NABU Kreisverband Celle eV

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NABU Kreisverband Celle eV
Der
                 Star
                        Vogel des Jahres 2018

                        2 www.NABU.de
mehr zum Vogel des Jahres:
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Inhaltsverzeichnis

Vogel des Jahres - Der Star .............................................................................................. 4
Vorwort................................................................................................................................ 5
Unsere Sandkuhle - ein ökologisches Kleinod................................................................ 8
Müllkippe Natur ................................................................................................................ 11
Zur Birkhahnbalz auf dem Schießplatz Rheinmetall..................................................... 12
Neu gegründete NAJU Hermannsburg/Faßberg floriert! ............................................. 15
Mauersegler haben neues Zuhause an der Waldschule Unterlüß gefunden ............. 20
Was sich in der Gruppe SG Wathlingen so tut...2017 ................................................... 21
Neues von der Naturschutzstiftung Celler Land ........................................................... 23
Aus meinem Garten.......................................................................................................... 24
Der Wolf ist zurück........................................................................................................... 25
Projektförderung durch BINGO / Antrag über 22.200,- € bewilligt.............................. 28
Wanderung um die „Hornbosteler Hutweide“ ............................................................... 29
Über unser NABU Biotop in Paulmannshavekost ......................................................... 30
Schleiereulen - im Flotwedel unter Beobachtung......................................................... 34
Was für ein schönes Dorf oder lasst die alten Bäume stehen! .................................... 35
Fledermausfreundliches Haus in Langlingen ................................................................ 37
Artenvielfalt oder Artensterben?..................................................................................... 38
Weißstorchbericht 2017 für den Kreis Celle .................................................................. 39
Strukurverbesserungen der Lachte durch Kieseinbau mit finanzieller Unterstützung
durch NABU-Fluss-Paten ................................................................................................ 46
Bibliographie zu Natur und Umwelt des Landkreises Celle......................................... 48
Veranstaltungsprogramm................................................................................................ 50
Haben Sie Fragen? ........................................................................................................... 52
Notitzen ............................................................................................................................. 53
Impressum ........................................................................................................................ 54

Bildnachweise:
Titelseite/Star: naturgucker/A. Schäfferling; Titelseite/Wolf: naturgucker/W. Kühn; Seite 2: naturgucker/A. Schäfferling;
Seite 5: G. Seider; Seite 6 unten: G. Seider; Seite 8: R. Livingston; Seiten 9, 10, 11 oben: H.J. Huber; Seite 11 untern: M.
Frank; Seite 12: W. Könecke; Seite 14: naturgucker/M. Raabe Finis; Seiten 15-19: J. Webel; Seite 20: G. Seider; Seite 22: W.
Könecke; Seite 24: naturgucker/S. Hahn; Seite 26: naturgucker/W. Kühn; Seite 28: R. Wauer; Seite 30: NABU/AvB; Seiten
31-33/ W. Könecke; Seite 34: H. Czeranski; Seite 36: R. Burgdorf-Köneke; Seite 37: M. Frank; Seite 38: naturgucker/A.
Schäfferling; Seite 40: G. Papenburg; Seite 42: S. Mentz; Seite 43: G. Braemer; Seite 44: Th. Brandes; Seite 46: S. Mentz;
Seite 47: R. Altmüller;

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Vogel des Jahres - Der Star
                                     von Dagmar Westphal

ich bin ein star
mit schillernd gefiedertem fittich
setz ich mich gut in szene
na klar
bin begabter als mancher sittich
und äffe auch handys und hähne
bin weder einsam noch arm
mit meinem schwarm
kenn ich mich aus
ich bin ein star
brauche ein prächtiges haus
einen richtigen kasten
na klar
ich mag nicht fasten
in meinem revier
am fuß meiner hohlen kiefer
vermiss ich vertrautes getier
es wurde rar
auf feldern und weiden
so rar wie mein täglich geziefer
für die ewig hungrige brut -
mögt ihr mich leiden
dann behandelt mich gut
sonst mach ich mich rar:
ich bin ein star.

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Vorwort
                                                                 von Gerhard Seider

Liebe NABU-Freunde,
im Vorstand des Kreisverbandes wird im April 2019 ein
Generationswechsel stattfinden. Der Schatzmeister, der
Vorsitzende und die beiden stellvertretenden Vorsitzenden
werden aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antreten.

Haben Sie Lust und ein wenig Zeit, sich für eines der
Vorstandsämter zur Wahl auf der Kreisvertreterversammlung
April 2019 zu stellen? Bitte beachten Sie die
Stellenausschreibung auf Seite 7 dieses Rundbriefes.

RGS Heide-Wendland

Ab Januar 2018 hat Frau Andrea Pohlen ihren Hauptarbeitsplatz in der Geschäftsstelle
des NABU Kreisverbandes Celle in der Schuhstraße. Frau Pohlen ist vom NABU
Landesverband Niedersachsen als Trainee eingestellt worden. Sie soll ab Januar 2019
die Leitung der Regionalgeschäftsstelle (RGS) Heide-Wendland übernehmen.

Mit der RGS Heide-Wendland sollen die NABU-Aktiven gezielt vor Ort unterstützt
werden, um die Naturschutzarbeit des NABU weiter zu stärken. Den ehrenamtlich
tätigen NABU-Mitgliedern wird deshalb administrative Unterstützung zur Seite
gestellt. Ferner sollen weitere Menschen gewonnen werden, die sich im Naturschutz
engagieren.

Am 08. Februar 2018 fand die
offizielle    Eröffnung      der
Geschäftsstelle im Beisein des
Landesvorsitzenden Dr. Holger
Buschmann        und      vielen
Vertretern der Presse statt. Der
Vorstand des Kreisverbandes
Celle wünscht Andrea Pohlen
einen guten Start und gutes
Gelingen.

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Dr. Reinhard Altmüller wurde Anfang November 2017
                               auf der Kreistagssitzung durch Landrat Klaus Wiswe
                               der
                               „Preis des Landkreises Celle für besondere
                               und herausragende Verdienste um das
                               Gemeinwohl in den Bereichen Kultur, Umwelt
                               oder soziales Engagement“
                               überreicht.

                               Der Vorstand des NABU Kreisverbandes Celle
                               beglückwünscht Herrn Dr. Altmüller zu dieser
                               Auszeichnung.

Am 11. September 2017 haben wir vom NABU Bundesverband die Nachricht erhalten,
dass wir wieder beim Handysammelwettbewerb 2017 den 1. Preis gewonnen haben.
Damit haben wir seit dem Start 2006 folgende Mengen gesammelt und eingeschickt:

      17.400 Stück = ca. 2.300 kg =77 Pakete zu je 30 kg = ca. 50.000 €

Das Geld ist in das Projekt „Renaturierung der Unteren Havel“ geflossen.

Es grüßt Sie

Ihr

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Stellenausschreibung

zum April 2019 müssen folgende
  Vorstandsämter des NABU
     Kreisverbandes Celle
     neu besetzt werden:

            Vorsitzender/e
     1. stellvertr. Vorsitzender/e
     2. stellvertr. Vorsitzender/e
           Schatzmeister/in
    (alle Positionen ehrenamtlich)

                         Rufen Sie doch einfach
                              mal an: 05141-6668
                       oder nehmen Sie Kontakt
                      auf: info@nabu-kv-celle.de

                                     Kreisverband Celle

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Unsere Sandkuhle - ein ökologisches Kleinod                             Hermannsburg/Faßberg

