Smart Cities & Regions Bayern - WHITEPAPER Herausforderungen und Chancen für die Digitale Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften
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WHITEPAPER Smart Cities & Regions Bayern Herausforderungen und Chancen für die Digitale Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften
Impressum HERAUSGEBER VERFASSER AUTOREN Bayern Innovativ atene KOM GmbH Katarzyna Stanek Bayerische Gesellschaft für Regionalbüro für Bayern Milena Merling Innovation und Wissenstransfer mbH Rosenheimer Str. 141 h Dr. Peyman Khodabakhsh ZD.B Themenplattform Smart Cities 81671 München and Regions www.atenekom.eu Lichtenbergstraße 8 85748 Garching www.bayern-innovativ.de Smart Cities & Regions Bayern 2
Digitalisierungsaktivitäten in bayerischen Regionen – eine Momentaufnahme Digitalisierungslandschaft und priorisierte Handlungsfelder Der Wert einer zielgerichteten und umfangreichen Auch das Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B) will Digitalisierungsstrategie scheint von Kommunen in bayerische Gebietskörperschaften verstärkt in die Lage Bund und Land inzwischen erkannt worden zu sein. Die versetzen, eine Digitalisierungsstrategie als ein syste- Studie der Initiative Stadt.Land.Digital bestätigt, dass matisches Steuerungsinstrument für ihre strategische sich der Anteil der Städte und Gemeinden, die sich in Stadt- bzw. Regionalentwicklung zu nutzen und erstellte der Konzeptions- und Umsetzungsphase einer solchen in 2020/2021 exemplarisch regionale Digitalisierungs- Strategie befinden, zwischen 2015 und 2019 fast ver- konzepte mit 10 Gebietskörperschaften. „Aus den hierin doppelt hat.1 Zwar ist Bayern eines der drei Bundesländer, gewonnenen Erkenntnissen, lassen sich“ – so Willi Steincke, welche dahingehend den größten Anstieg zu verzeichnen Leiter der Themenplattform Smart Cities & Regions des haben, jedoch basieren implementierte digitale Maß- ZD.B, „interessante und hochflexible Beratungsansätze nahmen nur bei wenigen Kommunen (14%) auf einer und ein fokussiertes Förderprogramm umsetzen.“ konkreten Digitalstrategie.2 Dies wirft den Verdacht auf, dass die Potenziale der Digitalisierung in der Theorie erkannt werden, eine Umsetzungsbereitschaft in der Praxis jedoch noch nicht flächendeckend vorhanden ist. 1 vgl. Initiative Stadt.Land.Digital!, 2020, S.8 2 vgl. Ahrens, Hanninger, 2020, S.3 Franken Niederbayern/ Oberpfalz Bildung Informationstechnologie Schwaben Mobilität Tourismus Verwaltung Abbildung 1: Regionale Ausprägung der relevante Handlungsfelder Oberbayern Quelle: atene KOM GmbH Smart Cities & Regions Bayern 3
Im Rahmen der vier „Smart Cities & Regions“ - Multi- überfordert sind und Unterstützung benötigen. plikator:innen-Workshops, welche das ZD.B im März In Gebieten mit hoher Innovationskraft und 2021 mit Vertreter:innen aller sieben Regierungsbezirke hoher Expertise im IKT-Bereich hingegen, werden des Freistaats durchgeführt hat, konnten interessante komplexere Themen bearbeitet, wie beispiels- Einblicke in den Status Quo der Digitalisierungsaktivi- weise der digitale Zwilling oder zukunftsweisende täten bayerischer Städte und Gemeinden und den damit Forschungsprojekte in den Bereichen autonomes verbundenen Herausforderungen gewonnen werden. Fahren oder Künstliche Intelligenz durchgeführt. Hierbei zeigt sich die Digitalisierungslandschaft in den bayerischen Regionen Franken, Schwaben, Niederbayern und Oberpfalz sowie Oberbayern recht dynamisch. Auf Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Basis einer Umfrage identifizierten die Teilnehmenden dabei fünf, der 16, von der ZD.B-Themenplattform „Smart Insbesondere in grenznahen Regionen spielt eine inter- Cities and Regions“ definierten Smart Regions-Hand- kommunale sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit lungsfelder3, als für ihre Regionen besonders relevant. im Rahmen von ILE5-Zusammenschlüssen oder EU-Projek- Hierbei handelte es sich um die Felder Informations- ten eine wichtige Rolle. Dabei werden Entscheidungsträger technologie, Mobilität, Bildung, Verwaltung und Touris- zielgerichtet zusammengebracht, um sich auszutauschen mus. Es ist anzumerken, dass nicht alle Themenfelder und von den Erfahrungen und Misserfolgen der anderen innerhalb der Regionen von gleicher Bedeutung sind. zu lernen. So ist dies in der Region des Bayerischen Waldes ein wichtiges Merkmal. Hier werden vor allem Netzwerke Abbildung 1 zeigt von den Teilnehmenden priorisierten und Aktivitäten mit den Nachbarländern Tschechien Handlungsfelder pro Region. Aus der Darstellung wird die und Österreich betont. Auf Grund der Grenzlage spielen Rangfolge der relevanten Themenfelder ersichtlich, welche auch in Schwaben interregionale und internationale auf der Anzahl der Nennungen pro Handlungsfeld basieren. Vernetzungen eine besondere Rolle, wie das genannte Beispiel des einheitlichen Ticketingsystems belegt. Dabei stellt die Schaffung von Strukturen für eine koordinierte Unterschiedliche Ausprägung innerhalb der und effiziente Kooperation eine Herausforderung dar. Handlungsfelder Innerhalb der priorisierten Handlungsfelder werden in Geförderte Projekte den Umsetzungsprojekten unterschiedliche Schwer- punkte gesetzt. Während sich die grenznahen länd- In allen Regionen werden Aktivitäten durchgeführt, die lichen Regionen im Bereich Mobilität vielmehr auf eine auf einem Förderprogramm basieren. Dabei werden funktionierende grenzüberschreitende touristische Förderprogramme auf EU-, Bundes- und Landesebene in Infrastruktur beispielsweise mit regionsübergreifendem Anspruch genommen. Sie gelten als Treiber der Weiter- Ticketingsystem, fokussieren, setzt Oberbayern, bedingt entwicklung von digitalen Aktivitäten und haben den durch die Nähe zum Technologiestandort München, auf Vorteil, nicht nur finanzielle Unterstützung zur Verfügung Projekte mit hoher Innovationsgüte bei den Mobilitäts- und zu stellen, sondern sie geben auch einen strukturellen Technologieunternehmen gemeinsam mit Start-ups und Rahmen vor, innerhalb dessen meist auch der direkte Wissenschaft an der Zukunft der Mobilität zu arbeiten. und regelmäßige Austausch mit anderen, am Programm teilnehmenden, Gebietskörperschaften gefördert und Auch im Bereich Verwaltung werden unterschiedliche so der Erfahrungsaustausch und das Voneinanderlernen Ansätze verfolgt, die teilweise dadurch bedingt sind, betont wird. Einige der Fördermöglichkeiten von denen dass sich die Regionen in unterschiedlichen Phasen bayerische Gebietskörperschaften profitieren, sind der der Digitalisierung befinden. Während mancherorts in Ideenwettbewerb des Bayerischen Digitalministeriums kleineren, ländlichen Kommunen das Hauptaugenmerk „Kommunal? Digital!