RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH

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RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
AvINeWs                                     DeZeMBer 2012

      raumplanung – auch für die vogelwelt
      Die Annahme der Zweitwohnungs-         zu einem brennenden Thema             bensraumansprüche vieler Vogel-      der Biodiversität vor der zuneh-
      initiative durch das Schweizer Volk    geworden.                             arten sind bekannt. Wird diesen      menden Überbauung geschützt
      kam überraschend. Zwar bleibt              Die einsetzende Diskussion        Indikatorarten mit vergleichsweise   werden.
      umstritten, ob sie dazu beitragen      stellt eine Chance dar, nicht nur     grossen Raumansprüchen der               Die Fachbehörden des Bundes
      wird, der fortschreitenden Zersie-     die Ansprüche einer wachsenden        nötige Raum zu Leben gewährt,        arbeiten momentan einen Akti-
      delung im Alpenraum entgegenzu-        Bevölkerung zu koordinieren,          so profitieren davon unzählige       onsplan zur Umsetzung der Strate-
      wirken. Wichtig ist aber das Signal,   sondern auch die Platzbedürfnisse     weitere Tier- und Pflanzenarten.     gie Biodiversität Schweiz aus. Die-
      dass in der kleinen Schweiz ein        unserer Natur einzubringen. Es        An seriösen fachlichen Grundla-      ser soll aufzeigen, welche Flächen
      haushälterischer Umgang mit            darf nicht weiter ignoriert werden,   gen für eine wirksame Platzierung    zur Erhaltung der biologischen
      Landreserven eigentlich unver-         dass auch Vögel und andere Wild-      dieses Raums mangelt es nicht.       Vielfalt in unserem Land gesichert
      zichtbar ist.                          tiere Raum zum Leben brauchen.        Die von der Schweizerischen          werden sollen. Um die Biodiver-
                                             Raum, der sowohl in ausreichen-       Vogelwarte Sempach schon vor         sitätsziele 2020 in der Schweiz
      Nach wie vor verschwindet in un-       der Menge wie auch in ausrei-         25 Jahren herausgegebenen            zu erreichen, muss auch ein re-
      serem Land pro Sekunde 1 m2            chender Qualität vorhanden sein       Ornithologischen Merkblätter für     präsentatives Netz von Schutzge-
      Land für immer unter Neubauten         muss. Dem fortschreitenden Aus-       die Raumplanung sind noch heute      bieten ausgewiesen werden, die
      und Verkehrsinfrastrukturen. Land,     sterben einheimischer Tier- und       gültig. Sie zeigen auch auf, dass    rund 17 % der Landesfläche um-
      das nicht zuletzt auch für zahlrei-    Pflanzenarten ist durch die Erhal-    es keineswegs darum nur geht,        fassen sollen. Je stärker die Bevöl-
      che Vogelarten nicht mehr be-          tung genügend grosser und ver-        die Natur in Schutzgebieten zu       kerung diesen politischen Prozess
      wohnbar ist. Die Folgen dieser in-     netzter Gebiete entgegenzuwir-        erhalten. Nicht zuletzt sind viele   unterstützt, desto mehr kann die
      tensiven Beanspruchung des Bo-         ken, so wie es das Natur- und Hei-    Vogelarten auch auf Landwirt-        Raumplanung für eine lebens-
      dens werden immer deutlicher           matschutzgesetz verlangt.             schaftsflächen angewiesen, die       werte Schweiz leisten – für
      spürbar und die Raumplanung                Dabei können die Vögel als        naturnah bewirtschaftet werden.      Mensch und Tier.
      ist in der Gesellschaft endlich        Richtschnur dienen, denn die Le-      Auch diese muss zum Schutze                          Matthias Kestenholz

VOSE BR AVI-News 12-12.indd 1                                                                                                                     17.12.2012 14:05:36
RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
artenförderung

      Dohlen brauchen Nistmöglichkeiten bei guten
      Nahrungsplätzen
                                                                                                                                         Ausfliegen. Weil in der Nähe der
                                                                                                                                         Kolonien kurzrasige Grünflächen
                                                                                                                                         mit einem grossen Insektenange-
                                                                                                                                         bot mehr und mehr verschwan-
                                                                                                                                         den, ernährten sich die Dohlen zu-
                                                                                                                                         nehmend von weggeworfenen Es-
                                                                                                                                         sensresten und fütterten auch ihre
                                                                                                                                         Jungen damit. Die neuartige Nah-
                                                                                                                                         rung ist zwar energiereich und
                                                                                                                                         leicht verdaulich. Sie enthält aber
                                                                                                                                         wenig Eiweiss, das für die Bildung
                                                                                                                                         qualitativ guter Eier und die Ent-
                                                                                                                                         wicklung der Jungen nötig wäre.

                                                                                                                                         Wo liegen gute Wohnlagen
                                                                                                                                         für Dohlen?
                                                                                                                                         Um herauszufinden, welche Land-
                                                                                                                                         nutzung im Grossen Moos die An-
                                                                                                                                         sprüche der Dohlen am besten er-
                                                                                                                                         füllen, stellten wir in verschiede-
                                                                                                                                         nen Gebieten Nisthilfen bereit.
                                                                                                                                         Den Hinweis, wo geeignete Nist-
                                                                                                                                         plätze eigentlich gefragt wären,
                                                                                                                                         gaben uns die Dohlen selbst. Ein
                                                                                                                                         Dohlenpaar eroberte sich einen
      (Foto: Mathias Schäf)                                                                                                              Turmfalken-Nistkasten an einem
                                                                                                                                         Hochspannungsmast, ein anderes
                                                                                                                                         stritt sich mit einem Schleiereulen-
      Auf den ersten Blick scheint die           nur wenige Bruten erfolgreich               des Engagements von Ornitholo-              paar um einen Nistkasten in einer
      Dohle sehr anpassungsfähig zu              sind. Paare, die in Gebieten mit            gen und der Zusammenarbeit                  Scheune. Ab 2004 haben wir in
      sein. Sie ist in den Niederungen           kurzrasigen Weiden einen Brut-              mit der kantonalen Verwaltung               verschiedenen Teilgebieten des
      des Mittellandes weit verbreitet           platz finden, ziehen hingegen bis           konnten die Brutplätze der Dohlen           Grossen Mooses Serien von Nist-
      und brütet in Nischen von Gebäu-           zu fünf Junge auf.                          bei Renovationen der historischen           kästen bereitgestellt. Der Erfolg
      den oder Felswänden und in Baum-              Untersuchungen an der Doh-               Gebäude nicht nur erhalten, son-            der Aktion war je nach Kulturen-
      höhlen. Man trifft sie sowohl in           lenkolonie der Stadt Murten hal-            dern sogar optimiert werden. Woh-           angebot sehr unterschiedlich.
      Städten als auch abseits von Sied-         fen, die Bedürfnisse der Dohle bes-         nungsnot war aber offensichtlich
      lungen in Wäldern an.                      ser zu verstehen. Sie erlaubten die         nicht das Hauptproblem, denn der            Beste Wohnlage in Weide-
                                                 Formulierung von Grundsätzen,               Dohlenbestand schwankte nach                und Dauergrünlandgebieten!
      Kolonien in grösseren Siedlungen           die bei der Förderung der Art be-           wie vor stark und die Brutpaare             Die Hanglagen zwischen Galmiz
      haben Nachwuchsprobleme, weil              rücksichtigt werden sollen. Dank            brachten nur wenige Junge zum               und Kerzers werden je zur Hälfte

      Einblick in das Leben von Dohlenfamilien: Nach 17–18 Tagen Brutdauer schlüpfen 3–6 Junge (Bild 1), schon am ersten Lebenstag betteln die Küken kräftig nach Futter,
      auffällig sind die rot gefärbten Rachen (Bild 2). Bei den zwei Wochen alten Dohlen ist das Gefieder in voller Entwicklung (Bild 3). Mit 29 Tagen (Bild 4) stehen die Jungen
      kurz vor dem Ausfliegen (Fotos: Andreia Koller).