                                                             von Hans-Jürgen Huber

In Oldendorf, auf dem Weg nach Hof Beutzen, hatte
während des Zweiten Weltkrieges die Wehrmacht im Wald
eine Militär-Baracke errichtet. Die Soldaten waren
wahrscheinlich für den Scheinflugplatz im Bornriethmoor
und/oder die Flakstellung in der Misselhorner Heide
zuständig, die zur Verteidigung des Flugplatzes Faßberg
eingerichtet waren. Nach dem Krieg waren in der Baracke
„Flüchtlinge“ untergebracht, zeitweise mehr als 10 Familien.
Die nicht bewohnten Teile der langen Baracke wurden von
den Mietern abgetragen. Mit den Brettern bauten sie sich
Holzschuppen, Kaninchen-, Hühner- und Schweineställe.
Ende der 1950er-Jahre, nachdem alle Mieter ausgezogen
waren, wurde die Baracke verkauft und ganz abgerissen. Das Gelände wurde jetzt als
                                         Sandkuhle genutzt. Die Sandkuhle hat eine
                                         Fläche von geschätzt ca. 1750 m². Nach
                                         Ausbeutung des gelben Sandes wurde die
                                         Kuhle aufgegeben und wucherte langsam zu.
                                         1983 übergab die Gemeinde Hermannsburg
                                         der DBV-Ortsgruppe Bergen-Hermanns-
                                         burg das Gelände einschließlich eines
                                         Gebäudes auf dem Nachbargrundstück
                                         (heute das „Haus der Natur“) kostenlos zur
                                         Nutzung.
                                         2007/08       hat    die    NABU-Gruppe
                                         Hermannsburg/Faßberg erstmals damit
                                         begonnen, die aufgelassene Sandkuhle, die
                                         mit Erlen, Eichen, Kiefern, Weiden und
                                         Birken     zugewachsen      war,     wieder
                                         auszulichten. 2009 kam erstmals der
                                         Gedanke auf, den Oberboden der Sandkuhle
                                         abzuschieben, denn zwei seltene Pflanzen
                                         der „Roten Liste“, der Fadenenzian
                                         (Cicendia filiformis) und der Zwerglein
                                                   (Radiola linoides) waren in der
                                                   Kuhle gefunden worden. Die OG
                                                   Hermannsburg/Faßberg          des
                                                   NABU hatte in Absprache mit
                                                   dem Amt für Naturschutz Celle
                                                   und mit Hilfe des NLWKN diesen
                                                   Pflanzen, die speziell auf solche
                                                   seltenen Lebensräume wie diese
                                                   Sandkuhle angewiesen sind, einen

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Wuchsraum geschaffen. Es sollte ein Biotop für Kreuzkröten und ein Teich für
Zwergbinsen-Gesellschaften entstehen. Die durchgeführten Maßnahmen wurden in
2010 erstmals von Dr. Th. Täuber vom NLWKN begutachtet. Auch Prof. Dr. Th.
Kaiser hat die Kuhle mehrfach besucht. Beide waren von der guten Entwicklung des
Geländes begeistert.
Inzwischen haben wir die Sandkuhle schon mehrfach ausgeschoben, und es haben sich
noch weitere sehr seltene Pflanzen angesiedelt, die jeden Aufwand lohnen. Jetzt findet
man hier:

Als erstes den Fadenenzian (Zindelkraut)
(Cicendia filiformis).
Der Schmalblättrige Fadenenzian wächst
als einjährige krautige Pflanze und erreicht
Wuchshöhen von 1 bis 10 Zentimetern. Die
Stängel sind grün, im unteren Bereich
bräunlich. In Deutschland kommt Cicendia
filiformis nur selten vor. Sie wurde 1996 in
der Roten Liste der Pflanzen Deutschlands
in Kategorie 1 = „vom Aussterben bedroht“
eingestuft. Es ist hier die einzige
nachgewiesene Stelle im Landkreis Celle.

                                Fadenenzian

Dann steht in der
Sandkuhle ein relativ
großer Bestand an
Zwerglein      (Radiola
linoides).
Wahrscheinlich      der
einzige Bestand im
Landkreis Celle. Es
handelt sich um eine
winzige Blütenpflanze
aus der Familie der
Leingewächse.         In
Deutschland kommt
die Art nur selten vor.
In der Roten Liste ist
die Pflanze in der
Kategorie 2 = „stark
gefährdet“ eingestuft.
                                                         Zwerglein

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Die      Quirlige Knorpelmiere (Illecebrum
                                     verticillatum).
                                     Die niederliegenden, einfachen oder am Grund
                                     verzweigten Stängel sind meist 5 bis 30
                                     Zentimeter lang, dünn, vierkantig und meist rot.
                                     Das Knorpelkraut gilt in Deutschland als
                                     gefährdet, Rote Liste Kategorie 3.

                                      Quirlige Knorpelmiere

In einem der Wasserlöcher wurde jetzt
der    Gewöhnliche       Wasserschlauch
(Utricularia vulgaris) entdeckt. Es ist
eine fleischfressende Wasserpflanze.
Berühren Kleintiere die als Hebel
dienenden Klappborsten, z.B. beim
Fressen der auf diesen haftenden
Bakterienfäden, so schnappt die Klappe
nach innen und die Tiere werden mit
dem umgebenden Wasser in den
Fangschlauch gesogen. Der Vorgang
dauert nur 2 Millisekunden und stellt                Gewöhnlicher Wasserschlauch
somit eine der schnellsten Bewegungen
im Pflanzenreich dar. Anschließend erfolgt die Verdauung und erneutes Auspumpen
der Fangdrüse. In Deutschland steht der Gewöhnliche Wasserschlauch auf der Roten
Liste Kategorie 3 = „gefährdet“.

Der Gemeine Hirschsprung (Corrigiola litoralis) war vorhanden, ist aber in den letzten
beiden Jahren nicht mehr gesehen worden. Der Gewöhnliche Hirschsprung besiedelt
gerne feuchte Sandstandorte an Flussufern und andere offene, wechselnasse
Pionierfluren. Der Gewöhnliche Hirschsprung wächst als kahle, einjährige krautige
Pflanze, die am Grund reich verzweigt ist. Die niederliegenden Stängel erreichen
Längen von meist 7 bis 25, selten bis zu 50 Zentimetern. Die Wuchsform ähnelt oft
flachen, auf dem Boden aufliegenden Polstern. Die Pflanze wirkt insgesamt blau- bis

                                         10
graugrün, sie steht auf der Roten
Liste Kategorie 3 = „gefährdet“.

            Gemeiner Hirschsprung

Die genannten Pflanzen haben
eine Gemeinsamkeit. Sie wachsen
am liebsten in feuchtem,
nährstoffarmen, leicht torfigem
Sand oder Heideboden, der bei
hohem Wasserstand im Winter
möglichst mit weitgehend klarem Wasser vollständig überstaut ist, während er im
Sommer vollständig trocken fällt. Man findet sie entlang von Teichrändern in
Sandkuhlen und Steinbrüchen. Diese Standort-Bedingungen findet man nicht mehr so
häufig, hier sind sie gegeben, so lange wir im Rhythmus von zwei Jahren den
Sandboden durch Abschieben freihalten.

Müllkippe Natur                                                          Gruppe SG Wathlingen

                                                                  von Matthias Frank

"Anbei befindet sich das traurige Resultat im Rahmen einer
kleinen Fahrradtour rund um Nienhagen zwischen
Weihnachten und Neujahr.
Beginnend am Biotop Michelwiese, ging es durch die Feld-
mark in Richtung Ortseingang Nienhagen.

Das Glas habe ich im Nachgang in Nienhorst bei der
Sammelstelle eingeworfen. Die Pfandflasche hat noch einen
Cent Erlös gebracht. Die weiteren Wertstoffsachen kamen in den "gelben Sack"."

                                         Balsam für die Seele

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Zur Birkhahnbalz auf dem Schießplatz Rheinmetall                             Gruppe SG Wathlingen

                                                                       von Rüdiger Jerimi

Am 24. März 2017 traf sich eine kleine Gruppe von NABU-Mitgliedern (Gerhard
Seider, Werner Könecke, Henning Köneke, Rolf Jantz, Jürgen Kühl
(Naturschutzbeauftragter des Landkreises), Jürgen Rätz und der Verfasser) zur frühen
                                                               Stunde         in        der
                                                               beginnenden Morgen-
                                                               dämmerung mit dem
                                                               Leiter      der      Forst-
                                                               verwaltung Rheinmetall
                                                               in Unterlüß, Rüdiger
                                                               Quast, um unter seiner
                                                               sachkundigen Führung
                                                               in den sonst nicht
                                                               zugänglichen Bereichen
                                                               des Schießplatzes nach
                                                               Birkhühnern zu fahnden
                                                               und gegebenenfalls die
                                                               Birkhahnbalz zu erleben.
                                                               Es       mag      vielleicht
                                                               merkwürdig erscheinen,
in einem Gelände mit intensiver waffentechnischer Nutzung nach einer derart
gefährdeten und seltenen Vogelart suchen zu wollen. Tatsächlich ist dieser Platz aus
verschiedenen Gründen nicht nur für das Birkwild, sondern auch für andere
Vogelarten interessant. Das Gleiche gilt auch für weitere Tiergruppen. So wurden z.B.
ca. 1120 Schmetterlingsarten festgestellt. Auch die Pflanzenwelt ist artenreich vertreten.

