Sport und Politik polis aktuell - Zentrum polis

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Sport und Politik polis aktuell - Zentrum polis
polis aktuell              Nr. 5   2014

                        Aktualisiert im Juni 2018

Sport und Politik

 oo Die Olympischen Spiele und Politik
 oo Sport und Gesellschaft
 oo Politische Bildung und Fußball
 oo Angebote und Unterrichtsmaterialien
    rund um Fußball und die WM 2018
 oo Unterrichtsbeispiele
Sport und Politik polis aktuell - Zentrum polis
p o li s akt ue ll              2014

    Liebe Leserin, lieber Leser!

    Der Rummel und die Diskussionen rund um eine Fußball-           Das Heft basiert auf der Ausgabe 5/2014 von polis aktuell
    weltmeisterschaft bieten Lehrkräften und SchülerInnen           und wurde nun anlässlich der bevorstehenden Fußball-
    zahlreiche Möglichkeiten, sich kritisch mit Rolle und Funk-     weltmeisterschaft in Russland aktualisiert. Ein Haupt-
    tion des Sports in der Gesellschaft auseinanderzusetzen.        augenmerk liegt aus diesem Grunde auf Materialien
                                                                    und Angeboten für Schulklassen rund um Fußball und
    Die enge Verbindung zwischen Sport und Politik lässt sich
                                                                    die WM. Diese stellen Zusammenhänge zwischen dem
    beispielsweise gut anhand der Olympischen Spiele im Verlauf
                                                                    Sportereignis und entwicklungs- sowie gesellschafts-
    der Jahrzehnte beobachten. So widmet sich der erste Bei-
                                                                    politischen Fragestellungen her und ermöglichen eine
    trag des Hefts diesen Zusammenhängen. Auch die Rolle des
                                                                    Vertiefung der bearbeiteten Themen im Unterricht.
    Sports für die Gesellschaft und Wechselwirkungen wie etwa
    zwischen Sport und Medien oder Genderfragen stellen             Die Unterrichtsbeispiele regen zu einer Auseinandersetzung
    Möglichkeiten der kritischen Auseinandersetzung mit             mit SportlerInnen und Nationalität(en) sowie Gewalt und
    den Chancen sowie den Schattenseiten des Sports dar.            Rassismus im Sport an.

    Sport wird inzwischen vielfach als „kulturelle Leitwährung“     Wir wünschen Ihnen eine abwechslungsreiche Umsetzung
    betrachtet, als Vehikel für den Transport von gesellschaft-     des Themas im Unterricht und freuen uns über Lob, Kritik
    lichen Anliegen und Botschaften. Allerdings steht dem           und Verbesserungswünsche.
    auch jener Bereich des Sports gegenüber, der von Gewalt,
    Diskriminierung, Dopingskandalen sowie wirtschaft-              Ihr Team von Zentrum polis
    licher und politischer Einflussnahme geprägt ist.               service@politik-lernen.at

                    Beitrag zur Leseförderung
                                                                                                                                         innen
                                                                             w  o r t :  Spor t                   S  c h  w  immer
                                                                  S ch l a g                                 er
                       Fußball, Gott und echte Freunde                                        ü d i s ch               Kultur
                                                                                                                                    1964               losen
                                                                      3  6  P r ote s t j               i t  u  n  d                      r O b d a ch             t
                       Çelik, Aygen-Sibel. Würzburg: Arena        19                          r e i z e                         f  t  d e               g ew i n n
                                                                               por t, F                       i s te rs c
                                                                                                                            ha
                                                                                                                                              n . We r
                                                                   1964 S                     w  e  l t m  e                      l t u n g e
    Verlag, 2018. 120 Seiten. Ab 9 Jahren.                                      ußball                                ransta                   o ch ?
                                                                    2003 F              t l i c h e   G ro ß ve                o r tler n n
    Christopher, David und Kerim sind Freunde. Nachmit-                       S p  o r                           u  n d    S p
                                                                    2008                         r innen
    tags gehen sie in ihren jeweiligen Fußballklub: David              u ß  e r Spor tle                                                     s/tags/
                                                                                                                                                     Spor t/
                                                                     a                         :                                    1 8 p lu
                                                                                  zu auf                                r reich1  9
    spielt in seiner jüdischen Gemeinde, dem FC Schalom;             Mehr da                  xikon.a
                                                                                                           t / o e s te
                                                                              litik-le
    Christopher geht zur katholischen Gemeinde, den                    www.po
    St.-Joseph-Kickern; Kerim trainiert bei den Yunus-
    Kickern der muslimischen Gemeinde. Auf einem Fuß-
    ballturnier sollen sie gegeneinander antreten! Das geht
    doch nicht, sie sind doch Freunde! Zentrales Thema des
    Romans ist die respektvolle Auseinandersetzung mit
    den drei großen Weltreligionen.

                                                                        Themenvorschläge für vorwissenschaftliche Arbeiten
    Anpfiff für Ella                                                    und Diplomarbeiten
    Dölling, Beate. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag,
                                                                        •• SportlerInnen als BotschafterInnen und Testimonials
    2006. 172 Seiten. Ab 10 Jahren.
                                                                           für soziale Anliegen: Pros und Contras
    Von klein auf kickt Ella begeistert mit ihrem Bruder
    Lino. Damit ist Schluss, seit Lino eine eigene Mann-                •• Rassismus und Gewalt im Fußballstadion: Was
    schaf t gegründet hat, „die Südtiger“. Mädchen sind                    können erfolgreiche Fanarbeit-Projekte in diesem
    dort nicht erlaubt! Klar, dass Ella sauer ist. Doch dann               Zusammenhang leisten?
    bietet sich die Chance, in der neuen Schulmannschaf t –
                                                                        •• Der Weg des Frauenfußballs in Österreich und
    der „MM Victoria“ – mitzuspielen und endlich kann sie
                                                                           Deutschland: eine vergleichende Analyse
    ihr Fußballkönnen beweisen.

2   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik ( ak t u alis ier t 2 018 )

        1 Die Olympischen Spiele und Politik
        Die Olympische Bewegung verfolgt als wesentliche Ziele,                    wichtiger war in diesem Fall aber der Präsident des Ameri-
        „zu einer friedlichen und besseren Welt beizutragen                        kanischen Nationalen Olympischen Komitees (USOC) und
        und junge Menschen im Geiste von Freundschaft, Soli-                       spätere Präsident des IOC, Avery Brundage. Dieser setzte
        darität und Fair Play ohne jegliche Diskriminierung zu                     sich dafür ein, dass die USA die Spiele 1936 nicht boykot-
        erziehen“1. Die Olympischen Spiele möchten u.a. einen                      tierten. Nicht zuletzt trug die Teilnahme der wichtigsten
        Beitrag zur internationalen Völkerverständigung leisten;                   Sportnation dazu bei, dass die NationalsozialistInnen
        in ihrem Regelwerk ist die „politische Neutralität“ fest-                  in sportlicher Hinsicht erfolgreiche Spiele veranstalten
        geschrieben. Trotzdem waren die Spiele immer wieder                        konnten – das bis dahin größte Sportereignis überhaupt.
        geprägt durch politische Auseinandersetzungen sowie
        die Instrumentalisierung durch politische Mächte.                          Der Kalte Krieg

                                                                                   Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten die Olympischen
        Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin
                                                                                   Spiele eine öffentliche Bühne dar, auf welcher der Kalte
        Die ersten Spiele, die als professionelles, durchinsze-                    Krieg symbolisch und relativ gefahrlos ausgefochten wer-
        niertes Massenereignis im heutigen Sinne begangen wur-                     den konnte. Die Siege der eigenen Nation bzw. der Sieg in
        den, waren jene von 1932 in Los Angeles. Sie waren Vor-                    der Nationenwertung wurde stets auch als Beleg für die
        bild für die NationalsozialistInnen, die die Olympischen                   Überlegenheit des jeweiligen politischen Systems bzw.
        Spiele 1936 in Berlin propagandistisch ausschlachte-                       der Kultur über den gesellschaftspolitischen Gegenent-
        ten. Zunächst standen die NationalsozialistInnen den                       wurf gedeutet. In der Konsequenz waren die Spiele in
        olympischen Idealen skeptisch gegenüber. Sie änderten                      der Nachkriegszeit auch von den Rivalitäten Nord- und
        jedoch ihre Meinung, als das Reichspropaganda-                             Südkoreas bzw. der BRD und der DDR geprägt. Im Vorder-
        minsisterium unter Joseph Goebbels begann, die Spiele                      grund standen jedoch die AthletInnen der USA und der
        als geeignetes Mittel zur Umsetzung der politischen                        Sowjetunion, die sich allerdings in den 12 Jahren von
        Zwecke der NationalsozialistInnen zu sehen. Ziel war                       1976 bis 1988 überhaupt nicht messen konnten: Grund
        zu diesem Zeitpunkt in erster Linie, die Welt von der                      waren die wechselseitigen Boykotte bei den Spielen 1980
        Friedfertigkeit Deutschlands als solides Mitglied der                      in Moskau bzw. 1984 in Los Angeles, was zur „Opferung
        internationalen Gemeinschaft zu überzeugen.                                der olympischen Chancen einer ganzen Sportlergenera-
                                                                                   tion“4 führte.
        Nach innen sollten die Spiele ein Gefühl der Einheit erzeu-
        gen und von innenpolitischen Missständen ablenken:
        Oppositionelle Sportverbände wurden verboten, viele                        >   tipp Film

