Sportmanagement in der Schweiz - Analyse der Arbeits stellen und Kompetenzen
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EHSM Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen Institut des sciences du sport de l'UNIL (ISSUL)
Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen April 2022 Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM, Ressort Sportökonomie Projektleitung: Dr. Michaël Mrkonjic Mitarbeitende: Florence Pillet, Ariane Weber, Walter Burk, Kathrin Dinner, Prof. Dr. Markus Lang, Diana Mendes Fonseca, Prof. Dr. Emmanuel Bayle Projektpartner: Fachhochschule Graubünden (FHGR), Institut des sciences du sport de l’UNIL (ISSUL) Projektunterstützung: Swiss Olympic, Verbandsmanagement Institut (VMI), Swiss Sport Managers
Inhaltsverzeichnis 5 Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen 6 I. Abkürzungen 7 II. Vorwort 8 III. Das Wichtigste in Kürze 9 1. Einleitung 11 2. Arbeitsstellen im Sportmanagement 19 3. Wichtigkeit der Kompetenzen im Sportmanagement 32 4. Erwartungen der Arbeitgebenden, der Studierenden und der Absolvent/innen 36 5. Empfehlungen 39 6. Schlussfolgerungen 41 IV. Literatur 43 V. Dank
6 I. Abkürzungen Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen AEHESIS Aligning a European Higher Education Structure In Sport Science VR Verwaltungsrat CAS Certificate of Advanced Studies ZGB Schweizerisches Zivilgesetzbuch EQR Europäischer Qualifikationsrahmen CEO Chief Executive Officer COO Chief Operating Officer DAS Diploma of Advanced Studies SL Sportlehrer/in VZÄ Vollzeitäquivalent ESCO Europäische Klassifizierung für Fähigkeiten/Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe EOSE European Observatoire for Sport and Employment FC Fussballclub FHGR Fachhochschule Graubünden EHSM Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen IPMA International Project Management Association ISCO International Standard Classification of Occupations ISSUL Institut für Sportwissenschaften der Universität Lausanne J+S Jugend und Sport MAS Master of Advanced Studies NASME New Age of Sport Management Education in Europe NOGA Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige BFS Bundesamt für Statistik BASPO Bundesamt für Sport GD Generaldirektor BIP Bruttoinlandprodukt PMI Project Management Institute AG Aktiengesellschaft GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung UEFA Union of European Football Associations VUCA Volatility, uncertainty, complexity, ambiguity
II. Vorwort 7 Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen Ein nachhaltiges und erfolgreiches Sportsystem funktioniert dank des Bei- trags zahlreicher Sportorganisationen, die ihre Aktivitäten in einem be- stimmten Bereich erbringen und laufend entwickeln. In der Schweiz besteht dieses System aus 20 000 Sportvereinen, zahlreichen öffentlichen Dienst- leistungen, Sportunternehmen des dritten Sektors, des Marktsektors oder des öffentlich-rechtlichen Bereichs. Das Umfeld wird, angeregt durch die Kommerzialisierung und die zunehmende politische Bedeutung des Sports, unbeständiger, unsicherer und vielschichtiger. Die Anforderungen an das Be- rufsfeld Sport und damit der Bedarf an spezialisiertem, qualifiziertem und kompetentem Personal sind deutlich gestiegen. Dies wirft viele Fragen auf zur Professionalisierung von Strukturen und Aktivitäten, zur Rolle der Frei- willigenarbeit und zu den ständigen Herausforderungen für die Sportorgani- sationen in der Sport-Wirtschaft, die schweizweit fast 100 000 Arbeitsplätze kreiert und mehr als 22 Milliarden CHF Umsatz generiert. Zur erfolgreichen Durchführung ihrer Projekte und ihrer Bedürfnisse erwerben und verwenden Organisationen materielle und immaterielle Ressourcen. Die Managerinnen und Manager dieser Organisationen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass die Ressourcen mit den Organisations- zielen übereinstimmen, insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen. Die Hochschulen habe eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Kompetenzen, indem sie Aus- und Weiterbil- dungen in verschiedenen Fachgebieten anbieten. Die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich des Sportmanagements haben sich in den letzten Jahren stark verbreitet und weiterentwickelt. Es ist ein vielfältiges Angebot an spezialisierten Aus- und Weiterbildungsangeboten von Universitäten, Fachhochschulen und privaten Akteuren in der ganzen Schweiz herangewachsen. Nur, was braucht es genau, um im Berufsfeld Sport