Sinngemässe Anwendung der BVV 2-Anlagebestimmungen

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112 | RECHTSFRAGEN

Freizügigkeitseinrichtungen

Sinngemässe Anwendung
der BVV 2-Anlagebestimmungen
                                                 Wie bei den Vorsorgeeinrichtungen steht auch bei Freizügigkeitseinrich-
                                                 tungen die Sicherheit der Vorsorgegelder im Vordergrund. Die Freizügig-
                                                 keitseinrichtungen sind verpflichtet, die Risikofähigkeit jeder versicherten
                                                 Person abzuklären.

                                  IN KÜRZE       Nach dem Konzept der beruflichen Vor-                   nichtsdestotrotz voraus, dass verschie-
                                                 sorge, das in den Art. 3 und 4 FZG zum                  dene Grundsätze und Bestimmungen
Der Anlagehorizont jedes einzelnen               Ausdruck kommt, muss der Vorsorge-                      des BVG und der BVV 2 auch für Frei-
     Versicherten ist nicht eruierbar.           schutz während der gesamten Aktivitäts-                 zügigkeitseinrichtungen zur Anwendung
  ­Erweiterungen der Anlagebegren-               dauer eines Versicherten aufrechterhal-                 gelangen.
                                                 ten bleiben.1 Wird das Vorsorgeverhält-                     Die Sicherheit der Vorsorgegelder
  zungen gemäss BVV 2 dürften nur                nis eines Arbeitnehmers aufgelöst, ohne                 steht wie bei den Vorsorgeeinrichtungen
      begrenzt möglich sein, weil es             dass ein versichertes Risiko eingetreten                auch bei Freizügigkeitseinrichtungen im
­regelmässig an einer nachvollzieh-              ist, spricht man von einem Freizügig-                   Vordergrund. So ist zur Anlage der Gel-
            baren Begründung fehlt.              keitsfall. Wenn die versicherte Person in               der vorgeschrieben, dass diese entweder
                                                 eine neue Vorsorgeeinrichtung eintritt,                 als Spareinlage bei einer dem Bankenge-
                                                 ist die Austrittsleistung an die neue Vor-              setz unterstellten Bank (Kontolösung)
                                                 sorgeeinrichtung zu überweisen. Erfolgt                 oder in der Form der anlagegebundenen
                                                 kein solcher Eintritt, muss der Vorsorge-               Sparlösung angelegt werden dürfen
                                                 schutz «in anderer Form» bei einer Frei-                (Wertschriftensparen).6 Für die Anlage
                                                 zügigkeitseinrichtung2 erhalten bleiben.                in Wertschriften gelten die BVV 2-Be-
                                                 Freizügigkeitseinrichtungen gelten als                  stimmungen sinngemäss.7
                                                 Einrichtungen, die nach ihrem Zweck                         Anhand der Rechtsverhältnisse zwi-
                                                 der beruflichen Vorsorge dienen3 und                    schen der Freizügigkeitseinrichtung und
                                                 der kantonalen Aufsicht unterstehen.4                   der versicherten Person stellt sich somit
                                                     In der Rechtsetzung werden die Vor-                 die Grundsatzfrage, wie in concreto die
                                                 sorgeeinrichtungen und die Freizügig-                   BVV 2-Anlagebestimmungen nur ver-
                                                 keitseinrichtungen regelmässig begriff-                 gleichbar anzuwenden sind, insbeson-
                                                 lich unterschieden.5 Der wichtigste                     dere:
                                                 Unterschied liegt darin, dass der Vorsor-               –– auf welcher Ebene die Anwendung der
                                                 geschutz bei einer Vorsorgeeinrichtung                     Anlagebestimmungen erfolgen soll
                                                 kollektiv, bei einer Freizügigkeitseinrich-                (auf kollektiver Ebene der gesamten
                                                 tung hingegen individuell erfolgt. Im                      Einrichtung oder auf der individuellen
                                                 Rahmen der von Gesetzes wegen vorge-                       Ebene jedes einzelnen Versicherten),
                                                 sehenen Kontinuität setzt die Erhaltung                 –– wer die Risikofähigkeit abklären soll
                                                 des Vorsorgeschutzes «in anderer Form»                     und auf welcher Ebene,
                                                                                                         –– ob und inwiefern Anlageerweiterun-
                                                 1
                                                     Vetter-Schreiber: Berufliche Vorsorge.                 gen möglich sind.
                                                     3. Auflage. Nr. 1 zu Art. 5 FZG.
                                                 2
                                                     Freizügigkeitspolicen werden von Versiche-          Verhältnis zwischen der versicherten
                                                     rungen geführt und sind nicht Teil dieser           Person und der Freizügigkeitseinrichtung
                                                     Abhandlung.
                                                                                                           Die Merkmale eines Freizügigkeits-
                            Giovanni Volpe       3
                                                     Art. 61 Abs. 1 BVG in Verbindung mit
                                                     Art. 47 Abs. 1 BVV 2.
                                                                                                         kontos sind in der Lehre und in der
                                   Dott. iur.,
            Senior Aufsichtsverantwortlicher,    4
                                                     Art. 1 und Art. 3 Abs. 2 lit. b BVV 1.
                 BVG- und Stiftungsaufsicht      5
                                                     Vgl. etwa Art. 73 Abs. 1 lit. a BVG, Art. 27i       6
                                                                                                             Art. 19 und 19a FZV.
                   des Kantons Zürich (BVS)          Abs. 1 BVV 2.                                       7
                                                                                                             Art. 19a Abs. 2 FZV.

