Sport & Arthrose Herzlich Willkommen zum Vortrag! - physiobase
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Übungsleiter-Special 16.-18. Juli 2021 Melle Herzlich Willkommen zum Vortrag! Referent: Wolfgang Klingebiel klingebiel@physiobase.de Sport & Arthrose www.physiobase.de
Wolfgang Klingebiel Physiotherapeut/Manualtherapeut Hochschuldozent/wissenschaftlicher Mitarbeiter | Hochschule Fresenius Hamburg Studiengänge: Physiotherapie | Physician Assistant (B.Sc.)
„Effektives Training für Hüfte, Knie und Sprunggelenk “ Agenda ▪ Freitag, 19.00-20.30 Uhr (Seminarraum) Einführungsvortrag „Sport & Arthrose“ ▪ Samstag (Halle) • 09.00-12.00 „Alles im Lot 1“ (Ganganalyse, Fußstabilität) • 12.00-13.30 Mittagspause • 13.30-16.00 „Alles im Lot 2“ (Beckenwaage, Hüftstreckung) • 16.00-16.30 Teatime • 16.30-18.00 „Alles im Lot 3“ (Kniekontrolle, Bewegungsanalyse) ▪ Sonntag (Halle) • 09.00-12.00 „Alles im Lot 4“ (funkt. Integration)
Sport & Arthrose: Vortragsübersicht ▪ Basiswissen ▪ „Knorpelpflege“ ▪ Sport und Arthrose ▪ Empfehlungen
Arthrose: Welche Gelenke sind am häufigsten betroffen? Mitgliederumfrage der Arthrose-Hilfe e.V. (2000); n=25000
Kommt Arthrose häufig vor? ▪ Aktuell ca. 5 Mio. Betroffene in Deutschland ▪ Erste Anzeichen bei jedem 2. ab dem 35. Lebensjahr ▪ Bei 80% aller über 70jährigen ▪ Jährlich ca. 400 000 Hüft- und Knieprothesen in Deutschland (2019)
Das Gelenk Knochen Knorpel Gelenkspalt Gelenkflüssigkeit Gelenkkapsel Innere Schicht: - stark durchblutet - Schmerzrezeptoren - reich an Bewegungsmeldern Schleimhaut reagiert gereizt auf - Verletzung - Verschleiß - Entzündung mit Erguss Verdickung Verklebung
Gelenkknorpel (hyaliner Knorpel) • arbeitet ständig ohne Sauerstoff • keine Blutgefäße/Nerven • Ernährung: Bewegung und Diffusion • teilungsfähig im Wachstumsalter • optimiert für Druck- und Scherbelastungen • Bei Verlust: Ersatz durch Faserknorpel • besteht zu 75% aus Wasser • Dicke: 2mm bis > 1cm (Kniescheibe)
Stadien Knorpelschaden 1. Auffaserung der Oberfläche. Substanzen aus Abrieb führen zur immunologischen Reaktion der Gelenkschleimhaut: Entzündungszeichen 2. Weiterer Knorpelabrieb. Zerstörung der tieferen Schichten 3. Zerstörung aller Schichten bis auf den Knochen
Arthrosediagnostik: Röntgen Der Knorpel wird nur in Form des Gelenkspaltes sichtbar linkes Kniegelenk rechtes Hüftgelenk
Definitionen Das Wort „Arthrose“ beschreibt eine morphologische Veränderung und stellt nicht automatisch ein Leiden dar. Arthrose Jede Form von Gelenkverschleiß, der nicht auf entzündliche Prozesse zurückzuführen ist. Arthritis Entzündung der Gelenkschleimhaut. Kann eine Knorpelveränderung nach sich ziehen/durch diese ausgelöst sein. Aktivierte Arthrose Arthrose + Entzündung der Gelenkschleimhaut Osteoarthritis (OA) Englisch für „Gelenkschmerzen“ (also auch Arthorse und Arthritis)
Schmerzanalyse – Tageszeitliche Intensitätsschwankungen
Symptome der Arthrose ▪ Schmerz ▪ Schwellung ▪ Muskelverspannung ▪ Bewegungseinschränkung ▪ zunehmende Deformität
Symptom: Schmerz Schmerzverhalten bei zunehmender Schwere der Arthrose Anlaufschmerz Belastungsschmerz Dauerschmerz
