SEF.STUDIE " New Horizons" - wie blicken Schweizer Unternehmen in die Zukunft? - Swiss Economic Forum

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SEF.STUDIE " New Horizons" - wie blicken Schweizer Unternehmen in die Zukunft? - Swiss Economic Forum
SEF. STUDIE
« New Horizons » – wie blicken Schweizer Unternehmen
in die Zukunft?
Ergebnisbericht

                                   Stefan Ryf, Tom Rieder, Michael Dantlgraber, Daniel Fasnacht, Christian Fichter
                                                                                                    August 2021
SEF.STUDIE " New Horizons" - wie blicken Schweizer Unternehmen in die Zukunft? - Swiss Economic Forum
AUTOREN
           Stefan Ryf, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kalaidos FH
           stefan.ryf@kalaidos-fh.ch

           Tom Rieder, Leiter Marketing & Kommunikation, SEF
           tom.rieder@swisseconomic.ch

           Michael Dantlgraber, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kalaidos FH
           michael.dantlgraber@kalaidos-fh.ch

           Daniel Fasnacht, CEO, EcosystemPartners AG
           fasnacht@ecosystempartners.ch

           Christian Fichter, Forschungsleiter, Kalaidos FH
           christian.fichter@kalaidos-fh.ch

           Diese Studie wurde in einer Forschungspartnerschaft zwischen Swiss Economic Forum AG und der
           Kalaidos Fachhochschule durchgeführt.

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MANAGEMENT SUMMARY
           Die schwierigen Zeiten der Pandemie scheinen langsam hinter uns und es ist Zeit, in die Zukunft
           zu blicken. Was beschäftigt Schweizer Unternehmen in nächster Zeit? Auf welche Trends und Werte
           legen sie den Fokus? Wo steht man und wie gross ist die Zuversicht? Zu diesen Fragen gaben im
           Vorfeld des Swiss Economic Forums 2021 insgesamt 422 Personen, mehrheitlich tätig in Geschäfts-
           leitungen und Verwaltungsräten von Schweizer Firmen, in einer in Zusammenarbeit mit der
           Kalaidos Fachhochschule durchgeführten Umfrage ihre Einschätzungen ab.

           Aktuelle Herausforderungen für Unternehmen
           in der Schweiz
           Als Erstes wurden die Teilnehmenden gefragt, was sie in den nächsten drei Jahren besonders
           beschäftigt. Neben Themen aus klassischen Geschäftsbereichen wie Mitarbeitende (10%), Innovation
           (7%) oder Finanzen (5%) wurden besonders häufig Digitalisierung (21%) und Nachhaltigkeit (12%)
           angesprochen.

           SEF.Barometer Unternehmensaussichten
           Wie zuversichtlich blicken die Unternehmen in die Zukunft? Der SEF.Barometer erfasst die Unter-
           nehmensaussichten für die nächsten zwölf Monate. Der Gesamtwert liegt leicht im positiven
           Bereich. Vor allem bezüglich der eigenen wirtschaftlichen Situation und der Wettbewerbsfähigkeit
           sind die Befragten optimistisch. Bei anderen Faktoren wie den gesetzlichen Regulierungen und
           der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften geben sie dagegen mehrheitlich an, dass sie
           Verschlechterungen erwarten.

           Innovativ, agil, nachhaltig und divers –
           wie schätzen sich Schweizer Unternehmen selbst ein?
           Moderne Unternehmen sollen vieles sein – in der Eigeneinschätzung entsprechen Schweizer
           Unternehmen diesem Bild. Mehr als drei Viertel der Befragten bezeichnen ihr Unternehmen als
           innovationsfähig, agil und auf Nachhaltigkeit bedacht. Auch bezüglich der Voraussetzungen für
           innovative Entwicklungen wie Mut in der Geschäftsleitung oder das einfache Einbringen von Ideen
           ist die überwiegende Mehrheit der Meinung, dass diese gegeben sind. Nur die finanziellen Mittel
           für die Förderung von Innovationen scheinen vor allem bei kleinen Unternehmen häufig zu fehlen.

