Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
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Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 Fokus offene Jugendarbeit ____________________ Verein Impulse Krems Jugendkoordination Ringstraße 23, 3500 Krems 0676/840803204 office@impulse-krems.at
Inhaltsverzeichnis Vorwort 1. Einleitung ........................................................................................................................4 2. Auftrag und Forschungsziel .............................................................................................5 3. Forschungsgegenstand ...................................................................................................6 3.1 Sozialraum und Lebensweltorientierung ...................................................................6 3.2 Jugendliche und ihre Herausforderungen heute .......................................................7 3.3 Offene Jugendarbeit .................................................................................................8 3.4 Zielsetzung der Sozialraumanalyse und Forschungsfragen....................................11 3.5 Methodik und Vorgehensweise ..............................................................................13 4. Sozialraumanalyse und Forschungsergebnisse ............................................................17 4.1 Quantitative Bestandsaufnahme ............................................................................17 4.1.1 Stadt Krems Daten und objektive Lebensbedingungen ...................................17 4.1.2 Sozialräumliche Angebote für Jugendliche ......................................................26 4.2 Qualitative Analyse aus der Sicht von ExpertInnen / Einrichtungen ........................30 4.2.1 Soziale Probleme und lebensweltliche Herausforderungen .............................30 a) Gesellschaftliche und Familiäre Entwicklung…………………………………30 b) Erfahrungen zu Gewalt, Rassismus, Suchtverhalten u. A. ………………...32 c) Mobilität…………………………………………………………………………...33 d) Jugendbeteiligung……………………………………………………………….35 e) Kultur- und Generationsübergreifendes Zusammenleben………….………35 f) Soziale Netzwerke - Virtuelle Welt……………………………………….…..37 4.2.2 Sichtweisen auf Freizeit, Lebensraum und Unterstützungsangebote................38 a) Freizeitverhalten……………………………………………………..…………..38 b) Jugendräume und Treffpunkte……………………………………………...….39 c) Soziale Infrastruktur…………………………………………………………..…41 4.2.3 Kooperation und Netzwerkarbeit von ExpertInnen / Einrichtungen ................. 43 4.3 Qualitative Analyse aus der Sicht der Jugendlichen ...............................................45 a) Freizeitverhalten und Treffpunkte der Jugendlichen……………………..….45 b) Mobilität………………………………………………………………………..…46 c) Herausforderungen der Jugendlichen…………………………………….…..46 d) Wünsche und Ideen zur Gestaltung des Lebensraumes……………….…..48 4.4 Stadtteilbezogene Analyse .....................................................................................49 4.5 Analyse der Empfehlungen aus dem Jugendentwicklungsplan 2002......................56 5. Resümee ......................................................................................................................58 6. Empfehlungen für die Zukunft .......................................................................................62 Quellenverzeichnis Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 2
Vorwort Ein wesentliches Arbeitsprinzip der offenen Jugendarbeit ist es, Angebote und Maßnahmen an die Bedarfe und Lebenswelten der jungen Menschen anzupassen. Da es in der täglichen Arbeit oft an Zeit und Rahmenbedingungen fehlt Statistiken zu erheben, Daten und neue Entwicklungen genau zu beleuchten oder sich handlungsfeldübergreifend auszutauschen, freut es mich, nach 20 Jahren Jugendarbeit bzw. 16 Jahre nach dem 1. Jugendentwicklungsplan in Krems, inne halten und über den Zeitrahmen von knapp einem Jahr in Forschungs- und Analysetätigkeiten arbeiten zu dürfen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Zahlen und Fakten zusammenzutragen, Erfahrungen und Einschätzungen von ExpertInnen und NetzwerkpartnerInnen einzuholen und Jugendliche aus verschiedensten Milieus zu ihren täglichen Bedürfnissen und Herausforderungen zu befragen. Von Februar bis Dezember 2018 führen drei sehr fachkompetente KollegInnen gemeinsam mit mir Analyse- und Evaluierungstätigkeiten sowie zahlreiche Interviews durch. Dabei können wir neben der Erhebung verschiedenster Zahlen und Statistikmaterialien in gesamt 46 ExpertInneninterviews und rund 80 Befragungen von Jugendlichen ein umfassendes Bild der aktuellen Lebenswelten junger Menschen in Krems erhalten. Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse sollen nun als Arbeitsgrundlage für die Adaptierung bzw. den Ausbau der offenen Jugendarbeit Krems in den nächsten Jahren dienen. Abschließend darf ich mich bei allen Mitwirkenden für die wertvollen Inputs und Erkenntnisse sowie die konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Ein großer Dank gilt unserem Auftraggeber und Kooperationspartner, der Stadt Krems. Herzlichen Dank für eine jahrzehntelange gemeinsame Arbeit für Kinder und Jugendliche in Krems. DSA Manuela Leoni Geschäftsführerin Verein Impulse Krems Krems, Jänner 2019 Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 3
1. Einleitung Die Stadt Krems mit knapp 30.000 EinwohnerInnen (davon rd. 5.000 Nebenwohnsitz) ist NÖ-weit nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsstandort, sondern auch bekannt als Schul- und Bildungsstadt mit rund 6.600 SchülerInnen sowie 13.000 StudentInnen. Mit mehr als 100 Vereinen sowie zahlreichen Sozial-, Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen ist sie eine der lebenswertesten Städte in Europa. Im Jahr 1998 wurde die erste niederschwellige (außerschulische, nichtverbandliche, professionelle) Jugendeinrichtung, das Jugendzentrum Pulverturm, gegründet. Aufbauend auf dem Jugendentwicklungsplan im Jahr 2001 sowie verschiedener Leitlinien- und Qualitätsprozesse der Kinder- und Jugendhilfe NÖ konnten verschiedene Maßnahmen und Angebote in der offenen Jugendarbeit in der Stadt etabliert werden. Unter dem Verein Impulse Krems entstanden neben der Mobilen Jugendarbeit See You und der Jugendberatungsstelle JUB Integrationsangebote im Rahmen von Krems Interkulturell, ein Jugendmagazin DasHelmut sowie die geschlechtssensiblen Aktivitäten GirlsOnly und das Ferienspiel Krems. Die Jugendkoordination forciert die Entwicklung und Steuerung der verschiedenen Maßnahmen und fördert die Beteiligung junger Menschen an der Gestaltung ihrer Lebensräume. Zudem konnte Schulsozialarbeit unter dem Verein Young in der NMS sowie in einigen höheren Schulen aufgebaut werden. Die Stadt Krems ist eine florierende Stadt: Die Stadtteile verändern sich, die Bevölkerung wächst, StudentInnen und NeuzuzüglerInnen aus verschiedenen Nationen prägen das Stadtbild, gesellschaftliche Veränderungen bringen neue Herausforderungen. Dies erfordert unter anderem eine stetige Weiterentwicklung und bedarfsgerechte Adaptierung der niederschwelligen Jugendarbeit. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 4
