Soziale Potenziale des Sports - Kein Selbstläufer! - Prof. Dr. Gunter A. Pilz, Leiter der Kompetenzgruppe "Fankulturen und Sport bezogene Soziale ...
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Soziale Potenziale des Sports - Kein Selbstläufer! Prof. Dr. Gunter A. Pilz, Leiter der Kompetenzgruppe „Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit“ am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover
Sport : Insel der Seligen? Königsweg in der Gewaltprävention? Sozialarbeiterischer Dienstleister par excellence?
1. Kritische Reflexion der sozialen und präventiven Funktionen des Sports 2. Bedeutung, Notwendigkeit sport-, körper- und bewegungsbezogener Angebote in der Sozialen Arbeit 3. Folgerungen für sport-, körper- und bewegungsbezogene Soziale Arbeit
Dimensionen der kulturellen Gestaltung des Sports Naturale Dimension Personale Dimension Soziale Dimension
Kult des Siegens Fairnessdefinitionen von 12-14- jährigen Fußballspielern „Fairness heißt , fair spielen und wenn es sein muss, foulen“ „Unter Fairness verstehe ich kein unnötiges oder untaktisches Foul, wenn nicht anders geht, muss fair gefoult werden“ „Unter Fairness verstehe ich, dass man nur bedingt foult, nicht mit Absicht, nur im Interesse des Erfolgs"
Sportkultur Wirklichkeit des Sports, mit seinen positiven wie negativen, kulturellen wie kultischen Ausformungen Kultur des Sports - Werte und Ideen des Sports, die bewahrt, befolgt, realisiert werden sollten (z.B.Fairness, Ritterlichkeit, Solidarität, Kameradschaft...)
Kultur als Aufgabe, Leitmotiv, normative Setzung: Sport m u s s, k a n n verbinden, erziehen, integrieren und präventiv wirken. Im Sport müssen nicht nur die Muskeln, sondern auch die innere Haltung trainiert werden!!!
• Spezifischen Inszenierung des Sports • entsprechender Kompetenzen und • Ressourcen auf Seiten derer, die ihn anbieten
Bedeutung von Sport, Spiel und Bewegung in der Sozialen Arbeit
Personale Dimension: Suche nach Sinn und Möglichkeiten der Identitätsentwicklung Gewalt und Sucht vorbeugen
Identität Wer bin ich? Was kann ich? Wozu bin ich da? Wohin gehöre ich? Was wird aus mir?
Soziale Dimension Sport ist für junge Menschen oft das einzig übrig gebliebene Erfahrungsfeld, auf welchem sie - Erfolg, - Selbstbestätigung - positives Gruppenerlebnis mit - Anerkennung und - Gruppenerfolg erfahren können.
Durch sportliche Aktivitäten können: • Aggressionen gesteuert abgearbeitet • Körperliche Fähigkeiten positiv eingesetzt • Mit vertrauter Betätigung Schwellenängste abgebaut • Beziehungen geübt und verbessert • Das Akzeptieren vorhandener Regeln erlernt und • Erfolgserlebnisse erzielt werden.
Sport-, körper- und bewegungs-bezogene Angebote sind entsprechend Inhalt und Methode der Sozialen Arbeit Sportbezogene Angebote, sportliche Aktivi- täten sind häufig das einzige Mittel, um an "problematische" Jugendliche heranzu- kommen und sie in die offene Jugendarbeit zu integrieren.
