SCHERZ, LIST, UND RACHE - HFMT KÖLN

 
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SCHERZ, LIST, UND RACHE - HFMT KÖLN
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SCHERZ,
   LIST,
  UND
 RACHE
Programm

 „SCHERZ, LIST UND RACHE“

  Heiteres Singspiel in einem Akt (opus 1)
  Musik: Max Bruch (1838-1920)
  Text von Johann Wolfgang von Goethe

  Urania Theater | Köln
  Aufnahmedatum: April 2021

  BESETZUNG
   INSZENIERUNG: Thilo Reinhardt
   MUSIKALISCHE LEITUNG: Stephan E. Wehr
   KLAVIER: Stephan E. Wehr, Thomas Aydintan
   BÜHNE UND KOSTÜME: Jonas Müller, Robert Rickli, Christina Sauer, Karo Schultz
   TECHNIK: René Meffert
   FILMISCHE AUFNAHMEN: Michael Maurissens, Maurits Boettger
   PRODUKTION VON Dr. S.C. Herz

  MITWIRKENDE
   SCAPINE: 		                                               Elena Plaza Cebrián, Haram Lyu
   SCAPIN: 		                                                Leilei Xie, Niklaus Loosli
   DOCTOR: 		                                                Soowon Han, Kecheng Zhao

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Scherz, List und Rache

EINLEITUNG                                             DER ROMANTISCHEN TRADITION
                                                       VERPFLICHTET
Ein junges Paar erpresst einen reichen alten Dok-      Max Christian Friedrich Bruch wurde am 6. Januar
tor um an sein Geld heranzukommen.                     1838 in Köln als Sohn des Polizeirats August Karl
                                                       Friedrich Bruch geboren. Seine kompositorische Be-
Dafür läßt er sich als Diener anstellen, sie spielt    gabung zeigte sich früh, da seine Mutter Wilhelmi-
eine Patientin, die durch die Arznei des Doktors       ne (geb. Almenräder), eine anerkannte Sopranistin,
zu Tode kommt. Nachts erscheint sie dem Doktor         das musikalische Interesse ihres Sohnes wirksam zu
als ruheloser Geist der Toten, und droht, aller Welt   fördern wusste. Erste Kompositionen, darunter eine
den „Mord“ zu offenbaren. Von panischer Angst          Vielzahl an Motetten und Violinsonaten, sind be-
getrieben gibt der Doktor sein gesamtes Vermö-         reits aus den Kindertagen Bruchs überliefert. Mit 14
gen hin. Zu spät erkennt er den Betrug und muß         Jahren erhält Bruch ein vierjähriges Stipendium der
zusehen, wie das junge Paar sich triumphierend         Frankfurter Mozart-Stiftung. Dieses ermöglicht ihm
aus dem Staub macht.                                   ein Studium bei Ferdinand Hiller, Carl Reinecke und
In der Maske einer Komödie erzählt Goethe die          Ferdinand Breunung am Konservatorium der Musik
Geschichte von zwei jungen Menschen, die einem         in Cöln. Den Abschluss des Studiums bildete eine ko-
Alten das Vermögen abnehmen - das er (ihrer            mische Oper, eine Vertonung von Goethes „Scherz,
Meinung nach) zuvor der Gemeinschaft entzogen          List und Rache“.
hat. Die soziale Ungleichheit - das ewige The-
ma der Komödie – wird hier durch eine gewalt-          Bei der Kürzung des Goethe-Textes arbeitet Bruch mit
same „Umverteilung“ von oben nach unten mit            dem Musiker und Verleger Ludwig Bischoff zusam-
anarchischer Lust vorgeführt. Die typenhaften          men, der u. a. zu dieser Zeit die »Niederrheinische
Figuren der Commedia dell´arte offenbaren da-          Musikzeitung« in Köln gründet. Der Einakter wird
bei menschliche Schwächen und Abgründe, die            zunächst als Klavierfassung für den Salon konzipiert
durch ihre Masken um so deutlicher hervortre-          und erfährt dabei mehrere Privataufführungen im
ten. Die Tradition des Jahrmarkttheaters wird mit      Freundeskreis des Komponisten. Bald sollte dennoch
Elementen des Comix, des Stummfilms und des            eine Instrumentierung folgen und schließlich wird
Horrortheaters alla Grand-Guignol zu einem wil-        der Einakter auf Empfehlung Hillers 1857 bei Senff in
den Stilmix angereichert, in dem sich der ewige        Leipzig als Bruchs op.1 verlegt. Am 14. Januar 1858
Zweikampf zwischen alt und jung, zwischen unten        erfolgt schließlich die Uraufführung von „Scherz, List
und oben zur Musik von Max Bruch expressiv und         und Rache“ am Stadttheater Köln. Die Orchesterfas-
höchst vergnüglich entfalten kann.                     sung gilt heute als verschollen. Bischoff beschrieb
                                                       die Oper als „ein Werk, das wir als eine frische, in
                              Prof. Thilo Reinhardt    deutschem Boden gewachsene Blüthe auf diesem
                                                       Gebiete der Musik freundlich begrüßen […] die Musik
                                                       [ist] stets melodisch und charakterlich, das Ganze voll
                                                       Bewegung und Leben und reich an wirklich musika-
                                                       lischer Komik.“ Weiterhin empfiehlt Bischoff Bruch
                                                       als Gegensatz zu den Entwicklungen der zeitgenös-
                                                       sischen Musik, insbesondere als Gegenspieler der
                                                       musikalischen Innovationen eines Richard Wagners:
                                                       „Daß in unseren Tagen, wo der Weltschmerz und die
                                                       Zerrissenheit des Gemüthes und die Jagd nach gro-
                                                       ßem stofflichen Inhalt in der Tonkunst herrschen, wo
                                                       die Sucht nach dem ungewöhnlichen, dem Excentri-

