Schule fürs Leben? - Katholische Kirche Benken SG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
07/2022 Pfarrblatt Bistum St. Gallen www.pfarreiforum.ch Schule fürs Leben? Die Pfadi hat so viele M itglieder Erste Armeeseelsorgerin im wie nie zuvor. Doch wie Appenzellerland Seite 9 zeitgemäss ist die Kinder- und Jugendorganisation? Umweltprojekt: Pfarreigarten Seiten 3 – 6 Seiten 10 – 11
Editorial Inhalt 30 000 Kinder und Jugendliche nehmen Ende Juli im THEMA Goms (Wallis) zwei Wochen lang teil am g rössten Pfadilager, das es laut Pfadi Schweiz hierzulande je Fürs Leben lernen Seiten 3 – 4 gegeben hat. Auch einige katholische Pfadi-Scharen aus dem Bistum St. Gallen sind dabei. Das Lager findet Tipps & Tricks von nur alle 14 Jahre statt und wird von fünfhundert Pfadis Seite 5 Freiwilligen organisiert. Kinder und Jugendliche sammeln prägende Gemeinschaftserfahrungen. Abenteuer für die Gleichzeitig bietet der Grossanlass die Chance, dass ganze Familie Medien anders über Jugendliche berichten. Anstatt Seite 6 «Jugendliche neigen mehr zu Gewalt» heisst es für einmal «Teenager engagieren sich für andere», «Junge Ins Farbenspiel Menschen setzen sich ein für die Umwelt» oder eintauchen Seite 7 «Jugendliche übernehmen Verantwortung». Unzählige Kinder und Jugendliche engagieren sich in nicht- Barfuss über Sand kirchlichen und kirchlichen Organisationen – und das und Heu Seite 8 das ganze Jahr. Dieses Bild von der heutigen Jugend kommt in den Medien und der öffentlichen D iskussion «Einen Jugend- kaum vor. Auch hier scheinen Negativmeldungen für traum erfüllt» mehr Klicks zu sorgen und eine v orgefertigte Sicht zu Seite 9 zementieren. Organisationen wie die Pfadi oder Jung- wacht Blauring boomen bei der Smartphone-Genera- Ein Garten für tion? Auch bei diesem Thema lohnt es sich, genauer Insekten, Vögel hinzuschauen und sich von positiven Taten und und kleine Pausen Seiten 10 – 11 Visionen der Jugendlichen überraschen zu lassen. Leserfrage Seite 11 Kinderseite Seite 12 Titelbild: Ana Kontoulis, Pfingstlager Pfadi Oberrhi Nachrichten Seite 13 Medientipps & Agenda Seiten 14 – 15 Stephan Sigg Meine Sicht Leitender Redaktor Seite 15 sigg@pfarreiforum.ch Zu Besuch in … Seite 16 2 P FA R R E I F O RUM
PFADI Fürs Leben lernen Lager wie jenes → der Pfadi Oberrhi Sargans-Wartau an Pfingsten ge- hören zum Höhe- punkt im Jahr. Dort üben sich Kinder und Jugendliche in ih- rer Selbstständig- keit. Einen gros- sen Stellenwert nimmt in der Pfadi aber auch ehren- amtliches Engage- ment ein – etwa mit Aktionen für die Umwelt. Text: Nina Rudnicki Bilder: Ana Kontoulis; zVg./Florian Koller Von klein auf lernen Kinder und Jugendliche in der Pfadi, sich ehrenamtlich zu engagieren und ihre individuellen Stärken in die Gemeinschaft einzubringen. Das nützt ihnen gerade auch später im Erwachsenenalter. W elchen Stellenwert das ehrenamtli- ren Posten gestalteten die Kinder als Geschenk te diese an verschiedene Personen. «Wir hatten che Engagement in der Pfadi hat, für ihre Familien Blumentöpfchen und säten Greifzangen, um den Abfall aufzulesen. Die ha- zeigt etwa das Beispiel der Pfadi Kresse an. ben wir unter den Kindern verteilt und dann Oberrhi in Sargans-Wartau. «Es gehört einfach ging es auch schon gutgelaunt los», sagt Linda zum Pfadialltag dazu, etwas für seine Umwelt zu Einfach mal dreckeln Eichmann. Als weiteres Beispiel nennt sie die tun», sagt Johanna Giger, Stufenleiterin der Bi- «Wir müssen Kinder und Jugendliche nie dazu Kinderbetreuung durch die Pfadileiterinnen und berstufe für Kinder von drei bis sieben Jahren. motivieren, ehrenamtlich etwas zu tun», sagt -leiter etwa bei Dorffesten. «Unsere Motivation Einmal pro Jahr würden die älteren Pfadimitglie- Linda Eichmann, Abteilungsleiterin der Pfadi dafür ist, die Eltern zu entlasten. Zudem wollen der in einem bestimmten Gebiet Abfall auflesen Yberg in Wattwil. «Vielmehr haben alle Spass wir den Kindern zeigen, wie schön es ist, die Zeit oder Neophyten ausreissen. «Und natürlich hel- und machen sofort mit.» Die 20-Jährige erzählt anders als mit dem Smartphone zu verbringen. fen wir uns untereinander im Leitungsteam und von verschiedenen Aktionen, an denen sich die Viel braucht es dafür nicht. Manchmal reicht es, springen für jemanden ein oder unterstützen uns Pfadi Yberg beteiligt hat. Am diesjährigen «Tag einfach nur im Gras zu sitzen, zu dreckeln oder bei Bedarf gegenseitig», sagt die 25-Jährige. Auch der guten Tat» sammelte die Wolfsstufe, also in der Natur unterwegs zu sein», sagt sie. am «Tag der guten Tat» hat die Pfadi Oberrhi in Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, an Form eines Postenlaufes schon mitgemacht. Die der Thur Abfall. Die Pfadistufe für Kinder von Kränze binden und Sternsingen Kinder bemalten Paletten für das Küchenzelt und elf bis 14 Jahren machte ebenfalls an der Aktion Fetzeln, den Wald putzen, Blumenwiesen ansä- taten so der Pfadi etwas Gutes. Bei einem weite- mit, gestaltete zudem Postkarten und verschick- en, in Suppenküchen oder Alterszentren kochen 3
PFADI tig an. So hat die Pfadi in der Schweiz aktuell 20 Prozent mehr Mitglieder als 2015. Mit derzeit über 50 500 Mitgliedern ist sie die grösste Kin- der- und Jugendorganisation der Schweiz. «Die- se Entwicklung zeigt uns, wie hoch die Motiva- tion ist, sich für andere einzubringen», sagt Daniela Diener, Mediensprecherin der Pfadibe- wegung Schweiz. Sie nennt als weiteres Beispiel die Aktion «rent a scout». Dabei bieten Pfadis an einzelnen Tagen im Jahre ihre Unterstützung bei der Gartenarbeit oder bei Umzügen an. Die Ein- nahmen spenden sie oder investieren sie bei- spielsweise in die eigene Lagerausrüstung. Die Welt besser hinterlassen Dass sich Pfadis ehrenamtlich engagieren, war bereits in den Gründungsjahren der Jugendorga- Einnahmen aus Aktionen wie «rent a scout» werden für die Pfadilager benötigt oder nisation in Grossbritannien vor über 100 Jahren → zum Teil auch gespendet. so. «Schon damals zeigte sich, dass junge Men- schen gerne bereit sind, Verantwortung zu über- nehmen, wenn sie in ihren Fähigkeiten unter- stützt und gefördert werden und man ihnen etwas zutraut. Pfadi und Ehrenamt, das gehört oder einen Spielenachmittag organisieren, beim 24-Jährige. Ausserdem gehöre ehrenamtliches seit jeher zusammen», sagt sie. Wer sich in der Zügeln oder der Gartenarbeit helfen: Das sind nur Engagement für Pfadfinderinnen und Pfadfinder Pfadi engagiert, der bekommt laut Daniela Die- einige Beispiele, wie die Pfadis sich engagieren. einfach dazu. «Alles was wir als Leiterinnen und ner aber auch einiges zurück. «Die Kinder und Einige Pfadis sind zudem Pfarreien angegliedert Leiter für die Pfadi machen, ist