In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich

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In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
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                                                                  Nr. 2/März 2020
                                                                  51. Jahrgang

                                 Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich

               Seiten 4-6

               In ihrem Job ist
               alles Wurscht
               Martina Sageder betreibt in Wels ihren eigenen Würstelstand.
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Vernachlässigte                                                                                                     GUT ZU WISSEN

Arbeitnehmer                                                                                         Wenn die Wohnkosten das Einkommen fressen

                                                                                                    D   ie Wohnkosten sind in den letzten Jahren besonders stark ge-
                                                                                                        stiegen. Wie hoch ist der Anteil dieser Kosten am Haushaltsein-
                                                                                                     kommen von Familien, die in einer privaten Mietwohnung leben?
                                               die für ihre Arbeitsleistung so wenig
                                                                                                     a) 20 Prozent                    b) 26 Prozent                    c) 32 Prozent
                                               verdienen, dass es kaum zum Le-
                                               ben reicht, können nicht zufrieden                                                                   Die Auflösung finden Sie auf Seite 14.
                                               sein. Unternehmen wären gut be-
                                               raten, darauf zu achten, tatsächlich
                                               die gesamte Belegschaft ordentlich
                                               zu behandeln. Angemessene Bezah-
                                               lung, Verzicht auf prekäre Arbeitsfor-
                                                                                                                    KURZ & BÜNDIG
                                               men (Leiharbeit, Geringfügigkeit),
Andrea Heimberger                              ein respektvoller Führungsstil und                       Hohe AK-Ermäßigung                          Die AK hat Pillen, Kapseln
                                                                                                                                                    und Säfte unter die Lupe ge-
Chefredakteurin                                Aufstiegsmöglichkeiten sind für Be-
                                                                                                        für Clam-Konzerte
                                               schäftigte enorm motivierend.                                                                        nommen. Die ernüchternde Bi-
                                                                                                        RAF Camora, Pizzera & Jaus,                 lanz lesen Sie in der Broschüre
                                                  Aber auch für die Politik lohnt sich               Lionel Richie, The Hollywood                   „Schlank durch Wundermittel?“
Die Zahl der unzu-                             ein Blick auf den Arbeitsklima-Index.                 Vampires, Judas Priest, Seiler                 – als Download auf ak-report.at.
                                               Probleme, die Menschen belasten,                      und Speer, The Lumineers: Sie
friedenen Arbeitneh-                           erfordern Lösungen der politisch Ver-                 alle und mehr sind im Sommer
                                               antwortlichen. Wenn etwa Personen,                    auf der Burg Clam zu Gast. Und                        Erfolg: Zuschlag auf
mer/-innen in Ober-                            die mit dem Einkommen kaum über                       wie jedes Jahr fehlt auch heuer
                                                                                                                                                           Kfz-Steuer abgeschafft
                                               die Runden kommen, wenig bis gar                      der Top-Act „Clam Rock“ nicht.
österreich nimmt                               nichts von Entlastungen spüren, ob-                   Mit Ihrer AK-Leistungskarte er-                       Mit der Prämie für die
                                               wohl sie dringend jeden Cent brau-                    halten Sie die Tickets in der AK                   Auto-Haftpflicht wird auch die
weiter zu. Ein Blick                           chen, entsteht zu Recht das Gefühl,                   Linz und in allen Bezirksstellen                   Kfz-Steuer abgeliefert. Wer diese
                                               vernachlässigt zu werden. Wenn im-                    um zehn Euro billiger.                             nicht jährlich im Voraus bezahlt,
in den neuen                                   mer mehr Beschäftigte sagen, es sei                                                                      sondern monatlich, viertel-
                                               für sie unvorstellbar, die Arbeit bis                    Wie viel ist Ihr                                oder halbjährlich, erhält vom
­Arbeitsklima Index                            zur Pension zu schaffen, braucht es
                                                                                                        Gebrauchter wert?                               Finanzminister einen saftigen
                                               ebenfalls Lösungen.                                                                                      Zuschlag verpasst. AK-Präsident
 der Arbeiterkammer                                                                                    Sie haben das Gefühl, dass                       Dr. Johann Kalliauer machte
                                                  Was vor allem Frauen Angst macht,                  Ihnen der Händler zu wenig                         sich gegen die Mehrbelastung
 zeigt: Es ist höchste                         ist die zu erwartende geringe Pen-                    für Ihr Gebrauchtauto zah-                         stark und hatte Erfolg: Ab Ok-
                                               sion, die massive Einschnitte im Al-                  len will? Dann prüfen Sie sein                     tober fällt bei Neuzulassungen
 Zeit, gegenzusteuern.                         ter befürchten lässt. Wenn im Regie-                  Angebot! Mitglieder der AK                         der Zuschlag endlich weg. Eine
                                               rungsprogramm dazu nur die Stär-                      Oberösterreich können mit                          spürbare Ersparnis für viele
                                               kung der privaten Pensionsformen                      dem Eurotax-Rechner ihr Auto                       Autofahrer/-innen!
                                               zu finden ist, ist das für die meis-                  kostenlos bewerten lassen: Den

A    uf jene, die mit ihrem Job unzu-
     frieden sind, hat man offensicht-
lich völlig vergessen. So verwundert
                                               ten Frauen keine Antwort, sondern
                                               kommt einer Verhöhnung gleich.
                                               Solange die Einkommensdifferenzen
                                                                                                     Rechner mit der Leistungskar-
                                                                                                     tennummer auf ak-report.at
                                                                                                     starten, Autodaten eingeben
                                                                                                                                                       Für e-card mehrmals
                                                                                                                                                       bezahlt? Geld zurück!
es nicht, dass sich diese Beschäftig-          nicht geschlossen werden, Teilzeit                    und schon haben Sie die beste
ten sozial isoliert fühlen. Für man-           weiblich und Pflege Frauensache ist,                  Verhandlungsbasis.                               Vom November-Lohn wird
che Unternehmervertreter kein an-              braucht es eine klare Antwort der                                                                    jährlich die e-card-Gebühr abge-
genehmes Thema, das man damit                  ­Politik, wie sie den Lebensstandard                     Mit Wundermittel zur                        zogen. Für 2020 waren das 11,95
wegwischt, dass Unzufriedenheit                 im Alter sichert.                                                                                   Euro. Falls Sie mehrere Jobs ha-
                                                                                                        Idealfigur? Leider nein!
eigentlich nur mangelnde Dankbar-                                                                                                                   ben, hat eventuell jeder Arbeit-
keit sei. Solche Aussagen sind an Ig-            Ihre                                                  Dünnsein wird in den Me-                     geber diesen Betrag verrechnet.
noranz kaum zu überbieten. Schaut                                                                    dien zum Ideal hochstilisiert,                 Doch einmal zahlen reicht, ho-
man nämlich auf die Ursachen, gibt                                                                   Wundermittel werden zum Ab-                    len Sie sich Ihr Geld von der Ge-
es eine Reihe von Faktoren, die sehr                                                                 nehmen allerorts angepriesen.                  sundheitskasse retour – Muster-
wohl von den Unternehmen beein-                                                                      Halten die Werbeversprechen?                   brief auf ak-report.at.
flusst werden können. Menschen,                                     andrea.heimberger@akooe.at

                                                                                                 Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich
                                                                                                 Nr. 2, März 2020, 51. (75.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr.
                                                                                                 Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter
                                                                                                 und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz
                                                                                                 Telefon: +43 (0)50 6906-2182, E-Mail: kommunikation@akooe.at
                                                                                                 Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter (CvD), Isabell Falkner (Produktion,
                  PEFC zertifiziert                                                              Layout), Nina Gruber, Gabriele Fehringer, Ines ­Hafner, Andrea Heimberger (CR), Martina Macher,
                  Dieses Produkt stammt                                                          Ulrike Mayr, Andreas Nöhmayer (Bild), Michael Petermair (CvD), Hans Promberger (CvD), Norbert
                  aus nachhaltig                gedruckt nach der Richtlinie                     Ramp, Margit Schrenk, Walter Sturm (Stv. CR), ­Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild).
                  bewirtschafteten Wäldern      „Druckerzeugnisse“ des öster­
                  und kontrollierten Quellen    reichischen Umweltzeichens,
                                                                                                 Fotos: Erwin Wimmer. Auflage: 547.000
                  www.pefc.at                   Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844             Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz
                                                                                                 Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html
2      report                                                                                    Die nächste Ausgabe erscheint am 13. Mai 2020.
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Regierungspläne: Licht,
  Die Arbeiterkammer hat
 das Regierungsprogramm
  aus dem Blickwinkel der

                                      Schatten, Luftschlösser
     ­Arbeitnehmer/-innen
        analysiert. Manches
    ist ­positiv. Verteilungs­
  politisch zählen sie aber
                                                                                                                             an die oberen 100.000 verschwen-
           zu den Verlierern.
                                                                                                                             den will: durch eine Gewinnsteu-
                                                                                                                             ersenkung für Konzerne, höhere

D   ie positivsten Vorhaben der
    türkis-grünen Bundesregierung
finden sich beim Klimaschutz: Die
                                                                                                                             Gewinnfreibeträge und Steuer-
                                                                                                                             befreiung von Kursgewinnen auf
                                                                                                                             Wertpapiere.
Nahverkehrs- und die Regional-
verkehrsmilliarde, das 1-2-3-Öffi-                                                                                             Falsche Prioritäten
Ticket, das Eine-Million-Dä-
                                                                                                                               in der Steuerpolitik
cher-Photovoltaik-Programm: Wer-
den diese umfangreichen Investi-                                                                                                Mit diesem Geld könnte man
tionspläne umgesetzt, bringt das                                                                                             unser Pflegesystem wirklich hoch-
Aufträge für die Wirtschaft und                                                                                              wertig ausgestalten oder 40.000
zusätzliche Beschäftigung.                                                                                                   neue Kindergartenplätze schaffen.
   Dem steht gegenüber, dass                                                                                                    Stellt man den geplanten Steu-
massive Verschlechterungen für                                                                                               ersenkungen die Investitionsvorha-
Arbeitnehmer/-innen durch die                                                                                                ben gegenüber, fehlen schon jetzt
alte türkis-blaue Regierung nicht                                                                                            4,4 Milliarden Euro pro Jahr. Zu-
angetastet werden: die Zerschla-                                                                                             sätzlich will die Regierung die ge-
gung der Sozialversicherung, der                                                                                             samte Steuerquote senken und am
12-Stunden-Arbeitstag, die Ein-                                                                                              Nulldefizit festhalten. Wie sich das
                                      © AdobeStock

schnitte bei der Mindestsicherung.                                                                                           alles ausgehen soll, weiß niemand.