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Programm

  schen, Ungehörten, Abgeschmacktes neben Un-           Kompositionsmeisterklasse an der Berliner Musik-
  geheuerlichem gebiert, daß in solcher Periode ein     hochschule, die von 1890 bis 1911 fortbesteht. Dort
  junger Komponist die schwierige Aufgabe, sich in      etabliert er seinen Ruf als angesehener Lehrer u. a.
  der heiteren Gattung der Musik zu versuchen, mit      von Ottorino Respighi und Ralph Vaughan Williams.
  Liebe und Begeisterung erfaßt und bei der Lösung      Weiterhin wird ihm 1893 die Ehrendoktorwürde der
  derselben den Weg der Natürlichkeit nicht verläßt     Universität Cambridge verliehen. Im Jahre 1820, im
  und sich mit einfachsten Mitteln zur Erreichung       Alter von 82 Jahren, stirbt Max Bruch in Berlin.
  seines Zweckes begnügt, ist an und für sich schon
  im höchsten Grade lobenswert und würde selbst
  bei geringerer Leistung anerkennende Aufmunte-
  rung verdienen.“

  Diese Bewahrung einer traditionellen, romanti-
  schen Kompositionsweise im Angesicht der mu-
  sikalischen Umwälzungen der Zeit, die Bischoff
  hier lobt, sollten Bruch dennoch auf Dauer einen
  schwierigen Stand als Komponisten in der Mu-
  sikwelt verschaffen. Seine eigene musikalische
  Sprache, die von starken, charakteristischen Me-
  lodien und verschiedensten Volksliedern geprägt
  ist, bringen ihm den Ruf eines Anachronisten ein,
  der sich der modernen Musik und dem Zeitgeist
  verschließt. Dessen ungeachtet liegt vor dem jun-
  gen Bruch am Ende seiner Zeit in Köln eine große
  Musikkarriere. Nach seinem Abschluss reist er in
  verschiedene deutsche Städte und lässt sich für
  kurze Zeit in Leipzig und Mannheim nieder, bevor
  er Hofmusikdirektor in Koblenz wird. Hier entsteht
  in enger Rücksprache mit dem Violinisten Joseph
  Joachim das Erste Violinkonzert in g-Moll (op. 26),
  welches das bis heute bekannteste Werk Bruchs
  darstellt. Die Tatsache, dass bis zu seinem Tod
  kaum ein anderes Werk die Wertschätzung dieses
  „Ersten Violinkonzerts“ bekommt, soll Bruch zeit-
  lebens sehr verbittert haben.
  Nach einer weiteren Stelle als Hofkapellmeister
  in Sonderhausen arbeitet Bruch fast ein Jahr-
  zehnt als freiberuflicher Komponist und über-
  nimmt schließlich von 1878 bis 1890 schrittweise
  Dirigentenposten in Berlin, Liverpool und Breslau.
  Während dieser Zeit werden seine Chorwerke ins-
  besondere in ganz Deutschland beständig und
  erfolgreich aufgeführt. Später gründet Bruch eine

