehungsweise ansprechbar zu sein. Ein gemeinsames Interessenausgleich zwischen den beteiligten Akteuren, Zusammenwirken auf Augenhöhe sowie konkrete die als hemmende Faktoren genannt werden. Teilweise und realisierbare Zielvereinbarungen seien gemein- stelle sich aufgrund fehlender Transparenz bei der Be- sam mit dem transparenten Aufzeigen von erreichten völkerung das Gefühl ein, die Kommune würde sich in Etappenzielen weitere wichtige Erfolgsfaktoren für die Angelegenheiten des Quartieres einmischen. So kön- Quartiersprojekte. ne es sich beispielsweise als schwierig darstellen, den Einwohnern und Einwohnerinnen die langfristig verfolg- Auch der Vernetzungsaspekt nimmt eine zentrale Rolle ten Ziele der Kommunalverwaltung für die Entwicklung bei der erfolgreichen Umsetzung eines Quartiersprojek- der Stadt oder Gemeinde zu verdeutlichen und näher zu tes ein. Eine konkrete federführende Person, die für das bringen. Projekt verantwortlich ist, wird von den Befragten als ein wichtiger Erfolgsfaktor herausgestellt. Quartierskoordi- Zudem wird der große Aufwand, der hinter der Durch- natoren und -koordinatorinnen können als zentrale An- führung eines Quartiersprojektes steckt, als Hemmfaktor laufstelle für jegliche Fragen fungieren und die einzelnen benannt. Vor allem in Kleinstädten und Gemeinden Akteure untereinander koordinieren und vernetzen. Eine spielen sowohl die Überlastung der Verwaltung als auch umfassende und integrative Perspektive auf ein Quartier der Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements eine bezieht automatisch möglichst alle betroffenen Akteure bedeutendere Rolle, als in den Groß- und Mittelstädten. mit ein. Dabei gilt es zu beachten, dass keine Parallel- Bürgerschaftlich Engagierte tragen nicht selten die Haupt- oder gar Konkurrenzstrukturen geschaffen werden. last der Quartiersprojekte in den ländlichen Gebieten. Je mehr Akteure beteiligt sind, umso wichtiger wird die- ser Punkt. Im Rahmen der Vernetzung sollte nach An- In den Kommunen Baden-Württembergs werden die In- sicht der Befragten auch der Einbezug der Landkreise tegration und Einbindung der Zugezogenen für den nicht außer Acht gelassen werden. Sie können als Netz- sozialen Zusammenhalt als wichtiger Ansatzpunkt von werk-Gestalter eine wichtige Rolle für das Gelingen ei- Quartiersentwicklung benannt. Die Umsetzung von nes Quartiersprojekts spielen. Bürgerbeteiligung stellt sowohl größere Städte, als auch kleinere Gemeinden teilweise vor eine große Herausfor- HEMMFAKTOREN UND HERAUSFORDERUNGEN derung, da dies ein flachhierarchisches Umdenken erfor- Im Vergleich zu den Erfolgsfaktoren sind die in den Inter- dert, das die Bürgerschaft mehr in Prozesse einbindet views genannten Hemmfaktoren mannigfaltiger. Das lässt und partizipieren lässt. Hierfür wurde die Wichtigkeit darauf schließen, dass keine strukturellen oder systemati- einer hauptamtlichen Quartierskoordination herausge- schen Probleme innerhalb der Quartiersstrategie existie- stellt, die den persönlichen Kontakt mit den Menschen ren. Vielmehr sind es spezifische Erfahrungen, die auf vor Ort hält und angepasst auf die jeweiligen Bedarfe ei- unterschiedliche Handlungsspielräume, Herangehens- nes Quartiers agiert. Vor allem das bürgerschaftliche En- weisen und Lerneffekte in unterschiedlichen Rahmenbe- gagement, braucht eine zentrale Ansprechperson, welche dingungen – soziale, städtebauliche und administrative die Beteiligung und Netzwerke aufrechterhält. Eine Kontexte – zurückzuführen sind. nachhaltige und langfristige Finanzierung der laufenden Projekte und einer hauptamtlichen Quartierskoordinati- Die meisten Hemmfaktor traten bei den befragten Kom- on stellen hierbei für die Städte und Gemeinden eine munen in der Planungs- und Konzeptionsphase eines Herausforderung dar. 10
