Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit

Die Seite wird erstellt Florian Gabriel
 
WEITER LESEN
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
Sozialraumanalyse von
 Lebenswelten junger
 Menschen in Krems

          2018

 Fokus offene Jugendarbeit

____________________

            Verein Impulse Krems
             Jugendkoordination

         Ringstraße 23, 3500 Krems
                   0676/840803204
           office@impulse-krems.at
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
Inhaltsverzeichnis

      Vorwort
1.     Einleitung ........................................................................................................................4
2.     Auftrag und Forschungsziel .............................................................................................5
3.     Forschungsgegenstand ...................................................................................................6
     3.1     Sozialraum und Lebensweltorientierung ...................................................................6
     3.2     Jugendliche und ihre Herausforderungen heute .......................................................7
     3.3     Offene Jugendarbeit .................................................................................................8
     3.4     Zielsetzung der Sozialraumanalyse und Forschungsfragen....................................11
     3.5     Methodik und Vorgehensweise ..............................................................................13
4.     Sozialraumanalyse und Forschungsergebnisse ............................................................17
     4.1     Quantitative Bestandsaufnahme ............................................................................17
           4.1.1 Stadt Krems Daten und objektive Lebensbedingungen ...................................17
           4.1.2 Sozialräumliche Angebote für Jugendliche ......................................................26
     4.2     Qualitative Analyse aus der Sicht von ExpertInnen / Einrichtungen ........................30
           4.2.1 Soziale Probleme und lebensweltliche Herausforderungen .............................30
                     a) Gesellschaftliche und Familiäre Entwicklung…………………………………30
                      b) Erfahrungen zu Gewalt, Rassismus, Suchtverhalten u. A. ………………...32
                      c) Mobilität…………………………………………………………………………...33
                      d) Jugendbeteiligung……………………………………………………………….35
                      e) Kultur- und Generationsübergreifendes Zusammenleben………….………35
                        f) Soziale Netzwerke - Virtuelle Welt……………………………………….…..37
           4.2.2 Sichtweisen auf Freizeit, Lebensraum und Unterstützungsangebote................38
                     a) Freizeitverhalten……………………………………………………..…………..38
                     b) Jugendräume und Treffpunkte……………………………………………...….39
                      c) Soziale Infrastruktur…………………………………………………………..…41
           4.2.3 Kooperation und Netzwerkarbeit von ExpertInnen / Einrichtungen ................. 43
     4.3     Qualitative Analyse aus der Sicht der Jugendlichen ...............................................45
                      a) Freizeitverhalten und Treffpunkte der Jugendlichen……………………..….45
                      b) Mobilität………………………………………………………………………..…46
                      c) Herausforderungen der Jugendlichen…………………………………….…..46
                      d) Wünsche und Ideen zur Gestaltung des Lebensraumes……………….…..48
     4.4     Stadtteilbezogene Analyse .....................................................................................49
     4.5     Analyse der Empfehlungen aus dem Jugendentwicklungsplan 2002......................56
5.     Resümee ......................................................................................................................58
6.     Empfehlungen für die Zukunft .......................................................................................62
      Quellenverzeichnis

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                                                                2
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
Vorwort

Ein wesentliches Arbeitsprinzip der offenen Jugendarbeit ist es, Angebote und
Maßnahmen an die Bedarfe und Lebenswelten der jungen Menschen anzupassen. Da
es in der täglichen Arbeit oft an Zeit und Rahmenbedingungen fehlt Statistiken zu
erheben, Daten und neue Entwicklungen genau zu beleuchten oder sich
handlungsfeldübergreifend       auszutauschen,   freut   es   mich,    nach   20   Jahren
Jugendarbeit bzw. 16 Jahre nach dem 1. Jugendentwicklungsplan in Krems, inne
halten und über den Zeitrahmen von knapp einem Jahr in Forschungs- und
Analysetätigkeiten arbeiten zu dürfen.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Zahlen und Fakten zusammenzutragen,
Erfahrungen und Einschätzungen von ExpertInnen und NetzwerkpartnerInnen
einzuholen und Jugendliche aus verschiedensten Milieus zu ihren täglichen
Bedürfnissen und Herausforderungen zu befragen. Von Februar bis Dezember 2018
führen drei sehr fachkompetente KollegInnen gemeinsam mit mir Analyse- und
Evaluierungstätigkeiten sowie zahlreiche Interviews durch. Dabei können wir neben
der Erhebung verschiedenster Zahlen und Statistikmaterialien in gesamt 46
ExpertInneninterviews und rund 80 Befragungen von Jugendlichen ein umfassendes
Bild der aktuellen Lebenswelten junger Menschen in Krems erhalten. Die Ergebnisse
der vorliegenden Analyse sollen nun als Arbeitsgrundlage für die Adaptierung bzw.
den Ausbau der offenen Jugendarbeit Krems in den nächsten Jahren dienen.

Abschließend darf ich mich bei allen Mitwirkenden für die wertvollen Inputs und
Erkenntnisse sowie die konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Ein großer Dank gilt
unserem Auftraggeber und Kooperationspartner, der Stadt Krems. Herzlichen Dank
für eine jahrzehntelange gemeinsame Arbeit für Kinder und Jugendliche in Krems.

DSA Manuela Leoni
Geschäftsführerin Verein Impulse Krems

                                                                      Krems, Jänner 2019

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                3
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
1. Einleitung
Die Stadt Krems mit knapp 30.000 EinwohnerInnen (davon rd. 5.000 Nebenwohnsitz)
ist NÖ-weit nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsstandort, sondern auch bekannt als
Schul- und Bildungsstadt mit rund 6.600 SchülerInnen sowie 13.000 StudentInnen. Mit
mehr als 100 Vereinen sowie zahlreichen Sozial-, Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und
Gesundheitseinrichtungen ist sie eine der lebenswertesten Städte in Europa.

Im Jahr 1998 wurde die erste niederschwellige (außerschulische, nichtverbandliche,
professionelle) Jugendeinrichtung, das Jugendzentrum Pulverturm, gegründet.
Aufbauend auf dem Jugendentwicklungsplan im Jahr 2001 sowie verschiedener
Leitlinien- und Qualitätsprozesse der Kinder- und Jugendhilfe NÖ konnten
verschiedene Maßnahmen und Angebote in der offenen Jugendarbeit in der Stadt
etabliert werden. Unter dem Verein Impulse Krems entstanden neben der Mobilen
Jugendarbeit See You und der Jugendberatungsstelle JUB Integrationsangebote im
Rahmen von Krems Interkulturell, ein Jugendmagazin DasHelmut sowie die
geschlechtssensiblen Aktivitäten GirlsOnly und das Ferienspiel Krems. Die
Jugendkoordination forciert die Entwicklung und Steuerung der verschiedenen
Maßnahmen und fördert die Beteiligung junger Menschen an der Gestaltung ihrer
Lebensräume. Zudem konnte Schulsozialarbeit unter dem Verein Young in der NMS
sowie in einigen höheren Schulen aufgebaut werden.