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RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
artenförderung

      als Weide- und Dauergrünlandflä-           Fazit
      chen sowie als Ackerkulturen ge-           Während die Kolonie im Schloss
      nutzt. Zwischen 2004 und 2011              Murten 2004–2011 durchschnitt-
      wurde hier die Zahl der Nistkästen         lich 27 Brutpaare umfasste und
      an Hochspannungsmasten von 2               keine starken Schwankungen
      auf 50 erhöht. Mit dem wachsen-            aufwies, wuchs der Bestand im
      den Nistplatzangebot nahm der              Grossen Moos BE/FR von anfäng-
      Dohlenbestand von 1 Brutpaar               lich 2 auf 54 Brutpaare im Jahr
      2004 auf deren 49 im Jahr 2011             2011 an. Auffallend ist die rasche
      zu. Wir führen dies auf das Vor-           Zunahme, welche ab 2008 ein-
      handensein von Standweiden zu-             setzte und sich durch das stark er-
      rück, wo an kurzrasigen Stellen            höhte Nistkastenangebot im
      die reichlich vorhandenen boden-           Weide- und Dauergrünlandgebiet
      lebenden Insekten gut zu ent­              erklären lässt. Gleichzeitig zeigte
      decken sind.                               auch die Kolonie in Murten eine
                                                 leichte Zunahme. Somit beruht
      Intensive Gemüse- und                      das starke Wachstum der Kolonie
      Ackerbaugebiete sind un­                   im Grossen Moos nicht primär auf
      beliebt                                    einer Abwanderung aus der Kolo-       Weiden in der Nähe der an Hochspannungsmasten befestigten Nistkästen werden
      Im Zentrum der intensiv gemüse-            nie Murten, sondern auf der Zu-       von den Dohlen für die Nahrungssuche bevorzugt (Foto: Niklaus Zbinden).
      baulich genutzten Ebene des                wanderung aus anderen Kolonien
      Grossen Mooses wurden 2004                 bzw. auf dem guten Bruterfolg,
      21 Hohltaubennisthöhlen an Be-             was wir auf das optimale Nah-
      tonstrommasten oder an grossen             rungsangebot zurückführen.            den. Vorgängig sind jedoch die            Montage in Bäumen eignen sich
      Einzelbäumen und an Waldrän-                                                     Einverständnisse der jeweiligen           der traditionelle Holznistkasten
      dern montiert. Im Rahmen von               Förderung mit Nisthilfen am           Eigentümer und Betreiber einzu-           oder die «Raufusskauz- und Hohl-
      Meliorations- und Vernetzungs-             richtigen Ort                         holen. Wenn Dohlen beim Beginn            taubenhöhle Nr. 4» von Schwegler.
      projekten wurden hier in den letz-         Die Wahl geeigneter Standorte für     der Brutzeit beobachtet werden,             Stephan Strebel, Christoph Vogel
      ten Jahren mehrere naturnahe Flä-          die Bereitstellung von Nisthilfen     die sich offensichtlich für Nist-                           & Niklaus Zbinden
      chen angelegt. Kurzrasige Weide-           darf nicht allein nach dem Vor­       plätze im Kulturland interessieren,
      flächen fehlen aber praktisch              handensein geeigneter Strukturen      ist Eile angesagt: an den von Doh-
      ganz. 2004 besetzten Dohlen                mit Nistmöglichkeiten wie hohen       len «gewählten» Stellen sollten
      zwei Nisthöhlen. In den nachfol-           und freistehenden Gebäuden (Kir-      umgehend Nisthilfen angeboten
      genden Jahren erhöhten wir in              chen, Burgen, Brücken und Silos)      werden.
      diesem Teilgebiet das Nistkasten-          erfolgen, sondern muss sich be-
      angebot weiter auf total 32. Der           sonders nach der Anwesenheit          Die richtige Wahl der Nist-
      Dohlenbestand konnte dadurch               von zur Brutzeit Nahrung suchen-      hilfe
      aber nicht gesteigert werden. Er           der Dohlen oder nach der sponta-      Die Wahl des Nistkastentyps und
      lag bis 2009 bei 1–4 Brutpaaren,           nen Besiedlung von Nistmöglich-       dessen Abmessungen richtet sich
      danach erfolgten keine Bruten              keiten im Landwirtschaftsgebiet       nach der baulichen Situation, die
      mehr.                                      orientieren.                          Masse von 300 × 400 × 500 mm soll­
          In drei weiteren Teilgebieten              Werden Dohlen, auch ausser-       ten aber nicht unterschritten wer-
      des acker- und gemüsebaulich in-           halb der Brutzeit, regelmässig auf    den, die Ausrichtung hoch oder
      tensiv genutzten Grossen Mooses            Dauergrünland oder Weideflächen       längs spielt jedoch eine unterge-
      brachten wir versuchsweise eben-           bei der Futtersuche beobachtet,       ordnete Rolle. Für die Montage an
      falls Nisthilfen an. Obwohl zwi-           sollten in unmittelbarer Nähe in      Strommasten hat sich die «Doh-
                                                                                                                                 Dieser Nistkasten von Schwegler hat
      schen 22 und 45 Nistkästen vor-            freistehenden Bäumen oder             lennisthöhle Nr. 29» von Schweg-
                                                                                                                                 sich an Strommasten bestens bewährt.
      handen waren, wurden dort von              Baumgruppen sowie an Strom-           ler (http://www.schweglernatur.           Für die Fixierung muss ein zusätzliches
      den Dohlen nur zwischen 1 und 6            masten, Silos und hohen Scheu-        de) bewährt, an Gebäuden Nist-            Element bereitgestellt werden (Foto:
      zum Brüten benutzt.                        nen Nistkästen angebracht wer-        kasten für die Schleiereule. Für die      Stephan Strebel).

                          60                                                                           3
                                 Murten
     Angesiedelte Paare

                                                                                                              Murten
                                                                                       Nachwuchsrate

                                 Grosses Moos                                                                 Grosses Moos
                          40                                                                           2

                          20                                                                           1

                           0                                                                           0
                               2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011                                     2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
      Der Dohlenbestand im Schloss Murten schwankte ohne Trend zwischen 24 und         Die Nachwuchsrate (Anzahl Junge/Brut, gemessen an der Anzahl aller Brutpaare)
      32 Brutpaaren. Im Grossen Moos wurde das Angebot an Nistkästen laufend ver-      erreichte in der Stadt Murten wegen der vielen Brutausfälle und des grossen An-
      grössert. Dies ermöglichte die starke Zunahme der Brutpaare von 2 auf 54.        teils kleiner Bruten oft nur halb so hohe Werte wie im Grossen Moos.

      Avinews 2012 / 3                                                                                                                                                3

VOSE BR AVI-News 12-12.indd 3                                                                                                                                17.12.2012 14:05:39
RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
At l A s N e W s

      gelungener Auftakt für den neuen Atlas
                                                                                     3-stündige Instruktionen (ohne Anmeldung)

                                                                                     17. Dezember 2012: Visp (abends)
                                                                                      2. Februar 2013: Lugano (vormittags), Brunnen (nachmittags)
                                                                                      9. Februar 2013: Liestal und Chur (vormittags), La Chaux-de-Fonds,
                                                                                         Herzogenbuchsee und Samedan (nachmittags)
                                                                                     16. Februar 2013: Freiburg (vormittags), Champ-Pittet (nach-
                                                                                         mittags), Martigny (abends)
                                                                                     22. Februar 2013: Spiez (abends)
                                                                                     23. Februar 2013: Bernex (morgens), Lausanne, Aarau und Zürich
                                                                                         (nachmittags)
                                                                                      1. März 2013: Ziegelbrücke (abends)
                                                                                      2. März 2013: Schaffhausen (vormittags), Rheineck (nachmittags)
                                                                                     16. März 2013: Bellinzona (nachmittags)

                                                                                     revierkartierungskurse (ganztags, mit Anmeldung)
                                                                                      9. März 2013: Aarau und Champ-Pittet
                                                                                     16. März 2013: St. Gallen und Freiburg
                                                                                     23. März 2013: Frauenfeld

                                                                                     stimmenkurse (mit Anmeldung)
                                                                                     22. Februar 2013: Rapperswil SG (abends), anschliessend
                                                                                         4 Morgenexkursionen
                                                                                     18. April 2013: Frauenfeld (abends)
                                                                                     20. April 2013: Meienried (Morgenexkursion)
                                                                                     27. April 2013: La Chaux-de-Fonds (Morgenexkursion)
                                                                                      4. Mai 2013: Gruyère (Morgenexkursion)
                                                                                      5. Mai 2013: Champ-Pittet (Morgenexkursion)
                                                                                     26. Mai 2013: Champagne genevoise (Morgenexkursion)
                                                                                      8. Juni 2013: Martigny (Morgenexkursion)

      Grossandrang von Ornithologinnen und Ornithologen in Freiburg zur Vorbe-
      reitung des neuen Brutvogelatlas (Fotos: Schweizerische Vogelwarte).

