Piet aut dollaborro dolentur - Kirche im Wandel - BDKJ Bayern
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AU AUSSGGAABBEENNRR. .0041 IIIV I // 220021 0 9 katholisch. politisch. aktiv. in bayern. Piet aut dollaborro dolentur Kirche im Wandel Perspektiven auf den Synodalen Weg
INHALT 03 HAUSDRÖFERS KLARTEXT 19 BEWEGEN 28 Ist unsere Kirche noch zu retten? Premiere – Nürnberger Forum FEIERN 2020 online zu Jugend in Bewe- & VERABSCHIEDEN 06 gung // Für ein besseres Klima in Bayern! // DOSSIER Gott hat den Menschen frei 29 geschafften // „Wenn die Prophe- ten einbrächen/durch Türen der Nacht ..." // WIR sind der Synodale 21 BEWIRKEN TIPPS Kanditat*innen gesucht // SeelenZuckerl // Kann ich das? Weg // Macht und Machtmiss- Bayern muss vorangehen beim Will ich das? Darf ich das? // brauch // Stimmen zum Klimaschutz und nicht hinter- IDEENreich für Nachhaltigkeit // Synodlen Weg – Blitzlichter aus her // KLJB und BDKJ: Gemeinsa- dem Landesvorstand // mer Religionsunterricht schafft neue Räume // UNERHÖRTE Ju- 15 FREI—>WILLIG gendkorbinianswallfahrt 2020 // Offenes Ohr für die Anliegen der Jugendverbandsarbeit // Bildung Digitale Begegnung – FSJ ist mehr als Schule // Let‘s talk Bildungsarbeit // Mal laut about // Katholische Jugendver- gedacht bände: Mit Erasmus+ den europä- ischen Zusammenhalt stärken // 18 KENNENLERNEN Verbot von Jugendarbeit ist der falsche Weg // Holger Adler: „Wir brauchen eine Kirche, die partizipativ ist und den Gleichheitssatz lebt“ Impressum Herausgeber: Fotos: Bestellservice: Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern e.V. BDKJ Bayern (falls keine andere Quelle angegeben). Daniela Früchtl Landwehrstraße 68 Verantwortlich für Bildnisrechte sind die jeweiligen Tel.: 089 / 532931 - 17 80336 München Bildsteller*innen. daniela.fruechtl@bdkj-bayern.de Tel.: 089 / 53 29 31 - 0 Titelbild: istock.de, Khosrork Druck: Fax: 089 / 532931 - 11 Rückseite: istock.com, Kritchanut KreiterDruck, Wolfratshausen landesstelle@bdkj-bayern.de Dossier: Seite 4/5: istock.de, ThitareeSarmkasat / Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier, www.bdkj-bayern.de Seite 15: istock.de, Serhii Mudruk / Seite 20: canva.com chlorfrei gebleicht V.i.S.d.P.: Interviews und Schwerpunktartikel: Daniel Köberle Soweit nicht anders angegeben ohne redaktionelle Ände- rungen. Redaktion: Daniel Köberle, Christoph Schreiber bai erscheint drei- bis viermal im Jahr Layout: elfgenpick Ilse Martina Schmidberger
Ist unsere Kirche noch zu retten? HAUSDÖRFERS K L A R T E X T E s wird wieder einmal heiß diskutiert in der katholischen Kirche, der Synodale Weg hat dem Austausch einen orga- nisatorischen Rahmen gegeben und selbst die Corona-Pande- Besteht unter diesen Voraussetzungen also überhaupt noch Hoffnung für die katholische Kirche in Bayern und Deutsch- land? mie hat die Dynamik nicht ausbremsen können. Eine Beobachtung macht mir persönlich Hoffnung: Der Sy- Was im Vergleich zu früheren Diskussionsprozessen gleich- nodale Weg und die Diskussionen in seinem Umfeld zeigen geblieben ist, ist die Auswahl der Themen: Zölibat, Frauen sehr eindrucksvoll, dass katholische Kirche in Deutschland und Sexualmoral. viele engagierte, tatkräftige und kommunikationsfähige Christ*innen in ihren Reihen zählt – junge und alte, muti- Was sich geändert hat, ist der Druck und die Notwendigkeit, ge und streitbare Menschen, tief verwurzelt im christlichen angesichts des Missbrauchsskandals und steigender Aus- Glauben, aber auch mitten in der Welt stehend. Christ*innen, trittszahlen endlich zukunftsfähige die sich nicht einfach von kirchlichen und glaubwürdige Antworten zu finden. Amts- und Würdenträgern abkanzeln Kirche hat Christ*innen, lassen, sondern die ihre Vision von Kir- Fest steht: Die oben genannten Themen die ihre Vision von Kirche che mutig in Worte bringen. werden im Rahmen des Synodalen Weges nicht zufriedenstellend gelöst werden mutig in Worte bringen Was hindert uns daran, diese Vision ei- können, da sie auf Weltkirchen-Ebene ner menschenfreundlichen, offenen entschieden werden müssen und es im Moment keinerlei An- und zeitgemäßen Kirche nicht noch vielmehr Wirklichkeit zeichen dafür gibt, dass Papst Franziskus in diesen Fragen werden zu lassen? Entscheidungen treffen wird. Wie es ganz praktisch funktionieren kann, dafür geben Ju- Große Hoffnungen, dass sich wirklich etwas ändert, haben gendverbände seit Jahrzehnten ein praktisches Beispiel: Be- dementsprechend die wenigsten Katholik*innen, wie aktu- gegnung auf Augenhöhe, demokratisches Leitungshandeln, elle Umfragen zeigen. Selbst in den katholischen Jugendver- Offenheit für alle Menschen auf der Suche. bänden ist das Thema nicht wirklich präsent. Und in Gesprä- chen mit jungen Menschen, die nicht kirchlich aktiv sind, Fangen wir also lieber heute statt morgen an, kreativ und wird schon gar nicht mehr verstanden, um was da eigent- bunt Kirche zu sein. Dann wird unser Glaube vielleicht auch lich gestritten wird: Muss ich mich ernsthaft im Jahr 2020 wieder für (junge) Menschen interessant und die Institution für die rechtliche und institutionelle Gleichberechtigung Kirche auch in der Außenwahrnehmung wieder mehr zu ei- von Frauen stark machen? Wieso sollte sich eine Glaubensge- nem Ort für die wirklich relevanten Fragen im Leben. meinschaft das Recht anmaßen, über mein Sexual- und Be- ziehungsleben zu urteilen? Viele, auch kirchlich engagierte Menschen verlassen das sinkende Schiff, sprich: sie treten aus der Institution Katho- lische Kirche aus und leben ihren Glauben und ihr Engage- ment anderswo. Eine Option, für die sich im Moment gerade auch viele junge Menschen entscheiden. JENS H AUSD Ö RF ER GEIS TLICHER V ERBA NDSLEITER BDKJ BAY ERN
DOSSIER Wo steht aktuell der Synodale Weg? Schon jetzt zeichnet sich ab, dass er ein besonders beschwerlicher ist. Nicht alle wollen den gleichen Weg gehen. Viele Katholik*innen haben konkrete Wünsche und Erwartungen an das Ziel des Synodalen Wegs. Welches Ziel hat der Synodale Weg und kommen dort auch alle an? III / 2020 bai 05 5
