Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ

Die Seite wird erstellt Anton Bruns
 
WEITER LESEN
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Nr. 06 – Juni 2016 – 182. Jahrgang

                                                                                                   Sicherheit Schweiz

                                                                                                                Nein zur WEA ist keine Option
                                                                                                                        Armeebotschaft 2016
                                                                                                                           FIS HE an der HKA
                                               Herausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
We
listen
to make
it right.
At RUAG, we make it our business to understand
your needs. We listen and learn every step of
the way to create technology solutions that work.
A promise you can trust.

www.ruag.com
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Editorial                                     Luftwaffe
                               3   Andreas Bölsterli                              Christoph Merki
                                                                            34    ISSYS – mehr als nur
                               Sicherheitspolitik                                 technisches Know-how
                                   Lukas Lanzrein
                                                                             Höhere Kaderausbildung
                               4   Am Puls des Weltgeschehens
                                                                                  Michail Genitsch
                                   Nils O. Büchi
 16 Training für grenzüber-                                                 37    Der Einfluss des FIS HE auf die
    schreitende Hilfe          6   Schweiz unter Partnern                         Ausbildung an der HKA
                                   bei der NATO
                                   André Blattmann                           Forschung und Lehre
                               9   Das Wort des CdA                               Bartholomäus Wissmath,
                                   Wolfgang Kopp                                  Andrea Schneider, Hubert Annen

                              10   Überlegungen zur Struktur                40    Vorbereitung auf
                                   des Deutschen Heeres                           Extremsituationen
                                   Heinrich L. Wirz
                                                                             Geschichte
                              13   Bericht aus dem Bundeshaus
                                                                                  Heini Hofmann

                               Einsatz und Ausbildung                       42    Sechspfünder-Fangschuss:
                                                                                  Armee auf Elefantenjagd
                                   Andreas Bölsterli
                                                                                  Jürg Stüssi-Lauterburg
                              14   Rapport der FU Br 41/SKS
                                                                            45    Guisans Hauptquartier –
                                   Francesco Piffaretti
                                                                                  ein Rückblick
 22 Die neue Armeebefehls-    16   Training für grenzüber-
    gebung 2018 –2021                                                             Hans-Peter Widmer
                                   schreitende Hilfe
                                                                            46    Feldzeichen der Gz Br 5 und
                                   Christoph Meier
                                                                                  F Div 5 sind gerettet
                              20   Vollautomatik
                                   bei persönlicher Waffe                    Internationale Nachrichten

                               Weiterentwicklung der Armee                  48    Pascal Kohler, Henrique Schneider

                                   Claude Meier, Jürg Röthlisberger
                                                                             SOG und Sektionen
                              22   Die neue Armeebefehlsgebung
                                                                            52    Markus Schuler
                                   2018 –2021

                               SOG Vorstand                                  Vermischtes

                                   Stefan Holenstein                        58    Dieter Kläy

                              25   Nein zur WEA ist keine Option
                                                                             Bücher
 40 Vorbereitung auf           Bevölkerungsschutz                           63    Andrea Grichting-Zelenka
    Extremsituationen              Eugen Thomann
                              27   KVMBZ: Von Urs Alig
                                   zu Diego Ochsner
                                   Irène Thomann-Baur
                              28   Sorgen um die Innere Sicherheit
                                                                             Titelbild
                                   Eugen Thomann

Member of the European        30   Schutz der Grenze – auf militäri-
Military Press Association         sche Unterstützung angewiesen?
(EMPA) – ISSN 0002-5925
                                                                                                Transporthelikopter
                               Wirtschaft / Rüstung                                             Cougar T 340
                                                                                                Foto: Christoph Merki
                                   Peter Müller
                              31   Armeebotschaft 2016

                                                             Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016       1
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
We
stay
to make
it real.
By delivering consistently high-quality and
reliable performance, we generate the value
that keeps our customers coming back.
A promise you can trust.

www.ruag.com
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Editorial

                            Liebe Leserin, lieber Leser       tät sehr rasch. Er läuft Gefahr, Bilder aus seiner akti-
                                                              ven Dienstzeit zu bewahren und sich den Realitäten
                                 Wir leben im Informa- vielleicht sogar unbewusst zu verschliessen. Die Offi-
                              tionszeitalter – Insbeson- ziersgesellschaften sollten alles daran setzen, dass auch
                              dere Armee und Sicher- ältere Kameraden in ihren Reihen bleiben und aktiv
                              heitsfragen belegten in den am Vereinsleben teilnehmen. Sie sollten dafür sorgen,
                              letzten Wochen und Mo- dass objektive Informationen bereitgestellt werden und
                              naten in allen Medien Spit- Referenten die heutigen Risiken und Rahmendbedin-
                              zenplätze. Populismus und gungen darstellen und erläutern.
                              Besserwisserei gegen Sach-         Ich habe in den letzten Wochen zwei Generalver-
                              information und Fakten. sammlungen von lokalen OG’s besucht – gute Veran-
                              Neue, für viele noch unbe- staltungen mit aktiven und engagierten Vorstandsmit-
kannte Modelle und Bilder gegen scheinbar Bewähr- gliedern und Teilnehmern. Aber Breite und die Tiefe
tes und Fassbares.                                            in Zahl und Altersstruktur der OG’s hat sich verän-
   Was stimmt nun, was ist falsch, wem soll man glau- dert. Nicht mehr alle Ehemaligen und noch nicht alle
ben und wo stimmen die Argumente? Wir als Stimm- Aktiven werden erreicht. Der Austausch ist entschei-
bürger sind schon bald gehalten, uns Informationen dend. Ehemalige, die erleben, was die heutige Kader-
zu beschaffen, damit uns                                                                   generation macht und be-
in Sicherheitsfragen die                                                                   wegt, können sich ein bes-
Meinungsbildung ermög-                     «In der Informationsflut                        seres Bild machen als Ehe-
licht wird.                                                                                malige, die nur die Pole-
   Die Frist zur Sammlung             gehen die Wegweiser unter.»                          mik der Gegner und die
von Unterschriften für ein              Prof. Dr. Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger              selektive, meist negative
Referendum gegen die                                                                       Berichterstattung der Me-
«Änderung vom 18. März                                                                     dien zur Auswahl haben.
2016 des Bundesgesetzes über die Armee und die Mi-               Also, geschätzte Vorstandsmitglieder der Offiziers-
litärverwaltung (Militärgesetz, MG)» läuft. Wenn es gesellschaften, geschätzte aktive Mitglieder der OG’s –
zustande kommt, dann wird eine Diskussion zu füh- holen Sie Ihre ehemaligen Kameraden ab, ergänzen
ren sein, die hoffentlich sachlich bleibt und die objek- Sie den geplanten Grillabend Ihres Vereins mit einem
tive Information als Basis hat. Diese Auseinanderset- Informationsblock. Haben Sie den Mut, auch wie-
zung wird auch in der ASMZ zu verfolgen sein.                 der Ausbildungsveranstaltungen auf Ihr Programm zu
   Wo aber liegt die Wahrheit, was stimmt? – Hier ha- setzen und sich den Diskussionen zu stellen – es ist
ben die lokalen Offiziers- und Fachoffiziersgesellschaf- schade, wenn aus Unwissen eine falsche Gewissheit
ten eine wichtige Rolle und Aufgabe. Sie sollen ihren entsteht. Mit ihrem Engagement für eine sachliche In-
Mitgliedern durch Vermittlung von Wissen ermögli- formation stellen Sie sicher, dass die Wegweiser wie-
chen, die Wahrheit erkennen zu können. Sie sollen der erkannt werden.
ihnen aufzeigen, was die Inhalte der Vorlage der MG-
Revision wirklich bedeuten.
   Die Offiziersgesellschaften (OG’s) haben gerade hier
aber auch ein Problem. Die Zahl ihrer Mitglieder ist
rückläufig und viele – insbesondere ältere, nicht mehr                    Andreas Bölsterli, Chefredaktor
dienstpflichtige Offizierskameraden – die aus den OG’s                      andreas.boelsterli@asmz.ch
ausgetreten sind, verfügen häufig nicht mehr über
alle Informationen, die zur Meinungsbildung dienlich
sind. Für sie ist es schwierig, objektiv entscheiden zu
können, ob sie das Referendum unterstützen wollen
oder nicht.
   Machen wir uns nichts vor, wer heute nicht mehr
dienstpflichtig ist, der verliert den Kontakt zur Reali-

                                                          Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016      3
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Sicherheitspolitik

Am Puls des Weltgeschehens
Internationale Sicherheitspolitik hautnah mitverfolgen, eine
Weltstadt kennenlernen und den «American way of life» geniessen.
Das alles ermöglicht ein sechsmonatiges Hochschulpraktikum
im Büro des Schweizer Verteidigungsattaché in Washington D.C.
Ein Erlebnisbericht.

