EINBLICKE AUSBLICKE 60 DEZEMBER 2021 - VON MENSCH ZU MENSCH - MARIABERG
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60 → dezember 2021 eINbLIcke AusbLIcke Von Mensch zu Mensch → WOHnEn fÜr KindEr und JugEndLiCHE → ERÖFFNUNG JUGENDHAUS MARIABERG → VERABSCHIEDUNG DEKAN I.R. KLAUS HOMANN
2 INHALTDezember 2022 04 Wohnangebote für Kinder und Jugendliche wohnangebote für kinder und jugendliche 04 Frei die Flügel entfalten 08 Fachbeitrag Wohnen Plus Geistliches Leben und Diakonie 10 Abschied Dekan i.R. Klaus Homann 10 Abschied Dekan i.R. Klaus Homann Stadtteil MAriaberg 14 Eröffnung Jugendhaus Mariaberg 15 Landessynode Evangelium Aus den GEschäftsfeldern 16 A&S Azubis schließen Ausbildung ab 17 Wertvoll und vielfältig: Freiwilligendienst 18 Schulstart im Container 19 Zahnarzt Dr. Butscher in Mariaberg 20 Politische Teilhabe: Bundestagswahl KUNST & KULTUR 21 Ebinger Kammerkonzert und 17 Freiwilligendienst in Mariaberg Ausstellung Beate Radespiel 22 Rückblick Sommerkunstwoche Mariaberg Trauert 24 Nachruf Dr. Heiner Völker Danke für Ihre Unterstützung 27 Erntedank Fidelisstraße 27 Eröffnung Bitz 24 VERANSTALTUNGSKALENDER
mariaberg 3 Rüdiger Böhm (li.) Michael Sachs (re.) Da sein für junge Menschen Eltern, Geschwister, Tanten und Onkel, Freunde und Freundinnen, Nach- barn*innen – viele Personen spielen im Heranwachsen eines Kindes eine Rolle, geben Leitlinien für das Leben vor, fördern und fordern und prägen das Leben für die Zukunft . Dies ist ein wichtiger Prozess, liebe Leserinnen und Leser, ohne den ein Mensch sich nur schwer in unsere Gesellschaft einfinden und sich in ihr zurechtfinden kann. Immer wieder gibt es aber Situationen 22 sommerkunstwoche und Umstände, die es notwendig oder hilfreicher machen, dass Menschen mit Behinderung bereits im Kindesalter in stationäre Angebote Mariabergs aufgenommen werden. Es ist dann sehr wichtig, den Kontakt und das Mitei- nander zur Familie auch weiterhin so eng wie möglich aufrecht zu erhalten – viele Aufgaben, viel Zuwendung und viel Begleitung müssen aber von den Mitarbeitenden in den Wohngruppen erbracht werden. Dies schafft eine ganz besondere, sehr familiäre und persönliche Betreuungssituation. Wenn ein junger Mensch mit Behinderung nach Mariaberg kommt, findet sie oder er aber nicht nur ein spezialisiertes Betreuungskonzept und auf die jeweilige Person abgestimmte Angebote vor. Das Bezugsumfeld mit anderen Kindern, das schulische Angebot vor Ort, Ausbildungsplätze, Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und, soweit die Wohngruppe im Stadtteil Mariaberg liegt, ein in Teilen geschütztes Wohnumfeld mit viel Natur außen herum, sorgen für ein ganz besonderes Lebensumfeld und spezielle Entwicklungs- chancen. In der vorliegenden Ausgabe unseres Magazins möchten wir Ihnen einige Ein- blicke in unsere Wohnangebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung geben. Auf den weiteren Seiten finden Sie zudem den Abschiedstext unseres bisherigen Vereinsvorsitzenden Dekan i.R. Klaus Homann oder auch einen Bildbericht zur Sommerkunstwoche 2021. Im ganzen Heft gibt es dagegen kaum noch einen Text oder Bezug zur Corona- Pandemie. Nicht, weil dies in Mariaberg kein Thema mehr wäre, sondern eher, weil Corona auch bei uns zwischenzeitlich zum Alltag dazu gehört. Auch wenn die Pandemie uns immer wieder zu Änderungen oder Verzicht in unse- ren geplanten Vorhaben und im täglich Leben führt, lassen wir uns unsere positive Grundhaltung und Zuversicht nicht nehmen. In diesem Sinne hoffen wir für Sie, liebe Leserinnen und Leser, und für uns alle auf ein gesundes und erfreuliches Jahr 2022. Es ist das Jahr des 175-jährigen Bestehens unserer Einrichtung, das wir würdig und in angemessenen Rahmen begehen möchten. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches und friedvolles Weihnachtsfest und für das neue Jahr Gottes Segen. Rüdiger Böhm, Vorstand Michael Sachs, Vorstand
4 mariaberg → WOHNANGEBOTE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE Leas Zehen graben sich in den feuchten Sand, während die kühlen Wellen der Nordsee über ihre Knöchel schlagen. I m September geht ein frischer Wind an der nord- Spezialsprechstunden für das Phelan McDermid-Syn- holländischen Küste, der das blonde Haar der drom besitzt, geht von ca. 2.500 Betroffenen weltweit jungen Frau erfasst. Den Blick auf den Horizont aus. Bei Leas Geburt in 2003 waren sogar nur 69 Fälle gerichtet, flattert Lea freudig mit den Armen auf der ganzen Welt bekannt. „Ein Millionengewinn – wie ein Schmetterling. So nennt Bettina Rom- beim Lotto wäre wahrscheinlicher gewesen“, resümiert melfanger ihre Tochter manchmal. Der zweiwöchige Bettina Rommelfanger. Bei so wenigen Betroffenen und Urlaub im niederländischen Ijmuiden mit der Familie unterschiedlichen Ausprägungen ist eine Diagnose, die ist ideal für die 18-Jährige: Lea liebt Spaziergänge und eine aufwändige genetische Untersuchung erfordert, am Strand kann sie endlos laufen, laufen, laufen. Ihre sehr schwierig. In Ulm fand die Familie schließlich eine Mutter, ihr Stiefvater Jörg und ihre Großeltern sind Neurologin, die als eine der wenigen Mediziner*innen mit von der Partie und genießen die gemeinsame Zeit. Erfahrungen mit PMDS hat und europaweit 40 Kinder Lea liebt es, wenn man sich ihr voll und ganz widmet, damit betreut. Das Label der Diagnose half besonders wenn ihre Mutter ihr die Fingernägel lackiert oder die Leas Mutter, ihre Tochter immer besser zu verstehen. Augenbrauen zupft. Dabei möchte sie immer mitwirken, unterstützen. „Urlaub mit Lea ist auch immer Vollzeit- Dennoch ist der Vergleich mit anderen Kindern, den pflege – da erlebt man sich selbst auch anders“, erzählt vor allem andere Eltern ziehen, kräftezehrend. Bettina ihre Mutter Bettina. Rommelfanger hat immer schon in Vollzeit gearbeitet und verfolgte eine vielversprechende Karriere bei der Seltener als ein Lottogewinn Polizei – dazu kam die Pflege und Förderung von Lea. „Eigentlich bin ich ein positiver Mensch; aber ich merk- Lea hat das Phelan McDermid-Syndrom (PMDS), oder te, wie emotionslos ich alles wegarbeitete. Irgendwann Deletionssyndrom 22q13, mit frühkindlichem Autismus kam der Punkt, wo ich am Ende meiner Kräfte war. Da und Epilepsie. Ihrem 22. Chromosom fehlt ein kleines hatte ich die Wahl: gehe ich jetzt vor die Hunde und wer- Stück am langen Ärmchen, eine so genannte Mikrodele- de weder mir selbst noch Lea gerecht, oder suche ich ihr tion. Das Syndrom gehört zu den orphan diseases, also eine Betreuung.“ Auch hier hatten Außenstehende eine zu denen als besonders selten klassifizierten Erkrankun- Meinung: „Ich könnte das ja nicht, mein Kind abgeben“, gen. Damit einher gehen unter anderem eine Entwick- hieß es da. Ihre eigene Mutter wiederum gratulierte lungsverzögerung, Sprachstörungen, geistige Behinde- Bettina Rommelfanger zu ihrer Entscheidung: „Ich freu rung und Muskelhypotonie, also Schwierigkeiten mit mich so, dass du den Schritt gehst und wieder mehr vom der Muskelanspannung und -stärke. Das Universitäts- Leben hast!“ klinikum Ulm, das eine der wenigen interdisziplinären
