Suchtberatungsstelle Starnberg - Tätigkeitsbericht 2020

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Suchtberatungsstelle Starnberg - Tätigkeitsbericht 2020
Suchtberatungsstelle Starnberg
       Tätigkeitsbericht 2020
Suchtberatungsstelle Starnberg - Tätigkeitsbericht 2020
Tätigkeitsbericht 2020 ▪ Suchtberatungsstelle Starnberg
                              INHALTSVERZEICHNIS

Liebe Leserin, lieber Leser                                                                  3

Neue Kolleg*innen bei Condrobs Starnberg                                                     5

Wer wir sind und was wir anbieten                                                            8

I.      Tätigkeitsbericht der Suchtberatungsstelle Starnberg

1.      Suchtprävention                                                                     11
1.1     Einführung                                                                          11
1.2     Zusammenfassung und Auswertung                                                      12
1.2.1   Suchtprävention in Kindertagesstätten                                               13
1.2.2   Suchtprävention an Schulen                                                          14
1.2.3   Projekt „Unabhängig im Alter“                                                       15
1.2.4   Projekt „Transkulturelle Suchtprävention“                                           16
1.2.5   Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit                                                18

2.      Suchtberatungsstelle: Beratung, Vermittlung, Therapie                               19

3.      Ambulant Betreutes Einzelwohnen                                                     25

4.      HaLT-Projekt
                                                                                            28
5.      Gruppe Mittendrin 50+                                                               30

II.     Vernetzung
1.      Zusammenarbeit mit anderen Institutionen                                            33
2.      Gremienarbeit                                                                       33

Danksagung                                                                                  34

Impressum                                                                                   35

                                                Kontakt:
         Condrobs e. V. Suchtberatungsstelle Starnberg - Hauptstraße 22 - 82319 Starnberg
                             Tel.: 08151/959630 Fax: 08151/95963-10
                                    E-Mail: starnberg@condrobs.de
Suchtberatungsstelle Starnberg - Tätigkeitsbericht 2020
Liebe Leser*in,

2020 war für uns wie für alle geprägt durch die Corona Pandemie, die weiterhin anhält, mit
ungewissem Verlauf. Ich freue mich daher besonders, Sie über unsere Tätigkeiten in diesem Jahr
informieren zu können. Selbst wenn uns Corona nicht wöchentlich vor neue Situationen stellen
würde, hätten wir umfassend über Neuerungen zu berichten.

Ich stelle mich als neue Einrichtungsleitung der Suchtberatungsstelle von Condrobs vor. Ich habe
2011 meinen Diplomstudiengang der Sozialpädagogik (FH) erfolgreich beendet und habe
dreieinhalb Jahre in einer stationären Jugendhilfe in München gearbeitet. Nach einem
beruflichen Ausflug in die Arbeit mit Kindern an einem Hort, habe ich sieben Jahre lang in der
Wohnungslosenhilfe in München gearbeitet. Um mich weiterzubilden und als Führungskraft zu
schulen, habe ich meinen Master an der KSH in Benediktbeuern absolviert. Ich lebe mit meinem
Mann und unserem kleinen Sohn in München und freue mich sehr, dass ich im Juli 2020 in
Starnberg die Stelle als Leitung eines fachlich so hervorragend arbeitenden und herzlichen
Teams übernehmen konnte.

Mit mir gibt es in unserem Team folgende Veränderung: Herr Wolfram Skasa-Weiß, langjähriger
Kollege in der Prävention und im niedrigschwelligen Bereich, hat sich Ende 2020 entschieden,
beruflich einen neuen Weg einzuschlagen. Wir bedauern dies sehr, wünschen ihm für seinen
Weg alles Gute und bedanken uns ganz herzlich für die wundervolle Arbeit, die er für uns und
mit uns verrichtet hat. Er wurde von allen Kooperationspartnern sehr geschätzt und war auch im
AK-Sucht ein wertvolles Mitglied. Herr Skasa-Weiß hat den Arbeitsbereich der Prävention im
Landkreis mit geprägt. Als neue, jedoch sehr erfahrene Nachfolgerinnen unterstützen Tanja
Orta, Nicolette Feßmann und Frau Nicole Sommerfeld die Kollegin Philine Altebäumer.

Neben dem regelmäßigen Anpassen unseres Hygienekonzepts und damit auch der Form unserer
Angebote und Methoden, konnten wir trotz Corona die Nachfrage und Nutzung der Bera-
tungs-, Vermittlungs- und Therapieangebote sicherstellen. Auch Gruppenangebote, die
Prävention und die niedrigschwelligen Angebote konnten wir zum Teil in abgewandelter Form
durchführen.

Das Ambulant Betreute Wohnen war wie im Vorjahr ganzjährig voll ausgelastet.

Unser von der Techniker Krankenkasse gefördertes Projekt „Unabhängig im Alter –
Suchtprävention für Senior*innen“ im Landkreis Starnberg, gemeinsam mit dem Landkreis
Garmisch-Partenkirchen, konnte erfolgreich beendet werden.

Das Fachgremium AK-Sucht leite ich als Nachfolgerin von Matthias Taube in enger
Zusammenarbeit mit den Mitgliedern, unter anderem dem Gesundheitsamt. Hier stand die
Verabschiedung von Frau von Wiedersperg, einer hochgeschätzten und engagierten Fachkraft
an. Wir wünschen ihr alles Gute und gehen weiter den Weg der Fachlichkeit, mit dem Blick auf
die Bedürfnisse der Bürger*innen des Landkreises und die Entwicklung der sozialen Arbeit und
der    Hilfeangebote     von    Kooperationspartnern.    (Mehr    Infos    unter    www.lk-
starnberg.de/Bürgerservice/Gesundheit-und-Krankheit/Suchtberatung/Arbeitskreis-Sucht/)

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Nora Großpietsch – Betreutes Einzelwohnen

Mein Name ist Nora Großpietsch, bin 33 Jahre alt, Heilpädagogin B.A. und Mama von Zwillingen
im Alter von 2 Jahren. Seit November 2020 unterstütze ich wieder das Team des Betreuten
Einzelwohnens der Suchtberatungsstelle Starnberg. An der Hochschule München studiere ich
momentan berufsbegleitend den Master in Diagnostik, Beratung und Intervention.

Das Arbeitsfeld im BEW empfinde ich als sehr spannend und abwechslungsreich. Ich
konzentriere mich auf einen vertrauensvollen Beziehungsaufbau, um anschließend an den
individuellen Zielen der Klienten*innen zu arbeiten. Dabei ist mir wichtig,
verborgende Ressourcen der Klient*innen zu finden, diese zu aktivieren und bestmöglich
auszubauen. Die Teilhabe am sozialen Leben, Gesundheitsfürsorge und das Erlangen von mehr
Lebensqualität liegen mir besonders am Herzen. Zu meinen Maximen gehört eine
wertschätzende und respektvolle Haltung gegenüber dem Menschen und Problemlage. Ich freue
mich auf neue Erfahrungen im Bereich der Suchthilfe.