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG 5.2 WAS FUNKTIONIERT WO? VORGEHENSWEISE DER CLUSTERANALYSE Nachdem allgemeine Erfahrungen und Faktoren hin- Für die Clusteranalyse wurden alle 1101 Kommunen Ba- sichtlich der Umsetzung von Quartiersprojekten darge- den-Württembergs auf ihre Siedlungsstruktur, Entwick- stellt wurden, wurde dann eine differenziertere Perspek- lung der Einwohnerzahl, demografische Struktur und tive eingenommen. Dazu wurden die Städte und Wirtschaft hin analysiert. Hierzu wurden die Gesamtein- Gemeinden verschiedenen Clustern zugeordnet, die auf- wohnerzahl, Einwohnerdichte, der Wanderungs- und grund ähnlicher struktureller Begebenheiten Gemein- Geburtensaldo, der Alten- und Jugendquotient sowie das samkeiten in ihren Zugängen zur Quartiersentwicklung Jahreseinkommen und die Kommunalverschuldung als aufweisen. Ziel dieses Vorgehens war es, die empiri- kommunalstatistische Indikatoren herangezogen. Basie- schen Befunde aus den Befragungen und Interviews zu rend auf diesen Indikatoren wurden die Städte und Ge- den Quartierszuschnitten, Erfahrungen mit Quartiersent- meinden Baden-Württembergs methodisch in sechs wicklung, Verantwortlichkeiten, Quartiersentwick- unterschiedliche Gruppen, sogenannte Cluster, einge- lungs-Konzepten und –Themen sowie Bürgerbeteili- teilt. Aufgrund unvollständiger Daten konnten nur 1000 gungsverfahren und Netzwerke der involvierten Akteure Kommunen von 1101 eindeutig einem Cluster zugeord- mit den strukturellen Bedingungen der jeweiligen Kom- net werden. Für die Zuordnung einer einzelnen Stadt munen zu verschneiden. oder Gemeinde bedeutet das methodische Verfahren der Clusteranalyse, dass diese in der Mehrzahl ihrer Merk- Im Folgenden wird zunächst die Clusteranalyse metho- malsausprägungen eine strukturelle Ähnlichkeit zu den disch beleuchtet, um anschließend die Kommunaltypen übrigen Kommunen im Cluster aufweist. Das kann dazu anhand ihrer spezifischen Erfahrung in der Quartiersent- führen, dass im Einzelfall eine Kleinstadt in ein mittel- wicklung einander gegenüberzustellen. städtisch geprägtes Cluster eingeordnet wird, da sie den darin enthaltenen Merkmalsausprägungen eher entspricht. Cluster: Großstadt (11) Cluster: Solide Mittelstadt (57) Cluster: Herausgeforderte Mittelstadt (109) Cluster: Herausgeforderte Kleinstadt (113) Cluster: Solide Kleinstadt (546) Cluster: Starke Gemeinde (164) keine Daten verfügbar Abbildung 1 Clusterzuordnung der Städte und Gemeinden Baden-Württembergs (Anzahl der zugeordneten Kommunen). Stichprobengröße n=1000. 11
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT VORSTELLUNG DER CLUSTER UND DER JEWEILIGEN QUAR- Quartiersentwicklung nicht Quartiersmanagement, son- TIERSENTWICKLUNG dern vor allem bauliche Stadt-/Gemeindeentwicklung. Das Ergebnis der vorgestellten Datenauswertung unter- In diesem Cluster werden meist wenige interaktive Be- teilt sich in ein Cluster für die Großstädte (inklusive der teiligungsverfahren wie Bürgerbefragungen und Bürger- Landeshauptstadt Stuttgart), zwei Cluster für Mittelstädte versammlungen eingesetzt. Die Netzwerke der Quar- und drei Cluster für Kleinstädte und Landgemeinden be- tiersentwicklung sind eher klein und durch Vereine, ziehungsweise Dörfer.2 freie Träger und Kirchengemeinden geprägt. Die inhalt- lichen Schwerpunkte liegen dabei überwiegend in den Im Folgenden werden die verschiedenen Cluster anhand Themenfeldern Familie und Generationen sowie Woh- ihrer kommunalstatistischen Merkmale und der jeweili- nen und Wohnumfeld, was mit der Assoziation von Quar- gen Quartiersentwicklungsbefunde aus den Befragungen tiersentwicklung und Gemeindeentwicklung überein- dargestellt. Die Reihenfolge der folgenden Darstellung stimmt. Dabei stehen in diesem überwiegend ländlich richtet sich hierbei nach der Größe der erstellten Cluster geprägten Feld vor allem Weiterbildung/Qualifizierung, und beginnt mit den soliden Kleinstädten in Baden-Würt- Bürgerbeteiligung und Schaffung angemessener Netz- temberg. werkstrukturen mit Fachkraftstellen im Vordergrund. Für die soliden Kleinstädte gilt, dass sie sich noch SOLIDE KLEINSTADT nicht in großem