Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer

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Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
Report 2/19

Ein Kooperationsprojekt von:

                                       BERGISCHE
                                       UNIVERSITÄT
                                       WUPPERTAL
Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

das Regionale Konjunkturbarometer für das zweite Quartal 2019 ist von Licht und Schatten geprägt.
Wiederum legt das Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie
(WIFOP) in Kooperation mit den Sparkassen in Remscheid, Solingen und Wuppertal den aktuellen Kon-
junkturreport vor. Auf der Grundlage der Einschätzungen der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck
zur konjunkturellen Lage ergibt sich dabei ein differenziertes Bild.

Ohne den Umfrageergebnissen vorgreifen zu wollen, ist zu sagen, dass das Regionale Konjunkturbaro-
meter insgesamt zum zweiten Mal in Folge gesunken ist. Aber während sich die wirtschaftliche Lage
im Verarbeitenden Gewerbe und im Bereich Transport und Logistik weiter eingetrübt hat, bewerten die
Unternehmen des Handels und des Dienstleistungssektors ihre wirtschaftliche Lage etwas besser als
im Vorquartal. Und das Baugewerbe verzeichnet anhaltend volle Auftragsbücher. Vor dem Hintergrund
dieses heterogenen Eindrucks ist der Blick auf den regionalen Arbeitsmarkt erfreulich. Die Arbeitslo-
senquoten haben sich gegenüber dem Vorquartal kaum verändert und die meisten Unternehmen – mit
Ausnahme des Transport- und Logistiksektors – planen, weiteres Personal einzustellen. Zum größten
Beschäftigungsmotor avanciert auch in der bergischen Region die Digitalwirtschaft. Lesen Sie ab Seite
5 ausführlich, wie die hiesigen Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage bewerten und mit welchen Er-
wartungen sie in die Zukunft blicken.

Die Sonderauswertungen des Konjunkturbarometers für das Bergische Städtedreieck gehen näher auf
die Umstände ein, die für den anhaltenden Abschwung des Verarbeitenden Gewerbes einerseits und
das moderate Wachstum des Dienstleistungssektors andererseits ursächlich sind. Dass für die stark
exportorientierte Industrie in unseren Breiten die politischen Rahmenbedingungen derzeit nicht gerade
förderlich sind, liegt auf der Hand. Doch auch ein genereller Nachfragerückgang macht der Branche zu
schaffen. Ein besonders genaues Auge wirft der Konjunkturreport diesmal auf eine Branche im Wandel.
Digitalisierung und Mobilitätswandel fordern die in unserer Region stark vertretenen Automobilzulieferer
und die Vielzahl an Fahrzeughändlern heraus. Im Branchenreport „Fahrzeughandel“ erfahren Sie, wie
sich die Unternehmen auf die aktuellen Veränderungen einstellen. Ein interessantes Stimmungsbild,
das uns alle als Gesellschaft im Mobilitätswandel betrifft. Ans Herz legen möchte ich Ihnen abschlie-
ßend noch die Lektüre des Gastbeitrags von Professor Dr. Rainer Wieland und Dr. Gabriele Sewz zum
Thema „Humanressourcen im Unternehmen zuverlässig und praxisnah erfassen – so kann die Zukunft
der Arbeit gelingen“. Hat doch die digitale Transformation im Kern nicht nur einen technischen Aspekt,
sondern ganz entscheidend auch eine psychosoziale Komponente.

Sie sehen also, liebe Leserinnen und Leser – mit dem regionalen Konjunkturbarometer stellt Ihnen das
WIFOP erneut eine umfassende Darstellung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Bergischen Städte-
dreieck vor. 204 Unternehmen haben sich im zweiten Quartal 2019 an der Umfrage beteiligt. Eine gute
Resonanz, bei der es aber noch Luft nach oben gibt. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam eine noch
größere Beteiligung erreichen könnten. Also: Machen Sie mit, empfehlen Sie den regionalen Konjunktur-
report als wichtigen Beitrag zur Einschätzung und Bewertung künftiger unternehmerischer Entscheidun-
gen weiter. Die bergischen Sparkassen sind Ihnen dabei ein verlässlicher Partner.

Mit den besten Grüßen Ihr

Frank Dehnke
Vorstandsvorsitzender Stadtsparkasse Remscheid

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GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
    WIRTSCHAFTLICHE LAGE UND ERWARTUNGEN

    Deutsche Unternehmer und Finanz-         Anders als in den vorangegangenen
    marktexperten schätzen die konjunk-      Monaten werden die negativen Aus-
    turelle Situation in Deutschland zum     wirkungen dieser politischen Konflik-
    Ende des 2. Quartals schlechter als      te immer stärker sichtbar. Besonders
    zu Jahresbeginn ein. Sowohl die La-      enttäuschend sind die jüngsten Wirt-
    gebeurteilung des ZEW Finanzmarkt-       schaftsdaten aus China. Der interna-
    tests als auch der ifo Lageindex sind    tionale Währungsfonds (IWF) korri-
    im 2. Quartal weiter gesunken. Seit      gierte seine Wachstumsprognosen
    Herbst 2018 hat sich die Konjunktur      unlängst weiter nach unten. Ein we-
    im Verarbeitenden Gewerbe von den        sentlicher Faktor ist hierbei die An-
    übrigen Wirtschaftsbereichen ent-        hebung der US-Strafzölle auf Importe
    koppelt. Dieser Trend setzt sich auch    aus China. Auch der Handel mit Groß-
    im aktuellen Quartal fort.               britannien hat im laufenden Jahr wei-
                                             ter abgenommen. Nach Angaben des
    Der ifo Lageindex ist im Juni erneut     Deutschen Industrie- und Handels-
    gesunken und notiert 3,3 Punkte          kammertags (DIHK) gingen zwischen
    unter dem Indexstand zum Ende des        Januar und Mai die Importe aus
    ersten Quartals. Der auf einer Be-       Großbritannien um 6,1 % gegenüber
    fragung von Finanzmarktexperten          demselben Vorjahreszeitraum zurück.
    basierende Lagesaldo des ZEW Fi-         Die Exporte sanken um 2,3 %, womit
    nanzmarkttests verschlechterte sich      Großbritannien nur noch der siebt-
    ebenfalls deutlich. Der Lagesaldo fiel   wichtigste Handelspartner der deut-
    im Juni auf 7,8 Punkte. Die jüngst       schen Wirtschaft sein dürfte.
    veröffentlichten Werte für Juli 2019,
    spiegeln mit einem Saldowert von         Aufgrund seiner starken Export-
    -1,1 Punkten eine deutlich verschlech-   orientierung leidet besonders die
    terte Einschätzung der Finanzmarkt-      deutsche Industrie unter dieser Ent-
    experten wider. Seit rund 9 Jahren       wicklung. Die schwächelnde Welt-
    liegen somit erstmals wieder mehr        wirtschaft ist jedoch nicht der einzige
    pessimistische als optimistische Ex-     Grund für die aktuelle Abschwung-
    perteneinschätzungen vor.                phase. Ein Blick auf den jüngst ver-
                                             öffentlichten Auftragsbestand im
    Die wesentlichen Unsicherheiten ha-      Verarbeitenden Gewerbe offenbart,
    ben sich dabei kaum geändert. Die        dass nicht nur die Anzahl der offenen
    mit der Wahl von Boris Johnson wie-      ausländischen, sondern auch die der
    der gestiegene Wahrscheinlichkeit        inländischen Aufträge gleichermaßen
    für einen ungeordneten Brexit und        rückläufig ist. Diese Entwicklung gilt
    die anhaltenden Handelsstreitigkeiten    vor allem für Vorleistungs- und In-
    der USA mit China und Europa domi-       vestitionsgüter. Konsumgüter sind
    nieren wie in den letzten Befragungs-    hingegen weiter gefragt. Dies lässt
    zyklen die Ängste der Unternehmer.       sich dadurch erklären, dass Unter-

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Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

                                           (ifo Geschäftsklima Deutschland, ZEW Finanzmarkttest)                                                                                                                                                                                                       (ifo Geschäftsklima Deutschland, ZEW Finanzmarkttest)
                                                        110                                                                                                                                                         100                                                                                110                                                                                                                                                         100

                                                                                                                                                                                                                           ZEW konjunkturelle Lage (Salden)

                                                                                                                                                                                                                                                                    ifo Geschäftserwartungen (Index)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ZEW konjunkturelle Erwartungen (Salden)
                                                        105                                                                                                                                                         75                                                                                 105                                                                                                                                                         75

                            ifo Geschäftslage (Index)   100                                                                                                                                                         50                                                                                 100                                                                                                                                                         50

                                                         95                                                                                                                                                         25                                                                                  95                                                                                                                                                         25

                                                         90                                                                                                                                                         0                                                                                   90                                                                                                                                                         0

                                                         85                                                                                                                                                         -25                                                                                 85                                                                                                                                                         -25
                                                                                                                                                                                        ifo                                                                                                                                                                                                                                            ifo
                                                         80                                                                                                                                                         -50                                                                                 80                                                                                                                                                         -50
                                                                                                                                                                                        ZEW                                                                                                                                                                                                                                            ZEW
                                                         75                                                                                                                                                         -75                                                                                 75                                                                                                                                                         -75

                                                         70                                                                                                                                                         -100                                                                                70                                                                                                                                                         -100

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             01/2005
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                                                                                                      01/2009
                                                                                                                01/2010
                                                                                                                          01/2011
                                                                                                                                    01/2012
                                                                                                                                              01/2013
                                                                                                                                                        01/2014
                                                                                                                                                                  01/2015
                                                                                                                                                                            01/2016