        ihrer SportlerInnen und FunktionärInnen umgebracht.2                       Berlin '36
        Die Gleichschaltung der Presse wurde intensiviert und zur                  Kaspar Heidelbach: Deutschland 2009. 100 min.
        Besänftigung ausländischer Kritik zwei jüdische Sport-                     Ab 13 Jahren.
        lerInnen zugelassen. Während der Spiele selbst beglück-                    Berlin 1936. Die USA drohen die Olympischen Spiele zu
        wünschte Adolf Hitler deutsche SportlerInnen persönlich;                   boykottieren, sollte jüdischen SportlerInnen die Teil-
        der überragende Athlet der Spiele, der Afroamerikaner                      nahme versagt werden. Aus diesem Grund holt der Reichs-
        Jesse Owens, wurde jedoch aufgrund seiner Hautfarbe                        sportführer die bereits nach England emigrierte jüdische
        bewusst brüskiert, sollten die Spiele doch vor allem zum                   Spitzenathletin Gretel Bergmann ins deutsche Trainings-
        „Ruhm“ der „Herrenrasse“ beitragen.3 Das Internatio-                       lager und schickt auch die noch unbekannte Marie Ket-
        nale Olympische Komitee (IOC) spielte bei der Vergabe                      teler ins Rennen, die in Wirklichkeit ein Mann ist. Womit
        der Spiele an Deutschland eine umstrittene Rolle. Noch                     niemand gerechnet hat: Die beiden freunden sich an und
                                                                                   stärken sich den Rücken.
        1 Deutscher Olympischer Sportbund: Olympische Spiele und Olympische
        Bewegung: https://alt.dosb.de/fr/olympia/ziele-aufgaben-konzepte/
                                                                                   Pädagogisches Material zum Film:
        2 vgl. Rösch, Heinz-Egon: Politik und Sport in der Geschichte und Gegen-   www.kinofenster.de/filme/neuimkino/berlin_36_film
        wart. Freiburg/Würzburg 1980, S. 41f.
        3 vgl. hier und im Folgenden: Filzmaier, Peter: Politische Aspekte der     4 Güldenpfennig, Sven: Olympische Spiele und Politik. In: Sportpolitik
        Olympischen Spiele. Wien 1993, S. 463.                                     und Olympia. Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 29-30/2008. S. 7.

                                                                                                                                   @Ze nt rum_pol i s       3
p o li s akt ue ll   2014

    Rassismus und der Nahost-Konflikt                                           wurden. Zum ersten Mal konnte ein Gewinn erwirtschaf-
                                                                                tet werden; die Fernseheinnahmen wuchsen rapide:
    Der Zweite Weltkrieg warf seinen Schatten auch insofern
                                                                                1980 beliefen sie sich noch auf 110 Millionen Dollar für
    noch weit in das 20. Jahrhundert hinein, als Japan und
                                                                                die Sommer- und Winterspiele, bei den Sommerspie-
    Deutschland die Spiele im eigenen Land (1964 Tokio bzw.
                                                                                len in Sydney 2000 betrugen diese bereits über 1,3 Mil-
    1972 München) als Chance zur – zumindest symbolischen –
                                                                                liarden Dollar.7 Für den Verkauf der gekoppelten TV-
    politischen Rehabilitierung sahen und sie entsprechend
                                                                                Rechte für die Winterspiele 2014 und die Sommerspiele
    anzulegen versuchten. Denn grundsätzlich kann die Aus-
                                                                                2016 nahm das IOC mehr als vier Milliarden Dollar ein.8
    tragung der Spiele für das Gastgeberland einen Gewinn
                                                                                Die Olympischen Spiele sind zu einem weltumspannenden
    an Prestige bedeuten, der weit über die sportliche Ebene
                                                                                Massen- und Medienereignis geworden.
    hinausgeht. Die Olympischen Spiele 1972 in München
    wurden jedoch von einem tödlichen Terroranschlag palä-                      In der Folge wurde der Sport nicht nur immer mehr zur
    stinensischer TerroristInnen auf israelische AthletInnen                    Ware, er kam auch durch Dopinggerüchte in Verruf. Um
    überschattet. Dieses Ereignis hatte zur Folge, dass die fol-                den Kalten Krieg auch auf dem Sportplatz zu gewin-
    genden Spiele mit einem stark erhöhten Sicherheitsauf-                      nen, kamen verstärkt Dopingmittel zur Anwendung,
    wand durchgeführt wurden.5                                                  wie z.B. an den DDR-AthletInnen beobachtet werden
                                                                                konnte. Später wurden auch Dopingfälle systematisch
    Auch andere politische Konflikte traten während Olym-
                                                                                verschleiert, um das Produkt Olympia nicht zu gefährden
    pischer Spiele deutlich zu Tage. Durch den langjährigen
                                                                                bzw. um sein Image durch neue Rekorde und Höchst-
    Ausschluss Südafrikas von den Olympischen Spielen aus
                                                                                leistungen zu verbessern.9 Seit in den 1980er-Jahren
    Protest gegen die Apartheid-Politik kam das Thema Ras-
                                                                                immer höhere Summen umgesetzt wurden, häuften sich
    sismus auf die olympische Tagesordnung. Thematisiert
                                                                                auch die Berichte über unlauteren Wettbewerb im Rah-
    wurde das auch in Mexiko 1968 durch den Black-Power-
                                                                                men der Vergabe der Spiele.10
    Gruß der beiden Olympiasieger Tommie Smith und John
    Carlos bei der Siegerehrung. Sie wollten damit auf die
    Diskriminierung von AfroamerikanerInnen in den USA
                                                                                  Methodentipp „Skandale rund um Olympia“
    aufmerksam machen. Die beiden Sportler wurden darauf-
                                                                                  Lassen Sie die SchülerInnen im Internet die größten
    hin von den Spielen ausgeschlossen, weil sie durch ihre
                                                                                   „Skandale“ rund um die letzten drei Olympischen
    „politische Demonstration“ gegen den Anspruch „apoli-
                                                                                  Spiele recherchieren und analysieren:
    tischer“ Spiele verstoßen hätten.6 Die Frage, inwieweit
                                                                                  •• Wie lauteten die Vorwürfe? Was waren die vorherr-
    SportlerInnen, FunktionärInnen und – die Spiele als
                                                                                     schenden Themen? (Doping, Veruntreuung, politi-
    Zusehende begleitende – PolitikerInnen nicht im Gegen-
                                                                                     sche Vereinnahmung, Korruption, Manipulation von
    teil sogar dazu verpflichtet wären, bei den Olympischen
                                                                                     Dopingproben, Menschenrechtslage in dem jewei-
    Spielen Stellung zu politischen Themen zu beziehen,
                                                                                     ligen Austragungsland, Arbeitsbedingungen auf Bau-
    stellte sich auch bei folgenden Spielen immer wieder
                                                                                     stellen für u.a. Stadien etc.)
    (z.B. Menschenrechtsfragen 2008 in Peking; Diskrimi-
                                                                                  •• Was haben diese Ereignisse mit Entwicklungen im
    nierung von homosexuellen SportlerInnen 2014 in Sot-
                                                                                     Sport bzw. mit gesamtgesellschaftlichen Entwick-
    schi, Annäherung zwischen Nord- und Südkorea 2018 in
                                                                                     lungen zu tun?
    Pyeongchang).
                                                                                  •• Gab es Unterschiede in der medialen Berichterstat-
                                                                                     tung der verschiedenen Medien/Zeitungen?
    Das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter
    Beschuss und die Kommerzialisierung Olympias

    Die Entwicklung, dass die Austragung der Olympischen
    Spiele auch immer stärker von kommerziellen Erwä-
    gungen bestimmt wurde, erreichte 1984 in Los Angeles
    ihren ersten Höhepunkt, als Unternehmen wie Coca-                           7 Kistner, Thomas: Der olympische Sumpf. Die Machenschaften des IOC.
                                                                                München 2000, S. 32.
    Cola, Levis und andere Konzerne Sponsoren der Spiele                        8 Focus Online: TV-Rechte des IOC erstmals über vier Milliarden:
                                                                                www.focus.de/sport/olympia-2012/olympia-2014-tv-rechte-des-ioc-
                                                                                erstmals-ueber-vier-milliarden_aid_643695.html
    5 vgl. u.a. Güldenpfennig, 2008. S. 7.                                      9 Hackforth, Julius: Die Ökonomisierung der olympischen Idee.
    6 vgl. u.a. Heaming, Anne: Die Spiele müssen weitergehen. In: Fluter. Nr.   In: Der Standard am 13.10.1999.
    27/2008 Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.)             10 Kistner, 2000. S. 35.