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Wer wir sind und unser aktuelles Angebot

Unser Träger:

Condrobs e. V., Berg-am-Laim-Straße 47, 81673 München. Mitglied im Deutschen
Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Aktuelle Mitarbeiter*innen der Suchtberatungsstelle Starnberg, des Betreuten
Einzelwohnens, des chillouts, der Prävention und der Außensprechstunde Gilching:
− Philine Altebäumer (MPH, B.A. Soziale Arbeit): Prävention, Teilzeit
− Johanna Collier (MMH, Dipl. Sozialpädagogin): Niedrigschwellige Beratung und Begleitung im
  chillout, Beratung, Außensprechstunde in Gilching , psychosoziale Begleitung Substituierter,
  Teilzeit
− Jens Diercksen (Dipl. Sozialpädagoge): Niedrigschwellige Beratung und Begleitung im chillout,
  psychosoziale Begleitung Substituierter, Teilzeit
− Nicolette Feßmann (Dipl. Sozialpädagogin): Prävention, Teilzeit
− Ralf Gartner (Dipl. Sozialpädagoge): Betreutes Wohnen Starnberg, Vollzeit
− Jeanette Gottfried (Dipl. Sozialpädagogin): Beratung, Therapievermittlung und ambulante
  Therapie, psychosoziale Begleitung und Nachsorge, Außensprechstunde in Gilching,
  aufsuchende Beratung in der Fachklinik Gauting, Teilzeit
− Nora Großpietsch (B.A. Soziale Arbeit): Betreutes Wohnen Starnberg, Teilzeit
− Simone Hahn (B.Sc. Psychologie): Betreutes Wohnen Starnberg und Nachsorge-WG
  Stockdorf, Teilzeit
− Michael Hoffmann (Dipl. Psychologe): Beratung, Therapievermittlung, ambulante Therapie
  und Nachsorge, Teilzeit
− Ursula Hohmann (Dipl. Pädagogin): Betreutes Wohnen Starnberg, Vollzeit
− Lanah Lochner (M. Sc. Psychologie): Beratung, Therapievermittlung, ambulante Therapie und
  Nachsorge, Teilzeit
− Veronika Mentzel.: Einrichtungsleitung, Beratung, ambulante Nachsorge, Koordination AK-
  Sucht, Koordination HaLT Projekt, Teilzeit
− Tanja Orta (Dipl. Sozialpädagogin): Prävention, Teilzeit
− Brigitte Schedlbauer: Verwaltungsangestellte, Vollzeit
− Christa Scheufler: Verwaltungsangestellte, Teilzeit
− Stefan Schönweiß (Dipl. Psychologe, Dipl. Sozialpädagoge): Betreutes Wohnen Starnberg,
  Vollzeit
− Nicole Sommerfeld: (Dipl. Sozialpädagogin): Prävention, Teilzeit
− Gabriela Steiner (Dipl. Sozialpädagogin): Beratung, Therapievermittlung, ambulante Therapie
  und Nachsorge, Teilzeit
− Stefan Wenger (Dipl. Sozialpädagoge): Stellvertretender Bereichs-Geschäftsführer – Regionale
  Angebote Bayern

Geringfügig Beschäftigte bei Condrobs Starnberg:

−   Renate Matschinski-Jakobs (Dipl. Pädagogin): „Gruppe Mittendrin“ – Honorarkraft
−   Harry Mayr (Dipl. Sozialpädagoge): Ambulante Erziehungshilfen – Honorarkraft
−   Pauline Gerst (B. Sc. Psychologie) HaLT-Rufbereitschaft im Klinikum Starnberg
−   Annekathrin Papenfuß (B.A. Soziale Arbeit) HaLT-Rufbereitschaft im Klinikum Starnberg
−   Franziska Mathäus (M.A. Kriminologie und Gewaltforschung; B.A. Soziale Arbeit) HaLT-
    Rufbereitschaft im Klinikum Starnberg
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Wir sind da für

Gefährdete und Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen aller Suchtformen und
Altersgruppen und deren Angehörige. Im Bereich der Prävention für alle, die in der
Erziehungsarbeit tätig sind und für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Unser
Zuständigkeitsbereich ist der Landkreis Starnberg.

Ziele unserer Arbeit sind:

− Lebenserhaltung und Verbesserung der Lebenssituation von Abhängigen und Gefährdeten
− Unterstützung beim Ausstieg aus einer Abhängigkeit, einschließlich Nachsorge (Ziel: Abstinenz
  von Abhängigkeit erzeugenden Substanzen oder Handlungen)
− Vorbeugung, um Gesundheit und Lebenskompetenzen zu fördern und damit
  Suchterkrankungen zu verhindern
− Hilfestellung zur Integration in die Gesellschaft
− Unterstützung vorhandene Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder Arbeitsfähigkeit wiederzuerlangen
− Information über suchterzeugende Bedingungen, Substanzen und Handlungen
− Beratung und Betreuung von Angehörigen

Wir arbeiten nach den Prinzipien

    •      Vertraulichkeit und Anonymität
    •      Akzeptanz und Selbstverantwortung
    •      Parteilichkeit im Sinne unserer Klient*innen
    •      Freiwilligkeit und Niedrigschwelligkeit

Wir bieten an:

− Prävention
− Beratung und Begleitung für Gefährdete, Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und
  Angehörige
− Niedrigschwellige Beratung und Begleitung im chillout
− Vermittlung zu weiterführenden Hilfsangeboten, vor allem in stationäre Therapie
− Betreutes Einzelwohnen in Wohnungen der Klient*innen und der Nachsorge-WG Stockdorf
− Psychosoziale Begleitung Substituierter
− Ambulante Therapie und Nachsorge (Einzel- und Gruppensitzungen)
− Ambulante Erziehungshilfen
− Indikationsgruppe: „Gruppe Mittendrin 50 +“
− Sprechstunde im Klinikum Starnberg. Bei Bedarf Hausbesuche und Besuche im Krankenhaus
− 14-tägige Sprechstunde in der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Gauting
− Aufsuchende Arbeit
− HaLT-Projekt
− Drogenscreening
− Gesundheitsprophylaxe (Aids- und Hepatitisaufklärung, Spritzentausch, Kondome)
− Online-Beratung

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Öffnungszeiten:

Suchtberatungsstelle Starnberg:
Hauptstraße 22
82319 Starnberg
Tel.: 08151/95 96 3 - 0; Fax: 08151/95 96 3 - 10
E-Mail: starnberg@condrobs.de

Öffnungszeit:
Montag:      13:00 - 17:00 Uhr                              Donnerstag:         9:00 - 13:00 Uhr
Dienstag:    13:00 - 19:00 Uhr                              Freitag:            9:00 - 13:00 Uhr

Des Weiteren bieten wir nach Vereinbarung Termine außerhalb dieser Sprechzeiten an.

Neue Adresse! Außensprechstunde Gilching:
Andechser Straße 3
82205 Gilching
In den Räumlichkeiten des Sozialdienstes Gilching e.V.
Terminvereinbarung erfolgt über die Suchtberatungsstelle Starnberg: Tel: 08151 95963-0.
E-Mail: gilching@condrobs.de

Niedrigschwellige Beratung und Begleitung
chillout
Hauptstraße 22
82319 Starnberg
Tel.: 08151/95 96 3-0 oder -17; Fax: 08151/95 96 3-10
E-Mail: chillout@condrobs.de

Öffnungszeit:
Montag:      14:00 - 17:00 Uhr                              Dienstag:       15:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag: 14:00 - 17:00 Uhr

Betreutes Wohnen Starnberg
Hauptstraße 22
82319 Starnberg
Tel.: 08151/95 96 3-0 oder -12, -13, -27; Fax: 08151/95 96 3-10
E-Mail: starnberg@condrobs.de

Unsere Kontoverbindung für Spenden:
Spendenkonto:
Stadtsparkasse München
IBAN DE86 7015 0000 0000 3582 00
BIC SSKMDEMM
Stichpunkt: Starnberg

Weitere Informationen können Sie unter http://www.condrobs.de erhalten.