Die Stadt Krems ist eine florierende Stadt: Die Stadtteile verändern sich, die
Bevölkerung wächst, StudentInnen und NeuzuzüglerInnen aus verschiedenen
Nationen prägen das Stadtbild, gesellschaftliche Veränderungen bringen neue
Herausforderungen. Dies erfordert unter anderem eine stetige Weiterentwicklung und
bedarfsgerechte Adaptierung der niederschwelligen Jugendarbeit.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                         4
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
2. Auftrag und Forschungsziel
Anlässlich „20 Jahre offener Jugendarbeit Krems“ beauftragt die Stadt Krems den
Verein Impulse Krems, den Sozialraum junger Menschen der Stadt sowie die
Bedingungen und Herausforderungen der Lebenswelten vor Ort zu beleuchten. Dafür
gilt es aktuelle Zahlen und Rahmen zu evaluieren, Veränderungen aufzuzeigen,
bestehende Maßnahmen zu hinterfragen, aktuelle Bedarfe zu orten und adäquate
Angebote zu entwickeln. Folgende Themenbereiche stehen im Rahmen der
Sozialraumanalyse im Mittelpunkt der Forschungstätigkeiten:

          Erhebung objektiver Daten im Vergleich der letzten Jahre sowie im Ausblick
          Evaluierung aktueller lebensweltlicher Herausforderungen und Bedarfe
           Jugendlicher in Krems
          Aufzeigen von Lebensräumen und Unterstützungsangeboten junger Menschen
           sowie Ressourcen und Herausforderungen in den einzelnen Stadtteilen
          Überprüfung von Passgenauigkeit vorhandener Angebote und Maßnahmen
          Beleuchtung der Zusammenarbeit bestehender Einrichtungen sowie Nutzung
           von Synergien
          Erhebung der Beteiligung junger Menschen am gesellschaftlichen Geschehen

Ziel ist es,         durch quantitative     Datenerhebung,       aktuelle Bestandsaufnahme
sozialräumlicher        Angebote      sowie     die   Beleuchtung      von    Strukturen    und
Versorgungssituationen ein aktuelles Bild der Lebenswelt junger Menschen in Krems
zu       erhalten.   Zudem       werden   im    Rahmen    von     ExpertInneninterviews     aus
unterschiedlichen Handlungsfeldern sowie der Befragung von Jugendlichen in
verschiedenen         Settings    qualitative   Erhebungen      angestellt.   Diese   vermitteln
wesentliche Eindrücke zur Bewertung der aktuellen Situation.

Die Ergebnisse dieser Analyse sowie daraus resultierende Empfehlungen sollen als
Grundlage für die Weiterentwicklung der niederschwelligen Kremser Jugendarbeit in
den nächsten Jahren dienen. Ziel ist es, zukünftige Maßnahmen zur Verbesserung der
Lebensweltbedingungen junger Menschen in Krems auf bestehende Angebote,
Netzwerke und Ressourcen aufzubauen.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                      5
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
3. Forschungsgegenstand

3.1     Sozialraum und Lebensweltorientierung
Der Begriff Sozialraum bzw. Sozialraumorientierung hat seinen Ursprung in der
Soziologie sowie in der Pädagogik und ermöglicht es in der Analyse, die räumliche
Umgebung in Verbindung mit dem sozialen Handeln zu bringen. So ist mit Sozialraum
nicht nur ein sozialgeografisch begrenzter Raum wie z.B. ein Stadtteil oder eine
Region gemeint, sondern ein sozial konstruierter Raum – ein Lebensraum und sozialer
Mikrokosmos – in der sich gesellschaftliche Entwicklungsprozesse manifestieren. (vgl.
Kessl und Reutlinger 2010)

Das bedeutet, dass auf der Grundlage eines Raumes und der durch menschliche
Sinnzuschreibungen hinzukommenden Interpretation dieser physikalischen Distanz,
ein Sozialraum entsteht. Im Gegensatz zum physikalischen Raum existiert demnach
der Sozialraum erst, indem Menschen diesen schaffen. (vgl. Bächle 2009; Knabe
2010)

Der Begriff der Lebenswelt ergänzt zudem die subjektive Wirklichkeit und die
individuelle Sinnhaftigkeit des Sozialraumes. Die Lebenswelten von Kindern und
Jugendlichen     entstehen     meist   als   subjektive   Aneignungsräume;        während
Erwachsene       öffentliche    Räume        eher   funktional    benutzen,    stellt   die
Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit ihrer Umwelt einen eher
komplexen Prozess dar, der mit Aneignung charakterisiert werden kann. (vgl. Deinet
2005) Diese Lebenswelten sind nur zum Teil mit dem jeweiligen Sozialraum
deckungsgleich.

Zusammengefasst         kann      festgehalten      werden,      dass   eine     adäquate
Sozialraumorientierung den lebenswelt- und personenbezogenen Ansatz, der sich
qualitativer und individueller Zugänge bedient, mit dem sozialökologischen Ansatz, der
Lebenslagen geografisch zu strukturieren und zu quantifizieren versucht, zu verbinden
um ein Höchstmaß an Adressatenorientierung und ein Mindestmaß an institutioneller
Planbarkeit zu gewährleisten.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                 6
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
3.2       Jugendliche und ihre Herausforderungen heute
1985 wurde von der UN-Generalversammlung anlässlich des „Jahres der Jugend“ der
Begriff Jugend für die Zeitspanne von 15-24 Jahre definiert. Wurde Jugend früher über
Merkmale wie der Beginn körperlicher Geschlechtsreife oder psychische und soziale
Reife definiert, ist die Jugend heute vielmehr eine eigenständige Lebensphase als ein
Übergang vom Kind zum Erwachsenen.

Gesellschaftliche      Entwicklungen        wie   veränderte      Familienstrukturen          mit
einhergehender früher Eigenverantwortung der Kinder, Studienzeiten und langes
Wohnen im Elternhaus oder der Trend zu „forever young“ „weichen“ die Jugendphase
auf. So wird heute zumeist zwischen Teenager (12-17 Jahre) und junge Erwachsene
(18-27 Jahre) unterschieden, wobei die Grenze nach oben fließend verläuft.

Die jungen Menschen hatten noch nie so viele Entfaltungsmöglichkeiten wie heute.
Verbindliche Werte und Normen sind kaum noch gegeben, die Chancen für vielfältige
Entwicklung und individuelle Biographien sind beinah grenzenlos (vgl. Rauschenbach
2012). Dies birgt jedoch auch das Risiko in sich, dass man leicht seine Orientierung
und den Halt verliert. Jugendliche werden heute mehr denn je hofiert, der Trend geht
von Elternzentriertheit der Kinder zu Kinderzentriertheit der Eltern: Kinder entscheiden
selbst über Lebensverläufe und Beziehungsmuster.

Gleichzeitig wachsen berufliche Anforderungen, Zeitstress und Mobilitätsdruck. Die
Begleitung unserer Kinder wird von der Familie häufig in betreuende Einrichtungen
sowie Schulen und Kindergärten ausgelagert oder sie verbringen ihre Freizeit oft
unbeaufsichtigt.     Ein   Anstieg     an   psychosozialen     Auffälligkeiten,     steigendes
autoaggressives       Verhalten,     gesundheitliche   Beeinträchtigungen         bis   hin   zu
psychiatrischen Störungen häufen sich.

Die Phase des Erwachsenwerdens ist heute geprägt von gesellschaftlichen
Entwicklungen wie zum Beispiel:

         ökonomische, kulturelle, politische und soziale Globalisierung bringt Chancen
          aber auch Risiken: hohe Konsumorientierung, standardisierter Lifestyle, soziale
          Netzwerke, Allgegenwertigkeit von Medien etc. (vgl. Deinet 2009)
         marktzentrierter Individualismus (vgl. Walter 2011; österr. Jugend-Wertestudie)

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                       7
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
   Verdichtung der leistungsbezogenen Anforderungen (vgl. Heitmeyer 2012)
      arbeitszentrierte Lebensführung und erhöhter Konsum als Gegenwelt zur Arbeit
       „hard work and hard relax“ (vgl. Scherr 2012)
       Wertepluralismus – verbindliche Werte und Normen lösen sich auf, Kinder und
       Jugendliche entscheiden immer mehr selbst
      soziale Erosion - soziale Strukturen wie Familie, Nachbarschaft schwinden:
       geringere    familiäre    Ressourcen,      weniger    Vorbilder   im      unmittelbaren
       Lebensumfeld,      Veränderung       der    Erziehungsziele       inkl.    wachsender
       Verunsicherung und Überforderung der Eltern, kleinere Familienstrukturen,
       Arbeitstätigkeit beider Eltern, AlleinerzieherInnen etc.
      Vernichtung jugendgemäßer Experimentierräume (vgl. Heitmayer 2012)
      Individualisierung,      Enttraditionalisierung      versus   Pluralisierung       und
       Standardisierung (vgl. „Risikogesellschaft“ Beck 1986)
      Erlebnisgesellschaft: große Verfügbarkeit vorgefertigter Spielmaterialien,
       vielfältige Freizeitangebote einhergehend mit zunehmender Zeitknappheit
      Leitbild „der flexible Mensch“: mobil, flexibel, zeitlich unbegrenzt einsetzbar,
       gegebenenfalls auch wieder freisetzbar, flexibel formbar (vgl. Krappmann 2000)

Die Lebenswelt der jungen Menschen von heute unterliegt zusammengefasst rascher
und großer Veränderungen. Sie bietet einerseits große Entwicklungschancen aber
auch hohe Risiken. Wird das Leben eines Jugendlichen von Faktoren wie
Migrationshintergrund oder alleinerziehenden Eltern beeinträchtigt bzw. treten
vorübergehende Irritationen oder negative Belastungen auf, wirkt sich dies rasch auf
z.B. Bildungsverlauf, gesundheitliche Entwicklung etc. aus.