4   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik ( ak t u alis ier t 2 018 )

        2 	Sport und Gesellschaft
        Sport birgt zahlreiche Chancen für die gesellschaftliche                       Positiv betrachtet erfüllt Sport also oft die Funktion
        Entwicklung, wie z.B. die Schulung sozialer Kompe-                             eines gesellschaftlichen „Kitts“ und kann das kollek-
        tenzen oder das Einüben von Teamarbeit, Fair Play und                          tive Bewusstsein und den gesellschaftlichen Zusam-
        Gleichberechtigung sowie Abbau von Vorurteilen. Er bie-                        menhalt stärken. Anlass für eine kritische Analyse
        tet Möglichkeiten der individuellen Sinnstiftung bzw.                          bietet hingegen die Gefahr einer möglichen Instrumen-
        des Engagements, er dient der Kontaktpflege und kann                           talisierung des Sports – beispielsweise zur Stabilisie-
        u.U. auch zur sozialen Integration, internationalen Ver-                       rung bestehender Regierungen oder Herrschaftsformen
        ständigung oder Versöhnung beitragen. Demgegenüber                             bzw. zur Ablenkung von Missständen in einem Land.14
        stehen Ausgrenzung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit,                           Auch die Ein- und Ausschlussmechanismen, nach wel-
        Antisemitismus, Homophobie und Gewaltbereitschaft im                           chen SportlerInnen in Bezug auf ihre Nationalität oder
        Sport, Korruption und Kommerzialisierung von Sport-                            andere Merkmale (Geschlecht, sexuelle Orientierung,
        ereignissen sowie die Gefahr eines übersteigerten                              Behinderung) gleichberechtigte Chancen auf Aus-
        Nationalismus, der über den Sport vermittelt wird.111                          übung ihres Sports sowie auf Erfolg erhalten – oder eben
                                                                                       nicht –, erfordern eine kritische Auseinandersetzung.
        Zudem erfüllt Sport in Politik, Wirtschaft und Medien
        wesentliche Funktionen: PolitikerInnen nutzen große
        Sportereignisse, um sich als „eine/n vom Volk“ zu präsen-
                                                                                         Methodentipp „SportlerInnen und Staatsbürgerschaft“
        tieren und ihre Sympathiewerte zu steigern, Unterneh-
                                                                                         Eine Unterrichtseinheit, in welcher sich die
        men machen Millionengeschäfte im Zusammenhang mit
                                                                                         SchülerInnen mit dem Thema Sport und
        Sport und auch die Medien und der Sport finden sich in
                                                                                         Nationalität(en) auseinandersetzen, findet sich
        einem engen Symbioseverhältnis wieder.
                                                                                         auf Seite 13 dieses Hefts.

        2.1 S port und „N ation “
                                                                                       >   tipp Unterrichtsmaterial

        In der Vergangenheit gibt es viele Beispiele, in denen
                                                                                                              Zentrum polis begleitet das Pro-
        Sport maßgeblichen Einfluss auf die Politik genommen
                                                                                                              jekt oesterreich1918plus des Bil-
        hat – und umgekehrt. Eines der bekanntesten ist das
                                                                                                              dungsministeriums mit modular
        sogenannte „Wunder von Bern“12, das 1954 identitäts-
                                                                                                              aufgebauten Themenpaketen:
        stiftend für Ost- und Westdeutschland wirkte. Auch in
                                                                                                              Monatlich wird ein Jahrzehnt von
        Bezug auf das österreichische Gemeinschaftsgefühl kam
                                                                                                              1918 bis 2018 in den Blick genom-
        dem Sport als einem „Aspekt nationaler Selbstvergewisse-
                                                                                                              men und ein prägender Aspekt aus
        rung“ nach 1945 eine bedeutende Rolle zu. In den nach-
                                                                                                              historisch-politischer Perspektive
        folgenden Jahren begleitete der Sport die Entwicklung
                                                                                                              betrachtet. Der Vierseiter zum
        von einem Wien-zentrierten zu einem zunehmend auch
                                                                                       Jahrzehnt 1958 bis 1968 beschäftigt sich mit der Kon-
        an den Bundesländern orientierten Österreichverständ-
                                                                                       struktion einer neuen österreichischen Identität. Unter
        nis. Die Wandlung „von einer Donau- zu einer Alpen-
                                                                                       anderem bildete Sport dabei den Grundstock des
        republik“ war wesentlich durch den Bedeutungszuwachs
                                                                                       österreichischen Nationalstolzes.
        des Skilaufs gegenüber dem Fußball gekennzeichnet.13
                                                                                       www.politik-lernen.at/site/shop/editionpolis/shop.
        11 vgl. Jäger, Uli: Sport und (Welt-)Politik. In: Themenblätter im Unter-      item/106436.html
        richt, Nr. 49/2005. Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), 2005. S. 1.
        12 Die deutsche Nationalmannschaft gewann unerwartet das Finalspiel
        der Fußball-WM 1954 gegen das hoch favorisierte Ungarn. Dies führte zu
        einem großen, deutschlandweiten – und nach dem Ende des Zweiten Welt-
        kriegs auch einigenden – Freudentaumel.
        13 Marschik, Matthias: Sport und Medien – Mediensport. Zur Inszenierung
        und Konstruktion von Sporthelden. In: medienimpulse – Beiträge zur             14 vgl. Filzmaier, Peter: Wie politisch ist Fußball? In: kursiv – Journal für
        Medienpädagogik Nr. 62/2007. S. 15.                                            politische Bildung. Nr. 3/2005: Eine Menge Welt. Fußball & Politik. S. 16.

                                                                                                                                         @Ze nt rum_pol i s            5
p o li s akt ue ll     2014

    2.2 S port und M edien                                                        Sport und Teilhabe von Menschen mit Behinderung

