Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer

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Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
03

social
health
@work
Ursachen und Wirkungen
im Zeitverlauf

Eine Studie zur Auswirkung der
Digitalisierung der Arbeitswelt auf
                                      Zweite Berichterweiterung 2022
die Gesundheit der Beschäftigten
in Deutschland
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
04                                                      BARMER

     „Richtig gemanagt werden uns der digitale
                                                                 Inhalt
     Wandel und das Mehr an flexibler Arbeit
     gesünder und leistungsfähiger machen.”
     PROF. DR. STEPHAN A. BÖHM, UNIVERSITÄT ST.GALLEN

                                                                 06        08                   20                       28                        56
                                                                 Vorwort   Relevante Themen –   Die unerforschte Sicht   Drei Dimensionen,         Fit für die Zukunft?
                                                                           starke Daten         auf Gesundheit           ein Ziel: die Förderung
                                                                                                                         von social health
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
06                             BARMER                                                                                                                                                         07

                                        Das Coronavirus stellt die gesamte Arbeitswelt auf den Kopf. Besonders       Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zu treffen. So zeigt die aktu­
                                        der Digitalisierung hat es einen deutlichen Schub gegeben, der sehr sicher   elle Auswertung, dass sich die Arbeitszufriedenheit, Erschöpfung und
                                        die Pandemie überdauern wird. Aus diesem Grund stellen sich viefältige       Unsicherheit unter den mobil Beschäftigten in den vergangenen zwei
                                        Fragen. Mit welchen Veränderungen, Chancen und Risiken sind Unter­           Jahren nicht negativ entwickelt haben. Andererseits sehen wir, dass es
                                        nehmen dabei konfrontiert? Was bedeutet das für die Gesundheit und           nicht allen Befragten gleichermaßen gelingt, die Grenzen zwischen
                                        Leistungsfähigkeit der Beschäftigten?                                        Privat- und Arbeitsleben erfolgreich zu managen. Wir können auch fest­
                                        Die BARMER untersucht gemeinsam mit der Universität St.Gallen in der         stellen, dass eine gute digitale Kompetenz notwendig ist, um dauerhaft
                                        dreieinhalbjährigen Längsschnittstudie social health@work, wie eine          die persönliche Arbeitszufriedenheit zu erhalten, damit letztendlich
                                        moderne und gesundheitsfördernde Arbeitswelt angesichts der zahl­            auch die Gesundheit verbessert wird.
                                        reichen Herausforderungen zu gestalten ist. Dabei steht die soziale
                                        Gesundheit im Vordergrund der Analyse. Dieser Aspekt ist bislang             Die Studie identifiziert somit Themen, die für eine gesunde Gestaltung von
                                        wenig erforscht. Hier geht es vor allem darum, neben der physischen          Arbeit jetzt und in der Zukunft relevant sind, und liefert hierzu empirisch
                                        und mentalen Gesundheitsförderung die sozialen Beziehungen und               fundierte und valide Erkenntnisse. Hierdurch können Strategien entwickelt
                                        gesundes Verhalten zu fördern.                                               werden, wie Gesundheitsförderung im Sinne der Beschäftigten und auch
                                                                                                                     der Unternehmen heute und morgen funktionieren kann.
                                        In dreieinhalb Jahren nehmen etwa 8.000 Erwerbstätige halbjährlich
                                        an einer Befragung teil, die in insgesamt acht Wellen umgesetzt wird.        Die BARMER hilft mit vielfältigen, auch digitalen Angeboten, die Gesund­
                                        Gesundheit in Unternehmen wird im aktuellen Bericht auf drei Ebenen          heit am Arbeitsplatz zu fördern.
                                        betrachtet: die individuelle Gesundheit, die Zusammenarbeit in Teams und
                                        das Führungsverhalten sowie die Orchestrierung und Gesamtausrichtung         Die Ergebnisse dieser Studie schaffen nun die Grundlage dafür, gezielt
                                        des Unternehmens. Die Ergebnisse der aktuellen dritten Befragungswelle       zusätzliche moderne Gesundheitsangebote für Unternehmen und
                                        lassen aufhorchen. Schließlich haben sie eine hohe Relevanz, da inzwi­       Beschäftigte in Zeiten des tiefgreifenden Wandels der Arbeitswelt
                                        schen fast 60 Prozent der Beschäftigten mobil arbeiten, 80 Prozent           weiterzuentwickeln.
                                        davon im Homeoffice. Die Studienergebnisse ermöglichen nun erstmals
                                        detailliert, Entwicklungen über einen längeren Zeitraum zu beschreiben       Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.
     PROF. DR. MED. CHRISTOPH STRAUB,   und durch komplexe statistische Verfahren belastbare Aussagen zu
     VORSTANDSVORSITZENDER DER BARMER
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
08   BARMER                                                                                                                                                    09

              DIE RAHMENBEDINGUNGEN DER STUDIE

              Relevante Themen –
              starke Daten
              Neues Arbeiten, neue Gesundheitsprobleme?                                   Da es sich bei der Studie um eine sogenannte Panel-Befragung
              Was macht digitale Arbeit mit uns? Unter dem Titel                          handelt, werden dieselben Teilnehmenden über mehrere Jahre
              social health@work untersucht diese Studie eine bisher wenig                hinweg befragt. Dadurch ist es möglich, Entwicklungen über die
              erforschte Dimension von Gesundheit. Um uns der Bedeutung von               Zeit zu verfolgen und Veränderungen bei den Beschäftigten sowie
              social health zu nähern, beleuchten wir den Begriff auf drei Ebenen:        in den Unternehmen zu analysieren.
              der Ebene des Individuums, des Teams sowie der Organisation.
                                                                                          Die Studie ist repräsentativ für den Teil der deutschen
              Das Studiendesign                                                           Erwerbsbevölkerung, für den mobiles Arbeiten inhaltlich eine Rolle
              Über dreieinhalb Jahre nehmen ca. 8.000 Erwerbstätige halbjährlich          spielen kann. Mit den Ergebnissen der dritten Befragung können
              an einer Befragung teil, die in insgesamt acht Wellen umgesetzt wird.       Entwicklungen über die Zeit analysiert werden. Zudem kommen
              In diesem Bericht teilen wir die Ergebnisse der dritten Welle (Juli 2021)   erstmals spezielle statistische Verfahren zum Einsatz, die es
              mit Ihnen und lassen die der schon durchgeführten Befragungen               erlauben, zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden und
              aus dem Juli 2020 (Welle 1) und Januar/Februar 2021 (Welle 2) mit           damit kausale Aussagen abzuleiten. Dies ist für Individuen,
              einfließen.                                                                 Unternehmen und die Gesellschaft von hoher Bedeutung, da
                                                                                          nur so evidenzbasierte Maßnahmen entwickelt werden können.
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
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Überblick über die Befragung                                                                                                                    Die Erhebung der Panel-Daten erfolgt in Kooperation mit dem
Repräsentativ für die (teilweise) bürotätige Erwerbsbevölkerung in Deutschland                                                                  Befragungsunternehmen Norstat. An der dritten Befragungswelle
                                                                                                                                                haben 8.043 Erwerbstätige aus allen deutschen Bundesländern
                                                                                                                                                teilgenommen, für die mobile Arbeit im Rahmen ihrer beruf­
TEILNEHMENDE                                                                8.043                                                               lichen Tätigkeit grundsätzlich eine Rolle spielen kann. Insgesamt
                                                                                                                                                4.048 der teilnehmenden Personen haben darüber hinaus an
                                                                                                                                                jeder Befragungswelle teilgenommen. Diese Stichprobe bildet die
                                                                                                                                                Grundlage für Betrachtungen im Zeitverlauf.
GESCHLECHT                                       4.234                                                 3.809

                                                                      WEIBLICH                                                  MÄNNLICH        Bei der Auswahl der Teilnehmenden wurden zwei Ziele verfolgt:
                                                                                                                                                Es sollten zum einen Unterschiede zwischen mobil und nicht mobil
BILDUNG          297                     2.835                                   1.870                         3.041                            arbeitenden Beschäftigten sichtbar werden und zum anderen
                                                                                                                                                Erfolgsfaktoren auf der Individual-, Team- und Organisationsebene.
                        HAUPTSCHULE               MITTLERE REIFE     FACH-/HOCHSCHULREIFE                      FACH-/HOCHSCHULREIFE             So ist das folgende Profil entstanden:
                                                                            OHNE STUDIUM                                MIT STUDIUM

ALTER                  1.075                  1.939                          2.109                         2.256                       655      Alle Teilnehmenden sind volljährige Erwerbstätige in Deutschland,
                                                                                                                                                die in einem Unternehmen / einer Organisation mit vier oder mehr
                   18–29 JAHRE                     30–39 JAHRE                       40–49 JAHRE                   50–59 JAHRE      60+ JAHRE
                                                                                                                                                Mitarbeitenden arbeiten und während mindestens 20 Prozent
BERUFLICHE
                                                                                                                                                ihrer Arbeitszeit in einer durchschnittlichen Arbeitswoche einer
                                                         4.556                                     1.883                  666           382     büroähnlichen Tätigkeit nachgehen (Bezugspopulation). Unter
STELLUNG
                       126                                           EINFACHE /MI T T L ERE            LEI TENDE       BE AM T E                büroähnlichen Tätigkeiten versteht man hierbei Tätigkeiten, die
                       FREIBERUFL ER                                       ANGES TELLTE             ANGES TELLTE                                grundsätzlich zum Beispiel im Büro, am Schreibtisch oder am
                    149                                                                                                   169                   Computer durchführbar sind.
                    SELBSTSTÄNDIGE/                                                                         EINFACHE/MITTLERE
                    UNTERNEHMER                                                                                      ARBEITER