Symptom: Schmerz (Beispiel: Hüftgelenks-Arthrose) • Tiefer, durch das Gelenk ziehender Leistenschmerz • Schmerz in der Trochanterregion: Patienten können auf der betroffenen Seite nicht schlafen. • Schmerzausstrahlung in den vorderen/inneren Oberschenkel und gleichseitige Gesäßhälfte • Schmerzausstrahlung in das gleichseitige Kniegelenk („referred pain“) • Schmerz in der Muskulatur (reflektorische Tonuserhöhung durch Nozizeption aus dem Gelenk) • Schmerzausstrahlung in das gleichseitige ISG und LWS
Faktoren für das Entstehen einer Arthrose ▪ Erhöhte Lebenserwartung ▪ Lebensstil ▪ Fehlbelastungen • Mangelnde Knorpelernährung durch Haltungskonstanz bzw. Bewegungsarmut • Überlastung aufgrund äußerer Krafteinwirkungen: Körperliche Aktivität/Trauma/Achsfehlstellungen • Körpergewicht • Ernährung • Medikamente ▪ Über-/Fehlbelastungen im Beruf oder Sport ▪ Genetik (z.B. Achsfehlstellung, Stoffwechselstörungen) ▪ Frühere Verletzungen/Operationen
„Knorpelpflege“ Schutzfaktoren zur Prävention von Arthrose Maßnahmen zur Therapie bei Arthrose • Körpergewicht • Bewegung und Training
Körpergewicht • Psyche/soziales Umfeld • Ernährung BMI > 25 2-3faches Arthroserisiko • Bewegung Übergewicht Arthrose erhöhte mechanische verminderter Belastung des Energieumsatz Gelenkknorpels schlechtere Knorpelernährung Gelenkschmerzen weniger Bewegung
„Knorpelpflege“ Schutzfaktoren zur Prävention von Arthrose Maßnahmen zur Therapie bei Arthrose • Körpergewicht • Bewegung und Training • Hilfsmittel • Handlungskompetenz
Kernaussage bezüglich Arthrose Der optimale Bewegungsumfang pro Woche liegt zwischen 2,5 und 10 Stunden (moderate Intensität, vorzugsweise viele kleine Bewegungseinheiten) Thiel et al. Empirisch gesicherte Hinweise auf Bewegungs-Dosis-Beziehungen in der Prävention und Rehabilitation chronischer Erkrankungen
Bedeutung von Bewegung, Sport und Training Vortrag „Sport & Arthrose“ | AOK Nordwest | Lübeck, 04.05. 2016 | Referent: Wolfgang Klingebiel Der Knorpels ist kein Autoreifen, dessen Profil im Laufe des Lebens immer weniger wird. Dieses Verständnis der Physiologie ist „überholt“. Eher gleicht er einem Schwamm, der sich durch wechselnde Drücke ernährt.
Sportarten und Arthrose
Eine Sportart ist gelenkschonend, wenn … ▪ keine große Impulsbelastung („Stauchbelastung“) auftritt „STOP-and-GO ist ein NO-GO“ ▪ keine Extrembewegungen der Gelenke (insbesondere Rotationen) unter vollem Körpergewicht auftreten ▪ sie mit gleichmäßigen, rhythmischen Bewegungen und geringen Bewegungsenergien verbunden ist ▪ die Bewegungssituation möglichst vorhersehbar ist (keine plötzliche Beeinträchtigung durch Mitsportler oder Sportgeräte)
Sport & Arthrose: Welche Sportart ist empfehlenswert? ▪ Spielsportarten • auf Freizeitniveau • nicht wettkampforientiert • möglichst kein Kontaktsport ▪ möglichst keine neuen, technisch anspruchsvollen Sportarten erlernen ▪ keine Kampfsportarten
Sport & Arthrose: Welche Sportart ist empfehlenswert? geeignet nicht geeignet ▪ Schwimmen ▪ Tischtennis ▪ Fußball | Referent: Wolfgang Klingebiel ▪ Radfahren ▪ Kegeln/Bowling ▪ Handball ▪ Rudern ▪ Tennis ▪ Basketball ▪ Tanzen ▪ Golf ▪ Volleyball ▪ Aquajogging ▪ Jogging ▪ Kampfsport Vortrag „Sport & Arthrose“ ▪ Wandern ▪ Skilanglauf (Skating) ▪ Ringen ▪ Walking ▪ Skifahren (alpin) ▪ Hochsprung ▪ „Gymnastik“ ▪ Reiten ▪ Weitsprung ▪ Skilanglauf (klassisch) ▪ Nordic-Walking ▪ … ▪ Inline-Skating ▪ … ▪ … modifiziert nach Freiwald (2005)
Ist Radfahren immer eine gelenkfreundliche Sportart?