  Arbeitsmarkt: Gute                                                                                                           Ohne Kursänderung ist
  Ansätze und Giftzähne                                                                                                        vieles unfinanzierbar
   In der Arbeitsmarktpolitik gibt    Die Arbeitnehmer/-innen schaffen unseren Wohlstand und zahlen die meisten                 Die AK fordert: Weg mit den
es einige gute Ansätze, aber auch     Steuern. Die Regierung sollte daher deren Interessen in den Mittelpunkt stellen.       Milliardengeschenken für Kon-
Giftzähne wie schärfere Zumutbar-                                                                                            zerne und Reiche. Drei bis fünf
keitsbestimmungen für Arbeitslo-      gende Steuerbeiträge in den vergan-              verdient, dass er keine Lohnsteuer    Milliarden Euro zusätzlich könnte
sengeldbezieher/-innen und die        genen Jahren aufgrund der „kalten                bezahlt, hat davon weiterhin gar      eine moderate Steuer auf große
Beibehaltung des „AMS-Algorith-       Progression“ werden sich die Be-                 nichts. Ideen, wie man die geplante   Vermögen ab einer Million Euro
mus“, eines Computerprogramms,        schäftigten die „Entlastung“ aber                Halbierung der Zahl armer Men-        bringen. Diese lehnt aber die
das über die Förderwürdigkeit         wieder einmal selbst finanzieren.                schen erreichen will, findet man im   ÖVP im Interesse ihrer betuchten
von Arbeitssuchenden entschei-        Die Erhöhung des Familienbonus                   Regierungsprogramm leider kaum.       Klientel vehement ab, obwohl
det. Dass Kurzarbeit zukünftig        ist prinzipiell positiv. Es profitieren            Der größte Sündenfall ist, dass     Österreich bei Vermögenssteuern
nicht nur in Krisen, sondern auch     aber wieder vor allem mittlere und               die Regierung zwei Milliarden         weltweit zu den Schlusslichtern
bei der Umstellung von Betrieben      höhere Einkommen. Wer so wenig                   Euro pro Jahr für Steuergeschenke     zählt. So aber bleiben entweder
auf klimafreundliche Produktion                                                                                              viele positive Ankündigungen
genutzt werden soll, ist ebenso be-                                                                                          Luftschlösser oder müssen von
grüßenswert wie die längst fällige                                                                                           den Arbeitnehmern/-innen mit
Wiedereinführung von Beschäfti-                                                                                              der Verschlechterung öffentlicher
gungsprogrammen für Ältere.
   Kritisch sieht die AK, dass die                                              Respekt für                                  Leistungen bezahlt werden.
                                                                                                                                Anzeichen dafür gibt es bereits:
Regierung mehr und noch billi-                                                                                               Zwar erklärt die Regierung, „keine
gere Arbeitskräfte aus Drittstaaten
anwerben will. Im bevorstehenden
                                                                                Beschäftigte                                 grundlegende Neuausrichtung“
                                                                                                                             des österreichischen Pensionssys-
Konjunkturabschwung erhöht das
den Druck auf die bereits in Öster-
reich lebenden Arbeitnehmer/-in-
                                                                               I   nsgesamt schenkt das Programm
                                                                                   der neuen türkis-grünen Regierung
                                                                                 den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
                                                                                                                             tems zu planen. Dennoch will sie
                                                                                                                             die private Pensionsvorsorge aus-
                                                                                                                             bauen. In Deutschland hat das – bei
nen. Viel besser wäre es, in den                                                 nehmern leider sehr wenig Aufmerk-          gleichzeitiger Kürzung der staat-
Branchen mit Fachkräftebedarf die                    Dr. Johann Kalliauer        samkeit. Das zeigt sich bereits in der      lichen Pensionen – zu massenhaf-
Arbeitsbedingungen zu verbessern                     AK-Präsident                Einleitung, in der die Rede davon ist,      ter Altersarmut geführt. Und statt
und die Löhne zu erhöhen.                                                        dass es die „Bürgerinnen und Bürger         die abschlagsfreie Pension nach 45
   Die Ungerechtigkeiten im Steu-                    und Unternehmen (sind), die unseren Wohlstand schaffen“. Die            Arbeitsjahren auf alle auszuwei-
ersystem werden sogar noch ver-                      Beschäftigten, als die eigentlichen Leistungsträger in Wirtschaft       ten, haben sie beide Regierungs-
stärkt. Gut und notwendig ist die                    und Gesellschaft, werden durch diese Formulierung einfach zum           parteien gleich wieder in Frage ge-
Senkung der unteren drei Lohn-                       Verschwinden gebracht. Die Regierung wäre jedenfalls gut beraten,       stellt.
steuerstufen ab 2021. Durch stei-                    die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ihrer                              walter.sturm@akooe.at
                                                     konkreten Politik deutlich stärker zu berücksichtigen, als sie das
                                                     bisher getan hat.
                                                                                                                                                      report       3
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Vom Arbeiter über die Firmenchefin und die

Am Würstelstand sind
             Würstelstände und Imbissbuden sind soziale Treffpunkte, die Menschen
             unterschiedlichster Schichten zusammenbringen. Für ­manche sind
                   sie aber auch Arbeitsplatz und Berufung, wie etwa für Bernhard
                       Stepina, alias Börni, und seine Tochter Melanie.

4   report
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Studentin bis hin zum Zahnarzt:

alle gleich
 V    on überall kommen sie her. Aus

                                                                                                                                                                  © AdobeStock
      Wels, aus Linz, aus der großen,
 weiten Welt. Und sie rufen extra
 vorher an, ob der Börni eh da ist
 und ihnen einen Börger baut. Ja, Sie
 haben richtig gelesen: Börger mit
 ö. Was man im englischen Sprach-
 raum und eingedeutscht gemein-
 hin Burger nennt und schreibt,
 heißt in Bad Ischl und überall
 dort, wo die Leute den Börni ken-
 nen und schätzen, Börger. Benannt
 nach seinem Erfinder, Bernhard
 Stepina, Ischler Urgestein und Be-
 treiber von „Börni Börger“, dem
 weit über die Gemeindegrenzen
 hinaus bekannten Börgerstandl am
 Rande des Kurparks.
    Dort also rufen die hungrigen
 Linzer/-innen und Welser/-innen
 an und sagen, dass sie gleich los-
 fahren werden. Das tun sie nicht,
 weil Bad Ischl so schön ist oder
 sie sowieso einen Ausflug ins Salz-
 kammergut geplant hatten. Nein,
 das tun sie, weil sie bei Börni einen                    Süß oder scharf, mit oder ohne Kren, mit Schwarzbrot oder Gebäck: Würstelessen ist eine eigene Philosophie.
 Börger essen wollen. Und zwar: ei-
 nen mit ö.                               30-jährige Jubiläum seines Börger-        dem Salzkammergut, das Fleisch            kelkater, weil die Handgriffe nicht
                                          und Würstelstandes.                       von Metzgern aus der Umgebung.            mehr gepasst haben“, erzählt Börni.
   Von Putin, Habsbörgern                    Ja, Sie haben schon wieder rich-       Bernhard Stepina faschiert es jeden         Und die müssen natürlich pas-
                                          tig gelesen, Würstel und Bosna            Tag selber und formt das Faschierte       sen, wenn zehn oder gar 15 Leute
   und Gerhard Börgern
                                          gibt es beim Börni auch. Die ers-         samt Gewürzen zu den Börgerlaib-          vorm Standl stehen und darauf
   44 verschiedene stehen zur Aus-        ten beiden Jahre hatte das Standl         chen. Täglich frisch, täglich selbst      warten, ihre Bestellung aufzuge-
 wahl, davon 13 vegetarische und          überhaupt noch „Würstlparadies“           gemacht. Als gelernter Metzger legt       ben. Das bringt Börni und seine
 ein veganer. Jeder Börger hat seine      geheißen, dann aber setzte Börni          Börni größten Wert auf das, was in        Kolleginnen nicht aus der Ruhe.
 eigene Geschichte. Der Gerhard           hauptsächlich auf seine ureigenste        seine Börger hineinkommt. In je-
 Börger, zum Beispiel, verdankt sei-      Erfindung, die Börger, und gab dem        den einzelnen von 800.000, die er           Sonderwünsche sind
 nen Namen dem letzten Grand              Stand seinen heutigen Namen. „Zu          in den vergangenen 29 Jahren aus
                                                                                                                                keine Seltenheit
 Prix-Sieg des ehemaligen Formel
 1-Fahrers Gerhard Berger. Und                                                                                                  „Für mich bitte ohne Zwiebel!“
 den Goldbörger gibt es, seit Andi                » Die Leute kommen nicht, weil es                                           „Einmal Mais extra!“ Auch wenn
 Goldberger Schiflugweltmeister                                                                                               es 44 Optionen zur Auswahl gibt,
 wurde. Der Neundreiviertel hat                 in Bad Ischl so schön ist, sondern um                                         haben die Hungrigen immer wie-
 seine Wurzeln bei Harry Potter                                                                                               der Sonderwünsche. „Wenn einer
 und der Putin (scharf) irgendwo                beim Börni einen Börger zu essen. «                                           sechs Börger bestellt, jeder anders,
 in Russland. Auch beim Habsbör-                                                                                              drei mit Sonderwunsch, musst du
 ger, beim Salzbörger und beim Ita-             Bernhard Stepina, seit fast 30 Jahren besser bekannt als Börni                dir alles merken, alles richtig ma-
 lybörger scheint relativ klar zu sein,                                                                                       chen“, berichtet Bernhard Stepina.
 wonach sie benannt wurden. Bleibt                                                                                            Denn die Leute sind hungrig,
 noch der Börnibörger. Aber das ist       90 Prozent verkaufen wir Börger“,         seiner kleinen, aber feinen Hütte         manchmal von sehr weit her an-
 auch irgendwie klar.                     sagt Stepina. Wir, das sind er, seine     hinausgegeben hat. Apropos klein,         gereist – und wenn es dann nicht
   Bernhard Stepina hat in jungen         Tochter Melanie und – je nach Sai-        aber fein: „Wir brauchen alles in         genau der gewünschte Börger ist,
 Jahren Metzger gelernt und bis zu        son – bis zu fünf Angestellte.            Griffweite. Vor ein paar Jahren ha-       bricht bei dem einen oder anderen
 seinem 27. Lebensjahr in diesem             Verwendet werden hauptsäch-            ben wir um einen halben Meter             eine kleine Welt zusammen.
 Beruf gearbeitet. Heute ist er 56
 und feiert im kommenden Jahr das
                                          lich Zutaten aus der Region. Das
                                          Brot stammt von einer Bäckerei aus
                                                                                    umgebaut – da hatten wir alle am
                                                                                    Ende des Arbeitstages einen Mus-                  Weiter auf Seite 6
                                                                                                                                                              »
                                                                                                                                                        report       5
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Sageder fragt sie nicht nach ihren
                                                                                                                         Wünschen, sondern erfüllt diese
                                                                                                                         im Wissen, dass ihre Stammkun-
                                                                                                                         den immer dasselbe essen, ganz
                                                                                                                         von selbst. 90 bis 95 Prozent,
                                                                                                                         meint Martina Sageder, machen
                                                                                                                         die Stammgäste aus. Sie kennt die
                                                                                                                         Leute seit Jahren. Manche kom-
                                                                                                                         men jeden Tag um die selbe Uhr-
                                                                                                                         zeit auf einen Kaffee, manche alle
                                                                                                                         paar Wochen auf eine Wurst. Die
                                                                                                                         besagten Männer gönnen sich im-
                                                                                                                         mer donnerstags – am Tag nach ih-
Stammkunden bekommen bei Martina Sageder ihre Würstel serviert, ohne sie vorher bestellt zu haben.                       rer obligaten Kartenrunde – heiße
                                                                                                                         Würstel bei Martina. Der Verlierer
                                                                                                                         zahlt. Dem Quartett schmeckt‘s
                                                                                                                         auch heute, sie bestellen eine