ehrenamtlich. In Jugendlichen erwerben Kompetenzen, die von und übernehmen dort Aufgaben wie Kränze bin- dieses Selbstverständnis wächst man in der Pfa- guten sozialen Fähigkeiten bis hin zum Projekt- den oder Sternsingen und bringen sich im Pfar- di von klein auf einfach hinein», sagt sie. management reichen. Davon wiederum profitiert reirat ein. Im Gegenzug können die Pfadis häu- man im späteren Leben», sagt sie und fügt an: fig Räume in den Pfarreien beziehen. «Gerade für Immer mehr Pfadis «Und nicht zuletzt möchten wir die Welt durch Pfarreien ist es wichtig zu sehen, dass sich durch- Gemäss dem Verband Pfadibewegung Schweiz unser Engagement besser hinterlassen, als wir sie aus auch Jugendliche engagieren», sagt Thomas steigen die Mitgliederzahlen seit zehn Jahren ste- vorgefunden haben.» Boutellier, Präses beim Schweizer Verband ka- tholischer Pfadi (VKP). Dem VKP gehören rund 100 Deutschschweizer Pfadiabteilungen mit etwa 12 000 Mitgliedern an. «Wer sich schon in seiner Kindheit und Jugend ehrenamtlich engagiert, für Viele Pfadis sammlen einmal im Jahr ehrenamtlich Abfall. → den wird das auch als Erwachsener selbstver- ständlich sein», sagt er. Für Thomas Boutellier beinhaltet die Pfadi aber viel mehr als nur das eh- renamtliche Engagement. «Die Kinder und Ju- gendlichen werden in ihren Fähigkeiten bestärkt und bekommen dadurch vieles mit auf den Weg, was ihnen später im Leben nützt», sagt er. Das motiviere viele dazu, sich innerhalb der Pfadi zu engagieren und auch im Erwachsenenalter etwa in der Abteilungsleitung dabei zu bleiben. Von klein auf hineinwachsen Der Tag der guten Tat war auch für die Pfadi Fal- kenstein Landquart Anlass für eine ehrenamtli- che Aktion. «Da wir als Pfadi praktisch immer draussen in der Natur sind, wollten wir dieser in Form eines Insektenhotels etwas zurückgeben», sagt Abteilungsleiterin Pascale Mura aus Zizers. So hätten rund 40 Kinder einen Nachmittag lang an dem Insektenhotel gearbeitet und dieses an- schliessend an der Pfadihütte im Wald befestigt. «Solche Aktionen entsprechen auch dem Motto der Pfadi ‹Jeden Tag eine gute Tat›», sagt die 4 P FA R R E I F O RUM
PFADI Tipps & Tricks von Pfadis Wer plant Ferien auf dem Campingplatz oder eine Übernachtung unter dem Sternenhimmel? Pfadi-Scharen aus dem Bistum St. Gallen geben praktische Tipps und Tricks. Pfadi Tipp #1 Pfadi Tipp #4 REZEPT: Vorgewärmte Kleider Rucksack packen In besonders kalten Nächten solltest du deine Sortiere dein Gepäck und verpacke es in einzel- PASTA-EINTOPF Kleidungsstücke für den nächsten Tag in das ne Säcke. Zum Beispiel alle Socken und Unterwä- AUS DEM KESSEL Fussteil deines Schlafsackes stopfen. Das verhin- sche in einen Sack. So hast du unterwegs alles dert sogenannte Kältebrücken. Auf diese Weise griffbereit und zudem bleiben deine Sachen tro- Mengenangabe für eine Familie steigerst du die Wärmeleistung deines Schlaf cken. Zusammengerollt brauchen die Kleider üb- mit 2 Erwachsenen und 3 Kindern sackes und zudem sind deine Kleider am Morgen rigens am wenigsten Platz. Und als Kissen eignet danach angenehm warm. sich ein Pullover bestens. Vorgängig die Flüssigkeit für die Pasta vorbereiten Pfadi Tipp #2 Pfadi Tipp #5 – Pürierte Pelati oder Passata di Pomodoro Feuer im Regen Kochen auf dem Feuer – gleiche Menge Bouillon Wenn dein gesammeltes Feuerholz wegen des Re- Du brauchst einen Feuerkessel, Küchenhandschu- gut vermischen (ca. 1,3 Liter) gens nass geworden ist, kannst du es trotzdem he und einen Kochlöffel mit langem Stiel oder ei- verfeuern. Schnitze eine grosse Schicht des Hol- nen langen Stecken. Ideal sind feste Grillplätze – Olivenöl zes ab, denn der Kern ist vielfach noch trocken. mit einer Vorrichtung für Kessel, ansonsten stellt – 1 grob gehackte Zwiebel Sobald dein Feuer brennt, kannst du die restli- man den Topf einfach auf den Grillrost. Das Feu- – gewürfelter Speck (nach Belieben) chen Scheite rund ums Feuer zum Trocknen le- er sollte nicht zu hoch sein, die Flammen dürfen kräftig anbraten gen. Halte immer genügend kleine Holzsplitter den Kesselboden umspielen, aber nicht allzu weit bereit, damit du immer nachlegen kannst und das übersteigen. – 1 grob gewürfelte Zucchetti Feuer nicht ausgeht. – 2–3 grob gewürfelte Kartoffeln Tipps und Rezept von: Livia Fritsche v/o Twist, alles 2 bis 3 Minuten mitdünsten Pfadi Tipp #3 Remo Graf v/o Juppi, Valeria Koster v/o Ayana, Orientierung im Wald Daniel Assalve v/o Calmo Pasta zusammen mit einem Lorbeerblatt Hast du die Orientierung im Wald verloren? h inzufügen und schrittweise die Schaue deshalb auf grünes, weiches Moos an Text: Katja Hongler Flüssigkeit d azugeben bis die Pasta gar Baumstämmen. Das Moos wächst meist auf der Bilder: Ana Kontoulis aus dem Pfingstlager in ist (darf ziemlich flüssig bleiben, damit es Nord- und Westseite des Baumes. Du hast jetzt Schaan der Pfadi Oberrhi Sargans-Wartau nicht anbrennt). also einen Hinweis darauf, wo Norden und Wes- ten ist. Denn freistehende Bäume werden auf der Am Ende noch kräftig mit Parmigiano Nord-Seite nicht direkt von der Sonne angestrahlt. würzen und wer mag kann noch scharfen Die Westseite ist zudem am feuchtesten. Darum Peperoncino dazugeben. wachsen dort Moose, die es schattig mögen. 5
PFADI Abenteuer für die ganze Familie Als Jugendlicher konnte er nichts mit der Pfadi anfangen, heute ist Seelsorger Rainer Böhm Präses der katholischen Pfadi «Seebuebe» in Goldach. In den Sommerferien wird er mit der ganzen Familie am Bundeslager im Wallis teilnehmen. komme als Seelsorger mit vielen Jugendlichen in Kontakt. Viele unserer Firmanden haben einen Pfadi-Hintergrund.» Es freue ihn, dass die Pfadi auch oder trotz digitalem Zeitalter so gefragt ist: «Die Corona-Pandemie hat sich auch auf die Pfa- dis ausgewirkt», so Rainer Böhm. Die «Seebuebe» konnten in den letzten beiden Jahren viele Neueintritte verzeichnen. «Vieles war durch die Corona-Massnahmen verboten, die Pfadis durften weiterhin ihre Angebote durchführen.» Popup-Church Rainer Böhms Begeisterung für die Pfadi hat auf die Familie abgefärbt: Seine vier Kinder sind in- zwischen bei der Pfadi. Er ist auch Teil des El- Die Sicherheitsstandards sind heute in den Pfadis sehr hoch. Hier: Die Pfadi Oberrhi ternrats. Dass Eltern sensibler gegenüber Gefah- → Sargans-Wartau beim Zelt-Aufbau. ren und den Umgang mit Geschlechterstereotypen geworden sind, kann Rainer Böhm nicht bestäti- gen: «Bei uns in Goldach ist das kaum ein Thema. S ombra lautet der Pfadi-Name von Rainer gung ist von einem urchristlichen Gedanken ge- Die Eltern wissen, dass die Sicherheitsstandards Böhm. «Als ich eineinhalb Jahre Präses prägt. Es geht um Gemeinschaft, Zusammenhalt hoch sind und die