Umfang auf den Weg der Quartiersent- Mehr als die Hälfte aller Städte und Gemeinden in Ba- wicklung gemacht haben. Den lokalen Besonderheiten den-Württemberg werden dem Cluster der soliden der Siedlungs- und Vereinsstruktur sollte hier Rech- Kleinstadt mit im Mittel rund 5.000 Einwohnern und nung getragen werden. Einwohnerinnen zugeordnet. Die kleinstädtisch und ländlich geprägten Kommunen des Clusters sind über- STARKE GEMEINDE wiegend demografisch und wirtschaftlich stabil. Ein Teil Am besten schneiden die starken Gemeinden bei nahe- der Kommunen im Cluster steht jedoch vor den Heraus- zu allen Indikatoren der gewählten Strukturmerkmale ab. forderungen rückläufiger Einwohnerzahlen durch Ab- Neben hohen Zuzugszahlen haben sie außerdem den wanderung und Geburtenrückgang. Ein kleinerer Teil höchsten Geburtensaldo von +0,3 %, das bedeutet eine ländlich geprägter Gemeinden wächst jedoch deutlich, jährliche Zunahme der Wohnbevölkerung in diesen dank positiver Zuzüge und einem ausgeglichenen Gebur- Kommunen um durchschnittlich rund 3.000 Menschen tensaldo. Alten- und Jugendquotient halten sich in den allein durch Geburten. Die Einwohnerdichte ist die ge- soliden Kleinstädten die Waage und sprechen für eine ringste und unterstreicht die ländliche Prägung dieser ausgeglichene Durchmischung der Altersstruktur. Im Gemeinden. Auch die Altersstruktur ist in den starken Vergleich zu anderen Clustern weisen die Kommunen Gemeinden äußerst günstig. Ein sehr geringer Altenquo- der soliden Kleinstadt eine geringere Pro-Kopf-Ver- tient steht hierbei dem höchsten Jugendquotienten ge- schuldung sowie hohe Median-Jahreseinkommen auf. genüber. Auch wenn sich die jungen Menschen nach der Schule häufiger in den Verdichtungsräumen zur Ausbil- Typisch für diese Gruppe sind ihre vergleichsweise klei- dung oder zum Studium ansiedeln, vermitteln diese Wer- nen Quartierszuschnitte von meist 2.500 bis 5.000 Ein- te zumindest eine stabile Grundlage. Nicht zuletzt recht- wohnern und Einwohnerinnen. Quartiersentwicklung ist fertigt die wirtschaftliche Lage die Charakterisierung als eher wenig verbreitet und in den Kommunen, die Quar- starke Gemeinden. Die höchsten Median-Jahreseinkom- tiersansätze verfolgen, liegt die Verantwortlichkeit für men treffen hier auf die geringste Kommunalverschul- diese Konzepte beim Bürgermeister oder der Bürger- dung pro Kopf. Eine Kombination, die auf Wohlstand meisterin. Die Federführung für die konzeptionelle Um- und hohe Lebensstandards hindeutet. Von den statisti- setzung wird zum Teil aber auch an Externe delegiert. schen Kennwerten ausgehend, sind die starken Ge- Anders als in den groß- und mittelstädtischen Kommu- meinden für demografische und wirtschaftliche Heraus- nen verbindet man in den soliden Kleinstädten mit forderungen gut gerüstet. 2 Das größte Cluster der soliden Kleinstädte enthält hierbei nochmal drei Untertypen von Kommunen im überwiegend ländlichem Raum, die sich als stabile, schrumpfende und wachsende Gemeinden beschreiben lassen. 12
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG Die überwiegend kleinen ländlichen Gemeinden mit Herausgeforderte Kleinstädte verfügen anders als günstigen demografischen und wirtschaftlichen Voraus- Groß- und Mittelstädte meist über keine oder nur kurzzei- setzungen zeichnen sich durch eher kleine Quartiers- tige Vorerfahrungen im Bereich Quartiersentwicklung. zuschnitte unter 500 bis unter 5.000 Einwohnern und Obwohl die Quartierszuschnitte mit 2.500 bis über 5.000 Einwohnerinnen aus. Sie haben typischerweise wenig Einwohnern und Einwohnerinnen ähnlich groß sind Vorerfahrungen mit Quartiersentwicklung. Auch wenn wie in den Mittel- und Großstädten, sind die Netzwerke die mit Quartiersentwicklung verbundenen Begriffe in in den Kommunen vergleichsweise klein. Kirchengemein- diesem Cluster neben Gemeindeentwicklung häufig in- den, lokale Vereine und freie Träger haben eine große nerörtliche Flächenaktivierung als bauplanerisches