Reformation Die abendländische Kirche zerbricht in mehrere Konfessionen Reformstau - Reformation - Katholische Reform und Gegenreformation ...
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14.05.2020 Reformation Die abendländische Kirche zerbricht in mehrere Konfessionen Reformstau - Reformation - Katholische Reform und Gegenreformation Die Jahre vor und nach 1500 markieren eine Zeitenwende Erfindungen Beispiel Buchdruck: Gutenbergs Erfindung führt zu einer Medien- und Bildungsrevolution; bis 1500 „Wiegendrucke“, dann Printbücher und Flugblätter: Massenkommunikation! Entdeckungen Die Neuentdeckung Amerikas verändert Europas Weltbild, Wirtschaft und Lebensgefühl. Zeitgeist Humanismus und Renaissance entdecken das Diesseits, den Menschen und die Quellen Wirtschaft Kolonialherrschaft und Wettlauf in der Eroberung und Ausbeutung neuer Kontinente Kirchenspaltung Nach dem Bruch zwischen Ost- und Westkirche (1054) zerbricht die abendländische „christianitas“ in der Reformation: Konfessionen 1
14.05.2020 Weltkarte von Joachim Watt (Vadian, SG) 1534 Nordamerika fehlt gänzlich über der „Terra de Cuba“ Kirchenspaltung der West- kirche in der Reformation: evangelische Konfessionen Grosses Schisma zwischen lateinischer Welt- und griechischer Ostkirche Altkirchliche Aufspaltungen in der antiken Reichskirche im Gefolge ökum. Konzilien 2
14.05.2020 1/ Mrd: 3 74 Mio 1 Mio 40 Mio 80 Mio 0.4 Mio 80 Mio 47 Mio 1.6 Mio 1214 Mio 0.07 Mio 300 Mio Christ‐/altkatholische Kirche Martin Luther Wittenberg und die deutsche Reformation Buch 226-236 3
14.05.2020 Luther – Bibelprofessor Humanistischer Prägung („ad fontes“), pastoral sensibel und Augustiner-Eremit aus Leo X. dei Medici dem Reformzweig des Ordens aus Florentiner Bankerfamilie Renaissancepapst, Bauprojekte Deutsches Reich mit Reichskreisen ab 1500 Erfurt und Wittenberg kleine neue Universität des Kurfürsten von Sachsen „am Ende der Zivilisation“ 4
14.05.2020 Auslöser: kirchlicher Missbrauch von Jenseitsangst und Ablass „Luthers Papst“ Leo X. ist ein Medici aus Florenz und ein typischer Renaissance-Papst. Er gefällt sich in prachtvoller Hofhaltung und grossartigen Bauprojekten (u.a. Neubau des Petersdoms). Das Flugblatt zeigt die Engelsburg mit Petrusschlüssel-Flagge: wegen Roms Volksunruhen zum luxuriösen Palast ausgebaut. Cranach spottet in Wittenberg Mit diesem Flugblatt von 1523 über die verhurte und eseldumme Papstkirche als teuflisches Untier. 5
14.05.2020 Basis Verkündigung der Schrift „Christus solus“ ist die Mitte der Verkündigung und der Kirche, die da geschieht, wo das Wort gehört wird Luther predigt in der Stadtkirche, seine Frau hört inmitten der Gemeinde lebhaft zu. 6
14.05.2020 1. Sakrament Taufe durch Philipp Melanchthon Professor und Laie Luther assistiert Wittenbergs Frauen sind Zeuginnen 2. Sakrament Busse Der Stadtpfarrer Johann Bugenhagen hat die Schlüsselgewalt inne: Ein Reumütiger wird los gesprochen, ein Verstockter geht stolz und unerlöst (gebunden) fort. 7
14.05.2020 3. Sakrament Abendmahl Geschieht neu in Wittenberg („Weissenberg“) Luther sitzt als neuer Apostel mit Mitarbeitern zu Tisch (bärtiger Junker) neben ihm sitzt in schwarz sein Drucker 8
14.05.2020 Dr. Thomas Murner Dr. Hieronymus Emser Papst Leo X. Dr. Johannes Eck Dr. Jakob Lemp Strassburg (Kater) „Bock von Leipzig“ „Antichrist“ Ingolstadt (Schwein) Tübingen (Hund) Mit Blick auf den rauen Umgang mit Gegnern heisst das 16. Jh. „Zeitalter des Grobianismus“ 9