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Potenziale von neuen Ansätzen in Technologien
           und Geschäftsprozessen
           Die Industrie sieht in der Automatisierung (56%) klar die grössten Chancen, gefolgt von
           individualisierter Kundenansprache (35%) und dem Internet of Things (33%). Die künstliche
           Intelligenz (51%) liegt bei der Dienstleistungsbranche an erster Stelle, grosse Potenziale werden
           auch der individualisierten Kundenansprache (48%) und Big Data Analytics (45%) zugeschrieben.

           Welche Nachhaltigkeitsziele haben Schweizer
           Unternehmen im Fokus?
           Gleichstellung der Geschlechter, widerstandsfähige Infrastruktur und Bildung sind die Ziele aus
           den siebzehn von den Vereinten Nationen definierten Sustainable Development Goals, die am
           häufigsten als Schwerpunkte in die Unternehmensstrategie eingehen. Ebenfalls starke Berücksich-
           tigung erhalten menschenwürdige Arbeit, Gesundheit und Klimaschutz. Bei insgesamt vierzehn
           der siebzehn Ziele geben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass diese in der Unternehmens-
           strategie zumindest berücksichtigt werden.

           Optimismus und Vertrauen in die eigenen Stärken
           Auch wenn einige Aspekte wie der Fachkräftemangel oder die internationale Anbindung Sorgen
           bereiten, zeigt sich insgesamt ein positives Bild. Man glaubt an die eigenen Stärken, beschäftigt sich
           intensiv mit dem digitalen Wandel und mit technologischen Trends und strebt nach Nachhaltig-
           keit. Auch halten sich die Schweizer Unternehmen grösstenteils für innovativ und agil – ob
           diese Einschätzungen auch der Realität entsprechen und sie tatsächlich für weiteres Wachstum
           gut aufgestellt sind, wird die Zukunft zeigen. Schweizer Wirtschaftsführende schauen aktuell
           ziemlich optimistisch in die Zukunft.

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NEW HORIZONS – WIE BLICKEN
           SCHWEIZER UNTERNEHMEN IN DIE
           ZUKUNFT ?
           Im Vorfeld des SEF.2021 wollte das Swiss Economic Forum wissen, welche Themen Schweizer
           Unternehmen beschäftigen und wie zuversichtlich Führungspersönlichkeiten in die Zukunft blicken.
           Auf welche Trends und Werte fokussieren sie sich? Wo sehen sie erfolgversprechende Neuerungen
           und wie gehen sie mit Innovationen und Nachhaltigkeit um?

           Insgesamt nahmen 422 Personen an dieser Befragung teil, welche vom 23. Juni bis 15. Juli
           durchgeführt wurde. Von den befragten Führungspersonen agieren 63% in der Geschäftsleitung,
           18% im Verwaltungsrat und 11% im oberen Kader ihrer Unternehmen. 41% der Befragten
           arbeiten in Kleinunternehmen (weniger als fünfzig Angestellte), 25% in mittleren Unternehmen
           und 34% in einem Grossunternehmen (ab 250 Angestellte). 64% sind im Dienstleistungsbereich,
           25% in der Industrie tätig.

           Digitalisierung, Nachhaltigkeit und geschäftliche
           Optimierungen als treibende Themen

           Abbildung 1: Wortwolke zu Themen, die Schweizer Unternehmen in den nächsten drei Jahren beschäftigen

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« Innovationsfähigkeit ist der Motor einer
            erfolgreichen Schweiz. Durch die Pandemie
           gebeutelte KMU müssen schauen, dass Sie den
            Anschluss nicht verpassen und genügend in
               Forschung & Innovation investieren.»

                         PETER A. FISCHER
                           Chefökonom NZZ

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Mit folgender offenen Frage sollte möglichst ohne Einschränkungen erhoben werden, was Schweizer
           Firmen aktuell bewegt: «Welche Themen werden Ihr Unternehmen in den nächsten drei Jahren
           besonders beschäftigen?»