„Das Wort zum Samstag“ Vortrag „Sport & Arthrose“ | Referent: Wolfgang Klingebiel Mit der Diagnose einer Arthrose sollte nicht das Leid beginnen - sondern das Training ☺
Danke für Eure Aufmerksamkeit !
Aspekte des Trainings bei Arthrose: Gelenkstabilität ▪ Die lokalen Gelenkstabilisatoren fordern = segmentale Stabilisation/Propriozeption fordern (strümpfig): kleine Ausweichimpulse | Augen zu | labile Unterlage ▪ Für sichere Trainingsbedingungen sorgen (Sturzprophylaxe) ▪ Beinachsengerecht trainieren ▪ Statische Belastungen nur für kurze Zeit halten (z.B. Einbeinstand)
Übungsleiter-Special 16.-18. Juli 2021 Melle Effektives Training für Hüfte, Knie und Sprunggelenk Quelle: www.innsbrucklaeuft.com Referent: Wolfgang Klingebiel klingebiel@physiobase.de www.physiobase.de
„Effektives Training für Hüfte, Knie und Sprunggelenk “ Agenda ▪ Freitag, 19.00-20.30 Uhr (Seminarraum) Einführungsvortrag „Sport & Arthrose“ ▪ Samstag (Halle) • 09.00-12.00 „Alles im Lot 1“ (Ganganalyse, Fußstabilität) • 12.00-13.30 Mittagspause • 13.30-16.00 „Alles im Lot 2“ (Beckenwaage, Hüftstreckung) • 16.00-16.30 Teatime • 16.30-18.00 „Alles im Lot 3“ (Kniekontrolle, Bewegungsanalyse) ▪ Sonntag (Halle) • 09.00-12.00 „Alles im Lot 4“ (funkt. Integration)
Aspekte des Trainings bei Arthrose Wie finde ich die richtige Belastungsdosierung beim Training? Faustregel Wir beobachten Schmerz und Bewegungseinschränkungen innerhalb der 24 Stunden nach dem Training: • weniger als vorher/unverändert? Der Trainingsreiz war angemessen Training weiter so fortführen ☺ • Schmerzen/Bewegungseinschränkungen verstärkt/neu aufgetreten? Belastung war zu hoch und hat Gewebe geschädigt erneutes Training erst nach Rückgang der Schmerzen; Trainingsintensität/-Umfang verringern
Aspekte des Trainings bei Arthrose Hilfreich zur Einschätzung der aktuellen Schmerzintensität: die „visuelle Analogskala“ (VAS)
Beobachtende Ganganalyse Gruppe A Beobachte Deinen Probanden (von vorn, seitlich, hinten) beim Gehen. Mache Dir kurze Notizen zu folgenden Merkmalen: • Lässt sich der Gang in immer wiederkehrende „Abschnitte“ unterteilen? • Schritte laut/leise? - gleichmäßig? - kurz/lang? - breit-/schmalspurig? - pro Minute? • Armpendel: Gleich auf beiden Seiten?
Beobachtende Ganganalyse Gruppe B Beobachte Deinen Probanden (von vorn, seitlich, hinten) beim Gehen. Mache Dir kurze Notizen zu folgenden Merkmalen: • Beckenbewegungen? • Hüftstreckung? • Wohin zeigen Knie/Kniescheiben und die Fußspitzen: − beim Aufsetzen des Fußes? − beim Ablösen des Fußes?