14.05.2020 Leipziger Disputation zwischen Eck (links) und Luther (rechts) Darstellung durch Julius Hübner 1864, Dresden. Theologische Dispute lancieren die Reformation an Universitäten Luther wird berühmt - noch Das Lutherbild des Films bringt die Reformationszeit gut Augustinereremit bis 1525 und den grossem Reformator idealistisch ins Bild. Lukas Cranach d. Ä. 1520 Luther steht illustrativ für das „Zeitalter des Grobianismus“. 10
14.05.2020 Der letzte deutsche Papst vor Benedikt XVI., der Utrechter Hadrian VI. zeigt sich reformbewusst und stirbt nach kurzer Amtszeit. 11
14.05.2020 Vom Augustinerkloster zum Lutherhaus Von der Klostergemeinschaft zum familiären Grossbetrieb heute ein modernes Museum 12
14.05.2020 Lutherstube im einstigen Augustinerkloster Wittenbergs, von Katharina von Bora so eingerichtet – Ort legendärer Tischreden. Martin und Katharina Luther musizieren und singen mit ihren Kindern. 13
14.05.2020 Familie: von rechts Katharina Martin Hans Elisabeth* Magdalena* Martin Paul Margarete Das Lutherhaus beherbergte auch Studenten, Vorlesungen und Gäste aus Europa. * starben als Kinder Folge der Reformation: „Sola scriptura“ führt zu einer Reinigung von Theologie, Seelsorge, Ämtern und Kirchenbau von allem „Unbiblischen“ 14
14.05.2020 Phasen der Reformation in Deutschland Anlass - der Funke ins Pulverfass 1514 Der Medicipapst Leo X. erneuert den Ablass zur Finanzierung der neuen Peterkirche in Rom. Der Erzbischof von Mainz provoziert in Deutschland durch gekaufte Ämterkumulation und skrupellose Ablassprediger (Johannes Tetzel OP in Magdeburg). 1515 Martin Luthers „Turmerlebnis“ in Wittenberg: Gottes Gerechtigkeit ist nicht strafend („iustitia activa“), sondern macht Menschen gerecht („iustitia passiva“) - durch den Glauben an Gottes Gnade (Röm 1,17) 1517 31. Oktober: Luther versendet seine 95 Ablass-Thesen. Ohne Antwort von den angegangenen Bischöfen, verbreitet er sie an Freunde: werden gedruckt in ganz D Luthers „Sermon vom Ablass und der Gnade“ erläutert sie für das Volk: überraschend schnelle Breitenwirkung! 15
14.05.2020 Phasen der Reformation in Deutschland: Anfänge (bis 1521) 1517 Dominikaner klagen Luther in Rom an: Ketzerprozess eröffnet Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen schützt Luther und verhindert die Ausreise seines jungen Professors. 1518 Luther wird auf dem Reichstag von Augsburg durch den päpstlichen Legaten Kardinal Thomas Cajetan verhört. Bruder Martin flieht und appelliert an ein allgemeines Konzil. 1519 Leipziger Disputation: gegen Johannes Maier aus Eck Luther leugnet den päpstlichen Primat, die Verbindlichkeit kirchlicher Tradition und die Unfehlbarkeit von Konzilien 1520 Luther verfasst 3 reformatorische Programmschriften: politische: „An den christlichen Adel deutscher Nation“ (Nationalkonzil, allgemeines Priestertum) dogmatische: „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ (3 Sakramente, Schriftprinzip) ethische: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (sola fide, sola gratia: Glaube + Gnade) und verbrennt die Bannandrohungsbulle: Sympathiewelle! 1521 Der Papst bannt Luther Anfang Januar, Kaiser Karl V. zitiert ihn an den Reichstag zu Worms und ächtet ihn nach freier Abreise Ausbreitung von Luthers Lehre (1521-25) 1521 Der Kurfürst versteckt Luther auf der Wartburg: Da übersetzt „Junker Jörg“ das NT aus dem Urtext. 