           Die Abbildung 1 gibt einen ersten Überblick der Antworten auf diese Frage. Je häufiger ein Begriff
           genannt wurde, desto grösser ist er abgebildet. Werden die einzelnen Nennungen zu Oberkategorien
           zusammengefasst, fallen 21% in die Kategorie Digitalisierung und 12% in die Kategorie Nachhaltig-
           keit, was die grosse Bedeutung dieser beiden Themen für Schweizer Unternehmen einmal mehr
           unterstreicht. Eine Analyse auf detaillierterer Ebene zeigt, dass bei der Digitalisierung künstliche
           Intelligenz, aber auch Cybersecurity/Datenschutz sowie Cryptocurrency häufig genannt wurden. Bei
           der Nachhaltigkeit sind dagegen neben Energie und CO2-Reduktion kaum konkretere Themen zur
           Sprache gekommen. Weitere häufig erwähnte Themen gehören zu klassischen Geschäftsbereichen
           wie Mitarbeitende (10%), Innovation (7%), Finanzen (5%), Internationalität (5%), Unternehmens-
           strategie (4%) und wirtschaftliches Wachstum (4%). Auf der detaillierten Ebene finden sich hier
           häufig Nennungen zu Rekrutierung, Fachkräftemangel und neue Arbeitsformen.

           SEF.Barometer: Positiver Ausblick für das eigene
           Unternehmen, aber Fachkräftemangel macht Sorgen
           Weltweit hat die Wirtschaft unter Covid-19 gelitten. Im Rahmen dieser Studie sollte in Erfahrung
           gebracht werden, wie die Befragten die Entwicklung von wirtschaftlich relevanten Aspekten nach
           der Pandemie beurteilen: «Bitte schätzen Sie ein, wie sich folgende Aspekte in den nächsten zwölf
           Monaten für Ihr Unternehmen in der Schweiz entwickeln werden. Was bleibt gleich, wo gibt es
           Verbesserungen oder Verschlechterungen?»

           Vorwiegend positiv sind die Einschätzungen in Hinblick auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit (61%),
           die wirtschaftliche Situation (55%) und die Marktchancen (51%) (siehe Abbildung 2). Kleinere und
           mittlere Unternehmen sind diesbezüglich besonders optimistisch. Für den Aspekt «Potenzial zum
           nachhaltigen Wirtschaften» wird mit 62% noch häufiger eine positive Entwicklung vorausgesagt.
           Eine vermehrt optimistische statt pessimistische Sicht findet sich bei der Chancengleichheit (48%)
           und den Rahmenbedingungen für Innovationen (35%). Das Gegenteil ist beim Marktzugang und
           der Währungssituation der Fall. Hier gibt es neben vielen neutralen Stimmen mit 28% beziehungs-
           weise 22% mehr negative Prognosen. Beides ist am stärksten bei international ausgerichteten
           Unternehmen ausgeprägt.

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Auch die Entwicklung der steuerlichen Rahmenbedingungen (30%) und allgemein jene des
              Wirtschaftsstandortes Schweiz (37%) werden kritisch betrachtet. Das hängt vermutlich mit dem
              Abbruch der Verhandlungen zum Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen
              Union (EU) zusammen. Die meisten negativen Einschätzungen geben die Befragten schliesslich
              bei den gesetzlichen Regulierungen (45%) und der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal
              (48%) ab. Das könnte zu einem gewissen Grad auf die Coronapandemie zurückzuführen sein.

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                        Potenzial für nachhaltiges Wirtschaften               33,2%                         47,6%                                  14,7%

                                    Eigene Wettbewerbsfähigkeit        6,4%       33,1%                       47,4%                                  13,1%

                                 Eigene wirtschaftliche Situation        8,5%       34,6%                             38,9%                        16,1%

              Marktchancen im relevanten Geschäftsbereich                  8,3%     39,3%                              38,8%                          11,9%

                            Chancengleichheit für Mitarbeitende               48,5%                                        42,5%                           5,0%

                         Rahmenbedingungen für Innovationen                 12,6%         49,5%                                     28,9%                 6,2%

                                                       Marktzugang     6,7%       21,2%           53,5%                                       15,3%

                                                  Währungssituation      20,3%                73,7%

           Rahmenbedingungen Wirtschaftsstandort Schweiz               5,5%    31,3%                          46,0%                               14,9%

                               Steuerliche Rahmenbedingungen           5,0%   25,4%                   64,0%                                                5,5%

