Sächsische Gottesdienstordnung - Frauenarbeit der Ev.-Luth ...

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Sächsische Gottesdienstordnung
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GOTTESDIENSTABLAUF

GLOCKEN

EINGANGSMUSIK (z.B. Posaunen)

VOTUM

  Wir feiern Gottesdienst im Namen Gottes, der Ewigen.
  Gott schenkt uns die Macht und die Kraft,
  für uns selbst und in der Welt Frieden und Gerechtigkeit zu leben.
  Amen

BEGRÜßUNG

  Herzlich willkommen zu diesem Gottesdienst (und Frauentreffen). Es ist eine
  lange Tradition in Sachsen, am Sonntag Rogate – Betet! – einen Frauengottes-
  dienst zu feiern.
     An vielen Orten in Sachsen kommen Frauen zusammen. In Gruppen haben
  sie den Gottesdienst gemeinsam vorbereitet. Mit ihnen allen dürfen wir uns
  verbunden fühlen.
     Bundesweit werden in diesem Jahr Frauengottesdienste mit demselben Bi-
  beltext gefeiert. Auch mit ihnen allen fühlen wir uns verbunden.
     Unter dem Thema „Kriegerinnen – Richterinnen – Prophetinnen“ beschäftigt
  uns ein Abschnitt aus dem Richterbuch im Ersten Testament. Erstaunlich viele
  Frauen begegnen uns hier. Neben Debora, der Richterin und Prophetin, treffen
  wir auf Jael und die Mutter eines Militärführers.
     Alle drei Frauen sind verstrickt in kriegerische Auseinandersetzungen zwi-
  schen dem Volk Gottes und den mit ihnen lebenden anderen Völkern. Von den
  Schicksalen dieser ganz unterschiedlichen Frauen wollen wir uns bewegen las-
  sen und dabei nach dem Verhältnis von Frauen und Macht (und Ohnmacht) fra-
  gen.
     Sie werden sehen, der Text aus dem Buch der Richter des diesjährigen
  Frauengottesdienstes hat es in sich. Er mutet uns viel zu, extreme Gewalt und
  ein sperriges Gottesbild.

LIED

  „Verleih uns Frieden gnädiglich“, EG 421

GEMEINDEVORSTELLUNG

  Wir laden nun die Vertreterinnen der Frauengruppen aus den Kirchgemeinden
  in der Region ein, nach vorn zu kommen. Bitte nennen Sie die KG/den Ort, aus
  dem Sie kommen.
     Für die mitgebrachten Blumen steht eine Vase bereit. So entsteht ein bun-
  ter Strauß, der die Vielfalt der Frauen und Frauengruppen, die heute hier zu-
  sammen Gottesdienst feiern, symbolisiert.

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LIED

     „Erleuchte und bewege uns“, aus: "Und der Brunnen ist tief"

ANSPIEL

     Personen: Debora (D), Jael (J), Mutter des Sisera (M)

     D - ist etwas abseits, setzt sich in Bewegung; während sie läuft, spricht sie
     langsam den Text des Lobpreises vor sich hin:
     „3 Hört zu, ihr Könige, merkt auf, ihr Fürsten! Ich will singen dem HERRN, ich
     will singen, will spielen dem HERRN, dem Gott Israels. […] 24 Gepriesen sei
     unter den Frauen Jaël, die Frau Hebers, des Keniters; unter den Frauen im Zelt
     sei sie gepriesen! 25 Milch gab sie, als er Wasser forderte, Sahne reichte sie dar
     in einer herrlichen Schale. 26 Sie griff mit ihrer Hand den Pflock und mit ihrer
     Rechten den Schmiedehammer und schlug Sisera, zerschlug sein Haupt, […] 31
     So sollen umkommen, HERR, alle deine Feinde! Die ihn aber lieb haben, sollen
     sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht! Und das Land hatte Ruhe vierzig
     Jahre.“1

     J: mehr zu sich: Jetzt bin ich eine Mörderin, eine Täterin. Ob das richtig war,
     dem Sisera erst Milch zu trinken zu geben und ihn dann ahnungslos, wie er
     war, zu erschlagen? Hatte ich überhaupt das Recht dazu?

     J zu D: Debora, du besingst mich. Du lobst mit starken Worten, was ich getan
     habe. Meinst du, dass das richtig ist?

     D: Aus Sicht der Prophetin kann ich dir nur sagen, dass du das Richtige getan
     hast.

     J: Meinst du wirklich? Einen Menschen umzubringen, war das Richtige?

     D: Stell dir folgende Frage: ein Mensch oder ein Volk?

     M kommt hinzu
     M: Ist diese Überlegung wirklich so einfach? Ein Mensch oder ein Volk? Warum
     preist du die Tat Jaels?

     D: Weil sie dadurch das jüdische Volk befreit hat, und es so in Frieden leben
     kann! Sie hat gesehen, was getan werden muss und hat gehandelt, ohne groß
     zu fragen.

     M: Ja, aber dafür musste mein Sohn sterben. Ist das gerecht? Du bist doch
     eine Prophetin, Debora. Ist das Gottes Wille? Dürfen Menschen so handeln?
     Darf eine Frau den Sohn einer anderen ermorden? Weiß sie überhaupt, was sie
     mir damit angetan hat?

     D überrascht: Du bist Siseras Mutter! mitfühlend Ich leide mit dir. Es ist sehr
     schwer, sein Kind zu verlieren. erklärend Doch weißt du…

1
    Ri 5, 2-3, 24-26a, 31

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M: Ja, ich bin die Mutter von Sisera. Ja, der Schmerz ist groß. Und ich weiß
auch nicht, ob ich die Tat dir, Jael, verzeihen kann. Ich bin mir nicht einmal
ganz sicher, ob ich die Hintergründe nachvollziehen kann. Was ist gerecht?
Debora, du bist Richterin und Prophetin. Das sind herausgehobene Positionen
und besondere Aufgaben für eine Frau. Warum besingst du diesen Mord an
meinem Sohn?