erfolgreich zu sein? Intuitiv können wir annehmen, dass allgemeine Managementfähigkeiten wie Planung, Organisation oder Kommunikation gefordert sind. Gibt es darüber hinaus sportspezifische Eigenschaften und Fähigkeiten, die für die Ausübung einer Funktion im Berufsfeld Sport erfor- derlich sind? Darüber gibt es noch wenige Erkenntnisse. Es liegen mehrere internationale Studien aus verschiedenen Ländern vor. Allerdings wurde in keiner Studie spezifisch die Ausprägungen, Eigenschaften und Herausforde- rungen des Sportmanagements und der Sportmanagerinnen und –manager in der Schweiz untersucht. Die Eidgenössische Hochschule für Sport Mag- glingen mit dem Ressort Sportökonomie führt in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wissenschaft und der Praxis aus mehreren Sprachregionen eine erste Studie zu diesem Thema durch. Langfristig soll eine nachhaltige Brücke zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitsplätzen entstehen, das auch den Erwartungen und der Ausbildung von Studentinnen und Studenten und Absolventinnen und Absolventen im Sportmanagement entspricht. Sandra Felix Stellvertretende Direktorin Bundesamt für Sport BASPO
8 III. Das Wichtigste in Kürze Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen Studie und Forschungsziel – Die vorliegende Studie basiert auf einem explorativen Mixed-Methods-Design. Forschungs- ziel ist das Beschreiben der verschiedenen Arbeitsstellen im Sportmanagement in der Schweiz mittels einer Kompetenzanalyse. – Zu diesem Zweck werden die Arbeitsstellen des Sportmanagements in acht Tätigkeitsbe- reiche segmentiert, zu denen insbesondere die Nonprofit-Sportvereine, die Sportanlagen und die Sportartikelhersteller sowie knapp 20 genauer beschriebene Teilsektoren gehö- ren. Knapp 600 Personen, darunter Arbeitgebende sowie Studierende und Absolvent/innen der Sportmanagementlehrgänge von drei Schweizer Hochschulen (Eidgenössische Hoch- schule für Sport Magglingen, Fachhochschule Graubünden und Universität Lausanne) wur- den zur Wichtigkeit von 42 in der Literatur genannten Kompetenzen für die Ausübung einer Stelle im Sportmanagement sowie zu den gegenseitigen Erwartungen befragt. Kompetenzen – Die Arbeitgebenden nennen Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Erfolgswille/ Zielstrebigkeit als die drei Schlüsselkompetenzen für die Ausübung einer Funktion im Sportmanagement. Sie stellen jedoch in Frage, ob Erfahrungen im Leistungs- oder Brei- tensport notwendig sind, ohne jedoch die Notwendigkeit von Leidenschaft und Engagement für den Sport zu negieren. – Auch die Studierenden scheinen die Wichtigkeit der Kommunikationsfähigkeit erkannt zu haben, messen jedoch der Organisation, der Planung und dem Projektmanagement eine höhere Bedeutung bei als die Arbeitgebenden. Dasselbe gilt auch für die Absolvent/innen. Erwartungen – Zu den Erwartungen der Arbeitgebenden an die Studierenden sowie an die Absolvent/innen gehören starkes Engagement in den entsprechenden Aufgabenbereichen, emotionale In- telligenz und kritisches Denken, aber auch während des Studiums erworbene Fachkennt- nisse oder auch Praxiserfahrungen. – Die Studierenden und Absolvent/innen ihrerseits erwarten von Arbeitgebenden gute Arbeitsbedingungen, wie ein gutes Arbeitsklima, eine ausgewogene Work-Life-Balance, Flexibilität und Respekt. Sie wünschen sich zudem, dass Werte wie Vertrauen oder gegen- seitige Unterstützung gefördert werden. – Von den Bildungsinstitutionen erwarten die Studierenden und Absolvent/innen einen hohen Praxisbezug, eine gute Vorbereitung auf die Berufswelt und an die Bedürfnisse des Arbeits- marktes. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Curricula der Bildungsinstitutionen so anzupassen, dass die Inhalte die Realität in der Praxis abbilden. Empfehlungen – Es werden verschiedene Empfehlungen an die Studierenden und Absolvent/innen abgege- ben. So sollen sie jede Gelegenheit nutzen, ihre Kompetenzen in den Bereichen Kommuni- kationsfähigkeit und Projektmanagement zu verbessern. Auch die Bedeutung von Praktika sowie die Notwendigkeit sich zu vernetzen, wurden hervorgehoben. – Den Arbeitgebenden wird empfohlen, für eine klare und transparente Kommunikation zu sorgen sowie ein angenehmes Arbeitsklima und Flexibilität zu bieten, damit eine gute Work-Life-Balance möglich ist. – Eine der Schlüsselempfehlungen an die Bildungsinstitutionen ist, Bedingungen zu schaf- fen, um die Studierenden zu befähigen, teils komplexe Entscheidungen zu treffen.