Kon- Bedeutung. Die organisatorische Verantwortung für die zept umfassen, liegt der inhaltliche Schwerpunkt bei Quartiersentwicklung liegt häufig auf der Ebene eines Pflege und Unterstützung sowie Familie und Generatio- Amtes oder Sachgebietes der Verwaltung. Die Federfüh- nen. Gemeinsam mit der starken Rolle von privaten rung für Quartiersentwicklung in herausgeforderten Unternehmen in den oftmals kleinen Netzwerken kann Kleinstädten wird mitunter auch an externe Akteure gefolgert werden, dass häufig die Umnutzung von (z.B. Wohlfahrtsverbände) übertragen. Das bedeutsams- Gebäuden für Wohnen im Alter im Vordergrund der te mit der Quartiersentwicklung verbundene Konzept ist Quartiersprojekte steht. Hierbei finden zumeist Zu- die „Nachbarschaftshilfe“. Die thematischen Schwer- kunftswerkstattverfahren zur Bürgerbeteiligung Anwen- punkte liegen neben Bürgerbeteiligung und Engagement dung, mit denen ein verhältnismäßig hoher Grad an Parti- im Bereich Wohnen und Wohnumfeld sowie Mobilität zipation erreicht wird. In den ländlich geprägten starken und Infrastruktur. Maßnahmen der Bürgerbeteiligungs- Gemeinden steht besonders die Schaffung eines Bewusst- verfahren schöpfen noch nicht alle Möglichkeiten der seins für die Bedeutung von Bürgerbeteiligungs- bezie- Partizipation aus. Diejenigen Kommunen, die bereits hungsweise künftige Partizipationsverfahren (etwa über in der Quartiersentwicklung aktiv sind, sollten mit ihren digitale Plattformen) im Vordergrund. Daneben sind The- Projekten als Best Practice-Modelle stärker als bislang men wie Mobilität, Infrastruktur und Schaffung von Begeg- durch gute Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung an nungsräumen in diesem Feld ähnlich relevant wie bei Sichtbarkeit und Vorbildwirkung für andere gewinnen. den vorhergenannten soliden Kleinstädten. Hier kann Denkbar sind hier auch interkommunale Partnerschafts- eine clusterübergreifende Vernetzung fruchtbar sein und oder Patenschaftsmodelle. sollte verstärkt angegangen werden. HERAUSGEFORDERTE MITTELSTADT HERAUSGEFORDERTE KLEINSTADT Die herausgeforderte Mittelstadt aus Cluster 3 hat im Die herausgeforderten Kleinstädte haben im Mittel Mittel rund 11.000 Einwohner und Einwohnerinnen und rund 4.000 Einwohner und Einwohnerinnen. Sie werden eine – gegenüber der soliden Mittelstadt – deutlich als herausgefordert eingestuft, da sie im Gegensatz zu niedrigere Einwohnerdichte. Ein negativer Geburtensaldo den anderen Gruppen anhand der kommunalstatisti- wird von hohen Zuzügen aufgewogen und einem relativ schen Kennwerte vor einer größeren demografischen hohen Altenquotienten steht ein hoher Jugendquotient Herausforderung stehen. Auch wenn die herausgefor- gegenüber. Herausgefordert sind die Mittelstädte aus derten Kleinstädte im Vergleich den höchsten Wande- Cluster 3 vor allem durch ihre wirtschaftliche Lage. So rungssaldo besitzen, weisen sie einen stark negativen sind die herausgeforderten Mittelstädte die am stärks- Geburtensaldo sowie einen hohen Altenquotienten auf, ten verschuldeten in der Stichprobe. Daraus ergeben sich der diese Kommunen (zukünftig) voraussichtlich vor Probleme bei kommunalen Investitionen (bspw. der Probleme stellen wird. Auch das Median-Jahreseinkom- Nahversorgung und Daseinsvorsorge). men ist das zweitgeringste der Cluster. Die herausgefor- derten Kleinstädte sehen sich also mit einer Kombinati- Typisch für Quartiersentwicklung in herausgeforderten on demografischer und wirtschaftlicher Herausforderungen Mittelstädten ist, dass das Interesse an Quartiersent- konfrontiert. wicklung im Vergleich zu den soliden Mittelstädten 13
