NABU Kreisverband Celle eV
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Inhaltsverzeichnis Vogel des Jahres - Der Star .............................................................................................. 4 Vorwort................................................................................................................................ 5 Unsere Sandkuhle - ein ökologisches Kleinod................................................................ 8 Müllkippe Natur ................................................................................................................ 11 Zur Birkhahnbalz auf dem Schießplatz Rheinmetall..................................................... 12 Neu gegründete NAJU Hermannsburg/Faßberg floriert! ............................................. 15 Mauersegler haben neues Zuhause an der Waldschule Unterlüß gefunden ............. 20 Was sich in der Gruppe SG Wathlingen so tut...2017 ................................................... 21 Neues von der Naturschutzstiftung Celler Land ........................................................... 23 Aus meinem Garten.......................................................................................................... 24 Der Wolf ist zurück........................................................................................................... 25 Projektförderung durch BINGO / Antrag über 22.200,- € bewilligt.............................. 28 Wanderung um die „Hornbosteler Hutweide“ ............................................................... 29 Über unser NABU Biotop in Paulmannshavekost ......................................................... 30 Schleiereulen - im Flotwedel unter Beobachtung......................................................... 34 Was für ein schönes Dorf oder lasst die alten Bäume stehen! .................................... 35 Fledermausfreundliches Haus in Langlingen ................................................................ 37 Artenvielfalt oder Artensterben?..................................................................................... 38 Weißstorchbericht 2017 für den Kreis Celle .................................................................. 39 Strukurverbesserungen der Lachte durch Kieseinbau mit finanzieller Unterstützung durch NABU-Fluss-Paten ................................................................................................ 46 Bibliographie zu Natur und Umwelt des Landkreises Celle......................................... 48 Veranstaltungsprogramm................................................................................................ 50 Haben Sie Fragen? ........................................................................................................... 52 Notitzen ............................................................................................................................. 53 Impressum ........................................................................................................................ 54 Bildnachweise: Titelseite/Star: naturgucker/A. Schäfferling; Titelseite/Wolf: naturgucker/W. Kühn; Seite 2: naturgucker/A. Schäfferling; Seite 5: G. Seider; Seite 6 unten: G. Seider; Seite 8: R. Livingston; Seiten 9, 10, 11 oben: H.J. Huber; Seite 11 untern: M. Frank; Seite 12: W. Könecke; Seite 14: naturgucker/M. Raabe Finis; Seiten 15-19: J. Webel; Seite 20: G. Seider; Seite 22: W. Könecke; Seite 24: naturgucker/S. Hahn; Seite 26: naturgucker/W. Kühn; Seite 28: R. Wauer; Seite 30: NABU/AvB; Seiten 31-33/ W. Könecke; Seite 34: H. Czeranski; Seite 36: R. Burgdorf-Köneke; Seite 37: M. Frank; Seite 38: naturgucker/A. Schäfferling; Seite 40: G. Papenburg; Seite 42: S. Mentz; Seite 43: G. Braemer; Seite 44: Th. Brandes; Seite 46: S. Mentz; Seite 47: R. Altmüller; 3
Vogel des Jahres - Der Star von Dagmar Westphal ich bin ein star mit schillernd gefiedertem fittich setz ich mich gut in szene na klar bin begabter als mancher sittich und äffe auch handys und hähne bin weder einsam noch arm mit meinem schwarm kenn ich mich aus ich bin ein star brauche ein prächtiges haus einen richtigen kasten na klar ich mag nicht fasten in meinem revier am fuß meiner hohlen kiefer vermiss ich vertrautes getier es wurde rar auf feldern und weiden so rar wie mein täglich geziefer für die ewig hungrige brut - mögt ihr mich leiden dann behandelt mich gut sonst mach ich mich rar: ich bin ein star. 4
Vorwort von Gerhard Seider Liebe NABU-Freunde, im Vorstand des Kreisverbandes wird im April 2019 ein Generationswechsel stattfinden. Der Schatzmeister, der Vorsitzende und die beiden stellvertretenden Vorsitzenden werden aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antreten. Haben Sie Lust und ein wenig Zeit, sich für eines der Vorstandsämter zur Wahl auf der Kreisvertreterversammlung April 2019 zu stellen? Bitte beachten Sie die Stellenausschreibung auf Seite 7 dieses Rundbriefes. RGS Heide-Wendland Ab Januar 2018 hat Frau Andrea Pohlen ihren Hauptarbeitsplatz in der Geschäftsstelle des NABU Kreisverbandes Celle in der Schuhstraße. Frau Pohlen ist vom NABU Landesverband Niedersachsen als Trainee eingestellt worden. Sie soll ab Januar 2019 die Leitung der Regionalgeschäftsstelle (RGS) Heide-Wendland übernehmen. Mit der RGS Heide-Wendland sollen die NABU-Aktiven gezielt vor Ort unterstützt werden, um die Naturschutzarbeit des NABU weiter zu stärken. Den ehrenamtlich tätigen NABU-Mitgliedern wird deshalb administrative Unterstützung zur Seite gestellt. Ferner sollen weitere Menschen gewonnen werden, die sich im Naturschutz engagieren. Am 08. Februar 2018 fand die offizielle Eröffnung der Geschäftsstelle im Beisein des Landesvorsitzenden Dr. Holger Buschmann und vielen Vertretern der Presse statt. Der Vorstand des Kreisverbandes Celle wünscht Andrea Pohlen einen guten Start und gutes Gelingen. 5
Dr. Reinhard Altmüller wurde Anfang November 2017 auf der Kreistagssitzung durch Landrat Klaus Wiswe der „Preis des Landkreises Celle für besondere und herausragende Verdienste um das Gemeinwohl in den Bereichen Kultur, Umwelt oder soziales Engagement“ überreicht. Der Vorstand des NABU Kreisverbandes Celle beglückwünscht Herrn Dr. Altmüller zu dieser Auszeichnung. Am 11. September 2017 haben wir vom NABU Bundesverband die Nachricht erhalten, dass wir wieder beim Handysammelwettbewerb 2017 den 1. Preis gewonnen haben. Damit haben wir seit dem Start 2006 folgende Mengen gesammelt und eingeschickt: 17.400 Stück = ca. 2.300 kg =77 Pakete zu je 30 kg = ca. 50.000 € Das Geld ist in das Projekt „Renaturierung der Unteren Havel“ geflossen. Es grüßt Sie Ihr 6