Lukas Lanzrein                                 die Welt geht, kommt an sicherheitspoli-      Anhörungen in den Ausschüssen des US-
                                               tischen Themen nicht vorbei. Diese do-        Kongresses und weitere Anlässe, welche
   Vom Vorlesungssaal der Universität minieren die mediale Berichterstattung in              sich sicherheitspolitischen Themen wid-
Bern direkt ins Epizentrum der globalen diesen Tagen und bestimmen das Weltge-               men. Im Anschluss und in Absprache mit
Politik. Vor gut sechs Monaten stand für schehen – etwas, was sich so schnell nicht          seinen Vorgesetzten verfasst er entsprechen-
mich ein ganz besonderes Abenteuer be- ändern dürfte. Wer also heute, aber auch              de Berichte zuhanden der in Bern interes-
reit. Ich hatte mich unmittelbar für die in Zukunft, mitreden möchte, tut gut da-            sierten Bundesstellen. Sehr gute Englisch-
Zeit nach meinem Universitätsabschluss ran, am eigenen Verständnis für sicher-               kenntnisse und Redaktionsfähigkeiten (in
                                                                  heitspolitische Frage-     deutsch oder französisch) sind also ein
                                                                  stellungen zu arbei-       Muss. Daneben verfolgt er aktiv das poli-
                                                                  ten. Und kaum ein          tische Geschehen in den USA und unter-
                                                                  Ort auf der Welt eig-      stützt das VA-Büro bei seinen täglichen
                                                                  net sich dafür so gut      Arbeiten und Projekten. Dazu gehören
                                                                  wie die amerikanische      insbesondere die Mithilfe bei der Orga-
                                                                  Hauptstadt: Washing-       nisation und Durchführung von (militä-
                                                                  ton D.C. ist der place     rischen) Besuchen aus der Schweiz, Ar-
                                                                  to be für all jene, wel-   beitstreffen mit den amerikanischen Part-
                                                                  che sich für (Sicher-      nern und Behörden im militärischen und
                                                                  heits-)Politik interes-    sicherheitspolitischen Bereich und Abend-
                                                                  sieren und begeistern.     veranstaltungen im Kreis von Militärdi-
                                                                  Täglich finden eine        plomaten.
                                                                  fast nicht zu über-           Besonders gut gefallen hat mir die Tatsa-
                                                                  schauende Anzahl an        che, dass es sich beim VA-Büro in Washing-
                                                                  öffentlichen Diskus-
                                                                  sionsveranstaltungen
                                                                  (Think Tanks), Anhö-
                                                                  rungen im US-Kon-
Zusammen mit dem Schweizer Botschafter Martin Dahinden und
                                                                  gress, Vorträge und
Arbeitskolleginnen der Schweizer Botschaft im Weissen Haus.
                                                                  Präsentationen statt,
                                                                  an welchen sich Ex-
erfolgreich für ein sechsmonatiges Hoch- perten, Wirtschaftsvertreter, hohe Offizie-
schulpraktikum im Büro des Verteidi- re und Politiker über die unterschiedlichs-
gungsattachés auf der Schweizer Bot- ten Themen austauschen. Wenig überra-
schaft in Washington D.C. beworben. schend nehmen dabei Fragestellungen der
Rückblickend betrachtet, die beste Ent- internationalen Sicherheitspolitik einen
scheidung, die ich habe treffen können. bedeutenden Platz ein, sind es doch nach
                                               wie vor die USA, welche die globale Si-
                                                                                             Im Zentrum der Weltpolitik: an einem Anlass
 Sprechen Sie Sicherheitspolitik?              cherheitsarchitektur massgeblich mitbe-
                                                                                             zu den transatlantischen Beziehungen
                                               stimmen. Und genau diese Anlässe be-
                                                                                             Europa–USA mit der ersten weiblichen Aus-
   Egal ob Krieg in Syrien und im Irak, finden sich auch im Fokus des Schweizer
                                                                                             senministerin der USA Madeleine Albright.
Cyber-Angriffe auf Regierungseinrichtun- VA-Praktikanten.
gen und private Unternehmen, Migrati-
onskrise und Terroranschläge in Europa,                   Daily Business                     ton um ein kleines und dynamisches Team,
die Expansionsbemühungen Pekings im                                                          bestehend aus dem Verteidigungsattaché
südchinesischen Meer oder Russlands er-           Ausgerüstet mit Schreib- und Notiz-        (Divisionär), seinem Stellvertreter (Oberst-
neutes Streben nach weltpolitischem Ein- material sowie Business Cards (Visiten-             leutnant), einer Office Managerin und dem
fluss auf Augenhöhe mit den USA – wer karten – ohne diese läuft in Washington                Praktikanten, handelt. Dieses attraktive
heute Zeitungen liest, Nachrichten schaut D.C. nichts) besucht der Praktikant öf-            Arbeitsumfeld ermöglicht es dem Prakti-
oder ganz einfach mit offenen Augen durch fentliche Veranstaltungen von Think Tanks,         kanten, nebst der Erledigung der oben er-

4     Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Sicherheitspolitik

wähnten Arbeiten, eigene Projekte an die      tätig) durften wir einen Einblick in den bot (zum Konsumieren oder zum Mitma-
Hand zu nehmen und dabei die Stadt ken-       diplomatischen Dienst erhalten. Auch da- chen), kulinarische Angebote aus der gan-
nenzulernen, viele neue Kontakte zu knüp-     für eignet sich die Schweizer Vertretung zen Welt und aufgrund von tausenden
fen und dadurch den eigenen Horizont          in Washington besonders gut, verfügt die- jungen Uni-Absolventen, welche entwe-
laufend zu erweitern. Besonders spannend,     se doch über eine ge-
aber auch arbeitsintensiv, war für mich die   wisse Grösse (ca. sech-
Einladung einer amerikanischen Privat-        zig Angestellte, auf-
schulklasse auf die Schweizer Botschaft,      geteilt auf die Sek-
wo ich den Schülern auf ihren Wunsch          tionen Politik, Wirt-
zusammen mit einer Praktikumskollegin         schaft, Public Diplo-
aus der politischen Sektion das Schwei-       macy und Kultur,
zer Staatswesen, die Schweizer Armee und      Wissenschaft, Resi-
Waffengesetzgebung erklären konnte. De-       denz des Botschafters
finitiv in Erinnerung bleiben werden mir      und VA-Büro). So
auch ein zweitägiges Symposium mit mi-        kommt es, dass man
litärischen und zivilen Fernostexperten zur   als Praktikant auch in
politischen Zukunft Nordkoreas im Jahre       andere Bereiche der
2025 und eine ganztägige Führung durch        Schweizer Diploma-
den ehemaligen Schweizer Verteidigungs-       tie hineinsehen und
attaché in Pakistan an der National De-       das Innenleben einer
fense University (NDU) auf dem Militär-       grösseren Schweizer Representing Switzerland an der National Defense University
stützpunkt Fort McNair. Ein sektionsüber-     Botschaft hautnah zusammen mit dem ehemaligen Schweizer Verteidigungsattaché
greifendes Highlight stellte die Möglich-     kennenlernen kann. in Pakistan, Oberst i Gst Markus Mäder.                Bilder: Autor
keit dar, am Bericht über die letzte State    Schliesslich ist es ja
of the Union Address (Rede zur Lage der       auch eines der Praktikumsziele, für sich der für eine Botschaft, die US-Adminis-
Nation) von Präsident Barack Obama bis        selber herauszufinden, ob der diplomati- tration oder eine internationale Organi-
spät in die Nacht hinein mitzuschreiben,      sche Dienst eine spätere Karrieremöglich- sation tätig sind, ein äusserst lebendiges
so dass Bundesbern bereits am morgen          keit darstellen könnte.                    Ausgeh- und Nachtleben. Zehn Ferien-
früh aus erster Hand erfahren konnte, was                                                tage sowie eine Handvoll amerikanischer
der amerikanische Präsident in der Nacht              «American way of life»             Feiertage bieten die ideale Gelegenheit,
am TV verkündet hatte. Grosses Glück                        kennenlernen                 The Land of the Free ausserhalb der Haupt-
hatte ich auch mit meinen Arbeitskolle-                                                  stadt etwas näher kennenzulernen. Zusam-
gen. Zusammen mit sechs anderen jun-             Washington D.C. bietet als Stadt alles, men mit meinen Praktikumskolleg/innen
gen Hochschulabgänger/innen (jede/r in        was man sich wünschen kann; viele Se- hat es uns während des Indian Summers
einer anderen Sektion auf der Botschaft       henswürdigkeiten, ein breites Sportange- nach Boston und in die New England States
                                                                                         Massachusetts, New Hampshire, Maine
                                                                                         und Vermont verschlagen.
 Aufgaben der Schweizerischen Verteidigungsattachés (VA)
 1. Die VA betreiben ein auf die Bedürfnis-      lichen. Bei der Krisenbewältigung liefern                      Fazit
    se der schweizerischen Sicherheitspo-        sie einen namhaften Beitrag, insbeson-
    litik und der Armee ausgerichtetes kri-      dere auch zu Gunsten der Botschaft.             Mein Fazit nach meiner Rückkehr aus
    senresistentes und bündnisunabhän-        4. Die VA unterstützen die Regionale Mili-      den USA: das Praktikum im Büro des
    giges Netzwerk und sorgen für dessen         tärische Kooperation der Schweizer Ar-       Schweizer Verteidigungsattachés bedeutet
    leistungs- und wirkungsorientierte Wei-      mee.                                         eine einmalige Chance, das eigene Ver-
    terentwicklung. Somit soll der direkte    5. Die VA tragen zur Ausbildungskoope-
                                                                                              ständnis für sicherheitspolitische Themen
    Zugang zu wichtigen Partnern auch im         ration der Schweizer Armee bei.
    schwierigen Umfeld ermöglicht werden.     6. Die VA koordinieren und unterstützen
                                                                                              unserer Zeit zu vertiefen, einen prakti-
    Konkret geht es darum, die Handlungs-        die Direktkontakte auf Stufe der Depar-      schen Einblick in den diplomatischen
    und Reaktionsfähigkeit der Schweizer         tements- und der Armeeführung.               Dienst der Schweiz zu erhalten und Land
    Führung gewährleisten zu können, ins-     7. Die VA erbringen mit ihrem Wissen und        und Leute auf der anderen Seite des At-
    besondere auch in Krisensituationen          Beziehungsnetz einen Mehrwert für die        lantiks besser kennenzulernen – kurz,
    («In der Krise Köpfe kennen…»).              Schweizer Armee im Rüstungsbereich:          es ist eine wunderbare und äusserst lehr-
 2. Die VA liefern Beiträge zur strategi-        Kontaktvermittlung, Informationsbe-          reiche Erfahrung, die ich nicht missen
    schen Lagebeurteilung und Entscheid-         schaffung, Benchmark, etc.                   möchte!                                ■
    findung. Dies erhöht die Reaktionsfä-     8. Die VA beraten die Missionschefs in si-
    higkeit unserer politischen und militä-      cherheitspolitischen und militärischen
    rischen Führung in Krisensituationen.        Fragen sowie bei der Gewährleistung                            Oberleutnant
 3. Die VA schaffen Voraussetzungen, um          der Sicherheit der Botschaft.                                  Lukas Lanzrein
    bei der Bewältigung von Krisen und Ka-                                                                      Jurist «M Law»
    tastrophen im Ausland unserer politi-              Quelle: Oberst Marc-Alain Stritt
                                                                                                                Zfhr EKF D Kp 46
    schen und militärischen Führung ein ra-         Chef Einsatz Verteidigungsattachés
                                                                                                                Stadtrat Thun
    sches und adäquates Handeln zur ermög-                              Armeestab, IB V
                                                                                                                3645 Gwatt