                                                                                                                                                                                      01/2017

                                                                                                                                                                                                01/2018
                                                                                                                                                                                                          01/2019
                     nehmen ihre Investitionen aufgrund                                                                                       Eine Sonderstellung nimmt nach wie                                                                              Im Gegensatz zu den unterschiedli-                                                                                             Auch im Dienstleistungssektor haben
                     der aktuellen konjunkturellen Abküh-                                                                                     vor das Bauhauptgewerbe ein. Das                                                                                chen Lageeinschätzungen fallen die                                                                                             sich die Geschäftserwartungen im
                     lung deutlich reduzieren. Der private                                                                                    anhaltend niedrige Zinsniveau, eine                                                                             Erwartungen für die kommenden                                                                                                  2. Quartal kontinuierlich eingetrübt.
                     Konsum ist aufgrund der historisch                                                                                       unvermindert hohe Nachfrage nach                                                                                6 Monate, über alle Branchen hin-                                                                                              Mit einem Saldowert von 2,5 % lie-
                     niedrigen Arbeitslosenquote und ge-                                                                                      Wohnimmobilien und der Investi-                                                                                 weg, eher verhalten aus. Der Saldo-                                                                                            gen diese im Juni aber noch knapp
                     stiegenen Reallöhnen hingegen un-                                                                                        tionshochlauf im öffentlichen Sektor                                                                            wert der ifo Geschäftserwartungen                                                                                              im positiven Bereich.
                     vermindert hoch.                                                                                                         sorgen für eine anhaltend gute Bau-                                                                             sank im Juni um 2,1 Prozentpunk-
                                                                                                                                              konjunktur. Diese Situation dürfte                                                                              te gegenüber dem Vormonat Mai                                                                                                  Im Bauhauptgewerbe wird ebenfalls
                     Dies erklärt, warum sich die Lage-                                                                                       sich in den nächsten Monaten kaum                                                                               (-2,9 Prozentpunkte gegenüber dem                                                                                              mit keiner weiteren Verbesserung,
                     einschätzung im Einzelhandel gegen-                                                                                      verändern. Aus den gegenwärtigen                                                                                1. Quartal 2019). Damit liegt der bran-                                                                                        aber auch mit keiner Verschlechte-
                     über dem Jahresbeginn verbessert                                                                                         Verlautbarungen des Direktoriums                                                                                chenübergreifende Saldowert, wie                                                                                               rung, gerechnet. Der überwiegende
                     hat. Der Saldowert der Lageindizes                                                                                       der europäischen Zentralbank lässt                                                                              auch der Saldowert des ZEW Finanz-                                                                                             Teil der Unternehmen geht davon
                     nahm zwischen Januar und Juni 2019                                                                                       sich ableiten, dass sie ihre ultralo-                                                                           markttests, aktuell im negativen Be-                                                                                           aus, dass sich ihre wirtschaftliche
                     um 12,0 Prozentpunkte zu. Im Groß-                                                                                       ckere Geldpolitik weiter fortsetzten                                                                            reich.                                                                                                                         Lage in den kommenden Monaten
                     handel ging der Saldowert im selben                                                                                      wird. Die Finanzierungskonditionen                                                                                                                                                                                                             nicht verändern wird.
                     Zeitraum hingegen um 9,2 Prozent-                                                                                        für Immobilien werden somit auch                                                                                Wenig überraschend ist dabei die an-
                     punkte zurück.                                                                                                           in den kommenden Monaten günstig                                                                                haltend pessimistische Erwartungs-                                                                                             Führende Wirtschaftsforschungs-
                                                                                                                                              bleiben.                                                                                                        haltung im Verarbeitenden Gewerbe.                                                                                             institute sowie die Bundesregierung
                     Die Lageeinschätzung im Verarbei-                                                                                                                                                                                                        Der entsprechende Saldowert liegt                                                                                              folgen der Einschätzung der Unter-
                     tenden Gewerbe hat sich neuerlich                                                                                        Etwas schlechter als im vorangegan-                                                                             mit -11,9 % weiterhin deutlich im ne-                                                                                          nehmen und korrigieren ihre Wachs-
                     verschlechtert. Im Juni ist der Lage-                                                                                    genen Quartal (-6,4 Prozentpunkte),                                                                             gativen Bereich.                                                                                                               tumsprognose für das laufende Jahr
                     saldo um 11,7 Prozentpunkte gegen-                                                                                       aber immer noch überwiegend posi-                                                                                                                                                                                                              nach unten. Aktuelle Prognosen ge-
                     über dem vorangegangenen Quartal                                                                                         tiv, beurteilen die Unternehmen aus                                                                             Überwiegend pessimistisch sind die                                                                                             hen im Mittel von einem 0,9 prozenti-
                     auf 15,8 % gefallen. Eine niedrigerer                                                                                    dem Dienstleistungssektor ihre aktu-                                                                            Aussichten auch im Handel. Dies gilt                                                                                           gen Wachstum des Bruttoinlandspro-
                     Saldowert (15,1 %) wurde zuletzt im                                                                                      elle wirtschaftliche Lage.                                                                                      gleichermaßen für den Einzel- wie                                                                                              dukts aus.
                     Oktober 2014 ausgewiesen.                                                                                                                                                                                                                auch für den Großhandel.

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   7
Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG                                                                                                                                             GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

                                                                                                          ARBEITSMARKT
                     Auch die Verbraucher gehen davon          zen erkennbar, dass die Stimmung
                     aus, dass sich die Konjunktur spür-       der privaten Haushalte kippen könnte.
                     bar abkühlt. Laut der GfK-Konsumkli-                                                             (saisonbereinigt, Basis: alle zivilen Erwerbstätigen, Bundesagentur für Arbeit)
                     mastudie haben sich die Konjunktur-       Die Inflationsrate stieg im Juni auf         7%

                     erwartungen privater Haushalte im         1,6 %, liegt aber immer noch unter-
                     2. Quartal 2019 weiter verschlech-        halb der Zielvorgabe der Europäi-            6%
                     tert. Zuletzt konnte sich der Indikator   schen Zentralbank (EZB) von „unter,
                     aber auf einem Niveau stabilisieren       aber nahe 2,0 %“. Derzeit diskutiert
                     und liegt aktuell bei 2,4 Punkten.        die EZB, die Zielvorgabe anzupassen,         5%

                     Die Einkommenserwartungen sind            um künftig für kurze Zeiträume auch
                     zum Ende des 2. Quartal 2019 deut-        Inflationsraten über 2,0 % zulassen          4%
                     lich zurückgegangen (-12,2 Punkte).       zu können. Tatsächlich hat sie in den           2016     2016   2016   2017   2017      2017    2017    2018     2018   2018   2018   2019   2019
                     Die Verfasser der Studie führen dies      letzten Jahren vergeblich versucht,              Q2       Q3     Q4     Q1     Q2        Q3      Q4      Q1       Q2     Q3     Q4     Q1     Q2

                     auf eine gestiegene Angst vor einem       die Inflationsrate in Richtung der aktu-
                     Arbeitsplatzverlust zurück. Die An-       ellen Zielvorgabe zu steuern. Insofern     Zeigte sich der nationale Arbeits-        (2,6 %) und Baden-Württemberg
                     schaffungsneigung ist im Juni hin-        ist die Anpassung der Formulierung         markt zuletzt weitestgehend robust        (3,0 %) führen den Ländervergleich
                     gegen weiter gestiegen und liegt          weniger bedeutend, als die jüngsten        gegenüber der konjunkturellen Ein-        an. Die Stadtstaaten Berlin (7,8 %)
                     damit immer noch auf einem hohen          Signale, die ohnehin lockere Geld-         trübung, werden im zweiten Quartal        und Bremen (10,0 %) weisen die
                     Niveau. Diese Zahlen spiegeln somit       politik weiter fortzuführen und neben      nun erste Auswirkungen sichtbar.          höchsten Arbeitslosenquoten auf.
                     wider, dass vor allem die private Bin-    möglichen Zinssenkungen und einer          Die Zahl der Arbeitslosen hat sich
                     nennachfrage derzeit die Konjunktur       Ausdehnung der Anleihekäufe auch           zur Jahresmitte saisonbereinigt kaum      Nordrhein-Westfalen (6,5 %) rangiert
                     stützt. Gleichzeitig sind erste Tenden-   weitere Maßnahmen zu diskutieren.          verändert. Zwar nimmt die Zahl der        aufgrund bevölkerungsreicher und
                                                                                                          Beschäftigten aufgrund einer weiter-      stark vom Strukturwandel betroffe-
                                                                                                          hin hohen Arbeitskräftenachfrage zu,      ner Regionen wie dem Ruhrgebiet,
                                                                                                          jedoch schwächer als noch zur Jah-        ebenfalls im letzten Drittel und deut-
                                                                                                          resmitte 2018.                            lich unterhalb der durchschnittlichen
                                                                                                                                                    Arbeitslosenquote der westdeut-
                                                                                                          Nach vorläufiger Hochrechnung der         schen Bundesländer. Die Zahl der Ar-
                                                                                                          Bundesagentur für Arbeit beläuft          beitslosen ist gegenüber dem Vorjahr
                                                                                                          sich die Zahl der erwerbsfähigen Per-     jedoch durchgehend rückläufig.
                                                                                                          sonen ohne Arbeit im Juni auf insge-
                                                                                                          samt 2.216.243. Die Zahl der Arbeits-     Anstiege der Arbeitslosenzahlen lie-
                                                                                                          losen ist damit um 59.544 (-2,6 %)        ßen sich im Vergleich zum Vorjahr im
                                                                                                          gegenüber dem Vorjahresmonat zu-          Saarland, Baden-Württemberg, Ham-
                                                                                                          rückgegangen. Die saisonbereinigte        burg und Bremen beobachten. Dabei
                                                                                                          Arbeitslosenquote entspricht dabei        entwickelt sich die Zahl der Arbeitslo-
                                                                                                          allerdings weiterhin dem Vorjahres-       sen in Ostdeutschland (-6,0 %) deut-
                                                                                                          wert von 5,0 %.                           lich positiver als in Westdeutschland
                                                                                                                                                    (-1,5 %). Ein Trend, der dazu führt,
                                                                                                          Im Vergleich der Arbeitslosenquoten       dass sich die Arbeitslosenquoten von
                                                                                                          der Bundesländer zeigt sich ein wei-      Ostdeutschland (6,2 %) und West-
                                                                                                          testgehend unverändertes Bild. Die        deutschland (4,6 %) einander weiter
                                                                                                          süddeutschen Bundesländer Bayern          annähern.