6 mariaberg → WOHNANGEBOTE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE Tochter Lea (li.) und Mutter Bettina ver- bindet eine liebevolle Beziehung. Seit drei Jahren lebt Lea in einer Wohngruppe in Mariaberg. Ein neues Zuhause Erst hagelte es „krachende Absagen“ von Einrichtun- gen, die die damals 15-jährige Lea aufgrund des Antrags nicht aufnehmen wollten, weil sie ihre Betreuung nicht leisten könnten. Rommelfanger erinnert sich: „Das fand ich an Mariaberg direkt so sympathisch: die Hausleite- rin Gudrun Martey sagte von Anfang an, sie wolle mein Kind lieber kennenlernen, statt sich auf das Papier zu verlassen.“ Die Herzlichkeit Marteys und des Teams der Wohngruppe habe sie von Anfang an gespürt, und Lea offenbar auch: „Sie ist empathisch und hat sich beim Kennenlernen ganz vorbildlich verhalten, hat ganz aufgeschlossen den Kontakt zu den Gleichaltrigen gesucht.“ Horak, Leiterin des Wohnverbundes für Kinder und Ju- gendliche. Gudrun Martey pflichtet ihr bei: „Nicht jedes Seit drei Jahren lebt Lea Rommelfanger nun in dem Kind hat so ein stabiles Elternhaus wie Lea und damit die Wohnangebot für Kinder und Jugendliche im Mariaber- Möglichkeit, Urvertrauen zu entwickeln.“ Neben der ger Krätzenberg. Dazu gehört auch der Schulbesuch im Entlastung der Familien geht es hier deshalb vor allem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum um die Nachsorge und Förderung der Selbstbestim- Mariaberg. Ihre Familie könnte den 14-tägigen Heim- mung. Im Ämterplan mit Tischdecken, Spülmaschine fahrtdienst nutzen, holt Lea aber gerne auch außerhalb einräumen oder kehren werden die jungen Menschen der regulären Zeiten selbst ab: „So haben wir schon die miteinbezogen und helfen – nach ihren individuellen Fahrt miteinander und ich kann mich außerdem mit dem Möglichkeiten – mit: „Wie in einer Familie auch“, erklärt Team der Wohngruppe über Lea austauschen: bei einem Martey. Das sogenannte Kontaktkind-System ordnet je- Kind, das keine eigenen Worte hat, eine ganz wichtige dem Kind eine*n Bezugserzieher*in zu. „Wir sind dann Kommunikationsquelle für mich“, erklärt Bettina Rom- für diese Kinder die erste Anlaufstelle, gehen zusammen melfanger. „Der Anlass für Eltern, ihre Kinder in die Re- einkaufen oder kümmern uns um Geschenke für sie. gelbetreuung zu geben, ist oft, dass der Rest der Familie Grundsätzlich ist aber jede Fachkraft für jedes Kind und besonders Geschwister zu kurz kommen. Und die zuständig.“ Vier Mitarbeitende sind rund um die Uhr im Kinder mit Behinderung führen zuhause über die Schule Haus. Der große Garten mit Trampolin, Sandkasten und hinaus oft ein sozial einsames Leben. In der Peer Group Planschbecken ist besonders für die jüngeren Kinder ein können sie sich selbst neu erfahren“, erklärt Barbara toller Spielplatz. Und die Älteren wie Lea genießen die
WOHNANGEBOTE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE ← mariaberg 7 „Lea hat das Talent, ihren Fokus auf das Jetzt zu richten. Wer im Moment da ist, den nimmt sie in die Verantwortung. Es ist immer ausgedehnten Spaziergänge ihr Ja, Nein, oder: ‚Frag mich nochmal in ein paar Minu- wunderschön, wenn wir uns zum Lauchertsee und durch ten‘ heißen“, meint ihre Mutter. Gudrun Martey weiß: sehen. Aber sie freut sich auch den nahegelegenen Wald. „Als Elternteil hast du oft die Gewohnheit, die Wünsche „In Mariaberg haben wir und Bedürfnisse deines Kindes vorzufühlen. Das ist be- jedes Mal wieder auf die Wohn- einen geschützten Rahmen. sonders bei Kindern mit einer Behinderung so, dass ihre gruppe – und das ist gut so.“ So können unsere Kids mit Eltern ihnen gerne Herausforderungen abnehmen. Aber Einkaufszettel und Geld in erst durch deren Bewältigung lernen Kinder eben auch, der Hand teils eigenständig zu Rudis Laden im Markt- dass sie etwas selbst schaffen können.“ Das könne das platz laufen und die Brötchen holen“, erzählt Martey. eigene Selbstbewusstsein enorm stärken. Seit z.B. Finn* aus einem anderen Angebot in die Gruppe gezogen ist, Lea kennt kein Heimweh kümmert er sich geduldig und liebevoll um die Kinder mit schwereren Behinderungen. Dadurch nehme er auch Die Trennung fiel eigentlich nur ihrer Mutter schwer: sein eigenes Potential stärker wahr und wirke ausgegli- Für Lea gibt es kein Vermissen. Starken Rückhalt fand chener, erklärt Martey. Bettina Rommelfanger in ihrem Mann Jörg, Leas „sozia- lem Vater“, und seinem Sohn Max (17 J.). „Beim ersten Der Schmetterling ist auch ein Symbol für die Schön- Abendessen ohne Lea kam es uns plötzlich so still vor. heit, die im Wandel liegt. Bettina Rommelfanger kann Da haben wir angefangen, Leas typische Geräusche und an Lea positive Veränderungen seit dem Einzug in die Raus ins Grüne: Laute nachzumachen und mussten lachen.“ Leas Zimmer Wohngruppe feststellen: "Es ist wirklich beeindruckend, regelmäßige Spazier- gänge und Spielen in der Wohngruppe wirkt sehr spartanisch eingerichtet, dass Lea nun viel mehr eigene Entscheidungen trifft und im Garten gehören geradezu kahl. Das liegt aber daran, dass sie alle Gegen- sich für ihre Bedürfnisse einsetzt." Ihrer Persönlich- elementar zum stände aus den Regalen und von den Wänden abräumt keitsentwicklung habe es gut getan, dass ihre Mutter ihr Gruppenalltag. und zerlegt. Ihre Habseligkeiten, speziell Kuscheltiere, nicht mehr jeden Wunsch von den Augen ablese und ihr stapelt sie immer wieder an derselben Stelle vor dem Entscheidungen abnehme. "Lea kümmert sich jetzt mehr Fenster zu kunstvollen Türmen auf. „Mittlerweile weiß um sich selbst und teils bin ich echt überrascht, was ich: Das ist ein Erholungsmoment für ihr Gehirn, das sie mag - zum Beispiel Rübensirup - oder auch nicht; tut ihrer Seele gut“, so Bettina Rommelfanger. Dieses sie findet zum Beispiel Duschen toller als Baden." Die Kennenlernen hält bis heute an. „Das ist mein Wunsch: 45-Jährige selbst wiederum leitet inzwischen die Lan- einmal den Tag, die Welt durch Leas Augen zu sehen“, deskriminalprävention im Landeskriminalamt Baden- erzählt sie. Württemberg und ist glücklich mit ihrer Familie. Wenn sie von ihrer Tochter spricht, schwingt viel Liebe und Potential entwickeln lassen Bewunderung mit: „Lea hat das Talent, ihren Fokus auf das Jetzt zu richten. Wer im Moment da ist, den nimmt Leas Autismus sorgt auch dafür, dass sie keinen Blick- sie in die Verantwortung. Es ist immer wunderschön, kontakt hält. Worte nutzt sie nicht gezielt, sie kommu- wenn wir uns sehen. Aber sie freut sich auch jedes Mal niziert viel über Bewegung. „Ein Kopfschütteln kann bei wieder auf die Wohngruppe – und das ist gut so.“ Gudrun Martey (li.) *Name geändert und ihr Team sorgen für Wärme und Wohl- fühlatmosphäre in der Kinderwohngruppe. Die Fachkräfte unter- stützen auch bei den Hausaufgaben.