Wesentlich für die Artenvielfalt ist, dass der Platz

   • seit über 100 Jahren in mehr oder weniger unveränderter Form genutzt wird
   • fast völlig ungestörte Tagesaktivitäten der Tiere möglich macht
   • mit etwa 5500 ha über eine beachtliche Fläche verfügt, die sich in die eigentliche
     Schießbahn mit einer Länge von 15 km und einer Breite von 800 m als zentralem
     Kernelement und in umgebende geschlossene Waldstrukturen aufteilt, die
     ihrerseits etwa 3400 ha ausmachen
   • über eine Forstverwaltung verfügt, die trotz wirtschaftlicher Notwendigkeiten
     entschlossen für eine erstaunliche Biotopvielfalt sorgen kann und das auch in der
     auf den ersten Blick eintönig und gleichförmig anmutenden Heidefläche im
     Bereich der Schießbahn. Dies geschieht u.a. durch Schaffung von Grenzlinien
     unterschiedlicher Habitatstrukturen, Steinhaufen, Stehenlassen von kleineren
     Baumgruppen

                                            12
13
So ist eine erstaunliche Biotopvielfalt als Grundlage der Biodiversität entstanden.
Eingeschlossen in den Bereich sind auch Teile des Naturschutzgebietes Kiehnmoor
(seit 1992) mit einem durch die Aufstauung der Gerdau entstandenen See und einem
von der Gerdau durchflossenen Bruchwald, Bereiche, die unter anderem See- und
Fischadler sowie Fischotter anziehen.

Das Ganze ist nur möglich durch eine aktive Landschaftspflege und eine nachhaltige
Forstwirtschaft in den Waldbereichen, die sich in Richtung eines stabileren
Mischwaldes entwickeln sollen. Da die Schießbahn aus technischen Gründen von
Bäumen freigehalten werden muss, ist eine riesige Heidefläche entstanden, die von Zeit
zu Zeit unter Beachtung ökologischer Belange abgebrannt wird, was der Heide aber zur
notwendigen Verjüngung verhilft, eine unerlässliche Maßnahme, die allein mit einer
Beweidung durch Schafe nicht zu schaffen wäre und ohne die die genannten positiven
Nebeneffekte gar nicht auftreten könnten.
So hat sich eine beeindruckende Kulturlandschaft entwickelt, die der Natur breitesten
Raum lässt. Für die Birkhühner sind so reichhaltige Strukturen mit ihren typischen
Lebensansprüchen entstanden, ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen außerhalb des
Gebietes. Mit der Trockenlegung der Moorflächen in ganz Norddeutschland in
Verbindung mit der rasch zunehmenden Intensivierung der Bearbeitung der
landwirtschaftlichen Flächen (euphemistisch gern als "gute landwirtschaftliche Praxis"
bezeichnet) ist ihr Bestand zusammengebrochen und in den allermeisten Gebieten sind
diese Vögel ausgestorben. Auch auf dem Gelände des Schießplatzes ging seit den 70er-
Jahren die Zahl rapide zurück. 1983 waren nur 1 Hahn und zwei Hennen übrig. Die
dann ergriffenen Maßnahmen zeigten jedoch bald Erfolg. Der Bestand unterliegt zwar
Schwankungen, aber 2016 wurden hier insgesamt 30 Individuen gezählt, davon 20
Hennen und 10 Hähne.
Allerdings ist bei der dennoch recht kleinen Anzahl die mögliche Gefährdung durch
                                                     Prädatoren stets im Auge zu
                                                     behalten und deren Bestand
                                                     nach einer entsprechenden
                                                     Sondergenehmigung             zu
                                                     reduzieren.
                                                     Und so konnten auch die
                                                     Exkursionsteilnehmer bald das
                                                     "Kollern" und die explosiven
                                                     Zischlaute hören, die die Hähne
                                                     bei ihrer Balz um die Weibchen
                                                     von sich geben. Die Vögel selbst
                                                     waren aber viel zu weit entfernt,
                                                     um sie sicher zu erkennen. Dann
                                                     erbarmte sich jedoch ein
                                                     einzelner Hahn und ließ sich in
                                                     vollem Sonnenlicht auf einer
                                                     Birke relativ nahe nieder und
                                                     demonstrierte so seine beein-
                                                     druckenden Gefiederfarben.

                                         14
Weitere interessante Beobachtungen waren u.a. Kraniche, Schellenten und Krickenten
im Bereich des Stausees, 1 Merlin (Wintergast aus dem hohen Norden), Kornweihe,
Raubwürger, Schwarzkehlchen, ein Trupp von 77 Kormoranen im Formationsflug
über die Heide, die Rufe einer Knoblauchkröte, ein Rudel von 13 Rothirschen, einige
Rehe und zahlreiche Feldlerchen, die ihren Gesang überall ertönen ließen - eine
Erinnerung an die Zeiten, in denen Feldlerchengesang über den Feldern eine
Selbstverständlichkeit war.

Abschließend eine Bemerkung zum Wolf: Nach einem ersten Hinweis auf sein
Vorkommen im Gebiet durch eine Fotofalle 2007 konnte 2014 auch der erste Nachweis
von Nachwuchs in Gestalt von 3 Welpen erfolgen. Gesehen hat die Gruppe leider
keinen Wolf, aber das war ja auch aufgrund seines scheuen Verhaltens nicht zu
erwarten Wesentlich ist, dass er überhaupt vorhanden ist und seine Rolle in den
ökosystemaren Zusammenhängen wieder einnehmen kann.

Neu gegründete NAJU Hermannsburg/Faßberg floriert!                      Hermannsburg/Faßberg

                                                                 von Joachim Webel

Angesichts der zunehmenden Bedeutung virtueller Welten
gerade bei Kindern und Jugendlichen erschien es fraglich,
ob eine Jugendgruppe des NABU in unserem Raum Bestand
haben könne. Würden genug Interessenten die reale Welt
der virtuellen vorziehen und sich noch für Tiere, Pflanzen
und deren Umwelt begeistern lassen? Würde es gelingen, sie
auch im Winter oder bei widrigem Wetter bei Laune zu
halten? Zumindest für 2017 lässt sich das bejahen! Hier ein
kurzer Rückblick:
Auch im Winter des letzten Jahres gab es für die ca. 15
NAJUs im und rund um das Haus der Natur in Oldendorf
viel zu tun oder zu entdecken! An den 14-täglichen
Zusammenkünften (Sa. 10-12:00 Uhr) wurde stets in der
Umgebung etwas gesucht und beobachtet, über ein interessantes Lebewesen referiert,
herumgetobt und Musik gemacht. Auch konnte man handfeste Umweltschutzarbeit
kennenlernen,      zum     Beispiel   beim
Abtransportieren       von     Kopfweiden-
Zweigen, die Ron Livingston zuvor
geschnitten      hatte.    Bei      anderen
Zusammenkünften wurde z.B. von Joachim
Webel über Wespen und Hornissen
referiert, ein großes Hornissennest, das
Dieter Thieße mitgebracht hatte, seziert
und von jedem Kind bzw. Jugendlichen ein

                                        15
Futtersilo gebastelt. Im Februar konnte, wer
                                       Zeit und Lust hatte, nachmittags beim
                                       Krötenzaun-Bau helfen und an einem
                                       regnerischen Abend die Krötenwanderung
                                       miterleben.

                                       Die Vorfreude auf den Frühling war groß!
                                       Auf Streifzügen rund um das Haus der Natur
                                       wurden Standvögel beobachtet und die
                                       ersten zurückkehrenden Zugvögel entdeckt.
                                       So motiviert ging es unter Ron Livingstons
                                       Anleitung ans Basteln von Nistkästen für
                                       Vögel und solitäre Hautflügler. Auf einer
                                       Exkursion rund um die Oldendorfer Teiche
                                       beobachteten        die     NAJUs       u.a.
                                       Haubentaucher, Kormorane und Kraniche,
                                       auch ein Fuchsbau fand großes Interesse. In
                                       der benachbarten Kiesgrube konnte das
                                       Erwachen der Natur beobachtet werden:
                                       laichende       Frösche,       Kaulquappen,
                                       Gelbrandkäferlarven, Wolfsspinnen und
                                       vieles mehr gab es zu entdecken !