1522 „Septemberbibel“ erscheint: schafft neuhochdt. Schriftsprache Vollversion der Lutherbibel erscheint 1534 (nach Zwinglibibel!) In Wittenberg wird die Reformation durchgeführt: Deutsche Messe, Geistliche vertrieben, Bildersturm. Stadtpfarrer Johann Bugenhagen wird verheirateter Priester. Die junge Uni-Stadt wird zum „deutschen Rom“. Reformation erfasst Strassburg, Nürnberg, Ulm, Bremen. 1524 Reichstag von Nürnberg: Stände wenden Worms frei an. Die katholischen Fürsten Süddeutschlands verbünden sich. 1525 Bauernkrieg: sozialer Flächenbrand, wendet Schriftprinzip auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft an, provoziert Fürsten. Luther reagiert panisch: der Bauernaufstand ist auszulöschen! Luther heiratet mitten in den Kriegswirren Catharina Bora Die katholischen Fürsten Norddeutschlands verbünden sich. 16
14.05.2020 Politische Probleme fördern die Ausbreitung der Reformation 1526 Der 1. Reichstag von Speyer vertagt Lösung des Glaubens- streits bis zu einem Konzil. Fürsten folgen ihrem Gewissen. Faktisch wird das Prinzip „cuius regio, eius religio“ eingeführt. 1526 Karl V. kämpft gegen katholisches Frankreich. 1527 Deutsche Söldner plündern im Sacco di Roma die ewige Stadt. 1529 2. Reichstag zu Speyer: Protest evangelischer Stände „Protestanten“. Luth. Fürsten formulieren 1. Bekenntnis Papst + Kaiser verbünden sich: Türkengefahr vor Wien. In Marburg scheitert Religionsgespräch zwischen Luther+Zwingli Süddt.-Schweizer und lutherische Reformation entzweien sich. 1530 Medicipapst Klemens VII. krönt Karl V. in Bologna zum Kaiser Reichstag von Augsburg: „Augsburger Bekenntnis“ = theologisches Grunddokument (Philipp Melanchthon, Fürsten) 1531 Evangelische Fürsten schliessen den Schmalkalder Bund. 1532 Nürnberger Religionsfriede angesichts der Türkengefahr: Die Religionsfrage soll ruhen bis zum baldigen Konzil. Die politische Karte Deutschlands bewirkt, dass weltliche und geistliche Landesherren (Fürst , Bischof, Stadt) zwischen 1521-1555 selber bestimmt, ob sein Gebiet beim alten Glauben bleibt oder „neugläubig“ wird. Evangelische Fürsten, Städte und Theologen treffen sich jährlich in Schmalkalden: 1531-1546 Kaiser Karl V. siegt im Schmalkadischen Krieg 1546-47; drängt Besiegte ans Konzil von Trient. 1555: “Augsburger Religionsfriede“ bestätigt Mitteleuropa um 1547: „cuius regio, eius religio“. Deutschland ist ein politischer Fleckenteppich 1556: Karl V. tritt zurück. 17
14.05.2020 Die Schweiz - bereits ein politischer Sonderfall in Europa - wird es im 16. Jh. auch religiös (mit internat. Ausstrahlung GE) Zwingli-Film 2019 Gutes Zeitbild zur Zürcher Reformation, verständlicherweise etwas propagandistisch (Jubiläum) 18
14.05.2020 Ulrich Zwingli und die Deutschschweizer Reformation Flugschrift Zürich 1521 Buch 236-244 „Göttliche Mühle“ Flugschrift Titelholzschnitt von Hans Füssli, Martin Seger und Huldrych Zwingli Zürich 1521 Die Trinität spielt zusammen mit dem Bauern Karsthans, dem Müller Erasmus und dem Bäcker Luther. Mahlgut sind die vier Evangelisten und Paulus. Produkt sind Bibeln, die unters Volk kommen, vom reformfeindlichen Klerus aber verschmäht werden 19
14.05.2020 Giswiler Ablassbrief von 1487, ausgestellt von Kardinälen, an deren Spitze der spätere Papst Alexander VI. steht Die existenzielle Heilsangst und -sehnsucht im Volk findet offene Ohren für die radikal-biblische Heilsbotschaft der Reformatoren. Neue technische Mittel (Buchdruck, Flugblätter) verbreitet deren Kernliegen wie auch die Polemik beider Seiten ungeahnt schnell in breite Kreise. Die katholische Hierarchie provoziert mit Verzögerungstaktik und Gewaltmassnahmen Flugblatt aus der Schweiz die Abkehr von Fürsten (D) Der Barfüsser und Ablassprediger und Städten (vor allem in der CH) Richard Hinterlist wird vom wütenden Landvolk zur und deren Wechsel Rechenschaft gezogen zum „neuen Glauben“. 20