8 mariaberg → Fachbeitrag Wohnen plus Als Geschäftsbereich Wohnen plus betreuen wir in Mariaberg und Gammertingen insgesamt 60 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistiger Behinderung und/oder körperlicher Beeinträchtigung in 8 verschiedenen Wohngruppen. Unsere Wohnangebote sind dabei am Bedarf der Kinder und Jugendli- chen orientiert und stark ausdifferenziert. Lebens- perspektiven bieten
Kunst & Kultur ← mariaberg 9 Christine Scheel M Geschäftsführerin Wohnen plus ariaberg schafft Zukunftsperspektiven: Begon- Mitarbeitenden und eine hohe Vertrauensbasis. Unsere nen mit unserem integrativen Schulkindergarten Erfahrung zeigt, dass Entwicklung immer dort am bes- über die Sonderpädagogischen Bildungs- und ten gelingt, wo eine gute, tragende Bindung zwischen Beratungszentren (SBBZ) über Praktika, den Berufsbil- Jugendlichen und Mitarbeiter*innen vorhanden ist. Ein- dungsbereich der Werkstätten bis hin zur Förderberufs- heitliches Ziel für alle unsere Kinder und Jugendlichen fachschule und Reha-Ausbildungen bieten die Bereiche ist es, möglichst viele lebenspraktische Kompetenzen Mariabergs ein Rundumpaket für Kinder und Jugendli- zu erwerben, um ein bestmöglich selbstbestimmtes che. und selbstorganisiertes Leben zu führen. Während für manche junge Menschen ein wichtiges Lernziel ist, sich Im Ortsteil Mariaberg wohnen Kinder und Jugendliche, selbständig ihr Essen zu schöpfen oder die Kleidung die einen höheren Unterstützungsbedarf haben. Sie anzuziehen, ist für Jugendliche in unseren Gammertin- sind zum Beispiel bei der Körperpflege, der Nahrungs- ger Wohngruppen oft der Wunsch vorhanden, einmal aufnahme und vielen alltäglichen Handlungen auf kon- im Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) in einer eigenen krete Unterstützung der Mitarbeitenden angewiesen. In kleinen Wohnung zu leben und nur noch punktuell von Mariaberg zu leben hat für sie den Vorteil, dass sie sich Fachkräften unterstützt zu werden. hier ungefährdeter bewegen können und kurze Wege zur Schule und z.B. in den Laden haben. So können man- Viele Kinder und Jugendliche kommen aus anderen che von ihnen die täglichen Wege selbständig bestrei- Landkreisen zu uns. Das Ankommen ist anfangs noch ten, was ihnen in den umliegenden Gemeinden so nicht teilweise mit Heimweh verbunden. Häufig erleben wir möglich wäre. jedoch, dass die jungen Menschen sich sehr schnell und gut in ihre Wohngruppe einfinden. Ein Vorteil für sie ist Am Standort Mariaberg betreiben wir auch zwei Wohn- beispielsweise, dass sie in unseren Wohngruppen auch gruppen, in den Kinder und Jugendliche betreut werden, über die Schule hinaus Kontakte mit anderen jungen die aufgrund ihrer Diagnose und/oder ihrer aktuellen Menschen haben. Eine Erfahrung, die viele von ihnen Verhaltensmerkmale einen besonders engen Betreu- von Zuhause nicht kennen. Auch unsere Freizeitange- ungsrahmen benötigen. In diesen Wohngruppen leben bote sind natürlich auf den Bedarf von Kindern und Ju- weniger junge Menschen mit einem jedoch intensiven gendlichen mit Unterstützungsbedarf ausgerichtet und Betreuungs-Setting zusammen, um ihren speziellen Be- werden gerne angenommen. darfen gerecht werden zu können. Das können genau- so besondere Formen von zwanghaftem Verhalten, das Etwa jedes zweite Wochenende und in den Ferien kön- autismusbedingt auftritt, sein wie auch eine niedrige nen die Kinder und Jugendlichen, wenn dies familiär Frustrationstoleranz in Verbindung mit sozial unange- möglich ist, nach Hause fahren. Diese Heimfahrten wer- passtem Verhalten. den über unseren Fahrdienst organisiert. Selbständige- re Jugendliche können natürlich auch mit dem ÖPNV zu In Gammertingen betreiben wir in unterschiedlichen ihren Familien fahren. In der Regel bleiben Jugendliche Gebieten der Gemeinde drei Wohngruppen für Kinder und junge Erwachsene bis zum Schulende in Mariaberg. und Jugendliche, die (schon) relativ viele Kompeten- Teilweise – vor allem, wenn die familiäre Bindung stark zen in der alltäglichen Lebensführung erworben haben ist – ziehen sie zu Beginn ihres Berufseinstiegs wieder und deren Unterstützungsbedarf sich vorwiegend auf in ihre Heimatregion zurück. Einige junge Erwachsene pädagogischer Ebene bewegt. Sie lernen in ihrem All- entscheiden sich aber auch, in oder um Mariaberg zu tag, wie man Wäsche wäscht, einfache – und teilweise bleiben, weil sie sich über die Jahre hier stark verwur- sogar raffinierte – Gerichte zubereitet, die Wohnung zelt haben. In den jährlich stattfindenden Zukunftskon- reinigt, Behördengänge erledigt und vieles mehr. Ein ferenzen suchen wir dann gemeinsam mit den Familien, bedeutender Teil der Förderung bezieht sich jedoch auf evtl. gesetzlichen Betreuer*innen und Leistungsträgern die sozialen Kompetenzen. Wie gehe ich mit meinen nach einer möglichst wunschgenauen weiteren Wohn- Mitschülern*innen um? Wie pflege ich Freundschaften? und Berufsperspektive. Schweren Herzens heißt es dann Was mache ich, wenn ich mit meinen Eltern in Streit ge- von der Jugendgruppe, die oft zu einer zweiten Heimat rate? Das sind grundlegend wichtige Lebensfragen, und geworden ist, Abschied zu nehmen und den nächsten um den für sich richtigen Umgang damit herauszufinden, großen Schritt ins (Erwachsenen-)Leben zu gehen. braucht es eine fachlich fundierte Unterstützung der Christine Scheel, Geschäftsführerin Wohnen plus
10 mariaberg → ABSCHIED DEKAN A.D. KLAUS HOMANN alles hat seine zeit Zum Abschied aus dem Ehrenamt des Vereinsvorsitzenden des Mariaberg e.V. DEKAN I.R. KLAUS HOMANN