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Scherz, List und Rache

EIN GESPRÄCH ÜBER „SCHERZ, LIST UND RACHE“ UND MORAL MIT DEM
REGISSEUR PROF. THILO REINHARDT
                              Wie kam es zu der Idee, die-      ergreifen muss. Dass es womöglich Situa-
                              ses eher unbekannte Stück         tionen gibt; statt durch Zaudern und Zögern
                              auf die Bühne zu bringen?         und dem Drang, alles richtig machen zu wol-
                              Nachdem wir die letzte Pro-       len und vollständig mit der Ordnung zu ge-
                              duktion „Cosi fan tutte“ auf-     hen im Leben einfach das Nachsehen haben
                              grund der immer schwieri-         wird. Denn dann kommt irgendwann jemand
                              geren     Coronabedingungen       anders und grapscht einem die Gelegenhei-
                              verschieben mussten, haben        ten eben weg. Ich glaube, es ist von Goethe
                              wir nach einem Stück ge-          schon eine Moral, die einen das Leben lehrt.
sucht, das unter verschärften Bedingungen ausführbar            Keine Schulmoral, keine offizielle Moral.
ist. S­ tephan Wehr, der musikalische Leiter, hat dann dieses
Dreipersonen-Stück gefunden, das wir allerdings in Dop-         Also eine Art „Überlebensschule“?
pelbesetzung spielen, damit möglichst viele Studierende         Ja, gewissermaßen eine Überlebenschule.
der HfMT Köln profitieren. Es ist auch ein Stück, das man
nicht musikalisch einschrumpfen muss. Es ist nicht einfach      Es handelt sich auch um ein zeitaktuelles
„nur“ eine reduzierte Fassung eines Orchesterstücks, son-       Thema. Die Frage ist ja immer, wo ziehen
dern ist tatsächlich für Klavier komponiert worden. Nur die     wir die Grenze zu einer unverhältnismä-
Ouvertüre ist für vier Hände, was wir dann auch gemacht         ßigen persönlichen Bereicherung? Wann
haben. So haben alle das Gefühl einer vollwertigen Pro-         ist es nachvollziehbar und wann nicht?
duktion, trotz Pandemiebedingungen.                             Beispielsweise bei dem Thema Steuerhin-
                                                                terziehung. Nehmen wir einen Musiker,
In dem Stück bereichert sich durch eine List ein weniger        der sich gerade mal so finanziell durch-
wohlsituiertes Paar an dem Reichtum einer wohlhaben-            schlägt. Bei einer Beerdigung musiziert
den Person. Gibt es Ihrer Meinung nach eine Moral, die          er für einen geringes Honorar und steckt
für dieses und ähnliche „Verbrechen“ sprechen könnte?           das Geld dann quasi unversteuert ein. Da-
Stichwort „Klassenjustiz“, „Enteignung“ oder „Umver-            für würden einen wahrscheinlich die we-
teilung von Besitz und Wohlstand“?                              nigsten anprangern, wohingegen natür-
Ja, eine Moral wird von Goethe formuliert in einem Du-          lich die Steuerhinterziehung im großen
ett dieses jungen Pärchens, welches auf jeden Fall auch         Maße höchst „kriminell“ ist. Da liegen
kriminelle Energie hat. Sie singen, musikalisch auf einen       dann bei so einem Stück wie „Scherz, List
Höhepunkt gesetzt: „Man muss vergebens harren, wenn             und Rache“ die Sympathien eher bei dem
man nichts Kühnes wagt“.                                        Pärchen. Die sozialen Umstände rechtfer-
Ich würde sagen, das ist die Moral. Vielleicht eine sehr        tigen sozusagen die Tat.
sportliche Moral, es ist keine Schulmoral, sondern eher         „Kriminell“ meinen Sie jetzt im moralischen
eine Moral, mit der man auch tatsächlich vor dem Gesetz         Sinne, weil es ja leider nicht justiziabel kri-
und der gesellschaftlichen Ordnung in Konflikt kommen           minell ist. Also „Google“, „Amazon“ und die
wird, die aber sozusagen einen trotzdem das Leben lehrt.        ganzen anderen Konzerne zahlen einfach
Also wer sich immer an alle Regeln hält, der wird vielleicht    nicht die Steuern, die sie zahlen müssten
in den entscheidenen Momenten auch das Nachsehen ha-            und sind trotzdem nicht belangbar, weil der
ben. Das soll jetzt kein Aufruf von mir sein und ich glaube,    Staat vor den Riesenkonzernen einknickt,
das ist auch von Goethe kein Aufruf, das Gesetz zu bre-         die dann damit drohen, in ein anderes Land
chen, aber es appelliert sozusagen an den Instinkt, dass        umzuziehen inkl. der Arbeitsplätze etc.. Des-
man irgendwann auch mal Gelegenheiten beim Schopf               halb ist es sozusagen moralisch kriminell. Es