    Sport war als einflussreiches gesellschaftliches Phänomen
                                                                                  Die Paralympics sowie die Special Olympics, die Olym-
    schon früh mit den Medien verbunden – und beide Seiten
                                                                                  pischen Spiele für SportlerInnen mit Behinderungen,
    ziehen ihren Nutzen daraus. Einerseits brauchen Sport-
                                                                                  werden seit den 1960er-Jahren regelmäßig ausge-
    lerinnen und Sportler die Unterstützung der Medien, um
                                                                                  tragen. Neben der Begeisterung der AthletInnen und
    mit ihrer Sportart möglichst viele Menschen zu errei-
                                                                                  ZuschauerInnen gibt es jedoch auch Kritik sowie die
    chen und zu begeistern, andererseits sind die Medien auf
                                                                                  Forderung nach Inklusion im Sportbereich: „Die Zahl an
    Ereignisse, von denen sie berichten können, angewiesen.
                                                                                  inklusiven Sportangeboten ist nach wie vor überschau-
    Von welchen Sportarten berichtet wird, zu welcher Uhr-
                                                                                  bar, Menschen mit Behinderungen sind im organisierten
    zeit eine Übertragung stattfindet etc., hat Einfluss auf
                                                                                  Sport unterrepräsentiert. Dabei bietet besonders der Brei-
    die Popularität einer Sportart. Medien sind somit auch
                                                                                  tensport die Möglichkeit, dass Menschen mit und ohne
    maßgeblich an der Bekanntheit einzelner „Sportstars“
                                                                                  Behinderungen spielerisch miteinander in Kontakt kom-
    beteiligt.15
                                                                                  men. Damit Sport stärker zum Motor der Inklusion werden
    Die Medien unterstützen durch die Übertragung von Spor-                       kann, ist der Ausbau von inklusiven Sportangeboten und
    tereignissen auch eine der wesentlichen Funktionen des                        barrierefreien Sportstätten notwendig.“ (Peter Litschke)
    Sports, nämlich die Identifikation – sei es mit der eigenen
    Nation oder mit den nationalen Sport-HeldInnen. In den                        Lesetipp: Litschke, Peter: Deutsches Institut für Men-
    Medien werden diese SportlerInnen immer wieder mit der                        schenrechte, Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechts-
    Nation gleichgesetzt, quasi für diese vereinnahmt. Dies                       konvention (Hg.): Inklusion durch Sport: zur Teilhabe
    drückt sich beispielsweise in Schlagzeilen aus wie: „Holt                     von Menschen mit Behinderungen im Breitensport. Ber-
    unser erstes Gold!“, „Gold Fischi rettet unsere Ehre“, „Ein-                  lin, 2017 (Position / Deutsches Institut für Menschen-
    fach zum Knutschen, unsere EM-Heldinnen“, „Wir sind                           rechte 12).
    wieder Ski-Nation Nr. 1“, „Wir sind Weltmeister“16. Spitz-                    www.ssoar.info/ssoar/handle/document/55644
    und Beinamen wie „Herminator“, „Speed-Queen“, Der
    Adler von Flirsch“, „Slalom-Königin“, „Blitz aus Pitz“ etc.
    sollen zu dieser Identifikation der ZuschauerInnen mit
    den Sportstars beitragen, die damit sozusagen selbst ein                   2.3 S port und G eschlecht
    Stück dieses Erfolgs für sich beanspruchen können.
                                                                               Historisch waren sportliche Wettkampfarten sehr lange
    Eine negative Entwicklung des Zusammenspiels von                           mit dem Konstrukt von Männlichkeit verbunden. Eigen-
    Medien und Sport sieht Matthias Marschik in der zuneh-                     schaften wie Ausdauer, Kraft, Leistungswille, Ehre und
    menden – und vielfach medial vermittelten – Über-                          Aggression wurden v.a. der männlichen Identität zuge-
    nahme sportlicher Normen und Werte in die Gesellschaft.                    schrieben. Nichtsdestotrotz forderten die Frauen bereits
    Soziales Denken oder Eintreten für die Schwächeren                         sehr früh ihre Teilhabe ein, auch wenn ihnen von der
    rücken gegenüber „sportlichen“ Werten wie Leistung,                        Gesellschaft dafür lange Zeit schlimmste Folgen (Ver-
    Disziplin, Jugend und Männlichkeit (es gibt nur wenige                     männlichung, körperliche Schäden, Hysterie etc.) ange-
    Heldinnen im österreichischen Sport) in den Hintergrund:                   droht wurden.8
    „Das sind alles Tugenden, die im Sport ebenso gefragt
                                                                               Mit der Entdeckung des Sports durch die ArbeiterInnen-
    und nötig sind wie im (neo-)liberalen Arbeitsleben. (...)
                                                                               bewegung und dessen massenhafter Verbreitung stieg
    Wenn sich diese Werte im Sportleben bewähren und die
                                                                               auch der Frauenanteil im Sport. Während des Ersten Welt-
    bewunderten Sportstars nach diesen Prämissen erfolg-
                                                                               kriegs ersetzten die Frauen vielfach die im Krieg abwesen-
    reich sind, ist es nahe liegend, diese Werte auch zur Basis
                                                                               den Männer auf dem Fußballfeld und sogar im Stadion.
    unseres eigenen Lebens zu machen, um gleichfalls Erfolge
                                                                               Nach dem Krieg wurden sie jedoch wieder von den rück-
    zu erringen.“17
                                                                               kehrenden Männern „abgelöst“ und an den Herd zurück-
                                                                               verwiesen. Und auch wenn Frauen bereits seit den Olym-
    15 vgl. hier und im Folgenden: Marschik, 2007. S. 13f.                     pischen Spielen im Jahr 1900 zu einzelnen Wettkämpfen
    16 Schlagzeilen u.a. aus Dimitriou, Minas; Mortsch, Christian: „Wir sind
    wieder Ski-Nation Nr. 1“. In: medienimpulse – Beiträge zur Medienpädago-
    gik Nr. 62/2007. S. 37.                                                    18 vgl. Zeilinger, Irene: Dabeisein ist nicht alles. Feministische Überlegungen
    17 Marschik, 2007. S. 16.                                                  zu Frauenquoten im Sport. In: Frauensolidarität Nr. 3/2000: Sport. S. 11.

6   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik ( ak t u alis ier t 2 018 )

        antreten durften, blieben viele der Disziplinen lange den                   Bewegungssozialisation von Mädchen und Buben in der
        Männern vorbehalten. Auch die Aufteilung in „typische                       Kindheit. Während Buben eher zur Erforschung ihres
        Männersportarten“, die mit Körperkraft und Kampf ver-                       Lebensraums motiviert werden, unterliegen Mädchen
        bunden sind, sowie in „anmutige weibliche Sportarten“                       oftmals stärkerer Aufsicht und erlernen seltener, Räume
        hielt sich hartnäckig.19                                                    zu erobern.2212Neben der Bewusstmachung der bestehen-
                                                                                    den Ungleichheiten kann auch eine geschlechtersensible
        Der Sport ist wie andere gesellschaftliche und kultu-
                                                                                    Erziehung zu Veränderungen beitragen.
        relle Felder von hierarchischen Geschlechterverhältnis-
        sen durchzogen. Diese Ungleichheiten zeigen sich nach                       Ein weiterer Faktor, der die hierarchischen Geschlechter-
        Johanna Dorer u.a. in den folgenden Bereichen:                              und asymmetrischen Machtverhältnisse im Sport verdeut-
                                                                                    licht, sind Vorfälle, in denen Frauen Opfer von sexueller
        •• „Sportverbände (...) sprechen Zugangsverbote oder
                                                                                    Gewalt und Belästigung werden. Die #MeToo-Kampagne
           -beschränkungen für Frauen in Bezug auf bestimmte
                                                                                    hat dieses strukturelle Problem ab 2017 nicht nur in der
           Sportarten aus.
                                                                                    Unterhaltungs- und Filmbranche verortet, sondern auch
        •• Nationale Sportverbände bestimmen, wie viele Sportler                    in Sportvereinen und im Arbeitsumfeld von Spitzensport-
           und Sportlerinnen bei Olympischen Spielen, Welt- und                     lerinnen. Dabei sind u.a. Trainer und Kollegen mögliche
           Europameisterschaften antreten dürfen und legen damit                    Täter.

                                                                                    >
           meist ein Geschlechterverhältnis vor, das zu Ungunsten
           der Sportlerinnen ausfällt.                                                  tipp Film

        •• Sportinstitutionen bestimmen auch die Bekleidungsvor-                    Kick it like Beckham
           schriften, die Geschlechterunterschiede betonen oder wie                 Gurinder Chadha. Großbritannien/Deutschland 2002.
           etwa beim Beach-Volleyball auf den voyeuristischen Blick                 112 Minuten. Ab 12 Jahren.
           eines männlichen Publikums setzen.                                       Jess möchte wie ihr großes Vorbild David Beckham nichts
                                                                                    Anderes als Fußballspielen, doch ihre Eltern sind dage-
        •• Auf der Ebene der Verbands- und Vereinsfunktionäre sind
                                                                                    gen. So schnell gibt Jess nicht auf ...
           Frauen von Entscheidungsprozessen weitgehend ausge-
                                                                                    Auszuleihen z.B. über: www.baobab.at/filme |
           schlossen, sodass ein Gutteil der Entscheidungs- und Defi-
                                                                                    Filmheft: www.bpb.de/shop/lernen/filmhefte/34135/
           nitionsmacht bei den Männern verbleibt.
                                                                                    kick-it-like-beckham
        •• Staatliche und private Sponsoren (…) machen nicht selten
           Unterschiede zwischen Sportlerinnen und Sportlern.“20                       Sport und sexuelle Orientierung