                                                                                                                         FACHARBEI T ER

                                                                                                                                         10
                                                                                                                                   SONSTIGE
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
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Wie hat sich die Flexibilisierung der Arbeit im letzten Jahr                                                                      Eignung der Tätigkeit für mobiles Arbeiten
entwickelt? Ein Überblick                                                                                                         Seit Befragung 1 im Juli 2020 berichten immer mehr Beschäftigte,
                                                                                                                                  dass ihre Arbeit auch mobil erledigt werden kann. So nimmt der Anteil
Zum Zeitpunkt der dritten Befragung im Juli 2021 arbeiten                                                                         an Beschäftigten, die angeben, dass ihre Arbeit eher gut oder sehr gut
mit 59,3 Prozent ähnlich viele Beschäftigte mobil wie im                                                                          für mobiles Arbeiten geeignet ist, von 42,6 Prozent im Juli 2020 auf
Januar 2021 (59,9 Prozent). Der Anteil bleibt damit höher,                                                                        47,4 Prozent im Juli 2021 zu.
als er bei der ersten Befragung im Juli 2020 war (56,4 Prozent).
Gleichzeitig hat sich über die Befragungszeitpunkte hinweg
der Anteil an Beschäftigten, die nicht mobil arbeiten, obwohl
                                                                                                                                                                                              47,4 %
dies grundsätzlich möglich wäre, stetig verringert und liegt bei                                                                                                                    46,2 %
Befragung 3 im Juli 2021 bei nur mehr 15,3 Prozent.                                                                               ANTEIL AN BESCHÄFTIGTEN,                42,6 %      ,2%
                                                                                                                                                                                                                 BEFRAGUNG 1
                                                                                                                                  DIE ZUSTIMMEN, DASS IHRE
                                                                                                                                                                           ,2%

                                                                                                                                                                                                           ,2%
                                                                                                                                  ARBEIT EHER GUT ODER                                                           BEFRAGUNG 2
                                                                                                                                  SEHR GUT FÜR MOBILES                                                           BEFRAGUNG 3
                                                                                                                                  ARBEITEN GEEIGNET IST
Verteilung der mobil und nicht mobil arbeitenden Beschäftigten in Deutschland

MOBIL ARBEITENDE
BESCHÄFTIGTE                                                                                                                                                              17,9 %    17,1 %    15,3 %
                     56,4 %                           59,9 %                       59,3 %                                         ANTEIL AN BESCHÄFTIGTEN,
                                                                                                                                  DIE NICHT MOBIL ARBEITEN,
                                                                                                                                  OBWOHL ES MÖGLICH WÄRE

                               BEFRAGUNG 1                         BEFRAGUNG 2              BEFRAGUNG 3

                                                                                                                   NICHT MOBIL
                                                                                                                   ARBEITENDE
                                             43,6 %                              40,1 %                   40,7 %   BESCHÄFTIGTE
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
14                                                                                                                        BARMER   RELEVANTE THEMEN – STARKE DATEN                                                                                        15

Anteil der Arbeit, die sich für mobiles Arbeiten eignen würde                                                                      Gründe gegen mobile Arbeit (Mehrfachantworten möglich)
Beschäftigte in Deutschland, deren Tätigkeit grundsätzlich für mobiles
Arbeiten geeignet ist, schätzen 2021 einen größeren Teil ihrer Arbeit
als geeignet für mobiles Arbeiten ein. Im Vergleich zu Befragung 1 im
                                                                                                                                        Die Gründe, warum ein Teil der Beschäftigten keine mobile Arbeit nutzt,
Juli 2020 ist dieser Anteil um 7 Prozentpunkte gestiegen und liegt bei                                                                  haben sich im Zeitverlauf gewandelt. Zum einen ist der Anteil derjenigen,
Befragung 3 im Juli 2021 bei gut 60 Prozent der Arbeit.                                                                                 die angeben, kein Interesse an mobiler Arbeit zu haben, von Befragung 1
                                                                                                                                        im Juli 2020 zu Befragung 3 im Juli 2021 gestiegen (von 20,2 Prozent auf
                                                                                                                                        23,5 Prozent). Zum anderen geben bei Befragung 3 im Juli 2021 weniger
                                                                                  53,2 %

                                                                            ,2%
                                                                                                            BEFRAGUNG 1                 Beschäftigte an, dass mobile Arbeit von ihrem Unternehmen nicht
ANTEIL DER ARBEIT,
DIE SICH FÜR MOBILES                                                                                                                    gestattet ist (von 15,5 Prozent auf 10,7 Prozent) oder mit ihrem Team
                                                                                           61,3 %

                                                                                                      ,2%
                                                                                  ,2%
                                                                                                            BEFRAGUNG 2
ARBEITEN EIGNEN WÜRDE                                                                                                                   nicht vereinbar ist (von 13,6 Prozent auf 10,3 Prozent).
                                                                                     60,2 %                 BEFRAGUNG 3

                                                                                                                                        ICH HABE KEIN
                                                                                                                                        INTERESSE AN                                   20,2 %             + 1,8 %     22,0 %      + 1,5 %     23,5 %
Gewünschtes Ausmaß an mobiler Arbeit (5 Tage/Woche)
                                                                                                                                        MOBILER ARBEIT.
Auch die Anzahl an Tagen, die Beschäftigte mobil arbeiten möchten,
ist im Zeitverlauf gestiegen. Bei Befragung 3 im Juli 2021 wünschen
sich Angestellte, deren Tätigkeit grundsätzlich für mobiles Arbeiten
geeignet ist, dass sie rund drei Tage pro Woche mobil arbeiten dürfen.
                                                                                                                                        MOBILE ARBEIT IST IN
                                                                                                                                        MEINEM UNTERNEHMEN                             15,5 %             – 3,1 %     12,4 %      – 1,7 %     10,7 %
                                                                                                                                        NICHT GESTATTET.

GEWÜNSCHTES AUSMASS
AN MOBILER ARBEIT                      2,7                        2,8                       2,9
(5 TAGE/WOCHE)                                                                                                                          MOBILE ARBEIT IST MIT
                                                                                                                                        DEM TEAM / DER ARBEITS­                        13,6 %             – 2,2 %     11,4 %      – 1,1 %     10,3 %
                                                                                                                                        GRUPPE NICHT VEREINBAR.

                                   BEFRAGUNG 1                BEFRAGUNG 2               BEFRAGUNG 3
                                     JULI 2020                JANUAR 2021                 JULI 2021                                                                                BEFRAGUNG 1                      BEFRAGUNG 2             BEFRAGUNG 3
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
16                                                                                                BARMER   RELEVANTE THEMEN – STARKE DATEN                                                                          17

Wo wird mobil gearbeitet?                                                                                  Gesamte Kommunikationszeit mit Kolleginnen und Kollegen (Stunden/Woche)       NICHT MOBIL BESCHÄFTIGTE
(Mehrfachantworten möglich)                                                                                                                                                              MOBIL BESCHÄFTIGTE

     Bereits bei der ersten Befragung im Juli
     2020 wurde der überwiegende Anteil an
     mobiler Arbeit von zu Hause aus verrichtet
     (72,9 Prozent). Über die Befragungszeit­
                                                                                      2,6 %
     punkte hinweg hat dieser Anteil sogar noch
                                                                                      an öffentlichen                                                                                              9,1
     zugenommen: Bei Befragung 3 im Juli 2021                                             Orten                                          8,7                                       8,6
     wurde über 80 Prozent der mobilen Arbeit                                                                                 7,6                                                        7,6
     zu Hause erledigt, während der Anteil aller                                                                                                                           7,4
                                                                                                                              ,2%                                                        ,2%

                                                         4,1 %
     anderen mobilen Arbeitsorte im Vergleich
                                                                                                                                                                           ,2%
     zum Juli 2020 abgenommen hat.

                                                       an anderen Orten

                                                                          81,1 %
                     4,0 %
                     im Fahrzeug/                                                                                             BEFRAGUNG 1                                  BEFRAGUNG 2    BEFRAGUNG 3
                    Transportmittel                                                                                             JULI 2020                                  JANUAR 2021      JULI 2021

                                                   8,1 %                   zu Hause                        Beschäftigte, die mobil arbeiten, kommunizieren mehr als ihre
                                                                                                           nicht mobil arbeitenden Kolleginnen und Kollegen. Während
                                                                                                           die Kommunikationszeit bei nicht mobil Beschäftigten über die
                                                   beim Kunden                                             Befragungszeitpunkte hinweg gleich blieb (durchschnittlich
                                                                                                           7,5 Stunden/Woche), hat die Kommunikationszeit bei mobil
                                                                                                           Beschäftigten zwischen Januar und Juli 2021 um eine halbe
                                                                                                           Stunde auf 9,1 Stunden/Woche zugenommen.
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
18                                                                                                             BARMER   RELEVANTE THEMEN – STARKE DATEN                                              19

Nutzung von Kommunikationsarten mit Kolleginnen und Kollegen                                                            Seit Befragung 1 im Juli 2020 hat die Verwendung von
                                                                                                                        Videokonferenzen bei mobil arbeitenden Beschäftigten stetig zuge­
                                                                                                                        nommen. Hier zeigt sich ein Anstieg um fast 50 Prozent auf einen
                                                                                                                        Kommunikationsanteil von aktuell 19,6 Prozent. Im gleichen Zeitraum
                                                      29,8 %                        2,8 %

                                                ,2%
                                                               SOZIALE                                                  ging der Anteil an persönlichen Gesprächen deutlich zurück auf
PERSÖNLICHES
                                         20,6 %                NETZWERKE            3,0 %                               nun nur noch 22,7 Prozent.
GESPRÄCH
                                                               (INTERN)
                                          22,7 %                                    3,0 %

                                         22,4 %                                1,1 %
                                   ,2%
                                                               SOZIALE
                                                                                                                            Fazit zum Kapitel „Relevante Themen – starke Daten“
                                                 26,6 %                       1,0 %
                                         ,2%
TELEFON                                                        NETZWERKE
                                                               (EXTERN)                                                     Mobile Arbeit ist in den letzten 18 Monaten zu einem integralen
                                               24,0 %                         1,0 %                                         Bestandteil der Arbeitswelt geworden. Durch die anhaltende
                                                                                                                            Corona-Pandemie hat sich ein „new normal“ entwickelt, das kaum
                                                                                                                            mehr infrage gestellt werden dürfte. Die Daten zeigen eindrücklich,
                                                                                                                            dass sich der Wunsch nach Arbeitszeit- und Ortsflexibilität gefestigt
                                               23,5 %                                        13,2 %
                                     ,2% ,2%

                                                                                       ,2%
                                                                                                                            hat und die Beschäftigten ihre Arbeits- und Kommunikationsmuster
E-MAILS                                        24,5 %          VIDEO-                                 18,5 %                entsprechend angepasst haben. In Zukunft wird es daher nicht mehr
                                                               KONFERENZEN/
                                               23,7 %          -ANRUFE                                19,6 %                darum gehen, ob mobil gearbeitet werden darf, sondern vielmehr
                                                                                                                            darum, wie mobile Arbeit optimal ausgestaltet werden kann. Zu
                                                                                                                            dieser Frage liefern die folgenden Kapitel detaillierte Anhaltspunkte.