                                                                                       Schweizer Personalvorsorge | Prévoyance Professionnelle Suisse | 12·19
RECHTSFRAGEN | 113

Rechtsprechung wie folgt zusammenge-                    versicherte Person und nicht pro Ein-         ebene umsetzt. Wird vom Versicherten
fasst:                                                  richtung gilt. Konkret heisst das, dass die   die Möglichkeit des Wertschriftenspa-
–– Freizügigkeitskonten werden durch                    Freizügigkeitseinrichtungen selber keine      rens gewählt (anlagegebundene Sparlö-
   einen privatrechtlichen Vertrag be-                  klassische Bankentätigkeit ausüben dür-       sung), entspricht die Höhe des Vorsorge-
   gründet und sind den Innominatver-                   fen und dass bei ihnen kollektive Anla-       kapitals dem aktuellen Wert der Anlage,
   trägen zuzuordnen. Mangels eines                     gen und Risiken nicht zulässig sind.          mit der Folge, dass jeder einzelne Versi-
   Arbeitsverhältnisses handelt es sich um                  Als Freizügigkeitskonten gelten be-       cherte das Risiko der Vermögensanlage
   Stiftungen, zu denen die begünstigte                 sondere, ausschliesslich und unwiderruf-      selbst trägt.17 Allfällige Verluste, die aus
   Person in einer privatrechtlichen Ver-               lich der Vorsorge dienende Verträge mit       der vom einzelnen Versicherten gewähl-
   tragsbeziehung steht.8                               einer Stiftung, die die Voraussetzungen       ten Anlagestrategie resultieren können,
–– Mit dem Abschluss des Vertrags mit                   nach Art. 19 FZV erfüllen.14 Das Rechts-      werden nicht solidarisch vom Kollektiv
   der Freizügigkeitseinrichtung und mit                verhältnis zwischen der versicherten Per-     aller Versicherten getragen. Entspre-
   der entsprechenden Errichtung eines                  son und der Freizügigkeitseinrichtung         chend werden auch allfällige Gewinne
   Freizügigkeitskontos gibt der Versi-                 beruht auf dem Grundsatz der Vertrags-        nur dem Guthaben des einzelnen Versi-
   cherte die kollektive Vorsorge zu­                   freiheit. Die versicherte Person kann sel-    cherten gutgeschrieben.
   gunsten einer individuellen Vorsorge                 ber entscheiden, mit welcher Freizügig-
   auf.9                                                keitseinrichtung sie ein Vertragsverhält-     Abklärung der Risikofähigkeit
–– Die Freizügigkeitseinrichtungen                      nis eingehen will. Sie kann jederzeit die     jedes einzelnen Versicherten
   unterstehen, im Unterschied zu den                   Freizügigkeitseinrichtung wechseln15              Neben der Normierung der Anwend-
   Vorsorgeeinrichtungen, nicht den                     oder innerhalb der gleichen Einrichtung       barkeit der BVV 2-Anlagebestimmun-
   Grundsätzen der Planmässigkeit, der                  eine andere Form der Anlage (reine Spar-      gen legt die Bestimmung von Art. 19a
   Angemessenheit oder dem Kollektivi-                  lösung oder Wertschriftensparen) wäh-         Abs. 1 FZV einen weiteren Grundsatz
   tätsprinzip.10                                       len.                                          fest: Beim Wertschriftensparen muss die
                                                            Im Gegensatz zu einer Vorsorgeein-        versicherte Person ausdrücklich auf die
Die «Erhaltung des Vorsorgeschutzes in                  richtung, bei der die Vorsorgeverhältnisse    jeweiligen Risiken hingewiesen werden.
anderer Form»11 – die Weiterführung der                 im Rahmen eines Kollektivs festgelegt         Es geht, wie in Abs. 2 von Art. 19a FZV
kollektiven Vorsorge in Form einer indi-                sind und die Destinatäre keine Freiheit       präzisiert, um die Risikofähigkeit der
viduellen Vorsorge – wird in der Verord-                haben, eine andere Vorsorgelösung (Vor-       versicherten Person und um die entspre-
nung wie folgt normiert: Wenn die Vor-                  sorgeanbieter) zu wählen, entstehen bei       chende Beurteilungspflicht.
sorgegelder von der Freizügigkeitsein-                  einer Freizügigkeitseinrichtung lediglich         Mit der Formulierung in der Passiv-