                                     Besonders schön war die Frühlingsfahrt zum
                                     Regionalen Bildungszentrum NABU Gut
                                     Sunder über ein Wochenende Anfang Mai.
                                     Natürlich wurde gezeltet, viel gespielt,
                                     entdeckt und abends am Feuer gechillt. Am
                                     Samstag      ging     es  früh    in     das
                                     Naturschutzgebiet Meißendorfer Teiche-
                                     Bannetzer Moor. Neben zahlreichen
                                     Singvogel-, Gänse- und Entenarten konnten
                                     auch Kormorane, Silberreiher und eine
                                     Rohrweihe      beobachtet    werden.    Am
                                     Nachmittag wurde die Tierwelt einer
                                     Fischtreppe untersucht. Neben Stein- und
                                     Köcherfliegenlarven gingen auch flache
                                     Eintagsfliegenlarven,       Dreiecksstrudel-
                                     würmer, ein Bachneunauge und viele andere
                                     Organismen ins Fangsieb, die anschließend
                                     im Gruppenraum mittels Binokular und
                                     Demonstrationsmikroskop         hinsichtlich
Anpassungen an den Lebensraum Fließgewässer untersucht und anschließend wieder
freigelassen wurden. Am letzten Abend wurde noch gegrillt, auch stand eine
Fledermausexkursion inklusive Fledi-Motti-Spiel und Besuch eines unterirdischen
Fledermauskellers auf dem Programm.

                                       16
Im Sommer (Anfang Juli) ging es
für eine Woche an die Elbe. Da
die meisten älteren NAJU-
Mitglieder mit ihren Eltern
unterwegs waren, war die
Gruppe     überschaubar.      Der
Personen-,      Fahrrad-     und
Gepäcktransport konnte mittels
TUS-Bus und Anhänger der Fa.
Schulz bewältigt werden. Vielen
Dank dafür auch an dieser Stelle!
Gezeltet wurde auf einer
beschaulichen Wiese auf dem Campingplatz Elbufer bei Darchau direkt an der Elbe,
mit eigenem Strand und einer Lagerfeuerstelle. In Eigenregie wurde mit Hilfe einer
kleinen Feldküche gekocht: Für den Speiseplan, das Einkaufen, Zubereiten und den
Abwasch waren alle zuständig. Tagsüber gab es ungemein viel zu entdecken. So radelte
die Gruppe durch die Elbtalaue an einem Tag nach Hitzacker, setzte mit der Fähre über
und     radelte   am     östlichen    Ufer,
überwiegend auf dem Deich, zurück zur
Autofähre in Darchau, mit der es noch
einmal über das „große Wasser“ ging.

Über 20 Störche und ein Rotbauchunken-
konzert konnten u.a. erlebt werden! An
einem anderen Tag ging es ins
Biosphaerium Elbtalaue im Schloss
Bleckede. Neben Einblicken in eine
bewohnte Biberburg und ein Aquarium mit
Elb-Fischen erlebte die Gruppe zahlreiche
Mitmachexperimente und Präsentationen
zum        Thema        Biosphärenreservat
Niedersächsische Elbtalaue.
Wieder an einem anderen Tag fuhr der
Trupp mit dem TUS-Bus samt Rädern im
Anhänger bis Hitzacker , setzte mit der
Fähre über, strampelte nach Dömitz,
überquerte die Elbe auf der imposanten
Dömitzer Brücke und radelte bei
schönstem     Wetter     den   idyllischen
Fahrradweg am westlichen Ufer zurück.
Zahlreiche Störche, Reiher und Greifvögel,
überwiegend Milane, konnten hierbei
beobachtet werden. Für den letzten Tag
war      eine      Mitmachaktion        im
Archäologischen     Museum       Hitzacker
gebucht. Das war für alle, auch die

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Erwachsenen, hochinteressant! Unter der Anleitung eines an den Ausgrabungen der an
dieser Stelle gefundenen jungsteinzeitlichen Langhäuser beteiligten Archäologen
konnten alle Gruppenmitglieder die Wirksamkeit von Stein- und Bronzebeilen testen,
Steinwerkzeuge schlagen, mit Flintsteinen, Kupferkies und Zunderschwamm Feuer
entfachen, auf Reibeplatten Korn mahlen, mit dem Mehl Fladen backen und mit
Weidenzweigen und Lehm Hauswände bauen.
Zwischen den Aktionstagen, an denen meist über 60 km problemlos geradelt wurden,
gab es stets einen Ruhetag, an dem viel gespielt und die nähere Umgebung erkundet
wurde. Dabei wurde z.B. Teufelszwirn gefunden, eine rötliche, parasitische Pflanze
ohne Wurzeln, die vorne wächst, hinten abstirbt und so gleichsam zu ihren
Wirtspflanzen kriechen kann. Auch konnte in den Abendstunden ein nah
vorbeischwimmender Biber beobachtet werden. Wenn es dunkel wurde, sorgte ein
Lagerfeuer für behagliche Wärme und einige der bei den NAJU-Treffen
kennengelernten Lieder erklangen zur Gitarre.

Auch im Herbst gab es in der Nähe des Hauses der Natur einiges zu entdecken. So
bestand bei einem Gruppentreff die Aufgabe, anhand einer Beschreibung eine winzige,
gelb blühende Pflanze zu finden (Faden-Enzian) und dabei auch noch sehr vorsichtig
zu sein, da diese Pflanze sehr selten ist. Dieses gelang und auch die Aufgabe, Nester von
Grabwespen in der Böschung der Kiesgrube zu finden, fiel den Kindern und
Jugendlichen nicht schwer.
Das Insektenhotel lieferte ergänzendes Anschauungsmaterial in Form von Lehmröhren
von Schornsteinwespen und Zeilennestern von Wildbienen. Kein Wunder, dass die
NAJUs in diesem Jahr – auch mit Hilfe einiger Natur-Lernspiele, die die angehende
Waldpädagogin Kristina Basenau mit ihnen testete - den Eltern und Freunden der
NAJU-Gruppe beim Jubiläumsfest deutlich überlegen waren.
Am 30. September wurde nämlich die NAJU Hermannsburg-Faßberg 1 Jahr alt, was
exakt an diesem Tag gefeiert werden konnte! Dazu hatte Kristina sich eine Umwelt-
Rallye mit mehreren Stationen ausgedacht und liebevoll vorbereitet, wobei die
Erwachsenen gegen die Jugendlichen und Kinder antraten.
                                                            Knifflige Aufgaben mussten
                                                            in Gruppenarbeit gelöst
                                                            werden, und da die Jugend
                                                            gewann, durfte sie sich zuerst
                                                            an dem Salat-, Bratwurst-
                                                            und Kuchenbuffet bedienen,
                                                            das die Eltern und Teamer
                                                            bereitgestellt hatten. Ein
                                                            Nachmittag, der allen Spaß
                                                            gemacht hat! Zwei Wochen
                                                            später ging es in ein kleines,
                                                            aber          charakteristisches
                                                            Hochmoor nahe Oldendorf.
                                                            Joachim Webel konnte den
                                                            Exkursionsteilnehmern u.a.
                                                            die    Charakteristika      von

                                            18
Torfmoosen       zeigen,
deren Wasserkapazität
demonstrieren      (Bild
13), das Mooralter mit
Hilfe einer Holzstange
bestimmen und eine
unter Wasser lebende
fleischfressende Pflanze
zeigen          (Kleiner
Wasserschlauch), die
mittels Unterdruck in
Fangbläschen
Wasserflöhe      fangen
und verdauen kann. In
der Nähe zeigte er
ihnen      auch    noch
Runden       Sonnentau,
der mit Tentakeln und Leimtröpfchen kleine Insekten fängt, und Schlangenbärlapp,
eine Sporenpflanze, an der die Entwicklung zu den Samenpflanzen veranschaulicht
werden konnte.

Kurz vor Weihnachten gab es allerhand zu basteln: Zapfen, bizarre Äste, getrocknete
Früchte und vieles mehr regten die Phantasie zum Basteln von Wichteln,
Weihnachtsschmuck und Ähnliches an, und das alles in gemütlicher Runde bei
duftendem Apfelpunsch im Haus der Natur! Also: wer Lust bekommen hat, in dieser
NAJU-Gruppe mitzumachen: Herzlich willkommen! Und wer noch mehr Fotos zu den
erwähnten Erlebnissen sehen möchte, kann das unter

https://www.nabu-
hermannsburg-
fassberg.de/unsere-
naju-gruppe/ tun!