14.05.2020 Jean Calvin 1509-64 Genf Frankreich, Italien Schottland, Nordeuropa/-amerika Ulrich Zwingli Zürich Joachim Watt Innerschweiz 1484-1554 1484-1531 St. Gallen Theologe, Humanist Mediziner, Humanist Feldprediger, Pfarrer Bürgermeister, Reformator Reformator, Politiker Reformation in Oberdeutschland und der Eidgenossenschaft 21
14.05.2020 Schweiz: Stadtherrschaften entscheiden über die Reformation Zwingli tritt in der Zürcher Disputation gegen Franziskaner und bischöfl. Vertreter an Dem Bildersturm folgt - wie im Reich - die Aufhebung der Klöster deren Lebensentwürfe unbiblisch (gegen die Schöpfungsordnung) erscheint. 22
14.05.2020 Reformation in Zürich Ulrich Zwingli (1484-1531) Bauernsohn aus dem Toggenburg, mit humanistischen Studien in Basel + Wien, 1506 zum Priester geweiht,wirkt er als Leutpriester in Einsiedeln, Feldkaplan in Italien, liest bereits 1519 Lutherschriften - die seine Theologie bestätigen und inspirieren. 1522 Pfarrer am Grossmünster in Zürich 1523 Januar: 1. Disputation auf Einladung der Stadtbehörden. Zwinglis 67 Thesen, erläutert mit der Programmschrift „Auslegen und Gründe der Schlussreden“: gegen Papsttum, Messe, Heilige, Mönchtum, Zölibat, Fastennormen, hl. Orte Der Zürcher Rat gibt Zwingli freie Hand zur Einführung der Reformation. Messe abgeschafft. Hitzköpfe schreiten zu Bildersturm und zerstören Kruzifixe. Oktober: 2. Disputation, um Gemüter zu beruhigen. Der Rat erlässt Moratorium. 1525 Zwingli verdichtet seine Theologie im Commentarius de vera et falsa religione: Der Stadtrat schafft darauf hin die Messe ab. Neu: Abendmahl (symbolisch). 1526 Disputation zu Baden gegen Johannes Eck: Rückschlag für Zwingli, dessen Reform jedoch nach BE, BS, SG, Konstanz und Strassburg ausgreift 1527 Zwinglis Abendmahlslehre breitet sich in Süddeutschland + Steiermark aus. 1529 Philipp von Hessen beruft Lutherische und Zwingli nach Marburg, Ziel: alle Evangelischen anti-habsburgisch zu vereinen: Religionsgespräch scheitert. Politischer Erfolg im ersten Kappeler Krieg: kath. Orte in der Defensive. 1531 Zwingli fällt im 2. Kappeler Krieg und wird von Heinrich Bullinger abgelöst. 1549 Der „Consensus Tigurinus“ verbindet GE und ZH-Kirchen: = „Reformierte“ 23
14.05.2020 Marburger Religionsgespräch, 1.-4. Oktober 1529: Lutherische und Schweizer Reformation trennen sich Marburger Artikel Die Marburger Artikel halten am 3. Oktober 1529 die Ergebnisse des Religionsgespräch fest, Zu dem Landgraf Philipp der Grossmütige beide Richtungen der Reformation eingeladen hatte. Martin Luther und Melanchthon waren die Wortführer der Protestanten, Ulrich Zwingli und Johannes Ökolampad vertraten die Schweizer Reformierten. Der zentrale Streitpunkt blieb die Lehre von der Realpräsenz Christi in den Abendmahlsgaben. Die viertägigen Gespräche erzielten Einigung in vierzehn Punkten, nicht aber im Abendmahlsstreit. Auf Drängen des Landgrafen formuliert, halten Artikel 1-14 die Gemeinsamkeiten der lutherischen und zwinglianischen Lehre fest, während Artikel 15 den verbleibenden Streitpunkt formuliert. Die Artikel folgen zunächst weitgehend der Struktur des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Philipp von Hessen erhoffte sich nach dem Reichstag von 1529 eine gemeinsame Front aller reformatorischen Richtungen gegen die „Papisten“ und den Habsburger Kaiser. 