richtung im eigenen Namen bei einer                     individuelle Vorsorgeverhältnisse, die je-    form – «die versicherte Person muss hin-
Bank angelegt werden, gelten sie im                     derzeit von der versicherten Person auf-      gewiesen werden» – wird unmissver-
Sinne des Bankengesetzes als Spareinla-                 gelöst und anderseits neu abgeschlossen       ständlich zum Ausdruck gebracht, dass
gen der einzelnen Versicherten und nicht                werden können. Falls die versicherte Per-     die Freizügigkeitseinrichtung den gesetz-
als kollektive Spareinlagen der gesamten                son den Vertrag mit der Freizügigkeits-       lichen Auftrag hat, beim Abschluss eines
Freizügigkeitseinrichtung.12                            einrichtung kündigt, entspricht die Höhe      Anlagevertrags mit jeder versicherten
    Dieser Grundsatz wird im Bankenge-                  ihres mitzunehmenden Vorsorgekapitals         Person die entsprechende Risikofähig-
setz13 bestätigt, indem hier festgelegt                 der eingebrachten Austrittsleistung mit       keit abzuklären. Ein Vertrag zwischen
wird, dass die Forderungen von Freizü-                  Zins oder dem aktuellen Wert der Wert-        der Freizügigkeitseinrichtung und dem
gigkeitsstiftungen nach dem Freizügig-                  schriftenanlage.16                            Versicherten (durch reglementarische
keitsgesetz vom 17. Dezember 1993 als                       Im Rahmen der Erhaltung des Vor-          Bestimmung oder individuelle Verein-
Einlagen der einzelnen Vorsorgenehmer                   sorgeschutzes «in anderer Form» besteht       barung), wonach die Freizügigkeitsein-
und Versicherten gelten. Sie sind unab-                 somit keine rechtliche Basis, wonach die      richtung auf die Abklärungspflicht ver-
hängig von den übrigen Einlagen des                     Anlage des Guthabens des einzelnen Ver-       zichten dürfe und dies lediglich dem
einzelnen Versicherten bis zum Höchst-                  sicherten mit derjenigen der anderen          Versicherten überlassen würde, wäre
betrag privilegiert. Dies hat zur Folge,                Versicherten abgestimmt werden muss.          somit rechtswidrig. Selbstverständlich
                                                                                                      ­
dass bei einem allfälligen Konkurs der                  Vielmehr ist der Gesetzessystematik und       kann die Freizügigkeitseinrichtung mit
Bank das Konkursprivileg (in maxima-                    dem Wortlaut der einzelnen Artikel zu         dieser Aufgabe fachkundige Dritte be-
lem Betrage von 100 000 Franken) pro                    entnehmen, dass es sich bei einer Frei-       auftragen. Sie muss aber die Regeln der
                                                        zügigkeitseinrichtung um eine individu-       Delegation beachten (Sorgfalt in der
                                                        elle Vorsorge handelt, die die Anlage der     Auswahl, in der Instruktion und in der
8
   Hans Michael Riemer: Das Recht der berufli-          Gelder nicht kollektiv auf Stiftungs-         Überwachung). Der Beratungs- und Ri-
   chen Vorsorge in der Schweiz. 2. Auflage.            ebene, sondern individuell pro Vertrag        sikoaufklärungsprozess muss systema-
   Seite 81.
 9
   BSV-Mitteilungen Nr. 10.
                                                        (Freizügigkeitskonto) auf Versicherten-       tisch erfolgen und reglementarisch ab-
10
   BGE 135 V 80 S. 87.                                                                                gebildet sein.
11
   Art. 4 FZG.                                          14
                                                           Art. 10 Abs. 3 FZV.
12
   Art. 19 Abs. 2 FZV.                                  15
                                                           Art. 12 Abs. 2 FZV.                        17
                                                                                                           Art. 13 Abs. 5 FZV und BSV-Mitteilungen
13
   Art. 37a Abs. 5 BankG.                               16
                                                           Art. 13 Abs. 5 FZV.                             Nr. 108.