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Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG                                                                                                                                                                                GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

                                                                               lichem Besetzungstermin, deutet da-      entsprechende Abweichungen nicht                           wicklung; 110 = sehr gute Entwick-
                                                                               rauf hin, dass es Unternehmen auch       branchenspezifisch auftreten, ist die                      lung; 100 = neutrale / gleichbleibende
      (Juni 2019, Basis: alle zivilen Erwerbstätigen,                          weiterhin schwerfällt freie Stellen zu   Analyse jedoch gut dazu geeignet, Be-                      Entwicklung). Die Beschäftigung ent-
               Bundesagentur für Arbeit)                                       besetzen.1                               rufsgruppen mit den stärksten Fach-                        wickelt sich trotz des zu erwartenden
                                                                                                                        kräfteengpässen zu identifizieren.                         konjunkturellen Abschwungs somit
                        Bayern              2,6 %
                                                                               In diesem Zusammenhang liegt die                                                                    deutlich robuster. Das Institut rech-
            Baden-Württemberg                3,0 %                             Schlussfolgerung eines generellen        Die Mehrzahl der bundesweiten Kon-                         net zwar mit einer abflachenden Ar-
                        Hessen                  4,3 %                          Fachkräftemangels nahe. Die Bun-         junkturprognosen weisen auf eine                           beitsmarktdynamik, jedoch warnt es
                Rheinland-Pfalz                 4,3 %                          desagentur für Arbeit weist hierzu       zunehmende Abkühlung des Ge-                               ebenso vor einer Dramatisierung der
               Westdeutschland                   4,6 %
                                                                               in ihrer halbjährlichen Engpassanaly-    schäftsklimas hin. Die verschiede-                         aktuellen Entwicklungen. 3
                                                                               se von Juni 2019, Engpässe jedoch        nen Frühindikatoren des deutschen
                   Deutschland                    4,9 %
                                                                               nicht grundsätzlich, sondern nur für     Arbeitsmarktes deuten an, dass sich                        Insbesondere das Beschäftigungs-
             Schleswig-Holstein                   4,9 %
                                                                               bestimmte Berufsgruppen und Regi-        die bereits erkennbar abflauende                           barometer des ifo Instituts zeigt die
                 Niedersachsen                    4,9 %                        onen, aus. Insbesondere in Gesund-       Dynamik auch auf dem Arbeitsmarkt                          Branchenabhängigkeit der aktuellen
                     Thüringen                      5,1 %                      heits- und Pflegeberufen sowie eini-     zeigen wird.                                               Arbeitsmarktentwicklung auf. Das Ba-
                       Sachsen                      5,3 %                      gen technischen Berufsfeldern liegen                                                                rometer tendierte im Juni auf einem
                   Brandenburg                       5,6 %                     dabei bereits seit Jahren Engpasssi-     Das IAB-Arbeitsmarktbarometer des                          Wert (+100,0 Punkte), den es zuletzt
                                                                               tuationen vor. In der Altenpflege, der   Instituts für Arbeitsmarkt- und Be-                        im März 2016 unterschritt. Insbeson-
                      Saarland                       6,0 %
                                                                               Energietechnik, einer Reihe spezieller   rufsforschung sank im Juni erneut                          dere im Dienstleistungssektor (+14,0)
                      Hamburg                         6,1 %
                                                                               Berufsgruppen des Baugewerbes            und liegt nunmehr zwar weiterhin                           sowie im Bauhauptgewerbe (+11,5)
                Ostdeutschland                        6,2 %
                                                                               wie der Klempnerei, Sanitär-, Hei-       im positiven Bereich, jedoch unter-                        deutet das Barometer, mit zuletzt ge-
            Nordrhein-Westfalen                        6,5 %                   zungs- und Klimatechnik sowie bei        halb des Vorjahreswertes. Dabei                            stiegenen bzw. nur leicht schwäche-
       Mecklenburg-Vorpommern                           6,7 %                  Berufskraftfahrern liegt ein nahezu      ist der negative Trend vor allem ge-                       ren Werten, auf einen Personalausbau
                Sachsen-Anhalt                           7,0 %                 flächendeckender Fachkräftemangel        trieben durch die Arbeitslosigkeits-                       hin. Weniger positive Entwicklungen
                         Berlin                             7,8 %
                                                                               vor. Betrachtet man das Verhältnis       komponente des Barometers. Diese                           erwartet das Institut jedoch für den
                                                                               von gemeldeten Arbeitsstellen zu er-     befand sich zum Ende des 1. Quar-                          Handel (-0,7) und das Verarbeitende
                       Bremen                               10,0 %
                                                                               werbsfähigen Personen ohne Arbeit,       tals 2019, erstmals seit Mai 2016,                         Gewerbe (-8,3). Hier deuteten die
                                                                               stehen einer offenen Stelle aktuell      im negativen Bereich und wies auch                         Salden des Barometers zuletzt auf
                                                                               nur rund zwei Arbeitslose gegen-         im Verlauf des zweiten Quartals                            einen Einstellungsstopp bzw. einen
                          Die Nachfrage nach neuen Arbeits-                    über. Dieses Verhältnis lag in 2008 –    sinkende Werte aus. Das Institut                           Stellenabbau hin. Insgesamt gibt es
                          kräften bewegt sich auch weiterhin                   im Jahr der einsetzenden Finanz- und     rechnet aufgrund der schwachen                             jedoch immer noch mehr Neueinstel-
                          auf einem sehr hohen Niveau. Ins-                    Bankenkrise – bei etwa 1:8.2             Wirtschaftsentwicklung und damit                           lungen als Entlassungen.4
                          gesamt wurden der Bundesagentur                                                               einhergehenden geringeren Job-
                          für Arbeit 797.622 freie Stellen ge-                 Die Analyse der Bundesagentur ba-        chancen, mit zukünftig steigenden                          Die Anzeichen, dass die positive Ar-
                          meldet. Gegenüber dem Vorjahr ist                    siert zwar auf einer umfangreichen       Arbeitslosenzahlen. Zeitgleich weist                       beitsmarktentwicklung deutlich an
                          die Entwicklung der zu besetzenden                   Datengrundlage, jedoch sind die Er-      die Beschäftigungskomponente des                           Dynamik verlieren wird, verdichten
                          Arbeitsstellen jedoch leicht rückläufig              gebnisse teilweise kritisch zu be-       Barometers einen weiterhin positi-                         sich auch im zweiten Quartal des
                          (-1,0 %).                                            trachten. So werden in der offiziellen   ven Wert aus. Dieser entwickelte                           Jahres. Vieles deutet jedoch darauf
                                                                               Statistik beispielsweise nur die der     sich zum Ende des zweiten Quartals                         hin, dass sich der Arbeitsmarkt auf-
                          Die durchschnittliche Vakanzzeit                     Bundesagentur gemeldeten Stellen         zwar leicht rückläufig, jedoch liegt                       grund struktureller Unterschiede in
                          steigt um 14 Tage auf nun 119 Tage.                  berücksichtigt. Die tatsächliche An-     er mit 106 Punkten fortwährend im                          den verschiedenen Wirtschaftszwei-
                          Die größer werdende Zeitspanne,                      zahl offener Stellen kann davon ab-      deutlich positiven Bereich (Skala des                      gen unterschiedlich oder gar gegen-
                          zwischen gewünschtem und tatsäch-                    weichen. Geht man davon aus, dass        Barometers: 90 = sehr schlechte Ent-                       läufig entwickeln wird.

                          1 Bundesagentur für Arbeit: Monatsbericht 06/2019                                             3 Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 27.06.2019
                          2 Bundesagentur für Arbeit: Engpassanalyse 06/2019                                            4 Ifo Schnelldienst 13/2019
10                                                                                                                                                                                                                                              11
Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
BERGISCHES STÄDTEDREIECK
     DAS REGIONALE KONJUNKTURBAROMETER
     Das Regionale Konjunkturbarometer                       junkturprognosen politischen Ent-
     ist ein qualitativer Indikator, der die                 scheidungsträgern mögliche Auswir-
     konjunkturelle Lage und Entwick-                        kungen von kommunalen wirtschafts-
     lung des Bergischen Städtedreiecks                      und finanzpolitischen Maßnahmen
     erfasst. Der Indikator basiert auf                      besser abschätzen zu können.
     einer quartalsweisen Befragung von
     Unternehmen im Bergischen Städte-                       Die Umfrage zum Regionalen Konjunk-
     dreieck zu ihrer aktuellen wirtschaft-                  turbarometer besteht aus vier Fragen:
     lichen Lage sowie ihren Erwartungen
                                                             1.	Die Beurteilung der aktuellen
     hinsichtlich der konjunkturellen Ent-
                                                                Geschäftslage
     wicklung.
                                                             2. Die Geschäftserwartungen für
                                                                die nächsten sechs Monate
     Vergleichbare Indikatoren werden auf
                                                             3. Die aktuelle Nachfragesituation
     nationaler Ebene von verschiedenen
                                                             4. Die Personalplanung für die
     Wirtschaftsforschungsinstituten (z. B.
                                                                nächsten sechs Monate
     ifo, ZEW) bereits seit längerem erho-
     ben und finden in Wirtschaft, Politik                   Die Fragen werden quartalsweise in
     und Medien große Beachtung. Da                          den Sektoren: Verarbeitendes Ge-
     die wirtschaftliche Entwicklung auf                     werbe, Bauhauptgewerbe, Handel
     regionaler Ebene allerdings systema-                    und Dienstleistungen erhoben.
     tisch von der nationalen Entwicklung
     abweichen kann, stellt das Regiona-                     Die Ergebnisse der ersten beiden
     le Konjunkturbarometer ein wichti-                      Fragen bilden die zwei Komponenten
     ges Entscheidungskriterium für die                      des Regionalen Kojunkturbarometers:
     Unternehmen im Bergischen Städte-                       (i) Die Beurteilung der aktuellen Ge-
     dreieck dar. Insbesondere Unterneh-                     schäftslage und (ii) die Erwartungen
     men, deren Produktionsstandorte                         der befragten Unternehmer hinsicht-
     und /oder Absatzmärkte eng mit dem                      lich ihrer Geschäftsentwicklung in
     Bergischen Städtedreieck verbunden                      den kommenden sechs Monaten. Die
     sind, können durch das Regionale                        Frage zur aktuellen Geschäftslage
     Konjunkturbarometer künftig bessere                     kann mit „gut“, „befriedigend“ oder
     Managemententscheidungen treffen.                       „schlecht“ beantwortet werden. Die
     Auch für lokal agierende Finanzin-                      Frage zu den Geschäftserwartungen
     stitute ist die regionale wirtschaft-                   für die nächsten sechs Monate kann
     liche Entwicklung von Bedeutung                         mit „etwas günstiger“, „etwa gleich“
     und sollte in das Risikomanagement                      oder „eher schlechter“ beantwortet
     durch geeignete Kennzahlen einflie-                     werden.5
     ßen. Ebenso helfen regionale Kon-