                                       Gesetzliche Regulierungen        12,6%         31,9%                      50,2%

                      Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal         9,7%        38,7%                             46,1%                                5,2%

                   verschlechtert sich deutlich           verschlechtert sich etwas                bleibt in etwa gleich

                   verbessert sich etwas                  verbessert sich deutlich

              Abbildung 2: Einschätzung zur Entwicklung von wirtschaftlichen Faktoren

              In Zukunft sollen diese Einschätzungen im Rahmen des SEF.Barometers jährlich erhoben werden,
              was eine regelmässige Standortbestimmung der Unternehmensaussichten ermöglicht. Der Gesamt-
              index 1 des Barometers beträgt im Jahr 2021 +5,5 und liegt somit im positiven Bereich. Eine Ver-
              ringerung oder Steigerung dieses Wertes im Zuge der Erhebungen in den nächsten Jahren sollte
              jeweils ein valides Bild vermitteln, wie zuversichtlich die Schweizer Unternehmen im Moment in die
              Zukunft blicken. Die Werte für die einzelnen Aspekte geben zudem einen Hinweis darauf, was mehr
              oder weniger zur entsprechenden Zuversicht beiträgt.

               Der Gesamtindex des Barometers wird als Mittelwert aller Werte berechnet, die theoretisch zwischen -100 (100% „ver-
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              schlechtert sich deutlich“) bis +100 („100% verbessert sich deutlich“) schwanken können.

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Basierend auf einer Faktorenanalyse der Daten lassen sich die Aussagen in vier Kategorien
              einteilen, die folgendermassen umschrieben werden können:

              1. Eigene Stärke: eigene Wettbewerbsfähigkeit, eigene wirtschaftliche Situation, Marktchancen
                    im relevanten Geschäftsbereich

              2. Lokale Rahmenbedingungen: gesetzliche Regulierungen, steuerliche Rahmenbedingungen,
                    Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, Rahmenbedingungen für Innovationen, Rahmen-
                    bedingungen Wirtschaftsstandort Schweiz

              3. Fairness & Nachhaltigkeit: Chancengleichheit für Mitarbeitende, Potenzial für nachhaltiges
                    Wirtschaften

              4. Wirtschaften mit dem Ausland: Währungssituation, Marktzugang

              Innovativ, agil, nachhaltig und divers –
              zumindest in der Eigenbewertung

                                                                   0%                  20%               40%        60%           80%            100%

            Mein Unternehmen steht bezüglich Innovations-
                                                                    7,8%       8,8%    36,3%                     27,8%                  18,1%
               fähigkeit im Vergleich zur Konkurrenz gut da.

            Mein Unternehmen ist agil und kann schnell auf
                                                                   6,7%    10,7%         33,8%                 25,7%                21,7%
                          neue Gegebenheiten reagieren.

               Nachhaltigkeitsaspekte werden auch für mein
                                                                    5,3%       11,7%      29,9%                23,0%            26,6%
                             Unternehmen immer wichtiger.

           Diversität in unserer Belegschaft (z. B. hinsichtlich
                                                                        6,4%     14,6%           27,4%         22,4%             24,6%
                    Herkunft, Geschlecht, Alter) ist vorteilhaft
                                             für unser Wirken.

                 – 3 = stimme überhaupt nicht zu    –2        –1               0 = teils-teils           +1    +2         +3 = stimme voll und ganz zu

              Abbildung 3: Zustimmung zu Aussagen über das eigene Unternehmen

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In der Idealvorstellung ist ein modernes Unternehmen innovativ, agil und achtet auf die Nach-
           haltigkeit sowie eine vielfältige Zusammensetzung der Mitarbeitenden. Aber entspricht dies
           – zumindest in der Eigeneinschätzung – der Realität? Wir wollten von Teilnehmenden der
           Befragung wissen, wie sehr Aussagen zu diesen Aspekten auf ihr Unternehmen zutreffen (Skala: -3 =
           stimme überhaupt nicht zu / 0 = teils-teils / +3 = stimme voll und ganz zu).