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I. TÄTIGKEITSBERICHT DER SUCHTBERATUNGSSTELLE
   STARNBERG

1.   Suchtprävention

1.1 Einführung

Suchtprävention im Rahmen einer ganzheitlichen Gesundheitsförderung bedeutet die Förderung
lebenslanger Lernprozesse, die bereits in der frühesten Kindheit beginnen. Im Fokus zeitgemäßer
Suchtprävention stehen deshalb
Lebenskompetenzförderung, Ressourcenstärkung und
Anregung zum reflektierten, gesundheitsbewussten
                                                                  Beispiele der
Umgang mit sich und der Umwelt. Bei allen Projekten und           Lebenskompetenzförderung:
Maßnahmen geht es darum, den Menschen in den
Mittelpunkt zu stellen, und nicht ein spezielles                  •   Stärkung des
Konsummittel oder Verhalten. Zugleich gehen wir von                   Selbstvertrauens und
einem weitgefassten Abhängigkeitsbegriff aus, der                     Selbstbewusstseins
stoffliche Abhängigkeiten (z. B. Medikamente, Alkohol,            •   Förderung der
illegale Drogen) ebenso umfasst wie stoffungebundene (z.              Kommunikations- und
B. Glücksspiel, Arbeit, Essstörungen, Medien). Unsere                 Beziehungsfähigkeit
Arbeit basiert auf fundierten empirischen Kenntnissen und         •   Fähigkeit zum kompetenten
themenspezifischem Know-how, und orientiert sich an                   Umgang mit
                                                                      Stresssituationen und
den Standards und Leitlinien des Bayerischen
                                                                      Konflikten
Arbeitskreises für Suchtpräventionsfachkräfte (BAKS).
                                                                             •       Lernen, Gefühle
                                                                                     wahrzunehmen, zu äußern
Durch all unsere Angebote zieht sich die praxisnahe
                                                                                     und sozialverträglich
Fortbildung und Begleitung all jener, die mit Kindern,                               auszuleben
Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten, einem             •                    Entwicklung einer positiven
Erziehungsauftrag nachgehen und ein passendes                                        Zukunftsperspektive und
suchtpräventives Konzept umsetzen wollen, z. B.                                      Sinnorientierung
Lehrkräfte, Eltern, Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen,        •                    Genussfähigkeit
Jugendleiter*innen oder Fachkolleg*innen. Im Rahmen             •                    Risikokompetenz
unserer Arbeit ist uns wichtig, die unterschiedlichen           •                    Kreativität und Phantasie
Zielgruppen in ihrem Alltag abzuholen, den Bezug zum            •                    Sich Hilfe holen
Thema Konsum, Abhängigkeit und Suchtprävention
herzustellen, sie durch interaktive Methoden
einzubeziehen, durch den Austausch untereinander für
die Themen zu sensibilisieren und zu ermutigen, die neuen Impulse in ihrem (Arbeits-)Alltag zu
integrieren.

Die Corona-Pandemie hat eine Vielzahl von Herausforderungen und Veränderungen mit sich
gebracht und gewohnte Strukturen wegbrechen lassen. Durch die Schließung von Kitas und
Schulen, eingeschränkte Ausgangs- und Kontaktbestimmungen, eine veränderte Arbeitswelt,
Home-Office, Kurzarbeit, Jobverluste und die damit verbundenen Belastungsfaktoren wurden
die Lebenswelten der Menschen von jung bis alt stark beeinflusst. Viele waren, bzw. sind noch
immer, in besonderem Maße konfrontiert mit Existenz- und Zukunftsängsten, Isolation,
Einsamkeit, Trauer, Stress und Themen wie Krankheit, Gesundheit und Verantwortung in Bezug
auf sich selbst und andere. Krisenzeiten machen deutlich, wie essentiell es ist, Risiko- und
Schutzfaktoren zu kennen und einsetzen zu können, um mit diesen Herausforderungen
zurechtzukommen und gegebenenfalls sogar an ihnen zu wachsen. Krisen, psychische
Belastungen aber auch anstehende Entwicklungsaufgaben können dann besser aktiv bewältigt

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werden, ohne eventuell auf potentielle Suchtmittel oder ausweichendes Verhalten zurückgreifen
zu müssen und unangenehme Gefühle mit vermeintlich schnellen „Seelentröstern“ kurzfristig zu
befriedigen. Die Reflektion über das eigene Konsumverhalten und das damit verbundene
Hinterfragen der Motive und Gründe für den aktuellen Konsum, z.B. von Alkohol, Medien,
Süßigkeiten etc., ist aus Sicht der Prävention der zentrale Ausgangspunkt, um missbräuchlichen
oder abhängigen Mustern vorzubeugen.

Eine Abhängigkeitserkrankung entsteht nicht von heute auf morgen. Sie hat immer eine
Geschichte und ist das Ergebnis eines häufig jahrelang andauernden Prozesses. Das
Präventionsteam von Condrobs e.V. Starnberg bietet für den Landkreis Starnberg vielfältige
Angebote und Projekte zur Vorbeugung an, um möglichen Entstehungsprozessen einer
Abhängigkeitsentwicklung frühzeitig und nachhaltig entgegenzuwirken.

Unsere verhaltens- und verhältnispräventiv ausgerichteten Angebote und Maßnahmen für den
Landkreis Starnberg umfassen:
   • Kooperationsprojekte zur Suchtprävention
   • Projektbegleitung
   • Fortbildungen und Infoveranstaltungen für Multiplikator*innen
   • Elternabende und Vorträge
   • Netzwerkarbeit
   • Öffentlichkeitsarbeit

Unsere Angebote zur Suchtprävention im Landkreis Starnberg setzen schon sehr früh an, sind
ganzheitlich ausgerichtet, zielgruppen-, bedürfnis- und ursachenorientiert. Kontinuität und
Nachhaltigkeit spielen bei der Umsetzung eine wichtige Rolle. Unsere Kooperationsprojekte zur
Suchtprävention werden langfristig ausgerichtet und sind keine isoliert durchgeführten
Einzelmaßnahmen. Durch die Implementierung und Verstetigung solcher Projekte in enger
Vernetzung und Kooperation mit geschulten pädagogischen Fachkräften vor Ort und im
Austausch mit den Eltern können wir effektiver dazu beitragen, Kinder, Jugendliche und
Erwachsene widerstandsfähiger gegen Abhängigkeitserkrankungen zu machen und
gesundheitsfördernde Strukturen zu schaffen.

1.2   Zusammenfassung und Auswertung

Nachdem das Jahr wieder mit vielen Anfragen, Projektplanungen und Kooperationsgesprächen
startete und bis März Schulprojekte, Angebote für Kitas und weitere Vorhaben wie gewohnt
stattfinden konnten, wurde auch die Arbeit des Präventionsteams in Starnberg durch Corona vor
Umbrüche und neue Herausforderungen gestellt. Die Projekte „Unabhängig im Alter“ und
„Transkulturelle Suchtprävention“, im Rahmen derer in Zusammenarbeit mit den betreffenden
Fachstellen im Landkreis Schulungsangebote für Einrichtungen der offenen und ambulanten
Seniorenarbeit sowie der Flüchtlingshilfe angeboten wurden, konnten trotz der schwierigen
Umstände noch erfolgreich fortgeführt und abgeschlossen werden.

Unser Fokus ab Beginn der Corona-Krise lag vor allem darin, während dieser turbulenten Zeit
mit unseren Kooperationspartner*innen gut in Kontakt und Austausch zu bleiben. So wurden
z.B. alle weiterführenden Schulen im Landkreis angeschrieben, um auf die Angebote und
Möglichkeiten der Condrobs e.V. Suchtberatungsstelle Starnberg während des Lockdowns bzw.
der Schulschließungen aufmerksam zu machen, sodass diese bei Bedarf vermitteln können.
Auch über die speziell für Jugendliche im Landkreis Starnberg entwickelte App „Dein InfoSTAr“
des AK Sucht wurde dabei informiert, um weitere Anlaufstellen für verschiedene Lebens- und

Condrobs                   Suchtberatungsstelle Starnberg – Tätigkeitsbericht 2020   Seite 12 von 35
Krisensituationen an die Hand zu geben. Normalerweise findet dies durch Verteilung von
„Chipkarten“ im Anschluss an unsere Schulprojekte statt.

Darüber hinaus fanden telefonisch und zum Teil persönlich (im Freien) einige
Austauschgespräche mit den Ansprechpartner*innen unserer Kooperationsschulen statt.
Deutlich wurde, dass trotz oder gerade aufgrund der Krise die nachhaltigen, kontinuierlichen
Schulprojekte und v.a. die Wichtigkeit der Lebenskompetenzförderung perspektivisch sehr
hochgehalten wurden, auch wenn die Umsetzung der für das Jahr geplanten Projekte aufgrund
der Umstände zum Teil entfallen mussten. Im Herbst 2020 konnte ein Projekt unter Einhaltung
der Hygiene- und Abstandsregeln sogar wieder analog durchgeführt und dabei auch gemeinsam
mit den Schüler*innen über die Herausforderungen der Krise gesprochen werden.