     5 Die Antwortmöglichkeiten folgen den Empfehlungen der Europäischen Kommission zur Harmonisierung von
       Unternehmens- und Verbraucherstichproben.
12                                                                                                           13
Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                                                          BERGISCHES STÄDTEDREIECK

                                                                        Für die beiden Komponenten wird
                                                                        jeweils der Saldo aus positiven
                                                                        (gut / etwas günstiger) und negativen
                                                                        (schlechter / eher schlechter) Antwor-
                                                           Saldo        ten berechnet. Die beiden Salden
               Gewicht:                                                 können jeweils Werte von -100 %           Für jede Teilstichprobe wird unsere                        einen Geschäftserwartungssaldo für
                31,6 %
                                                                        bis +100 % annehmen. Bewerten             Saldenmethodik einzeln angewen-                            das Bergische Städtedreieck. Das
                                                                        die Teilnehmer z. B. die aktuelle Ge-     det. Aus den Salden wird dann ein                          Regionale Konjunkturbarometer ist
            Produzierendes
               Gewerbe
                                                                        schäftslage zu 60 % mit „gut“, 15 %       gewichteter Mittelwert je Sektor                           das geometrische Mittel aus den bei-
                                                                        mit „befriedigend“ und 25 % mit           berechnet. Bei der Gewichtung in-                          den Salden.
                Saldo
                                                              Firma A   „schlecht“, dann ergibt sich ein Saldo    nerhalb eines Sektors wird berück-
               Gewicht:
                              0-10 Mitarbeiter     Saldo      Firma B   von +35 %.                                sichtigt, wie viele Unternehmen es                         Das Regionale Konjunkturbarometer
                3,3 %
                                                                                                                  für die jeweilige Teilstichprobe im                        ist ein konjunktureller Frühindikator.
                                                              Firma C
                                                                        Da der Beitrag der befragten Unter-       Bergischen Städtedreieck tatsächlich                       Gegenüber amtlichen Statistiken zur
                                                                        nehmen zur regionalen Wirtschafts-        gibt6 und welchen Anteil sie an der                        wirtschaftlichen Entwicklung, wel-
                                                              Firma D
               Gewicht:
                              11-25 Mitarbeiter    Saldo                leistung nicht gleich hoch ist, sondern   gesamten Bruttowertschöpfung des                           che auf Kreisebene nur jährlich und
                4,9 %
                                                              Firma E
                                                                        vielmehr in Abhängigkeit von der Un-      Städtedreiecks haben.7                                     mit einer zeitlichen Verzögerung von
                                                                        ternehmensgröße und der Branchen-                                                                    19 Monaten veröffentlicht werden,
                                                              Firma F
                                                                        zugehörigkeit variiert, verwenden wir     Anschließend werden die so er-                             bietet der Indikator eine zeitnahe
               Gewicht:
                5,4 %
                              26-50 Mitarbeiter    Saldo      Firma G   ein zweistufiges Gewichtungsverfah-       mittelten sektoralen Salden anhand                         Beurteilung der aktuellen Wirt-
                                                              Firma H   ren zur Berechnung der Salden:            ihres Beitrags zur regionalen Brutto-                      schaftslage. Das Regionale Konjunk-
                                                                                                                  wertschöpfung aggregiert. Am Ende                          turbarometer ist besonders geeig-
                                                                        1. Die verschiedenen Sektoren tragen      des zweistufigen Gewichtungsver-                           net, um zyklische Wendepunkte im
                                                              Firma I
               Gewicht:
                             51-250 Mitarbeiter    Saldo
                                                                           in unterschiedlichem Maß zur reg-      fahrens erhalten wir einen sektor-                         Wirtschaftsgeschehen frühzeitig zu
                19,8%
                                                              Firma J      ionalen Wirtschaftsleistung (regio-    übergreifenden Geschäftslage- und                          erkennen.
                                                                           nales BIP) bei. Deshalb werden
                                                              Firma K      die Antworten der Unternehmen
               Gewicht:
                18,3 %
                             251-500 Mitarbeiter   Saldo      Firma L      für jeden Sektor getrennt ausge-
                                                                           wertet.
                                                              Firma M

                                                                        2.	Die Unternehmensgröße hat einen
                                                              Firma N      wesentlichen Einfluss auf den Bei-
               Gewicht:
                48,3 %
                              >500 Mitarbeiter     Saldo      Firma O      trag eines Unternehmens zur regi-
                                                                           onalen Wirtschaftsleistung. Inner-
                                                              Firma P
                                                                           halb eines Sektors werden des-
                                                                           halb nochmals Teilstichproben auf
                                                                           Basis der Unternehmensgröße
                                                                           gebildet. In jeder Teilstichprobe
                                                                           finden sich somit Unternehmen
                                                                           mit ähnlicher Größe und Unter-
                                                                           nehmensgegenstand.

                                                                                                                  6 An dieser Stelle wird die Verteilung der Grundgesamtheit und nicht die Verteilung der Stichprobe berücksichtigt.
                                                                                                                  7 Die Anzahl der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck nach Sektor und Beschäftigungsgrößenklasse sowie
                                                                                                                    Angaben zum Anteil an der Bruttowertschöpfung wurden uns freundlicherweise vom Statistisches Landesamt NRW
                                                                                                                    und vom Statistischen Bundesamt in Form von Sonderauswertungen zur Verfügung gestellt.
14                                                                                                                                                                                                                                                      15
Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                                                               BERGISCHES STÄDTEDREIECK

WIRTSCHAFTLICHE LAGE UND ERWARTUNGEN

                                                                           (Salden Geschäftslage und Geschäftserwartungen)                                                     (gewichtete Salden)
                                                                                                                                                                                 6,1 %         2,0 %         0,6 %
                                                                  100 %
                                                                                                                                                          9,6 %       9,1 %
                           Beurteilung der Geschäftserwartungen              AUFSCHWUNG                                            BOOM                                                                     21,6 %                                    22,4 %

                                                                                                                                                                                 52,0 %
                                                                                                                                                         52,7 %                                75,1 %
                                                                                                                                                                                                                                                                    100,0 %
                                                                                                                                                                     90,9 %
                                                                                                                                                                                                            77,8 %                                    72,4 %
                                                                                                                            Dienstleistungen
                                                                                                                          Gesamt                                                                                        schlecht
                                                                     0%                                                                                                          41,9 %
                                                                                                             Handel                                      37,7 %                                                         befriedigend
                                                                                                                                Baugewerbe
                                                                                                                                                                                               22,9 %
                                                                                                                                                                                                                        gut
                                                                                                                Verarbeitendes                                                                                                                         5,2 %
                                                                                                                  Gewerbe
                                                                                                                                                     Verarbeitendes   Bau-       Handel      Transport &     Dienst-                               Verarbeitendes   Bau-
                                                                                                                 Transport &                            Gewerbe     gewerbe                    Logistik    leistungen                                 Gewerbe     gewerbe
                                                                                                                   Logistik