12·19 | Prévoyance Professionnelle Suisse | Schweizer Personalvorsorge
114 | RECHTSFRAGEN

Erweiterungsmöglichkeiten                          Das FZG enthält keinen expliziten                Im Rahmen dieses gesetzlichen Kons-
beim Wertschriftensparen                        Zweckartikel. Freizügigkeitsleistungen           truktes und in Bezug auf die obligatori-
   Mit dem Verweis auf die BVV 2-Be-            sind aber juristisch gesehen Teil der be-        sche Abklärung der Risikofähigkeit des
stimmungen (Art. 49–58) lässt der Ge-           ruflichen Vorsorge. Diese Vorsorge um-           einzelnen Versicherten haben die Frei-
setzgeber auch bei Freizügigkeitseinrich-       fasst Massnahmen, die zusammen mit               zügigkeitseinrichtungen in erster Linie
tungen die Erweiterungsmöglichkeiten            der AHV/IV «die Fortsetzung der ge-              zu berücksichtigen, dass sie jederzeit ver-
gemäss Art. 50 Abs. 4 BVV 2 grundsätz-          wohnten Lebenshaltung in angemesse-              pflichtet sind, die Freizügigkeitsleistung
lich zu. Er legt aber gleichzeitig fest, dass   ner Weise erlauben». Die Besonderheit            an eine neue Vorsorgeeinrichtung zu
auch Freizügigkeitseinrichtungen die Er-        der Erhaltung des Vorsorgeschutzes «in           überweisen. Die Hauptkonsequenz ist,
weiterung der Anlagemöglichkeiten nur           anderer Form» liegt nämlich darin, dass          dass die Freizügigkeitseinrichtungen
vorsehen dürfen, falls sie die Grundsätze       das Freizügigkeitskonto, obwohl durch            nicht wirklich in der Lage sind, verläss-
der Sicherheit und der angemessenen Ri-         einen privatrechtlichen Vertrag begrün-          liche Anlagehorizonte für den Versicher-
sikoverteilung einhalten und die Erwei-         det, nicht auf Freiwilligkeit beruht. So-        ten zu definieren. Für Freizügigkeitsein-
terung für den einzelnen Versicherten           bald eine versicherte Person in eine neue        richtungen bedeutet die sinngemässe
schlüssig darlegen können. Sowohl für           Vorsorgeeinrichtung eintritt, muss auch          Anwendung der BVV 2-Anlagebestim-
Vorsorgeeinrichtungen als auch für Frei-        die Freizügigkeitseinrichtung das Vorsor-        mungen und des entsprechenden Vor-
zügigkeitseinrichtungen steht somit das         gekapital für die Erhaltung des Vorsorge-        sichtsprinzips, dass die Beurteilung der
Vorsichtsprinzip im Vordergrund. In Be-         schutzes der neuen Vorsorgeeinrichtung           Risikofähigkeit insbesondere unter Be-
zug auf dieses Vorsichtsprinzip hat das         überweisen.19                                    achtung der Tatsache erfolgen muss, dass
Bundesgericht in seinem Entscheid vom              Das Gesetz lässt zu, dass bei Freizügig-      der Anlagehorizont jedes einzelnen Ver-
28. Dezember 201618 festgehalten, dass          keitsstiftungen zwischen unterschiedli-          sicherten nicht eruierbar ist und dass des-
die Vorsorgeeinrichtungen bei der An-           chen Anlagestrategien gewählt werden             wegen Erweiterungen der Anlagebegren-
lage ihres Vermögens in erster Linie da-        kann. Bei der Festlegung der möglichen           zungen gemäss BVV 2 mangels nachvoll-
rauf achten müssen, dass die Sicherheit         Vermögensanlagen müssen jedoch die               ziehbarer Begründung nur begrenzt
der Erfüllung der Vorsorgezwecke ge-            Freizügigkeitseinrichtungen beachten,            möglich sein dürften. Es ist unklar, wie
währleistet ist.                                dass es ihre erste Aufgabe ist, den Vor-         die Eignung von absolut risikoreichen
   Es stellt sich die Frage, was die Frei-      sorgeschutz und somit das Vorsorgekapi-          Anlagen (zum Beispiel mit einer Aktien-
zügigkeitseinrichtungen bei der Anlage          tal jedes einzelnen Versicherten soweit          quote von 100 Prozent) darzustellen be-
des Vermögens besonders beachten müs-           wie möglich zu «erhalten», damit die             ziehungsweise die entsprechend notwen-
sen, damit die Sicherheit der Erfüllung         «Fortsetzung der gewohnten Lebenshal-            dige Erweiterung der Anlagebegrenzun-
ihrer Vorsorgezwecke gewährleistet ist.         tung» weiterhin möglich bleibt.                  gen zu begründen wäre. n