                           6,5 %
                 ,2% ,2%

KURZ­

                                                                              ,2%
                           5,5 %                                                    BEFRAGUNG 1
NACHRICHTEN
                           5,6 %                                                    BEFRAGUNG 2

                                                                                    BEFRAGUNG 3
Social health @work Ursachen und Wirkungen im Zeitverlauf - Barmer
20   BARMER                                                                        21

              SOCIAL HEALTH, DIE BESCHREIBUNG SOZIALEN WOHLBEFINDENS

              Die unerforschte Sicht
              auf Gesundheit

              Wenn wir Gesundheit hören, denken wir automatisch an Körper
              und Seele. Die physische Gesundheit (physical health) umfasst
              eine Bandbreite an körperlichen Verfassungen: von der reinen
              Abwesenheit von Krankheiten bis hin zum Fitnessniveau.

              Die seelische Gesundheit (mental health) beschreibt einen Zustand
              des psychischen Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten
              ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv
              arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.
22                                                                                                                                BARMER    DIE UNERFORSCHTE SICHT AUF GESUNDHEIT                                                                                                  23

Unser Gesundheitssystem ist auf diese beiden Dimensionen             Die letzten 18 Monate waren geprägt durch einen Verlust an sozialem    Was bedeutet social health im Arbeitskontext?                         social health@work beschreibt einen Zustand des sozialen
ausgerichtet. Mit der vorliegenden Studie ergänzen wir sie durch     Miteinander – sowohl im beruflichen wie auch im privaten Kontext.      Die Digitalisierung und ihre gesundheitlichen Auswirkungen            Wohlbefindens im Arbeitskontext, bei welchem Personen gesunde
eine weitere relevante Dimension, die besonders im Kontext der       Umso zentraler scheint daher die Analyse, wie social health trotz      beeinflussen unsere Arbeitskultur und unser soziales Miteinander      Verhaltensweisen und Arbeitsbeziehungen entwickeln und nutzen,
Digitalisierung und Flexibilisierung von Arbeit an Bedeutung         verringerter sozialer Interaktionen aufrechterhalten und bestmöglich   vom Kleinsten bis ins Größte: den Einzelnen, die Arbeit mit           um das Spannungsfeld von Erreichbarkeit und Abgrenzung,
zunimmt: social health. Wie wichtig gelingende soziale Beziehungen   gefördert werden kann.                                                 Kolleginnen und Kollegen im Team sowie ganze Unternehmen bzw.         Autonomie und Eingebundenheit sowie Produktivität und Erholung
für unser Wohlbefinden sind, merken wir oft erst, wenn sie fehlen.                                                                          Organisationen. In der Gesundheitsforschung rückt das soziale         erfolgreich und gesund zu gestalten.
                                                                                                                                            Miteinander als wichtiger Faktor in den Fokus.
                                                                                                                                                                                                                  Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um eine gesunde Balance.
                                                                                                                                            social health ergänzt somit einen zentralen, bisher jedoch deutlich
                                                                                                                                            untererforschten Bereich des Gesundheitsbegriffs, der in der vor­
                                                                                                                                            liegenden Studie in Bezug auf die Gesundheit von Beschäftigten in

                                                   physical
                                                                                                                                            ihrem Arbeitskontext beleuchtet wird.

                                                    health

                                                                                  social
                                                                                  health
                                                                                                                                                                                Produktivität                                      Erholung

                                                    mental                                                                                                            Eingebundenheit    Erreichbarkeit                   Abgrenzung       Autonomie

                                                    health
24                                                                                                                                    BARMER   DIE UNERFORSCHTE SICHT AUF GESUNDHEIT                                                        25

Und was macht mobile Arbeit mit unserer Gesundheit?                       wie es den Beschäftigten im vergangenen Jahr erging. Hierzu nehmen   Die Abwesenheitstage gehen zurück
Frühere Studienergebnisse zeigen, dass Flexibilisierung und               wir vier bedeutende Faktoren von Gesundheit in den Fokus: Arbeits­   Die Anzahl an Tagen, an denen Beschäftigte aus gesundheitlichen
Digitalisierung ein „zweischneidiges Schwert“ für die Gesundheit          zufriedenheit, Erschöpfung, Unsicherheit sowie Absentismus           Gründen von der Arbeit fernblieben (Absentis­mus), ist seit Befragung 1
darstellen. Während beispielsweise der Zuwachs an Autonomie               (Abwesenheit/Fernbleiben vom Arbeitsplatz).                          im Juli 2020 sogar rückläufig. Während Beschäftigte im Juli 2020 noch
eine wichtige Ressource ist, kann ständige Erreichbarkeit zu einer                                                                             von 3,8 Tagen Absenz berichteten, waren es bei Befragung 3 im
hohen Belastung werden. Umso wichtiger ist daher die Analyse,                                                                                  Juli 2021 nur mehr 3,2 Tage (jeweils bezogen auf die letzten
                                                                                                                                               sechs Monate vor der Befragung).

               5
      SEHR STARK
     AUSGEPRÄGT
                        3,7       3,8        3,7                                                                                                                             3,8
                                                                                                                                                 KRANKHEITS-                                                         3,4
                        ,2%                                      2,8       2,8       2,8                                                                                                                                          3,2
                                                                                                       2,5       2,6                                 BEDINGTE
                                                                                                                            2,4                ABWESENHEITS-
                                                                 ,2%
                                                                                                       ,2%                                        TAGE IN DEN
                                                                                                                                                      LETZTEN
                                                                                                                                                   6 MONATEN

               1
SEHR SCHWACH             ARBEITSZUFRIEDENHEIT                          ERSCHÖPFUNG                           UNSICHERHEIT                                              BEFRAGUNG 1                              BEFRAGUNG 2   BEFRAGUNG 3
  AUSGEPRÄGT                                                             ,2%
                                                                               BEFRAGUNG 1        BEFRAGUNG 2           BEFRAGUNG 3

Die Beschäftigten in Deutschland zeigen Resilienz
Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie haben sich Arbeits­
zufriedenheit, Erschöpfung und Unsicherheit bei den Beschäftigten
über den gesamten Befragungszeitraum nicht negativ entwickelt.
26                                                                                                                                            BARMER   DIE UNERFORSCHTE SICHT AUF GESUNDHEIT                                                                                          27

Zeigen sich auch Unterschiede zwischen Personengruppen?                 Kollegen. Hierbei liegt die jüngste Altersgruppe (unter 30-Jährige)            Bei Unsicherheit und Erschöpfung zeigen sich auch
Um zu überprüfen, ob manche Personengruppen mehr von                    bei der Erschöpfung 9,6 Prozent über dem Durchschnitt, bei arbeits­            Geschlechterunterschiede. Über den gesamten               Fazit zum Kapitel „social health“
Erschöpfung und Unsicherheit betroffen sind als andere, wurden die      bezogener Unsicherheit sogar 11 Prozent. Beschäftigte ab 50 Jahren             Befragungszeitraum hinweg berichten Frauen von            Eine gute und vielleicht auch unerwartete Nachricht: Die
Daten zusätzlich nach Altersgruppen und nach Geschlecht getrennt        liegen unter dem Durchschnitt, Beschäftigte ab 60 Jahren sogar                 mehr arbeitsbezogener Unsicherheit als Männer             Beschäftigten in Deutschland konnten sich in den Jahren 2020
betrachtet.                                                             deutlich mit –13,3 Prozent bei berichteter Erschöpfung und                     (durchschnittlich 18,8 Prozent versus 15,1 Prozent)       und 2021 ein hohes Maß an Arbeitszufriedenheit bewahren. Auch
                                                                        –15,8 Prozent bei arbeitsbezogener Unsicherheit.                               sowie von mehr Erschöpfung (durchschnittlich              Unsicherheit und Erschöpfung stiegen nicht an. Bemerkenswert
Erschöpfung und Unsicherheit                                                                                                                           31,9 Prozent versus 25,5 Prozent).                        ist ferner der positive Zusammenhang von Alter und psychischer
Die psychische Stabilität scheint mit dem Alter zuzunehmen. So                                                                                                                                                   Stabilität, der sich durch geringere Erschöpfung und Unsicherheit
berichten ältere Beschäftigte von deutlich weniger Erschöpfung und                                            ERSCHÖPFUNG NACH ALTERSGRUPPEN                                                                     bei älteren Beschäftigten zeigt. Ältere Mitarbeitende können
arbeitsbezogener Unsicherheit als ihre jüngeren Kolleginnen und                                               IM VERGLEICH ZUM DURCHSCHNITT                                                                      hierdurch zu einer wichtigen emotionalen Ressource für ihre
                                                                                                              UNSICHERHEIT NACH ALTERSGRUPPEN                                                                    Teams und Unternehmen werden.
                                                                                                              IM VERGLEICH ZUM DURCHSCHNITT
                    11,0 %
            9,6 %
                                                                                                                                                       ZUSTIMMUNG ZUR AUSSAGE: „WENN ICH ÜBER DIE            ZUSTIMMUNG ZUR AUSSAGE: „NACH DER ARBEIT FÜHLE
                                                                                                                                                                                                                                                                                  MÄNNER
                                                                                                                                                       ARBEIT NACHDENKE, FÜHLE ICH VIEL UNSICHERHEIT.“       ICH MICH IN DER REGEL SCHLAPP UND ERSCHÖPFT.“
                                               5,5 %

                                                                                                                                                                                                                                                                            ,2%
                                       4,0 %                                                                                                                                                                                                                                      FRAUEN

                                                                                                                                                                                          14,2 %                                                          25,7 %

                                                                                                                                                                                  ,2%

                                                                                                                                                                                                                                                   ,2%
                                                                                                                                                       BEFRAGUNG 1                                           BEFRAGUNG 1
                                                                – 0,1 % – 1,5 %
                                                                                                                                                                                                 19,4 %                                                            32,4 %

                                                                                                                                                                                          ,2%

                                                                                                                                                                                                                                                          ,2%
                                                                                                    – 3,3 %
                                                                                          – 4,0 %

                                                                                                                                                                                              16,0 %                                                      25,1 %

                                                                                                                                                                                    ,2%

                                                                                                                                                                                                                                                  ,2%
                                                                                                                                                       BEFRAGUNG 2                                           BEFRAGUNG 2
                                                                                                                                                                                                18,7 %                                                          31,5 %

                                                                                                                                                                                        ,2%

                                                                                                                                                                                                                                                          ,2%
                                                                                                                        – 13,3 %
                                                                                                                                   – 15,8 %                                                   15,0 %                                                       25,8 %

                                                                                                                                                                                   ,2%

                                                                                                                                                                                                                                                    ,2%
                                                                                                                                                       BEFRAGUNG 3                                           BEFRAGUNG 3
                                                                                                                                                                                                18,4 %                                                             31,9 %