Öffentlichkeits- und weitere Großveranstaltungen konnten dieses Jahr aufgrund der Pandemie
nicht stattfinden. So entfiel z.B. der jährliche Alkoholpräventionstag im Rahmen eines proaktiven
Netzwerkansatzes, der sich über die Grenzen des Suchthilfesystems an Verantwortliche und
Multiplikator*innen im Landkreis Starnberg richtet und im Rahmen des deutschlandweiten
Bundesmodellprojekts zur Alkoholprävention „HaLT“ (Hart am Limit) organisiert wird. Auch das
sogenannte „Papierbootrennen“, das alle zwei Jahre stattfindet und wo Condrobs e.V. im
Rahmen des Arbeitskreises Sucht mit einem Stand vertreten ist, konnte nicht stattfinden.

Die Zahl der erreichten Personen ist in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise und der damit
verbundenen Schwerpunktverlagerung und des strukturellen Ansatzes ab März wenig
repräsentativ, soll aber der Vollständigkeit halber ergänzt werden. Es wurden insgesamt 226
Multiplikator*innen (Lehrkräfte, Eltern, Erzieher*innen, sonst. Fachkräfte) und 250
Schüler*innen bzw. Jugendliche durch Projekte, Schulungen, Elternabende und
Kooperationsgespräche erreicht.

Gegen Ende des Jahres verließ uns der von allen sehr geschätzte Kollege Wolfram Skasa-Weiß,
der die Suchtprävention in Starnberg 13 Jahre lang federführend und mit viel Freude ausübte.
Seinen Weggang bedauern wir sehr und wir danken ihm für seinen intensiven Einsatz für die
Suchtprävention im Landkreis Starnberg und wünschen ihm für seine Zukunft alles erdenklich
Gute.

Ab Januar 2021 wird das Präventionsteam durch Tanja Orta, einer langjährigen und sehr
erfahrenen Präventionsfachkraft, die zuvor viele Jahre für Condrobs in München tätig war,
wieder verstärkt.

1.2.1      Suchtprävention in Kindertagesstätten

In diesem Jahr fand u.a. ein Fortbildungstag in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle
Condrobs e.V. Garmisch/ Murnau für das pädagogische Personal in den Kitas in statt. Es wurde
ein neues Seminar erarbeitet und in beiden Landkreisen erfolgreich durchgeführt.

Mit den Eltern gut in Kontakt zu sein, stärkt deren Erziehungskompetenz und ist zugleich
hilfreich für eine gute Atmosphäre in der Einrichtung. Dazu braucht es u.a. den offenen
Austausch über die Entwicklung der Kinder und auftauchende Erziehungsfragen. Jedoch kann
das Ansprechen von Auffälligkeiten durch pädagogische Fachkräfte bei Eltern Gefühle der
Verunsicherung, manchmal auch Angst auslösen, etwas „verkehrt“ zu machen.

An diesem Fortbildungstag beschäftigten wir uns daher mit den Fragen:

Condrobs                    Suchtberatungsstelle Starnberg – Tätigkeitsbericht 2020   Seite 13 von 35
•   Woran liegt es denn eigentlich, dass manche Eltern sich leicht tun Anregungen
        anzunehmen und dankbar sind für den Austausch und andere eher in den Widerstand
        gehen und die Zusammenarbeit sogar ablehnen und gar boykottieren?
    • Was braucht es, um mit Eltern gut im Gespräch zu bleiben?
    • Wie können der Austausch auf Augenhöhe und ein wertschätzender, empathischer
        Umgang mit Eltern gelingen, vor allem auch dann, wenn Sie sich als Gesprächspartner
        nicht respektvoll behandelt fühlen?
    • Wohin mit den eigenen Gefühlen, die im Gespräch auftauchen und wann ist es sinnvoll
        klare Grenzen aufzuzeigen?
Durch verschiedenen Übungen und Methoden hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit,
ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit den Eltern zu reflektieren und weitere hilfreiche Strategien
zu erarbeiten. Neben dem fachlichen Input wurde der intensive Austausch mit den anderen
Fachkräften als sehr positiv und gewinnbringend bewertet.

Auch wenn dieses Thema auf den ersten Blick nicht mit Suchtprävention in Verbindung gebracht
wird, ist es unserer Ansicht nach sehr bedeutsam, da viele Eltern heute aufgrund ihrer
vielfältigen Belastungen und der Verunsicherung in Erziehungsfragen dringend Unterstützung
suchen. Das Vertrauen in die Kita und die dort Erziehenden ist dabei essentiell. Ein gelungener
Austausch zwischen Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen und den Eltern bereichert den
Erziehungsalltag. Denn sowohl die Kita, als auch das Elternhaus unterstützen Kinder beim
Erwerb wichtiger Lebenskompetenzen, die zum Schutz vor Sucht und Gewalt beitragen.

Über die offen ausgeschriebenen Fortbildungen, die sich an alle pädagogischen Fachkräfte aus
den Kitas im Landkreis richteten, erreichen wir auch neue Einrichtungen, die zukünftig bereit
sind, suchtpräventive Aspekte mehr in den Blick zu nehmen. Für viele Teilnehmer*innen ist es
wichtig und wertvoll zu erleben, dass sich bereits viele gute und hilfreiche Ansätze in ihrer Arbeit
wiederfinden und genau das motiviert sie, daran gezielt weiter zu arbeiten.

So freuten wir uns auch in diesem Jahr wieder über Anfragen von Einrichtungen, mit denen wir
seit Jahren über unsere Fortbildungs- und Elternabendangebote in Kontakt stehen. Von einem
Kita-Team wurden wir eingeladen, das Konzept der Spielzeugfreien Zeit vorzustellen, um
gemeinsam einen Plan für die Umsetzung in ihrer Einrichtung zu entwickeln. Während des
Fortbildungstages bestätigte sich unsere Erfahrung, wie wichtig es für Mitarbeiter*innen ist, sich
ausreichend Zeit zu nehmen für die Reflektion und den Austausch der oftmals unterschiedlichen
Erwartungen und Haltungen bzgl. dieses anspruchsvollen Projekts.

Auch Elternabende zu den Themen „Starke Kinder - was Eltern im frühen Kindesalter schon alles
tun können, um Suchtverhalten vorzubeugen“ sowie „Kinder brauchen Grenzen - Eltern trauen
sich nein zu sagen“ wurden angefragt.

Die Veranstaltung für Eltern „Starke Gefühle- Wut, Trauer, Freude, Angst“ eine Teamfortbildung
zur Förderung von Lebenskompetenzen und der jährliche Informationsbesuch der Fachakademie
für Sozialpädagogik sowie die Workshops für Kinderpfleger*innen konnten aufgrund von
Corona in diesem Jahr leider nicht mehr stattfinden.

1.2.2 Suchtprävention an Schulen

Unsere Schulprojekte zur Suchtprävention werden in Kooperation mit geschulten
Multiplikator*innen vor Ort und unter Einbezug der Themenwünsche und Bedarfe der jeweiligen
Zielgruppen durchgeführt. Dabei werden den Schüler*innen nicht nur altersgerechte
Informationen, sondern vor allem anknüpfend an ihren Entwicklungsaufgaben Lern- und
Condrobs                    Suchtberatungsstelle Starnberg – Tätigkeitsbericht 2020     Seite 14 von 35
Erfahrungsräume eröffnet, in denen sie mit sich selbst, ihren Werten und ihrer Lebens-, Risiko-
und Gesundheitskompetenz in Beziehung treten können.

Einige Schulen im Landkreis haben ein solches Projekt bereits seit sehr vielen Jahren
implementiert und Projekt-Präventionsteams vor Ort etabliert. Ein Schulprojekt konnte vor dem
ersten Lockdown Mitte März noch vollständig durchgeführt werden, wohingegen ein weiteres
nur noch zur Hälfte umgesetzt werden konnte und alle weiteren bis Ende des Schuljahres
2019/2020 entfallen mussten. Im Herbst, also im neuen Schuljahr, war wieder eine
Durchführung möglich, unter Einhaltung aller gegebenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen und
mit entsprechend angepassten Methoden. Mit den anderen Kooperationsschulen, wo Projekte
entfallen     mussten,     waren    wir    während      der    Lockdown-Phasen      mit     den
Suchtpräventionsbeauftragten und/oder Schulsozialarbeiter*innen der Schulen in Kontakt, um
uns ein Bild von der Situation zu machen, in Austausch zu bleiben und Bedarfe zu ermitteln.