D: ...ich weiß. Dies ist für dich mehr als verwirrend und kränkend. Die Wunde
des Verlustes wird wohl nie verheilen und immer wieder aufreißen. Doch weißt
du, ich bin für alle zuständig, die zu mir kommen. Und durch die Tat Jaels weiß
ich, dass das jüdische Volk jetzt 40 Jahre in Frieden leben kann. Das ist etwas
sehr Besonderes. Frieden heißt für uns, uns auf JAHWH zu besinnen, unsere
Beziehungen untereinander wieder aufzubauen, und uns nicht unter das Joch
fremder Herrschaften beugen zu müssen. Deshalb singe ich darüber. Jael hat
etwas getan, das dem jüdischen Volk geholfen hat. Sie hat die Schlacht für uns
entschieden. Sie hat es nicht für sich selber getan. Und sie hat gezeigt, dass
auch Frauen entscheiden und wirkmächtig handeln können.

J: Als Sisera mir entgegen kam, ganz blutverschmiert, taumelnd nach dem
Gemetzel am Fluss, habe ich gedacht: Das muss ich jetzt tun. Das ist die
Gelegenheit, die Unterdrückten zu befreien, dem ständigen Kämpfen und
Morden ein Ende zu setzen. Wenn ich gewartet hätte, bis mein Mann nach
Hause kommt, um ihn zu fragen oder es ihn machen zu lassen, wäre die
Gelegenheit vorbei gewesen. Ich habe nur an das jüdische Volk gedacht. Nicht
an das, was ich dir als Mutter zufüge. Und auch nicht daran, dass ich zur
Täterin, zur Kriegerin werde. Was können, dürfen, wollen, müssen wir Frauen?
Wozu sind wir fähig? Berufen? Bestimmt?

M: ...für unsere Familie, die Sippe, da sein, die Kinder groß ziehen, die Söhne
zu starken Persönlichkeiten werden lassen.

D: Ist das wirklich die einzige Aufgabe, die Frauen zufällt? Ihr wisst, ich bin
Prophetin. Alle, selbst Männer, kommen zu mir, um sich bei mir Rat zu holen
oder um Streitfragen klären zu lassen. Gemeinsam mit Barak bin ich in die
Schlacht gezogen, weil er sich ohne meine Unterstützung nicht getraut hat.
Und in dieser Schlacht sind sehr viele Menschen umgekommen. Ich denke
eher, es ist die Frage: Wozu bin ich berufen? Was sind meine Gaben? Diese
sind zu erkennen, um sie dann sinnvoll einzusetzen. Wir brauchen offene
Augen, um zu sehen, was jetzt wichtig ist, und dies dann auch zu tun.

M: Ja aber, wir müssen doch…

D: Was müssen wir? Ich mag dieses Wort „müssen“ nicht. Um wieviel anders
klingt ein Satz mit "wir können, dürfen, wollen…"

J: …können selber entscheiden…

M: resignierend Aber was ich will?

D: Genau darum geht es! Selber Entscheidungen treffen, sich dafür einsetzen
und handeln. Wo kommen wir hin, wenn wir immer erst auf andere warten?
Wir können und sollen zu unseren Ideen stehen, sie durchsetzen.

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J: Das heißt, Frauen können Täterinnen, Kriegerinnen sein?!

     M: Ich habe meinen Sohn verloren! Frauen können richten.

     D: Ja, Frauen können Richterinnen sein. Und Frauen können Prophetinnen
     sein!

KYRIE – GOTT KLAGEN2

     Ewige – wir bringen unsere Klagen vor dich:
     Zu oft stehen wir uns selbst im Weg, lassen unsere Möglichkeiten, die Dinge
     zum Besseren zu wenden, ungenutzt. Wir sind verstrickt in gesellschaftliche
     Zwänge und globale Abhängigkeiten, die Leben zerstören. Beschämung und
     Gewalt scheinen übermächtig und treiben uns in die Mutlosigkeit und
     Resignation. Erbarme dich unser.

GLORIA – GOTT LOBEN

     Ewige – wir loben dich:
     In deiner Geistkraft finden wir unsere Stärke, können im Kleinen und Großen
     gestalten, was dem Leben dient und Versöhnung möglich macht. Wir legen
     alles, unser Vollbringen und unser Fehlen, in deine Hände. Denn mitfühlend
     bist du, voll Zuneigung, langsam zum Zorn und reich an Freundlichkeit (Ps
     103,8)

TAGESGEBET

     GOTT – aus unseren unterschiedlichen Lebenssituationen sind wir heute
     hierhergekommen. Ganz verschieden sind auch unsere Erfahrungen mit Macht,
     Ohnmacht und allem, was dazwischenliegt. In dieser Vielfalt sind wir jetzt eine
     Gemeinde.
     Bring du das Gedankenkarussell in uns zur Ruhe. Lass uns ankommen im Hier
     und Jetzt – bei dir, bei uns und beieinander.
     Dann darf alles da sein: Unsere freudigen Erwartungen genauso wie unsere
     Skepsis. Unser Sehnen, aber auch unser Befremden. Das, was uns anrührt,
     und das, was uns Angst macht. Dass du alles und uns in allem hältst, davon
     leben wir.
     Amen

LIED

      „Meine engen Grenzen“, SvH 91

2
    Gottesdienstheft der EFiD 2021 „In den Tagen Jaels“, S.23f.

                                                                                  5
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LESUNG (NACH RI 4 & 5)