                                                                                                                                                                                        ,2%

                                                                                                                                                                                                                                                          ,2%
             18 –29 JAHRE             30 –39 JAHRE              4 0 –49 JAHRE             5 0 –59 JAHRE                  6 0 + JAHRE
28   BARMER                                                                                                                                           29

              ERKENNTNISSE DER STUDIE ZU DEN DREI GESTALTUNGSEBENEN INDIVIDUUM, TEAM UND ORGANISATION

              Drei Dimensionen, ein Ziel:
              die Förderung von social health
              Bits und Bytes sind elektrische Impulse ohne Empfindungen.           Auf der Unternehmensebene ergeben sich neue Fragestellungen,
              Menschen dagegen haben gute und schlechte Tage, Stärken und          wie mit der Angst vor Kontrollverlust, aber auch mit technischen
              Schwächen. Was also macht die digitalisierte Arbeitswelt mit         Veränderungen umgegangen werden soll. Unternehmen und
              unserem Wohlbefinden? Es gibt positive Aspekte wie das Gefühl        Organisationen erleben Veränderungen und Auswirkungen der
              größerer Autonomie und die potenziell bessere Vereinbarkeit von      mobilen Arbeit, die dazu führen, dass bisherige Prozesse,
              Arbeit und Privatleben. Bei Letzterem können aber auch Grenzen       Arbeitsweisen und kulturelle Prägungen überdacht und neu
              verschwimmen. Wie navigiert sich der/die Einzelne durch diese        orchestriert werden müssen.
              Herausforderungen und Spannungsfelder?
                                                                                   Wir sehen daher die Notwendigkeit einer neuen Betrachtung
              Auch der Anspruch an Führung unterliegt Veränderungen. So            und Führung von Beschäftigten, um mit der sich akut verändern­
              stellen zum Beispiel Zielvereinbarungen, Feedback und Motivation     den Arbeitssituation proaktiv umzugehen. navigate, include and
              auf Distanz ganz neue Anforderungen an Führungskräfte. Auf der       coordinate sowie orchestrate bilden daher im Folgenden drei
              Teamebene gilt es, trotz örtlicher Trennung alle Kolleginnen und     Gestaltungsebenen, um das Zusammenspiel von Individuum, Team
              Kollegen im Boot zu halten, sie in die Projekte zu inkludieren und   und Organisation in den Blick zu nehmen.
              die Koordination aller Beteiligten sicherzustellen.
30                                                                                                                                 BARMER   DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH   31

navigate:
Wie geht der/die Einzelne mit
mobiler Arbeit um?

Unter navigate verstehen wir, wie jeder/jede Einzelne seine/ihre   Jeder ist seines Job-Glückes Schmied?
Arbeit mit allen relevanten Rahmenbedingungen navigiert und        Welchen Einfluss hat Job Crafting auf unsere Gesundheit?
gestaltet. Hierzu zählen die gelebte Arbeitsflexibilität, das      Wie bewahren wir einen gesunden Abstand zwischen Arbeit
Management der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben           und Privatleben? Wie stark ausgeprägt sind Konflikte zwischen
sowie die aktive Gestaltung der eigenen Arbeitstätigkeit           Arbeit und Familie bei mobil und nicht mobil arbeitenden
(sogenanntes Job Crafting).                                        Beschäftigten?
32                                                                                                                                    BARMER    DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                       33

Konflikte zwischen Arbeits- und Privatleben                              Befragung 1 im Juli 2020, 9,1 Prozent bei Befragung 3 im Juli 2021).   Grenzmanagement                                                    Beim zeitlichen Grenzmanagement sind die Geschlechterunterschiede
Zwischen Arbeits- und Privatleben können wechselseitig Konflikte         Betrachtet man die Gruppen der mobil Beschäftigten und der nicht       Die bewusste räumliche Trennung von Arbeits- und Privatbereich     deutlich weniger ausgeprägt, dies wird inzwischen von rund drei
entstehen. Die Beschäftigten wurden deshalb einerseits gefragt, ob       mobil Beschäftigten separat, so zeigt sich, dass beide Gruppen der     während der mobilen Arbeit wird von immer mehr Beschäftigten       Vierteln aller Beschäftigten bewusst eingesetzt.
ihre Arbeit ihr Privatleben negativ beeinflusst, und andererseits, wie   Aussage „Meine Arbeitsanforderungen beeinträchtigen mein Privat-       umgesetzt. Männer scheinen hierzu mehr Möglichkeiten zu haben
sehr ihr Privatleben ihre Arbeitstätigkeit beeinträchtigt. Bei beiden    und Familienleben“ ähnlich häufig zustimmen. Wird die Aussage          (bzw. mehr Gebrauch davon zu machen) als Frauen. So stimmen
Konfliktarten stimmte nur eine Minderheit der Beschäftigten den          umgekehrt („Die Bedürfnisse meiner Familie oder meines Partners /      der Aussage „Beim mobilen Arbeiten nutze ich einen abgetrennten
Aussagen zu, was für relativ geringe Konflikte spricht. Zudem zeigen     meiner Partnerin beeinträchtigen meine beruflichen Aktivitäten“), so   Raum, damit ich Familie und Arbeit getrennt halten kann“ durch­
sich nur leichte Zunahmen über den Befragungszeitraum hinweg             zeigen sich deutlichere Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Mobil    schnittlich 64 Prozent der Männer zu, jedoch nur 54,1 Prozent
(negativer Einfluss der Arbeit auf das Privatleben: 17,2 Prozent bei     Beschäftigte berichten hier von einem etwa doppelt so hohen Ausmaß     der Frauen.
Befragung 1 im Juli 2020, 18,1 Prozent bei Befragung 3 im Juli 2021;     an Konflikten.
negativer Einfluss des Privatlebens auf die Arbeit: 8,4 Prozent bei
                                                                                                                                                        MÄNNER – ÖRTLICHES              FRAUEN – ÖRTLICHES                  MÄNNER – ZEITLICHES          FRAUEN – ZEITLICHES
                                                                                                                                                        GRENZMANAGEMENT                 GRENZMANAGEMENT                     GRENZMANAGEMENT              GRENZMANAGEMENT
BEEINTRÄCHTIGUNG DES PRIVATLEBENS DURCH DAS ARBEITSLEBEN                 BEEINTRÄCHTIGUNG DES ARBEITSLEBENS DURCH DAS PRIVATLEBEN
ZUSTIMMUNG ZUR AUSSAGE: „MEINE ARBEITSANFORDERUNGEN                      ZUSTIMMUNG ZUR AUSSAGE: „DIE BEDÜRFNISSE MEINER FAMILIE
BEEINTRÄCHTIGEN MEIN PRIVAT- UND FAMILIENLEBEN.“                         ODER MEINES PARTNERS / MEINER PARTNERIN BEEINTRÄCHTIGEN                                                                                        72,9 %   74,7 %                         73,3 % 72,3 %
                                                                                                                                                                                                                                            69,7 % 69,9 %
                                                                         MEINE BERUFLICHEN AKTIVITÄTEN.“
                                                                                                                                                                          62,3 %                 64,0 %
                                                                                                                                                   61,6 %
                                                                                                                                                                                   52,7 %                 54,1 %
                                                                                                                               MOBIL                         50,6 %
                                        17,4 %                                                          10,2 %
                                ,2%

                                                                                                 ,2%
BEFRAGUNG 1                                                              BEFRAGUNG 1                                           BESCHÄFTIGTE
                                       16,9 %                                                      6,1 %
                              ,2%

                                                                                           ,2%
                                                                                                                               NICHT MOBIL

                                                                                                                         ,2%
                                                                                                                               BESCHÄFTIGTE

                                         18,7 %                                                           10,6 %
                                 ,2%

                                                                                                 ,2%
BEFRAGUNG 2                                                              BEFRAGUNG 2
                                      16,8 %                                                      5,5 %
                              ,2%

                                                                                          ,2%
                                                                                                                                                    BEFRAGUNG 1            BEFRAGUNG 2            BEFRAGUNG 3           BEFRAGUNG 1          BEFRAGUNG 2         BEFRAGUNG 3
                                        17,8 %                                                             11,5 %

                                                                                                  ,2%
                                                                                                                                                             „BEIM MOBILEN ARBEITEN NUTZE ICH EINEN                     „BEIM MOBILEN ARBEITEN VERSUCHE ICH, MEINE ZEIT SO ZU
BEFRAGUNG 3                                                              BEFRAGUNG 3
                                                                                                                                                            ABGETRENNTEN RAUM, DAMIT ICH FAMILIE UND                            STRUKTURIEREN, DASS ICH FAMILIE UND
                                        18,5 %                                                    5,8 %
                                                                                           ,2%
                                                                                                                                                                  ARBEIT GETRENNT HALTEN KANN.“                                      ARBEIT KLAR TRENNEN KANN.“
34                                                                          Bound                                                    BARMER         DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                                 35

Der Effekt eines guten Grenzmanagements                                                                                                             Aktive Arbeitsplatzgestaltung im Alter und die Schlüsselfunktion         mehr Job Crafting betreiben. Die aktuellen Studienergebnisse
auf die Arbeitsfähigkeit                                                                                                                            von digitaler Kompetenz                                                  implizieren jedoch, dass dies heute nur noch möglich ist, wenn ein
Doch wie wirkt sich ein solches aktives Grenz­                                                                                                      Die aktive Gestaltung der eigenen Arbeit (Job Crafting) ist              ausreichendes Maß an Digitalkompetenz vorhanden ist (Pfad A2).
management auf die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten                                                                                               gesundheitsförderlich und führt nachgelagert zu einer besseren           Verfügen ältere Menschen nur über geringe technologische
                                                                                                  RI*
aus? Mittels statistischer Verfahren (sogenannter                                                                                                   Gesundheitswahrnehmung (Pfad B im abgebildeten Modell).                  Kompeten­zen, so können sie ihren Job nur schwer proaktiv gestalten,
Random Intercept Cross-Lagged Panel Models) lässt                                                                                                   Dies ist insbesondere für ältere Beschäftigte von hoher Relevanz,        wodurch ihnen ein positiver Gesundheitseffekt entgeht (Pfade A1/B).
sich zeigen, wie sich gutes Grenzmanagement und               BEFRAGUNG 1                     BEFRAGUNG 2                        BEFRAGUNG 3        da die Gesundheit der Beschäftigten mit zunehmendem Alter                Sind hingegen ausreichend technologische Kompetenzen vorhanden,
Arbeitsfähigkeit über die Zeit entwickeln (Pfade A1/A2                                                                                              abnimmt (Pfad C). Frühere Forschungsarbeiten zeigen hierbei,             so nimmt das Job Crafting mit dem Alter zu, wovon in der Folge auch
sowie D1/D2) und wie die Konstrukte sich gegenseitig           GRENZ­               A1         GRENZ­             A2              GRENZ­            dass ältere Beschäftigte dies zum Teil kompensieren, indem sie           die Gesundheit profitiert (Pfade A2/B).
                                                              MANAGE­                         MANAGE­                            MANAGE­
beeinflussen (Pfade B1/B2 sowie C1/C2). Wichtig ist             MENT                            MENT                               MENT
                                                                             B1                             B2
ferner der Faktor RI (der sogenannte Random Intercept)
im Modell. Dieser symbolisiert, dass stabile, vorab
                                                                                                                                                    JOB CRAFTING
bestehende Unterschiede zwischen den Beschäftigten                           C1          +                  C2           +
(z. B. Persönlichkeitseigenschaften) kontrolliert werden                                                                                                                                      DIGITAL-                                               JOB
und das Modell nur noch die Entwicklung bei den                                                                                                              VIEL                                                                                  CRAFTING
                                                                                                                                                                                                                                               +
                                                                                    D1                                                                                                        KOMPETENZ
                                                              ARBEITS­                        ARBEITS­            D2             ARBEITS­
Beschäftigten über die Zeit hinweg analysiert. Die             FÄHIG-                          FÄHIG-                             FÄHIG-
                                                                KEIT                            KEIT                               KEIT                                                                                              A2                          B