                                        19
Mauersegler haben neues Zuhause an der Waldschule
Unterlüß gefunden                                                        Gruppe Unterlüß

                                                                     von Karin Seider

Anfang 2011 wurden an der Waldschule in Unterlüß 4 Doppelnisthöhlen für
Mauersegler angebracht. Es gab damals ein bedeutendes Brutvorkommen dieser Vögel
im Dachbereich der Miethäuser in der Berliner Straße/Ecke Ladenstraße. Aber diese
Brutplätze waren offensichtlich schlecht geeignet, weil immer wieder tote Jungvögel
gefunden wurden. Deshalb haben wir versucht, den Mauerseglern neue sichere
Brutplätze an der Waldschule anzubieten.

Es ist bekannt, dass die Vögel sehr ortstreu sind und immer wieder an die alten
Brutplätze zurückkommen. Um sie auf die neuen Brutmöglichkeiten aufmerksam zu
machen, haben wir ihnen in den ersten 3 Jahren ab Anfang Mai - dann kommen sie aus
ihren Überwinterungsgebieten zurück - ihre Kontaktrufe von einer CD vorgespielt. Die
in den frühen Morgen- und Abendstunden in Gruppen laut rufend vorbeifliegenden
Vögel wurden so auf die Brutquartiere aufmerksam gemacht.

Der Erfolg ließ 3 Jahre auf sich warten. Dann konnten wir beobachten, dass ab und zu
mal ein Segler in eine Bruthöhle flog. Nach zwei weiteren Jahren konnten wir
Kotspuren feststellen und in 2017 war es endlich soweit, dass sie brüteten. Wir
beobachteten an 4 Kästen ständigen Ein- und Ausflug und auch mal ein längeres
Verweilen in der Bruthöhle. Ob erfolgreich dort gebrütet wurde, war aber leider nicht
festzustellen.

Wir freuen uns natürlich riesig, dass sich die Mühe gelohnt hat und die Mauersegler
ein neues Zuhause gefunden haben. Wir sind gespannt auf das neue Brutjahr.

                                         20
Gruppe SG Wathlingen

Was sich in der Gruppe SG Wathlingen so tut...2017
                                                                   von Siegmar Flindt

Am 7. Januar haben wir Kopfweiden am Nahrungsteich der
Graureiher an der Fuhse geschneitelt. Der Teich war von
einer dicken Eisschicht bedeckt, was uns die Arbeiten
erheblich erleichterte. Ein zweiter Trupp konnte parallel dazu
in Schepelse noch 5 Kopfweiden schneiden. Mit dem Wetter
hatten wir wieder viel Glück, es war zwar kalt und trocken,
aber nicht windig. Die Sonne schien sogar mal
zwischendurch, sodass es allen richtig Spaß gemacht hat.
Nach getaner Arbeit genossen wir, schon traditionell, in aller
Ruhe eine heiße Suppe.
Am 04. Februar wurde in Groß Ottenhaus geschnitten. Die
alten Bäume waren bis zu einigen Metern Höhe mit
Heckenrosen und Hopfen berankt und bildeten in der Baumreihe einen eigenen
kleinen Urwald. So waren die Arbeiten für alle Helfer anstrengend und für die „Säger“
noch aufwändiger als sonst. Nach einem trockenen und schönen Vormittag konnten
wir auch diese Aktion unfallfrei beenden.

Am 26. Februar trafen wir uns zu unserer alljährlichen Jahreshauptversammlung. Im
Anschluss an den offiziellen Teil fand unter dem Punkt „Verschiedenes“ eine rege
Diskussion verschiedener Themen statt.

In diesem Jahr ist das Raumordnungsprogramm über die Windkraftstandorte im
Landkreis Celle neu aufgelegt worden. In diesem Verfahren wird von den Behörden
festgeschrieben, an welchen Stellen noch Windräder errichtet werden können. Daher
war es uns wichtig, auf die Bedeutung der Fuhseniederung als Rast- und Brutgebiet für
die schlaggefährdete Vogelwelt hinzuweisen. Später, bei einem konkreten Bauprojekt,
sind Einwendungen nur schwer möglich. Der NABU SG Wathlingen hat hier
zusammen mit dem NABU Wienhausen eine Stellungnahme für die Flächen um
Bröckel erarbeitet und eingereicht.

Ebenso wird dieses Jahr das seit Mitte der 80er-Jahre bestehende Naturschutzgebiet
„Brand“ südlich von Nienhagen als Naturschutzgebiet neu definiert und
festgeschrieben. Dies geschieht im Rahmen der EU-weiten FFH-(Flora-Fauna-
Habitat)Richtlinie. Damit kommt die Bundesrepublik einer Forderung der EU nach,
die schon seit Jahren hätte umgesetzt werden müssen.
Hierbei haben wir uns der Stellungnahme des BUND Celle angeschlossen. Die
Forderungen in der Stellungnahme entsprachen weitestgehend unseren Vorstellungen,
um die erforderlichen Schutzziele im NSG zu erreichen. Wichtigstes Ziel ist und bleibt
eine Wiedervernässung des „Brands“, um die bereits geschädigte standorttypische
Lebensgemeinschaft zu erhalten bzw. wieder herzustellen.

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Das vergangene Jahr war sicherlich kein „Wespenjahr“. Sowohl die sonst häufigen
sozialen Wespen als auch die selteneren Arten und Hornissen traten nur sporadisch
auf. Daher gab es wenige Ortstermine, die es aber in sich hatten. So mussten zwei
Hornissennester umgesiedelt und bei einem weiteren Hornissenvolk sogar die
Abtötung empfohlen werden.

Im Oktober fiel das alljährliche Apfelfest auf der Naturkontaktstation buchstäblich ins
Wasser. Die Fläche war derartig überflutet, sodass die Veranstaltung abgesagt werden
musste.
                                                     Am 11.11. waren wir - auch mit
                                                     viel Humor und Spaß - bei einem
                                                     Arbeitseinsatz      in    unserem
                                                     Schutzgebiet     in    Paulmanns-
                                                     havekost tätig. Wir haben eine
                                                     Steilwand für den Eisvogel
                                                     verbessert und Fledermauskästen
                                                     kontrolliert und repariert. Wir
                                                     befreiten das Ufer des Teiches von
                                                     aufgelaufenen Erlen. Außerdem
                                                     entfernten wir an einer Stelle
                                                     unserer       Brachfläche       die
                                                     Vegetation, um Neuansiedlungen
                                                     von Pflanzen zu ermöglichen und
                                                     den Lebensraum der dortigen
                                                     Solitärbienen zu verbessern.

                                                Im Dezember ist der Antrag auf
                                                Eröffnung des Planfeststellungs-
                                                verfahrens zur Haldenabdeckung
                                                durch das Unternehmen K+S in
                                                Gang gesetzt worden. Die Firma
                                                stellt hier verschiedene Planungen
                                                vor. Sie möchte z. B. in der Grube
                                                Abwässer aus anderen Werken
                                                verklappen, anfallendes Nieder-
                                                schlagswasser in die Fuhse leiten
                                                und die 28 Hektar Salzhalde auf
                                                einer Erweiterung um 16 Hektar
                                                mit mehr oder weniger belasteten
                                                Erden und Bauschutt abdecken.
Für uns ist es wichtig, dass die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen auf die
Bevölkerung und natürlich auch auf die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu
unzumutbaren Belastungen und Schädigungen führen. Auch das sensible
Naturschutzgebiet Brand darf nicht durch die Folgen der Bauschuttdeponierung
geschädigt werden. Für die langfristige Sicherheit rund um die Salzhalde ist es

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unerlässlich, dass der größtmögliche Teil des Salzes unter Tage verbracht oder
anderweitig verwendet wird. Ob das mit den zurzeit vorherrschenden Vorstellungen in
der Politik umsetzbar ist, bleibt fraglich.
Bis Anfang März haben wir die Möglichkeit zur Stellungnahme, die wir über den
NABU Landesverband einreichen werden, um das Verbandsklagerecht zu sichern.

Wir sind ausschließlich ehrenamtlich aktiv und manchmal sind die Aufgaben so
umfangreich, dass unser kleiner Kreis nicht alle Projekte abarbeiten kann.
Daher ist unser Fokus vielleicht nicht immer dort, wo Sie sich unseren Einsatz
wünschen. Sollte Ihnen eine Naturschutzsache auf dem Herzen liegen, die sie schon
immer mal umsetzen wollten, sprechen Sie uns an. Wir versuchen, Ihnen nach unseren
Möglichkeiten zu helfen. Man bekommt durch neue Akteure auch neue Ideen. Ebenso
vergrößert sich der Kreis derer, die so eine Aufgabe bewältigen. Das macht es für alle
Beteiligten einfacher und der Spaß kommt dabei auch nicht zu kurz.