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  ist, wie Sie es gesagt haben: Im Kleinen ist man tatsächlich      Herz, und wer mit vierzig immer noch Kom-
  belangbar. Jemand, der ein „bisschen Steuern hinterzieht“         munist ist, hat keinen Verstand.“
  wird einfach verurteilt, aber die Großen lässt man laufen.        Scarpine und Scarpin sind vielleicht mit 60
                                                                    Jahren genau so schlimm wie der Doktor,
  Also besitzt das Stück trotz einer moralisch fragwürdi-           weil man in einem Leben mit Besitz einfach
  gen Methodik eine Art „Happy End“ oder wie würden                 anfängt anders zu denken. Man geht sozusa-
  Sie das nennen?                                                   gen in Verteidigungshaltung. Wenn man jung
  Eine Abrechnung.                                                  ist, geht man in Angriffshaltung. Man muss
                                                                    auch die verdrängen, die da vor einem sind.
  Es gibt den Satz „Gute Mädchen kommen in den Himmel               Wir als Künstler müssen das auch. Wenn
  und böse Mädchen kommen überall hin“. Solche sozialdar-           man nur wartet, bis man drankommt, dann
  winistische Sprüche gibt es ja in allen Bereichen, wo eine        muss man schon „fille à papa“ oder in guten
  Urlebenskraft waltet, die sich nicht an Gesetze und Ver-          Netzwerken sein. Es ist dann quasi ein auto-
  haltensregeln hält. Natürlich muss man auch sagen, das ist        matisches Transportband, aber wer nichts
  nicht in Ordnung, was die machen, aber irgendwo ist alles         hat, der muss sich einfach viel bewegen und
  außenrum auch nicht in Ordnung. Das der Typ das Geld              das sehe ich auch in allen Jung-alt-Konflik-
  häuft und die anderen rumkrebsen. Das ist ein Ur-Thema            ten oder Prozessen. Zum Beispiel gilt dies
  der Komödie: Oben und Unten. Es lebt von der Spannung,            auch im Finanzsektor. Ich meine hier die Be-
  die von unten wollen nach oben und die von oben wol-              wegungen, die es nach Skandalen gegeben
  len noch höher oder oben bleiben. Das findet man über-            hat, wo auch wieder das Motto war, Gewinne
  all. Leporello singt: „Voglio far il gentiluomo“ („ich will ein   zu privatisieren und Verluste zu vergemein-
  Ehrenmann sein, ich will nicht mehr dienen“). Es ist ein          schaften. Es gibt immer eine Schicht in der
  Urantrieb in der Komödie, sich über dieses Gefälle einfach        Gesellschaft, die dafür kämpft, dass alles so
  lustig zu machen. Bei Charly Chaplin: Der kleine Mann, der        bleibt wie es ist, weil es für sie gut ist. Und
  dem Großen in den Hintern tritt und ihn irgendwie durch           unten gibt es immer diese Schicht die wühlt
  Cleverness und Kühnheit überwindet. Gerade die Kühnheit           und in denen es gärt und die dann auch kre-
  muss auch da sein. Wer in der Ecke sitzen bleibt, wird wirk-      ativer sind, weil die einfach die Verhältnisse
  lich nichts vom Kuchen abkriegen und das finde ich das            ändern wollen. Die wollen auch ihr Kuchen-
  Sympathische an Scapine und Scapin. Das Schicksal in die          stück haben, ihren Platz in der Gesellschaft.
  Hand nehmen und sagen, wir machen jetzt was. Und selbst           Bewegungen wie „Occupy“ und „Podemos“
  wenn es eine krumme Tour ist, dem Alten das Geld wegzu-           sind Folge von Missbrauch in der oberen
  nehmen, das ist wirklich kein Schaden für die Gesellschaft.       Welt und ich glaube, das steckt bei Goethe
                                                                    auch drin. Seine Sympathien sind ja bei den
  Und alles gut verpackt in einer Komödie …                         Jungen. Dieser ewige Kampf zwischen Oben
  Es spiegelt für mich ein bisschen das Urthema der Comme-          und Unten zwischen Alt und Jung, zwischen
  dia dell’arte: Die Armen sind immer jung, das sind immer          Mann und Frau, das sind so ewige Antago-
  die jungen Diener und oben sitzt das Establishment, die           nisten, die in der Komödie eben aufeinander
  Alten, die Besitzer, die alles unter sich regeln, wie sie wol-    losgelassen werden.
  len und wie es für ihren Besitz am günstigsten ist. Unten
  müssen sie erfinderisch und kühn sein, die Gelegenheiten          Es gibt in dem Stück eigentlich eine drama-
  ergreifen, Instinkt haben und eben kämpfen. Das ist ein           turgische Begründung, warum die beiden
  ewiges Thema in allen Gesellschaften. Sie kennen sicher           dem Doktor das Geld wegnehmen. Relativ
  den Spruch: „Wer mit zwanzig kein Kommunist ist hat kein          kompliziert wird ganz am Anfang in einem