                                                                                     Werden sie gotte oder götti der Blaumeise!
                                                                                     Vogelfreunde, denen die Blaumeise besonders am Herzen liegt,
      Am 1. Dezember 2012 fand in der         ganzen Schweiz statt. Dabei zei-
                                                                                     können ihr Engagement für die heimische Vogelwelt auch beim
      Universität Freiburg die grosse         gen wir Ihnen im Detail die Me-
                                                                                     Brutvogelatlas 2013–2016 zum Ausdruck bringen, indem sie
      Auftaktveranstaltung zum Atlas          thoden für den Atlas, die Aufga-
                                                                                     beim Artensponsoring mitmachen. Jeder Artsponsor wird im
      2013–2016 statt. Rund 300 Teilneh-      ben in einem Atlasquadrat und
                                                                                     neuen Buch «Brutvogelatlas der Schweiz und des Fürstentums
      mende liessen sich im Detail über       das Vorgehen bei den Kartierun-
                                                                                     Liechtenstein» aufgeführt. Dieses Buch erscheint nach Abschluss
      das Projekt informieren. Am Ende        gen in den Kilometerquadraten.
                                                                                     der Feldarbeiten 2013–2016 voraussichtlich Ende 2018. Zudem
      der Veranstaltung wurde der sym-        Eine Anmeldung ist nicht erforder-
                                                                                     erhält jeder Artsponsor ein Gratisexemplar des neuen Buchs und
      bolische Startschuss für die Feld-      lich; die Details (Beginn, Örtlich-
                                                                                     wird an die Buchvernissage eingeladen. Ihre favorisierte Art
      aufnahmen gegeben.                      keit) finden Sie unter http://atlas.
                                                                                     können Sie unter http://atlas.vogelwarte.ch/artensponsoring.html
                                              vogelwarte.ch/termine.html.
                                                                                     auswählen.
      Wenn Sie die Auftaktveranstaltung           Zusätzlich bieten wir verschie-
      verpasst haben, gibt es noch wei-       dene Weiterbildungsmöglichkeiten
      tere Gelegenheiten, sich über das       an. Mit den Kartierungskursen
      Projekt zu informieren und mit an-      können Sie die Methode der ver-
      deren Beobachterinnen und Beob-         einfachten Revierkartierung erler-
      achtern zu diskutieren. Eine Mög-       nen und vertiefen. Stimmenkurse
      lichkeit ist die Tagung der Mitar-      vermitteln Ihnen die Gesänge und
      beiterinnen und Mitarbeiter der         Rufe schwieriger und wenig be-
      Vogelwarte am Wochenende vom            kannter Arten; diese Kurse werden
      19. und 20. Januar 2013 in Sem-         als Abendveranstaltungen und/oder
      pach. Hier wird dem Atlas am            als Morgenexkursionen angeboten.
      Samstagmorgen ein eigener Block             Für die Kurse ist eine An-
      gewidmet, für den man sich spe-         meldung nötig. Sämtliche Details
      ziell anmelden kann.                    zu den Kursen und die Anmelde-
          Zudem finden bis Anfang             formulare finden sich unter http://
      März zahlreiche rund 3-stündige         atlas.vogelwarte.ch/termine.html.      Foto: Marcel Burkhardt
      Instruktionen für den Atlas in der                               Peter Knaus

       4                                                                                                                               Avinews 2012 / 3

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RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
At l A s N e W s

      Die erste feldsaison steht vor der tür!

      Der Kleinspecht zählt ab Ende Februar für den neuen Atlas, der Kuckuck und die Zaunammer ab Mitte April und der Gartenrotschwanz ab Ende April (Fotos: von links
      nach rechts: Jari Peltomäki, Tomi Muukkonen, Erich Lüscher-Riederer, Beat Rüegger).

      Ab Februar 2013 können die ersten        vernommen werden, in Siedlun-            notiert werden, in den Wäldern            wie der Zwergtaucher haben oft
      Arten für den Atlas nachgewiesen         gen und auf Bauernhöfen die              Waldlaubsänger und Trauer-                noch späte Bruten.
      werden: Uhu, Waldkauz und                Schleiereule. Wasseramsel und            schnäpper. Junge Wanderfalken
      Raufusskauz. Nachfolgend zeigen          Kolkrabe können ebenfalls notiert        machen sich ab Anfang Mai                 Wir wünschen Ihnen viele span-
      wir einen modellhaften Verlauf ei-       werden.                                  lautstark an den Brutfelsen be-           nende Beobachtungen!
      ner Atlassaison im Mittelland so-            April: Bei den Greifvögeln ist       merkbar.                                                       Peter Knaus
      wie in den Tieflagen im Jura und in      jetzt ein guter Zeitpunkt für die            Zweite Maihälfte: Erst jetzt dür-
      den Alpen. Angaben zu den ande-          Suche von Schwarz- und Rotmilan          fen in den Feuchtgebieten Zwerg-
      ren Regionen finden sich unter            sowie Habicht. In Feuchtgebieten         dommel, Baumfalke, Schafstelze,
      http://atlas.vogelwarte.ch/verlauf-      machen sich Wasserralle, Kiebitz,        Feldschwirl, Sumpfrohrsänger und             Noch einige lücken offen
      einer-atlassaison.html.                  Bartmeise, Grauammer sowie ab            Gelbspötter erfasst werden. An
                                               Mitte April Kuckuck, Nachtigall,         Südhängen und in heckenreichen               Atlasquadrate (10 × 10 km-
      Von grösster Wichtigkeit ist die         Rohrschwirl und Rohrammer be-            Gebieten besteht die Chance auf              Quadrate) werden laufend an
      Saisonplanung. Wählen Sie die            merkbar. An Fliessgewässern              den Gesang von Wendehals,                    Verantwortliche vergeben. Be-
      Begehungen so, dass sie unter Be-        können Gänsesäger und Eisvogel           Dorngrasmücke und Neuntöter, in              reits sind über 320 dieser Qua-
      rücksichtigung der Artenzusam-           entdeckt werden. In Wäldern be-          Ruderalflächen auf jenen des Or-             drate (von 467) vergeben – ein
      mensetzung und der Höhenstufe            steht die Chance auf balzende            pheusspötters. In den Wäldern                sehr erfreulicher Stand! In ei-
      jahreszeitlich möglichst optimal         Waldschnepfen und Hohltauben,            und in der halboffenen Landschaft            nigen Regionen sind noch etli-
      liegen.                                  ab Mitte April können auch Wei-          machen Wespenbussard und Tur-                che Atlasquadrate offen, in
          Ende Februar: Wanderfalken           denmeise und Kernbeisser notiert         teltaube auf sich aufmerksam.                anderen sind schon alle be-
      machen sich vor ihren Brutfelsen         werden. Zaunammer und                        Juni: Dieser Monat eignet sich           setzt. Reservationen von Atlas-
      bemerkbar. Auch für die Spechte          Schwarzkehlchen dürfen ab Mitte          ebenfalls sehr gut, um schwierig             quadraten nehmen wir jeder-
      ist der Zeitpunkt günstig, nämlich       April erfasst werden, der Garten-        zu findende Arten aufzuspüren, so            zeit gerne entgegen. Den
      für Grau-, Mittel- und Kleinspecht.      rotschwanz ab Ende Monat.                Zwergdommel, Habicht, Sperber,               aktuellen Stand der Atlasqua-
          März: Graureiher, Dohle und              Erste Maihälfte: In Feuchtgebie-     Wendehals und Sumpfrohrsänger.               drat-Vergabe finden Sie hier:
      Saatkrähe beginnen früh mit der          ten ist jetzt ein guter Zeitpunkt,       In Kiesgruben lohnt sich die Suche           http://atlas.vogelwarte.ch/ver-
      Brut; nutzen Sie die Zeit vor dem        um Zwergtaucher, Drosselrohr-            nach Flussregenpfeifer und Ufer-             gabe-der-atlasquadrate.html.
      Laubaustrieb zur Suche von Kolo-         sänger, Fitis und Pirol aufzuspüren.     schwalbe. Neben noch singenden
      nien und Einzelnestern. In Wäl-          An Fliessgewässern können Fluss-         Vögeln besteht nun zunehmend
      dern kann nachts die Waldohreule         regenpfeifer und Flussuferläufer         die Möglichkeit, mittels der Beob-
                                                                                        achtung von Familien oder Junge
                                                                                        fütternden Altvögeln sichere Brut-
         Daten der kartierungsrundgänge                                                 nachweise zu erbringen.
                                                                                            Juli: Spät abends und nachts
         Im Mittelland soll der erste Kartierungsrundgang in den Kilometer-             kann das Fiepen von jungen Wald-
         quadraten möglichst zwischen dem 15. und 30. April erfolgen. Spe-              ohreulen vernommen werden.
         ziell: 2013 darf bereits am Wochenende vom 13. und 14. April kar-              Junge Wespenbussarde und
         tiert werden. Von Anfang bis Mitte Mai kann der zweite Rundgang                Baumfalken machen ab Mitte Juli
         durchgeführt werden. Der dritte und letzte Rundgang sollte nicht               auf sich aufmerksam. Über den
         vor Mitte Mai stattfinden, spätestens aber bis Mitte Juni.                     Städten ist jetzt der Alpensegler
         Abseits des Mittellandes verschieben sich die drei Rundgänge nach              besonders auffällig. Reiherenten-
         hinten, die Termine müssen den lokalen Verhältnissen angepasst                 familien treten meist deutlich spä-       Um nicht auch Durchzügler zu erfassen,
         werden. Oberhalb der Waldgrenze sind nur zwei Rundgänge nötig.                 ter in der Saison auf als andere En-      kann der Wendehals erst ab Mitte Mai
                                                                                        tenfamilien. Andere Wasservögel           gezählt werden (Foto: Mathias Schäf).

      Avinews 2012 / 3                                                                                                                                                 5

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RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
At l A s N e W s

      Bestimmung von Alpen-, Weiden- und
      sumpfmeise

      Bei günstigen Beobachtungsbedingungen kann die Mönchsmeise Parus montanus (hier eine Alpenmeise, links) in der Regel gut von der Sumpfmeise P. palustris (rechts)
      unterschieden werden. Gut erkennbar sind hier die rein weissen Wangen und das deutliche helle Armschwingenfeld der Mönchsmeise. Die Rufe sind ebenfalls typisch:
      Die Mönchsmeise ruft nicht so nervös und explosiv wie die Sumpfmeise (Fotos: links: Jean-Paul Luthi, rechts: Mathias Schäf).