Neues von der Naturschutzstiftung Celler Land
                                                          von Prof. Dr. Thomas Kaiser

Die Naturschutzstiftung Celler Land konnte im Jahr 2017 die
Förderung für fünf Projekte übernehmen:

   • Trockenrasenpflege bei Müden (Örtze),
   • Beschaffung von Schellentenkästen für die
     Meißendorfer Teiche,
   • Beschaffung von Krötenzäunen für eine Straße bei
     Langlingen,
   • Optimierung der Maßnahmen zur Vernässung von
     Teilflächen der Allerdreckwiesen,
   • Umweltbildung auf Gut Sunder.

Es ergab sich insgesamt für 2017/18 eine auszuschüttende Fördersumme von knapp
3.300 Euro.
Das anfängliche Stiftungskapital von 79.360 Euro konnte
zwischenzeitlich auf 110.068,76 Euro erhöht werden, was
einem Anstieg um 38,7 % entspricht. Im Stiftungsjahr
2016/17 erhielt die Stiftung Zustiftungen in Höhe von
1.207,89 Euro, im Jahr 2017 sogar von über 2.900 Euro.

Der NABU-Kreisverband hat im Dezember satzungsgemäß
die NABU-Vertreterinnen und Vertreter für den Stiftungsrat
benannt. Wiederbenannt wurden Regina Burgdorf-Köneke,
Jürgen Rätz, Rainer Wauer und Gerhard Seider. Neu
benannt wurden Ronald Livingston und Uwe Kuehn. Die
übrigen Mitglieder des Stiftungsrates werden im Sommer

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2018 gewählt.
Von der inzwischen mit Fotos angereicherten Homepage können das
Förderantragsformular sowie die Satzung und Geschäftsordnung der Stiftung
heruntergeladen     werden.    Steuerlich   absetzbare  Zustiftungen      für   die
Naturschutzstiftung Celler Land können auf das Konto der Stiftung bei der Sparkasse
Celle eingezahlt werden (IBAN DE 73 2575 0001 0000 2964 00, BIC NOLADE21CEL).
Schriftliche Anträge auf Projektförderung sind bis zum 31. Dezember eines jeden
Jahres beim Vorsitzenden der Naturschutzstiftung (Prof. Dr. Thomas Kaiser, Am
Amtshof 18, 29355 Beedenbostel) einzureichen.

Aus meinem Garten                                                            Gruppe SG Wathlingen

                                                             von Regina Burgdorf-Köneke

       Ich töte keine Tiere. Ausgenommen Zecken. Die
zerquetsche ich. Und Mücken. Aber nur, wenn sie mich
akut ärgern. Doch im letzten Sommer wurde das anders. Ich
wurde zur Nacktschneckenmörderin. Es gruselt mich immer
noch, wenn ich daran denke. An manchen Abenden hab ich
wohl 50 ins Jenseits befördert.
       Nach der Tötungsprozedur brauchte ich stets einen
Erholungsmoment zum Durchatmen. Denn wohl war mir
dabei nicht. Meine Gedanken, wenn ich das Messer ansetzte,
ließ ich zu meinen Dahlien fliegen, deren Jungtriebe von
Arion lusitanicus, der Spanischen Wegschnecke, gänzlich
abgefressen wurden. Nur weil ich mal 3 oder 4 Tage nicht aufgepasst hatte. Unter
anderem dachte ich an die 20 cm hohen Sonnenblumen-Jungpflanzen, die mir Siegmar
schenkte. Über die ich mich so sehr gefreut hatte und die ebenfalls ratzekahl von der
Spanischen Wegschnecke niedergemacht wurden.

Wirklich hässlich ist sie ja nicht, Arion lusitanicus, diese wohl doch nicht invasive Art,
wenn sie voll ausgestreckt mit den Fühlern die Umgebung abtastend, sich in Bewegung
setzt. In meinem Garten will ich sie aber nicht haben.
        Den Tigerschnegel schon. Er frisst laut Fachliteratur überwiegend abgestorbenes
                                                             Material Spanische Nackt-
                                                             schnecken und deren Eier!
                                                             Limax maximus, Großer
                                                             Schnegel     oder     Große
                                                             Egelschnecke wird 10 bis 20
                                                             cm lang und ist schwarz-grau
                                                             gestreift oder gefleckt. Sie
                                                             liebt die ganz feuchten
                                                             Rückzugsbereiche und mag
                                                             wilde Gärten besonders und
                                                             ist ein Neozoen aus West-

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                                                           Tigerschnegel
und Südeuropa. (Die Spanische Wegschnecke soll es in Spanien gar nicht geben. Das
sei genetisch nachgewiesen. Sie stamme von hier, Mitteleuropa.)
       Einen meiner grau-schwarzen Schnegel fand ich im Garten an der Innenseite des
geschlossenen Deckels unserer gefüllten Regentonne 10 cm über der Wasseroberfläche.
Dieses Tier habe ich vorsichtig abgenommen und außen abgesetzt.

       Mit meinem Bericht will ich auf die Nacktschnecke Tigerschnegel hinweisen.
Schauen Sie bei jeder Nacktschneckensichtung genau hin. Freuen Sie sich, ihn im
Garten zu haben. Er ist kein „Schädling“. Er räumt Abgestorbenes weg, indem er es
vertilgt. Töten sie ihn niemals.

Und solch eine Vernichtungsaktion wie letzte Saison bei mir im Garten werde ich nicht
noch einmal durchführen. Ich werde mein Grundstück so gestalten, dass Raum
vorhanden ist für alle Lebewesen, Tiere, Pflanzen, Mensch. Beete, die
Schneckenleckerbissen enthalten, werde ich mit Schneckenzäunen sichern, damit die
Weichtiere draußen bleiben. Notfalls muss ich auf einige Pflanzen verzichten. Wie
Dahlien. Dahlien hab ich ja schon nicht mehr.

Der Wolf ist zurück
                                                                   von Frank Winkler

„Ich kann meine Kinder nicht mehr im Garten spielen
lassen“,
„Kann ich noch ohne Angst im Wald spazieren gehen?“

Immer wieder werden am Stand zur Wolfsinformation
derartige Anmerkungen gemacht oder Fragen gestellt.
Daran wird deutlich, dass noch viele Ängste bezüglich eines
Raubtieres in freier Natur bestehen und dringend aufgeklärt
werden muss.

Seit dem Jahr 2000 gibt es wieder Wölfe in Deutschland. Ein
aus Polen in die Oberlausitz eingewandertes Wolfspaar zog
erstmals wieder Welpen auf. Bis dahin gab es über 100 Jahre keine Wölfe mehr in
Deutschland. Die Nachstellung durch den Menschen hat zur Ausrottung des Wolfes in
Deutschland geführt. Nicht zuletzt die Darstellung in populären Märchen wie
„Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ hat bei den Menschen die
Ängste vor dem Wolf aufrecht erhalten.

Ist es aber wirklich so? Stellt der Wolf eine echte Gefahr für den Menschen dar? Dazu
muss man sich die Lebensweise des Wolfes näher betrachten:
Wölfe leben in Rudeln. Ein Rudel besteht aus dem Rüden, der Fähe und ihren im
Durchschnitt 4 – 6 Kindern (den Welpen). Nach ungefähr 1,5 bis 2 Jahren wandern die
Welpen ab und suchen sich eigene Partner und Reviere. Sie haben dann die

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Geschlechtsreife erreicht. In der Zwischenzeit sind bereits neue Welpen geboren. Bei
deren Aufzucht sind die Jährlinge behilflich. Ein Wolfsrevier hat in Mitteleuropa die
durchschnittliche Größe von 250 km². Der Landkreis Celle hat 1545 km². Da kann sich
jeder ausrechnen, dass die Anzahl der Wölfe im Landkreis „natürlich“ begrenzt ist.
Außerdem halten sich die Wolfsrudel ja nicht mit ihren Revieren an Landkreisgrenzen.
Das zeigt auch die Verbreitung der Wölfe in Niedersachsen.