                                                                               Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016   5
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Sicherheitspolitik

Internationale Beziehungen –
Die Schweiz unter Partnern bei der NATO
Seit 1996 ist die Schweiz im Rahmen der PfP (Partnerschaft für den Frieden)
mit der Schweizer Mission bei der NATO (North Atlantic Treaty Organization)
in Brüssel vertreten. Seite an Seite setzen sich Diplomaten des EDA und
Offiziere des VBS für die Anerkennung der Beiträge der neutralen Schweiz,
zur Sicherheit in Europa ein. Das zwanzigjährige Schweizer Engagement
stellt sich erfolgreich dem sich im Wandel befindenden und von neuen sicher-
heitspolitischen Herausforderungen geprägten Umfeld der NATO.

Niels O. Büchi                                nene Stärkung ihrer Verteidigungsbereit-    von der NATO als wichtige Aufgabe ak-
                                              schaft konsequent weitergeführt und nach    zentuierter umgesetzt. Die Politik der of-
   Kurz vor dem NATO-Gipfel anfangs           zwei Jahrzehnten der wohlwollenden Aus-     fenen Türen wird mit der prognostizier-
Juli in Warschau steht Europa vor einer       richtung auf Kooperation ihre Kernauf-      ten Aufnahme von Montenegro im Früh-
Vielzahl sicherheitspolitischer Herausfor-    gabe, die kollektive Verteidigung, wieder   jahr 2017 zwar fortgesetzt, im Falle von
derungen. Die Gleichzeitigkeit der Kri-       prioritär angesiedelt. Die Beziehung zu     Georgien und weiteren Staaten jedoch
sen, die Interferenz der Spannungen und       Russland muss neu definiert werden, da      klar verzögert.
das einhergehende Potential zur gegensei-     die östliche Macht wieder als Gegner
tigen Eskalation führen zu einer brisanten    wahrgenommen wird; Wege zum Dialog                Politisch-/militärischer
Lage für die europäischen Kooperationen       mit Moskau sollen jedoch nicht aufgege-               Schulterschluss
und ihre Mitglieder- und Partnerstaaten.      ben werden.
                                                 Zur Stärkung der Sicherheit im euro-        Die Ständige Mission der Schweiz bei
     Der euroatlantische Raum                 atlantischen Raum wird auch die Förde-      der NATO besteht seit 1996 und spielt
            im Wandel                         rung der Stabilität der südlichen Partner   eine wichtige Rolle für die Förderung der
                                              in ihrer konfliktzerstrittenen Umgebung     Schweizer Ziele gegenüber der Organisa-
   Die Annexion der Krim durch Russ-
land, der separatistische Konflikt in der
Ukraine und sichtbare Zeichen der Wie-
deraufrüstung zeugen von höheren Ri-
siken an der östlichen und südöstlichen
Peripherie der NATO. Failing States und
kriegszerstrittene Regionen im Mittleren
Osten und in Afrika führen zu humani-
tären Katastrophen und Flüchtlingsbewe-
gungen nach Europa, die die EU überfor-
dern. Der aus tief eingenisteten Netzen in
unserer Gesellschaft eskalierte Terror be-
drückt das Leben in den Hauptstädten
Europas. Neue Formen der Kriegsführung
im Cyber-Bereich bedrohen unsere hoch
technologisierte Gesellschaft.
   Die internationalen Instrumente der
Krisenbewältigung sind vor grosse Heraus-
forderungen gestellt. Europas Uneinigkeit
in der Flüchtlingsfrage, nationalistische
Reaktionen wie Rechtsrutsche bei Wahlen
und, als markantes Beispiel, die politische
Diskussion um den Brexit, in Kombina-
tion mit einer nicht zu bewältigenden
Wirtschaftsflaute, wirken auf die Gesamt-
lage des Kontinentes destabilisierend.
   Die NATO hat seit 2014 die bereits
bei ihrem letzten Gipfel in Wales begon-