      Schwierigkeiten bei der Vogel-           ser Unterarten im Detail nur von         Brienzersees (Abb. 1). Später             Brutvogelatlas 2013–2016 nutzen,
      bestimmung betreffen nicht nur           Willy Thönen 1962 untersucht.            wurde noch eine weitere Kon-              um diese Wissenslücke zu füllen.
      seltene Gäste. Die Unterschei-           Demnach verläuft die Arealgren-          taktzone am Fuss der Freiburger           In diesem Beitrag möchten wir
      dung von Sumpfmeise Parus pa-            ze von Alpen- und Weidenmeise            Voralpen gefunden.                        auf die nützlichen Merkmale zur
      lustris und Mönchsmeise P. mon-          entlang einer Linie vom Genfer-              Seit der Arbeit von Thönen sind       Unterscheidung dieser Arten und
      tanus ist diesbezüglich ein gutes        see über Thuner- und Brienzersee         die Unterarten der Mönchsmeise            Unterarten sowie auf bestehende
      Beispiel.                                zum Vierwaldstätter- und Walen-          ohne besondere Überwachung ge-            Schwierigkeiten aufmerksam
                                               see bis zum Rheintal bei Sargans.        blieben. Daher reichen die Mel-           machen.
      Mit etwas Erfahrung können sich          Thönen wies zwei Kontaktzonen            dungen nicht aus, um die genaue
      die Beobachter mit den Unter-            zwischen den beiden Formen               Bestandsentwicklung zu beschrei-          Bestimmung von Mönchs-
      schieden der Feldkennzeichen und         nach, wo die Weidenmeise in den          ben. Die Weidenmeise scheint vor          und sumpfmeise
      der Stimme von Sumpf- und                Lebensraum der Alpenmeise vor-           allem im Mittelland abgenommen            Der Gesang der Mönchsmeise va-
      Mönchsmeise vertraut machen.             stösst: nördlich des Walensees und       zu haben. Wir möchten also die            riiert in ihrem gesamten Areal
      Die Areale dieser zwei Arten sind        in der Gegend des Thuner- und            Untersuchungen für den dritten            stark. Mehrere Unterarten werden
      in den Alpen durch die verschiede-
      nen Lebensräume und die besie-
      delte Höhenstufe relativ klar ge-
      trennt. Diese Situation ist europa-
      weit bemerkenswert, denn die
      alpine Unterart P. m. alpestris der
                                                                                                                                                Abb. 1: Verbreitung der
      Mönchsmeise (nachfolgend als                                                                                                              Mönchsmeise in der
      «Alpenmeise» bezeichnet) kommt                                                                                                            Schweiz gemäss dem
      nur in einem Grossteil der Alpen                                                                                                          Brutvogelatlas 1993–
      und der Karpaten vor. Ausserhalb                                                                                                          1996 (hellorange Qua-
      der Alpen wird es noch etwas                                                                                                              drate) sowie Meldungen
                                                                                                                                                von Alpen- (blaue Qua-
      komplexer. In den Voralpen, im
                                                                                                                                                drate) und Weidenmei-
      Mittelland und im Jura kann die                                                                                                           sen (rote Kreise) gemäss
      verbreitete Sumpfmeise nämlich                                                                                                            Thönen (1962). Die
      teilweise in ähnlichen Lebensräu-                                                                                                         Sterne zeigen jene Orte
      men vorkommen wie die seltene-                                                                                                            an, wo Sänger beider
      re Mönchsmeise, die hier mit den                                                                                                          Gesangstypen anwe-
      Unterarten P. m. rhenanus und                                                                                                             send sind (violette
                                                                                                                                                Sterne gemäss Thönen
      P. m. salicarius (nachfolgend als
                                                                                                                                                1962 und grüne Sterne
      «Weidenmeise» zusammenge-                                                                                                                 gemäss dem Brutvogel-
      fasst) vertreten ist. In unserem                                                                                                          atlas des Kantons Frei-
      Land wurde die Verbreitung die-                                                                                                           burg 1993).

       6                                                                                                                                           Avinews 2012 / 3

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RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
At l A s N e W s

      wegen Differenzen des Gesangs              Weidenmeise ihrerseits bevorzugt
      unterschieden. Bei Alpen- und              im Mittelland weichholzreiche
      Weidenmeise ist der Gesang sogar           Auenwälder und im Jura Moor-
      das einzige Bestimmungsmerkmal,            gebiete.
      weil beide Taxa im Feld nicht un-             Im Flachland besteht die                                                                                                 sec.

      terschieden werden können und              Hauptverwechslungsgefahr in
      die Rufe sehr ähnlich sind. Der Ge-        Auenwäldern, wo Weiden- und
      sang der Alpenmeise besteht aus            Sumpfmeise nebeneinander brü-
      einer Reihe von meist kurzen,              ten können. Bei diesen beiden
      gleich hoch bleibenden Pfeiftönen          Arten ist die Bestimmung aber                                                                                               sec.
      wie «dü dü dü dü dü» (Abb. 2a).            auch anhand einiger Feldkenn-
      Die Weidenmeise äussert eben-              zeichen möglich. Zudem gibt es
      falls wiederholte Töne, die aber           Unterschiede bei den Rufen: Die
      in der Regel weniger klar, länger          Sumpfmeise ruft nervös und ex-
      und leicht absteigend klingen:             plosiv, während die Weidenmeise                                                                                             sec.
      «ziüh ziüh ziüh» (Abb. 2b). Etwas          heiser und nasal klingt.
                                                                                           Abb. 2: Sonagramme der Gesänge: a) Alpenmeise Parus montanus alpestris;
      Übung mit Hilfe von Tonaufnah-
                                                                                           b) Weidenmeise P. m. rhenanus; c) Sumpfmeise Parus palustris (nach Bossus &
      men (verfügbar unter http://atlas.         erfassung von Alpen- und                  Charron 2003, André Bossus danken wir für die zuvorkommende Zusammen-
      vogelwarte.ch/moenchsmeise.html)           Weidenmeisen                              arbeit).
      und Sonagrammen (Abb. 2) sollte            Die Aktualisierung des Wissen-
      es möglich machen, die beiden              stands über die Verbreitung von
      Gesangsformen im Feld zu er-               Alpen- und Weidenmeise in der
      kennen.                                    Schweiz macht es nötig, dass die          werden. Im Frühjahr beginnen               prägt. Um für den Atlas berück-
          Ausserhalb der Kontaktzonen            Taxa in Zukunft getrennt erfasst          Weidenmeisen früh zu singen.               sichtigt zu werden, muss allerdings
      unterscheiden sich Alpen- und              werden. Einen besonderen Effort           Feldbegehungen vor dem offi-               ein früh entdecktes Revier entwe-
      Weidenmeise in der Regel durch             braucht es in den bekannten               ziellen Kartierungsstart (15. April)       der später in der Saison (d.h. ab
      den besiedelten Lebensraum. Die            Kontaktzonen (Abb. 1) und mög-            dürften durchaus nützlich sein.            dem 15. April) oder durch Mel-
      Alpenmeise ist an die montane              licherweise auch in anderen Voral-        In tieferen Lagen ist die Revier-          dungen mit einem hohen Atlas-
      und subalpine Stufe gebunden               pengebieten. Grundsätzlich sollte         markierung bei diesem Taxon in             code (d.h. grösser als 3) bestätigt
      (meistens ab 1000–1200 m ü.M.              jeder singenden Mönchsmeise in            der Regel von Anfang März bis              werden.
      bis zur oberen Baumgrenze). Die            tieferen Lagen genau zugehört             Mitte April am meisten ausge-                               Sylvain Antoniazza

          Auch andere taxa werden separat erfasst
          Nicht nur die Verbreitungen von Weiden- und Alpenmeise möch-
          ten wir genauer dokumentieren. Wir sind ebenfalls daran interes-
          siert, die Feldarbeiten für den neuen Atlas zu nutzen, um den Sta-
          tus von anderen in der Schweiz anwesenden Taxa besser zu ken-
          nen. Daher möchten wir die Arealgrenzen und die Mischzone
          zwischen Italien- und Haussperling im Tessin und in den zentralen
          Alpentälern dokumentieren. Dasselbe gilt auch für Raben- und Ne-
          belkrähe. Für diese beiden Artengruppen müssen artreine Indivi-
          duen sowie Hybriden auf ornitho.ch getrennt erfasst werden.
          Weisssternige und Rotsternige Blaukehlchen sollten ebenfalls sepa-
          rat gemeldet werden.

          Mehr Information darüber finden Sie auf http://atlas.vogelwarte.ch/              Seit über 30 Jahren ist das Rotsternige Blaukehlchen (Foto: Luca Jurietti) ein
          arthinweise.html.                                                                seltener, aber regelmässiger Brutvogel der Schweizer Alpen. Das Weisssternige
                                                                                           Blaukehlchen hat bisher nur zweimal in den Tieflagen der Schweiz gebrütet.