                                                                             REZESSION                                    ABSCHWUNG
                                                                  -100 %
                                                                      -100 %                          0%                                  100 %
                                                                                                                                                  Im Dienstleistungssektor nahm der           vestitionsgütern verschlechtert hat,
                                                                                          Beurteilung der Geschäftslage                           Lagesaldo gegenüber dem 1. Quartal          wird die positive Gesamtentwicklung
                                                                                                                                                  2019 um 7,5 Prozentpunkte zu und            vor allem durch Anbieter von Kon-
                                                                                                                                                  liegt damit ungefähr auf dem Niveau         sumgütern getrieben. Diese Zweitei-
                      In den vergangenen Jahren hat das                                                Die aggregierte Geschäftslage hat          des 4. Quartals 2018. Mit einem Sal-        lung deckt sich mit der herrschenden
                      anhaltend positive Wirtschaftswachs-                                             sich im 2. Quartal 2019 gegenüber          dowert von 77,2 % bewerten die Un-          Meinung, dass die Konjunktur derzeit
                      tum, über alle Branchen hinweg, zu                                               dem Vorquartal nur leicht verschlech-      ternehmen aus dem Dienstleistungs-          vor allem durch den privaten Konsum
                      einer verbesserten wirtschaftlichen                                              tert (-2,6 Prozentpunkte). Treiber sind    sektor ihre Lage unverändert als sehr       gestützt wird.
                      Situation geführt. Seit dem Herbst                                               hierbei vor allem das Verarbeiten-         positiv.
                      des vergangenen Jahres, verläuft die                                             de Gewerbe und der im Bergischen                                                       Über alle Branchen hinweg, sind die
                      Konjunktur in den beiden wichtigsten                                             Städtedreieck eng damit verbundene         Wie auch auf nationaler Ebene, stellt       Saldowerte für die Geschäftserwar-
                      Sektoren des Bergischen Städtedrei-                                              Transport- und Logistiksektor.             die Lage im bergischen Baugewerbe           tungen im 2. Quartal 2019 gesunken.
                      ecks jedoch sehr unterschiedlich. Im                                                                                        eine Ausnahmesituation dar. Keines          Der branchenübergreifende Saldo
                      Verarbeitenden Gewerbe hat sich                                                  Trotz des neuerlichen Rückgangs des        der befragten Unternehmen ist mit           aus positiven und negativen Antwor-
                      seitdem die wirtschaftliche Lage kon-                                            Saldowerts (-15,6 Prozentpunkte),          der aktuellen wirtschaftlichen Lage         ten, bezogen auf die Geschäftserwar-
                      tinuierlich verschlechtert. Der Dienst-                                          bewertet die überwiegende Anzahl           unzufrieden. Mit einem Saldowert            tungen für die nächsten 6 Monate, ist
                      leistungssektor weist hingegen, trotz                                            der Unternehmen im Verarbeitenden          von 90,9 % ist die Stimmung sogar           um 4,3 Prozentpunkte auf einen neu-
                      der anhaltenden Unsicherheiten, eine                                             Gewerbe ihre Geschäftslage als gut         noch einmal optimistischer als auf          en Tiefstwert von -1,8 % gefallen. Er
                      gute Konjunktur auf. Auch in den ak-                                             oder befriedigend.                         nationaler Ebene.                           liegt damit erstmals im negativen Be-
                      tuellen Lageeinschätzungen ist diese                                                                                                                                    reich. Der überwiegende Teil der ber-
                      Zweiteilung weiterhin zu beachten.                                               Noch deutlicher ist der Rückgang des       Die Lagebeurteilung im Handel hat           gischen Unternehmer geht demnach
                      Die Erwartungen hinsichtlich der                                                 Lagesaldos im Transport- und Logis-        sich im 2. Quartal etwas verbessert         nicht davon aus, dass sich die wirt-
                      wirtschaftlichen Entwicklung fallen                                              tiksektor. Hier fiel der Lagesaldo um      (+10,7 %). Auffällig ist, dass die Lage-    schaftliche Lage in den kommenden
                      jedoch erstmals, über alle Branchen                                              21,1 Prozentpunkte auf einen Wert          beurteilung mit der Art der vertrie-        6 Monaten verbessern wird.
                      hinweg, deutlich verhaltener als im                                              von 20,9 %.                                benen Güter stark variiert. Während
                      vorangegangenen Quartal aus.                                                                                                sich die Lage bei Anbietern von In-

16                                                                                                                                                                                                                                                             17
Report 2/19 - Regionales Konjunkturbarometer
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                 BERGISCHES STÄDTEDREIECK

                                                                                                                      für die USA und für rund ein Viertel ist   In den übrigen Wirtschaftsbereichen
                                                                                                                      China ein wesentlicher Absatzmarkt.        sind die Unternehmen im Bergischen
                                                               (gewichtete Salden)                                    Somit verwundert es kaum, dass der         Städtedreieck nahezu ausschließlich
0,6 %                                                                                    5,0 %                        anhaltende Handelskrieg und das            von der Entwicklung des Binnen-
                                                                8,6 %                                                 Schwächeln der chinesischen Wirt-          marktes abhängig. Jedoch sind diese
21,6 %                                   22,4 %
                                                                                                                      schaft hier ihre volle Wirkung ent-        dadurch nicht automatisch immun
                                                                           65,4 %
                                                                                                                      faltet haben. Damit einhergehend,          gegen die zuvor genannten negativen
                                                                                        80,4 %
                                                                                                                      wird von den Unternehmen aus dem           Entwicklungen. Vielmehr besteht ein
                                                     100,0 %   83,3 %                                                 Verarbeitenden Gewerbe als wich-           indirektes Risiko, das, abhängig vom
77,8 %                                   72,4 %
                                                                                                                      tigster limitierender Faktor eine „un-     Grad der Verflechtung mit dem Verar-
                schlecht                                                                            ungünstiger
                                                                           24,9 %                                     genügende Nachfrage“ genannt.              beitenden Gewerbe, sinkt oder steigt.
                befriedigend                                                                        gleich bleibend
                gut                                                                     14,6 %      günstiger
                                                                                                                                                                 Nachweisbar sind diese Effekte im
                                          5,2 %                 8,1 %      9,7 %
                                                                                                                      Ein weiterer Einflussfaktor, neben der     hiesigen Transport- und Logistiksek-
Dienst-                               Verarbeitendes   Bau-    Handel    Transport &     Dienst-
istungen                                 Gewerbe     gewerbe               Logistik    leistungen                     hohen Exportabhängigkeit, ist der          tor, aber auch bei industrienahen
                                                                                                                      Strukturwandel in der Automobilin-         Dienstleistern sowie Handelsunter-
                                                                                                                      dustrie. Durch die Umstellung auf elek-    nehmen, die ihren Umsatz über-
                                 Einzig im Dienstleistungssektor           ren, zeigt sich in ihren Veränderungs-     trische Antriebsstränge werden gan-        wiegend mit Vorleistungs- und In-
                                 (+9,6 %) gehen mehr Unternehmer           raten ein eindeutiger Trend. Über alle     ze Zulieferbranchen obsolet. Zudem         vestitionsgütern erzielen. Es besteht
                                 von einer positiven als von einer ne-     Sektoren haben sich die Erwartungen        hat die WLTP-Umstellung zu Jahres-         somit die Gefahr, dass die aktuelle
                                 gativen wirtschaftlichen Entwicklung      zunehmend eingetrübt. Es mehren            beginn bei einigen Automobilherstel-       Schwäche im Verarbeitenden Gewer-
                                 aus. Der überwiegende Teil (80,4 %)       sich somit die Zeichen, dass sich die      lern zu Produktionsausfällen geführt.      be auch zunehmend andere Wirt-
                                 rechnet für die kommenden 6 Mo-           Entwicklung in den übrigen Sektoren        Auch im Bergischen Städtedreieck           schaftsbereiche negativ beeinflusst.
                                 nate jedoch mit einer unveränderten       nicht dauerhaft vom anhaltenden Ab-        sind diese Auswirkungen zu spüren,
                                 Geschäftslage.                            schwung im Verarbeitenden Gewer-           da hier einige Automobilzulieferer         An der Umfrage zum Regionalen
                                                                           be entkoppeln kann.                        angesiedelt sind. Hierunter befinden       Konjunkturbarometer für das 2. Quar-
                                 Im Handel (-0,5 %) und im Bauhaupt-                                                  sich jedoch auch Unternehmen, die          tal 2019 haben 204 Unternehmen
                                 gewerbe (0,0 %) erwarten die Unter-       Die aktuelle Schwäche des Verarbei-        bei der Entwicklung elektrischer und       (mit rund 18.000 Beschäftigten) teil-
                                 nehmen ebenfalls keine signifikante       tenden Gewerbes auf nationaler wie         autonom fahrender Fahrzeuge füh-           genommen. Im Verhältnis zur Grund-
                                 Veränderung der Geschäftslage.            auf regionaler Ebene hat jedoch nicht      rend sind und von den aktuellen Ver-       gesamtheit ergibt sich eine ausgegli-
                                                                           nur konjunkturelle, sondern auch           änderungen in der Automobilindus-          chene Verteilung der Unternehmen
                                 Im Verarbeitenden Gewerbe (-15,2 %),      strukturelle Ursachen. Zum einen           trie langfristig profitieren könnten.      über die verschiedenen Sektoren.
                                 sowie im Transport- und Logistik-         weist kein anderer Wirtschaftsbe-
                                 sektor (-24,7 %) fallen die Zukunfts-     reich eine höhere Exportorientierung
                                 aussichten deutlich pessimistischer       auf. Nach unseren aktuellen Befra-
                                 aus. In beiden Sektoren muss mit          gungsergebnissen gilt dies im Bergi-
                                 einer weiteren Verschlechterung der       schen Städtedreieck in besonderem
                                 gesamtwirtschaftlichen Lage in den        Maße. Über zwei Drittel der befrag-
                                 kommenden Monaten gerechnet               ten Unternehmen aus dem Verarbei-
                                 werden.                                   tenden Gewerbe gaben an, dass,
                                                                           neben Deutschland, mindestens ein
                                 Während die absoluten Saldowerte          anderes Land einen wesentlichen
                                 der Geschäftserwartungen über die         Absatzmarkt für sie darstellt. Für rund
                                 einzelnen Wirtschaftsbereiche variie-     ein Drittel der Unternehmen gilt dies

           18                                                                                                                                                                                                             19
BERGISCHES STÄDTEDREIECK

     ARBEITSMARKT
     Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im          Arbeitslosenquote somit wesentlich
     Bergischen Städtedreieck hat sich         höher.
     zum Ende des 2. Quartals 2019 ge-
     genüber dem Vorquartal kaum ver-          Im Vergleich der Unterbeschäfti-
     ändert. Die Zahl der Arbeitslosen         gungsquoten der kreisfreien Städte
     sank, im Vergleich zum Vormonat,          und Gemeinden Nordrhein-Westfa-
     um 265 Personen auf nun 24.917.           lens liegen die drei bergischen Städte
     Gegenüber Juni des Vorjahres ist ein      unterhalb des Landesdurchschnitts.
     Rückgang um 700 Personen zu ver-          Wuppertal belegt dabei, wie im Vor-
     zeichnen. Die Arbeitslosenquote im        quartal, den vorletzten Platz. Solin-
     Bergischen Städtedreieck, bezogen         gen und Remscheid haben im Ver-
     auf alle zivilen Erwerbspersonen, be-     gleich zum Ende des 1. Quartals ihre
     läuft sich dabei auf 7,6 %.               Platzierungen getauscht.

     Teilnehmer an arbeitspolitischen          Wie schon im vorangegangenen
     Maßnahmen, Personen die kurzfristig       Quartal zeigen sich erste Auswirkun-
     arbeitsunfähig sind sowie ältere Ar-      gen der abschwächenden Konjunktur
     beitssuchende nach § 53a SGB II gel-      vor allem bei der Arbeitskräftenach-
     ten als unterbeschäftigt. Sie werden      frage. Die Zahl der Beschäftigten war
     bei der Berechnung der Arbeitslosen-      im März auf den höchsten Stand der
     quote nicht berücksichtigt, jedoch in     letzten 18 Jahre gestiegen. Im Nach-
     der Unterbeschäftigungsquote er-          gang verringerte sich im Mai dieses
     fasst. Die Unterbeschäftigungsquote       Jahres die Zahl der neu registrierten
     bildet damit ein umfassenderes Maß
     für die Gesamtanzahl der Arbeitssu-
     chenden.