1. Einleitung 9 Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen 2014 hat die Studie «Der Leistungssport in der Schweiz. Seit Anfang der 2000er-Jahre sind zahlreiche Stu- Momentaufnahme SPLISS‑CH 2011» (Kempf, We- dien mit dem Ziel durchgeführt worden, die Rolle, ber, Renaud, & Stopper, 2014) aufgezeigt, dass ein die erforderlichen Kompetenzen und die Tätigkeits- leistungsfähiges Sportsystem die Bedingungen und bereiche von Sportmanager/innen besser zu verste- Möglichkeiten für Ausbildungen in unterschiedlichen hen, teilweise gleichzeitig und im Quervergleich mit Bereichen bieten muss. Dazu gehört auch das Sport- denjenigen für Trainer/innen (siehe z. B. Apitzsch, management. Es kann festgestellt werden, dass die 2016). Diese Studien führten oft zu Empfehlungen Anzahl und die Art der Ausbildungen im Sportma- über die Art (z. B. Fachkompetenz) und Qualität (z. B. nagement in der Schweiz in den letzten zehn Jahren Schlüsselkompetenzen) der Kompetenzen, die für stetig zugenommen haben. Während das Angebot eine Arbeitsstelle in einer Sportorganisation not- in den 1990er-Jahren aus wenigen Weiterbildungen wendig sind. In der Schweiz ist dieses Thema in der bestand, gibt es heute zahlreiche Programme, Fach- Forschung nur auf begrenztes Interesse gestossen. richtungen sowie Aus- und Weiterbildungskurse und Es gibt nur wenige Studien zum Thema, wobei die -module in Sportmanagement. Diese werden von Arbeit von Ursprung & Matter (2005) ein Eckpfeiler Universitäten und Fachhochschulen, aber auch zu- darstellt. In jüngster Zeit hat das europäische For- nehmend von Privatschulen, öffentlichen Diensten schungsprojekt New Age of Sport Management Educa- oder Sportverbänden angeboten. Da das Sportma- tion in Europe (NASME) neue Massstäbe auf interna- nagement transversal und interdisziplinär ausgelegt tionaler Ebene gesetzt, indem es neun europäische ist (Pedersen & Thibault, 2014), ist auch das Bil- Länder involviert hat, um das Sportmanagement in dungsangebot sehr heterogen. Zudem lässt sich be- vier Tätigkeitsbereiche zu unterteilen: professionelle obachten, dass die Anzahl der Studierenden steigend Sportvereine, Nonprofit-Sportorganisationen, den ist und ein Teil der Absolvent/innen eine Arbeitsstelle1 öffentlich-rechtlichen Sektor und den privat-recht- im Rahmen der 97 900 Stellen in der Schweizer Sport- lichen Sektor. wirtschaft findet (Hoff, Schwehr, Hellmüller, Clausen, & Nathani, 2017). Neben dem Bestreben, Funktionen, Berufsfelder, Tätigkeitsbereiche und Arbeitgebende von Sportma- Die Bedingungen für eine Anstellung nach der Aus- nager/innen zu spezifizieren, haben zahlreiche na- bildung im Sportmanagement in der Schweiz und die tionale Studien versucht, die für eine Anstellung als dazugehörigen Merkmale wurden bis heute dagegen Sportmanagerin bzw. Sportmanager notwendigen kaum untersucht. Die Absolvent/innen von Sport- Kompetenzen zu bestimmen. In Deutschland haben management-Ausbildungen können weder auf eine Horsch & Schütte (2003) beispielsweise 25 Kompe- Anstellung als «Sportmanagerin bzw. Sportmana- tenzen in sieben Teilbereichen erkannt, über welche ger» hoffen, noch dies als ihren Beruf bezeichnen2. angestellte Manager/innen von Sportvereinen und Die Sportmanagerin und der Sportmanager wer- nationalen Sportverbänden verfügen müssen. In den auch aus statistischer Sicht nicht erfasst. Sie Slowenien haben Retar, Plevnik, & Kolar (2013) eine werden weder in der Allgemeinen Systematik der Kompetenzanalyse von Sportmanager/innen erstellt, Wirtschaftszweige (NOGA) noch in der International wobei sie zwei Hauptgruppen (Fach- und allgemeine Standard Classification of Occupations (ISCO) aufge- Kompetenzen) sowie drei Untergruppen (Motivation, führt. Dennoch werden Sportmanager/innen gerne Know-how und persönliche Eigenschaften sowie Ex- mit prestigeträchtigen Funktionen in Verbindung ge- pertenwissen) unterschieden haben. Die Resultate bracht: Zum Beispiel als Präsident/in, Geschäftsfüh- zeigen insbesondere die Wichtigkeit der Zusam- rer/in oder Sportchef/in eines Verbands. Aber auch menarbeit mit anderen, der Umsetzung von Wissen anerkannte Berufe wie bspw. Trainer/innen in einem in die Praxis und der Realisierung einer positiven Profi-Verein werden damit assoziiert (insbesondere Arbeitsumgebung auf. Die zuvor zitierte NASME- im angelsächsischen Raum oder in Frankreich). In Studie