Stufenleiter die Verantwortung war, gaben mir die Stufenleiter diesen Na- und darum, anderen etwas zu ermöglichen. Jun- ernst nehmen.» Auch als Vater habe er grösstes men», erzählt er, «damit wollten sie ausdrücken, ge Menschen engagieren sich für andere und Vertrauen in die Stufenleiter. Im Juli wird die wie sie mich sehen, aber gleichzeitig auch wie ich übernehmen Verantwortung.» Dieses grosse frei- ganze Familie von Rainer Böhm am Bundeslager meine Rolle als Präses verstehe: Sombra ist der willige Engagement junger Menschen beeindru- im Goms teilnehmen: Während die Kinder als Schatten. Ich habe den Jugendlichen von Anfang cke ihn immer wieder neu. Teilnehmer das Lager geniessen oder als Leiter an vermittelt: Ich will ihre Autonomie respektie- oder Rover dabei sind, engagieren sich Rainer ren und sie möglichst selbstständig wirken und Mehrwert für Pfarrei Böhm und seine Frau am Vormittag bei der «Po- entscheiden lassen. Doch wenn ein Problem auf- Als Präses ist Rainer Böhm an ein bis zwei Tagen pup-Church». Dieses Angebot der katholischen taucht, können sie jederzeit zu mir kommen. Ich im Sommerlager dabei. «Früher war es üblich, dass Pfadis Schweiz soll besinnliche Momente in das will ein positiver Schatten für sie sein.» wir miteinander einen Gottesdienst gefeiert ha- grosse Lager bringen. Katholische Pfadischaren ben. Doch alle Beteiligten empfanden das zuneh- können dort Andachten und Gottesdienste fei- Ein urchristlicher Gedanke mend als einen Fremdkörper im Lageralltag.» Des- ern. «Am Vormittag ist sie als Raum der Stille ge- Während viele Pfadiabteilungen konfessionsneu- halb setzt er nun auf Kurz-Andachten, in denen er öffnet und Seelsorger stehen für Gespräche zur tral sind, sind die «Seebuebe» wie viele andere das aktuelle Lagermotto spirituell deutet. Als ka- Verfügung.» Daneben sind Rainer Böhm und sei- Pfadischaren im Bistum St. Gallen an eine Pfar- tholische Pfadi werden die «Seebuebe» von der ne Frau in der Kinderbetreuung oder in anderen rei angehängt. «So wie ich das wahrnehme, gibt Kirchgemeinde finanziell unterstützt. Seelsorger Aufgaben tätig. es in der Schweiz kaum Unterschiede zwischen Rainer Böhm bezeichnet es als grossen Mehrwert, einer kirchlichen und einer nichtkirchlichen Pfa- wenn eine Pfarrei eine Pfadi hat: «So etwas hilft, Text: Stephan Sigg di», so Rainer Böhm. Er betont: «Die Pfadibewe- Berührungsängste mit der Kirche abzubauen. Ich Bild: Ana Kontoulis (oben)/zVg. IN ENGLAND GEGRÜNDET Die Pfadi-Bewegung hat ihren Ursprung 1907, als ein General in England ein Sommerlager organisierte. Heute sind die Pfadfinder die grösste Kinder- und Jugendorganisation welt- weit. Im Verhaltenskodex sind drei Grundprinzipien verankert: die Pflicht gegenüber Gott, die Pflicht gegenüber Dritten und die Pflicht gegenüber sich selbst. A nstelle von «Pflicht gegenüber Gott» spricht die Pfadi heute häufig auch von einer Verpflichtung gegenüber einer höheren Macht gesprochen, um n icht-monotheistische Religionen einzubeziehen. Die Pfadi-Bewegungen sind in jedem Land etwas anders geprägt, zum Beispiel haben die Pfadis in Deutschland einen s tärkeren Natur-Bezug. Der Verband der katholischen Pfadis (VKP) ist ein Teilverband der Schweizer Pfadi. Rainer Böhm 6 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL Ins Farbenspiel eintauchen Weniger Kirchenbänke, mehr Licht und Fokus auf die Gemeinschaft: Vertreterinnen und Vertreter der Pfarrei und der katholischen Kirchgemeinde Rheineck sagen, welche Chancen in der Renovation ihrer Kirche stecken. nissen unterschiedlicher Zielgruppen gerecht wird.» Die Kirche soll nicht nur für den Gemein- degottesdienst, sondern auch für neue liturgische Formen genutzt werden können. Fulterer denkt zum Beispiel an Taizé-Gebete. «Wir wollten aber auch die Kirche als Ort der Stille und des Gebets stärken.» Die Kirche ist jetzt heller und hat da- mit einen stärker einladenden Charakter. Neu verfügt sie über einen barrierefreien Zugang und auch die Akustik wurde verbessert. Chance für die Ökumene Mehr als ein Jahr mussten die Rheinecker Katho- likinnen und Katholiken ohne Kirche auskommen. Unterschlupf fanden sie in der evangelischen Kir- che. Auch bei den Reformierten wird die Gottes- dienstgemeinschaft kleiner. Wäre da nicht gleich der Entscheid für eine gemeinsame Kirche das sinnvollere Zukunftsmodell gewesen? «Die Öku- mene hat bei uns vor Ort einen grossen Stellen- wert», hält Susanne Mäder, Präsidentin des Pfar- reirats Rheineck, fest. «Ich habe mich während der Albert Schumacher, Susanne Mäder, Hannah Audebert und Architekt Markus Fulterer (von links) → freuen sich, dass der einladende Charakter in der renovierten Kirche besser zur Geltung kommt. Renovation in der evangelischen Kirche wohlge- fühlt. Aber langfristig würden mir dort die Sym- bole fehlen, die für die katholische Spiritualität ty- N pisch sind.» Hannah Audebert formuliert einen och wird das grosse Kreuz von einem Bau- eher die Unterkirche.» Kritikerinnen und Kriti- Wunsch: «Ich würde mir wünschen, dass die Pfar- gerüst verdeckt. Es ist laut und staubig, ker wünschten, dass auch dieser Versammlungs- rei eine Kultur der Gastfreundschaft lebt. Auch die die Handwerker wuseln in der Kirche he- ort renoviert wird. «Das hätte das Budget ge- Reformierten sollen von der restaurierten katholi- rum. Kaum vorstellbar, dass schon ab Juli hier wie- sprengt.» Die Herausforderung habe darin schen Kirche profitieren.» Kirchenratspräsident Al- der Gottesdienste gefeiert werden. Doch die zent- bestanden, den Asbest zu sanieren. «Dies allein bert Schumacher hofft, dass die renovierte Kirche ralen Elemente sind bereits sichtbar: «Der hat bereits eine Million Franken verschlungen.» neue Impulse für die Pfarrei und auch die Stadt Kreisgedanke der runden Kirche kommt jetzt auch Rheineck setzt: «Die Kirche kommt frischer daher im Innern besser zur Geltung», freut sich Hannah Flexible Nutzung und spricht damit hoffentlich auch jüngere Men- Audebert, Pfarreibeauftragte. Die Kirchenbänke Noch eine andere Frage drängt sich auf: Die Got- schen wieder vermehrt an.» Weitere Fotos von der sind neu im Halbkreis angeordnet, der Altarraum tesdienste sind nicht mehr so gut besucht wie Baustelle: www.pfarreiforum.ch/kircherheineck ist mehr in die Gemeinschaft integriert. Hannah früher. Diese Entwicklung ist auch in Rheineck Audebert zeigt auf die bunten Kirchenfenster. zu spüren. Ist es sinnvoll, so viel Geld in eine Kir- Text: Stephan Sigg Auch diese wurden restauriert: «Das Spiel der Far- chenrestauration zu investieren? Daran hat kei- Bild: Ana Kontoulis ben ist sehr stimmig.» Für Audebert bringen die- ner der Anwesenden einen Zweifel. «Die Kirche se Farben eine