DOSSIER Gott hat den Menschen frei geschaffen Plädoyer für Selbstbestimmung im Fokus des Synodalen Weges I m Advent 2019 haben sich die Bischöfe gemeinsam Prozess und das Wirken der Geisteskraft Gottes im Syno- mit katholischen Lai*innen auf den Weg gemacht die dalen Weg vertrauen. Die Kritiker*innen des Synodalen katholische Kirche strukturell zu verändern, eine neue Weges argumentieren dabei mit Tradition und der Heili- Haltung und Kultur zu prägen und die Verkündigung des gen Schrift. Ich möchte Ihnen gerne drei Argumente ent- Evangeliums zukunftsfähig zu gestalten. Grundlage des gegensetzen, die sich aus dem Evangelium ergeben. Synodalen Weges sind dabei die Ergebnisse der MHG-Stu- die, welche uns erneut vor Augen geführt haben, dass die Selbstbestimmung stark machen momentane Verfasstheit und auch viele Auslegungen der Offenbarung großes Leid bei vielen Menschen verursacht Wer mit der Tradition der katholischen Kirche argumen- haben. Die Studie benennt sehr deutlich den Handlungs- tiert verkennt, dass eine kirchliche Lehre sowie eine star- bedarf, welcher sich in den vier Themen des Synodalen ke Struktur der katholischen Kirche sich an Werten einer Weges ausdrückt, zu dem jeweils ein Synodalforum einge- Beziehungsethik nach dem Evangelium, an Erkenntnis- richtet wurde: Macht und Gewaltenteilung, Priesterliche sen der Wissenschaften und an der Lebenswirklichkeit Existenz heute, Frauen in Diensten der Menschen orientieren muss. und Ämtern in der Kirche sowie Se- Die katholische Kirche muss dabei xualität und Partner*innenschaft. Lehre muss Ermutigung und Abstand von Fremdbestimmung Freiheit in Mittelpunkt stellen nehmen, denn Menschen verhal- Der BDKJ macht sich seit vielen ten sich erst dann ethisch, wenn sie Jahren für Reformprozesse in aus eigenem Entschluss, kritisch der katholischen Kirche stark. Die Beschlüsse der BDKJ- und in eigener Verantwortung handeln. Die kirchliche Hauptversammlung decken sich dabei mit den Hand- Lehre muss daher die Ermutigung zur Bestimmung der lungsempfehlungen der MHG-Studie. Die deutliche Hal- eigenen Freiheit in Verantwortung in den Mittelpunkt tung des BDKJ und seiner Jugendverbände sind bekannt1: stellen. Die Kirche sollte den Menschen das Zutrauen ent- • Teilt Macht und Verantwortung! gegenbringen, dass sie kompetent eine eigene Gewissens- • Segnet gleichgeschlechtliche Paare! entscheidung treffen können. Sie in der Gewissensbil- • Ermöglicht Gleichstellung! dung zu begleiten und sie zu einem eigenständigen Urteil • Etabliert eine lebensnahe Ausbildung für zu ermuntern ist dabei die Aufgabe der Pastoral. Priester*innen! Nach einem Jahr, einer Synodalversammlung, den Regio- Dies ergibt sich nicht nur aus ethischen, sondern auch nenkonferenzen und zahlreichen Sitzungen der Synodal- aus theologischen Gründen. Der Mensch wurde als frei- foren stehen die Synodalen mitten im Diskurs. Die sehr es Gegenüber Gottes geschaffen. Gottes Entschluss den unterschiedlichen Haltungen der Teilnehmer*innen Menschen unbedingt zu lieben bedeutet, ihn als uneinge- müssen wir annehmen und auf den demokratischen schränkt frei anzuerkennen. Von daher ist es gerade aus theologischer Sicht gefordert, die menschliche Fähigkeit und Aufgabe zur Selbstbestimmung als den grundlegen- 1 Mehr zu den Beschlüssen und inhaltlichen Forderungen des BDKJ unter www.bdkj.de/themen/synodaler-weg den und unhintergehbaren Ausgangspunkt zu benennen. 6 bai III / 2020
DOSSIER Wer mit dem Naturrecht und der „göttlichen Ordnung“ ar- Aspekte korrigieren, die sexualisierte Gewalt ermöglicht gumentiert, verkennt, dass der Mensch Teil Gottes guter haben. Die kirchliche Lehre muss weiterentwickelt wer- Schöpfung ist und eine unveräußerliche Würde besitzt. den. Es braucht dazu engagierte Bischöfe und Geistliche, Jede Person ist somit zu allererst die dies in ihren Diözesen verwirk- als grundsätzlich wertvoll anzuer- lichen und sich vehement in Rom kennen. Eine Be- oder Verurteilung Vielfalt der guten für Veränderungen einsetzen. Es nach den aktuellen Maßstäben Schöpfung annehmen braucht aber auch viele Lai*innen, wird dem Menschen und seinen die die Haltung von diesen jungen Beziehungen in ihrer Tiefe, Weite Menschen unterstützen und die und Transzendenz nicht gerecht. Reformbestrebungen der katholi- Jegliche Formen des menschlichen Miteinanders, welche schen Kirche mutig unterstützen und vorantreiben. Und die Würde bewahrt und das Gegenüber nicht verletzt, sind es braucht gut ausgebildetes, verantwortliches und enga- somit auch Formen einer Gottesbeziehung. Kirchliches giertes pastorales Personal, welches junge Menschen be- Handeln und Sprechen muss sich daran orientieren. gleitet und ihre Selbstbestimmung und Verantwortungs- übernahme fördert. GREGO R P O DSCHU N Dies bedeutet konkret auch die Vielfalt der menschlichen Existenz anzuerkennen und entsprechend liturgische und pastorale Formate zu finden. Besonders deutlich wird dies in der Sexualmoral: Die Schöpfung sieht offen- sichtlich Geschlechter jenseits von cis-Frau und cis-Mann vor, ebenso wie verschiedene sexuelle Orientierungen und verschiedene Sinndimensionen menschlicher Sexu- alität. Dem zu widersprechen würde bedeuten human- wissenschaftliche Erkenntnisse zu leugnen. Es ist somit notwendig den Menschen in seiner Pluralität anzuneh- GREGOR PODSCHUN men. Aber die Akzeptanz aller sexuellen Identitäten und Gregor Podschun, geboren 1990, aufgewachsen in Orientierungen in ihrer Diversität ist nicht nur theolo- Königs Wusterhausen (Land Brandenburg) gisch geboten, sondern schon allein aus ethischen Grün- 2012 bis 2017 : Studium „Soziale Arbeit“ B.A. und den verbietet sich eine Ablehnung und Diskriminierung. Studium „Leitung – Bildung – Diversität“ M.A. 2017 bis 2020: Referent für Freiwilligendienste bei IN VIA im Erzbistum Berlin Seelsorge als Dienst am Menschen 2015 bis 2020: Ehrenamtlicher Diözesanvorsitzender des BDKJ Berlin Wer mit der Möglichkeit der Buße in herausfordernden 2015 bis 2020: Vorsitzender des Ludwig-Wolker e.V. – Situationen argumentiert verkennt, dass eine Kirche, die Katholischer Verein für internationale Jugendarbeit nicht alle Lebensformen wertschätzt, auch der kirchli- seit 2020: Hauptamtlicher Bundesvorsitzender des BDKJ chen Grundhaltung in der Seelsorge widerspricht. Pas- torale Begleitung und Seelsorge können nicht durch Vorgaben gelingen, sondern nur durch verantwortete, BDKJ BUNDESSTELLE selbstbestimmte Entscheidungen und einer Abwägung Carl-Mostertsplatz 1 von moralischen Gütern. Darin muss die Kirche Men- 40477 Düsseldorf schen begleiten. Die bisherige Haltung und Strukturen Telefon: 0211/4693-0 der katholischen Kirche hat viele tiefe Verletzungen ver- ursacht, die der Würde des Menschen widersprechen. podschun@bdkj.de Viele junge Menschen in den Jugendverbänden erwarten, dass der Synodale Weg Ergebnisse hervorbringt, die die III / 2020 bai 7