       Würstelverkäuferin, Zuhörerin,
                                                                                                                         zweite Runde Würstel.

                                                                                                                           „A Schoafe schoaf

        manchmal auch Psychologin.
                                                                                                                           mit an Mohnflessal“
                                                                                                                            Die Frage ist nur: welche Wür-
                                                                                                                         stel? Die Geschmäcker sind ver-
                                                                                                                         schieden, und dennoch gibt es ei-
                                                                                                                         nen Favoriten, auch beim Großteil
                                                                                                                         der Kartenspieler: Die Scharfe!
                                            Jetzt im Frühjahr beginnt wieder      likums. Davon kann auch Martina           „A Schoafe schoaf“ ist der wohl
                                         die stressige Zeit bei Börni Börger.     Sageder aus Linz ein Lied singen.      meistgesagte Satz am Würstel-
                                         Logisch, im Winter, wenn es kalt         Sie betreibt ihren Würstelstand        stand von Martina Sageder. Die
                                         ist, schneit, ein eisiger Wind bläst,    „Martina‘s Heiße Würstl“ in der        isst sie auch selber am liebsten.
                                         stellt sich kaum jemand gerne ins        Eferdinger Straße in Wels, gleich      „Ich könnte Tag und Nacht Wür-
                                         Freie zum Essen. „Im Sommer ist          hinter dem Hauptbahnhof. „Vom          stel verdrücken“, erzählt Martina
                                         natürlich am meisten los. Da kom-        Arbeiter über den Firmenchef bis       Sageder und schmunzelt. Um der
                                         men nicht nur die Stammgäste,            zum Zahnarzt – am Würstelstand         Versuchung nicht ständig zu erlie-
                                                                                  kommen alle zusammen und hier          gen, nimmt sie sich meistens eine
                                                                                  sind alle gleich“, sagt Martina Sa-    wurstfreie Jause mit in die Arbeit.
                                                                                  geder. Sie essen hier nicht nur ihre   Wenn‘s hingegen daheim einmal
    » Es ist ein bisschen wie beim Friseur.                                       Würstel, sondern ratschen, lachen,     schnell gehen muss, gibt‘s sogar in
                                                                                  erzählen über familiäre Verwerfun-     den eigenen vier Wänden Würstel.
Die Leute wollen ratschen, gemeinsam                                              gen, berufliche Erfolge, körperliche
                                                                                  Wehwehchen und gesundheitliche           Der Würstelstand ist kein
lachen oder ihre Probleme loswerden.«                                             Probleme. „Es ist ein bisschen wie
                                                                                                                           Job, sondern Berufung
                                                                                  beim Friseur“, fasst Martina Sage-
Martina Sageder, Chefin von „Martina‘s Heiße Würstl“ in Wels                      der trefflich zusammen. Sie fühlt         Man glaubt es ihr aufs Wort,
                                                                                  sich nicht nur als Würstelverkäu-      wenn Martina Sageder sagt, der
                                                                                  ferin, sondern auch als Zuhörerin,     Würstelstand sei nicht ihr Job,
                                         sondern auch viele Touristen“, er-       Ansprechpartnerin, ja manchmal         sondern ihre Berufung. Wenn sie
                                         klärt Bernhard Stepina. Zu seinen        sogar als Psychologin.                 vom Urlaub zurückkommt und
                                         Gästen zählen Schüler/-innen, Fa-                                               die Leute sie umarmen und sagen
                                         milien, Geschäftsleute, Arbeiter,          Manche kommen täglich,               „Schön, dass du wieder da bist“,
                                         Nachtschwärmer/-innen – also                                                    weiß die gelernte Bürokauffrau,
                                                                                    andere alle paar Monate
                                         alle Gesellschaftsschichten. Das ist                                            dass sie niemals wieder etwas an-
                                         es auch, was viele Würstelstände            Eine Gruppe von vier Männern        deres machen wird, als bis zur Pen-
                                         und Imbissbuden ausmacht: Die            unterschiedlichen Alters nähert        sion Würstel zu verkaufen.
                                         extreme Durchmischung des Pub-           sich dem Würstelstand. Martina                       dominik.bittendorfer@akooe.at

6      report
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Familie und Job
          Welche Gemeinden
    ­ achen es Eltern leicht,
    m
 ­Beruf und Familie optimal

                                        sind machbar
     zu vereinen? Und wo ist
  das Kinderbetreuungsan-
   gebot noch ­ausbaufähig?
Der neue AK-Kinderbe­treu-                                                                                                     Martin Stadlbauer,

                                                                                                                                                    © privat
                                                                                                                               Bürgermeister von
    ­ungsatlas gibt Auskunft.
                                                                                                                                Kematen/Krems.

