RegioFibel für Bayern Über die Alltagstauglichkeit regionaler Lebensmittel aus Verbrauchersicht - Bundesverband der ...
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Impressum Herausgeber: Aktionsbündnis Tag der Regionen Bayern / ALLES e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Regionalbewegung e.V. Hindenburgstraße 11, 91555 Feuchtwangen Redaktion: Dr. Melanie Oertel, Ilonka Sindel Layout & Satz: Nicole Sillner, alma grafica UG www.almagrafica.de Druck: Druckerei Michael GmbH, Schnelldorf Urheberrechtshinweis: Alle Inhalte dieser Broschüre, insbesondere Texte und Grafiken, sind urheberrechtlich geschützt (Copyright). Wer Teile oder Auszüge nutzen möchte, muss diese Broschüre zitieren. Die Broschüre RegioFibel ist im Rahmen des Tag der Regionen Bayern mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz erstellt worden. Auf Bundesebene wird das Projekt Tag der Regionen durch die Landwirtschaftliche Rentenbank unterstützt. Der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. wird unterstützt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Verantwortung für den Inhalt trägt der Herausgeber. Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier. © Aktionsbündnis Tag der Regionen Bayern, ALLES e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Regionalbewegung e.V., 2021.
Die RegioFibel … stellt die Regionalbewegung und ihre Ziele vor … erklärt worauf es bei glaubwürdige regionalen Produkten ankommt … präsentiert Ergebnisse zur Alltagstauglichkeit des regionalen Einkaufs … benennt gute Gründe für Regionalität … bietet Tipps und Tricks zum regionalen Einkauf … zeigt Handelsempfehlungen für Entscheidungsträger*innen auf
Die RegioFibel für Bayern 5 Inhalt – RegioFibel für Bayern Alltagsexperiment „RegioTester“.................................................... 6 Hintergrund und Motivation.................................................................... 6 Ergebnisse RegioTester............................................................................ 8 Genauer hingeschaut.............................................................................. 10 Stimmen einiger RegioTester ............................................................... 14 Resümee des Alltagsexperiments......................................................... 16 Wissenswertes zu Regionalität und regionalen Produkten.............................................................. 18 Regionale Produkte sind im Trend! Sagt wer?...................................... 18 Gute Gründe für Regionalität................................................................. 20 Die Regionalbewegung: Kompetenz-Netzwerk für Regionalität in Deutschland............................................................. 22 Vermarktende Regionalinitiativen in Deutschland und Bayern........................................................................ 22 Welche Siegel gibt es für Regionalität? Eine Übersicht....................... 25 Schritt für Schritt zum RegioProfi.................................................. 28 Was macht ein regionales Lebensmittel aus?...................................... 28 Glaubwürdig regionale Produkte und Mogelpackungen erkennen............................................................ 29 Tipps für einen regionaleren Einkauf.................................................... 30 Regional fündig werden in Bayern................................................. 32
6 Alltagsexperiment „RegioTester“ Hintergrund und Motivation RegioTester war die Mitmachaktion 2020 im Rahmen gen zu veröffentlichen und damit mehr Bewusstsein des Projektes Tag der Regionen. Der Tag der Regionen für Regionalität bei Verbrauchern und Politik zu schaf- wird vom Bundesverband der Regionalbewegung e.V. fen. Die RegioTester sollten deswegen nicht ihre Ge- getragen und jährlich seit 1999 durchgeführt. In Bayern wohnheiten ändern, wohl aber ihren Blick schärfen. ist die Regionalinitiative Artenreiches Land – Lebens- Die ausgewählten Haushalte erledigten ihre Einkäufe werte Stadt e. V. Träger des Projektes. wie gehabt und versuchten regionalen Produkten da- bei Vorrang zu geben. Die getätigten Einkäufe wurden Ziel war es, herauszufinden wie es den Haushalten in Fragebögen dokumentiert, die Ergebnisse daraus beim regionalen Einkaufen ergeht: Lässt sich um die flossen in diese RegioFibel ein. Ecke eine hiesige Milch besorgen? Wo kommt das Mehl für mein Bäckerbrot her? Welches Obst und Ge- müse wird in meiner Region angebaut? Kann der regi- onale Einkauf gut in den Alltag integriert werden oder Inhaltliche Kernfragen müssen Haushalte „auf die Pirsch“ gehen, um die re- › Wie alltagstauglich ist es mit regionalem Fokus einzu- gionalen Produkte zu finden? Medial begleitet wurde kaufen? Müssen regionale Produkte gesucht werden der Verbrauchertrend zu Regionalität und Qualität un- oder sind sie leicht zu finden? Was müsste verbessert ter die Lupe genommen. werden? › Wie hoch ist der Anteil regionaler Produkte im Haus- RegioTester in 5 Sätzen halt? › Welches Transportmittel wird für den Einkauf genutzt Die Regionalbewegung setzt sich für regionale Wirt- und in welcher Entfernung liegen die Einkaufsmög- schaftskreisläufe ein und mit diesem Mitmach-Projekt lichkeiten? haben wir von Verbraucher*innen erfahren, wie einfach › Welche Relevanz spielt der Preis bei der Kaufent- oder schwer es ist, regionale Lebensmittel einzukau- scheidung? fen. Ziel des Projektes war es, persönliche Erfahrun-
Die RegioFibel für Bayern 7 › Welche Kriterien (z.B. Siegel) spielen für die Produkt- wahl eine Rolle? Fragebögen und Hinweise zum › Welche Abwägungen werden beim Einkauf gemacht? Alltagsexperiment Die RegioTester haben Fragebögen (print und digital) Realisierung erhalten und füllten diese nach ihren Einkäufen aus. Bei den Eintragungen wurden die Lebensmittel einzeln aufgeführt. Die Auswertung der Fragebögen erhebt Final wurden 10 bayerische RegioTester-Haushal- nicht den Anspruch repräsentativ zu sein, aber sie er- te ausgewählt. Jeder der teilnehmenden Haushalte möglicht einen authentischen und unverfälschten Blick ist einzigartig und doch repräsentativ für bestimmte auf das Einkaufsverhalten im Hinblick auf regionale Haushaltstypen. Dabei waren: drei Familien mit klei- Produkte. nen Kindern, zwei Singlehaushalte, eine Familie mit erwachsenen Kindern, drei Paare und ein Familienzu- In den Fragebögen wurden u. A. folgende Felder aus- sammenschluss mit vier Erwachsenen und drei Kin- gefüllt: Datum, Lebensmittel, Art der Verkaufsstelle (inkl. dern. Vom Alter her gesehen, decken diese Haushalte Optionen für Eigenanbau oder Lieferungen frei Haus), alles, vom Kleinkind bis zum Rentenalter, ab. genutztes Transportmittel, Hin- und Rückwege zum Ein- kaufsort, geschätzte Entfernungen der Produkte bis zum › 10 Haushalte Einkaufsort, Relevanz des Preises, sowie Kriterien (z.B. › 30 haushaltszugehörige Menschen bio, frisch, fair) und Freifelder für Anmerkungen. › 1200 ausgewertete Datensätze (dokumentierte Pro- Zusätzlich haben die RegioTester-Haushalte ein „Inf- dukte ) opaket“ erhalten, gefüllt mit Hinweisen zu Mogelpa- Die Mitmachaktion RegioTester lief mit regionalem ckungen, Saisonkalendern, Ausfüllhinweisen für die Fokus in Bayern und wurde parallel auch auf Bundes- Fragebögen und dem Ablauf der Mitmachaktion. Alle ebene durchgeführt. Die hier vorgestellten Ergebnis- Teilnehmer waren sehr engagiert, haben ihre Lebens- se beziehen sich auf Bayern, für ein ganzheitlicheres mittel-Einkäufe dokumentiert und uns in ihren Alltag Bild werden stellenweise bundesweite Vergleichs- blicken lassen. zahlen genannt. © BildervomLeben
8 Ergebnisse RegioTester Insgesamt standen der Auswertung für Bayern 1200 Datensätze (= dokumentierte Produkte) zur Verfügung. Auch regio-affinen Verbrauchern fällt der regionale Einkauf schwer – nur 42 % der Lebensmittel kommen aus der Region. Wie hoch ist der Anteil regionaler Produkte? 58 % 42 % In der deutschlandweiten Gesamtauswertung wurde ein ähnli- nicht regional cher Anteil mit 44 % regionaler Produkte angegeben. regional Die Mehrpreisbereitschaft für regionale Produkte ist vorhanden. Hat der Preis die Kaufentscheidung beeinflusst? 12 % 10 % Bei der Frage, ob der Preis relevant für den Kauf des 78 % Ja keine Lebensmittels war, zeigte sich, dass der Preis lediglich für Nein Angabe 12 % aller gekauften Produkte relevant war, d.h. der Preis ist nicht allein das Kriterium für den Einkauf. Bei den regionalen Produkten war der Preis für 85 % der Kaufentscheidungen nicht relevant. Regionale Produkte werden vorzugsweise im Supermarkt gekauft. Wo werden regionale Produkte in Bayern eingekauft? 40 % der regionalen Einkäufe wurden im Lebensmitteleinzel- handel (LEH) getätigt. Mit Abstand folgen Hof-, Bio- und Dorflä- 40 % den mit knapp 22 %. Als dritte Bezugsquelle sind spezifische Lebensmittelgeschäfte wie Käseladen, Metzger oder Bäcker genannt (11 %). Lieferung frei Haus machten knapp 9 % aus. Wochenmarkt, Eigenanbau und Sonstiges sind mit um die 5 % ungefähr gleich auf und nur 2 % der regionalen Produkte werden im Discounter bezogen. 22% In der bundesweiten Auswertung ist ebenfalls der LEH auf Platz 1 mit 31 % und Hof-, Bio- und Dorfläden folgen mit 26 %, Platz 3 belegt die Lieferung frei Haus mit 11 %. Dieses Ergebnis 9% 11 % deckt sich auch mit den Bezugsquellen der gesamten Lebens- mittel für Bayern. 5%
Die RegioFibel für Bayern 9 Das Auto ist das wichtigste Transportmittel, auch für regionale Produkte. Welches Transportmittel wurde genutzt? Eindeutig ist das Auto mit 71 % das Transportmittel Nummer 1 für regionale Einkäufe, gefolgt vom Fahrrad mit 25 %. Lediglich 4% der Einkäufe wurden zu Fuß erledigt, öffentliche Nahver- kehrsmittel spielten keine Rolle. 4% 25 % 71 % zu Fuß Fahrrad Auto Das Traumpaar „regional & bio“ findet selten zusammen. Wieviele Produkte waren regional und bio? Von allen dokumentierten Produkten in Bayern wurden 35 % 35 % 42 % als „bio“ markiert. Die Schnittmenge regional & bio machen Regional hingegen nur 14 % aller bezogenen Lebensmittel aus. Bio 42 % 35 % Regional Bio 14 % 23% Konventionell Gemüse macht den größten Anteil an regionalen Produkten aus. TOP 5 der regionalen Produkte Die Top 5 Produktkategorien bei regionalen Produkten sind Gemüse, Molkereiprodukte, Fisch/ Fleisch/ Wurst, Obst und Backwaren. Dies sind Produktkategorien, bei denen Frische ein 40 % wichtiges Kriterium ist. Das wiederum können insbesondere Gemüse 24 % regionale Produkte bieten. Molkerei- produkte 7% Obst 7% 6% Fleisch, Wurst Backwaren Fisch
10 Genauer hingeschaut Was als „regional“ verstanden wird 2017), die die Bereitschaft zum Kauf regionaler Produk- te abfragt, ergänzt mit unseren tatsächlich dokumen- ist vielseitig tierten Einblicken. Passenderweise wurde die Befra- gung wie auch unser Alltagsexperiment RegioTester Eine Frage an die Teilnehmenden lautete: „In welchem im Sommer durchgeführt. Umkreis muss ein Lebensmittel erzeugt bzw. pro- duziert sein, damit es sich für Sie um ein regionales Im Vergleich unsere Auswertung der Regionalanteile: Lebensmittel handelt?“ Antworten waren unter ande- rem: „Regional bedeutet für uns 10 km, aber auch bis Eier zu 50 km.“ oder „Regional bedeutet für mich, dass so RegioTester 75 % „nah wie möglich“ produziert sein muss. Soll heißen, Deutschland 45 % Kartoffeln müssen aus einem Umkreis von 10 km sein, da es sie gibt.“ Obst/ Gemüse Damit hängt der Begriff „regional“ mit dem, was an- RegioTester 47 % gebaut wird und verfügbar ist, zusammen. Einerseits Deutschland 45 % wird dadurch der Begriff gedehnt, andererseits zeigt es auch, dass die nächstmögliche Verfügbarkeit eines Lebensmittels als „regional“ gelten kann. Deswegen war eine weitere Frage auf dem Fragebogen: „Aus Milchprodukte welchem Umkreis stammen die regionalen Produkte?“ RegioTester 47 % Deutschland 36 % Das Ergebnis für Bayern: Von allen regional markier- ten Produkten stammen 78 % aus einem maximalen Umkreis von 50 km und nur 21 % von mehr als 50 km Fleisch Entfernung. Zum restlichen 1 % zählen Produkte aus RegioTester 14 % Deutschland bzw. der EU. Deutschland 35 % 78 % Wurst RegioTester 57 % Deutschland 29 % 21 % Fisch RegioTester 14 % Deutschland 14 % 1% Gesamt war die Gruppe Fleisch/Wurst/Fisch bei RegioTester zu 55 % regional. aus max. weiter als 50 km Umkreis 50 km entfernt Deutschland/EU Zudem muss erwähnt werden, dass in größerem Maß- stab lediglich die Bereitschaft zum Kauf für regionale Verbraucherstatistik und Produkte abgefragt werden kann. Einkäufe zu doku- mentieren ist aufwendig und erfordert eine kontinuier- Lebensrealität liche Betreuung. Und auch Supermärkte können keine genauen Zahlen zum Kauf von regionalen Produkten Es ist spannend zu fragen, welche Lebensmittel oder erheben, da das Verständnis von regionalen Produkten Produktgruppen regional eingekauft werden. Hier nun sehr differiert und es keine einheitliche Kennzeichnung ein Vergleich mit Daten aus einer Erhebung (statista, für regionale Produkte gibt.