betont in ähnlicher Weise die Wichtigkeit von der Regel werden Sportmanager/innen dafür an- transversalen/allgemeinen Kompetenzen, wie die erkannt ihre Organisationen zu leiten respektive die Fähigkeit, selbständig zu arbeiten oder Flexibilität, Mannschaft zum Erfolg zu führen. und von Kompetenzen, wie soziale Intelligenz oder Aus Gründen der begrifflichen Klarheit, stützt sich diese Studie – trotz der damit verbundenen Einschränkungen - auf die Definitionen von Tour- 1 men (2007) ab. Der Begriff «Arbeitsstelle» wird im gesamten Bericht als Synonym von Funktion, Stelle, Beschäftigung oder einer Anstellung mit spezifischen Aufgaben verwendet. Ähnliche Arbeitsstellen werden in Sektoren oder Tätigkeitsbereichen zusammengefasst. Der Begriff «Beruf» wird verwendet, wenn es dafür eine spezifische Ausbildung gibt, welche durch andere anerkannt ist und eine gewisse Gruppierung von Personen durch Aufgabenbereiche, Know-how und Fachkenntnisse entsteht. Der Begriff «Berufsfeld» wird verwendet, um eine Reihe von Berufen innerhalb einer Branche oder Berufsgruppe zu beschreiben. Der Begriff «Arbeitsmarkt» wird allgemein verwendet, um eine Gruppe von Arbeitsstellen zu charakterisieren. 2 Im Gegensatz zur/zum «Trainer/in Leistungssport»
10 Problemlösungsfähigkeit, die spezifisch für die vier Die Schweiz verfügt über einige Besonderheiten, die von ihr ermittelten Tätigkeitsbereiche relevant sind. eine Analyse anspruchsvoll gestalten. Dazu gehören Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen die sprachliche Eigenart mit vier Amtssprachen, ein Basierend auf diesen Feststellungen hat die vor- Sportsystem, welches einen hohen Grad an Koordi- liegende explorative Studie zum Ziel, den Kosmos nation zwischen den Akteuren erfordert sowie die Sportmanagement in der Schweiz besser zu ver- Tatsache, dass in der Schweiz mehr als 50 internati- stehen. Dafür wird eine Analyse der Kompetenzen, onalen Sportorganisationen ihren Sitz haben (Bayle, welche mit entsprechende Arbeitsstellen im Sport- 2017). Das Ressort Sportökonomie der Eidgenössi- management assoziiert sind, durchgeführt. Wir schen Hochschule für Sport Magglingen (EHSM) hat stützen uns dazu auf eine ausführliche Literatur- in dieser Studie eng mit seinen wissenschaftlichen analyse und ein Mixed-Methods-Design. In Kapitel Partnern und Praxispartner - namentlich der Fach- 2 präsentieren wir ein Analysemodell der Stellen im hochschule Graubünden (FHGR), dem Institut des Sportmanagement, welches in acht Sektoren und 21 sciences du sport de l’UNIL (ISSUL), dem Verbands- Untersektoren segmentiert ist. Des Weiteren führen management Institut (VMI) der Universität Freiburg, wir eine Analyse der Sekundärliteratur basierend auf Swiss Olympic und Swiss Sport Managers - zusam- Apitzsch (2016) durch, woraus wir 42 Kompetenzen mengearbeitet. Die Partner haben gemeinsam, dass im Sportmanagement ableiten, welche die Grund- sie unter anderem eine oder mehrere Ausbildungen lage unserer Studie bilden. In Kapitel 3 untersuchen im Bereich Sportmanagement anbieten und/oder wir mit Hilfe von halbstrukturierten Interviews die ihren Beitrag zur Definition von Funktionen in die- Bedeutung dieser 42 Kompetenzen für den - mit sem Tätigkeitsbereich leisten. Die vorliegende Stu- Hilfe des Analysemodell ermittelten - «typischen» die zeichnet sich durch die Berücksichtigung der Schweizer Arbeitgebenden. Um die Resultate mit der kulturellen Besonderheiten der Schweiz und einer Einschätzung der potenziellen Stellensuchenden Vielzahl von Perspektiven von Schlüsselakteuren des zu vergleichen, befragen wir auch knapp 550 Stu- Sportmanagements in der Schweiz aus. dierende sowie Absolvent/innen von Sportmanage- mentlehrgängen von drei Schweizer Hochschulen. Dabei werden einige Besonderheiten wie der Ein- fluss des Geschlechts oder der Sprache beleuchtet. Um die Perspektive zu erweitern und einen Beitrag zu einem dauerhaften und tragfähigen Übergang zwischen der Ausbildung und der Anstellung zu leis- ten, haben wir im Kapitel 4 die gesamte Stichprobe zu den gegenseitigen Erwartungen befragt sowie eine Querschnittsperspektive auf die Bildungsinsti- tutionen (d. h. die Hochschulen) eingenommen. In Kapitel 5 der Studie werden schliesslich eine Reihe praktischer Empfehlungen formuliert, gefolgt von der Konklusion, dem Fazit sowie Ansätzen für wei- terführende Forschung in Kapitel 6.
