SHOULD I STAY OR SHOULD I GO? - BLEIBEBAROMETER ÖFFENTLICHER DIENST - BM Das Magazin für - Deutscher Gewerkschaftsbund
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
BM AUSGABE 01 · 2022 Das Magazin für Beamtinnen und Beamte BLEIBEBAROMETER ÖFFENTLICHER DIENST SHOULD I STAY OR SHOULD I GO? I N TERV I EW IM FOKUS mit Carsten Köppl Arbeitszeit und -belastung Es gilt, eine emotionale Bindung herzustellen bei der Feuerwehr
Das Mehr-wert- Girokonto¹ der BBBank. Mehr Vorteile. Mehr Beratung. Mehr Erfahrung. Jetzt informieren in Ihrer Filiale vor Ort, per Telefon 0721 141-0, E-Mail info@bbbank.de und auf www.bbbank.de ¹ Monatliches Kontoführungsentgelt i. H. v. 2,95 Euro bei Online-Überweisungen ohne Echtzeit-Über- weisungen; girocard (Ausgabe einer Debitkarte) 11,95 Euro p. a.; Voraussetzungen: Gehalts-/Bezüge- eingang, Genossenschaftsanteil von 15,– Euro/Mitglied.
I N HA LT EDITORIAL LIEBE LESERINNEN UND LESER, zu Beginn des neuen Jahres möchten wir Ihnen das An fang Januar veröffentlichte Bleibebarometer vorstellen. 04 Dabei handelt es sich weniger um ein Messgerät als um eine erstmalig durchgeführte Studie. Sie untersucht, TITEL was Beschäftigten an ihrer Arbeit gefällt und was sie Bleibebarometer gegebenenfalls zu einem Arbeitsgeberwechsel treibt. Öffentlicher Dienst Vermessen wird also die Personalbindung im öffentli- chen Dienst, genauer in der Verwaltung. Die Ergebnisse Should I stay or should I go? sind vielschichtig, aber nicht nur der Prozentsatz beim 07 wechselfreudigen Personal muss den Verantwortlichen Sorgen bereiten. Auch die Antworten auf die Frage, wie INTERVIEW wahrscheinlich die Beschäftigten ihren Arbeitgeber Freund:innen und Bekannten weiterempfehlen würden, mit Carsten Köppl sind ziemlich alarmierend. Die Befunde sind für Bundes-, Es gilt, eine emotionale Bindung Landes- und Kommunalverwaltung durchweg negativ. herzustellen Bisher gibt es zu dieser sogenannten ENPS-Kennzahl natürlich gar keinen Vergleichswert, insofern ist die Ein- ordnung etwas schwierig. Klar ist aber ohnehin: Man 15 sollte mehr Ressourcen dafür verwenden, die Arbeits- bedingungen im öffentlichen Dienst besser zu machen, IM FOKUS etwa mit Blick auf die Fehler- und Feedbackkultur. Sonst Arbeitszeit und -belastung stehen die Beschäftigten am Ende vor zwei schlechten Der Weg der bei der Feuerwehr Besoldungsanpassung im Land Alternativen, was ihre berufliche Zukunft angeht. „If I Dieser Gesetzgebungsprozess muss durchlaufen werden, go there will be trouble, if I stay it will be double“, sin- damit Landes- und Kommunalbeamt:innen höhere Bezüge erhalten. Im Vorfeld einer Besoldungsanpassung finden in der Regel die Tarifverhandlungen für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder statt (TV-L und TV-H für Hessen). Gemäß des Grundsatzes „Besoldung folgt Tarif“ setzen sich der DGB und seine Mitglieds- gewerkschaften für die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamt:innen im Dienst der Länder und Kommunen ein. gen The Clash dazu im Titelsong dieser Ausgabe. Und i Die Beteiligung der beamtenpolitischen Spitzen- organisationen erfolgt durch die Landesregierungen in unterschiedlicher Form sowie Intensität. das wollen wir ja nicht. 1 Ministerium / Senat (gewöhnlich für Finanzen oder Inneres) erarbeitet einen Referentenentwurf für 2 Entwurf wird mit den anderen Ministerien / Senaten abgestimmt, die beamtenpolitischen Spitzenorganisationen werden 3 Abschluss der Ressortabstimmung und Beteiligungsgespräch mit DGB und Mitgliedsgewerkschaften 16 Wir wünschen eine anregende Lektüre! AUF EINEN BLICK ein Anpassungsgesetz beteiligt (Stellungnahme) 6 5 4 1. Beratung (Lesung) imPlenum des Landesparlaments und Verweis an die zuständigen Ausschüsse im Landesregierung leitet den Gesetzentwurf dem Landesparlament zu Kabinett beschließt den Entwurf Besoldungsrunde der Länder Landesparlament 7 8 9 Beschlussempfehlungen 2. Beratung (Lesung) Beschlossenes Gesetz der beratenden und ggf. 3. Beratung (Lesung) im wird von der Ausschüsse Plenum des Ministerpräsidentin Landesparlaments bzw. dem Ministerpräsidenten sowie Beschluss (Annahme) und ggf. der zuständigen Ministerin bzw. dem zuständigen Minister unterzeichnet i Wird der Gesetzentwurf aus dem Parlament heraus – d. h. von einer oder mehreren Fraktionen 10 – eingebracht, entfallen die Schritte 1 bis 5. Gesetz wird im Gesetz- und Verordnungsblatt verkündet und tritt entsprechend der Datierung Niels Spilker im Gesetz in Kraft 08 MELDUNGEN AUS BUND UND LÄNDERN Politischer Referent, V.i.S.d.P.: Elke Hannack, DGB Bundesvorstand, Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik beim 18 VERMISCHTES DGB-Bundesvorstand IMPRESSUM Herausgeber: DGB-Bundesvorstand, Abt. Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, E-Mail: oeb@dgb.de, Internet: dgb.de/beamtenmagazin | V.i.S.d.P.: Elke Hannack | Redaktion: Alexander Boettcher, Arno Dick, Lisa Kranz, Danny Prusseit, Henriette Schwarz, Niels Spilker, Sigrid Werner | Verlag, Vertrieb, Anzeigenmarketing und Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH | Gestaltung: SCHIRMWERK, Essen | Titelbild: istockphoto.com/Matthias Lindner | Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, im 28. Jahr- gang / Jahresbezugspreis inkl. MwSt. und Versand: 1 Heft: 15 Euro, 10 Hefte: 140 Euro, 20 Hefte: 260 Euro, 50 Hefte: 550 Euro magazin für beamtinnen und beamte 3
T I TE L BLEIBEBAROMETER ÖFFENTLICHER DIENST SHOULD I STAY OR SHOULD I GO? Anfang Januar wurde zum ersten Mal das Bleibebarometer veröffentlicht. Diese vom DGB unterstützte Studie untersucht, wie zufrieden die Kolleg:innen aus der öffentlichen Verwaltung mit ihren Arbeitsbedingungen sind. Im Zentrum steht die Frage, unter welchen Voraussetzungen sie langfristig beim Arbeitgeber Staat bleiben – und wann sie lieber das Weite suchen. Das BM gibt einen kurzen Einblick. 4 magazin für beamtinnen und beamte
T IT E L Der Personalbedarf im öffentlichen Dienst ist groß und wird ABBILDUNG 1: Können sie sich vorstellen, den Arbeitgeber/ weiterwachsen. Ein Anteil von 27 Prozent der Beschäftigten die Behörde zu wechseln? wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. In vielen Arbeitsbereichen wird schon heute händeringend Nachwuchs JA , INNERHALB DES ÖFFENTLICHEN DIENSTES gesucht. Vor diesem Hintergrund ist entscheidend, Kolleg:in 48 % nen auf Dauer zu halten. Eine starke Fluktuation beim neu JA , SOWOHL AL S AUCH 27 % gewonnenen wie beim bestehenden Personal kann sich die NEIN Verwaltung nicht erlauben. 20 % JA , IN DIE PRIVAT WIRTSCHAF T 4% SPRUNGBRETT VERSUS TREUEHERZ QUEL L E : NE X T: PUBL IC (2022 ) : BL EIBEBA RO ME T ER Wie steht es also um die Personalbindung? Aufschlussreich ist hier vor allem, wie die Beschäftigten selbst ihre Arbeitsbe- dingungen bewerten. Ein Ergebnis: Im Bleibebarometer ge- ABBILDUNG 2: Mit welcher Wahrscheinlichkeit würden Sie ben insgesamt 65 Prozent der Befragten aus der öffentlichen Ihren Arbeitgeber an Freund:innen weiterempfehlen? Verwaltung an, mit dem Arbeitgeber bzw. Dienstherrn „voll“ (0 = sehr unwahrscheinlich, 10 = sehr wahrscheinlich) oder „eher“ zufrieden zu sein. Mit der konkret ausgeübten Tä 19% tigkeit sind sogar mehr als 75 Prozent zufrieden. 