Die RegioFibel für Bayern 11 Wo werden bestimmte Produktgruppen gekauft? Basierend auf unseren Daten stellt sich für die baye- für Fisch, Fleisch- und Wurstwaren wird der Metzger rischen Einkäufe folgendes Bild dar: Im Lebensmit- bzw. Fischladen aufgesucht. Der LEH ist hier die zweite teleinzelhandel (LEH) wird bevorzugt eingekauft, er Wahl. hat Platz 1 inne für die „typisch“ regionalen Produkte wie Eier, Milchprodukte und Obst & Gemüse. Lediglich Tabelle 1: Übersicht zu der Frage: Wo werden bestimmte Produktgruppen eingekauft? Platz 1 Platz 2 Platz 3 Eier LEH Wochenmarkt Hof-, Bio- und Dorfläden Milch- LEH Hof-, Bio- und Dorfläden Lieferung frei Haus / produkte Abholung Obst und LEH Hof-, Bio- und Dorfläden Lieferung frei Haus / Gemüse Abholung Fisch, Metzger LEH Wochenmarkt Fleisch Wurst © BildervomLeben
12 Welche Kriterien spielen eine Rolle? Bei welchen Produktgruppen entscheidet der Preis? Mit der Entscheidung für oder gegen ein Produkt wägt jeder für sich beim Einkauf seine Prioritäten ab: Muss Dass der Preis für ein Produkt eine Rolle bei der Kau- es günstig und möglichst frisch sein? Überwiegt der fentscheidung spielt, ist klar. Jedoch ist es nicht der regionale Gedanke beim Einkauf? Bio-Gurke aus den Preis allein, denn wenn der Preis dem Produkt gerecht Niederlanden oder eine bayerische konventionelle aus wird und bestimmte Kriterien erfüllt, dann werden dem Gewächshaus? Vielleicht ist es auch von Einkauf auch Produkte gekauft, die „teurer“ sind. In der Aus- zu Einkauf verschieden? wertung war der Preis bei weniger als 1/3 der regional gekauften Produkte relevant. Trotzdem ist es interes- sant zu sehen, bei welchen Produktgruppen der Preis Kriterien für die Produktwahl: kauf-relevant ist. 8% 4% Das Ergebnis: bei Gemüse, Molkereiprodukten, Obst, Saisonal Fair 29 % Süßwaren und Knabbereien sowie bei Getreidepro- Regional 13 % dukten wird mehr auf den Preis geachtet und dieser Frisch beeinflusst die Kaufentscheidung. Bei welchen Produktgruppen spielt der Preis eine Rolle? 22 % 24 % Sonstiges Bio Die Ergebnisse unserer Auswertung zeigen, dass die Kriterien „regional“ und „bio“ zusammen etwas mehr als 50% ausmachen. Die andere Hälfte machen „frisch“, „saisonal“, „fair“ und „sonstiges“ aus. Unter „Sonsti- ges“ fallen zum Beispiel Produkte, die „vor der Tonne gerettet werden“, oft Produkte, die wegen dem Min- desthaltbarkeitsdatum günstiger angeboten werden. Häufig sollten Produkte mehrere Kriterien erfüllen. 23 % 17 % 14 % 12 % 10 % Gemüse Molkerei- Obst Süßwaren / Getreide- Produkte Knabbereien produkte Regional und weitere Kriterien: 5% 2% Sonstiges 24 % Fair 35 % Saisonal Bio Frage: Was geht nicht regional? Antwort einer RegioTesterin aus Feuchtwangen: „Was nicht regional geht sind Zitronen und Orangen. Was ebenfalls nicht regional geht sind Hilfsmittel wie Back- pulver, Hefe, Gewürze, Rosinen, Kaffee, Kakao, Zu- 34 % cker… Süßigkeiten sind auch problematisch, gibt es Frisch kaum regional, hier reduziere ich und kaufe teilweise im Weltladen.“ Durch die dokumentierten Einkäufe zeigt sich, auch Für Produkte, die als „regional“ markiert wurden zähl- „klassisch regionale“ Produkte, wie Molkereiproduk- ten zusätzlich: frisch, saisonal und bio als Kaufkriterien. te oder Gemüse, werden nicht immer regional ein- gekauft. Zum anderen gibt es Produktkategorien, bei Anmerkung: Es wurden für 98 % der dokumentierten denen ein regionales Angebot nicht vorhanden ist. Produkte Angaben zu den Kriterien gemacht. Mehr- Unter anderen wurden Aufstriche, Saucen, Würzmittel, fachnennungen waren möglich. pflanzliche Fette und Öle als nicht regional markiert.
Die RegioFibel für Bayern 13 © BildervomLeben
14 Stimmen einiger RegioTester Zwei junge Familien Zum gemeinsamen Haushalt der zwei Familien gehören Hannah, Kaspar, Marlene, Maike, Annelie- se, Daniel, Ole und Jens. Sie le- ben als Wohngemeinschaft länd- lich in Mittelfranken und gestalten viele Dinge des täglichen Lebens gemeinsam. Das betrifft das Ein- kaufen, Kochen, Essen, Kinder- betreuung, Carsharing, Bau-, Gartenarbeiten und vieles mehr. Christine Spiel & Spaß gehört bei ihnen genauso zum Alltag wie leckeres Theresia & Jörg und gesundes Essen. Unser „Regionalfan“ lebt im länd- Ein junges Paar in Würzburg, das lichen Mittelfranken und ihre Pri- Ihre Einstellung zu regional sich bewusst mit Nachhaltigkeit bei oritäten beim Einkauf sind saiso- Lebensmitteln auseinandersetzt. nal, regional und unverpackt. „Regional einzukaufen bedeutet Dabei spielen neben Regionalität für uns die Region kennen zu ler- auch food sharing und die damit Ihre Einstellung zu regional nen und zu stärken und ist für uns verbundene Minimierung von Le- ein Beitrag zu einer umweltver- bensmittelabfällen eine wichtige „Regional geht bei mir vor „bio“, träglicheren Lebensweise.“ Rolle. Einstellung: Lebensmittel.be- denn es ist ein Widerspruch, wenn wusst.per Rad. Bio-Obst oder -Gemüse dann lan- Ihre Ermunterung ge Transportwege hinter sich ha- ben.“ „Einkaufslisten und Essensplan Ihre Einstellung zu regional erleichtern den Einkauf und somit Ihre Ermunterung „Zum einen geht es bei Einkäufen den Alltag. Das Abo einer Gemü- im Bioladen oder auf dem Markt sekiste spart Zeit und unterstützt „Jeder sollte sich mit der Herkunft darum, Kriterien zu unterstützen, zudem was uns wichtig ist.“ seiner Lebensmittel auseinan- die bei einem Schnelleinkauf im dersetzen und überlegen welche Regional bedeutet für uns… Supermarkt nicht alle zum Tragen Entwicklungen damit unterstützt kommen. Und zum anderen ist es werden.“ „…bis zu 10 km wie auch bis uns ein Anliegen regionale Betrie- 50 km.“ be zu unterstützen." Regional bedeutet für mich… Ihre Ermunterung „…dass es von so „nah wie mög- lich“ her sein muss. Soll heißen, „Nutzen, was vorhanden ist: bei Kartoffeln müssen die im Um- saisonale und regionale Lebens- kreis von 10 km sein, weil es sie mittel ebenso wie foodsharing, gibt. Spargel bauen wir hier nicht das vorhandene Angebot bewusst an, deshalb wäre hier die nächste annehmen und damit die eigene Quelle für mich bis 50 km. Regi- Kreativität beim Kochen herausfor- onal ist für mich also an die Ver- dern.“ fügbarkeit gebunden und somit dehnbar. Meine Maxime ist bis 10 Regional bedeutet für uns… km und mehr nur dann, wenn es „…in einem Umkreis von 100 km, hier nicht angebaut wird." vor allem bezogen auf Obst und Gemüse.“