Ein gesundes Aufwachsen der jungen Menschen erfordert an die rasche Entwicklung
und aktuellen Veränderungen angepasste Wege. Die gesamte Gesellschaft inklusive
all ihrer Einrichtungen und politischen EntscheidungsträgerInnen sind gefordert
mitzugestalten und neue Wege zu bestreiten.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                    8
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
3.3    Offene Jugendarbeit
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts starten die ersten Ansätze für eine verbandliche
Jugendarbeit, die sich wesentlich als familienergänzend versteht und es sich zur
Aufgabe macht, Kindern und Jugendlichen förderliche Rahmenbedingungen für ein
gedeihliches Aufwachsen zu garantieren (z.B. katholische Jugend, Pfadfinder). Diese
Ansätze der außerschulischen Jugendarbeit sind bis heute verbandlich organisiert und
beruhen wesentlich auf dem unentgeltlichen Engagement von Erwachsenen bzw.
freiwilligen BürgerInnen. Durch den Zuwachs verschiedener Kultur-, Bildungs- und
Sportverbände ist das Angebot mittlerweile sehr vielfältig. Die Wirkung der
verbandlichen    Jugendarbeit     hat     jedoch   aufgrund   von   Zugangshürden   wie
Mitgliedschaft, Mitgliedsbeiträgen und zeitlich bzw. organisatorisch vorgegebenen
Nutzungsregeln eine beschränkte Reichweite.

Ab den 60er Jahren entwickeln sich erste Einrichtungen der offenen Jugendarbeit.
Anfängliche autonome Jugendinitiativen, selbstorganisierte Clubs und Jugendtreffs
werden bald von professionell angeleiteten Partizipationsprojekten sowie pädagogisch
angeleiteten Jugendzentren abgelöst.

Neben freizeitpädagogischen Ansatzpunkten hat die offene Jugendarbeit heute die
Rolle eines sozialpädagogischen Bildungsangebotes sowie eine Unterstützungs- und
Betreuungsfunktion für Kinder und Jugendliche übernommen. Sie bewegt sich mit
ihren niederschwelligen Angeboten zwischen sozialer Arbeit, Bildungsarbeit,
Kulturarbeit und Gesundheitsförderung, ist ein bedeutsamer Sozialisationsort für junge
Menschen, frei von Konsumzwängen und kommerziellen Zielen und ist ein
unverzichtbarer Teil zeitgemäßer kommunaler und regionaler Jugendpolitik.

Ziel der offenen Zugendarbeit ist es, neben der Stabilisierung und Verbesserung
individueller   Lebenssituationen         von   Kindern   und   Jugendlichen,   soziale
Benachteiligung und Ausgrenzung zu vermeiden bzw. zu reduzieren, ihre
Lebensweltbedingungen zu verbessern und gesellschaftliche Ressourcen für sie zu
erschließen.

Die Arbeit mit den jungen Menschen hat neben Beziehungs- und Vertrauensarbeit,
Freizeit-, Begleitungs- und Betreuungsangeboten, Partizipations-, Integrations- und

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                              9
Sozialraumanalyse von Lebenswelten junger Menschen in Krems 2018 - Fokus offene Jugendarbeit
Präventionsprojekten die Bereitstellung eines Lern- und Bildungsfeldes für folgende
Kompetenzen zum Inhalt:

          persönliche          Kompetenzen           wie       z.B.       eigeninitiatives     und
           eigenverantwortliches Handeln, Selbstorganisation, Körperwahrnehmung,
           Selbstbewusstsein, Eigenwirksamkeit, Risiko- und Medienkompetenz
          soziale Kompetenzen wie z.B. Konflikt- und Kooperationsfähigkeit, Toleranz,
           Respekt, solidarisches Verhalten, Kritik- und Gemeinschaftsfähigkeit
          kulturelle Kompetenzen wie z.B. Ausdrucks- und Interpretationsfähigkeit,
           gefestigte   Geschlechterrolle,     selbstbestimmtes Handeln inmitten einer
           Kulturschere
          politische      Kompetenzen         wie      z.B.      Mündigkeit,       Mitbestimmung,
           Entscheidungsfähigkeit, verantwortungsbewusster Umgang mit Natur und
           Ressourcen

Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist mittlerweile als eigenes Handlungsfeld in der
Sozialarbeit etabliert und von einem beständigen Veränderungsprozess geprägt. So
haben sich im Laufe der Zeit vielfältige Arbeitsweisen, institutionelle Formen,
konzeptionelle Grundrichtungen bzw. methodische Handlungsweisen ausgebildet.
Arbeitsprinzipien         wie    Freiwilligkeit,     Offenheit,        Akzeptanz,     Parteilichkeit,
Verschwiegenheit, Partizipation, Lebenswelt- und Sozialraumorientierung sowie
Gleichberechtigung         der    Geschlechter       haben      aber    alle   Einrichtungen    von
Jugendberatungsstellen über Partizipationsprojekte, Jugendzentren bis hin zu
aufsuchender Jugendarbeit gleich.

Die       veränderten     Voraussetzungen          bringen     neue     Herausforderungen      beim
Aufwachsen in einer pluralen, medial vernetzten und schnelllebig gewordenen
Gesellschaft. Neben Eltern und Bildungseinrichtungen sind vor allem Institutionen der
offenen Jugendarbeit gefordert, auf diese neuen Anforderungen adäquate Antworten
zu finden. Eine stetige Kooperation mit relevanten Einrichtungen, lebenswelt- und
bedarfsorientierte Ausrichtung der Angebote sowie soziale Teilhabe aller jungen
BürgerInnen bzw. ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander stellen zukünftig
zentrale Themen dar.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                           10
3.4       Zielsetzung der Sozialraumanalyse und Forschungsfragen
Eine Sozialraumanalyse ist ein Instrumentarium, welches sich Methoden der
empirischen Sozialforschung bedient, um Bedarfe und Herausforderungen von
Sozialräumen zu beleuchten sowie eine umfassende Darstellung der Bedingungen
von Lebenswelten zu ermöglichen. Bei der Durchführung wird der Blick auf den
sozialen Aneignungsraum Jugendlicher und sozialräumliche Bedingungen ihrer
Lebenswelt in quantitativer und qualitativer Form gerichtet. Eine qualitative
Evaluierung meint die Betrachtung der subjektiven Lebensbezüge und zielt auf die
Deutungs- und Handlungsmuster des Einzelnen ab. Dabei findet das Subjekt in
seinem räumlichen und sozialen Umfeld Berücksichtigung und geht daher über die
Beschreibung des sozialgeografischen Raumes mit seinen strukturellen und sozialen
Merkmalen hinaus.