69 Prozent denken, mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Gemein- 14% wohl zu leisten. Und drei von vier Mitarbeiter:innen sagen, 12% 10% dass sie Wertschätzung durch ihre Kolleg:innen erfahren. An- 9% 9% gesicht dieser Werte wundert es nicht, dass der öffentliche 7% 6% 5% 5% Dienst bei einem Großteil der Verwaltungsbeschäftigten ei- 3% gentlich als guter Arbeitgeber gilt. Gleichwohl ist die Wechselbereitschaft hoch. Knapp 80 Pro- 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 zent der Befragten können sich den Wechsel zu einem ande- KRITIKER PASSIVE PROMOTOREN ren Arbeitgeber vorstellen. Der größte Teil davon würde sich QUEL L E : NE X T: PUBL IC (2022 ) : BL EIBEBA RO ME T ER gerne im öffentlichen Dienst weiterentwickeln. Mehr als 30 Prozent ist aber auch bereit, in die Privatwirtschaft zu wech- seln (siehe Abb. 1). Wie die Situation vor Ort aussieht, schildert Beate Döpper. Sie sel erwarten sich die Befragten laut Umfrage mehr Geld, eine ist ver.di-Personalrätin bei der Stadtverwaltung Essen, wo rund höhere Flexibilität, eine bessere Ausstattung und mehr Aner- 10.500 Kolleg:innen arbeiten. „Doch, es wird relativ viel ge- kennung und Wertschätzung. Und umgekehrt sinkt die Wech- wechselt, aber vor allem innerhalb des öffentlichen Dienstes. selbereitschaft, wenn die Entwicklungsmöglichkeiten als sehr Also zu anderen Kommunen oder zur Landesverwaltung“, er- gut empfunden werden. klärt sie. Das gegenseitige Abwerben von Personal sei im öf- Für Wilfried Weisbrod ist das nicht überraschend. Er ist seit fentlichen Dienst üblich, etwa wenn das Land für den geho- 2005 der Personalratsvorsitzende für die 900 Beschäftigten benen Dienst zeitweilig gar nicht mehr selbst ausgebildet im Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises und ebenfalls hat. „Im Ruhrgebiet ist unser Einzugsbereich natürlich groß. bei ver.di aktiv. Zwar hätten sie vor Ort den Vorteil, dass viele Ob ich in Essen arbeite oder in Gelsenkirchen oder Bochum Kolleg:innen in der ländlichen Region verwurzelt sind. Nach spielt keine große Rolle“, ergänzt Döpper. Es komme regel- dem Studium, etwa dem Bachelor in Public Administration in mäßig vor, dass Kolleg:innen in eine andere Stadtverwaltung Kehl oder Ludwigsburg, und nach Anstellungen in Mannheim wechseln, etwa weil sie eine erhoffte Höhergruppierung nicht oder Heilbronn kämen einige auch ganz gezielt in ihre Heimat- oder nicht schnell genug erhalten. Der Sprung in die Privat- region zurück. Davon profitiere die Verwaltung. Dennoch sei wirtschaft spiele bei den technischen Berufen eine große Rol- die Personaldecke löchrig. Für die Bauverwaltung etwa wür- le, etwa wegen der Bezahlung im IT-Bereich. den dringend Architekt:innen oder Ingenieur:innen gesucht. Umso wichtiger werde die Personalbindung. „Und gerade bei den persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten, da haben wir BEWEGGRÜNDE Probleme. Im TVöD zum Beispiel, dort ist man nach 15 Jahren Schaut man auf die Zahlen des Bleibebarometers, ist das ein auf der höchsten Erfahrungsstufe. Wer mit 18 die Ausbildung typischer Grund für berufliche Veränderung. Von einem Wech- abgeschlossen hat, ist dort mit 33 Jahren angekommen. Und magazin für beamtinnen und beamte 5
T I TE L wickelt und es auch Möglichkeiten für eine Supervision bei ABBILDUNG 3: Welche Aspekte Ihrer Arbeit machen Sie krank? Konflikten in Teams gibt. Wir brauchen eine bessere Fehler- und Feedbackkultur“, meint die Personalrätin. Oft herrsche FEHLENDE ANERK ENNUNG 56 % noch eine demotivierende Kultur des Misstrauens, etwa was STARK ER TERMIN- UND LEISTUNGSDRUCK die Arbeit im Homeoffice angeht. Ein Wechsel erscheine dann 50 % als letzter Ausweg. ARBEITSBEDINGUNGEN 46 % UNZUREICHENDE / FEHLENDE INFR A STRUK TUR WENN ARBEIT KRANK MACHT 37 % KONFLIK TE MIT KOLLEG*INNEN ODER VORGESET Z TEN Das Bleibebarometer bestätigt den Eindruck aus Essen und 36 % Mosbach. Nur knapp 43 Prozent der Verwaltungsmitarbeite BEI DER ARBEIT GESTÖRT, UNTERBROCHEN WERDEN r:innen erhalten regelmäßig Rückmeldung zu ihrer Arbeit in 32 % Form von Lob oder Kritik. Mehr als 35 Prozent erhalten gar UNZUFRIEDENHEIT MIT DEN ARBEITSINHALTEN 29 % kein Feedback. Und ein Drittel sagt, dass ihre Arbeit sie krank macht. Als Faktoren werden hier fehlende Anerkennung, star- VEREINBARK EIT VON BERUF UND FAMILIE 22 % ker Termin- und Leistungsdruck und eine unzureichende Inf- STÄNDIG WIEDERK EHRENDE ARBEITSVORGÄNGE rastruktur genannt (vgl. Abb. 3). Das macht umgekehrt aber 20 % auch deutlich, welche Ressourcen den Kolleg:innen helfen: KONFRONTATION MIT NEUEN AUFGABEN Wertschätzung, Kollegialität und Gestaltungsmöglichkeiten 13 % in der eigenen Arbeit wirken sich positiv auf Gesundheit und QUEL L E : NE X T: PUBL IC (2022 ) : BL EIBEBA RO ME T ER Wohlbefinden aus. Aus Sicht der Verwaltung gibt es dabei einen schönen Neben- effekt. Das Bleibebarometer zeigt, dass das Arbeitsklima ei- höher bewertete Stellen, auf die man sich bewerben könnte, nen messbaren Effekt auf die Wechselbereitschaft hat. Ist es die gibt es kaum“, erklärt der Personalrat. Der Gedanke, den sehr gut, sinkt die Bereitschaft für einen Arbeitgeberwechsel Arbeitgeber zu wechseln, liege dann nahe. um knapp 20 Prozent. Kurz: Auch in der Verwaltung ist Gute Arbeit der beste Haltefaktor. WER KONTROLLIERT DIE nextpublic.de/ bleibebarometer-oeffentlicher-dienst KONTROLLFREAKS? Eine nicht weniger harte Nuss sei die Veränderung der Orga- nisationskultur. Führungskräfte bräuchten zum Beispiel viel mehr Schulungen für wertschätzende und kooperative Zu- BLEIBEBAROMETER – sammenarbeit. „Denn sie kommen ja in diese Position, weil sie fachlich gute Arbeit geleistet haben. Und nicht etwa, weil WAS IST DAS? sie schon immer gut mit Menschen umgehen konnten. Wenn Die Studie der Beratungsagentur Next:Republic un- sich eine Führungskraft hier als total unfähig herausstellt, ist tersucht erstmalig die Personalbindung in der öffent- das fatal. Dann gehen gute Leute, weil sie in diesem Umfeld lichen Verwaltung und erschien am 5. Januar. Erhe- nicht weiterarbeiten können“, so Weisbrod. Seitdem er Perso- bungszeitraum war im Frühsommer 2021. Insgesamt nalrat sei, spreche er das an, aber es bewege sich wenig. Im haben gut 9.000 Beschäftigte aus ganz Deutschland Gegenteil: Jährliche Mitarbeitergespräche seien zuletzt wie- an der repräsentativen Umfrage teilgenommen, für die der eingeschlafen. Auswertung konnten 7.490 berücksichtigt werden. In Essen gibt es für neue Führungskräfte immerhin Coachings Mit einem Anteil von 50 Prozent haben überproporti- und Möglichkeiten zum Austausch, erklärt Beate Döpper. Ein onal viele Bundesbeschäftigte teilgenommen (Lan- Problem sei aber die hohe Arbeitsbelastung, die auch Füh- desebene 29 Prozent, Kommunen 21 Prozent). U. a. rungskräfte betreffe. Zeit für Schulungen fehle dann. „Teil- haben der DGB und das Bundesministerium des Inne- weise halten sie diese Angebote aber auch für Nonsens. Ich ren und für Heimat die Studie unterstützt. fände sehr hilfreich, wenn sich die Verwaltung hier weiterent- 6 magazin für beamtinnen und beamte