Folgerungen für die Sport-, körper- und bewegungsbezogene Soziale Arbeit
Anforderungen an sport,- körper- und bewegungs-bezogene Angebote in der Sozialen Arbeit • Ausrichtung des Angebots an Bedürfnissen der Adressaten • Geringe sportmotorische Anforderungen • Flexibilität hinsichtlich Raum Zeit und Inhalt der Angebote • Problemlose Übertragbarkeit auf alle sonstigen Angebote • Vermeiden von Blamagesituationen • Angstfreie, animierende Lern- und Spielatmosphäre • Förderung kooperativer Handlungsweisen • Bereitstellung geschlechtsspezifischer Angebote Dabei geht es um die Stärkung der Identität durch Ernstnehmen von Bewegungs- kulturen und –bedürfnisssen und auch um Offenheit für unbequeme Adressaten und deren fremdartigen Verhaltensmuster
Begründungen sport-, körper- und bewegungs- orientierter Angebote in der Sozialen Arbeit Gegenentwurf zur bewegungsarmen Lebenswelt der Jugendli- chen zur fehlenden bewegungsbezogenen Infrastruktur Kompensationsmöglichkeit für Spannungsarmut, respektive spannungsgeladenes Risikoverhalten Schaffung von Räumen und Gelegenheit für Erfahrungen zur positiven Identitätsfindung Gegenentwurf zur Marginalisierung der Mädchen Gegenentwurf zur männlichen Dominanzkultur
Inhaltliche Gestaltung sport-, körper- und bewegungsorientierter Angebote in der Sozialen Arbeit Orientierung am didaktischen Prinzip „Denken und Machen“ Orientierung an Bewegungsstrukturen, die die Erfahrung von Abenteuer- und Risikoerlebnissen ermöglichen Orientierung an Bewegungsstrukturen, die eine positive Identitätsfindung ermöglichen Orientierung an jugendkulturellen Bewegungsformen Orientierungen an Bewegungstraditionen und -formen, die gewaltförmige Verhaltensmuster der Jungen aufbrechen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein bei Mädchen aufbauen
Bedingungen funktionierender Netzwerkarbeit unterschiedliche Interessen offen legen Gemeinsamkeiten herausarbeiten Unterschiede aushalten Kompetenzen klären und zum Inhalt der Kooperation machen
Sport-,körper- und bewegungsbezogene Jugend(sozial)arbeit, Vereins- und Schulsport müssen als jugendliche Bewegungswelten, begriffen und vernetzt werden!
Gewaltprävention im organisierten Sport ist kein Event und kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, eine dauerhafte Aufgabe, bei denen es um Nachhaltigkeit geht.
Wichtigkeit, dass BetreuerInnen beim Mitternachtssport bzw. auch unter der Woche Ansprechpartner für persönliche Probleme sind unwichtig/sehr unwichtig 28,6 30,4 sehr unwichtig 14,3 10,1 beim Mitternachtssport unwichtig 14,3 20,3 auch unter der Woche egal 12,7 18,6 sehr wichtig/wichtig 58,7 50,8 wichtig 39,7 32,2 sehr wichtig 19 18,6 0 20 40 60 80 100 120
Handlungsempfehlungen aus dem Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht: - Augenmerk auf Heranwachsende - Bereitstellen interkulturell offener Bewegungsangebote - Flächendeckende Qualifizierung der Betreuenden - Reaktivierung von Bewegungs- und Spielflächen - Interventions- und Evaluationsprogramme zur Generierung einer systematischen Qualitätsentwicklung - Nationaler Konsens über Ziele, Inhalte und verbindliche Standards des Schulsports - Sportsozialarbeiter
Wer heute am, im Sport spart, Sportstunden in den Schulen streicht, Gesetze schafft, die das Ruhebedürfnis der Erwachsenen als ein höheres Gut als das Spiel- und Bewegungs- bedürfnis von Kindern und Jugendlichen erscheinen lassen, die Bewegungsbedürfnisse und -kulturen junger Menschen nicht ernst nimmt, Spiel- und Bewegungsräume für junge Menschen vernichtet Sport, Körper und Bewegung in der Sozialen Arbeit vernachlässigt, dem sollte die Lizenz für erzieherische und politische Beeinflussung entzogen werden!
Zum Nachlesen: Weitere Informationen, Manuskripte zum Herunterladen eMail: guntera.pilz@t-online.de Homepage: www.sportwiss.uni-hannover.de.gunter_a_pilz_kofas.html
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