           Gemäss der befragten Stichprobe scheinen Schweizer Unternehmen mehrheitlich dem idealen
           Bild zu entsprechen (siehe Abbildung 3): Mindestens 80% stimmen den Aussagen zur Innovations-
           fähigkeit, Agilität und Nachhaltigkeit zu. 75% beurteilen die Diversität in der Belegschaft als vor-
           teilhaft, nur 11% stimmen hier nicht zu. Kleine Unternehmen mit weniger als fünfzig Mitarbeitenden
           halten sich für besonders innovativ und agil, bestätigen aber die Aussagen zur Nachhaltigkeit und
           Diversität seltener.

           Der Aspekt der Innovationsfähigkeit wurde weiter vertieft, indem den Studienteilnehmenden
           zusätzlich Aussagen zu Voraussetzungen für die Entstehung von Innovation vorgelegt wurden
           (Abbildung 4). Hohe Zustimmung hat die Aussage zu kurzen und schnellen Entscheidungswegen
           erhalten. Auch beim Mut zum Neuen in der Geschäftsleitung und dem unkomplizierten Einbringen
           von Ideen stimmen jeweils über 90% zu. Besonders ausgeprägt sind die entsprechenden Zustim-
           mungen bei den Vertretern der Geschäftsleitungen.

           29% sind der Meinung, dass es an Mitteln zur Entwicklung von Innovationen fehlt. Dies ist ins-
           besondere in Kleinunternehmen der Fall (42%). Zudem geben 16% der Befragten an, dass es in
           ihren Organisationen an Kenntnissen zur Wettbewerbssituation mangelt. Allen anderen Aussagen
           zu den Innovationsvoraussetzungen wird häufiger zugestimmt.

           Dies ist insbesondere bei Kleinunternehmen der Fall, wo 42% der Befragten dies so einschätzen.
           Auch sind hier die Kenntnisse zur Wettbewerbssituation weniger ausgeprägt, während man bei
           den anderen Aussagen zu den Innovationsvoraussetzungen häufiger zustimmt.

31.08.21                                                New Horizons                                              10
0%               20%                 40%                60%                80%              100%

                 Die Geschäftsleitung hat Mut für Neues.             18,0%             37,9%                                 36,3%

                    Mitarbeitende können unkompliziert
                                                                    23,8%                    36,1%                            34,0%
                       Ideen und Vorschläge einbringen.

           Unsere Mitarbeitenden zeigen ein hohes Mass
                                                             6,0%    10%      32,1%                        30,6%                          19,6%
                     an Engagement und Eigeninitiative.

                  Wir haben sehr detaillierte Kenntnisse
                                                                 12,7%       13,9%           26,6%                   29,7%                    13,9%
                         über die Wettbewerbssituation.

                           Wir haben schnelle und kurze
                                                             6,9% 6,0% 16,7%                  23,1%                 45,5%
                                   Entscheidungswege.

                           „Outside the box“-Denken wird
                                                             6,2% 13,9%              33,0%                          23,7%               21,1%
                                   gefördert und belohnt.

                     Wir haben genügend Mittel, um die      5,8% 6,7%        16,5%      14,4%          24,2%                   19,7%            12,7%
            für Innovationen notwendige Forschung und
                             Entwicklung zu finanzieren.

             – 3 = stimme überhaupt nicht zu   –2      –1            0 = teils-teils             +1            +2             +3 = stimme voll und ganz zu

           Abbildung 4: Einschätzung zu Voraussetzungen für Innovationsfähigkeit

31.08.21                                                            New Horizons                                                                               11
« Die Schweizer Unternehmen sind sich ihrer
            Stärken bewusst und wissen diese zu nutzen. Zu-
            gleich verschliessen sie nicht die Augen vor den
           substantiellen Anpassungen, die auf sie zukommen.
                        Das stimmt optimistisch.»