INTE RV IE W „Es gilt, eine emotionale Bindung herzustellen“ Welche Motivation, Bedarfe und Perspektiven Verwaltungsmitarbeiter:innen im öffentlichen Dienst haben und sich wünschen, das hat das vom DGB unterstützte Bleibebarometer Öffentlicher Dienst untersucht. Für das BM sprachen wir mit dem Initiator der Befragung, Carsten Köppl. Er ist Kenner Foto: Next:Public der Verwaltung und hat viele Jahre die Berliner Redaktion einer Fachzeit- schrift für den öffentlichen Dienst geleitet. Hand aufs Herz: Welche Ergebnisse der Befragung sind für Sie abwechslungsreich und sie bereitet ihnen auch Freude – dies gilt vor wirklich überraschend? allem für die Beschäftigten in den Kommunalverwaltungen, die vor Vier von fünf Verwaltungsmitarbeiter:innen können sich vorstellen, den den Bundes- und Landesverwaltungen liegen. Der sichere Arbeitsplatz Arbeitgeber/Dienstherrn zu wechseln. Zwar würde die Mehrheit einen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist den Beschäftigten Wechsel innerhalb des öffentlichen Dienstes bevorzugen, jedoch kön- wichtig und wird auch erfüllt – zumindest zu großen Teilen, was die nen sich auch ein Drittel der Befragten vorstellen, in die Privatwirtschaft Vereinbarkeit angeht. Der öffentliche Dienst sollte aber nicht bei die- zu gehen. Angesichts der bevorstehenden Pensionierung und Verren- sen „Klassikern“ stehen bleiben und z. B. die Karriere- und Entwick- tung von rund 1,3 Millionen Beschäftigten in den nächsten zehn Jah- lungsmöglichkeiten stärker in den Blick nehmen. ren ist vor allem ein Wechsel in die Privatwirtschaft brisant. Darüber hinaus haben mich die Ergebnisse zu den Behördenzielen Im Bleibebarometer formulieren Sie abschließend auch Hand überrascht: Zwar kennen 88 Prozent der Beschäftigten die Ziele ihrer lungsempfehlungen. Welche ist / sind davon aus Ihrer Sicht eigenen Arbeit, aber nur 59 Prozent kennen die Ziele ihrer eigenen Be- besonders wichtig? Was ist die größte Baustelle? hörde. Zugespitzt heißt das: Die meisten Mitarbeiter:innen wissen, Ein wichtiges Thema ist für mich das „Onboarding“ von neuen Mitar was sie tun sollen, viele aber nicht warum! Dieser Zustand wirkt sich beiter:innen. Das geht über Einarbeitung hinaus und hat viel mit „Will negativ auf Motivation, Engagement und Identifikation der Beschäf- kommenskultur“ zu tun. Es gilt, neben der fachlichen Befähigung, tigten aus. auch eine emotionale Bindung zur Organisation, zum Team, zur Füh- rungskraft herzustellen. Unsere Befragung zeigt, dass nur die Hälfte Befragungen bzw. die Analysen der Antworten bieten immer der Beschäftigten hier gute Erfahrungen gemacht hat. viele Details. Können Sie darüber hinaus auch ein Stimmungs- Dann sollte sich der öffentliche Dienst stärker mit der Führungskultur bild der Zufriedenheit der Beschäftigten im öffentlichen beschäftigen: Nur etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten erfährt Dienst ablesen? Was schätzen die Kolleg:innen aus dem öf- Wertschätzung durch ihre Führungskraft. Noch weniger erhalten re- fentlichen Dienst mit Blick auf ihre Arbeit besonders? gelmäßig Rückmeldungen zu ihrer geleisteten Arbeit. Insgesamt geht Zufriedener als mit dem Arbeitgeber / Dienstherrn sind die Beschäf es um den Aufbau einer werteorientierten, emotionalen Bindung zum tigten mit ihrer konkreten Tätigkeit – drei Viertel sind zufrieden. Mit Arbeitgeber / Dienstherrn, damit kann dann auch die Wechselbereit- großer Mehrheit empfinden die Beschäftigten ihre Arbeit als wichtig, schaft verringert werden. magazin für beamtinnen und beamte 7
MELDUNGEN BUND AMTSWECHSEL IM BMI Sie arbeiten Im einhundertachtundsiebzig Seiten dicken Koalitionsvertrag ka- men die Vorhaben zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der für Menschen. Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus Sicht des DGB etwas zu kurz. Legt man die Seiten, auf denen die Vorhaben beschrieben Wir kümmern wurden auf einen Stapel, so wäre dieser dünn. Umso erfreulicher, dass die neue Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nan- uns um Sie. cy Faeser (SPD), die seit dem 08.12.2021 im Amt ist, schnell klar gemacht hat, welche hohe Bedeutung dem öffentlichen Dienst aus ihrer Sicht zukommt. Ihm und den Beschäftigten im öffentli- Als Selbsthilfeeinrichtung für den Öffent- chen Sektor schreibt sie eine entscheidende Funktion bei der lichen Dienst erhalten Sie von uns stets Modernisierung des Staates zu. Perspektivisch sei ihr wichtig, die passende Versicherung und Vorsorge, das Gesamtpaket attraktiv zu halten, damit sich auch in Zukunft besonders günstige Beiträge und einen die klügsten Köpfe für einen Job im öffentlichen Dienst entschei- herausragenden Service. den. Aus Sicht des DGB gilt es daneben auch die 510.000 Be- www.nuernberger.de schäftigten im Bundesbereich, für die die neue Amtsinhaberin zuständig ist, im Blick zu behalten. Hier gibt es genügend Stell- schrauben zur Attraktivierung der Arbeitsbedingungen: eine No- vellierung des Laufbahnrechts, die Verkürzung der Wochenar- beitszeit der Bundesbeamt:innen, die Einführung der pauschalen Beihilfe, und, und, und. Absolut notwendig sei es, so die die Bun- desministerin, künftig noch mehr Anstrengungen zu unterneh- men, um Beschäftigte des öffentlichen Dienstes vor Gewalt und Bedrohungen besser schützen zu können. Der DGB wird sie da- bei unterstützen. BUND PAUSCHALENTGELTE FÜR KRAFTFAHRER:INNEN VERLÄNGERT Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hat mit- tels Rundschreiben vom 23.12.2021 darüber informiert, dass zur Entgeltsicherung von Kraftfahrer:innen im Geltungsbereich des KraftfahrerTV Bund die Pauschalentgelte für die Dauer des ers- ten Kalenderhalbjahres 2022 weiterhin gelten. Diese übertarifli- che Zuordnung einer Pauschalgruppe galt erstmals im Jahr 2020 für Kraftfahrer:innen beim Bund aufgrund coronabedingter Fahr- ausfälle. Wie die Gewerkschaft ver.di mitteilte, stelle diese über- tarifliche Maßnahme und ihre Verlängerung einen Sonderfall als Reaktion auf die ganz besondere Ausnahmesituation der Pande- mie mit ihren Auswirkungen für Fahrtätigkeiten dar. Laut Rund- schreiben des BMI gilt damit konkret Folgendes: „Kraftfahrerin- nen und Kraftfahrer bleiben auch im ersten Kalenderhalbjahr Einfach 2022 der Pauschalgruppe zugeordnet, der sie nach § 5 Kraft- passend für den fahrerTV Bund im ersten Kalenderhalbjahr 2020 zugeordnet wa- Öffentlichen ren und zwar unabhängig von der im zweiten Kalenderhalbjahr Dienst 2021 geleisteten durchschnittlichen Monatsarbeitszeit, § 4 Abs.