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT etwas geringer ausgeprägt ist. Die Vorerfahrungen der nen sind ähnlich groß wie in den Großstädten. Die Palet- Kommunen mit Quartiersentwicklung sind häufig noch te der bearbeiteten Themen sowie der eingesetzten Bür- nicht lang. Die Quartierszuschnitte von 2.500 bis über gerbeteiligungsverfahren ist vergleichsweise schmal. Der 5.000 Einwohnern und Einwohnerinnen und die organi- inhaltliche Fokus liegt, ebenso wie in kleineren Kommu- satorische Verortung von Quartiersentwicklung auf Sach- nen, auf den Themen Familie und Generationen, Beteili- gebietsebene stimmt mit entsprechenden Merkmalen der gung sowie Mobilität und Infrastruktur. Die organisatori- Großstädte überein. Bei den inhaltlichen Themen domi- sche Verankerung der Quartiersentwicklung liegt in nieren Schwerpunkte in den Bereichen Beteiligung so- diesem Cluster auffallend häufig auf Ebene der (Ober-) wie Familie und Generationen. Im Bereich der Pflege Bürgermeister und -bürgermeisterinnen. Politischen Par- wird ein Schwerpunkt auf die Themen Wohnen und In- teien und Kirchengemeinden kommen neben den freien tegration gesetzt. Bei den gewählten Beteiligungsverfah- Trägern in soliden Mittelstädten typischerweise wichtige ren zeigt sich gegenüber soliden Mittelstädten eine brei- Positionen in den meist mittelgroßen Netzwerken der tere Methodenpalette, die mit einer stärkeren Partizipation Quartiersentwicklung zu. Für die soliden Mittelstädte der Bürger und Bürgerinnen einhergeht. Auffällig ist die stehen Stadtentwicklungsansätze im Fokus, unter mög- wichtige Rolle privater Unternehmen sowie von Vereinen lichst umfassender Partizipation der Einwohner und Ein- und Initiativen in den meist mittelgroßen Netzwerken. Für wohnerinnen. Fachliche Beratung und Förderung wer- die herausgeforderten Mittelstädte steht vor allem die den dafür vorzugsweise in Anspruch genommen. Hierbei Sicherstellung von Kontinuität und Nachhaltigkeit in der gilt es, eingeschliffene Beteiligungsformate und Hand- Quartiersentwicklung im Vordergrund. Nachdem viele lungsroutinen der Verwaltung auch kritisch zu hinterfra- dieser Kommunen in den vergangenen Jahren sehr erfolg- gen und die ämterübergreifende Zusammenarbeit im reich mit Modellprojekten in das Thema eingestiegen Hinblick auf Quartiersentwicklung weiter voranzutrei- sind, stellt nun die personelle Verstetigung eine Heraus- ben. forderung für den Erhalt der entstandenen Netzwerke und Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements dar. GROSSSTADT Die typische Großstadt hat im Mittel rund 125.000 Ein- SOLIDE MITTELSTADT wohner und Einwohnerinnen. Sie weist einen hohen Die typische solide Mittelstadt hat im Mittel rund Wanderungssaldo und zudem einen leicht positiven Ge- 15.000 Einwohner und Einwohnerinnen. Sie ist ebenfalls burtensaldo auf, sodass die Bevölkerung weiter anwächst. aus demografischer Perspektive gut für die Zukunft ge- Hinzu kommt, dass sie aufgrund ihrer breiten Arbeitneh- rüstet. Zwar liegt der durchschnittliche Geburtensaldo bei merschicht einen geringen Altenquotienten aufweist. 0,0 %, der Wanderungssaldo ist dafür leicht positiv. Der Den geringen Jugendquotienten können die Großstädte Alten- und Jugendquotient sind im Vergleich zu den hingegen durch die hohen Zuzüge stetig kompensieren. Großstädten erhöht, wodurch sich auch in den soliden Die Großstädte sind demnach, bezogen auf ihre demo- Mittelstädten keine „Überalterung“ abzeichnet. Wirtschaft- grafische Struktur, gut für die Zukunft aufgestellt. Die lich geht es den Kommunen sehr gut. Hohe Jahreseinkom- Verschuldung der Großstädte ist traditionell hoch. Das men der Bevölkerung und eine geringe Pro-Kopf-Verschul- Jahreseinkommen der Menschen ist das Geringste im dung lassen auf gute Investitionsmöglichkeiten seitens der Vergleich zu den anderen Clustern. Kommunen schließen. Es erweist sich im Vergleich der untersuchten Cluster, In vielen Aspekten ähneln sich die Quartiersentwick- dass Großstädte im Hinblick auf die Umsetzung von lungsbedingungen der soliden Mittelstädte und der Quartiersentwicklung auf nahezu allen Dimensionen Großstädte. Quartiersentwicklungsansätze sind bereits stärker aufgestellt sind als kleinere ländliche Kommunen. weit verbreitet, es bestehen überwiegend langjährige Dies beginnt bei den häufig langjährigen Vorerfahrungen Vorerfahrungen zum Thema. Die Quartierszuschnitte in Fragen der Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit von 2.500 bis über 5.000 Einwohnern und Einwohnerin- und damit verbunden personellen Ressourcen und Kom- 14