  König Jabin von Kanaan unterdrückte die Israeliten mit Gewalt 20 Jahre lang.
  Sie schrien zu Gott.
     Die Prophetin Debora war zu der Zeit Richterin. Sie sprach mit Barak über
  Gottes Weisung: Barak sollte mit zehntausend Männern gegen das Heer des
  Königs Jabin unter dem Heerführer Sisera kämpfen. Gott würde das Heer in die
  Hände Baraks geben.
  Barak wollte aber nicht ohne Debora gehen.
  Sie willigte ein und sagte zu Barak, dass der Ruhm nicht ihm zufällt, sondern
  der HERR Sisera einer Frau ausliefert.
     So zogen Debora und Barak mit zehntausend Männern gegen das Heer des
  Königs Jabin.
     Das wurde Sisera, dem Heerführer angesagt. Und Sisera rief alle seine
  Kriegswagen zusammen, neunhundert eiserne Wagen, und das ganze Volk, das
  mit ihm war.
     Da sprach Debora zu Barak: Das ist der Tag, an dem dir der HERR den
  Sisera in deine Hand gegeben hat.
     Und der HERR erschreckte Sisera samt allen seinen Wagen und dem ganzen
  Heer vor Barak durch die Schärfe des Schwerts.
     Barak aber jagte den Wagen und dem Heer nach. Und Siseras ganzes Heer
  fiel, sodass auch nicht einer übrig blieb.
     Sisera aber sprang von seinem Wagen und floh zu Fuß zum Zelt Jaëls, der
  Frau des Keniters Heber. Denn der König Jabin und Heber lebten miteinander
  im Frieden.
     Jaël aber ging hinaus, Sisera entgegen und sprach zu ihm: Kehre ein, mein
  Herr, und fürchte dich nicht!
     Und er kehrte in ihr Zelt ein, und sie deckte ihn mit einer Decke zu. Er hatte
  Durst und bat um etwas Wasser. Jaël gab ihm Milch und deckte ihn wieder zu.
  Sisera wollte, dass Jaël ihn versteckt und niemandem sagt, dass er bei ihr ist.
     Da nahm Jaël, Hebers Frau, einen Pflock von dem Zelt und einen Hammer
  und ging leise zu ihm hinein und schlug den Pflock durch seine Schläfe, dass er
  in die Erde drang. Er war aber tief eingeschlafen. So starb er.
     Als Barak, der Sisera nachjagte, zu Jaël kam, zeigte sie ihm ihr Zelt. Und
  Barak sah Sisera tot da liegen und der Pflock steckte in seiner Schläfe.
  So demütigte Gott den König Jabin vor den Israeliten.
  Da sangen Debora und Barak ein Loblied auf Gott und die Heldentat Jaëls.
     Die Mutter Siseras spähte zum Fenster hinaus und klagte: Warum kommt
  mein Sohn nicht nach Hause?
     Und sie beruhigt sich selbst: Sie werden wohl Beute finden und verteilen,
  ein, zwei Frauen für jeden Mann, bunte Kleider als Beute für Sisera, ein, zwei
  bunt gewirkte Tücher um den Hals als Beute.
     So sollen umkommen, HERR, alle deine Feinde! Die ihn aber lieb haben,
  sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht!
     Und das Land hatte Ruhe vierzig Jahre.

LIED

  "Was Gott tut, das ist Wohlgetan" (Strophen 1, 2 und 4), EG 372

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PREDIGT

 Was für eine Geschichte. Mord und Totschlag. Krieg und Gemetzel. Im Ersten
 Testament lesen wir das sehr oft. Da ist keiner zimperlich. Wenn es darum
 geht, dem Volk Israel Recht zu verschaffen, geht es schnell blutig aus. Die
 Landnahme der wandernden Stämme Israel wird als gewaltsame Eroberung
 erzählt. Gegen Fremdherrschaften werden blutige Kriege geführt.

 Oft ist von kämpfenden Männern die Rede, Kriegern für das erwählte Volk. Die
 Opfer von Gewalt sind Angehörige anderer Ethnien. Diese anderen Völker
 werden zumeist mit negativen Eigenschaften belegt. Sie beten Götzen an und
 handeln in den Augen der biblischen Autoren niemals zugunsten des
 Gottesvolkes.

 Wir lesen davon, dass JHWH für das Volk Israel streitet. In seinem Namen
 werden Menschen getötet, die Feinde völlig vernichtet. Anschließend preisen
 die Kriegshelden JHWH für seinen Beistand. Sie betonen JHWHs Bedeutung für
 den Sieg. Das klingt verstörend. Es irritiert. JHWH als Kriegsgott? Auch das ist
 ein Kennzeichen der Texte aus dem Richterbuch.
    Die Erzählungen folgen einem bestimmten Muster: Die Israeliten werden
 ihrem Gott JHWH untreu, dienen den fremden Göttern, den Baalen. Deshalb
 geraten sie in die Hand der Feinde, unter Fremdherrschaft und in bittere Not.
 Allerdings lässt sich JHWH erbarmen und beruft Richter*innen, die Israel
 retten. Diese Rettung geschieht in der Regel durch Krieg, Mord und Totschlag.
 Die Opfer sind Männer, Frauen und Kinder, die dem Volk angehören, das Israel
 beherrscht hat. Dann ziehen für eine gewisse Zeit Ruhe und Frieden ein - bis
 die Israeliten sich wieder zu sehr gemein machen mit den Völkern, die das
 verheißene Land bereits bewohnen, und JHWH untreu werden. Damit beginnt
 der Kreislauf der Gewalt und Gegengewalt aufs Neue.