“, das Modellprojekt des Bayerischen im Bereich Digitalisierung auf dem Breitbandausbau liegt Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr „Smart und sich in vollem Gange befindet, sind andere Kommu- Cities & Smart Regions“, sowie dessen Programm „Ver- nen mit einer sukzessiven Einführung digitaler Anträge besserung der Mobilität im ländlichen Raum“ oder das beschäftigt. Für darüber hinausgehende Maßnahmen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fehle jedoch, gemäß der Umfrage des Technologie Campus mit der Bekanntmachung „Land.Digital – Chancen der Grafenau, das Personal und die fachliche Kompetenz Digitalisierung im ländlichen Raum“, das Förderprogramm vor Ort.4 Dies lässt den Schluss zu, dass Kommunen „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digita- sowohl durch politische als auch wirtschaftliche Aspekte lisierung“ des Bundesministeriums des Innern für Bau und angehalten sind, die Digitalisierung voranzutreiben, bei Heimat, EU-Programm Interreg Österreich-Bayern, etc. einer konkreten Umsetzung in die Praxis jedoch häufig 3 Handlungsfelder: Informationstechnologie, Verwaltung, Stadtplanung, Gesundheit, Mobilität, Wohnen, Bildung, Bauen, Arbeiten, Energie, Handel, Umwelt, Kultur, Tourismus, Landwirtschaft, Gewerbe/Handwerk 4 vgl. Ahrens, Hanninger, 2020, S.3 5 ILE = integrierte ländliche Entwicklung Smart Cities & Regions Bayern 4
Handlungsempfehlungen – Kurzversion Durch einen offenen Austausch auf Augenhöhe, ist es den Workshop-Teilnehmenden gelungen, einige signifikante Handlungs- empfehlungen für die Unterstützung der Digitalisierung in bayerischen Kommunen und Regionen herauszuarbeiten und zu formulieren. Diese könnten künftig wichtige Hebel politischer Maßnahmen und organisatorischer Entwicklungsprozesse dar- stellen, da sie auf die Kernbedürfnisse der Gebietskörperschaften einzugehen vermögen. Die nachfolgenden, von den Teilneh- menden ausgearbeiteten, Anregungen sind auf Seite 17 dieses Papiers im Detail ausgeführt. • Durch Sensibilisierung den Willen zur Digitalisierung stärken • Durch Zentralisierung und überregionale Zusammenarbeit Struktur schaffen • Durch Anpassung der Förderlandschaft Finanzierungsmöglichkeiten schaffen • Durch praktische Umsetzung Fortschritt bewirken • Durch digitale Führung auf ministerialer und kommunaler Ebene Prozesse anstoßen • Durch eine bayernweite Sensibilisierungskampagne digitale Fortschritte erzielen Die Digitalisierung ist nicht Die Power-Point-Ebene Um den derzeitigen Wild- nur ein Technologiewandel. muss verlassen werden. wuchs aus vielen tollen Sie nimmt Einfluss auf jegliche Es bedarf einer verstärk- Digitalprojekten in Bayern Aspekte unserer Lebens- und ten praktischen Umset- zu vermeiden, braucht es Arbeitswelt und befeuert zung der erarbeiteten eine zentrale Plattform für somit einen Kulturwandel. Ideen. Austausch und Vernetzung. Smart Cities & Regions Bayern 5
Die Teilnehmer:innen Zu den Workshops war ein von ZD.B ausgewählter Teilnehmer:innenkreis eingeladen, dem eine Multiplikatorenwirkung mit Bezug zur Digitalisierung und damit auch ein Einblick in die jeweiligen Regionen zugesprochen werden kann. Zu den Workshops waren jeweils die Vertreter:innen der nachfolgenden Gebietskörperschaften, Institute sowie Digitalisierungsunternehmen an- gemeldet: Multiplikator:innen-Workshop für Franken am 8. März 2021 • AKDB • Landkreis Forchheim, • NIK e.V. | NETZWERK DER • Allianz Main & Hassberge e.V. Wirtschaftsförderung DIGITALWIRTSCHAFT • Allianz MainWerntal (ILE) • Landkreis Haßberge • Regierung von Oberfranken • Bayerisches Breitbandzentrum • Landkreis Weißenburg-Gunzen- • Regierung von Unterfranken Amberg hausen, Wirtschaftsförderung • Region Mainfranken GmbH • Es-geht! Energiesysteme GmbH • Landratsamt Fürth • Stadt Bamberg • Gemeinde-Allianz Hofheimer Land • Landratsamt Kitzingen • Stadt Hof- Wirtschaftsförderung • Hochschule Coburg • Landratsamt Wunsiedel i. • Stadt Würzburg Fichtelgebirge • IHK Nürnberg für Mittelfranken • Wirtschaftsregion Hochfranken e.V. • Landratsamt Würzburg • IT-Cluster Oberfranken e.V. • ZENTEC GmbH • Lokale Aktionsgruppe Landkreis Hof • Landkreis Bad Kissingen e.V. • Zentrum für Digitale Innovationen • Landkreis Bayreuth (ZDI) Mainfranken Multiplikator:innen-Workshop für Schwaben am 12. März 2021 • Hochschule Kempten • Stadt Augsburg Umwelttechnologie-Cluster Bayern • Landratsamt Oberallgäu • Stadt Kempten e.V. • Outdooractive • swa Netze GmbH • Urban Software Institute • Regio Augsburg Wirtschaft GmbH • Trägerverein Multiplikator:innen-Workshop für Niederbayern und Oberpfalz am 22. März 2021 • Gemeinde Spiegelau • OTH Regensburg • Stadt Weiden i.d.OPf. • IHK Niederbayern • Regierung der Oberpfalz • Technische Hochschule Deggendorf • ILE Ilzer Land e.V. • Regierung von Niederbayern • TH Deggendorf - Institut für • Landkreis Regensburg • Regionalmanagement Cham Angewandte Informatik • Landratsamt Neustadt a.d. • Regionalmanagement • Universität Passau Waldnaab Freyung-Grafenau • Urban Software Institute • Netzwerk INDIGO • R-Tech GmbH • OTH Amberg-Weiden • Schnürer & Company GmbH Multiplikator:innen-Workshop für Oberbayern am 29. März 2021 • AIB-KUR GmbH & Co. KG • IFG Ingolstadt • Standortmarketing-Gesellschaft • Airbus • Initiative Regionalmanagement Landkreis M iesbach mbH • AUDI AG Region Ingolstadt e.V. • Sweco GmbH • Bayerischer Bezirketag • Landeshauptstadt München • SWM • Bayerisches Staatsministerium für • Landratsamt • Urban Mobility Innovations Digitales Neuburg-Schrobenhausen • Verband kommunaler Unternehmen • Bezirk Oberbayern • NordAllianz LG Bayern • Energiewende Oberland Kompetenz- • SMG Standortmarketing-Gesell- • VI Forum e.V. zentrum Energie EKO e.V. schaft Landkreis Miesbach mbh / • Virtual City Systems GmbH CoworkationALPS e.V. • gwt Starnberg GmbH • Stadt Miesbach - Stadtmarketing Smart Cities & Regions Bayern 6
Inhaltsverzeichnis Digitalisierungsaktivitäten in b ayerischen Regionen – Eine M omentaufnahme 3 Digitalisierungslandschaft und priorisierte Handlungsfelder 3 Handlungsempfehlungen – Kurzversion 5 Die Teilnehmer:innen 6 Inhaltsverzeichnis 7 1 Hintergrund, Ziel und Methodik 8 Relevante Treiber der digitalen Transformation 9 Digitale Umsetzungsbeispiele in den bayerischen Regionen 10 Erkenntnisse aus den Projektbeispielen 12 2 Herausforderungen und L ösungsansätze 13 Lösungsansätze für eine erfolgreiche Digitalisierung bayerischer Kommunen 13 Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Mobilität 15 Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Verwaltung 15 Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Informationstechnologie 15 Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Tourismus 16 Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Bildung 16 Lösungscluster für digitale Herausforderungen 16 Lösungsmatrix digitaler Herausforderungen 17 3 Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche digitale Transformation im Freistaat Bayern 18 Anhang 21 Workshopkonzept 21 Die Agenda 22 Beispielhafte Umsetzungsprojekte in Bayern 23 Quellenverzeichnis 24 Smart Cities & Regions Bayern 7