ABSCHIED DEKAN I.R. KLAUS HOMANN ← mariaberg 11 „Alles hat seine Zeit“, sagt die Bibel (Spr. 3,1), und das und sozialpolitische Entscheidungen musste Mariaberg gilt auch für meine unmittelbare Verantwortung für Ma- gravierend verändert werden. Der Landeswohlfahrts- riaberg. Nach 27 Jahren als Vorsitzender des Mariaberg verband Süd-Württemberg-Hohenzollern als alleiniger e.V. und damit des Verwaltungsrates, der Mitgliederver- Verhandlungspartner für Mariaberg wurde aufgelöst sammlung und des Stiftungsrates habe ich diese Funkti- und die Verantwortung auf die Stadt- und Landkreise on zum 24. September 2021 in der Mitgliederversamm- übertragen. lung niedergelegt und wurde zwei Tage später in einem feierlichen Abschiedsgottesdienst entpflichtet. Infolge der UN-Behindertenrechts-Konvention 2006 wurde die Dezentralisierung zur Bedingung gemacht. Es geht mir zwar Gott sei Dank gesundheitlich gut, bin Die Landesheimbauverordnung machte den Umbau der aber im Mai nun schon 75 Jahre alt geworden. Auch kann Wohnplätze notwendig. Rahmenzielvereinbarungen ich, da ich schon 10 Jahre im Ruhestand bin, vom Boden- für die strategische Weiterentwicklung der Eingliede- see aus im allgemeinen öffentlichen Geschehen um Ma- rungshilfe wurden mit den umliegenden Landkreisen riaberg herum nicht mehr so präsent sein. Natürlich ist beschlossen und fortgeschrieben. Mariaberg war da- die diakonische Aufgabe in Mariaberg mir nach wie vor mit eine der ersten. Das bis heute modellhafte Konzept ein besonderes Herzensanliegen. Denn es gibt nichts der Umwandlung des Standortes Mariaberg in einen Wertvolleres und menschlich Bereichernderes, als integrativen „Stadtteil mit besonderem Charme“ wurde Menschen in Mariaberg auf verschiedenste Weise „von umgesetzt. Einher ging und geht dies alles mit weiterer Mensch zu Mensch“ zu begleiten und bei einem men- fachlicher und örtlicher Ausdifferenzierung des Fach- schenwürdigen Leben zu unterstützen. Wertvoll auch krankenhauses für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der deshalb, weil wir dabei erfahren können: „Menschen, Einrichtung von teilweise integrativen Schulkindergär- denen wir eine Stütze sind, die geben uns Halt im Leben“ ten, den Sonderschulen, der Beruflichen Bildung, der (Marie von Ebner-Eschenbach). Auch mein Leben hat Jugendhilfe, der Pflege von Kunst und Kultur, und der Dekan i.R. die Begegnung mit den Menschen in Mariaberg berei- Entwicklung einer Trauerkultur für Menschen mit Behin- Homann (re.) chert. Und überhaupt bedeutet ja Diakonisches Handeln derung, deren Angehörigen und der Mitarbeiterschaft, im Gespräch mit Christus mit seinem Blick von unten zu begegnen. auch ein Anstoß aus Mariaberg. Dekan Marcus Keinath, der ihm Als Herr Prof. Erich Bochinger mich damals noch als als Vereinsvorsit- zender nachfolgt. Schuldekan des Kirchenbezirkes Reutlingen zu seinem Nachfolger vorgeschlagen hat und ich am 5. Juli 1994 zum Vorsitzenden gewählt wurde, sah Mariaberg noch anders aus. Seitdem hat sich viel und Grundlegendes verändert, ist manches Neue entstanden, gab es Höhen, aber auch schwierigere Situationen zu bewältigen. Zu Beginn meiner Tätigkeit bestand die Mitarbeiterschaft des Mariaberg e.V. aus 690 Personen, heute sind es fast 1.700 Personen. Damals wurde Mariaberg von Direk- tor Karl Rudolf Eder geführt, heute von zwei Vorstän- den. Um die Eigenverantwortlichkeit zu stärken, wurde Mariaberg umstrukturiert in den Verein mit acht Toch- ter-, bzw. Enkeltochtergesellschaften und vier Unter- nehmensbeteiligungen. Durch gesellschaftspolitische
12 mariaberg → ABSCHIED DEKAN I.R. KLAUS HOMANN Von Theodor Fontane stammt der Rat: „Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebes- Personelle Wechsel im Vor- In all den Jahren war ich dem Verwaltungsrat, der Mit- erklärungen.“ Anderer- stand galt es zu bewältigen, gliederversammlung mit Mitarbeitendenvertretung und seits sagte schon wirtschaftliche Engpässe zu Angehörigenbeirat und besonders meinen Stellvertre- überwinden. Eine Stiftung tern Herrn Bankdirektor i.R. Hans-Helmut Lechler und Jesus: „Wes das Herz Mariaberg wurde gegründet, Herrn Rechtsanwalt Dr. Heiner Völker für die kompeten- voll ist, des geht der die den Verein bei Sanie- te Beratung und Unterstützung immer außerordentlich Mund über“ (Lk 6,45). rungen, Neubauten und bei dankbar. Ebenso auch für die vertrauensvolle Zusam- weiteren Aufgaben tatkräftig menarbeit mit den Vorständen, zuletzt über die längste unterstützt, sodass Mariaberg aktuell mit rund 550 sta- Zeit mit Rüdiger Böhm und Michael Sachs, gemeinsam tionären Plätzen in der Eingliederungshilfe in sieben mit den Sekretärinnen Eva Knöll, Karin Junkersdorf, Ro- Landkreisen vertreten ist. Nun gilt es, die grundlegende selinde Lingenberg und Martina Elbel stellvertretend Neuordnung des BTHG umzusetzen und die Corona-Pan- für alle in der Verwaltung. Ohne diese sehr gute Zusam- demie weiter zu bekämpfen. So beeindruckt die Dyna- menarbeit hätte ich mein Amt nicht so wahrnehmen kön- mik Mariabergs weiterhin, und auch die Erfolgsbilanz. nen. Dazu habe ich große Hochachtung vor allen, die in Mariaberg in verschiedensten Aufgaben und Funkti- Gern habe ich alle diese Entwicklungen begleitet und ge- onen ihren verantwortungsvollen und oft sehr heraus- fördert, und dazu auch durch Gottesdienste, Andachten fordernden Dienst für die uns anvertrauten Menschen und Besinnungen in den Veröffentlichungen Mariabergs tun, besonders jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie. das diakonische Profil deutlich werden lassen. Ich dan- Auch den unmittelbaren Kontakt zu den Menschen, die ke allen, von den Mitarbeitenden bis in die Führungs- in Mariaberg und an anderen Standorten wohnen, habe spitze, für all die großartige Leistung. Mariaberg ist so ich immer als besonders bereichernd empfunden. Nicht zu einem vielseitig ausgebauten Schnellboot geworden, zuletzt danke ich auch allen sehr, die Mariaberg auf den das immer zeitgemäß den Kurs ausrichten konnte und verschiedenen Entscheidungsebenen unterstützt haben. weiter ausrichtet. Dafür können wir alle sehr dankbar und darauf auch ein wenig stolz sein.