Die gesamte Projektphase eines Kooperationsprojekts zur Suchtprävention an Schulen setzt sich
aus mehreren aufeinanderfolgenden Schritten zusammen und erstreckt sich über einen
Gesamtzeitraum von zwei bis drei Monaten:

    Einführung und Vorstellung des Projekts für ein von der Schule ausgewähltes Fachteam
    bestehend aus motivierten Multiplikator*innen (Lehrkräfte, Schulsozialpädagog*innen)

    Eruierung der Workshopthemen mit allen Klassen der ausgewählten Jahrgangsstufe

    Fortbildung, Aufteilung der Themen und Methodenschulung für das pädagogische
    Fachteam

    Durchführung der interaktiven Workshops unter Moderation von jeweils                      zwei
    pädagogischen Fachkräften bei einer Gruppengröße von maximal 15 Schüler*innen

    Nachbesprechung, Auswertung und Ausblick

Gemeinsam mit den Kooperationspartner*innen an den Schulen wurden wieder passende (Zeit-)
Pläne erstellt, Abläufe vor Ort bestmöglich integriert und somit bedürfnisorientiert umgesetzt.
Aktuelle Trends und damit verknüpfte Fragen werden im Rahmen selbstgewählter
Workshopthemen wie „Freundschaft und Gruppenzwang“, „Sucht und Drogen“, „Stress und
Leistungsdruck“, „Selbstwert und Umgang mit Gefühlen“ etc. aufgegriffen und flexibel darauf
eingegangen; bei dem Projekt im November auch auf die Auswirkungen von Corona auf die
Psyche. Im Rahmen der Themenangebote werden die Jugendlichen dabei unterstützt, für sich
gesunde Antworten auf anstehende Entwicklungsaufgaben zu finden und gemeinsam Fragen
wie z.B. „Was bedeutet für mich Genuss?“, „Wo beginnt eine (Sucht-)Gefährdung?“, „Was
gibt mir Kraft und Halt?“, „Was brauche ich, damit es mir gut geht?“ oder auch „Wo kann ich
mir Unterstützung und Hilfe holen?“ zu reflektieren. Im Sinne eines Austauschs auf Augenhöhe
ohne erhobenen Zeigefinger wird in der Moderation ein hoher Wert auf Freiwilligkeit und einen
nicht wertenden, respektvollen Umgang gelegt.

1.2.3 Projekt „Unabhängig im Alter“

Das auf zwei Jahre angelegte Präventionsprojekt „Unabhängig im Alter“, welches 2019 startete
und von den Condrobs e.V. Suchtberatungsstellen Starnberg und Garmisch-Partenkirchen
gemeinsam mit den jeweiligen Landkreisen ins Leben gerufen wurde, konnte im Jahr 2020 trotz
der schwierigen Umstände erfolgreich weitergeführt und abgeschlossen werden. Ziel des

Condrobs                   Suchtberatungsstelle Starnberg – Tätigkeitsbericht 2020   Seite 15 von 35
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Geflüchtete und Menschen aus Flüchtlingsfamilien sind häufig durch Traumatisierung im
Herkunftsland oder auf der Flucht belastet und zusätzlich durch mangelnde Tagesstruktur und
unsichere Aufenthalts- und Zukunftsperspektiven beeinträchtigt. Hinzu kommen
Sprachbarrieren, ein für sie unbekanntes, komplexes Gesundheitssystem, ein kulturell bedingt
unterschiedliches Krankheitsverständnis und viele existenzielle Probleme. Aufgrund der
spezifischen Belastungen und Beeinträchtigungen besteht ein erhöhtes Risiko für eine spätere
Suchtentwicklung, z.B. wenn durch den Einsatz psychoaktiver Substanzen oder süchtiger
Verhaltensweisen der Alltag erträglicher gemacht und Probleme kompensiert werden sollen.
Fachkräfte und ehrenamtliche Helfer*innen, die mit der Betreuung und Begleitung von
geflüchteten Menschen befasst sind, stehen in diesem Zusammenhang im Alltag vor vielfältigen
Herausforderungen.

In Kooperation mit TAFF (Therapeutische Angebote für Flüchtlinge im Landkreis Starnberg)
führten wir insgesamt vier Basismodule zur transkulturellen Suchtprävention für Fachkräfte und
Ehrenamtliche durch.

Im Q 1/ 2020 wurde für (Fach-) kollege*innen und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der
unterschiedlichsten Professionen und Einrichtungen, die in der Arbeit mit geflüchteten
Menschen tätig sind, zunächst die Basismodule der Fortbildung zur transkulturellen
Suchtprävention angeboten. Ziel war es, den teilnehmenden Multiplikator*innen in einem
überschaubaren Zeitraum einen Erwerb über Grundkenntnisse zu den Themen
Suchtentwicklung, Suchtprävention zu ermöglichen, die eigene Haltung und die Teamhaltung zu
reflektieren, dabei zentrale kultursensible Aspekte zu berücksichtigen, Handlungssicherheit zu
erreichen und Möglichkeiten der Prävention in den Einrichtungen zu sondieren. Weitere Inhalte
der Basisfortbildung waren Informationen zu Substanzen, rechtlichen Grundlagen sowie
Hintergrundinformationen und Zugangsmöglichkeiten zur Suchthilfe.

Die Heranführung an den weitgefassten Suchtbegriff, die Auseinandersetzung mit den Themen
Konsum-, Gebrauch-, Missbrauch-Abhängigkeit, deren Entstehung und Vorbeugung sowie
Funktion und Motive von Konsumverhalten und Ansatzpunkte für gelingende Gesprächsführung
standen im Mittelpunkt der zweiten Schulung, die in Q4 unter Hygienebedingungen in
Präsenz durchgeführt werden konnte. Im Weiteren wurde dem Austausch Raum gegeben. Mit
der Methode der Kollegialen Beratung konnten typische Arbeits- und Teamsituationen aus dem
beruflichen Alltag, bestehende Regeln und mögliche präventive Ansatzpunkte in Bezug auf die
jeweiligen Zielgruppen strukturiert reflektiert und auf mögliche präventive Ansatzpunkte
besprochen und überprüft werden.

Trotz der Erschwernisse, die die Pandemie mit sich brachte und bringt war bei allen
Teilnehmer*innen durchgehend großes Interesse vorhanden sowohl Informationen zu den
Themen „Basiswissen zur Sucht“, „Eigene Haltung und Teamhaltung“ sowie „Flucht und
Migration“ zu bekommen. Die Fortbildung ist als Expert*innenaustausch angelegt - die Expertise
der Flucht trifft auf die Expertise der Sucht. Methoden für die praktische Arbeit an die Hand zu
bekommen, wurde als wertvoll erlebt, da dies sowohl im Rahmen der Bezugspersonentätigkeit
aber auch im Kontext der jeweiligen Einrichtung gewinnbringend eingebracht werden kann und
intensiven Austausch in der Gruppe und Impulse für die weitere Arbeit ermöglichte. Obwohl
unterschiedliche Ausgangsbedingungen bei den Teilnehmer*innen vorhanden waren, wurde
deutlich, dass die Verzahnung der Themenfelder Flucht und Migration einerseits und Sucht
andererseits im Modell der transkulturellen Suchtprävention entscheidende Aspekte beinhaltet,
Condrobs                   Suchtberatungsstelle Starnberg – Tätigkeitsbericht 2020   Seite 17 von 35
damit sich die Multiplikator*innen in der Migrations- und Fluchthilfe nicht nur bestmöglich
informiert, sondern auch Sicherheit im alltäglichen Handeln unter Einbeziehung präventiver
Gesichtspunkte erlangen konnten.

Am 9. November wurden alle Erfahrungen und evaluierten Ergebnisse des Modellprojekts auf
dem Fachtag „Transkulturelle Suchtprävention - Erfahrungen aus Suchthilfe und
Migrationsarbeit“ im virtuellen Raum mit persönlichen Erfahrungen der durchführenden
Standorte präsentiert.