Die Resultate aus der Erhebung dienen letztendlich als Grundlage für die Entwicklung
bzw.       Adaptierung    von    Konzepten           zur   Erweiterung     von   individuellen
Handlungsmöglichkeiten im subjektiven Lebensraum. (vgl. Deinert 2006)

Die Lebenswelten der Jugendlichen in Krems sind außerhalb von Familie und Schule
bzw.      Arbeitsplatz   durch   eine     Vielfalt   an    verbandlichen   Jugendangeboten,
Einrichtungen der offenen Jugendarbeit sowie Plätzen im öffentlichen Raum, Freizeit-
und Gastrostätten geprägt. Um die Passgenauigkeit der vorhandenen Angebote und
Institutionen zu überprüfen sowie Versorgungsstrukturen mit Bedarfen abzugleichen,
werden mittels Datenerhebung, Recherchearbeiten, qualitativen Analysen und
Interviews folgende Forschungsfragen beleuchtet:

         Wie viele Kinder und Jugendliche leben in den verschiedenen Stadtteilen aktuell
          und im Ausblick?

         Welchen Bedingungen bzw. Belastungsfaktoren sind junge Menschen in Krems
          ausgesetzt?

         Welche Potenziale bzw. Herausforderungen bergen die einzelnen Stadtteile in
          sich?

         Welche Angebote bzw. Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Jugendliche in
          Krems und wie werden diese genützt?

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                    11
   Wo halten sich die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit auf und welche
       Qualitäten haben diese Räume / Treffpunkte?

      Welche Konflikte / Störfelder / Probleme - insbesondere hinsichtlich eines
       generationsübergreifenden und mulitkulturellen Zusammenlebens - nehmen
       Jugendliche und Erwachsene in ihrem Umfeld wahr?

      Wie sehr sind Jugendliche mobil bzw. fühlen sie sich in ihrer Mobilität
       eingeschränkt?

      Wie kommunizieren Jugendliche? Welchen Stellenwert hat die virtuelle Welt?

      Wo und wie werden junge Menschen an gesellschaftlichen Prozessen beteiligt?
       Werden     sie    in   politische   /    gesellschaftliche   Entscheidungsfindungen
       miteinbezogen?

      Wie    arbeiten    Einrichtungen        und   SteakholderInnen    der   Jugendarbeit
       (schulische, außerschulische, offene, institutionelle Jugendarbeit) zusammen
       bzw. werden Synergien genützt?

      Welche Relevanz haben bestehende Einrichtungen der außerschulischen
       Jugendarbeit und wie werden sie genützt?

      Wurden die Empfehlungen aus dem Jugendentwicklungsplan umgesetzt?
       Welche offenen Maßnahmen haben heute noch Relevanz?

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                  12
3.5       Methodik und Vorgehensweise

Im Zeitrahmen März bis November 2018 sind SozialarbeiterInnen des Verein Impulse
Krems kontinuierlich in den verschiedenen Stadtteilen von Krems sowie in diversen
Institutionen unterwegs, um die Fragestellungen mit Hilfe angemessener und
wissenschaftlich erprobter Methoden zu untersuchen. Augenmerk wird bei der
Erhebung auch auf bisher „nichtbespielte“ Stadtteile wie Egelsee, Krems Süd,
Gneixendorf etc. gelegt.

Der Forschungsprozess selbst teilt sich in folgende Arbeitsschritte:

a) Quantitative Bestandsaufnahme der Lebenswelt Jugendlicher
         Erhebung     sozialtopographischer      Daten     (Ab-    und   Zuwanderung,
          Altersentwicklung der Stadtteile, Migrationshintergrund etc.)
         Recherche der objektiven Lebensbedingungen in den Stadtteilen bzw.
          Belastungsfaktoren der jungen Menschen (Familienstruktur, Bildungsstand,
          Delinquenz, Arbeitslosigkeit etc.)
         Erhebung sozialräumlicher Strukturen und Bedingungen (Freizeiträume,
          Angebote, Einrichtungen etc.)
         strukturierte Stadtteilbegehungen (Wo halten sich die Jugendlichen auf und mit
          welcher Motivation / welchem Nutzen?)
         Evaluierung Umsetzung Jugendentwicklungsplan
         Recherche von jugendrelevanten Schlüsselpersonen und MultiplikatorInnen

b) Qualitative Analyse aus der Sicht der Jugendlichen
         Identifizierung von Zielgruppen und ihren Aufenthaltsorten (Lebensweltraster)
         Interviews und Diskussionsrunden – Erhebung der Gewohnheiten, Ressourcen,
          Bedarfe, Herausforderungen der jungen Menschen in Krems
         Stadtteilbegehungen mit den Jugendlichen

c) Qualitative       Analyse     aus      der   Sicht     von   StakeholderInnen    und
      jugendrelevanten Einrichtungen
         Erarbeitung eines Versorgungsrasters in den Stadtteilen und Erhebung
          jugendrelevanter Einrichtungen bzw. StakeholderInnen

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                               13
   ExpertInneninterviews      –    Erhebung      der     Ressourcen,       Bedarfe,
          Herausforderungen der jungen Menschen sowie (mögliche) Angebote
         Erhebung Vernetzungs-, Kooperations- und Koordinationsstrukturen

d) Datenauswertung, Analyse, Resümee, Empfehlung

Überblick über angewandte Methoden

Quantitative Datenerhebung
Die       sozialtopografische     Datenforschung     dient    der   Untersuchung       von
Bevölkerungsstruktur, sozialen Verhältnissen, Netzwerken, Infrastruktur sowie
Lebensweltbedingungen. So kann ein Überblick über Sozialraumbedingungen wie z.B.
soziale Vereine, Bildungseinrichtungen etc. geschaffen werden. Die Erfassung der
Institutionen    und    jugendrelevanten    Einrichtungen     erfolgt   mit   Hilfe   eines
Versorgungsrasters.

Strukturierte Stadtteilbegehung

Die strukturierte Stadtteilbegehung ermöglicht eine differenzierte Einschätzung der
sozialräumlichen Bedingungen eines Ortes und die Kenntnis bzw. das Verständnis der
lebensweltlichen Situation der dort ansässigen Bevölkerung.

Generell wird auf die sozialräumlichen Zusammenhänge eingegangen, die für die
Jugendlichen Bedeutung haben. Damit sind nicht nur die örtlichen und institutionellen
Strukturen in Stadtteilen gemeint, die im Lebenszusammenhang Jugendlicher eine
Rolle spielen, sondern auch welche Aneignungsmöglichkeiten und Ressourcen
Jugendliche wahrnehmen können.

Die Methode erfolgt in zwei Schritten. In einem ersten Beobachtungsverfahren
erfolgen mehrmalige Rundgänge zu unterschiedlichen Tageszeiten in einem
abgegrenzten Gebiet, ohne mit den dort anzutreffenden Personen Kontakt
aufzunehmen (Beobachtungsphase). Nach den Rundgängen werden bestimmte
Routen festgelegt und die erfolgten Beobachtungen regelmäßig dokumentiert. Nach
der schriftlichen Dokumentation der Infrastruktur werden Begehungen durchgeführt,
wobei das Augenmerk diesmal vor allem auf Hinweisen wie Graffitis, Schriftzüge,

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                 14
Anwesenheit von Personen, Stimmungen, Atmosphäre, Spuren von Alkohol,
Zigarettenstummel, Drogen etc. liegt.

Im zweiten Schritt steht die aktive Kontaktaufnahme der Jugendlichen an ihren
gewählten Treffpunkten im Mittelpunkt (Befragungsphase), wodurch die systematische
Erfassung    der    sozialräumlichen      Zusammenhänge   mit   ihren   vielschichtigen
Wechselwirkungen ermöglicht wird. (vgl. Deinet 2006)

ExpertInneninterviews / Institutionenbefragungen

Durch die Befragung von Einrichtungen, welche mit Jugendlichen arbeiten, zeigt sich
ein umfassendes Bild der Einschätzungen bezüglich der sozialräumlichen Stärken und
Schwächen einer bestimmten Region aus ExpertInnensicht.

Die Fragen zielen u.a. auf die soziale Infrastruktur, die Einschätzung der aktuellen
Situation Jugendlicher, ihrer Herausforderungen und Bedarfe sowie auf Kenntnisse
bestehender Jugendkulturen ab.

