Sport und Politik polis aktuell - Our Game

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Sport und Politik polis aktuell - Our Game
polis aktuell      Nr. 5   2014

Sport und Politik

 oo Die Olympischen Spiele und Politik
 oo Sport und Gesellschaft
 oo Fußball und Politische Bildung
 oo Angebote rund um Fußball und die WM 2014
 oo Unterrichtsvorschläge und -materialien
p o li s akt ue ll   2014

    Liebe Leserin, lieber Leser!

    Der Rummel und die Begeisterung rund um die Fußball-          Das Heft basiert auf der Ausgabe 4/2008 von polis aktuell,
    Weltmeisterschaft bieten Lehrkräften und SchülerInnen         welche zur Fußball-Europameisterschaft erschienen ist und
    zahlreiche Möglichkeiten, sich kritisch mit Rolle und Funk-   nun anlässlich der bevorstehenden Fußball-Weltmeister-
    tion des Sports in der Gesellschaft auseinanderzusetzen.      schaft in Brasilien überarbeitet und aktualisiert wurde.
                                                                  Ein Hauptaugenmerk liegt aus diesem Grunde auf Mate-
    Die enge Verbindung zwischen Sport und Politik lässt
                                                                  rialien und Angeboten für Schulklassen rund um Fußball
    sich beispielsweise gut anhand der Olympischen Spiele
                                                                  und die WM. Diese stellen Zusammenhänge zwischen dem
    im Verlauf der Jahrzehnte beobachten. So widmet
                                                                  Sportereignis und entwicklungs- sowie gesellschafts-
    sich der erste Beitrag des Hefts diesen Zusammen-
                                                                  politischen Fragestellungen her und ermöglichen eine
    hängen. Auch die Rolle des Sports für die Gesellschaft
                                                                  Vertiefung der bearbeiteten Themen im Unterricht.
    und gegenseitige Abhängigkeitsverhältnisse wie etwa
    zwischen Sport und Medien oder Genderfragen stellen           Die Unterrichtsbeispiele regen zu einer Auseinandersetzung
    Möglichkeiten der kritischen Auseinandersetzung mit           mit SportlerInnen und Nationalität(en) sowie Gewalt und
    den Chancen sowie den Schattenseiten des Sports dar.          Rassismus im Sport an.

    Sport wird inzwischen vielfach als „kulturelle Leitwährung“   Wir wünschen Ihnen eine abwechslungsreiche Umsetzung
    betrachtet, als Vehikel für den Transport von gesellschaft-   des Themas im Unterricht und freuen uns über Lob, Kritik
    lichen Anliegen und Botschaften. Allerdings steht dem         und Verbesserungswünsche.
    auch jener Bereich des Sports gegenüber, der von Gewalt,
                                                                  Maria Haupt
    Diskriminierung, Dopingskandalen sowie wirtschaft-
                                                                  für das Team von Zentrum polis
    licher und politischer Einflussnahme geprägt ist.
                                                                  maria.haupt@politik-lernen.at

                  Beitrag zur Leseförderung                         SchülerInnenwettbewerb zur Politischen Bildung
                                                                    Thema „Fußball und Brasilien“
                   Bené, schneller als das schnellste Huhn
                   Toledo, Eymard. Basel: Baobab Books,             2013/2014 regte der Wettbewerb u.a. zur Durchfüh-
                   2013. 32 Seiten. Ab 5 Jahren.                    rung von Schulprojekten rund um die Themen „Fuß-
    Die in Brasilien geborene Autorin erzählt von Benedito          ball – eine Lösung für die Ärmsten?“ (5.-8. Schulstufe)
    da Silva, der von allen nur Bené genannt wird und für           und „Brasilien ist mehr als Fußball!“ (8.-11. Schulstufe)
    sein Leben gerne Fußball spielt. Gemeinsam mit seiner           an. Die von Lehrkräften ausgearbeiteten Projektanlei-
    Mutter und seinem Vater näht er Fußbälle, von deren             tungen bieten auch außerhalb des Wettbewerbs eine
    Verkauf sie leben. Das Buch erzählt vom Leben und von           Möglichkeit, das Thema im Unterricht aufzugreifen.
    den Träumen eines brasilianischen Buben. Einzelne               www.politik-lernen.at/wettbewerbpb
    portugiesische Begriffe werden im Anhang erklärt und
    Tipps zur Aussprache angeboten.

    Anpfiff für Ella
    Dölling, Beate. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag,
    2006. 172 Seiten. Ab 10 Jahren.                                 Themenvorschläge für vorwissenschaftliche Arbeiten
    Von klein auf kickt Ella begeistert mit ihrem Bruder            und Diplomarbeiten
    Lino. Damit ist Schluss, seit Lino eine eigene Mann-
                                                                    ••SportlerInnen als BotschafterInnen und Testimonials
    schaf t gegründet hat, „die Südtiger“. Mädchen sind
                                                                      für soziale Anliegen: Pros und Contras
    dort nicht erlaubt! Klar, dass Ella sauer ist. Doch dann
    bietet sich die Chance, in der neuen Schulmannschaft            ••Rassismus und Gewalt im Fußballstadion: Was
    – der „MM Victoria“ – mitzuspielen und endlich kann               können erfolgreiche Fanarbeit-Projekte in diesem
    sie ihr Fußballkönnen beweisen. Das erste Spiel von               Zusammenhang leisten?
    Victoria gegen die Südtiger lässt nicht lange auf sich
                                                                    ••Der Weg des Frauenfußballs in Österreich und
    warten ...
                                                                      Deutschland: eine vergleichende Analyse

2   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik

        1 Die Olympischen Spiele und Politik
        Die Olympische Bewegung verfolgt als wesentliche Ziele,                     Das Internationale Olympische Komitee (IOC) spielte bei
        „zu einer friedlichen und besseren Welt beizutragen                         der Vergabe der Spiele an Deutschland eine umstrittene
        und junge Menschen im Geiste von Freundschaft, Soli-                        Rolle. Noch wichtiger war in diesem Fall aber der Präsident
        darität und Fair Play ohne jegliche Diskriminierung zu                      des Amerikanischen Nationalen Olympischen Komitees
        erziehen“*. Die Olympischen Spiele möchten u.a. einen                       (USOC) und spätere Präsident des IOC, Avery Brundage.
        Beitrag zur internationalen Völkerverständigung leisten;                    Dieser setzte sich dafür ein, dass die USA die Spiele 1936
        in ihrem Regelwerk ist die „politische Neutralität“ fest-                   nicht boykottierten. Nicht zuletzt trug die Teilnahme der
        geschrieben. Trotzdem waren die Spiele immer wieder                         wichtigsten Sportnation dazu bei, dass die Nationalso-
        geprägt durch politische Auseinandersetzungen sowie                         zialisten in sportlicher Hinsicht erfolgreiche Spiele ver-
        die Instrumentalisierung durch politische Mächte.                           anstalten konnten – das bis dahin größte Sportereignis
                                                                                    überhaupt.
        Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin
                                                                                    Der Kalte Krieg
        Die ersten Spiele, die als professionelles, durchinsze-
        niertes Massenereignis im heutigen Sinne begangen                           Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten die Olympischen
        wurden, waren jene von 1932 in Los Angeles. Sie waren                       Spiele eine öffentliche Bühne dar, auf welcher der Kalte
        Vorbild für die Nationalsozialisten, die die Olympischen                    Krieg symbolisch und relativ gefahrlos ausgefochten wer-
        Spiele 1936 in Berlin propagandistisch ausschlachte-                        den konnte. Die Siege der eigenen Nation bzw. der Sieg in
        ten. Zunächst standen die Nationalsozialisten den olym-                     der Nationenwertung wurde stets auch als Beleg für die
        pischen Idealen skeptisch gegenüber. Sie änderten jedoch                    Überlegenheit des jeweiligen politischen Systems bzw.
        ihre Meinung, als das Reichspropagandaministerium                           der Kultur über den gesellschaftspolitischen Gegenent-
        unter Joseph Goebbels begann, die Spiele als geeignetes                     wurf gedeutet. In der Konsequenz waren die Spiele in
        Mittel zur Umsetzung der politischen Zwecke der Natio-                      der Nachkriegszeit auch von den Rivalitäten Nord- und
        nalsozialisten zu sehen. Ziel war zu diesem Zeitpunkt in                    Südkoreas bzw. der BRD und der DDR geprägt. Im Vorder-
        erster Linie, die Welt von der Friedfertigkeit Deutschlands                 grund standen jedoch die AthletInnen der USA und der
        als solides Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu                    Sowjetunion, die sich allerdings in den 12 Jahren von
        überzeugen.                                                                 1976 bis 1988 überhaupt nicht messen konnten: Grund
                                                                                    waren die wechselseitigen Boykotte bei den Spielen 1980
        Nach innen sollten die Spiele ein Gefühl der Einheit erzeu-
                                                                                    in Moskau bzw. 1984 in Los Angeles, was zur „Opferung
        gen und von innenpolitischen Missständen ablenken:
                                                                                    der olympischen Chancen einer ganzen Sportlergenera-
        Oppositionelle Sportverbände wurden verboten, viele
                                                                                    tion“**** führte.
        ihrer SportlerInnen und FunktionärInnen umgebracht.**
        Die Gleichschaltung der Presse wurde intensiviert und zur
                                                                                     Tipp Literatur
        Besänftigung ausländischer Kritik zwei jüdische Sport-
        lerInnen zugelassen. Während der Spiele selbst beglück-                     Sport und Politik. Eine Einführung
        wünschte Adolf Hitler deutsche SportlerInnen persönlich;                    Anderson, Uwe (Hg.). Schwalbach:
        der überragende Athlet der Spiele, der Afroamerikaner                       Wochenschau Verlag, 2006. 88 Seiten.
        Jesse Owens, wurde jedoch aufgrund seiner Hautfarbe                         Ein Abriss über die „Olympischen Spiele
        bewusst brüskiert, sollten die Spiele doch vor allem zum                    und Fußballweltmeisterschaften als
        „Ruhm“ der „Herrenrasse“ beitragen.***                                      Mega-Events und ihre Bedeutung für die
                                                                                    Politik“, „aktuelle Herausforderungen
                                                                                    im Spannungsfeld von Sport, Medien
                                                                                    und Wirtschaf t“, „Fankulturen“ u.a.
        * Deutscher Olympischer Sportbund: Olympische Spiele und Olympische
        Bewegung: www.dosb.de/de/olympia/ziele-aufgaben-konzepte
                                                                                    www.wochenschau-verlag.de/sport-und-politik.html
        ** vgl. Rösch, Heinz-Egon: Politik und Sport in der Geschichte und Gegen-
        wart. Freiburg/Würzburg 1980, S. 41f.
        *** vgl. hier und im Folgenden: Filzmaier, Peter: Politische Aspekte der    **** Güldenpfennig, Sven: Olympische Spiele und Politik. In: Sportpolitik
        Olympischen Spiele. Wien 1993, S. 463.                                      und Olympia. Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 29-30/2008. S. 7.