2. Arbeitsstellen 11 Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen im Sportmanagement In diesem Kapitel werden die Besonderheiten des lichen jährlichen Wachstumsrate von 6,6 % (Business Sports, insbesondere des bezahlten Leistungs- Research Company, 2021). Das Wachstum des Sport- sports3, vorgestellt und die Herausforderungen markts wird auch durch die Zahlen für die Vermark- einer Klassifizierung beleuchtet. Weiter wird die tung der Übertragungsrechte der Olympischen Spiele zunehmende Kommerzialisierung und Professiona- verdeutlicht. Während die Rechte für die Olympischen lisierung des Sports beschrieben und die damit ver- Sommerspiele in Rom 1960 für «nur» 1,2 Millionen bundenen Tätigkeitsbereiche aufgezählt. Das Kapitel USD verkauft wurden, brachten die Olympischen endet mit einer Beschreibung der Arbeitsstellen im Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 2,9 Milliarden Sportmanagement und der Vorstellung des kompe- USD an TV-Rechten ein. Dies entspricht einer jähr- tenzbasierten Analysemodells. lichen Wachstumsrate von knapp 19 % (Statista, 2021). 2.1. Kommerzialisierung des Sports Die Tatsache, dass der Sport zu einem Milliarden- Einer der sichtbarsten Aspekte des modernen Sports geschäft geworden ist, erzählt nicht die ganze Ge- ist die immer stärker voranschreitenden Kommer- schichte. Eine wichtige weitere Dimension der Grösse zialisierung und die damit zusammenhängende Ver- und des Wertes der Sportindustrie ist der Platz, den marktung. Stadien und Arenen tragen die Namen diese Industrie in der Gesellschaft einnimmt, und von Unternehmen, kommerzielle Sponsorenlogos die emotionale Wirkung, die sie hervorruft. Sport- erscheinen auf der Kleidung und Ausrüstung von grossereignisse wie die Fussball-Weltmeisterschaft Athleten, Medienunternehmen geben riesige Geld- ziehen Milliarden Zuschauer an. Laut Erhebungen summen für Rechte zur Ausstrahlung von Sport- haben kumuliert 3,6 Milliarden Menschen und damit veranstaltungen aus und Unternehmen zahlen für etwas weniger als die Hälfte der Weltbevölkerung in die Werbung ihrer Produkte und Dienstleistungen in Privathaushalten, bei öffentlichen Veranstaltungen den Werbeunterbrechungen während der Vorführung oder auf digitalen Plattformen die FIFA Fussball- dieser Veranstaltungen. Städte investieren viel Geld, Weltmeisterschaft in Russland 2018 verfolgt (FIFA, oft auf Kosten anderer wichtigerer sozialer Projekte, 2018). Weiter widmen Zeitungen dem Sport ganze um grosse Sportereignisse zu veranstalten. Spitzen- Breiche, während andere Branchen im Wirtschafts- sportler werden für Millionen von Schweizer Franken teil zusammengefasst sind. transferiert und professionelle Sportfranchises wer- den für Beträge bewertet, die höher sind als Brutto- 2.2. Professionalisierung der Sportorga inlandsprodukte (BIP) einiger Länder (z. B. wird die nisationen und Kompetenzen Fussballmannschaft von Real Madrid derzeit mit 4,24 Die Professionalisierung der Sportorganisationen Milliarden US-Dollar (USD) bewertet). Selbst Frei- (Verbände, Vereine und Sportveranstaltungen) wird zeitsportler/innen sind einem ständigen Druck aus- meist als ein Prozess definiert, bei dem der Ama- gesetzt, ihre Sportaktivität durch den Kauf der neu- teurstatus durch Rationalisierung, Effizienz und einer esten High-Tech-Sportausrüstung zu verbessern. Es projektbezogenen Durchführung von Tätigkeiten auf- gibt heutzutage nur wenige Unternehmen, die keine gehoben wird und nicht über die Entlohnung der Mitar- Verbindung zum Sport haben und es gibt noch weni- beitenden (Chantelat, 2001). Die Professionalisierung ger Sportligen oder Sportveranstaltungen, die keinen von Organisationen wird zwar oft als ein Rationalisie- kommerziellen Aspekt für ihren Betrieb haben. Der rungs- und Bürokratisierungsprozess beschrieben, globale Sportmarkt erreichte 2020 einen Wert von doch sie muss auch als zwingende gesellschaftliche fast 388,3 Mrd. USD, nachdem er seit 2015 mit einer Norm und als Kontrollideologie verstanden