ABSCHIED DEKAN A.D. KLAUS HOMANN ← mariaberg Glanzlichter aus der Zeit im und für den Mariaberg e.V.: Dekan i.R. Klaus Homann wohnte in 27 Jahren als Vereinsvorsitzender zahlreichen Spatenstichen, Einweihungen und anderen Events vom Mariaberger Tag bis zur Porscheausfahrt bei und feierte zahllose Gottesdienste mit den Menschen rund um Mariaberg. Oft auch in Begleitung seiner Ehefrau Ingrid Homann. Uns allen begegnete er immer voller Herzlichkeit und Zugewandtheit. Wir sagen: Dankeschön für Alles, lieber Herr Homann! Nicht ohne Wehmut lege ich nun meinen Vorsitz nie- verbunden, denn dort wurde am 30.12.1846 der Verein der. Es ist mir damit wie es im Liede heißt: „als wärʼs gegründet, also vor etwas mehr als 174 Jahren. So wird ein Stück von mir.“ Für all diese reichen, bereichernden die alte Tradition der Verbindung mit Reutlingen weiter- und zuweilen auch herausfordernden Jahre, in denen geführt. Ihm wünsche ich die nötige Kraft, gutes Gelin- ich diesen wertvollen Dienst tun durfte und konnte, bin gen und Gottes Segen. ich sehr dankbar. Und ich danke nicht zuletzt Gott, der mir die Gesundheit und Spannkraft geschenkt hat, um Von Theodor Fontane stammt der Rat: „Abschiedswor- Mariaberg als Vorsitzender der Mitgliederversammlung, te müssen kurz sein wie Liebeserklärungen.“ Ande- des Verwaltungsrates und des Stiftungsrates leiten zu rerseits sagte schon Jesus: „Wes das Herz voll ist, des können. geht der Mund über“ (Lk 6,45). Deswegen konnte mein Abschiedswort auch nicht ganz so kurz ausfallen, aber Besonders freue ich mich, dass ich mein Amt nun in eine Liebeserklärung an Mariaberg bleibt es allemal. die bewährten Hände von Herrn Dekan Marcus Keinath, Möge zudem auch weiter für Mariaberg die Zusage des Reutlingen, legen darf. Am 29. Januar 2016 ist er schon Propheten Jesaja gelten (52,12): „Der Herr wird vor euch in den Verein und in den Verwaltungsrat berufen und herziehen und der Gott Israels euren Zug beschließen.“ gewählt worden. Er ist seit 1.3.2015 Dekan des Kirchen- bezirks Reutlingen, in dem auch Mariaberg liegt, und Dekan i.R. Klaus Homann somit voll im öffentlichen Geschehen um Mariaberg prä- Vorsitzender des Mariaberg e.V. 1994-2021 sent. Die Gründung Mariabergs ist ja eng mit Reutlingen
14 mariaberg → fachbeitrag Jugendhaus Mariaberg offiziell zern, die die Realisierung des Jugendhauses ermöglicht haben, sehr dankbar.“ Einer davon ist Joachim Lorenz: der Landschaftsgartenbauer von Grün3 hatte die Idee, eröffnet die Terrasse im Sommer als Mosaik-Gesamtkunstwerk zu gestalten. Mit Jugendlichen des Stadtteils machte sich Lorenz als ehrenamtlicher Projektleiter an die Ar- beit: an drei Samstagen entstanden so farbenprächtige Kunstwerke aus Travertin, Sandstein, Granit, Basalt und S eit Sommer 2020 gibt es ein inklusives Jugend- Tegula Betonpflastern. Ein Yin-Yang-Zeichen für Harmo- haus in Mariaberg. Nachdem dieses zunächst in nie, ein Herz für die Liebe, eine Schachbrett-Schlange Bild oben: Interims-Räumlichkeiten im Olga-Wera-Bau un- als Symbol für Spiel und Spaß im Jugendhaus und eine Rüdiger Böhm tergebracht war, konnten nun die endgültigen, neu ein- Elipse, die die Gemeinschaft darin versinnbildlicht. und Michael gerichteten Räumlichkeiten im Krätzenberg 6 im Rah- Eine strahlende Sonne steht für den Sozialarbeiter im Sachs (2. u.3.v.li.) men einer kleinen Feier an die Jugendlichen übergeben Jugendhaus, der immer da ist, erklärt Lorenz: „Weil sol- übergaben einen werden. „Für mich fühlt es sich nun an wie ein Schiff, che Leute wie Raimund einfach Licht und Wärme brin- symbolischen Schlüssel zur Eröff- das endlich vor Anker gehen kann“, resümiert Raimund gen.“ Die Steine für diese Patchwork-Terrasse lieferten nung an den Leiter Jäger, Leiter des Jugendhauses Mariaberg. die Landschaftsgartenbauer von Grün3 aus Restposten. des Mariaberger Jugendhauses Rai- In den großzügigen Räumen gibt es jede Menge Platz für Jugendbeauftragter Raimund Jäger ist sehr stolz auf das mund Jäger (Mitte, Begegnungen, Gespräche, zum Chillen, Reden, Zocken neue Jugendhaus: „Von der Bodenfliese bis zur Deckeha- kariertes Hemd). oder Musik machen und hören. Ein großer 3D-Fernseher ben wir hier zusammen ein kleines Meisterwerk hinge- gehört genauso zur Ausstattung wie ein Tischkicker – legt.“ (zr, vea) Darunter: beides durch großzügige Spenden finanziert. Alexander Die Jugendlichen Grosch aus Gammertingen überließ dem Jugendhaus gestalteten die einen professionellen Billardtisch, eine Glastheke und Terrasse des Hocker für die Bar. Monika Jäger und Andreas Fulterer Jugendhauses mit sowie die Landeserstaufnahmestelle Sigmaringen spen- Mosaiken. deten zahlreiche Spiele. Raimund Jäger ist begeistert: „Wir können hier die Ideen und Wünsche der jungen Menschen, die im Stadtteil leben, super umsetzen. Un- ser oberster Grundsatz dabei ist, die jungen Menschen selbst in die Verantwortung zu nehmen und sie selbst Sachen auf die Beine stellen zu lassen. Die Begleitung Das Mariaberger Jugendhaus empfängt durch mich und andere Kollegen unterstützt wo nötig, die jungen Menschen mit und ohne macht aber keine Vorgaben. Wir sind allen Unterstüt- Behinderung im Stadtteil Mariaberg mit neuen, großzügigen und spannend ausgestatteten Räumlichkeiten.
Stadtteil ← mariaberg 15 „Unser Herz schlägt für die Diakonie“ der Bezirksarbeitskreis Reutlingen „Evangelium und Kirche“ (EuK) der Landessynode der Evangelischen Kirche in Württemberg war am 15. Juli zu Gast in Mariaberg. V orstand Rüdiger Böhm und Pfarrerin Bärbel Dan- Lebensphase, assistierten Suizid und die Konversion ner begrüßten die Runde um den zweiten stellver- des Stadtteils Gammertingen-Mariaberg ging. Auch das tretenden Synodalpräsidenten Johannes Eißler im Verhältnis zwischen Einrichtungsdiakonie, Diakonie- ehemaligen Klostergebäude. Neben Eißler, der Pfarrer in verband und -sozialstationen wurde thematisiert so- Eningen ist, waren Hanna Fuhr, frühere Landessynodale wie die Stellenplanung für Krankenhausseelsorge und und Vorsitzende des Evangelischen Bezirksjugendwer- die Pfarrplanentwicklung. Pfarrerin Danner berichtete kes Reutlingen, Pétur Thorsteinsson, Referent für die über die Erfahrungen mit dem Förderprogramm „Neue „Aktion Hoffnung für Osteuropa“ im Diakonischen Werk Aufbrüche“ und vom Antrag der Verbundkirchengemein- Die Bezirksarbeits- Württemberg, und Siegfried Weber, ehemals Dienst- de Gammertingen-Trochtelfingen für eine Diakonen- gruppe Reutlingen stellenleiter in der Altenhilfe der BruderhausDiakonie, stelle mit Schwerpunkt Jugendarbeit. Für Danner steht „Evangelium und mit dabei. Im Gespräch und bei einer Führung durch fest: „Kirche ohne Diakonie verliert die Erde, Diakonie Kirche“ besuchte die diakonische Einrichtung lernten die Mitglieder ohne Kirche verliert den Himmel. Dieser kurze Satz be- den Mariaberg e.V.: des EuK-Gesprächskreises den Mariaberg e.V. kennen. schreibt ein Dilemma: das Miteinander oder vielmehr (V.li.n.re.) Nebeneinander von Kirchengemeinden und diakoni- Vorstand Vorstand Böhm freute sich über den „sehr intensiven scher Einrichtung. Aus diesem Nebeneinander soll ein Rüdiger Böhm, und interessierten Austausch“, in dem es unter anderem Miteinander werden – das wäre ein gutes Programm für Siegfried Weber, um Inklusion, Dezentralisierung der Angebote des Mari- die Landeskirche.“ (vea) Pfarrer Johannes Eißler, aberg e.V., die Begleitung von Menschen in der letzten Pétur Thorsteinsson, Pfarrerin Bärbel Danner, Hanna Fuhr.