DOSSIER „Wenn die Propheten einbrächen durch Türen der Nacht …“ So beginnt ein Gedicht von Nelly Sachs „W enn das Prophetische einbräche in unsere Kirche …“ – Was passiert, wenn das Prophetische in Kir- che und Gesellschaft Raum gewinnt? oder Laien – sollten den Glauben im Miteinander wieder- beleben und vertiefen sowie die Liebe untereinander neu entzünden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war dieser Gedanke des „insieme“ – italienisch: gemeinsam – Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dem Prophetischen in eine ungeheure Provokation. unserer Kirche wieder mehr Raum zu geben. Ich vertraue darauf, dass der Geist so vielen Menschen etwas sagt und Ich glaube, dass es in unserer Kirche neben dem Prophe- sich in Ihnen regt – vor allem auch in Kindern und Ju- tischen auch die Provokation braucht, um weiterzukom- gendlichen und auch in so vielen Frauen und Männern. men. Die Themen, die sich der „Synodale Weg“ vorgenom- men hat, können provozieren, aber sie sind für die Kirche Der „Synodale Weg“, auf dem sich die Kirche in Deutsch- überlebenswichtig. land befindet, ist eine Chance, dem „Prophetischen“ Raum zu geben und die Stimmen und Meinungen so vieler zu Und ich glaube, dass mit den Themen der Synodalforen hören. Wenn ich in die Bibel hineinschaue, finde ich zahl- auch wichtige Fragen verbunden sind, denen wir uns stel- reiche Geschichten, die davon handeln, dass Menschen len müssen. aufeinander gehört haben, sich im Gebet haben leiten las- sen und dem Geist Gottes Raum gegeben haben. Aktueller Machterhalt ist nicht jesuanisch Und ich glaube, dass dies auch die (letzte) Chance unserer Da ist die Frage nach der Macht und Gewaltenteilung in Kirche in Deutschland ist, aufeinander zu hören, mitein- der Kirche. Zuletzt haben wir wieder gesehen, wie Macht ander zu ringen und gemeinsam zu schauen, wo und wie missbraucht wird, wenn ein Bischof eine Homepage ab- wir als Kirche weitergehen können. schaltet, weil dort Inhalte stehen, die ihm missfallen. Ringen um passende Worte Schon Jesus sagt uns im Evangelium im Blick auf die Machtverteilung „Bei Euch aber soll es nicht so sein“ (Mk Mich hat dies bei der ersten Synodalversammlung sehr 10,43). In meinen Augen ist Jesu Machtverständnis, die berührt, als ich gesehen habe, wie junge und alte Chris- Macht zu teilen und im Interesse der Anderen – vor al- tinnen und Christen um passende Worte gerungen, Fra- lem der Schwächeren – anzuwenden. Machterhalt, wie gen gestellt und miteinander gerungen haben und mich wir dies zuletzt oft auch in der Kirche erleben, kann nicht hat es abgeschreckt, wie manch Amtsträger fertig formu- jesuanisch sein. Darum ist es so wichtig, neu darüber lierte Redebeiträge vorgelesen und besserwisserisch und nachzudenken und auf dem Synodalen Weg darüber zu selbstherrlich geredet haben. diskutieren, wie Macht auch kontrolliert werden kann und Macht verteilt werden kann. Vinzenz Pallotti – der Gründer unserer Gemeinschaft, der von 1795 bis 1850 in Rom lebte, sprach zu seiner Zeit vom Das heißt für mich vor allem auch, dass Frauen mehr „Apostolat aller“. Das heißt: Alle – ob Priester, Ordensleute Macht und Verantwortung in der Kirche bekommen 8 bai III / 2020
DOSSIER müssen. Ich schäme mich mittlerweile für unsere Kirche, Darum aber geht es doch jetzt: entschieden und ehrlich all die Pro- wie sie mit Frauen umgegangen ist und es oft noch tut. Da bleme anzugreifen, vor denen unsere Kirche steht. Das geht aber sind hoch kompetente und gut ausgebildete hauptamtli- nicht allein, das können wir nur zusammen – alle zusammen: Män- che Mitarbeiterinnen und sie werden meist – „nur“ weil ner und Frauen, Priester und Laien. sie Frau sind und nicht geweiht werden dürfen – degra- diert. Diese Diskriminierung muss endlich aufhören. Ich Von unserem Gründer Vinzenz Pallotti stammt das Zitat: „Vernunft glaube unsere Kirche würde bunter, reicher, vielfältiger und Erfahrung beweisen, dass das Gute, das vereinzelt getan wird, und vor allem auch empathischer, wenn Frauen mehr zu spärlich, unsicher und von kurzer Dauer ist und dass selbst die sagen hätten und Verantwortung auf allen Ebenen über- hochherzigsten Bemühungen einzelner zu nichts Großem führen, tragen bekommen würden. wenn sie nicht vereint und auf ein gemeinsames Ziel hin geordnet sind.“ „Priesterliche Existenz heute“ – so heißt ein drittes The- menforum und es betrifft mich und meine Lebensform Zur Zeit der Apostel, war es guter Brauch, dass man miteinander ge- direkt. Ich habe Mitbrüder gehört, die sich darüber em- rungen hat und sich mit Themen und Fragen auseinandergesetzt pört haben, dass „andere“ über ihre Lebensform sprechen hat. Dieses Ringen und Diskutieren wurde über viele Jahrhunderte sollen. Aber tuen es wir als Priester nicht immer wieder? in Synoden und Konzilien bis heute fortgeführt. Ich hoffe sehr, dass – anderen zu sagen wie sie zu leben haben, wie sie sich der „Synodale Weg“ ein Weg und auch ein Raum wird, in dem es kei- verhalten müssen, welche moralischen Vorgaben sie ein- ne Denkverbote gibt, in dem gerungen und gestritten wird. Ein auf zuhalten haben. Wenn wir über „priesterliche Existenz“ dem der Geist lebendig spürbar ist und am Ende unsere Kirche „er- reden, dann ist es auch ein Reden darüber, was „wir“ Pries- neuert“ herauskommt, weil wir offen sind für den Dialog mit allen ter noch ausstrahlen und wo unsere Existenz eine Über- Interessierten und Beteiligten in der Kirche. Denn noch gibt es diese zeugungskraft hat. Da bin ich froh um jede Rückmeldung Interessierten und Beteiligten und diese Chance sollten wir nützen. und jeden Diskussionsbeitrag. P. CHRIS TO PH LENTZ SAC Barmherzigkeit, Offenheit und Liebe muss gelebt werden Ein letztes Forum beschäftigt sich mit „Leben in gelin- genden Beziehungen“. Erst gestern habe ich von einem Mitbruder gehört, der ein lesbisches Paar in einer liturgi- schen Feier gesegnet hat. Er wurde „angezeigt“ und muss sich nun „Kirchenoberen“ gegenüber rechtfertigen. Mich macht so etwas sprachlos und wütend. Und ich frage mich, wann endlich Barmherzigkeit, Offenheit und Liebe P. CHRISTOPH LENTZ SAC in dieser Kirche gelebt werde – auf allen Ebenen. Daher ist es dringend notwendig – um unserer eigenen Glaub- P. Christoph Lentz SAC, Jahrgang 1972, würdigkeit willen miteinander darüber zu reden, was es viele Jahre in der Jugendarbeit tätig, u.a. als BDKJ Diözesanpräses im heute heißt in Beziehung zu leben und was dabei wichtig Bistum Augsburg, seit 2017 ist – denn auch dies ist keine Frage des Geschlechts. Ausbildungsleiter der Pallottiner in Friedberg und seit 2020 Rektor des „Fünf Versuchungen, vor denen jeder Pfarrer steht“ – un- Pallotti Hauses in Friedberg. ter dieser Überschrift hat ein amerikanischer Pastor in seinem Blog sehr treffend geschrieben, was unsere Versu- PROVINZIALAT DER PALLOTTINER chungen heute sind. Unter anderem schreibt er, dass wir Vinzenz-Pallotti-Str. 14 oft so tun, als seien die Dinge besser als sie sind, wir uns 86316 Friedberg gerne die Dinge schönreden („naja so wenig waren ja jetzt 0821/60052-0 auch nicht im Gottesdienst“) und wir eher Menschen als info@pallottiner.org Probleme angreifen. III / 2020 bai 9