                                                        (Mittelwert über Quartalsmonate,
     Arbeitslosenquote und Unterbe-
                                                        Basis: alle zivilen Erwerbstätigen,
     schäftigungsquote können erheb-                        Bundesagentur für Arbeit)
     lich voneinander abweichen. Im
                                                 13 %
     Bergischen Städtedreieck galten zur
     Jahresmitte 43.453 Personen als             12 %

     unterbeschäftigt. Dabei lag der An-         11 %
     teil der darin als arbeitslos erfassten     10 %
     Personen bei rund 57,3 %. Insbeson-
                                                  9%
     dere in Wuppertal übersteigt die An-
     zahl unterbeschäftigter Personen die         8%

     Zahl der Arbeitslosen. Zum Ende des          7%
     2. Quartals lag die Unterbeschäfti-          6%
     gungsquote mit 14,7 % deutlich über            2011
                                                     Q2
                                                           2012
                                                            Q2
                                                                    2013
                                                                     Q2
                                                                           2014
                                                                            Q2
                                                                                  2015
                                                                                   Q2
                                                                                         2016
                                                                                          Q2
                                                                                                2017
                                                                                                 Q2
                                                                                                       2018
                                                                                                        Q2
                                                                                                              2019
                                                                                                               Q2
     der Arbeitslosenquote (8,0 %). Ohne
                                                                  Wuppertal                Remscheid
     die gesonderte Ausweisung von un-                            Solingen                 NRW
     terbeschäftigten Personen wäre die

20                                                                                                                    21
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                         BERGISCHES STÄDTEDREIECK

                                                                          offenen Stellen, die der zuständigen      stehen immer mehr Stellenangebo-         der Bewerberinnen und Bewerber
                                                                          Agentur für Arbeit Solingen-Wup-          te einer geringer werdenden Anzahl       in etwa gleich stark mit dem Aus-
               (Kreise und kreisfreie Städte, Juni 2019,                  pertal gemeldet wurden, um stellen-       von Bewerberinnen und Bewerbern          bildungsangebot an. Insgesamt ste-
                      Bundesagentur für Arbeit)                           weise über 30 Prozent gegenüber           gegenüber. Während die Zahl der          hen im Bergischen Städtedreieck für
                             Coesfeld    4,0 %                            dem Vorjahresmonat. Die Zahl der          Ausbildungssuchenden mit 4.032,          100 Bewerber etwa 78 Ausbildungs-
                               Borken     4,4 %
                                  Olpe    4,6 %                           neu gemeldeten Arbeitsstellen kann        im Vergleich zum Vorjahr leicht rück-    stellen zur Verfügung (+6). Dabei
                               Höxter      5,3 %                          im Jahresverlauf durchaus stärkeren       läufig war (-131), stieg die Zahl der    sind zur Mitte des 2. Quartals mit
                             Steinfurt     5,3 %
                                                                          Schwankungen unterliegen. In Wup-         gemeldeten Ausbildungsstellen um         1.789 Ausbildungsstellen noch etwas
                            Gütersloh       5,5 %
                 Hochsauerlandkreis         5,5 %                         pertal und Solingen liegt sie jedoch      231 auf 3.242. In Remscheid stieg,       mehr Stellen unbesetzt als im Vor-
                           Euskirchen        6,1 %                        bereits seit Jahresbeginn, um zeit-       entgegen diesem Trend, die Zahl          jahresmonat (+63).
               Oberbergischer Kreis          6,1 %
                           Warendorf         6,1 %
                                                                          weise über einem Fünftel, unterhalb
                       Münster, Stadt        6,2 %                        des Vorjahresniveaus.
                 Siegen-Wittgenstein         6,2 %
                                                                                                                    Regionales Beschäftigungs-
                            Paderborn        6,4 %
                     Rhein-Sieg-Kreis        6,4 %                        Auch die Gesamtzahl der aktuell re-       barometer
                                Soest        6,4 %                        gistrierten offenen Stellen, verrin-      Zur Jahresmitte zeigen sich die Unter-   Unternehmen im Handel wider. Un-
                                 Kleve        6,5 %
                            Heinsberg         6,6 %
                                                                          gerte sich im Juni im Vergleich zum       nehmen in der Region erneut etwas        terschiede lassen sich vor allem in
                              Herford         6,8 %                       Vorjahr. Während in Remscheid und         zurückhaltender in Bezug auf einen       den verschiedenen Größenklassen
                   Minden-Lübbecke            6,8 %                       Wuppertal dabei der Bestand an of-        weiteren Stellenaufbau. Der Gesamt-      der Handelsunternehmen ausma-
          Rheinisch-Bergischer Kreis          6,8 %
                   Rhein-Kreis Neuss          6,8 %                       fenen Stellen etwas über dem Vor-         saldo aus den gewichteten positiven      chen. Insbesondere mittlere bis grö-
                              Viersen          7,1 %                      jahresniveau lag, waren in Solingen       und negativen Antworten des Regio-       ßere Handelsunternehmen planen
                      Rhein-Erft-Kreis         7,4 %
                            Mettmann            7,6 %
                                                                          deutlich weniger Stellen zu beset-        nalen Beschäftigungsbarometers be-       einen verstärkten Personalaufbau.
                                 Lippe          7,8 %                     zen als noch zur Jahresmitte 2018.        trägt +12,8 %. Damit sinkt dieser zum
                                Wesel           7,8 %                     Insgesamt waren im Juni 5.137 of-         dritten Mal in Folge im Vergleich zum    Der Saldowert für das Baugewerbe
                     Märkischer Kreis            8,1 %
                  Ennepe-Ruhr-Kreis              8,2 %                    fene Stellen zu besetzen. Dies sind       Vorquartal (-2,5 pp). Der überwiegen-    (+9,1 %) tendiert zur Mitte des Jah-
                          Bonn, Stadt             8,6 %                   27 Stellen weniger als im Juni des        de Teil der Unternehmen plant somit      res weiterhin im positiven Bereich,
                                Düren             8,7 %
                Nordrhein-Westfalen               8,9 %
                                                                          Vorjahres.                                zwar weiterhin zusätzliche Mitarbei-     jedoch etwas schwächer als im Vor-
                Städteregion Aachen                9,0 %                                                            ter einzustellen. Der Trend zu einem     quartal (-4,3 pp). Als Grund kann hier
                                 Unna              9,0 %                  Die dennoch große Anzahl offener          deutlich verlangsamten Beschäfti-        vor allem die vorerst gute Auftrags-
                    Düsseldorf, Stadt              9,3 %
                      Bielefeld, Stadt              9,6 %                 Stellen und die hohen Unterbeschäf-       gungszuwachs setzt sich jedoch fort.     lage genannt werden, der jedoch in
                   Leverkusen, Stadt                9,6 %                 tigungsquoten scheinen in einem                                                    weiten Teilen Fachkräfteengpässe
              Solingen, Klingenstadt                9,6 %
                                                                          Widerspruch zu stehen. Allerdings         Nach deutlichen Rückgängen des           sowie ein Mangel an geeigneten Be-
                    Remscheid, Stadt                 10,0 %
                           Köln, Stadt               10,1 %               lässt sich dieser vor allem dadurch er-   Saldowertes in den letzten beiden        werbern gegenüberstehen.
          Mülheim an der Ruhr, Stadt                 10,2 %               klären, dass es, aufgrund des hohen       Quartalen, plante ein Großteil der
                        Bottrop, Stadt               10,3 %
                      Recklinghausen                  10,7 %              Beschäftigungsniveaus, vermehrt           bergischen Handelsunternehmen            Angesichts fortwährend sinkender
                         Hamm, Stadt                   11,1 %             zu Passungsschwierigkeiten von Be-        zur Jahresmitte wieder verstärkt         Geschäftserwartungen nimmt auch
                       Bochum, Stadt                    11,6 %
                                                                          werbern zur jeweiligen Stellenanfor-      Personal einzustellen. Der Saldo-        die Einstellungsbereitschaft in allen
            Mönchengladbach, Stadt                       12,4 %
                        Krefeld, Stadt                    13,0 %          derung kommt.                             wert im Handel stieg im 2. Quartal       übrigen Wirtschaftszweigen und
                         Hagen, Stadt                     13,1 %                                                    auf +33,1 % und liegt damit deut-        Branchen ab. Der Saldowert des
                  Oberhausen, Stadt                       13,2 %
                     Dortmund, Stadt                       13,7 %
                                                                          Die im 2. Quartal von der Agentur         lich über dem Wert des Vorquartals       Beschäftigungsbarometers für die
                      Duisburg, Stadt                       14,1 %        für Arbeit Solingen-Wuppertal ver-        (+25,3 pp). Wie bereits zum Ende         regionalen Unternehmen im Pro-
                          Essen, Stadt                       14,5 %
                                                                          öffentlichten Informationen zum lo-       des Vorjahres zu erkennen war, spie-     duzierenden Gewerbe (-1,4 pp) und
                         Herne, Stadt                        14,7 %
                    Wuppertal, Stadt                         14,7 %       kalen Ausbildungsmarkt lassen eine        gelt sich hier die Saisonabhängig-       insbesondere der des Wirtschafts-
                Gelsenkirchen, Stadt                             17,2 %   ähnliche Entwicklung erwarten. Hier       keit des Arbeitskräftebedarfs vieler     zweiges Dienstleistungen (-11,5 pp)

22                                                                                                                                                                                                                     23
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                BERGISCHES STÄDTEDREIECK