16 mariaberg → Aus den Geschäftsfeldern Herzliche Glückwünsche gingen im September an 23 Auszu- bildende aus 11 Berufen. Sie alle haben bei der Mariaberger Ausbildung & Service gGmbH (A&S) eine dreijährige Ausbildung absolviert und erfolgreich abgeschlossen. S eit Anfang Juli hatten die Prüfungen vor den zu- Die Mariaberger Ausbildung & Service gGmbH bildet in ständigen Kammern von IHK, Handwerkskammer zahlreichen Berufen in Zusammenarbeit mit Firmen und und Regierungspräsidium stattgefunden. Den Ab- den jeweiligen Kammern aus. Ziel ist die anschließende schluss bildeten nun die Prüfungen der Fachpraktiker für Vermittlung in Betriebe der freien Wirtschaft. Finanziert Holzverarbeitung in Mariaberg sowie der Metallfeinbe- werden die Ausbildungen überwiegend durch die Agen- arbeiter in Sigmaringen. Coronabedingt fand die Verab- tur für Arbeit. Bruno Oberlander schiedung der erfolgreichen Auszubildenden im kleinen Rahmen in den einzelnen Ausbildungsbetrieben statt. i n M a r i a b e r g: ng z u r A usbildu 53 Info s 24/923-5 ruf Zum diesjährigen Abschlussjahrgang gehörten 6 Fach- praktiker für Holzverarbeitung, 5 Gartenbaufachwerker/ c h e y t t, 0 7 1 i l d u n g -u n d-b e innen im Zierpflanzenbau und Garten- und Landschafts- Vera S e r g.de/au sb r i a b bau, 4 Metallfeinbearbeiter, 2 Fachpraktikerinnen für Hauswirtschaft, 1 Fachpraktiker Küche, 1 Fachhelferin www.ma für Reinigungstechnik, 1 Bauten- und Objektbeschich- ter, 1 Fachpraktikerin Floristik, 1 Bäckerfachwerkerin und 1 Verkäuferin. Den Hauptschulabschluss haben die Absolventen/innen mit bestandener Prüfung zusätzlich erworben, sofern sie diesen nicht bereits hatten. Metallfeinbearbeitung: 23 Azubis Die vier erfolgreichen Auszubildenden mit ih- ren Ausbildern Andreas Müller und Robert Ador. machen Ihren Abschluss
Aus den Geschäftsfeldern ← mariaberg 17 Vielfältig und wertvoll Streetworkerin Dagmar Albrecht mit ihrer Hündin Henriette und Jugendhaus-Leiter StefanBild oben: Fetscher Die neue Generation (Stadt Mengen) steht schon bereit: 46 neue Freiwillige im FSJ, FÖJ und BFD starte- W ten im September ihren ofür man sich bereitstellt, wenn man ein FSJ, Auch Esther Ouedraogo, die im Dezember 2019 ihr Dienst in Mariaberg. FÖJ oder BFD antritt, erklärt sich aus den FSJ in einem Mariaberger Seniorenwohnangebot für Namen: Soziale, wahlweise ökologisch-nach- Menschen mit Behinderung begann, fühlte sich wohl: Bild links: haltige, Freiwilligenarbeit: Dienst an der Gesellschaft. „Die Leute hier sind perfekt und ich helfe gern.“ Die Merve Kalin (li.) und Nicht vorausgeplant war dieser für die letztjährigen 25-Jährige kommt aus Burkina Faso und lässt sich der Jugendbeauftragter Freiwilligen Mariabergs ausschließlich unter Corona- Einfachheit halber beim selbstgewählten Spitznamen Raimund Jäger beim Dankes-Grillfest für Bedingungen. Als Dank für diesen besonderen Einsatz rufen; eigentlich heißt sie Rimnongodo, was übersetzt die letztjährigen organisierten Merve Kalin vom Jugendhaus Mariaberg „Prinzessin“ bedeute. Fürstlich aufgewachsen ist sie in Freiwilligen. und Freiwilligenbeauftragte Ute Haimerl ein Abschieds- Westafrika allerdings nicht. Ihr Heimatdorf Talle zählt grillen. nur 1000 Einwohner*innen und hat keine medizinische Bild rechts: Versorgung, sodass viele Frauen bei der Geburt ihre Ba- Esther Ouedraogo Luisa Lentini fand die Lockdown-Situation in Maria- bies verlieren, erzählt sie. Ihr Bruder half ihr nach ihrem und Luisa Lentini berg erträglich: „Das war gar nicht so schlecht, weil ich Abschluss dabei, nach Deutschland zu kommen. Er habe absolvierten ihr FSJ dadurch nicht so isoliert wie andere in meinem Freun- ihr geraten, in die Welt hinauszugehen und viele Erfah- in Mariaberg. deskreis war.“ Sie macht ihr FSJ als Voraussetzung für rungen zu sammeln. „In Burkina Faso ist es Frauen z.B. ihre Ausbildung zur Jugendheimerzieherin in der Kin- nicht erlaubt, Tischkicker wie hier im Jugendhaus zu derwohngruppe von Hausleiterin Gudrun Martey: „Da spielen. Ich liebe es!“ Sie möchte gerne in Deutschland stimmt alles; eine tolle Chefin, super Gruppe und ein bleiben und eine Ausbildung zur Pflegefachkraft ma- gutes Team.“ Durch ihre Familie fühlt sich Luisa beson- chen und mit dem Geld auch Talle unterstützen: „Wenn ders mit Mariaberg verbunden: sowohl ihre Schwester es klappt, möchte ich ein paar Kinder in die Schule schi- als auch ihre Tante haben hier die Ausbildung zur Heil- cken.“ Esther will ihre Familie dort erst dann wieder be- erziehungspflegerin gemacht. Und in einer Wohngruppe suchen, wenn sie eine feste Stelle in Deutschland hat hat die 20-Jährige ein Foto ihrer Großmutter entdeckt, – damit sie es sich leisten kann, auch wieder zu gehen. die dort vor 40 Jahren als Hauswirtschaftshilfe gearbei- (vea) tet hatte. „Ich treffe hier Klienten, die meine Oma noch kannten. Das ist wirklich schön.“
18 mariaberg → Aus den Geschäftsfeldern Schulstart im Container E ine große rote und eine gelbe Schultüte schieben Differenzierung, findet Ute Biesinger, Klassenlehrerin sich durch die Tür ins ausgelagerte Container- der B1. Sie hat schon begonnen, sich die Räume mit Klassenzimmer in Mariaberg. Die Klasse sitzt er- der Klasse zusammen anzueignen. Mit umgezogen ist wartungsvoll im Stuhlkreis der Morgenrunde. Die rote so zum Beispiel der alte, geblümte „Glückssessel“, der Schultüte platzt bei Berührung auseinander, so prall ist schon in der passenden „Glücksecke“ zum bequemen sie mit Süßigkeiten gefüllt. Vorstand Rüdiger Böhm hat Ausruhen bereitsteht. Darüber hängen, wie schon zuvor sie der Klasse B1 zum Schulstart in den neuen Räumen im Olga-Wera-Bau, bunte Bilder und motivierende Gute- mitgebracht und fragt nach: „Und, wie gefällt es euch Laune-Sprüche. Ein neuer potenzieller Lieblingsplatz hier?“ und Rückzugsort. Die Klasse des Sonderpädagogischen Bildungs- und Be- Die Schokoriegel und Leckereien, die Vorstand Rüdiger Schultüten mit ratungszentrums Mariaberg (SBBZ) musste wegen der Böhm ihnen ins Container-Klassenzimmer mitgebracht „Schleck“ zum jüngst begonnenen Kernsanierung des Olga-Wera-Baus hatte, versüßten den Schülerinnen und Schülern die Ein- ersten Schultag ausziehen (wir berichteten in der letzten Ausgabe, Ein- gewöhnung. Das Container-Team ist zuversichtlich, auch im Container- blicke Ausblicke Nr. 59). Bis die Umbauarbeiten 2023 in den neuen Räumen eine positive Arbeitsatmosphäre Klassenzimmer beendet sind, findet der Unterricht für einige Klassen für die Klasse B1 schaffen zu können: die beste Voraus- bekam die im Container-Komplex in der Burghaldenstraße statt. setzung für produktives Lernen und entsprechend die in- Klasse B1 des Mariaberger SBBZ Diese sind modern, hell und bieten genug Platz für dividuelle Weiterentwicklung der Schüler*innen. (vea) von Vorstand Rüdiger Böhm (re.).