18
     Urteil 9C_752/2015.                        19
                                                     Art. 4 Abs. 2bis FZG.

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QUESTIONS DE DROIT | 115

Institutions de libre passage

Application par analogie des dispositions
en matière de placement de l’OPP 2
                                                        À l’instar des institutions de prévoyance, la sécurité des capitaux de
                                                        ­prévoyance est une priorité pour les institutions de libre passage.
                                                        Les institutions de libre passage sont tenues de déterminer la capacité
                                                        de risque de toutes les personnes assurées.

                                         EN BREF        D’après le concept de la prévoyance pro-              forme» suppose néanmoins que diffé-
                                                        fessionnelle qui s’exprime aux art. 3 et 4            rents principes et dispositions de la LPP
 L’horizon de placement de chaque                       LFLP, la protection de la prévoyance doit             et de l’OPP 2 s’appliquent également
assuré ne peut pas être déterminé.                      être maintenue pendant toute la durée                 pour les institutions de libre passage.
   Les extensions aux limitations de                    d’activité d’un assuré.1 Si la relation de                La sécurité des capitaux de prévoyance
                                                        prévoyance d’un salarié est résiliée sans             est une priorité pour les institutions de
        placement selon l’OPP 2 ne                      qu’un risque assuré soit survenu, on parle            libre passage comme pour les institutions
      doivent être possibles que de                     de cas de libre passage. Si la personne               de prévoyance. Ainsi, il est prescrit à pro-
  façon limitée, parce qu’il manque                     assurée entre dans une nouvelle institu-              pos du placement des capitaux que ceux-ci
     régulièrement une justification                    tion de prévoyance, la prestation de sor-             peuvent être placés soit sous forme de dé-
                                                        tie doit être virée à la nouvelle institution         pôt d’épargne auprès d’une banque sou-
                   compréhensible.                      de prévoyance. En l’absence d’une telle               mise à la loi sur les banques (solution de
                                                        sortie, la protection de prévoyance doit              compte), soit sous forme d’épargne liée à
                                                        être maintenue «sous une autre forme»                 des placements (épargne-titres).6 Les dis-
                                                        dans une institution de libre passage2.               positions de l’OPP 2 s’appliquent par ana-
                                                        Les institutions de libre passage sont                logie au placement en titres.7
                                                        considérées comme des institutions dont                   En raison de la relation juridique entre
                                                        le but est la prévoyance professionnelle3             l’institution de libre passage et la per-
                                                        et qui sont soumises à la surveillance can-           sonne assurée, la question de principe qui
                                                        tonale.4                                              se pose est donc de savoir comment les
                                                            Dans la législation, les institutions de          dispositions sur le placement de l’OPP 2
                                                        prévoyance et les institutions de libre               s’appliquent concrètement de manière
                                                        passage sont régulièrement distinguées                uniquement comparable, notamment:
                                                        au plan conceptuel.5 La principale diffé-             –– à quel niveau les dispositions en ma-
                                                        rence réside dans le fait que la protection              tière de placement doivent s’appliquer
                                                        de prévoyance d’une institution de pré-                  (au niveau collectif de toute l’institu-
                                                        voyance est collective, alors qu’elle est                tion ou au niveau individuel de chaque
                                                        individuelle dans une institution de libre               assuré),
                                                        passage. Dans le cadre de la continuité               –– qui doit déterminer la capacité de
                                                        prévue par la loi, le maintien de la cou-                risque et à quel niveau,
                                                        verture de prévoyance «sous une autre                 –– si et comment l’élargissement des pla-
                                                                                                                 cements est possible.
                                                        1
                                                            Vetter-Schreiber: Berufliche Vorsorge.
                                                            3e édition. N° 1 sur l’art. 5 LFLP.               Relation entre la personne assurée
                                                        2
                                                            Les polices de libre passage sont gérées          et l’institution de libre passage
                                                            par les assurances et ne relèvent pas de             Les caractéristiques d’un compte de
                                                            cet article.
                                                                                                              libre passage sont résumées ainsi dans la
                                                        3
                                                            Art. 61 al. 1 LPP en relation avec l’art. 47
                                                            al. 1 OPP 2.
                                                                                                              doctrine et dans la jurisprudence:
                                                        4
                                                            Art. 1 et art. 3 al. 2 let. b OPP 1.
                                                        5
                                                            Cf. p. ex. l’art. 73 al. 1 let. a LPP, art. 27i   6
                                                                                                                  Art. 19 et 19a OLP.
                                                            al. 1 OPP 2.                                      7
                                                                                                                  Art. 19a al. 2 OLP.