Wir bedanken uns nochmals ganz herzlich bei Frau Trägler vom Landratsamt Starnberg für die
gute Kooperation sowie bei allen Teilnehmenden für das Interesse und den informativen
Fachaustausch.

1.2.5. Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit

Im Rahmen der Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit nahmen wir auch 2020, soweit es noch
möglich war, an Austauschtreffen und Informationsgesprächen mit Vertreter*innen der
unterschiedlichen Fachbereiche und -gremien teil, z.T. im digitalen Raum.

Die speziell für Jugendliche im Landkreis Starnberg und zuvor in Vernetzung mit
Fachkolleg*innen des AK Sucht erstellte App „Dein Info-STAr“ konnte zudem sehr gut im
Rahmen der hierfür erstellten „Chipkarten“ mit Downloadoption bei den noch stattfindenden
Projekten und durch die Briefe an alle weiterführenden Schulen im Landkreis beworben und an
die Zielgruppe weitergegeben werden. Das Ziel dieser App ist es, den Jugendlichen kostenfreie
Anlaufstellen an die Hand zu geben und so möglichst frühzeitig auch über diesen Weg in
verschiedenen Lebens- oder Krisensituationen Hilfe anzubieten.
Angehörige:
                N=179, 28,3%
                (2019: 25,1%)

 Abhängige:
N=454; 71,7 %
(2019: 74,9%)
jüngeren Menschen hin verschoben. Dies zeigt sich auch darin, dass 2020 mehr Kinder bis 14
Jahren in unsere Suchtberatungsstelle kamen als zuvor, selbst wenn deren prozentualer Anteil
an der Gesamtklientel mit 3,5% nach wie vor gering ausfällt.

Der Geschlechtervergleich zeigt, dass unsere Klientel zu fast 39% aus Frauen bestand und zu
etwas über 61% aus Männern. Diese Ratio ähnelt der des Vorjahrs.

Unsere Klient*innen kamen            auf     folgende        Art     zu     uns       (N=721)       aufgrund     von
Mehrfachbetreuungen):

                Art der Vermittlung                                         Anzahl        Prozent
                Eigeninitiative, Selbstmelder                                  437         60,5 %
                Familie, Angehörige, Freunde, Bekannte                          31          4,3 %
                Justiz     (JVA/Maßregelvollzug,     Bewährungshilfe,           50          6,9 %
                interner/externer Sozialdienst)
                Psychiatrische Krankenhäuser                                      26       3,6 %
                Allgemeine Krankenhäuser                                          63       8,7 %
                Suchtberatungsstelle, Fachambulanzen                              35       4,9 %
                Niedergel. Ärzte, Psychiater, Psychotherapeuten                   34       4,7 %
                Einrichtung der Akutbehandlung                                     3       0,4 %

                Stationäre Suchthilfeeinrichtung (Reha, Adaption)                 13       1,8 %

                Arbeitsagentur / Job-Center / ARGE                                    0    0,0 %
                Arbeitgeber, Betriebe, Schulen                                        5    0,7 %

                Einrichtungen der Jugendhilfe                                         5    0,7 %
                Jugendamt                                                             4    0,6 %
                Schuldnerberatung                                                     0    0,0 %
                Andere Beratungsdienste                                               4    0,6 %

                Soziotherapeutische Einrichtung                                   2        0,3 %
                Sonstige                                                          5        0,7 %
                Keine Angaben                                                     4        0,6 %
                Gesamt                                                          721        100%

Auch in 2020 fanden die meisten unserer Klient*innen wieder aus eigenem Antrieb zu uns. Bei
der Detailbetrachtung fallen im Vergleich zu 2019 folgende Veränderungen auf:

Anteilsmäßig nahm die Anzahl der Selbstmelder deutlich zu. Die Zahlen der Personen, denen wir
von Psychiatrischen Krankenhäusern empfohlen wurden, sowie derer, die von der Justiz zu uns
geschickt wurden, nahmen dagegen ab.

Alle anderen Veränderungen der Zuweisungsstatistik gegenüber dem Vorjahr bewegen sich
jeweils unter 3%. Die jeweiligen Zuweisungshäufigkeiten blieben in diesen Bereichen somit etwa
gleich.

Neben der Beratung in den Räumen unserer Beratungsstelle suchten wir auch wieder
Klient*innen zu Hause, in Kliniken sowie in anderen Einrichtungen im Landkreis Starnberg auf.

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Die Diagnosen unserer Klientel mit eigener Suchtproblematik nach ICD-10 (N=527,
Mehrfachnennungen möglich) verteilten sich wie folgt:

                 Substanzbezogene Hauptdiagnosen                            Anzahl Prozent
                 F10 Alkohol                                                   302   57,1%
                 F11 Opioide                                                    22    4,2%
                 F12 Cannabis                                                  112   21,3%
                 F13 Sedativa / Hypnotika                                        2    0,4%
                 F14 Kokain                                                      3    0,6%
                 F15 Stimulanzien (inkl. Koffein, Ecstasy)                       0    0,0%
                 F16 Halluzinogene                                               0    0,0%
                 F17 Tabak                                                       0    0,0%
                 F18 Flüchtige Lösungsmittel                                     0    0,0%
                 F19 Andere psychotrope Substanzen /                            70   13,3%
                       Polytoxikomanie
                 Sonstige suchtbezogene Hauptdiagnosen
                 F63 Pathologisches Glücksspiel                                   2   0,4%
                 F63.8 / F68.8 Exzessiver Medienkonsum                            2   0,4%
                 Sonstige Gründe                                                 12   2,3%
                 Gesamt suchtbezogene Hauptdiagnosen                            527   100%

Die Detailbetrachtung ergibt folgendes Bild:

Im Jahr 2020 kamen mehr als 99% unserer Klient*innen wegen einer stoffbezogenen
Abhängigkeitsproblematik zu uns in Beratung.

Die Klient*innen mit der Diagnose „schädlicher Alkoholkonsum“ bzw. „Alkoholabhängigkeit“
machten dabei, wie schon in den Vorjahren, die deutlich größte Gruppe aus. In absoluten
Zahlen gemessen ist diese Klient*innen-Gruppe gegenüber 2019 leicht geschrumpft (302
gegenüber 326 im Vorjahr). Der prozentuale Anteil der Personen mit Alkoholproblemen ist
damit von 62,3% auf nun 57,1% unserer Gesamtklientel gesunken. Alkohol ist als Suchtmittel
in unserem Landkreis nach wie vor die dominante Diagnose.

Die zweitgrößte Konsument*innen-Gruppe bildeten erneut Personen mit schädlichem bzw.
abhängigem Cannabiskonsum, wobei die Anzahl dieser Personen gegenüber dem Vorjahr
abnahm (von 139 Klient*innen in 2019 auf 112 in 2020). Prozentual machte diese Gruppe in
2020 21,3% (gegenüber 26,6% in 2019) der Diagnosen aus. Cannabis erfreut sich im Landkreis
Starnberg somit vor allem bei jungen Menschen noch immer großer Beliebtheit.

Die drittgrößte Gruppe bilden Klient*innen mit multiplem Substanzgebrauch (13,3%), gefolgt
von Opiatabhängigen, deren Zahl gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen ist (29
Personen in 2019 gegenüber 22 Personen in 2020).

Bei den restlichen substanzbezogenen Hauptdiagnosen blieben alle Zahlen im Bereich unter 1
Prozent.

Bei Betrachtung der nicht substanzbezogenen Hauptdiagnosen ergab sich folgendes Bild:
Im Jahr 2020 kamen nur 2 Personen wegen Glückspielsucht in unsere Einrichtung (gegenüber 1
im Vorjahr) und 2 wegen exzessivem Medienkonsum (gegenüber 2 in 2019).