                                                                                                                                                                                                                              +
                                                                                                                                                                                              HOCH
zentrale Frage, ob ein gutes Grenzmanagement auch                                                                                                         MITTEL
                                                                                                                                                                                                                  DIGITAL-
                                                                                                                                                                                              MITTEL
                                                                                                                                                                                                                  KOMPE­
zu einer besseren Arbeitsfähigkeit führt, konnte erst­                                                                                                                                        NIEDRIG
                                                                                                                                                                                                                   TENZ                   A1                                  +
mals kausal adressiert werden. Die durchgeführten                                                                                                          WENIG
                                                                                                  RI*
Längsschnittanalysen belegen hierbei, dass sich durch
ein aktives Grenzmanagement (örtlich, zeitlich und kom­
                                                                                                                                                                                                                             ALTER
                                                                                                                                                                                                                                                       C                –            GESUNDHEIT
munikativ) die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zum
                                                                                                                                                                    20 30 40 50 60 70
nächsten Erhebungszeitpunkt verbessert (Pfade B1/B2).                                                                                                                                 ALTER
Umgekehrt führt eine höhere Arbeitsfähigkeit aber nicht       * RI steht für Random Intercept. Dieser Faktor rechnet stabile
zu einem stärkeren Grenzmanagement (Pfade C1/C2).             Eigenschaften der Personen (z. B. Persönlichkeits­eigenschaften)                      Der Zusammenhang von Alter und Job Crafting hängt von der
Ein gutes Grenzmanagement ist also zentral für eine gute      heraus, sodass das Modell nur noch die Entwicklung von                                Digitalkompetenz der Mitarbeitenden ab. Digital kompetente
Arbeitsfähigkeit, da es kausal die Arbeitsfähigkeit erhöht.   Grenzmanagement und Arbeitsfähigkeit misst.                                      mm   Mitarbeitende betreiben im Alter mehr Job Crafting, während
                                                                                                                                                    bei ihren digital weniger kompetenten Kolleginnen und
                                                                                                                                                    Kollegen das Gegenteil der Fall ist.
36                                                                                                                      BARMER   DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                 37

Geschlechterunterschiede beim Job Crafting
Sowohl Frauen als auch Männer nutzen in ähnlichem Ausmaß                                                                              Fazit zum Kapitel „navigate“
Job Crafting, um ihre Arbeitstätigkeit aktiv zu gestalten. Dabei                                                                      Auf der Ebene des Navigierens wurden zwei Verhaltensstrategien
greifen sie jedoch zu unterschiedlichen Strategien. Während aktive                                                                    beleuchtet, die jede/jeder Beschäftigte individuell verfolgen kann:
Erweiterungen der Arbeitsrolle sowie die Nutzung neuer Technologien                                                                   einerseits ein aktives Grenzmanagement zwischen Arbeits- und
eher männliche Domänen zu sein scheinen, setzen sich Frauen                                                                           Privatleben in zeitlicher, örtlicher und kommunikativer Hinsicht,
verstärkt mit der Organisation von Arbeit sowie ihren Emotionen in                                                                    andererseits die proaktive Gestaltung der eigenen Arbeit mittels
Bezug auf die Arbeit („Metakognition“) auseinander.                                                                                   Job Crafting. Für beide Strategien konnte erstmals im Längs­
                                                                                                                                      schnitt gezeigt werden, dass sie zu einer besseren Gesundheit der
                                                                                                                                      Beschäftigten beitragen, weshalb sie zum festen Verhaltensrepertoire
                                                                                                                                      aller Berufstätigen zählen sollten. Zudem konnte erneut die hohe
                                                                                                                                      Bedeutung technologischer Kompetenz nachgewiesen werden, die
                                                                                                                                      in Zukunft für die aktive Arbeitsgestaltung unentbehrlich sein wird.
                                                                                                                                      Umso bedeutender erscheint die Förderung von lebenslangem
                                                                                                                                      Lernen auf allen Ebenen.
                                                                                             MÄNNER            FRAUEN

                                                                      76,5 %
                                                          72,8 %
                                           57,1 %           ,2%
                                  54,2 %                                       54,5 %                          53,2 %
           50,2 %                                                                                     50,0 %
                    45,1 %         ,2%                                          ,2%     44,6 %
            ,2%                                                                                        ,2%

         ERWEITERUNG DER             SOZIALE               ORGANISATION        NUTZUNG NEUER          METAKOGNITION
           ARBEITSROLLE            ERWEITERUNG              DER ARBEIT          TECHNOLOGIEN
38                                                                                                                                      BARMER   DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH   39

include and coordinate:
Orientierung und Zusammenhalt im
Team trotz räumlicher Trennung?

include and coordinate bezieht sich darauf, die Zusammenarbeit in         geben und zur Seite stehen. Haben deutsche Führungskräfte im
flexiblen Teams aktiv zu gestalten, persönlich und virtuell effektiv zu   Laufe des letzten Jahres ihre virtuellen Führungskompetenzen
führen und hierbei psychologische Sicherheit sowie ein Gefühl von         verbessert? Die Ergebnisse zeigen, dass das in einigen relevanten
Authentizität und Zugehörigkeit bei den Teammitgliedern zu fördern.       Branchen durchaus der Fall ist. Unsere Analysen belegen außerdem
                                                                          die Relevanz von guter virtueller Führung und zeigen einen kausalen
Mein Chef kann Internet. Und deiner?                                      Zusammenhang mit der Gesundheit von Beschäftigten auf.
„Meine Führungskraft nutzt Technologien effektiv für die virtuelle
Kommunikation mit den Mitgliedern unseres Teams” – wer in
führender Position sitzt, möchte seinem Team bestmöglich Feedback
40                                                                                                                                                    BARMER      DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                             41

Virtuelle Führungskompetenzen der Führungskraft (nach Branchen)                                                                                                   Die hohe Bedeutung virtueller Führungsfähigkeiten
„Meine direkte Führungskraft nutzt Technologien effektiv für die virtuelle                                                                                        belegen die Studiendaten. So führt besseres digitales
Kommunikation mit den Mitgliedern unseres Teams.“                                                                                                                 Führen in der Folge zu einer erhöhten Arbeitszufriedenheit
                                                                                                                                                                  bei den Beschäftigten. Die Abbildung veranschaulicht die
                                                                                                                                                                  Wirkungsbeziehung. Sowohl virtuelle Führung als auch                                               RI*

                                                                                                                                                                  Arbeitszufriedenheit wurden jeweils dreimal gemessen.
                                                                                                           71,5 %
                                                                                                                                                                  Mittels statistischer Verfahren (sogenannter Random
IT, Computer, Software, Internet, Datenverarbeitung                                                        71,3 %                                                                                                                BEFRAGUNG 1                     BEFRAGUNG 2                    BEFRAGUNG 3

                                                                                                              76,8 %                                              Intercept Cross-Lagged Panel Models) lässt sich zeigen,
                                                                                                                                                                  wie sich die Wahrnehmungen in Bezug auf Führung und
                                                                                                   64,1 %
                                                                                                                                                                                                                                  VIRTUELLE          A1           VIRTUELLE          A2           VIRTUELLE
                                                                                                                                                                  Zufriedenheit über die Zeit entwickeln (Pfade A1/A2 sowie      FÜHRUNGS-                       FÜHRUNGS-                       FÜHRUNGS-
                    Fahrzeuge, Metalle, Maschinen                                             58,9 %                                                                                                                              FÄHIGKEIT    B1                 FÄHIGKEIT    B2                 FÄHIGKEIT
                                                                                               61,2 %
                                                                                                                                                                  D1/D2) und wie die Konstrukte sich gegenseitig beeinflussen
                                                                                                                                                                  (Pfade B1/B2 sowie C1/C2). Wichtig ist ferner der Faktor RI