Beobachtende Ganganalyse „naked eye tool“ Gangbeobachtung Kenntnis der Was ist „normal“? Bewegungsabläufe Ganganalyse
Grundlegende Beurteilung des Gangs
Ganganalyse: Einteilung der Gangphasen nach dem O.G.I.G.-Schema 4 Standbeinphasen („stance“)
Ganganalyse: Einteilung der Gangphasen nach dem O.G.I.G.-Schema 4 Schwungbeinphasen („swing“)
Gangphasen veranschaulicht Videos • Gait Cycle (ab 1:00) • Ministry of silly walks
Ich sehe nur räumliche Abweichungen. Das Erkennen der Ursachen erfordert Sachverstand (Ausbildung, Erfahrung …)
Ich sehe nur räumliche Abweichungen. Das Erkennen der Ursachen erfordert Sachverstand (Ausbildung, Erfahrung …)
Alles im Lot? Für ein effektives „Beintraining“ fokussieren wir uns in dieser Fortbildung auf diese 4 Bereiche: Rumpfstabilität (blenden wir in diesem Lehrgang aus) 1 Beckenwaage 2 Hüftstreckung 3 Kniekontrolle („Beinachse“) 4 Fußstabilität
Hüfte Oberschenkel Knie Unterschenkel Fuß
Alles im Lot? Training der Fußstabilität
Fuß & Sprunggelenke
Schienbein (Tibia) Wadenbein (Fibula)
Oberes rechtes Sprunggelenk von vorn im Röntgen
Das obere Sprunggelenk Bewegungsmöglichkeiten • Fußspitze wegstrecken („Plantarflexion“, „point“) • Fußspitze heranziehen („Dorsalextension“, „flex“)
Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Melle, 10.-12. August 2018 | Referent: Wolfgang Klingebiel
❖ Die großartigste lasttragende Konstruktion „ever“ ❖ 26 Knochen… 33 Gelenke… 12 Sehen… 18 Muskeln ❖ bilden eine „erdbebensichere“ Hängebrücke ❖ …wird unter Belastung stabiler ❖ … bedarf keiner Unterstützung von unten Wie lautet die Bezeichnung dieses Wunderwerkes ?
Mittelfuß Vorfuß Rückfuß
Quergewölbe im Bereich der Mittelfußköpchen Plantarfaszie Sicherung des Längsgewölbes durch 3 Bandschichten
Begriffsklärung Supination Heben des Fußinnenrandes Pronation Heben des Fußaußenrandes
Physiologische Supination bei der Laufbewegung (Barefoot Forefoot Strike) (Haile Gbreselassi)
Zwillingswaden- muskel (M. gastrocnemius) Schollen- muskel (M. soleus) Fußsenkung/ Zehenstand (Plantarflexion)
• Senken der Fußspitze • Supination
Anheben der Fußspitze Supination
M. peroneus longus (langer Wadenbeinmuskel) M. peroneus brevis (kurzer Wadenbeinmuskel) Pronation (Anheben des Fußaußenrandes) Gewölbestabilisierung (nur M. peroneus longus)
Der kurze Fuß nach JANDA • Selbstbehandlungsform • Wirkung durch Stimulation der Propriozeption (M. quadr. plantae) • Aktivierung abgeschwächter/gehemmter Muskulatur • Günstige Wirkung auf Fußfehlstellungen, Kniebeschwerden u.a.
Praxisanregungen Training der Fußstabilität 1. Schrittstellung: Auf-/Abrollen des vorderen Fußes; auch in Supinations-/Pronationsstellung 2. Schnelle Gewichtsverlagerung vor/rück: zunächst über Vorfuß abrollen, dann mit Ferse aufsetzen („Knorpel aufpumpen“); Augen schließen 3. Dehnung der Wadenmuskulatur: langsam dynamisch im Stand, dabei Richtung der Fußspitze des hinteren Beines variieren 4. Dehnung der Zehen- und Fußheber im Stand/im „Sitzen“ 5. Kurzer Fuß nach Janda Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Referent: Wolfgang Klingebiel
Der kurze Fuß nach JANDA (1) Start: im Sitzen Beine hüftbreit auseinander, Füße stehen unter den Knien, Fußspitzen zeigen nach vorne 1. Zehen hochziehen Fußgewölbe spannt sich Zehen locker lassen, Gewölbespannung beibehalten 2. 3-Punkt-Belastung: Großzehballen, Kleinzehballen, Ferse 3. Heranziehen des Vorfußes zur Ferse, Zehen bleiben locker 4. Dabei leichter Druck gegen das Knie von außen 5. Spannung 1 Atemzug lang halten, dann locker lassen Pausen einlegen (Tennisball-Massage) (2) Progression: Im Sitzen Gewicht nach vorn verlagern (3) Im Stand: Aktivierung vor Gewichtsverlagerung links/recht und vor/rück (Gewicht zunehmend verlagern bis zum Einbeinstand) (4) Funktionelle Integration: • Aktivierung beim Gehen (z.B. jeden 3./2. Schritt) • Beim Stehenbleiben im Einbeinstand auf „STOP“ • Ebenso aus dem Rückwärtsgehen/Seitwärtsgehen Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Referent: Wolfgang Klingebiel