          Der Italiensperling (links) ersetzt auf der Alpensüdseite den Haussperling. Wo   Wie bei den Sperlingen kommt auf der Alpensüdseite die Nebelkrähe (links)
          die beiden Arten aufeinandertreffen, sind häufig Mischlinge (rechts) zu beob-    statt der Rabenkrähe (rechts) vor. Eine Hybridisierung ist auch zwischen diesen
          achten (Fotos: Niklaus Zbinden).                                                 beiden Taxa häufig (Fotos: Marcel Burkhardt).

      Avinews 2012 / 3                                                                                                                                                       7

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RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
a k t u e l l e s a u s d e r v o g e lw e lt

      Tannenmeisen-Invasion im Herbst 2012
                                                                                                                             1959, 1972 oder 2005. In solchen
                                                                                                                             «Meisenjahren» herrscht auf der
                                                                                                                             Beringungsstation Vollbetrieb.
                                                                                                                             Dennoch können Tannenmeisen-
                                                                                                                             Invasionen auch in Jahren vorkom-
                                                                                                                             men, in denen Blau- und Kohlmei-
                                                                                                                             sen nicht in grossen Zahlen auf­
                                                                                                                             treten.
                                                                                                                                 Anhand von Ringfunden und
                                                                                                                             Kontrollen auf Beringungsstatio-
                                                                                                                             nen lässt sich die Herkunft der in
                                                                                                                             der Schweiz durchziehenden oder
                                                                                                                             überwinternden Tannenmeisen er-
                                                                                                                             mitteln. Ohne Jahre mit Invasionen
                                                                                                                             von «normalen» Jahren zu unter-
                                                                                                                             scheiden, liegt sie in Deutschland,
                                                                                                                             Österreich, Tschechien und in den
                                                                                                                             Baltischen Staaten. Dies bestätigte
                                                                                                                             sich auch 2012: Je ein Vogel trug
                                                                                                                             einen deutschen (Jungvogel kont-
                                                                                                                             rolliert am 9. September), einen li-
      Auf dem Col de Bretolet wurden im Herbst 2012 über 10 500 Tannenmeisen gefangen, beringt und wieder freigelassen       tauischen (Altvogel; 5. Oktober)
      (Foto: Marcel Burkhardt).                                                                                              und einen tschechischen (Jungvo-
                                                                                                                             gel; 19. Oktober) Ring.
                                                                                                                                 Die diesjährige Tannenmeisen-
      Die Zahl der herbstlichen Durch-          dern auch von Jahr zu Jahr             die Meisen einen sehr hohen Brut­     Invasion machte sich in der gan-
      zügler in der Schweiz variiert bei        schwankt. Zu den typischen Invasi-     erfolg. Dann kann eine Population     zen Schweiz bemerkbar. Noch nie
      einigen Arten von Jahr zu Jahr dra-       onsarten gehören Tannen-, Kohl-        innerhalb einer Brutsaison so stark   wurden von September bis Okto-
      matisch. In unregelmässigen Ab-           und Blaumeise, sowie Eichelhäher       wachsen, dass ein effizienter Nah-    ber so viele Tannenmeisen beob-
      ständen kommt es zu sogenannten           und Erlenzeisig.                       rungserwerb behindert wird, oft       achtet wie 2012. Die Zahl der
      «Invasionen», bei denen die Zahl                                                 noch bevor ein eigentlicher Nah-      beobachteten Vögel überstieg
      der durchziehenden Vögel den              Populationsdruck                       rungsmangel entsteht. Die Kon-        den Durchschnittswert um ein
      Durchschnitt der anderen Jahre um         Bei der Tannenmeise wird eine sol-     kurrenz durch grössere Meisenar-      Vielfaches.
      ein Mehrfaches übertrifft.                che Invasion in grosser Zahl wohl      ten verstärkt die Schwierigkeit der                        Michael Schaad
                                                hauptsächlich durch Populations-       Tannenmeisen, an Nahrung zu ge-
      Dabei können schwache und mitt-           druck verursacht, der zu einer star-   langen, zusätzlich. Unlängst
      lere Invasionen, die oft nur lokalen      ken Abwanderung aus einem Ge-          konnte in Studien gezeigt werden,
      Charakter haben, von starken un-          biet führt. Die Bruten der Meisen      dass auch milde Winter ein invasi-
      terschieden werden, die in ganz           gehören zu den grössten unter          ves Auftreten im folgenden Herbst
      Europa registriert werden. Betrof-        den Singvögeln. 8–10 Eier pro          auslösen können. Auch hier wird
      fen sind insbesondere Vogelarten,         Nest sind die Norm. Herrschen zur      vermutet, dass ein hohes Über­
      deren Nahrungsangebot nicht nur           Brutzeit gute Witterungs- und          leben der Vögel einen positiven
      zwischen den Jahreszeiten, son-           Nahrungsbedingungen, erzielen          Einfluss auf den Fortpflanzungs­
                                                                                       erfolg des folgenden Jahres haben
                                                                                       kann.
                                                                                           Im Herbst 2012 wurden auf
                                                                                       dem Col de Bretolet, der Berin-
                                                                                       gungsstation der Schweizerischen
                                                                                       Vogelwarte, 10 649 Tannenmeisen
                                                                                       beringt – ein Rekordwert. Im Vor-
                                                                                       jahr waren nur deren 137, in der
                                                                                       Saison 2009 gar nur 38 Individuen
                                                                                       gefangen worden. Durchschnitt-
                                                                                       lich wurden seit 1954 jährlich
                                                                                       1360 Tannenmeisen beringt.

                                                                                       «Meisenjahre» auf den
                                                                                       Beringungsstationen                   An stark spiegelnden Fassaden können
                                                                                       Die Fangdaten vom Col de Breto-       in Zeiten der akuten Gefährdung von
                                                                                       let weisen für Tannen-, Kohl- und     Zugvögeln auch temporäre Massnah-
                                                                                                                             men ergriffen werden. Am Elsässer
                                                                                       Blaumeise einen ähnlichen Rhyth-
                                                                                                                             Tor in Basel wurde vorbildlich gehan-
      Auch während der diesjährigen Invasion kamen zahlreiche Tannenmeisen an          mus auf: Immer wieder findet das      delt: Dieses Jahr schützten feinma-
      Glasflächen im Siedlungsraum zu Tode. Dieses Beispiel stammt aus Basel (Foto:    massenhafte Auftreten der drei        schige Netze vor Anflügen (Foto: Marc
      Manuela Sollberger).                                                             Arten gleichzeitig statt, so etwa     Kéry).

       8                                                                                                                                      Avinews 2012 / 3

VOSE BR AVI-News 12-12.indd 8                                                                                                                           17.12.2012 14:05:51
RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
Neues Aus Der fOrsCHuNg

      söhne oder töchter?
      familienplanung bei kohlmeisen
      Unter gewissen Bedingungen                mentell getestet. Dazu wurden im
      bringt es Vorteile, wenn Vogelel-         Lauwersmeer Gebiet (NL) 12
      tern eher Söhne oder eher Töchter         Waldstücke mit je 50 Nistkästen
      produzieren. Herrscht in einem Ge-        geschaffen, in denen gleichzeitig
      biet grosser Konkurrenzdruck, soll-       die Dichte (Anzahl junger Kohl-
      ten Eltern vermehrt in Nachkom-           meisen) und das Geschlechterver-
      men desjenigen Geschlechts inves-         hältnis verändert wurden. Die Ge-
      tieren, welches das Gebiet eher           schlechter wurden so zwischen                                                                                  Das Ge-
      verlässt. Bei vielen Vogelarten wä-       den Nistkästen verschoben, dass                                                                                schlecht von
      ren dies Töchter.                         insgesamt mehr Männchen oder                                                                                   Kohlmeisen-
                                                mehr Weibchen aus den Kästen                                                                                   Nestlingen
                                                                                                                                                               wurde mittels
      Bei Vögeln (im Gegensatz zu Säu-          ausflogen. Beispielsweise wurde in
                                                                                                                                                               genetischer
      getieren) verfügen Weibchen über          Waldstücken mit ≥ 75 % Männ-                                                                                   Methoden er-
      zwei verschiedene Geschlechts-            chen und hoher Dichte Bruten ver-                                                                              mittelt (Foto:
      chromosomen. Dies ermöglicht ih-          grössert und Weibchen durch                                                                                    Stephanie
      nen theoretisch, das Geschlecht           Männchen ersetzt.                                                                                              Michler).
      eines Eies zu beeinflussen.                   Tatsächlich produzierten junge
         Ob Veränderungen in der loka-          Mütter, die aus Gebieten mit mehr
      len Dichte (Anzahl Artgenossen)           männlichen Kohlmeisen stammen,        im vorherigen Jahr die Dichte er-     naue physiologische Mechanismus
      und das Geschlechterverhältnis            im Folgejahr mehr Töchter und         höht wurde, und mehr Söhne,           dazu bleibt jedoch noch immer
      bewirken, dass im folgenden Jahr          umgekehrt mehr Söhne, wenn sie        wenn die Dichte verringert wurde.     ungeklärt.
      die Weibchen das Verhältnis ihrer         aus Gebieten mit mehr weiblichen         Die Resultate dieser Studie be-       Michler, S. et al. (2012): Local
      Nachkommen entsprechend ver-              Kohlmeisen stammen. Ältere Müt-       stätigen, dass weibliche Kohlmei-     offspring density and sex ratio af-
      schiedener Theorien anpassen,             ter, welche im nächsten Jahr wie-     sen in der Tat das Geschlechterver-   fect sex allocation in the great tit.
      wurde in einer holländischen Po-          der im selben Gebiet brüteten,        hältnis ihrer Brut an das soziale     Behavioral Ecology. doi:10.1093/
      pulation von Kohlmeisen experi-           produzierten mehr Töchter, wenn       Umfeld anpassen können. Der ge-       beheco/ars151.