Das Hauptverbreitungsgebiet der seit 2008 in Niedersachsen beobachteten Wölfe ist im
nördlichen Landkreis Celle und nördlich davon. 2012 hat sich das erste Rudel auf dem
Truppenübungsplatz Munster etabliert. Derzeit befinden sich auf dem oben genannten
Gebiet insgesamt 7 Rudel (Munster, Bergen, Eschede, Rheinmetall Unterlüß,
Wietzendorf, Ostenholz, Schneverdingen, Visselhövede und Bispingen). An dem
Ausbreitungsgebiet wird deutlich, dass die Wölfe eher Gebiete bevorzugen, die nicht
übermäßig bevölkert sind. Gerade auf den Truppenübungsplätzen haben sie ihre Ruhe.
Insgesamt gibt es in Niedersachsen derzeit 14 nachgewiesene Wolfsrudel, 2 Wolfspaare,
und eine Reihe von Beobachtungen von Einzeltieren.

Wie bereits erwähnt, verlassen die Jungwölfe nach durchschnittlich 22 Monaten ihre
Rudel, um sich einen Partner/eine Partnerin und ein Revier zu suchen. Dabei legen die
Wölfe große Strecken zurück. Das können mehr als 70 km täglich sein. Die neugierigen
Jährlinge laufen dabei auch durch Dörfer sowie städtische Randgebiete und verlassen
dabei die Wälder. Sie nutzen gerne die vorhandene Infrastruktur. Das heißt aber nicht,

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dass sie die Scheu vor dem Menschen verloren haben. Wenn man dort tatsächlich
einem Wolf begegnet, was für einen Bürger, der nicht in Forst, Wald oder
Landwirtschaft tätig ist, äußerst selten vorkommt, sollte der Wolf mit angemessenen
Mitteln verjagt werden. In der Regel sieht ein Mensch den Wolf im Wald nicht, weil
dieser sich rechtzeitig zurückzieht. Anders kann es bei nicht angeleinten Hunden sein.
Diese sieht der Wolf als Konkurrenten und Eindringling in sein Revier an. Deshalb
sollten Hunde in Wolfsgebieten angeleint mitgeführt werden. Sollte es trotzdem zu
Begegnungen mit dem Wolf kommen, die ein unangenehmes Gefühl aufkommen
lassen, sollte man sich an die Regeln im unten stehenden Kasten halten.

                      Wie verhalte ich mich, wenn
                      ich einem Wolf begegne

                      •   Ruhig bleiben und Abstand halten
                      •   Nicht wegrennen, langsam rückwärts
                          bewegen
                      •   Rufen, in die Hände klatschen, Lärm
                          machen mit einer Trillerpfeife , ….
                      •   unter keinen Umständen füttern
                      •   keine Abfälle und Essensreste liegen
                          lassen

Häufig wird angeführt, dass sich Wölfe auf einem Feld dem Trecker oder auf der Straße
einem Auto nähern. Das ist durchaus ein normales Verhalten, denn der Wolf sieht ein
stehendes Auto oder einen Trecker nicht als Feind an. Den Menschen darin nimmt er
zunächst nicht als einen solchen wahr, so dass für den Wolf kein Anlass zur Flucht
besteht.
Ich glaube, dass es durchaus möglich ist, auch bei uns den Wolf zu dulden. Dazu ist es
notwendig, dass die Menschen informiert sind und es wieder lernen, mit einem
Raubtier, das der Wolf zweifellos ist, zusammenzuleben. Daran kommen wir gar nicht
vorbei, weil der Wolf internationalen und nationalen Schutzbestimmungen unterliegt.
Außerdem ist der Wolf eine Bereicherung unserer Umwelt und Natur. Ich bin
zuversichtlich, dass wir es wieder lernen, mit dem Wolf zu leben.

Frank Winkler
NABU-Wolfsbotschafter

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Projektförderung durch BINGO / Antrag über
22.200,- € bewilligt                                                   Gruppe Winsen/Aller

                                                                  von Rainer Wauer

Bingo-Umweltstiftung fördert den Seeadlerschutz in Niedersachsen

Die Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN),
unterstützt durch den Naturschutzbund Gruppe
Winsen/Aller, kann weiter mit der Förderung durch die
Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung rechnen.

Nachdem die Stiftung schon in den zwei vorherigen Jahren
die Beringung der jungen Seeadler gefördert hat, stellt sie
jetzt 22.200,- € für die Fortsetzung der Aktion bis zum
Jahre 2020 zur Verfügung.
Möglichst viele Jungadler aus den bekannten Horsten in
Niedersachsen sollen beringt werden, um bei späteren Ringablesungen verbesserte
Kenntnisse der Brutreviere, das Verhalten der Brutpaare und das Verbleiben der
Jungadler zu erhalten. Auch um immer wieder vorkommende Verluste aufklären zu
können, müssen Horste kontrolliert und weitere Maßnahmen eingeleitet werden.
                                        „Damit wollen wir unsere Kenntnisse über
                                        den Seeadler erweitern und vertiefen, um
                                        den Schutz dieser besonders geschützten
                                        Vogelart zu verbessern“, sagen die
                                        Adlerbetreuer, Peter Görke und sein
                                        Stellvertreter, Joachim Schwarz.

                                       So können der Schutz und die Verbesserung
                                       des    Lebensraumes       besser   an  die
                                       Verhaltensweise der Seeadler angepasst
                                       werden. „Das sind spannende Themen des
                                       niedersächsischen Naturschutzes“, sagt
                                       Stiftungsgeschäftsführer Karsten Behr.

                                       Die      Arbeitsgemeinschaft     Adlerschutz
                                       Niedersachsen (AAN) hat sich bereits 1997
                                       gegründet und kooperiert seit vielen Jahren
                                       mit dem NABU Niedersachsen. Der Umfang
                                       der Seeadlerreviere in Niedersachsen hat sich
                                       erfreulicherweise auf 55 bekannte Reviere
                                       erhöht (Stand 2017). Es konnten 33
                                       Bruterfolge festgestellt werden. Dabei sind
                                       insgesamt 55 Jungvögel gesund ausgeflogen.
                                       Die      Arbeitsgemeinschaft     Adlerschutz
                                       Niedersachsen          (AAN)        benötigt

                                       28
professionelle Unterstützung für die
Beringung der Jungadler. Dazu müssen die
Adlerhorste, die in großer Höhe von
Baumwipfeln angelegt sind, erklettert
werden. Dort werden die Tiere direkt
beringt, um die Stressbelastung so gering
wie möglich zu halten.
Anregung für alle NABU-Gruppen: Es
lohnt sich und ist nicht schwierig!

Die Niedersächsische Bingo-Umwelt-
stiftung fördert Umwelt- und Natur-
schutzprojekte sowie Projekte zugunsten
der Entwicklungszusammenarbeit und der
Denkmalpflege. Die Stiftung finanziert sich
aus der Glücksspielabgabe und vor allem aus der Bingo-Umweltlotterie. Weitere
Informationen unter www.bingo-umweltstiftung.de

Wanderung um die „Hornbosteler Hutweide“                               Kreisverband Verden

                                                                   von Sylke Bischoff

„Durch Beweidung nachhaltig genutzte Kulturlandschaft bedeutet Artenvielfalt." Diese
Erkenntnis haben einmal mehr die Exkursionsteilnehmer der Hornbosteler Hutweide
gewonnen. Der NABU Bundesverband hatte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Wietze und dem NABU Kreisverband Celle zu einer Wanderung rund um das in der
Alleraue gelegene Naturschutzgebiet „Hornbosteler Hutweide" eingeladen.

Einen Blick in die Vergangenheit gewährte Ulrich Pittius vom NABU Kreisverband
Celle den knapp 30 Interessierten; so ist die Hutweide doch ein Zeugnis der in den
vergangenen Jahrhunderten üblichen Beweidung der Wälder. Schlehen können sich
mit ihren langen Dornen sehr gut vor Verbiss schützen und wachsen daher in mehr
oder weniger großen Gruppen in der Hutweide, wusste Herr Pittius zu berichten. Sie
bieten Vogelarten wie Nachtigall, Dorngrasmücke, Neuntöter, Gelbspötter und
Schwarzkehlchen Nahrung und sind Ansitzwarte, während sich im Inneren geschützt
Bäume entwickeln können.
Durch das Wälzen der heute dort lebenden Heckrinder und Przewalskipferde
entstehen immer wieder offene Bodenbereiche, die neuen Lebensraum für sogenannte
Pionierarten wie Silbergras, Bruchkraut, Bauernsenf und Acker-Hornkraut bieten. So
entstehen viele verschiedenartige Biotope auf kleinstem Raum. Zusammen mit dem
Dung der Tiere ist immer wieder für eine Vielzahl von Insekten und Vögeln der Tisch
reich gedeckt.
Trotz ihrer unterschiedlichen Ansprüche und Nahrungsvorlieben kommen
beispielsweise viele Spechtarten im Gebiet vor und sind damit Beleg für die
Verschiedenartigkeit des Lebensraums.