                                                                                                                  tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s         3
p o li s akt ue ll   2014

    Rassismus und der Nahost-Konflikt                                         Das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter
                                                                              Beschuss und die Kommerzialisierung Olympias
    Der Zweite Weltkrieg warf seinen Schatten auch insofern
    noch weit in das 20. Jahrhundert hinein, als Japan und                    Die Entwicklung, dass die Austragung der Olympischen
    Deutschland die Spiele im eigenen Land (1964 Tokio bzw.                   Spiele auch immer stärker von kommerziellen Erwä-
    1972 München) als Chance zur – zumindest symbolischen –                   gungen bestimmt wurde, erreichte 1984 in Los Angeles
    politischen Rehabilitierung sahen und sie entsprechend                    ihren ersten Höhepunkt, als Unternehmen wie Coca-
    anzulegen versuchten. Denn grundsätzlich kann die Aus-                    Cola, Levis und andere Konzerne Sponsoren der Spiele
    tragung der Spiele für das Gastgeberland einen Gewinn                     wurden. Zum ersten Mal konnte ein Gewinn erwirtschaf-
    an Prestige bedeuten, der weit über die sportliche Ebene                  tet werden; die Fernseheinnahmen wuchsen rapide:
    hinausgeht. Die Olympischen Spiele 1972 in München                        1980 beliefen sie sich noch auf 110 Millionen Dollar für
    wurden jedoch von einem tödlichen Terroranschlag palä-                    die Sommer- und Winterspiele, bei den Sommerspie-
    stinensischer TerroristInnen auf israelische AthletInnen                  len in Sydney 2000 betrugen diese bereits über 1,3 Mil-
    überschattet. Dieses Ereignis hatte zur Folge, dass die fol-              liarden Dollar.*** Für den Verkauf der gekoppelten TV-
    genden Spiele mit einem stark erhöhten Sicherheitsauf-                    Rechte für die Winterspiele 2014 und die Sommerspiele
    wand durchgeführt wurden.*                                                2016 nahm das IOC mehr als vier Milliarden Dollar ein.****
                                                                              Die Olympischen Spiele sind zu einem weltumspannenden
    Auch andere politische Konflikte traten während Olym-
                                                                              Massen- und Medienereignis geworden.
    pischer Spiele deutlich zu Tage. Durch den langjährigen
    Ausschluss Südafrikas von den Olympischen Spielen aus                     In der Folge wurde der Sport nicht nur immer mehr zur
    Protest gegen die Apartheid-Politik kam das Thema Ras-                    Ware, er kam auch durch Dopinggerüchte in Verruf. Um
    sismus auf die olympische Tagesordnung. Thematisiert                      den Kalten Krieg auch auf dem Sportplatz zu gewin-
    wurde das auch in Mexiko 1968 durch den Black-Power-                      nen, kamen verstärkt Dopingmittel zur Anwendung,
    Gruß der beiden Olympiasieger Tommie Smith und John                       wie z.B. an den DDR-AthletInnen beobachtet werden
    Carlos bei der Siegerehrung. Sie wollten damit auf die                    konnte. Später wurden auch Dopingfälle systematisch
    Diskriminierung von AfroamerikanerInnen in den USA                        verschleiert, um das Produkt Olympia nicht zu gefährden
    aufmerksam machen. Die beiden Sportler wurden darauf-                     bzw. um sein Image durch neue Rekorde und Höchst-
    hin von den Spielen ausgeschlossen, weil sie durch ihre                   leistungen zu verbessern.***** Seit in den 1980er-Jahren
    „politische Demonstration“ gegen den Anspruch „apo-                       immer höhere Summen umgesetzt wurden, häuften sich
    litischer“ Spiele verstoßen hätten.** Die Frage, inwieweit                auch die Berichte über unlauteren Wettbewerb im Rah-
    SportlerInnen, FunktionärInnen und – die Spiele als                       men der Vergabe der Spiele.******
    Zusehende begleitende – PolitikerInnen nicht im Gegen-
    teil sogar dazu verpflichtet wären, bei den Olympischen
                                                                                Methodentipp „Skandale rund um Olympia“
    Spielen Stellung zu politischen Themen zu beziehen,
                                                                                Lassen Sie die SchülerInnen im Internet die größten
    stellte sich auch bei folgenden Spielen immer wieder (z.B.
                                                                                 „Skandale“ rund um die letzten drei Olympischen
    Menschenrechtsfragen 2008 in Peking; Diskriminierung
                                                                                Spiele recherchieren und analysieren:
    von homosexuellen SportlerInnen 2014 in Sotschi).
                                                                                •• Wie lauteten die Vorwürfe? Was waren die vorherr-
                                                                                   schenden Themen? (Doping, Veruntreuung, politi-
     Tipp Unterr ichtsmater ial
                                                                                   sche Vereinnahmung etc.)
    Sport und (Welt-)Politik                                                    •• Was haben diese Ereignisse mit Entwicklungen im
    Themenblätter im Unterricht, Nr. 49/2005. Bonn: Bundes-                        Sport bzw. mit gesamtgesellschaftlichen Entwick-
    zentrale für politische Bildung (bpb) (Hg.), 2005.                             lungen zu tun?
    Arbeitsblätter für SchülerInnen zu den Zusammenhängen                       •• Gab es Unterschiede in der medialen Berichterstat-
    und Wechselwirkungen von Sport und Politik:                                    tung der verschiedenen Medien/Zeitungen?
    www.bpb.de/shop/lernen/themenblaetter/36669/
    sport-und-welt-politik                                                    *** Kistner, Thomas: Der olympische Sumpf. Die Machenschaften des IOC.
                                                                              München 2000, S. 32.
                                                                              **** Focus Online: TV-Rechte des IOC erstmals über vier Milliarden:
                                                                              www.focus.de/sport/olympia-2012/olympia-2014-tv-rechte-des-ioc-
    * vgl. u.a. Güldenpfennig, 2008. S. 7.                                    erstmals-ueber-vier-milliarden_aid_643695.html
    ** vgl. u.a. Heaming, Anne: Die Spiele müssen weitergehen. In: Fluter.    ***** Hackforth, Julius: Die Ökonomisierung der olympischen Idee.
    Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): www.fluter.de/   In: Der Standard am 13.10.1999.
    de/sport/thema/6946/                                                      ****** Kistner, 2000. S. 35.