DOSSIER WIR sind der Synodale Weg – egal ob Jung oder Alt Überlegungen aus der Sicht der Erwachsenenbildung Ü ber 1.500 Gesichter schauen mich fröhlich und zu- versichtlich an: Jugendliche, Erwachsene, ältere Men- schen, Priester, Ordensfrauen und Ordensmänner. Sie alle Jugend“ soll lautstark ertönen, da es um die Zukunft der Kirche geht, die sich wandeln muss, um relevant zu blei- ben. Und in 10 oder 20 Jahren sind es die jetzt jungen Leu- zeigen durch ihre Fotos, dass sie dem Leitwort zustim- te, die Kirche und Gesellschaft aktiv mitgestalten sollen men: WIR sind der Synodale Weg. Auf der Startseite www. in Räten, Verbänden und in der Politik. synodalerweg.de findet sich das „Mosaik“ dieser Gesich- ter, jetzt schon winzig klein, ob der großen Anzahl der Volk Gottes auf dem Weg - mit Menschen. Klickt über man die „Liste“ weiter, findet man Christus durch die Zeit 30 Seiten mit je 50 Personen, die ihr Foto mit Namen selbst eingestellt haben. Weil sie mitdenken wollen bei diesem Die Versuchung ist groß, sich in den Synodal-Foren an großen Projekt, das von 2019 bis 2022 dauern wird. Ini- Strukturen und Organisationsformen „abzuarbeiten“, die tiiert haben es die Deutschen Bischöfe, gemeinsam mit sicherlich auch verändert werden müssen. Aber es geht dem Zentralkomitee der Katholiken in Deutschland (ZdK). eigentlich um den „Kern“ von Kirche, die keine Organi- Kirche soll und muss sich wandeln, wenn sie bedeutsam sation ist, wie eine global agierende Firma. Und deshalb bleiben will für die Gesellschaft. Aber auch innerkirch- sind „Unternehmensberatungen“ nicht immer die geeig- lich fordern Engagierte immer wieder, dass einiges refor- neten Partner, um Kirche auch theologisch in die Zukunft miert werden muss, damit „uns die Leute nicht davonlau- zu führen. Das „Volk Gottes“ ist der Akteur, das sind wir fen“. Die Kirche ist in der Krise, das zeigt sich durch einen alle! Das „pilgernde Volk Gottes, mit Christus auf dem Weg großen Vertrauensverlust, durch hohe Austrittszahlen, durch die Zeit“ sollte das Leitbild für den Synodalen Weg durch zurückgehende Kirchensteuer, und seit über zehn sein. Das „Gesichter-Mosaik“ auf der Startseite des Synoda- Jahren durch den „Missbrauchs-Skandal“, der immer noch len Wegs ist ein Bild für diese Vielfalt der Begabungen und der gründlichen innerkirchlichen Aufarbeitung bedarf. Fähigkeiten, die notwendig sind, um bis zum Jahr 2022 dieses Projekt erfolgreich so abzuschließen. Damit es Vier Foren zu vier „Brennpunkt-Themen“ weitergehen kann mit der Kirche, die getragen wird vom „Volk Gottes“, das mit Zuversicht, Vertrauen und vielen Der Synodale Weg greift in vier Foren die Themen auf, neuen Ideen die Kirche „wandeln“ will. Dazu braucht es die „wehtun“ und bei denen es „brennt“: Macht und Ge- vermutlich veränderte Strukturen, aber die sind nur das waltenteilung in der Kirche, Priesterliche Existenz heu- „Gerüst“, um den Umbau hin zu einer veränderten Kirche te, Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche, Leben möglich zu machen, deren Mitte die Bibel und Jesus Chris- in gelingenden Beziehungen. Die 230 „Synodalen“ (alle tus ist. Diözesanbischöfe und Weihbischöfe, Vertreter des ZdK und weitere ernannte Personen) treffen sich im Plenum Wenn uns die Gläubigen nicht und beraten in vier Foren im Detail diese „Brennpunkte“. mehr ertragen können… 15 junge Menschen haben ein „Ticket“ für das Mitma- chen im Synodalen Weg erhalten, das war eine gute Ent- Der Frankfurter Pfarrer Johannes zu Eltz sagte zum Syn- scheidung der Verantwortlichen. Denn die „Stimme der odalen Weg in der ZEIT: „Das Gebot der Stunde sind nicht 10 bai III / 2020
DOSSIER strukturelle Reformen, zumal die keinen Menschen zum wird im Synodalen Weg hoffentlich auch erfolgreich ge- Glauben bringen (…) Das Heiligtum ist nicht die Kirche, schehen. Aber wenn die „Basis“ schon jetzt damit anfängt, sondern Jesus Christus. Die Kirche hat Anteil an ihm, sie dann sind es die Gläubigen, die zeitnah und schnell han- wird von ihm geliebt und durch die Zeiten geführt. Aber deln können, ohne von Strukturen und aufwändiger Or- sie ist nicht ER. (….) Ämter der Kirche und die mit ihnen ganisation blockiert zu werden. Und sie können auch (für gegebene Macht sind kein Selbstzweck. Wir, die wir die viele im Klerus) „unbequeme“ Forderungen stellen, wie Ämter innehaben (…) sind Diener Gottes. Ob unser Dienst die Zulassung von Frauen zum Weiheamt. Das wäre ganz fruchtet, müssen die Gläubigen sagen. Wenn sie uns nicht im Sinne von Pfarrer zu Eltz, und auch im Sinne der Start- mehr ertragen können, müssen wir gehen. Wenn wir ihre seite des Synodalen Wegs, wo über 1.500 Personen abge- Kritik ignorieren, bleibt ihnen nur der Kirchenaustritt.“ bildet sind - und nicht nur die 230 Synodalen, die formal (DIE ZEIT, Nr. 38, 10. September 2020, S. 52). zugelassen sind bis zum Abschluss des Projektes im Jahr 2022. Jugendliche an der „Basis“ sollen mitdenken und Selbstkritisch und ehrlich sagt dieser Pfarrer, dass nicht aufrütteln. Das ist das Privileg der jungen Menschen. Las- die Amtsträger die Kirche sind, sondern WIR alle, die sen wir uns diese Chance, in Kooperation mit der Erwach- glaubwürdig die Frohe Botschaft des Evangeliums zu den senenbildung, nicht entgehen. DR. A NNELIE SE M AY ER Menschen bringen. Und das kann jede und jeder, der be- geistert von seinem Glauben erzählt – in Jugendgruppen, in Kommunion- und Firmgruppen, in der Familienbil- dung und in der Erwachsenenbildung, in Räten, Vereinen und Verbänden. Generation-Talk: get together „Erzähl mir von Deinem Glauben!