Stellenausschreibung zum April 2019 müssen folgende Vorstandsämter des NABU Kreisverbandes Celle neu besetzt werden: Vorsitzender/e 1. stellvertr. Vorsitzender/e 2. stellvertr. Vorsitzender/e Schatzmeister/in (alle Positionen ehrenamtlich) Rufen Sie doch einfach mal an: 05141-6668 oder nehmen Sie Kontakt auf: info@nabu-kv-celle.de Kreisverband Celle 7
Unsere Sandkuhle - ein ökologisches Kleinod Hermannsburg/Faßberg von Hans-Jürgen Huber In Oldendorf, auf dem Weg nach Hof Beutzen, hatte während des Zweiten Weltkrieges die Wehrmacht im Wald eine Militär-Baracke errichtet. Die Soldaten waren wahrscheinlich für den Scheinflugplatz im Bornriethmoor und/oder die Flakstellung in der Misselhorner Heide zuständig, die zur Verteidigung des Flugplatzes Faßberg eingerichtet waren. Nach dem Krieg waren in der Baracke „Flüchtlinge“ untergebracht, zeitweise mehr als 10 Familien. Die nicht bewohnten Teile der langen Baracke wurden von den Mietern abgetragen. Mit den Brettern bauten sie sich Holzschuppen, Kaninchen-, Hühner- und Schweineställe. Ende der 1950er-Jahre, nachdem alle Mieter ausgezogen waren, wurde die Baracke verkauft und ganz abgerissen. Das Gelände wurde jetzt als Sandkuhle genutzt. Die Sandkuhle hat eine Fläche von geschätzt ca. 1750 m². Nach Ausbeutung des gelben Sandes wurde die Kuhle aufgegeben und wucherte langsam zu. 1983 übergab die Gemeinde Hermannsburg der DBV-Ortsgruppe Bergen-Hermanns- burg das Gelände einschließlich eines Gebäudes auf dem Nachbargrundstück (heute das „Haus der Natur“) kostenlos zur Nutzung. 2007/08 hat die NABU-Gruppe Hermannsburg/Faßberg erstmals damit begonnen, die aufgelassene Sandkuhle, die mit Erlen, Eichen, Kiefern, Weiden und Birken zugewachsen war, wieder auszulichten. 2009 kam erstmals der Gedanke auf, den Oberboden der Sandkuhle abzuschieben, denn zwei seltene Pflanzen der „Roten Liste“, der Fadenenzian (Cicendia filiformis) und der Zwerglein (Radiola linoides) waren in der Kuhle gefunden worden. Die OG Hermannsburg/Faßberg des NABU hatte in Absprache mit dem Amt für Naturschutz Celle und mit Hilfe des NLWKN diesen Pflanzen, die speziell auf solche seltenen Lebensräume wie diese Sandkuhle angewiesen sind, einen 8
Wuchsraum geschaffen. Es sollte ein Biotop für Kreuzkröten und ein Teich für Zwergbinsen-Gesellschaften entstehen. Die durchgeführten Maßnahmen wurden in 2010 erstmals von Dr. Th. Täuber vom NLWKN begutachtet. Auch Prof. Dr. Th. Kaiser hat die Kuhle mehrfach besucht. Beide waren von der guten Entwicklung des Geländes begeistert. Inzwischen haben wir die Sandkuhle schon mehrfach ausgeschoben, und es haben sich noch weitere sehr seltene Pflanzen angesiedelt, die jeden Aufwand lohnen. Jetzt findet man hier: Als erstes den Fadenenzian (Zindelkraut) (Cicendia filiformis). Der Schmalblättrige Fadenenzian wächst als einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 10 Zentimetern. Die Stängel sind grün, im unteren Bereich bräunlich. In Deutschland kommt Cicendia filiformis nur selten vor. Sie wurde 1996 in der Roten Liste der Pflanzen Deutschlands in Kategorie 1 = „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Es ist hier die einzige nachgewiesene Stelle im Landkreis Celle. Fadenenzian Dann steht in der Sandkuhle ein relativ großer Bestand an Zwerglein (Radiola linoides). Wahrscheinlich der einzige Bestand im Landkreis Celle. Es handelt sich um eine winzige Blütenpflanze aus der Familie der Leingewächse. In Deutschland kommt die Art nur selten vor. In der Roten Liste ist die Pflanze in der Kategorie 2 = „stark gefährdet“ eingestuft. Zwerglein 9
Die Quirlige Knorpelmiere (Illecebrum verticillatum). Die niederliegenden, einfachen oder am Grund verzweigten Stängel sind meist 5 bis 30 Zentimeter lang, dünn, vierkantig und meist rot. Das Knorpelkraut gilt in Deutschland als gefährdet, Rote Liste Kategorie 3. Quirlige Knorpelmiere In einem der Wasserlöcher wurde jetzt der Gewöhnliche Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) entdeckt. Es ist eine fleischfressende Wasserpflanze. Berühren Kleintiere die als Hebel dienenden Klappborsten, z.B. beim Fressen der auf diesen haftenden Bakterienfäden, so schnappt die Klappe nach innen und die Tiere werden mit dem umgebenden Wasser in den Fangschlauch gesogen. Der Vorgang dauert nur 2 Millisekunden und stellt Gewöhnlicher Wasserschlauch somit eine der schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich dar. Anschließend erfolgt die Verdauung und erneutes Auspumpen der Fangdrüse. In Deutschland steht der Gewöhnliche Wasserschlauch auf der Roten Liste Kategorie 3 = „gefährdet“. Der Gemeine Hirschsprung (Corrigiola litoralis) war vorhanden, ist aber in den letzten beiden Jahren nicht mehr gesehen worden. Der Gewöhnliche Hirschsprung besiedelt gerne feuchte Sandstandorte an Flussufern und andere offene, wechselnasse Pionierfluren. Der Gewöhnliche Hirschsprung wächst als kahle, einjährige krautige Pflanze, die am Grund reich verzweigt ist. Die niederliegenden Stängel erreichen Längen von meist 7 bis 25, selten bis zu 50 Zentimetern. Die Wuchsform ähnelt oft flachen, auf dem Boden aufliegenden Polstern. Die Pflanze wirkt insgesamt blau- bis 10
graugrün, sie steht auf der Roten Liste Kategorie 3 = „gefährdet“. Gemeiner Hirschsprung Die genannten Pflanzen haben eine Gemeinsamkeit. Sie wachsen am liebsten in feuchtem, nährstoffarmen, leicht torfigem Sand oder Heideboden, der bei hohem Wasserstand im Winter möglichst mit weitgehend klarem Wasser vollständig überstaut ist, während er im Sommer vollständig trocken fällt. Man findet sie entlang von Teichrändern in Sandkuhlen und Steinbrüchen. Diese Standort-Bedingungen findet man nicht mehr so häufig, hier sind sie gegeben, so lange wir im Rhythmus von zwei Jahren den Sandboden durch Abschieben freihalten. Müllkippe Natur Gruppe SG Wathlingen von Matthias Frank "Anbei befindet sich das traurige Resultat im Rahmen einer kleinen Fahrradtour rund um Nienhagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Beginnend am Biotop Michelwiese, ging es durch die Feld- mark in Richtung Ortseingang Nienhagen. Das Glas habe ich im Nachgang in Nienhorst bei der Sammelstelle eingeworfen. Die Pfandflasche hat noch einen Cent Erlös gebracht. Die weiteren Wertstoffsachen kamen in den "gelben Sack"." Balsam für die Seele 11