      Wetterfühlig?
      globale klimafaktoren beeinflussen den Bruterfolg von kohlmeisen
                                                                                      nen einmaligen Datensatz mit          Tiere erhebliche Schwankungen
                                                                                      über 7000 Brutdaten, die seit Be-     erträgt, aber auch Grenzen hat.
                                                                                      ginn des 20. Jahrhunderts von frei-       Naef-Daenzer, B. et al. (2012):
                                                                                      willigen Vogelkundlern zusammen-      Cascading climate effects and rela-
                                                                                      getragen wurde.                       ted ecological consequences du-
                                                                                          Schwankungen in der globalen      ring past centuries. Climate of the
                                                                                      Luftdruckverteilung bestimmen die     Past 8: 1527–1540.
                                                                                      örtlichen Klimabedingungen und
                                                                                      diese beeinflussen die Entwicklung
                                                                                                                                       Druckverhält- Druckverhält- Kontinentale
                                                                                      der Vegetation und der Insekten                      nisse      nisse Nord- Luftdruckver-
                                                                                                                                        Kontinent       Atlantik     teilung
                                                                                      im Frühjahr. Davon hängen
                                                                                      schliesslich der Brutbeginn und der               Frühlings-      Frühlings-
                                                                                                                                                                         Klima
                                                                                      Fortpflanzungserfolg der Vögel ab.               Niederschlag    Temperatur
      Die Kohlmeise richtet ihren Brutbeginn vor allem nach dem Austrieb der Blatt-
                                                                                          Mit einem rückblickenden Mo-
      knospen. Denn ihre wichtigste Nahrung, die Larven blattfressender Insekten,                                                                                      Vegetations-
      wachsen erst beim Austreiben des Laubs heran (Foto: Oliver Schmidt).            dell über die letzten 500 Jahre                                   Datum des
                                                                                                                                                      Blattaustriebs
                                                                                                                                                                       entwicklung
                                                                                                                                                                            &
                                                                                      zeigte die Forschergruppe, dass in                               der Buche &
                                                                                                                                                         Raupen
                                                                                                                                                                        Nahrungs-
                                                                                                                                                                         angebot
                                                                                      den vergangenen Jahrhunderten
      Wie reagieren Tierpopulationen auf        gungen entstanden. Wie aber wir-      der Wechsel von Warm- und Kalt-                   Legebeginn    Gelegegrösse
                                                                                                                                                                        Brutbeginn
      Klimaschwankungen? Die Analyse            ken diese globalen Faktoren auf       zeiten grosse Schwankungen der                                                    und Gelege-
                                                                                                                                                                          grösse
      von globalen Klimadaten der letz-         Lebewesen, die kontinentale und       Meisenpopulation bewirkt hat.                                       Anzahl
                                                                                                                                                         Nestlinge
      ten 500 Jahre und brutbiologischen        langjährige Veränderungen nicht       Während die «kleine Eiszeit» ei-
      Beobachtungen aus dem gesamten            direkt wahrnehmen können? Am          nen starken Rückgang der Produk-                    Anzahl flügge Junge           Fortpflan-
                                                                                                                                                                       zungserfolg
      20. Jahrhundert bringt jetzt neues        Beispiel der Kohlmeise konnten        tivität verursachte, brüten Kohl-
      Licht in die Komplexität der Wir-         Forscher der Schweizerischen Vo-      meisen heute früher und produkti-     Der Bruterfolg der Kohlmeise wird
      kung von Klimafaktoren auf ökolo-         gelwarte, der Universitäten Gies-     ver als jemals zuvor in den letzten   stark von den Klimaverhältnissen be-
      gische Zusammenhänge.                     sen und Bern und des Instituts für    500 Jahren. Diese Ergebnisse er-      einflusst. Ist beispielsweise der Frühling
                                                                                                                            kalt und nass, verspätet sich die Vege-
                                                Vogelforschung Wilhelmshaven in       weitern den Blick über die gegen-
                                                                                                                            tationsentwicklung, ebenso der Lege-
      Alle Pflanzen- und Tierartenge-           eindrücklicher Deutlichkeit zeigen,   wärtige Erwärmungsphase hinaus.       beginn der Meisen. Dies hat kleinere
      meinschaften sind in Anpassung            wie die komplexe Wirkungskette        Sie zeigen, dass die Anpassungsfä-    Gelege und grössere Jungensterblich-
      an die grossräumigen Klimabedin-          funktioniert. Die Gruppe nutzte ei-   higkeit der Lebensräume und der       keit zur Folge.

      Avinews 2012 / 3                                                                                                                                                           9

VOSE BR AVI-News 12-12.indd 9                                                                                                                                        17.12.2012 14:05:55
RAUMPLANUNG - AUCH FÜR DIE VOGELWELT - DEZEMBER 2012 - VOGELWARTE SEMPACH
vOgelsCHutZtHeMeN erklÄrt

      Optimales Alter von Buntbrachen
                                                                                                 Das Untersuchungsgebiet wies
                                                                                             eine hohe Zahl an UZL-Arten (Um-
                                                                                             weltziele Landwirtschaft für die Er-
                                                                                             haltung und Förderung der Ziel-
                                                                                             und Leitarten) auf: 10 gehören zu
                                                                                             den UZL-Leitarten und 2 zu den
                                                                                             UZL-Zielarten (Dorngrasmücke und
                                                                                             Grauammer). 7 Arten – Dorngras-
                                                                                             mücke, Feldlerche, Gartengrasmü-
                                                                                             cke, Hänfling, Orpheusspötter,
                                                                                             Schafstelze, Schwarzkehlchen – fi-
                                                                                             gurieren auf der Liste als «potenti-
                                                                                             ell gefährdet», die Grauammer gilt
                                                                                             gar als «verletzlich».
                                                                                                 Die hohe Dichte an Buntbra-
                                                                                             chen ist wohl ein Grund dafür,
      Brache mit drei verschiedenen Altersstufen: links mehrjährig, Mitte 1-jährig                                                                                 Für die als verletzlich geltende Grau-
                                                                                             dass viele der Brutvogelarten in re-
      und rechts 2-jährig (Foto: Markus Jenny).                                                                                                                    ammer sind 6-jährige Brachen ideal
                                                                                             lativ hoher Dichte vorkommen (im                                      (Foto: Markus Jenny).
                                                                                             Gegensatz zu anderen Gebieten in
                                                                                             der Schweiz). Denn ausserhalb der
      Brachen bereichern das Land-               und die Vegetation wird dichter.            Brachen waren die erwähnten Ar-
      schaftsbild und fördern die biologi-       Neuere Untersuchungen haben                 ten ebenfalls selten.                                                 schlussfolgerung
      sche Artenvielfalt in Ackerbauge-          gezeigt, dass eine zu starke Ver-                                                                                 Für viele Brutvögel spielt die Struk-
      bieten. Für den Vogelschutz schie-         dichtung zu Problemen bei der               Optimales Brachenalter                                                tur einer Brache eine entschei-
      nen kurzzeitig angelegte Rota-             Nahrungsbeschaffung führt. Des-             Unter den acht im Gebiet am häu-                                      dende Rolle, weniger wichtig
      tionsbrachen und junge Buntbra-            halb wäre zur Förderung von ge-             figsten vorkommenden Vogelarten                                       scheint die botanische Zusammen-
      chen wirksamer als ältere Brachen.         fährdeten Vogelarten eher auf Ro-           konnte bei sechs ein klarer Zusam-                                    setzung zu sein. Einerseits sollte
      Eine Studie aus der Westschweiz            tationsbrachen zu setzen.                   menhang zwischen der Dichte der                                       eine Brache geeignete Nistmög-
      zeigt nun, dass Brachen im Alter                                                       Reviere und dem Alter der Bra-                                        lichkeiten mit einer dichten Ve-
      von vier bis sechs Jahren für Kul-         Neue erkenntnisse                           chen nachgewiesen werden. Da-                                         getation bieten, andererseits
      turlandvögel optimal sind.                 Im Waadtländer Mittelland wurden            bei konnte beobachtet werden,                                         sollte sie auch lückige Stellen
                                                 zwischen 2004 und 2011 Kartie-              dass die untersuchten Arten unter-                                    aufweisen, um eine gute Erreich-
      Seit der Einführung der ökologi-           rungen auf 67 Brachen (51 Bunt-,            schiedliche Ansprüche bezüglich                                       barkeit der Nahrungsquellen zu
      schen Ausgleichsflächen und de-            15 Rotations- und eine Spontan-             des Alters einer Brache haben. Für                                    ermöglichen.
      ren Abgeltung mit Direktzahlun-            brache) durchgeführt. Das Alter             die Feldlerche sind vier Jahre alte                                       Aus ornithologischer Sicht
      gen im Jahre 1993 haben sich               der Brachen lag zwischen 1 und              Brachen optimal, für die Dorngras-                                    sollte demnach ein Mosaik an jun-
      Bunt- und Rotationsbrachen zur             12 Jahren. Auf einer Gesamtfläche           mücke fünfjährige. Schwarzkehl-                                       gen (1–3 Jahre), mittelalten (4–6
      Förderung der Biodiversität in             von 110,5 ha konnte Jean-Luc                chen, Hänfling, Goldammer und                                         Jahre) und älteren Brachen (7–10
      Ackergebieten bewährt. Davon               Zollinger – ein ehrenamtlicher              Grauammer bevorzugen sogar                                            Jahre) angestrebt werden. Es wäre
      profitieren eine Vielzahl von Tier-        Mitarbeiter der Vogelwarte – Da-            sechsjährige Brachen.                                                 zu empfehlen, die Lebensdauer
      und Pflanzenarten. Im ersten Jahr          ten von 13 Brutvogelarten erfas-                Die Untersuchungen im Waadt-                                      von qualitativ hochwertigen Bra-
      blühen vor allem einjährige Wild-          sen. Dorngrasmücke, Goldammer               land zeigen, dass in vielen Fällen                                    chen mindestens bis auf 8 Jahre
      blumen, im zweiten werden sie              und Schwarzkehlchen dominierten             Buntbrachen bis ins Alter von acht                                    zu verlängern und deren Anteil an
      von zwei- und mehrjährigen Pflan-          mit Vorkommen in 79 % der Bra-              bis zehn Jahren stehengelassen                                        den ökologischen Ausgleichsflä-
      zen verdrängt, und in den Folge-           chen und mit total 62 % der Re-             werden sollten, auch wenn die bo-                                     chen deutlich zu erhöhen.
      jahren nimmt der Grasanteil zu             viere.                                      tanische Artenvielfalt abnimmt.                                                               Maria Nuber