1. Artikel: Einheit Gottes, Trinität, Übereinstimmung mit dem Bekenntnis von Nicäa 2. Artikel: Christologie, Inkarnation des Sohnes, Jungfrauengeburt 3. Artikel: Passion, Tod, Auferstehung, Himmelfahrt 4. Artikel: Erbsünde 5. Artikel: Erlösung durch Christus 6. Artikel: Glaube ist Geschenk Gottes ohne Werke 7. Artikel: Glaube ist Grund der Rechtfertigung 8. Artikel: Wort Gottes weckt den Glauben durch den Heiligen Geist 9. Artikel: Taufe als Zeichen der Wiedergeburt 10. Artikel: Heiligung durch gute Werke 11. Artikel: Nutzen der Beichte 12. Artikel: Anerkennung der weltlichen Obrigkeit 13. Artikel: Beibehaltung der kirchlichen Tradition, sofern sie nicht im Widerspruch zum Wort Gottes steht, zur "Schonung der Schwachen" 14. Artikel: Kindertaufe 24
14.05.2020 Marburger Religionsgespräch: Artikel 15 Dissens der lutherischen Protestanten und der Schweizer Reformierten Abendmahl unter beiderlei Gestalt, Notwendigkeit der Teilnahme am Altarsakrament für Christen. Uneinigkeit in der Frage der Realpräsenz: "Und wiewohl aber wir uns [in der Frage], ob der wahre Leib und das wahre Blut Christi leiblich in Brot und Wein sei, diesmal nicht verglichen haben, so soll doch ein Teil gegen den anderen christliche Liebe, sofern jedes Gewissen immer das leiden kann, erzeigen, und beide Teile Gott den Allmächtigen fleissig bitten, daß er uns durch seinen Geist den rechten Gebrauch bestätigen wolle.“ Erst die Leuenberger Konkordie von 1973 hebt die gegenseitige Lehrverurteilung der beiden Evangelischen Weltbünde auf und stellt zwischen ihnen die Kirchengemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit her. Sowohl die lutherisch-protestantische, wie auch die reformierte (zwinglianisch-calvinistische) Reformation wird intolerant. Charismatische Täufer werden ebenso verfolgt wie andere Abweichler. 25
14.05.2020 Buch 247-249 Zürich „tauft“ den Anführer seiner (Wieder-)Täufer ein 3. Mal und ertränkt Felix Manz 1527 in der Limmat Bilderstürme auch in der Schweiz: Kloster St. Johann Toggenburg 26
14.05.2020 „Cuius regio eius religio“ in der Eidgenossenschaft: Dunkelgrün = Vollmitglieder des Bundes: Städte und Landsgemeindeorte Hellgrün: Untertanen der Städte – über sie wird bestimmt Dunkelblau = Zugewandte Orte (Abtei SG, Genf, Oberwallis, Bündner Bund) Heller blau = deren Untertanen: fremdbestimmt (Unterwallis, Toggenburg, Jura: Bischof in Pruntrut) Rosa: Gemeinde Herrschaften = Untertanen mehrerer Orte Bild von Albert Anker 1869 Der erste Kappeler Krieg 1529 endet im Friedensschluss zugunsten der „neugläubigen“ Orte 27
14.05.2020 Israel-Palästina-Konflikt (Zürcher „Tages-Anzeiger“, August 2014) Der zweite Kappeler Krieg endet mit Zwinglis Tod und dem Sieg der katholischen Orte. 1529 Die weitere Ausbreitung der Reformation wird verhindert. 28
14.05.2020 Tagsatzung in Baden 1531 Katholische Orte setzen sich nach Kappel durch Zugewandte Reformierte der Dreizehn Orte von oben gegen den Uhrzeigersinn: BE – ZH – Basel – SH – AR paritätisch: Glarus Zugewandte Reformation in Genf Buch 244-247 Jean Calvin (1509-64) Franzose aus Noyon, studierte in Paris, Orléans und Bourges, 1532 Jurist 1533 (Ende) erlebt er plötzliche reformatorische Wende. 