Zur Birkhahnbalz auf dem Schießplatz Rheinmetall Gruppe SG Wathlingen von Rüdiger Jerimi Am 24. März 2017 traf sich eine kleine Gruppe von NABU-Mitgliedern (Gerhard Seider, Werner Könecke, Henning Köneke, Rolf Jantz, Jürgen Kühl (Naturschutzbeauftragter des Landkreises), Jürgen Rätz und der Verfasser) zur frühen Stunde in der beginnenden Morgen- dämmerung mit dem Leiter der Forst- verwaltung Rheinmetall in Unterlüß, Rüdiger Quast, um unter seiner sachkundigen Führung in den sonst nicht zugänglichen Bereichen des Schießplatzes nach Birkhühnern zu fahnden und gegebenenfalls die Birkhahnbalz zu erleben. Es mag vielleicht merkwürdig erscheinen, in einem Gelände mit intensiver waffentechnischer Nutzung nach einer derart gefährdeten und seltenen Vogelart suchen zu wollen. Tatsächlich ist dieser Platz aus verschiedenen Gründen nicht nur für das Birkwild, sondern auch für andere Vogelarten interessant. Das Gleiche gilt auch für weitere Tiergruppen. So wurden z.B. ca. 1120 Schmetterlingsarten festgestellt. Auch die Pflanzenwelt ist artenreich vertreten. Wesentlich für die Artenvielfalt ist, dass der Platz • seit über 100 Jahren in mehr oder weniger unveränderter Form genutzt wird • fast völlig ungestörte Tagesaktivitäten der Tiere möglich macht • mit etwa 5500 ha über eine beachtliche Fläche verfügt, die sich in die eigentliche Schießbahn mit einer Länge von 15 km und einer Breite von 800 m als zentralem Kernelement und in umgebende geschlossene Waldstrukturen aufteilt, die ihrerseits etwa 3400 ha ausmachen • über eine Forstverwaltung verfügt, die trotz wirtschaftlicher Notwendigkeiten entschlossen für eine erstaunliche Biotopvielfalt sorgen kann und das auch in der auf den ersten Blick eintönig und gleichförmig anmutenden Heidefläche im Bereich der Schießbahn. Dies geschieht u.a. durch Schaffung von Grenzlinien unterschiedlicher Habitatstrukturen, Steinhaufen, Stehenlassen von kleineren Baumgruppen 12
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So ist eine erstaunliche Biotopvielfalt als Grundlage der Biodiversität entstanden. Eingeschlossen in den Bereich sind auch Teile des Naturschutzgebietes Kiehnmoor (seit 1992) mit einem durch die Aufstauung der Gerdau entstandenen See und einem von der Gerdau durchflossenen Bruchwald, Bereiche, die unter anderem See- und Fischadler sowie Fischotter anziehen. Das Ganze ist nur möglich durch eine aktive Landschaftspflege und eine nachhaltige Forstwirtschaft in den Waldbereichen, die sich in Richtung eines stabileren Mischwaldes entwickeln sollen. Da die Schießbahn aus technischen Gründen von Bäumen freigehalten werden muss, ist eine riesige Heidefläche entstanden, die von Zeit zu Zeit unter Beachtung ökologischer Belange abgebrannt wird, was der Heide aber zur notwendigen Verjüngung verhilft, eine unerlässliche Maßnahme, die allein mit einer Beweidung durch Schafe nicht zu schaffen wäre und ohne die die genannten positiven Nebeneffekte gar nicht auftreten könnten. So hat sich eine beeindruckende Kulturlandschaft entwickelt, die der Natur breitesten Raum lässt. Für die Birkhühner sind so reichhaltige Strukturen mit ihren typischen Lebensansprüchen entstanden, ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen außerhalb des Gebietes. Mit der Trockenlegung der Moorflächen in ganz Norddeutschland in Verbindung mit der rasch zunehmenden Intensivierung der Bearbeitung der landwirtschaftlichen Flächen (euphemistisch gern als "gute landwirtschaftliche Praxis" bezeichnet) ist ihr Bestand zusammengebrochen und in den allermeisten Gebieten sind diese Vögel ausgestorben. Auch auf dem Gelände des Schießplatzes ging seit den 70er- Jahren die Zahl rapide zurück. 1983 waren nur 1 Hahn und zwei Hennen übrig. Die dann ergriffenen Maßnahmen zeigten jedoch bald Erfolg. Der Bestand unterliegt zwar Schwankungen, aber 2016 wurden hier insgesamt 30 Individuen gezählt, davon 20 Hennen und 10 Hähne. Allerdings ist bei der dennoch recht kleinen Anzahl die mögliche Gefährdung durch Prädatoren stets im Auge zu behalten und deren Bestand nach einer entsprechenden Sondergenehmigung zu reduzieren. Und so konnten auch die Exkursionsteilnehmer bald das "Kollern" und die explosiven Zischlaute hören, die die Hähne bei ihrer Balz um die Weibchen von sich geben. Die Vögel selbst waren aber viel zu weit entfernt, um sie sicher zu erkennen. Dann erbarmte sich jedoch ein einzelner Hahn und ließ sich in vollem Sonnenlicht auf einer Birke relativ nahe nieder und demonstrierte so seine beein- druckenden Gefiederfarben. 14
Weitere interessante Beobachtungen waren u.a. Kraniche, Schellenten und Krickenten im Bereich des Stausees, 1 Merlin (Wintergast aus dem hohen Norden), Kornweihe, Raubwürger, Schwarzkehlchen, ein Trupp von 77 Kormoranen im Formationsflug über die Heide, die Rufe einer Knoblauchkröte, ein Rudel von 13 Rothirschen, einige Rehe und zahlreiche Feldlerchen, die ihren Gesang überall ertönen ließen - eine Erinnerung an die Zeiten, in denen Feldlerchengesang über den Feldern eine Selbstverständlichkeit war. Abschließend eine Bemerkung zum Wolf: Nach einem ersten Hinweis auf sein Vorkommen im Gebiet durch eine Fotofalle 2007 konnte 2014 auch der erste Nachweis von Nachwuchs in Gestalt von 3 Welpen erfolgen. Gesehen hat die Gruppe leider keinen Wolf, aber das war ja auch aufgrund seines scheuen Verhaltens nicht zu erwarten Wesentlich ist, dass er überhaupt vorhanden ist und seine Rolle in den ökosystemaren Zusammenhängen wieder einnehmen kann. Neu gegründete NAJU Hermannsburg/Faßberg floriert! Hermannsburg/Faßberg von Joachim Webel Angesichts der zunehmenden Bedeutung virtueller Welten gerade bei Kindern und Jugendlichen erschien es fraglich, ob eine Jugendgruppe des NABU in unserem Raum Bestand haben könne. Würden genug Interessenten die reale Welt der virtuellen vorziehen und sich noch für Tiere, Pflanzen und deren Umwelt begeistern lassen? Würde es gelingen, sie auch im Winter oder bei widrigem Wetter bei Laune zu halten? Zumindest für 2017 lässt sich das bejahen! Hier ein kurzer Rückblick: Auch im Winter des letzten Jahres gab es für die ca. 15 NAJUs im und rund um das Haus der Natur in Oldendorf viel zu tun oder zu entdecken! An den 14-täglichen Zusammenkünften (Sa. 10-12:00 Uhr) wurde stets in der Umgebung etwas gesucht und beobachtet, über ein interessantes Lebewesen referiert, herumgetobt und Musik gemacht. Auch konnte man handfeste Umweltschutzarbeit kennenlernen, zum Beispiel beim Abtransportieren von Kopfweiden- Zweigen, die Ron Livingston zuvor geschnitten hatte. Bei anderen Zusammenkünften wurde z.B. von Joachim Webel über Wespen und Hornissen referiert, ein großes Hornissennest, das Dieter Thieße mitgebracht hatte, seziert und von jedem Kind bzw. Jugendlichen ein 15