Die RegioFibel für Bayern 15 Familie Willecke Eltern und zwei kleine Kinder, die in einer ländlich geprägten Kleinstadt leben und auf eine ge- sundheits- und umweltbewusste Ernährung achten. Sie backen den größten Teil ihres Brotes mit Biomehlen aus der Umgebung selbst, nutzen den wöchentlichen Lieferservice einer Gemüsekiste und versorgen sich in den Som- mermonaten weitmöglichst mit Alle Bilder © BildervomLeben Obst und Gemüse aus dem Ei- genanbau. Ihre Einstellung zu regional „Regional einzukaufen bedeutet für uns einen wichtigen Beitrag für Mensch und Umwelt zu leis- ten.“ Ursula Ihre Ermunterung RegioTesterin Ursula aus Oberfran- Ihre Ermunterung ken war eine besondere Teilneh- „Anfangen. Bereit sein, eine klei- merin, denn sie kommt sozusagen „Dran bleiben und mit den Men- ne Veränderung nach und nach vom Fach – sie war als Beraterin für schen sprechen. Nicht müde werden anzupacken und es einfach pro- Direktvermarkter *innen tätig. zu fragen wo was herkommt, und bieren. Nach- und Verbessern sich von jenen, die für uns produzie- kommt im Schritt danach.“ Sie lebt auf dem Land und die Ein- ren, inspirieren lassen. Regional bedeutet für uns… kaufsmöglichkeiten sind 10 bis 20 km entfernt. Als Pendlerin war Kurzum, vieles – vor allem Kartoffeln „…so nah wie möglich, so weit das zuvor kein Thema, denn da und Getreideprodukte – sind für den wie nötig. 50 km sind hier sicher wurden oft Einkäufe auf dem Ar- Alltagsgebrauch gut regional zu be- noch regional. Wir denken öfter beitsweg erledigt, aber jetzt als kommen. Größere Mengen werden noch mal nach, ob der Einkauf Rentnerin? Ihre Motivation war die portioniert und bei Bedarf genutzt. jetzt für alle gut war.“ Neugier, ob die Vorurteile wie „zu Damit haben sich die Fahrtwege mi- teuer“, „zu große Verpackungen“, „zu nimiert und auch die Zeit, die es zum zeitaufwendig“ oder „ungeeignet Einkaufen braucht.“ für Einzelpersonen oder kleine Por- tionen …“ zutreffen oder eben doch Regional bedeutet für mich… nicht. Zusätzlich standen für sie die „… ein „regionales Angebot“ von Fahrtwege im Fokus – wie können 30 bis 50 km Einfachstrecke zu fin- Autowege vermieden werden? den. Definition Umkreis sind dann Ihre Einstellung zu regional von Ecke zu Ecke ca. 80 bis 100 km. Ich habe dienstlich zwei Landkreise „Direktvermarktung zählt auf die beraten, vom Standpunkt Amt gel- Unterstützung der Menschen, für ten 40 bis 50 km entfernt noch als die sie produzieren" – und dafür „regional“.“ setzt sie sich ehrenamtlich und pri- vat ein.
16 © BildervomLeben Resümee des Alltagsexperiments Das Resümee aus dem Alltagsexperiment wird nach- sofern sie denn überhaupt gelistet sind. folgend als Hemmnisse und Chancen zusammenge- › Kennen und Auffinden der regionalen Anbie- fasst und Weichen für die Politik vorgestellt. ter*innen: Welche Direktvermarkter*innen und / oder Regionalvermarktungsinitiativen gibt es in meiner Region bzw. wo werden deren Produkte Hemmnisse beim fokussierten angeboten? Das Wissen darüber muss mühsam Einkauf regionaler Produkte im zusammengetragen werden (Digital/Online, Websites, Nachfragen, Telefonate, Flyer o.ä.) Alltag: › Verfügbarkeit bestimmter regionaler Lebensmit- tel, z.B. Süßwaren/Knabbereien oder Aufstriche, › Die Alltagstauglichkeit des Einkaufs regionaler ist gar nicht gegeben oder lediglich rudimentär Produkte ist sehr häufig nicht gegeben und selbst vorhanden. regio-affine Personen stoßen beim Einkauf mit Fokus auf regionale Produkte an ihre Grenzen: › Kennzeichnung bei v.a. verarbeiteten Lebens- mitteln mit Angabe der Herkunft der Rohstoffe › Die regionalen Lebensmittel sind per se nicht ist nicht „regional“ nachvollziehbar. leicht „zu finden“ – auch nicht im Supermarkt,
Die RegioFibel für Bayern 17 › Der fokussierte Einkauf regionaler Produkte bedarf › Stärkung und Netzwerkbildung unter den Re- u.a. wegen vorgenannter Punkte wesentlich mehr gionalinitiativen und Wirtschaftsakteuren. Wie? Zeit, zum Einsetzen einer zentralen Ansprechperson, an die sich die dezentral organisierten Initiativen › Planen, wenden können. Diese koordiniert und treibt › Einkaufen, eine Verbesserung der Absatzwege voran. › Zubereiten, da es i.d.R. keine Fertigessen sind. › Einfacheren Zugang in den Lebensmitteleinzel- handel (LEH). Der LEH hat eine Monopolstellung › Spontaneinkäufe regionaler Produkte sind schwerer und ist Point of Sale Nr. 1, d.h. regionale An- zu gestalten; die Einkäufe in den Berufsalltag zu in- bieter*innen müssen ihre Produkte wesentlich tegrieren ist erschwert. Recherche, Öffnungszeiten, leichter als bisher dort platzieren können. Wie? Anfahrtswege und Einkaufsliste müssen organisiert Zum Beispiel weniger bürokratische Hürden, werden. faire Preisgestaltung, Verhandlungen auf Augen- höhe. Chancen und positive Effekte › Verbesserung der Online-Plattformen zur Vermarktung regionaler Lebensmittel (On- › „Wissen, wo´s herkommt“ – eine Bereicherung: line-Marktplätze, Online-Shops o.ä.): Nutzung Der zeitliche Aufwand für den regionalen Einkauf von Synergieeffekten der Anbieter *innen. Wie? resultiert in einer intensiven Beschäftigung mit den Zum einen durch Förderung und zentrale Bewer- regionalen Anbietern*innen. Das teilweise persönli- bung dieser Plattformen und zum anderen durch che Kennenlernen der Produzent*innen steigert die Schaffen von Schnittstellen, um die Handhabung Wertschätzung derer. für die Anbieter*innen zu erleichtern. › Die RegioTester lernten ihre Region völlig neu kennen › Ausbau der Beziehungen zwischen Erzeu- und entwickelten folglich ein neues Verständnis für ger*innen und Verbraucher*innen und Stärkung ihre Kulturlandschaft und verstehen, wie der einzelne solidarischer Gemeinschaftsprojekte (Markt- Konsum diese prägt. schwärmereien, Solidarische Landwirtschaften, Ernährungsräte, Regionalwert AGs etc.). Wie? › Das Wissen über den Anbau von bestimmten Pro- Systematische Unterstützung und Gewichtung dukten in der Region nahm bei den Teilnehmenden als alternative Absatzwege. wesentlich zu. Auch eben die Erkenntnis, warum be- stimmte Produkte weniger oder gar nicht angebaut 2. Die Außer-Haus-Verpflegung regionalisieren. Wie? werden (Bodenbeschaffenheit, klimatische Bedin- Konsequenter Einsatz und entsprechende Aus- gungen o.