1534 In Frankreich verfolgt, flieht er ins Ausland, Kontakt zu Bullinger 1535 verfasst Calvin seine „Institutio Christianae Religionis“ (1536 publiziert) sie reift bis 1560 zu vier Büchern mit Calvins grundlegender Dogmatik 1536 Sommer: kommt Calvin nach Genf, da bald Prediger und Pastor 1538 Vom Stadtrat wegen seiner Strenge aus Genf ausgewiesen: Strassburg 1541 Rückkehr und Einführung von Calvins rigoroser Gemeindeordnung 1542 Katechismus 1549 Der „Consensus Tigurinus“ verbindet GE und ZH-Kirchen: = „Reformierte“ ZH, GE, NE, BS, SG, SH unterschrieben, Bern wartete zu. 1559 Genf eröffnet eine theologische Akademie 1560 Calvins „Institutio Christianae Religionis“ erreicht ihre volle Reife Die Genfer Spielart der Reformation breitet sich in Frankreich, Schottland, Holland und Ungarn aus. Wichtige Eigenheiten: Strenge Prädestinationslehre, in der Abendmahlsfrage zwischen Luther und Zwingli, Gewicht auf Gottes Herrschaft über den Menschen und Sittenstrenge der Gemeindemitglieder 1566 verbindet Bullingers Zweites Helvetisches Bekenntnis die reformierte CH. 29
14.05.2020 Genfer Psalter 1542 Bergeller Fassung - eine von vielen Übersetzungen Liturgie in der Volkssprache und „participatio actuosa“ der Gemeinde wird die kath. Kirche erst im 2. Vaticanum einführen Calvins Reformation strahlt aus: -Westschweiz -Frankreich -Italien (Waldenser) -Niederlande -Schottland -Nordamerika verbunden mit Reformierten der Deutschschweiz: Reformierter Weltbund mit ca. 80 Millionen Calvin prägt auch Presbyterianer, Kongregationalisten, Quäker, Baptisten (47 Mio), Methodisten 30
14.05.2020 1521 Papst verleiht Heinrich VIII. Anglikanischen Reformation Ehrentitel „defensor fidei“, da er die 7 Sakramente verteidigt 1531 versagt der Papst dem Anders als in Wittenberg, Zürich und Genf König die Eheauflösung mit führt in London ein Konflikt zwischen König Katharina von Aragon. und Papst (Politik) und nicht pastorale Motive 1533 heiratet Heinrich VIII. und Reform aus der Bibel zur neuen Konfession dennoch seine Maitresse, mit Okay vom Erzbischof von Canterbury; Papst Paul III. droht mit Exkommunikation 1534 Heinrich erklärt sich selbst zum „Oberhaupt der Kirche von England auf Erden“: wer ihm den Eid verweigert, wird hingerichtet 1538 der Papst bannt Heinrich. Klosteraufhebungen, englische Bibel, Volkssprache in der Messe, doch bleiben Liturgie, Theologie, Kirchenstruktur „katholisch“ 1565 anglikanisches Credo unter „Virgin Queen“ Elisabeth I. Konzil von Trient (1545-63) eröffnet die Katholische Reform Vorgeschichte 15. Jh. Missstände im kirchlichen Leben Amtsträger Seelsorge Volksfrömmigkeit Reformation Reformsehnsucht: ecclesia reformanda Kirchenreform Reformkonzil von Konstanz aus dem NT Reformkonzil von Basel führt zu Kraftloses Lateranum V 1511-17 Kirchenspaltung: Ordensreformen: D – ENG – CH Observanzen (Luthers Orden!) Skandinavien Bussprediger (aus Bettelorden) Renaissance-Papsttum kein Interesse + Zeit für Reform Humanismus: Kultur aus Quellen 31
14.05.2020 Kaiser Karl V. drängt Papst Paul III. Farnese (1534-49) zu einem Ökumenischen Konzil Reformfreudige Kardinäle bilden 1536 Reformation eine „Reformkongregation“. Kirchenreform Papst Paul III. unterstützt neue Reformorden: aus dem NT Kapuziner (1535), Jesuiten (1540), Theatiner u.a. führt zu Kirchenspaltung: Das Konzil wird auf 1537, dann 1542 einberufen – vom französischen König Franz I. aber zweimal D – ENG – CH mit Kriegen gegen den Kaiser verhindert. Skandinavien Erst der Friede von Crépy 1544 öffnet den Weg. Erste Konzilsperiode 1545-48 Das Konzil tagt in Trient ohne deutsche 1518 appelliert Luther an Allgemeines Konzil Beteiligung - südlich der Alpen, auf Reichsgebiet. 