4   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik

        2 	Sport und Gesellschaft
        Sport birgt zahlreiche Chancen für die gesellschaftliche                       Positiv betrachtet erfüllt Sport also oft die Funktion
        Entwicklung, wie z.B. die Schulung sozialer Kompetenzen                        eines gesellschaftlichen „Kitts“ und kann das kollek-
        oder das Einüben von Teamarbeit, Fair Play und Gleich-                         tive Bewusstsein und den gesellschaftlichen Zusam-
        berechtigung. Er bietet Möglichkeiten der individuellen                        menhalt stärken. Anlass für eine kritische Analyse
        Sinnstiftung bzw. des Engagements, er dient der Kon-                           bietet hingegen die Gefahr einer möglichen Instrumen-
        taktpflege und kann u.U. auch zur sozialen Integration,                        talisierung des Sports – beispielsweise zur Stabilisie-
        internationalen Verständigung oder Versöhnung beitra-                          rung bestehender Regierungen oder Herrschaftsformen
        gen. Demgegenüber stehen Ausgrenzung, Rassismus,                               bzw. zur Ablenkung von Missständen in einem Land.****
        Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft im Sport,                          Auch die Ein- und Ausschlussmechanismen, nach wel-
        Korruption und Kommerzialisierung von Sportereignis-                           chen SportlerInnen in Bezug auf ihre Nationalität oder
        sen sowie die Gefahr eines übersteigerten Nationalismus,                       andere Merkmale (Geschlecht, sexuelle Orientierung,
        der über den Sport vermittelt wird.*                                           Behinderung) gleichberechtigte Chancen auf Aus-
                                                                                       übung ihres Sports sowie auf Erfolg erhalten – oder eben
        Zudem erfüllt Sport in Politik, Wirtschaft und Medien
                                                                                       nicht –, erfordern eine kritische Auseinandersetzung.
        wesentliche Funktionen: PolitikerInnen nutzen große
        Sportereignisse, um sich als „eine/n vom Volk“ zu präsen-
        tieren und ihre Sympathiewerte zu steigern, Unterneh-
                                                                                          Methodentipp „SportlerInnen und Staatsbürgerschaft“
        men machen Millionengeschäfte im Zusammenhang mit
                                                                                          Eine Unterrichtseinheit, in welcher sich die Schüle-
        Sport und auch die Medien und der Sport finden sich in
                                                                                          rInnen mit dem Thema Sport und Nationalität(en) aus-
        einem engen Symbioseverhältnis wieder.
                                                                                          einandersetzen, findet sich auf Seite 13 dieses Hefts.

        2.1 S port und „N ation “
                                                                                        Tipp Literatur
        In der Vergangenheit gibt es viele Beispiele, in denen
                                                                                       Wer nicht hüpft ... Inklusion und Exklusion im Sport
        Sport maßgeblichen Einfluss auf die Politik genommen
                                                                                       stimme – Zeitschrift der Initiative
        hat – und umgekehrt. Eines der bekanntesten ist das
                                                                                       Minderheiten, Nr. 88/2013.
        sogenannte „Wunder von Bern“**, das 1954 identitäts-
                                                                                       Die Autorinnen und Autoren beschäf-
        stiftend für Ost- und Westdeutschland wirkte. Auch in
                                                                                       tigen sich in ihren Beiträgen – ausge-
        Bezug auf das österreichische Gemeinschaftsgefühl kam
                                                                                       hend von minorisierten Gruppen – mit
        dem Sport als einem „Aspekt nationaler Selbstvergewisse-
                                                                                       Sport als Integrationsmaßnahme und
        rung“ nach 1945 eine bedeutende Rolle zu. In den nach-
                                                                                       mit den inkludierenden, aber auch
        folgenden Jahren begleitete der Sport die Entwicklung
                                                                                       ausgrenzenden Aspekten des Sports.
        von einem Wien-zentrierten zu einem zunehmend auch
                                                                                       Mit Beiträgen u.a. zu den Themen: „Schneeweiße
        an den Bundesländern orientierten Österreichverständ-
                                                                                       Alpenrepublik: Warum David Alaba als österreichischer
        nis. Die Wandlung „von einer Donau- zu einer Alpen-
                                                                                       Abfahrtsolympiasieger bisher nicht möglich ist“, „Inte-
        republik“ war wesentlich durch den Bedeutungszuwachs
                                                                                       grationspolitik neu: Zugehörigkeit zur Sport-Nation
        des Skilaufs gegenüber dem Fußball gekennzeichnet.***
                                                                                       durch (körperliche) Leistung“, Sturm der Liebe: Homose-
                                                                                       xualität im Sport“ u.v.m.
        * vgl. Jäger, Uli: Sport und (Welt-)Politik. In: Themenblätter im Unter-       www.minderheiten.at//index.php?option=com_content&
        richt, Nr. 49/2005. Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), 2005. S. 1.   task=view&id=442&Itemid=147
        ** Die deutsche Nationalmannschaft gewann unerwartet das Finalspiel
        der Fußball-WM 1954 gegen das hoch favorisierte Ungarn. Dies führte zu
        einem großen, deutschlandweiten – und nach dem Ende des Zweiten Welt-
        kriegs auch einigenden – Freudentaumel.
        *** Marschik, Matthias: Sport und Medien – Mediensport. Zur Inszenierung
        und Konstruktion von Sporthelden. In: medienimpulse – Beiträge zur             **** vgl. Filzmaier, Peter: Wie politisch ist Fußball? In: kursiv – Journal für
        Medienpädagogik Nr. 62/2007. S. 15.                                            politische Bildung. Nr. 3/2005: Eine Menge Welt. Fußball & Politik. S. 16.

                                                                                                                       tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s             5
p o li s akt ue ll       2014

    2.2 S port und M edien                                                            Sport und Teilhabe von Menschen mit Behinderung

    Sport war als einflussreiches gesellschaftliches Phänomen                         Die Paralympics sowie die Special Olympics – die Olym-
    schon früh mit den Medien verbunden – und beide Seiten                            pischen Spiele für SportlerInnen mit Behinderungen –
    ziehen ihren Nutzen daraus. Einerseits brauchen Sport-                            werden seit den 1960er-Jahren regelmäßig ausgetra-
    lerinnen und Sportler die Unterstützung der Medien, um                            gen. Neben der Begeisterung der AthletInnen und
    mit ihrer Sportart möglichst viele Menschen zu errei-                             ZuschauerInnen gibt es jedoch auch Kritik: Die Forde-
    chen und zu begeistern, andererseits sind die Medien auf                          rung nach Inklusion im Sportbereich geht über diese
    Ereignisse, von denen sie berichten können, angewiesen.                            „segregierten“ Angebote hinaus und bedeutet u.a.,
    Von welchen Sportarten berichtet wird, zu welcher Uhr-                            dass „der Frage nachgegangen werden [muss], wie
    zeit eine Übertragung stattfindet etc., hat Einfluss auf                          Sportangebote auf allen Ebenen (Breiten-, Schul- und
    die Popularität einer Sportart. Medien sind somit auch                            Spitzensport) gestaltet sein müssen, um die Teilhabe
    maßgeblich an der Bekanntheit einzelner „Sportstars“                              aller Mitglieder einer heterogenen Gesellschaft mit all
    beteiligt.*                                                                       ihren vielfältigen sozialen Merkmalen zu ermöglichen.“
                                                                                      (Sabine Radtke)
    Die Medien unterstützen durch die Übertragung von Spor-
    tereignissen auch eine der wesentlichen Funktionen des
                                                                                      Lesetipp: Radtke, Sabine: Inklusion von Menschen
    Sports, nämlich die Identifikation – sei es mit der eigenen
                                                                                      mit Behinderung im Sport. In: Aus Politik und Zeitge-
    Nation oder mit den nationalen Sport-HeldInnen. In den
                                                                                      schichte Nr. 16-19/2011: Sport und Teilhabe. Bonn:
    Medien werden diese SportlerInnen immer wieder mit der
                                                                                      Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), 2011.
    Nation gleichgesetzt, quasi für diese vereinnahmt. Dies
    drückt sich beispielsweise in Schlagzeilen aus wie: „Holt
    unser erstes Gold!“, „Goldene Erlösung – Niki, wir lieben
    dich“, „Unser Gold-Mario“, „Wir sind wieder Ski-Nation
    Nr. 1“, „Wir sind Weltmeister“**. Spitz- und Beinamen wie                      2.3 S port und G eschlecht
    „Herminator“, „Niki“, Schöni“, „Meisi“ etc. sollen zu die-
                                                                                   Historisch waren sportliche Wettkampfarten sehr lange
    ser Identifikation der ZuschauerInnen mit den Sportstars
                                                                                   mit dem Konstrukt von Männlichkeit verbunden. Eigen-
    beitragen, die damit sozusagen selbst ein Stück dieses
                                                                                   schaften wie Ausdauer, Kraft, Leistungswille, Ehre und
    Erfolgs für sich beanspruchen können.
                                                                                   Aggression wurden v.a. der männlichen Identität zuge-
    Eine negative Entwicklung des Zusammenspiels von                               schrieben. Nichtsdestotrotz forderten die Frauen bereits
    Medien und Sport sieht Matthias Marschik in der zuneh-                         sehr früh ihre Teilhabe ein, auch wenn ihnen von der
    menden – und vielfach medial vermittelten – Über-                              Gesellschaft dafür lange Zeit schlimmste Folgen (Ver-
    nahme sportlicher Normen und Werte in die Gesellschaft.                        männlichung, körperliche Schäden, Hysterie etc.) ange-
    Soziales Denken oder Eintreten für die Schwächeren                             droht wurden.****
    rücken gegenüber „sportlichen“ Werten wie Leistung,
                                                                                   Mit der Entdeckung des Sports durch die ArbeiterInnen-
    Disziplin, Jugend und Männlichkeit (es gibt nur wenige
                                                                                   bewegung und dessen massenhafter Verbreitung stieg
    Heldinnen im österreichischen Sport) in den Hintergrund:
                                                                                   auch der Frauenanteil im Sport. Während des Ersten Welt-
    „Das sind alles Tugenden, die im Sport ebenso gefragt
                                                                                   kriegs ersetzten die Frauen vielfach die im Krieg abwesen-
    und nötig sind wie im (neo-)liberalen Arbeitsleben. (...)
                                                                                   den Männer auf dem Fußballfeld und sogar im Stadion.
    Wenn sich diese Werte im Sportleben bewähren und die
                                                                                   Nach dem Krieg wurden sie jedoch wieder von den rück-
    bewunderten Sportstars nach diesen Prämissen erfolg-
                                                                                   kehrenden Männern „abgelöst“ und an den Herd zurück-
    reich sind, ist es nahe liegend, diese Werte auch zur Basis
                                                                                   verwiesen. Und auch wenn Frauen bereits seit den Olym-
    unseres eigenen Lebens zu machen, um gleichfalls Erfolge
                                                                                   pischen Spielen im Jahr 1900 zu einzelnen Wettkämpfen
    zu erringen.“***
                                                                                   antreten durften, blieben viele der Disziplinen lange den
                                                                                   Männern vorbehalten. Auch die Aufteilung in „typische
                                                                                   Männersportarten“, die mit Körperkraft und Kampf ver-