ä.). schreibungen regionaler Produkte in der Gemein- schaftsverpflegung (u.a. öffentliche Einrichtungen). › Der Kontakt zu anderen Menschen im Austausch Hier bietet sich die Chance Verbraucher*innen mit über die Möglichkeiten des regionaleren Einkaufs er- regionalen Produkten zu versorgen und sie über möglicht intensive soziale Kontakte. Das persönliche die Herkunft sowie deren Bedeutung zu informie- Netzwerk verstärkt sich. ren und zu sensibilisieren. › Sobald sich die „neuen Einkaufswege“ etabliert ha- 3. Bessere Kennzeichnung regionaler Produkte. ben, lässt es sich besser planen und somit wieder Zeit Bestehende Siegel sind nicht flächendeckend vor- „einsparen“. handen, werden nicht durchgängig verwendet und › Regionale Online-Angebote mit Lieferservice sparen signalisieren nicht immer Glaubwürdigkeit, da sie sogar Zeit. oft zu umständlich und zu teuer für die Erzeuger*in- nen sind. Weiterhin sind viele „Mogelpackungen“ › Der Preis allein ist nicht ausschlaggebend, was im auf dem Markt, die Regionalität lediglich suggerie- Haushalt konsumiert wird. ren, denn es gibt keine gesetzliche Regelung zur Definition von „regional“. Weichen für die Politik 4. Ausbau neuer und digitaler Instrumente zur Ver- braucherinformation und zur Verbraucherbewusst- Verbraucher*innen müssen in die Lage versetzt wer- seinsbildung. Kommunikation regionaler Anbieter den, regionale Produkte alltagstauglich einkaufen zu gegenüber dem Verbraucher verbessern: Planung können. Das bedeutet: und Durchführung von entsprechenden zentralen Marketingmaßnahmen. 1. Erhöhung der Verfügbarkeit regionaler Produkte durch:
18 Wissenswertes zu Regionalität und regionalen Produkten Regionale Produkte sind im Trend! Sagt wer? Regionalität im Lebensmittelbereich ist kein Randthe- onalen Produkten hoffen und 47 % würden einen hö- ma, regionale Lebensmittel fühlen sich eher vertraut heren Preis bezahlen (Ipsos, 2018), Yougov (2018) fand und selbstverständlich an. Noch vor 50 Jahren wurde heraus, dass 42 % der Befragten bei ihrer Auswahl auf der Großteil der Lebensmittel regional erzeugt, saiso- Regionalität achten, und laut Konsumbarometer (2019) nale Küche sowie der Gang zum handwerklichen Metz- möchten 49 % mit dem Kauf regionaler Produkte die ger oder Bäcker war Alltag. Mit dem Erstarken von Su- lokale Wirtschaft unterstützen. Je nach Umfrage und permärkten und Discountern nahm die Bedeutung der Fragestellung schwanken die Prozentzahlen etwas, Herkunft der Produkte ab, und die „Alles an einem Ort“ fest steht, dass bei Befragungen Nachhaltigkeitsaspek- – Bequemlichkeit kombiniert mit Zeitersparnis nahm zu. te, Unterstützung der Region und regionale Kaufbe- reitschaft heutzutage betont werden. Zudem orientiert Doch das Bewusstsein um den Ursprung unserer Le- sich der Markt an solchen Umfragen, die somit das An- bensmittel wächst, das „Woher gebot beeinflussen. Dabei ist es und Wie?“ gewinnt an Relevanz als Verbraucher*in nicht so leicht und beeinflusst die Kaufentschei- glaubwürdig regionale Produkte Hinweis: Ergebnisse aus Befra- dung. Hier präsentieren wir aktu- und Mogelpackungen zu unter- gungen versus Alltagsexperiment elle Studienergebnisse, die sich scheiden, denn anders als bei auf regionale Lebensmittel bezie- In diesem Abschnitt werden Er- „bio“ gibt es keine einheitlichen hen. gebnisse verschiedener Studien Richtlinien. Auch der Handelsmar- zu regionalen Produkten vorge- kenmonitor (2020) bestätigt, dass Laut Umfragen sind regionale Le- stellt. Die durchgeführten Befra- sich 71 % der Konsumenten mehr bensmittel „im Trend“ oder „sehr gungen bilden die Handlungsbe- regionale Marken wünschen und wichtig“. Hier einige Auszüge: bei reitschaft ab. Hingegen wurde bei die Bereitschaft dafür mehr Geld einer Befragung des ZDF (2017) RegioTester das tatsächliche Ein- zu zahlen bei 38 % der Befragten antworteten 75 %, dass ihnen re- kaufsverhalten dokumentiert. Die gegeben ist (Handelsmarkenmo- gionale Lebensmittel „wichtig“ Anzahl der Haushalte hier ist nicht nitor, 2018). Bereits 53 % achten bzw. „sehr wichtig“ sind, eine an- repräsentativ für die Gesamt- stärker darauf, Produkte aus der dere Umfrage stellt heraus, dass bevölkerung, bietet aber dafür Region einzukaufen (Handelsmar- 70 % auf mehr Angebot von regi- authentische Einblicke ins Haus- kenmonitor, 2018). haltsleben.
Die RegioFibel für Bayern 19 Zahlen aus dem Ernährungsreport 2020 Jährlich stellt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft einen Ernährungsreport vor. Hier sind einige Auszüge aus der aktuellen Ausgabe (2020) „Deutschland, wie es isst“, für den 1001 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt wurden. 25 % 83 % Neue 97 %mack 35 % Produ Regionale Gesch Marke kte Herkunft 54 % 55 p% Produkt- 46 % Information irati on s Prei Ins ment ti Sor Wichtige Kriterien beim Einkauf von Lebensmitteln › Gekauft wird vor allem, was schmeckt – geben 97 % der › Vor Corona: 9 % ließen sich 2019 Lebensmittel nach Befragten an, unabhängig von Alter und Geschlecht. Hause liefern / während Corona: 6 % mehr lassen sich häufiger als zuvor Lebensmittel nach Hause liefern › 83 % legen Wert darauf, dass ein Lebensmittel aus der und 8 % lassen sich häufiger als zuvor Fertiggerichtel Region kommt. Damit ist der Anteil seit 2016 (73 %) nach Hause liefern. und 2017 (78 %) weiter gestiegen. › 11 % der Befragten haben sich schon einmal Gemüse › Regionale Herkunft ist bei frischen Produkten wichti- und Obst direkt von Erzeugerinnen und Erzeugern aus ger: Vor allem Milch, Molkereierzeugnisse und Eier, der Region nach Hause liefern lassen. In der Coro- auf Platz 2 folgen Brot und Backwaren, frisches Obst na-Krise nutzen 7 % mehr als zuvor die Lieferangebo- und Gemüse sind auf Platz 3 und auf Platz 4 sind te der Landwirtschaft aus der Region. Fleisch und Wurstwaren. Die Produktkategorien decken sich mit den Top 5 der regional eingekauften Produkte der RegioTester, nur die Platzierung ist anders. Zahlen aus dem Konsumbarometer für Deutschland 2019 Ein regionales Produkt ist für Sie in erster Linie ein Produkt, ... (nur eine Antwort möglich) das in Ihrer Region herge- stellt wurde. 85 % das in Ihrem Land herge- stellt wurde. 13 % das in einem europäischen 2% Land hergestellt wurde. › 89 % der Verbraucher*innen schätzen die Qualität von regionalen Produkten › 80 % sehen positive Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft › 66 % finden, dass regionale Lebensmittel gut für die Umwelt sind › Gründe für den Kauf von regionalen Produkten: Unterstützung für heimische Unternehmen (52 %), Umweltschutz (35 %) und Arbeitsplatzsicherung (33 %) ABER: Trotz hoher Wertschätzung ist der Anteil der Verbraucher*innen, die regelmäßig regionale Produkte kau- fen, noch relativ gering. Die Diskrepanz zwischen Wertschätzung und Umsetzung stört die Konsumentinnen und Konsumenten offenbar selbst deswegen finden es 64 % der Verbraucher*innen wichtig, dass es mehr Unterstützung und Förderung heimischer Produkte gibt!