12·19 | Prévoyance Professionnelle Suisse | Schweizer Personalvorsorge
116 | QUESTIONS DE DROIT

–– Les comptes de libre passage sont fon-        activité bancaire classique et que les pla-         du placement, avec pour conséquence
   dés sur un contrat de droit privé et re-      cements et risques collectifs leurs sont            que chaque assuré supporte lui-même le
   lèvent des contrats innommés. Faute           interdits.                                          risque du placement de capitaux.17 Les
   de relation de travail, il s’agit de fonda-       Par comptes de libre passage, on en-            pertes éventuelles susceptibles de résulter
   tions avec lesquelles le bénéficiaire en-     tend des contrats spéciaux qui sont affec-          de la stratégie de placement choisie par
   tretient une relation contractuelle de        tés exclusivement et irrévocablement à la           l’assuré ne sont pas supportées solidaire-
   droit privé.8                                 prévoyance et qui ont été conclus avec              ment par le collectif de tous les assurés.
–– En souscrivant le contrat avec l’institu-     une fondation qui remplit les conditions            Par conséquent, les bénéfices éventuels
   tion de libre passage et avec la mise en      fixées à l’art. 19 OLP.14 Le rapport juri-          ne sont également crédités que sur l’avoir
   place correspondante d’un compte de           dique entre la personne assurée et l’insti-         de chaque assuré.
   libre passage, l’assuré passe d’une pré-      tution de libre passage est fondé sur le
   voyance collective à une prévoyance           principe de la liberté de contracter. La            Clarification de la capacité
   individuelle.9                                personne assurée peut elle-même décider             de risque de chaque assuré
–– À la différence des institutions de pré-      avec quelle institution de libre passage                En plus de la normalisation de l’appli-
   voyance, les institutions de libre pas-       elle entend conclure une relation contrac-          cabilité des dispositions en matière de
   sage ne sont pas soumises aux principes       tuelle. Elle peut en tout temps changer             placement de l’OPP 2, la disposition de
   de la planification, de l’adéquation ou       d’institution de libre passage15 ou choisir         l’art. 19a al. 1 OLP définit un principe
   de la collectivité.10                         une autre forme de placement dans la                supplémentaire: en cas d’épargne-titre, la
                                                 même institution (épargne pure ou                   personne assurée doit être expressément
Le «maintien de la prévoyance sous une           épargne-titres).                                    avisée des risques correspondants. Ainsi
autre forme»11 – la poursuite de la pré-             Contrairement à une institution de              que le précise l’art. 19a al. 2 OLP, il s’agit
voyance collective sous la forme d’une           prévoyance où les rapports de prévoyance            de la capacité de risque de la personne
prévoyance individuelle – est normalisé          sont définis dans le cadre d’un collectif et        assurée et de l’obligation d’évaluation
comme suit dans l’ordonnance: si les ca-         où les destinataires n’ont aucune liberté           correspondante.
pitaux de prévoyance de l’institution de         de choisir une autre solution de pré-                   La formulation à la forme passive – «la
libre passage sont placés en son nom au-         voyance (prestataire de prévoyance), une            personne informée doit être informée»
près d’une banque, ils sont considérés           institution de libre passage connaît uni-           – exprime indubitablement que l’institu-
comme des dépôts d’épargne de chacun             quement des rapports de prévoyance in-              tion de libre passage a le mandat légal de
des assurés et non comme des dépôts              dividuels que la personne assurée peut              clarifier la capacité de risque de toute
d’épargne collectifs de toute l’institution      résilier en tout temps pour les conclure            personne assurée lors de la conclusion