MELDU NGE N 2 Satz 1 KraftfahrerTV Bund.“ Ver.di hatte sich im Sinne der betrof- BAYERN fenen Kolleg:innen für diese Regelung eingesetzt und begrüßt die Umsetzung durch den Bund. GEW UNTERSTÜTZT PETITION Die GEW Bayern unterstützt die Petition „Förderlehrer:innen und Heil pädagogische Förderlehrer:innen Hand in Hand für eine gerechte BADEN-WÜRTTEMBERG Bezahlung!“ und ruft dazu auf, diese zu unterzeichnen. Im Kern geht es um die Höherstufung der Besoldung für diese Lehrkräfte von min- CORONABEDINGTE KINDERBETREUUNG – destens A 9/10 auf A 10/11 bzw. E 9 auf E 10/11 und somit um eine NEUREGELUNGEN 2022 adäquate und wertschätzende Entlohnung der hochwertigen päda- Mit der Aktualisierung der Rechtlichen Hinweise zum Umgang mit gogischen Arbeit, heißt es in der Begründung. Förderlehrer:innen und dem Coronavirus für Beamt:innen sowie Tarifbeschäftigte des Landes Heilpädagogische Förderlehrer:innen sind an bayerischen Grund- Baden-Württemberg vom 07.12.2021 haben Innen- und Finanzmi- und Mittelschulen sowie Förderschulen mit den unterschiedlichsten nisterium die Erhöhung der Kinderkrankengeldtage für alle Kinder Förderschwerpunkten tätig. Sie unterstützen den Unterricht und tra- unter 12 für die Landesbeamt:innen beschlossen. Die 2021er Rege- gen durch die Arbeit mit Schülergruppen zur Sicherung des Unter- lung gilt damit vorerst – befristet bis zum 19. März – auch für das richtserfolgs bei. Kalenderjahr 2022 weiter. Unabhängig von Teilzeitbeschäftigung openpetition.de/!mtjcs oder den Arbeitstagen pro Woche haben Landesbeamt:innen für das Kalenderjahr 2022 folgende Betreuungstage zur Verfügung: 2022 Beamtin / Beamter Summe BERLIN 1 Kind 10 (davon 9 mit Bezügen) 28 (davon 27 mit VERBEAMTUNG VON LEHRKRÄFTEN +18 (mit Bezügen) Bezügen) SOLL KOMMEN 2 Kinder 20 (davon 18 mit Bezügen) 56 (davon 54 mit Berlin ist das einzige Bundesland, in dem Lehrkräfte nicht verbeam- +36 (mit Bezügen) Bezügen) tet werden. Doch nach Plänen der rot-grün-roten Koalition soll sich 3+ Kinder 25 (davon 22,5 mit Bezügen) 61 (davon 58,5 mit dies ab 2023/2024 ändern. Um möglichst vielen Leher:innen die Ver +36 (mit Bezügen) Bezügen) beamtung zu ermöglichen, solle extra die Altersgrenze von aktuell Alleinerziehende jeweils das Doppelte 45 Jahren auf 52 erhöht werden. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Marcel Hopp, rechne Die Regelung sieht auch für Landesbeamt:innen vor, dass die Be- danach damit, dass zwischen 14.000 bis 17.000 Lehrkräfte zukünftig treuungstage auch dann in Anspruch genommen werden können, ihren Dienst als Beamt:innen leisten werden. 4.000 bis 7.000 Lehr- wenn das Kind gar nicht krank, sondern die Kita oder Schule ge- kräfte könnten nach Einschätzung Hopps aus Alters- und Gesund- schlossen oder nicht im Regelbetrieb ist oder sich das Kind in Qua- heitsgründen nicht verbeamtet werden. Für diese soll es eine Kom- rantäne befindet. Für den Fall der Schließung der Schule oder der pensation geben. Stundenermäßigungen oder Zulagen seien hier Kita oder das Kind in Quarantäne muss, können Beamt:innen Son- derurlaub mit Bezügen erhalten. Dieser Anspruch auf Sonderurlaub beträgt für das Kalenderjahr 2022: 2022 Beamtin / Beamter Alleinerziehend Fünf-Tage-Woche 34 Tage 67 Tage Vier-Tage-Woche 27 Tage 54 Tage Drei-Tage-Woche 21 Tage 41 Tage Zwei-Tage-Woche 14 Tage 27 Tage Ein-Tage-Woche 7 Tage 14 Tage Foto: istockphoto/Ridofranz Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Sonderurlaub mit Be- zügefortzahlung ist, dass das Kind unter 12 Jahren oder behindert und eine weitere Betreuungsperson nicht vorhanden ist. Diese Re- gelung gilt ebenfalls zunächst befristet bis zum 19. März 2022. magazin für beamtinnen und beamte 9
MEL DU NG E N mögliche Varianten. Tom Erdmann, der Vorsitzende der GEW Berlin, HAMBURG pocht auf eine Kompensation für alle, die nicht verbeamtet werden können. Skeptisch ist die GEW Berlin, ob die Verbeamtung tatsäch- KÜRZUNGEN BEI DER POLIZEI lich die Lösung im Kampf um mehr Lehrkräfte sein wird. Aus Sicht ANGEKÜNDIGT der Gewerkschaft muss Berlin vor allem mehr Lehrkräfte ausbilden. Der für 2023/2024 geplante Doppelhaushalt werde Hamburgs Be- hörden zu Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich verpflichten, berichtete der NDR Anfang Januar. Ralf Martin Meyer, BRANDENBURG Hamburgs Polizeipräsident hat deshalb bereits Kürzungen bei der GELD FÜR GESUNDHEITSÄMTER Polizei für die nächsten beiden Jahre angekündigt. So sollen offene Stellen nicht immer sofort besetzt werden: „Da haben wir jetzt schon Der Bund hatte im September 2020 beschlossen, den Ländern im eine gewisse Vakanz-Quote, die wird man ein Stück weit noch aus- Rahmen des Paktes für den öffentlichen Gesundheitsdienst insge- weiten“, so Meyer. Außerdem wolle die Polizei weniger Gebäude samt vier Milliarden Euro für die nächsten sechs Jahre zur Verfügung anmieten und setze zugleich auf mehr Homeoffice. Für Polizeibeam zu stellen. Mit dem Geld sollten neue Stellen geschaffen, die Digita- t:innen bedeutet dies, ein Zuwachs an Aufgaben, beispielsweise im lisierung vorangebracht und moderne Strukturen in den Verwaltun- Objektschutz bei der Bewachung von Gebäuden. Die GdP Hamburg gen eingerichtet werden. Wie das brandenburgische Gesundheits- kritisiert die Einsparpläne, die aus Sicht der Gewerkschaft zu erheb- ministerium auf Anfrage der Linksfraktion kürzlich mitteilte, erhiel- lichen Verlusten im Bereich der taktischen Einsatzfähigkeit der Poli- ten Städte und Landkreise in Brandenburg im vergangenen Jahr rund zei Hamburg führen werden. 1,47 Millionen Euro für die Modernisierung der Gesundheitsämter aus diesem Topf. Weitere 43.000 Euro seien noch HESSEN nicht ausgezahlt worden. 