“ heißt eine Gesprächs- Reihe im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried, München. Die Abendveranstaltungen sind gut besucht, mit jeweils DR. ANNELIESE MAYER einem Gast aus Kirche oder Gesellschaft, der von seinem Dr. Anneliese Mayer (Jahrgang 1956). Studium der Sozial- Glauben und seinem Leben erzählt. In Corona-Zeiten wur- pädagogik (FH), der Pädagogik, Psychologie und Theologie den ab März 2020 die Gespräche aufgezeichnet für die an der LMU München. Ehrenamtlich als Jugendliche in der Homepage www.schloss-fuerstenried.de gestellt. KLJB, dann hauptamtlich Jugendpflegerin im Landkreis Freising, Bildungsreferentin für die Landjugend und 13 Jahre bei missio München für weltkirchliche Bildung Wie wäre es, wenn Jugendliche und Erwachsene gemein- und Spendenmarketing. Seit dem Jahr 2000 im sam in einem Dekanat oder Landkreis einen „Generati- Erzbischöflichen Ordinariat München, verantwortlich onen-Talk“ zu diesem Thema zu planen, anlässlich des für die Erwachsenenbildung im Erzbistum. Synodalen Wegs. Aber nicht die Strukturdebatten sollten im Vordergrund stehen, sondern die Frage, wie man auf ERZBISTUM MÜNCHEN & FREISING AUSSERSCHULISCHE BILDUNG der Basis des christlichen Glaubens lebt und handelt. Und wenn dazu auch „Promis“ aus der Region eingeladen wer- Kapellenstraße 4 den (z.B. Landkreis-Dekan, Medien-Leute, Verantwortliche 80333 München Telefon: 089/2137-1237, 089/2137-1238 aus Politik und Wirtschaft und aus Sozialverbänden) ist Fax: 089/2137-1785 das ein Format, das sicherlich viele Interessent*innen ha- ben wird. Die Jugendstellen, die Jugendverbände und die amayer@eomuc.de Kath. Bildungswerke in den Landkreisen oder Regionen wären gemeinsam die Einladenden. Auch um zu zeigen: WIR alle sind Kirche, egal oder Jung oder Alt! Nicht nur die Amtsträger (Klerus und Räte) sollen beraten, wie Kir- che sich wandeln muss, um zukunftsfähig zu sein. Das III / 2020 bai 11
DOSSIER Macht und Machtmissbrauch Kirchliche Strukturen und eigene Rollen stetig hinterfragen D urch die intensive Beschäftigung mit dem Synoda- len Weg und seinen Anliegen im letzten Jahr ist mir folgendes immer bewusster geworden: Das Thema Macht die Strukturen, in denen Missbrauch und Vertuschung begünstigt werden. Und an dieser Stelle spreche ich noch nicht mal von den um so viel schwerwiegenderen Unge- und Machtmissbrauch in der Kirche geht wirklich uns rechtigkeiten und Diskriminierungen, denen Personen alle etwas an. aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlecht- lichen Identität oft schutzlos und unwidersprochen aus- Immer wieder stoße ich darauf, wie ich mich vermeint- gesetzt sind. lich selbstverständlich und freiwillig in der katholischen Kirche in bestehende Machtverhältnisse ein- und unter- Ich halte es für eminent wichtig, das Bewusstsein für ordne, obwohl ich das als emanzipierte, selbstbewusste die kirchlichen Strukturen und unsere eigene Rolle da- und freiheitsliebende junge Frau in der „normalen Welt“ rin immer wieder schonungslos zu reflektieren und zu nicht mache. Das schreibe ich zu großen Teilen meiner schärfen. Denn in diesem Bewusstwerden liegt meiner katholischen Sozialisation zu. So habe ich in meiner Zeit Meinung auch die große Chance für unsere kirchliche als Ministrantin beispielsweise gelernt, dass die Anrede Gemeinschaft: Es liegt an jeder und jedem einzelnen von „Herr Pfarrer“ normal ist, während uns, Kirche mit- und umzugestal- ich im Gegenzug geduzt werde; ten. Dazu gehört auch, laut zu wer- dass „Frommschauen“ ein wichti- Katholische Kirche kann sich den und laut zu bleiben. Wir dürfen ger Dienst ist und die große Schar der Hilfe Aller verändern die uns u.a. durch Sozialisation der den Priester umgebenden auferlegten Grenzen ganz bewusst Ministrant*innen rechtfertigt; sprengen. Wir dürfen die katholi- dass ich mich bei der Ministrant*innenprobe natürlich sche Lehrmeinung, wenn sie schadet, diskriminiert und nicht auf den Platz des Priesters setzen darf, weil ich als krank macht, bewusst ignorieren und anprangern. Ge- Nicht-Priester und – noch entscheidender – als Mädchen wissensfreiheit ist in der katholischen Kirche schon lan- den Platz durch mein Hinsetzen gewissermaßen „entwei- ge ein hohes Gut. Lasst uns davon mehr Gebrauch machen! hen“ würde. Wenn wir Missbrauch, Vertuschung und Verdrängung auch in den kleinsten Ausprägungen nicht mehr akzep- Diese drei Beispiele stehen für Erlebnisse, wie sie vermut- tieren und dagegen angehen, kann sich die katholische lich die meisten Katholik*innen in meinem Alter in der Kirche mit unserer Hilfe ändern. Das beginnt im Kleinen, ein oder anderen Form selbst gemacht haben. Immer geht bei jeder einzelnen Person. Und es ist verdammt schwer. es darum, dass geweihte Männer doch ein bisschen anders zu behandeln Dass sich auch auf den höheren Ebenen beziehungswei- sind und Mädchen* und Frauen* doch se im kirchlichen System etwas ändert, dafür setze ich ein bisschen weniger Rechte haben. mich mit vielen anderen auf dem Synodalen Weg ein. All diese Kleinigkeiten verstärken die Ausschlaggebend für den Anstoß des Reformprozesses Schräglage zwischen „normalen“ Men- war die 2018 veröffentlichte MHG-Studie, die sogenannte schen und Klerikern und damit auch „Missbrauchsstudie“, die einmal mehr die Ursachen für 12 bai III / 2020
DOSSIER sexualisierte Gewalt und Vertuschung dieser Gewalt im System der katholischen Kirche in Deutschland begrün- det sieht. Eine Kirchenstruktur, die systematisch diskri- miniert und krank macht, muss grundlegend reformiert werden, damit in ihr glaubwürdig die frohe Botschaft verkündet und dieser Botschaft (wieder) Gehör geschenkt werden kann. Mut und Hoffnung Ich bin überzeugt, dass es eine gerechte Kirche geben kann, in der allen Menschen unabhängig von ihrer Her- kunft, ihrer geschlechtlichen Identität oder ihrer sexu- ellen Orientierung die gleiche Würde und damit auch die gleichen Rechte zugestanden werden. Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin und auf dem Synodalen Weg viele Weggefährt*innen habe, die dasselbe Anliegen vertreten. bestätigte sich: Es ist so wichtig, sich nicht von vermeint- Ganz zu schweigen von den unzähligen Menschen, die lichen Grenzen entmutigen und einschränken zu lassen, beispielsweise in den Jugendverbänden des BDKJ aktiv sondern diesen bewusst zu begegnen. Wir dürfen selbst sind und diesen Grundsatz selbstverständlich Tag für Tag und bewusst entscheiden, wem wir die Macht über unsere leben. Das alles macht mir Mut und stärkt meine Hoff- Entscheidungen geben. Lasst uns gemeinsam viele #Mut- nung auf eine nachhaltige Veränderung des kirchlichen ausbrüche haben und uns einsetzen für echte Reformen Systems. Natürlich ist es im Moment unmöglich vorher- und eine gleichberechtigte und zeitgemäße Kirche, die zusagen, ob der Synodale Weg Erfolg haben oder scheitern für ihre Mitglieder da ist und nicht umkehrt. wird. Erwartbar ist, dass Hoffnungen auf eine „Reform V IO L A KOHLBERGER von oben“ enttäuscht werden. Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass wir uns auf den uns zugänglichen Ebenen dafür einsetzen, dass Machtschieflagen wieder gerade- gerückt werden oder wir uns zumindest nicht mehr von ihnen bestimmen lassen und damit die missbrauchsbe- günstigende kirchliche Struktur stützen. Auf meinem privaten Instagram-Account @viola_kohl- berger poste ich Inhalte zum Synodalen Weg, zur Kirchen- VIOLA KOHLBERGER politik aber auch aktuelle und historische Inhalte aus der Viola Kohlberger, geb. 1991, studierte Lehramt für katholischen Jugendverbandsarbeit. Kurz nach der Regi- Mittelschulen und promoviert seit 2015 an der onenkonferenz Anfang September 2020 habe ich mich Kath.