de libre passage, au sens de la loi sur les      ailleurs. Si la personne assurée résilie le         d’un contrat de placement. Un contrat
banques.12                                       contrat avec l’institution de libre passage,        entre l’institution de libre passage et l’as-
    Ce principe est confirmé dans la loi         le montant de son capital de prévoyance             suré (au moyen d’une disposition régle-
sur les banques,13 où il est stipulé que les     à emporter correspond à la prestation de            mentaire ou d’une convention indivi-
créances des fondations de libre passage         sortie apportée, majorée des intérêts, ou           duelle) selon lequel l’institution de libre
au sens de la loi du 17 décembre 1993 sur        à la valeur actuelle du placement en                passage serait autorisée à renoncer à
le libre passage sont considérées comme          titres.16                                           l’obligation de clarification et où celle-ci
étant celles de chacun des preneurs de               Dans le cadre du maintien de la cou-            serait de la seule responsabilité de l’as-
prévoyance ou assurés. Elles sont privilé-       verture de prévoyance «sous une autre               suré, serait donc illicite. L’institution de
giées, indépendamment des autres dé-             forme», il n’y a donc pas de base légale            libre passage peut évidemment confier
pôts de chacun des assurés, à concurrence        selon laquelle le placement de l’avoir de           cette tâche à des tiers compétents. Elle
du montant maximal. Il s’ensuit que le           chaque assuré doit être coordonné avec              doit cependant respecter les règles de la
privilège en cas de faillite (en montants        celui des autres assurés. La systématique           délégation (diligence lors de la sélection,
maximaux de 100 000 francs) s’applique           de la loi et le texte des différents articles       de l’instruction et de la surveillance). Le
par personne assurée et non par institu-         indiquent plutôt que l’institution de               processus de conseil et de clarification
tion en cas de faillite éventuelle de la         libre passage est une prévoyance indivi-            des risques doit être systématique et ré-
banque. Concrètement, cela signifie que          duelle qui ne place pas les capitaux col-           glementaire.
les institutions de libre passage ne sont        lectivement au niveau de la fondation,
pas elles-mêmes autorisées à exercer une         mais individuellement par contrat                   Possibilités d’extension
                                                 (compte de libre passage) au niveau de              dans l’épargne-titres
8
   Hans Michael Riemer: Das Recht der            l’assuré. Si l’assuré choisit la possibilité de         En renvoyant aux dispositions de
   beruflichen Vorsorge in der Schweiz.          l’épargne-titre (épargne liée à des place-          l’OPP 2 (art. 49-58), le législateur auto-
   2e édition. Page 81.                          ments), le montant du capital de pré-               rise cependant en principe les possibilités
 9
   Bulletin de la prévoyance professionnelle
   n° 10.
                                                 voyance correspond à la valeur actuelle             d’extension selon l’art. 50 al. 4 OPP 2,
10
   ATF 135 V 80, p. 87.                                                                              également pour les institutions de libre
11
   Art. 4 LFLP.                                  14
                                                    Art. 10 al. 3 OLP.
12
   Art. 19 al. 2 OLP.                            15
                                                    Art. 12 al. 2 OLP.                               17
                                                                                                          Art. 13 al. 5 OLP et Bulletin de la prévoyance
13
   Art. 37a al. 5 LB.                            16
                                                    Art. 13 al. 5 OLP.                                    professionnelle n° 108.