2. Auftrag und Forschungsziel Anlässlich „20 Jahre offener Jugendarbeit Krems“ beauftragt die Stadt Krems den Verein Impulse Krems, den Sozialraum junger Menschen der Stadt sowie die Bedingungen und Herausforderungen der Lebenswelten vor Ort zu beleuchten. Dafür gilt es aktuelle Zahlen und Rahmen zu evaluieren, Veränderungen aufzuzeigen, bestehende Maßnahmen zu hinterfragen, aktuelle Bedarfe zu orten und adäquate Angebote zu entwickeln. Folgende Themenbereiche stehen im Rahmen der Sozialraumanalyse im Mittelpunkt der Forschungstätigkeiten: Erhebung objektiver Daten im Vergleich der letzten Jahre sowie im Ausblick Evaluierung aktueller lebensweltlicher Herausforderungen und Bedarfe Jugendlicher in Krems Aufzeigen von Lebensräumen und Unterstützungsangeboten junger Menschen sowie Ressourcen und Herausforderungen in den einzelnen Stadtteilen Überprüfung von Passgenauigkeit vorhandener Angebote und Maßnahmen Beleuchtung der Zusammenarbeit bestehender Einrichtungen sowie Nutzung von Synergien Erhebung der Beteiligung junger Menschen am gesellschaftlichen Geschehen Ziel ist es, durch quantitative Datenerhebung, aktuelle Bestandsaufnahme sozialräumlicher Angebote sowie die Beleuchtung von Strukturen und Versorgungssituationen ein aktuelles Bild der Lebenswelt junger Menschen in Krems zu erhalten. Zudem werden im Rahmen von ExpertInneninterviews aus unterschiedlichen Handlungsfeldern sowie der Befragung von Jugendlichen in verschiedenen Settings qualitative Erhebungen angestellt. Diese vermitteln wesentliche Eindrücke zur Bewertung der aktuellen Situation. Die Ergebnisse dieser Analyse sowie daraus resultierende Empfehlungen sollen als Grundlage für die Weiterentwicklung der niederschwelligen Kremser Jugendarbeit in den nächsten Jahren dienen. Ziel ist es, zukünftige Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensweltbedingungen junger Menschen in Krems auf bestehende Angebote, Netzwerke und Ressourcen aufzubauen. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 5
3. Forschungsgegenstand 3.1 Sozialraum und Lebensweltorientierung Der Begriff Sozialraum bzw. Sozialraumorientierung hat seinen Ursprung in der Soziologie sowie in der Pädagogik und ermöglicht es in der Analyse, die räumliche Umgebung in Verbindung mit dem sozialen Handeln zu bringen. So ist mit Sozialraum nicht nur ein sozialgeografisch begrenzter Raum wie z.B. ein Stadtteil oder eine Region gemeint, sondern ein sozial konstruierter Raum – ein Lebensraum und sozialer Mikrokosmos – in der sich gesellschaftliche Entwicklungsprozesse manifestieren. (vgl. Kessl und Reutlinger 2010) Das bedeutet, dass auf der Grundlage eines Raumes und der durch menschliche Sinnzuschreibungen hinzukommenden Interpretation dieser physikalischen Distanz, ein Sozialraum entsteht. Im Gegensatz zum physikalischen Raum existiert demnach der Sozialraum erst, indem Menschen diesen schaffen. (vgl. Bächle 2009; Knabe 2010) Der Begriff der Lebenswelt ergänzt zudem die subjektive Wirklichkeit und die individuelle Sinnhaftigkeit des Sozialraumes. Die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen entstehen meist als subjektive Aneignungsräume; während Erwachsene öffentliche Räume eher funktional benutzen, stellt die Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit ihrer Umwelt einen eher komplexen Prozess dar, der mit Aneignung charakterisiert werden kann. (vgl. Deinet 2005) Diese Lebenswelten sind nur zum Teil mit dem jeweiligen Sozialraum deckungsgleich. Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass eine adäquate Sozialraumorientierung den lebenswelt- und personenbezogenen Ansatz, der sich qualitativer und individueller Zugänge bedient, mit dem sozialökologischen Ansatz, der Lebenslagen geografisch zu strukturieren und zu quantifizieren versucht, zu verbinden um ein Höchstmaß an Adressatenorientierung und ein Mindestmaß an institutioneller Planbarkeit zu gewährleisten. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 6
3.2 Jugendliche und ihre Herausforderungen heute 1985 wurde von der UN-Generalversammlung anlässlich des „Jahres der Jugend“ der Begriff Jugend für die Zeitspanne von 15-24 Jahre definiert. Wurde Jugend früher über Merkmale wie der Beginn körperlicher Geschlechtsreife oder psychische und soziale Reife definiert, ist die Jugend heute vielmehr eine eigenständige Lebensphase als ein Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Gesellschaftliche Entwicklungen wie veränderte Familienstrukturen mit einhergehender früher Eigenverantwortung der Kinder, Studienzeiten und langes Wohnen im Elternhaus oder der Trend zu „forever young“ „weichen“ die Jugendphase auf. So wird heute zumeist zwischen Teenager (12-17 Jahre) und junge Erwachsene (18-27 Jahre) unterschieden, wobei die Grenze nach oben fließend verläuft. Die jungen Menschen hatten noch nie so viele Entfaltungsmöglichkeiten wie heute. Verbindliche Werte und Normen sind kaum noch gegeben, die Chancen für vielfältige Entwicklung und individuelle Biographien sind beinah grenzenlos (vgl. Rauschenbach 2012). Dies birgt jedoch auch das Risiko in sich, dass man leicht seine Orientierung und den Halt verliert. Jugendliche werden heute mehr denn je hofiert, der Trend geht von Elternzentriertheit der Kinder zu Kinderzentriertheit der Eltern: Kinder entscheiden selbst über Lebensverläufe und Beziehungsmuster. Gleichzeitig wachsen berufliche Anforderungen, Zeitstress und Mobilitätsdruck. Die Begleitung unserer Kinder wird von der Familie häufig in betreuende Einrichtungen sowie Schulen und Kindergärten ausgelagert oder sie verbringen ihre Freizeit oft unbeaufsichtigt. Ein Anstieg an psychosozialen Auffälligkeiten, steigendes autoaggressives Verhalten, gesundheitliche Beeinträchtigungen bis hin zu psychiatrischen Störungen häufen sich. Die Phase des Erwachsenwerdens ist heute geprägt von gesellschaftlichen Entwicklungen wie zum Beispiel: ökonomische, kulturelle, politische und soziale Globalisierung bringt Chancen aber auch Risiken: hohe Konsumorientierung, standardisierter Lifestyle, soziale Netzwerke, Allgegenwertigkeit von Medien etc. (vgl. Deinet 2009) marktzentrierter Individualismus (vgl. Walter 2011; österr. Jugend-Wertestudie) Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 7