Futtersilo gebastelt. Im Februar konnte, wer Zeit und Lust hatte, nachmittags beim Krötenzaun-Bau helfen und an einem regnerischen Abend die Krötenwanderung miterleben. Die Vorfreude auf den Frühling war groß! Auf Streifzügen rund um das Haus der Natur wurden Standvögel beobachtet und die ersten zurückkehrenden Zugvögel entdeckt. So motiviert ging es unter Ron Livingstons Anleitung ans Basteln von Nistkästen für Vögel und solitäre Hautflügler. Auf einer Exkursion rund um die Oldendorfer Teiche beobachteten die NAJUs u.a. Haubentaucher, Kormorane und Kraniche, auch ein Fuchsbau fand großes Interesse. In der benachbarten Kiesgrube konnte das Erwachen der Natur beobachtet werden: laichende Frösche, Kaulquappen, Gelbrandkäferlarven, Wolfsspinnen und vieles mehr gab es zu entdecken ! Besonders schön war die Frühlingsfahrt zum Regionalen Bildungszentrum NABU Gut Sunder über ein Wochenende Anfang Mai. Natürlich wurde gezeltet, viel gespielt, entdeckt und abends am Feuer gechillt. Am Samstag ging es früh in das Naturschutzgebiet Meißendorfer Teiche- Bannetzer Moor. Neben zahlreichen Singvogel-, Gänse- und Entenarten konnten auch Kormorane, Silberreiher und eine Rohrweihe beobachtet werden. Am Nachmittag wurde die Tierwelt einer Fischtreppe untersucht. Neben Stein- und Köcherfliegenlarven gingen auch flache Eintagsfliegenlarven, Dreiecksstrudel- würmer, ein Bachneunauge und viele andere Organismen ins Fangsieb, die anschließend im Gruppenraum mittels Binokular und Demonstrationsmikroskop hinsichtlich Anpassungen an den Lebensraum Fließgewässer untersucht und anschließend wieder freigelassen wurden. Am letzten Abend wurde noch gegrillt, auch stand eine Fledermausexkursion inklusive Fledi-Motti-Spiel und Besuch eines unterirdischen Fledermauskellers auf dem Programm. 16
Im Sommer (Anfang Juli) ging es für eine Woche an die Elbe. Da die meisten älteren NAJU- Mitglieder mit ihren Eltern unterwegs waren, war die Gruppe überschaubar. Der Personen-, Fahrrad- und Gepäcktransport konnte mittels TUS-Bus und Anhänger der Fa. Schulz bewältigt werden. Vielen Dank dafür auch an dieser Stelle! Gezeltet wurde auf einer beschaulichen Wiese auf dem Campingplatz Elbufer bei Darchau direkt an der Elbe, mit eigenem Strand und einer Lagerfeuerstelle. In Eigenregie wurde mit Hilfe einer kleinen Feldküche gekocht: Für den Speiseplan, das Einkaufen, Zubereiten und den Abwasch waren alle zuständig. Tagsüber gab es ungemein viel zu entdecken. So radelte die Gruppe durch die Elbtalaue an einem Tag nach Hitzacker, setzte mit der Fähre über und radelte am östlichen Ufer, überwiegend auf dem Deich, zurück zur Autofähre in Darchau, mit der es noch einmal über das „große Wasser“ ging. Über 20 Störche und ein Rotbauchunken- konzert konnten u.a. erlebt werden! An einem anderen Tag ging es ins Biosphaerium Elbtalaue im Schloss Bleckede. Neben Einblicken in eine bewohnte Biberburg und ein Aquarium mit Elb-Fischen erlebte die Gruppe zahlreiche Mitmachexperimente und Präsentationen zum Thema Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Wieder an einem anderen Tag fuhr der Trupp mit dem TUS-Bus samt Rädern im Anhänger bis Hitzacker , setzte mit der Fähre über, strampelte nach Dömitz, überquerte die Elbe auf der imposanten Dömitzer Brücke und radelte bei schönstem Wetter den idyllischen Fahrradweg am westlichen Ufer zurück. Zahlreiche Störche, Reiher und Greifvögel, überwiegend Milane, konnten hierbei beobachtet werden. Für den letzten Tag war eine Mitmachaktion im Archäologischen Museum Hitzacker gebucht. Das war für alle, auch die 17
Erwachsenen, hochinteressant! Unter der Anleitung eines an den Ausgrabungen der an dieser Stelle gefundenen jungsteinzeitlichen Langhäuser beteiligten Archäologen konnten alle Gruppenmitglieder die Wirksamkeit von Stein- und Bronzebeilen testen, Steinwerkzeuge schlagen, mit Flintsteinen, Kupferkies und Zunderschwamm Feuer entfachen, auf Reibeplatten Korn mahlen, mit dem Mehl Fladen backen und mit Weidenzweigen und Lehm Hauswände bauen. Zwischen den Aktionstagen, an denen meist über 60 km problemlos geradelt wurden, gab es stets einen Ruhetag, an dem viel gespielt und die nähere Umgebung erkundet wurde. Dabei wurde z.B. Teufelszwirn gefunden, eine rötliche, parasitische Pflanze ohne Wurzeln, die vorne wächst, hinten abstirbt und so gleichsam zu ihren Wirtspflanzen kriechen kann. Auch konnte in den Abendstunden ein nah vorbeischwimmender Biber beobachtet werden. Wenn es dunkel wurde, sorgte ein Lagerfeuer für behagliche Wärme und einige der bei den NAJU-Treffen kennengelernten Lieder erklangen zur Gitarre. Auch im Herbst gab es in der Nähe des Hauses der Natur einiges zu entdecken. So bestand bei einem Gruppentreff die Aufgabe, anhand einer Beschreibung eine winzige, gelb blühende Pflanze zu finden (Faden-Enzian) und dabei auch noch sehr vorsichtig zu sein, da diese Pflanze sehr selten ist. Dieses gelang und auch die Aufgabe, Nester von Grabwespen in der Böschung der Kiesgrube zu finden, fiel den Kindern und Jugendlichen nicht schwer. Das Insektenhotel lieferte ergänzendes Anschauungsmaterial in Form von Lehmröhren von Schornsteinwespen und Zeilennestern von Wildbienen. Kein Wunder, dass die NAJUs in diesem Jahr – auch mit Hilfe einiger Natur-Lernspiele, die die angehende Waldpädagogin Kristina Basenau mit ihnen testete - den Eltern und Freunden der NAJU-Gruppe beim Jubiläumsfest deutlich überlegen waren. Am 30. September wurde nämlich die NAJU Hermannsburg-Faßberg 1 Jahr alt, was exakt an diesem Tag gefeiert werden konnte! Dazu hatte Kristina sich eine Umwelt- Rallye mit mehreren Stationen ausgedacht und liebevoll vorbereitet, wobei die Erwachsenen gegen die Jugendlichen und Kinder antraten. Knifflige Aufgaben mussten in Gruppenarbeit gelöst werden, und da die Jugend gewann, durfte sie sich zuerst an dem Salat-, Bratwurst- und Kuchenbuffet bedienen, das die Eltern und Teamer bereitgestellt hatten. Ein Nachmittag, der allen Spaß gemacht hat! Zwei Wochen später ging es in ein kleines, aber charakteristisches Hochmoor nahe Oldendorf. Joachim Webel konnte den Exkursionsteilnehmern u.a. die Charakteristika von 18
Torfmoosen zeigen, deren Wasserkapazität demonstrieren (Bild 13), das Mooralter mit Hilfe einer Holzstange bestimmen und eine unter Wasser lebende fleischfressende Pflanze zeigen (Kleiner Wasserschlauch), die mittels Unterdruck in Fangbläschen Wasserflöhe fangen und verdauen kann. In der Nähe zeigte er ihnen auch noch Runden Sonnentau, der mit Tentakeln und Leimtröpfchen kleine Insekten fängt, und Schlangenbärlapp, eine Sporenpflanze, an der die Entwicklung zu den Samenpflanzen veranschaulicht werden konnte. Kurz vor Weihnachten gab es allerhand zu basteln: Zapfen, bizarre Äste, getrocknete Früchte und vieles mehr regten die Phantasie zum Basteln von Wichteln, Weihnachtsschmuck und Ähnliches an, und das alles in gemütlicher Runde bei duftendem Apfelpunsch im Haus der Natur! Also: wer Lust bekommen hat, in dieser NAJU-Gruppe mitzumachen: Herzlich willkommen! Und wer noch mehr Fotos zu den erwähnten Erlebnissen sehen möchte, kann das unter https://www.nabu- hermannsburg- fassberg.de/unsere- naju-gruppe/ tun! 19