                       PROF. DR. CHRISTIAN FICHTER
                     Forschungsleiter der Kalaidos Fachhochschule

31.08.21                               New Horizons                 12
Die grössten Potenziale werden in der Dienstleistungs-
            branche bei der künstlichen Intelligenz, in der Industrie
            weiterhin bei der Automatisierung gesehen

                                                                  0%              10%                  20%               30%              40%           50%        60%

                                            Automatisierung                                                                                                     55,7%
                                                                                                                                             40,4%
                                                                                                                                     34,9%
                        Individualisierte Kundenansprache                                                                                               47,8%
                                                                                                                             31,1%
                                      Künstliche Intelligenz                                                                                                    55,7%
                                                                                                                          29.2%
                                          Big Data Analytics                                                                                         45,2%
                                                                                                         19,8%
                                              Cloud-Services                                                                30,7%
                                                                                                                                  33,0%
                                     IoT (Internet of Things)                                             21,1%

                    Circular Economy / Kreislaufwirtschaft                                                        24,5%
                                                                                           14,1%
                                                                                  8,5%
                                                    Datenschutz                                                  23,7%
                                                                                                         19,8%
           Outsourcing / Auslagerung von Arbeitsschritten                                               18,9%

                                                        Robotik                                                            30,2%
                                                                                          13,0%
                                                                                                   17,9%
                                                     Green Tech                                14,8%
                                                                                  8,5%
                                                Cybersecurity                                                23,0%
                                                                              5,7%
                                           Sharing Economy                                     14,4%

                                    Just-in-time-Produktion                                                          27,4%
                                                                        3,0%

                                            Elektromobilität                                   14,2%
                                                                                7,0%
                                                                       1,9%
                                                     Blockchain                           13,0%

                               Batterie-/ Akkutechnologien                             10,4%
                                                                               5,9%

                                                      3D-Druck                                  15,1%
                                                                          4,1%

                                                     Gentechnik                        10,4%
                                                                          4,8%

                            Nano-Tech / Micro-Engineering                                12,3%
                                                                          4,1%

                                              Maschinenbau                                      15,1%
                                                                   1,1%
                                                                        2,8%
                                               5G-Mobilfunk                    5,9%

                Industrie / Herstellung von Waren

                Dienstleistungsbranche

            Abbildung 5: Chancenpotenziale bei Technologien und Geschäftsprozessen

31.08.21                                                                       New Horizons                                                                              13
Welche Chancen sehen die Studienteilnehmenden bei technischen Entwicklungen und Anpas-
           sungen von Geschäftsmodellen? Aus 22 Möglichkeiten durften sie maximal fünf auswählen, die
           für ihr Unternehmen besonders interessant sind.

           Wie in Abbildung 5 ersichtlich, ist die Automatisierung bei der Industrie mit 56% klare Spitzen-
           reiterin. Die individualisierte Kundenansprache (35%) und das Internet of Things (33%) folgen
           vor der künstlichen Intelligenz (31%) und der Robotik (30%). Mit 51% wird die künstliche Intelligenz
           in der Dienstleistungsbranche am häufigsten gewählt. Grosses Potenzial wird hier auch in der
           individualisierten Kundenansprache (48%) und in Big Data Analytics (45%) gesehen.

           Im Vergleich zur SEF.Studie «Chancenland Schweiz», die 2020 durchgeführt wurde, liegt
           neu Automatisierung insgesamt an erster Stelle (2020 auf dem vierten Platz). Sowohl in
           der Dienstleistungsbranche wie auch der Industrie wurde sie 2021 häufiger gewählt. Die
           Bedeutung von Datenschutz und Circular Economy nehmen ebenfalls zu. Gleichzeitig verlieren
           Blockchain und 5G-Mobilfunk auf relativ tiefem Niveau weiter an Gewicht. Während in der
           Dienstleistungsbranche individualisierte Kundenansprache und Datenschutz häufiger als Chance
           gesehen werden, ist das bei der Industrie vor allem bezüglich Robotik und Outsourcing der
           Fall. Bei der Interpretation der Daten muss berücksichtigt werden, dass nicht alle der abgefragten
           Technologien und Ansätze für alle Unternehmen infrage kommen. Gentechnik wird etwa von
           Studienteilnehmenden der Chemie- und Pharmabranche mit 46% häufig gewählt, über die
           gesamte Stichprobe gesehen jedoch relativ selten.