1523 Deutsche Fürsten fordern ein Zweite Konzilsperiode 1551-52 freies Konzil in Deutschland Die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln, 1524 Karl V. lehnt das vom Reichstag in die Bischöfe von Strassburg, Konstanz, Chur, Speyer geforderte Nationalkonzil ab Wien, Chiemsee und Naumburg, und die Weihbischöfe von Münster, Speyer, 1530 Bei der Kaiserkrönung in Bologna Würzburg reisen aus dem Reich nach Trient. sagt der Medicipapst Klemens VII. Die Protestanten fordern die Freiheit des Konzils ein Konzil zu, falls der Augsburger über den Papst und Beizug eigener Theologen. – Reichstag die Religionsfrage nicht löse Deutscher Fürstenaufstand 1552 unterbricht die Konzilsberatungen, zur Freude von Paul IV.! 1534 Der Medicipapst stirbt ohne das Konzil einberufen zu haben. Sein Nachfolger Dritte Konzilsperiode 1562-63 verabschiedet umfassende Dekrete Paul III. ist trotz eigener Kinder mit dabei Abt Joachim Eichhorn von Einsiedeln als Renaissancepapst reform-offen. und Melchior Lussy von Stans (> Landammann) Concilium Tridentinum Tugenden Theologische: fides | spes | caritas Ecclesia hörend Ecclesia päpstlich lehrend Haeresia Kardinaltugenden lutherana Stärke | Klugheit | Gerechtigkeit | Maß helvetica 32
14.05.2020 Lukas Cranach der Jüngere 1545 Was von einem päpstlichen Konzil zu halten ist... Ein krummer alter Monarch reitet auf einer Sau los und treibt sie mit dem Gestank seiner eigenen Kacke an... Reformation Doppelstrategie Radikale Kirchenreform Dogmatische Antwort an Reformation: aus dem NT 1. Schrift + Tradition sind Quellen des Glaubens führt zur Kirchenspaltung: 2. Rechtfertigung: Gottes Gnade + eigenes Tun 3. Sieben Sakramente Deutschland – 4. Heilige, Reliquienverehrung, Bilder England – Schweiz Skandinavien Reform der Kirche: 1. Neuordnung der Kurie 2. Synoden in den Diözesen 3. Erneuerte Liturgie und Glaubensvermittlung Konzil in Trient: 1545-1563 Tridentinische Reformbischöfe: Katholische Reform Seminarien, Synoden, Sakram. Kirchenreform unter Druck Jesuiten: höhere Schulen der evangelischen Bildung, Politik, Mission, Schrifttum Reformation: Kapuziner: Volksseelsorge I - D – CH – F – E Predigt, Beichte, Katechese, Caritas Katholische Welt Pfarrseelsorge: Volksseelsorge Hirte, Messe, Brevier, Zölibat, Predigt Volksleben: Glaubenspraxis, Wallfahrten, Bruderschaften, Bilder, Prozessionen, viele aktuelle Heilige 33
14.05.2020 Reformbischöfe erneuern ihre Diözesen Kaspar Meglinger: Karl Borromäus und 24 Szenen seines Lebens Kapuzinerkloster Mels um 1654 Der Mailänder Erzbischof sorgte für die Kirchenreform im Tessin und in der katholischen Deutschschweiz ein Muster- Reformbischof 34
14.05.2020 Buch 257-258 Frankreichs König unterdrückt die „huguenots“ Buch 258-261 Jesuitenorden Reform und Mission: Was sagt das Bild über die ersten Jesuiten? 35
14.05.2020 Jesuiten in Europa – Gründungen bis 1615 Schweiz Kapuziner = Reformfranziskaner kommen über die Alpen Der Papst und Reformbischof Carlo Borromeo sichern die tridentinische Erneuerung der Schweizer Kirche durch Jesuiten und Kapuziner - Priesterseminare 36
14.05.2020 Erstes Kapuzinerkloster nördlich der Alpen (1581) Beispiel: Gründung des Kapuzinerklosters Rapperswil 1602 Von Schwyz betrieben, gegen Zürich und zur Rettung der katholischen Stadt. 37
14.05.2020 Fortsetzung: 17. Jahrhundert 38
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