                                                                                   Schweizer Personalvorsorge | Prévoyance Professionnelle Suisse | 12·19
QUESTIONS DE DROIT | 117

passage. Mais il détermine parallèlement                tement avec l’AVS/AI, «permettent de           passage doivent avant tout tenir compte
que les institutions de libre passage ne                maintenir le niveau de vie antérieur de        du fait qu’elles sont en tout temps tenues
peuvent prévoir l’extension des possibili-              façon appropriée». La particularité du         de virer la prestation de libre passage à
tés de placement que si elles respectent                maintien de la couverture de prévoyance        une nouvelle institution de prévoyance.
les principes de la sécurité et de la répar-            «sous une autre forme» réside en effet         La principale conséquence en est que les
tition des risques appropriée et peuvent                dans le fait que le compte de libre passage    institutions de libre passage ne sont pas
présenter l’extension de façon concluante               ne repose pas sur le volontariat, bien qu’il   vraiment en mesure de définir des hori-
pour chaque assuré. Le principe de pru-                 soit fondé sur un contrat de droit privé.      zons de placement fiables pour l’assuré.
dence est donc une priorité pour les ins-               Dès qu’une personne assurée entre dans         Pour les institutions de libre passage,
titutions de prévoyance comme pour les                  une nouvelle institution de prévoyance,        l’application par analogie des disposi-
institutions de libre passage. Concernant               l’institution de libre passage doit égale-     tions en matière de placement de l’OPP 2
ce principe de prudence, le Tribunal fé-                ment virer le capital de prévoyance pour       et du principe de prudence correspon-
déral a retenu dans son arrêt du 28 dé-                 le maintien de la couverture de pré-           dant signifie que l’évaluation de la capa-
cembre 201618 que les institutions de                   voyance de la nouvelle institution de pré-     cité de risque doit notamment être réali-
prévoyance doivent avant tout veiller,                  voyance.19                                     sée en tenant compte du fait que l’hori-
lors du placement de leur fortune, à ce                     La loi autorise les fondations de libre    zon de placement de chaque assuré ne
que la sécurité de réalisation des objectifs            passage à choisir entre différentes straté-    peut pas être déterminé et que les exten-
de prévoyance soit garantie.                            gies de placement. Lors de la définition       sions des limitations de placement selon
    La question qui se pose est de savoir ce            des placements possibles, les institutions     l’OPP 2 ne devraient être possibles que
à quoi les institutions de libre passage                de libre passage doivent cependant noter       de manière limitée, faute de justification
doivent être particulièrement attentives                que leur première mission consiste à           compréhensible. La manière dont l’adé-
lors du placement de la fortune, pour que               «maintenir» autant que possible la cou-        quation de placements extrêmement ris-
la sécurité de réalisation de leurs objectifs           verture de prévoyance et donc le capital       qués (par exemple avec une quote-part
de prévoyance soit garantie.                            de prévoyance de chaque assuré, pour           actions de 100%) devrait être représentée
    La LFLP ne comporte pas d’article                   que le «maintien du niveau de vie anté-        ou dont l’extension des limitations de
explicitement consacré au but. D’un                     rieur» reste possible.                         placement requise en conséquence pour-
point de vue juridique, les prestations de                  Dans le cadre de cette structure juri-     rait être justifiée est incertaine. n
libre passage font cependant partie de la               dique et en référence à la clarification
prévoyance professionnelle. Cette pré-                  obligatoire de la capacité de risque de        Giovanni Volpe
voyance inclut des mesures qui, conjoin-                chaque assuré, les institutions de libre

18
     Arrêt 9C_752/2015.                                 19
                                                             Art. 4 al. 2bis LFLP.

W E R BUN G  P U B LIC IT É

                                                                                                                           Infos und
                                                                                                                        Anmeldung unter

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12·19 | Prévoyance Professionnelle Suisse | Schweizer Personalvorsorge
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