Mauersegler haben neues Zuhause an der Waldschule Unterlüß gefunden Gruppe Unterlüß von Karin Seider Anfang 2011 wurden an der Waldschule in Unterlüß 4 Doppelnisthöhlen für Mauersegler angebracht. Es gab damals ein bedeutendes Brutvorkommen dieser Vögel im Dachbereich der Miethäuser in der Berliner Straße/Ecke Ladenstraße. Aber diese Brutplätze waren offensichtlich schlecht geeignet, weil immer wieder tote Jungvögel gefunden wurden. Deshalb haben wir versucht, den Mauerseglern neue sichere Brutplätze an der Waldschule anzubieten. Es ist bekannt, dass die Vögel sehr ortstreu sind und immer wieder an die alten Brutplätze zurückkommen. Um sie auf die neuen Brutmöglichkeiten aufmerksam zu machen, haben wir ihnen in den ersten 3 Jahren ab Anfang Mai - dann kommen sie aus ihren Überwinterungsgebieten zurück - ihre Kontaktrufe von einer CD vorgespielt. Die in den frühen Morgen- und Abendstunden in Gruppen laut rufend vorbeifliegenden Vögel wurden so auf die Brutquartiere aufmerksam gemacht. Der Erfolg ließ 3 Jahre auf sich warten. Dann konnten wir beobachten, dass ab und zu mal ein Segler in eine Bruthöhle flog. Nach zwei weiteren Jahren konnten wir Kotspuren feststellen und in 2017 war es endlich soweit, dass sie brüteten. Wir beobachteten an 4 Kästen ständigen Ein- und Ausflug und auch mal ein längeres Verweilen in der Bruthöhle. Ob erfolgreich dort gebrütet wurde, war aber leider nicht festzustellen. Wir freuen uns natürlich riesig, dass sich die Mühe gelohnt hat und die Mauersegler ein neues Zuhause gefunden haben. Wir sind gespannt auf das neue Brutjahr. 20
Gruppe SG Wathlingen Was sich in der Gruppe SG Wathlingen so tut...2017 von Siegmar Flindt Am 7. Januar haben wir Kopfweiden am Nahrungsteich der Graureiher an der Fuhse geschneitelt. Der Teich war von einer dicken Eisschicht bedeckt, was uns die Arbeiten erheblich erleichterte. Ein zweiter Trupp konnte parallel dazu in Schepelse noch 5 Kopfweiden schneiden. Mit dem Wetter hatten wir wieder viel Glück, es war zwar kalt und trocken, aber nicht windig. Die Sonne schien sogar mal zwischendurch, sodass es allen richtig Spaß gemacht hat. Nach getaner Arbeit genossen wir, schon traditionell, in aller Ruhe eine heiße Suppe. Am 04. Februar wurde in Groß Ottenhaus geschnitten. Die alten Bäume waren bis zu einigen Metern Höhe mit Heckenrosen und Hopfen berankt und bildeten in der Baumreihe einen eigenen kleinen Urwald. So waren die Arbeiten für alle Helfer anstrengend und für die „Säger“ noch aufwändiger als sonst. Nach einem trockenen und schönen Vormittag konnten wir auch diese Aktion unfallfrei beenden. Am 26. Februar trafen wir uns zu unserer alljährlichen Jahreshauptversammlung. Im Anschluss an den offiziellen Teil fand unter dem Punkt „Verschiedenes“ eine rege Diskussion verschiedener Themen statt. In diesem Jahr ist das Raumordnungsprogramm über die Windkraftstandorte im Landkreis Celle neu aufgelegt worden. In diesem Verfahren wird von den Behörden festgeschrieben, an welchen Stellen noch Windräder errichtet werden können. Daher war es uns wichtig, auf die Bedeutung der Fuhseniederung als Rast- und Brutgebiet für die schlaggefährdete Vogelwelt hinzuweisen. Später, bei einem konkreten Bauprojekt, sind Einwendungen nur schwer möglich. Der NABU SG Wathlingen hat hier zusammen mit dem NABU Wienhausen eine Stellungnahme für die Flächen um Bröckel erarbeitet und eingereicht. Ebenso wird dieses Jahr das seit Mitte der 80er-Jahre bestehende Naturschutzgebiet „Brand“ südlich von Nienhagen als Naturschutzgebiet neu definiert und festgeschrieben. Dies geschieht im Rahmen der EU-weiten FFH-(Flora-Fauna- Habitat)Richtlinie. Damit kommt die Bundesrepublik einer Forderung der EU nach, die schon seit Jahren hätte umgesetzt werden müssen. Hierbei haben wir uns der Stellungnahme des BUND Celle angeschlossen. Die Forderungen in der Stellungnahme entsprachen weitestgehend unseren Vorstellungen, um die erforderlichen Schutzziele im NSG zu erreichen. Wichtigstes Ziel ist und bleibt eine Wiedervernässung des „Brands“, um die bereits geschädigte standorttypische Lebensgemeinschaft zu erhalten bzw. wieder herzustellen. 21
Das vergangene Jahr war sicherlich kein „Wespenjahr“. Sowohl die sonst häufigen sozialen Wespen als auch die selteneren Arten und Hornissen traten nur sporadisch auf. Daher gab es wenige Ortstermine, die es aber in sich hatten. So mussten zwei Hornissennester umgesiedelt und bei einem weiteren Hornissenvolk sogar die Abtötung empfohlen werden. Im Oktober fiel das alljährliche Apfelfest auf der Naturkontaktstation buchstäblich ins Wasser. Die Fläche war derartig überflutet, sodass die Veranstaltung abgesagt werden musste. Am 11.11. waren wir - auch mit viel Humor und Spaß - bei einem Arbeitseinsatz in unserem Schutzgebiet in Paulmanns- havekost tätig. Wir haben eine Steilwand für den Eisvogel verbessert und Fledermauskästen kontrolliert und repariert. Wir befreiten das Ufer des Teiches von aufgelaufenen Erlen. Außerdem entfernten wir an einer Stelle unserer Brachfläche die Vegetation, um Neuansiedlungen von Pflanzen zu ermöglichen und den Lebensraum der dortigen Solitärbienen zu verbessern. Im Dezember ist der Antrag auf Eröffnung des Planfeststellungs- verfahrens zur Haldenabdeckung durch das Unternehmen K+S in Gang gesetzt worden. Die Firma stellt hier verschiedene Planungen vor. Sie möchte z. B. in der Grube Abwässer aus anderen Werken verklappen, anfallendes Nieder- schlagswasser in die Fuhse leiten und die 28 Hektar Salzhalde auf einer Erweiterung um 16 Hektar mit mehr oder weniger belasteten Erden und Bauschutt abdecken. Für uns ist es wichtig, dass die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen auf die Bevölkerung und natürlich auch auf die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu unzumutbaren Belastungen und Schädigungen führen. Auch das sensible Naturschutzgebiet Brand darf nicht durch die Folgen der Bauschuttdeponierung geschädigt werden. Für die langfristige Sicherheit rund um die Salzhalde ist es 22