    * vgl. hier und im Folgenden: Marschik, 2007. S. 13f.
    ** Dimitriou, Minas; Mortsch, Christian: „Wir sind wieder Ski-Nation Nr. 1“.
    In: medienimpulse – Beiträge zur Medienpädagogik Nr. 62/2007. S. 37.           **** vgl. Zeilinger, Irene: Dabeisein ist nicht alles. Feministische Überlegungen
    *** Marschik, 2007. S. 16.                                                     zu Frauenquoten im Sport. In: Frauensolidarität Nr. 3/2000: Sport. S. 11.

6   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik

        bunden sind, sowie in „anmutige weibliche Sportarten“                       oftmals stärkerer Aufsicht und erlernen seltener, Räume
        hielt sich hartnäckig.*                                                     zu erobern.**** Neben der Bewusstmachung der bestehen-
                                                                                    den Ungleichheiten kann auch eine geschlechtersensible
        Der Sport ist wie andere gesellschaftliche und kultu-
                                                                                    Erziehung zu Veränderungen beitragen.
        relle Felder von hierarchischen Geschlechterverhältnis-
        sen durchzogen. Diese Ungleichheiten zeigen sich nach
                                                                                     Tipp Film
        Johanna Dorer u.a. in den folgenden Bereichen:
                                                                                    Kick it like Beckham
        •• „Sportverbände (...) sprechen Zugangsverbote oder
                                                                                    Gurinder Chadha: Großbritannien/
           -beschränkungen für Frauen in Bezug auf bestimmte
                                                                                    Deutschland 2002. 112 Minuten.
           Sportarten aus.
                                                                                    Ab 12 Jahren.
        •• Nationale Sportverbände bestimmen, wie viele Sportler                    Jess möchte genauso wie ihr großes
           und Sportlerinnen bei Olympischen Spielen, Welt- und                     Vorbild David Beckham nichts
           Europameisterschaften antreten dürfen und legen damit                    Anderes als Fußball spielen. Aber
           meist ein Geschlechterverhältnis vor, das zu Ungunsten                   ihre traditionsbewussten Eltern
           der Sportlerinnen ausfällt.                                              haben andere Pläne für sie. Sie soll
                                                                                    studieren und einen netten Mann
        •• Sportinstitutionen bestimmen auch die Bekleidungsvor-
                                                                                    heiraten. Doch so leicht gibt Jess nicht auf …
           schriften, die Geschlechterunterschiede betonen oder wie
                                                                                    Auszuleihen z.B. über das BAOBAB Medienservice:
           etwa beim Beach-Volleyball auf den voyeuristischen Blick
                                                                                    www.baobab.at/filme
           eines männlichen Publikums setzen.
                                                                                    Filmheft mit Hintergrundinformationen:
        •• Auf der Ebene der Verbands- und Vereinsfunktionäre sind                  www.bpb.de/shop/lernen/filmhefte/34135/
           Frauen von Entscheidungsprozessen weitgehend ausge-                      kick-it-like-beckham
           schlossen, sodass ein Gutteil der Entscheidungs- und Defi-
           nitionsmacht bei den Männern verbleibt.
                                                                                       Sport und sexuelle Orientierung
        •• Staatliche und private Sponsoren (…) machen nicht sel-
           ten Unterschiede zwischen Sportlerinnen und Sportlern.“**                  Eine der Schattenseiten des Sports ist die Diskriminie-
                                                                                      rung von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen
        Unterschiede zeigen sich auch zwischen den reichen,
                                                                                      (LGBTs) SportlerInnen, – die von ungeschriebenen bis
        „westlichen“ Ländern und den ärmeren, „südlichen“ Län-
                                                                                      hin zu ausdrücklichen „Verboten“ von Homosexualität
        dern. Mangelnde Akzeptanz von Frauensport sowie die
                                                                                      in bestimmten Sportarten reicht und zu welcher auch
        frühzeitige Einbindung in die (Haus)Arbeit lässt Mädchen
                                                                                      homophobe Beschimpfungen durch Fans gehören.
        wenig Zeit zur Ausübung sportlicher Aktivitäten. Des
        Weiteren scheitert die sportliche Teilhabe von Frauen oft                      Die Ausstellung „Gegen die Regeln – Lesben und
        an den fehlenden materiellen Mitteln – und sollten Mit-                        Schwule im Sport“, die von der European Gay and Les-
        tel vorhanden sein, werden diese von Männern genutzt                           bian Sport Federation (EGLSF) initiiert wurde, greift
        und verwaltet.*** Aber auch der „westliche“ Sport kann                         dieses Thema auf:
        noch immer als „männlich dominiert“ bezeichnet werden.
                                                                                      Die Ausstellung versucht aufzuklären sowie über Homo-
        Weibliche Teams sind weniger bekannt und weibliche
                                                                                      phobie und die Abwertung von LGBTs im Sport zu infor-
        Sportstars verdienen erheblich weniger als ihre Kollegen.
                                                                                      mieren und nach Ursachen und Stereotypen zu fragen.
        Einen Beitrag zur ungleichen Repräsentanz von Frauen                          Gleichzeitig will sie positive Identifikation schaffen:
        und Männern im Sport leistet auch die unterschiedliche                        Neben queeren Sportvereinen und -veranstaltungen
        Bewegungssozialisation von Mädchen und Buben in der                           werden 21 homosexuelle SportlerInnen, von Martina
        Kindheit. Während Buben eher zur Erforschung ihres                            Navratilova bis zum britischen Fußballer Justin Fashanu,
        Lebensraums motiviert werden, unterliegen Mädchen                             portraitiert.

        * vgl. ebenda, S. 12.                                                          Die Ausstellung ist verfügbar bei VIDC – FairPlay:
        ** Dorer, Johanna: Mediensport und Geschlecht. In: medienimpulse – Bei-        www.fairplay.or.at
        träge zur Medienpädagogik Nr. 62/2007. S. 25.
        *** vgl. Rosa Diketmüller: Sport Macht Frauen(Bewegung) Raum. Ein femi-
        nistischer Streifzug durch die „letzte“ Männerdomäne. In: Frauensolidari-
        tät 3/00: Sport. S. 3.                                                      **** vgl. ebd. S. 4.