                                                                                                                       ,2%
                                                                                              58,8 %                         BEFRAGUNG 1                          (der sogenannte Random Intercept) im Modell. Dieser
               Banken, Versicherungen, Immobilien                                                       69,4 %               BEFRAGUNG 2                          symbolisiert, dass stabile, vorab bestehende Unterschiede
                                                                                                                                                                                                                                               C1          +                   C2          +
                                                                                                          71,8 %
                                                                                                                             BEFRAGUNG 3                          zwischen den Beschäftigten (z. B. Persönlichkeitseigen­
                                                                                                                                                                                                                                  ARBEITS-           D1          ARBEITS-
                                                                                                                                                                                                                                                                                     D2           ARBEITS-
                                                                                            55,7 %                                                                schaften) kontrolliert werden und das Modell nur noch die      ZUFRIEDEN­                     ZUFRIEDEN­                       ZUFRIEDEN­
                                                                                                                                                                                                                                    HEIT                           HEIT                             HEIT
       Gesundheit, Medizin, Pflege, Kosmetik, Sport                                               62,4 %                                                          Entwicklung bei den Beschäftigten über die Zeit hinweg
                                                                                              58,9 %                   Zwischen Befragung 1 im Juli 2020 und
                                                                                                                                                                  analysiert. Hierbei wird offensichtlich, dass virtuelle
                                                                                                                       Befragung 3 im Juli 2021 haben sich aus
                                                                                                                                                                  Führung zum Befragungszeitpunkt 1 positiv auf die
                                                                                           54,7 %                      Sicht der Beschäftigten die digitalen
                       Verwaltung, Administration,                                                                                                                Arbeitszufriedenheit zum Befragungszeitpunkt 2 wirkt.                                              RI*
                                                                                            55,4 %
                       öffentliche Dienstleistungen                                                                    Füh­rungsfähigkeiten in zahlreichen
                                                                                               59,3 %                                                             Den gleichen Effekt finden wir zwischen Befragungs­
                                                                                                                       Branchen positiv ent­wickelt, beispiels­
                                                                                                                                                                  zeitpunkt 2 und Befragungszeitpunkt 3 (Pfade B1/B2).
                                                                                    47,3 %                             weise in der Versicherungs-, Banken- und
              Bildung, Pädagogik, Forschung, Lehre                                               63,0 %
                                                                                                                                                                  Umgekehrt führt eine höhere Arbeitszufriedenheit nicht
                                                                                                                       Immobilienbranche (+ 22 Prozent), der
                                                                                                61,0 %                                                            zu einer besseren Führungswahrnehmung (Pfade C1/C2).           * RI steht für Random Intercept. Dieser Faktor rechnet stabile
                                                                                                                       Bildungsbranche inklusive Forschung und
                                                                                                                                                                  Dies bestätigt die propagierte Wirkrichtung und verdeutlicht   Eigenschaften der Personen (z. B. Persönlichkeitseigenschaften)
                                                                                                                       Lehre (+ 29 Prozent) sowie der Sicher­
                                                               26,7 %                                                                                             die hohe Relevanz guter Führungsarbeit.                        heraus, sodass das Modell nur noch die Entwicklung der virtuellen
        Sicherheit, Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr                           39,4 %                                    heitsbranche inklusive Bundeswehr,
                                                                                                                                                                                                                                 Führungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit misst.
                                                                                  46,3 %                               Polizei und Feuerwehr (+ 74 Prozent).
42                                                                                                                                     BARMER    DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                     43

Örtlich getrennt sein und dennoch sozial zusammenrücken.               elementar, sich nicht verstellen zu müssen. Gleichzeitig muss sich die    Das Zugehörigkeitsgefühl zum Team unter
                                                                                                                                                                                                                                        MÄNNER
Wie kann das gelingen?                                                 Person im Team aber auch angenommen fühlen, sie muss eine hohe            deutschen Beschäftigten ist hoch:

                                                                                                                                                                                                                                                            Ch
                                                                                                                                                                                                                       t
                                                                                                                                                                                                                                        FRAUEN

                                                                                                                                                                                                                                                               an
                                                                                                                                                                                                                    itä
Jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken. Und das ist auch gut        Zugehörigkeit verspüren.                                                  74,9 Prozent der Beschäftigten stimmen

                                                                                                                                                                                                                                                                  ce
                                                                                                                                                                                                                 tiz

                                                                                                                                                                                                                                                                    n­g
                                                                                                                                                                                                              en
so. Denn gut geführt wird aus den individuellen Stärken ein umso                                                                                 der Aussage „Mein Team gibt mir das Gefühl,

                                                                                                                                                                                                                                                                    le
                                                                                                                                                                                                           th

                                                                                                                                                                                                                                                                      ich
                                                                                                                                                                                                        Au
stärkeres Team. Ein starkes Klima der Inklusion ist hierfür eine       Chancengleichheit als dritte Dimension des Index bezieht sich auf         dazuzugehören“ zu. Ähnlich hohe Werte

                                                                                                                                                                                                                                                                          he
                                                                                                                                                                                                                                                                            it
elementare Voraussetzung. Gemeinsam kann der ungewohnten               die Förderung von Fairness und darauf, jeder Form von Diskriminierung     werden mit 73,5 Prozent Zustimmung auch
räumlichen Isolation entgegengewirkt und Stress reduziert werden.      aktiv entgegenzutreten. Hierfür zentral sind auch die Human               bei der Frage nach Authentizität innerhalb
Gesundheit und Wohlbefinden entstehen vor allem auch durch die Art     Resources-Praktiken wie faire Rekrutierung, Leistungsbeurteilung          des Teams berichtet. Dagegen schätzen die
der Einbindung in menschliche Beziehungen und Gemeinschaften,          und Entlohnung sowie gleicher Zugang zu Weiterbildung und                 Beschäftigten die Chancengleichheit innerhalb                             73,5 %                42,3 %
unabhängig vom konkreten Arbeitsort.                                   Aufstiegschancen.                                                         ihres Teams deutlich niedriger ein. Der Aussage                           (74,4 %)              (45,2 %)
                                                                                                                                                                                                                           (72,7 %)              (39,7 %)
                                                                                                                                                 „In meinem Team gibt es für alle Mitarbei­
Vier Dimensionen bilden den St.Gallen Inclusion Index                  Zuletzt sorgt die Nutzung von Perspektivenvielfalt im Team dafür,         tenden faire Aufstiegschancen“ stimmen nur
Doch wie lässt sich diese soziale Einbindung konkret messen? Hierfür   dass die Vorteile der Diversität hinsichtlich Innovation und Performanz   42,3 Prozent der Beschäftigten zu. Auch die
zentral ist das Inklusionsklima im Team, welches vier Dimensionen      auch ausgespielt werden können. Bringen Beschäftigte ihre unter­          Perspektivenvielfalt inner­halb ihres Teams
                                                                                                                                                                                                                                      Gesamt
umfasst: Authentizität, Zugehörigkeit, Chancengleichheit sowie         schiedlichen Perspektiven mit ein, hören sie sich die Meinung anderer     wird von Beschäftigten etwas niedriger einge­
Perspektivenvielfalt, welche gemeinsam den St.Gallen Inclusion         unvoreingenommen an und werden diese Standpunkte wertgeschätzt            schätzt. So stimmen der Aussage „In meinem
Index bilden.                                                          und integriert, dann erzeugt das gemeinsames Lernen, welches wie­         Team können alle Mitarbeitenden ihre Ideen
                                                                       derum zu besseren Ergebnissen führt.                                      und Meinungen einbringen“ nur 63,8 Prozent                                74,9 %                63,8 %
Inklusion beginnt immer mit Authentizität. Diese beschreibt das                                                                                  der Beschäftigten zu. In Bezug auf potenzielle                            (75,6 %)              (65,8 %)
Ausmaß, in dem eine Person innerhalb eines Teams sie selbst                                                                                      Geschlechtsunterschiede wird deutlich, dass                               (74,3 %)              (62,0 %)

sein kann. Um erfolgreich und gesund arbeiten zu können, ist es                                                                                  Frauen insbesondere die Chancengleichheit
                                                                                                                                                 noch negativer einschätzen als ihre männlichen
                                                                                                                                                 Kollegen. Auch die genutzte Perspektivenviel­

                                                                                                                                                                                                                                                                           lt
                                                                                                                                                                                                                                                                          fa
                                                                                                                                                 falt beurteilen sie etwas kritischer.

                                                                                                                                                                                                         Zu

                                                                                                                                                                                                                                                                      el
                                                                                                                                                                                                                                                                     vi
                                                                                                                                                                                                            g  eh

                                                                                                                                                                                                                                                                   en
                                                                                                                                                                                                               ör

                                                                                                                                                                                                                                                                 iv
                                                                                                                                                                                                                                                                 kt
                                                                                                                                                                                                                 ig

                                                                                                                                                                                                                                                             pe
                                                                                                                                                                                                                    ke
                                                                                                                                                                                                                       i

                                                                                                                                                                                                                                                            rs
                                                                                                                                                                                                                     t

                                                                                                                                                                                                                                                            Pe
44                                                                                                                                  BARMER    DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                   45

Obwohl die bewusste Förderung von Diversität und Inklusion
derzeit hohe Aufmerksamkeit erfährt, sind Daten zu den                                                                                             Fazit zum Kapitel „include and coordinate“
konkreten Folgen einer besseren Inklusion selten. In dieser                                                                                        Die Teamebene ist für die erfolgreiche Gestaltung von mobiler Arbeit
Studie kann erstmals der Nachweis geführt werden,                                                                                                  zentral. Für Führungskräfte gilt es, ihr Team auch über eine Distanz
dass Inklusion kausal die Gesundheitswahrnehmung                                                                                                   hinweg zu motivieren, zu koordinieren sowie jedem/jeder Einzelnen
verbessert und damit für alle Beschäftigten von zentraler                                        RI*                                               Feedback zu geben und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Bedeutung ist.                                                                                                                                     Die Daten zeigen, dass sich die virtuelle Führungsqualität in vielen
                                                                                                                                                   Branchen deutlich gesteigert hat. Dies ist umso bedeutsamer, weil die
                                                              BEFRAGUNG 1                    BEFRAGUNG 2                        BEFRAGUNG 3
Um diesen Effekt zu zeigen, wurden wiederum Inklusion                                                                                              Studie erstmals kausal belegt, dass hierdurch die Arbeitszufriedenheit
und Gesundheit zu den drei Studienzeitpunkten gemessen                                                                                             der Beschäftigten zunimmt.
                                                                                  A1                             A2
und die Entwicklungen über die Zeit mittels eines             INKLUSION                       INKLUSION                         INKLUSION
sogenannten Random Intercept Cross-Lagged Panel                             B1                              B2                                     Ferner gilt es für Führungskräfte und Teammitglieder, gemeinsam
Models analysiert. So zeigt das Modell ausschließlich den                                                                                          ein ausgeprägtes Inklusionsklima zu schaffen und es zur positiven
Zusammenhang von Inklusion und Gesundheit und blendet                                                                                              Gestaltung von Diversität zu nutzen. Auch hier zeigen die Daten
personenspezifische Störvariablen aus. Es zeigt sich, dass                  C1          +                   C2          +                          eindrücklich, dass die Kombination von Authentizität, Zugehörigkeit,
nur Inklusion die Gesundheitswahrnehmung zum nächsten                                                                                              Chancengleichheit und Perspektivenvielfalt kausal auf die Gesundheit
                                                                                  D1
Befragungszeitpunkt positiv beeinflusst (Pfade B1 und B2),     GESUND­                         GESUND­           D2              GESUND­           der Beschäftigten einzahlt. Für Teams und Unternehmen muss dies ein
                                                                 HEIT                            HEIT                              HEIT
alle anderen Pfade (A, C und D) sind nicht signifikant,                                                                                            Anreiz sein, insbesondere die Chancengleichheit weiter auszubauen,
höhere Gesundheit führt also nicht zu einer besseren                                                                                               die bisher nur von weniger als der Hälfte der Beschäftigten als
Inklusionswahrnehmung.                                                                                                                             gegeben angesehen wird.
                                                                                                 RI*
In Summe belegt dies, wie wichtig Inklusion für die
Beschäftigten ist, völlig unabhängig davon, ob sie zu
einer Minorität gehören oder nicht.
                                                              * RI steht für Random Intercept. Dieser Faktor rechnet stabile
                                                              Eigenschaften der Personen (z. B. Persönlichkeitseigenschaften)
                                                              heraus, sodass das Modell nur noch die Entwicklung von
                                                              Inklusion und Gesundheit über die Zeit misst.
46                                                                                                                         BARMER   DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH   47