Verdichtung der leistungsbezogenen Anforderungen (vgl. Heitmeyer 2012) arbeitszentrierte Lebensführung und erhöhter Konsum als Gegenwelt zur Arbeit „hard work and hard relax“ (vgl. Scherr 2012) Wertepluralismus – verbindliche Werte und Normen lösen sich auf, Kinder und Jugendliche entscheiden immer mehr selbst soziale Erosion - soziale Strukturen wie Familie, Nachbarschaft schwinden: geringere familiäre Ressourcen, weniger Vorbilder im unmittelbaren Lebensumfeld, Veränderung der Erziehungsziele inkl. wachsender Verunsicherung und Überforderung der Eltern, kleinere Familienstrukturen, Arbeitstätigkeit beider Eltern, AlleinerzieherInnen etc. Vernichtung jugendgemäßer Experimentierräume (vgl. Heitmayer 2012) Individualisierung, Enttraditionalisierung versus Pluralisierung und Standardisierung (vgl. „Risikogesellschaft“ Beck 1986) Erlebnisgesellschaft: große Verfügbarkeit vorgefertigter Spielmaterialien, vielfältige Freizeitangebote einhergehend mit zunehmender Zeitknappheit Leitbild „der flexible Mensch“: mobil, flexibel, zeitlich unbegrenzt einsetzbar, gegebenenfalls auch wieder freisetzbar, flexibel formbar (vgl. Krappmann 2000) Die Lebenswelt der jungen Menschen von heute unterliegt zusammengefasst rascher und großer Veränderungen. Sie bietet einerseits große Entwicklungschancen aber auch hohe Risiken. Wird das Leben eines Jugendlichen von Faktoren wie Migrationshintergrund oder alleinerziehenden Eltern beeinträchtigt bzw. treten vorübergehende Irritationen oder negative Belastungen auf, wirkt sich dies rasch auf z.B. Bildungsverlauf, gesundheitliche Entwicklung etc. aus. Ein gesundes Aufwachsen der jungen Menschen erfordert an die rasche Entwicklung und aktuellen Veränderungen angepasste Wege. Die gesamte Gesellschaft inklusive all ihrer Einrichtungen und politischen EntscheidungsträgerInnen sind gefordert mitzugestalten und neue Wege zu bestreiten. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 8
3.3 Offene Jugendarbeit Mit Beginn des 20. Jahrhunderts starten die ersten Ansätze für eine verbandliche Jugendarbeit, die sich wesentlich als familienergänzend versteht und es sich zur Aufgabe macht, Kindern und Jugendlichen förderliche Rahmenbedingungen für ein gedeihliches Aufwachsen zu garantieren (z.B. katholische Jugend, Pfadfinder). Diese Ansätze der außerschulischen Jugendarbeit sind bis heute verbandlich organisiert und beruhen wesentlich auf dem unentgeltlichen Engagement von Erwachsenen bzw. freiwilligen BürgerInnen. Durch den Zuwachs verschiedener Kultur-, Bildungs- und Sportverbände ist das Angebot mittlerweile sehr vielfältig. Die Wirkung der verbandlichen Jugendarbeit hat jedoch aufgrund von Zugangshürden wie Mitgliedschaft, Mitgliedsbeiträgen und zeitlich bzw. organisatorisch vorgegebenen Nutzungsregeln eine beschränkte Reichweite. Ab den 60er Jahren entwickeln sich erste Einrichtungen der offenen Jugendarbeit. Anfängliche autonome Jugendinitiativen, selbstorganisierte Clubs und Jugendtreffs werden bald von professionell angeleiteten Partizipationsprojekten sowie pädagogisch angeleiteten Jugendzentren abgelöst. Neben freizeitpädagogischen Ansatzpunkten hat die offene Jugendarbeit heute die Rolle eines sozialpädagogischen Bildungsangebotes sowie eine Unterstützungs- und Betreuungsfunktion für Kinder und Jugendliche übernommen. Sie bewegt sich mit ihren niederschwelligen Angeboten zwischen sozialer Arbeit, Bildungsarbeit, Kulturarbeit und Gesundheitsförderung, ist ein bedeutsamer Sozialisationsort für junge Menschen, frei von Konsumzwängen und kommerziellen Zielen und ist ein unverzichtbarer Teil zeitgemäßer kommunaler und regionaler Jugendpolitik. Ziel der offenen Zugendarbeit ist es, neben der Stabilisierung und Verbesserung individueller Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen, soziale Benachteiligung und Ausgrenzung zu vermeiden bzw. zu reduzieren, ihre Lebensweltbedingungen zu verbessern und gesellschaftliche Ressourcen für sie zu erschließen. Die Arbeit mit den jungen Menschen hat neben Beziehungs- und Vertrauensarbeit, Freizeit-, Begleitungs- und Betreuungsangeboten, Partizipations-, Integrations- und Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 9
Präventionsprojekten die Bereitstellung eines Lern- und Bildungsfeldes für folgende Kompetenzen zum Inhalt: persönliche Kompetenzen wie z.B. eigeninitiatives und eigenverantwortliches Handeln, Selbstorganisation, Körperwahrnehmung, Selbstbewusstsein, Eigenwirksamkeit, Risiko- und Medienkompetenz soziale Kompetenzen wie z.B. Konflikt- und Kooperationsfähigkeit, Toleranz, Respekt, solidarisches Verhalten, Kritik- und Gemeinschaftsfähigkeit kulturelle Kompetenzen wie z.B. Ausdrucks- und Interpretationsfähigkeit, gefestigte Geschlechterrolle, selbstbestimmtes Handeln inmitten einer Kulturschere politische Kompetenzen wie z.B. Mündigkeit, Mitbestimmung, Entscheidungsfähigkeit, verantwortungsbewusster Umgang mit Natur und Ressourcen Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist mittlerweile als eigenes Handlungsfeld in der Sozialarbeit etabliert und von einem beständigen Veränderungsprozess geprägt. So haben sich im Laufe der Zeit vielfältige Arbeitsweisen, institutionelle Formen, konzeptionelle Grundrichtungen bzw. methodische Handlungsweisen ausgebildet. Arbeitsprinzipien wie Freiwilligkeit, Offenheit, Akzeptanz, Parteilichkeit, Verschwiegenheit, Partizipation, Lebenswelt- und Sozialraumorientierung sowie Gleichberechtigung der Geschlechter haben aber alle Einrichtungen von Jugendberatungsstellen über Partizipationsprojekte, Jugendzentren bis hin zu aufsuchender Jugendarbeit gleich. Die veränderten Voraussetzungen bringen neue Herausforderungen beim Aufwachsen in einer pluralen, medial vernetzten und schnelllebig gewordenen Gesellschaft. Neben Eltern und Bildungseinrichtungen sind vor allem Institutionen der offenen Jugendarbeit gefordert, auf diese neuen Anforderungen adäquate Antworten zu finden. Eine stetige Kooperation mit relevanten Einrichtungen, lebenswelt- und bedarfsorientierte Ausrichtung der Angebote sowie soziale Teilhabe aller jungen BürgerInnen bzw. ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander stellen zukünftig zentrale Themen dar. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 10