 Der Bibeltext zum diesjährige Frauengottesdienst aus dem Buch der Richter
 erzählt von Bluttaten, an denen Männer und Frauen gleichermaßen beteiligt
 sind – aktiv oder passiv. Denn Gewalt ist keine Frage des Geschlechtes. In der
 Erzählung aus dem 4. Buch der Richter braucht es die Initiative und den Mut
 einer Frau, damit die Männer aufbegehren gegen die Unterdrückung. Debora,
 die Prophetin und Richterin, bestellt Barak bei sich ein, legt ihm einen klugen
 Plan vor und führt als Kriegerin das Heer in die Schlacht gegen die Kanaäer.
 Nach dem Sieg über Siseras Heer singt sie ein Loblied auf die Keniterin Jael.

 Im 4. und 5. Buch der Richter begegnen uns außer Debora noch andere
 Frauen:
  ◊ Jael, die Mörderin, Frau eines Keniters, die unbeteiligte Beobachterin, die
     spontan handelt und letztlich durch die Tötung Siseras die Schlacht
     entscheidet
  ◊ die Mutter des Heerführers Sisera, die nach einem stolzen Irrtum ihren
     Sohn beweint
  ◊ die namenlosen Frauen, die als Kriegsbeute den Siegern in die Hände
     fallen.
 Werfen wir einen Blick auf diese Frauen. Was können Sie uns heute sagen?
 Cathy Mui, die Leiterin der Frauenarbeit der Lutherischen Kirche in Papua
 Neuguinea (PNG), hat dazu eine klare Antwort:

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„Ja, wir haben solche Frauen in unserer Kirche. Und sie setzen sich und ihre
     Gaben unermüdlich ein, um das Reich Gottes voranzubringen. Allerdings
     werden sie dafür bisher nicht weitreichend anerkannt, und offizielle
     Leitungsposition bleiben ihnen meist verwehrt.
        Was die Kriegerinnen angeht – nein, solche haben wir nicht. Wir haben aber
     Friedensstifterinnen. Ich habe einige Frauen kennen gelernt, die
     Gebetsbewegungen ins Leben gerufen haben und die sich mit den betenden
     Frauen im Rücken, wortwörtlich zwischen die Fronten stellen bei
     Stammesfehden, die leider noch viel zu häufig viel Blutvergießen hervorrufen
     [werden]. Sie kämpfen keinen physischen Kampf, sondern möchten Frieden,
     Heilung und Versöhnung zwischen den verfeindeten Gruppen bewirken.
     Und dazu brauchen sie den gleichen Mut, die gleiche Entschlossenheit und die
     gleiche demütige Weisheit wie die Frauen aus dem Buch der Richter.
        Ich habe auch Prophetinnen in unserer Kirche kennengelernt. Die Menschen
     – Männer wie Frauen – suchen sie auf und möchten hören, was sie zu sagen
     haben. Sie sind nicht unangefochten – wie wohl kaum ein Prophet es jemals
     war – aber sie sind sich ihrer Berufung sehr sicher. Ich wage gar nicht mir
     auszumalen, welche geistlichen Durchbrüche wir in unserer Kirche erleben
     könnten, wenn diesen Frauen mehr Verantwortung gegeben würde! […]“3

     Wenn ich mich durchforsche, erkenne ich mich in allen drei Frauen wieder: Ich
     richte, wenn ich über meine Nachbarn schlecht rede oder wenn ich den Kopf
     schüttle über Menschen, die sich anders kleiden als ich es gewöhnt bin.
     Manchmal unterstütze ich aber in einer Diskussion die Person, die nicht zu
     ihrem Recht kommt. Oder ich schlichte einen Streit, bevor er eskaliert. Dann
     trete ich für Gerechtigkeit ein.
        Viele von Euch sind Mütter und können die Haltung von Siseras Mutter
     nachvollziehen. Würden nicht auch wir unsere Kinder immer unterstützen?
     Oder uns zumindest auf ihre Seite schlagen und versuchen, ihr Tun zu
     rechtfertigen?
        Manchmal könnte ich dem einen oder anderen Menschen "den Hals
     umdrehen", weil er mich provoziert. Vielleicht kommt mir manchmal auch
     jemand zu nahe. Ich will nicht nur „Stopp“ sagen, sondern auch etwas
     Endgültiges tun.

     Das kennen wir vermutlich alle und könnten noch viele Punkte ergänzen.
     Also spüren wir am Ende irgendwie alle drei Frauen in uns – und noch ein paar
     andere Typen dazu. Wir alle schlüpfen zwischen Aufstehen und Schlafengehen
     in verschiedene Rollen – in manche gern und freiwillig, in andere
     gezwungenermaßen und auf Druck anderer. Manchmal fallen wir aus
     gewohnten Rollen – irritierend für andere, überraschend für uns selbst. So ein
     Blickwechsel kann befreiend sein – aber auch erschreckend.

     Haben wir Verständnis für die „Tat“ Jaels, die den Sisera heimtückisch um die
     Ecke bringt? Rechtfertigt der Zweck – 40 Jahre Frieden für die Israeliten – die
     Mittel? Was wissen wir über Jaels Motivation? Handelt sie aus Angst,
     vergewaltigt zu werden? Aus Notwehr, weil Sisera sich längst an ihr vergangen
     hat? Ist es eine Befreiungstat, weil sie Gewalt in verschiedener Form zu lange
     ertragen hat? Gibt es am Ende auch „gute Morde“, "notwendige Mordtaten"?

3
    Das komplette Interview mit Cathy Mui finden Sie im Anhang.

                                                                                  8
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Mit dem Text aus dem Buch der Richter wird uns viel zugemutet. Und auch
     andere Texte des Ersten Testaments irritieren oder verstören uns. Die erzählten
     Geschichten sind nur aus der Situation der damaligen Zeit zu verstehen und
     nicht einfach auf unsere Zeit übertragbar. Aber manche Themen, die der Text
     behandelt, betreffen uns auch heute: Welche Rollen haben wir in der Familie,
     im Beruf und in der Gesellschaft? Wie nehmen wir sie wahr? Nutzen oder
     ignorieren wir sie?