orchestrate:
auf Kurs bleiben –
auch im Datenfluss

Unter orchestrate fassen wir die Orchestrierung bzw. Gesamt­     Wie veränderte sich die Präsenzkultur von Führungskräften und
ausrichtung einer Organisation in Zeiten des digitalen Wandels   Organisationen im Laufe des letzten Jahres? Wie wirkt sich ein
zusammen. Hierzu gehören die gelebte Präsenzkultur im            höherer digitaler Reifegrad auf Stress und Arbeitsfähigkeit von
Unternehmen, der digitale Reifegrad der Organisation sowie       Beschäftigten aus? Und welche Unternehmenskultur geht mit einer
die vorherrschende Organisationskultur.                          besseren Gesundheit ihrer Beschäftigten einher?
48                                                                                                                     BARMER   DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                                      49

Präsenzkultur                                                                                                                   Reifegrad der Virtualität im Unternehmen                                      Bei Befragung 3 hat der digitale Reifegrad in einigen Unternehmen im
Sowohl einzelne Führungskräfte als auch ganze Organisationen                                                                    Über die Befragungszeitpunkte hinweg können Veränderungen in                  Vergleich zu Befragung 2 wieder etwas abgenommen. So weisen
setzen bei Befragung 3 im Juli 2021 wieder mehr auf Präsenz als                                                                 Richtung eines höheren digitalen Reifegrads beobachtet werden.                beispielsweise höhere Werte in der Widerstandsphase darauf hin,
noch bei Befragung 2 im Januar 2021. So geben in beiden Dimensionen                                                             Insbesondere zwischen Befragung 1 und Befragung 2 nahmen die                  dass die anfängliche Euphorie etwas zurückgegangen sein könnte.
rund 50 Prozent der Beschäftigten an, dass ihre Führungskraft bzw.                                                              Beschäftigten einen Fortschritt wahr. Hier hat sich der Anteil an
Organisation viel Wert auf Anwesenheit im Büro legt.                                                                            Unternehmen in der Widerstands- und Vorbereitungsphase                        In Summe zeigen die Werte dennoch, dass die Beschäftigten in der
                                                                                                                                verringert, während sich mehr Unternehmen in der Umsetzungs-                  Bundesrepublik über alle Branchen hinweg über einen höheren
                                                                                                                                oder Virtualisierungsphase befanden oder bereits volle Virtualität            digitalen Reifegrad ihrer Unternehmen berichten.
                                                                                                                                erreicht hatten.

                                                                                                                                                                                                                          22,8 %
                                                                                                                                                                                       Widerstandsphase              17,6 %
                                                                                                                                                                                                                        20,1 %

                                                                                                                                                                                                                      19,2 %
                                                                                                                                                                                      Vorbereitungsphase           16,3 %
                                                                                                                                                                                                                   16,0 %

                                                             ,2%
                                                                   BEFRAGUNG 1            BEFRAGUNG 2    BEFRAGUNG 3

                                                                                                                                                                                                                                        43,1 %
                                                                                                                                                                                       Umsetzungsphase                                    44,6 %

                    54,0 %                                                       57,0 %                                                                                                                                                  44,0 %
                                                  49,9 %                                        49,3 %     52,8 %
                     ,2%           45,9 %                                         ,2%                                                                                                                                   8,9 %
                                                                                                                                                                                    Virtualisierungsphase         13,4 %
                                                                                                                                                                                                                11,5 %

                                                                                                                                                                                                                                                                  ,2%
                                                                                                                                                                                                                                                                        BEFRAGUNG 1
                                                                                                                                                                                                                      6,0 %
                                                                                                                                                                               Phase der vollen Virtualität            8,2 %                                            BEFRAGUNG 2
                                                                                                                                                                                                                       8,4 %
                                                                                                                                                                                                                                                                        BEFRAGUNG 3

                    PRÄSENZKULTUR DER FÜHRUNGSKRAFT                               PRÄSENZKULTUR DER ORGANISATION
50                                                                                                                                   BARMER    DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                                 51

Auswirkungen des digitalen Reifegrads eines                                                                                                    Auswirkungen des digitalen Reifegrads eines
Unternehmens auf Stress                                                                                                                        Unternehmens auf die Arbeitsfähigkeit (Work Ability)
                                                                                                     RI*                                                                                                                                              RI*
Eine positive Wahrnehmung in Bezug auf den                                                                                                     Eine Erhöhung des digitalen Reifegrads eines Unternehmens
digitalen Reifegrad ist äußerst relevant. So führt eine                                                                                        führt aber nicht nur zu weniger Stress, sondern trägt auch
Erhöhung des digitalen Reifegrads eines Unternehmens            BEFRAGUNG 1                      BEFRAGUNG 2                     BEFRAGUNG 3   kausal zu einer verbesserten Arbeitsfähigkeit seiner Ange-          BEFRAGUNG 1                    BEFRAGUNG 2                    BEFRAGUNG 3

kausal zu einer Stressreduktion bei seinen Angestellten.                                                                                       stellten bei. Dieser Effekt ist linear und bereits bei einem
Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht linear. Wenn                                   A1   +                          A2   +                     niedrigen Reifegrad beobachtbar.                                                        A1   +                         A2   +
                                                                DIGITALER                        DIGITALER                       DIGITALER                                                                         DIGITALER                      DIGITALER                       DIGITALER
der digitale Reifegrad gering ist, steigt zunächst das          REIFEGRAD                        REIFEGRAD                       REIFEGRAD                                                                         REIFEGRAD                      REIFEGRAD                       REIFEGRAD
                                                                              B1                               B2                                                                                                                B1                             B2
Stressempfinden bei einer Erhöhung des Reifegrads                                                                                              So profitieren Mitarbeitende schon in der Vorbereitungsphase
(Widerstands- und Vorbereitungsphase). Erst bei einem                                                                                          von einer verbesserten Arbeitsfähigkeit, die in späteren
höheren Reifegrad (Umsetzungsphase) setzt eine nach­                                                                                           Reifephasen weiter zunimmt.
                                                                              C1             -                 C2            -                                                                                                   C1          +                  C2          +
haltige Stressreduktion ein. Dieses Ergebnis bestätigt
die bestehende Literatur zu organisationalem Wandel                                 D1                                                                                                                                                 D1
                                                                                                                    D2                                                                                              ARBEITS-                       ARBEITS-           D2          ARBEITS-
und zeigt, dass Organisationen gerade zu Beginn ihre              STRESS                           STRESS                          STRESS
                                                                                                                                                                                                                    FÄHIGKEIT                      FÄHIGKEIT                      FÄHIGKEIT
Mitarbeitenden emotional unterstützen und ihnen ein
Gefühl des Fortschritts vermitteln müssen.

                                                                                                     RI*                                                                                                                                              RI*

STRESS                                                                                                                                          ARBEITS-
                                                                                                                                               FÄHIGKEIT
  HOCH                                                                                                                                             HOCH
                                                                * RI steht für Random Intercept. Dieser Faktor rechnet stabile                                                                                     * RI steht für Random Intercept. Dieser Faktor rechnet stabile
                                                                Eigenschaften der Personen (z. B. Persönlichkeitseigenschaften)                                                                                    Eigenschaften der Personen (z. B. Persönlichkeitseigenschaften)
                                                                heraus, sodass das Modell nur noch die Entwicklung von digitalem                                                                                   heraus, sodass das Modell nur noch die Entwicklung von digitalem
                                                                Reifegrad und Stress misst.                                                                                                                        Reifegrad und Arbeitsfähigkeit misst.
NIEDRIG                                                                                                                                          NIEDRIG

          NIEDRIG                                  HOCH                                                                                                     NIEDRIG                                    HOCH
                                                                                                                                                                                             DIGITALER REIFEGRAD
                                          DIGITALER REIFEGRAD
52                                                                                                                                         BARMER   DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                                                                                      53

Einfluss der Unternehmenskultur auf die Gesundheit                          1) Hierarchische Kultur: „Mein Unternehmen ist geordnet und             Im Durchschnitt sind die meisten Unternehmen in Deutschland             Hier fällt der Anteil in der IT-Branche (21,1 Prozent) beinahe doppelt
der Beschäftigten                                                           gut strukturiert. In der Regel bestimmen formale Prozeduren die         hierarchisch geprägt (29,6 Prozent). Daneben nehmen auch die Clan-      so hoch aus wie in der Sicherheitsbranche (12 Prozent).
Abschließend gehen wir der Frage nach, wie die Kultur einer                 Handlungen der Mitarbeitenden.“                                         Kultur (26,8 Prozent) und die Markt-Kultur (25,9 Prozent) einen
Organisation die Gesundheit ihrer Beschäftigten im digitalen                2) Markt-Kultur: „Mein Unternehmen ist sehr ergebnisorientiert.         bedeutenden Stellenwert ein, während die Adhokratie (17,8 Prozent)
Zeitalter beeinflusst. Hierzu nutzen wir das sogenannte                     Die Mitarbeitenden sind sehr ehrgeizig und auf Leistung aus.“           eine eher untergeordnete Rolle spielt.
„Competing Values Framework“, welches vier prototypische                    3) Clan-Kultur: „Mein Unternehmen besitzt einen sehr persönlichen
Kulturausprägungen unterscheidet:                                           Charakter. Es ist wie eine große Familie. Die Mitarbeitenden scheinen   Betrachtet man ausgewählte Branchen, so zeigen sich Unterschiede
                                                                            viel miteinander zu teilen.“                                            in der Unternehmenskultur. Besonders deutlich sind diese Unter­
                                                                            4) Adhokratie-Kultur: „Mein Unternehmen ist sehr dynamisch und          schiede im Ausmaß der hierarchischen Kultur und der Adhokratie-
                                                                            unternehmerisch. Die Mitarbeitenden sind bereit, etwas zu wagen.“       Kultur zu sehen. Beispielsweise zeigt die Sicherheitsbranche
                                                                                                                                                    (inklusive Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr) einen sehr hohen
                                                                                                                                                    Anteil an hierarchischer Kultur (40,2 Prozent), in der IT-Branche ist
      GESUNDHEIT, MEDIZIN,                                                             CLAN-KULTUR                                                  dieser Anteil nur etwas mehr als halb so groß (23,8 Prozent).
,2%