werden. durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von Einzelpersonen und Sportorganisationen stehen un- 3,4 % gestiegen war. Auch wenn der Sportmarkt auf- ter Druck, spezifische Kompetenzen unter Beweis zu grund der COVID-19 Pandemie von 458,8 Mrd. USD im stellen, um das Vertrauen ihrer Stakeholder zu er- Jahr 2019 auf 388,3 Mrd. USD im Jahr 2020 zurück- höhen und ihre Führungs- und Handlungsautonomie gegangen ist, wird er voraussichtlich bis 2025 einen zu rechtfertigen und ihr unternehmerisches Denken Wert von 599,9 Mrd. USD und bis 2030 einen Wert und Handeln unter Beweis zu stellen. von 82,0 Mrd. USD erreichen, bei einer durchschnitt- Diese Studie beschäftigt sich mit bezahlten Anstellungen. Dabei wird aber nicht vergessen, dass der Sportarbeitsmarkt in der Schweiz, im Gegen- 3 satz zu anderen Tätigkeitsbereichen, überwiegend aus Ehrenamtlichen und Freiwilligen besteht, die kaum oder gar nicht bezahlt werden. Diese Gruppe umfasst mehr als 700 000 Personen (sieben Mal so viel wie die bezahlten Angestellten), die mehr als 70 Millionen Arbeitsstunden in die Organisation und Entwicklung des Sports investieren. Der Vereinssport (Clubs und Verbände) beschäftigt rund 335 000 solcher Personen, was 96 % aller Anstellungen in diesem Tätigkeitsbereich ausmacht (Lamprecht, Bürgi, Gebert, & Stamm, 2017). Die im Vereinssport aktiven Personen üben in der Regel also eine andere Haupterwerbstätigkeit aus.
12 Sportorganisationen – insbesondere nationale und die vielfältigen Erwartungen der verschiedenen Sta- internationale Sportverbände – sind mit zahlreichen keholder erfüllt werden können (Retar, Plevnik, & Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen Herausforderungen konfrontiert. Die Kommerziali- Kolar, 2013). sierung, die Vermarktung und der Konkurrenzdruck erfordern eine zunehmende Professionalisierung 2.3. Tätigkeitsbereiche im Schweizer bei der Erbringung von hochwertigen Sportdienst- Sport leistungen. Weiter hat die Globalisierung zu einer Die Kommerzialisierung und Professionalisierung Erhöhung der teilnehmenden Nationen an Sport- des Sports ist zwar in den letzten 30 Jahren als all- anlässen und dadurch zu einer verstärkten Kon- gemeine Tendenz wahrnehmbar, trifft aber nicht kurrenz im Leistungssport geführt. Das höhere gleichermassen auf alle Sportorganisationen zu. Die Bewusstsein für Nachhaltigkeit – um ein weiteres einzelnen Organisationen, Sportarten und -disziplinen Beispiel zu nennen – zwingt die Organisatoren von folgen diesem Trend unterschiedlich engagiert und Anlässen dazu, jeweils eine Nachhaltigkeitsstrate- schnell, in Abhängigkeit von individuellen Faktoren gie zu entwickeln, mit der sie die wirtschaftlichen, (z. B. Leadership, strategische Führung), organisato- gesellschaftlichen und ökologischen Folgen des rischen Faktoren (z. B. Organisationskultur) und sys- Anlasses sowie dessen Vermächtnis/Legacy am temischen Faktoren (z. B. Interesse der Konsumen- Austragungsort optimieren. Schliesslich zwingen tinnen und Konsumenten für den Sport). Analog zur Korruptionsskandale sowie andere Verfehlungen Struktur einer Volkswirtschaft (Primär-, Sekundär- (z. B. Gewalt, Sexismus, Wettbetrug, Doping) die Or- und Tertiärsektor) kann auch der Sport in verschie- ganisationen zu Reformen und zur Einführung von dene Tätigkeitsbereiche unterteilt werden, die nach Massnahmen zur Sicherstellung der Fairness im strategischen Grundsätzen bzw. allgemeinen Zielen, Sport. Es haben sich aber auch neue Sportdiszipli- wirtschaftlichen Tätigkeiten oder Funktionen definiert nen und Sportformate (z. B. E-Sport) entwickelt und sind. In ihrer umfassenden Analyse des Schweizer es wurde eine Zunahme an Sportveranstaltungen Sportsystems zeigen Kempf & Lichtsteiner (2015) auf, vor der Covid-19-Krise beobachtet. dass die Funktionsweise und die Struktur des Sport- systems nach unterschiedlichen Grundsätzen und Diese Herausforderungen haben zu einer Profes- Zwecken beschrieben werden kann. Dabei wurden sionalisierung der Sportorganisationen geführt. 