20 Gute Gründe für Regionalität Die Potenziale von Regionalität, regional handeln und regionalen Wirtschaftskreisläufen gehen weit über das hinaus, was der Begriff auf den ersten Blick vermuten lässt. Denn regional handeln ist viel mehr als einfach nur „einkaufen vor Ort“. Regionaler Konsum trägt zur Nachhaltigkeit, zur vielfältigen Kulturlandschaft, zum regionalen Wirtschaftskreislauf bei und ist zusätzlich auch eine Bereicherung für die Verbraucher*Innen selbst. Gute Gründe für Regionalität sind: Klimaschutz durch kurze Wege Nicht-regionale und importierte Produkte bedeuten längere Transportwege und damit mehr Emissionen. © HighwayStarz Erhalt der Kulturlandschaft Landwirtschaft ist mehr als Nahrungsmittelproduktion: Sie prägt unsere Landschaft. Darum ist jede Region einzigartig. Kulturlandschaft wird geprägt von kleintei- © Jürgen Fälchle liger Landwirtschaft. Die kleinteilige, bäuerliche Land- wirtschaft ist Voraussetzung und Kernelement eines jeden regionalen Wirtschaftskreislaufes. Wirtschaftliche Stabilität Ein regionaler Wirtschaftskreislauf, der aus vielen Wirt- schaftszweigen besteht, ist stabiler und widerstandsfä- © pressmaster higer. Davon profitiert die gesamte Region, z.B. durch höhere Steuereinnahmen, die dann wiederum der Re- gion zur Verfügung stehen. Arbeitsplätze vor Ort Der Kauf regionaler Produkte unterstützt regionale Pro- duzent*innen, regionale Betriebe, schafft Arbeitsplätze und macht eine Region damit lebenswert. © goodluz Frische Produkte Weil Transportwege kürzer sind, sind Produkte schnel- © BildervomLeben ler am Ort des Verzehrs und können länger ausreifen. Das dient auch dem Geschmack.
Die RegioFibel für Bayern 21 Verbraucher wird Gestalter – durch Nachfrage Kulturlandschaft gestalten Regionale Produkte stehen für Nähe zwischen Er- © Matej Kalestik zeuger*in und Verbraucher*in. Direkter Austausch und aktive Rückmeldung schaffen Vertrauen und ermöglichen Konsument*innen eine Mitgestaltung der Kulturlandschaft in ihrer Region. Weniger Lebensmittelverschwendung Vom Feld bis zum Teller fallen viele Abfälle während © Yuri Nedopekin des Transports und zwischen den einzelnen Schrit- ten der Wertschöpfungskette an. Je kürzer die Wert- schöpfungsketten und Transporte sind, desto weni- ger Lebensmittel müssen entsorgt werden. Fördert die Biodiversität Damit in einer Region vieles regional verfügbar ist, muss die Landwirtschaft vielfältig und kleinteilig sein. Das schafft Lebensräume für viele Tier- und © grafxart Pflanzenarten. Kleinteilige Landwirtschaft fördert Biodiversität. Geschlossene und ausgewogene Nährstoffkreisläufe Wenn Futtermittel in der gleichen Region an- gebaut werden, in der sie benötigt werden, © Ce Liu schließt sich der Kreis: Die Nährstoffe, die dem Boden beim Wachsen entzogen werden, wer- den verfüttert und landen als Gülle oder Mist wieder auf dem Feld. Ausgewogene Böden sind der Grund für eine nachhaltige Produktion. Unabhängigere Produktion © VRD - stock.adobe.com Produzent*innen, die regional erzeugen und ver- markten, müssen nicht auf dem internationalen Markt konkurrieren. Ohne den internationalen Preis- druck kann eine faire Preis- und Lohngestaltung leichter gelingen. Saisonale Freilandprodukte sind regionale Kostbarkeiten © BildervomLeben Mit regionalen und saisonalen Produkten folgt man dem Jahreskreislauf und kann saisonale Vielfalt und regionale Besonderheiten der Jahreszeiten auf dem Teller erleben.
22 Die Regionalbewegung: Kompetenz-Netzwerk für Regionalität in Deutschland Dachverband für Regionalinitiativen zu bringen. Mit Instrumenten wie der RegioApp oder dem RegioPortal bietet der Verband regionalen Der gemeinnützige Bundesverband der Regional- Akteuren eine Plattform sich zu präsentieren und macht bewegung e.V. (BRB) versteht sich als Dachverband dort vor allem deren glaubwürdig regionales Angebot für die vielfältigen Akteure regionalen Wirtschaf- für die Verbraucher*innen sicht- und auffindbar. tens. Seit 2005 fungiert der BRB gleichermaßen als Sprachrohr, Interessenvertretung und Kompe- tenznetzwerk für all diejenigen, die Teil regionaler Wirtschaftskreisläufe sind, regionale Wertschöp- fungsketten stärken und regionale Wertschöpfung fördern möchten. Dazu gehören Regionalinitiati- ven, lebensmittelerzeugende und –verarbeitende Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen, Starke ländliche Regionen Direktvermarkter, Food-Kooperativen, solidarische Der Verband setzt sich für ein umfassendes Konzept Gemeinschaftsprojekte, Startups aus der Regiobran- der Regionalität ein, dass auch die Nahversorgung mit che und viele mehr. Derzeit vertritt der Bundesver- Bildung, Informationen, Einkommen und Mitbestim- band der Regionalbewegung e.V. über 320 Mitglieds- mung berücksichtigt. Der Erhalt der Lebensgrundlagen organisationen. für Menschen, Tiere und Pflanzen, aber auch der Le- bensqualität, Arbeitsplätze, gute Arbeitsbedingungen und faire Preise, starke ländliche Räume sowie eine gute Stadt-Land-Beziehung, bilden die übergeordne- ten Ziele der Regionalbewegung. Nähere Infos finden Sie unter Regionalität sichtbar machen www.regioapp.org regioportal.regionalbewegung.de Ziel der Regionalbewegung ist es, das Angebot www.regionalbewegung.de und die Nachfrage regionaler Produkte zusammen www.tag-der-regionen.de Vermarktende Regionalinitiativen in Deutschland und Bayern Die Vermarktung regionaler Produkte erfolgt überwie- 9 Schlüssiger Definition der Region gend als Zusammenschluss zwischen Produzenten, 9 Kriterien, die Regionalität garantieren und Veredlern und Verkaufsstellen. Diese Regionalver- marktungsinitiativen sind breit aufgestellt und alle- 9 Kontrolle, zur Einhaltung der Kriterien. samt einzigartig. Details zu Initiativen lassen sich im RegioPortal, der Online-Plattform für Regionalinitiativen in Deutsch- Die Regionalbewegung definiert Regionalvermark- land, finden. tungsinitiativen so: regioportal.regionalbewegung.de Strukturierte Aktivitäten zur gemeinsamen Vermark- tung von Produkten, ggf. mit einer regionalen Marke bzw. Logo zur Kennzeichnung von Herkunft und Qua- lität mit:
DIE PETENZ- MBayern K O für REGIONAL E R K Die RegioFibel 23 BEWEGUNG N E T Z W tä t! fü r R e g io n a li and Bundesverb n g .d e n a lb e w e g u w w w.r e g io © antic - stock.adobe.com