      PFLEGE, KOSMETIK, SPORT
                                                                                      27,6 %                                                        Beim Anteil der Adhokratie-Kultur ist das Bild umgekehrt:
      IT, COMPUTER, SOFTWARE,                                                         26,9 %
      INTERNET, DATENVERARBEITUNG                              INTERNER                                      FLEXIBILITÄT
                                                                                      26,5 %
                                                               FOKUS
                                                                                      23,2 %
      FAHRZEUGE, METALLE, MASCHINEN

      SICHERHEIT, BUNDESWEHR,
      POLIZEI, FEUERWEHR
                                                HIERARCHISCHE KULTUR                                                          ADHOKRATIE-KULTUR

                                                29,8 %                                                                        16,1 %
                                                23,8 %                                                                        21,1 %
                                                24,9 %                                                                        19,4 %
                                                40,2 %                                                                        12,0 %
                                                                                     26,5 %
                                                                                     28,2 %
                                                               STABILITÄT            29,2%                   EXTERNER FOKUS
                                                                                     24,5 %
                                                                                     MARKT-KULTUR
54                                                                                    BARMER          DREI DIMENSIONEN, EIN ZIEL: DIE FÖRDERUNG VON SOCIAL HEALTH                       55

                                                                                                      Die verschiedenen Unternehmenskulturen wirken sich unterschiedlich
                                                                                                      auf die Gesundheit der Beschäftigten aus. Rigide Kulturen wirken eher
     GESUNDHEIT DER
                                                                                                      negativ auf die Gesundheit (hierarchische Kultur und Markt-Kultur),
     MITARBEITENDEN
                                                                                                      während flexible Kulturen gesundheitsförderlich wirken (Clan-Kultur
                                                                                                      und Adhokratie-Kultur). Dieser Befund zeigt Handlungsbedarf auf, da
                                                                                                      gerade die Adhokratie-Kultur immer noch vergleichsweise selten ist,
                  HOCH                                                                                während hierarchische Kulturen oftmals dominieren.
                                                                        KULTURTYP

                                                                        CLAN-KULTUR
                                                                        ADHOKRATIE-KULTUR
                                                                        MARKT-KULTUR                       Fazit zum Kapitel „orchestrate“
                                                                        HIERARCHISCHE KULTUR
                                                                                                           Auf der Organisationsebene haben Unternehmen zahlreiche Möglich­
                                                                                                           keiten, die Flexibilisierung und Digitalisierung von Arbeit erfolgreich zu
                                                                                                           orchestrieren. Wichtige Stellschrauben liegen hier in der Förderung
                                                                                                           eines hohen digitalen Reifegrads sowie einer positiven Kultur­
                                                                  Die Grafik zeigt Zusammenhänge           gestaltung, die von Flexibilität geprägt sein und nicht rein auf Präsenz
                                                                  zwischen den Organisations­              setzen sollte. Für beide Themenbereiche konnte erstmals mit bevöl­
                                                                  kulturen und der Gesundheit              kerungsrepräsentativen und longitudinalen Daten gezeigt werden,
                  NIEDRIG
                                                                  der Beschäftigten. So nimmt              dass auf diese Weise der Stress der Beschäftigten reduziert werden
                                                                  zum Beispiel bei der Markt-Kultur        kann sowie ihre Arbeitsfähigkeit und ihre Gesundheit gesteigert
                                                                  die Gesundheit der Beschäftigten         werden können.
                                                                  ab, je stärker die Kultur ausge­
                                                                  prägt ist.

                            NIEDRIG             HOCH

                                      AUSPRÄGUNGSGRAD DES KULTURTYPS
56   BARMER                                                                                                                                          57

              SOCIAL HEALTH@WORK – DER AUSBLICK

              Fit für
              die Zukunft?

              Relevanz der Studie für Unternehmen – Angebote der BARMER           große Chance, den medizinischen Fortschritt voranzutreiben und
              Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Und wie können wir die          die Versorgung der Versicherten zu verbessern. Elektronische
              Gesundheit von Beschäftigten auch in der neuen Arbeitswelt          Gesundheitsakten, Videosprechstunden, Apps auf Rezept: In extra
              erhalten? Als eine der größten und führenden Krankenkassen          geschaffenen Innovationsunits gestalten wir heute aktiv mit, was
              mit rund neun Millionen versicherten Bundesbürgerinnen und          schon morgen Alltag wird, und fördern damit gesunde
              Bundesbürgern beschäftigt sich die BARMER mit grundsätz­            Lebensbedingungen für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland.
              lichen Zukunftsfragen für ein gesundes Leben. Unsere bewährte       Auch betriebliche Gesundheitsförderung müssen wir daher neu
              Zusammenarbeit mit der Universität St.Gallen verfolgt hier das      denken. Mit unserem Firmenangebot Gesundheit bieten wir
              Ziel, Auswirkungen der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt        Unternehmen Maßnahmen an, die an den Erfordernissen der
              auf Unternehmen und Beschäftigte zu erforschen sowie daraus         Arbeitswelt 4.0 ausgerichtet sind. Ziel ist es, für jede Branche
              Maßnahmen für mehr Gesundheit, Motivation und Effizienz im Job      und möglichst jedes einzelne Unternehmen passgenaue Angebote
              abzuleiten. Die aktuelle repräsentative Studie social health@work   für mehr social health zu entwickeln. Gesundheit, Motivation und
              liefert uns dabei wichtige und grundlegende Erkenntnisse. Dabei     Leistungsfähigkeit stehen in einem engen Zusammenhang, auch
              verstehen wir die Digitalisierung des Gesundheitswesens als         und vor allem in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt.
58                                                                                                                               BARMER     FIT FÜR DIE ZUKUNFT?                                                   59

Wir, die BARMER, unterstützen Sie dabei, Betriebliches Gesund-   Achtsam werden mit 7Mind, der Meditations-App für den                      im Umgang mit belasteten und beanspruchten Mitarbeitenden. Die
heitsmanagement (BGM) in Ihrem Betrieb erfolgreich einzu­        Arbeitsplatz. Stressbewältigung spielt im Arbeitsalltag eine immer         Stresstypbestimmung hilft der Führungskraft, sich selbst und die
führen und zu verankern. Dabei setzen wir im Betrieblichen       wichtigere Rolle – ob direkt im Büro oder im Homeoffice.                   Mitarbeitenden in Stresssituationen besser zu verstehen und für sich
Gesundheitsmanagement auf erfahrene Partner und beraten Sie      Achtsamkeit können sich alle aneignen. Mit dem Achtsamkeitstraining        Handlungsoptionen abzuleiten.
gern dabei, die passenden Angebote auszuwählen.                  7Mind@Work lernen die Beschäftigten und Azubis, im stressigen
                                                                 Joballtag gelassen und konzentriert zu bleiben.                            Für Unternehmen (orchestrate)
•    Innovatives BGM-Konzept mit einem bedarfsorientierten                                                                                  Organisationen erfahren, wie sie den Status quo von social health
     Mix aus digitalen und analogen Setting-Angeboten            Für Führungskräfte (include and coordinate)                                im Unternehmen eruieren, ein erfolgreiches Changemanagement
•    Bundesweite Präsenz und flächendeckendes Angebot für        Führungskräfte lernen in unseren Trainings, wie sie Inklusion              etablieren und eine Gesamtstrategie zur Virtualisierung entwickeln
     kleine, mittelständische und große Unternehmen              und Koordination im Team fördern können, wie sie ihre virtuellen           können.
•    Hohe bundeseinheitliche Qualitätsstandards                  Führungsfähigkeiten ausbauen und welche Instrumente sie benöti­
•    Betriebsnahe Partnerschaft bei der Entwicklung von          gen, um Führung auf Distanz auszuüben.                                     Angebote für Arbeitgeber
     Gesundheitslösungen
•    Bundesweites Beratungs- und Betreuungsnetz von              Online-Seminar „Führung auf Distanz“                                       Der Digital Health Guide ist eine digitale Gesundheitsplattform, die
     Fachkräften, die regelmäßig geschult werden                 Das Seminar geht der Frage nach: Wie kann Führung auf Distanz              passgenaue, auf Ihre Firma zugeschnittene Präventionsangebote
•    Bundesweites Netzwerk von Partnern und Dienstleistern,      gelingen? Im interaktiven Austausch werden die Herausforderungen           ermöglicht. Auf Basis der Kennzahlen des Unternehmensberichts
     die aktiv bei der Umsetzung von Maßnahmen unterstützen      der Führung in Zeiten von „social distancing“ reflektiert. Die Führungs­   können Arbeitgeber ihr BGM steuern und anschließend gezielte BGM-
                                                                 kräfte erfahren, welches Verhalten, welche Haltung und Kompetenzen         Maßnahmen aus dem zentralen Unternehmens-Cockpit ableiten. Die
Wir bieten Ihnen konkrete Maßnahmen auf allen Organisations-     für einen erfolgreichen Umgang mit ihren Mitarbeitenden motivierend        App-Anwendung des Digital Health Guides ist außerdem dazu
ebenen: navigate, include and coordinate sowie orchestrate.      und förderlich sind.                                                       geeignet, Berufsstarter für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren.
                                                                                                                                            Ausführliche Informationen und Buchung konkreter Maßnahmen:
Für Beschäftigte (navigate)                                      Webkonferenz „Belastungen verstehen, erkennen und handhaben“               www.barmer.de/firmenkunden/firmenangebot-gesundheit
Beschäftigte erhalten von uns Unterstützung, wie sie Grenz­      Wie unterschiedlich wird Stress wahrgenommen und woran
management-Taktiken im Alltag erfolgreich umsetzen, digitale     erkennt man, dass jemand überlastet ist? Der Workshop hilft,
Kompetenzen entwickeln und langfristig pflegen sowie durch       ein Bewusstsein für Belastung und Beanspruchung, Warnsignale
lebenslanges Lernen fördern können.                              und Stressfolgen bei sich selbst und bei den Mitarbeitenden zu
                                                                 ent­wickeln, und gibt Handlungsempfehlungen und Tipps für den und
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