wichtige Botschaft zum Ausdruck: ist für unsere Stadt ein wichtiges Gebäude», be- «Das ist für mich so wie ein Eintauchen ins Bad der tont Albert Schumacher. Die gegenwärtige Ent- Liebe Gottes.» wicklung sei bei der Kirchengestaltung mitbe- DIE KIRCHE UMARMEN rücksichtigt worden. «So haben wir zum Beispiel Mehrheit für Renovation die Anzahl Kirchenbänke reduziert», erklärt Ar- Bischof Markus Büchel wird am 3. Juli Für die Sanierung der Kirche waren 3,8 Millio- chitekt Markus Fulterer. Im hinteren Teil der Kir- (9.30 Uhr) bei einem Festgottesdienst den nen Franken budgetiert, drei Millionen davon che ist somit eine zusätzliche Fläche entstanden, Altar der renovierten Kirche weihen. übernimmt der Katholische Konfessionsteil des die flexibel genutzt werden kann wie beispiels- A nschliessend sind Festansprachen, ein Kantons St. Gallen. Trotzdem winkten die Rhei- weise für Apéros nach dem Gottesdienst. gemeinsames Mittagessen und Kirchen- necker Kirchbürgerinnen und Kirchbürger das führungen geplant. Alle Mitfeiernden Projekt nicht ohne Konflikte durch. Es mussten Einladender Charakter werden die Kirche «umarmen» und bunte mehrere Versammlungen einberufen werden. Für den Architekten war es wichtig, sich an der Luftballons in den Himmel steigen lassen. «Schliesslich war die Mehrheit klar für die Res- Idee von Otto Linder zu orientieren. Dieser hat- Um Anmeldung wird gebeten: taurierung», so Kirchenverwaltungspräsident Al- te die 1932/33 erbaute Kirche entworfen. «Ich www.kath-rheineck.ch bert Schumacher. «Für Gesprächsstoff sorgte wollte eine Kirche konzipieren, die den Bedürf- 7
AKTUELL Barfuss über Sand und Heu Seit Juni gibt es beim Psychiatrischen Zentrum Appenzell (PZA) in Herisau einen Barfussweg. Finanziert wird das Projekt vom Appenzellischen Hilfsverein für Psychischkranke, der sich seit Jahrzehnten für deren Heilung und Integration engagiert. Bis heute sind Vorurteile gegenüber psychischen Krankheiten weit verbreitet. I nspiration für den öffentlichen Barfussweg lage, deshalb erneuern wir den Barfussweg jede Psychischkranke entstanden. Kaesler steht die- war eine Postkarte mit dem Zitat «Im Her- Saison», erläutert Kaesler. Entlang des Barfusswe- sem Verein seit letztem Jahr vor. Der Verein hat zen barfuss», die Jürgen Kaesler, Klinik ges, der mit Holzwolle und Holzschnitzel ausge- eine lange Geschichte: 1877 wurde der Appenzel- seelsorger, im vergangenen Sommer erhielt. «Ich legt ist, stehen zehn Kisten mit unterschiedlichem lische Verein zur Unterstützung «armer Geistes- hatte schon länger den Wunsch, ein nieder- Füllmaterial wie etwa Sand, Tannenzapfen, Rin- kranker» in Heiden gegründet. Seither setzt er schwelliges Angebot mit und ohne therapeuti- denmulch, Heu oder Ästen. Sie laden ein, diese sich für die Verbesserung der Lebenssituation sche Begleitung zu schaffen», sagt von psychisch kranken Menschen er und erklärt weiter: «Der Weg ist ein. Zu oft erhielten diese nicht die für alle zugänglich und soll auch ein «Gerade in ländlichen Hilfe, die sie benötigen: «Im Appen- Treffpunkt für die Bevölkerung so- Regionen geht man lieber zellerland wurden psychische wie Besuch und Patientinnen und Krankheiten lange totgeschwiegen Patienten des Psychiatrischen Zent- zum Orthopäden als zum und leider werden Menschen mit ei- rums sein.» Das Projekt hat Kaesler Psychiater.» ner psychischen Erkrankung bis mit der Klinikleitung konkretisiert heute noch stigmatisiert. Gerade in und mit der internen Gärtnerei gestaltet und um- mit den nackten Füssen zu ertasten. Bei jeder Sta- ländlichen Regionen geht man lieber zum Ortho- gesetzt. Dabei haben auch Patientinnen und Pa- tion steht eine Tafel mit Gedanken zum jeweili- päden als zum Psychiater», stellt Kaesler fest. Ein tienten mitgeholfen, die bei der Gärtnerei arbei- gen Rohstoff. Bei der Sandkiste ist beispielsweise wichtiges Ziel des Vereins ist nach wie vor, die ten. Dem Klinikseelsorger ist die integrative zu lesen: «Sand ist, neben Luft und Wasser, die Gesellschaft auf psychische Erkrankungen zu Arbeit mit anderen Abteilungen wichtig: «Der meistgenutzte, natürliche Ressource auf der Erde. sensibilisieren und Vorurteile abzuschaffen. Der Barfussweg ist auch ein neues Element für die Sand findet sich in vielen Redewendungen wie Verein ist mit verschiedenen Sozialinstitutionen Ergo- oder Beschäftigungstherapie.» etwa Sand im Getriebe als Metapher für einen ge- gut vernetzt: «So können wir Betroffenen direkt störten Ablauf. Sand ist jedoch auch sehr anpas- und unbürokratisch helfen oder externe Unter- «Sand im Getriebe» sungsfähig.» Die körperliche und geistige Wahr- stützung organisieren. Manchmal sind es auch Der rund 20 Meter lange Barfussweg erstreckt sich nehmung wird noch intensiver, wenn man beim kleinere Herzensangelegenheiten wie zum Bei- zwischen Tagesklink und Restaurant entlang des Gehen die Augen schliesst: «Dann verschärft sich spiel ein krankes Haustier zum Tierarzt bringen.» bestehenden Spielplatzes. Das neue Terrain fügt der Tastsinn und man spürt die Verbundenheit zur sich harmonisch in das bestehende Areal mit al- Erde noch stärker», sagt der Barfussweg-Initiant. Text: Katja Hongler tem Baumbestand ein. Der Barfussweg ist jeweils Bilder: zVg. von Mai bis September begehbar. Der Weg wird Unbürokratische Hilfe im Spätherbst abgebaut und im Frühling wieder Der Barfussweg ist dank der finanziellen Unter- neu installiert. «Wir möchten eine gepflegte An- stützung des Appenzellischen Hilfsvereins für Initiant des Barfussweges ist Jürgen Kaesler, Klinikseelsorger und Bei jeder Station kann die körperliche und geistige Wahrnehmung → → Präsident des Appenzellischen Hilfsvereins. sensibilisiert werden. 8 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL «Einen Jugendtraum erfüllt» Franziska Heigl, Seelsorgerin in Bühler, Gais und Teufen, wollte schon als Jugendliche zum Militär. Erst mit Mitte Vierzig ging dieser Traum in Erfüllung: Sie besuchte die Kurz-RS. Im Mai wurde sie von der Soldatin zur ersten Armeeseelsorgerin im Appenzellerland befördert. schweizer, sieben französisch- und zwei italie- nisch-sprechenden Seelsorgern absolvierte sie als einzige Frau den Technischen Lehrgang Armee- seelsorge im Armee-Ausbildungszentrum Luzern. Am 13. Mai 2022 wurde sie von der Soldatin zur Frau Hauptmann Armeeseelsorgerin befördert. Der jüngste Lehrgang war ein Novum in der Ge- schichte der Schweizer Armee: Zum ersten Mal wurden zwei jüdische und ein islamischer Geist- licher zu Mitarbeitenden der Armeeseelsorge aus- gebildet. Eine Entwicklung, die Franziska Heigl begrüsst: «Es ist erfreulich, dass die Armee mit der Zeit geht. Damit wird die Vielfalt der Gesell- schaft, die sich auch in