D    ie AK wollte es diesmal ganz
     genau wissen, wie es die Ge-
meinden mit der Vereinbarkeit
                                                                                                                               Angebot
von Beruf und Familie halten.                                                                                                  entscheidet
Erstmals wurden die Angebote für
Unter-Dreijährige, Drei- bis Sechs-                                                                                               Der AK-Report sprach mit
jährige und Volksschulkinder sys-                                                                                              Kematens Bürgermeister Mar-
tematisch erfasst und jeweils nach                                                                                             tin Stadlbauer über das Kin-
Öffnungszeiten, Mittagessen, Som-                                                                                              derbetreuungsangebot in sei-
merferienbetreuung und Schließ-                                                                                                ner Gemeinde.
zeiten in verschiedene Kategorien                                                                                                 Was bedeutet es Ihnen,
eingeteilt. Alle 438 oberösterrei-                                                                                             1A-Gemeinde zu sein?
chischen Gemeinden erhielten im                                                                                                   In unserer Gemeinde wohnen
Vorjahr einen Fragebogen, um ihr                                                                                               viele Jungfamilien. Bedarfsge-
Betreuungsangebot zu dokumen-                                                                                                  rechte und qualitativ hochwer-
tieren. 412 (94 Prozent) schickten                                                                                             tige Bildungsangebote für Kin-
ihre Antworten zurück. Das Er-                                                                                                 der sind uns daher wichtig. Das
gebnis: 43 Gemeinden, also rund                                                                                                sehr positive Feedback freut uns
zehn Prozent, erreichten die Kri-       Die bedarfsgerechten Öffnungszeiten in der Kematner Volksschule zahlen sich für        sehr und motiviert zur weiteren
terien für die bestmögliche Kate-       Simone Kirchmayr aus. Sie kann stressfrei ihrem Job in Traun nachgehen.                Verbesserung.
gorie (1A). Insbesondere für Land-                                                                                                Welche Rolle spielt das örtli-
gemeinden ist dies gar nicht so         die 35-Jährige. Für die Nachmit-         mayr überzeugt. Was wäre, wenn es             che Angebot für die Vereinbar-
einfach. Eine, die es geschafft hat,    tagsbetreuung sorgt das Team des         diese Angebote nicht gäbe? „Dann              keit von Beruf und Familie?
ist Kematen an der Krems. Hier er-      Hortes. Dass dieser mittlerweile         hätten wir ein echtes Problem.“                  Die bedarfsgerechten Öff-
möglichen es Krabbelstube, zwei         an seine Grenzen stößt, ist kein         Welche Gemeinden ebenfalls El-                nungszeiten, die Sommerbe-
Kindergärten und die Nachmit-           Malheur. Kinder, die hier keinen         tern ermöglichen, Arbeit und Kin-             treuung, die Zusatzangebote
tagsbetreuung der Volksschulkin-        Platz finden, können im benach-          derbetreuung bestens zu vereinba-             und die flexible Nachmittags-
der den Eltern, einer Vollzeitarbeit    barten „Betreubaren Wohnen“              ren, ist in der Online-Version des            betreuung wie „Garfields Mit-
nachzugehen – für manche Jungfa-        vorbeischauen. Dort verbringen           AK-Kinderbetreuungsatlas unter                tagstisch“ sind wichtige Säu-
milie sogar ein Grund, sich in der      engagierte Bewohner/-innen von           https://kba.arbeiterkammer.at                 len unseres Zusammenlebens.
Linz-Land-Gemeinde anzusiedeln.         12 bis 14 Uhr die Zeit mit ihnen.        nachzulesen.                                 Jeder Familie soll die Wahl der
                                        „Eine win-win-Situation“, ist Kirch-                        hans.promberger@akooe.at   gewünschten Betreuungs- und
  Kematen an der Krems                                                                                                         Bildungsform frei stehen. Unsere
                                                                                                                               Aufgabe ist es, ein breites Spek-
  zeigt, wie‘s geht
                                          Wahlfreiheit sichern
                                                                                                                               trum an Möglichkeiten zu schaf-
   Eine Mutter, die vom optimalen                                                                                              fen und bestmögliche Angebote
Betreuungsangebot profitiert, ist                                                                                              zur Verfügung zu stellen.
Simone Kirchmayr. Sie arbeitet als
Assistentin im Managementsystem
bei Internorm in Traun. Rund eine
                                         E    ltern sollen wählen können,
                                              ob und in welchem Umfang
                                          sie ihr Kind betreuen lassen.
                                                                                 • den raschen Ausbau der Kin-
                                                                                    derbetreuungsangebote, vor al-
                                                                                    lem bei den Unter-Dreijährigen
                                                                                                                                  Worauf legen Eltern beson-
                                                                                                                               ders wert?
                                                                                                                                  Neben den Öffnungszeiten
halbe Stunde ist sie zwischen ihrem       Doch bei der Anzahl der Betreu-                                                      sind den Eltern auch Angebote
Wohnhaus und Arbeitsplatz unter-          ungsplätze für Kleinkinder unter       •
                                                                                  die Rücknahme der Eltern-                    wie „Englisch im Kindergarten“,
wegs. Ihr Sohn Nicolas besucht die        drei Jahren rangiert Oberöster-         beiträge für die Nachmittags-                Skikurs und „Gesunde Jause“
erste Klasse der Volksschule, die be-     reich im Bundesländervergleich          betreuung ab dem Alter von                   bzw. „Gesunder Kindergarten“
reits ab 7 Uhr ihre Pforten öffnet.       auf dem vorletzten Platz. Ohne          zweieinhalb Jahren                           sehr wichtig. Als Gemeinde un-
Für Eltern, die pendeln müssen,           ein ausreichendes und quali-                                                         terstützen wir diese Zusatzan-
ein unverzichtbarer Vorteil. Um           tätsvolles Angebot wird es diese       • mehr echte Ganztagsschulen                 gebote finanziell. Auch Qualität
deren Sprösslinge kümmert sich            Wahlfreiheit aber nicht geben.            für Sechs- bis 14-Jährige                  spielt eine große Rolle. Mit un-
die Frühaufsicht bis zum Unter-           Die Arbeiterkammer Oberöster-                                                        seren Partnern wie Pfarrcaritas
richtsbeginn um 7:50 Uhr. Bis da-         reich plädiert daher für folgende      • bessere ­Arbeitsbedingungen                und Familienbund können wir
hin können sich die Schüler/-innen        Maßnahmen:                                in der institutionellen Kin­der-           ein sehr engagiertes, erfahre-
im Turnsaal austoben und dann                                                       betreuung                                  nes und ausgezeichnet ausge-
munter in den Tag starten. „Wenn          • Rechtsanspruch auf einen Platz                                                    bildetes pädagogisches Perso-
es diese Möglichkeit nicht gäbe,             in einer Betreuungseinrichtung      • zusätzliche Ausbildungsplätze              nal zum Wohle unserer Jüngsten
könnte ich meinen Beruf nicht                ab dem zweiten Lebensjahr              für Fachpersonal                           einsetzen.
in der jetzigen Form ausüben“, so

                                                                                                                                                               report   7
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Kampf ums Pflegegeld
 Ziemlich verzweifelt kam
     eine Familie in die AK
    Rohrbach: Das Pflege-
 geld für den schwerkran-
                                                                                                                        Bescheid. Die Familie war verzwei-
ken Bruder war abgelehnt                                                                                                felt und zunächst ratlos. Bis sie
worden. Die AK schritt ein.                                                                                             von der kostenlosen Pflegegeld-
                                                                                                                        beratung durch die Arbeiterkam-
                                                                                                                        mer erfuhr und beschloss, diese

M     arianne und Josef Hetzmanns-
      eder sind erleichtert. Der Bru-
der von Marianne, der an schwerer
                                                                                                                        in Anspruch zu nehmen. „Über
                                                                                                                        einen Einspruch hätten wir uns
                                                                                                                        alleine nie drüber getraut. Wir ha-
Multipler Sklerose (MS) leidet, be-                                                                                     ben mit sowas ja keinerlei Erfah-
kommt nun Pflegegeld der Stufe                                                                                          rungen“, erinnert sich Marianne
eins. Von dem Geld können wich-                                                                                         Hetzmannseder.
tige Dinge des täglichen Lebens fi-
nanziert werden: Essen auf Rädern,                                                                                        Neues Gutachten,
Arztfahrten nach Linz, anfallende
                                                                                                                          neues Ergebnis
Kosten für Medikamente. Die Er-
leichterung ist auch deshalb so                                                                                            Die Berater/-innen der Arbeiter-
groß, weil es ursprünglich nicht gut                                                                                    kammer Rohrbach nahmen sich
ausgesehen hat, was das Pflegegeld                                                                                      sofort des Falles an. Sie brachten
betrifft – die Familie musste sehr                                                                                      Klage gegen den negativen Be-
darum kämpfen. Helfen konnte                                                                                            scheid der Pensionsversicherungs-
letztlich nur die Arbeiterkammer.         Marianne und Josef Hetzmannseder: mühsamer Kampf ums Pflegegeld.              anstalt ein und erreichten, dass es
Doch alles der Reihe nach …                                                                                             eine neuerliche Untersuchung gab.
                                          gerechten Wohnung gleich in der         und dann die große Frage: Was         Diesmal mit einem Sachverständi-
    Schicksalsschlag fordert              Nähe seiner Familie. So ist es leich-   nun? „Die Ärzte rieten uns, Pfle-     gen, den das Gericht schickte. Die-
                                          ter, den Alltag zu bestreiten. „Wir     gegeld zu beantragen. Das haben       ser kam zu einem völlig anderen
    ganze Familie
                                          haben von Anfang an alle zusam-         wir dann auch gemacht“, berichtet     Ergebnis als der Gutachter zuvor:
   2005 kam für Familie                   mengeholfen. Mein Mann, meine           Familie Hetzmannseder.                Die Pflegestufe eins sei eindeutig
Hetzmanns­eder die niederschmet-          Schwester und ich“, berichtet Frau                                            gegeben!
ternde Diagnose: Der Bruder leidet        Hetzmannseder. Jeden Mittag               Um eine Stunde                         Der Bruder bekam ab sofort den
an Multipler Sklerose. Die Krank-         brachten sie Essen, halfen im Haus-                                           entsprechenden monatlichen Be-
                                                                                    zuwenig Pflegeaufwand
heit schritt mit den Jahren immer         halt, erledigten den Einkauf und                                              trag, rückwirkend ab der Antrag-
weiter fort, er war zunehmend auf         wechselten sich bei Arztfahrten ab.       Doch der Antrag wurde von           stellung. Die Freude bei Josef und
Hilfe angewiesen. Aus dem Bau-               Zu Weihnachten 2018 spitzte          der Pensionsversicherungsanstalt      Marianne Hetzmannseder ist groß:
ernhof, in dem er alleine lebte,          sich die Situation weiter zu: Der       (PVA) abgelehnt. Von den erfor-       „Das hat alles die AK für uns ge-
musste er schließlich ausziehen.          Zustand des Bruders verschlech-         derlichen 65 Stunden Betreuungs-      regelt. Wir sind wirklich froh, dass
Mittlerweile lebt der heute 52-Jäh-       terte sich rasant. Krankenhaus-         aufwand für Pflegestufe eins seien    sich jemand gekümmert hat.“ 
rige in einer kleinen behinderten-        aufenthalt, anschließende Reha          nur 64 erfüllt, so die PVA in ihrem                        ulrike.mayr@akooe.at