6     Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
Sicherheitspolitik

tion. Sie setzt sich für eine po-
sitive Entwicklung der Bezie-
hungen zwischen der Schweiz
und der NATO im Rahmen
der PfP ein. Die Mission ver-
folgt die politisch-militäri-
schen Entwicklungen inner-
halb der Allianz. Basierend
auf den politischen Vorgaben
und den Kooperationszielen
mit der NATO vertritt die
Mission die Schweiz in einzel-
nen Komitees, wie zum Bei-
spiel in jenem zur Beaufsich-
tigung der internationalen
friedensfördernden Mission
«Kosovo Force» (KFOR), wo
ein Schweizer Friedensförde-
rungs-Kontingent «Swisscoy»                                                                  Besucher-Delegation von Military
seit dem Beginn des Einsatzes 1999 einge-      gegenüber dem Königreich Belgien. Das         Representatives am Advanced Leadership
gliedert ist. Zusätzlich fördert die Mission   Team bei der Mission setzt sich aus ver-      Kurs für Unteroffiziere in Kriens.
die innerhalb der NATO für die Schweiz         setzbarem Personal des EDA und des VBS
relevanten aussenpolitischen Initiativen.      zusammen und wird durch einen lokalen
Durch ihre Berichterstattung an das EDA        Supportstaff unterstützt.                     lisierung der ehemaligen WAPA-Staaten
und das VBS leistet die Mission einen Bei-        Die Struktur der Schweizer Mission ist     (Warschauer-Pakt) und der Konfliktpar-
trag zur Gestaltung und Formulierung der       vergleichbar mit den Vertretungen der an-     teien des ehemaligen Jugoslawiens. Der
internationalen Sicherheitspolitik.            deren Länder, wenn auch personell viel be-    Kumulationspunkt der Integration dieser
   Botschafter Christian Meuwly ist Mis-       scheidener aufgestellt.                       Staaten ist jedoch mit dem Beitritt von
sionschef der Schweizer Mission bei der           Die Militärische Vertretung besteht aus    zwölf ehemaligen PfP-Mitgliedern in die
NATO und vertritt gleichzeitig die Schweiz     dem militärischen Repräsentanten (Mil         NATO und mit der Rückkehr des PfP-
                                               Rep), aktuell Brigadier Heinz Huber, sei-     Mitgliedes Russlands zur konsequenten
                                               nem Stellvertreter (Dept Mil Rep), Oberst     Machtpolitik erreicht.
Fahnenmeer vor dem NATO-HQ in Brüssel.         Markus Widmer, dem Führungsgehilfen,             Bereits 1997 wurde mit dem EAPC
     Bilder: Mission of Switzerland to NATO    Stabsadjutant Christian Wiesli, sowie je      (Euro-Atlantic Partnership Council), der
                                               einem nationalen Vertreter am Allied          Nachfolgeorganisation des NACC, eine
                                               Command Operations (ACO), Oberstlt            Institution gegründet, welche die PfP-
                                               i Gst Niels Büchi, und Allied Command         Mitglieder mit den NATO-Mitglieder-
                                               Transformation (ACT), Oberst i Gst            staaten zusammenbringt. Der NATO Me-
                                               Marco Bezzola. Zusätzlich nehmen der          diterranean Dialogue, die ICI (Istanbul
                                               Mil Rep, sein Stellvertreter und der Ver-     Cooperation Initiative) und die Partners
                                               treter beim ACO noch Aufgaben gegen-          across the Globe erweitern die NATO-Part-
                                               über der ESDP (European Security and          nerschaften geografisch in den südlichen
                                               Defence Policy) wahr. Verstärkt wird das      Mittelmeerraum, in die Golfregion und
                                               Team durch den zivilen Vertreter der ar-      nach Asien sowie in den pazifischen Raum.
                                               masuisse, welcher seine Aufgaben eben-        Zudem gewinnen die Partnerschaften der
                                               falls gegenüber der NATO und der ESDP         NATO mit internationalen und regio-
                                               erfüllt.                                      nalen Organisationen wie der UNO, der
                                                  Der Schulterschluss zwischen der poli-     EU (European Union), der OSCE (Or-
                                               tischen und militärischen Seite der Missi-    ganization for Security and Co-operation
                                               on ist Garant für ein gesamtheitliches Ar-    in Europe) und dem ICRC (International
                                               beiten im Verbund zugunsten der Schwei-       Committee of the Red Cross) zunehmend
                                               zer Sicherheitspolitik.                       an Relevanz.
                                                                                                Der gesamtheitliche Ansatz, unter Ein-
                                                         Die Zukunft von                     bezug möglichst vieler Partner, widerspie-
                                                      NATO-Partnerschaften                   gelt sich klar im sicherheitsstrategischen
                                                                                             Denken und Handeln der NATO. Dieser
                                                 Die PfP, die 1994, basierend auf dem        Trend, von einer euro-atlantischen Allianz
                                               NACC (North Atlantic Cooperation              zu einem Weltbündnis, wird sich auch am
                                               Council) der NATO, ins Leben gerufen          NATO-Gipfel vom kommenden Juli in
                                               wurde, diente in den ersten 20 Jahren         Warschau angesichts der zunehmenden
                                               ihres Bestehens in erster Linie der Stabi-    Gefahr bewaffneter Angriffe gegen NATO-

                                                                              Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016    7
Sicherheit Schweiz Nein zur WEA ist keine Option Armeebotschaft 2016 FIS HE an der HKA - ASMZ
thalesgroup.ch

             Systemlösungen für ISTAR
                  in der Schweiz
    Wann immer es auf Sicherheit ankommt, haben wir die richtige Antwort

                        ERFAHRENE                         ERPROBTE
                        GENERALUNTERNEHMERIN              SYSTEMINTEGRATORIN

             IN DER SCHWEIZ                                                    WELTWEIT VERNETZT
             VERANKERT                                                         UND NAHE BEIM KUNDEN

                          TECHNISCHES UND MILITÄRISCHES   ANSPRUCHSVOLLE
                          KNOW-HOW VERBINDEND             LÖSUNGEN AUS EINER HAND

Thales beschäftigt in Zürich rund 200 Personen und ist
bestrebt, den Entscheidungsträgern der Schweizer Armee
zeit- und lagegerechte Informationen zu liefern, damit
Einsätze erfolgreich durchgeführt werden können.

Suche: Thalesgroup
Sicherheitspolitik

Mitgliederstaaten und des erhöhten Ter-         Lage im euro-atlantischen Raum als he-
rorrisikos bestätigen.                          terogener denn je. Die Umsetzung allge-         Das Wort des CdA
   Die PfP ist im sicherheitspolitischen        mein gültiger Partnerschaftskonzepte und
                                                                                                 Geschätzte Kader,
Umfeld der NATO, wie es sich 2016 prä-          Agenden gehört der Vergangenheit an.
                                                                                                 liebe Leserschaft
sentiert, ein bedeutsames, aber aufgrund           Die NATO beabsichtigt vermehrt, den
ihres Entstehungskonzepts anfangs der           unterschiedlichen Bedürfnissen der Part-         Bestimmt haben Sie
1990er Jahre nicht mehr zukunftsweisen-         ner grössere Aufmerksamkeit zu schen-            gehört, dass wir uns
des Partnerschaftsformat. Vereinfacht dar-      ken und ihren individuellen Gegeben-             im Auftrag des Bun-
gestellt können die PfP-Mitgliederstaa-         heiten stärker Rechnung zu tragen. Ein           desrates für mögli-
ten 2016 in zwei Kategorien unterteilt          Paradigmawechsel in den Partnerschafts-          che Einsätze vorbe-
werden: In die Staaten, die aufgrund            beziehungen der NATO, von forderungs-            reiten müssen. Als
ihrer sicherheitspolitischen Gegebenheiten      zu förderungszentrierter Partnerschafts-         Folge der zunehmenden Konflikte und
NATO-Mitglied werden könnten, aber              politik? Nein, im Zentrum steht die              wirtschaftlichen Nöte südlich und süd-
                                                                                                 östlich Europas sind die Migrationsströ-
politisch nicht wollen und somit über           auf Realpolitik basierende Geopolitik der
                                                                                                 me stark angestiegen. Die Armee muss
                                                                     NATO; die Domina-
                                                                                                 sich bereithalten, das Grenzwachtkorps
                                                                     tion des euro-atlan-        und das Staatssekretariat für Migration
                                                                     tischen Raums und           zu unterstützen. Wenn nötig auch mit
                                                                     dessen Peripherie zur       mehr Soldaten als momentan geplant.
                                                                     Wahrung der natio-          Dann müssten wir eben weitere Einhei-
                                                                     nalen Interessen der        ten aufbieten. Wir sind ja schliesslich kei-
                                                                     Mitgliederstaaten ist       ne WK-Armee. Als einzige Sicherheitsre-
                                                                     nur ein Beispiel da-        serve unseres Landes müssen wir flexi-
                                                                     für. In den geografi-       bel sein. Ob der Einsatz notwendig wird,
                                                                     schen Räumen, wo es         wissen wir noch nicht. Die Migrations-
                                                                     der Sache dient, wer-       ströme sind nur bedingt vorhersehbar.
                                                                     den die Partnerschaf-       Wenn es uns dann nicht braucht, sind
                                                                     ten gefestigt. Es ist       wir alle froh. Gerade weil wir aber noch
                                                                     daher ein verstärkter       nicht wissen, ob es zum Einsatz kommt
Oberst M. Widmer, Dept Mil Rep und Oberstlt i Gst N. Büchi, PNMR                                 oder nicht, müssen die Dienste doppelt
                                                                     Fokus auf die Koope-
überbringen dem neuen Oberbefehlshaber der NATO und der                                          geplant werden. Als Einsatz und als Aus-
                                                                     rationen der Staaten
US-Truppen in Europa, General C. Scaparrotti, SACEUR die besten                                  bildungs-WK.
                                                                     des Mediterranean
Wünsche anlässlich des Change of Command.              Bild: NATO
                                                                     Dialogue, der ICI und       Sind Sie in einem der acht betroffenen
                                                                     der Partners across the     Bataillone eingeteilt? Konnten Sie die
eine sicherheitspolitische Handlungsfrei- Globe zu erkennen. Dass Länder wie Aus-                Verschiebung mit Ihren Familien und
heit verfügen, und in jene Staaten, die wol- tralien, Japan oder auch Jordanien nicht            Ihrem Arbeitgeber regeln? Das ist nicht
len, aber nicht können und deren Hand- mit den gleichen Konzepten wie im Falle                   selbstverständlich und Ihnen gebührt
lungsfreiheit sehr stark eingeschränkt ist. der Integration der Staaten von Exjugo-              unser aller Dank für Ihre Flexibilität. Be-
Innerhalb der beiden Gruppen präsentie- slawien oder der ehemaligen Sowjetre-                    sonders stolz macht es mich, dass die Re-
ren sich die nationalen Interessen und Ge- publiken an Bord geholt werden können,                aktionen, welche wir von Soldaten und
                                                                                                 Kadern erhalten, meist sehr verständ-
gebenheiten der Staaten jedoch sehr un- liegt politisch auf der Hand.
                                                                                                 nisvoll sind. Wo der neue WK-Zeitpunkt
terschiedlich. Während das Handeln der             Die PfP ist für die Schweizer Sicher-
                                                                                                 gänzlich unpassend ist, versuchen wir
ersten Gruppe hauptsächlich von neutra- heitspolitik eine 20-jährige Erfolgsge-                  Lösungen anzubieten. Die Leistung muss
litätspolitischen und allianzfreien Über- schichte. Dank einer massgeschneiderten                durch die Armee erbracht werden, aber
legungen geprägt ist, sind in der zweiten Beteiligung konnte sich die Schweiz in                 dank mehrerer vorgesehener Bataillo-
Gruppe vor allem sowjetrussische Erb- ihrem Interesse gezielt in die internatio-                 ne besteht ein gewisser zeitlicher Spiel-
lasten und/oder geopolitische Gegeben- nale diplomatische und militärische Frie-                 raum. Für Härtefälle suchen wir indivi-
heiten politikbestimmend. Demokrati- densförderung einbringen. Damit die Prä-                    duelle Lösungen.
sche Staatsstrukturen, sicherheitspoliti- senz der Schweizer Interessen auch in Zu-
sche Konstellationen und der Zustand kunft der internationalen Sicherheitspo-                    Für mich gibt es hier eben einen Unter-
                                                                                                 schied. Wenn es um einen geplanten
der Armee attestieren den Staaten der ers- litik erhalten bleibt, muss sie sich mit fle-
                                                                                                 und früh bekannten Ausbildungsdienst
ten Gruppe, im Vergleich zur zweiten, zu- xiblen Lösungsansätzen und angepassten
                                                                                                 geht, dann muss ich darauf zählen kön-
sätzlich eine erhöhte militärische Inter- Konzepten den veränderten Gegebenhei-                  nen, dass Sie in den Dienst kommen.
operabilität. Dies ist nicht per se mit einer ten stellen.                                 ■     Wenn aber das Land und die Armee
NATO-Integration gleichzusetzen, son-                                                            Sie für einen ausserordentlichen Einsatz
dern hängt vielmehr mit einer aktuellen                                                          brauchen, dann haben Sie meine volle
Beurteilung der Sicherheitslage und einer                         Oberstlt i Gst
                                                                                                 Unterstützung für eine faire Lösung zum
angepassten und modernen Streitkräfte-                            Niels O. Büchi
                                                                                                 Wohle aller.
entwicklung zusammen.                                             Partner National Military
   Die Interessen der PfP-Staaten präsen-                         Representative (PNMR)             Korpskommandant André Blattmann
                                                                  to NATO, VBS/EDA                                   Chef der Armee
tieren sich nach über 20 Jahren aufgrund
der veränderten sicherheitspolitischen                            Brüssel/Belgien