                                                                                                                                                                                                        1.4
                                                                                                                                                           Feldlerche
                                                                                                                                                           Schwarzkehlchen
                                                                                                                                                       4
                                                                                                                                            / ha/ ha

                                                                                                                                                           Orpheusspötter                               1.2
                                                                                                                                                                                                                                    / ha

                                                                                                                                                           Dorngrasmücke
                                                                                                                                                                                                                        Revierzahl/ ha

                                                                                                                                                           Neuntöter
                                                                                                                                     Artenzahl

                                                                                                                                                           Hänfling                                     1.0
                                                                                                                                                                                                              ErwarteteRevierzahl

                                                                                                                                                           Goldammer
                                                                                                                                                       3
                                                                                                                                  Artenzahl

                                                                                                                                                           Grauammer
                                                                                                                                                           Artenzahl
                                                                                                                                                                                                        0.8
                                                                                                                          Erwartete

                                                                                                                                                       2                                                0.6
                                                                                                                                                                                                              Erwartete
                                                                                                                        Erwartete

                                                                                                                                                                                                        0.4
                                                                                                                                                       1
                                                                                                                                                                                                        0.2

                                                                                                                                                       0                                                0.0

                                                                                                                                                             2          4          6          8   10
                                                                                                                                                                             Alter
                                                                                                                                                                             Alter (Jahre)
                                                                                                                                                                                    (Jahre)
      Brachen bieten Kulturlandvögeln lückige Vegetation für die Nahrungssuche (linkes Bild: Brache im 1. Jahr), aber auch dichte Stellen als Neststandort (rechtes Bild: fünf-
      jährige Brache) (Fotos: Jean-Luc Zollinger). Das Alter der Brachen beeinflusst die Anzahl Vogelarten wie auch die Anzahl Reviere (Grafik rechts).

       10                                                                                                                                                                                 Avinews 2012 / 3

VOSE BR AVI-News 12-12.indd 10                                                                                                                                                                     17.12.2012 14:05:58
Un t e r w e g s mi t . . .

      ... Jean-Luc Brahier
      Jean-Luc Brahier war der erste, der   während 30 Jahren im Justizamt
      beim Artensponsoring für den          des Kantons Bern tätig. Seit einem
      neuen Atlas (vgl. auch S. 4) mitge-   Jahr ist der Jurassier pensioniert.
      macht hat. Er hat den Neuntöter       Langeweile kennt er nicht: Nebst
      unterstützt mit dem Hinweis «Diese    der Gartenarbeit, seinen Enkelkin-
      Art hat meine Faszination zur Vo-     dern und dem Fotografieren wid-
      gelbeobachtung weiter gestärkt».      met er sich mit grossem Enthusias-
                                            mus den gefiederten Freunden.
      Nach der Handelsschule in Prun-
      trut zog es Jean-Luc Brahier, be-     Der Ornithologie verfallen
      dingt durch seine Arbeit, weg von     Um die ornithologischen Fragen
      der Ajoie. Er arbeitete in der        seiner Kinder beantworten zu kön-
      Uhren­industrie, danach war er        nen, setzte sich Jean-Luc Brahier
                                            immer mehr mit der Vogelwelt
                                            auseinander und kam nicht mehr           Jean-Luc Brahier hat eine Vorliebe für Schwalben, vor allem seit er zwischen 1997
                                            davon los. Er beobachtet gerne die       und 2003 bei den Untersuchungen zur «Bestandsentwicklung der Rauch-
                                            häufigen Arten, und jene, die im         schwalbe» in einem Projekt der Vogelwarte mitarbeitete (Foto: Jean-Luc Brahier).
                                            Jura vorkommen. Als Freiwilliger
                                            half er auch auf Beringungssta­
                                            tionen in der Ajoie und in Portal-           Sein Atlasquadrat «Tramelan»          schaft erlitten hat. Zudem leiden
                                            ban mit.                                 kennt er bestens. Als Mitglied des        bewaldete Weiden unter zuneh-
                                                                                     ornithologischen Vereins «Pèlerin»        mender Verwaldung oder Überbe-
                                            Atlas 2013–2016                          erhält er auch mal Tipps, wenn es         weidung, was ungünstig für die
                                            Jean-Luc Brahier war bereits für         um gezielte Artensuche wie der            Erhaltung der Biodiversität ist.
                                            den letzten Atlas 1993–1996 un-          Waldschnepfe oder des Raufuss-                Ein Highlight wäre für Jean-Luc
                                            terwegs. Er entdeckte einzigartige       kauzes geht.                              Brahier natürlich, eine neue Art in
                                            Winkel im Jura, sah und hörte Vo-            Nach 20 Jahren Atlaspause             seinem Quadrat zu entdecken. Er
                                            gelarten, welche er zuvor noch nie       wünscht sich der Naturliebhaber           stellt sich auch die spannende
                                            beobachtet hatte. Er wurde richtig       dieselben Vogelarten anzutreffen          Frage, ob die klimatischen Verän-
      Als Präsident des regionalen Natur-
                                            «süchtig» nach Moor- oder Teich-         wie bei der letzten Erhebung.             derungen bereits Auswirkungen
      schutzvereins «La Libellule» konnte
      Jean-Luc Brahier in Souboz, seiner    landschaften. All diese Eindrücke        Nicht zuletzt da die Region im            auf die jurassische Avifauna haben
      Wohngemeinde, einen Naturlehr-        gaben ihm die Motivation für eine        letzten Jahrzehnt negative Ein-           werden. So erwartet er mit Freu-
      weg realisieren.                      Teilnahme am Atlas 2013–2016.            flüsse infolge intensiver Landwirt-       den den Atlasstart im Frühling!

                                                                                                                                                  P e r s on e l l e s

      Veränderungen im Vogelwarte-Team
      Anfangs September stiess mit                                                                                             eine erfolgreiche Zeit an unserem
      Zulima Almela Tablado eine neue                                                                                          Institut.
      PostDoc-Studentin zum Vogelwar-                                                                                              Aber nicht nur in der Buchhal-
      teteam. Sie wird in den nächsten                                                                                         tung gab es Veränderungen. Sol-
      Monaten eine Literaturrecherche                                                                                          che stehen auch in unserer Berin-
      zum Thema «Einfluss von Frei­                                                                                            gungszentrale an. Sarah Althaus
      zeitaktivitäten auf das Vorkom-                                                                                          wird ab nächstem Jahr intensiver
      men, den Bruterfolg und das Ver-                                                                                         als selbstständig erwerbende Bio-
      halten von Vögeln» durchführen.                                                                                          login für die KARCH arbeiten. Aus
      Aufgrund der gewonnenen Er-                                                                                              diesem Grund wird sie ihr Pensum
                                            Neue Frauenpower in der Buchhaltung, der Beringungszentrale und der Wissen-
      kenntnisse soll eine Felduntersu-                                                                                        an der Vogelwarte reduzieren.
                                            schaft: Menga Parpan, Martina Uhl und Zulima Almela Tablado (von links). Seit
      chung zu diesem Thema lanciert        dem 1. Dezember steht für Heidi Küng (rechts) dem Genuss des wohlverdienten
                                                                                                                               Nach wie vor wird sie sich aber um
      werden.                               Ruhestandes nichts mehr im Wege.                                                   die Organisation und Leitung der
          Nach fast 20 Jahren im Dienst                                                                                        Beringungsstation «Col de Breto-
      der Vogelwarte wurde Heidi Küng,                                                                                         let» kümmern. Die vakante Stelle
      Mitarbeiterin im Buchhaltungs­        Heidi Küng ganz herzlich für ihr         arbeitete bisher in einem kleinen         in der Beringungszentrale konnte
      team, Ende November pensioniert.      langjähriges Engagement und              Treuhandbüro, machte sich aber            nun per 1. Dezember 2012 mit
      Heidi Küng hat sich zu Beginn ih-     wünschen ihr alles Gute und viel         sehr rasch mit unserem Betrieb,           Martina Uhl besetzt werden. Nach
      rer Zeit an der Vogelwarte nicht      Zeit für ihre Hobbies!                   den internen Abläufen und der             einer Einführung durch Sarah wird
      nur mit den Zahlen beschäftigt,          In der Person von Menga Par-          Welt der Vögel vertraut. Wir              Martina ab dem kommenden Jahr
      sondern auch im Sekretariatsbe-       pan haben wir eine kompetente            heissen Menga Parpan herzlich             die administrativen Arbeiten in der
      reich ausgeholfen. Wir danken         Nachfolgerin gefunden. Menga             willkommen und wünschen ihr               Beringungszentrale übernehmen.