                                                                                                             tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s   7
p o li s akt ue ll   2014

    3 	Politische Bildung und Fussball
    3.1 F ussball und G ewalt /R assismus                                       Was kann man also gegen Gewalt im und rund um das
                                                                                Stadion tun? Rein repressiv, polizei- und ordnungsrecht-
    Fußballstadien sind Orte, an denen auch Rechtsextre-                        lich dagegen vorzugehen ist, so sind sich die meisten
    mismus und Rassismus sichtbar werden. Viele Clubs sind                      ExpertInnen einig, nicht alleine zielführend. Jugendli-
    für ihre rechtsradikalen AnhängerInnen bekannt; Spie-                       che, die in Ausbildung oder Beruf desillusioniert werden
    lerInnen „ausländischer“ Herkunft werden immer wie-                         und sich als „ModernisierungsverliererInnen“ sehen,
    der – zum Teil auch von den eigenen Fans – beschimpft.                      benötigen vor allem Perspektiven für ihre Zukunft.
    Auch die Heterogenität der Fangruppen hat zugenommen                        In der pädagogischen Arbeit mit gewalttätigen Fan-
    und zur Gruppe der „erlebnisorientierten“ Fans sind die                     gruppen hat sich die Zusammenarbeit mit den Vereinen,
    sogenannten „Hooligans“ und „Ultras“ hinzugekommen.                         mit Fanbeauftragten und SozialarbeiterInnen bewährt.
    Eine weitere Entwicklung im Bereich der Fanszenen ist,                      So müssen Selbstregulierungsmechanismen innerhalb
    dass sich die Gewalt der Fans vielfach auch vom Spielge-                    der Gruppe gestärkt und Möglichkeiten einer positiven
    schehen gelöst hat.*                                                        Fan- und Anfeuerungskultur aufgezeigt werden. Proble-
                                                                                matische Gruppen sollen dabei nicht von vornherein aus-
     Tipp Links und Mater ialien                                                geschlossen, sondern integriert werden.**

    Handbuch gegen Rassismus der UEFA
                                                                                 Tipp Methodensammlung
                       Die UEFA hat zusammen mit dem
                       gesamteuropäischen Netzwerk gegen                        Lernort Stadion – Politische Bildung an Lernzentren in
                       Rassismus im Fußball (FARE) ein                          Fußballstadien
                       Handbuch herausgegeben, das darauf                       Robert Bosch-Stiftung in Zusammen-
                       abzielt, den populärsten Sport der                       arbeit mit der Bundesliga-Stiftung,
                       Welt von Rassismus zu befreien. Das                      2013.
                       Handbuch enthält Hintergrundin-                          Politische Bildung funktioniert
                       formationen, stellt Antirassismus-                       gut über Themen, die an die kon-
    Aktionen vor und gibt Anleitungen zum Handeln.                              krete Lebenswelt der Jugendlichen
    http://de.uefa.org/newsfiles/82792.pdf                                      anschließen. Fußball ist ein solches
                                                                                Thema: Im Fußballstadion werden
    Fußball und Rassismus
                                                                                Werte wie Toleranz, Fair Play und Respekt „spielerisch“
    Webdossier der Bundeszentrale für politische Bildung
                                                                                vorgelebt, sodass sich Anknüpfungspunkte für poli-
    zum Schwerpunkt Fußball und Gewalt. Hier finden Sie
                                                                                tische Diskussionen ergeben. Auszug aus den erprobten
    Artikel, Link- und Literaturtipps.
                                                                                Übungen: „Mannschaftsaufstellung: Teamarbeit &
    www.bpb.de/politik/extremismus/
                                                                                Respekt“, „Datensammlung Doping“, „Fußball, Fans und
    rechtsextremismus/41777/fussball-und-rassismus
                                                                                Vorurteile“, „Berufsorientierung rund um das Stadion“
    Sport und Gewaltprävention                                                  www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/51619.asp
    Auf der Seite des Instituts für Friedenspädagogik Tübin-
    gen e.V. / Berghof Foundation finden Sie u.a. Informatio-
    nen zu folgenden Themen: Gewaltprävention im Fußball-                          Methodentipp „Gewalt und Rassismus im Sport“
    verein, Gewinnen statt Hassen, Körperliche Betätigung                          Eine Anregung zur Auseinandersetzung im Unterricht
    und Gewaltprävention, Streetballturniere u.v.m.                                mit diesen Schattenseiten des Sports findet sich auf
    www.friedenspaedagogik.de/themen/fair_play/                                    Seite 15 dieses Hefts.
    sport_und_gewaltpraevention__1

    * vgl. u.a. Pilz, Gunter: Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Profifuß-   ** vgl. hier und im Folgenden: Interview mit Michael Gabriel: Politische
    ball: Vom Kuttenfan und Hooligan zum postmodernen Ultra und Hooltra.        Bildungsarbeit in Fanprojekten – Ansätze. Möglichkeiten. Grenzen.
    In: kursiv – Journal für politische Bildung. Nr. 3/2005: Eine Menge Welt.   In: kursiv – Journal für politische Bildung. Nr. 3/2005: Eine Menge Welt.
    Fußball & Politik. S. 51f.                                                  Fußball & Politik. S. 63ff.

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Nr. 5   Spor t u n d Politik

        Eine wesentliche Maßnahme in diesem Zusammenhang                              beziehen sich auf die asymmetrischen Beziehungen zwi-
        ist die Förderung von Partizipationsmaßnahmen. Fragen                         schen „Geber“- und „Empfängerländern“, die durch diese
        der Stadionmitgestaltung durch die Fans sind eine Mög-                        „Hilfsprogramme“ zementiert würden.**
        lichkeit (z.B. gibt es Vereine, in denen die Stehplätze im
        Stadion nach den Vorstellungen der Fans umgebaut wur-                          Tipp Mater ialien
        den). Das Aufgreifen von Diskussionen und Vorfällen in
                                                                                      FairPlay-Workshops: Ein Leitfaden zu Globalem Lernen
        der Fankurve ist eine andere wesentliche Voraussetzung
                                                                                      und Inklusion durch Sport
        erfolgreicher Fanarbeit. Einige Vereine organisieren
                                                                                      VIDC – Wiener Institut für Internatio-
        interkulturelle Jugendbegegnungen bzw. Treffen mit den
                                                                                      nalen Dialog und Zusammenarbeit
        Fangruppen anderer Vereine, um zum gegenseitigen Ver-
                                                                                      (Hg.), 2014.
        ständnis beizutragen.
                                                                                      Der Leitfaden ist das Ergebnis zahl-
        Wichtig ist es auch, Fanprojekte weit in die Gesellschaft                     reicher durchgeführter FairPlay-
        hineinreichen zu lassen, um eine übergroße Identifika-                        Workshops im Bereich Sport und Ent-
        tion mit der Fankultur zu durchbrechen. Für die gewalt-                       wicklung sowie Sport und Inklusion.
        tätigen Fans müssen Möglichkeiten geschaffen werden,
                                                                                      Fußball für Entwicklung
        Erfolgserlebnisse auf anderen Gebieten zu sammeln. Und
                                                                                      VIDC – Wiener Institut für Internatio-
        die Vereine sind durchaus in der Pflicht, sich der Proble-
                                                                                      nalen Dialog und Zusammenarbeit und
        matik gewaltbereiter Fans anzunehmen und „ihren“ Fans
                                                                                      INEX-SDA (Hg.), 2011.
        entsprechende Angebote zu machen.
                                                                                      Handbuch für Lehrkräfte und
                                                                                      JugendarbeiterInnen zur entwick-
        3.2 F ussball und E nt wicklung                                               lungspolitischen Bildung durch
                                                                                      Fußball mit praktischen Übungen für
        Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen wird                           Jugendliche von 12 bis 19 Jahren.
        von vielen auch das Potential, soziale Entwicklung vor-                       Beide Materialien als kostenloser Download unter:
        anzutreiben, zugeschrieben. So unterstützten die Ver-                         www.nossojogo.at/materialien/info-materialien/
        einten Nationen den Gedanken „Sport für Entwicklung“
        u.a. durch die Verabschiedung einer UN-Resolution
        sowie durch das Jahr des Sports 2005. 2013 erklärte
                                                                                      3.3 F ussball und F air P lay
        die Generalversammlung der Vereinten Nationen den
                                                                                      In den letzten Jahren wird im Sport auch verstärktes
        6. April zum „Internationaler Tag des Spor ts im Dienste
                                                                                      Augenmerk auf „Fair Play“ gelegt. Vereine und Organi-
        von Entwicklung und Frieden“. Organisationen der Ent-
                                                                                      sationen wie die FIFA achten zunehmend darauf, Aktio-
        wicklungszusammenarbeit nutzen Programme in Zusam-
                                                                                      nen zu Fair Play zu initiieren bzw. zu unterstützen. Mög-
        menhang mit Sport, um dabei auch Themen wie Bildung,
                                                                                      lichkeiten dazu bietet wie bereits erwähnt v.a. die Fan-
        Gleichstellung, Versöhnung und Gesundheit – z.B. HIV/
                                                                                      arbeit. Aber auch Image-Kampagnen mit namhaften
        AIDS-Aufklärung – (mit) zu transportieren. Zahlreiche
                                                                                      SportlerInnen als UnterstützerInnen wurden ins Leben
        Sportverbände und Organisationen engagieren sich auch
                                                                                      gerufen, um den Fair Play-Gedanken breit bekannt zu
        sozial und unterstützen Projekte wie „Football for Hope“
                                                                                      machen.
        oder „Football for Development“.*
                                                                                      3.3.1 Doping
        Diesem Anspruch stehen KritikerInnen gegenüber, die die
        Wirksamkeit bzw. die messbaren Ergebnisse dieser Pro-                         Zur Auseinandersetzung mit Fair Play gehört auch der
        gramme und Initiativen in Frage stellen und zudem vor                         Bereich Sport und Doping. Durch Dopingskandale bei der
        der Aufladung des Sports als allumfassendem „Heilsbrin-                       Tour de France oder den Olympischen Spielen ist das Pro-
        ger“ warnen. Auch der Gedanke, dass Sport als „Instru-                        blem, welches in den vergangenen Jahren an Bedeutung
        ment der Disziplin und Disziplinierung“ eingesetzt wird,                      gewonnen hat, noch stärker in den Mittelpunkt gerückt.
        steht zur Diskussion. Weitere kritische Überlegungen
                                                                                      ** Mehr zu diesen Überlegungen findet sich z.B. bei: Wachter, Kurt: Spor t
                                                                                      für soziale Entwicklung – Neue soziale Bewegung oder neo-koloniales
        * vgl. Hudelist, David u.a. In: FairPlay-Workshops: Ein Leitfaden zu Globa-   Entwicklungsmodell? In: Wer nicht hüpft ... Inklusion und Exklusion im
        lem Lernen und Inklusion durch Sport VIDC – Wiener Institut für Interna-      Sport. stimme – Zeitschrif t der Initiative Minderheiten, Nr. 88/2013.
        tionalen Dialog und Zusammenarbeit (Hg.), 2014. S. 6.                         S. 17f f sowie Hudelist u.a., 2014. S. 6.