24 Was ist regional? DAS ist regional! Regionalvermarktungsinitiativen in Bayern Bayern hat über 50 regionale Vermarktungsinitiativen zu bieten, dass ist beeindruckend und spiegelt die Vielfalt der Regionen wider! Viel Spaß beim Entdecken! Vermarktung von regionalen Lebensmitteln Vermarktung von regionalen Lebensmitteln in die Gastronomie Vermarktung von regionalen Blumen und Zierpflanzen Direktvermarktung im Landkreis Traunstein Karte zum Download und mehr Infos unter: regioportal.regionalbewegung.de
Die RegioFibel für Bayern 25 Welche Siegel gibt es für Regionalität? Eine Übersicht Verbraucher*innen möchten wissen, wo ein Lebens- Siegel ist leicht mit dem weiteren EU-Siegel geschütz- mittel herkommt, was drinsteckt und unter welchen te geografische Angabe (g.g.A.) zu verwechseln, bei Umständen es produziert wurde (BMEL, Deutschland, dem lediglich ein Produktionsschritt in einer bestimm- wie es isst, 2020). ten Region erfolgen muss. Gleich vorweg: Für glaubwürdige Regionalität gibt es leider bisher kein bundesweit einheitliches Siegel. Für ein solches setzt sich der Bundesverband der Regio- Bundesweite Siegel nalbewegung e.V. seit vielen Jahren ein. Das Regionalfenster zeigt an, wo ein Produkt her- kommt. Die Region, aus der die Rohware bezogen Es gibt allerdings Siegel, die Bezüge zur Regionalität wird, muss eindeutig benannt sein, beispielsweise ein ausdrücken. Die drei folgenden Zeichen werden bun- Bundesland, Landkreis oder Radius in Kilometern. Die desweit einheitlich verwendet (Für Details siehe auch erste Hauptzutat und die wertgebenden Zutaten müs- www.lebensmittelklarheit.de): sen zu 100 % aus der definierten Region stammen. Bei zusammengesetzten Produkten muss die Gesamtsum- me aller regionalen Rohstoffe als Prozentzahl angege- ben werden. Bauernhöfe, die das Zeichen Einkaufen auf dem Bau- ernhof führen, erfüllen feste Nutzungsbedingungen. Diese von der Fördergemeinschaft „Einkaufen auf EU-Siegel dem Bauernhof“ beschlossenen Regeln gelten bun- desweit. Die vier wichtigsten Regeln der Nutzungs- Das EU-weit einheitliche Kennzeichen Geschützte Ur- bedingungen sind: Nur landwirtschaftliche Betriebe sprungsbezeichnungen (g.U.) steht für die Herkunft können Zeichennutzer werden. Wenn ein Hofladen eines Lebensmittels. Produkte, die dieses Siegel tra- oder ein Verkaufsstand Waren eines anderen Betriebs gen, müssen in einem festgelegten Gebiet nach be- anbietet, sind diese Produkte gekennzeichnet, und stimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet und hergestellt dürfen maximal 20 % des Gesamtumsatzes des Be- werden. Sämtliche Produktionsschritte müssen in der triebs ausmachen. Betriebe werden kontrolliert. Der betreffenden Region erfolgen. Beispiel hierfür sind der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ist verboten. Allgäuer Emmentaler oder der Parmaschinken. Das (https://einkaufen-auf-dem-bauernhof.com/de/)
26 Regionale Siegel und Zertifizierungen Siegelname Definition für Region Rohstoffe aus der Region Obst, Gemüse (Monoprodukte) EU-Siegel Geschützte Ursprungsbezeichnung Entspricht dem Herkunftsgebiet 100% g.U. Geschütze geografische Angabe Entspricht dem Herkunftsgebiet 100% g.g.A. Bund Regionalfenster Eine definierte Region kleiner 100% als Deutschland Einkaufen auf dem Bauernhof Direktvermarktung ohne Zukauf Aus eigener Erzeugung aus dem Handel oder Zukauf von persönlich bekannten Höfen (bis zu 20 %) Bayern Geprüfte Qualität – Bayern Innerhalb Bayerns 100% Bayerisches Bio-Siegel Innerhalb Bayerns 100% Regional Regionalmarken der Regionalver- Schlüssige individuelle 100% marktungsinitiativen Definitionen je nach Region
Die RegioFibel für Bayern 27 Verarbeitung in der Vermarktung in Einsatz heimischer Ohne Region der Region Futtermittel Gentechnik Zusammengesetzte Produkte 100% ja nein Grundsätzlich ja nein 0% Mind. eine Phase des nein nein nein Produktionsprozesses Hauptzutat zu 100 %, i.d.R. ja nein nein nein insgesamt mind. 51% der Gesamtmasse Aus eigener Erzeugung Aus eigener Erzeu- ja ja ja (beim Anbau) oder Zukauf von gung oder Zukauf von persönlich bekannten persönlich bekannten Höfen (bis zu 20 %) Höfen (bis zu 20 %) Genannte Zutaten zu ja nein nein Wurde diskutiert, ist 100%, ihr Anteil am derzeit aber nicht Gesamtprodukt zu vorgesehen mind. 60 % Zutaten tierischen ja nein Mind. 50 % Futtermittel ja Ursprungs zu 100%, müssen im Betrieb pflanzliche Zutaten zu oder in festen Futter-/ mind. 66% Mistkooperationen erzeugt werden Unterschiedlich i.d.R. ja i.d.R. ja i.d.R. ja Unterschiedlich
28 Schritt für Schritt zum RegioProfi Was macht ein regionales Lebensmittel aus? Das Bewusstsein für den Kauf regionaler Produkte › Die Basiskriterien (unabhängig vom Produkt) umfas- wächst, aber was genau ein „regionales Lebensmittel“ sen: ist, legen Menschen je nach individuellem Anspruch › Rohstoffe aus der Region sehr unterschiedlich fest: Für manche ist es der Ort oder das nahe Umland, für andere eine Kilometer- › Verarbeitung in der Region angabe, wie beispielsweise „im Umkreis von 50 oder › Vermarktung in der Region 100 km produziert“. Auch mit regionalen und geogra- fischen Grenzen wie „Bayern“ oder „Mittelfranken“ › Futtermittel aus der Region arbeiten Konsumentinnen und Konsumenten, um für › Ohne Gentechnik sich abzugrenzen, was „regional“ ist und was nicht. Und tatsächlich sind diese Behelfskriterien auch nötig, denn der Begriff „regionales Lebensmittel“ ist nicht Idealerweise werden diese Basiskriterien zudem un- eindeutig definiert. Ob ein mit dem Etikett „regio- terstützt von: nal“ versehenes Produkt vom Feld auf den Tisch kam, oder quer durchs Land stufenweise verarbeitet wur- › Fairen Preisen de, lässt sich bisweilen nur durch eigene Recherche › Fairen Arbeitsbedingungen herausfinden. › Vielfältigen Kulturlandschaften Aufklärung und -bewusstseinsbildung rund um Re- › Artgerechter Tierhaltung gionalität und glaubwürdig regionale Produkte sind Kernanliegen der Regionalbewegung. Um einer Ver- › Ökologischer Anbauweisen und wässerung des Begriffs „regional“ entgegenzutreten, › Kurzen Transportwegen definiert die Regionalbewegung welche Kriterien als Basis dienen sollten.