Die Institutionenbefragung erfolgt mittels Leitfadeninterview mit ExpertInnen der
jeweiligen Einrichtung. Durch einen Gesprächsleitfaden mit offenen Fragestellungen,
die genügend Spielraum für Beschreibungen und Erklärungen lassen, wird ein
sogenannter „roter Faden“ ermöglicht. Das Gespräch erfolgt strukturiert, wodurch die
Vergleichbarkeit der Gesprächsinhalte und Ergebnisse gewährleistet sein soll.

Gleichzeitig stellen die ExpertInneninterviews einen Beitrag dar, um die Vernetzung
jugendrelevanter Einrichtungen voranzutreiben und sind als Basis für zukünftige
Kooperationen sowie Lobbyarbeit anzustreben.

Jugendbefragungen
Um möglichst vielfältige Informationen zu erhalten, wird in qualitativen Befragungen
kein standardisiertes Erhebungsinstrument mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten,
sondern ein Interviewleitfaden eingesetzt, in dem zuvor festgelegte Fragen offen zu
beantworten sind. Die qualitativen Interviews sollen Jugendliche im Einzel- und
Gruppensetting dazu einladen, in erzählender Weise eine eigene Perspektive zu
entfalten.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                             15
Ein wesentlicher Aspekt, der bei der Analyse berücksichtigt werden muss, ist die
selektive Weitergabe von Informationen. Die Sozialraumanalyse darf kein Wissen, das
gegen Jugendliche verwendet werden könnte, zur Verfügung stellen sowie keine
Grundlage für die Kontrolle Jugendlicher im öffentlichen Raum oder repressives
Vorgehen bieten.

Es ist für Jugendliche eine wertschätzende Erfahrung, nach ihren Interessen,
Bedürfnissen und Sichtweisen gefragt zu werden. Dies birgt jedoch die Gefahr in sich,
Erwartungen bei den Jugendlichen zu wecken, die nicht erfüllt werden können. Auch
dieser Sachverhalt ist in die Methodenauswahl sowie in die Gesprächsführung mit
einzubeziehen.

Die Interviews mit den jungen Menschen finden im Rahmen von Workshops mit
verschiedenen SchülerInnen, in diversen Anlaufstellen der offenen Jugendarbeit, in
Vereinslokalen sowie im öffentlichen Raum statt.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                           16
4. Sozialraumanalyse und Forschungsergebnisse

4.1.   Quantitative Bestandsaufnahme
Für die quantitative Bestandsaufnahme werden Daten der Statistik Austria „Ein Blick
auf die Gemeinde – Krems“ (2018), aktuelle Auszüge aus dem Melderegister (Stand
Mai 2018) und Daten des Arbeitsmarktservices herangezogen.

Daten der Österreichischen Raumordnungskonferenz, die seit Mitte der 1970er-Jahre
die Berechnung regionalisierter Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung für die
politischen Bezirke bzw. die NUTS III-Regionen beauftragt, werden ebenfalls
verwendet. Die ÖROK-Regionalprognosen werden für den Zeitraum 2014-2030 neu
bearbeitet und können eine wichtige Grundlage für eine vorausschauende Planung
darstellen. Die Veröffentlichung erfolgt in der ÖROK-Schriftenreihe als Band Nr. 196/I
(Bevölkerungsprognose) und 196/II (Prognose Erwerbspersonen).

4.1.1 Stadt Krems Daten und objektive Lebensbedingungen

a) Lage der Stadt Krems

Das Stadtgebiet ist in 10 Stadtteile gegliedert. Alle Stadtteile bis auf Egelsee und
Krems-Süd sind zu einem Stadtgebiet verwachsen. (Abbildung 1: Quelle Magistrat Krems)

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                            17
Krems an der Donau ist mit 24.596 EinwohnerInnen die fünftgrößte Stadt
Niederösterreichs und liegt 70 km westlich von Wien. Zählt man auch die Personen
mit Nebenwohnsitz dazu, beläuft sich die Zahl auf 29.602.

Abbildung 2: Haupt- und Nebenwohnsitze je Kremser Stadtteil (Quelle: Magistrat Krems, 2018)

                                 Haupt- und Nebenwohnsitze je Kremser Stadtteil
     Personen - Gesamt           (Österreicher + Ausländer) HWS            Personen - Gesamt                (Österreicher + Ausländer) NWS
 7 000

                                                        6 002
 6 000

 5 000

                                                                                                  3 628

                                                                                                                                          3 307
 4 000
                                                            2 168

                                                                                      2 094
 3 000

                                                                                                                         2 015
                                                                                                               1 773
                                                                            1 486
                                      1 172
                         1 080

 2 000
                                                                    908

                                                                                                                             700
                                                                                                      670
                                                  430

                                                                                                                                              357
                                                                                337

 1 000

                                                                                                                                    291
                 233

                                                                                                                   181
          177

                                                                                          158
                             115

                                          114

                                                                      74
                                                67

                                                                                                                                   29
         24

                12

     0

Als Statutarstadt erfüllt sie sowohl Aufgaben einer Gemeinde als auch eines Bezirks,
darüber hinaus ist sie Verwaltungssitz des Bezirks Krems-Land. Die Stadt ist heute
Handelsstadt, Kulturstadt sowie Schul- und Universitätszentrum.

b) Bevölkerungsstand und –struktur

Die Wohnbevölkerung der Stadt Krems mit gesamt knapp 30.000 Personen zeichnet
sich u. A. durch die Diversität der BewohnerInnen von rund 110 Nationen aus aller
Welt aus. Aktuell sind rund 22% der Bevölkerung nicht österreichischer Herkunft.

 Nach Staatsangehörigkeit
 Österreich                                                     20.645                          ca. 84 %
 Nicht-Österreich                                               3.951                           ca. 16 %

 Nach Geburtsland
 Österreich                                                     19.278                          ca. 78 %
 Ausland                                                        5.318                           ca. 22 %
Abbildung 3: AusländerInnen und ÖsterreicherInnen im Ausland geboren; nach Herkunftsländern mit
Hauptwohnsitz und Nebenwohnsitz in Krems (Quelle: Magistrat Krems, 2018)

               Ausländer*innen und ÖsterreicherInnen (im Ausland geboren)
                     nach Herkunftsländern mit HWS/NWS in Krems

                                                Afghanistan; 108 Bosnien und
                                                                Herzegowina; 450
                             Sonstige; 1191                           Bulgarien; 95

                                                                                   Deutschland; 945

               Ungarn; 327

     unbekannt/ungeklärt;                                                               Irak ; 85
            373                                                                         Kosovo; 55
                                                                                        Kroatien; 99

                                                                                       Mazedonien; 212
               Türkei; 249
                                                                                      Polen; 190
      Tschechische Republik;
               185
                   Syrien; 118

                      Slowakei; 320

                            Serbien; 182
                        Russische Föderation;                     Rumänien; 1491
                                145

Die Bevölkerung Österreichs wächst durch Zuwanderung. Demnach wird auch in der
Stadt Krems die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung ansteigen, wie aus
den ÖROK-Regionalprognosen abzulesen ist. Derzeit leben in Krems 3951 Nicht-
ÖsterreicherInnen. Zum Ende des Prognosezeitraums am 1. Jänner 2030 werden in
Krems 5403 im Ausland geborene Menschen leben, ca. 21 % der Gesamtbevölkerung
bzw. um 54,7 % mehr als 2014. Die Gruppe der Menschen aus EU-Ländern wie
Rumänien wird besonders vom Zuwachs betroffen sein.