                                                                                                                     tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s         9
p o li s a kt ue ll   2014

     Sind Siege ohne Doping überhaupt noch möglich? Gewin-                           3.3.2 Straßenfußball für Toleranz
     nen nicht die Talentiertesten, diejenigen, die am här-
                                                                                     Das in Kolumbien entwickelte Konzept „Straßenfußball
     testen trainiert haben, sondern jene, die im Hintergrund
                                                                                     für Toleranz“ enhält Elemente aus der Gewaltpräven-
     die „besten“ Pharmafirmen, „SpezialärztInnen“ und
                                                                                     tion und Friedenspädagogik. Spezielle Maßnahmen wie
     „Test(vermeidungs)labors“ besitzen?* Gründe für diese
                                                                                     gemischtgeschlechtliche Teams, eine Spielbegleitung
     Entwicklung liegen u.a. in der zunehmenden wirtschaft-
                                                                                     durch sogenannte Teamer anstatt SchiedsrichterInnen,
     lichen Bedeutung des Sports. Die SpitzensportlerInnen
                                                                                     welche das Spiel im Falle von Auseinandersetzungen ver-
     als WerbeträgerInnen werben für Produkte, welche im
                                                                                     mittelnd begleiten, sowie die Gleichwertigkeit von Fair
     Breitensport gekauft werden sollen. Um erfolgreiche Wer-
                                                                                     Play-Punkten und Toren wirken „Macho-Verhalten“ und
     beträgerInnen zu sein, müssen sie siegen. Unter diesem
                                                                                     Gewaltbereitschaft entgegen. Mit Hilfe des Spiels soll ein
     Druck, der auf den SportlerInnen lastet, gewinnen auch
                                                                                     anderer Umgang mit Konfliktsituationen erlernt werden.
     Doping und andere Betrügereien an Einfluss.**

                                                                                     Tipp Handreichung
      Tipp Links und Mater ialien
                                                                                     Straßenfußball für Toleranz. Handreichung für Jugend-
     FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel.
                                                                                     arbeit, Schule und Verein
                                       Die Initiative FairPlay
                                                                                     Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V. (Hg.), 2006
                                       führt mit Verbänden,
                                                                                     Die Spielregeln sowie weitere Informationen zum Einsatz
                                       Vereinen, Fanclubs,
                                                                                     des Konzepts finden Sie unter:
     MigrantInnen- und Jugendorganisationen Aktivitäten
                                                                                     www.friedenspaedagogik.de/themen/fair_play/
     gegen Diskriminierung im österreichischen Fußball und
                                                                                     strassenfussball_fuer_toleranz
     Sport durch und bietet neben Beratung und Monitoring
     u.a. auch Workshops für Jugendliche an.
     http://fairplay.vidc.org                                                        3.3.3 Fair produzierte/gehandelte Fußbälle
     Unterrichtsmaterial zu Fair Play                                                Auch fairer Handel und gerechte Bezahlung sowie sozia-
     Arbeitsblätter, Bildmaterial, ausgearbeitete Unterrichts-                       le Absicherung für diejenigen, die in der Sportartikel-
     einheiten, Fair Play-Geschichten, sportpraktische Tipps,                        industrie arbeiten, gehören zum Fair Play. So möchte
     Cartoons, vertiefende wissenschaftliche Texte, Stellung-                        beispielsweise „Jugend Eine Welt“ über fair gehandelte
     nahmen von SportlerInnen zum Fair Play-Gedanken, etc.                           Fußbälle die Arbeitsbedingungen der NäherInnen in Län-
     Die Seite eignet sich gut für die selbständige Onlinearbeit                     dern wie Pakistan verbessern. Die ArbeiterInnen, welche
     von SchülerInnen.                                                               die Fußbälle herstellen, werden gerecht entlohnt und
     www.sportunterricht.de/fairplay                                                 sind sozial abgesichert. Ein Teil des Verkaufspreises geht
                                                                                     an Projekte zur Unterstützung von Kindern in Afrika,
     Unterrichtsmaterial zu Doping
                                                                                     Asien, Lateinamerika und Osteuropa.
     Hintergrundinformationen, Unterrichtsideen und zahl-
     reiche Materialien für die Oberstufe.
                                                                                     Tipp Link
     www.sportunterricht.de/lksport/doping.html
                                                                                     Der EINE Welt-Fußball aus fairer Produktion
     Sport ohne Doping
                                                                                     Eine Aktion von Jugend Eine Welt,
     Die Arbeitsmedienmappe – herausgegeben vom deut-
                                                                                     EZA/Weltläden und GEA.
     schen Olympischen Sportbund, der deutschen Sportju-
                                                                                     Der in Pakistan produzierte „Welt-
     gend und dem Zentrum für Dopingprävention der Päda-
                                                                                     ball“ wird unter fairen Arbeitsbedin-
     gogischen Hochschule Heidelberg – enthält Wissen und
                                                                                     gungen hergestellt. Der Mehrpreis
     Fakten zu Anti-Doping sowie Arbeitsblätter und Metho-
                                                                                     garantiert, dass die NäherInnen ihre
     dentipps, die sich auch für den Einsatz im Unterricht eig-
                                                                                     Familien ernähren können. Ihre Kinder können zur Schule
     nen. Empfohlen u.a. durch den ePilot von schule.at:
                                                                                     gehen und müssen nicht arbeiten, um zum Familienein-
     http://epilot.schule.at/?p=12923#more-12923
                                                                                     kommen beizutragen. Außerdem werden durch die Fair-
     * vgl. Schubert, Franz: Die fünf dopaminen Ringe. Die Kehrseite des             trade-Prämien Gesundheitsversorgung, Sozialleistungen
     Jubels: Der Fluch des Dopings. In: medienimpulse – Beiträge zur Medien-
     pädagogik Nr. 62/2007. S. 32.                                                   und ein Kleinkreditprogramm ermöglicht.
     ** vgl. Zeilinger, Irene: Dabeisein ist nicht alles. Feministische Überlegun-   www.jugendeinewelt.at/3915.0.html
     gen zu Frauenquoten im Sport. In: Frauensolidarität Nr. 3/00: Sport. S. 13.