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG petenzen in der Verwaltung. Die Quartierszuschnitte von bunden. Gleichwohl wäre es zu kurz gedacht und dem mindestens 2.500 bis deutlich über 5.000 Einwohnern Vorhaben einer landesweiten Verbreitung des Quartier- und Einwohnerinnen sind im Vergleich zu den anderen sansatzes abträglich, wenn die Landkreise in Quartiersent- Gruppen die größten. Aber auch die nahezu flächende- wicklungsprozessen nicht mitwirken würden. ckende Verbreitung von Quartiersentwicklungsprojekten mit einer breiten Palette von Zielstellungen und vielfälti- An der Online-Befragung im Rahmen der Begleitfor- gen Bürgerbeteiligungsverfahren (inklusive onlinege- schung nahmen 21 von 35 Landkreisen teil. Lediglich 10 % stützter Verfahren) sprechen für die Großstädte. Dabei der Befragten berichteten, dass sie keinerlei Erfahrungen wird vielfach eine effektive Partizipation der Einwohner mit der Quartiersentwicklung hätten. Dies spricht dafür, und Einwohnerinnen an Entscheidungsprozessen im dass die Landkreise als Akteure der Quartiersentwicklung Quartier erreicht. Typisch für Großstädte ist die Veror- mitgedacht werden sollten, die über Gemeindegrenzen tung der Quartiersentwicklung auf Amts- oder Sachge- hinweg auf lokale Herausforderungen reagieren können. bietsebene und die Bearbeitung spezifischer Zielstellun- Und auch die Rolle, in der die Landkreise ihre Potenziale gen, beispielsweise der Integration von Menschen mit am erfolgreichsten einbringen können, hat die Begleitfor- Migrationserfahrung oder die Inklusion von Menschen schung herausgearbeitet. mit Behinderungen. Auf gesamtstädtischer Ebene wird Quartiersentwicklung in umfangreichen Netzwerken unter Der Landkreis kann als Netzwerk-Gestalter eine wichtige großer Beteiligung von freien Trägern beziehungsweise Rolle für das Gelingen eines Quartierprojektes spielen. Er Wohlfahrtsverbänden umgesetzt. Für die Großstädte kann auf entsprechende Netzwerke oder Vernetzungs- besteht eine Herausforderung darin, Quartiersentwick- strukturen zurückgreifen und den Erfahrungsaustausch lung aus bisher erfolgreichen Pilotprojekten stärker in vorantreiben. Weiterhin kann sich der Landkreis als Un- die Fläche des Stadtgebietes zu tragen. Dabei sollten terstützung bei der Suche nach passenden Fördertöpfen, neben der Beteiligung sozial marginalisierter Einwoh- Förderantragsstellung und personeller Unterstützung he- ner und Einwohnerinnen vor allem möglichst zielgrup- rausstellen. Für den Landkreis gilt es, den Balanceakt penübergreifende Projekte zur Stärkung sozialer Inklu- zwischen aktiver Bewerbung und Beratung der Thematik sion und Teilhabe entwickelt werden. und gleichzeitiger Beachtung kommunaler Selbstständig- keit zu bewahren und zu achten. Es geht also darum, ho- 5.3 EXKURS ZUR ROLLE DER LANDKREISE rizontale Kooperationen zu stärken, ohne dabei die verti- Zu Beginn des Kurzberichts wurde die Festlegung getrof- kalen Entscheidungsprozesse zu untergraben. Vorteilhaft fen, dass ein Quartier einen überschaubaren und alltägli- ist eine konkrete Ansprechperson, an die sich die Kom- chen Lebensraum darstellt. Diese Merkmale werden für munen mit ihren Anliegen wenden können. gewöhnlich nicht unmittelbar mit einem Landkreis ver- 15