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Scherz, List und Rache

monologischen Satz eingeführt, dass der alte Doktor bei         tieren. Der Harlekin ist ja tatsächlich auch
der Oma von Scapine gewesen war und ihr erzählt hatte,          so ein Typ der immer für alles ein Mittelchen
wie lasterhafte Scapine sei. So hat er die Erbschaft, die       oder eine Möglichkeit hat. Das haben wir
von der Großmutter an die Enkelin gehen sollte, in seine        auch ins heute übersetzt.
eigene Tasche geführt. Also holen sich Scapine und Scapin
dieses Geld nun wieder zurück. Aber wir haben sofort ge-        Die Zusammenarbeit mit der Kunstaka-
sagt, dass wir das nicht brauchen, weil es mühsam und           demie Düsseldorf ist ein Novum gewesen.
kompliziert ist und ich es auch gar nicht wichtig finde. Die    Wie hat sich diese Zusammenarbeit erge-
haben jeden Grund der Welt, um einfach so einen Geld-           ben und gestaltet?
sack anzustechen wie die Panzerknacker bei Donald Duck.         Ja, ich habe die angesprochen, weil ich dach-
Ich finde es auch sympathischer, weil es die Figuren dann       te, das liegt doch eigentlich auf der Hand.
interessanter macht. Sonst bleiben die so „der hat das          Düsseldorf und Köln sind so nah, warum
gemacht, aber das darf er nicht, also dürfen wir das ma-        nicht eine Kooperation. Es hat sich gleich
chen“. Es ist interessanter, wenn es grundsätzlich um arm       eine ganze Bühnenbildklasse zusammenge-
und reich geht. Die müssen, wie gesagt, einfach gucken,         tan. Die haben wirklich alles gemacht, wo-
wie sie ihr Stück Kuchen kriegen im Leben.                      für es am Theater sonst ganze Gewerke und
                                                                Abteilungen gibt mit zig Mitarbeitern. Wir
Das Werk wurde 1858 uraufgeführt und war dement-                haben das Ausstattungskonzept zusammen
sprechend einer anderen Zeit bzw. anderen Umständen             entworfen, dann haben die das Bühnenbild
unterworfen. Ist die Handlung leicht in einen modernen          selbst gebaut, transportiert, auf- und abge-
Kontext zu übertragen gewesen oder bedurfte es eini-            baut. Alles, was die Bühnentechnik am Haus
ger Anpassung?                                                  macht. Dann haben sie die Kostüme ent-
Die Handlung bedurfte keiner großen Anpassung. Zwei             worfen/gekauft/ausgeborgt und/oder kom-
Leute, die einen Mann erpressen, in dem sie ihm vorspie-        biniert. Sie haben am Abend die Sänger*in-
len, dass sie Opfer seiner Medizin sind und ihn damit er-       nen betreut, also die Ankleide gemacht, die
pressen, das gibt es ja heute auch noch. Das gibt es ja heu-    Masken und die Frisuren. Dazu haben sie die
te auch noch. Klar, das ist Komödie. Daran muss man als         Proben mit den vielen Requisiten betreut,
Zuschauer Vergnügen haben. Der Mann kriegt Panik, weil          die sie auch selber gemacht und/oder ge-
er vielleicht wirklich einige Leichen im Keller hat.            kauft haben. Außerdem waren sie für die