3.4 Zielsetzung der Sozialraumanalyse und Forschungsfragen Eine Sozialraumanalyse ist ein Instrumentarium, welches sich Methoden der empirischen Sozialforschung bedient, um Bedarfe und Herausforderungen von Sozialräumen zu beleuchten sowie eine umfassende Darstellung der Bedingungen von Lebenswelten zu ermöglichen. Bei der Durchführung wird der Blick auf den sozialen Aneignungsraum Jugendlicher und sozialräumliche Bedingungen ihrer Lebenswelt in quantitativer und qualitativer Form gerichtet. Eine qualitative Evaluierung meint die Betrachtung der subjektiven Lebensbezüge und zielt auf die Deutungs- und Handlungsmuster des Einzelnen ab. Dabei findet das Subjekt in seinem räumlichen und sozialen Umfeld Berücksichtigung und geht daher über die Beschreibung des sozialgeografischen Raumes mit seinen strukturellen und sozialen Merkmalen hinaus. Die Resultate aus der Erhebung dienen letztendlich als Grundlage für die Entwicklung bzw. Adaptierung von Konzepten zur Erweiterung von individuellen Handlungsmöglichkeiten im subjektiven Lebensraum. (vgl. Deinert 2006) Die Lebenswelten der Jugendlichen in Krems sind außerhalb von Familie und Schule bzw. Arbeitsplatz durch eine Vielfalt an verbandlichen Jugendangeboten, Einrichtungen der offenen Jugendarbeit sowie Plätzen im öffentlichen Raum, Freizeit- und Gastrostätten geprägt. Um die Passgenauigkeit der vorhandenen Angebote und Institutionen zu überprüfen sowie Versorgungsstrukturen mit Bedarfen abzugleichen, werden mittels Datenerhebung, Recherchearbeiten, qualitativen Analysen und Interviews folgende Forschungsfragen beleuchtet: Wie viele Kinder und Jugendliche leben in den verschiedenen Stadtteilen aktuell und im Ausblick? Welchen Bedingungen bzw. Belastungsfaktoren sind junge Menschen in Krems ausgesetzt? Welche Potenziale bzw. Herausforderungen bergen die einzelnen Stadtteile in sich? Welche Angebote bzw. Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Jugendliche in Krems und wie werden diese genützt? Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 11
Wo halten sich die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit auf und welche Qualitäten haben diese Räume / Treffpunkte? Welche Konflikte / Störfelder / Probleme - insbesondere hinsichtlich eines generationsübergreifenden und mulitkulturellen Zusammenlebens - nehmen Jugendliche und Erwachsene in ihrem Umfeld wahr? Wie sehr sind Jugendliche mobil bzw. fühlen sie sich in ihrer Mobilität eingeschränkt? Wie kommunizieren Jugendliche? Welchen Stellenwert hat die virtuelle Welt? Wo und wie werden junge Menschen an gesellschaftlichen Prozessen beteiligt? Werden sie in politische / gesellschaftliche Entscheidungsfindungen miteinbezogen? Wie arbeiten Einrichtungen und SteakholderInnen der Jugendarbeit (schulische, außerschulische, offene, institutionelle Jugendarbeit) zusammen bzw. werden Synergien genützt? Welche Relevanz haben bestehende Einrichtungen der außerschulischen Jugendarbeit und wie werden sie genützt? Wurden die Empfehlungen aus dem Jugendentwicklungsplan umgesetzt? Welche offenen Maßnahmen haben heute noch Relevanz? Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 12
3.5 Methodik und Vorgehensweise Im Zeitrahmen März bis November 2018 sind SozialarbeiterInnen des Verein Impulse Krems kontinuierlich in den verschiedenen Stadtteilen von Krems sowie in diversen Institutionen unterwegs, um die Fragestellungen mit Hilfe angemessener und wissenschaftlich erprobter Methoden zu untersuchen. Augenmerk wird bei der Erhebung auch auf bisher „nichtbespielte“ Stadtteile wie Egelsee, Krems Süd, Gneixendorf etc. gelegt. Der Forschungsprozess selbst teilt sich in folgende Arbeitsschritte: a) Quantitative Bestandsaufnahme der Lebenswelt Jugendlicher Erhebung sozialtopographischer Daten (Ab- und Zuwanderung, Altersentwicklung der Stadtteile, Migrationshintergrund etc.) Recherche der objektiven Lebensbedingungen in den Stadtteilen bzw. Belastungsfaktoren der jungen Menschen (Familienstruktur, Bildungsstand, Delinquenz, Arbeitslosigkeit etc.) Erhebung sozialräumlicher Strukturen und Bedingungen (Freizeiträume, Angebote, Einrichtungen etc.) strukturierte Stadtteilbegehungen (Wo halten sich die Jugendlichen auf und mit welcher Motivation / welchem Nutzen?) Evaluierung Umsetzung Jugendentwicklungsplan Recherche von jugendrelevanten Schlüsselpersonen und MultiplikatorInnen b) Qualitative Analyse aus der Sicht der Jugendlichen Identifizierung von Zielgruppen und ihren Aufenthaltsorten (Lebensweltraster) Interviews und Diskussionsrunden – Erhebung der Gewohnheiten, Ressourcen, Bedarfe, Herausforderungen der jungen Menschen in Krems Stadtteilbegehungen mit den Jugendlichen c) Qualitative Analyse aus der Sicht von StakeholderInnen und jugendrelevanten Einrichtungen Erarbeitung eines Versorgungsrasters in den Stadtteilen und Erhebung jugendrelevanter Einrichtungen bzw. StakeholderInnen Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 13
ExpertInneninterviews – Erhebung der Ressourcen, Bedarfe, Herausforderungen der jungen Menschen sowie (mögliche) Angebote Erhebung Vernetzungs-, Kooperations- und Koordinationsstrukturen d) Datenauswertung, Analyse, Resümee, Empfehlung Überblick über angewandte Methoden Quantitative Datenerhebung Die sozialtopografische Datenforschung dient der Untersuchung von Bevölkerungsstruktur, sozialen Verhältnissen, Netzwerken, Infrastruktur sowie Lebensweltbedingungen. So kann ein Überblick über Sozialraumbedingungen wie z.B. soziale Vereine, Bildungseinrichtungen etc. geschaffen werden. Die Erfassung der Institutionen und jugendrelevanten Einrichtungen erfolgt mit Hilfe eines Versorgungsrasters. Strukturierte Stadtteilbegehung Die strukturierte Stadtteilbegehung ermöglicht eine differenzierte Einschätzung der sozialräumlichen Bedingungen eines Ortes und die Kenntnis bzw. das Verständnis der lebensweltlichen Situation der dort ansässigen Bevölkerung. Generell wird auf die sozialräumlichen Zusammenhänge eingegangen, die für die Jugendlichen Bedeutung haben. Damit sind nicht nur die örtlichen und institutionellen Strukturen in Stadtteilen gemeint, die im Lebenszusammenhang Jugendlicher eine Rolle spielen, sondern auch welche Aneignungsmöglichkeiten und Ressourcen Jugendliche wahrnehmen können. Die Methode erfolgt in zwei Schritten. In einem ersten Beobachtungsverfahren erfolgen mehrmalige Rundgänge zu unterschiedlichen Tageszeiten in einem abgegrenzten Gebiet, ohne mit den dort anzutreffenden Personen Kontakt aufzunehmen (Beobachtungsphase). Nach den Rundgängen werden bestimmte Routen festgelegt und die erfolgten Beobachtungen regelmäßig dokumentiert. Nach der schriftlichen Dokumentation der Infrastruktur werden Begehungen durchgeführt, wobei das Augenmerk diesmal vor allem auf Hinweisen wie Graffitis, Schriftzüge, Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 14