                                                                                Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016        9
Sicherheitspolitik

Überlegungen zur Struktur
des Deutschen Heeres (2/2)
Wie steht es um Deutschland als Bündnispartner und besonders
um die Fähigkeit des Deutschen Heeres, einen nennenswerten
Beitrag im Rahmen der Bündnissolidarität zu leisten?

Wolfgang Kopp                                  steht das Problem, dass die ausgedünnte       ger die Frage im Vordergrund stehen, ob
                                               Anzahl der Divisionen und Brigaden in         jede truppenstellende Nation angemessen
   Vor dieser Frage leuchtet im histori-       den westlichen Nationen gar nicht aus-        repräsentiert ist. Ziel muss es sein, diese
schen Hintergrund das alte Modell der          reicht, um jeden dieser Korpsstäbe im Fal-    Stäbe im Umfang erheblich zu reduzieren,
Vorneverteidigung auf, die sogenannte          le der Bündnis- oder Landesverteidigung       um sie einsatzfähiger zu machen.
Schichttorte (siehe auch ASMZ 05/2016).        mit Truppe auszustatten. Ferner werden           Im Frieden beschäftigen sich diese
Hier standen an der innerdeutschen Gren-       diese Stäbe gegenwärtig nur selten ge-        Korpsstäbe in gegenseitiger Konkurrenz
ze neben drei deutschen Korps von Nor-         schlossen als Hauptquartiere internatio-      mit Planungen, deren Redundanz relativ
den nach Süden verbündete Korps und            nal eingesetzt. Vielmehr werden sie gerne     hoch ist, weil es so viele operative und
Divisionen Schulter an Schulter durch                                                        taktische Einsatzmöglichkeiten auf die-
ein strategisches und operatives Konzept                                                     ser Ebene gar nicht gibt. Die Reduzie-
verbunden. Der Beitrag Deutschlands zu                                                       rung der grossen Zahl vorhandener Stäbe
den Landstreitkräften war nennenswert,          «Aussen- und sicherheits-                    auf dieser Ebene wäre allerdings ein Poli-
auch deshalb, weil es um die Verteidigung          politischer Wille stellt                  tikum erster Kategorie, da deren Symbol-
des eigenen Landes ging 1.                                                                   wert erheblich ist. Sie ist daher nicht zu
                                                 sich vor allem dar in einer                 erwarten.
     Dilemma zwischen Erfahrung                                                                 Die Multinationalität hat sich auf die-
                                                   nationalen Strategie,                     ser Ebene bewährt. Die Zusammenarbeit
           und Erwartung
                                                 die klar formuliert, wofür                  in den Stäben mit Englisch als operati-
   Heute steht die Struktur des Heeres im                                                    ver NATO-Sprache ist gut. Das nationale
Spagat. Sie unterliegt einerseits den Ein-      Deutschland bereit ist, sich                 Korps der Vergangenheit ist Geschichte.
flüssen vor allem aus dem Afghanistan-             besonders auch durch                         Die mittlerweile im Umfang ebenfalls
Konflikt. Andererseits sind immer noch                                                       riesigen Divisionsstäbe sind unbeweg-
deutlich die Einflüsse des Denkens aus           Anwendung militärischer                     lich, nicht mehr im Felde einsetzbar und
der Zeit des Kalten Krieges und der spä-                                                     damit nicht kriegstauglich. Ihr Umfang
ten 80er Jahre erkennbar. Heute muss
                                                  Gewalt zu engagieren.»                     macht es schwer, sie in einem Konflikt als
auch danach gefragt werden, welche Rol-                                                      Ziel zu verbergen. Ausserdem sind ihre
le Multinationalität und gesamteuropäi-                                                      Härtung und damit der Schutz derzeit
sche Vorstellungen, Stichwort Europa-Ar-       als Steinbruch für die nationale Gewin-       unzureichend und angesichts der Dimen-
mee, in der gegenwärtigen Struktur spie-       nung qualifizierten Personals für Einsätze    sion ein kaum zu lösendes Problem. Wenn
len und wie sie sich auswirken könnten.        genutzt. Wenige Ausnahmen, wie der Ein-       Brigaden anderer Nationen unterstellt
   Das Heer besteht im Kern noch immer         satz von Teilen des Stabes EUROKORPS          werden, und das ist angesichts der be-
aus Strukturelementen aus der Zeit des         bei SFOR, als HQ KFOR oder bei ISAF           scheidenen Anzahl der Brigaden zwin-
Kalten Krieges, nämlich Korps, Divisio-        bestätigen diese Regel eher. Ziel sollte      gend, so müssen auch die Divisionsstäbe
nen und Brigaden erheblichen Umfangs.          aber das genaue Gegenteil sein, der mög-      mit Personal der truppenstellenden Na-
Daran hat, ausser dass sie kräftig redu-       lichst geschlossene Einsatz in Krisenlagen,   tionen verstärkt, also «multinationalisiert»
ziert, sowie materiell und personell aus-      damit der Stab unter Druck eingeschlif-       werden. Der modernen Entwicklung in
gehöhlt wurden, bis heute nichts Wesent-       fen wird.                                     Einsätzen folgend, sollten Divisionsstäbe
liches geändert. Auf der Korpsebene hat                                                      daher grundsätzlich multinational ausge-
heute die Multinationalität Einzug gehal-              Viele riesige Stäbe                   legt werden. Die logische Folge ist die fes-
ten, wie dies u.a. in Münster, Strassburg,        in gegenseitiger Konkurrenz?               te Zuordnung von Brigaden und Divi-
Ulm und Stettin sichtbar ist.                                                                sionstruppen bestimmter Nationen. Der
   Multinationale Korpsstäbe führen aber          Die Korpsstäbe haben riesige Dimen-        Vorteil ist dann neben einem funktionie-
keine Truppe mehr. Sie sind also den All-      sionen, die ihren Einsatz unter kriegsmäs-    renden Hauptquartier auch ein geschlos-
tagsbetrieb mit einem nachgeordneten           sigen Bedingungen eher erschweren. Da-        sen funktionierender Grossverband. Der
Bereich nicht gewohnt. Truppen werden          hinter stecken nicht nur militärische Über-   modernen Entwicklung nicht folgend,
erst im Krisenfall zugeordnet. Daraus er-      legungen. Ob diese sehr ausdifferenzierte     müssen sie dringend und nachhaltig im
geben sich Probleme in der Abstimmung          Ausprägung von Aufgaben nötig ist, sollte     Umfang drastisch verringert und damit
und der Zusammenarbeit. Nebenbei be-           daher überprüft werden. Dabei darf weni-      kriegstauglicher gemacht werden.