1 Hintergrund, Ziel und Methodik Die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben einen starken Digitalisierungsschub für zeit- und ortsunabhängige Lern- und Arbeitsformen mit sich gebracht. Dadurch entstand gerade in der medialen Diskussion häufig der Eindruck, dass insbesondere ländliche Räume mit Hilfe der Digitalisie- rung eine höhere Resilienz und Lebensqualität erreichen könnten. Dieser Eindruck täuscht allerdings darüber hinweg, dass grundlegende Mechanismen der digitalen Transformation nach wie vor das Risiko bergen, bestehende Disparitäten zwischen städtischen und ländlichen Regionen weiter zu verschärfen. Im Rückblick auf die letzten Monate der Corona Pan- und Wissenschaft erörterten die digitalen Heraus- demie wird deutlich, wie stark sich die Einstellung forderungen und Bedarfe ihrer Regionen und tauschten der Bevölkerung in Bezug auf die Notwendigkeit der sich über ihre Erwartungen und wünschenswerte Digitalisierung vieler Lebensbereiche verändert hat. Weiterentwicklungen der digitalen Transformation im Freistaat und in ihren Gebietskörperschaften aus. Die Der digitale Wandel ist zu einem unumgäng- hierin gewonnen Erkenntnisse sollen nun dabei helfen, lichen Begleiter unserer Gesellschaft auf dem den Weg der digitalen Transformation gemeinsamer, Weg in eine lebenswerte Zukunft geworden. zielorientierter und flächendeckender zu gehen. Neben dem voranschreitenden Breitbandausbau bedarf Das vorliegende Whitepaper fasst die wichtigsten Ergeb- es auf diesem Weg jedoch auch konkreter strategischer nisse der „Smart Cities & Smart Regions“ - Workshops Ansätze die sicherstellen, dass jene digitalen Infra- (SCR-Workshops) zusammen und richtet sich an jene, mit strukturen künftig auch im Sinne des Gemeinwohls, zur der Digitalisierung betrauten Ansprechpartner:innen in Sicherung der Daseinsvorsorge und zur Angleichung bayerischen Ministerien und Institutionen. Es bietet einen der Lebensverhältnisse angewendet werden. Diese Einblick in die Situation hinsichtlich der Digitalisierungs- Aufgaben stellen einen Großteil der Kommunen aktivitäten der bayerischen Regionen und zeigt Heraus- und Regionen vor immense und vielfältige Heraus- forderungen der Praktiker:innen, auf unterschiedlichen forderungen, sodass eine konstruktive und flächen- Ebenen und Handlungsfeldern, ihrer täglichen Arbeit auf. deckende Umsetzung des digitalen Wandels derzeit eines Die hierin zusammengefassten Erkenntnisse, sollen ein großen Aufwandes und hoher Investitionen bedarf. grundlegendes Verständnis für die aktuelle Situation bayeri- Mit dem Ziel den aktuellen Stand der Digitalisierung in scher Kommunen und Regionen schaffen und Entwicklungs- den bayerischen Kommunen und Regionen zu erfassen potenziale aufzeigen, inwiefern der digitale Wandel künftig und geeignete Angebote zu gestalten, welche die digitale effektiv und flächendeckend ausgestaltet werden könnte. Weiterentwicklung der Regionen effektiv befördern Nach einem Einblick in die Digitalisierungsaktivitäten können, hat die Themenplattform des Zentrums Digita- und regionalen Schwerpunkte der Regierungsbezirke, lisierung.Bayern (ZD.B) „Smart Cities & Regions“, aus- richtet sich der Fokus auf die grundlegenden Treiber gewählte Multiplikator:innen aus den Regionen Franken, und die beispielhaften Umsetzungsprojekte der Digi- Schwaben, Niederbayern und Oberpfalz sowie Oberbayern talisierung im Freistaat. Im Weiteren wird dann auf die zu vier jeweils viereinhalbstündigen virtuellen Workshop Herausforderungen, der priorisierten Handlungsfelder eingeladen. Hierbei sollte ein aktuelles Bild über den eingegangen und bereits mögliche Lösungsansätze Status Quo sowie bedarfsgerechte Unterstützungsan- aufgezeigt, welche die Grundlage für die abschließend gebote zur Digitalisierung ausgearbeitet werden. subsumierten Handlungsempfehlungen einer erfolg- Teilnehmer:innen mit Bezug zu Digitalisierungsthemen reichen digitalen Transformation darstellen. aus den Bereichen Verwaltung, Tourismus, Mobilität, Energie, Stadtplanung, Regionalentwicklung, Wirtschaft Smart Cities & Regions Bayern 8
Relevante Treiber der digitalen Transformation Hochschulen und Universitäten Gründerzentren und Digitalzentren Anhand der von den Workshopteilnehmenden benannten Eine ebenfalls bedeutende Rolle bei der Beschleunigung relevanten Akteur:innen im Bereich Digitalisierung in den der Digitalisierung kommt den Gründerzentren zu. Die vier Regionen lässt sich feststellen, dass insbesondere insgesamt 19 Digitalen Gründerzentren an 28 Stand- Hochschulen und Universitäten in allen Regionen orten, mindestens zwei je Regierungsbezirk, stellen gleichermaßen als besonders bedeutende Treiber der eine zentrale Anlaufstelle für Existenzgründer und an Digitalisierung benannt wurden. Es sind vor allem die Digitalisierung interessierte Bürger:innen dar. Der Fokus Fachbereiche mit hohem Innovationsgrad, wie Infor- liegt dabei auf der Schaffung eines idealen Umfelds für matik, Robotik, künstliche Intelligenz, Digitale Geistes-, innovative Start-ups. Sie haben hier eine Plattform, die Sozial- und Humanwissenschaften, Digitale Medizin Möglichkeiten der digitalen Technik für neue Produkte, aber auch Tourismus sowie Universitätskliniken die als Dienstleistungen und Geschäftsideen auszuloten. Dabei geeignete Kooperationspartner genannt wurden. spielt eine enge Vernetzung innerhalb und außerhalb des Regierungsbezirks, mit Unternehmen und bestehenden Um die Wissenschaft zu den Menschen und die Einrichtungen, wie etwa BayStartUP, dem Zentrum Digi- Innovationskraft in die Regionen zu bringen, hat die talisierung.Bayern und Bayern Kapital8, eine bedeutende Landesregierung durch die dezentrale Hochschulpolitik Rolle. Die flächendeckende Verteilung der Gründerzentren bereits frühzeitig Weichen gestellt. Der Umstand, dass sowie ihre regionsspezifische Ausrichtung, stellen für diese Institutionen nun in den Regionen ansässig sind und digitalisierungswillige Gebietskörperschaften optimale Wissen über den digitalen Wandel den Regionen zugänglich Anlaufstellen dar, um die regionalen Innovationspotenziale gemacht wird, ist nicht zuletzt auf die Wissenschafts- hinsichtlich digitaler Möglichkeiten für eine zukunfts- gestützte Struktur- und Regionalisierungsstrategie6 zurück- gerichtete Regionalentwicklung auszuschöpfen. Auch zuführen, mit der Wissenschaftsangebote über ganz Bayern hier liegt es nahe, die politischen Entscheidungen des dichter gespannt und mit ihnen Innovationsmotoren in den Freistaats hervorzuheben, denn die seit 2014 bestehende Regionen gebracht wurden. Ein weiterer Digitalisierungs- Initiative „Gründerland Bayern“ des Bayerischen Staats- schub und verstärkte regionale Kooperationen sind zudem ministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und im Zuge der „Hightech Agenda Bayern“ zu erwarten, Energie, hat sich als zentraler Wegbereiter und Netzwerk- womit vermehrt Stellen in Bereichen der zukunftsfähigen Accelerator vieler bayerischer Gründerzentren etabliert. Lehre und Forschung geschaffen werden sollen. Durch die umfassende Hochschulreform, welche eine Schaffung von 1.000 neuen Professuren bis 2023 vorsieht, beabsichtigt der Freistaat Bayern zum internationalen Spitzenstandort für Hochtechnologie und künstliche Intelligenz zu machen.7 Trotz der Bemühungen der Landesregierung und der durchaus gut aufgestellten bayerischen Hochschullandschaft bemängeln die Teilnehmenden den Umstand, dass offenbar in den Geistes-, Sozial- und Humanwissen- schaften, die Digitalisierung und Technisierung immer mehr Lebensbereiche und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft bzw. Teile der Gesellschaft nicht ausreichend Berücksichtigung findet. 