     Cathi Mui gibt uns einen Wunsch mit, der uns daran erinnert, dass Frauen
     etwas unternehmen, um ihr Leben zu ändern oder die gesellschaftlichen
     Umstände zu verbessern.
        „Von meinen Schwestern in Deutschland wünsche ich mir, dass ihr weiter mit
     uns geht und uns teilhaben lasst an euren Geschichten. Ihr habt bereits viel
     erreicht in Sachen Gleichstellung, denn ihr habt bereits Pastorinnen. Erzählt
     eure Geschichten, gebt uns Beispiele, wie Menschen ihre Haltung geändert
     haben, wie Vorurteile überwunden wurden. Das ist die Ermutigung die wir
     brauchen. Und wir wollen das Gleiche tun!“

     Amen

PREDIGTLIED

     „Wo Menschen sich vergessen“, Singen von deiner Gerechtigkeit. Das
     Gesangbuch in gerechter Sprache. Gütersloh 2005

GLAUBENSBEKENNTNIS4

     Wir glauben an Gott, der die Liebe ist,
     der die Welt allen Menschen geschenkt hat.
     Wir glauben nicht an das Recht des Stärkeren,
     an die Stärke der Waffen,
     die Macht der Unterdrückung.
     Wir glauben an Jesus Christus, der gekommen ist, uns zu heilen
     und uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit.
     Wir glauben nicht, dass Kriege unvermeidlich sind,
     dass Friede unerreichbar ist.
     Wir glauben an die Gemeinschaft der Heiligen,
     die berufen ist, im Dienste der Menschheit zu stehen.
     Wir glauben, dass Gott für die Welt eine Ordnung will,
     die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet,
     und dass alle Männer und Frauen gleichberechtigte Menschen sind.
     Wir glauben an Gottes Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde,
     wo Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
     Wir glauben an die Liebe mit offenen Händen.
     Amen

4
    Weltversammlung der Christen in Seoul 1990 „Bekenntnis zu Frieden und Gerechtigkeit“

                                                                                       9
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FÜRBITTEN MIT VATERUNSER

     Ewige – wir bitten dich
     für Frauen, die Macht haben wie Debora, dass sie sie einsetzen für ein gutes
     Leben für alle in Frieden und Gerechtigkeit

     für Frauen wie Jael, die Frieden und Gerechtigkeit nur durch ein nicht
     regelkonformes Handeln für sich und andere erreichen können, dass sie mit
     der Ambivalenz ihres Handelns Geborgenheit finden in deiner Liebe

     für Frauen wie Siseras Mutter, die verstrickt sind in die Macht der anderen und
     damit zu Mittäterinnen werden und letztlich ohnmächtig ausgeliefert sind. Gib
     ihnen die Kraft, den Teufelskreis zu durchbrechen zu einem eigenständigen
     Leben in deinem Angesicht

     mit Blick auf die namenlosen Frauen protestieren wir: Gegen jegliche Gewalt
     an Frauen, gegen jeden Missbrauch, ob als Waffe im Krieg oder im Alltag. Sei
     Du bei allen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, dass sie überleben und in
     ihre Macht zurück finden.

     Führe uns alle aus der Ohnmacht ins Leben, dass wir mutig für Frieden und
     Gerechtigkeit eintreten. Lass uns mit unserer Ohnmacht bei Dir aufgehoben
     sein. Lass uns in Angst und Trauer Trost bei Dir finden.5

VATERUNSER

     Vater unser im Himmel,
     geheiligt werde dein Name.
     Dein Reich komme.
     Dein Wille geschehe,
     wie im Himmel, so auf Erden.
     Unser tägliches Brot gib uns heute,
     und vergib uns unsere Schuld,
     wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
     Und führe uns nicht in Versuchung,
     sondern erlöse uns von dem Bösen.
     Denn dein ist das Reich
     und die Kraft
     und die Herrlichkeit
     in Ewigkeit.
     Amen

ABKÜNDIGUNGEN         UND   KOLLEKTEN-ANSAGE

     Wir danken herzlich für die Kollekte des letzten Jahres. Damit wurden das
     Müttergenesungswerk und die Frauenarbeit unserer Landeskirche unterstützt.
     Die Kollekte betrug 1.424,36 Euro.
       In diesem Jahr geht die Kollekte der Rogate-Frauengottesdienste anteilig zu
     10% an eine der Partnerkirchen der EVLKS, die Evangelisch-Lutherischen

5
    EFiD-Zusatzmaterial online

                                                                                10
Kirche von Papua-Neuguinea. Über das Leipziger Missionswerk wird dort ein
    Frauenprojekt unterstützt. Besonders Cathy Mui, die Leiterin der dortigen
    Frauenarbeit, benötigt finanzielle Hilfe, damit alle Vorhaben vor Ort umgesetzt
    werden können.
       Wir haben in diesem Gottesdienst von Cathy Mui gehört. Mit der Kollekte
    kann z.B. ihre Computer-Ausstattung verbessert werden. Das hilft ihr, die
    Anliegen der Frauen nach außen und innen zu kommunizieren. Cathy Mui
    erarbeitet Bibelarbeiten, Predigten und Gottesdienst-Bausteine. Sie organisiert
    verschiedene Veranstaltungen und ist Anlaufpunkt in sozialen, seelsorgerlichen
    und kulturellen Fragen.
       Ihre Spende zählt. Bitte helfen Sie mit, die Frauenarbeit in unserer
    Partnerkirche in Papua-Neuguinea zu stärken.