      Avinews 2012 / 3                                                                                                                                             11

VOSE BR AVI-News 12-12.indd 11                                                                                                                              17.12.2012 14:06:00
H ER A USGE P I C KT . . .

                                                                                                                                    A GE N D A
                                                                                           «Husis Reise» zum
                                                                                            Subigerberg
                                                                                           Mitte August dieses Jahres wurde          19./20.1.2013:
                                                                                           im Naturpark Thal im Solothurner          Tagung der Mitarbeiterinnen und
                                                                                           Jura die neue Beringungsstation           Mitarbeiter in Sempach
                                                                                           auf dem Subigerberg eingeweiht.
                                                                                           Integriert ist eine Zugvogelausstel-
                                                                                           lung, welche den Besuchern Wis-
                                                                                           senswertes zu den Zugrouten,
                                                                                           Rastplätzen und zum Zugvogel-            mobile.vogelwarte.ch
                                                                                           schutz vermittelt. Eine besondere
                                                                                           Attraktion der Ausstellung ist je-       Neu steht der Internetauftritt der
                                                                                           doch die Beringung selbst: wäh-          Vogelwarte auch in einer auf Han-
                                                                                           rend den Beringungswochen im             dys optimierten Version unter mo-
                                                                                           Herbst kann man durch ein Sicht-         bile.vogelwarte.ch zur Verfügung.
                                                                                           fenster den Ornitologen «live»           Die schlanke Fassung bietet Aktu-
      Die Mediamatikerlehrlinge Nicola Fischer (links) und Jonas Kaufmann sorgten dafür,   beim Beringen der Vögel zusehen.         alitäten, ein Kurzporträt der Vogel-
      dass BUBO2 originell verpackt ist und möglichst absturzfrei fliegt.
                                                                                           Die Basis für das heutige Angebot        warte, allgemeine Informationen
                                                                                           legten nicht zuletzt die seit 1968       und wichtige Notfallnummern. Als
                                                                                           freiwillig tätigen Beringer.             Kernstück abrufbar ist die reich-
      Zwei junge Kräfte beflügeln BUBO2                                                        Auf dem neuen Naturerlebnis-         haltige Datenbank «Vögel der
                                                                                           weg von Gänsbrunnen auf den Su-          Schweiz» mit Bildern, Stimmen,
      Seit 2001 bildet die Vogelwarte            schiedene Alters- und Interessen-         bigerberg erzählt die pfiffige Leitfi-   Verbreitungskarten und Wissens-
      Mediamatikerlehrlinge aus. Zwei            gruppen angesprochen werden.              gur «Husi», der Hausrotschwanz,          wertem aller 416 Vogelarten.
      von ihnen, Nicola Fischer (4. Lehr-           Nicola: Die grosse Vielfalt sowie      auf 14 Tafeln von seinen Abenteu-
      jahr) und Jonas Kaufmann (2.               die moderne, witzige und einla-           ern. Am Ende von «Husis Reise»,
      Lehrjahr) arbeiteten im Rahmen ih-         dende Bildschirmgestaltung finde          welche durch eine vielfältige Land-
      rer vielseitigen Ausbildung auch           ich top!                                  schaft führt, wird der quirlige Vo-
      intensiv an der jetzt erschienenen                                                   gel in der Beringungsstaion selbst
      Spiel- und Lern-CD-ROM BUBO2.              Wem würdet ihr BUBO2 emp-                 beringt.
                                                 fehlen und warum?                             Zustande gekommen sind die
      Was waren eure Aufgaben bei                Jonas: Allen Vogelinteressierten und      Beringungsstation und der Erleb-
      der Realisierung von BUBO2?                jenen, die mehr über die einheimi-        nisweg unter Federführung von
      Nicola: Zum einen konnte ich mein          schen Vögel erfahren möchten!             Irene Künzle, Projektleiterin des
      gestalterisches Flair einsetzen und           Nicola: Die vielen verschiede-         Naturpark Thals, in enger Zusam-
      dafür sorgen, dass die Scheibe             nen Möglichkeiten machen BUBO2            menarbeit mit dem Vogelschutz-
      eine zum Inhalt passende, anspre-          für viele Leute attraktiv. Für Kinder     verband des Kantons Solothurn.
      chende Verpackung erhielt. Dane-           und Jugendliche werden die Spiele         Tatkräftig wirkte unter anderem
      ben bereiteten Jonas und ich die           im Vordergrund sein, für Ältere die       auch die Vogelwarte mit. Dieser
                                                                                                                                    «mobile.vogelwarte.ch» ist in einer
      Informationen zur Installation und         Informations- und Lernteile.              Meilenstein für den Naturpark Thal       deutschen, französischen und engli-
      zum Inhalt der CD auf. Zudem                                                         soll Familien, Schulen und Naturin-      schen Version verfügbar.
      wurden wir für Optimierungen               Was waren die grössten Auf-               teressierte dazu animieren, sich für
      und für die erforderlichen um-             steller bzw. Ablöscher bei der            die biologische Vielfalt vermehrt
      fangreichen Tests und Kontrollen           Arbeit an BUBO2?                          zu sensibilisieren und ein direktes
                                                                                                                                    I mp r e s s u m
      zugezogen…                                 Nicola: Als ich die Gestaltung der        Erlebnis mit Tieren zu erhalten.
          Jonas: …dabei prüften wir das          Benutzeroberflächen zum ersten
      Programm auch mit sehr ausgefal-           Mal sah, war ich begeistert. Die
      lenen Bedienungsarten. Schliess-           Steigerung zur Vorversion ist                                                       Redaktion: Maria Nuber
                                                                                                                                     Mitarbeit: S. Antoniazza, M. Kesten-
      lich soll BUBO2 in jedem Fall feh-         enorm! Weniger begeistert war                                                       holz, P. Knaus, S. Michler, B. Naef-Daen-
      lerfrei laufen!                            ich, als ich erkannte, dass es nicht                                                zer, M. Schaad, S. Strebel, F. Tobler,
                                                 einfach ist, wissenschaftliche Ge-                                                  B. Trösch, C. Vogel, N. Zbinden
                                                                                                                                     Bild Titelseite: Sabine Wunderlin
      Was ist das Besondere an                   nauigkeit mit allgemein verständ­                                                   Auflage: 4000 Ex.
      BUBO2?                                     licher Information zu verbinden.                                                    Ausgaben: April, August und Dezember
      Jonas: Dass das Angebot von rei-               Jonas: Toll war für mich, dass                                                  ISSN: 1664-9451 (elektronische Aus-
                                                                                                                                     gabe: 1664-946X)
      nen Spielen über umfangreiche              dieses grosse Projekt mit unserer
                                                                                                                                     Papier: Gedruckt auf 100 % Recycling-
      Datenbanken bis hin zu Lernpro-            Hilfe zu einem guten Abschluss                                                      papier
      grammen mit 220 Schweizer Vo-              gekommen ist. Allerdings hätte ich        Mehr Information zur Beringungsstation                            158-53149-0808-1001 – www.abaecherli.ch
      gelarten reicht, finde ich ausserge-       nicht erwartet, dass es dazu so viel      Subigerberg und zu «Husis Reise» er-     158-53149-0808-1001 – www.abaecherli.ch
      wöhnlich. Gut ist, dass damit ver-         Detailarbeit und Aufwand braucht.         fahren Sie unter www.naturparkthal.ch

                        Schweizerische Vogelwarte                                     Tel. 041 462 97 00
                        Station ornithologique suisse                                 Fax 041 462 97 10
                        Stazione ornitologica svizzera                                info@vogelwarte.ch
                        Staziun ornitologica svizra          CH-6204 Sempach          www.vogelwarte.ch        PC 60-2316-1
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VOSE BR AVI-News 12-12.indd 12                                                                                                                                         17.12.2012 14:06:02
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