10   www. politik-ler n en .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik

        4 	Arund
             ngebote und U nterrichtsmaterialien
                 um F ussball und die WM 2014
        Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 findet von 12. Juni       Fußball-Workshop „Fair Pay: Fair Play“
        bis 13. Juli in Brasilien statt. Zahlreiche Organisationen   Südwind Agentur, österreichweit, Termine nach Vereinbarung,
        bieten Veranstaltungen und Unterrichtsmaterialien zur        für 8-11 Jahre, 11-15 Jahre sowie Jugendliche und Erwachsene
        lustvollen sowie kritischen Auseinandersetzung mit der       Der Workshop widmet sich dem wichtigsten Teilnehmer im
        WM und ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen an.           Spiel: dem Ball! Wo wird er hergestellt? Wie wird in Grön-
                                                                     land, Nepal oder Brasilien Fußball gespielt? Wer verdient

        4.1 W orkshops für S chulklassen                             am Fußballsport? Die Antworten auf diese Fragen vermit-
                                                                     teln ein Verständnis für die kulturellen, ökonomischen
                                                                     und sozialen Strukturen des Fußballsports.
        NOSSO JOGO – Initiative für globales Fair Play
                                                                     www.suedwind-agentur.at/start.asp?ID=239911&b=264
                                     Rund um die Fußball-
                                     Weltmeisterschaft will die      Kann ein Fußball fair sein?
                                     entwicklungspolitische Ini-     Südwind Niederösterreich Süd, Termine nach Vereinbarung,
                                     tiative „NOSSO JOGO“ alter-     für Kinder und Jugendliche von 8-14 Jahren
        native Sichtweisen auf das Gastgeberland Brasilien eröff-    Wer hat eine Ahnung, wo und unter welchen Bedingungen
        nen. Hauptorganisatoren der von der Österreichischen         Fußbälle genäht werden? Und wie funktioniert das
        Entwicklungszusammenarbeit geförderten Initiative sind       eigentlich mit der letzten Naht? In kleinen Teams werden
        das Lateinamerikainstitut, Jugend Eine Welt, Südwind,        Bälle selbst genäht, Produktionsländer auf der Weltkarte
        Frauensolidarität, Globalista und FairPlay/vidc. Neben       gesucht etc. und so den TeilnehmerInnen die Zusammen-
        Informationen zu Brasilien und der WM bietet die Initia-     hänge zwischen Sport, Mode und Konsumverhalten in
        tive Workshops für unterschiedliche Altersgruppen, z.B.:     Europa mit den Arbeitsbedingungen in Pakistan, Indien
                                                                     oder China nähergebracht.
        •   Workshops zur Fußball-WM für die 1. bis 6. Schulstufe
                                                                     www.suedwind-noesued.at/index.php?article_id=14
            Themen: Unsere Rechte – unser Spiel, Mehr Platz –
            hier spielen wir, Meu mundo – Kinderalltag in Brasi-
            lien, Anpfiff für Kinderrechte                           4.2 U nterrichtsmaterialien
        •   FairPlay
                                                                     Die Welt ist rund: Fußballträume – Fußballrealitäten
            Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen
                                                                     Filme für eine Welt (CH), BAOBAB (A),
            können zur Förderung der Entwicklung, Teilhabe
                                                                     EZEF (D) (Hg.), 2005, 5 Dokumentar-
            und Gleichstellung von jungen Menschen beitragen.
                                                                     filme, 120 Min., ab 10 Jahren
            Darauf aufbauend bietet FairPlay/VIDC Workshops zu
                                                                     Fünf Filme schaffen Begegnungen mit
            den Themen globales Lernen und soziale Inklusion an.
                                                                     Kindern und Jugendlichen über eine
        •   Arbeits- und Frauenrechte                                der populärsten Sportarten der Welt.
            Zur Kritik im Vorfeld der WM gehören vor allem die       Unterschiedliche Themen wie Fairer
            enormen Kosten des Projekts und mit dem Ereignis         Handel, Menschenrechte oder Begeg-
            zusammenhängende Menschenrechtsverletzungen.             nungen über soziale Grenzen hinweg werden aufgegrif-
            Der Workshop beleuchtet diese Missstände und             fen. Die Filme bieten einen Einblick in den Alltag von
            nimmt dabei die Frage der Arbeits- und Frauenrechte      Buben und Mädchen in Afrika, Asien und Lateinamerika
            besonders in den Fokus.                                  und erzählen von ihren Wünschen und Perspektiven.
                                                                     Zusätzlich zu den Filmen bietet die DVD umfangreiche
        Informationen zu allen drei Workshops unter:
                                                                     Begleitmaterialien und didaktische Impulse.
        www.nossojogo.at/workshops
                                                                     Zu beziehen über BAOBAB: www.baobab.at

                                                                                              tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s   11
p o li s a kt ue ll   2014

     Brasilien: Land im Wandel                                     „Fußball im Unterricht“ auf lehrer-online.de
                        Politik & Unterricht, Heft 1/2014,         Unterrichtseinheiten für die
                        Landeszentrale für politische Bildung      unterschiedlichsten Fächer
                        Baden-Württemberg (Hg.), 2014              (Geografie, Mathematik, Fremd-
                        Das Heft thematisiert die politischen      sprachenunterricht etc.) und
                        und gesellschaftlichen Bedingungen         verschiedene Schulstufen widmen sich dem Thema „Fuß-
                        in der heute siebtgrößten Wirtschafts-     ball“ und seiner sozialen, politischen und gesellschaft-
                        nation der Welt. Es beleuchtet die Aus-    lichen Bedeutung; darunter eine „Internetrallye zur WM
                        wirkungen der fortschreitenden Glo-        2014“, die die SchülerInnen u.a. dazu anregt, sich auch
     balisierung und die Chancen und Risiken des von großen        mit den Schattenseiten der WM auseinanderzusetzen
     Kontrasten und sozialer Ungleichheit geprägten Landes.        oder eine Einheit „WM 2014: Event und Proteste“ zu den
     Als kostenloser Download unter: www.lpb-bw.de/index.          Argumenten von WM-GegnerInnen.
     php?id=995&backPID=3127&tt_products=3086                      www.lehrer-online.de/fussball.php

     Der Bürger im Staat: Brasilien                                Onlinespiel: GLOBO – Welt-Quiz zur Fußball WM
                       Der Bürger im Staat Heft 1/2-2013,          Landeszentrale für politische Bildung
                       Landeszentrale für politische Bildung       Baden-Württemberg (Hg.), 2014
                       Baden-Württemberg (Hg.), 2013               Es gilt, die Teilnehmerländer des
                       Eine umfassende Bestandsaufnahme            Turniers auf der Weltkarte ausfindig
                       des größten lateinamerikanischen            zu machen. Wer noch mehr als die
                       Landes – vom politischen System über        geografische Lage kennen möchte,
                       die weltwirtschaftliche Rolle Brasili-      kann Hauptstädte, Einwohnerzahlen,
                       ens bis hin zu den sozialen und ökolo-      Flächen, Währungen und mehr abfragen. Alle diese Län-
     gischen Herausforderungen.                                    derporträts können auch ausgedruckt werden.
     Als kostenloser Download unter: www.lpb-bw.de/index.          www.lpb-bw.de/onlinespiele/brasil2014
     php?id=995&backPID=2456&tt_products=3038