unerlässlich, dass der größtmögliche Teil des Salzes unter Tage verbracht oder anderweitig verwendet wird. Ob das mit den zurzeit vorherrschenden Vorstellungen in der Politik umsetzbar ist, bleibt fraglich. Bis Anfang März haben wir die Möglichkeit zur Stellungnahme, die wir über den NABU Landesverband einreichen werden, um das Verbandsklagerecht zu sichern. Wir sind ausschließlich ehrenamtlich aktiv und manchmal sind die Aufgaben so umfangreich, dass unser kleiner Kreis nicht alle Projekte abarbeiten kann. Daher ist unser Fokus vielleicht nicht immer dort, wo Sie sich unseren Einsatz wünschen. Sollte Ihnen eine Naturschutzsache auf dem Herzen liegen, die sie schon immer mal umsetzen wollten, sprechen Sie uns an. Wir versuchen, Ihnen nach unseren Möglichkeiten zu helfen. Man bekommt durch neue Akteure auch neue Ideen. Ebenso vergrößert sich der Kreis derer, die so eine Aufgabe bewältigen. Das macht es für alle Beteiligten einfacher und der Spaß kommt dabei auch nicht zu kurz. Neues von der Naturschutzstiftung Celler Land von Prof. Dr. Thomas Kaiser Die Naturschutzstiftung Celler Land konnte im Jahr 2017 die Förderung für fünf Projekte übernehmen: • Trockenrasenpflege bei Müden (Örtze), • Beschaffung von Schellentenkästen für die Meißendorfer Teiche, • Beschaffung von Krötenzäunen für eine Straße bei Langlingen, • Optimierung der Maßnahmen zur Vernässung von Teilflächen der Allerdreckwiesen, • Umweltbildung auf Gut Sunder. Es ergab sich insgesamt für 2017/18 eine auszuschüttende Fördersumme von knapp 3.300 Euro. Das anfängliche Stiftungskapital von 79.360 Euro konnte zwischenzeitlich auf 110.068,76 Euro erhöht werden, was einem Anstieg um 38,7 % entspricht. Im Stiftungsjahr 2016/17 erhielt die Stiftung Zustiftungen in Höhe von 1.207,89 Euro, im Jahr 2017 sogar von über 2.900 Euro. Der NABU-Kreisverband hat im Dezember satzungsgemäß die NABU-Vertreterinnen und Vertreter für den Stiftungsrat benannt. Wiederbenannt wurden Regina Burgdorf-Köneke, Jürgen Rätz, Rainer Wauer und Gerhard Seider. Neu benannt wurden Ronald Livingston und Uwe Kuehn. Die übrigen Mitglieder des Stiftungsrates werden im Sommer 23
2018 gewählt. Von der inzwischen mit Fotos angereicherten Homepage können das Förderantragsformular sowie die Satzung und Geschäftsordnung der Stiftung heruntergeladen werden. Steuerlich absetzbare Zustiftungen für die Naturschutzstiftung Celler Land können auf das Konto der Stiftung bei der Sparkasse Celle eingezahlt werden (IBAN DE 73 2575 0001 0000 2964 00, BIC NOLADE21CEL). Schriftliche Anträge auf Projektförderung sind bis zum 31. Dezember eines jeden Jahres beim Vorsitzenden der Naturschutzstiftung (Prof. Dr. Thomas Kaiser, Am Amtshof 18, 29355 Beedenbostel) einzureichen. Aus meinem Garten Gruppe SG Wathlingen von Regina Burgdorf-Köneke Ich töte keine Tiere. Ausgenommen Zecken. Die zerquetsche ich. Und Mücken. Aber nur, wenn sie mich akut ärgern. Doch im letzten Sommer wurde das anders. Ich wurde zur Nacktschneckenmörderin. Es gruselt mich immer noch, wenn ich daran denke. An manchen Abenden hab ich wohl 50 ins Jenseits befördert. Nach der Tötungsprozedur brauchte ich stets einen Erholungsmoment zum Durchatmen. Denn wohl war mir dabei nicht. Meine Gedanken, wenn ich das Messer ansetzte, ließ ich zu meinen Dahlien fliegen, deren Jungtriebe von Arion lusitanicus, der Spanischen Wegschnecke, gänzlich abgefressen wurden. Nur weil ich mal 3 oder 4 Tage nicht aufgepasst hatte. Unter anderem dachte ich an die 20 cm hohen Sonnenblumen-Jungpflanzen, die mir Siegmar schenkte. Über die ich mich so sehr gefreut hatte und die ebenfalls ratzekahl von der Spanischen Wegschnecke niedergemacht wurden. Wirklich hässlich ist sie ja nicht, Arion lusitanicus, diese wohl doch nicht invasive Art, wenn sie voll ausgestreckt mit den Fühlern die Umgebung abtastend, sich in Bewegung setzt. In meinem Garten will ich sie aber nicht haben. Den Tigerschnegel schon. Er frisst laut Fachliteratur überwiegend abgestorbenes Material Spanische Nackt- schnecken und deren Eier! Limax maximus, Großer Schnegel oder Große Egelschnecke wird 10 bis 20 cm lang und ist schwarz-grau gestreift oder gefleckt. Sie liebt die ganz feuchten Rückzugsbereiche und mag wilde Gärten besonders und ist ein Neozoen aus West- 24 Tigerschnegel
und Südeuropa. (Die Spanische Wegschnecke soll es in Spanien gar nicht geben. Das sei genetisch nachgewiesen. Sie stamme von hier, Mitteleuropa.) Einen meiner grau-schwarzen Schnegel fand ich im Garten an der Innenseite des geschlossenen Deckels unserer gefüllten Regentonne 10 cm über der Wasseroberfläche. Dieses Tier habe ich vorsichtig abgenommen und außen abgesetzt. Mit meinem Bericht will ich auf die Nacktschnecke Tigerschnegel hinweisen. Schauen Sie bei jeder Nacktschneckensichtung genau hin. Freuen Sie sich, ihn im Garten zu haben. Er ist kein „Schädling“. Er räumt Abgestorbenes weg, indem er es vertilgt. Töten sie ihn niemals. Und solch eine Vernichtungsaktion wie letzte Saison bei mir im Garten werde ich nicht noch einmal durchführen. Ich werde mein Grundstück so gestalten, dass Raum vorhanden ist für alle Lebewesen, Tiere, Pflanzen, Mensch. Beete, die Schneckenleckerbissen enthalten, werde ich mit Schneckenzäunen sichern, damit die Weichtiere draußen bleiben. Notfalls muss ich auf einige Pflanzen verzichten. Wie Dahlien. Dahlien hab ich ja schon nicht mehr. Der Wolf ist zurück von Frank Winkler „Ich kann meine Kinder nicht mehr im Garten spielen lassen“, „Kann ich noch ohne Angst im Wald spazieren gehen?“ Immer wieder werden am Stand zur Wolfsinformation derartige Anmerkungen gemacht oder Fragen gestellt. Daran wird deutlich, dass noch viele Ängste bezüglich eines Raubtieres in freier Natur bestehen und dringend aufgeklärt werden muss. Seit dem Jahr 2000 gibt es wieder Wölfe in Deutschland. Ein aus Polen in die Oberlausitz eingewandertes Wolfspaar zog erstmals wieder Welpen auf. Bis dahin gab es über 100 Jahre keine Wölfe mehr in Deutschland. Die Nachstellung durch den Menschen hat zur Ausrottung des Wolfes in Deutschland geführt. Nicht zuletzt die Darstellung in populären Märchen wie „Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ hat bei den Menschen die Ängste vor dem Wolf aufrecht erhalten. Ist es aber wirklich so? Stellt der Wolf eine echte Gefahr für den Menschen dar? Dazu muss man sich die Lebensweise des Wolfes näher betrachten: Wölfe leben in Rudeln. Ein Rudel besteht aus dem Rüden, der Fähe und ihren im Durchschnitt 4 – 6 Kindern (den Welpen). Nach ungefähr 1,5 bis 2 Jahren wandern die Welpen ab und suchen sich eigene Partner und Reviere. Sie haben dann die 25