der Armee spiegle, abge- deckt.» Mit Engagement überzeugen Während Franziska Heigl jahrelang davon träum- Seelsorgerin Franziska Heigl spürte schon immer ein «Feuer für die Armee». te, Teil der Armee zu sein, entscheiden sich heu- → te viele junge Männer gegen die RS. «Diese Ent- scheidung respektiere ich. Jeder muss diese E Entscheidung selbst treffen», so die Armeeseel- ine Frau im Militär? In dem konservativen hat sich ein Jugendtraum erfüllt.» Aus diesem sorgerin. Auch mit einer allgemeinen Wehrpflicht Elternhaus, in dem ich aufgewachsen bin, Grund sei es ihr im Gegensatz zu manchen für Frauen tut sie sich eher schwer. Sie setzt viel wäre so etwas völlig undenkbar gewe- 18-Jährigen leichter gefallen, sich einzuordnen mehr auf Überzeugungsarbeit: «Ich hoffe, dass sen», erzählt Franziska Heigl beim Gespräch mit und sich auf die Hierarchie einzulassen. ich mit meinem Engagement anderen Frauen zei- dem Pfarreiforum und schmunzelt. Sie könne gen kann, warum es die Armee braucht und wie sich noch gut erinnern, als ihr älterer Bruder zur Lebens- und Glaubensfragen sinnvoll sie ist – ganz ohne Zwang.» Da Franzis- Aushebung ging: «Er musste mir alles über das Ist es für die jungen Rekruten nicht eine zusätzli- ka Heigl erst im Februar ihre Stelle als Seelsorge- Militär erzählen. Und ich fand das einfach unge- che Hemmschwelle, im Seelsorgegespräch auf eine rin in der Pfarrei Gais angetreten hat, will sie sich recht: Er, der gar keine Lust auf Militär hat, muss- Frau zu treffen und sich ihr gegenüber zu öffnen? in den kommenden Monaten ganz auf diese Auf- te es machen, während ich nicht hindurfte.» Auf- Franziska Heigl winkt ab. «Was mir viel eher be- gabe konzentrieren. Einsätze als Armeeseelsor- gewachsen in Biberist bei Solothurn, lässt sie sich gegnet: Viele sind zunächst überrascht, da ich so gerin sind ab 2023 geplant. Dann wird sie in ei- zur Bijouterie-Verkäuferin ausbilden, gründet gar nicht dem Klischee der Seelsorgerin entspre- nen Lehrverband (Rekrutenschule) oder in einen eine Familie und wird Mutter. Ende dreissig che.» Als Armeeseelsorgerin ist sie Teil eines RS- Einsatzverband (WK-Truppen) eingeteilt und kommt die Wende: Die Ehe zerbricht, Franziska Zuges oder einer WK-Truppe und lebt mit den Re- jährlich rund 15 bis 20 Diensttage leisten. Heigl beginnt ein Studium am Religionspädago- kruten und Soldaten mit. «Dabei gibt es viele gischen Institut (RPI) in Luzern. Dort machen Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kom- Text: Stephan Sigg Mitstudenten sie auf die Armeeseelsorge auf- men. Ich erzähle dann ganz offen über meine Ge- Bilder: Ana Kontoulis merksam. «Da hat es bei mir Klick gemacht.» schichte und auch von den Brüchen in meinem Le- ben. Das ist für viele eine Ermutigung, sich mir Existenziell gefordert gegenüber zu öffnen. Oft fragen sie mich aus rei- Doch in der dreiwöchigen Kurz-RS kommt das ner Neugier: Warum machst du das? Und das ist Erwachen: «Am Anfang war der Stress zu gross, dann meistens ein Einstieg in ein intensives Ge- das brachte mich an meine Grenzen», gibt die spräch.» Nicht selten brechen bei den jungen Män- 45-Jährige zu, «du bist ständig von Menschen nern in der RS grosse Lebens- und Glaubensfragen umgeben, du hast keine Privatsphäre mehr, der auf. Manchmal heisst es für die Seelsorgerin, ih- Tag startet schon um fünf Uhr …» Dazu fiel die nen bei einer grösseren Lebenskrise zur Seite zu RS mitten in die Corona-Zeit. In einem besonders stehen. «Menschen begleiten und unterstützen, das schwierigen Moment sucht sie das Gespräch mit ist eine Aufgabe, die mich ganz erfüllt.» In der Ar- einem Armeeseelsorger. Heigl ist die einzige Frau mee gehe man ganz in der Gemeinschaft auf. im Zug – und die Männer sind alle zwanzig Jah- re jünger. Die RS abzubrechen, sei kein Thema Vielfalt abdecken gewesen: «Ich habe mich ja ganz bewusst dafür Die Ausbildung zur Armeeseelsorgerin dauerte entschieden. Ich wollte das durchziehen. Endlich drei Wochen. Zusammen mit achtzehn Deutsch- 9
AKTUELL Ein Garten für Insekten, Vögel und kleine Verschnaufpausen Der Garten rund um das Pfarreizentrum in Speicher soll ökologisch und nachhaltig werden. Bei der Umgestaltung hilft ein Team freiwilliger Helferinnen und Helfer mit. Nebst Beeten mit Wildsträuchern soll im Garten auch eine Natursteinsitzbank Platz finden. überzeugt war auch der Pfarreirat. Schnell war eine Projektgruppe aus sechs Personen zusammen- gestellt, die gemeinsam mit einer Fachperson die Planung des neuen Gartens in Angriff nahm. Sitzbank und Holzinstallation Für die einzelnen Aktionstage werden jeweils zu- sätzliche Helferinnen und Helfer gesucht. Aktuell sind es nebst der Projektgruppe rund fünf Perso- nen, die mitarbeiten. Zu tun gibt es in den kom- menden Monaten noch einiges. Peter Mahler rech- net mit zwei weiteren Jahren Arbeit. Angedacht ist beispielsweise, einen ökologischen Steinhau- fen anzulegen, eine Natursteinsitzbank und Hoch- beete zu bauen sowie eine Holzinstallation zu er- richten, auf die Kinder klettern können. Maria Barbara Barandun ist eine der Helferinnen. Als Peter Mahler, Pfarreimitarbeiter und Verantwortlicher für das G artenprojekt, → vor der neuen Kompostanlage. Nachbarin sei sie sehr an dem Projekt interessiert. Ausserdem liebe sie Blumen und Pflanzen und ver- bringe viel Zeit in ihrem Garten. Ähnlich geht es Nicole Kolasa. Auch sie ist eine Nachbarin und 4 80 Wildstauden, 52 Wild- und 33 Beeren- vielfältigen Lebensräumen entwickelt. «Auslöser liebt es, im Garten zu arbeiten. «Gartenarbeit und sträucher, Kies und Schotter sowie eine für die Umgestaltung war eine Tagung zum The- mit den Händen zu arbeiten entspannt und tut neue Kompostanlage: Der Garten rund um ma Nachhaltigkeit des Pastoralforums in Abtwil gut», sagt sie. «Und da es ein gutes Projekt ist, die katholische Kirche in Speicher verwandelt sich (siehe Kasten) vor drei Jahren», sagt Peter Mahler, habe ich mich spontan gemeldet.» Für Simone derzeit in ein Paradies für Insekten, Vögel und Pfarreimitarbeiter und Verantwortlicher für das Vial, Präsidentin des Pfarreirats und Mitglied der Kleinstlebewesen. Seit einem Jahr trifft sich ein Gartenprojekt. «Und da das Pfarreizentrum neue Projektgruppe, ist es dringendst an der Zeit, in die Team freiwilliger Helferinnen und Helfer regelmäs- Fenster bekommen und vielleicht eine Solaranla- nachhaltige Förderung der ökologischen Vielfalt sig zur Gartenarbeit. In drei Etappen haben sich so ge dazukommen sollte, machte es Sinn, auch den zu investieren. «Auch wenn es im Prinzip nur ein die monotonen Grünflächen zu ökologischen und Garten nachhaltiger zu gestalten.» Von der Idee Tropfen auf den heissen Stein ist», sagt sie. Nicht alle Pflanzen sind in den neuen Beeten erwünscht – Pause darf sein: Freiwillige Helferinnen und Helfer im → → weg müssen etwa einige der unzähligen Schachtelhalme. neu bepflanzten Beet beim Parkplatz vor der katholischen Kirche. 10 P FA R R E I F O RUM