                 AC H T U N G , B I S S I G !                                     Versicherung wollte nach
    Wer macht was in der                                                          Operation nicht zahlen
    Regierung – und warum? V
                                                                                      iele Menschen greifen tief in     gen operiert werden. Weil er eine
                                                                                      die Tasche, um sich für den       private Zusatzversicherung hatte,
                                                                                  Fall von Krankheit oder Unfall zu-    war er während des Krankenhaus-

    H   äufige Regierungswechsel haben auch ihr Gutes. Sie geben An-
        lass zu heiteren Gedankenspielen: Wer sind die Minister/-in-
    nen, was qualifiziert sie? Nehmen wir zum Beispiel die neue Ver-
                                                                                  sätzlich zu versichern. Doch der
                                                                                  AK-Konsumentenschutz hat es im-
                                                                                  mer wieder mit enttäuschten Versi-
                                                                                                                        aufenthalts auf der Sonderklasse
                                                                                                                        untergebracht. Doch die Versiche-
                                                                                                                        rung wollte die dafür anfallenden
    teidigungsministerin Klaudia Tanner. Sie kommt aus dem Bauern-                cherten zu tun, deren Versicherung    Kosten von 4.900 Euro nicht über-
    bund. Wird sie die biblische Devise „Schwerter zu Pflugscharen“               im Schadensfall nicht zahlen will.    nehmen – mit dem Argument, es
    ernst nehmen, oder wird sie aufrüsten und das Bundesheer mit                                                        habe sich um keine medizinisch
    halbautomatischen Mistgabeln ausstatten? Ihre Karrierechancen                   AK klagte vor Gericht               notwendige, sondern um eine kos-
    sind jedenfalls gut. Falls sie, wie ihre frühere deutsche Amtskolle-                                                metische Operation gehandelt, für
                                                                                    4.900 Euro ein
    gin, das Heer komplett herunterwirtschaftet, kann sie immer noch                                                    die kein Versicherungsschutz be-
    EU-Kommissionspräsidentin werden. Oder denken wir an Finanz-                    So ging es auch einem Mann,         steht. Die Arbeiterkammer sah das
    minister Gernot Blümel. Der hat, wie er in einem Interview stolz              der rund 150 Kilo abgenommen          anders und ging vor Gericht. Vor
    preisgab, noch nie sein Konto überzogen. Ob ihn das zu einem                  hatte. Er litt aufgrund des enor-     der ersten Verhandlung entschloss
    guten Finanzminister macht? Und warum kommt uns gerade jetzt                  men Hautüberschusses an ge-           sich die Versicherung dann doch,
    der alte Slogan „Reiche Eltern für alle!“ in den Sinn? ak-report@akooe.at    sundheitlichen Problemen durch        den Leistungsfall anzuerkennen
                                                                                  Entzündungen und musste deswe-        und zahlte die 4.900 Euro.

8       report
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Vorsicht bei Wickie und die

                                                                                                                                                                    © Starmovie
Netz-Kritik starken Männer
E   gal, ob Sie ein Produkt, ein Ho-
    tel, ein Lokal oder einen Arzt
online bewerten: Die AK rät zu
                                       F  ilm ab!, die Aktion von Arbeiter-
                                          kammer, Star Movie-Kinos und
                                       ORF, präsentiert demnächst einen
                                                                                      damit versehent-
                                                                                      lich Wickies Mut-
                                                                                      ter in eine Statue
Vorsicht bei negativen Kritiken!       echten Klassiker: „Wickie und die              aus Gold verwan-
Zwar dürfen Sie Kritik üben und        starken Männer“ als brandneuen                 delt, lässt sich
frei Ihre Meinung äußern, achten       Animationsfilm. Ein Kinospaß für               Wickie nicht mehr
Sie dabei aber darauf, keine Un-       Groß und Klein!                                abschütteln und              Wickie überzeugt auch im Kino mit seinem hellen
wahrheiten, Beleidigungen oder                                                        schmiedet einen                  Köpfchen und Abenteuerlust. Die AK lädt ein.
Spott zu verbreiten. Wer wissent-                             Exklusive Vorpremiere   Rettungsplan.
lich Unwahrheiten verbreitet, kann                                                       Gewinnen Sie Kinokarten für Kinokarten samt
                                                              für die Gewinner
vom Unternehmen auf Schaden-                                                          die Exklusivpremiere im eigens 15-prozentiger                          en Sie
                                                                                                                                                   Gewinn
ersatz geklagt werden. Tipp der           Nur zu gerne würde Wickie sei-              für Sie reservierten Kinosaal am Ermäßigung
                                                                                                                                                              kets!
AK: Die Meinung in neutralen           nen Vater Halvar auf seinen Aben-              4. Mai im Star Movie Wels! In- auf Popcorn,                Kinotic g auf
                                                                                                                                                              n
Worten äußern. Fordert ein Un-         teuern begleiten. Doch der meint,              klusive Empfang und kulinari- Cola & Co.                       Verlosu       at
                                                                                                                                                       a k-report.
ternehmen von Ihnen zu Unrecht         sein Sohn sei zu jung für das raue             schem Verwöhnprogramm. Zu- Gleich mitma-
die Entfernung einer Bewertung         Seemannsleben. Doch als Halvar                 sätzlich verlost die AK auch an chen beim Film
oder Schadenersatz, berät Sie der      dem Schrecklichen Sven ein ma-                 allen anderen Star Movie-Stand- ab!-Gewinnspiel.
AK-Konsumentenschutz.                  gisches Schwert abknöpft und er                orten Tickets für „Wickie“: Gratis- Die AK wünscht viel Glück!

125.000 mal rund um die Erde:
Oberösterreich als Pendlerland
  Von A wie Altenpflegerin                                                                                                   king auf dem ersten Platz. Allein
                                                                                                                             auf das Laakirchner Technolo-
   bis Z wie Zimmerer: Die
                                                                                                                             gieunternehmen Miba entfallen 54
    Beschäftigten in Ober­                                                                                                   Erfindungen.
 österreich leisten in allen                                                                                                    Über eine Milliarde Arbeitsstun-
   Bereichen Enormes und                                                                                                     den leisten Beschäftigte jährlich.
                                                                                                                             Doch damit nicht genug: Sie er-
      zeigen vollen Einsatz.
                                                                                                                             bringen 39 Millionen Überstun-
                                                                                                                             den oder Mehrarbeitsstunden. Da-

R  und 670.000 Menschen sind
   in Oberösterreich unselbstän-
dig erwerbstätig. Und das äußerst
                                                                                                                             mit könnte man rund 3.800 Men-
                                                                                                                             schen Vollzeit einstellen. Manche
                                                                                                                             Unternehmen honorieren die Ein-
erfolgreich und fleißig. Durch-                                                                                              satzbereitschaft ihrer Arbeitneh-
schnittlich erwirtschaftet jeder                                                                                             mer/-innen jedoch nicht. Denn ein
Arbeitnehmer/jede Arbeitneh-                                                                                                 Fünftel dieser Stunden werden lei-
merin jährlich einen finanziellen                                                                                            der weder ausbezahlt noch zeitlich
Wert von rund 89.220 Euro. Der                                                                                               abgegolten.
                                       © Florian Stöllinger

Produktivitätsüberschuss beträgt                                                                                                Rund 40 Prozent der unselb-
sogar 30.220 Euro pro Arbeitskraft                                                                                           ständig Beschäftigten suchen jähr-
und Jahr.                                                                                                                    lich aus verschiedensten Gründen
                                       Oberösterreichs Beschäftigte zeigen hohe Einsatzbereitschaft.                         einen neuen Job. Zwei Drittel
  Höchst mobil, tatkräftig                                                                                                   der Arbeitsuchenden findet in-
                                          Mehr als 70 Prozent der oberös-             kilometerabhängige Direktzah-          nerhalb von drei Monaten eine
  und erfindungsreich
                                       terreichischen Beschäftigten müs-              lung erfolgt. Die Pendlerentschä-      neue Beschäftigung, wohingegen
   Die Arbeitnehmer/-innen in          sen aus ihrem Heimatort in Rich-               digung würde sich dann nach der        es ein Drittel, vor allem Ältere,
Oberösterreich nehmen viel auf         tung Arbeitsplatz auspendeln. Am               Entfernung richten und nicht nach      Alleinerzieherinnen und gerin-
sich, um in die Arbeit zu kommen:      seltensten pendelt, wer in den Städ-           dem Einkommen. Das wäre viel           ger Qualifizierte, auf dem Arbeits-
Sie pendeln 30 Millionen Kilome-       ten Linz, Wels oder Steyr wohnt.               gerechter.                             markt deutlich schwieriger hat.
ter täglich oder fünf Milliarden Ki-   Die meisten Pendler/-innen leben                  Die oberösterreichischen Arbeit-    Weitere Detail-Infos zu den Leis-
lometer im Jahr. Mit dieser Strecke    rund um die Landeshauptstadt. Die              nehmer/-innen sind nicht nur sehr      tungen der oberösterreichischen
kann man 125.000 mal die Erde          Arbeiterkammer setzt sich dafür                mobil, sondern auch besonders kre-     Beschäftigten finden Sie auf
umrunden oder 2.601 mal zum            ein, dass der Kostenausgleich für              ativ. Mit 583 Erfindungen liegt un-    ­ak-report.at.
Mond reisen.                           Pendler/-innen künftig durch eine              ser Bundesland im Österreich-Ran-                            nina.gruber@akooe.at

                                                                                                                                                       report          9
In ihrem Job ist alles Wurscht - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
In kurzer Zeit zum IT-Profi:
„Mache mein Hobby zum Beruf“
    Frank Haider lässt sich                                                                                                  Besonderes, die Ausbildung einzig-
                                                                                                                             artig.“ Fünf Monate dauert sie in
 zum Programmierer um-
                                                                                                                             Vollzeit, zehn Monate in Teilzeit –
 schulen. Unterstützt wird                                                                                                   wenn man wie Frank Haider und
er dabei von der Arbeiter-                                                                                                   Kevin Herbert nebenbei noch in
kammer, die die Hälfte der                                                                                                   seinem „alten“ Beruf arbeitet. Da-
                                                                                                                             mit die beiden schließlich das Zer-
   Kurskosten übernimmt.
                                                                                                                             tifikat „Junior Developer“ erhalten,
                                                                                                                             müssen sie am Ende ihrer Ausbil-