10     Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016
Sicherheitspolitik

   Angesichts moderner Kommunikati-          mehr den Grundsätzen von Auflockerung
                                                                                               Mit seinem Aufsatz «Überlegungen zur
onsmittel scheint dies, auch mit Blick auf   und Zusammenfassung. Bis heute wurde              Struktur des deutschen Heeres» zeich-
den Umfang der Divisionsstäbe in ehema-      auf die Ausformung neuer und kleinerer            net der Autor schonungslos ein Bild
ligen Kriegen, möglich, um von diesem        Brigaden, deren Anzahl als operative Ele-         eines veränderten Heeres, das aufgrund
Ausgangspunkt Überlegungen über die          mente entsprechend erhöht werden könn-            unklarer politischer Vorgaben seine Rol-
Dimension und Reduzierung der Zielflä-       te, kein Schwerpunkt gelegt. Dabei wur-           le sucht. Die Erkenntnisse erinnern an
che anzustellen.                             de auch nicht aus der eigenen Geschichte          aktuelle Diskussionen in der Schweiz,
                                             gelernt. So waren die schweren Panzerre-          wo es auch darum geht, die Rolle der
    Umbau und Verlagerung                    gimenter auf Korpsebene bereits in den            Armee im Sicherheitsverbund Schweiz
                                             70er Jahren eine rasch erkannte Fehlkon-          zu klären und wo letztlich die Politik
 von Strukturen und Fähigkeiten                                                                die Leistungsfähigkeit der Armee leider
                                             struktion. Die sehr grosse Brigade ist es
   Die Brigaden sind Bausteine in der        heute. Ähnliches gilt für die Ebenen da-          ausschliesslich über das Bereitstellen
                                                                                               von Ressourcen steuert – und dies meis-
Grösse der 50er Jahre, wie sie massgeblich   runter. Der Umfang der Brigaden und die
                                                                                               tens zum Nachteil der Sicherheit des
auch der vormalige Generalfeldmarschall      Zusammensetzung der Truppenteile in-
                                                                                               Landes.                            BOA
der Wehrmacht von Manstein als Berater       nerhalb dieser Grossverbände gehört auf
in die seinerzeit neu aufzubauende Bun-      den Prüfstand.
deswehr eingebracht hat.2 Seine Erfah-          Bei den früher so genannten Heeres-           Sternen dabei im Denken Vorrang vor
rungen als Oberbefehlshaber an der Ost-      truppen ist man dem alten Feldmarschall          der Effizienz hatte.
front in den 40er Jahren (!) des vorigen     dagegen in jüngster Zeit nicht mehr ge-             Der Schutz des Luftraums über dem
Jahrhunderts flossen dabei ein. Der struk-   folgt. Fähigkeiten und Strukturen wurden         gesamten Gefechtsfeld kann im Szenario
turelle Aufbau der Brigade entspricht dem    aufgegeben, wie zum Beispiel die Heeres-         «Kampf hoher Intension» von der Luft-
Denken der damaligen Zeit.                   flugabwehr.                                      waffe möglicherweise errungen werden.
   Diese schweren Brigaden sind aber            Andere Aufgaben wurden in den zivi-           Wie aber ein Verband des Heeres zukünf-
angesichts moderner Bedrohungen kaum         len Bereich ausgelagert oder in der Streit-      tig im Nahbereich gegen Angriffe aus der
operativ zu bewegen. Sie entsprechen nicht   kräftebasis zentralisiert. Dies gilt vor allem   Luft geschützt werden soll, erschliesst sich
                                             für die Logistik. Der Sanitätsdienst wurde       nicht. Die komplette Auflösung dieser
                                             als selbständige Struktur ausgebracht. Ket-      Truppe ist und bleibt ein Fehler, umso
Fahnendelegation Bundeswehr                  zer meinen, dass der Drang zu goldenen           mehr, als diese Lücke bisher nicht ge-
am 14. Juillet in Paris. Bild: Wikipedia                                                      schlossen ist. Auch die strukturelle Aus-
                                                                                              prägung Luftbeweglichkeit im Heer muss
                                                                                              hinterfragt werden. Dabei sind auch Zwei-
                                                                                              fel angebracht, ob es der Führungsebene
                                                                                              eines Regiments in der Fallschirmjäger-
                                                                                              truppe bedarf.
                                                                                                 Im Grunde genommen sind die in der
                                                                                              so genannten Schnellen Division zusam-
                                                                                              mengefassten Truppenteile «normalen»
                                                                                              Divisionen für den Einsatz auftragsge-
                                                                                              recht zu unterstellen. Sie könnten im Frie-
                                                                                              den dem Kommando Heer direkt unter-
                                                                                              stellt werden.
                                                                                                 Ein weiterer Irrtum bei der Ausplanung
                                                                                              der Struktur war die Realisierung des
                                                                                              Grundsatzes «Breite vor Tiefe». Das Gum-
                                                                                              miband der Struktur wurde breit und lang
                                                                                              gezogen. Die auftretende Fadenscheinig-
                                                                                              keit, die auch gut zu der verantwortlichen
                                                                                              Politik passt, wurde geflissentlich überse-
                                                                                              hen. Auch stellt sich die Frage, ob Breite
                                                                                              vor Tiefe das richtige Konzept für Streit-
                                                                                              kräfte anderer Nationen ist, die Anleh-
                                                                                              nungspartner sein sollen. Sie müssten die
                                                                                              Breite durch Nachhaltigkeit in der Tiefe
                                                                                              verstärken. Das erscheint wenig sinnvoll.
                                                                                                 In einem neuen Konzept Tiefe vor Brei-
                                                                                              te sollten Nachhaltigkeit und Durchhal-
                                                                                              tefähigkeit Vorrang haben. Auch hier be-
                                                                                              steht die Möglichkeit, Fähigkeitslücken in
                                                                                              Kauf zu nehmen, diese dann aber durch
                                                                                              geschlossene Elemente Dritter zu schlies-
                                                                                              sen, was effizienter wäre.

                                                                              Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016    11
Sicherheitspolitik