           Bei den Nachhaltigkeitszielen legt eine Mehrheit der
           Unternehmen einen Fokus auf Geschlechtergleichheit
           und hochwertige Bildung
           Die von den Vereinten Nationen definierten siebzehn Sustainable Development Goals (SDGs)
           sollen bis 2030 global und von allen UNO-Mitgliedstaaten erreicht werden. Welche Rolle spielen
           diese Ziele für die befragten Unternehmen? Den Teilnehmenden der Befragung wurden alle sieb-
           zehn Nachhaltigkeitsziele inklusive einer kurzen Beschreibung (siehe Anhang) präsentiert und
           die Frage «Welche SDGs berücksichtigen Sie künftig in Ihrer Unternehmensstrategie? Auf welche
           legen Sie einen speziellen Fokus?» gestellt. Die Antworten zeigen, dass vor allem die Geschlech-
           tergleichheit, der Aufbau einer widerstandsfähigen und nachhaltigen Industrie und Infrastruktur
           sowie die Bildung grosse Beachtung in den Organisationen finden. Jeweils mehr als 50% der Be-
           fragten geben an, dass die einzelnen Themen Schwerpunkte in ihrer Unternehmensstrategie sind
           (Abbildung 6). Es wird vermutet, dass häufig diejenigen Ziele einen Fokus erhalten, die auch mit
           vertretbarem Aufwand verfolgt und relativ direkt beeinflusst werden können.

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Weitere SDGs, die stark berücksichtigt werden, sind menschenwürdige Arbeit, Gesundheit und
                Klimaschutz. Anschliessend folgen die Ziele zu verantwortungsvollem Konsum, sauberer Energie
                und zum Eingehen von Partnerschaften. Diesen wird jeweils in der Strategie von mindestens zwei
                Dritteln der Befragten zumindest Rechnung getragen. Andere der definierten SDGs wie «Leben
                unter Wasser» sind für Unternehmen naturgemäss weniger relevant, oder falls doch, nur für ganz
                bestimmte Branchen. Allgemein sind bei einzelnen Zielen Unterschiede in den Branchen zu
                beobachten. Beispielsweise sind in der Baubranche die Gesundheit sowie das Wohlergehen und in
                der Energie- und Wasserversorgung saubere Energie und Klimaschutz besonders hoch gewichtet.

                Die Unterschiede zwischen kleinen und grossen Unternehmen sind überwiegend vernachläs-
                sigbar, nur wenige Ziele wie der Klimaschutz, saubere Energie und die Geschlechtergleichheit
                werden bei Grossunternehmen deutlicher in den Fokus gerückt.

                                                                      0%               20%                   40%               60%                   80%              100%

                                        Geschlechtergleichheit           11,6%      30,3%                          58,1%

                       Industrie, Innovation und Infrastruktur           12,1%      30,5%                          57,4 %

                                          Hochwertige Bildung            11,6%      36,1%                              52,3%

           Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum                10,7%      40,0%                                   48,9%

                                Gesundheit und Wohlergehen               12,8%       40,0%                                   47,2%

                               Massnahmen zum Klimaschutz                16,2%          44,1%                                        39,7%

               Verantwortungsvoller Konsum und Produktion                20,6%               47,0%                                           32,4%

                             Bezahlbare und saubere Energie              28,6%                       41,6%                                    29,8%

                     Partnerschaften zur Erreichung der Ziele            28,3%                       43,3%                                     28,3%

                         Nachhaltige Städte und Gemeinden                45,3%                                       35,4%                             19,4%

               Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen           47,0%                                        34,9%                                18,2%

                  Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen               49,9%                                             32,7%                           17,4%

                                                  Leben an Land          46,7%                                        38,7%                                  14,5%

                                       Weniger Ungleichheiten            55,3%                                                 31,6%                          13,0%

                                                     Keine Armut         60,3%                                                       31,0%                         8,7%

                                                     Kein Hunger         67,3%                                                           24,9%                     7,7%

                                            Leben unter Wasser           68,8%                                                               23,5%                 7,7%

                    betrifft uns nicht / ist für unser Unternehmen nicht relevant

                    wird zumindest teilweise berücksichtigt

                    hierauf legt unser Unternehmen einen klaren Schwerpunkt

                Abbildung 6: Berücksichtigung der SDGs bei der Unternehmensstrategie

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FAZIT
           Insgesamt blicken die befragten Schweizer Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft und
           gehen Herausforderungen wie den digitalen Wandel und die Bestrebungen zur Nachhaltigkeit
           aktiv an. Auf die Frage, was die Unternehmen in den kommenden Jahren beschäftigt, wurden
           diese Themen am häufigsten genannt.