Condrobs                    Suchtberatungsstelle Starnberg – Tätigkeitsbericht 2020          Seite 21 von 35
Zur Behandlungsdauer ergab sich 2020 folgendes Bild:

                      Behandlungsdauer 2020 im Vergleich zu 2019

               unter 1 Monat

         1 bis unter 3 Monate

         3 bis unter 6 Monate
                                                                                      2019
        6 bis unter 12 Monate
                                                                                      2020
         12 Monate und mehr

                                0              100               200            300

                                           Anzahl der beendeten Betreuungen

2020 wurden in unserer Beratungsstelle 554 Betreuungen abgeschlossen. Dies waren 30 mehr
als 2019. Diese Zunahme bezog sich am stärksten auf Kurzzeitbetreuungen. Da auch die Anzahl
der über 1 Jahr andauernden Betreuungen angestiegen ist, spricht dies für eine gute
Klient*innen-Bindung.

Art der Beendigung der Beratung (Basis ist die Anzahl der beendeten Betreuungen im
Berichtszeitraum, N=554):

                Art der Beendigung                                 Anzahl   Prozent
                Regulär nach Beratung / Behandlungsplan             514     92,8 %
                Planmäßiger Wechsel in andere Betreuungsform         6       1,1 %
                Vorzeitig auf therapeutische Veranlassung            0       0,0 %
                Vorzeitig mit therapeutischem Einverständnis         0       0,0 %
                Abbruch durch Klient                                 20      3,6 %
                Disziplinarisch                                      0       0,0 %
                Außerplanmäßiger Wechsel in andere Einrichtung       0       0,0 %
                Verstorben                                           0       0,0 %
                keine Angaben                                        14      2,5 %
                Gesamt                                              554     100,0%

Im Jahre 2020 endeten 92,8% unserer Betreuungen planmäßig und 5,4% mit einer
Weitervermittlung in weiterführende therapeutische Angebote und Hilfen.
Weitervermittlungen innerhalb von Beratungsprozessen (Basis ist die Anzahl der
Weitervermittlungen bei     beendeten Betreuungen im   Berichtszeitraum, N=60,
Mehrfachnennungen möglich):

     Weitervermittlung in / zu *                                                 Anzahl   Prozent
     Ambulante somatische Akutbehandlung                                              1          1,7%
     Ambulante psychiatrische Akutbehandlung                                          1          1,7%
     Ambulante medizinische Rehabilitation                                            4          6,7%
     (Reha-)Nachsorge                                                                 1          1,7%
     Ambulant Betreutes Wohnen                                                        1          1,7%
     Stationäre psychiatrische Akutbehandlung                                         5          8,3%
     Qualifizierter Entzug                                                            5          8,3%
     Entgiftung                                                                      15         25,0%
     Stationäre medizinische Rehabilitation                                          19         31,4%
     Adaptionseinrichtung                                                             0          0,0%
     Psychosoziale Begleitung Substituierter                                          0          0,0%
     Stationäre Einrichtung der Sozialtherapie (Wohnheim)                             0          0,0%
     Sucht- und Drogenberatung                                                        1          1,7%
     Stationäre psychotherapeutisch/-somatische Akutbehandlung                        1          1,7%
     Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII)                                               0          0,0%
     Wechsel in ambulante Behandlungsform                                             1          1,7%
     Berufliche Rehabilitation                                                        0          0,0%
     Ganztägig ambulante Rehabilitation                                               1          1,7%
     Sozialpsychiatrische Betreuung                                                   0          0,0%
     Ambulante Entlassform                                                            1          1,7%
     Suchtberatung im Betrieb                                                         3          5,0%
     Gesamt                                                                          60        100,0%

Wir vermittelten im Jahr 2020 60 Personen in weiterführende Behandlungen. Dies waren 58
weniger als 2019. Die Zahl der Personen, die eine ambulante Rehabilitation oder eine
Nachsorgemaßnahme bei uns absolvierten, stieg dagegen von 36 auf 41 an. Von diesen
schlossen 18 die Maßnahme in 2020 ab.

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Berufliche Integration bei Betreuungsende (Basis ist die Anzahl der beendeten Betreuungen
im Berichtszeitraum, N=554):

           Erwerbssituation bei Betreuungsende                                        Anzahl Prozent
           Auszubildender                                                                  4   0,7 %
           Arbeiter / Angestellter / Beamte                                              328 59,3 %
           Selbständiger / Freiberufler                                                   10   1,8 %
           Sonst. Erwerbspersonen (Wehrdienst, Elternzeit etc.)                            4   0,7 %
           In beruflicher Rehabilitation                                                   0   0,0 %
           In Elternzeit, im längerfristigen Krankenstand                                  3   0,5 %
           Arbeitslos nach SGB III (Bezug von ALG I)                                       8   1,4 %
           Arbeitslos nach SGB II (Bezug von ALG II)                                      57 10,3 %
           Schüler / Student                                                             105 19,0 %
           Hausfrau / Hausmann                                                             1   0,2 %
           Rentner / Pensionär                                                        19     3,4 %
           Sonstige Nichterwerbspersonen (z. B. SGB XII)                                   1   0,2 %
           Sonstige Nichterwerbspersonen ohne Bezug von SGB XII-                           5    0,9 %
           Leistungen
           Keine Angaben                                                                   9    1,6 %
           Gesamt                                                                        554   100,0%

Der Anteil der Nicht-Erwerbstätigen im erwerbsfähigen Alter (arbeitslos und nichterwerbsfähig)
stieg im Vergleich zum Vorjahr geringfügig an und betrug anteilsmäßig 13,5% (gegenüber
12,7% in 2019).

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3.         Ambulant Betreutes Einzelwohnen

Ziel der Betreuung von Suchtkranken im Rahmen des BEW ist es, die Folgen oder Schäden der
Suchterkrankung zu reduzieren oder abzumildern und eine Teilnahme am Leben in der
Gemeinschaft zu ermöglichen oder zu erleichtern.

Der Umfang und die Dauer der Betreuung richten sich nach dem individuellen Hilfebedarf.
Dieser wird in Form von Zielen und Maßnahmen unter Einbezug vorhandener Ressourcen in
einem Hilfeplan gemeinsam mit dem Antragsteller definiert.
Der Hilfeplan umfasst die Bereiche soziale Kontakte, Selbstversorgung, Wohnen, insbesondere
der Erhalt der Möglichkeit in einer Wohnung zu leben, Arbeit, Tagesstruktur und
Freizeitgestaltung.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verbesserung der Gesundheit und Stärkung der Selbst-
wirksamkeit als Basis, sowie Hilfen bei Schriftverkehr bei Behördenangelegenheiten, Schulden
und Finanzen.

Rechtliche Grundlage dieser Hilfeform ist die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung
oder von einer Behinderung bedrohten Menschen nach SGB IX § 99 ff. Der Kostenträger ist der
Bezirk Oberbayern. Die Suchterkrankung ist eine psychische Erkrankung/Behinderung.

Wir begleiten und unterstützen einen großen Teil der Klient*innen über längere Zeit, da die Hilfe
bei Bedarf zeitlich nicht begrenzt ist und ein großer Teil unserer Klient*innen aufgrund oft
langjähriger Suchterkrankung einen hohen Hilfebedarf aufweist.

Grundsätzlich dient die Betreuung dazu, die Lebenssituation der Betroffenen nachhaltig zu
verbessern. Ambulant Betreutes Einzelwohnen (BEW) schafft Grundlagen für ein unabhängiges
suchtmittelfreies Leben und unterstützt beim Aufbau von nachhaltigen Perspektiven.

Angebote unserer Betreuungsleistungen sind:

              -   Hausbesuche
              -   Einzelgespräche
              -   Erarbeitung von individuellen Strategien zur Rückfallvermeidung
              -   Krisenintervention in problematischen Lebenssituationen
              -   Unterstützung bei der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit
              -   Erhalt und Verbesserung der Wohnsituation
              -   Hilfestellung bei Angelegenheiten bezüglich Finanzen und Behörden sowie
                  Begleitung
              -   Aufbau und Pflege sozialer Kontakte
              -   Steigerung der Gesundheitsfürsorge
              -   Hilfen bei der Erschließung medizinisch, psychiatrischer und psychologischer
                  Versorgung
              -   Förderung von psychischer Stabilität und sozialer Kompetenz
              -   Erschließung von Ressourcen, Fähigkeiten fördern
              -   Entwicklung einer realistischen neuen Lebensperspektive

Diese Hilfen richten sich nach den jeweiligen Bedarfen unserer Klientel aus und werden
regelmäßig geprüft und individuell angepasst.