1,47 MIO EURO FÜR 540.000 hätten die Kom- HESSEN FÄLLT BEI DER BEZAHLUNG MODERNISIERUNG munen Brandenburgs be- DER LEHRKRÄFTE ZURÜCK reits Ende 2020 Euro vom Einen aufschlussreichen Vergleich hat die GEW Hessen gewagt. Die Bund erhalten. Die Fördergelder wurden genutzt, um Gesundheits- Gewerkschaft hat das Lebenseinkommen von Grundschullehrkräf- ämter mit besserer Hardware und moderner Software auszustatten, ten – also das das gesamte Arbeitsleben erhaltene Einkommen – in hieß es seitens des Gesundheitsministeriums. ganz Deutschland gegenübergestellt. Für die modellhaften Berech- nungen wurde dabei unterstellt, dass eine unverheiratete Lehrkraft 40 Jahre auf Basis der gegenwärtig gültigen Besoldungsstruktur be- BREMEN AUSBILDUNGSKAPAZITÄTEN WERDEN PERSONALBEDARF NICHT DECKEN Bereits zum Jahreswechsel hatte der Gesamtpersonalrat für das Land und die Stadtgemeinde Bremen eine Stellungnahme zur Ausbildungs- planung des Bremer Senats für Finanzen für das Jahr 2022 abgege- ben. Darin begrüßt dieser ausdrücklich die weiterhin hohe Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze insbesondere im Bereich der sogenannten bedarfsbezogenen Ausbildung. In anderen Bereichen wäre es aber nach Einschätzung des Gesamtpersonalrats erforder- lich, die Ausbildungszahlen deutlich zu erhöhen, um langfristig die Personalbedarfe decken zu können. Dies gelte für die Allgemeine Verwaltung und Steuerverwaltung jeweils in der Laufbahngruppe 1, 2. Einstiegsamt sowie in den Bereichen Feuerwehr und Justiz. Die Fi Foto: istockphoto/Andrey Zhuravlev nanzverwaltung beispielsweise leide unter einer extrem angespann- ten Personalsituation. Insbesondere für die Durchführung von Außen- prüfungen seien zahlreiche Dienstposten nicht besetzt. gpr.bremen.de > Stellungnahme zur Ausbildungsplanung 2022 10 magazin für beamtinnen und beamte
MELDU NGE N rufstätig ist. Die Ergebnisse seien aus Sicht des hessischen GEW- Vorsitzenden Thilo Hartmann mehr als ernüchternd: „Wie zu erwar- ten, liegen die A 13-Länder mit deutlichem Abstand an der Spitze. Hessen rangiert unter den Bundesländern weit hinten auf Rang 14 – der Abstand zum Durchschnittswert beträgt etwa 140.000 Euro und zum führenden Bundesland Sachsen sogar 325.000 Euro. Nur das Saarland und Rheinland-Pfalz schneiden noch schlechter ab.“ Heike Ackermann, die stellvertretende hessischen GEW-Vorsitzende prognostiziert, dass Hessen unter diesen Bedingungen immer grö- ßere Schwierigkeiten bekommen werde, Lehrkräfte für den Grund- schulbereich anzuwerben. Sie fordert eine Höhergruppierung von Lehrer:innen an Grundschulen in die Besoldungsgruppe A 13 und eine Verminderung der Pflichtstundenzahl. Foto: istockphoto/janniswerner gew-hessen.de > Pressemitteilung vom 10.01.2022 MECKLENBURG-VORPOMMERN ZUNEHMENDE BELASTUNG BEI DER POLIZEI In vielen Städten Mecklenburg-Vorpommerns, wie auch anderorts, konstatierte daneben: Die Aufgabenvielfalt, die Intensität, die Ver- steigt die Anzahl an „Versammlungen“ im öffentlichen Raum, mit antwortung und auch die Arbeitsbelastung hätten im Polizeidienst denen Bürger:innen ihren Unmut über die Corona-Maßnahmen zum zugenommen, dies spiegele sich aber nicht im „Stellengerüst“ wider, Ausdruck bringen wollen. Problematisch dabei sei laut der GdP, dass vor allem nicht in der Bewertung der Polizei im gehobenen Dienst die Stimmung auf den Demonstrationen von einigen Kriminellen be- und im ehemaligen höheren Dienst. wusst aufgeheizt und die Aggressivität gezielt gesteigert werde. Im- mer häufiger käme es in diesem Rahmen zu verbalen und körperli- chen Angriffen, nicht nur gegen Polizeibeamt:innen, auch gegen NORDRHEIN-WESTFALEN Ärzt:innen und Journalist:innen. Dass dies die personell eh schlecht ausgestattete Polizei zunehmend belaste, verdeutlichte der GdP- ÜBERTRAGUNG DES TARIFERGEBNISSES Landesvorsitzende Christian Schumacher. Nicht nur die seinerzeit AUF BEAMT:INNEN VEREINBART aufgelöste Bereitschaftspolizeihundertschaft in Anklam fehle. Die Dass das Tarifergebnis für den öffentlichen Dienst auf die Beamt:in- Polizei insgesamt stößt zunehmend an ihre personellen Grenzen, so nen in Nordrhein-Westfalen, für den Zeitraum vom 01.10.2021 bis Schumacher weiter. 30.09.2023 zeit- und wirkungsgleich übertragen werden soll, dar- auf haben sich am 5. Januar in einem Spitzengespräch die Gewerk- schaften und die Landesregierung geeinigt. Daraus resultiert eine NIEDERSACHSEN Steigerung der Besoldung und der Versorgungsbezüge von 2,8 Pro- VERBESSERUNG DER SITUATION zent ab dem 01.12.2022. Darüber hinaus werden die monatlichen Bezüge der Anwärter:innen und Rechtsreferendar:innen ab diesem BEI DER POLIZEI GEFORDERT Datum um 50 Euro angehoben. In Übertragung des Tarifvertrages Anfang Januar trafen sich der GdP-Landesvorsitzende Dietmar Schilff für die ersten 14 Monate, vom 01.10.2021 bis 30.11.2022, wird und der Landespolizeipräsident Axel Brockmann zu einem Austausch. eine einmalige steuerfreie Corona-Sonderzahlung an die Besoldungs Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die zusätzliche Belastung der empfänger:innen in Höhe von 1.300 Euro geleistet. Für Anwärter:in Polizeibeamt:innen aufgrund vieler stattfindender Demonstrationen nen sowie Rechtsreferendar:innen beträgt die Sonderzahlung 650 gegen die Corona-Maßnahmen. Schilff forderte auch mit Blick auf Euro. Wie der DGB NRW mitteilte, habe die Landesregierung zum die Landtagswahlen, die am 9. Oktober stattfinden werden, neben Jahresbeginn das Gespräch mit dem DGB und Gewerkschaften ge- wertschätzenden Reden im Landtag endlich auch eine grundlegen- sucht. Dies und die 1:1 Übertragung des Tarifergebnisses auf die de Verbesserung der Situation bei der Polizei. Im Kern ginge es dem Beamt:innen begrüßte der DGB NRW ausdrücklich. Als enttäuschend GdP-Landesvorsitzenden um eine gerechtere Bezahlung und eine bewertete dieser dagegen, dass die Pensionäre in Nordrhein-West- nachhaltige Steigerung der Attraktivität des Polizeiberufes. Schilff falen für die ersten 14 Monate leer ausgehen werden. magazin für beamtinnen und beamte 11
MEL DU NG E N Rheinland-Pfalz ziere. Darüber hinaus könnten die Apps optional Rechnungen archi- vieren, was zu einem besseren Überblick bei den Beihilfeanspruchs- LANDESREGIERUNG ERKENNT berechtigten führe. Auch für Familien mit Kindern und chronisch HANDLUNGSBEDARF BEI ALIMENTATION Kranken könnte eine App helfen, den Aufwand, der mit der Beantra- Die Alimentation in Rheinland-Pfalz ist nicht verfassungskonform gung von Beihilfeleistungen einhergehe, zu reduzieren, so Hewer ausgestaltet. Dieses Fazit kann man aus der am 10. Januar veröf- weiter. fentlichten Pressemitteilung des Finanzministeriums des Landes zie- hen. Darin wird zum einen berichtet, der Ministerrat habe den Ge- setzentwurf zur Übertragung des Tarifergebnisses für die Tarifbeschäf- SACHSEN tigten der Länder gebilligt (siehe S. 16). Zum anderen wird erklärt, FÜR MEHR PERSONAL FÜR KITAS dieser Gesetzentwurf berücksichtige „jüngste Präzisierungen des Bundesverfassungsgerichts zur Alimentationshöhe. Es ist daher ein UND HORTE Sonderzuschlag für Alleinverdienerfamilien in unteren Besoldungs- Am 07.12.2021 hatte die Landesregierung Sachsens ihre Eckpunk- gruppen sowie darüber hinaus die Erhöhung des kinderbezogenen te zum Doppelhaushalt 2023/24 vorgestellt und damit den „Grund- Familienzuschlags für dritte und weitere Kinder verbunden mit einem stein“ für die Haushaltsverhandlungen mit den Ressorts gelegt. Im zusätzlichen, mietenstufenabhängigen Aufstockungsbetrag vorge- Januar stehen weitere Verhandlungen zur Haushaltsplanung an und sehen.