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT 6 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN: DIE 10 GEBOTE DER QUARTIERSENTWICKLUNG Die Begleitforschung zur Landesstrategie konnte aufzei- Die „Zehn Gebote der Quartiersentwicklung“ sollen gen, wie Quartiersentwicklung in Baden-Württemberg nicht die Vielfältigkeit der Kommunen negieren. Es geht bearbeitet wird und welche Faktoren die Quartier- vielmehr darum aufzuzeigen, welche Punkte für den sentwicklung beeinflussen. Es wurden sowohl allgemei- Quartiersansatz besonders wichtig sind und deshalb in ne wie auch strukturell differenzierte Erkenntnisse ge- allen Quartiersentwicklungsprozessen berücksichtigt wonnen. Um diese Erkenntnisse für die Praxis handhabbar werden sollten. zu machen, wurden zentrale Handlungsempfehlungen abgeleitet. 1 Du sollst dich mit allen beteiligten Akteuren vernetzen. 2 Du sollst deine Ziele klar formulieren. 3 Du sollst die Bedürfnisse deiner Zielgruppe erkennen. 4 Du sollst dein Vorhaben transparent darlegen. 5 Du sollst die Bewohnerschaft einbinden und für sie sichtbar sein. 6 Du sollst nicht ohne ein Gesamtkonzept in dein Projekt starten. 7 Du sollst nicht zu viel versprechen. 8 Du sollst nicht bestehende Strukturen schwächen oder ersetzen. 9 Du sollst nicht einseitig deine Interessen durchsetzen. 10 Du sollst deine bürgerschaftlich Engagierten nicht überfordern. 16
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG 7 RESÜMEE UND AUSBLICK AUF ZUKUNFTSTHEMEN Dieser Kurzbericht gibt einen Überblick über die Be- Schwerpunkt der älteren Generation hinausgedacht wird. gleitforschung zur Landesstrategie „Quartier 2020 – Ge- Ganz zentral sind Begegnungsorte. Nur durch die be- meinsam.Gestalten.“ unter der Leitung von Professor Dr. wusste Schaffung von Begegnungsräumen lässt sich ein Gründer von der DHBW Heidenheim. Im Rahmen der solidarisches Umfeld gestalten, in dem Engagierte wirken zweijährigen Forschung wurden zentrale Leitfragen zum können und sich ein gesellschaftliches Miteinander ent- Stand der Quartiersentwicklung in Baden-Württemberg wickeln kann. untersucht: Wie verbreitet sind Quartiersentwicklungs- ansätze? Wie unterscheiden sich Kommunen? Welche Als weitere zentrale Zukunftsthemen für die Quartier- Risikofaktoren und Gelingensbedingungen können iden- sentwicklung der befragten Städte und Gemeinden wur- tifiziert werden? Welche Erfahrungen machen Fachkräfte den die nachhaltige Umsetzung der Projektergebnisse sowie Einwohner und Einwohnerinnen in Quartiersent- und generationsübergreifende Themen genannt. Die in- wicklungsprojekten? Welche Zukunftsthemen der Quar- haltliche Schwerpunktsetzung erfährt hiermit eine Ver- tiersentwicklung werden in unterschiedlichen Städten und schiebung hinsichtlich generationsübergreifender, die Gemeinden gesehen? soziale Teilhabe fördernde Themenstellungen. Dabei spielen der Erhalt des bürgerschaftlichen Engagements Im Fokus dieses Berichts stehen die Erfahrungen der un- und die Beteiligung von allen Einwohnern und Einwoh- terschiedlichen Kommunen mit Quartiersentwicklung nerinnen im Quartier eine wichtige Rolle. Hinzu kom- und die Faktoren, welche diese beeinflussen. Die Zehn men ökonomische und ökologische Zukunftsthemen, Gebote der Quartiersentwicklung stellen konkrete Hand- den Umweltschutz, bezahlbaren Wohnraum oder die In- lungsempfehlungen für Verantwortliche in Kommunen dustrie und Nahversorgung betreffend. Auch soziale As- dar, die sich auf den Weg der Quartiersentwicklung ma- pekte wie die Vermeidung von Vereinsamung, soziales En- chen möchten oder diesen bereits beschritten haben. gagement und die Integration und Teilhabe aller Menschen vor Ort werden als wichtige Zukunftsthemen für künfti- Nach dem Blick auf die bisherigen Berührungspunkte ge Förderprogramme erachtet. Das Thema der Weiterbil- der Kommunen mit dem Thema Quartiersentwicklung, dung und der Ausbau von Austausch- und Vernetzungs- wurden auch die Zukunftsthemen erfragt. So wünscht strukturen wird als bedeutsam bewertet, um den Er- sich die Mehrzahl der beteiligten Kommunen für die Zu- fahrungsaustausch zwischen den Kommunen und auf kunft, dass die Quartiersentwicklung stärker ausgebaut Verwaltungsebene voranzutreiben und um die Quar- und von den Einwohnern und Einwohnerinnen weiter tierskoordinatoren und -koordinatorinnen miteinander zu verinnerlicht wird, sodass das soziale Miteinander ge- vernetzen, sodass es zu einem Voneinander-Lernen zwi- stärkt und