LESERFRAGE Wie geht Spiritualität draussen? Von Bienenweide zu Schöpfungskreis Für Peter Mahler war von Anfang an klar, dass die Gartenumgestaltung ein Gemeinschaftspro- jekt werden sollte. Jeder Aktionstag beginnt da- Fragen Sie nicht mich, sondern probieren Sie es aus. her mit Kaffee und Gipfeli. Auch ein gemeinsa- Stellen Sie sich in einem Innenraum aufrecht hin, die Füsse mes Mittagessen gehört dazu. Wer interessiert etwa schulterbreit auseinander, locker in den Knien, ist, an weiteren Aktionstagen mitzuhelfen, kann die Arme hängen seitlich. Atmen Sie einige Male kräftig sich bei Peter Mahler melden. Finanziell unter- aus und ein. Schliessen Sie die Augen und nehmen Sie stützt wird das Projekt mit 10 000 Franken jähr- alles wahr, was sie umgibt: Geräusche, Luftbewegungen, lich seitens der Kirchgemeinde. Hinzu kommen Gerüche und alles andere. Nach einigen Minuten machen Beiträge von Stiftungen. Rund 200 Quadratme- Sie eine Vierteldrehung und nehmen wieder wahr, was ter sind mittlerweile umgestaltet. Allerdings sich von dieser Position aus einstellt. Machen Sie weitere konnte nicht alles, was geplant war, umgesetzt Vierteldrehungen bis Sie ihren Ausgangspunkt wieder werden. «Ursprünglich wollten wir eine Bienen- erreicht haben. weide anpflanzen. Unser Fachmann riet uns al- lerdings davon ab, weil der Boden zu lehmig da- Nun öffnen Sie das Fenster und wiederholen die beschriebene Übung. Haben Sie Unter- für ist», sagt Peter Mahler und fügt an: «Die Ideen schiede wahrgenommen? Gab es intensivere Wahrnehmungen? Für den dritten Durchgang werden uns so schnell aber nicht ausgehen. Viel- begeben Sie sich nach draussen. Wiederholen Sie auch hier das Stehen, Drehen und Wahr- leicht findet sich beispielsweise ja irgendwo im nehmen. Hat sich im Vergleich zu den beiden anderen Orten etwas verändert? Garten Platz für einen Schöpfungskreis.» Verbunden mit Umwelt Text und Bilder: Nina Rudnicki Wer die gleiche Übung an drei unterschiedlichen Orten ausprobiert, ist den besonderen Erfahrungen draussen in der Natur bereits auf der Spur. Denn Spiritualität draussen eröff- net neue Zugänge zum eigenen Da-Sein und Sich-Vorfinden. Draussen spüren wir den ei- UMWELTSCHUTZ IN genen Leib in seiner Verbundenheit mit seiner Umwelt. Oder einfacher gesagt: Draussen K IRCHE FÖRDERN steigen wir vom Kopf in den ganzen Leib: In Füsse, Arme, Rücken, Beine und Hände. Wer bewusst Naturräume betritt und in sie abtaucht, ist kein isoliertes Individuum mehr, das Die Laudato-si-Gruppe im Bistum St. Gal- der Welt (mehr oder weniger gleichgültig und distanziert) gegenübersteht. In der Natur len fördert das Engagement im Bereich werden wir Teil eines grossen Ganzen, in dem wir uns immer schon bewegen. Draussen Ökologie. Der Auftrag, diese Gruppe zu teilen wir uns die Luft, die wir einatmen, mit Bäumen, Sträuchern und Steinen. Wer auf gründen, führt zurück ins Jahr 2019. Da- seinem Meditationskissen in einem abgeschlossenen Raum sitzt und meditiert, will sich mals wurde am Pastoralforum, der Ta- bewusst von seiner Umgebung trennen. Spiritualität draussen lässt sich von den vielge- gung der Bistumsräte, b eschlossen, das staltigen Eindrücken und Atmosphären ergreifen und umhüllen. Thema Ökologie und Kirche hoch zu gewichten. «Blühende Gärten» heisst das Vom Wind durchgeschüttelt Motto 2022. Biodiversität rund um Kir- In meinem Buch «Draussen abtauchen» gehe ich davon aus, dass religiös sein nichts ande- chen und Pfarreizentren sowie einheimi- res bedeutet, als sich vom Göttlichen ergreifen zu lassen. Und dieses Ergriffenwerden be- scher Blumenschmuck sind Themen in ginnt nicht im Kopf, sondern im Leib. Ich lasse mich von den Meereswellen tragen oder diesem Jahr. Ziel der Laudato-si-Gruppe vom Wind ordentlich durchschütteln. Aus solchen leiblichen Erfahrungen können dann ist, immer mehr kirchliche Akteure zum Situationen entstehen, in denen ich nicht einfach nur ergriffen, sondern von etwas Unbe- Mitmachen zu bewegen und so etwas für dingtem ergriffen werde. Ich spüre dann eine unbedingte Macht, der ich mich nicht ent- den Klimaschutz oder die Biodiversität zu ziehen kann, weil sie durch mich hindurch und über mich hinaus geht. So erdet, verbindet tun. (red./nar) und erhebt Spiritualität draussen gleichzeitig. → www.bistumsg-umwelt.ch Uwe Habenicht Reformierter Pfarrer in St. Gallen West und Autor Leserfragen an info@pfarreiforum.ch 11
«Schenk einen Brief» Gespannt versam meln sich die Kinder im Kreis de r wartenden Bei der Aktion Bewohnerinnen un d Bewohner «Schenk einen des Bürgerheims Appenzell. ist eine ausser Brief» Bisher kennen sich die ungleichen gewöhnliche Brieffreunde bish Freundschaft er nur vom Papier – endlich kö zwischen nnen sie sich Jung und Alt e persönlich kennen lernen. 20 Bewohnerin ntstanden. nen u des Bürgerheim nd Bewohner lernten ihre B s Appenzell rieffreundinne und -freunde n Nach der Zuteilung der Brieffreund- von der 3. Primarklass schaften unterhalten sich die «Pärchen» e au und s tellen einander Fragen. Diese haben Speicher kenn s die Schülerinnen und Schüler vorab in ei- en. nem «Schnipp-Schnapp-Spiel» notiert. d Sitzfussball Nach dem gemeinsamen Znüni wir taunt, im Kreis g espielt. Die Kinder sind ers Livia: «Ich freue mich im hne rinn en und Bewohner dass die meisten Bewo wenn ich einen neuen Br mer so, chliess end singt noch so viel Energie haben. Ans bekomme! Ich werde die ief t die selbst- die Klasse ein Lied vor und übergib freundschaft weiterführ Brief- alle gebastelten Papierblumen. Es ist für en.» es Erle bni s, das lange Beteiligten ein berührend Fabia: «Ich hatte ein Kr nachhallen wird. ibbeln im Bauch.» Florina: «Ich hatte ein bis schen Angst, dass ich meine Br ief freundin nicht verstehe , weil sie nicht mehr gut reden ka nn.» Etienne: «Mir hat es se hr gefallen, als wir geplaudert habe n.» Text und Bilder: Katja Hongler Vreni Peterer aus Appenzell hat die Aktion «Schenk einen Brief» zusammen mit Carla Zappa von der Caritas St. Gallen- Appenzell ins Leben gerufen. Entstanden ist die Idee während der Pandemie mit dem Ziel, Menschen in Pflege einrichtungen einen kleinen Lichtblick zu schenken. Die Lehrpersonen Andrea Imper und Bea Schälli haben mit ihrer dritten Klasse am Schreibprojekt teilgenommen. Zusammen mit Melanie Hausherr vom B ürgerheim Appenzell haben sie die Brieffreundschaften k oordiniert und alle Hebel in Bewegung gesetzt, d amit dieses Treffen stattfinden konnte.