        Unterschiede zeigen sich auch zwischen den reichen,
                                                                                       Eine der Schattenseiten des Sports ist die Diskriminie-
        „westlichen“ Ländern und den ärmeren, „südlichen“ Län-
                                                                                       rung von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen
        dern. Mangelnde Akzeptanz von Frauensport sowie die
                                                                                       (LGBT) SportlerInnen, die von ungeschriebenen bis
        frühzeitige Einbindung in die (Haus)Arbeit lässt Mädchen
                                                                                       hin zu ausdrücklichen „Verboten“ von Homosexualität
        wenig Zeit zur Ausübung sportlicher Aktivitäten. Des
                                                                                       in bestimmten Sportarten reicht und zu welcher auch
        Weiteren scheitert die sportliche Teilhabe von Frauen oft
                                                                                       homophobe Beschimpfungen durch Fans gehören. Die
        an den fehlenden materiellen Mitteln – und sollten Mit-
                                                                                       Ausstellung „Gegen die Regeln – Lesben und Schwule im
        tel vorhanden sein, werden diese von Männern genutzt
                                                                                       Sport“, initiiert von der European Gay and Lesbian Sport
        und verwaltet.21 Aber auch der „westliche“ Sport kann
                                                                                       Federation (EGLSF), greift dieses Thema auf: Sie versucht
        noch immer als „männlich dominiert“ bezeichnet werden.
                                                                                       aufzuklären sowie über Homophobie und die Abwertung
        Weibliche Teams sind weniger bekannt und weibliche
                                                                                       von LGBTs im Sport zu informieren und nach Ursachen
        Sportstars verdienen erheblich weniger als ihre Kollegen.
                                                                                       und Stereotypen zu fragen. Gleichzeitig will sie positive
        Einen Beitrag zur ungleichen Repräsentanz von Frauen                           Identifikation schaffen: Neben queeren Sportvereinen und
        und Männern im Sport leistet auch die unterschiedliche                        -veranstaltungen werden 21 homosexuelle SportlerInnen,
                                                                                       von Martina Navratilova bis zum britischen Fußballer
        19 vgl. ebenda, S. 12.
        20 Dorer, Johanna: Mediensport und Geschlecht. In: medienimpulse – Bei-
                                                                                       Justin Fashanu, portraitiert. http://queerhistory.de/
        träge zur Medienpädagogik Nr. 62/2007. S. 25.                                  gegen-die-regeln-lesben-und-schwule-im-sport
        21 vgl. Rosa Diketmüller: Sport Macht Frauen(Bewegung) Raum. Ein femi-
        nistischer Streifzug durch die „letzte“ Männerdomäne. In: Frauensolidari-
        tät 3/00: Sport. S. 3.                                                      22 vgl. ebd. S. 4.

                                                                                                                          @Ze nt rum_pol i s       7
p o li s akt ue ll   2014

    3 	Politische Bildung und Fussball
    3.1 F ussball und G ewalt /R assismus                                       >   tipp Links und Materialien

    Fußballstadien sind Orte, an denen auch Rechtsextre-                        Handbuch gegen Rassismus der UEFA
    mismus, Rassismus und Antisemitismus sichtbar werden.                                              Die UEFA hat zusammen mit dem
    Viele Clubs sind für ihre rechtsradikalen AnhängerInnen                                            gesamteuropäischen Netzwerk
    bekannt; SpielerInnen „ausländischer“ Herkunft werden                                              gegen Rassismus im Fußball
    immer wieder – zum Teil auch von den eigenen Fans –                                                (FARE) ein Handbuch heraus-
    beschimpft. Auch die Heterogenität der Fangruppen hat                                              gegeben, das darauf abzielt,
    zugenommen und zur Gruppe der „erlebnisorientierten“                                               den populärsten Sport der Welt
    Fans sind die sogenannten „Hooligans“ und „Ultras“                                                 von Rassismus zu befreien. Das
    hinzugekommen. Eine weitere Entwicklung im Bereich                                                 Handbuch enthält Hintergrund-
    der Fanszenen ist, dass sich die Gewalt der Fans vielfach                                          informationen, stellt Antiras-
    auch vom Spielgeschehen gelöst hat.231                                                             sismus-Aktionen vor und gibt
                                                                                Anleitungen zum Handeln.
    Antisemtische Attacken in Wort und Tat gibt
                                                                                http://de.uefa.org/newsfiles/82792.pdf
    es ebenfalls im Fußball. „Das Verwenden von
    Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Anti-                          Fußball und Rassismus
    semitismus in Verbindung stehen“24, ist auch in                             Webdossier der Bundeszentrale für politische Bildung
    anderen Sportarten zu verzeichnen. Derartige Vorfälle                       zum Schwerpunkt Fußball und Gewalt. Hier finden Sie
    können beim Forum gegen Antisemitismus gemeldet                             Artikel, Link- und Literaturtipps.
    werden: www.fga-wien.at
                                                                                www.bpb.de/politik/extremismus/
    Was kann man also gegen Gewalt im und rund um das                           rechtsextremismus/41777/fussball-und-rassismus
    Stadion tun? Rein repressiv, polizei- und ordnungsrecht-
                                                                                Lernort Stadion – Politische Bildung an Lernzentren in
    lich dagegen vorzugehen, ist, so sind sich die meisten
                                                                                Fußballstadien
    ExpertInnen einig, nicht alleine zielführend. Jugendli-
                                                                                                         Robert Bosch-Stiftung in Zusam-
    che, die in Ausbildung oder Beruf desillusioniert werden
                                                                                                         menarbeit mit der Bundesliga-
    und sich als „ModernisierungsverliererInnen“ sehen,
                                                                                                         Stiftung, 2013.
    benötigen vor allem Perspektiven für ihre Zukunft.
                                                                                                         Politische Bildung funktioniert
                                                                                                         gut über Themen, die an die kon-
    In der pädagogischen Arbeit mit gewalttätigen Fan-                                                   krete Lebenswelt der Jugend-
    gruppen hat sich die Zusammenarbeit mit den Vereinen,                                                lichen anschließen. Fußball ist
    mit Fanbeauftragten und SozialarbeiterInnen bewährt.                                                 ein solches Thema: Im Fußball-
    So müssen Selbstregulierungsmechanismen innerhalb                                                    stadion werden Werte wie Tole-
    der Gruppe gestärkt und Möglichkeiten einer positiven                                                ranz, Fair Play und Respekt „spie-
    Fan- und Anfeuerungskultur aufgezeigt werden. Proble-                       lerisch“ vorgelebt, sodass sich Anknüpfungspunkte für
    matische Gruppen sollen dabei nicht von vornherein aus-                     politische Diskussionen ergeben. Auszug aus den
    geschlossen, sondern integriert werden.253                                  erprobten Übungen: „Mannschaftsaufstellung: Teamarbeit
    23 vgl. u.a. Pilz, Gunter: Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Pro-
                                                                                & Respekt“, „Datensammlung Doping“, „Fußball, Fans und
    fifußball: Vom Kuttenfan und Hooligan zum postmodernen Ultra und            Vorurteile“, „Berufsorientierung rund um das Stadion“
    Hooltra. In: kursiv – Journal für politische Bildung. Nr. 3/2005: Eine
    Menge Welt. Fußball & Politik. S. 51f.
                                                                                www.bosch-stiftung.de/de/publikation/
    24 International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) „Arbeitsdefi-        methodensammlung-lernort-stadion
    nition Antisemitismus“: https://european-forum-on-antisemitism.org/
    definition-of-antisemitism/deutsch-german
    25 vgl. hier und im Folgenden: Interview mit Michael Gabriel: Politische
    Bildungsarbeit in Fanprojekten – Ansätze. Möglichkeiten. Grenzen.
    In: kursiv – Journal für politische Bildung. Nr. 3/2005: Eine Menge Welt.
    Fußball & Politik. S. 63ff.

8   www. p olitik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik ( ak t u alis ier t 2 018 )

        Eine wesentliche Maßnahme in diesem Zusammenhang              geeignetes Austragungsland für eine Fußball-WM sowie
        ist die Förderung von Partizipationsmaßnahmen. Fra-           für Boykottaufforderungen.