Der Bevölkerungsanteil Jugendlicher im Alter von 12 bis 18 Jahre mit
Hauptwohnsitz in Krems beläuft sich 2018 auf 5,9 % der Gesamtbevölkerung (1446
Jugendliche). 297 Jugendliche davon sind AusländerInnen bzw. ÖsterreicherInnen,
die im Ausland geboren wurden. Aktuell leben in den Stadtteilen Mitterau, Weinzierl,
Krems-Altstadt sowie Lerchenfeld und Rehberg die meisten jungen Menschen.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                                  19
Der Bevölkerungsanteil der 6 bis 11-Jährigen mit Hauptwohnsitz in Krems beläuft
sich aktuell auf 1126 Kinder, das entspricht 4,6% der Gesamtbevölkerung. Der
Bevölkerungsanteil der 0 bis 5-Jährigen mit Hauptwohnsitz in Krems liegt bei 1072
Kindern, das entspricht 4,4, % der Gesamtbevölkerung.

Abbildung 4: Bevölkerungsstruktur 0 bis 18-Jährige mit HWS je Stadtteil (Quelle: Magistrat Krems, 2018)

              Bevölkerungsstruktur 0 bis 18-Jährige mit HWS je Stadtteil
                                    0-5 Jahre    6-11 Jahre    12-18 Jahre
      900

                                                      787
      800

      700                                           609
                                                   600

      600

      500

      400

      300
                                                                      142

      200
                                                                              137
                                                                     123
                                                                    105
                                    93
                                   82

                                                                             81
                                                                             78
                                  71

                                                                                             71
                                                              68
                                                              67
                            65

                                                                                            62
                                                              60

      100
                           54
                          44

                                                                                           44
                                            40
                                           25

                                                                                                  17
                   16

                                          15

                                                                                                  14
            12
            11

                   9

                                                                                                  9
            8

                   8

                                                                                    8
                                                                                    6
                                                                                    3

       0

Die Darstellungen der Bevölkerungsstruktur der 0 bis 18-Jährigen beziehen sich auf
Daten, die vom Magistrat Krems zur Verfügung gestellt werden (Stichtag 1. März
2018). Hier ist zu beachten, dass Egelsee und Scheibenhof bei der Auflistung der
Stadtteile getrennt, Mitterau, Weinzierl, Langenloiserberg und Krems-Altstadt als
Krems zusammengefasst dargestellt werden.

Die    ÖROK-Regionalprognosen              geben      auch      Auskunft      über   die    zukünftige
Entwicklung der Altersstruktur. Wie sich österreichweit abzeichnet, wird auch in
Krems die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre vorerst noch stagnieren,
aber künftig als Folge der Zuwanderung und der damit indirekt verbundenen leicht
ansteigenden Geburtenzahlen wieder zunehmen.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                             20
Am 1. Jänner 2018 werden 4152 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 19 Jahre
in Krems gezählt (Statistik Austria), 2030 werden es 4553, um 11,5 % mehr sein als
im Vergleichsjahr 2014 mit 4083 Kinder und Jugendlichen. Die Stadtteile Mitterau,
Lerchenfeld mit dem Schwerpunkt Landersdorf, Weinzierl und die Altstadt werden
zukünftig den größten Zuwachs an jungen Menschen mit Migrationshintergrund haben.
In Rehberg und Gneixendorf ist die Zahl der unter 18-Jährigen gesamt gesehen
ebenso im Steigen inbegriffen.

Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren wird hingegen nicht
über den gesamten Prognosezeitraum bis 2030 wachsen. Ausgehend von 15.160
Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren zum 1. Jänner 2018 scheint das Maximum
erreicht. Danach wird das Erwerbspotenzial sinken, da in den 2020er Jahren mehr
Menschen vom Erwerbs- ins Pensionsalter wechseln als im jüngeren Alter bzw. durch
Zuwanderung hinzukommen. Somit wird die Zahl der 20 bis 64-Jährigen im Jahr 2030
mit 14.464 um 2,8% im Vergleich zum Jahr 2014 (14.881 Personen im Erwerbsalter)
rückläufig sein.

Bevölkerungsbewegung der Stadt Krems 2017

     Geburten             Sterbefälle          Zuzüge              Wegzüge
        256                   312               1.997                1.954

c) Schulstadt Krems

Die Stadt Krems ist mit über 25 Schulen und Hochschulen eine traditionelle Schulstadt.
Mit Stichtag 1. Jänner 2018 besuchen 6.644 SchülerInnen eine Pflichtschule, AHS
oder BHS und 13.364 Studierende eine der 5 Hochschulen und Universitäten.

Die aktuellen Zahlen aller PflichtschülerInnen und deren Verteilung in den jeweiligen
Schulen für das Schuljahr 2018/19 wurden vom Schulamt zur Verfügung gestellt.

 Übersicht der Bildungseinrichtungen in der Stadt Krems

 Kindergärten
 12 öffentliche Kindergärten                                               620 Plätze
 7 private Kinderbetreuungseinrichtungen                               keine Angaben

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                            21
Pflichtschulen                                    SchülerInnen gesamt: 1.527
                                               (SchülerInnenzahlen für das Schuljahr 2018/19)
                                                  Auswärtige    KremserInnen        Gesamt
 Volksschule Lerchenfeld                                     3               163         166
 Volksschule Rehberg                                         0                79           79
 Volksschule Hafnerplatz                                     2               109         111
 Volksschule Stein                                           2               110         112
 Volksschule Egelsee                                         0                31           31
 Öffentliche Volksschulen                                    7               492         499

 International School Krems                                40                  22          62
 Volksschule Mary Ward                                     69                 116         185
 Volksschule Pädagogische Akademie                         42                 150         192
 Private Volksschulen                                     151                 288         439
 GESAMT Volksschulen                                      158                 780         938

 Neue Mittelschule                                         28                 224         252
 Neue Mittelschule Mary Ward                              169                  99         268
 GESAMT Neue Mittelschule                                 197                 323         520

 Polytechnische Schule                                     keine Zahlen vorhanden
 Allgemeine Sonderschule                                   23                 46          69
 GESAMT Pflichtschulen                                    378               1149        1527

 Allgemeinbildende Höhere Schulen                  SchülerInnen gesamt: 2.672
 BRG Ringstraße                                                                           731
 BORG                                                                                     423
 BRG Kremszeile                                                                           800
 Mary-Ward-Privat-ORG                                                                     129
 BG und BRG Piaristen                                                                     589

 Berufsbildende Schulen                            SchülerInnen gesamt: 2.401
 BHAK&BHASCH, VinoHAK                                                                     410
 HBL für Tourismus (HLF)                                                                  513
 HTL Bautechnik                                                                           869
 HL Mode & Wirtschaft (HLM, HLW)                                                          386
 Landwirtschaftliche Fachschule                                                           223

 Horte 2017/2018 (Quelle: Statistik Austria)
        Anzahl              Kinder gesamt           darunter mit Mittagessen in der Anstalt
           4                        298                          246 (82,6 %)

 Hochschulen und Universitäten                       Studierende gesamt: 13.364
 Donau-Universität Krems, Universität für Weiterbildung                                 8.702
 IMC Fachhochschule                                                                     2.720
 Danube Private University (DPU)                                                        1.494
 Kirchliche Pädagogische Hochschule                                                       448
 Karl Landsteiner Privatuniversität für                                                   300
 Gesundheitswissenschaften

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                       22
weitere Bildungseinrichtungen:
     Haus der Musik, Musikschule Krems, Hafnerplatz 2
     Katholisches Bildungswerk, Pfarrplatz
     Stadtbücherei & Mediathek, Körnermarkt 14
     Volkshochschule Krems, Obere Landstraße

In den letzten 10 Jahren ist die Stadt Krems zu einer Universitätsstadt
herangewachsen (6.731 Studierende im Jahr 2009, 13.364 Studierende zum
Jahresbeginn 2018) und zukünftig wird auch vermehrt Augenmerk auf den Ausbau
dieser Bildungseinrichtungen gelegt.