Anwesenheit von Personen, Stimmungen, Atmosphäre, Spuren von Alkohol, Zigarettenstummel, Drogen etc. liegt. Im zweiten Schritt steht die aktive Kontaktaufnahme der Jugendlichen an ihren gewählten Treffpunkten im Mittelpunkt (Befragungsphase), wodurch die systematische Erfassung der sozialräumlichen Zusammenhänge mit ihren vielschichtigen Wechselwirkungen ermöglicht wird. (vgl. Deinet 2006) ExpertInneninterviews / Institutionenbefragungen Durch die Befragung von Einrichtungen, welche mit Jugendlichen arbeiten, zeigt sich ein umfassendes Bild der Einschätzungen bezüglich der sozialräumlichen Stärken und Schwächen einer bestimmten Region aus ExpertInnensicht. Die Fragen zielen u.a. auf die soziale Infrastruktur, die Einschätzung der aktuellen Situation Jugendlicher, ihrer Herausforderungen und Bedarfe sowie auf Kenntnisse bestehender Jugendkulturen ab. Die Institutionenbefragung erfolgt mittels Leitfadeninterview mit ExpertInnen der jeweiligen Einrichtung. Durch einen Gesprächsleitfaden mit offenen Fragestellungen, die genügend Spielraum für Beschreibungen und Erklärungen lassen, wird ein sogenannter „roter Faden“ ermöglicht. Das Gespräch erfolgt strukturiert, wodurch die Vergleichbarkeit der Gesprächsinhalte und Ergebnisse gewährleistet sein soll. Gleichzeitig stellen die ExpertInneninterviews einen Beitrag dar, um die Vernetzung jugendrelevanter Einrichtungen voranzutreiben und sind als Basis für zukünftige Kooperationen sowie Lobbyarbeit anzustreben. Jugendbefragungen Um möglichst vielfältige Informationen zu erhalten, wird in qualitativen Befragungen kein standardisiertes Erhebungsinstrument mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, sondern ein Interviewleitfaden eingesetzt, in dem zuvor festgelegte Fragen offen zu beantworten sind. Die qualitativen Interviews sollen Jugendliche im Einzel- und Gruppensetting dazu einladen, in erzählender Weise eine eigene Perspektive zu entfalten. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 15
Ein wesentlicher Aspekt, der bei der Analyse berücksichtigt werden muss, ist die selektive Weitergabe von Informationen. Die Sozialraumanalyse darf kein Wissen, das gegen Jugendliche verwendet werden könnte, zur Verfügung stellen sowie keine Grundlage für die Kontrolle Jugendlicher im öffentlichen Raum oder repressives Vorgehen bieten. Es ist für Jugendliche eine wertschätzende Erfahrung, nach ihren Interessen, Bedürfnissen und Sichtweisen gefragt zu werden. Dies birgt jedoch die Gefahr in sich, Erwartungen bei den Jugendlichen zu wecken, die nicht erfüllt werden können. Auch dieser Sachverhalt ist in die Methodenauswahl sowie in die Gesprächsführung mit einzubeziehen. Die Interviews mit den jungen Menschen finden im Rahmen von Workshops mit verschiedenen SchülerInnen, in diversen Anlaufstellen der offenen Jugendarbeit, in Vereinslokalen sowie im öffentlichen Raum statt. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 16
4. Sozialraumanalyse und Forschungsergebnisse 4.1. Quantitative Bestandsaufnahme Für die quantitative Bestandsaufnahme werden Daten der Statistik Austria „Ein Blick auf die Gemeinde – Krems“ (2018), aktuelle Auszüge aus dem Melderegister (Stand Mai 2018) und Daten des Arbeitsmarktservices herangezogen. Daten der Österreichischen Raumordnungskonferenz, die seit Mitte der 1970er-Jahre die Berechnung regionalisierter Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung für die politischen Bezirke bzw. die NUTS III-Regionen beauftragt, werden ebenfalls verwendet. Die ÖROK-Regionalprognosen werden für den Zeitraum 2014-2030 neu bearbeitet und können eine wichtige Grundlage für eine vorausschauende Planung darstellen. Die Veröffentlichung erfolgt in der ÖROK-Schriftenreihe als Band Nr. 196/I (Bevölkerungsprognose) und 196/II (Prognose Erwerbspersonen). 4.1.1 Stadt Krems Daten und objektive Lebensbedingungen a) Lage der Stadt Krems Das Stadtgebiet ist in 10 Stadtteile gegliedert. Alle Stadtteile bis auf Egelsee und Krems-Süd sind zu einem Stadtgebiet verwachsen. (Abbildung 1: Quelle Magistrat Krems) Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 17
Krems an der Donau ist mit 24.596 EinwohnerInnen die fünftgrößte Stadt Niederösterreichs und liegt 70 km westlich von Wien. Zählt man auch die Personen mit Nebenwohnsitz dazu, beläuft sich die Zahl auf 29.602. Abbildung 2: Haupt- und Nebenwohnsitze je Kremser Stadtteil (Quelle: Magistrat Krems, 2018) Haupt- und Nebenwohnsitze je Kremser Stadtteil Personen - Gesamt (Österreicher + Ausländer) HWS Personen - Gesamt (Österreicher + Ausländer) NWS 7 000 6 002 6 000 5 000 3 628 3 307 4 000 2 168 2 094 3 000 2 015 1 773 1 486 1 172 1 080 2 000 908 700 670 430 357 337 1 000 291 233 181 177 158 115 114 74 67 29 24 12 0 Als Statutarstadt erfüllt sie sowohl Aufgaben einer Gemeinde als auch eines Bezirks, darüber hinaus ist sie Verwaltungssitz des Bezirks Krems-Land. Die Stadt ist heute Handelsstadt, Kulturstadt sowie Schul- und Universitätszentrum. b) Bevölkerungsstand und –struktur Die Wohnbevölkerung der Stadt Krems mit gesamt knapp 30.000 Personen zeichnet sich u. A. durch die Diversität der BewohnerInnen von rund 110 Nationen aus aller Welt aus. Aktuell sind rund 22% der Bevölkerung nicht österreichischer Herkunft. Nach Staatsangehörigkeit Österreich 20.645 ca. 84 % Nicht-Österreich 3.951 ca. 16 % Nach Geburtsland Österreich 19.278 ca. 78 % Ausland 5.318 ca. 22 %