                                                                      >
        gen der Stadionmitgestaltung durch Fans (u.a. gibt es
        Vereine, in denen die Stehplätze im Stadion nach den              tipp Links und Materialien
        Vorstellungen der Fans umgebaut wurden) oder Events
                                                                      Fußballfans gegen Homophobie Österreich
        außerhalb der Spielzeiten (z.B. die „Abrissparty“ für Fans
                                                                      Eine Plattform von und für Fans zur Thematisierung und
        im alten Gerhard-Hanappi-Stadion in Wien) sind Mög-
                                                                      Bekämpfung homophober Diskriminierung im Fußball,
        lichkeiten für ein Mehr an Partizipation. Das Aufgreifen
                                                                      aber auch in der Gesellschaft.
        von Diskussionen und Vorfällen in der Fankurve ist eine
                                                                      http://ffgh.blogsport.at/
        andere wesentliche Voraussetzung erfolgreicher Fanar-
        beit. Einige Vereine organisieren interkulturelle Jugend-
                                                                      Russland: LGBT-Rechte sind Menschenrechte!
        begegnungen bzw. Treffen mit den Fangruppen anderer
                                                                      Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM),
        Vereine, um zum gegenseitigen Verständnis beizutragen.
                                                                      Dezember 2016.
        Wichtig ist es auch, Fanprojekte weit in die Gesellschaft     Zusammenfassung über Entwicklungen der Gesetzeslage
        hineinreichen zu lassen, um eine übergroße Identifika-        für lesbisch, schwule, bi- und transsexuelle (LGBT) Men-
        tion mit der Fankultur zu durchbrechen. Für die gewalt-       schen in Russland.
        tätigen Fans müssen Möglichkeiten geschaffen werden,          www.igfm.de/osteuropa-russland-gus/keine-verfolgung-
        Erfolgserlebnisse auf anderen Gebieten zu sammeln. Und        von-sexuellen-minderheiten-in-russland/
        die Vereine sind durchaus in der Pflicht, sich der Proble-
        matik gewaltbereiter Fans anzunehmen und „ihren“ Fans
        entsprechende Angebote zu machen.
                                                                      3.3 F ussball und E nt wicklung
                                                                      Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen wird
        3.2 F ussball und H omophobie                                 von vielen auch das Potential, soziale Entwicklung vor-
                                                                      anzutreiben, zugeschrieben. So unterstützten die Ver-
        Homosexualität ist im Fußball sowie in vielen anderen         einten Nationen den Gedanken „Sport für Entwicklung“
        Sportarten ein Tabuthema. Dennoch gibt es immer wie-          u.a. durch die Verabschiedung einer UN-Resolution
        der Sportlerinnen und Sportler, die sich trotz aller Wider-   sowie durch das Jahr des Sports 2005. 2013 erklärte
        stände und möglicher negativer Auswirkungen für ihre          die Generalversammlung der Vereinten Nationen den
        Karriere als homosexuell outen. Außerdem ist im Fußball       6. April zum „Internationaler Tag des Spor ts im Dienste
        „schwul“ bei Sprechchören oder auf Spruchbändern für          von Entwicklung und Frieden“. Organisationen der Ent-
        einige Fußballfans ein gängiges Schimpfwort. Aber auch        wicklungszusammenarbeit nutzen Programme in Zusam-
        TrainerInnen, SpielerInnen oder Funktionäre und Funk-         menhang mit Sport, um dabei auch Themen wie Bildung,
        tionärinnen tätigen schwulenfeindliche Aussagen. Netz-        Gleichstellung, Versöhnung und Gesundheit – z.B. HIV/
        werke wie „Fußballfans gegen Homophobie“ versuchen            AIDS-Aufklärung – (mit)zutransportieren. Zahlreiche
        dem entgegenzuwirken.                                         Sportverbände und Organisationen engagieren sich auch
                                                                      sozial und unterstützen Projekte wie „Football for Hope“
        Unter diesem Gesichtspunkt wird die Fußballweltmeister-
                                                                      oder „Football for Development“.264
        schaft 2018 in Russland kritisch betrachtet. Seit 2013
        sind dort homosexuelle Menschen durch das gesetzliche         Diesem Anspruch stehen KritikerInnen gegenüber, die
        Verbot der „Propaganda nicht traditioneller sexueller         die Wirksamkeit bzw. die messbaren Ergebnisse dieser
        Beziehungen unter Minderjährigen“ (Artikel 6.21 des           Programme und Initiativen in Frage stellen und zudem
        russischen Gesetzbuches über Ordnungswidrigkeiten)            vor der Aufladung des Sports als allumfassendem „Heils-
        von Strafen bedroht. Der Europäische Gerichtshof für          bringer“ warnen. Auch der Gedanke, dass Sport als
        Menschenrechte (EGMR) hat dieses Gesetz als Verletzung        „Instrument der Disziplin und Disziplinierung“ einge-
        der Meinungsfreiheit verurteilt. Insgesamt sorgen die         setzt wird, steht zur Diskussion. Weitere kritische Über-
        aktuelle Menschenrechtslage in Russland, Staatsdoping-        legungen beziehen sich auf die asymmetrischen Bezie-
        Skandale und die Sorge über gewaltbereite russische
        Hooligans für heftige Diskussionen über Russland als          26 vgl. Hudelist, David u.a. In: FairPlay-Workshops: Ein Leitfaden zu
                                                                      Globalem Lernen und Inklusion durch Sport. VIDC – Wiener Institut für
                                                                      Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (Hg.), 2014. S. 6.

                                                                                                                    @Ze nt rum_pol i s        9
p o li s a kt ue ll   2014

     hungen zwischen „Geber“- und „Empfängerländern“, die                         Entwicklung liegen u.a. in der zunehmenden wirtschaft-
     durch diese „Hilfsprogramme“ zementiert würden.275                           lichen Bedeutung des Sports. Die SpitzensportlerInnen

     >
                                                                                  als WerbeträgerInnen werben für Produkte, welche im
         tipp Workshops und Materialien                                           Breitensport gekauft werden sollen. Um erfolgreiche Wer-
                                                                                  beträgerInnen zu sein, müssen sie siegen. Unter diesem
     FairPlay-Workshops:
                                                                                  Druck, der auf den SportlerInnen lastet, gewinnen auch
     fairplay sensibilisiert mit dem Potenzial von Sport für
                                                                                  Doping und andere Betrügereien an Einfluss.297
     verschiedene Formen von Diskriminierung (z.B. Rassis-
     mus, Homophobie) und setzt Bildungsmaßnahmen für ein
     respektvolles Miteinander um.                                                >   tipp Links Materialien

     www.fairplay.or.at/service/workshops/                                        Unterrichtsmaterial zu Doping
                                                                                  Hintergrundinformationen, Unterrichtsideen und zahl-
     Fußball für Entwicklung
                                                                                  reiche Materialien für die Oberstufe.
     VIDC – Wiener Institut für Internatio-nalen Dialog und
                                                                                  www.sportunterricht.de/lksport/doping.html
     Zusammenarbeit und INEX-SDA (Hg.), 2011.
     Handbuch für Lehrkräfte und JugendarbeiterInnen zur                          Sport ohne Doping
     entwicklungspolitischen Bildung durch Fußball mit prak-                      Die Arbeitsmedienmappe enthält Wissen und Fakten zu
     tischen Übungen für Jugendliche von 12 bis 19 Jahren.                        Anti-Doping sowie Arbeitsblätter und Methodentipps, die
     www.footballfordevelopment.net/uploads/tx_drblob/                            sich auch für den Einsatz im Unterricht eignen. Empfoh-
     storage/Practical_Manual_DE.pdf                                              len u.a. durch den ePilot von schule.at:
                                                                                  https://www.dsj.de/index.php?id=474&L=1247

     3.4 F ussball und F air P lay                                                3.4.2 Straßenfußball für Toleranz
     In den letzten Jahren wird im Sport auch verstärktes                         Das in Kolumbien entwickelte Konzept „Straßenfußball
     Augenmerk auf „Fair Play“ gelegt. Vereine und Organi-                        für Toleranz“ enhält Elemente aus der Gewaltpräven-
     sationen wie die FIFA achten zunehmend darauf, Aktio-                        tion und Friedenspädagogik. Spezielle Maßnahmen wie
     nen zu Fair Play zu initiieren bzw. zu unterstützen.                         gemischtgeschlechtliche Teams, eine Spielbegleitung
     Möglichkeiten dazu bietet wie bereits erwähnt v.a. die                       durch sogenannte Teamer anstatt SchiedsrichterInnen,
     Fanarbeit. Aber auch Imagekampagnen mit namhaften                            welche das Spiel im Falle von Auseinandersetzungen ver-
     SportlerInnen als UnterstützerInnen wurden ins Leben                         mittelnd begleiten, sowie die Gleichwertigkeit von Fair
     gerufen, um den Fair Play-Gedanken breit bekannt zu                          Play-Punkten und Toren wirken „Macho-Verhalten“ und
     machen.                                                                      Gewaltbereitschaft entgegen. Mit Hilfe des Spiels soll ein
                                                                                  anderer Umgang mit Konfliktsituationen erlernt werden.
     3.4.1 Doping
     Zur Auseinandersetzung mit Fair Play gehört auch der
     Bereich Sport und Doping. Durch Dopingskandale bei der
                                                                                  >   tipp Handreichung

                                                                                  Straßenfußball für Toleranz. Handreichung für Jugend-
     Tour de France oder den Olympischen Spielen ist das Pro-
                                                                                  arbeit, Schule und Verein
     blem, welches in den vergangenen Jahren an Bedeutung
                                                                                  Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V. (Hg.), 2006
     gewonnen hat, noch stärker in den Mittelpunkt gerückt.
                                                                                  Die Spielregeln sowie weitere Informationen zum Einsatz
     Sind Siege ohne Doping überhaupt noch möglich? Gewin-
                                                                                  des Konzepts finden Sie unter:
     nen nicht die Talentiertesten, diejenigen, die am här-
                                                                                  www.biberis.de/mediapool/109/1091335/data/pdf-
     testen trainiert haben, sondern jene, die im Hintergrund
                                                                                  Datei/Strassenfussball_fuer_Toleranz.pdf
     die „besten“ Pharmafirmen, „SpezialärztInnen“ und
     „Test(vermeidungs)labors“ besitzen?286Gründe für diese