                                                                                                            GASTBEITRAG
                                                                                                            HUMANRESSOURCEN IM UNTERNEHMEN
                           100%
                                                      (gewichtete Salden)
                                                                                                            ZUVERLÄSSIG UND PRAXISNAH ERFASSEN –
                                                                                                            SO KANN DIE ZUKUNFT DER ARBEIT GELINGEN
                           50%
                                                                                                            Das Projekt HR-Diagnostik
                                                                 33,1 %
                                                                                                            Rainer Wieland und Gabriele Sewz
                                     12,9 %
                                                   9,1 %                         8,3 %

                            0%

                                                                                                            Prof. Dr. Rainer Wieland
                                                                                           -22,1 %
                                                                                                            war Universitätsprofessor für Arbeits- und Organisationspsychologie
                           -50%
                                                                                                            an der Bergischen Universität Wuppertal. Heute leitet er – zusammen
                                        Verarbeitendes Gewerbe      Baugewerbe             Handel
                                        Dienstleistungen            Transport & Logistik
                                                                                                            mit Prof. André Betzer – das Wuppertaler Institut für Unternehmensfor-
                                                                                                            schung und Organisationspsychologie (WIFOP) an der Bergischen Uni-
                                                                                                            versität Wuppertal. Themen seiner Forschung und praktischen Arbeit in
                        zeigen deutlich negative Tendenzen.        ge, aus. Angesichts der sehr schlech-    Unternehmen sind Gesundheitsmanagement, Gefährdungsbeurteilung
                        Die Unternehmen der bergischen Di-         ten Geschäftserwartungen ist nicht       psychischer Belastung, HR-Diagnostik, sowie Digitalisierung und Kompe-
                        gitalwirtschaft (+70,1 %), deren Bran-     damit zu rechnen, dass in nächster       tenzentwicklung. Für ihn sind die Haltung der Menschen, d. h. ihre Kultur
                        che dem Wirtschaftszweig Dienst-           Zeit neues Personal eingestellt wird.    und Wertesysteme, die technologischen und sozialen Verhältnisse und
                        leistungen zugeordnet ist, haben           Insbesondere eine potentielle, saison-   das Verhalten der Menschen die zentralen Stellgrößen dafür, dass Stabili-
                        hingegen einen unverändert hohen           bedingte Belebung zur zweiten Jah-       tät und Wandel in einem Unternehmen erfolgreich gelingen.                         Prof. Dr. Rainer Wieland

                        Personalbedarf.                            reshälfte ist wenig wahrscheinlich.

                        Für Unternehmen aus der Branche            Insgesamt zeigen sich somit, wie auch
                        Transport- und Logistik ist der Per-       auf nationaler Ebene, Unterschiede
                                                                                                            Entscheidend für die Zukunft eines Unternehmens ist zu verstehen,
                        sonalbedarf im Vergleich zum Vor-          über die verschiedenen Wirtschafts-
                                                                                                            dass die digitale Transformation im Kern nicht eine technische, sondern
                        quartal erneut zurückgegangen. Der         zweige und Branchen hinweg. Es
                                                                                                            eine psychosoziale Transformation ist.
                        Saldowert weist mit -22,1 % den            ist zu erkennen, dass vor allem der
                        niedrigsten Wert, der im Regionalen        Personalbedarf im Handel erkenn-
                        Beschäftigungsbarometer ausweis-           baren saisonalen Schwankungen            Die digitale Transformation konfron-    ren, sie beschleunigen und verdich-
                        baren Branchen und Wirtschaftszwei-        unterliegt. Vorwiegend konjunkturell     tiert die Unternehmen mit radikalen     ten Arbeitsprozesse.
                                                                   bedingt, sinkt die Einstellungsbereit-   technologischen, organisationalen
                                                                   schaft im Produzierenden Gewerbe         und sozialen Umbrüchen. Der Einsatz     Die Beschäftigten werden durch den
                                                                   sowie in der Branche Transport und       künstlicher Intelligenz in Produkti-    Einsatz neuer Technologien und digi-
                                                                   Logistik zum wiederholten Mal. Die       ons-, Dienstleistungs- und Verwal-      tal gesteuerter Prozesse ständig mit
Mehr zur bergischen Digitalwirtschaft lesen
                                                                   Personalpläne der bergischen Unter-      tungsprozessen und die digitalen Ver-   neuen Arbeitsinhalten und -aufgaben
Sie in der vierteljährlich erscheinenden
                                                                   nehmen scheinen sich somit an die        netzungen innerhalb und zwischen        konfrontiert. Dabei ist – aufgrund der
„Sonderauswertung Digitalwirtschaft“ unter:
                                                                   sinkenden Geschäftserwartungen an-       Unternehmen erzeugen neuartige          hohen Geschwindigkeit technologi-
www.regionales-konjunkturbarometer.de
                                                                   zupassen.                                und komplexe Organisationsstruktu-      scher Entwicklungen – nicht abseh-

24                                                                                                                                                                                                                 25
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                                                                                BERGISCHES STÄDTEDREIECK

                      bar, wie die (digitalen) Anforderungen                  Zustandes (Physis). Mentale (Den-                        Die Verfügbarkeit des im Unterneh-                         aufmerksam) und negativen, dys-
                      der Arbeit von morgen konkret aus-                      ken), motivationale, emotionale und                      men vorhandenen Wissens ist zum                            funktionalen Beanspruchungszustän-
                      sehen werden. Dementsprechend                           körperliche Zustände bilden die psy-                     großen Teil eine Funktion der Aus-                         den (nervös, aufgeregt, körperlich
                      wissen wir auch nur sehr begrenzt,                      chophysiologischen, energetischen                        prägung in den beschriebenen Be-                           angespannt, körperlich unwohl). Letz-
                      welche Qualifikationen und Kompe-                       Grundlagen unseres Handelns. Die                         anspruchungsdimensionen und des                            tere werden auch als „psychische
                      tenzen geeignet sind, die Anforde-                      aktuelle Ausprägung dieser inneren                       Kontrollerlebens im Arbeitsprozess                         Kosten“ bezeichnet. Abbildung 1 ver-
                      rungen der Arbeitswelt von morgen                       Zustände zeigt an, ob eine Person                        (s. auch Abb. 2). Die psychische Be-                       deutlicht mit dem Job-Strain-Con-
                      erfolgreich zu bewältigen. Die Kom-                     in einer aktuellen Situation, wie z. B.                  anspruchung lässt sich – analog zu                         trol-Resources-Modell (JSCR-Mo-
                      petenzentwicklung und Qualifizierung                    während der Arbeit, viele oder wenig                     einer monetären Kosten / Nutzen-                           dell) diese Zusammenhänge.
                      des Menschen im Arbeitsprozess                          Ressourcen zur Verfügung hat, um                         bilanzierung – als Bilanz von positi-
                      werden deshalb Schlüsselthemen                          anstehende Aufgaben erfolgreich zu                       ven (Nutzenaspekt) und negativen                           Im Alltag erleben wir Menschen,
                      der Zukunft sein. „Lernen im Ar-                        bewältigen.                                              (Kostenaspekt) Beanspruchungszu-                           die fast immer energiegeladen, leis-
                      beitsprozess“ (Learning on the Job)                                                                              ständen darstellen. Die Beanspru-                          tungsbereit und guter Dinge sind; wir
                      schafft/bietet eine zentrale Option,                    Neben diesen inneren Zuständen                           chungsbilanz errechnet sich aus der                        erleben jedoch auch Menschen, die
                      dass die Zukunft der Arbeit gelingt.8                   bzw. Aktivierungsdimensionen, die                        Differenz von positiven, funktionalen                      sich häufiger energielos, wenig leis-
                                                                              wir als psychische Beanspruchung                         Beanspruchungszuständen (energie-                          tungsbereit und zugleich körperlich
                      Damit Menschen ihre strukturellen                       bezeichnen, gibt es eine weitere Di-                     geladen, leistungsbereit, konzentriert,                    angespannt fühlen. Wir gehen in vie-
                      Ressourcen (Fachwissen) nutzen                          mension in unserem Erlebnisspek-                                                                                    len Fällen davon aus, dass diese Zu-
                      und neue Kompetenzen im Arbeits-                        trum, die nicht weniger bedeutsam                                                                                   stände abhängig von relativ überdau-
                                                                                                                                           Job-Strain-Control-Resources-Modell
                      prozess entwickeln können, müssen                       dafür ist, wie wir unsere Arbeitssitu-                        Verfügbarkeit von Humanressourcen im Arbeitsprozess   ernden Eigenschaften einer Person
                      bestimmte innere Voraussetzungen                        ation erleben, und in welchem Maße                                                                                  (z. B. Resilienz, Qualifikation) bzw.
                      erfüllt sein. Analog zum Auto, dessen                   wir bereit und in der Lage sind, unser                                                                              ihrer Persönlichkeit sind. Dies ist je-
                      Funktionen ohne seine energetischen                     Wissen und unsere Kraft während                                                                                     doch nur die halbe Wahrheit. Wir wis-
                      Quellen (z. B. Benzin) nicht abrufbar                   der Arbeit einzusetzen: Das Gefühl,                                                                                 sen aus unseren Studien zur psychi-
                      sind, erfordert die Nutzung unseres                     einflussreich zu sein. Wir bezeichnen                                                                               schen Belastung in der Arbeitswelt,
                      Fachwissens und aktuell verfügba-                       dieses Gefühl als Kontrollerleben.                                                                                  dass im Arbeitsprozess die Qualität
                      ren Handlungswissens, ein gewisses                      Kontrolle darüber zu haben, wie wir                                                                                 (positiv vs. negativ) und die Intensität
                      Niveau bestimmter innerer Aktivie-                      unser Leben gestalten, wie wir mit                                                                                  (niedrig vs. hoch) psychischer Bean-
                      rungszustände. Innere Zustände wie                      Arbeitsanforderungen und -belastun-                                                                                 spruchungszustände sowie das Kont-
                      „leistungsbereit“ und „energiegela-                     gen umgehen, ist eine der wesentli-                                                                                 rollerleben durch die Arbeitsaufgaben
                      den“ sind kennzeichnend für die Hu-                     chen Bedingungen, die darüber ent-                                                                                  und ihre Ausführungsbedingungen
                      manressource Motivation. „Konzen-                       scheidet, ob Menschen gesund und                                                                                    (Arbeitsgestaltung) als auch dem
                                                                                                                                       Abbildung 1: Humanressourcen im Spannungsfeld
                      triert“ und „aufmerksam“ indizieren                     leistungsfähig sind, Stress erfolgreich                  von Kontrollerleben und psychischer Beanspru-
                                                                                                                                                                                                  Führungsstil des unmittelbaren Vor-
                      innere Handlungsvoraussetzungen,                        bewältigen oder krank, demotiviert                       chung (Beanspruchungsbilanz)                               gesetzten stark beeinflusst werden.10
                      die für das Denken entscheidend                         oder (längerfristig) arbeitsunfähig
                      sind. Innere Zustände wie „nervös“                      werden. Kontrollverlust stellt für den
                      und „erregt“ kennzeichnen unseren                       Menschen einen der größten Stress-                       Die Verfügbarkeit von Human-
                      momentanen Gefühlszustand (Emo-                         faktoren dar. In der alltäglichen Arbeit                 ressourcen lässt sich zuverlässig
                      tion). „Körperliche Anspannung“                         erlebter Kontrollverlust führt sehr                      messen.
                      und „körperliches Unwohlsein“9 sind                     häufig zu Demotivierung, innerer                         Diesen Humanressourcenansatz für                           lässige und praxistaugliche Messung
                      Ausdruck des aktuellen physischen                       Kündigung oder Burnout.                                  die Praxis nutzbar zu machen, setzt                        der oben beschriebenen Dimensio-
                                                                                                                                       zweierlei voraus: Erstens, die zuver-                      nen. Zweitens, den Nachweis, dass