“ Zudem solle die Besoldungsgruppe A 4 sowie die jeweils weil die sächsische Landesregierung sich in ihrem im Dezember erste Erfahrungsstufe in den Besoldungsgruppen A 5 bis A 7 gestri- 2019 geschlossenen Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt hat, die Per- chen werden. Damit erkennt die rot-gelb-grüne Landesregierung sonalausstattung in den Kitas und Horten schrittweise zu verbes- nach längerem Zögern und Prüfen den Handlungsbedarf angesichts sern, nach zwei Jahren Koalition aber laut GEW Sachsen noch keine der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 04.05.2020 zur amtsangemessenen Alimentation an (2 BvL 6/17 u.a., 2 BvL 4/18). Mit den entsprechenden Neuerungen seien Mehrkosten von jährlich rund 14 Millionen Euro verbunden. „Der Gesetzentwurf geht jetzt in die Verbändebeteiligung und wird im Anschluss dem Landtag zur Beratung und Beschlussfassung zugeleitet“, so Finanz- ministerin Doris Ahnen (SPD). SAARLAND Foto: GEW Sachsen EINFÜHRUNG EINER BEIHILFE-APP GEFORDERT Der Bund und auch viele Bundesländer (Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen u. w.) haben sie bereits, die Beihilfe- Verbesserungen sichtbar seien, macht die Gewerkschaft noch ein- App. Sie ermöglicht es Beihilfeberechtigten u. a. medizinische Rech- mal Druck. Sie fordert die Landesregierung auf, den Personalschlüs- nungen der privaten Krankenversicherung mittels App an die ent- sel in sächsischen Kindertageseinrichtungen zu verbessern und dies sprechenden Beihilfestellen einzureichen. Gleiches fordert nun auch in der Haushaltsplanung entsprechend zu berücksichtigen. Eine von die GEW im Saarland: „Ein Großteil der Bundesländer hat bereits der GEW Sachsen im September 2021 initiierte Petition für einen eine solche App. Hinzu kommen der Bund und verschiedene kom- besseren Personalschlüssel in Kitas erreichte binnen sechs Wochen munale Verbände. Bei den privaten Versicherungen ist dies mittler- 16.299 Unterschriften, wie die Gewerkschaft berichtete. Ein Zeichen weile ebenfalls Standard. dafür, dass diese Forderung viel Unterstützung finde. Die Kolleginnen und Kolle- gen können damit schnell, SCHNELL, EFFIZIENT effizient und papierlos ihre SACHSEN-ANHALT UND PAPIERLOS Belege einreichen“, so der FEHLENDE LEHRKRÄFTE, MANGELNDE stellvertretende GEW-Lan- desvorsitzende, Max Hewer. Viele dieser Apps könnten auch den TECHNISCHE AUSSTATTUNG Eingang von Beihilfeanträgen bestätigen und zudem den Bearbei- Wie der MDR Anfang Januar berichtete, sind in Sachsen-Anhalt nur tungsstand zeigen, was wiederum die Menge an Rückfragen redu- ein Drittel der Schulen an schnelles Internet angeschlossen. Das 12 magazin für beamtinnen und beamte
MELDU NGE N hemme Lehrkräfte auch mit Blick auf die pädagogischen Möglich- SCHLESWIG-HOLSTEIN keiten. Hinzu käme, dass viele Lehrkräfte die vom Land gestellten Laptops oder Tablets erst zum Ende des letzten Schuljahres bekom- LANDTAGSWAHL: DGB STELLT men hätten, machte die GEW Sachsen-Anhalt deutlich. Nun sei ZENTRALE FORDERUNGEN VOR mancherorts die Hardware zwar verfügbar, oftmals gut nutzen In diesem Jahr wird in Schleswig-Holstein ein neuer Landtag ge- könnten Lehrkräfte diese Geräte aber nicht, denn die notwendigen wählt. Klar ist bereits jetzt, dass auch die neue Landesregierung vor Programme fehlten. Erkannt habe man im Bildungsministerium aber umfassenden Herausforderungen stehen wird: Klimawandel, Ver- wohl die Notwendigkeit zur Unterstützung der Lehrerschaft beim werfungen durch die Corona-Pandemie in der Gesellschaft und auf technischen Support mit Blick auf die neuen Geräte. Künftig sollen dem Arbeitsmarkt, Digitalisierung sowie die drohende soziale Spal- diese durch das Land administriert werden, wie das Ministerium mit tung der Gesellschaft, all das müsse bewältigt werden. Der DGB teilte. Hierfür sollen bis zu 100 Nord und seine Mitgliedsgewerkschaften haben anlässlich der Wahl Digital-Assistent:innen einge- zum 20. Landtag ihre zentralen Forderungen formuliert. Aus ge- BIS ZU 100 DIGITAL- stellt und die nötigen Stellen in werkschaftlicher Perspektive brauche es im Küstenland einen be- ASSISTENT:INNEN Kürze ausgeschrieben werden. schäftigungspolitischen Neustart – Gute Arbeit, tarifvertraglich ab- Auch die Suche nach Lehrkräf- gesichert und mitbestimmt. Daneben seien Investitionen in Bildung, ten mittels Headhunter-Agenturen wird wohl in Sachsen-Anhalt wei- bezahlbaren Wohnraum, in die Infrastruktur, in das Gesundheitswe- tergehen. Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatte das Land sen und in den öffentlichen Dienst unausweichlich. Um letzteren zu- diesen ungewöhnlichen Weg der Suche begonnen. Für insgesamt kunftsfähig zu gestalten, brauche es eine Ausbildungs- und Einstel- 750.000 Euro suchten zwei Headhunter-Agenturen in der ganzen lungsoffensive sowie eine Attraktivierung der Arbeitsbedingungen. EU nach Lehrkräften für Sachsen-Anhalt; rekrutiert werden konnten Hierzu zählen u. a. die Reduzierung der Arbeitszeit von Beamt:innen, dadurch bislang 34. die Reduzierung der Pflichtstunden der Lehrkräfte, die Wiederher- ÖFFENTLICHER DIENST & BEAMTENPOLITIK DGB-NEWSLETTER ÖFFENTLICHER DIENST Aktuelle Informationen und Nachrichten aus dem öffentlichen Dienst und zur Beamtenpolitik Jetzt kostenlos abonnieren… dgb.de/service/newsletter @
MEL DU NG E N stellung der Ruhegehaltsfähigkeit der Polizei-, Feuerwehr- und Jus- pekt“. In den letzten Jahren ist die Gewalt gegen Beschäftigte im öf- tizvollzugszulage. fentlichen Dienst deutlich gestiegen. Allein im Corona-Jahr 2020 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 6,1 Prozent mehr Über- griffe auf Polizeibeamt:innen verzeichnet als im Jahr zuvor. THÜRINGEN BESCHÄFTIGTE IM ÖFFENTLICHEN DIENST BRAUCHEN RÜCKENDECKUNG Mit großer Sorge blickt der DGB Hessen-Thüringen auf die zuneh- mende Gewalt bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Betrof- fen von Beschimpfungen, Beleidigungen und körperlicher Gewalt seien immer häufiger Beschäftigte im öffentlichen Dienst, im Zuge dieser Proteste besonders einmal mehr Polizeibeamt:innen. „Durch die Anti-Corona-Proteste sind Polizistinnen und Polizisten zuneh- mender Gewalt ausgesetzt. Das ist eine Gefahr für die Demokratie und das friedliche Zusammenleben“, konstatierte die stellvertreten- de DGB-Bezirksvorsitzende Hessen-Thüringen, Renate Sternatz. Sie fordert angesichts dieser Entwicklungen: „Beschäftigte im öffentli- chen Dienst brauchen eine sichtbare Rückendeckung der Demokra- tinnen und Demokraten. Es sind unsere Kolleginnen und Kollegen, die ihren Job verantwortungsvoll wahrnehmen – das verdient Res- Die Debeka-Gruppe Traditionell gut abgesichert Traditioneller Partner des öffentlichen Dienstes (08 00) 8 88 00 82 00 www.debeka.de