Aus den Geschäftsfeldern ← mariaberg 19 Lachen und Anleitung zum Selbermachen: Dr. Butscher (Mitte) demonstriert an Dimitris Anagnos- tou vom Mariaber- Zähne zeigen ger Wohnangebot Zahnseide, Mundspülungen, Modellgebisse, in der Sigmaringer Straße die rich- Zahncreme und etliche Bürsten: tige Technik zum M Zähneputzen bei anderen. it einem großen Koffer dabei betreten Zahnarzt „Wir haben einige hier im Haus, die selbst ihre Zähne Dr. Erich Butscher und die zahnmedizinische Fa- putzen. Da ist es nochmal bestärkend, die Anweisun- changestellte Martina Freudenmann an einem gen vom Zahnarzt zu hören und nicht nur von uns Mit- Samstag die Wohngruppe in der Sigmaringer Straße. arbeitenden“, meint Ellen Retzlaff, Fachkraft in der Sig- Die zahnärztliche Betreuung ist fester Bestandteil der maringer Straße. Dr. Butscher zeigt auch ihr und dem medizinischen Versorgung Mariabergs. Seit etwa 10 restlichen Team, wie man die Zähne anderer bei Bedarf Jahren betreut das Team von Dr. Butscher im Rahmen am besten putzen kann: sich in dieselbe Blickrichtung einer Kooperation, die in Absprache mit der Landes- neben der Person aufstellen, den Arm sorgsam um ih- zahnärztekammer Baden-Württemberg zustande kam, ren Kopf legen und das Kinn von unten stützen. Dimitris rund 180 Klienten*innen vor Ort. Zu dieser Kernbetreu- Anagnostou stellt sich dafür freiwillig als Modell zur ung gehören auch die Zahnhygieneschulungen. Dabei Verfügung, während er den Vorgang durch einen Hand- bekommen die neun Teilnehmenden der Sigmaringer spiegel beobachtet. Der Trick: „leichtes Rütteln mit Straße auch jede*r eine Zahnbürste, -creme und -seide. schräg angewinkelter Bürste“, erklärt Dr. Butscher. Vor den Mitarbeitenden-Teams ziehe er den Hut; Er sehe die Am Modell wird die richtige Pflegetechnik gezeigt: Wohnangebote Mariabergs rund um Gammertingen als „Von Rot nach Weiß, vom Zahnfleisch zum Zahn und wir Bereicherung des Stadt- und Menschenbilds. nehmen uns dafür Zeit“, so Dr. Butscher. Er und Freu- denmann nehmen sich in der Tat Zeit für jede*n und „Mir persönlich machen diese Besuche auch unheimlich besprechen die individuellen Pflegenotwendigkeiten. Spaß. Man blickt in vertraute Gesichter, man grüßt sich Roland Nothacker fragt nach, wie man die Prothesenrei- auf der Straße: dieser sympathische und vertrauensvol- nigungsbürste richtig anwendet. Die dünne Seite für die le Direktkontakt ist uns sehr wichtig“, so Dr. Butscher. Innen-, die breite für die Außenfläche: „Jetzt hab ich’s (vea) verstanden“, lacht Nothacker.
20 mariaberg → Aus den Geschäftsfeldern Die Bundes- In einem Work- shop konnten Klienten*innen tagswahl Wünsche an die Bundespolitik in im Blick von Menschen mit Behinderung Berlin sammeln. „Was werden Sie für Menschen mit Behinderung tun, Verfügung und organisiert Informationen und Hinter- wenn Sie gewählt werden?“ – Diese Frage formulier- grundmaterial sowie Workshops und Fortbildungen. ten die Mitglieder des Bewohnerinnen- und Bewoh- Zwei Wochen vor der Wahl gab es beispielsweise ei- nerbeirates Mariabergs im Vorfeld der Bundestags- nen Workshop für die Beschäftigten der Mariaberger wahl und schickten sie an die Kandidaten*innen der Werkstätten, in dem sie Wünsche zusammentragen im Bundestag vertretenen Parteien der umliegenden konnten, die dann den Parteien und Abgeordneten in Wahlkreise. In den verschiedenen Antwortschreiben den umliegenden Wahlkreisen zugeschickt werden. wurde mit einem breiten Spektrum von Möglichkei- Dabei wurden von den rund 30 teilnehmenden Per- ten geantwortet. Vom Abbau von Barrieren im öffent- sonen die Themenbereiche Arbeit, Bildung, Wohnen, lichen Raum, über die Verbesserung von Lebens- und Freizeit, Gesundheit, Umwelt und Verkehr bearbeitet. Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderung Viele der gesammelten Wünsche decken sich mit denen bis hin zu besserer Bezahlung in Werkstätten für be- von Menschen ohne Behinderung. So wurde unter ande- hinderte Menschen oder die freie Wahl des Wohn- rem vielfach der Wunsch geäußert, dass die belastenden ortes wurden nahezu alle Lebensbereiche benannt. Corona-Auflagen, wie beispielsweise die Maskenpflicht, D i e ge s a m m e l t e n R ü c k a n t w o r t e n w u r d e n d e n und ähnliches bald aufgehoben werden, oder dass die Klienten*innen und Mitarbeitenden Mariabergs im verschiedenen Corona-Verordnungen nicht so häufig hausinternen MM (Mariaberger Mitteilungen) zur Verfü- verändert und so unverständlich formuliert werden. gung gestellt, um sich selbst vor der Wahl eine Meinung Weitere Wünsche gingen in Richtung Verbesserung des bilden zu können. Die Aktion ist Teil eines bereits seit ÖPNV im ländlichen Raum, den Abbau von Barrieren im dem Jahr 2019 laufenden Programms zur politischen Alltag, eine bessere Maschinenausstattung in Werkstät- Bildung von Menschen mit Behinderung in Mariaberg. ten für behinderte Menschen, eine bessere Bezahlung in Unter anderem wurden den Klienten*innen Übungen den Werkstätten sowie günstigere Angebote für Freizei- und Information zum Ablauf der Wahl sowie die Pro- ten und Urlaube. Auch das Thema Umwelt und die Sorge gramme der jeweiligen Parteien in leichter Sprache vor weiteren Klimaveränderungen und Naturkatastro- zur Verfügung gestellt. Eine Mentorin aus der Ein- phen wurde vielfach genannt. (zr) richtung steht den Bewohnern*innen für Fragen zur
Kunst & Kultur ← mariaberg 21 Die Sopranistin Carla Frick und das Ebinger Kammer- orchester erfüllten die Mariaberger Klosterkirche mit Barockmusik. Spiel der Farben und Klänge „Wir sehnen uns nach Kunst und Kultur – unsere Seelen, unsere Herzen brauchen das“, eröffnete Vorstand Rüdi- Ein weiteres Highlight war die Malereiausstellung „Mit ger Böhm im Juli das Konzert des Ebinger Kammerorche- dem Leben wandern“ von Beate Radespiel. Die Reutlin- sters in der Klosterkirche. ger Künstlerin führte im Rahmen der Sommerkunstwo- che Anfang August und am Tag des offenen Denkmals im Werke von Georg Friedrich Händel (1685-1759) erklan- September selbst durch die Ausstellung im ehemaligen gen im Kirchenbau aus dem 17. Jahrhundert: der Barock Klostergebäude. Interessierte konnten hier ihre Fragen kehrte heim. „Haben Sie viel Freude, genießen Sie den zu den ausgestellten Werken direkt an deren Schöpfe- Abend und lassen Sie sich in die Klänge hineinfallen“, rin stellen, zum Beispiel nach ihrer Inspiration. „Ich so Gastgeber Böhm. Das Ensemble aus Albstadt unter versuche eigentlich zu vermeiden, Ideen zu haben“, der Leitung von Martin Künstner wählte unter anderem antwortet Radespiel: ihr gehe es um den Prozess des Stücke aus Händels Ode „Das Alexanderfest“ und den Geschehen- und Loslassens beim Malen. Neben den far- Opern „Julius Caesar“ und „Xerxes“ für den Abend aus. benprächtigen, abstrakten Gemälden stehen poetische Die renommierte Sopranistin Carla Frick verzauberte Kurztexte aus der Feder der Künstlerin an den Wänden, mit glockenklar gesungenen Arien wie „Di, cor mio“ aus die zum Nachdenken und zur Diskussion einladen. Zu der Oper „Alcina“ oder „Lascia ch’io pianga“ aus der diesen „Wortessenzen“ hatte Kuratorin Svenja Keller, Oper „Rinaldo“ das Publikum. Insgesamt juckte es dem künstlerische Leiterin des Atelier 5, die Künstlerin ins- Kammerorchester in den Fingern, nach der erzwungenen piriert. Ebenso zur Hängung in Wellenform einer Anzahl Corona-Pause wieder zu spielen. Wenn man so lange Bilder, die sich dem Wasser widmen, die Besucherin Ur- probt, dann will man auch auftreten, so Konzertmeiste- sula Herrmann-Lom auffällt: „Wenn man hier zum ersten rin Sibylle Kistermann zu Vorstand Rüdiger Böhm: „Es Mal vorbeiläuft, spürt man die Bewegung unglaublich. war eine große Freude, in Ihrer schönen Kirche musizie- Man wird in das Wasser hineingezogen!“ (vea) ren zu dürfen und die lange Zeit der musikalischen Stille mit und bei Ihnen zu beenden.“ Die „Wasserwand“ in Beate Radespiels Malereiausstellung bewegte die Kunst- interessierten.