Die Zahlen der Schuleinpendler aus dem Jahr 2015 zeigen auf, dass 5.427
SchülerInnen und Studierende täglich nach Krems pendeln. 4.633 kommen aus einem
anderen Politischen Bezirk bzw. aus einem anderen Bundesland.

d) Wirtschaftsstandort Krems

Im Jahr 2018 sind insgesamt 2.021 Betriebe in der Stadt Krems angesiedelt. Zu den
größten Betrieben des Arbeitsmarktbezirkes Krems zählen Voestalpine Krems GmbH
(ca. 590 Beschäftigte), Brantner Österreich GmbH (ca. 540 Beschäftigte), Voestalpine
Krems Finaltechnik GmbH (ca. 210 Beschäftigte), Dynea Austria GmbH (ca. 180
Beschäftigte), Penn Gesellschaft m.b.H. (ca. 170 Beschäftigte), Franz Schütz GmbH
(ca. 130 Beschäftigte), Kemira Chemie GesmbH (ca. 120 Beschäftigte) uvm. (Stand
2017).

Zu den größten Dienstleistungsbetrieben des Arbeitsmarktbezirkes Krems gehören
die Volksbank Krems-Zwettl AG (ca. 610 Beschäftigte), die Donau Universität Krems
(ca. 530 Beschäftigte), IMC Fachhochschule Krems GmbH (ca. 440 Beschäftigte),
Brantner Österreich GmbH (ca. 300 Beschäftigte), Regina TextilreinigungsGmbH (ca.
290 Beschäftigte), Stadt Krems (ca. 190 Beschäftigte) uvm. (Quelle: NÖ
Wirtschaftskammer, Stand 2017).

Ende Oktober 2018 beläuft sich die durchschnittliche Arbeitslosenquote im
Arbeitsmarktbezirk auf 7,4 %. Im Durchschnitt sind monatlich 2.613 Personen
vorgemerkte Arbeitslose, davon 1.119 Frauen und 1.494 Männer.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                          23
Im Vorjahr sind 11% der vorgemerkten Arbeitslosen Jugendliche bis 24 Jahre, 38 %
25 bis 44 Jahre und 51% ab 45 Jahren. Von ihnen haben 42 % eine
Pflichtschulausbildung,       37%   eine     Lehrausbildung      und     21%      einen   höheren
Ausbildungsabschluss. 36 % der Arbeitslosen sind Langzeitarbeitslose über 6 Monate.
Ende      Oktober    2018     kommen       auf   33   gemeldete         offene    Lehrstellen      43
Lehrstellensuchende (19 Frauen, 24 Männer). (Quelle: AMS Krems)

e) Belastungsfaktoren

Laut der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit kommen Studien
übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass psychosoziale Auffälligkeiten und
Entwicklungsverzögerungen bei Kindern und Jugendlichen stark zunehmen. Rund
20% der Kinder und Jugendlichen in Österreich zeigen Auffälligkeiten im Bereich der
seelischen Gesundheit. Belastungsfaktoren sind u. A. Überforderungssituationen der
Eltern,     brüchiger        werdende      Beziehungen,       Mehrkindfamilien,           Herkunft,
Armutsgefährdung,        Leistungsdruck       oder    Rückzug      in     insolierende        digitale
Erfahrungswelten.

Die Abteilung GS6 der Niederösterreichischen Landesregierung erhebt jährlich
beeinflussende Faktoren im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfeplans, der in fünf
Schritten aufgebaut ist: a) Sozialraumbeschreibung (Sozialatlas), b) Ortung von
riskanten Lebensbedingungen (sozialer Belastungsindex), c) Analyse und Bewertung
der     Praxis    der   Zuweisung       zu    Hilfeformen,    d)    Bestandserhebung             und
Bestandsdokumentation und e) Bedarfsermittlung ambulanter und stationärer Hilfen
sowie der Formulierung von Handlungsbedarfen und Handlungsempfehlungen.

Für die Stadt Krems werden die Ergebnisse der Sozialraumbeschreibung (Sozialatlas)
sowie     der    riskanten    Lebensbedingungen       in   den     Jahren        2012   und     2017
zusammengefasst und Entwicklungstendenzen sichtbar gemacht.

An dieser Stelle werden die Daten zur allgemeinen Sozialstruktur, zur positiven
Infrastruktur, zu belastenden Sozialstrukturen und der Hilfe zur Erziehung (HzE)-
Belastungsindex aufgeführt.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                            24
Sozialraumbeschreibung (Sozialatlas)                        Vergleichsdaten 2012/2017
          Kriterien             2012      2017    Absolute      NÖ-          Tendenz
                                                   Zahlen      Schnitt

 Allgemeine Sozialstruktur
 Kinderreichtum                 0,19      0,3                   0,49     zunehmend
 Geburtenanzahl                 8,5       10,4                  9,16     zunehmend
 Bevölkerungsanteil unter 18    0,16      0,15                  0,18     rückläufig
 Jahre
 Haushalte mit Kindern          0,34      0,30                  0,40     rückläufig

 Positive Infrastruktur         0,50      0,50                  0,40
 Kinderbetreuung
Abbildung 5: Förderbedarf in Volksschulen (Quelle: Wiener Zeitung, 12.12.2018)

In diesen Schulen besteht großer Förderbedarf, weil hier besonders viele Kinder aus
einem Elternhaus mit geringem Bildungsstatus kommen. Österreichweit fallen 14% der
Volksschulen in diese Kategorie, an den Neuen Mittelschulen (NMS) rund 30%, an den
AHS-Unterstufen hingegen nur 7%.

4.1.2. Sozialräumliche Angebote für Jugendliche

In der Stadt Krems sind neben den städtischen Sport- und Freizeitbetrieben wie der
Badearena, der Kunsteisbahn, der Sporthalle Krems, dem Stadion und verschiedenen
Sportplätzen auch rund 477 Vereine angesiedelt. Zudem gibt es in der Stadt ein
breitgefächertes Angebot an kulturellen, sozialen und bildenden Einrichtungen, wovon
sich auch einige an Jugendliche richten. Einen Überblick über sämtliche Institutionen,
Vereine und Clubs bietet die Homepage der Stadt Krems.

In diesem Abschnitt wird vorrangig auf den Versorgungsraster in Bezug auf relevante
außerschulische Angebote für Kinder und Jugendliche in der Stadt Krems
eingegangen.

a) verbandliche Jugendarbeit: Krems bietet neben 100 Sportvereinen und 36
Musikvereinen ein unzähliges Angebot in den Bereichen Freizeit und Hobby, Heimat
und Dorf, Jugend, Sport und Spiel, Kunst und Kultur, Motor, Politik, Sparen, Tiere,
Regionen und Tourismus, Umwelt und Ökologie sowie wirtschaftsnahe Vereine. Die

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                    26
Pfadfinder,   die   Jungschar,    die     Jung-Feuerwehren    oder   die   Fußball-   und
Handballvereine stellen u. A. eine wesentliche Ressource in der verbandlichen
Jugendarbeit dar.

b) offene Jugendarbeit: Der Verein Impulse Krems als gemeinnütziger Verein widmet
sich seit 1998 der offenen, niederschwelligen Jugendarbeit im Raum Krems. Die
JugendbetreuerInnen und Sozialarbeiterinnen begleiten unter den Grundsätzen von
Freiwilligkeit, Verschwiegenheit, kostenlos und anonym oder akzeptanzorientiert junge
Kremserinnen und Kremser in verschiedenen Einrichtungen, Lebenswelten und
Settings.

Während die mobilen JugendarbeiterInnen die Jugendlichen in ihren Lebenswelten
z.B. in Rehberg, in der Mitterau, in Lerchenfeld, im Stadtpark, am Bahnhof, in
Einkaufszentren oder in der Fußgängerzone aufsuchen und sich mit ihnen für die
Verbesserung ihrer Lebensweltbedingungen einsetzen, bietet das Jugendzentrum
Pulverturm vorwiegend Freizeitangebote, Aktivitäten zu Kreativität, Ausdruck und
Bewegung      sowie    alltagsbegleitende     Maßnahmen      im   Pulverturm   an.    Das
Jugendmagazin DasHelmut fördert zudem neben schriftstellerischem und grafischem
Ausdruck Jugendkultur in engerem Sinn.