6 vgl. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (2017) 7 vgl. Forschung & Lehre (2019) Abbildung 2: Karte Digitale Gründungszentren (Stand 01.01.2021) 8 vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (o.D.) Landesentwicklung und Energie (o.D.) Smart Cities & Regions Bayern 9
Während den Gründerzentren eine starke positive Thema an eine Schlüsselposition in der Verwaltung zu Wirkung auf die Digitalisierungsbestrebungen der knüpfen. Digitalisierung geschieht nicht von alleine und Regionen attestiert wird, werden die, ebenfalls in allen bedarf einer übergreifenden Koordinierung an geeigneter Regierungsbezirken im Freistaat, etablieren BayernLabs Schnittstelle zwischen kommunaler Verwaltung, Insti- kaum berücksichtigt. So wurden diese Einrichtungen tutionen, Privatwirtschaft und örtlicher Gemeinschaft. von keinem der teilnehmenden Multiplikator:innen Nicht nur digital-affine Unternehmen, sondern bereits als relevant benannt und lediglich in Oberbayern den auch einige digital sehr aktive Städte, haben die Rolle Umsetzungsbeispielen zugeordnet. Zwar verstehen des Chief Digital Officers (CDO) oder Chief Information sich BayernLabs als offene Informationsplattformen für Officers (CIO) definiert und mit Zuständigkeiten, wie Workshops, Vorträge und zum Erfahrungsaustausch und etwa der Konzeptentwicklung, Projektumsetzung und sollten mit dem Angebot durchaus zweckdienlich für Moderation von Beteiligungsprozessen ausgestattet. die regionalen Digitalisierungsentwicklungen sein, doch Damit kommt dem CDO/CIO eine zentrale Rolle inner- augenscheinlich scheinen sie nicht im Bewusstsein der halb der digitalen Transformation zu. Mit einem CDO/ Teilnehmenden präsent zu sein. Weshalb die BayernLabs CIO setzt die Kommunalverwaltung ein Zeichen an ihre in den Workshops nur wenig Beachtung fanden, ist nicht Bürger:innen, die digitale Transformation ernsthaft und ersichtlich. Ihr Potenzial für die Regionen sollte allerdings professionell umzusetzen und schafft mit einem „Gesicht stärker in den Blick genommen werden. Damit diese ins der Digitalisierung“ Vertrauen und Transparenz. Bewusstsein der Digitalisierungsverantwortlichen der Die Workshopteilnehmer:innen gehen sogar einen Gebietskörperschaften gerückt werden, erfordert es Schritt weiter, bzw. einige Ebenen höher, indem sie möglicherweise eine Ausweitung des Angebotsspektrums solche zentralen Stabsstellen auch auf ministerialer mit einer entsprechenden zusätzlichen Ausrichtung auf Ebene anregen. Die CDOs koordinieren und steuern ebendiese Zielgruppe sowie Verwaltungsmitarbeiter. die Digitalisierungsaktivitäten, der ihnen unterstellten Ressorts und vernetzen sich mit ihren Kolleg:innen aus Strategische und fachliche Stabstellen anderen Ministerien. Ein abgestimmtes, strukturiertes Vorgehen kann ein positives Signal in die Gebietskörper- Da Digitalisierung als Querschnittsaufgabe aller Bereiche schaften senden und fungiert als Vorbild für die Schaffung des kommunalen Lebens zu verstehen ist, sehen es die ebensolcher kommunaler Rollen und Strukturen. Workshopteilnehmer:innen als unumgänglich an, die- ses für die Gebietskörperschaften strategisch wichtige Digitale Umsetzungsbeispiele in den bayerischen Regionen Eine Analyse der in den Workshops genannten Transformation zu erhalten, werden regionale Projekt- Umsetzungsbeispiele zu digitalen Anwendungen und schwerpunkte in den genannten Handlungsfeldern Dienstleistungen ergibt eine deutliche Akkumula- dargestellt. Eine ausführliche Übersicht der Umsetzungs- tion in den Handlungsfeldern Mobilität, Verwaltung, projekte findet sich in den Workshop-Protokollen der Informationstechnologie, Bildung und Tourismus. Um Projekt-Website des ZD.B sowie in der folgenden Auf- einen ersten Einblick in die Aktivitäten der digitalen listung im Anhang dieses Whitepapers (siehe S. 22). MOBILITÄT Dem Handlungsfeld „Mobilität“ liegt aus der Sicht der ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions das folgende Verständnis zugrunde: „Projekte wie regionale Vermittlungsplattformen für unter- schiedliche Zielgruppen (Berufstätige, Familien, Rentner:innen, …) um ihre Fahrten optimal miteinander abzustimmen, z.B. durch Mitfahrzentralen, Car-Sharing und Taxi-Apps. Projekte zur intelligenten Verkehrssteuerung (z.B. Parkraummanagement und Unterstützung bei der Parkplatz- suche), umweltfreundliche Fahrangebote und Multimodalität bis hin zum (Teil-) autonomen Fahren sowie der Erforschung innovativer Mobilitätskonzepte für den Luftraum und KI-basierte Mobilität.“10 Die in den bayerischen Regionen umgesetzten Projekte weisen eine sehr große Vielfalt in ihrer Schwerpunktsetzung auf. Während im ländlichen Raum der Blick auf die Anbindung an Strukturen der Daseinsvorsorge und touristische Angebote gerichtet ist, stehen in urbanen Gebieten effektive multimodale und shared-Mobility Angebote im Fokus. Aber auch Forschungsprojekte zum autonomen Fahren oder Elektromobilität stellen eine wichtige Säule dar. Smart Cities & Regions Bayern 10
VERWALTUNG INFORMATIONSTECHNOLOGIE Projekte in diesem Handlungsfeld umfassen Das Handlungsfeld „Projekte zum E-Government, d.h. Aktivitäten mit dem „Informationstechnologie“ Ziel, Fachaufgaben und Prozesse innerhalb der Verwaltung subsumiert zu optimieren sowie die Kommunikation und Interaktion „Projekte, zum flächen- mit den Bürgern/Unternehmen zu unterstützen bzw. den deckenden Breitband- Zugriff auf Dienste möglichst komfortabel zu gestalten.“13 ausbau (Glasfaser & Mobilfunk) bzw. zum Ausbau Während im Bereich Mobilität eine enorme Vielzahl an Umset- von anderen Informati- zungs- und Forschungsprojekten bekannt ist, fällt es den teil- nehmenden Multiplikator:innen schwer im Bereich Verwaltung ons- und Kommunikations- Projektbeispiele zu benennen. So wurden in allen vier Workshops netzen, wie LoRaWAN- und wenige Projektbeispiele zum Thema digitale Antragstellung WLAN-Netzen.