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Unsere Zielgruppen sind:

Erwachsene ab dem 21. Lebensjahr mit Suchterkrankung, die                            bereit     sind,    an
Integrationsmaßnahmen zur Teilhabe an der Gesellschaft mitzuwirken.

Belegung und Verlauf

Im ambulant Betreuten Einzelwohnen in Starnberg wurden mit den sechs WG Plätzen in 2020
insgesamt zwischen 26-30 Klient*Innen betreut. Im Mai haben wir unsere Kapazitäten um 3
Plätze wegen stetig hoher Nachfrage erhöht. So konnten wir im Bereich des ambulanten
Wohnens in eigener Wohnung 7 neue Klienten*innen aufnehmen.

Innerhalb des Jahres hatten wir drei Beendigungen und leider auch einen Todesfall eines
ambulant betreuten BEW Bewohners.

Das Thema Pandemie stellte uns vor neue Herausforderungen, im Rahmen des Betreuten
Einzelwohnens, kreative Lösungen zu finden, da es natürlicherweise unterschiedliche Haltungen
zu den persönlichen Sicherheitsbedürfnissen der Klienten*innen gab. Es konnten im Dialog gute,
tragbare Lösungen gefunden werden.

Die WG in Stockdorf hatte im letzten Jahr zwei Platzwechsel. Beide Klienten, die auszogen,
entschieden sich für die Eigenständigkeit in einer eigenen Wohnung. Drei Bewohner leben seit
Eröffnung der WG dort.

Einigen Klient*innen gelingt es wieder nach Inanspruchnahme der Hilfe, ihre Teilhabe am Leben
in der Gesellschaft ohne Unterstützung gut zu bewältigen, teils auch wieder einen Einstieg in
den Arbeitsmarkt zu schaffen. Bei manchen Klient*innen verändert sich der Bedarf oder nach
einiger Zeit wird klar, dass andere Hilfeformen passender sind, die dann Unterstützung bei der
Suche nach geeigneten Hilfen erhalten. Generell lassen sich deutliche Verbesserungen in den
verschiedenen Lebensbereichen feststellen, auch bei Klient*innen mit jahrzehntelangem
chronischem Suchtverlauf.

Sozialtherapeutische Einzel- und Gemeinschaftsaktivitäten

Kern der Unterstützung ist eine an den Zielen und Inhalten des mit den Klient*innen gemeinsam
erarbeiteten Hilfeplans orientierte Einzelfallhilfe. Erweitert wird dies durch Gruppenangebote.

Aufgrund der Corona-Situation haben wir die Gruppenangebote wegen rechtlicher Vorgaben
und Abwägungen zwischen Notwendigkeit und Risiko eingestellt. Ein Stückweit konnte diese
Einschränkung der Angebote durch das „chillout“ in Starnberg, die „Kontakt- und
Begegnungsstätte“ KuB in Gauting und die „Gruppe Mittendrin“ aufgefangen werden.

Auch Einzel- und Freizeitaktivitäten waren durch die Corona-Bedingungen nur limitiert möglich.
Im Sommer konnte eine Wanderung mit einer kleinen Anzahl von interessierten Klienten*innen
zu den Kuhfluchtwasserfällen stattfinden, was in dieser Zeit ein seltenes, besonderes Erlebnis
darstellte.

Für viele unserer Klient*innen stellen die Angebote eine Möglichkeit dar, die eigenen vier
Wände zu verlassen, Gemeinschaft zu erfahren und Ihren Lebensraum aus einer anderen

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Perspektive wahrzunehmen, Kultur und Natur der Umgebung zu erleben. Wir hoffen, dass wir in
2021 die Chance haben, unseren BEW Teilnehmer*innen dieses zu ermöglichen.

Erweitertes Angebot durch abstinente WG in Stockdorf

Seit August 2018 bieten wir eine „Nachsorge WG“ im Rahmen des Betreuten Einzelwohnens
an.

Vorrangig richtet sich das Angebot an Menschen mit Suchterkrankung, die nach einer
erfolgreichen Rehabilitation weitere Unterstützung zur Stabilisierung suchen. Bei der Aufnahme
sollte mindestens eine Abstinenzzeit von einem halben Jahr gegeben sein.

Das Haus verfügt über sechs möblierte Einzelzimmer, eine große Wohnküche, zwei Bäder, ein
Büro, einen Waschkeller sowie einem Garten mit Terrasse, Grillmöglichkeit und
Tischtennisplatte. Es liegt zentral in Stockdorf und bietet eine gute Anbindung zu öffentlichen
Verkehrsmitteln, Geschäften und Arztpraxen.

Die Betreuer*innen sind unter der Woche tagsüber zwischen 8:00 und 17:00 Uhr erreichbar und
unterstützen bei der individuellen Entwicklung von Fähigkeiten zu einer Lebensführung in
größtmöglicher physischer und psychischer Gesundheit und Selbstständigkeit in Verbindung mit
sozialer und beruflicher Integration in die Gesellschaft ohne Drogen und Alkoholkonsum.

Im Zusammenleben kann im Alltag praktisch umgesetzt werden, was in der Suchttherapie bisher
nur theoretisch vermittelt wurde. Gerade Abhängigkeitserkrankte haben die Tendenz zur
Isolation und Vereinsamung. Die WG in Stockdorf bietet hier einerseits einen Schutzraum vor
Alkohol und Drogen und andererseits ein soziales Übungsfeld, um neue Wege mit sich, seinen
Stärken und Schwächen, und im Zusammenleben mit anderen zu erkunden.

Mit Beginn der Pandemie entwickelte sich ein hohes Verantwortungsbewusstsein seitens der
Klienten – das Hygienekonzept wurde sehr gut angenommen und umgesetzt. Trotz teils
gestiegener psychischer Belastungen durch die bekannten Einschränkungen, blieben die
Bewohner stabil. Bei einem Rückfallgeschehen führt dies auch nicht automatisch zu einem
Auszug, sondern ist abhängig von den Begleitumständen. Hierdurch soll ermöglicht werden, aus
der Krise zu lernen.

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Erarbeiten von eigenen Grenzen. Weiterhin besteht die Möglichkeit für Eltern, sich über Alkohol
im Jugendalter in einem Elternabend zu informieren.

2020 wurden von uns insgesamt 22 Jugendliche (2019: 35 Jugendliche) im Klinikum Starnberg
nach einer Intoxikation aufgesucht. Davon hatten drei Jugendliche eine Mischintoxikation
anderer Substanzen. Insgesamt konnten wir bei den Einsätzen 38 Eltern erreichen (2019: 52).

Aufgrund von COVID-19 sind viele Veranstaltungen wie Abschlussbälle und Oktoberfest
ausgefallen, auch Treffen in größeren Gruppen waren die meiste Zeit nicht möglich, weshalb der
Alkoholkonsum vermutlich zurückgegangen ist. Die Anzahl eingelieferter intoxikierter
Jugendlicher im Vergleich zum 1. Halbjahr 2020 ist im Vergleich zum Vorjahr fast um die Hälfte
gesunken (von 14 auf 8).

Aufgrund des angeordneten Lockdown sowie den damit verbundenen Beschränkungen konnten
zwischenzeitlich (Frühjahr bis Spätsommer 2020) keine Sofortinterventionen im Krankenhaus
durchgeführt werden. In diesem Zuge wurde auf Telefonberatung umgestellt und Steckbriefe
erstellt, die an das Klinikum Starnberg ausgegeben wurden. Die Steckbriefe informierten das
Klinikum und ihre Mitarbeiter*innen über die aktiven Mitarbeiter*innen und angebotene
Interventionen und dienen der Weitergabe an betroffene Kinder und Jugendliche und ihre
Angehörigen.

Am Standort Starnberg erreichen wir mittlerweile durch unsere HaLT-Dienste nahezu jeden
Jugendlichen, der wegen einer Intoxikation eingeliefert wurde.

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