Die Jugendberatungsstelle JUB sowie GirlsOnly haben ihren Schwerpunkt neben
geschlechtssensibler Arbeit vor allem in der Beratung und Begleitung Jugendlicher bei
ihren individuellen Anliegen. Im Rahmen von Krems Interkulturell, der Fachstelle für
Integration sowie der Asylkoordination werden zudem verschiedene sprachfördernde
und partizipative Freizeitangebote und diverse Begleitungsangebote für junge
Menschen mit nichtösterreichischer Herkunft geboten. Die Jugendkoordinationsstelle
zeigt sich hingegen für die Förderung von Beteiligung junger Menschen am
gesellschaftlichen Geschehen sowie diverser Schul- und Partizipationsprojekte
verantwortlich.

c) institutionelle Jugendarbeit: Krems beherbergt ein breitgefächertes Angebot an
sozialen, kulturellen, gesundheitsbezogenen oder themenspezifischen Einrichtungen,
wovon sich viele mit ihren Aktivitäten auch an junge Menschen richten. Die
institutionellen Angebote für Jugendliche in Krems reichen von Beratungsangeboten
wie z. B. dem Berufsinformationszentrum im AMS, psychologische und medizinische

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                27
Beratung, Kinder- und Jugendanwaltschaft, Schuldnerberatung oder Suchtberatung
bis hin zu Betreuungs- und Begleitungsangebote wie z.B. das Jugendcoaching,
Rainbows, Psychotherapiezentren, Kinderschutzzentrum und Jugendnotschlafstelle in
St.Pölten,    Jugendstation    im    Universitätsklinikum      Krems,   Schülerhort      oder
verschiedenen Lerninstituten.

Viele dieser Angebote sind allerdings meist nur sehr hochschwellig in Verbindung mit
Terminvereinbarung oder Übernahme von Kostenbeiträgen erreichbar. Darüber
hinaus    stehen     zuweisungsgebundene       Maßnahmen            wie      z.B.   Neustart,
Lehrlingscoaching,     Jugendintesivbegleitung    oder      Angebote    der    Kinder-   und
Jugendhilfe zur Verfügung, welche auch oft in einem Zwangskontext angeordnet
werden. Ein unbürokratisch erreichbares Beratungsangebot für Jugendliche hingegen
stellt die Schulsozialarbeit x-point in der NMS Krems und dem BG/BRG Piaristen dar.
Allerdings ist dies nur für SchülerInnen der Schulen, in denen x-point tätig ist,
zugänglich.

d) Treffpunkte im öffentlichen Raum: Neben dem Bahnhof, diversen Parks und
Spielplätzen stellen vor allem die Donaulände, das Erholungsgebiet am Kremsfluss
und die Erlebnis- und Freizeitparks wie z.B. die Funcourts in Lerchenfeld und Rehberg
sowie der Sport- und Freizeitpark „Schwarzer Platz“ in der Mitterau beliebte
Aufenthaltsorte von Jugendlichen in Krems dar. Der Bahnhofsplatz, der Stadtpark
sowie    Kinderspielplätze    sind   jedoch   häufig     von    Konflikten    verschiedener
NutzerInnengruppen geprägt.

Im Sommer wird zudem das Freibad gern von Jugendlichen frequentiert, im Winter ist
der Eislaufplatz ein beliebter Treffpunkt. Zu beliebten Treffpunkten zählen auch die
Einkaufszentren Mariandl und Bühl Center sowie das Fastfood Restaurant McDonalds,
da sie über freien WLAN-Zugang verfügen. Neben Parkhäusern rund um den Bahnhof,
Schulzentrum und Ringstraße werden zudem auch diverse Parkplätze wie z.B. an
Tankstellen gerne als Freizeitort genutzt. Überwiegend männliche Jugendliche ab 17
Jahren treffen sich hier, da sie die Möglichkeit haben, ihre Autos zu parken und
ungestört Musik aus dem Kofferraum zu hören.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                    28
e) Gastronomie und Freizeitstätten: Neben der Badearena und der Sporthalle
Krems ist auch die Kunsteisbahn ein beliebter Freizeitort. Die Nutzung ist jedoch
saisonal eingeschränkt sowie mit Eintritt und Nutzungsgebühr verbunden. Jugendliche
halten sich außerdem in ihrer Freizeit gerne in Kaffeehäusern und Lokalen wie z.B.
Shishabars oder dem Stadtcafe Ulrich auf, wo sie allerdings dazu angehalten sind,
etwas zu konsumieren. Das Angebot von Abendlokalen, Tanzveranstaltungen bzw.
Clubbings oder Schulbällen ist in Krems zahlreich. Bedingt durch veränderte
Jugendschutzbestimmungen werden die Zugänge zu Szenelokalen und diversen
Partys bzw. Veranstaltungen jedoch für Jugendliche unter 18 Jahren immer
schwieriger. Nur mehr wenige Lokale wie z.B. das Amadeus am Pfarrplatz, die Shishar
Keyif oder das Phönix in der Schwedengasse gewähren jungen Menschen unter der
Volljährigkeit Zutritt.

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                         29
4.2 Qualitative Analyse aus der Sicht von ExpertInnen und jugendrelevanten
   Einrichtungen

Folgende Institutionen werden im Rahmen der Sozialraumanalyse befragt, um
fachkundige Einschätzungen zu div. relevanten Themenbereichen zu erhalten:

Allgemeine Sonderschule         ͦ Arbeitsmarktservice Krems       ͦ   BRG Kremszeile             ͦ
Bundesschülerheim Krems ͦ Come Pass – Jugendnotschlafstelle ͦ Facharzt für
Kinder- und Jugendpsychiatrie ͦ       Familien- und Beratungszentrum           ͦ   Freiwillige
Feuerwehr Egelsee, Hollenbrug, Thallern ͦ Girls Only ͦ informelle MultiplikatorInnen
in der Jugendarbeit ͦ Jugendcoaching Caritas und FAB ͦ Jub – Jugendberatung ͦ
Jugendzentrum Pulverturm ͦ Justizanstalt Stein ͦ Kinderfreunde Krems ͦ Kinder- und
Jugendhilfe Magistrat Krems ͦ Mobile Jugendarbeit SeeYou ͦ NMS Krems ͦ Pfadfinder
Egelsee und Krems ͦ Polytechnische Schule Krems ͦ Polizeiinspektion Krems ͦ
Privatmittelschule Mary Ward       ͦ Produktionsschule Gobelsburg ͦ         Psychologische
Diagnostik und Psychotherapie ͦ Schuldnerberatung Krems ͦ Schülerhort Lerchenfeld
und Stein ͦ    SV Cardea Rehberg und Hollenburg ͦ Universitätsklinikum Krems –
Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde         ͦ   Verein für waidgerechtes Fischen ͦ
Verein Neustart      ͦ   Verschönerungs- u. Dorferneuerungs-verein Gneixendorf ͦ
Volksschulen Hafnerplatz, Lerchenfeld und Rehberg ͦ x-point Schulsozialarbeit

4.2.1. Soziale Probleme und lebensweltliche Herausforderungen in Krems

a) Gesellschaftliche und Familiäre Entwicklung

Für ein gesundes Heranwachsen von Kindern und Jugendlichen sind neben einem
entwicklungsfördernden      Elternhaus    (z.B.   verlässliche   Bindung,    wohlwollende
Kontrolle, Erwachsene als Vorbild) auch adäquate Bildungseinrichtungen (Schule als
Vorbereitung fürs Leben sowie Basis für Demokratie), außerschulische Institutionen
(verbandliche und offene Jugendarbeit), Peers als Vorbild, Entwicklungs- und
Gestaltungsräume im öffentlichen Raum oder adäquate Unterstützungsangebote
wichtige Grundlagen für die psychosoziale Entwicklung.

Veränderte Familienmodelle, Digitalisierung der Lebenswelt von Jugendlichen oder
Konsumorientierung der Gesellschaft sind nur einige der täglichen Herausforderungen

Sozialraum- und Lebensweltanalyse Krems                                                    30
Sie können auch lesen