“9 und digitaler Zwilling aus diesem Handlungsfeld genannt. Die im Workshop genannten Umsetzungsbeispiele beschränken sich in erster Linie auf die sogenannte LoRaWAN-Technolo- TOURISMUS gie, die im Internet of Things (IoT) vielfältige Möglichkeiten bietet Das Handlungsfeld „Tourismus“ wird von der ZD.B-Themen- sowie dem Ausbau des Mobil- plattform Smart Cities and Regions wie folgt definiert: funk-Netzes sowie der Installation öffentlicher WLAN-Hotspots. Bei „Projekte, die den Tourismus mit digitalen der WLAN-Versorgung geht es Angeboten beleben. Digitale Angebote wie bei- weniger um einzelne hervorzu- spielsweise interaktive Wanderkarten, digitale hebende Projekte, als vielmehr Beschilderungen mit Informationen und Geschich- um die flächendeckende und ten rund um den Aufenthaltsort oder aber auch möglichst lückenlose Ausstattung Warn-Apps zu besonderen Wetterlagen. Standar- der Regionen im Freistaat. Überdies ist die kostenlose Ein- disiertes zugänglich machen von touristischen richtung von WLAN-Netzwerken Informationen auf unterschiedlichen Kanälen.“ 11 an bestimmten relevanten Im Workshop wurde klar herausgestellt, dass Tourismus sehr Standorten (bspw. Innenstädte) stark mit Mobilität einhergeht. Demnach stehen viele der, in von strategischer Bedeutung für diesem Handlungsfeld genannten, Projekte mit unterschied- die Gebietskörperschaften. lichen Mobilitätsformen wie Wandern, Radfahren, einheit- liche ÖPNV12-Angebote oder staufreier Anreise in Bezug. BILDUNG Unter dem Handlungsfeld Bildung versteht die ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions „Projekte, wie die Nutzung neuartiger Formen der Bildung zur gezielten Förderung und Betreuung für Schüler, Studierende und Erwachsene. Projekte zur IT-Ausstattung von Bildungseinrichtungen, zur Vermittlung von Lerninhalten sowie für Initiativen und Netz- werken zur Förderung von Kooperationen zwischen Bildungsbereichen. Nachhilfeangebote, z.B. über Videokonferenzen, durch ehrenamtliche Senioren, Hausaufgabenbetreuer.“ Im Zuge der Projektsammlung durch die Workshopteilnehmenden wurden lediglich in Nieder- bayern und der Oberpfalz Umsetzungsbeispiele dem Handlungsfeld „Bildung“ zugeordnet. Dabei handelt es sich um Netzwerke und Zusammenschlüsse auf wissenschaftlicher Ebene ebenso wie Bildungsangebote für Bürger:innen im Sinne eines lebenslangen Lernens. 9 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021) 12 ÖPNV = öffentlicher Personennahverkehr 10 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021) 13 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021) 11 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021) Smart Cities & Regions Bayern 11
Erkenntnisse aus den Projektbeispielen Die Wirksamkeit digitaler Umsetzungsbeispiele Umsetzungsprojekte aus dem Bereich erhöhen „Verwaltung“ sind kaum bekannt Wenngleich eine Vielzahl an Umsetzungsbeispielen aus den Es drängt sich die Frage auf, warum der Bekanntheits- Regionen genannt wurden, mussten die Teilnehmenden grad der Projekte aus dem Bereich Verwaltung so gering eingestehen, dass sie trotz ihrer regionalen und themati- ist - schließlich sollte die Umsetzung des Onlinezugangs- schen Expertise keinen vollumfänglichen Einblick in alle gesetzes (OZG) in den Gebietskörperschaften bereits in Digitalisierungsaktivitäten der Gebietskörperschaften vollem Gange sein, digitale Dienstleistungen sukzessive verfügen. So bleiben viele kleinere Projekte unentdeckt, implementiert und dies letztlich auch in die Öffentlichkeit die Vorbildcharakter für andere Kommunen und Regionen getragen werden. Gemäß einer Umfrage des Technologie darstellen könnten. Diese Umsetzungsbeispiele und Campus Grafenau, die 2020 in Niederbayern durch- Akteur:innen gilt es kennenzulernen und sichtbar zu geführt wurde, bejahen lediglich 43% der befragten machen, damit Vernetzungsaktivitäten und Wissenstransfer Bürgermeister, das OZG bis 2022 umsetzen zu können. in die Fläche gebracht und verstärkt werden können. Insbesondere kleine Kommunen sehen sich hier mit großen Herausforderungen konfrontiert14. Zwar sind aus anderen Kommunen ebenfalls punktuelle Implementierungen von Geförderte Projekte sind weitaus bekannter digitalen Anträgen bekannt, jedoch erfolgt eine solche Viele der genannten Umsetzungsprojekte sind Teil eines Einführung nur schrittweise und scheint nicht einem Modellvorhabens, welches im Rahmen von Förder- strukturierten Gesamtprozess ausgerollt zu werden. programmen umgesetzt werden. Somit sind diese Projekte nicht nur in ein Netzwerk mit anderen Modellkommunen Wirksamkeit von den Förderprogrammen integriert, sondern auch Bestandteil einer übergeordneten intensiven Öffentlichkeitsarbeit. Der Bekanntheitsgrad noch zu gering von Projekten, die eigenverantwortlich aus den Gebiets- Die Teilnehmenden erkennen einerseits an, dass Förder- körperschaften heraus umgesetzt werden, ist hingegen programme durchaus Anreize zur Weiterentwicklung von häufig weit geringer, auch wenn diese Projekte smarte, digitalen Aktivitäten schaffen und den Kommunen und pragmatische Lösungsansätze mit Modellcharakter Regionen hohe Aufmerksamkeit und Standortvorteile bieten. Es ist daher äußerst wichtig Kommunen und verschaffen können. Andererseits kann eine Einbindung Regionen, die selbstständig kleine niederschwellige in Förderprogramme auch grundlegende Hemmnisse mit Projekte umsetzen, zu befähigen öffentlich darüber zu sich bringen. So wird bspw. die Förderdauer, die sich meist sprechen. Überdies sollte besonderes Augenmerk auch auf wenige Jahre beschränkt, kritisch betrachtet. Häufig auf jene engagierten Gebietskörperschaften gelegt enden die Projektaktivitäten mit Ende des Förderzeit- werden, welche in ihrer Bewerbung um Fördermittel raums. Eine Verstetigung ist auf Grund finanzieller und bisher nicht zum Zug gekommen sind. Anstrengungen, personeller Engpässe nicht möglich, womit langfristige, die bereits im Kontext der Konzeptausarbeitung für die positive Effekte ausbleiben. Diese Klage beschränkt sich Bewerbungsphase unternommenen wurden zeigen, jedoch nicht nur auf Bayern. Der Eindruck wird durch die dass der Antrieb und politische Wille zur digitalen Trans- Studie des Kompetenzzentrums Öffentliche IT, mit Fokus formation bei jenen Gebietskörperschaften vorhanden ist. auf ländliche Digitalisierungsprojekte bestätigt. Danach Dieses Potenzial sollte künftig nicht unbeachtet bleiben. erkennen knapp ein Drittel der Befragten die Verstetigung der geförderten Projekte als Herausforderung an.15 14 vgl. Ahrens, Hanninger, 2020, S.3 15 vgl. Thapa, B., Opiela, N., Rothe, M. S. (2020) Smart Cities & Regions Bayern 12