Sprunggelenke: allgemeine Überlegungen • im oberen Sprunggelenk hauptsächlich Beuge- und Streckbewegung, im unteren Sprunggelenk Drehbewegung ungefähr um die Achse Außenknöchel- großer Zeh • Häufigste Verletzung: „Umknicken“ nach außen (Umknicken nach außen = Supinationstrauma) (Umknicken nach innen = Pronationstrauma) • Prinzipien: − Training in geschlossener Kette − auf instabile Unterlagen − Propriozeption (Eigenwahrnehmung) fördern • Tragendes Gelenk, daher viel mit Teilbelastung/Vollbelastung (= in der Vertikalen) trainieren • Training möglichst achsengerecht mit Knie- und Hüftgelenk
Training der „Beckenwaage“
Partnerübung: 5er-Schritt Die Oberkanten des Beckens werden mit einem Farbpunkt markiert. Euer Proband geht immer 5 Schritte auf der Stelle und bleibt jeweils bei „5“ kurz auf dem Bein stehen. Dann auch mit geschlossenen Augen. Was kann von vorn zur Beckenwaage/Beckenbalance beobachtet werden?
Übertragung des Gewichtes von Schädel, Armen, Brustkorb und Wirbelsäule über das Kreuzbein auf das Becken und die Hüftgelenke
Unsere wichtigsten Abduktoren im Hüftgelenk M. Gluteus medius M. Gluteus minimus
Beckenwaage ▪ Eine ungenügende Aktivierung/Kraft der Abduktoren führt zu • Trendelenburg-Zeichen (Absinken des Beckens auf der Spielbeinseite) • Duchenne-Hinken: Verlagern des Oberkörpers zur Standbeinseite ▪ … und damit zu einer verringerten Stabilität des Beines (und der Wirbelsäule)
Was wann trainieren? Eine sinnvolle Reihenfolge beim Training könnte sein 1. Bewegungsvoraussetzungen verbessern (Beweglichkeit) 2. Sensomotorik verbessern (Wahrnehmung) 3. Konditionelle Voraussetzungen verbessern (Krafttraining) 4. Funktionelle Integration: Einbauen in „normale“ Bewegungen
Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Referent: Wolfgang Klingebiel Praxisanregungen Beckenwaage ▪ Sensomotorisches Training • Partnerübung: Gleichgewichtstest im Stand (Ermitteln der individuellen Grenze) • Wahrnehmung der korrekten Beckenwaage bei langsamer Gewichtsverlagerung (evtl. mit Handauflegen auf Beckenknochen) seitlich/vor-rück; auch mit geschlossenen Augen • Wahrnehmung der korrekten Beckenwaage beim5er-Schritt auf der Stelle • Beim Durcheinandergehen (vor-/seit-/rückwärts) und Einbeinstand auf „STOP“ ▪ Konditionelles Training • Seitlage, oberes Bein wird abgespreizt: Beine in leichter Hüftbeugung > Hüftstreckung > oberes Bein in Innenrotation anheben/absenken („die Ferse führt die Bewegung“) • Seitstütz-Variationen: auf Unterarm/Hand mit gebeugten/gestreckten Beinen/abduziertem oberen Bein Becken anheben und senken • Stand am Boden, Spielbein in Hüfte und Knie leicht gebeugt, Fußspitze leicht aufgestellt: kleine Auf-Ab-Bewegungen der Beckenwaage auf der Standbeinseite • Stand auf STEP, Spielbein im Überhang. Kleine Auf-Ab-Bewegungen der Beckenwaage (Standbein unbewegt leicht gebeugt) • Schrittkombination (108…116 bpm) mit Thera-Ringband um Sprunggelenke (Differenzierung über Größe der Seitschritte/Abduktionsbewegungen: 2x (4 Steps seit re - 4 Steps seit li) > 2x (4x Abd re Bein, 4x Abd li Bein) > 2x V-Step vor, 2x V-Step rück; zwischendurch Hüpfsprünge mit Beinöffnen/-schließen, dabei jeweils 90° Drehungen
Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Referent: Wolfgang Klingebiel und trainieren fähigkeit halbe Stand Stand Einbein- Fußlänge Gleichgewichts- „Tandem“- Wir testen unsere
Hüftstreckung
Iliosacral-Gelenke (ISG) Hüftgelenks- pfanne Symphyse
Oberschenkelknochen (Femur) Großer Rollhügel (Trochanter kleiner major) Rollhügel (Trochanter minor) Gelenkflächen Gelenkfläche zum Schienbein zur Kniescheibe re von vorn re von hinten
Hüftgelenke und Becken von vorn im Röntgen
Bewegungsmöglichkeiten im Hüftgelenk (wie sieht das aus bei Bewegung vom Oberschenkel her/vom Becken her?) Beugen (= Flexion) Strecken (= Extension) Abspreizen (= Abduktion) Anspreizen (= Adduktion) Nach außen drehen (= Außenrotation) Nach innen drehen (= Innenrotation)
Hüftstreckung ▪ Hüftstreckung wird im Alltag kaum gefordert („Lifestyle“ bedeutet viel Sitzen = Hüftbeugung) ▪ Unzureichende Hüftstreckung führt zu einem unökonomischen Gehen/Laufen ▪ Mangelnde Hüftstreckung wird u.a. durch vermehrte Lordosierung in der Lendenwirbelsäule ausgeglichen: Im Hüftgelenk sind nur ca. 10° Streckung möglich.