F   rank Haider ist gelernter Elek-
    triker. Schon bald hat er aber
erkannt, dass er diesen Beruf nicht
                                                                                                                             dung eine Abschlussarbeit ablie-
                                                                                                                             fern. Ines Hermann: „Da geht es
                                                                                                                             darum, eine Foto-Datenbank oder
sein Leben lang ausüben will. Also                                                                                           einen Roboter zu programmieren.“
versuchte er es mit einer sozialen                                                                                           Die Jobchancen seien sehr gut.
Tätigkeit. Als Pfleger im Senioren-                                                                                          „Unsere Absolventen sind echte
zentrum Linz-Dornach. Doch auch                                                                                              Programmier-Handwerker, die von
dieser Job war nicht der, nach dem                                                                                           den Firmen gesucht werden“, so die
er gesucht hatte. Erst jetzt – mit 38                                                                                        Projektleiterin.
– ist der Freistädter, der aktuell als
Lagerist in Unterweitersdorf arbei-       Mit vollem Eifer dabei: Frank Haider darf sich bald „Junior Developer“ nennen.        CODERS.BAY und
tet, so richtig glücklich. Weil er sich
                                                                                                                                AK-Zukunftsfonds
in einem zehnmonatigen Abend-             Trainer kommen aus der Praxis.            Ausbildung nicht leisten können“,
kurs über das Berufsförderungsin-         Die bringen uns viel bei“, so Haider,     ist der angehende IT-Profi dankbar.         Wer Interesse an einer Aus-
stitut (BFI) umschulen lässt. In der      der seine Ausbildung Ende Juni ab-           Auch Kevin Herbert besucht den        bildung zur Programmiererin/
sogenannten CODERS.BAY in der             schließen wird.                           Kurs. Der ehemalige Berufssoldat,        zum Programmierer hat und sich
Linzer Tabakfabrik wird Haider              Die Teilnahme am Future-Code-           der momentan noch im Bauge-              umschulen lassen will, kann sich
zum Programmierer ausgebildet.            Kurs verdankt der 38-Jährige auch         werbe tätig ist, möchte genauso          jederzeit an Ines Hermann wen-
„Alles, was mit Computern zu tun          der Arbeiterkammer Oberöster-             wie Frank Haider in der IT-Bran-         den. Mail: info@codersbay.at.
hat, war schon immer mein Hobby.          reich, die die Hälfte der Kurskosten      che Fuß fassen. „Das ist das, was        Telefon: +43 (0)732/6922-
Jetzt mache ich es zu meinem Be-          (4.750 Euro) übernimmt. Und zwar          ich schon immer machen wollte“,          7070. Alle Informationen zum
ruf“, strahlt der zukünftige „Junior      über den AK-Zukunftsfonds „Ar-            sagt der 29-jährige Linzer. Ines Her-    AK-Zukunftsfonds gibt es auf
Developer“. Der Kurs gefalle ihm          beit – Menschen – Digital“. „Eine         mann vom BFI leitet das Projekt.         ­arbeitmenschendigital.at.
„unheimlich gut.“ „Alle unsere            tolle Sache. Sonst hätte ich mir die      „Unser Angebot ist wirklich etwas                          michael.petermair@akooe.at

                  A K A M S C H AU P L AT Z

     Hilfe für Beschäftigte in
     Gesundheit und Pflege
  B     ei einem Besuch des Med Campus III im Kepler Universitäts Kli-
        nikum (KUK) – dem ehemaligen AKH der Stadt Linz – zeigte sich
     AK-Vizepräsident Andreas Stangl von den Leistungen der Beschäftig-
     ten sehr beeindruckt. „Hier wird Tag für Tag beste Arbeit für die Pati-
     entinnen und Patienten geleistet“, so Stangl. Eines stößt ihm und dem
     Zentralbetriebsratsvorsitzenden Branko Novakovic sauer auf: dass der              Arbeiterkammer-Vizepräsident Andreas Stangl (rechts), Zentralbetriebsrats-
     Einsatz und das Know-how der Beschäftigten in den Gesundheits- und                   vorsitzender Branko Novakovic und KUK-Mitarbeiterin Judith Scheweder.
     Pflegeberufen von den politisch Verantwortlichen des Landes Ober-
     österreich nur wenig Respekt und Anerkennung erfahren. „Unsere                 Novakovic. Andreas Stangl stimmt zu: „Wenn die Arbeitsbedingungen
     rund 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erbringen rund um die              für die Beschäftigten mitsamt der Entlohnung nicht besser werden, ist
     Uhr unter hohem Druck Spitzenleistungen. Ich bin dankbar, dass die             die hohe Qualität der Leistungen gefährdet. Den oft beklagten Perso-
     Geschäftsführung in Brennpunktbereichen Maßnahmen setzt, um                    nalmangel wird man auch nicht beheben können, sollte sich für die
     diesen Druck etwas zu mindern. Aber die Landesregierung muss einen             mehr als 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Branche wei-
     neuen Personalschlüssel finanzieren und gewährleisten“, sagt Branko            terhin nichts verbessern.“

10       report
Linzer im Krankenstand                                                          Fünf Jahre Probezeit?
gekündigt – AK half                                                             Da stimmt etwas nicht!
W     eil er im Krankenstand ge-
      kündigt worden war, suchte
ein 44-Jähriger Rat bei der AK. Vor
                                       dass er nach Hause gehe. Weil die
                                       Schmerzen immer heftiger wur-
                                       den, wurde er noch am selben
                                                                               R    und fünf Jahre lang war ein
                                                                                    Braunauer immer wieder als
                                                                                Leiharbeiter im selben Betrieb tä-
                                                                                                                                          erlitt. Kurzerhand wurde der Mann
                                                                                                                                          von der Firma wieder abgemeldet.
                                                                                                                                          So wollte sich der Arbeitgeber aus
Gericht stellte sich rasch heraus:     Tag vom ärztlichen Notdienst in-         tig. Immer in der gleichen Abtei-                         der Affäre ziehen und meinte noch
Der Vorwurf des Arbeitgebers, der      filtriert und für die nächsten fünf      lung, am gleichen Arbeitsplatz,                           dazu, dass das Krankengeld ohne-
Mann sei unentschuldigt zuhause        Tage krankgeschrieben. Am dar-           bei der gleichen Tätigkeit als Ver-                       hin von der Krankenkasse gezahlt
geblieben, war falsch. Der Linzer      auffolgenden Tag telefonierte er         packer. Jahrelang wurde er nach                           werden müsse. Er sei damit fein aus
hatte den Krankenstand ordnungs-       mit dem Geschäftsführer seiner           Belieben für ein paar Tage ange-                          der Sache heraus.
gemäß gemeldet. Der ­Betroffene        Firma, um sich krankzumelden.            meldet und im Laufe des selben                               Die Arbeiterkammer Braunau
bekam schließlich 1.810 Euro           Als der Krankenstand endete, ging        Monats – der „Probezeit“ – wieder                         stellte fest, dass die laufenden An-
Kündigungsentschädigung und            der Mann zu seinem Hausarzt, der         abgemeldet.                                               und Abmeldungen unzulässig wa-
Urlaubsersatzleistung (er hatte        den Krankenstand um weitere acht                                                                   ren. Eine Probezeit gibt es nur bei
während des laufenden Dienstver-       Tage verlängerte. Daraufhin wurde          Nach Arbeitsunfall                                      der ersten Anmeldung.
hältnisses nur vier Tage Urlaub ver-   er wegen unentschuldigten Fern-                                                                       Das sah schließlich auch die
                                                                                  abgemeldet
braucht). Zur Vorgeschichte: Als       bleibens per SMS fristlos entlassen.                                                               Firma ein. Der Mann bekam den
der 44-Jährige während der Arbeit      Obwohl er beide Krankenstandsbe-           Im Frühjahr 2019 war der Mann                           offenen Lohn und eine Kündi-
starke Rückenschmerzen bekam,          scheinigungen seinem Arbeitgeber         gerade erst wieder drei Tage im                           gungsentschädigung nachbezahlt:
sagte er seinem Abteilungsleiter,      per Post übermittelt hatte.              Einsatz, als er einen Arbeitsunfall                       In Summe rund 3.400 Euro.