           «Anlehnung»                        Problem. Auf Bataillonsebene und darun-         vornherein unter der vorhersehbaren feh-
      oder Multinationalität?                 ter ist sie nicht sinnvoll. Bereits bi-natio-   lenden Effizienz im Führungsprozess, das
                                              nale Brigaden, wie die deutsch-französi-        heisst unter dem Faktor Zeit. In einer Eu-
   Anlehnungspartner 3,4 wurde 2012 als       sche, sind in ihrem Gefechtswert dort be-       ropäischen Armee wird viel Zeit für Ab-
neuer politischer Begriff eingeführt. Als     einträchtigt, wo Einzelabsprachen für das       sprachen und Abstimmungsprozesse ver-
Partner war dabei an andere, vor allem        Gefecht im Gelände auf unterer Ebene            loren gehen. Dieser Zeitverlust wird dazu
weniger leistungsfähige, also «kleinere»      notwendig werden. Absprachen haben              führen, dass die Truppe nicht rechtzeitig
Nationen gedacht. Deutschland sollte          mit Sprache zu tun. Genau da steckt das         im Gelände steht.
eine neue sicherheitspolitische Rolle fin-    Problem. Der Vorteil geschlossener natio-          Die Europäische Armee ist daher zu-
den. Anlehnungspartner heisst aber, star-     naler Elemente ist auf unteren Ebenen           recht eine Vision und wird es hoffentlich
ke Schultern und einen klaren Willen zu                                                       bleiben. Sie wird nur in einzelnen Kom-
haben. Aussen- und sicherheitspolitischer                                                     ponenten, wie z.B. dem strategischen Luft-
Wille stellt sich vor allem dar in einer        «Heute steht die Struktur                     transport, realisierbar und sinnvoll sein
nationalen Strategie, die klar formuliert,                                                    und sich wohl ansonsten auf multinatio-
wofür Deutschland bereit ist, sich beson-        des Heeres im Spagat.                        nale Hauptquartiere beschränken müssen.
ders auch durch Anwendung militärischer
Gewalt zu engagieren.
                                              Sie unterliegt Einflüssen aus
                                                                                                      Pooling und Sharing
   Eine klare sicherheitspolitische Positi-    dem Afghanistan-Konflikt.
on und die damit verbundene Zuverläs-                                                            Pooling und Sharing 5 sollten zu einer
sigkeit als berechenbarer Bündnispartner,      Aber noch immer sind die                       Aufgabenteilung führen, in der Partner auf
der bereit ist, Risiken in vollem Umfang       Einflüsse des Denkens aus                      die Aufgabenabbildung in eigenen Struk-
zu teilen, wären also die Voraussetzung                                                       turen verzichten, damit an einer Stelle ent-
für eine derartige Rolle Deutschlands.         der Zeit des Kalten Krieges                    lastet werden und dafür aber Aufgaben an
Wenn man aber unsere Politik in den            und der späten 80er Jahre                      anderer Stelle und für andere Nationen
letzten 20 Jahren verfolgt, sind wir aus-                                                     übernehmen sollten. Als ein wesentlicher
sen- und sicherheitspolitisch davon weit               erkennbar.»                            Grund wird immer wieder die Gesamt-
entfernt. Gerade nach den Erfahrungen                                                         summe genannt, die in den 28 Staaten
in jüngerer Vergangenheit, u.a. in der Li-                                                    der EU für Verteidigungszwecke ausge-
byenfrage, würden sich kleinere Partner       die jeweilige Kommunikation in der Lan-         geben wird. Wenn diese Summe sinnvoll
wohl eher einen anderen Anlehnungspart-       dessprache und damit die Schnelligkeit          aufgeteilt würde, so wird betont, könnte
ner suchen. Deutschland hat in seiner         im Handeln.                                     ein enormer Synergieeffekt erzielt wer-
zivilen Befindlichkeit von Zustimmung           Die eher statischen Einsätze auf dem          den. Bis heute ist ein konsequenter Weg
und Widerspruch erhebliche Probleme,          Balkan und in Afghanistan sind kein             in diese Richtung jedoch nicht erkenn-
wenn es um militärische Einsätze geht.        Massstab für Multinationalität und eine         bar. Einzelmassnahmen haben eher Alibi-
   Mit der Absicht, Anlehnungspartner         funktionierende Armee in einem hoch in-         funktion.6 Auch bei Pooling und Sharing
zu sein, verbindet sich auch die Frage der    tensiven Gefecht. Für Multinationalität         ist man also gegenwärtig nicht wesentlich
Multinationalität bis hin zu der Vision       im Gefecht ist die Ebene einer Division         über Absichtserklärungen hinaus gekom-
einer Europäischen Armee. Die multina-        nach meinen Erfahrungen die untere              men.
tionale Mischung ist dabei aber eher ein      Grenze. Die Vision der Europäischen Ar-            Angesichts der gegenwärtigen Entwick-
                                              mee, sozusagen die höchste Ausbaustufe          lung in Europa, besonders der Rückbe-
                                              der Multinationalität, leidet daher von         sinnung auf nationale Werte, ist nicht zu
Leopardpanzer.            Bild: Bundeswehr                                                    erwarten, dass die erwarteten Synergie-
                                                                                              effekte so rechtzeitig erzielbar sind, dass
                                                                                              der zunehmenden Bedrohung in und um
                                                                                              Europa in vertretbarer Zeit wirkungsvoll
                                                                                              begegnet werden kann. Schon gar nicht
                                                                                              wird es zu gemeinsamen Strukturen kom-
                                                                                              men, die jetzt rasch aufgebaut werden
                                                                                              müssten. Vielmehr ist zu befürchten, dass
                                                                                              eine Zusammenlegung der Verteidigungs-
                                                                                              ausgaben wieder in erster Linie unter
                                                                                              Einspareffekten und nicht mit Blick auf
                                                                                              Kampfkraft erfolgen würde.
                                                                                                 Um die Rolle Deutschlands als Anleh-
                                                                                              nungspartner ist es mittlerweile ruhiger
                                                                                              geworden. Vielleicht sind die Defizite
                                                                                              deutscher Sicherheitspolitik gegenwärtig
                                                                                              doch zu erheblich. Pooling und Sharing
                                                                                              tritt auf der Stelle. Nur die nebulösen Vor-
                                                                                              stellungen von einer europäischen Armee
                                                                                              scheinen noch da und dort auf.

12    Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016
Sicherheitspolitik