Abbildung 3: AusländerInnen und ÖsterreicherInnen im Ausland geboren; nach Herkunftsländern mit Hauptwohnsitz und Nebenwohnsitz in Krems (Quelle: Magistrat Krems, 2018) Ausländer*innen und ÖsterreicherInnen (im Ausland geboren) nach Herkunftsländern mit HWS/NWS in Krems Afghanistan; 108 Bosnien und Herzegowina; 450 Sonstige; 1191 Bulgarien; 95 Deutschland; 945 Ungarn; 327 unbekannt/ungeklärt; Irak ; 85 373 Kosovo; 55 Kroatien; 99 Mazedonien; 212 Türkei; 249 Polen; 190 Tschechische Republik; 185 Syrien; 118 Slowakei; 320 Serbien; 182 Russische Föderation; Rumänien; 1491 145 Die Bevölkerung Österreichs wächst durch Zuwanderung. Demnach wird auch in der Stadt Krems die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung ansteigen, wie aus den ÖROK-Regionalprognosen abzulesen ist. Derzeit leben in Krems 3951 Nicht- ÖsterreicherInnen. Zum Ende des Prognosezeitraums am 1. Jänner 2030 werden in Krems 5403 im Ausland geborene Menschen leben, ca. 21 % der Gesamtbevölkerung bzw. um 54,7 % mehr als 2014. Die Gruppe der Menschen aus EU-Ländern wie Rumänien wird besonders vom Zuwachs betroffen sein. Der Bevölkerungsanteil Jugendlicher im Alter von 12 bis 18 Jahre mit Hauptwohnsitz in Krems beläuft sich 2018 auf 5,9 % der Gesamtbevölkerung (1446 Jugendliche). 297 Jugendliche davon sind AusländerInnen bzw. ÖsterreicherInnen, die im Ausland geboren wurden. Aktuell leben in den Stadtteilen Mitterau, Weinzierl, Krems-Altstadt sowie Lerchenfeld und Rehberg die meisten jungen Menschen. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 19
Der Bevölkerungsanteil der 6 bis 11-Jährigen mit Hauptwohnsitz in Krems beläuft sich aktuell auf 1126 Kinder, das entspricht 4,6% der Gesamtbevölkerung. Der Bevölkerungsanteil der 0 bis 5-Jährigen mit Hauptwohnsitz in Krems liegt bei 1072 Kindern, das entspricht 4,4, % der Gesamtbevölkerung. Abbildung 4: Bevölkerungsstruktur 0 bis 18-Jährige mit HWS je Stadtteil (Quelle: Magistrat Krems, 2018) Bevölkerungsstruktur 0 bis 18-Jährige mit HWS je Stadtteil 0-5 Jahre 6-11 Jahre 12-18 Jahre 900 787 800 700 609 600 600 500 400 300 142 200 137 123 105 93 82 81 78 71 71 68 67 65 62 60 100 54 44 44 40 25 17 16 15 14 12 11 9 9 8 8 8 6 3 0 Die Darstellungen der Bevölkerungsstruktur der 0 bis 18-Jährigen beziehen sich auf Daten, die vom Magistrat Krems zur Verfügung gestellt werden (Stichtag 1. März 2018). Hier ist zu beachten, dass Egelsee und Scheibenhof bei der Auflistung der Stadtteile getrennt, Mitterau, Weinzierl, Langenloiserberg und Krems-Altstadt als Krems zusammengefasst dargestellt werden. Die ÖROK-Regionalprognosen geben auch Auskunft über die zukünftige Entwicklung der Altersstruktur. Wie sich österreichweit abzeichnet, wird auch in Krems die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre vorerst noch stagnieren, aber künftig als Folge der Zuwanderung und der damit indirekt verbundenen leicht ansteigenden Geburtenzahlen wieder zunehmen. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 20
Am 1. Jänner 2018 werden 4152 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 19 Jahre in Krems gezählt (Statistik Austria), 2030 werden es 4553, um 11,5 % mehr sein als im Vergleichsjahr 2014 mit 4083 Kinder und Jugendlichen. Die Stadtteile Mitterau, Lerchenfeld mit dem Schwerpunkt Landersdorf, Weinzierl und die Altstadt werden zukünftig den größten Zuwachs an jungen Menschen mit Migrationshintergrund haben. In Rehberg und Gneixendorf ist die Zahl der unter 18-Jährigen gesamt gesehen ebenso im Steigen inbegriffen. Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren wird hingegen nicht über den gesamten Prognosezeitraum bis 2030 wachsen. Ausgehend von 15.160 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren zum 1. Jänner 2018 scheint das Maximum erreicht. Danach wird das Erwerbspotenzial sinken, da in den 2020er Jahren mehr Menschen vom Erwerbs- ins Pensionsalter wechseln als im jüngeren Alter bzw. durch Zuwanderung hinzukommen. Somit wird die Zahl der 20 bis 64-Jährigen im Jahr 2030 mit 14.464 um 2,8% im Vergleich zum Jahr 2014 (14.881 Personen im Erwerbsalter) rückläufig sein. Bevölkerungsbewegung der Stadt Krems 2017 Geburten Sterbefälle Zuzüge Wegzüge 256 312 1.997 1.954 c) Schulstadt Krems Die Stadt Krems ist mit über 25 Schulen und Hochschulen eine traditionelle Schulstadt. Mit Stichtag 1. Jänner 2018 besuchen 6.644 SchülerInnen eine Pflichtschule, AHS oder BHS und 13.364 Studierende eine der 5 Hochschulen und Universitäten. Die aktuellen Zahlen aller PflichtschülerInnen und deren Verteilung in den jeweiligen Schulen für das Schuljahr 2018/19 wurden vom Schulamt zur Verfügung gestellt. Übersicht der Bildungseinrichtungen in der Stadt Krems Kindergärten 12 öffentliche Kindergärten 620 Plätze 7 private Kinderbetreuungseinrichtungen keine Angaben Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 21
Pflichtschulen SchülerInnen gesamt: 1.527 (SchülerInnenzahlen für das Schuljahr 2018/19) Auswärtige KremserInnen Gesamt Volksschule Lerchenfeld 3 163 166 Volksschule Rehberg 0 79 79 Volksschule Hafnerplatz 2 109 111 Volksschule Stein 2 110 112 Volksschule Egelsee 0 31 31 Öffentliche Volksschulen 7 492 499 International School Krems 40 22 62 Volksschule Mary Ward 69 116 185 Volksschule Pädagogische Akademie 42 150 192 Private Volksschulen 151 288 439 GESAMT Volksschulen 158 780 938 Neue Mittelschule 28 224 252 Neue Mittelschule Mary Ward 169 99 268 GESAMT Neue Mittelschule 197 323 520 Polytechnische Schule keine Zahlen vorhanden Allgemeine Sonderschule 23 46 69 GESAMT Pflichtschulen 378 1149 1527 Allgemeinbildende Höhere Schulen SchülerInnen gesamt: 2.672 BRG Ringstraße 731 BORG 423 BRG Kremszeile 800 Mary-Ward-Privat-ORG 129 BG und BRG Piaristen 589 Berufsbildende Schulen SchülerInnen gesamt: 2.401 BHAK&BHASCH, VinoHAK 410 HBL für Tourismus (HLF) 513 HTL Bautechnik 869 HL Mode & Wirtschaft (HLM, HLW) 386 Landwirtschaftliche Fachschule 223 Horte 2017/2018 (Quelle: Statistik Austria) Anzahl Kinder gesamt darunter mit Mittagessen in der Anstalt 4 298 246 (82,6 %) Hochschulen und Universitäten Studierende gesamt: 13.364 Donau-Universität Krems, Universität für Weiterbildung 8.702 IMC Fachhochschule 2.720 Danube Private University (DPU) 1.494 Kirchliche Pädagogische Hochschule 448 Karl Landsteiner Privatuniversität für 300 Gesundheitswissenschaften Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 22