Damit Wohnen bezahlbar bleibt:
Beihilfe muss angepasst werden!
  Hohe Mieten sind gerade                                                                                                                 sich in der Arbeit ab, um ihn und
                                                                                                                   © pololia-AdobeStock

                                                                                                                                          sich selbst durchzubringen und
   für Menschen mit wenig
                                                                                                                                          später einmal eine Pension zu be-
     Einkommen ein großes                                                                                                                 kommen. Sie verdient 1.500 Euro
 Problem. Die AK setzt sich                                                                                                               netto im Monat, die Wohnung
für Verbesserungen bei der                                                                                                                kostet 500 Euro. Sie erhält keine
                                                                                                                                          Wohnbeihilfe, weil sie vom Vater
          Wohnbeihilfe ein.
                                                                                                                                          ihres Sohnes noch 300 Euro Unter-
                                                                                                                                          halt bekommt, von dem das Land

W     er das Pech hat, nicht geerbt
      zu haben, kennt das Pro-
blem: Am Ende des Geldes bleibt
                                                                                                                                          162 Euro anrechnet. Die AK for-
                                                                                                                                          dert deswegen von der Landesre-
                                                                                                                                          gierung, die Anrechnung von Un-
immer noch zu viel Monat übrig.                                                                                                           terhalt abzuschaffen. Ohne diese
Schuld daran sind unter anderem                                                                                                           würde Frau G. nämlich 143 Euro
hohe Kosten für Mietwohnungen.                                                                                                            Wohnbeihilfe bekommen.
Bei Familien mit niedrigen Ein-
kommen können schnell 40 Pro-                                                                                                               Höhe der Beihilfe an
zent des Haushaltseinkommens           Hohe Wohnkosten belasten Niedrigverdiener/-innen, vor allem Familien.
                                                                                                                                            Mietkosten anpassen
fürs Wohnen draufgehen. Die            Änderungen beim Zugang zur Wohnbeihilfe und bei der Höhe sind dringend nötig.
Wohnbeihilfe des Landes Oberös-                                                                                                             Vor allem für Familien wäre zu-
terreich wäre ein gutes Mittel, um     dafür in den nicht zeitgemäßen           Land bezahlt Herrn K. trotz niedri-                       dem wichtig, dass die Obergrenze
ihr Leben etwas zu erleichtern.        Voraussetzungen, die das Land            gen Einkommens keine Wohnbei-                             von monatlich 300 Euro pro Haus-
                                       Oberösterreich an die Antragsstel-       hilfe, weil die Miete pro Quadrat-                        halt aufgehoben wird. Außerdem
  Landesregierung macht                ler/-innen stellt. Ein Beispiel: Herr    meter bei privaten Wohnungen                              werden aktuell pro Quadratmeter
                                       K. wird nach längerer Suche nur          nicht mehr als sieben Euro betra-                         maximal 3,70 Euro angerechnet.
  Zugang für viele schwer
                                       auf dem privaten Wohnungsmarkt           gen darf – Herr K. muss aber 8,66                         Die AK fordert eine Anhebung
  Allein: Die Zahl der Wohn-           fündig. Er bezieht eine Ein-Zim-         Euro hinblättern. Bei Wohnungen                           auf fünf Euro – bei den aktuellen
beihilfebezieher/-innen sank von       mer-Wohnung mit 30 Quadratme-            von gemeinnützigen Bauvereini-                            Mietkosten von durchschnittlich
35.500 Menschen im Jahr 2009 auf       tern am Stadtrand von Linz, für die      gungen gilt diese Grenze nicht.                           7,40 Euro pro Quadratmeter in
nur mehr 25.200 im Vorjahr. Die        im Monat 260 Euro Miete (ohne              Alleinerzieherin G. lebt mit ih-                        Ober­österreich (bei privaten Ver-
Summe der Beihilfe reduzierte sich     Betriebskosten) fällig werden –          rem Sohn in einer gemeinnützigen                          mietungen sind es sogar acht Euro)
von 83,6 Millionen auf 52 Millio-      heutzutage schon ein Schnäppchen         60 m2-Wohnung und bekommt                                 wäre das dringend nötig!
nen Euro. Die AK sieht einen Grund     für den privaten Markt. Doch das         auch keine Beihilfe. Sie strampelt                                             ines.hafner@akooe.at

                                                                                                                                                                   report 11
Betriebsräte als Laienrichter:

Unterwegs im Dienste
     Für manche Betriebsräte/-innen beschränkt sich die
        Suche nach Lösungen für Konflikte nicht auf jene
       im eigenen Unternehmen. Als Laienrichter/-innen
          punkten sie auch am Arbeits- und Sozialgericht
            mit ihren Rechts- und Menschenkenntnissen.

W      enn am Arbeits- oder Sozial-
       gericht über Recht und Un-
recht entschieden wird, dann sind
                                        verschiedenen Instanzen mehr als
                                        600 von der AK entsandte Laien-
                                        richter/-innen tätig.
die Berufsrichter/-innen nicht auf
sich alleine gestellt. Sie werden da-     Manche Fälle sind
bei von zwei fachkundigen Exper-
                                          emotional herausfordernd
ten/-innen unterstützt: den Laien-
richtern/-innen. Eine/Einer von ih-        Eine von ihnen ist Doris Kre-
nen wird von der Arbeitgeberseite,      meier, Betriebsrätin bei db Schen-
der/die zweite von der Arbeitneh-       ker in Hörsching. In ihrem Ar-
mervertretung nominiert.                beitsalltag kümmert sie sich darum,
   Interessierten bietet die AK eine    dass die mehr als 200 Beschäftigten
umfassende Einschulung in die           am oberösterreichischen Standort
verantwortungsvolle Aufgabe, der        des Logistikkonzerns zu ihrem
Wahrheit auf die Spur zu kommen.        Recht kommen. Doch damit ist ihr
Dabei gilt es vor allem abzuwägen,      Verlangen nach Fairness nicht ge-
wem man eher glaubt. Die meisten        stillt. Die Altenbergerin absolvierte
Fälle enden mit Vergleichen zwi-        die Zukunfsakademie des ÖGB, bei          Laienrichter Johannes Stütz am Weg zu seinem Arbeitsplatz im Landestheater Linz.
schen den Streitparteien. Wenn das      der Betriebsräte/-innen ihre fach-
nicht gelingt, müssen die drei Rich-    lichen und sozialen Kompetenzen           zu sein. „Ich habe vorher gar nicht        bisschen nervös war, leugnet sie
ter/-innen abstimmen. Dabei zählt       stärken. Ein Ausbildungsschwer-           gewusst, dass man das machen               nicht. Doch die Premiere vor Ge-
jede Stimme gleich viel. Die beiden     punkt dabei: Sich mit Fällen aus          kann. Aber mich hat das gleich von         richt klappte klaglos. „Das habe ich
Laien können den Berufsrichter/         dem Arbeitsrecht auseinanderzu-           Anfang an interessiert“, sagt Doris        auch dem Berufsrichter zu verdan-
die Berufsrichterin also durchaus       setzen. Eine Rechtsexpertin fragte        Kremeier. Nach mehreren Schu-              ken, der sehr nett und verständnis-
überstimmen. Allein in Oberös-          sie schließlich, ob sie sich vorstel-     lungen war es dann soweit. Dass            voll war“, erinnert sie sich an ihren
terreich sind an den Gerichten der      len könnte, als Laienrichterin tätig      sie vor der ersten Verhandlung ein         ersten Fall.

                                        Doris Kremeier, umsichtige Betriebsrätin bei db Schenker, wendet ihre Rechtskenntnisse auch als Laienrichterin an.