M. glutaeus maximus (grosser Gesäßmuskel) • stärkster Strecker im Hüftgelenk • starker Außenrotator im Hüftgelenk
M. psoas major (grosser Lendenmuskel) + M. iliacus (Darmbeinmuskel) ↓ M. Iliopsoas (Lenden-Darmbein-Muskel) • stärkster Hüftgelenks-Beuger • lordosiert die LWS • vielgelenkig
M. rectus femoris (gerader Oberschenkelmuskel) • starker Hüftgelenks-Beuger • zweigelenkig: Hüftbeugung + Kniestreckung (gr. seitlicher Oberschenkelmuskel) (gr. innerer Oberschenkelmuskel) M. vastus intermedius (gr. mittlerer Oberschenkelmuskel) (verdeckt unter dem M. rectus femoris) M. quadriceps femoris
Das stärkste Band im menschlichen Körper (Lig. Iliofemorale) hilft, den aufrechten Stand mit wenig Muskelaktivität zu sichern (= es verhindert eine Überstreckung des Hüftgelenks)
M. semitendinosus (Halbsehnenmuskel) M. biceps femoris (zweiköpfiger Oberschenkelmuskel) M. semimembranosus M. ischiocrurales • Überwiegend zweigelenkig: Hüftstreckung + Kniebeugung • Entlordosieren die LWS
Mm. Adductores (Adduktoren, Schenkelanzieher)
Praxisanregungen Testung der Längentoleranz: Iliopsoas oder Rectus?
Praxisanregungen Verbessern der Hüftstreck-Fähigkeit ▪ Dehnungen Hüftbeuger (M. iliopsoas, M. rectus femoris) • in Seitlage > Fersensitz > Fechterstand > Stand • Einbeziehen der Beckenaufrichtung und Faszienbetonung ▪ Sensomotorisches Training • Bridging statisch: am Bewegungsende kleine dynamische endgradige Beckenaufricht- /Beckenkipp-Bewegungen • Bridging statisch + Entlordosierung: langsame Gewichtsverlagerung auf einen Fuß > Abheben und Strecken des Beines; dabei Beckenaufrichtung beibehalten • Bridging langsam-dynamisch: Fokus auf Entlordosierung und endgradiger Streckung; beidbeinig > einbeinig • STEP: langsame Step-up mit Betonung der Hüftstreckung gegen den Zug eines roten Therabandes (von hinten) ▪ Konditionelles Training • „Round the STEP“: Rhythmisiertes step-up vorwärts/seitwärts/Hand-Knie-Diagonale; Betonung der Hüftstreckung Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Referent: Wolfgang Klingebiel
Kniekontrolle („Beinachse“)
Partnerübung: Beid-/einbeinige Kniebeuge Euer Proband führt mit geöffneten Augen wiederholt Kniebeugen (Füße parallel) aus. Euer Proband führt mit geschlossenen Augen wiederholt Kniebeugen aus Schrittstellung aus. Was kann von vorn zur Kniekontrolle/Beinachse beobachtet werden?