Die RegioFibel für Bayern 29 Glaubwürdig regionale Produkte und Mogelpackungen erkennen Da auf gesetzlicher Ebene bisher keine Kriterien und › Und „Gut zu wissen!“ hilft auch weiter: Richtlinien vorhanden sind, durch welche genau defi- › Produktvermerk „Hergestellt für…“ enthält kei- niert ist, in welchem Rahmen mit den Begriffen „Re- ne Auskunft über die Herkunft der Rohstoffe. gion“, „regional“ oder „regionales Produkt“ gewor- ben werden darf, ist es nicht immer leicht, regionale › Für Markennamen mit regionalem Bezug (z.B. Lebensmittel zu erkennen. Die Folge davon ist ein un- „Küstengold“, „Mühlhäuser“) sind im Markenge- durchschaubarer Markt von ehrlichen, glaubwürdigen setz keine Regelungen für die regionale Herkunft Regionalprodukten bis hin zu „Mogelpackungen“, die der Rohstoffe bzw. der Zutaten vorgeschrieben. vermeintlich Regionalität versprechen. › Auch sind Angaben wie „Bayerischer Leberkäs“ oder „Schwäbische Maultaschen“ lediglich Na- Leider suggeriert auch die Werbung, dass es vor al- men, die nichts über die Zutaten, Verarbeitung lem um viel und billig im Einkaufswagen geht. Dieses oder Vermarktung verraten. „viel und billig“ ist jedoch das Gegenteil von einem vielfältigen, nachhaltigen und regionalen Wirtschaften. › Alle Produkte tierischen Ursprungs müssen ein Werbung in Verbindung mit „regional“ oder „aus der Identitätskennzeichen haben. Damit wird aber Heimat“ ist überall präsent und legt Verbraucher*in- nur die letzte Verarbeitungsstufe (auch Verpa- nen nahe, dass es „gute“ Produkte sind, Produkte, mit ckung) benannt und lässt nicht auf den Ursprung denen man „Gutes“ bewirkt. der Zutaten schließen. Und wie können „Mogelpackungen“ Kniffliges Siegel „g.g.A.“: beim Einkauf vermieden werden? Europäisch, aber nicht regional › Beim Handel des Vertrauens einkaufen und die direk- Das EU-weit einheitliche Siegel „geschützte geografi- te Vermarktung unterstützen. sche Angabe (g.g.A.)“ heißt lediglich, dass eine Stufe der Produktion im genannten geografischen Gebiet › Sich nicht von unbestimmten Begriffen wie „aus der erfolgen muss. So könnte das Schweinefleisch für die Region“, „von hier“, „Heimat“, „Nähe“ ohne genaue Nürnberger Rostbratwurst aus Dänemark oder den Orts- und Regionalangaben verleiten lassen. Das gilt Niederlanden stammen und nur die Wurstherstellung auch für Obst und Gemüse „aus Deutschland“. in der Region erfolgen. © BildervomLeben
30 Tipps für einen regionaleren Einkauf Die Grundgelassenheit für einen regionaleren Einkauf kann als „lieber pragmatisch als dogmatisch“ zusam- Ansätze für neue Routinen im mengefasst werden. Damit ist gemeint, dass jedes Einkaufsverhalten bewusst konsumierte Produkt, das dem „Königsweg“ regional – bio – fair entspricht, ein Beitrag mehr ist. › Von all meinen Lebensmitteln, wie viel möchte ich regional beziehen? › Zum Beispiel: Jedes dritte (oder fünfte) Produkt Klassiker soll ein Regionales sein. › Welcher Anteil meines monatlichen Budgets für Ein- › Einkaufsliste vor dem Einkauf machen: Zu wissen käufe soll der Region zugutekommen? welches Essen in der Küche zubereitet wird, weckt Vorfreude, lenkt weniger beim Einkauf im Super- › Zum Beispiel: Mindestens 1/5 soll der Region markt ab, spart Zeit und kann mit „Sowieso-Wegen“ zugutekommen und wird in regionale Produkte verbunden werden. „investiert“. › „Sowieso-Wege“ nutzen und Extrafahrten vermei- › Wie kann ich das bessere Wissen in konkretes Han- den: Wer auf alltäglichen Wegen an dem einen oder deln umsetzen? anderen Direktvermarkter vorbeikommt, sollte die › Zum Beispiel durch Prioritäten setzen: Auch mal Gelegenheit nutzen und sich versorgen. auf Dinge auf dem Einkaufszettel verzichten, › Weniger bequem sein! Auf Fahrtwegen Schilder mit wenn sie den eigenen Einstellungen nicht genü- „Kartoffeln frisch vom Feld“, „Eier unserer Hühner“ gen, denn Nachfrage kann auch durch „Verzicht“ oder „Frische Erdbeeren“ anfahren und direkte Ver- deutlich gemacht werden. marktung unterstützen. › Wie kann ich mit nur wenig Aufwand regionaler › Neugierig bleiben! Sie haben regionalen Käse ent- einkaufen? deckt und wüssten gern, wie er genau hergestellt › Einmal etwas Zeit investieren und langfristig Zeit wird? Dann schauen Sie doch auf einen Ausflug vor- sparen. Zum Beispiel peu à peu auf bestimmte bei und entdecken kulinarische Schätze als regionale regionale Produktgruppen umstellen (z. B. Mehl: Erfahrung. Und vielleicht lernen Sie Ihre Produzentin- eine regionale Sorte gesucht und gefunden und nen und Produzenten selbst kennen? beibehalten) oder Fleisch und Wurstwaren kon- › Nachfragen! Egal wo eingekauft wird, fragen Sie sequent beim regionalen Metzger beziehen oder nach der Herkunft und äußern den Wunsch nach mehr eine regionale Gemüse- und Obstkiste regelmä- sichtbarer Regionalität und Transparenz. ßig nach Hause liefern lassen. © Natalia Deriabina - stock.adobe.com
Die RegioFibel für Bayern 31 › Und die anderen? Nachhaltiger Konsum zahlt sich für › Genau, auch andere einzubeziehen, sich unterei- nander auszutauschen, hilft regionaler zu konsu- jeden aus! mieren. Warum nicht bei den Nachbarn fragen, Durch nachhaltiges Konsumieren macht man sich welche Einkaufswege sie nutzen? Zum Beispiel ökologische Grenzen bewusst, setzt sich für faire So- kann man sich zum Einkauf zusammenschließen zialstandards und umweltverträgliche Produktion ein, (z.B. regionales Ökofleisch auf Bestellung für an- schätzt die Produkte wert und stärkt das Vertrauen in dere abholen und verteilen) oder gleich gemein- nachhaltige Produktionsweisen. sam Einkäufe erledigen und Fahrtwege sparen. › Und meine Essgewohnheiten? › Lassen Sie sich von alten Kochbüchern inspi- rieren, oft war Saisonalität der Lebensmittel der Ausgangspunkt zum Kochen. Saisonal und regional essen ist die nachhaltigste Art sich zu ernähren. Kleine Motivationshilfen › Vor dem Einkauf ein Foto vom Inneren des Kühl- oder Vorratschranks machen (kann auch die Einkaufsliste ersetzen). › Visionär und Gründer des Bundesverbandes der Re- gionalbewegung e.V. Heiner Sindel pflegt auf die Zu- sammenhänge von Landschaftsbild und Ernährung hinzuweisen: „So wie wir uns ernähren, so sieht die Bei allen Tipps hier und anderswo eine Bitte an Sie: Landschaft aus.“ Seien Sie fair zu sich selbst. Bei einer Umstellung › Die RegioApp bietet ihren Nutzern eine schnelle und geht es nicht sofort um 100 %, sondern um ein mehr umfangreiche Suche nach regionalen Produkten und an Regionalität in der Speisekammer. regionaler Gastronomie.
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