-Theologischen Fakultät der LMU München mit Kira Beer (Bloggerin, Influencerin der Diözese Rotten- zum Thema „Kath. Jugendverbandsarbeit im Bistum Augsburg 1945-1963“. Sie ist seit 2018 burg-Stuttgart – @kira_beer) über dieses Treffen unter- Diözesanvorsitzende der DPSG Augsburg und halten und das Video auf meinem Account hochgeladen. Mitglied des Synodalen Weges. Im Nachgang spielte das Thema Macht auch in Bezug auf das Video eine große Rolle: Durch unser offenes Reden DPSG – DIÖZESANVERBAND AUGSBURG über das unmögliche Verhalten reaktionärer bayerischer Bischöfe rechnete ich in den Tagen nach der Veröffentli- Kitzenmarkt 20 86150 Augsburg chung mindestens mit Gegenwind und Ärger. Aber das Gegenteil war der Fall: Meine Gesprächspartnerin Kira v.kohlberger@dpsg-augsburg.de und ich bekamen viel positiven Zuspruch. Wieder einmal III / 2020 bai 13
DOSSIER Stimmen zum Synodalen Weg – Blitzlichter aus dem Landesvorstand Michael Kral „Damit verbinde ich den ersten groß angelegten Prozess mit Eva Jelen synodalem Charakter und Ich glaube der starker struktureller Beteili- Synodale Weg ist gungsmöglichkeit für Laien in der die letzte Chance katholischen Kirche. Hoffen wir, für die kath. Kirche dass es in der Phase der Entschei- in Deutschland. Wenn dungen auch so umgesetzt wird.“ dabei nichts rauskommt, wird die Kirche hier in der Bedeutungslosigkeit versinken, denn die meisten Katholik*innen werden sich von ihr abwenden. Florian Hoerlein „Der Synodale Weg ist für mich vor Eva Schubert allem eine Chance. „Als Teil einer Welt- Eine Chance, die in die kirche können wir Jahre gekommenen Struktu- in Deutschland nicht ren an die gelebte Kirche und alles umkrempeln, aber die heutige Lebensrealität ich erwarte, dass die ka- anzupassen. Vielleicht ist tholische Kirche in Deutschland er die Chance, der Kirche in im 21. Jahrhundert ankommt, Deutschland eine Zukunft zu Strukturen und Glaubensfragen geben. Nutzen wir sie!“ diskutiert und gegebenenfalls Änderungen verbindlich um- setzt.“ Maria Stöckl Der Synodale Weg – für mich eine Expedi- tion mit ungewissem Ausgang. Immer wieder Daniel Köberle Konflikte und Entscheidun- „Ich bin skeptisch. gen, wie es weitergehen soll. Gut Viele Erwartungen, ist, dass viele Expert*innen so- die in den Synodalen wie der Heilige Geist mitgehen. Weg gelegt wurden, sind Ich hoffe auf viele neue Entde- heute schon nicht mehr er- ckungen für eine zukunftsfähi- füllbar. Ich habe Sorge, dass die ge Kirche. Schön wäre es, wenn Ergebnisse des Prozesses viele wir uns nicht verlaufen oder zu Menschen enttäuschen wird. früh aufgeben. Schließlich glau- Womöglich wird am Schluss ben wir an diese Kirche! mit den Füßen darüber abge- stimmt.“ 14 bai III / 2020
FREI—>WILLIG Digitale Begegnung – FSJ Bildungsarbeit A rbeit mit jungen Menschen braucht Begegnung – ein Gedan- ke, der vielen Leser*innen dieses Arti- kels in dieser Zeit sicher sehr nah ist – so auch den FSJ-Referentinnen des BDKJ Bayern. III / 2020 bai 15
FREI—>WILLIG A rbeit mit jungen Menschen braucht Begegnung - ein Gedanke, der den Leser*innen dieses Artikels in dieser Zeit sicher auch sehr nah ist – so auch den FSJ-Referentinnen des BDKJ Bayern. Das Bildungskonzept im FSJ des BDKJ Bayern ist auf Begegnung ausgelegt, auf Nähe und Austausch und orientiert sich stark an den Entwicklungsprozessen ei- ner Gruppe. Die FSJ Referentinnen wur- den daher im Frühjahr vor eine große Herausforderung gestellt: Wie kann eine gute Begleitung und Vernetzung der Freiwilligen weiter möglich sein? Und wie kann gerade das sehnlich erwartete erlebnispädagogische Seminar im Mai in irgendeiner Form ersetzt werden? In der Folge wurden die sechs Seminar- teams aktiv und entwickelten ein Kon- zept für Online-Seminartage. Einen zentralen Bestandteil bildete wei- terhin der Austausch über die Arbeit an den Einsatzstellen, die sich in den meis- ten Fällen auch stark verändert hatte. miteinbezogen, indem zum Beispiel Ge- Bald war klar, dass auch das Abschluss- Das gemeinsame Erleben in der Gruppe genstände aus dem eigenen Zimmer Teil seminar im Juli nicht in vertrauter Art musste dezentralen Einzelerfahrungen einer Austauschrunde wurden oder die und Weise stattfinden konnte. Eine indi- weichen, so stellten sich Freiwillige zum Freiwilligen ihre Umgebung mit allen viduelle Reflexion des Jahres wurde auch Beispiel kleinen Herausforderungen wie Sinnen erfahren durften. Das Fazit nach in diesem Rahmen gut ermöglicht. Der einer Übernachtung im Garten, dem An- zwei intensiven Tagen, in der Wortwahl Abschied als Gruppe war von der Heraus- fertigen eines kleinen Kunstwerks aus der Freiwilligen: „Es war nicht das Glei- forderung geprägt, auch ohne persönli- Naturmaterialien oder dem Beobachten che, aber besser als kein Seminar“. Posi- chen Kontakt passieren zu müssen. Die des Sonnenaufgangs zu früher Stunde. tive Erfahrungen konnten geschaffen Gruppen entwickelten eigene Abschluss- Das Wohnumfeld der Freiwilligen wurde werden. rituale, feierten digitale Feste und boten Möglichkeiten, sich persönliche Dinge, beispielsweise in Form von Briefen, mit auf den Weg zu geben. Auch wenn trotz aller Bemühungen nicht das Gewohnte erreicht werden konnte, so werden doch alle eine bleibende Erinnerung an die gemeinsame Zeit behalten. Über den Sommer entwickelten die FSJ Referentinnen ein gemeinsames Hybrid-Konzept, welches sowohl aus digitalen als auch aus Präsenzeinhei- ten bestand. Hierfür wurde jeweils die Hälfte der Seminargruppe für drei Tage 16 bai III / 2020