Geschlechtsreife erreicht. In der Zwischenzeit sind bereits neue Welpen geboren. Bei deren Aufzucht sind die Jährlinge behilflich. Ein Wolfsrevier hat in Mitteleuropa die durchschnittliche Größe von 250 km². Der Landkreis Celle hat 1545 km². Da kann sich jeder ausrechnen, dass die Anzahl der Wölfe im Landkreis „natürlich“ begrenzt ist. Außerdem halten sich die Wolfsrudel ja nicht mit ihren Revieren an Landkreisgrenzen. Das zeigt auch die Verbreitung der Wölfe in Niedersachsen. Das Hauptverbreitungsgebiet der seit 2008 in Niedersachsen beobachteten Wölfe ist im nördlichen Landkreis Celle und nördlich davon. 2012 hat sich das erste Rudel auf dem Truppenübungsplatz Munster etabliert. Derzeit befinden sich auf dem oben genannten Gebiet insgesamt 7 Rudel (Munster, Bergen, Eschede, Rheinmetall Unterlüß, Wietzendorf, Ostenholz, Schneverdingen, Visselhövede und Bispingen). An dem Ausbreitungsgebiet wird deutlich, dass die Wölfe eher Gebiete bevorzugen, die nicht übermäßig bevölkert sind. Gerade auf den Truppenübungsplätzen haben sie ihre Ruhe. Insgesamt gibt es in Niedersachsen derzeit 14 nachgewiesene Wolfsrudel, 2 Wolfspaare, und eine Reihe von Beobachtungen von Einzeltieren. Wie bereits erwähnt, verlassen die Jungwölfe nach durchschnittlich 22 Monaten ihre Rudel, um sich einen Partner/eine Partnerin und ein Revier zu suchen. Dabei legen die Wölfe große Strecken zurück. Das können mehr als 70 km täglich sein. Die neugierigen Jährlinge laufen dabei auch durch Dörfer sowie städtische Randgebiete und verlassen dabei die Wälder. Sie nutzen gerne die vorhandene Infrastruktur. Das heißt aber nicht, 26
dass sie die Scheu vor dem Menschen verloren haben. Wenn man dort tatsächlich einem Wolf begegnet, was für einen Bürger, der nicht in Forst, Wald oder Landwirtschaft tätig ist, äußerst selten vorkommt, sollte der Wolf mit angemessenen Mitteln verjagt werden. In der Regel sieht ein Mensch den Wolf im Wald nicht, weil dieser sich rechtzeitig zurückzieht. Anders kann es bei nicht angeleinten Hunden sein. Diese sieht der Wolf als Konkurrenten und Eindringling in sein Revier an. Deshalb sollten Hunde in Wolfsgebieten angeleint mitgeführt werden. Sollte es trotzdem zu Begegnungen mit dem Wolf kommen, die ein unangenehmes Gefühl aufkommen lassen, sollte man sich an die Regeln im unten stehenden Kasten halten. Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Wolf begegne • Ruhig bleiben und Abstand halten • Nicht wegrennen, langsam rückwärts bewegen • Rufen, in die Hände klatschen, Lärm machen mit einer Trillerpfeife , …. • unter keinen Umständen füttern • keine Abfälle und Essensreste liegen lassen Häufig wird angeführt, dass sich Wölfe auf einem Feld dem Trecker oder auf der Straße einem Auto nähern. Das ist durchaus ein normales Verhalten, denn der Wolf sieht ein stehendes Auto oder einen Trecker nicht als Feind an. Den Menschen darin nimmt er zunächst nicht als einen solchen wahr, so dass für den Wolf kein Anlass zur Flucht besteht. Ich glaube, dass es durchaus möglich ist, auch bei uns den Wolf zu dulden. Dazu ist es notwendig, dass die Menschen informiert sind und es wieder lernen, mit einem Raubtier, das der Wolf zweifellos ist, zusammenzuleben. Daran kommen wir gar nicht vorbei, weil der Wolf internationalen und nationalen Schutzbestimmungen unterliegt. Außerdem ist der Wolf eine Bereicherung unserer Umwelt und Natur. Ich bin zuversichtlich, dass wir es wieder lernen, mit dem Wolf zu leben. Frank Winkler NABU-Wolfsbotschafter 27
Projektförderung durch BINGO / Antrag über 22.200,- € bewilligt Gruppe Winsen/Aller von Rainer Wauer Bingo-Umweltstiftung fördert den Seeadlerschutz in Niedersachsen Die Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN), unterstützt durch den Naturschutzbund Gruppe Winsen/Aller, kann weiter mit der Förderung durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung rechnen. Nachdem die Stiftung schon in den zwei vorherigen Jahren die Beringung der jungen Seeadler gefördert hat, stellt sie jetzt 22.200,- € für die Fortsetzung der Aktion bis zum Jahre 2020 zur Verfügung. Möglichst viele Jungadler aus den bekannten Horsten in Niedersachsen sollen beringt werden, um bei späteren Ringablesungen verbesserte Kenntnisse der Brutreviere, das Verhalten der Brutpaare und das Verbleiben der Jungadler zu erhalten. Auch um immer wieder vorkommende Verluste aufklären zu können, müssen Horste kontrolliert und weitere Maßnahmen eingeleitet werden. „Damit wollen wir unsere Kenntnisse über den Seeadler erweitern und vertiefen, um den Schutz dieser besonders geschützten Vogelart zu verbessern“, sagen die Adlerbetreuer, Peter Görke und sein Stellvertreter, Joachim Schwarz. So können der Schutz und die Verbesserung des Lebensraumes besser an die Verhaltensweise der Seeadler angepasst werden. „Das sind spannende Themen des niedersächsischen Naturschutzes“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Karsten Behr. Die Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN) hat sich bereits 1997 gegründet und kooperiert seit vielen Jahren mit dem NABU Niedersachsen. Der Umfang der Seeadlerreviere in Niedersachsen hat sich erfreulicherweise auf 55 bekannte Reviere erhöht (Stand 2017). Es konnten 33 Bruterfolge festgestellt werden. Dabei sind insgesamt 55 Jungvögel gesund ausgeflogen. Die Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN) benötigt 28
professionelle Unterstützung für die Beringung der Jungadler. Dazu müssen die Adlerhorste, die in großer Höhe von Baumwipfeln angelegt sind, erklettert werden. Dort werden die Tiere direkt beringt, um die Stressbelastung so gering wie möglich zu halten. Anregung für alle NABU-Gruppen: Es lohnt sich und ist nicht schwierig! Die Niedersächsische Bingo-Umwelt- stiftung fördert Umwelt- und Natur- schutzprojekte sowie Projekte zugunsten der Entwicklungszusammenarbeit und der Denkmalpflege. Die Stiftung finanziert sich aus der Glücksspielabgabe und vor allem aus der Bingo-Umweltlotterie. Weitere Informationen unter www.bingo-umweltstiftung.de Wanderung um die „Hornbosteler Hutweide“ Kreisverband Verden von Sylke Bischoff „Durch Beweidung nachhaltig genutzte Kulturlandschaft bedeutet Artenvielfalt." Diese Erkenntnis haben einmal mehr die Exkursionsteilnehmer der Hornbosteler Hutweide gewonnen. Der NABU Bundesverband hatte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wietze und dem NABU Kreisverband Celle zu einer Wanderung rund um das in der Alleraue gelegene Naturschutzgebiet „Hornbosteler Hutweide" eingeladen. Einen Blick in die Vergangenheit gewährte Ulrich Pittius vom NABU Kreisverband Celle den knapp 30 Interessierten; so ist die Hutweide doch ein Zeugnis der in den vergangenen Jahrhunderten üblichen Beweidung der Wälder. Schlehen können sich mit ihren langen Dornen sehr gut vor Verbiss schützen und wachsen daher in mehr oder weniger großen Gruppen in der Hutweide, wusste Herr Pittius zu berichten. Sie bieten Vogelarten wie Nachtigall, Dorngrasmücke, Neuntöter, Gelbspötter und Schwarzkehlchen Nahrung und sind Ansitzwarte, während sich im Inneren geschützt Bäume entwickeln können. Durch das Wälzen der heute dort lebenden Heckrinder und Przewalskipferde entstehen immer wieder offene Bodenbereiche, die neuen Lebensraum für sogenannte Pionierarten wie Silbergras, Bruchkraut, Bauernsenf und Acker-Hornkraut bieten. So entstehen viele verschiedenartige Biotope auf kleinstem Raum. Zusammen mit dem Dung der Tiere ist immer wieder für eine Vielzahl von Insekten und Vögeln der Tisch reich gedeckt. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansprüche und Nahrungsvorlieben kommen beispielsweise viele Spechtarten im Gebiet vor und sind damit Beleg für die Verschiedenartigkeit des Lebensraums. 29