     27 Mehr zu diesen Überlegungen findet sich z.B. bei: Wachter, Kurt: Spor t
     für soziale Entwicklung – Neue soziale Bewegung oder neo-koloniales
     Entwicklungsmodell? In: Wer nicht hüpft ... Inklusion und Exklusion im
     Sport. Stimme – Zeitschrif t der Initiative Minderheiten, Nr. 88/2013.
     S. 17f f sowie Hudelist u.a., 2014. S. 6.
     28 vgl. Schubert, Franz: Die fünf dopaminen Ringe. Die Kehrseite des         29 vgl. Zeilinger, Irene: Dabeisein ist nicht alles. Feministische Überle-
     Jubels: Der Fluch des Dopings. In: medienimpulse – Beiträge zur Medien-      gungen zu Frauenquoten im Sport. In: Frauensolidarität Nr. 3/00: Sport.
     pädagogik Nr. 62/2007. S. 32.                                                S. 13.

10   www. politik-ler n en .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik ( ak t u alis ier t 2 018 )

        4 	Arund
             ngebote und U nterrichtsmaterialien
                 um F ussball und die WM 2018
        Die Fußballweltmeisterschaft 2018 findet vom 14. Juni          Workshop „Fußball und Kinderrechte“
        bis 15. Juli in Russland statt. Zahlreiche Organisationen      Jugend Eine Welt Bildungsteam, von 8 bis 18 Jahren.
        bieten Veranstaltungen und Unterrichtsmaterialien zur          Der Workshop bietet einen Überblick über die Fußball-
        lustvollen sowie kritischen Auseinandersetzung mit dem         produktion anhand von Länderbeispielen. Alle Kinder
        Thema „Fußball“ sowie der WM und ihren gesellschaft-           auf der ganzen Welt haben Kinderrechte, auch das Recht
        lichen Zusammenhängen an.                                      auf Spiel. Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit ihren
                                                                       eigenen Rechten und lernen Gemeinsamkeiten sowie

        4.1 I nitiativen und W orkshops                                Unterschiede der Lebens- und Spielweise von Kindern und
                                                                       Jugendlichen in Ländern des globalen Südens kennen.
                                                                       www.jugendeinewelt.at/bildungsteam/
        fairplay – Initiative für Vielfalt & Antidiskriminierung
                                Als Schnittstelle für Vermittlungs-
                                arbeit und Vernetzungstätigkeiten,     4.2 F ilme
                                für emanzipatorische und partizi-
                                                                       Timgad
                                pative Initiativen fungiert fairplay
                                                                       Fabrice Benachaouche. Algerien/Frankreich/Belgien 2016.
        als Anlauf- und Beratungsstelle sowie als Kompetenzzen-
                                                                       101 Minuten. Ab 12 Jahren.
        trum in Sachen (Anti-)Diskriminierung und Diversität im
                                                                       In einem kleinen algerischen Dorf werden in einer ein-
        Fußball. Hier können rassistische, sexistische, homo-
                                                                       zigen Nacht zwölf Kinder geboren, elf Buben und ein
        phobe oder rechtsextreme Vorfälle gemeldet werden.
                                                                       Mädchen. Zehn Jahre später gründet der fußballbe-
        www.fairplay.or.at
                                                                       geisterte Lehrer des Dorfes die Jugend-Mannschaft
        Our Game – Unser Spiel für Menschenrechte                      „Timgad Juventus“ Durch eine Intrige übernimmt die
                            Anlässlich der FIFA-Weltmeisterschaft      konkurrierende Mannschaft den besten Spieler von „Tim-
                            in Russland 2018 fordert Our Game die      gad Juventus“. Doch der dörflichen Gemeinschaft gelingt
                            Einhaltung von Menschenrechten im          eine listige Gegenstrategie, bei der Naïma, das in jener
                            Rahmen von Sportgroßereignissen.           denkwürdigen Nacht geborenen Mädchen, eine wichtige
                            Die WM bietet die Chance, die Verbin-      Rolle spielt.
                            dungen zwischen Sport und dem              Spielfilm und Begleitmaterial zu beziehen über BAOBAB:
                            Respekt für Grundrechte deutlich zu        www.baobab.at/timgad
                            machen und entwicklungspolitische
        Bildungsarbeit verbunden mit einem Menschenrechtsan-           11mm shortkicks
        satz breitenwirksam umzusetzen. Video- und Infomateri-         11 Kurzspielfilme, 2014. Ab 12 Jahren. Sprachen: Spanisch,
        alien stehen auf der Plattform zum Download bereit.            Niederländisch, Portugiesisch, Englisch, Polnisch, Türkisch;
        www.ourgame.at                                                 Untertitel: Deutsch.
                                                                       Ein Schuss von der Mittellinie, der das Leben einer Frau
        Fußball-Workshop „Fair Pay: Fair Play“
                                                                       verändert. Ein nachdenklicher Schiedsrichter auf pol-
        Südwind Agentur, österreichweit, ab 8 Jahren.
                                                                       nischen Dorfplätzen. Ein Hooligan, der sich nach Liebe
        Der Workshop geht der Frage nach, wo Fußbälle herge-
                                                                       sehnt. 11 Kurzfilme rund um das Thema Fußball aus
        stellt werden. Wie wird in Grönland oder Brasilien Fußball
                                                                       aller Welt bieten einen Einblick in ganz unterschiedliche
        gespielt? Er vermittelt ein Verständis für die kulturellen,
                                                                       Lebenssituationen von Menschen. Dabei werden die The-
        ökonomischen und sozialen Strukuren des Fußballsports.
                                                                       men Tod, Homosexualität, Verwirklichung von Träumen,
        www.suedwind.at/bilden/schulen/workshops/fussball-
                                                                       Gewalt aufgegriffen.
        workshop/
                                                                       Zu beziehen über den BAOBAB Onlinekatalog:
                                                                       www.baobab.at

                                                                                                              @Ze nt rum_pol i s      11
p o li s a kt ue ll   2014

     Filmpaket: Fußball-WM                                         Dossier: Russland
                               Ein buntes Paket mit vielfäl-       Bundeszentrale für politische Bildung
                               tigen Filmvorschlägen aus           Ein Überblick über Geschichte, Politik, Gesellschaft,
                               aktuellem Anlass zur Fußball-       Kultur und Geografie eines Landes zwischen Autokratie
                               weltmeisterschaft in                und Modernisierung. Auch die Themen „Fußball, Politik,
     Russland von ONE WORLD FILMCLUBS                              Doping und Hooligans“ werden im Zusammenhang mit der
     www.oneworldfilmclubs.at/filmpaket-fussball-wm-special        Fußball-WM 2018 analysiert.
     Weitere Filme zum Thema „Fußball und Sport“:                  www.bpb.de/internationales/europa/russland/
     www.oneworldfilmclubs.at/filmsuche-nach-themen

     4.3 M aterialien                                                Fußball-WM und Russland
                                                                     Informationen für die Volksschule
     Handbuch „Sportgroßereignisse!“ – Materialien für die
                                                                     Demokratiewebstatt: Fußball und Politik
     Bildungsarbeit
                                                                     www.demokratiewebstatt.at/thema/fussball/
                      Südwind Agentur (Hg.), 2014.
                                                                     was-haben-fussball-politik-miteinander-zu-tun/
                      Dieses Handbuch für die Bildungsar-
                      beit zeigt, warum (Fußball-)Weltmeis-          Fußball in der Volksschule auf schule.at
                      terschaften, Olympische Spiele und             www.schule.at/portale/volksschule/wochenthemen/
                      andere sportliche Großereignisse von           detail/fussball-in-der-volksschule.html
                      globalem Interesse sind.
                                                                     Fußball-Spezial im Kidsweb
                      www.suedwind.at/bilden/schulen/
                                                                     www.kidsweb.at/sport-freizeit/freizeit/fussball-wm/
                      downloads/unterrichtsmaterialien/
                                                                     www.kidsweb.de/schule/fussball_spezial/fussball_
                                                                     spezial.html
     Menschenrechte und Sport
                                                                     Landesporträt Russland auf Hanisauland
                         Zeitschrift für Menschenrechte, 2/2016.
                                                                     www.hanisauland.de/spezial/laenderdossier/
                         Sportliche Großereignisse sind bis
                                                                     laenderdossier-kontinente/kontinent-asien/
                         heute ein Riesenspektakel. Dahinter
                                                                     laenderdossier-land-russland/
                         stehen undurchsichtige Funktionärs-
                         welten und Sport-, Medien- und Wer-
                         beindustrien, die sich gegebenenfalls
                         auch von Autokraten vereinnahmen
                         lassen und nicht frei sind von Manipu-
     lationen. Damit ist ein erster Einstieg in das Thema „Men-
     schenrechte und Sport“ gegeben, das breit gefächert ist
     und weit über sportliche Mega-Events hinausgeht.
     www.wochenschau-verlag.de/menschenrechte-und-
     sport-1932.html