IM FOK U S Arbeitszeit und -belastung bei der Feuerwehr Vom 11.01. bis 28.02.2021 hat ver.di eine bundes- weite Onlineumfrage bei Feuerwehrleuten durch- Foto: istockphoto/fotografixx geführt und die Kolleg:innen um ihre Einschät- zungen zu Arbeitszeit, Arbeitsbelastung und den Personalbedarf gebeten. Die Ergebnisse sind jetzt in einer Broschüre veröffentlicht worden. Die Umfragerückmeldungen bestätigen, dass es an Feuerwehrleuten ran, ihre Arbeitsstelle zu wechseln. 26 Prozent (gegenüber 13,5 Pro- mangelt und machen deutlich, dass die Feuerwehrleute überlastet sind zent) geben an, dass die Arbeit so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass und Nachwuchs fehlt. sich dies negativ auf ihr Privatleben auswirkt. Zudem leidet die Sorg- falt, es kommt zunehmend zu Fehlern in der Zusammenarbeit und die Die Antworten zur Ist-Arbeitszeit ergeben, dass Stimmung wird schlecht. 24 % DER BEFR AGTEN GENAUSO VIELE ODER WENIGER WOCHEN- ARBEITSSTUNDEN LEISTEN, AL S VEREINBART SIND, 76 % DER BEFR AGTEN JEDOCH TATSÄCHLICH MEHR WOCHEN ARBEITSSTUNDEN AL S VERTR AGLICH VEREINBART ARBEITEN. VER.DI FORDERT EINE EINSTELLUNGS- UND AUSBILDUNGSOFFENSIVE Bereits die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Befragten bewegt • die Anwärterbezüge sollen deutlich erhöht werden (durch Er- sich mit 47 Stunden dicht an der Grenze der zulässigen Höchstarbeits- höhung der Anwärtersonderzuschläge für die Anwärter aller zeit von 48 Stunden/Woche. Im Mittel arbeiten die Kolleg:innen bei Laufbahngruppen) Feuerwehren 6,8 Stunden/Woche länger als vertraglich vorgesehen. • d ie Eingangsbesoldungen sollen angehoben werden (Ein- Das sind deutlich mehr Überstunden, als 2019 für den Gesamt-ÖD mit gangsamt A 8 für den mittleren Dienst, A 10 auch für Auf 1,6 Überstunden/Woche gemessen worden sind. steiger:innen aus dem mittleren Dienst) Die Betrachtung der Mehrarbeit lässt klar auf Personalmangel bei den • die Aufstiegsmöglichkeiten in den gehobenen Dienst sollen Feuerwehren schließen, der sich auf etwa 5.000 fehlende Feuerwehr- vereinfacht werden (Verwendungsaufstieg bis A 11) leute berechnen lässt. Deutlich über die Hälfte der Befragten (57 Pro- • Erschwerniszulagen und die Feuerwehrzulage sollen erhöht zent) geht sogar davon aus, dass Personal fehlt, um einen ordnungs- und dynamisiert und die Feuerwehrzulage wieder ruhege- gemäßen Dienstbetrieb gemäß den Vorgaben von Brandschutzbedarfs-/ haltsfähig werden. Feuerwehrbedarfsplänen durchzuführen. Natürlich hat der Personal- mangel auch Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehrleute. Bei Personalmangel sinkt die Arbeitszufriedenheit. In den Dienststellen, in Die Gewerkschaft ver.di wird die Broschüre zunächst an ihre Mitglieder denen nicht ausreichend Stellen vorhanden sind, um die zugewiese- ausgeben und später im Internet veröffentlichen. nen Aufgaben zu erledigen, sind die Belastungen nahezu in allen Be- feuerwehr.verdi.de reichen doppelt so hoch wie da, wo kein Personalbedarf besteht. 26,7 Prozent (gegenüber 12,2 Prozent) der Betroffenen denken häufig da- magazin für beamtinnen und beamte 15
AUF E INE N BLICK Besoldungsrunde der Länder Zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses, Nullrunde für Versorgungsempfänger:innen Im Anschluss an die Tarifeinigung für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder (außer Hessen) forderten der DGB und die Gewerkschaften des öffent lichen Dienstes die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Ergebnisses auf die Beamt:innen, Anwärter:innen und Versorgungsempfänger:innen in den Ländern und Kommunen. Wir haben Ihnen den aktuellen Stand der Besoldungsrunden zusammengefasst. CORONA-SONDERZAHLUNG wurf eine seit längerem beschlossene zusätzliche Erhöhung der Besoldung und Versorgung um 0,6 Prozent zum 1. Juni. UND 2,8 PROZENT MEHR Der am 29.11.2021 erzielte Tarifabschluss der Gewerkschaften mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder beinhaltet eine steu- VERSORGUNG WIRD 14 MONATE LANG erfreie Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1.300 Euro bzw. 650 NICHT ERHÖHT Euro für Auszubildende, die bis März 2022 ausgezahlt wird, so- Die zeit- und inhaltsgleiche Übertragung des Tarifabschlusses wie eine Erhöhung der Tabellenentgelte um 2,8 Prozent bzw. der war in der Vergangenheit in einigen Ländern keine Selbstver- Ausbildungsentgelte um 50 Euro zum 01.12.2022. Zudem wer- ständlichkeit. Deshalb begrüßen der DGB und die Gewerkschaf- den Zulagen im Gesundheitswesen angehoben. Die Laufzeit be- ten des öffentlichen Dienstes die aktuelle Entwicklung. Bitter ist trägt 24 Monate – vom 01.10.2021 bis 30.09.2023. die Besonderheit der Corona-Sonderzahlung für die Versorgungs Zahlreiche Landesregierungen hatten direkt nach der Einigung empfänger:innen. Sie ist definiert als Unterstützung des Arbeit- ihre Absicht verkündet, das Ergebnis zeit- und inhaltsgleich auf gebers zur Abmilderung der zusätzlichen Belastung durch die die Beamt:innen, Anwärter:innen und Versorgungsempfänger:in Coronakrise. Sie wird zusätzlich zum gewährten Arbeitslohn ge- nen zu über tragen. Überwiegend zahlt und wird den Beschäftigten zum Dank und als Anerken- geschieht das mittels zweier ge- nung für die außergewöhnlichen Leistungen gewährt. Gemäß trennter Gesetze. Da die Corona- § 3 Nr. 11a Einkommensteuergesetz ist sie steuerfrei. Die Versor- AUSZAHLUNG DER Sonderzahlung bis Ende März aus- gungsbezüge werden deshalb erst zum 01.12.2022 um dann CORONA-ZAHLUNG gezahlt werden muss, um steuerfrei 2,8 Prozent erhöht. Damit müssen die Betroffenen eine Nullrun- zu bleiben, haben die meisten Län- de von 14 Monaten hinnehmen. Der DGB setzt sich mit Verweis BIS ENDE MÄRZ der bereits einen eigenen Gesetz- auf die hohe Inflationsrate für eine Kompensation in Form einer entwurf hierfür vorgelegt. Ein Be- steuerpflichtigen Einmalzahlung in Höhe des Versorgungsatzes soldungs- und Versorgungsanpassungsgesetz (BVAnpG) zur ein. Die Länder sind hierzu – bislang – nicht bereit. Übertragung der 2,8 Prozent bzw. der 50 Euro folgt noch. Ab- weichungen gibt es unter anderem in Bayern, Nordrhein-West- falen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Bayern und Rheinland-Pfalz sehen bereits diese Anpassungen zum Dezem- HESSEN ber 2022 und zugleich Maßnahmen für eine amtsangemessene Der Landtag hat das BVAnpG 2022/2023 am 08.12.2021 Alimentation vor. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Hol- verabschiedet. Es sieht eine steuerfreie Corona-Sonder- stein gibt es ebenfalls schon ein BVAnpG. Auf Grund der dort an- zahlung in Höhe von 1.000 Euro bzw. 500 Euro für stehenden Landtagswahlen haben sich die Landesregierungen Anwärter:innen im Februar 2022 sowie eine lineare An- beeilt. Nordrhein-Westfalen hat zudem zeitgleich einen Gesetz- passung um 2,2 Prozent zum 01.08.2022 und um 1,89 entwurf mit Maßnahmen für eine amtsangemessene Alimentati- Prozent zum 01.08.2023 vor. on vorgelegt. In Schleswig-Holstein beinhaltet der Gesetzent- 16 magazin für beamtinnen und beamte
Der Weg der Besoldungsanpassung im Land Dieser Gesetzgebungsprozess muss durchlaufen werden, damit Landes- und Kommunalbeamt:innen höhere Bezüge erhalten. Im Vorfeld einer Besoldungsanpassung finden in der Regel die Tarifverhandlungen für die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder statt (TV-L und TV-H für Hessen). Gemäß des Grundsatzes „Besoldung folgt Tarif“ setzen sich der DGB und seine Mitglieds- gewerkschaften für die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamt:innen im Dienst der Länder und Kommunen ein. i Die Beteiligung der beamtenpolitischen Spitzen- organisationen erfolgt durch die Landesregierungen in unterschiedlicher Form sowie Intensität. 1 2 3 Ministerium / Senat Entwurf wird mit den anderen Abschluss der Ressortabstimmung und (gewöhnlich für Finanzen oder Inneres) Ministerien / Senaten abgestimmt, Beteiligungsgespräch mit DGB und erarbeitet einen die beamtenpolitischen Mitgliedsgewerkschaften Referentenentwurf für Spitzenorganisationen werden ein Anpassungsgesetz beteiligt (Stellungnahme) 6 5 4 1. Beratung (Lesung) imPlenum des Landesregierung leitet Kabinett Landesparlaments und Verweis den Gesetzentwurf dem beschließt den Entwurf an die zuständigen Ausschüsse im Landesparlament zu Landesparlament 7 8 9 Beschlussempfehlungen 2. Beratung (Lesung) Beschlossenes Gesetz der beratenden und ggf. 3. Beratung (Lesung) im wird von der Ausschüsse Plenum des Ministerpräsidentin Landesparlaments bzw. dem Ministerpräsidenten sowie Beschluss (Annahme) und ggf. der zuständigen Ministerin bzw. dem zuständigen Minister unterzeichnet i Wird der Gesetzentwurf aus dem Parlament heraus – d. h. von einer oder mehreren Fraktionen 10 – eingebracht, entfallen die Schritte 1 bis 5. Gesetz wird im Gesetz- und Verordnungsblatt verkündet und tritt entsprechend der Datierung im Gesetz in Kraft V.i.S.d.P.: Elke Hannack, DGB Bundesvorstand, Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin
VER MIS C H T E S TIPP SCHON GEWUSST? BEITRAGSBESCHEINIGUNG VIA DOWNLOAD ELEKTRONISCHE Ab Mitte Januar stehen die Beitragsbescheinigungen für Mitglieder der EVG im In- KRANKMELDUNG ternet zum Herunterladen bereit. Um den Service in Anspruch nehmen zu können, Schon seit dem 01.10.2021 müssen behandelnde müssen sich Mitglieder im passwortgeschützten Bereich auf der Internetseite evg- Ärzt:innen Krankmeldungen digital an die Kran- online.org unter Login/Registrieren anmelden. Dieser Service steht jedem Mitglied kenkassen übermitteln. Für Sie als Patient:in folgt der EVG zur Verfügung. Mitglieder, die Fragen zur Anmeldung und zu fehlenden Log daraus, dass Sie den „gelben Schein“ nicht mehr in-Daten haben, können unter evg-online.org/service-navigation/haeufige-fragen Ihrer Krankenkasse zusenden bzw. übermitteln Antworten finden. Neben dem Download besteht auch weiterhin die Möglichkeit müssen. Ab dem 1. Juli stellen die Kassen die von der Zusendung einer Beitragsbescheinigung per E-Mail. Voraussetzung dafür ist, den Vertragsärzt:innen elektronisch übermittelten dass eine E-Mail-Adresse bei den Mitgliedsdaten hinterlegt wurde. Krankmeldungen den Arbeitgebern ebenfalls di- Den Service, Beitragsbescheinigungen im geschützten Online-Mitgliederbereich di- gital zur Verfügung. Der „gelbe Schein“ auf Papier gital zur Verfügung zu stellen, bieten auch andere Gewerkschaften, z. B. die GEW. wird damit Stück für Stück digitalisiert. HINWEIS DP MAGAZIN VON PAPIER ODER BILDSCHIRM LESEN Die GdP bietet ihren Mitgliedern seit Dezember die Wahl. Entscheiden können sich diese, ob sie das Mitglieder-Magazin der Gewerkschaft weiterhin per Post in den Briefkasten bekommen oder aber digital lesen möchten. Wer sich für die DP-Digital entscheidet, folgt bitte diesem Link: gdp.de/dp-digital. Fürs Erste wird die digitale Version des Magazins als PDF „ausge- liefert“, wie die GdP mitteilte. In absehbarer Zeit soll jedoch eine moderne, ansprechende, auf allen Endgeräten gut funk- tionierende Digitalversion erhältlich sein. Lesenden, die sich gegen die digitale Version entscheiden, wird weiterhin die DP als Zeitschrift nach Hause geliefert. Foto: istockphoto/seb_ra ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Beamt:innen nach Gebietskörperschaft ANZAHL BEAMT:INNEN NACH B ESCHÄFTIGUNGSBEREICHEN Mit Stand vom 30.06.2020 gibt es laut dem Statistischen Bundesamt 4.968.020 Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Darunter summieren sich 172.070 Berufs- BUNDESBEREICH KOMMUNALER 189.075 BEREICH und Zeitsoldat:innen, 3.079.050 Arbeitnehmer:innen einschließlich DO-Ange- 188.295 stellte in der Sozialversicherung sowie insgesamt 1.716.625 Beamt:innen*. Die meisten Beamt:innen verrichten ihren Dienst im Landesbereich, wobei es mit 403.575 im bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen die meis- ten Beamt:innen im Ländervergleich gibt. Die wenigsten Einwohner:innen und LANDESBEREICH auch Beamt:innen gibt es im Bremen. Hier befinden sich 18.925 Erwerbstätige 1.311.835 in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis. * Ohne 41.300 Beamt:innen der Postnachfolgeunternehmen. Diese Bediensteten werden aufgrund der Privatisierung nicht mehr zum öffentlichen Dienst gezählt. QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT, FACHSERIE 14, REIHE 6 18 magazin für beamtinnen und beamte
Sie können auch lesen