Sein Business an sich haben wir verändert. Er ist jetzt nicht   Beleuchtung zuständig, haben die Videos
nur Dr. mit seiner Apotheke, sondern ein Schönheits- u.         eingespielt und den Ton gemacht. Sie haben
Jugendguru, bei dem man sowohl Schönheitsoperationen            also wirklich ein kleines Theater ermöglicht.
machen, wie auch irgendwelche Elixiere bestellen kann,          Ganz prima, ich bin sehr zufrieden.
die ewige Jugend versprechen. Er bedient wirklich so einen
ganzen Lifestyle und ist daran fürchterlich reich geworden.
Dabei betrügt er auch mit seinen Cremes etc.. Scapine ist
am Anfang sogar eine Minijobberin, die für ihn als Promo-
terin auf die Straße geht und seine Mittelchen verkauft. Es
geht sozusagen um die Minijobbergang gegen die Oberen.
Der Transport in die Gegenwart hat uns sehr Spaß ge-
macht. Es war ein Einfall der Düsseldorfer, dass der Doktor
so ein Beautyguru ist. Ansonsten haben wir versucht, z. B.
ästhetisch die Commedia-dell‘arte ins heute zu transpor-

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Programm

  Inwiefern hat die Corona Pandemie den Probenablauf
  beeinträchtigt?
  Aufgrund des kleinen Personals und der Dauer von einer
  Stunde war das Stück unter Coronabedingungen einiger-
  maßen machbar.
  Trotzdem mussten wir zweimal unterbrechen und das war
  schon sehr anstrengend. Gott sei Dank haben wir nicht
  noch einmal verschoben, sonst hätten wir es nicht machen
  können. Zwei Tage nach der „Aufführung“ wäre es nicht
  mehr möglich gewesen.
  Und klar, wir mussten immer in den Besetzungen getrennt
  probieren, was uns auch zeitlich belastet hat und dazu
  waren diese Abstände auf der relativ kleinen Bühne ein
  Dauerthema. Gegen Ende der Probenzeit wurde auch jeder
  täglich getestet.
  Ich glaube, wir haben das sehr gut und genau befolgt.

                                                                           Impressum

                                                                         HERAUSGEBER
                                                             Der Rektor der Hochschule
                                                               für Musik und Tanz Köln
                                                              Unter Krahnenbäumen 87
                                                                            50668 Köln

                                                                TEXTE UND INTERVIEW
                                                                        Andrea Graff

                                                                            TITELBILD
                                                                       Christina Sauer

                                                                           REDAKTION
                                                                       Dr. Heike Sauer

                                                                          GESTALTUNG
                                                                      Silke Gutermuth

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