LIED

    „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“, Ergänzungsheft zum EG (blau)

DANKGEBET

    Gott, Ursprung alles Lebens,
    was wir bringen, haben wir von dir empfangen.
    Segne uns diese Gaben
    und gieße aus auf uns den Geist deiner unerschöpflichen Freigebigkeit,
    dass wir von deinen Gaben weitergeben an die Menschen,
    die deiner Liebe bedürfen.
    Lob sei dir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
    Amen

SENDUNG UND SEGEN6

    Gott allen Trostes und aller Verheißung, segne uns und behüte uns;
    begleite uns mit deiner Liebe,
    die uns trägt und fordert, aber auch kämpfen lässt.
    Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig,
    denn deine Güte schafft Frieden und neues Leben.
    Wende dein Angesicht uns zu und schenke uns Heil,
    lege deinen Namen auf uns und segne Du uns.
    Amen

NACHSPIEL

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 angelehnt an einen Segen aus: Gottesdienstbuch in Gerechter Sprache, Gütersloh 2003,
S. 11.

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ANHANG

INTERVIEW MIT CATHY MUI, LEITERIN DER FRAUENARBEIT IN PNG

Die Fragen stellte Silke Zwilling7 im Auftrage der
Frauenarbeit der Evangelisch-Lutherischen
Landeskirche Sachsens

Silke Zwilling (SZ): Was war deine
Motivation für das Theologiestudium?

Cathy Mui (CM): Ich habe den ganz starken
Ruf Gottes gespürt, dass ich Theologie
studieren sollte, obwohl meine Kirche ELC-PNG
keine Frauen ordiniert.
   Als ich mich zum Studium einschrieb, war
unser erstes Kind noch sehr jung und noch nicht
entwöhnt. Mein Mann studierte ebenfalls, im
Jahrgang    über    mir.   In  meinen    ersten
Studienjahren war ich die einzige Frau am
Seminar. Kurz vor Studienbeginn hatte ich einen
schweren Unfall überlebt und mein Gesicht war
sehr entstellt von den Narben. All das war oft
belastend, aber es konnte mich nicht davon abbringen, mein Studium
durchzuziehen.
   Mehr und mehr habe ich verstanden, dass Gott Menschen auswählt und beruft
zu Seinem je eigenen Zeitplan und das kann durch nichts zunichte gemacht
werden. Gottes Ruf geht an Männer und Frauen gleichermaßen. Für Gott zählt
nicht das Geschlecht, sondern Sein Plan und Seine Absichten für jeden von uns.
Daher können letztlich keine menschlichen Ideologien, Kulturen oder Traditionen
Gottes Willen und Plan für die Individuen, die Er in seiner Kirche beruft,
durchkreuzen.

SZ: Wer waren Vorbilder für dich?

CM: Ich bin tief beeindruckt von Maria, der Mutter Jesu. Ich bewundere ihre
Demut und ihr Akzeptieren von Gottes besonderem Plan für sie. Als der Engel sie
über ihre Schwangerschaft aufklärte, waren ihren Worte: „Ich bin deine Dienerin,
dein Wille geschehe!“
  Mich beeindrucken auch Deboras außergewöhnliche Fähigkeiten und ihr
Charakter als Führungspersönlichkeit. Sie erwies sich als echte Heldin im Kampf
gegen die Kanaaniter. Sie hatte größtes Gottvertrauen und nahm Gottes
Anweisungen ernst, sie ließ sich nicht von menschlichen Überlegungen ins
Wanken bringen.

SZ: Welchen Eindruck machen Debora und Jael auf dich?

CM: Ich finde diese Frauen bewundernswert. Sie sind mutig und glaubensstark.
Sie kennen ihre Gott-gegebenen Talente und sie tun einfach, was der Moment sie
zu tun heißt und retten dadurch viele. Ihr Glaube, Mut und Stehvermögen führt

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    Dozentin am Martin-Luther-Seminar in Lae

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zum Heil für ganz Israel!
   Die Frauen sind allerdings auch ziemlich rau („tough“) und aggressiv, gar nicht
“lady-like” wie wir es sonst von Frauen ihrer Zeit erwarten würden. Ich frage
mich, was sie dazu gebracht hat, über die klassischen Rolle als sanftmütige,
gütige, mütterliche Frauen hinauszuwachsen. Wir wissen leider so wenig über sie,
ihre Erziehung, ihre Rollenvorbilder, ihren Familienhintergrund etc.
   In Richter 4 geht es darum, dass Frauen die Dinge in die Hand genommen
haben, weil kein Mann da war, um den Job zu machen. Es war nicht vorgesehen,
dass Frauen am Kriegsgeschehen beteiligt sind. Kämpfen ist Männersache.
Debora und Jael waren eigentlich nicht für ihre Rollen vorgesehen. Und doch
bewiesen sie Mut, Klugheit, strategisches Denken. Führungspotential
   In PNG wird ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass Männer das
Privileg der Autorität haben. Wenn wir Frauen zur rechten Zeit am rechten Platz
sind, haben wir manchmal die Chance, eine Lücke zu füllen, weil gerade kein
anderer da ist. Aber normalerweise werden wir nicht als die Erstbesetzung für
eine Führungsrolle in Betracht gezogen. Wir Frauen müssen viel härter arbeiten,
um die Anerkennung und das Vertrauen zu gewinnen, das Männern in
Führungsverantwortung automatisch entgegen gebracht wird. Und selbst wenn
wir unsere Sache sehr gut machen, führt das nicht dazu, dass wir beim nächsten
Mal mitberücksichtigt werden.
   Ja, wir beschäftigen uns mit diesen Frauengestalten aus der Bibel, vor allem in
den Bibelarbeiten in unserer Frauenarbeit. Doch leider werden diese Frauen
selten außerhalb unserer Frauenarbeit zum Thema gemacht. Oder anders gesagt:
Die männliche Hälfte unserer Geschwister in der ELC-PNG beschäftigt sich so gut
wie nie mit diesen biblischen Charakteren und wird nicht herausgefordert darüber
nachzudenken, was sie von diesen starken Frauen lernen könnten!