Beinachse im Stand ▪ Beinachse: Liegen Hüft-/Knie- und Sprunggelenk ca. auf einer Linie? Dies wird mit einer ökonomischen Belastung gleichgesetzt „Q-Winkel“ ▪ Knöchern oder gelenkbedingte typischerweise Abweichungen („morphologisch“) sind 174° durch Training nicht beeinflussbar ▪ Neuromuskulär verursachte Abweichungen („funktionell“) können durch Training verringert werden.
knöcherne Abweichungen der Beinachse O-Bein X-Bein (genu varum) (genu valgum)
Funktionelle Abweichungen der Beinachse bei Knie-/Hüftbeugung ▪ Mangelnde Stabilität im Becken-/Hüftbereich und Fußbereich werden als Achsabweichungen (Knie gerät aus dem Lot) vor allem bei Bewegungen deutlich ▪ Die Ursache liegt meistens nicht im Kniegelenk selbst, sondern im Gelenk darunter bzw. darüber ▪ Das Knie als „mittleres“ Gelenk („sandwich- Position“) ist dabei besonders auf eine gute Bewegungskontrolle des Hüft- und Sprunggelenks angewiesen
Funktionelle Abweichungen der Beinachse im Stand Typische Ursachen für Achsabweichungen ▪ Außenrotatoren/Abduktoren/Extensoren des Hüftgelenks zu schwach/wenig aktiv ▪ Adduktoren nicht ausreichend längentolerant ▪ Fußgewölbe instabil “schielende Kniescheiben“
M. glutaeus maximus (grosser Gesäßmuskel) • stärkster Strecker im Hüftgelenk • starker Außenrotator im Hüftgelenk
tiefe Außenrotatoren des Hüftgelenks, z.B. M. piriformis (birnenförmiger Muskel) Weiterere Außenrotatoren: M. glutaeus maximus Mm. Obturatorii Mm. gemelli
Kniebeugung unter Belastung: Bücktypen horizontaler Bücktyp vertikaler Bücktyp
„dead lifts“ (Kreuzheben) Anheben eines Gewichtes mit gebeugten Kniegelenken und Oberkörpervorneige bis zur kompletten Streckung „squats“ (Kniebeugen) „good mornings“ (Vorbeugen) Deutliche Kniebeugen bei leichter Oberkörpervorneige aus den Oberkörpervorneige aus den Hüftgelenken bei leicht gebeugten Hüftgelenken Kniegelenken 96
Wie schädlich sind tiefe Kniebeugen? Vgl. auch: http://www.dr-moosburger.at/publikationen.php ▪ Hypothese: Kniebeugen unter 90° sind schädlich, da die Belastung für das Kniegelenk (Kniescheibe) zu hoch wird. ▪ Die Aussage „Das Knie darf nicht über die Fußspitze hinaus gebeugt werden“ ist wohl daraus abgeleitet worden. ▪ Die Studienlage hierzu ist widersprüchlich: Es gibt auch Studien, die nachweisen, dass die Kniebelastung bei 90° am höchsten ist und bei weiterer Beugung wieder abnimmt. ▪ Grundsätzlich stellt eine tiefe Kniebeuge ohne Zusatzgewicht eine physiologische (nicht überlastende) Bewegung dar. Dies gilt nicht bei Vorschäden oder zusätzlichen Anforderungen (Gewicht, instabile Untergründe, lange Verweildauer usw.) ▪ Bei jedem Schritt treppab wird das Knie über die Fußspitze hinaus gebeugt…
Praxisanregungen (I): Kniekontrolle/Beinachse ▪ Dehnung Adduktoren • Rückenlage: Beine am Boden/an der Wand oder ein Bein auf Pezziball, Grätschsitz mit Latissimus-Schub (Knie gebeugt > gestreckt), Rutschhalte ▪ Sensomotorisch (Partnerübung) • Squats statisch (Augen geschlossen, Verunsichern durch Partner) • Squats langsam > schnell dynamisch (Augen geschlossen, Partnerfeedback) • Squats einbeinig (Augen geöffnet > geschlossen); Partnerfeedback ▪ Kraftausdauer Außenrotatoren • Seitlage mit Theraband („Krabbe“) • PÜ: Bauchlage mit angewinkeltem Knie, Theraband um „inneres“ Bein Übungsleiter Special „Effektives Training für Hüfte. Knie und Sprunggelenke“ | Referent: Wolfgang Klingebiel
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