3 Sektoren mit 26 Organisationstypen identifiziert: Betroffen davon sind sowohl Tätigkeiten (z. B. Ziel- – Der Marktsektor folgt privatwirtschaftlichen Grund- festlegung, Evaluation, Controlling), Strukturen und sätzen: Organisationen bieten Güter und Dienstleis- Prozesse (z. B. Zentralisierung, Spezialisierung, Ein- tungen gegen Geld an. Dazu gehören beispielsweise führung von Wissensmanagement-Systemen) als Hersteller und Händler von Sportartikeln oder An- auch der personellen Bereiche (z. B. Anzahl bezahlter bieter von sportbezogenen Dienstleistungen wie Mitarbeitende, neue Pflichtenhefte) (Nagel, Schle- Infront Sports & Media oder PwC Sports Business singer, Bayle, & Giauque, 2015). Die Professionali- Advisory. sierung hat folglich vielschichtige Auswirkungen auf – Der Dritte Sektor ist der private Nonprofit-Be- das Personalmanagement und die Funktionsweise reich, in dem Organisationen kostenlos oder gegen der Organisationen, insbesondere auf deren Werte wenig Geld Dienstleistungen anbieten. Die Leis- und Ziele, aber auch auf die Zusammensetzung tungen müssen immer dem Organisationszweck von Verwaltungsräten (VR) und deren Kompetenzen entsprechen. Dazu gehören beispielsweise natio- (Nagel, Schlesinger, Bayle, & Giauque, 2015). Weiter nale Sportverbände und Sportvereine oder Swiss führt die Professionalisierung des Sports zu einem Olympic, welcher der Dachverband des Schweizer erhöhten Bedarf an spezialisierten Kompetenzen Sports und das Nationale Olympische Komitee ist. (z. B. digitale Kommunikation, Sicherheit, Finanzen) – Der staatliche Sektor ist der öffentlich-rechtliche und komplexeren und vielfältigeren Kompetenzen Bereich und umfasst Akteure wie das Bundesamt in den drei Bereichen: (Leistungs-)Sport, Adminis- für Sport (BASPO) und die zahlreichen Sportäm- tration und Finanzen, Marketing und Entwicklung. ter der Kantone und Gemeinden, die den Sport- Auf der Ebene der Einzelpersonen zeigt sich die organisationen der beiden anderen Sektoren In- Professionalisierung in erhöhten Anforderungen an frastruktur und unterschiedliche Leistungen zur die zeitliche Verfügbarkeit und die Kompetenzen und Verfügung stellen. dies unabhängig davon, ob es sich um ehrenamtliche oder um bezahlte Mitarbeitende handelt. Die Sport- Die Durchlässigkeit und der hybride Charakter die- organisationen, insbesondere die grossen Sport- ser drei Sektoren zeigt sich beispielsweise in ihrer clubs, stützen sich bei der Einführung ihrer Abläufe rechtlichen Beschaffenheit. Die Rechts- oder Or- immer stärker auf unternehmerische Grundsätze ganisationsform kann die gleiche sein, auch wenn (Quirling, Kainz, & Haupt, 2017). Eine mit zahlreichen die Organisationen jedes Sektors einen anderen Herausforderungen konfrontierte Sportorganisation Zweck verfolgen. Als Beispiel könne Organisatoren verlangt heute von Sportmanager/innen Reaktivität, von Sportevents sowie Amateur- und Profivereine Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sowie das Vor- die Rechtsform eines Vereins nach Art. 60 ff. des handensein von Schlüsselkompetenzen, mit denen Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB), einer Ge-
sellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder Die Analyse von Nagel, Schlesinger, & Studer (2011) 13 einer Aktiengesellschaft (AG) haben. Diese Segmen- greift die Erkenntnisse von Ursprung & Matter (2005) Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen tierung nach strategischen Grundsätzen entspricht auf, die eine umfassende Analyse des Sportarbeits- auch dem Ansatz von Lamprecht, Fischer, & Stamm marktes anhand von 19 Berufsfeldern entwickelt ha- (2012), die vor dem Hintergrund der fortschreitenden ben. Diese werden anhand von verschiedenen Krite- Differenzierung des Schweizer Sportsystems ver- rien wie die Anforderungen, mögliche Arbeitsorte, die sucht haben, die Aktivitäten der Sportvereine in der Anstellungsbedingungen, die Ausbildung, die Gehälter Schweiz in einen Zusammenhang zu stellen und zu oder die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten seg- definieren. Für die Autorinnen