     „Fußball – und was geht noch?“ und „Erfolgsstory Brasi-
     lien?!“ SchülerInnen-LehrerInnen-Materialien                    Fußball-WM und Brasilien
                        MISEREOR u.a. (Hg.), 2014                    Informationen für die Volksschule
                        Das Materialset für die schulische
                                                                     Demokratiewebstatt: Fußball und Politik
                        (Sek. I) und außerschulische Bildungs-
                                                                     www.demokratiewebstatt.at/thema/fussball/
                        arbeit spricht u. a. folgende Themen
                                                                     was-haben-fussball-politik-miteinander-zu-tun/
                        an: die Auswirkungen sportlicher Gro-
                        ßereignisse auf die Bevölkerung des          Fußball in der Volksschule auf schule.at
                        Gastgeberlandes, die wirtschaftliche         www.schule.at/portale/volksschule/wochenthemen/
                        Entwicklung und soziale Ungleichheit         detail/fussball-in-der-volksschule.html
     im Schwellenland, Bedrohung durch Gewalt, Landvertei-
                                                                     Fußball-Spezial im Kidsweb
     lung und Landvertreibung, Futtermittel- und Energie-
                                                                     www.kidsweb.at/sport-freizeit/freizeit/fussball-wm/
     pflanzenanbau, Regenwaldzerstörung, Initiativen zur
                                                                     www.kidsweb.de/schule/fussball_spezial/fussball_
     Armutsbekämpfung und Jugendbildung.
                                                                     spezial.html
     www.misereor.de/service/lehrer/mittelstufe.html
                                                                     Landesporträt Brasilien auf Hanisauland
     ZiS aktuell: Thema Fußball
                                                                     www.hanisauland.de/spezial/laenderdossier/
                                 ZiS aktuell Nr. 2/2014, Zeitung
                                                                     laenderdossier-alphabetisch/laender-az/0102
                                 in der Schule (Hg.), 2014
                                 Ausgewählte Zeitungsartikel         Brasilien-Quiz der Kindernothilfe
     mit Arbeitsaufgaben für den Einsatz ab der 7. Schulstufe        www.robinson-im-netz.de/Info/Land+und+Leute/Bra-
     – geeignet für die wirtschaftlichen Fächer, Geschichte/         silien/Brasilien_Quiz.html
     Politische Bildung, Geografie und Mathematik.
     www.zis.at

12   www.politik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik

        5 	Unterrichtsbeispiele
        5.1 S portler I nnen und S taatsbürgerschaft
         Dauer            mindestens 2 Stunden bzw. auch als Projekt über einen längeren Zeitraum geeignet

         Schulstufe       11.-13. Schulstufe

         Methoden         Diskussion, Rechercheaufgabe, Präsentation

         Materialien      Flipchartpapier, Internetzugang

         Kompetenzen      Methodenkompetenz, Urteilskompetenz

         Zielsetzungen    Die SchülerInnen sollen für die Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Sport und Politik sen-
                          sibilisiert werden sowie ihre Einstellung zum Thema Sport und Staatsbürgerschaft hinterfragen.

         Lehrplanbezug    Politische Bildung, Deutsch, Religion/Ethik

         Ablauf           Diskussionseinstieg
                          Als der in Kroatien geborene österreichische Nationalspieler Ivica Vastić im Spiel gegen Chile bei der
                          Fußballweltmeisterschaft 1998 in letzter Minute das Ausgleichstor für Österreich erzielte, titelte die
                          Kronenzeitung am nächsten Tag: „Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher!“.
                               1. Nach einer kurzen Bedenkzeit sollen die SchülerInnen zu dieser Schlagzeile eine erste Stellung-
                                  nahme abgeben.
                               2. Stellen Sie anschließend Impulsfragen und lassen Sie die SchülerInnen ihre Überlegungen auf
                                  Plakaten festgehalten.

                          Beispiele für Impulsfragen
                               • Was ist ein „echter“ Österreicher?
                               • Wäre Vastić kein echter Österreicher, hätte er den Ball neben das Tor gesetzt?
                               • Sind nicht alle österreichischen StaatsbürgerInnen gleich?
                               • Bedarf es besonderer Leistungen, damit ein im Ausland geborener Mensch als ÖsterreicherIn
                                 akzeptiert wird?
                               • Hat eine Zeitung das Recht, ein solches Urteil zu fällen?
                               • Wie stellt sich die Thematik vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Europas dar?
                               • Erhöht auch bei ausländischen NichtsportlerInnen ein beruflich erfolgreiches Leben deren
                                 Akzeptanz?
                          3. Lassen Sie die SchülerInnen auch alle Überlegungen festhalten, die über das konkrete Beispiel
                             hinausgehen und von diesen Fragen berührt werden: z.B. SportlerInnen, die für Österreich
                             Erfolge errungen haben, aber im Ausland geboren sind; Sportarten, in denen Nationalmann-
                             schaften oder Vereine mit einer besonders hohen Zahl an „AusländerInnen“ oder eingebürger-
                             ten ÖsterreicherInnen bei Wettkämpfen antreten; örtliche Vereine, in denen „AusländerInnen“
                             zum sportlichen Erfolg beitragen sollen etc.

                          Internetrecherche
                          Paarweise oder maximal zu dritt versuchen die SchülerInnen mittels Internetrecherche zu den
                          gesammelten Fragen und Themenbereichen Näheres in Erfahrung zu bringen (Beispiele für Arbeits-
                          aufträge finden Sie in der Kopiervorlage auf Seite 14 dieses Hefts).

                                                                                                tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s   13
p o li s a kt ue ll   2014

                        Weitere Recherchemöglichkeiten
                        Im Zuge einer ersten Besprechung ihrer Ergebnisse mit der Lehrkraft sollen die SchülerInnen fest-
                        stellen, wo noch zusätzliche Informationen hilfreich wären. In einem Arbeitsauftrag (Zeit ca. eine
                        Woche) können die SchülerInnen beispielsweise Folgendes tun:
                        •   Fragen vorbereiten und Straßeninterviews durchführen. Fragen könnten z.B. lauten: „Einbür-
                            gerung von SportlerInnen vs. Aufnahmestopp für AusländerInnen – was halten Sie davon?“,
                            „Spielt es für Sie ein Rolle, wenn SportlerInnen aus dem Ausland für Österreich Erfolge errin-
                            gen?“, „Was halten Sie von der Krone-Schlagzeile 'Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher!',
                            nachdem er ein wichtiges Tor für Österreich erzielt hat?“
                        •   Selbstständig E-Mails formulieren und an NGOs oder öffentliche Stellen (Ministerien, Landes-
                            regierung, Parteien) senden, um nähere Informationen zu erbitten bzw. telefonische Anfragen
                            an ebendiese richten.
                        •   Anfragen direkt an SportlerInnen oder Vereine richten bzw. direkt in örtlichen Sportvereinen
                            Recherchen anstellen.
                        •   Sammeln von Berichten in Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsendungen.

                        Präsentation
                        Jede Gruppe präsentiert ihre Ergebnisse und nimmt dazu Stellung. Auch die Schwierigkeiten bei der
                        Recherche sollen thematisiert werden. Das gesammelte Material soll anschaulich strukturiert sein.
                        Bei entsprechenden technischen Möglichkeiten können die Ergebnisse in einem Webprojekt zusam-
                        mengefasst und online zugänglich gemacht werden; oder es entwickelt sich eine Schulausstellung
                        daraus.

      Link- und         •   Barbara Liegl, Georg Spitaler: Legionäre am Ball. Migration im österreichischen Fußball nach
      Literaturtipps        1945. Wien: Braumüller, 2008.
                        •   Das FARE-Netzwerk will den Rassismus aus dem Fußball vertreiben, in dem es die Ressourcen
                            von sich engagierenden Fußball-Organisationen in ganz Europa vereint: www.farenet.org

      Autor             Christoph Wagner

       Kopier vorlage Arbeitsauf träge

      1. Sammle zu drei SportlerInnen, die im Ausland gebo-       3. Welche Nationalmannschaften setzen sich vor
         ren sind und heute die österreichische Staatsbürger-        allem aus im Ausland geborenen ÖsterreicherInnen
         schaft besitzen, Informationen zu ihrem Lebenslauf          zusammen? Was sagen die nationalen/internationa-
         und ihren sportlichen Erfolgen. Warum leben sie in          len Bestimmungen in der jeweiligen Sportart bezüg-
         Österreich? Was sind die Gründe für ihre Einbürge-          lich des Einsatzes von eingebürgerten SpielerInnen?
         rung? Wird in Zeitungsberichten auf ihre nationale          Aus welchen Ländern stammen die SpielerInnen?
         Herkunft eingegangen?                                       Gibt es bestimmte Gründe für die Einbürgerungen?
                                                                     Macht es im Erfolgsfall für die Öffentlichkeit einen
      2. Finde Beispiele für österreichische Vereinsmann-            Unterschied, wo SportlerInnen geboren sind?
         schaften, die vor allem auf ausländische SpielerIn-         Wie sieht die Meinung bei Misserfolgen aus?
         nen setzen, um national oder international erfolg-
         reich zu sein. Woher kommen die SpielerInnen?            4. Was sagt das österreichische Recht zur Vergabe der
         Wann werden sogenannte „LegionärInnen“ österrei-            Staatsbürgerschaft? Warum können Berufssportle-
         chischen SpielerInnen vorgezogen? Wie reagieren             rInnen oft rascher eingebürgert werden? Wie sehen
         die Zeitungen auf Erfolge bzw. Misserfolge solcher          diese Bestimmungen für andere BewerberInnen aus?
         „Legionärsmannschaften“?

14   www.politik-ler n en .at
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