weitere Bildungseinrichtungen: Haus der Musik, Musikschule Krems, Hafnerplatz 2 Katholisches Bildungswerk, Pfarrplatz Stadtbücherei & Mediathek, Körnermarkt 14 Volkshochschule Krems, Obere Landstraße In den letzten 10 Jahren ist die Stadt Krems zu einer Universitätsstadt herangewachsen (6.731 Studierende im Jahr 2009, 13.364 Studierende zum Jahresbeginn 2018) und zukünftig wird auch vermehrt Augenmerk auf den Ausbau dieser Bildungseinrichtungen gelegt. Die Zahlen der Schuleinpendler aus dem Jahr 2015 zeigen auf, dass 5.427 SchülerInnen und Studierende täglich nach Krems pendeln. 4.633 kommen aus einem anderen Politischen Bezirk bzw. aus einem anderen Bundesland. d) Wirtschaftsstandort Krems Im Jahr 2018 sind insgesamt 2.021 Betriebe in der Stadt Krems angesiedelt. Zu den größten Betrieben des Arbeitsmarktbezirkes Krems zählen Voestalpine Krems GmbH (ca. 590 Beschäftigte), Brantner Österreich GmbH (ca. 540 Beschäftigte), Voestalpine Krems Finaltechnik GmbH (ca. 210 Beschäftigte), Dynea Austria GmbH (ca. 180 Beschäftigte), Penn Gesellschaft m.b.H. (ca. 170 Beschäftigte), Franz Schütz GmbH (ca. 130 Beschäftigte), Kemira Chemie GesmbH (ca. 120 Beschäftigte) uvm. (Stand 2017). Zu den größten Dienstleistungsbetrieben des Arbeitsmarktbezirkes Krems gehören die Volksbank Krems-Zwettl AG (ca. 610 Beschäftigte), die Donau Universität Krems (ca. 530 Beschäftigte), IMC Fachhochschule Krems GmbH (ca. 440 Beschäftigte), Brantner Österreich GmbH (ca. 300 Beschäftigte), Regina TextilreinigungsGmbH (ca. 290 Beschäftigte), Stadt Krems (ca. 190 Beschäftigte) uvm. (Quelle: NÖ Wirtschaftskammer, Stand 2017). Ende Oktober 2018 beläuft sich die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Arbeitsmarktbezirk auf 7,4 %. Im Durchschnitt sind monatlich 2.613 Personen vorgemerkte Arbeitslose, davon 1.119 Frauen und 1.494 Männer. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 23
Im Vorjahr sind 11% der vorgemerkten Arbeitslosen Jugendliche bis 24 Jahre, 38 % 25 bis 44 Jahre und 51% ab 45 Jahren. Von ihnen haben 42 % eine Pflichtschulausbildung, 37% eine Lehrausbildung und 21% einen höheren Ausbildungsabschluss. 36 % der Arbeitslosen sind Langzeitarbeitslose über 6 Monate. Ende Oktober 2018 kommen auf 33 gemeldete offene Lehrstellen 43 Lehrstellensuchende (19 Frauen, 24 Männer). (Quelle: AMS Krems) e) Belastungsfaktoren Laut der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit kommen Studien übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass psychosoziale Auffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen bei Kindern und Jugendlichen stark zunehmen. Rund 20% der Kinder und Jugendlichen in Österreich zeigen Auffälligkeiten im Bereich der seelischen Gesundheit. Belastungsfaktoren sind u. A. Überforderungssituationen der Eltern, brüchiger werdende Beziehungen, Mehrkindfamilien, Herkunft, Armutsgefährdung, Leistungsdruck oder Rückzug in insolierende digitale Erfahrungswelten. Die Abteilung GS6 der Niederösterreichischen Landesregierung erhebt jährlich beeinflussende Faktoren im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfeplans, der in fünf Schritten aufgebaut ist: a) Sozialraumbeschreibung (Sozialatlas), b) Ortung von riskanten Lebensbedingungen (sozialer Belastungsindex), c) Analyse und Bewertung der Praxis der Zuweisung zu Hilfeformen, d) Bestandserhebung und Bestandsdokumentation und e) Bedarfsermittlung ambulanter und stationärer Hilfen sowie der Formulierung von Handlungsbedarfen und Handlungsempfehlungen. Für die Stadt Krems werden die Ergebnisse der Sozialraumbeschreibung (Sozialatlas) sowie der riskanten Lebensbedingungen in den Jahren 2012 und 2017 zusammengefasst und Entwicklungstendenzen sichtbar gemacht. An dieser Stelle werden die Daten zur allgemeinen Sozialstruktur, zur positiven Infrastruktur, zu belastenden Sozialstrukturen und der Hilfe zur Erziehung (HzE)- Belastungsindex aufgeführt. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 24
Sozialraumbeschreibung (Sozialatlas) Vergleichsdaten 2012/2017 Kriterien 2012 2017 Absolute NÖ- Tendenz Zahlen Schnitt Allgemeine Sozialstruktur Kinderreichtum 0,19 0,3 0,49 zunehmend Geburtenanzahl 8,5 10,4 9,16 zunehmend Bevölkerungsanteil unter 18 0,16 0,15 0,18 rückläufig Jahre Haushalte mit Kindern 0,34 0,30 0,40 rückläufig Positive Infrastruktur 0,50 0,50 0,40 Kinderbetreuung
Abbildung 5: Förderbedarf in Volksschulen (Quelle: Wiener Zeitung, 12.12.2018) In diesen Schulen besteht großer Förderbedarf, weil hier besonders viele Kinder aus einem Elternhaus mit geringem Bildungsstatus kommen. Österreichweit fallen 14% der Volksschulen in diese Kategorie, an den Neuen Mittelschulen (NMS) rund 30%, an den AHS-Unterstufen hingegen nur 7%. 4.1.2. Sozialräumliche Angebote für Jugendliche In der Stadt Krems sind neben den städtischen Sport- und Freizeitbetrieben wie der Badearena, der Kunsteisbahn, der Sporthalle Krems, dem Stadion und verschiedenen Sportplätzen auch rund 477 Vereine angesiedelt. Zudem gibt es in der Stadt ein breitgefächertes Angebot an kulturellen, sozialen und bildenden Einrichtungen, wovon sich auch einige an Jugendliche richten. Einen Überblick über sämtliche Institutionen, Vereine und Clubs bietet die Homepage der Stadt Krems. In diesem Abschnitt wird vorrangig auf den Versorgungsraster in Bezug auf relevante außerschulische Angebote für Kinder und Jugendliche in der Stadt Krems eingegangen. a) verbandliche Jugendarbeit: Krems bietet neben 100 Sportvereinen und 36 Musikvereinen ein unzähliges Angebot in den Bereichen Freizeit und Hobby, Heimat und Dorf, Jugend, Sport und Spiel, Kunst und Kultur, Motor, Politik, Sparen, Tiere, Regionen und Tourismus, Umwelt und Ökologie sowie wirtschaftsnahe Vereine. Die Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 26
Pfadfinder, die Jungschar, die Jung-Feuerwehren oder die Fußball- und Handballvereine stellen u. A. eine wesentliche Ressource in der verbandlichen Jugendarbeit dar. b) offene Jugendarbeit: Der Verein Impulse Krems als gemeinnütziger Verein widmet sich seit 1998 der offenen, niederschwelligen Jugendarbeit im Raum Krems. Die JugendbetreuerInnen und Sozialarbeiterinnen begleiten unter den Grundsätzen von Freiwilligkeit, Verschwiegenheit, kostenlos und anonym oder akzeptanzorientiert junge Kremserinnen und Kremser in verschiedenen Einrichtungen, Lebenswelten und Settings. Während die mobilen JugendarbeiterInnen die Jugendlichen in ihren Lebenswelten z.B. in Rehberg, in der Mitterau, in Lerchenfeld, im Stadtpark, am Bahnhof, in Einkaufszentren oder in der Fußgängerzone aufsuchen und sich mit ihnen für die Verbesserung ihrer Lebensweltbedingungen einsetzen, bietet das Jugendzentrum Pulverturm vorwiegend Freizeitangebote, Aktivitäten zu Kreativität, Ausdruck und Bewegung sowie alltagsbegleitende Maßnahmen im Pulverturm an. Das Jugendmagazin DasHelmut fördert zudem neben schriftstellerischem und grafischem Ausdruck Jugendkultur in engerem Sinn. Die Jugendberatungsstelle JUB sowie GirlsOnly