                      8 s. dazu auch die Beiträge im Forschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal BUW. OUTPUT Nr. 21         10 Wieland, R. (2014). Gestaltungsfreiheit als Zweck und Mittel psychologischer Arbeits- und Organisationsgestaltung.
                      9 Hinweise zur Diagnostik, Nutzbarkeit und empirischen Evidenz dieser Zustandsmessungen im Unternehmenskontext      In P. Sachse & E. Ulich (Hrsg.), Psychologie menschlichen Handelns: Wissen und Denken – Wollen und Tun
                        finden sich bei Wieland & Hammes (2014); s. dazu Fußnote 5 und 6.                                                 (S. 207-242). Lengerich: Pabst.
26                                                                                                                                                                                                                                                                            27
BERGISCHES STÄDTEDREIECK                                                                                                                                                                                                                                                 BERGISCHES STÄDTEDREIECK

                      die Verfügbarkeit der Humanres-                                 nehmen analysiert und auf Basis des                         Das „Projekt HR-Diagnostik“
                      sourcen durch die Gestaltung der                                beschriebenen Humanressourcenan-                            Das Online-Instrument zur Mes-                                sowie zahlreicher Studien in Unter-
                      Arbeitsaufgaben und -prozesse, das                              satzes beurteilt. Diese Form der „Hu-                       sung der Humanressourcen (WSIB)12                             nehmen verschiedener Branchen,
                      Führungsverhalten sowie die indivi-                             manressourcendiagnostik“ bildete                            besteht lediglich aus neun Eigen-                             hinreichende Erfahrungen haben,
                      duellen Ressourcen der Beschäftig-                              den Ausgangspunkt für die Entwick-                          schaftswörtern zur Erfassung des                              Humanressourcenpotenziale zuver-
                      ten positiv beeinflusst werden. Den                             lung von Maßnahmen zur Optimie-                             Kontrollerlebens und psychischer                              lässig zu erfassen und zu beurteilen.
                      Ansatz, den wir in den letzten Jahren                           rung der Humanressourcen und zur                            Beanspruchungszustände während                                Auf dieser Datengrundlage können
                      in der Forschung und in vielen Unter-                           Steigerung der Output- bzw. Zielgrö-                        der Arbeit. Das „Projekt HR-Diag-                             wir Ihnen für ihr Unternehmen ge-
                      nehmen konsequent verfolgt haben,                               ßen. Eine Steigerung der individuellen                      nostik“ zielt darauf ab, überregional                         zielte Hinweise zur Optimierung ihrer
                      basiert deshalb auf einem Modell,                               Kompetenzen bzw. der individuellen                          das Humanressourcenpotenzial ei-                              HR-Ressourcen liefern.
                      dass den Zusammenhang zwischen                                  Ressourcen durch berufsbezogene                             nes Unternehmens zu messen und
                      den strukturellen, gestaltbaren Merk-                           Qualifizierungsmaßnahmen (z. B. Er-                         zu bewerten. Auf der Grundlage der                            Der Erfolg eines Unternehmens in
                      malen eines Unternehmens, den Wir-                              weiterung digitaler Kenntnisse) allein                      errechneten Beurteilungskennwer-                              der Arbeit 4.0 ist nicht nur eine Frage
                      kungen dieser Strukturmerkmale im Ar-                           reicht dabei allerdings nicht aus, um                       te lassen sich gezielte Aussagen zur                          der Technik, sondern in gleicher Wei-
                      beitsprozess sowie die wesentlichen                             die Anforderungen der Digitalisierung                       Ausprägung der im Fünf x Fünf Wir-                            se eine Frage der Erhaltung, Förde-
                      Output- bzw. Zielgrößen abbildet.                               bzw. Arbeit 4.0 zu meistern.11 Ebenso                       kungsmodell beschriebenen struktu-                            rung und konsequenten Entwicklung
                                                                                      wichtig ist, lernförderliche Arbeitsauf-                    rellen Ressourcen (Arbeitsgestaltung,                         seiner Humanressourcen. Dies zei-
                      Auf Grundlage des in Abbildung 2 dar-                           gaben und -strukturen zu schaffen                           Führung und Zusammenarbeit, indi-                             gen Erkenntnisse vieler Disziplinen.16
                      gestellten Fünf x Fünf Wirkungsmo-                              sowie eine Führungs- und Arbeitskul-                        viduelle Ressourcen) einerseits, und                          Für die Praxis wirksame und wissen-
                      dells haben wir inzwischen mehr als                             tur, die Innovation und Kooperation                         den Output-/bzw. Zielgrößen anderer-                          schaftlich überprüfte Konzepte gibt
                      12.000 Arbeitsplätze in ca. 150 Unter-                          fördert.                                                    seits machen.13 Für die Unternehmen,                          es bisher jedoch nur wenige. Machen
                                                                                                                                                  die sich am „Projekt HR-Diagnostik“                           Sie mit im „Projekt HR-Diagnostik“
                                                                                                                                                  beteiligen, bedeutet dies, dass sie für                       und tragen Sie dazu bei, die Zukunft
                                                                                                                                                  ihre Branche eine fundierte Analyse                           der Arbeit für die Menschen erfolg-
                                                                                                                                                  ihres aktuell verfügbaren Humanres-                           reich zu gestalten. Für die Menschen
                                                                                                                                                  sourcenpotenzials bekommen.                                   erfolgreich heißt dabei stets beides:
                                                                                                                                                                                                                human und ökonomisch.
                                                                                                                                                  Möglich wird dies u. a. dadurch, dass
                                                                                                                                                  wir auf der Basis einschlägiger, wis-                         Für weitere Informationen zum „Pro-
                                                                                                                                                  senschaftlich und empirisch fundier-                          jekt HR-Diagnostik“ stehe ich gerne
                                                                                                                                                  ter arbeitspsychologischer Theorien14,                        zur Verfügung (wieland@uni-wupper-
                                                                                                                                                  elaborierter statistischer Verfahren15                        tal.de; mobil: 0179 32 32 261).

                                                                                                                                                  12 	Wieland, R. & Hammes, M. (2014 a). Wuppertaler Screening Instrument Psychische Beanspruchung (WSIB) – Bean-
                                                                                                                                                       spruchungsbilanz und Kontrollerleben als Indikatoren für gesunde Arbeit. Journal Psychologie des Alltagshandelns,
                                                                                                                                                       7, 30-50.
                                                                                                                                                  13	Hammes, M. & Wieland, R. (2017). Von Wirkungen auf Ursachen schließen – Psychische Beanspruchung und die
                                                                                                                                                       Gefährdungsbeurteilung. Journal Psychologie des Alltagshandelns / Psychology of Everyday Activity, Vol. 10 / No. 1,
                      Abbildung 2: Fünf x Fünf Wirkungsmodell zur Integration der Humanressourcendiagnostik in ein ganz-                               ISSN 1998-9970
                      heitliches Modell zur Analyse, Beurteilung und Gestaltung von Humanressourcen im Unternehmen.                               14 	Hacker, W. & Sachse, P. (2014). Allgemeine Arbeitspsychologie – Psychische Regulation von Tätigkeiten (3., vollst.
                                                                                                                                                       überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Ulich, E. (2010). Aufgabengestaltung. In H. Schmidt & U. Kleinbeck (Hrsg.),
                                                                                                                                                       Enzyklopädie der Psychologie, Band „Arbeitspsychologie“ (S. 581–622). Göttingen: Hogrefe.
                                                                                                                                                  15 	Hammes, M. (2016). Psychische Beanspruchung in der Arbeit. Theoretische Begründung, ökonomische Messung
                                                                                                                                                       und praxisnahe Anwendung. Beiträge zur Arbeitspsychologie, Hrsg. P. Sachse & E. Ulich. Lengerich: Pabst Science
                                                                                                                                                       Publishers.
                                                                                                                                                  16 	Frei, F. (2018). Autonomie. So kann die Zukunft gelingen. Lengerich: Pabst Science Publisher. Hacker, W. (2018) Men-
                      11 	VDI-Statusreport, 2016: Arbeitswelt Industrie 4.0. http://jahresbericht.vdi.de/fileadmin/ user_upload/ VDI-Statusre-        schengerechtes Arbeiten in der digitalisierten Welt. Eine wissenschaftliche Handreichung. Schriftenreihe Mensch
                           port_Arbeitswelt_Industrie_4.0.pdf                                                                                          Technik Organisation Hrsg. E. Ulich), Bd. 49. Zürich: vdf Hochschulverlag AG.
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