     „Fußball im Unterricht“ auf lehrer-online.de
                               Unterrichtseinheiten für die
                               unterschiedlichsten Fächer
                               (Geografie, Mathematik,
                               Fremdsprachenunterricht etc.)
                               und Schulstufen widmen sich
     dem Thema „Fußball“ und seiner sozialen, politischen
     und gesellschaftlichen Bedeutung.
     www.lehrer-online.de/fussball.php

12   www.politik-ler ne n .at
Nr. 5   Spor t u n d Politik ( ak t u alis ier t 2 018 )

        5 	Unterrichtsbeispiele
        5.1 S portler I nnen und S taatsbürgerschaft
         Dauer              mindestens 2 Stunden bzw. auch als Projekt über einen längeren Zeitraum geeignet

         Schulstufe         11.-13. Schulstufe

         Methoden           Diskussion, Rechercheaufgabe, Präsentation

         Materialien        Flipchartpapier, Internetzugang

         Kompetenzen        Methodenkompetenz, Urteilskompetenz

         Zielsetzungen      Die SchülerInnen sollen für die Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Sport und Politik sen-
                            sibilisiert werden sowie ihre Einstellung zum Thema Sport und Staatsbürgerschaft hinterfragen.

         Lehrplanbezug      Politische Bildung, Deutsch, Religion/Ethik

         Ablauf             Diskussionseinstieg
                            Als der in Kroatien geborene österreichische Nationalspieler Ivica Vastić im Spiel gegen Chile bei der
                            Fußballweltmeisterschaft 1998 in letzter Minute das Ausgleichstor für Österreich erzielte, titelte die
                            Kronenzeitung am nächsten Tag: „Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher!“.
                              1. Nach einer kurzen Bedenkzeit sollen die SchülerInnen zu dieser Schlagzeile eine erste Stellung-
                                 nahme abgeben.
                              2. Stellen Sie anschließend Impulsfragen und lassen Sie die SchülerInnen ihre Überlegungen auf
                                 Plakaten festgehalten.

                            Beispiele für Impulsfragen
                              • Was ist ein „echter“ Österreicher?
                              • Wäre Vastić kein echter Österreicher, hätte er den Ball neben das Tor gesetzt?
                              • Sind nicht alle österreichischen StaatsbürgerInnen gleich?
                              • Bedarf es besonderer Leistungen, damit ein im Ausland geborener Mensch als ÖsterreicherIn
                                akzeptiert wird?
                              • Hat eine Zeitung das Recht, ein solches Urteil zu fällen?
                              • Wie stellt sich die Thematik vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Europas dar?
                              • Erhöht auch bei ausländischen NichtsportlerInnen ein beruflich erfolgreiches Leben deren
                                Akzeptanz?
                              3. Lassen Sie die SchülerInnen auch alle Überlegungen festhalten, die über das konkrete Beispiel
                                 hinausgehen und von diesen Fragen berührt werden: z.B. SportlerInnen, die für Österreich
                                 Erfolge errungen haben, aber im Ausland geboren sind; Sportarten, in denen Nationalmann-
                                 schaften oder Vereine mit einer besonders hohen Zahl an „AusländerInnen“ oder eingebürger-
                                 ten ÖsterreicherInnen bei Wettkämpfen antreten; örtliche Vereine, in denen „AusländerInnen“
                                 zum sportlichen Erfolg beitragen sollen etc.

                            Internetrecherche
                            Paarweise oder maximal zu dritt versuchen die SchülerInnen mittels Internetrecherche zu den
                            gesammelten Fragen und Themenbereichen Näheres in Erfahrung zu bringen (Beispiele für Arbeits-
                            aufträge finden Sie in der Kopiervorlage auf Seite 14 dieses Hefts).

                                                                                                               @Ze nt ru m_p ol i s   13
p o li s a kt ue ll   2014

                        Weitere Recherchemöglichkeiten
                        Im Zuge einer ersten Besprechung ihrer Ergebnisse mit der Lehrkraft sollen die SchülerInnen fest-
                        stellen, wo noch zusätzliche Informationen hilfreich wären. In einem Arbeitsauftrag (Zeit ca. eine
                        Woche) können die SchülerInnen beispielsweise Folgendes tun:
                         • Fragen vorbereiten und Straßeninterviews durchführen. Fragen könnten z.B. lauten: „Einbür-
                           gerung von SportlerInnen vs. Aufnahmestopp für AusländerInnen – was halten Sie davon?“,
                           „Spielt es für Sie ein Rolle, wenn SportlerInnen aus dem Ausland für Österreich Erfolge errin-
                           gen?“, „Was halten Sie von der Krone-Schlagzeile ‚Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher!‘,
                           nachdem er ein wichtiges Tor für Österreich erzielt hat?“
                         • Selbstständig E-Mails formulieren und an NGOs oder öffentliche Stellen (Ministerien, Landes-
                           regierung, Parteien) senden, um nähere Informationen zu erbitten bzw. telefonische Anfragen
                           an ebendiese richten.
                         • Anfragen direkt an SportlerInnen oder Vereine richten bzw. direkt in örtlichen Sportvereinen
                           Recherchen anstellen.
                         • Sammeln von Berichten in Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsendungen.

                        Präsentation
                        Jede Gruppe präsentiert ihre Ergebnisse und nimmt dazu Stellung. Auch die Schwierigkeiten bei der
                        Recherche sollen thematisiert werden. Das gesammelte Material soll anschaulich strukturiert sein.
                        Bei entsprechenden technischen Möglichkeiten können die Ergebnisse in einem Webprojekt zusam-
                        mengefasst und online zugänglich gemacht werden; oder es entwickelt sich eine Schulausstellung
                        daraus.

      Link- und          • Barbara Liegl, Georg Spitaler: Legionäre am Ball. Migration im österreichischen Fußball nach
      Literaturtipps       1945. Wien: Braumüller, 2008.
                         • Das FARE-Netzwerk will den Rassismus aus dem Fußball vertreiben, in dem es die Ressourcen
                           von sich engagierenden Fußball-Organisationen in ganz Europa vereint: www.farenet.org

      Autor             Christoph Wagner

       Kopier vorlage Arbeitsauf träge

      1. Sammle zu drei SportlerInnen, die im Ausland gebo-       3. Welche Nationalmannschaften setzen sich vor
         ren sind und heute die österreichische Staatsbürger-        allem aus im Ausland geborenen ÖsterreicherInnen
         schaft besitzen, Informationen zu ihrem Lebenslauf          zusammen? Was sagen die nationalen/internationa-
         und ihren sportlichen Erfolgen. Warum leben sie in          len Bestimmungen in der jeweiligen Sportart bezüg-
         Österreich? Was sind die Gründe für ihre Einbürge-          lich des Einsatzes von eingebürgerten SpielerInnen?
         rung? Wird in Zeitungsberichten auf ihre nationale          Aus welchen Ländern stammen die SpielerInnen?
         Herkunft eingegangen?                                       Gibt es bestimmte Gründe für die Einbürgerungen?
                                                                     Macht es im Erfolgsfall für die Öffentlichkeit einen
      2. Finde Beispiele für österreichische Vereinsmann-            Unterschied, wo SportlerInnen geboren sind?
         schaften, die vor allem auf ausländische SpielerIn-         Wie sieht die Meinung bei Misserfolgen aus?
         nen setzen, um national oder international erfolg-
         reich zu sein. Woher kommen die SpielerInnen?            4. Was sagt das österreichische Recht zur Vergabe der
         Wann werden sogenannte „LegionärInnen“ österrei-            Staatsbürgerschaft? Warum können Berufssportle-
         chischen SpielerInnen vorgezogen? Wie reagieren             rInnen oft rascher eingebürgert werden? Wie sehen
         die Zeitungen auf Erfolge bzw. Misserfolge solcher          diese Bestimmungen für andere BewerberInnen aus?
         „Legionärsmannschaften“?

14   www.politik-ler n en .at
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