   Deutschland wird sich darauf besinnen       nehmen, militärisch zu untermauern.7,8
müssen, dass es seine Fähigkeiten als hoch-    Dafür wären auf Bündnisebene zwei voll                 Aus dem Bundeshaus
technisierte Industrienation sowohl in der     einsatzbereite mechanisierte Divisions-
Struktur der Streitkräfte, als auch und vor    äquivalente erforderlich. Sie stehen auf               Zusammengefasst wer-
allem in deren Ausrüstung zeigt. Jetzt setzt   dem Papier, aber nicht im Gelände.                     den sicherheits-/mili-
anscheinend ein Umdenken ein. Die Kri-            Schaut man über den deutschen Tel-                  tärpolitische Medien-
tik an getroffenen Entscheidungen nimmt        lerrand hinaus auf die Bedenken, ja fast               mitteilungen seit Mitte
ebenso zu, wie die Forderung nach mehr         schon Ängste der osteuropäischen Bünd-                 April 2016 sowie Be-
Geld. Der Bedarf von mehr Kampfpan-            nispartner, ist zu hoffen, dass es eine Nach-          schlüsse der Finanz-
zern ist ein Zeichen für dieses Umden-         folgerin der früheren Schichttorte gibt.               kommission des Natio-
ken, allerdings sind Panzer ohne ausge-        Das ist die Hoffnung auf ein in sich schlüs-           nalrates (FK-NR).
bildetes Personal bekanntlich nur von ge-      siges operatives Konzept zur Bündnisver-               12.04: Die Armee verschiebt die Wieder-
ringem Gefechtswert.                           teidigung, aus dem Rollen und Aufgaben                 holungskurse von vier Truppenkörpern,
   130 Milliarden Euro mehr sollen über        abgeleitet und in nationale Strukturpla-               um bereit zu sein, die zivilen Behörden
die Zeitachse in die Hand genommen             nungen übernommen werden können.                       bei der Bewältigung einer ausserordent-
werden. Wo dieses Geld herkommen soll,         Die zuletzt vom Obersten Befehlshaber                  lichen Migrationslage zu unterstützen.
ist mehr als fraglich, aber gut, dass es       in Europa gemachten Äusserungen las-                   14.04: Offizieller Besuch des Chefs VBS
ausgesprochen wurde. Denn die Summe            sen Zweifel aufkommen, ob es die neue                  in Schweden. 18.04.: Administrativunter-
kennzeichnet das grosse Loch in der Ein-       Schichttorte gibt. Ein Operationsplan für              suchung sowie vorläufige Beweisaufnah-
satzbereitschaft der Bundeswehr. Selbst        die Bündnisverteidigung an der Ostgren-                me zum Projekt Bodengestützte Luftver-
wenn es so kommen sollte, sind die in-         ze wäre aber in jedem Fall ein Beitrag zur             teidigung 2020 (BODLUV) durch die Mili-
dustriellen Kapazitäten so kahl geschla-       Beruhigung der Bedenken und Ängste,                    tärjustiz. 20.04.: Notfallplanung Asyl; der
                                                                                                      Bundesrat (BR) beauftragt das VBS, «alle
gen, dass eine zügige Nachrüstung eher         ebenso wie zur militärischen Abschre-
                                                                                                      nötigen Massnahmen zu treffen, damit
unwahrscheinlich ist, eine Frage, die bis-     ckung. Die sogenannten Speerspitzen er-
                                                                                                      die Armee bei Bedarf die zivilen Behör-
her niemand beantwortet hat.                   setzen diesen Plan nicht.                  ■
                                                                                                      den, namentlich das Grenzwachtkorps
   Das Konzept «Breite vor Tiefe» scheint                                                             (GWK), gemäss Notfallplanung unterstüt-
ebenso auf den Prüfstand geraten, wie          1 Das Heer bestand damals aus 12 Divisionen mit        zen kann». 20.04.: Der BR genehmigt
das «Dynamische Verfügbarkeitsmanage-            17 PzBrig, 15 PzGrenBrig, 3 LL-Brig, 1 GebJg-        Armeeeinsatz zur Unterstützung der zivi-
ment», und die in den zivilen Bereich aus-       Brig, dazu 6 aktive plus 6 nicht aktive Heimat-
                                                                                                      len Behörden bei der Eröffnung des Gott-
gelagerten Komponenten. Fehlerbehebung           schutzbrigaden. In der Struktur u. a. 56 Panzer-
                                                 bataillone.                                          hard-Basistunnels. 29.04.: Nach Sistie-
scheint angesagt zu sein.                      2 Manstein/Fuchs, «Manstein – Soldat im 20. Jahr-      rung des Projektes BODLUV 2020 kündigt
                                                 hundert S. 325ff. und Anhang 2.                      das VBS den Vertrag mit der Schweizer
  Bewährte Konzepte mit Neuem                  3 Siehe Schockenhoff/Kiesewetter «Impulse für Eu-      Generalunternehmung.
                                                 ropas Sicherheitspolitik», IP-Internationale Poli-
    ergänzen und anreichern                      tik, September/Oktober 2012, S.94 f.                 2.05.: Der Nachrichtendienst des Bun-
                                               4 Begriff «Anlehnungspartner» übernommen von           des (NDB) veröffentlicht seinen Lagebe-
   Wenn es letztlich dann doch zu einer          Bundeskanzlerin Merkel in der Rede am 22.10.         richt, wonach das strategische Umfeld
durchgreifenden Modernisierung käme,             12 vor militärischen Führungspersonal in Straus-     der Schweiz durch unterschiedliche Kri-
könnte man sich eine Struktur vorstellen,        berg: «Anlehnungspartner – ein sehr interessan-
                                                                                                      senlagen Europas geprägt ist. 3.05.: Aus-
in der anstelle der heute riesigen Gross-        ter Begriff, über den ich mich eingehend infor-
                                                 miert habe – eine aktive Rolle zu finden, um so      serordentlicher Flügelwechsel an einer
verbände, kleinere, hoch bewegliche, ge-                                                              F/A-18 Hornet. 4.05.: Cyber-Spionage-
                                                 unseren Beitrag für mehr Leistungsfähigkeit im
panzerte Einheiten hoher Feuerkraft ope-         Bündnis und als Bündnis zu leisten. Diejenigen,      angriff auf die RUAG. 4.05.: Ernennung
rieren, die an entscheidender Stelle kon-        die zu uns kommen, sollten sich allerdings nicht     von Höheren Stabsoffizieren der Armee.
zentriert und dann wieder aufgelockert           nur anlehnen, sondern dann auch tätige Glieder       10.05.: Staatsrechnung 2015 (16.003)
werden können. Verbunden mit Automa-             beim Anlehnungspartner sein.»                        mit grossem Überschuss. Armeebotschaft
tisierung, auch bei der Erkennung von          5 Siehe u.a. Schockenhoff/Kiesewetter, a.a.O.,
                                                                                                      (16.026): Die FK-NR beantragt (12 :11:1),
                                                 S.95 f.
Bedrohungen, vernetzten Führungsmög-           6 Die Niederlande haben den Rest ihrer Panzer-         der Sicherheitspolitischen Kommission
lichkeiten, moderner Aufklärung, Logis-          truppe einem deutschen Grossverband unter-           des Ständerates zu folgen und nicht auf
tik und Sanität, könnte ein Schritt nach         stellt. Auch die deutsch-polnische Zusammen-         den «Bundesbeschluss zum Zahlungs-
vorne gemacht werden, der das Deutsche           arbeit soll zum gegenseitigen Austausch eines        rahmen der Armee 2017–2020» von 18,8
Heer wieder an die Stelle im Bündnis             mechanisierten Bataillons führen.                    Milliarden Franken einzutreten. Das Par-
                                               7 Jahresbericht des Wehrbeauftragten 2015 v. 26.       lament habe mit der Änderung der Rechts-
bringt, an der wir uns sehen und wo wir          01.16 Bundesdrucksache 18/7250, u.a. S. 10.
auch vom Leistungswillen unserer Solda-                                                               grundlagen für die Weiterentwicklung der
                                               8 «Augen geradeaus» vom 09.03.2015, vor allem
ten aller Ebenen hingehören. Dann könn-          die Kommentare.                                      Armee (WEA; 14.069) den Zahlungsrah-
                                                                                                      men mit 20 Milliarden Franken bewilligt.
te tatsächlich mehr Verantwortung über-
                                                                                                      Die FK-NR lehnt einen Kürzungsantrag
nommen werden.
                                                                    Brigadegeneral a D                beim Rüstungsprogramm 2016 ab.
   Nach heutiger Beurteilung ist Deutsch-
land, wie sich am Beispiel des Heeres zeigt,                        Wolfgang Kopp
                                                                    D-72488 Sigmaringen                               Oberst aD Heinrich L.Wirz
nicht in der Lage, einen nennenswerten                                                                  Militärpublizist/Bundeshaus-Journalist
konventionellen Beitrag zur Bündnisver-                                                                                    3047 Bremgarten BE
teidigung zu leisten, geschweige denn den
Anspruch, mehr Verantwortung zu über-

                                                                                     Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016     13
Einsatz und Ausbildung

«Führen Sie» –
ruft der Kommandant seinen Kadern zu
Vor vollen Reihen mit Kadern und Gästen aus Armee, Politik
und Verwaltung forderte Brigadier Marco Schmidlin von
seinen Kadern vermehrte Einflussnahme. Er dankte ihnen
aber auch für das Erreichen der Ziele bei Einsätzen und
Ausbildung im Rahmen der vergangenen Dienstleistungen.

                                                             FU Br 41/SKS in der Stadthalle Dietikon.   Bild: Roman Stettler, FU Br 41/SKS

Andreas Bölsterli, Chefredaktor               rund 158 Kurse mit dem Ziel «train the         • Bei der Ausbildung will Schmidlin kei-
                                              trainers» durch.                                 ne Ausbildung auf Anlernstufe mehr
   Der Rapport der Führungsunterstüt-            Wenn die externe Sicht zu keiner Kri-         sehen. Inhalt und Intensität sind wei-
zungsbrigade 41 und des Kommando Sys-         tik Anlass gibt, so besteht aus Sicht von        ter zu steigern. Generell gilt, dass sich
teme, Kurse, Support (FU Br 41/SKS)           Br Schmidlin bei der internen Beurtei-           die Kader auf «fordern und fördern»
fand am Freitag, 28. April in der Stadt-      lung Handlungsbedarf. Der Kdt erkann-            fokussieren müssen.
halle Dietikon statt. Dietikon darum, weil    te das in folgenden Bereichen:                 • Der Eigenschutz darf nicht vernachlässigt
das Kommando wie aber auch der Bereich        • Führung funktioniert und führt zu Re-          werden – im Gegenteil. Ohne der Taktik
SKS in Bülach und in Rümlang, also im           sultaten, wenn ein guter Plan vorhanden        das richtige Gewicht zu geben, funktio-
Kanton Zürich, beheimatet sind. Die Un-         ist, klar und einfach befohlen wird und        niert auch die beste Technik nicht.
terstützung des Kantons darf die FU Br 41/      der Chef insbesondere dann präsent ist,
SKS auch spüren – man fühlt sich getra-         wenn die Auftragserfüllung aufgrund
gen und unterstützt. Dies zeigte sich auch      äusserer Umstände schwierig wird.            Br Alain Vuitel zur Lageentwicklung.
im Umstand, dass die Kantonsratspräsi-                                                                     Bild: Thomas John FU Br 41/SKS
dentin als höchste Zürcherin persönlich
am Rapport teilnahm und eine Grussbot-
schaft überbrachte.

         Alle Einsätze erfüllt
   In seinem Rückblick stellte der Kdt
fest, dass die Idee «Leistung aus einer
Hand» funktioniert, sich bewährt und
die Brigade alle Aufträge erfüllt hat. Die
externe Sicht auf die FU Br 41/SKS ist
aus diesem Grund gut und einen wesent-
lichen Anteil an diesem guten Resul-
tat hat das Kdo SKS, denn auch diese
Dienstleistungen zugunsten der gesam-
ten Armee sind von entscheidender Be-
deutung. Das SKS begleitet unter ande-
rem 34 Rüstungsprojekte, erbringt den
gesamten Support für die Fill Guns und
die Schlüsselmodule und führt erst noch

14    Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2016
Sie können auch lesen