gefördert wird. In vielen Quartieren konnte schen den Projekten kommen kann. Zudem erhält die der Quartiersansatz bereits erfolgreich umgesetzt wer- Digitalisierung einen wichtigen Stellenwert sowohl für den. In Zukunft gilt es, diesen weiter in die Fläche zu umfassendere Beteiligungs- und Partizipationsformen tragen. Dazu ist es notwendig, dass sich auch die beteilig- von Einwohnern und Einwohnerinnen als auch für Weiter- ten Strukturen und Prozesse innerhalb der Verwaltungen bildungsmöglichkeiten. diesen neuen Anforderungen der Bürgerbeteiligung an- passen. In jedem Falle ist davon auszugehen, dass sozial gut inte- grierte Quartiere mit engen wechselseitigen Hilfebezie- Wünschenswert wäre es, dass sich die Menschen mit ih- hungen sowie sozialem Zusammenhalt zwischen den rer Stadt oder ihrer Gemeinde weiterhin verbunden füh- Menschen vor Ort kommenden Herausforderungen eine len und darüber eine Bereitschaft zeigen, sich einzubrin- stärkere Widerstandskraft entgegensetzen können. Der gen und zu engagieren. Hierfür wird seitens der befragten vorliegende Kurzbericht möchte die positiven Erfah- Städte und Gemeinden der Einbezug und die Adressie- rungen aus den Quartiersprojekten, die in der Begleitfor- rung aller Generationen und Hintergründe in den Fo- schung immer wieder genannt wurden, als Ressource für kus gestellt, sodass Quartiersentwicklung über den die Zukunft zur Verfügung zu stellen. 17
QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG – KURZBERICHT IMPRESSUM HERAUSGEGEBEN VON Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg Else-Josenhans-Straße 6 70173 Stuttgart www.sozialministerium-bw.de FORSCHUNG Dr. phil. René Gründer (Projektleitung) Georg Reiff, M. A. (Wiss. Mitarbeiter) Lisa Rath, B.A. (Wiss. Mitarbeiterin) Marie Werner, M.A. (Wiss. Mitarbeiterin) GESTALTUNG UND SATZ unger+ kreative strategen GmbH www.ungerplus.de DRUCK Druckerei Mack GmbH, Siemensstraße 15, 71101 Schönaich www.druckerei-mack.de FOTONACHWEIS Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg (Seite 5) Stand: März 2021 WEITERE PUBLIKATIONEN DER BEGLEITFORSCHUNG ZUR LANDESSTRATEGIE „QUARTIER 2020 – GEMEINSAM.GESTALTEN.“ • Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg (Hrsg.) (2021): Quartiersentwicklungsatlas Baden-Württemberg. Abschlussbericht der Begleitforschung zur Landesstrategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ (2018 – 2020). Online verfügbar unter: www.quartier2030-bw.de/quartier_2030/materialien_downloads • Prof. Dr. René Gründer und Georg Reiff (2019): Zur Rolle der Landkreise bei der Quartiersentwicklung von Städten und Gemeinden. In: Landkreisnachrichten, 58. Jahrgang, Ausgabe 3/2019, S.254-256. Online verfügbar unter www.quartier2030-bw.de/quartier_2030/materialien_downloads • Prof. Dr. René Gründer und Ursula Kremer-Preiss (2019): Welche Kompetenzen braucht Quartiersent- wicklung vor Ort? Umfragebasierte Entwicklung eines Fortbildungskonzeptes für die Kommunen in Baden-Württemberg. In: Die Gemeinde/BWGZ, Jahrgang 2019, Ausgabe 23/2019, S. 1172 – 1178. Online verfügbar unter www.quartier2030-bw.de/quartier_2030/materialien_downloads 18
KURZBERICHT – QUARTIERSENTWICKLUNGSATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG VERTEILERHINWEIS Diese Informationsschrift wird von der Landesregierung in Baden-Württemberg im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Unterrichtung der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidatinnen und Kandidaten oder Helferinnen und Helfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- mittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden wer- den könnte. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, also unabhängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Informationsschrift dem Empfänger zugegangen ist. Es ist den Parteien jedoch erlaubt, diese Informationsschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu ver- wenden.
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