           Nach einer von den Auswirkungen der Coronapandemie geprägten Zeit zeigt sich vorsichtiger
           Optimismus bezüglich der künftigen Entwicklung. Dies vor allem mit Blick auf die eigene
           Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlichen Trends. Weniger Zuversicht herrscht hinsichtlich
           Faktoren, die sich nicht direkt beeinflussen lassen. Dazu zählen die Währungssituation oder die
           allgemeinen Rahmenbedingungen des Wirtschaftsstandortes Schweiz. Letzteres scheint auch
           eine Folge des Abbruchs der Verhandlungen zum Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und
           der EU zu sein. Skeptisch zeigen sich die Studienteilnehmenden auch hinsichtlich der Steuern
           und gesetzlichen Regulierungen. Das ist auf verschiedene Umstände wie die internationalen
           Bestrebungen zur Mindestbesteuerung von Unternehmen oder die Unsicherheit bezüglich der
           Entwicklung der Coronapandemie sowie der damit zusammenhängenden Massnahmen zurück-
           zuführen. Besonders negativ wird die Entwicklung betreffend der Verfügbarkeit von qualifiziertem
           Personal beurteilt. Das ist offenbar eine Problematik, die sich noch verschärfen könnte.

           In der Eigeneinschätzung zu Aspekten wie Innovationsfähigkeit, Agilität und Diversität sind die
           Befragten sehr selbstbewusst, vor allem die Geschäftsleitungsmitglieder. Die Voraussetzungen
           für innovative Entwicklungen scheinen weitgehend gegeben zu sein, und das Potenzial von
           Technologien wie Automatisierung, künstlicher Intelligenz und individualisierter Kundenan-
           sprache wird klar erkannt. Inwieweit dies auch tatsächlich zu Innovation und gesundem wirt-
           schaftlichem Wachstum führt, oder ob die aktuelle Selbstbeurteilung zu optimistisch ausfällt,
           wird die Zukunft zeigen.

           Die Schweizer Unternehmen der Stichprobe sind langfristig orientiert und berücksichtigen
           viele der siebzehn von den Vereinten Nationen definierten Sustainable Development Goals
           in ihren Geschäftsstrategien. Einige dieser Ziele können von den Organisationen jedoch nur
           sehr beschränkt direkt verfolgt werden. Andere Ziele wie die Geschlechtergleichheit sowie gute
           Aus- und Weiterbildung sind dagegen einfacher umsetzbar und werden deshalb häufiger als
           Handlungsschwerpunkte definiert. Zusammenfassend scheinen zahlreiche Schweizer Unterneh-
           men ihre Verantwortung bezüglich Nachhaltigkeit wahrzunehmen und setzen entsprechende
           Schritte um.

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Anhang: Beschreibungen Sustainable Development Goals

           Ziel 1: Keine Armut – Armut in allen ihren Formen und überall beenden

           Ziel 2: Kein Hunger – Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine
           nachhaltige Landwirtschaft fördern

           Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen – Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr
           Wohlergehen fördern

           Ziel 4: Hochwertige Bildung – Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten
           lebenslangen Lernens für alle fördern

           Ziel 5: Geschlechtergleichheit – Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung
           befähigen

           Ziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und
           Sanitär-
           versorgung für alle gewährleisten

           Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für
           alle sichern

           Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum – Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirt-
           schaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

           Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur – Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und
           nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

           Ziel 10: Weniger Ungleichheiten – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern

           Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig
           gestalten

           Ziel 12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion – Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen

           Ziel 13: Massnahmen zum Klimaschutz – Umgehend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner
           Auswirkungen ergreifen

           Ziel 14: Leben unter Wasser – Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und
           nachhaltig nutzen

           Ziel 15: Leben an Land – Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder
           nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der
           biologischen Vielfalt ein Ende setzen

           Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen – Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige
           Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und
           inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

           Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für
           nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen

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