So bieten die mit Gras bewachsenen Ameisen- hügel, die es in der Hutweide in großer Anzahl gibt, z.B. Wendehals und Grünspecht eine hervor- ragende Nahrungs- quelle. Der Mittelspecht mit seinem kleinen Schnabel andererseits ist bei der Nahrungssuche auf grobborkigen Bäumen mit viel stehendem Totholz angewiesen, das die im Gebiet vorkommenden Uralt-Eichen reichlich bieten. Die Teilnehmer waren sich am Ende der Wanderung einig, dass eine schonende Bewirtschaftung und der Erhalt einer kleinteiligen Landschaft zu einer bunten Vielfalt an Pflanzen und Tieren beiträgt und für viele Lebewesen lebensnotwendig ist. Die Wanderung durch die Hornbosteler Hutweide war eine von vier Exkursionen, die der NABU 2017 mit verschiedenen Partnern durchgeführt hat. Zusammen wurden dabei Naturschätze der Aller und ihrer Aue entdeckt und erlebbar gemacht. Weitere Infos finden Sie unter www.nabu.de/aller Über unser NABU Biotop in Paulmannshavekost Gruppe SG Wathlingen von Werner Könecke Nachdem wir Anfang 2007 die rund 2,7 ha Land erwarben, leiteten wir mit finanzieller Unterstützung der Naturschutz- stiftung Celler Land und der Bingo Umweltstiftung Maßnahmen ein, um die für den Naturschutz interessanten Strukturen des Gebietes zu verbessern. Auf der westlichen Wiesenfläche pflanzten wir Obstbäume, auf der mittleren Brachfläche wurde ein Teich angelegt. In den folgenden Jahren schafften wir weitere Kleinstlebensräume. So wurde eine kleine Steilwand für Insekten angelegt, die auch als mögliche Nistwand für den Eisvogel geeignet wäre. Fledermauskästen und Nistkörbe für Waldohreulen wurden aufgehängt. Der vorhandene Wald wird nicht mehr bewirtschaftet, wodurch ein reichhaltiges Angebot an Totholz vorhanden ist. Regelmäßige Pflegemaßnahmen sorgen außerdem für den Erhalt der geschaffenen Biotope. 30
Auf der östlichen, nährstoff- armen Brachfläche soll nur sporadisch eingegriffen werden, um eine Verbuschung zu verhindern. Auch am Teich müssen die auflaufenden Bäumchen und Sträucher von Zeit zu Zeit entfernt werden. Dass nicht jedes Erlenbäumchen entfernt werden sollte, veranschaulicht die Beobachtung von Weidenjungfern bei der Eiablage. Die Obstwiese wird nach unseren Vorgaben regelmäßig gemäht, denn auch hier wachsen sonst Espen und Schlehen in die Wiese hinein. Am südlichen Rand vor einem sandigen Feldweg siedeln, je nach Jahreszeit, Sand-, Hosen-, und Seidenbienen in großen Kolonien. Auf den vegetationsfreien Sandflächen jagen Sandlaufkäfer und Waldeidechsen, bauen solitäre Wespen und Bienen ihre Erdnester. Bei so viel „Nahrung“ für den eigenen Nachwuchs sind auch Brutparasiten wie Blut- und Wespenbienen sowie Hummelschweber zur Stelle. Am Teich jagen Libellen, paaren sich und legen anschließend Eier für die zukünftigen Generationen ab. Frösche, Kröten und Molche nutzen ebenfalls das Gewässer zur Vermehrung. Leider wurden Fische im Teich ausgesetzt, was die Überlebenschancen für den Amphibien- und Libellennachwuchs verschlechtert. Auf den Blumenwiesen und Brachflächen finden Schmetterlinge ihre Nahrung. Raubfliegen und Spinnen erbeuten andere Insekten, wobei besonders die bunte Wespenspinne auffällt. Das Totholz des Waldes ernährt Käfer- und Fliegenlarven. Von dem Insektenreichtum profitieren letztlich auch Vögel und Fledermäuse. Auf der Obstwiese blühen Disteln, Schafgarben, Flockenblumen und natürlich die Obstbäume. Freudig überrascht konnte ich dort im Juli 2016 sogar ein blühendes Tausendgüldenkraut entdecken. Unter dem Eindruck des aktuell beklagten Insektenschwundes kann man sich nur wünschen, dass wir tausende solcher „Inseln“ bekommen. Es würde den Insekten und damit auch allen Tieren, die von Insekten leben, wohl besser ergehen. Tausendgüldenkraut 31
Kleiner Feuerfalter Waldeidechse Sandlaufkäfer Gemeine Binsenjungfer Grünwidderchen Weiden-Sandbiene 32
Blutbiene Wespenspinne Hornisse Tausendgüldenkraut Hummelschweber 33 Hosenbiene
Schleiereulen - im Flotwedel unter Beobachtung Gruppe Wienhausen von Petra Kloß Wenn sie im Frühling die Zeit für gekommen hält, packt Hannelore Czeranski von der Wienhäuser NABU-Gruppe ihren Rucksack mit dem nötigen Material und macht sich auf eine Rundtour durch die Samtgemeinde Flotwedel. Seit fast 13 Jahren fährt die Cellerin - viele Jahre schon gemeinsam mit Gerhard Papenburg aus Nienhagen - dreißig Adressen an. Dahinter verbergen sich Ställe oder Scheunen, in denen Nistkästen für Schleiereulen hängen. Die Kästen übergab der NABU bereits 2005 an interessierte Eulenschützer. Vor Ort angekommen heißt es zunächst, die Bewohner um eine lange Leiter zu bitten. Mit deren Hilfe klettern Papenburg und Czeranski in mitunter schwindelerregende Höhe, denn die Kästen befinden sich oft sieben, acht Meter über dem Boden. Zuerst wird höflich angeklopft – der eventuell brütende oder fütternde Altvogel soll ausfliegen. Dann öffnen sie eine Klappe an der Nisthilfe, um deren Inhalt zu begutachten. In den erfreulichsten Fällen entdecken die beiden Schleiereulenhelfer gesunde Küken, Jungvögel oder ein warmes Gelege. Bedauerlicherweise ging die Anzahl dieser schönen Funde im Laufe der Jahre zurück. Während sie beispielsweise 2008 in 17 Nistkästen 58 Jungvögel registrieren konnten, waren es 2017 nur noch neun mit 27 Jungtieren. Hannelore Czeranski und Gerhard Papenburg bedauern dies sehr. „Der Schleiereule fehlt der Lebensraum, und das Nahrungsangebot ist gering.“ Der großflächige Anbau von Mais und Raps verhindere, dass die Vögel an Mäuse als ihre Hauptbeute herankommen. Auch auf den Dachböden von Bauernhäusern gebe es immer weniger davon. Zudem finden die Eulen in Hofgebäuden und Kirchen keine Brutnischen mehr vor: Sie wurden verschlossen, um beispielsweise Tauben am Brüten zu hindern. Allerdings gibt es doch noch eine freudige Nachricht: Statt Eulen nehmen hin und wieder Turmfalken die Kästen zur Jungenaufzucht an. Vor diesem Hintergrund hält Hannelore Czeranski es für unwahrscheinlich, dass allein das Anbringen weiterer Nisthilfen den Schleiereulenbestand vergrößern könnte, dankt aber herzlich allen, die weitere Gebäude zur Verfügung stellen würden. Und natürlich denen, die der stillen nächtlichen Jägerin ihre Gebäude seit Jahren zum Brüten zur Verfügung stellen. 34
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