SZ: Wie sieht es aus mit Frauen in Leitungspositionen? Was kann deiner
Meinung nach helfen, mehr Frauen führen zu lassen?

CM: Aktuell werden nur Männer ordiniert. Theoretisch können in allen Gremien
Frauen ebenso wie Männer mitwirken. Derzeit gibt es jedoch maximal auf Ebene
der Ortsgemeinden Frauen im Kirchengemeinderat, z.B. mit einer Schatzmeisterin
oder als Koordinatorin der Frauenarbeit. Letztere ist qua Amt im Gemeinderat.
Auf Dekanats-, Kirchenbezirks- oder nationaler Ebene gibt es keine weiblichen
Ratsmitglieder.
   An theologischen Seminaren lehren vereinzelt Frauen, jedoch fast
ausschließlich in den Programmen, die für die Ehefrauen der Studenten
angeboten werden, nicht im regulären Studienbetrieb, und normalerweise keine
theologischen Fächer.
   Lediglich in der Gesamtkirchenverwaltung gibt es weibliche Mitarbeitende,
keine von ihnen verantwortet jedoch ein Ressort (mit Ausnahme des
Frauenprogramms, natürlich )
   Unser derzeitiger Bischof Jack Urame spricht diese Themen regelmäßig
öffentlich an und möchte auch die Ordination von Frauen. Für ihn sollten Männer
und Frauen die gleichen Möglichkeiten haben, sich für Gottes Reich einzusetzen.
Es ist gut, dass diese Themen auf dieser Ebene der Kirchenleitung diskutiert
werden. Doch auf Ebene der Kirchenbezirke und Dekanate findet viel zu wenig
Austausch statt. Daher sind wir noch weit von einem kirchenweiten Konsens
entfernt. Nicht alle halten Gendergerechtigkeit überhaupt für eine aktuell
relevante Frage. Solange noch so viel Uneinigkeit bzw. Gleichgültigkeit herrscht,
ist es schwierig, konkrete Strategien zu entwickeln.

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Das ist unsere aktuelle Situation. Ich sehe folgende Möglichkeiten, dies zu
ändern:
   ◊     Menschen in Führungsverantwortung müssen sensibilisiert werden für
         Fragen der Gendergerechtigkeit und was die Bibel dazu lehrt.
   ◊     Und auch die Gläubigen in den Ortsgemeinden müssen biblisch fundiert
         dazu unterrichtet werden. Genderfragen müssen in allen Programmen,
         die unsere Kirche anbietet, ihren Platz haben.
   ◊     Die Gleichberechtigung von Mann und Frau muss mehr Aufmerksamkeit
         in unserer Gesellschaft bekommen und wir als Kirche müssen uns klar
         zu Gewalt gegen Frauen, Vorwürfe der Hexerei, sexuelle Übergriffe in
         der eigenen Familie etc. positionieren. Dazu müssen wir noch stärker
         mit anderen Kirchen, NGOs [nichtstaatliche Organisationen] und
         staatlichen Autoritäten zusammenarbeiten.
   ◊     Grundsätzlich scheint die Frage nach der Position von Frauen in der
         Kirche eine “Alles-oder nichts-Angelegenheit” zu sein. Da man sich zu
         diesem letzten Schritt der Gleichstellung (Ordination) nicht entschließen
         kann, wird das gesamte Thema „Frauen in Kirchenverantwortung“
         ausgeblendet. Mein Vorschlag hier wäre, die Ordinationsfrage zunächst
         unbeantwortet zu lassen und stattdessen Strategien zu entwickeln,
         unsere begabten und berufenen Theologinnen in anderen Aufgaben zum
         Wohl der Kirche einzusetzen. Nicht unbedingt als Pastorinnen, aber als
         Schulgeistliche, Seelsorgerinnen, Dozentinnen. Leider gibt es hier keine
         Visionen und Strategien. Zurzeit werden Theologinnen ausschließlich (!)
         in der Frauenarbeit eingesetzt, z. B. als Lehrerinnen an den
         Frauenbildungsstätten oder als Koordinatorinnen der Frauenarbeit in
         Gemeinden, Dekanaten und Kirchenbezirken.

SZ: Werden in PNG Ansätze der Feministischen Theologie diskutiert?

CM: Es findet kaum Austausch dazu statt. Zwar diskutieren wir Ansätze in
unserer Frauenarbeit, aber wir haben keine Gelegenheit, diese einem
gesamtkirchlichen Gremium vorzustellen. Wann immer wir bei internationalen
Konferenzen oder über Frauennetzwerke Ideen oder Materialien erhalten, setzen
wir sie gerne in unserer Frauenarbeit ein. Doch außerhalb der Frauenarbeit gibt
es keine Gelegenheit, diese Ideen weiter zu diskutieren oder auch unsere
männlichen Pastoren zu ermutigen, über feministische Ansätze nach zu denken.

SZ: Wie ist die Frauenbildungsarbeit in PNG organisiert? Wie können wir
uns das hier in Deutschland vorstellen?