2 Herausforderungen und Lösungsansätze Digitale Technologien sind aus dem Lebensbereich Digitalkompetenz und Know-how der Bevölkerung zu der Deutschen nicht mehr wegzudenken. Das belegt liegen. Laut der aktuellen Bitkom-Studie (2021) sehen 65% die aktuelle und repräsentative Studie „Deutschlands der Befragten Deutschland in diesem Aspekt als digital digitale Spaltung überwinden“ (2021)16, die Bitkom gespalten an. Gemäß der Studienergebnisse kann ein Vier- Research im Auftrag der Initiative „Digital für alle“ tel der Befragten, vor allem in den höheren Altersstufen im Rahmen des Digitaltags 2021 durchgeführt hat, in (65+) technische Geräte nicht ausreichend gut bedienen besonderem Maße. Rund 90% der Deutschen aller und mehr als die Hälfte aller Befragten wünscht sich Altersgruppen, stehen digitalen Technologien mittler- Hilfestellungen durch Schulungen oder Begleitpersonen. weile offen gegenüber und erkennen die Digitalisierung Die Praxisberichte der Workshop-Teilnehmer:innen als festen, wichtigen Bestandteil ihres Alltags an. zeigen, dass sich die Herausforderungen der Studien mit Wenngleich die Digitalisierung nun vermehrt als Chance für den Erfahrungen der Expert:innen größtenteils zu decken eine zukunftsfähige Gesellschaft betrachtet wird, sind auf scheinen. So sind es die noch immer hohe Zahl der mit dem Weg dorthin noch elementare Hürden und Heraus- Breitbandinfrastruktur unterversorgten ländlichen Regio- forderungen zu meistern. Zunächst ist der flächendeckende nen, die strapazierten kommunalen Kassen und die knap- Zugang zu gigabitfähigem Internetanschluss maßgeblich pen, bzw. überforderten personelle Ressourcen, die einer entscheidend für die erfolgreiche Implementierung jeg- breit angelegten Digitalisierung häufig im Wege stehen. licher digitaler Technologien und Dienstleistungen. Ein zügiger Breitbandausbau ist somit eine Grundvoraus- Um die Herausforderungen einzelner Handlungsfelder setzung für die digitale Transformation. Darüber hinaus spezifiziert zu betrachten, wurden die Teilnehmer:innen ist die Finanzierung digitaler Maßnahmen besonders für der Workshops in virtuelle Kleingruppen gemäß ihrer Fach- kleinere, ländlich geprägte Gebietskörperschaftenn, eine expertise und Interessensfelder zugeteilt. Sie diskutierten Hürde.17 Fördermittel und Finanzierungshilfen stellen dort über Bedarfe und Lösungsansätze zu den Hürden in deshalb essenzielle Begleiter im Digitalisierungsprozess den jeweiligen Handlungsfeldern Mobilität, Verwaltung, bayerischer Gebietskörperschaften dar. Eine dritte viel Informationstechnologie, Tourismus und Bildung. genannte Herausforderung scheint in der fehlenden Lösungsansätze für eine erfolgreiche Digitalisierung bayerischer Kommunen Eine Analyse der Debatteninhalte zeigt, dass sich die Indem interkommunale Zusammenarbeit, Kompetenz- und diskutierten Ansätze handlungsfeld-unabhängig in Wissenstransfer sowie Partizipation und Teilhabe forciert, übergeordnete Themencluster subsumieren lassen. Zentralisierung- und Standardisierungsansätze etabliert, Es ergeben sich daraus sechs richtungsweisende die Finanzierung und Förderung bedarfsgerechter aus- Lösungsfelder, die für eine erfolgreiche Digitalisie- gebaut und Visionen und Innovationen zugelassen werden, rung in Kommunen mitgedacht werden sollten. könnten Kommunen zahlreiche Herausforderungen der digitalen Transformation in Zukunft besser meistern. 16 vgl. Bentkämper, Berg & Brandl, 2021, S.4. 17 vgl. Landsberg, Rohleder, 2020, S. 8. Smart Cities & Regions Bayern 13
Kompetenzaufbau und Finanzierung und Wissensvermittlung Förderung Zentralisierung und Standardisierung Interkommunale Zusammenarbeit Mehr Partizipation und Visionen und Teilhabe ermöglichen Innovationen wagen Abbildung 3: Lösungscluster einer erfolgreichen digitalen Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften Kompetenzaufbau und Wissensvermittlung Finanzierung und Förderung Um auch langfristig mit den Innovationen wachsen Zukunftssichere Entwicklungen digitaler Infrastrukturen und von ihnen profitieren zu können, sollten Kom- und Technologien sind kostenintensiv. Um gleich- munen und Institutionen daran interessiert sein, wertige Entwicklungschancen für alle bayerischen digital-kompetente Mitarbeiter*innen auszubilden Kommunen gewährleisten zu können, bedarf es und Wissensvermittlung zu modernen Technologien durchdachten, innovativen und langfristig angelegten und Anwendungen hoch auf ihre Agenda setzen. Förderprojekten und Finanzierungsinstrumenten. Zentralisierung und Standardisierung Interkommunale Zusammenarbeit Es geht viel Energie, Geld, Zeit und Kreativität verloren, Interkommunale Zusammenarbeit stärkt die Leistungs- wenn ähnliche Prozesse und Projekte in mehreren fähigkeit von Kommunen, verbessert Wettbewerbsfähig- Kommunen immer wieder neu gedacht werden. keit und führt zu Kosteneinsparungen in der Entwicklung Gerade in der Digitalisierung, die eine hohe Expertise neuer Anwendungen. Sie befördert den Ideenaustausch und und Sachverständnis erfordert, liegt es auf der Hand befähigt zur Umsetzung grenzüberschreitender Projekte. standardisierte digitale Dienstleistungen, Anwendungen Besonders in der digitalen Transformation, die Fachpersonal, und Plattformen zu entwickeln, diese zentralisiert zu finanzielle Ressourcen und Innovationsgeist erfordert, ist koordinieren und Kommunen somit ein qualitativ hoch- interkommunale Zusammenarbeit ein wichtiger Faktor. wertiges und einheitliches Produkt anbieten zu können. Visionen und Innovationen wagen Mehr Partizipation und Teilhabe ermöglichen Mit und durch Digitalisierung ist morgen Vieles möglich, über Akzeptanz für den digitalen Wandel und die eingesetzten das heute noch nicht gesprochen wird. Indem es gelingt auch Technologien erhalten Kommunen dann, wenn die auf kommunaler Ebene Raum für Kreativität und Innovation Anwendungen und Dienstleistungen die Bedarfe der zu schaffen und visionäres Denken mehr als eine Chance Bevölkerung erfüllen und verstanden werden. Dies gelingt anstatt als eine Bedrohung zu verstehen, ist die Vision von am ehesten, wenn die Bürger:innen aktiv am Digitalen heute vielleicht die Realität von morgen. Wollen Städte und Transformationsprozess involviert sind und Möglich- Regionen die Gestaltungshoheit über ihre digitale Zukunft keiten angeboten werden, diesen mit auszugestalten. behalten und als Wegbereiter:innen von Innovationen Wer mitsprechen kann, hält den Fortschritt nicht auf. agieren, bedarf es mehr Agilität und einer personellen und institutionellen Stärkung des öffentlichen Sektors. Smart Cities & Regions Bayern 14
Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Mobilität Kern der Herausforderungen im Mobiltätsbereich, scheint Radverkehrsinfrastruktur, die verstärkte Zusammen- laut den Workshop-Teilnehmenden die Frage nach der arbeit mit Nachbargemeinden in der Entwicklung künftigen Rolle des motorisierten Individualverkehrs zu eines überregionalen Verkehrsangebotes sowie die sein. Sollte dieser nicht an Bedeutung verlieren, wird es Nutzung gleicher digitaler Anwendungen beinhalten. schwierig die Nachfrage nach alternativen Verkehrsinfra- Der städtische Raum benötigt vorwiegend multimodale strukturen und Mobilitätslösungen sowie deren Effizienz Verkehrssysteme, die von Public-Private-Partnerships (Kosten-Nutzen) langfristig herzustellen. Gerade auf dem zielgruppengerecht umgesetzt werden können und Land ist ein effektiver und regelmäßiger ÖPNV häufig nicht somit einen nahtlosen Tür-zu-Tür-Service ermöglichen. rentabel und für App-basierte on-demand Anwendungen Im Bereich des autonomen Fahrens und alternativer fehlt es derzeit noch an Nachfrage. Auch die Pandemie Antriebstechnologien, sehen die Teilnehmenden derzeit trägt zumindest aktuell noch zu einem veränderten Mobili- die größten Herausforderungen im Ausbau der hier- tätsverhalten, hin zum verstärkten Individualverkehr bei. für nötigen Infrastrukturen. Hier sind Investitionen in Gerade im ländlichen Raum bedarf es also nach- weitere Testfelder und Pilotprojekte hilfreich, die dazu haltiger und zielgruppengerechter Mobilitäts- beitragen können Streckenanforderungen, Organisations- konzepte. Diese können bspw. den Ausbau der strukturen und Umsetzungsprozesse zu verstetigen. Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Verwaltung Im Handlungsfeld Verwaltung wurde verstärkt zum Thema innovationsstiftenden Arbeitsumfelds. Darüber hinaus Onlinezugangsgesetz (OZG) und unzureichende Kenntnisse sehen die Expert:innen eine interkommunale Zusammen- im Bereich des Datenschutzes diskutiert. Uneinheitliche arbeit auf Landkreisebene und ggf. darüber hinaus als kommunale Dienstleistungen, fehlendes Know-how im sinnvoll an. Um Akzeptanz und Willen zur digitalen Trans- Umgang mit Datenerhebung und -nutzung sowie ein formation im Verwaltungsbereich herzustellen, ist laut eini- fehlendes Verständnis der Verwaltungsmitarbeiter für gen Teilnehmer:innen eine Neugestaltung des kommunalen die Potenziale der digitalen Transformation, führen in Arbeitsumfeldes erforderlich. Eine Arbeitskultur, die Inno- diesem Bereich zu langsamen Digitalisierungsprozessen. vationen und Kreativität befördert, Entwicklungsmöglich- Die Teilnehmer:innen fordern Umsetzungshilfen und keiten und Eigeninitiative zulässt und Beteiligung möglich Leitlinien seitens der verantwortlichen Ministerien, eine macht, könnte zu einer schnelleren und effizienteren Aus- koordinierte Umsetzung des OZG und die Möglichkeit zum rollung digitaler Lösungen im kommunalen Kontext führen. Aufbau von Methodenkenntnissen und eines kreativen, Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Informationstechnologie Herausforderungen im Bereich der Informationstechno- Ländliche Regionen haben laut einem Experten, neben logie entstehen laut den teilnehmenden Diskutant:innen im der Anbindung an das schnelle Internet, noch eine Bereich der Aufgabenverteilung und eingesetzten Systeme. weitere Herausforderung gegenüber urbanen Gebieten. So werden Verantwortungen zur Implementierung digitaler Es mangelt an Lösungsanbieter:innen aus dem Digital- Lösungen an Gebietskörperschaften und dort teilweise bereich, die Anwendungen speziell auf die Bedürfnisse an fachfremde Mitarbeiter:innen abgegeben, die diese des ländlichen Raums konzipieren. Derzeit finden sich Anwendungen dann häufig in veraltete Systeme einpflegen solche Lösungsanbieter:innen hauptsächlich in Ballungs- sollen. Auf diese Weise wird laut den Teilnehmer:innen räumen, wobei es gerade die ländlichen Regionen sind, die Nutzung neuerer Systeme nicht nur erschwert son- die einen Digitalisierungsschub benötigen, um langfristig dern sogar verhindert. Auch in der Organisationsstruktur als attraktiver Standort wahrgenommen zu werden. liegen gewisse herausfordernde Aspekte. Durch die Auf Basis dessen fordern die Teilnehmenden eine Nach- dünnen Personaldecken, fehlenden finanziellen Mittel, rüstung der Technik und der Serverlandschaft, eine wenig vorgegebenen Strukturen und fehlenden zentralen Beschleunigung des Breitbandausbaus und eine verstärkte Ansprechpartner:innen herrscht eine „Durchwurschtel“- Sammlung an georefernzierten Datengrundlagen in Kom- Mentalität, mit welcher sich viele Kommunen und Regio- munen und Regionen, um überhaupt die Grundlage für nen, so weit es geht, selbst weiterhelfen. So entsteht ein die digitale Transformation schaffen zu können. Damit dies Flickenteppich aus mehr oder weniger sinnvollen Lösungen, umgesetzt werden kann, ist jedoch mehr Abstimmung, welcher Innovation eher erschwert als sie befördert. Austausch und Koordination auf höherer politischen Ebene Smart Cities & Regions Bayern 15
nötig. Es braucht zentrale Ansprechpartner:innen, zentrale, as a service“ zur Verfügung stellen und somit vermeiden bayernweite Lösungen für zahlreiche kommunale Themen können, dass die Gebietskörperschaften in die alleinige und eine größere Fachkompetenz auf allen Ebenen im Verantwortung gezogen werden, die digitale Trans- gesamten Freistaat. Eine Möglichkeit sind zentrale Struktu- formation selbstständig und unkoordiniert umzusetzen. ren und Lösungsansätze, die Dienstleistungen als „software Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Tourismus Das Handlungsfeld Tourismus ist vor allem in Gebieten, Ähnlich verhält es sich mit touristisch weniger bekannten die von einer hohen touristischen Nachfrage betroffen Regionen. Diese können digitale Dienstleistungen und sind, eng mit dem Bereich der Mobilität gekoppelt. Lösungen nutzen, um neue Zielgruppen zu erschließen, Überlastete Verkehrswege und Parkraummangel den Bekanntheitsgrad ihrer Region zu steigern und die könnten dort beispielsweise durch intelligente Ver- Attraktivität des Standortes aufzuwerten, beispiels- kehrsleitsysteme Milderung erfahren. Lösungsansätze weise indem innovative und interaktive Angebote und sollten hierbei überregional ausgestaltet werden und Innovationsplattformen entwickelt werden (bspw. eine multimodale Verkehrsmittel sowie eine zentralisierte digitale Reise durch die Region, digitale Spiele und Rätsel digitale Informationsplattform inkludieren. Werden KI- über eine Destination, 3D-Modelle von Attraktionen, etc.). und IT-Lösungen zur Optimierung der Besucherströme genutzt, ist die Digitalisierung im Tourismus laut den Teil- nehmenden mehr eine Lösung als eine Herausforderung. Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Bildung Besonders im Handlungsfeld Bildung wurde deutlich, Nichtsdestotrotz ist auch im Bildungsbereich wie essenziell die Vermittlung digitaler Kompetenzen in zunächst einmal eine schnelle und stabile Internet- allen Lebens- und Arbeitsbereichen ist. Derzeit mangelt verbindung sowie die Verfügbarkeit innovativer Tools es besonders bei Lehrenden aller Bildungseinrichtungen und Anwendungen ausschlaggebend für die Qualität an Hintergrundwissen zu den Potenzialen und Einsatz- und Innovationsgüte der künftigen Lehre. Um dies feldern der Digitalisierung sowie zum richtigen Umgang koordiniert auszubauen, könnten explizite IT-Stabs- und Nutzen digitaler Tools und Anwendungen. Dement- tellen innerhalb der Einrichtungen hilfreich sein. sprechend benötigt vor allem auch das Lehrerpersonal Langfristig sollten vor allem im Hochschulkontext zukunfts- den Zugang zu Fortbildungsmöglichkeiten, die nicht als fähige Studiengänge zu den Themenfeldern der Digitali- freiwillige Zusatzaufgabe, sondern als verpflichtende sierung (Smart City, Smart Regions) geschaffen werden. Grundlagenschulung anerkannt werden. Die vom Freistaat eingesetzten Bildungsregionen und ihre entsprechenden Folgendes Diagramm zeigt einen Überblick über Bildungsmanager, (Hoch-) Schulnetzwerke und weitere die zentralen Herausforderungen und die, von den Austauschplattformen können hier eine erste Anlaufstelle Teilnehmenden eruierten Lösungsansätze auf. für die Koordination und Wissensvermittlung darstellen. Lösungscluster für digitale Herausforderungen Für einen umfangreichen Überblick über diskutierte Thesen die sich unter unten stehender Lösungsmatrix finden, und Handlungsansätze kann die unten stehende Grafik stellen die Ergebnisse der Kleingruppenarbeiten der herangezogen werden. Mittig finden sich die besprochenen Workshops dar. Die Grafik erhebt daher keinen Anspruch Handlungsfelder und die Kernaussagen der Kleingruppen- auf Vollständigkeit, gibt jedoch einen Einblick in die arbeiten. Jeweils links und rechts werden sie von den, im Sichtweisen regionaler Akteur:innen. Das Diagramm Nachgang subsumierten Lösungsclustern flankiert. Die bietet die Chance die Herausforderungen der Regionen farblichen Kennzeichnungen ermöglichen ein spezifisches zu erkennen und Lösungssets für politische Akteur:innen Zuordnen einzelner Maßnahmen aus den Lösungsclustern anzubieten, welche die digitale Transformationsfähigkeit zu den jeweiligen Handlungsfeldern. Erläuterungen, von Kommunen und Regionen künftig stärken können. Smart Cities & Regions Bayern 16
SMART CITIES & REGIONS Lösungen Herausforderungen Lösungen VERWALTUNG 1. Mehr Abstimmung und Zusammen- 4. Erweiterung der M ethodenkenntnisse durch multidisziplinäre Teams Fehlende Sicherheit im Umgang mit Daten und deren Verwendung arbeit auf Landkreisebene INTERKOMMUNALE ZUSAMMENARBEIT Gründung einer Smart City Akademie Fehlende Digitalkompetenz der Mitarbeiter:innen Daseinsvorsorge landkreisübergreifend (inkl. Plattform und Sprints) Fehlendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Digitalisierung ausbauen (bspw. durch aufeinander KOMPETENZAUFBAU UND abgestimme Mobilitätsangebote) WISSENSVERMITTLUNG Modernisierung der technischen und Visionäres und kreatives Denken wird derzeit nicht gefördert Stabstellen für interkommunale Expert:in- administrativen Infrastruktur, um modernere Zu hoher Eigenanteil und/oder zu wenig politischer Wille zur nen schaffen, um Ressourcen zu bündeln Tools zur Wissensvermittlung nutzen zu können Antragstellung für Förderprogramme und Kompetenz in die Fläche zu tragen. Bildungsmanager als Multiplikatoren Kompetenzen punktuell aufstocken und durch stärker in die Netzwerkarbeit einbinden verpflichtende Schulungen gezielt weiterbilden INFORMATIONSTECHNOLOGIE Interkommunale Spezialist:innen: Aufbau Die Umsetzung der Digitalisierungsaufgaben werden häufig an eines kompetenten umsetzungswilligen Kommunen und somit die am wenigsten leistungsfähigen und oft Personalstamms in der Verwaltung fachfremden Ansprechpartner deligiert auf interkommunaler Ebene 5. Verhinderung der Anwendung digitaler Systeme durch Beschaffung von Plattformen für Studiengänge, Fortbildungsmöglich- veraltete Verwaltungsstrukturen und/oder Themen wie Bürger:innenbeteiligung und MEHR PARTIZIPATION UND keiten, Schulungen zur D igitalisierung / TEILHABE ERMÖGLICHEN Datenschutz. virtuelle Veranstaltungen Smart City / Smart Regions anbieten Lösungsanbieter für digitale Anwendungsbedarfe im ländlichen Schaffung eines kreativen und Raum fehlen innovationsstiftenden Arbeitsumfelds 2. Mangelnder Austausch innerhalb der Verwaltungen Über Projekte zum „Lebenslangen Lernen“ Übersichtlicheres Ausgestalten der bspw. an Hochschulen, Digitalkompetenz (Durchwurschtel-Mentalität) Förderlandschaft auf Länderebene in allen Altersgruppen aufbauen UND FÖRDERUNG Begrenzte Akzeptanz für das Testen und Implementieren neuer FINANZIERUNG Weiterbildung incentivieren (bspw. Finanzierungshilfen für die Schaffung einer Technologien und Prozesse durch Wettbewerbe, Best-Practice fundierten (Geo-)Datengrundlage bereitstellen Bsp. oder das Engagement rele- Es werden zu wenige Rohdaten (Telemetriedaten) gesammelt vanter Stakeholder/Influencer) Ehrenamtliche stärker in die Weiterbildung mit einbinden Besucher aktiv mit in das Erlebnis ein- beziehen durch: Gameification-Ansätze, Kosteneinsparungen durch effizienteres MOBILITÄT Spiele und Rätsel über die Region Nutzen und Neuinterpretieren des lokalen Bestands (bspw. mediale Aufbereitung) Mangelnde Nachfrage nach digitalbasierten Lösungen (Attraktivi- tät und Kenntnisse über ÖPNV angeboten fehlen) Inkompatibilität und fragmentierte digitale Lösungen und Apps 3. 6. Entwicklung einheitlicher Vorlagen und Mangel an kostengünstigen und zuverlässigen und barrierefreien Entwicklung einer klaren und ernst- Standards zu Administration und Datenpflege öffentlichen Verkehrsmitteln in ländlichen Gebieten Familien/ haften Vision auf Ministerialebene Entwicklung einheitlicher Vorlagen und Stan- Behinderte häufig nicht möglich) basierend auf den Bedarfen und Heraus- dards zu Administration und Datenpflege forderungen in den Kommunen Infrastrukturen über eine Software „as ZENTRALISIERUNG UND Formulierung eines Zukunftsradars durch BILDUNG VISIONEN, IDEEN UND a service“ für Kommunen anbieten und STANDARDISIERUNG politische Entscheidungsträger, um eine so Anschaffungsprozesse, Installatio- Richtung vorzugeben und Akzeptanz für TECHNOLOGIEN nen, Maintenance zentralisieren die Digitalisierung zu stiften. Mangelndes Hintergrundwissen der Lehrenden in allen Bildungs- Auf- und Ausbau nachhaltiger, stabiler kom- Mehr Public-Private Partnerships einrichtungen zu Potenzialen der digitalen Lehre munaler Rechenzentren, Sensorik und IoT ermöglichen, um bedarfsgerechtere Schaffung zentraler Plattformlösungen Dienstleistungen anbieten zu können. durch den Freistaat für Kommune Mehr Zeit für digitale Weiterbildung mit ähnlicher Bedarfslage TOURISMUS des Arbeitnehmers einräumen, damit sie nicht als belastende Zentrale Ansprechpartner und Verantwortungs- Unausgewogene Verfügbarkeit von Verkehrsinfrastruktur (z. B. Zusatzaufgabe angesehen wird bereiche auf Ministerialebene definieren Parkplätze) insbesondere in der Hauptsaison Digitale Werkzeuge, Anwendungen und Erarbeitung allgemeingültiger Leitlinien zur Begrenzte Innovation und attraktive Angebote im Bereich Digital- Medien besser verstehen und nutzen, Umsetzung der DSGVO auf Länderebene tourismus und digitale Tourismusförderung im ländlichen Raum um neue Zielgruppen zu erschließen und (z.B. Einrichtung einer Stabstelle IT-Recht) Daseinsvorsorgeangebote zu schaffen. Abbildung 4: Lösungsmatrix digitaler Herausforderungen im Kontext relevanter Handlungsfelder Smart Cities & Regions Bayern Seite 17
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