22 mariaberg → KUNST & KULTUR
Kunst & Kultur ← mariaberg 23 „Wenn ich den Petrus erwischen würde, würde ich bei Salsa, Samba und Reggae auf seine Kosten kam. ihm die Ohren langziehen!“, schimpfte Silvia Weeber, Wir danken ganz herzlich den Spenderinnen und Spen- Teilnehmerin der Mariaberger Sommerkunstwo- dern, die unsere Sommerkunstwoche überhaupt erst che 2021. Regen satt bei der zwölften Ausgabe der möglich machen: boesner Künstlermaterial, tragwerke- Workshopwoche im August mit 17 ausgebuchten Kur- plus Hochbauplanung GmbH & Co.KG, Reinhold Beitlich sen: „Aber die Sonne war in Ihrem Herzen, wir spür- Stiftung, ibp energietechnik, Landesbank Kreissparkas- ten die Wärme“, dankte Vorstand Rüdiger Böhm den se Sigmaringen, Kreissparkasse Reutlingen, Druckerei Teilnehmenden bei der traditionellen Vernissage. Acker GmbH, A.M. Etikettendruck, Möbel Rogg Balingen, Im Rahmenprogramm ließ die Freiburger Band „El Akademie Laucherttal, Löffler Hoch + Tiefbau, Kovacic Flecha Negra“ sommerliche Leichtigkeit aufkom- Ingenieure, piranhagrafik, Feurer Möbel-Bauschreine- men und trotzte dem trüben Wetter mit Latin-Roots- rei, PLAN_i architekten, Löfflerarchitekten & Ingenieure Musik. „Willkommen in unserer Welt ohne Grenzen!“, GmbH Sigmaringen, utz Lebensmittel, Marktplatz Maria- begrüßte Sänger Kata das begeisterte Publikum, das berg und Freiraumplanung Sigmund. (vea/Schwarz)
24 mariaberg → nachruf dr. heiner Völker mArIAberg TrAuerT um dr. HeINer VöLker *18.06.1942 †09.10.2021 Von Mensch zu Mensch, das leitet Dr. Völker nahm seine Rolle als uns in Mariaberg. Herr Dr. Heiner Verwaltungsrat und Aufsichtsor- Völker war ein Mensch, der für gan sorgfältig und auf seine ganz andere da war und ein wirkliches eigene humorvolle Art wahr. Ganz Interesse an ihnen und ihrem freundlich, mit einer gewissen Zu- Wohlergehen hatte. Ein Mensch stimmung und einem Augenzwin- „von Mensch zu Mensch“! Wir neh- kern, fragte er dann nach und sig- men Abschied von ihm und spü- nalisierte, dass es durchaus noch ren das schmerzliche Loslassen Fragestellungen und Klärungsbe- eines besonderen Menschen. Die darfe gäbe. Ein einfaches Durch- Menschen, die in den Einrichtun- winken von Beschlussvorlagen gen Mariabergs leben und durch war ihm fern. Die dadurch ent- die unterschiedlichsten Angebo- standenen Diskussionen und An- te Unterstützung erfahren, lagen Dr. Heiner Völker (re.) bei der Mitglieder- regungen flossen stets in die wei- Herrn Dr. Völker sehr am Herzen. versammlung des Mariaberg e.V. 2015. teren Überlegungen mit ein und Li.: Dekan i.R. Klaus Homann, Claudia waren sehr wertvoll und immer Höschle (2. v. li.) und Heidi Fritz. 2020 feierte er sein 40-jähriges im Sinne der uns anvertrauten Jubiläum als Mitglied im Maria- Menschen. Uns war Herr Dr. Völ- berg e.V. Seit 1993 wirkte er im ker ein wichtiger Ansprechpartner Verwaltungsrat, seit 1999 im Stiftungsrat und seit 2008 und sein Rat hatte für uns immer Gewicht. Sein persön- als stellvertretender Vorsitzender in diesen Gremien liches Interesse an uns und wie es uns geht, brachte er maßgeblich mit. Die Gründung der Stiftung Mariaberg immer, wenn wir uns gesehen haben, zum Ausdruck und 1998 wurde insbesondere von ihm mit auf den Weg ge- es entstanden gute Gespräche über Gott und die Welt, bracht. Das waren 40 Jahre im Verein, 27 Jahre im Ver- über die Familie, über Hunde, Pferde und was sonst im waltungsrat, 21 Jahre im Stiftungsrat und 12 Jahre als Leben noch so wichtig erscheint. stellvertretender Vorsitzender; sehr lange Zeiträume im Ehrenamt für Mariaberg. Wir möchten diese Momente nicht missen. Wir danken Herrn Dr. Heiner Völker von ganzem Herzen für sein Wir- Die Entwicklungen Mariabergs begleitete Dr. Völker mit ken für Mariaberg und darüber hinaus. Seiner Familie viel Weitblick, viel persönlicher und juristischer Kom- wünschen wir alles erdenklich Gute, viel Kraft für die petenz, auch auf der Grundlage seiner vielfältigen Er- Zeit der Trauer, Zuversicht und Gottes Geleit. fahrungen in der freien Wirtschaft und Gesellschaft. Er erörterte und analysierte sehr genau, was wir Vorstände Michael Sachs & Rüdiger Böhm an strategischen Überlegungen und Planungen in die Vorstände Mariaberg e.V. Verwaltungsratssitzungen einbrachten. „NIemANd LebT FÜr sIcH seLber; NIemANd sTIrbT FÜr sIcH ALLeIN. Margarete „gretel“ stinner *19.12.1940 †09.09.2021 ursula gabriele schrade *04.05.1960 †10.09.2021 Im LebeN uNd Im sTerbeN geHöreN Maria katharina „käthe“ Mader *23.12.1938 †30.09.2021 WIr gemeINsAm zu goTT, dem HerrN agnes schwegler *10.03.1936 †02.10.2021 Über dIe LebeNdeN uNd dIe ToTeN.“ wolfgang david "ami" wenger *09.09.1933 †17.10.2021 römer 14,7-9
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