CM: Wir verstehen Frauenarbeit mit einer ganzheitlichen Vision. Für uns geht es
nicht nur um geistliche Erbauung, sondern unser Programm beruht auf fünf
Säulen – fünf Bereiche, in denen uns das Wachstum von Frauen besonders
wichtig ist: geistlich, physisch, sozial, ökonomisch und intellektuell. Wir bieten
Workshops und Fortbildungen zu ganz unterschiedlichen Themen an, die z.B.
Gesundheitsaufklärung, Kindererziehung, Bibelarbeitsmethoden, Handarbeiten,
Finanzführung, IT, Lesen und Schreiben und vieles mehr beinhalten. Auf
Dekanats- oder Kirchenbezirksebene versuchen wir uns daran zu orientieren, was
Frauen in der Stadt und auf dem Land gerade besonders beschäftigt und wo sie
sehen, dass unsere Kirche in die Gesellschaft hineinwirken kann.

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SZ: Welche Vision hast du für die kommende Generation?

CM: Meine Vision ist, dass Männer und Frauen in allen Bereichen des
gesellschaftlichen Lebens ganz natürlich und gleichberechtigt mitwirken. Auch in
den Entscheidungsgremien unserer Kirche.
  Solange ich die Frauenarbeit der ELC-PNG leite, möchte ich nicht aufhören,
über Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft zu sprechen und sie in
unseren Frauenprogrammen immer wieder zur Sprache zur bringen. Außerdem
möchte ich meine Kollegen ermutigen, es mir gleich zu tun, auch in ihren
jeweiligen Dienstkontexten.

SZ: Würdest du sagen, dass es „Kriegerinnen – Richterinnen –
Prophetinnen“ in unserer Kirche gibt?

CM: Ja, wir haben solche Frauen in unserer Kirche. Und sie setzen sich und ihre
Gaben unermüdlich ein, um das Reich Gottes voranzubringen. Allerdings werden
sie dafür bisher nicht weitreichend anerkannt, und offizielle Leitungsposition
bleiben ihnen meist verwehrt.
   Was die Kriegerinnen angeht – nein, solche haben wir nicht. Wir haben aber
Friedensstifterinnen.    Ich   habe     einige   Frauen    kennen   gelernt,   die
Gebetsbewegungen ins Leben gerufen haben und die sich mit den betenden
Frauen im Rücken, wortwörtlich zwischen die Fronten stellen bei Stammesfehden,
die leider noch viel zu häufig viel Blutvergießen hervorrufen werden. Sie kämpfen
keinen physischen Kampf, sondern möchten Frieden, Heilung und Versöhnung
zwischen den verfeindeten Gruppen bewirken. Und dazu brauchen sie den
gleichen Mut, die gleiche Entschlossenheit und die gleiche demütige Weisheit wie
die Frauen aus dem Buch der Richter.
   Ich habe auch Prophetinnen in unserer Kirche kennengelernt. Die Menschen –
Männer wie Frauen – suchen sie auf und möchten hören, was sie zu sagen haben.
Sie sind nicht unangefochten – wie wohl kaum in Prophet es jemals war - aber sie
sind sich ihrer Berufung sehr sicher. Ich wage gar nicht mir auszumalen, welche
geistlichen Durchbrüche wir in unserer Kirche erleben könnten, wenn diesen
Frauen mehr Verantwortung gegeben würde!
   Von meinen Schwestern in Deutschland wünsche ich mir, dass ihr weiter mit
uns geht und uns teilhaben lasst an euren Geschichten. Ihr habt bereits viel
erreicht in Sachen Gleichstellung, denn ihr habt bereits Pastorinnen. Erzählt eure
Geschichten, gebt uns Beispiele, wie Menschen ihre Haltung geändert haben, wie
Vorurteile überwunden wurden. Das ist die Ermutigung die wir brauchen. Und wir
wollen das Gleiche tun!

                                            aus dem Englischen von Silke Zwilling

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Die Frauentreffen am Sonntag Rogate finden in der sächsischen Landeskirche seit
1947 statt.

Alle unsere Ideen und Vorschläge sind Anregungen, mit denen Sie frei
umgehen können. Die liturgische Sprache und die Anrede für Gott können Sie
variieren und so wählen, wie es Ihnen und Ihrer Rogate-Gemeinde entspricht
oder vertraut ist.

Wir empfehlen Ihnen den beiliegenden Gottesdienstvorschlag der EFiD
(Evangelische Frauen in Deutschland), der in allen Landeskirchen der EKD
verwendet wird. Das Heft wurde von Theologinnen aus den Frauenarbeiten
verschiedener Landeskirchen erarbeitet. Es enthält vielfältige Vorschläge für
Gottesdienste, Veranstaltungen und Gruppenarbeiten.

Wenn Sie Kollekte gesammelt haben, bitten wir um Überweisung auf das
  Konto der Kirchlichen Frauenarbeit
  Bank für Kirche und Diakonie
  IBAN: DE39 3506 0190 1600 9000 10
  Verwendungszweck: Rogate-Kollekte + Ort des Treffens

Falls die Durchführung des Rogategottesdienstes in diesem Jahr schwierig ist,
ermutigen wir Sie, es auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen oder eine andere
Veranstaltungsform (Gesprächskreis, Bibelabend etc.) zu finden. Auch dafür
eignen sich die Sächsische Gottesdienstordnung sowie das Gottesdienstheft der
EFiD.

Haben Sie Fragen zur Umsetzung des Themas oder brauchen Sie Tipps zur
Vorbereitung? Die Frauen des Vorbereitungsteams beantworten gern Ihre Fragen.

Das Rogateteam 2021: Susann Gräßler, Schwarzenberg; Tel.: (03774) 7628029
                     Kathrin Pflicke, Dresden; Tel.: (0351) 8124230
                     Dr. Peggy Renger-Berka, Dresden; Tel.: (0351) 8124217
                     Peggy Rühle, Wurzen; Tel.: (03425) 920213
                     Irmhild Vesper, Heidersdorf; Tel.: (037361) 4370

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