NACHRICHTEN Über den Mut, in dieser Welt zu leben Rapperswil. Mit der Journalistin Sarah Gaffuri hat Niklaus Kuster, Mönch im Kapuzinerkloster Rap- perswil, das Buch «Courage» geschrieben. Darin stellen sie Menschen vor, die Mut bewiesen haben – etwa Nelson Mandela oder Jeanne d’Arc. Seine Motivation für das Buch, beschreibt Niklaus Kuster gegenüber kath.ch wie folgt: «Es braucht Mut, in dieser Welt zu leben. Ich kenne junge Paare, die diese Welt keinem Kind mehr zumuten wollen. Klimakrise, Hungerkatastrophen und wachsende Flüchtlingswellen. Ein drohender ökologischer, sozialer, wirtschaftlicher Kollaps. Der Tabubruch des Ukraine-Kriegs mit einem neuen Wettrüsten.» Das Buch zeige, dass es in jeder Zeit Menschen ge- geben habe, die politisch weise, sozial engagiert, technisch erfinderisch, pädagogisch geschickt und in vielen Bereichen des Lebens innovativ gewesen seien. Das ermutige. (red./nar) BISTUM ST. GALLEN Tüba St.Gallen Für Engagement Rapperswil-Jona Dankesfeier für ausgezeichnet Chormitglieder Region. Die Gewinner des diesjährigen kantonalen St. Gallen. Eine Dankesfeier für langjährige Chor- Prix benevol, mit dem Ostschweizer Freiwilligen- sängerinnen und Chorsänger: Das organisiert der Organisationen für ihr Engagement ausgezeichnet Kirchenmusikverband des Bistums St. Gallen werden, stehen fest: In der Kategorie Gesellschaft fortan einmal jährlich. Grund dafür ist, dass es konnte sich «Tel. 143 – die Dargebotene Hand Ost- nicht mehr überall Regionalverbände gibt, die schweiz und FL» über die Ehrung freuen. Rund diese Wertschätzung erbringen könnten. Erst- 70 Freiwillige bieten hier telefonische und Online- mals hat die Dankesfeier in der Kathedrale Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssitu- St. Gallen stattgefunden. Eingeladen waren Sän- ationen. In der Kategorie Innovation wurde der Ver- gerinnen und Sänger, die seit 40, 50, 60, 65 oder ein VITAS aus Au geehrt, der einen Quartiergarten sogar mehr Jahren in einem Kirchenchor singen. mit Migrantinnen, Migranten und Einheimischen 53 Einladungen waren gemäss Medienmitteilung betreibt. In der Kategorie Sport freute sich der versandt worden, 42 Frauen und Männer kamen. SC Brühl aus St. Gallen. Der Fussballclub zeichnet «Kirchenchöre sind der wohlklingende Teil des sich durch seine Jugendförderung und sein soziales Verkündigungsauftrages der Kirche, sie verkün- Engagement aus. In der Kategorie Umwelt gewann den das Lob Gottes als singende, betende Ge- die Naturschutzgruppe Alta Rhy aus Diepoldsau. Die meinschaft, ihr Gesang erreicht Herz und Ge- Mitglieder pflegen die Natur und kümmern sich um müt», schrieb Bischof Markus in einem Grusswort. den Erhalt von Lebensräumen. Den Preis in der Ka- «Es ist beeindruckend, wie lange sie einem Ver- tegorie Kultur durfte der Verein Nordklang entge- ein treu sind», sagte Thomas Halter, Präsident gennehmen. Mit dem Nordklang Festival hat der des Kirchenmusikverbands. Singen sei Dienst am Verein in St. Gallen eine Plattform für Künstlerin- Mitmenschen, vertiefe das Lob Gottes und sei nen und Künstler geschaffen. (red./nar) wohltuend. (red./nar) Zukunft für Kloster St. Scholastika Tübach. Die rechtlichen Fragen zur Zukunft des Klosters St. Scholastika in Tübach sind geklärt. Durch die Gründung des Vereins «Kloster St. Scholastika» kann die Gemeinschaft «Familie Mariens» das klösterliche Erbe weiterführen. Mitglieder des Vereins sind die Familie Mariens, die Kapuzinerinnen-Schwestern des Klosters Tübach sowie ein Ver- treter des Bistums St. Gallen. Anfang April 2019 war die 403-jährige Geschichte des Ka- puzinerinnen-Klosters zu Ende gegangen. Die Kräfte der mehrheitlich betagten Schwes- tern hatten nicht mehr ausgereicht, das Kloster weiterzuführen. Die Familie Mariens bekundete Interesse, dort eine neue Gemeinschaft zu bilden. Das Projekt ist nun abge- schlossen. Der Verein «Kloster St. Scholastika Tübach» ist nun Eigentümer der Klosteran- lage. (red./nar) Bilder: Dankesfeier Chöre: zVg./Cecilia Hess-Lombriser; Koster St. Scholastika: zVg.; Kuster: zVg. 13
MEDIENTIPPS & AGENDA Tipp Einmal Täter, immer Täter? Mona Vetsch (siehe Bild) fragt in der Sommerserie «Reporter Special» nach: Weshalb werden Menschen kriminell? Ist die These «Einmal Täter, immer Täter?» berechtigt? In Folge 2 (10. Juli) spricht Mona Vetsch unter anderem mit Opfern häuslicher Gewalt und mit Betroffenen von Mobbing und thematisiert die Frage «Einmal Opfer, immer Opfer?». Die dritte Folge dreht sich um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und in Folge 4 geht es um selbstgewählte oder vom Schicksal aufgezwungene Neuanfänge. Sonntag, 3. Juli, SRF1, 20.05 Uhr Fernsehen Radio Enkel für Anfänger Raus ins Leben In der Generationenkomödie laufen Maren Kroymann, Pfarrpersonen bewegen sich zwischen Hochkultur und den Barbara Sukowa und Heiner Lauterbach zu Hochform als Tiefen des Lebens. In der Sommerserie 2022 besucht SRF Rentner auf, die als ehrenamtliche Leihgrosseltern der die acht Pfarrpersonen und Theologinnen des SRF-Radio- Langeweile des Ruhestands entfliehen. Moderne Patchwork- predigt-Teams in ihrem Alltag, und der ist äussert divers. familien, nervige Helikoptereltern und eigene Probleme set- Er reicht vom lauten Kindertag mit 40 Kindern in der zen dem engagierten Trio zu. Dass sie längst nicht zum alten reformierten Kirche Frick über Berner Kamingespräche der Eisen gehören, beweisen die drei, als es darauf ankommt. Brüder Allemand über Vergebung und Versöhnung bis hin → Montag, 4. Juli, ARD, 20.15 Uhr zur Hilfsaktion für Geflüchtete in Zürich. → ab Sonntag, 3. Juli, SRF2Kultur, 9.05 Uhr Fair Traders Wirtschaft muss auch fair gehen. Der inspirierende Dokumentarfilm des Schweizer Regisseurs Nino Jacusso macht Mut, aktiv an der fairen Gestaltung der Zukunft m itzuwirken und die Einstellung zum Konsum zu ändern. U.a. mit Sina Trinkwalder, früher Leiterin einer Marketing- Agentur. Heute fertigt sie Zero-Waste-Kleidung, mit Ange- stellten, die auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance hätten. → Sonntag, 3. Juli, SRF 1, 23.25 Uhr Nur eine Frau Die Ermordung von Aynur Hatun Sürücüs im Februar 2005 sorgte für einen Aufschrei. Regisseurin Sherry Hormann lässt Aynur in ihrem Film selbst zu Wort kommen und ihre Geschichte erzählen. Der dokumentarische Spielfilm basiert auf Recherchen und Gesprächen in ihrem persönlichen Umfeld. Er entwirft das authentische Bild einer lebens hungrigen und mutigen jungen Frau und deren Kampf um ein selbstbestimmtes Leben. Als Deutsche mit türkisch- kurdischen Wurzeln steht sie im Konflikt zwischen den Werten ihrer Familie und ihrer eigenen Lebenseinstellung. → Mittwoch, 6. Juli, WDR, 22.15 Uhr Bilder: SRF (oben), Studiocanal GmbH, Filmcoopi, NFP / RBB 14 P FA R R E I F O RUM