                                        29
So bieten die mit Gras
                                                          bewachsenen Ameisen-
                                                          hügel, die es in der
                                                          Hutweide in großer
                                                          Anzahl      gibt,    z.B.
                                                          Wendehals            und
                                                          Grünspecht eine hervor-
                                                          ragende        Nahrungs-
                                                          quelle. Der Mittelspecht
                                                          mit seinem kleinen
                                                          Schnabel andererseits ist
                                                          bei der Nahrungssuche
                                                          auf         grobborkigen
                                                          Bäumen        mit     viel
                                                          stehendem         Totholz
angewiesen, das die im Gebiet vorkommenden Uralt-Eichen reichlich bieten.

Die Teilnehmer waren sich am Ende der Wanderung einig, dass eine schonende
Bewirtschaftung und der Erhalt einer kleinteiligen Landschaft zu einer bunten Vielfalt
an Pflanzen und Tieren beiträgt und für viele Lebewesen lebensnotwendig ist.
Die Wanderung durch die Hornbosteler Hutweide war eine von vier Exkursionen, die
der NABU 2017 mit verschiedenen Partnern durchgeführt hat. Zusammen wurden
dabei Naturschätze der Aller und ihrer Aue entdeckt und erlebbar gemacht. Weitere
Infos finden Sie unter www.nabu.de/aller

Über unser NABU Biotop in Paulmannshavekost                              Gruppe SG Wathlingen

                                                                  von Werner Könecke

Nachdem wir Anfang 2007 die rund 2,7 ha Land erwarben,
leiteten wir mit finanzieller Unterstützung der Naturschutz-
stiftung Celler Land und der Bingo Umweltstiftung
Maßnahmen ein, um die für den Naturschutz interessanten
Strukturen des Gebietes zu verbessern.

Auf der westlichen Wiesenfläche pflanzten wir Obstbäume,
auf der mittleren Brachfläche wurde ein Teich angelegt. In
den     folgenden      Jahren    schafften  wir    weitere
Kleinstlebensräume. So wurde eine kleine Steilwand für
Insekten angelegt, die auch als mögliche Nistwand für den
Eisvogel geeignet wäre. Fledermauskästen und Nistkörbe für Waldohreulen wurden
aufgehängt.
Der vorhandene Wald wird nicht mehr bewirtschaftet, wodurch ein reichhaltiges
Angebot an Totholz vorhanden ist. Regelmäßige Pflegemaßnahmen sorgen außerdem
für den Erhalt der geschaffenen Biotope.

                                         30
Auf der östlichen, nährstoff-
armen Brachfläche soll nur
sporadisch eingegriffen werden,
um eine Verbuschung zu
verhindern. Auch am Teich
müssen       die    auflaufenden
Bäumchen und Sträucher von
Zeit zu Zeit entfernt werden.
Dass nicht jedes Erlenbäumchen
entfernt       werden      sollte,
veranschaulicht die Beobachtung
von Weidenjungfern bei der
Eiablage.
Die Obstwiese wird nach unseren
Vorgaben regelmäßig gemäht, denn auch hier wachsen sonst Espen und Schlehen in
die Wiese hinein.
Am südlichen Rand vor einem sandigen Feldweg siedeln, je nach Jahreszeit, Sand-,
Hosen-, und Seidenbienen in großen Kolonien. Auf den vegetationsfreien Sandflächen
jagen Sandlaufkäfer und Waldeidechsen, bauen solitäre Wespen und Bienen ihre
Erdnester.
Bei so viel „Nahrung“ für den eigenen Nachwuchs sind auch Brutparasiten wie Blut-
und Wespenbienen sowie Hummelschweber zur Stelle.
Am Teich jagen Libellen, paaren sich und legen anschließend Eier für die zukünftigen
Generationen ab.
Frösche, Kröten und Molche nutzen ebenfalls das Gewässer zur Vermehrung. Leider
wurden Fische im Teich ausgesetzt, was die Überlebenschancen für den Amphibien-
und Libellennachwuchs verschlechtert.
Auf den Blumenwiesen und Brachflächen finden Schmetterlinge ihre Nahrung.
Raubfliegen und Spinnen erbeuten andere Insekten, wobei besonders die bunte
Wespenspinne auffällt. Das Totholz des Waldes ernährt Käfer- und Fliegenlarven. Von
dem Insektenreichtum profitieren letztlich auch Vögel und Fledermäuse.
Auf der Obstwiese blühen Disteln, Schafgarben, Flockenblumen und natürlich die
Obstbäume. Freudig überrascht konnte ich dort im Juli 2016 sogar ein blühendes
Tausendgüldenkraut entdecken.

Unter dem Eindruck des aktuell
beklagten     Insektenschwundes
kann man sich nur wünschen,
dass wir tausende solcher
„Inseln“ bekommen. Es würde
den Insekten und damit auch
allen Tieren, die von Insekten
leben, wohl besser ergehen.

                Tausendgüldenkraut
                                        31
Kleiner Feuerfalter          Waldeidechse

Sandlaufkäfer              Gemeine Binsenjungfer

Grünwidderchen                 Weiden-Sandbiene

                      32
Blutbiene
Wespenspinne

    Hornisse        Tausendgüldenkraut

                               Hummelschweber

               33
Hosenbiene
Schleiereulen - im Flotwedel unter Beobachtung                         Gruppe Wienhausen

                                                                      von Petra Kloß

Wenn sie im Frühling die Zeit für gekommen hält, packt Hannelore Czeranski von der
Wienhäuser NABU-Gruppe ihren Rucksack mit dem nötigen Material und macht sich
auf eine Rundtour durch die Samtgemeinde Flotwedel. Seit fast 13 Jahren fährt die
Cellerin - viele Jahre schon gemeinsam mit Gerhard Papenburg aus Nienhagen -
dreißig Adressen an. Dahinter verbergen sich Ställe oder Scheunen, in denen
Nistkästen für Schleiereulen hängen. Die Kästen übergab der NABU bereits 2005 an
interessierte Eulenschützer.
Vor Ort angekommen heißt es zunächst, die Bewohner um eine lange Leiter zu bitten.
Mit deren Hilfe klettern Papenburg und Czeranski in mitunter schwindelerregende
Höhe, denn die Kästen befinden sich oft sieben, acht Meter über dem Boden. Zuerst
wird höflich angeklopft – der eventuell brütende oder fütternde Altvogel soll
ausfliegen. Dann öffnen sie eine Klappe an der Nisthilfe, um deren Inhalt zu
begutachten. In den erfreulichsten Fällen entdecken die beiden Schleiereulenhelfer
gesunde Küken, Jungvögel oder ein warmes Gelege. Bedauerlicherweise ging die
Anzahl dieser schönen Funde im Laufe der Jahre zurück.

Während sie beispielsweise 2008 in 17 Nistkästen 58 Jungvögel registrieren konnten,
waren es 2017 nur noch neun mit 27 Jungtieren. Hannelore Czeranski und Gerhard
Papenburg bedauern dies sehr. „Der Schleiereule fehlt der Lebensraum, und das
Nahrungsangebot ist gering.“ Der großflächige Anbau von Mais und Raps verhindere,
dass die Vögel an Mäuse als ihre Hauptbeute herankommen. Auch auf den Dachböden
                                        von Bauernhäusern gebe es immer weniger
                                        davon.
                                        Zudem finden die Eulen in Hofgebäuden
                                        und Kirchen keine Brutnischen mehr vor:
                                        Sie wurden verschlossen, um beispielsweise
                                        Tauben am Brüten zu hindern. Allerdings
                                        gibt es doch noch eine freudige Nachricht:
                                        Statt Eulen nehmen hin und wieder
                                        Turmfalken die Kästen zur Jungenaufzucht
                                        an.
                                        Vor diesem Hintergrund hält Hannelore
                                        Czeranski es für unwahrscheinlich, dass
                                        allein das Anbringen weiterer Nisthilfen den
                                        Schleiereulenbestand vergrößern könnte,
                                        dankt aber herzlich allen, die weitere
                                        Gebäude zur Verfügung stellen würden. Und
                                        natürlich denen, die der stillen nächtlichen
                                        Jägerin ihre Gebäude seit Jahren zum Brüten
                                        zur Verfügung stellen.

                                        34
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