FREI—>WILLIG M A L L AU T GEDACH T Aufgefallen? Wer hat bemerkt, dass wir, der BDKJ Bayern und die Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern, im Dezember 2020 keine Adventspost an unsere Jugend- und Diözesanverbände, an unsere Kooperationspartner*innen, an Bischöfe und Politiker*innen ver- schickt hat? Wie viel Adventspost erhalten diese Personengruppen? Ich kann aus unserer Geschäftsstelle berichten: Wir erhalten jedes Jahr sehr sehr viel Adventspost. Nicht falsch verstehen: Ich freue mich über jede einzelne Aufmerksamkeit, fühle mich oft auch geehrt. Vielen Dank! Dennoch frage ich mich: in das Seminarhaus geladen, während vor dem Bildschirm ist häufig anstren- Würde es mir anders herum auffal- die andere Hälfte an Online-Einheiten gender und es ist schwer zu erkennen, len, wen ich diese EINE Adventskarte teilnahm. In diesem Konzept konnten wie es dem Gegenüber geht. Gleichzeitig nicht erhalten hätte? Ich fürchte die Infektionsschutz und persönliches Ken- setzt die Situation auch neue Energien Antwort lautet: Nein, es würde mir nenlernen gut vereinbart werden. Die und Kreativität frei und erweitert das nicht auffallen. Daher haben wir in Hybrid-Seminare im November muss- Denken. Es ist erstaunlich, was online diesem Jahr ganz bewusst darauf ten der Entwicklungen geschuldet wie- möglich ist und die Kompetenz im Um- verzichtet eine Adventspost zu ver- der einem reinen Online-Konzept wei- gang mit technischen Tools entwickelt schicken und kündigen hiermit an, chen. Hierfür bereiteten die Freiwilligen sich stetig weiter. Auch das zentrale Prin- anlässlich eines anderen Hochfestes Workshops zu selbstgewählten Themen zip der Partizipation der Freiwilligen an entsprechende Aufmerksamkeiten vor. Auch dem sensiblen Thema Präven- der Gestaltung und Planung des Semi- zu verschicken. Bis dahin wünsche tion sexualisierter Gewalt konnten sie nars kann im Digitalen weiterhin umge- ich – stellvertretend für den BDKJ sich in diesem Rahmen in geeigneter setzt werden. Der Blick auf ein weiteres und die Landesstelle - euch und Ih- Weise widmen. Online-Seminar mit digitalen Projekten nen allen eine gesegnete und ruhige im Februar ist daher mit gemischten Ge- Weihnachtszeit. Passen Sie bitte auf Die Planung und Durchführung der Se- fühlen, vor allem aber auch mit Zuver- sich auf! DA NIEL KÖ BERLE minare ist seit fast einem Seminarjahr sicht verbunden. Auch hier wird wieder von Kurzfristigkeit, Umlenken und ei- gute Arbeit möglich sein! M A NUEL A S O LLER nem „Fahren auf Sicht“ geprägt. Damit ist einerseits Frustration verbunden, weil so viel verloren geht: Die Zwischentöne, die Gespräche zwischen Tür und Angel, die Geselligkeit, die Gestaltung von Be- ziehungen und der Gruppe. Die Arbeit III / 2020 bai 17
KENNENLERNEN „Gleichheit und Partizipation sind wichtige Prämissen unserer Arbeit!“ HOLGER ADLER SJ „Wir brauchen eine Kirche, die partizipativ ist und den Gleichheitssatz lebt“ „P artizipation betreiben wir schon lange in den KGHen. Die Gemeindesprecher*innen werden von der Student*innenschaft gewählt“, erzählt Holger Diskussionsabende zum festen Programm. „Wir unterstüt- zen junge Menschen in ihren Suchbewegungen. Das Leben von Student*innen entwickelt sich schnell – ihr Glaube Adler SJ. Er ist seit 2016 Student*innenpfarrer an der auch. Sie stellen sich entscheidende Fragen: Was bedeutet „Leo 11“. So bezeichnet sich die Katholische Hochschul- es für mich, Christ*in in dieser Kirche und Gesellschaft gemeinde der LMU in der Leopoldstraße 11 – mitten zu sein?“, erklärt der Jesuit. „Gleichheit und Partizipation in München-Schwabing. Mitgestaltung, Begegnung auf sind daher wichtige Prämissen unserer Arbeit – ohne Augenhöhe und Austausch sind für den Hochschulpfar- geht es nicht. Das sollte auch für die Kirche außerhalb rer fundamentale Säulen der KGH. So gehören neben den der KGH gelten!“, schließt Adler. DA NIEL KÖ BERLE gut besuchten Sonntagabendgottesdiensten auch diverse 18 bai III / 2020
BEWEGEN Premiere – Nürnberger Forum 2020 online zu Jugend in Bewegung Junge Menschen im Spiegel aktueller Jugendstudien S chauen wir auf junge Menschen, dann kommt es ganz darauf an, wann und zu welchem Zeitpunkt wir Trends widerspiegeln. Befragt wurden Anfang 2019 über 2500 junge Menschen zwischen 12 und 25 Jahren. Die Studie dies tun. Noch im Januar oder Februar fragte: Welche Rolle spielen Familie und diesen Jahres war das Bild geprägt von Freunde, Schule und Beruf, Digitalisie- Im Anschluss stellte Theresia Schäfer, Schüler*innen, die auf den Fridays for rung und Freizeit. Und ebenfalls: Wie ste- Referentin für ländliche Räume der Future-Demonstrationen gegen Klima- hen junge Menschen zu Politik, Gesell- KLJB Bayern, die Hauptergebnisse der Ju- wandel und Umweltverschmutzung schaft und Religion? gendverbandsstudie zu Bleibe- und Wan- eintraten. Im Spätherbst diesen Jahres derungsmotiven junger Menschen in sieht unser Bild ganz anders aus. Junge Die Ergebnisse der Befragung helfen ländlichen Räumen vor. Befragt wurden Menschen sind aktuell fast komplett auch junge Menschen in der aktuellen junge Menschen aus 15 Untersuchungs- aus der öffentlichen Wahrnehmung ver- Coroan-Pandemie zu verstehen, da sie kommunen aus den Diözesen Regens- schwunden und kommen nur noch als erstens verständlich machen, wer die burg und Passau. Neben einer Online-Be- zu beschulende junge Menschen oder Generation ist und zweitens zeigen, dass fragung wurden Interviews, Workshops als Corona-Überträger*innen im öffent- die Inhalte, die Jugendliche bewegen durchgeführt und ausgewertet sowie lichen Bewusstsein vor. und ins Wort bringen vielfältig sind. Zu- Kommunalpolitiker*innen, Fachkräfte sammenfassend hält der Referent fest, aus der Jugendarbeit und Expert*innen Um so interessanter war der Blick auf die dass junge Menschen in der Mehrheit aus unterschiedlichen Fachrichtungen beiden Jugendstudien aus dem Jahr 2019, eine pragmatische Grundorientierung in die Diskussionsprozesse einbezogen. die in Impulsreferaten beim Nürnberger aufweisen. Auf Entweder-Oder Fragen Die Datenauswertung der vielfältigen Forum am 23.11.2020 am Vormittag vor- geben sie eine Sowohl-als-auch Antwort. Untersuchungsmethoden zeigt, dass das gestellt wurden. Zum ersten Mal in seiner Dies betrifft u.a. die Bereiche Werte- und Leben auf dem Land von den befragten Geschichte wurde das Format der Fach- Berufsorientierung sowie die Internet- jungen Menschen als deutlich unter- tagung für ehrenamtliche, hauptamtli- nutzung. Aufhorchen ließ darüber hin- schiedlich zum Leben in der Stadt emp- che und -berufliche Mitarbeiter*innen aus, dass die soziale Herkunft (seit nun funden wird. Gleichzeitig ist damit eine in der kirchlichen Jugendarbeit im Di- mehr 20 Jahren) in Deutschland immer hohe Zufriedenheit mit dem ländlichen gitalformat durchgeführt. Rund 50 Teil- noch entscheidend das Leben und die Lebensort verbunden, da hier soziale nehmende beschäftigten sich mit den Biografie junger Menschen bestimmt. Beziehungen als besonders tiefgreifend Ergebnissen der 18. Shell Jugendstudie Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, und stabil erfahren werden. „Eine Generation meldet sich zu Wort“ dass junge Menschen sich in ihrer Viel- und der KLJB Studie „Stadt-Land-Wo? Was zahl zu Wort melden und ihre Interessen, Daraus resultiert ein wichtiges Ergeb- die Jugend treibt“. Ansprüche und Erwartungen gegenüber nis: „ Keine Landflucht, keine defizitäre Politik und Gesellschaft zum Ausdruck Wahrnehmung der eigenen Lebensum- Ingo Leven, Coautor der aktuellen Shell bringen. Sie führen ein Leben „als Fahrt stände und auch kein Gefühl des Abge- Jugendstudie von Kantar München, er- auf Sicht“. hängt-Seins.“ Darüber hinaus zeigen klärte gleich zu Beginn seiner Ausfüh- die Ergebnisse, dass sogenannte weiche rungen, dass die Studiendaten jeweils Standortfaktoren wie ehrenamtliches III / 2020 bai 19