MEINE SICHT Agenda Ausbruch in den Stau Ikonenmalkurs 17. Oktober bis 22. Oktober 2022 Mittwoch vor Christi Himmelfahrt. Eine Trauung um 15.30 Uhr in Bad Ragaz steht an. Ich nehme die Autobahn. Ikonenkünstlerin Tatjana Pauly aus Berlin bringt Interessierten das Kurz nach der Ausfahrt Trübbach: Ikonenmalen bei. Die Teilnehmenden werden nach alter Technik eine Pannenlichter, Stau. eigene Ikone «schreiben». Die Motivauswahl orientiert sich besonders am Thema «Frieden». Die vorgrundierten Ikonenbretter und das Blattgold Es gibt es kein rechtzeitiges Durchkommen. Immerhin kann sind in den Materialkosten inbegriffen, Farbpigmente und L ösungsmittel ich die Messmerin informieren. Es wird später. Wie viel? Keine stehen zur Verfügung. Am Samstag, 22. Oktober, findet abschliessend A hnung. eine Segensfeier unter Einbezug der Ikonen statt. Der Kurs, der von der Seelsorgeeinheit Neutoggenburg angeboten wird, dauert von Montag bis Ich ärgere mich nicht über etwas, Samstag, 9 bis 17 Uhr (eine Stunde Mittagspause). was nicht zu ändern ist Kosten: Fr. 375.– Kursgebühren, zuzüglich Fr. 75.– Materialkosten. Man kann gegen Staus wie auf der A3 / A13 strukturelle Mass- Anmeldung bis Freitag, 1. Juli beim Pfarreisekretariat, nahmen planen; baulich und verkehrspolitisch. Die Planspiele Telefon 071 988 10 70 oder sekretariat@neutoggenburg.ch. ändern nichts daran, dass ich im Stau sitze – jetzt. Der Stau ist → Pfarreizentrum Lichtensteig da. Es ist seelische Energieverschwendung, sich über etwas zu ärgern, was nicht zu ändern ist. Das gilt für den Stau. Das gilt auch für anderes, selbst für die Kirche. Openair-Kino im Kulturpavillon Man wüsste es Da kroch ich nun im Schritttempo dahin, inmitten von anderen Freitag, 1. Juli 2022, 20.00 bis 23.45 Uhr Autos. Sie drängen nach Süden, an Feiertagsbrücken, an Wochen- enden, und jetzt im Juli erst recht. Man wüsste es: irgendwann «KULTUR im Pavillon» der Psychiatrie St. Gallen Nord zeigt bei der und irgendwo läuft man in den Hammer, steckt im Stau fest. Doch öffentlichen Filmvorführung das britische Musikdrama «Bohemian Menschen mögen es aufzubrechen, auszubrechen hinein in den R hapsody». Der Film e rzählt die Geschichte der Rockgruppe «Queen», eine Stau. Dass ich zur Hochzeit zu spät kommen würde, war nicht der legendärsten Rockgruppen aller Zeiten. Die Vorführung startet um zu ändern. Ebenso wenig lässt sich ändern, dass Menschen es in 21.30 Uhr und fi ndet im Garten des Kulturpavillons, bei schlechtem Wetter Kauf nehmen, im Stau gerädert zu werden. Auch ich sitze fest. im R estaurant C03, statt. Ab 20 Uhr gibt es einen kleinen k ulinarischen Ärgern lohnt sich nicht über das, was nicht zu ändern ist. Ich sin- Einstieg und Getränke. Die Filmvorführung selbst ist g ratis (freiwillige ge vor mich hin: «Im Frieden dein, o Herre mein, lass ziehn mich Kollekte). Eine Reservation ist nicht notwendig. Infos: www.psgn.ch meine Strassen.» (KG 148) Mit 30 Minuten Verspätung sagte das → Psychiatrie St. Gallen NordKultur im Pavillon, Zürcherstrasse 30, Wil Brautpaar «Ja». Was bedeuten schon 30 Minuten auf die nächs- ten Jahrzehnte, die ihnen geschenkt werden mögen? Finissage: Zwischen Existenzen Sonntag, 3. Juli 2022, 15.00 Uhr Masken, Kostüme, Brauchtum und damit einhergehende Existenzen spielen in der Arbeit von Myriam Gämperli und Andy Storchenegger eine zentrale Rolle. Gemeinsam gehen sie der Faszination nach und ergründen auf künstlerische Weise die oft archaischen und wilden Bräuche, darunter Maskenbräuche wie der lokale Rölli. Die Ausstellung zeigt Schweizer Traditionen und ihre oft mythischen Gestalten. Öffnungszeiten und Infos: www.museumbickel.ch → Museum Bickel, Walenstadt Feier zum Jakobustag Erich Guntli Pfarrer, Seelsorgeeinheit Werdenberg Montag, 25. Juli 2022, 19.00 Uhr Am Jakobustag (25. Juli) wird Apostel Jakobus des Älteren gedacht. Nach ihm ist der Jakobsweg quer durch Europa benannt. Die regionale Jakobus-Feier beginnt mit einem besinnlichen Teil, der von Buchautor und Jakobspilger Bruno Dörig gestaltet wird. Anschliessend sind die Besucher zum Grillieren und gemütlichen Zusammensein eingeladen. Organisiert wird die Feier vom Verein Pilgerherberge Sankt Gallen. Infos: www.pilgerherberge-sg.ch → Kirche St. Maria Neudorf, Rorschacherstrasse 255, St. Gallen Bild: zVg. 15
ZU BESUCH IN … 7320 Adressänderungen: bitte wenden Sie sich Auflage 122 930, erscheint 12 mal im Jahr. 7. Ausgabe 2022, 1. bis 31. Juli 2022 In Pfadilagern wie an Pfingsten in Schaan, ist die Sarganserin Celina Künzli am liebsten als Köchin im Einsatz. → direkt an Ihr Pfarramt. Nebst Obst, Gemüse und Eierspeisen bereitet sie auch mal Pulled Pork Burger oder Capuns zu. Eier und klein und schüchtern und die Leitenden fanden wohl, das pas- se am besten zu mir», erinnert sie sich. Heute studiert sie in Speck vom Landquart Physiotherapie und von Schüchternheit ist nicht mehr viel zu spüren. Wenn sie von der Pfadi spricht, steckt Lagerherd ihre Begeisterung an. «Die Pfadi hat sich in den vergangenen Gestaltungskonzept: Die Gestalter AG, St. Gallen Jahren sehr verändert», sagt sie. «Uns ist die ganzheitliche Entwicklung der Kinder wichtig und wir möchten sie in mög- lichst vielen Bereichen fördern.» Die Kinder sollen sich mit ih- Druck: Niedermann Druck AG, St. Gallen Als Köchin im Pfadilager oder als ren unterschiedlichen Fähigkeiten und Charaktern einbringen Abteilungsleiterin: Celina Künzli aus können und in diesen bestärkt werden. Nebst den klassischen Sargans erzählt, wieso sie sich für die «Pfadi-Skills» wie etwa der Umgang mit dem Sackmesser oder Layout: Cavelti AG, Gossau Pfadi engagiert, was sie an Lagern das Knüpfen von speziellen Knoten, sollen sich die Kinder und liebt und wieso man nie zu alt für die Jugendlichen mit Gedanken zu sich selbst, der Welt und ih- Jugendorganisation ist. ren Mitmenschen auseinandersetzen. «Sie gestalten das Programm mit und dürfen bereits früh Verantwortung über- «Pulled Pork Burger oder Capuns sind wohl die aussergewöhn- nehmen», sagt sie. Zudem könne jedes Kind abseits von Leis- lichsten Gerichte, die wir jemals zubereitet haben», sagt Ce- tungsdruck seine körperlichen und seelischen Grenzen lina Künzli. Die 23-jährige Sarganserin ist Abteilungsleiterin ausloten. in der Pfadi Oberrhi. Wenn ein Lager ansteht, wie zuletzt an Pfingsten in Schaan, dann steht sie regelmässig am Lagerkoch- Ab und zu eine Kaffeepause herd. Eier, Speck, Kartoffelstock, Grillplatten und Lagerklas- Die Pfadi ist laut Celina Künzli viel mehr als das, wofür sie zu- Herausgeber: Verein Pfarrblatt im Bistum St. Gallen siker wie Älplermagronen stehen dann auf dem Menüplan. nächst steht. Bekannt sei die Jugendorganisation vor allem «Das sind alles Gerichte, die sich relativ einfach über dem Feu- für die vielen ehrenamtlichen Einsätze der Pfadi und das Mot- er in den grossen Pfadi-Töpfen zubereiten lassen und allen to «Jeden Tag eine gute Tat» (siehe Artikel Seite 3 und 4). Auch schmecken», sagt sie. Von morgens bis abends für durch- zu alt sei man für die Pfadi nie. Celina Künzli hat sich bei- schnittlich 40 Kinder zu kochen, bedeutet für Celina Künzli spielsweise dafür entschieden, die Abteilungsleitung zu über- T 071 230 05 31, info@pfarreiforum.ch Lagerfeeling pur. «Ich bin Teil des Lagers, ohne aber mitten nehmen. Weitere Möglichkeiten sind, sich im Kantonalver- Redaktion: Stephan Sigg (Leitung), im Gestürm der Kinder zu sein», sagt sie und erzählt, wie band, bei der Pfadibewegung Schweiz oder in den Elternräten Webergasse 9, 9000 St. Gallen Katja Hongler, Nina Rudnicki wichtig es ihr schon immer war, Teil dieser Gemeinschaft zu der lokalen Pfadis zu engagieren. «Ich bin ausserdem gerne sein. weiterhin bei den Lagern dabei. Sie sind die Höhepunkte des Jahres», sagt Celina Künzli und fügt an: «Das gilt auch für die Mehr als klassische «Pfadi-Skills» Küche. Dort stehe ich eigentlich den ganzen Tag und koche Die Pfadi bezeichnet sie als den Ort, an dem sie aufgewach- für die Kinder. Das mache ich sehr gern. Und ab und zu liegt sen ist. Dort hat sie Freunde fürs Leben gefunden, konnte sich sogar eine kurze Kaffeepause drin.» schon als Sechsjährige ausprobieren und hat viel über sich selbst und ihre Fähigkeiten gelernt. Ephra – die Liebe und Net- Text: Nina Rudnicki te – so lautet ihr Pfadiname, den sie damals erhielt. «Ich war Bild: Ana Kontoulis
Sie können auch lesen