haben ihren Schwerpunkt neben geschlechtssensibler Arbeit vor allem in der Beratung und Begleitung Jugendlicher bei ihren individuellen Anliegen. Im Rahmen von Krems Interkulturell, der Fachstelle für Integration sowie der Asylkoordination werden zudem verschiedene sprachfördernde und partizipative Freizeitangebote und diverse Begleitungsangebote für junge Menschen mit nichtösterreichischer Herkunft geboten. Die Jugendkoordinationsstelle zeigt sich hingegen für die Förderung von Beteiligung junger Menschen am gesellschaftlichen Geschehen sowie diverser Schul- und Partizipationsprojekte verantwortlich. c) institutionelle Jugendarbeit: Krems beherbergt ein breitgefächertes Angebot an sozialen, kulturellen, gesundheitsbezogenen oder themenspezifischen Einrichtungen, wovon sich viele mit ihren Aktivitäten auch an junge Menschen richten. Die institutionellen Angebote für Jugendliche in Krems reichen von Beratungsangeboten wie z. B. dem Berufsinformationszentrum im AMS, psychologische und medizinische Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 27
Beratung, Kinder- und Jugendanwaltschaft, Schuldnerberatung oder Suchtberatung bis hin zu Betreuungs- und Begleitungsangebote wie z.B. das Jugendcoaching, Rainbows, Psychotherapiezentren, Kinderschutzzentrum und Jugendnotschlafstelle in St.Pölten, Jugendstation im Universitätsklinikum Krems, Schülerhort oder verschiedenen Lerninstituten. Viele dieser Angebote sind allerdings meist nur sehr hochschwellig in Verbindung mit Terminvereinbarung oder Übernahme von Kostenbeiträgen erreichbar. Darüber hinaus stehen zuweisungsgebundene Maßnahmen wie z.B. Neustart, Lehrlingscoaching, Jugendintesivbegleitung oder Angebote der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung, welche auch oft in einem Zwangskontext angeordnet werden. Ein unbürokratisch erreichbares Beratungsangebot für Jugendliche hingegen stellt die Schulsozialarbeit x-point in der NMS Krems und dem BG/BRG Piaristen dar. Allerdings ist dies nur für SchülerInnen der Schulen, in denen x-point tätig ist, zugänglich. d) Treffpunkte im öffentlichen Raum: Neben dem Bahnhof, diversen Parks und Spielplätzen stellen vor allem die Donaulände, das Erholungsgebiet am Kremsfluss und die Erlebnis- und Freizeitparks wie z.B. die Funcourts in Lerchenfeld und Rehberg sowie der Sport- und Freizeitpark „Schwarzer Platz“ in der Mitterau beliebte Aufenthaltsorte von Jugendlichen in Krems dar. Der Bahnhofsplatz, der Stadtpark sowie Kinderspielplätze sind jedoch häufig von Konflikten verschiedener NutzerInnengruppen geprägt. Im Sommer wird zudem das Freibad gern von Jugendlichen frequentiert, im Winter ist der Eislaufplatz ein beliebter Treffpunkt. Zu beliebten Treffpunkten zählen auch die Einkaufszentren Mariandl und Bühl Center sowie das Fastfood Restaurant McDonalds, da sie über freien WLAN-Zugang verfügen. Neben Parkhäusern rund um den Bahnhof, Schulzentrum und Ringstraße werden zudem auch diverse Parkplätze wie z.B. an Tankstellen gerne als Freizeitort genutzt. Überwiegend männliche Jugendliche ab 17 Jahren treffen sich hier, da sie die Möglichkeit haben, ihre Autos zu parken und ungestört Musik aus dem Kofferraum zu hören. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 28
e) Gastronomie und Freizeitstätten: Neben der Badearena und der Sporthalle Krems ist auch die Kunsteisbahn ein beliebter Freizeitort. Die Nutzung ist jedoch saisonal eingeschränkt sowie mit Eintritt und Nutzungsgebühr verbunden. Jugendliche halten sich außerdem in ihrer Freizeit gerne in Kaffeehäusern und Lokalen wie z.B. Shishabars oder dem Stadtcafe Ulrich auf, wo sie allerdings dazu angehalten sind, etwas zu konsumieren. Das Angebot von Abendlokalen, Tanzveranstaltungen bzw. Clubbings oder Schulbällen ist in Krems zahlreich. Bedingt durch veränderte Jugendschutzbestimmungen werden die Zugänge zu Szenelokalen und diversen Partys bzw. Veranstaltungen jedoch für Jugendliche unter 18 Jahren immer schwieriger. Nur mehr wenige Lokale wie z.B. das Amadeus am Pfarrplatz, die Shishar Keyif oder das Phönix in der Schwedengasse gewähren jungen Menschen unter der Volljährigkeit Zutritt. Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 29
4.2 Qualitative Analyse aus der Sicht von ExpertInnen und jugendrelevanten Einrichtungen Folgende Institutionen werden im Rahmen der Sozialraumanalyse befragt, um fachkundige Einschätzungen zu div. relevanten Themenbereichen zu erhalten: Allgemeine Sonderschule ͦ Arbeitsmarktservice Krems ͦ BRG Kremszeile ͦ Bundesschülerheim Krems ͦ Come Pass – Jugendnotschlafstelle ͦ Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie ͦ Familien- und Beratungszentrum ͦ Freiwillige Feuerwehr Egelsee, Hollenbrug, Thallern ͦ Girls Only ͦ informelle MultiplikatorInnen in der Jugendarbeit ͦ Jugendcoaching Caritas und FAB ͦ Jub – Jugendberatung ͦ Jugendzentrum Pulverturm ͦ Justizanstalt Stein ͦ Kinderfreunde Krems ͦ Kinder- und Jugendhilfe Magistrat Krems ͦ Mobile Jugendarbeit SeeYou ͦ NMS Krems ͦ Pfadfinder Egelsee und Krems ͦ Polytechnische Schule Krems ͦ Polizeiinspektion Krems ͦ Privatmittelschule Mary Ward ͦ Produktionsschule Gobelsburg ͦ Psychologische Diagnostik und Psychotherapie ͦ Schuldnerberatung Krems ͦ Schülerhort Lerchenfeld und Stein ͦ SV Cardea Rehberg und Hollenburg ͦ Universitätsklinikum Krems – Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde ͦ Verein für waidgerechtes Fischen ͦ Verein Neustart ͦ Verschönerungs- u. Dorferneuerungs-verein Gneixendorf ͦ Volksschulen Hafnerplatz, Lerchenfeld und Rehberg ͦ x-point Schulsozialarbeit 4.2.1. Soziale Probleme und lebensweltliche Herausforderungen in Krems a) Gesellschaftliche und Familiäre Entwicklung Für ein gesundes Heranwachsen von Kindern und Jugendlichen sind neben einem entwicklungsfördernden Elternhaus (z.B. verlässliche Bindung, wohlwollende Kontrolle, Erwachsene als Vorbild) auch adäquate Bildungseinrichtungen (Schule als Vorbereitung fürs Leben sowie Basis für Demokratie), außerschulische Institutionen (verbandliche und offene Jugendarbeit), Peers als Vorbild, Entwicklungs- und Gestaltungsräume im öffentlichen Raum oder adäquate Unterstützungsangebote wichtige Grundlagen für die psychosoziale Entwicklung. Veränderte Familienmodelle, Digitalisierung der Lebenswelt von Jugendlichen oder Konsumorientierung der Gesellschaft sind nur einige der täglichen Herausforderungen Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems 30
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