BEWEGEN und zivilgesellschaftliches Engagement, Einzelbefunde der beiden Studien wur- im Austausch herausgearbeitet. Damit soziale Beziehungen und politische Par- den am Nachmittag in Workshops zu konnte die Onlinepremiere des Nürn- tizipation und Vielfaltsfähigkeit für den Themen politische Partizipation in berger Forums 2020 erfolgreich abge- die Bleibe- und Rückkehrentscheidun- der Kommune, Populismusaffinitäten schlossen werden. M AGDA LEN A HEC K-NIC K gen wesentlich sind. Im Bereich der In- junger Menschen als Herausforderung frastruktur und der Daseinsvorsorge der Jugendbildung, Klima und digitaler MENTIMETER-AUFNAHME ZU DEN BEIDEN IMPULSREFERATEN UNTER (Mobilität, Internetanbindung, Arbeits- Wandel in der Jugendbildung und sozia- platzangebot, Bildungsmöglichkeiten, le Herkunft und Bildung vertieft. Im Ab- https://kurzelinks.de/NF2020 Wohnraumplanung) zeigt die Studie schlussplenum wurden schließlich Ide- aber Entwicklungsbedarfe. Das gleiche en und Impulse für die Unterstützung gilt für die Etablierung und Erprobung und Begleitung von politischen Selbst- verschiedenster Partizipationsformen. positionierungen junger Menschen Für ein besseres Klima in Bayern! Landesausschuss des BDKJ Bayern „Klimaschutz und Gemeinwohlorien- tagt online und fasst tierung sind untrennbar miteinander Klima-Beschluss verbunden und im Freistaat Bayern mit vorrangiger Priorität anzustreben. Jegli- che wirtschaftliche Tätigkeit ist an die- E nde Oktober tagte digital der Landes- ausschuss des BDKJ Bayern, das zweit- höchste beschlussfasende Gremium der sen Zielen auszurichten“, bringt es Dani- el Köberle, BDKJ-Landesvorsitzender, auf den Punkt. katholischen Jungendverbandsarbeit in ganz Bayern, und stellt mit seinem Be- Unter anderem fordert der BDKJ Bayern schluss „Für ein besseres Klima in Bay- ern!“ klare Forderungen. • eine Mobilitätswende, die Erstens auf eine Politik der Verkehrsreduzierung schreiben und zu evaluieren. Dabei Der BDKJ Bayern fordert die bayerische setzt und Zweitens einen nachhalti- ist ein verbindliches Zielsystem mit Staatsregierung sowie alle Akteur*innen gen Umbau des Verkehrs zum Ziel hat. normativem Charakter unverzichtbar. der Landespolitik dazu auf, geleitet von • Energie, wo immer es möglich ist, ein- den nachhaltigen Entwicklungszielen zusparen. Die benötigte Energie muss „In Bayern muss Klimaschutz zur vor- der Vereinten Nationen, einer nachhalti- 100% erneuerbar sein und auf einen rangigen politischen Aufgabe werden – gen Entwicklung in Bayern und darüber Wandel auf dezentrale Energieversor- schließlich geht es um nicht weniger als hinaus Priorität einzuräumen und diese gung bauen. um die Zukunft der uns anvertrauten in allen Bereichen voranzubringen. Der • die 2013 beschlossene bayerische Erde,“ schließt Daniel Köberle. „Bayernplan zur ökosozialen Transfor- Nachhaltigkeitsstrategie als interdis- CHRIS TO PH SCHREIBER mation“, hinter dem der BDKJ Bayern als ziplinäre und ressortübergreifende Erstunterzeichner steht, gibt hier ein- Richtschnur für die Landespolitik DER BESCHLUSS IN VOLLER LÄNGE UNTER BDKJ-BAYERN.DE deutige Impulse. weiter zu entwickeln, stetig fort zu 20 bai III / 2020
BEWIRKEN Bayern muss vorangehen beim Klimaschutz und nicht hinterher KLJB fordert Neustart beim Klima- schutzgesetz. Zur heutigen Landtags- F O T O : K L J B B AY E R N anhörung über das von der Staatsre- gierung vorgelegte Klimaschutzgesetz erklärt die KLJB-Landesvorsitzende Kristina Ducke (28) aus Pegnitz, Land- kreis Bayreuth: „Die Anhörung der Expertinnen und Exper- KLJB Bayern startet neues ten hat heute deutlich gezeigt, dass die Staatsregierung ihren Klimaprojekt „HITZEfrei“ sehr dünnen Entwurf für ein Klimaschutzgesetz noch ein- mal völlig neu überarbeiten muss. Wir müssen in Bayern vo- Landesvorsitzende Kristina Ducke ist Mitglied der Projekt- rangehen bei den Klimazielen und können nicht nur unver- steuerung für das neue KLJB-Projekt „HITZEfrei. Auszeit für bindlich hinter dem 1,5-Grad-Ziel im Pariser Abkommen und die Erde“. Die Delegierten von 26.000 Mitgliedern der KLJB hinter dem 60%-Ziel bis 2030 des EU-Parlaments bleiben. Die starteten bei der virtuellen Landesversammlung Mitte Mai Landjugend und die Kirchen sind schon bereit für den Weg in 2020 das neue Projekt für Bildungsarbeit und politische Ar- die klimaneutrale Zukunft.“ beit im Bereich Klima und Nachhaltigkeit. Bis 2022 wird es viele Aktionen im Verband selbst und darüber hinaus geben. Kristina Ducke erklärt, was ihr Ziele sind ein klimaverträglicher Lebensstil ebenso wie eine Verband genau erwartet: klimafreundliche Politik, politische Schwerpunktthemen sind dabei Energiepolitik, fairer Handel und Landwirtschaft. „Wir starten als KLJB ein neues Klima-Projekt ‚HITZEfrei. Auszeit für die Erde‘ und setzen dabei auf 100% erneuerbare KLJB unterstützt Initiative für Energien statt CO2-Schleudern und auf neue Speichertechni- Runden Tisch zu Klimaschutz ken, wie sie der frühere KLJBler Prof. Dr. Michael Sterner bei der Anhörung vorgestellt hat. Bayern kann hier mutig voran- Die KLJB unterstützt das breite Bündnis „Initiative für ein gehen und nicht hinterher. zukunftsfestes Bayern“ mit dem Appell: Die Staatsregierung solle nun ähnlich entschlossen wie in der Corona-Pandemie Zum Stand der Wissenschaft passen keine kümmerlichen die großen Themen Klimakrise, Artensterben und Landver- zwei A4-Seiten als Klimaschutzgesetz, die gar keine Folgen brauch angehen und an der Transformation des Landes ar- kennen, wenn die Ziele nicht erreicht werden. Hier freuen beiten. Hier schlägt das Bündnis mit Koordination der Aka- wir uns auf eine Gelegenheit, 2021 auch als Kirche und als demie Ländlicher Raum einen neuen „Runden Tisch“ vor, an Stimme der Landjugend unsere Positionen im Sinne der dem sich die KLJB gerne beteiligen wird. DR . HEIKO TA M M EN A Enzyklika ‚Laudato Si‘ von Papst Franziskus einbringen zu können. Der Vorschlag aus Verbänden und Wissenschaft für einen Runden Tisch zur sozial-ökologischen Transformation MEHR INFORMATIONEN ZUR „INITIATIVE FÜR EIN ZUKUNFTSFESTES BAYERN“ besonders auf dem Land liegt der Staatsregierung ja vor. Un- UNTER KLJB-BAYERN.DE ser Dank geht dabei an die koordinierende Akademie Länd- licher Raum.“ III / 2020 bai 21
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