12     report
der Gerechtigkeit
   Wie schafft man es als Betriebs-       „Man lernt als Laienrichterin viel    Input“ lautet seine Devise. Er sucht   liches Engagement bewiesen. Beim
rätin, die gewohnt ist, für die An-       – objektiv sein, nicht das Persön-    fast täglich nach rechtlichen Neu-     Verein „Schuldnerhilfe“ begleitete
liegen und Interessen von Kolle-          liche in den Vordergrund stellen,     erungen auf Fach-Homepages im          er Menschen mit finanziellen Pro-
ginnen und Kollegen zu kämpfen,           sondern Daten und Fakten spre-        Internet oder in den selbst gekauf-    blemen: „Ich habe da gesehen,
eine neutrale Rolle als Laienrich-        chen lassen“, resümiert Kremeier.     ten Rechtsbüchern. Mittlerweile        wohin diese führen können, aber
terin einzunehmen? „Ich kenne                                                   fragen ihn viele Kollegen auch zu      auch welche Mühen Menschen auf
viele Konflikte aus der Praxis. Es          Wissensdurstiger Schlosser          Themen, die nicht unmittelbar mit      sich nehmen, um da wieder raus zu
ist manchmal nicht leicht, ein                                                  der Arbeitssituation zu tun haben      kommen. Auch als Laienrichter hat
                                            mit Sinn für Fairness
Gefühl zu bekommen, wer die                                                     – zum Beispiel zum Mietrecht, zu       man es mit menschlichen Schick-
Wahrheit sagt. Wichtig ist, nicht           Andreas Dachs ist gelernter         Pensionen, zur Gesundheitskasse        salen zu tun. Da schließt sich der
voreingenommen zu sein, sich an           Schlosser und technischer Zeich-      oder wie es mit Begleitmöglich-        Kreis zur Schuldnerberatung.“
Fakten zu orientieren und sachlich        ner. Als Betriebsratsvorsitzen-       keiten bei der „Reha“ von Kindern         Ihn interessiert vor allem, welche
zu entscheiden“, so die 56-Jährige.       der beim Steyrer Unternehmen          aussieht.                              Konfliktthemen es in anderen Fir-
Welcher Fall ihr in besonderer Er-        Burg-Design steht er 400 Kollegin-       Seit seiner Laienrichter-Premiere   men und Branchen gibt. „Das ist
                                                                                hat Dachs an rund 30 Verhandlun-       oft eine andere Welt. Ob Friseurin
                                                                                gen teilgenommen. Eine Themen-         oder Industriearbeiter, die rechtli-
                                                                                auswahl: Ungerechtfertigte Kün-        chen Probleme sind teilweise ex-
                                                                                digungen, Auseinandersetzungen         trem unterschiedlich“, sagt Stütz.
                                                                                über Schwerarbeit (richtige Ka-        In seinen bisherigen Verhandlun-
                                                                                lorienbewertung) oder Zank um          gen spielten meist falsche Einstu-
                                                                                Pensionseinstufungen. Oft kommt        fungen, nichtbezahlte Arbeitszeit,
                                                                                es zum Vergleich, selten muss ein      Abfertigungsfragen und unter-
                                                                                Urteil ergehen. Objektiv zu urtei-     schiedliche Auffassungen über die
                                                                                len ist auch für ihn das Maß aller     Auflösung des Arbeitsverhältnisses
                                                                                Dinge: „Ich habe mir als Betriebs-     eine Rolle.
                                                                                rat so manche ‚Watschn‘ geholt.           Erstaunt zeigt sich der Linzer
                                                                                Aber gerade vor Gericht gilt: Man      auch über die Dimension dessen,
                                                                                muss immer zwei Seiten anhören         was alles geht oder zumindest ver-
                                                                                und sich die Sachlage genau an-        sucht wird: „Viele Verhandlungen
                                                                                schauen.“ Dass er so viel Zeit in      laufen zwar gut und vernünftig
                                                                                sein rechtliches „Update“ steckt,      ab, aber manchmal tun sich schon
                                                                                begeistert seine Ehefrau nicht im-     menschliche Abgründe auf.“ Oft
                                                                                mer. Immerhin ist Dachs nicht nur      ginge es um Kleinbeträge und viele
                                                                                Laienrichter, sondern auch noch        Betroffene trauten sich wegen des
                                                                                begeisterter Laienschauspieler bei     Prozessrisikos oder lückenhafter
                                                                                der „Egonistenbühne Dietach“. Da       Daten, nicht zu klagen. Doch das
                                                                                bleibt dann nur mehr wenig Zeit        Wichtigste sei, den Rechtsschutz
                                                                                für gemeinsame Aktivitäten.            von AK und ÖGB zu nutzen und
                                                                                                                       – wenn nötig – den Weg zum Ge-
                                                                                  Das Arbeitsgericht als               richt zu gehen. Für Stütz steht fest:
Nicht nur als Betriebsrat bei Burg Design hoch geschätzt: Andreas Dachs.                                               Weil es die AK gibt, gibt es weni-
                                                                                  Bühne für Gerechtigkeit
                                                                                                                       ger Probleme. „Allein die Existenz
innerung geblieben ist? „Manche           nen und Kollegen mit Rat und Tat         Mit anderen Bühnenstars hat Jo-     reicht aus, sonst wären manche Ar-
Verhandlungen sind schon ein              zur Seite. Die langjährige Erfah-     hannes Stütz zu tun. Der gelernte      beitnehmerinnen und Arbeitneh-
bisschen skurril. Einmal ging es          rung, Konflikte zu regeln, nutzt      Installateur ist seit 15 Jahren Büh-   mer einfach nur Freiwild.“
darum, wie viele Minuten für den          Andreas Dachs seit rund drei Jahren   nentechniker am Landestheater                           hans.promberger@akooe.at
Gang auf die Toilette notwendig           für seine ehrenamtliche Tätigkeit     Linz und fast genau so lange Be-
sind“, schildert Kremeier. Beson-         als Laienrichter am Landesgericht     triebsrat für seine 380 Technik- und
ders emotional herausfordernd             Steyr/Kirchdorf. Seine Motivation:    Verwaltungskollegen/-innen. Dass
seien Pflegegeldfälle. Wenn Men-          „Ich möchte über den Tellerrand       es das Amt des Laienrichters gibt,
schen ihren Alltag ohnehin nur            hinausschauen und möglichst gut       hat er von einem Betriebsratskolle-
mehr mit Schmerzen bewältigen             über möglichst viele Rechtsgebiete    gen erfahren. Neugierig geworden
können und dann noch mit finan-           Bescheid wissen – am liebsten über    fragte Stütz bei der Gewerkschaft
ziellen Existenzfragen belastet sind,     das Arbeitsrecht.“ Im Gespräch ist    nach, und schon fand er sich in der
sei das oft auch für die Beurteilung      der Wissensdrang des 55-jährigen      Einschulung wieder. Der 44-jährige
des Sachverhaltes nicht leicht.           Dietachers spürbar. „Input, Input,    Linzer hatte schon zuvor ehrenamt-

                                                                                                                                                report 13
Von Linz bis St. Wolfgang:                                                                                                      Die Laufgemeinschaft St. Wolf-
                                                                                                                             gang gibt es seit 1985, seit 1986 ist
                                                                                                                             Werner Haas Obmann. Rund 150

Das läuft wie geschmiert
                                                                                                                             Mitglieder hat der Verein, davon
                                                                                                                             rund 40 Kinder. Um den Nach-
                                                                                                                             wuchs kümmert sich Haas‘ Gattin
                                                                                                                             Andrea, im Zivilberuf Zahnarzt-
                                                                                                                             helferin. Jeden Freitagnachmittag
   Vom Langsam-Lauftreff                                                                                                     steht eine Stunde Aufwärmen,
                                                                                                                             Laufen und Spielen auf dem Pro-
bis zum Marathon: Laufen
                                                                                                                             gramm. „Drill gibt es nicht, die
hat sich längst zum Volks-                                                                                                   Freude an der Bewegung steht im
sport entwickelt. Linz und                                                                                                   Vordergrund“, erzählt sie. Das lohnt
 St. Wolfgang sind die Hot                                                                                                   sich: „Manche der Kleinen sind
                                                                                                                             schon so schnell, dass ich selbst fast
  Spots in Oberösterreich.
                                                                                                                             nicht mehr mitkomme.“
                                                                                                                                Neben den sportlichen Zielen

V    or 60 Jahren wurde in Neusee-
     land der erste Jogging-Club ge-
gründet. Als in den 1980er-Jahren
                                                                                                                             kommt auch die Geselligkeit nicht
                                                                                                                             zu kurz. Ob Musical-Ausflug nach
                                                                                                                             Wien, Wandertag, Grillfest oder
auch hierzulande die ersten – meist                                                                                          Laufreisen – den Mitgliedern wird
in Neongrün oder Zuckerlrosa ge-                                                                                             viel geboten. „Die Leute sind so en-
kleideten – Jogger/-innen auftauch-                                                                                          gagiert, das haben sie sich verdient“,
ten, wurden sie eher belächelt als                                                                                           streut Werner Haas seinen Laufkol-
bewundert. Heute bringen Veran-                                                                                              legen/-innen Rosen.
staltungen wie der Linz Marathon
oder der Wolfgangseelauf tausende                                                                                               Drei Freistarts für den
Hobbysportler/-innen dazu, die
                                                                                                                                18. Oktober zu gewinnen
Laufschuhe zu schnüren.
                                       Kurze Pause mit dem Weißen Rössl als Hintergrund: Andrea Haas, ihr Ehemann              In Linz ist es ja bereits am 5.
  „Was lauft ihr herum,                Werner (Mitte) und Franz Sperrer von der Laufgemeinschaft St. Wolfgang.               April soweit, dann ertönt der
                                                                                                                             Startschuss zum Marathon. Für
  habt ihr keine Arbeit?“
                                       schaft St. Wolfgang, Werner Haas.       ganisationsleiter Franz Sperrer mit           den Wolfgangseelauf bleibt noch
  Besonders auf dem Land sorgte        Sein Großvater hat noch als Holz-       einem Schmunzeln: „Am ersten                  Zeit zum Trainieren. Wir verlosen
der „neumodische Sport“ anfangs        knecht gearbeitet, zusätzliche Be-      Wolfgangseelauf haben 13 Men-                 drei Freistarts für einen Bewerb
für Kopfschütteln. „Da wurde man       wegung war da nicht nötig. Bei          schen teilgenommen, elf haben das             Ihrer Wahl am 18. Oktober 2020
schon gefragt, warum man so ko-        Werner Haas ist das anders: „Als        Ziel erreicht, zwei sind offenbar in          (5,2-km-Panoramalauf, 10-km-
misch in der Gegend herumläuft,        Zugführer bei den ÖBB sitze ich         Wirtshäusern entlang der Strecke              Uferlauf, 27-km-Klassiker oder
ob man denn nix zum Arbeiten           oft acht bis zehn Stunden, da ist das   versandet.“ Im Vorjahr waren be-              Salzkammergut Marathon). Nähe-
hat“, erinnert sich schmunzelnd        Laufen ein idealer Ausgleich.“ An       reits 5.300 Läuferinnen und Läufer            res finden Sie auf ak-report.at.
der Obmann der Laufgemein-             die Anfänge erinnert sich auch Or-      aus 50 Nationen am Start.                                                 ak-report@akooe.at

                AU F G E Z E I C H N E T von Karl Berger                                        DA S S T E C K T DA H I N T E R
                                                                                  Standort-Rankings sind ein Schmäh

                                                                                  W     as kehrt alle Jahre wieder? Richtig: der Osterhase und die
                                                                                        Standort-Rankings. Mit viel Getöse wird so getan, als wür-
                                                                                  den diese Rankings die Wettbewerbsfähigkeit von Staaten mes-
                                                                                  sen. Tatsächlich erstellen Lobby-Organisationen wie das „Welt-
                                                                                  wirtschaftsforum“ (WEF) die Ranglisten, um im Auftrag großer
                                                                                  Konzerne Stimmung gegen arbeits- und sozialrechtliche Standards
                                                                                  – z.B. gute Löhne – zu machen. Der Propagandaschmäh soll also
                                                                                  helfen, die Rechte der Beschäftigten abzubauen und den Profit
                                                                                  der Superreichen zu erhöhen. Dass die Standort-Rankings völlig
                                                                                  unwissenschaftlich sind, hat unter anderem der Wirtschaftsexperte
                                                                                  und Nobelpreisträger Paul Krugman bis ins Detail nachgewiesen.

                                                                                  Auflösung von Seite 2 „Gut zu wissen“
                                                                                  Antwort c) ist richtig. Laut Statistik Austria fressen die Kosten für private Miet-
                                                                                  wohnungen schon fast ein Drittel des Haushaltseinkommens. Deshalb muss
                                                                                  der soziale Wohnbau rasch angekurbelt werden: Er sorgt nämlich für deutlich
                                                                                  günstigere Wohnungen und drückt damit auch die privaten Mieten.

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