und Autoren darf das mentiert. Die Beschreibung der Elemente geschieht Schweizer Sportsystem nicht als homogene Reali- über verschiedene Ansätze, wie z. B. demjenigen der tät gesehen werden, sondern vielmehr als Aggregat Arbeitsstelle (z. B. Lehrerin oder Lehrer für rhythmi- aus mehreren voneinander abhängigen Modellen, sche Sportgymnastik, Sportlehrerin oder –lehrer, Trai- die insbesondere den Mediensport, den Leistungs- nerin oder Trainer im Leistungssport oder Personal sport, den Alternativsport, den Freizeitsport und den Trainer), der Organisation (z. B. Sportverein oder Sport- instrumentellen Sport umfassen. Jedes dieser Mo- verband) oder der Tätigkeitsbereiche (z. B. Sporttouris- delle umfasst bestimmte Sportarten und -angebote, mus, Sportjournalismus oder Sport und Gesundheit). die spezifische Werte und Zwecke aufweisen. So umfasst beispielsweise das Modell «Instrumenteller Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat über die Sport» Angebote aus den Bereichen Gesundheit und NOGA oder die neuere Schweizer Berufsnomenklatur Sportförderung, während der «Freizeitsport» den CH-ISCO-19 (Office fédéral de la Statistique, 2020), Sport umfasst, der aus Spass ausgeübt wird oder welche zehn Hauptgruppen (einschliesslich militäri- eine gesellschaftliche Funktion hat. scher Berufe) unterscheidet, eine manuelle Analyse durchgeführt, die es ermöglicht, sportbezogene Be- Gestützt auf den Resultaten einer Erhebung mit über rufe in vier Grundgruppen zu unterteilen (siehe Ta- 1000 Absolvent/innen von sieben Sportstudiengängen4 belle 1)6. hat die Studie «BASIS»5 (Nagel, Schlesinger, & Studer, 2011) den Sportarbeitsmarkt grob segmentiert und dabei drei Berufsfelder identifiziert: den Schulsport, Tabelle 1: Sportbezogene Berufe gemäss CH‑ISCO‑19 den ausserschulischen Sport und das Sportumfeld. Nomenklatur Berufe Diese drei Felder können wiederum in 28 Unterbe- Stammgruppe 1431 Führungskräfte in der Erbringung von Dienstleis- reiche unterteilt werden: 4 für den Schulsport, 11 für tungen im Bereich Sport, Erholung und Kultur den ausserschulischen Sport und 13 für das Sportum- Stammgruppe 3420 Fachkräfte im Bereich Sport und Fitness, onA7 feld. Zu den beiden letzteren gehören insbesondere Selbstständige, Hochschulen, Sportdienstleister und Stammgruppe 3421 Athleten und Berufssportler Marketingagenturen. Mehr als die Hälfte der befrag- Stammgruppe 3422 Sporttrainer und Sportfunktionäre ten Personen arbeiten im Schulsport (58,3 %). Von den Quelle: Autorinnen und Autoren auf der Grundlage des Office fédéral de la Sta- im ausserschulischen Sport tätigen Absolvent/innen tistique (2020) sind ein Viertel (24,9 %) an einer Hochschule tätig und ein Sechstel (16,2 %) in einer Vereinsstruktur. Mehr als die Hälfte der im Sportumfeld Tätigen arbeiten Die BFS-Daten bilden eine der statistischen Grund- in den Unterbereichen Wissenschaft und Technik lagen für die vom BASPO in Auftrag gegebenen (25,7 %) sowie Lehre (27,3 %). Diese Studie bietet Längsschnittstudien über die wirtschaftliche Bedeu- auch eine Klassifizierung der typischen Anstellun- tung des Sports in der Schweiz. Die seit Mitte der gen im Sportmarkt. Im Bereich des Schulsports sind 2000er Jahre durchgeführten Studien zielen in erster beispielsweise die Lehrpersonen auf verschiedenen Linie darauf ab, die Merkmale der Sportwirtschaft Stufen zu finden, die in einigen Kantonen spezifische durch ihren Beitrag zum BIP und ihre Wertschöpfung Funktionen haben (z. B. Lehrerin oder Lehrer für die (in Form von Umsatz) im Vergleich zu anderen Wirt- Primarstufe). Im Sportumfeld nennen die Autoren schaftszweigen zu beschreiben sowie die Arbeits- IT-Manager, Psychologen und wissenschaftliche Mit- stellen im Sport nach ihrem jeweiligen Beitrag zu arbeitende als mögliche Berufe. erfassen und abzubilden. 4 Fünf Universitäten, eine eidgenössische technische Hochschule und eine Fachhochschule. 5 «Beziehungsgestaltung, Autonomie und Soziale Eingebundenheit in der Schule». Manuelle Analyse ausgeführt am 14. Februar 2020 auf Grundlage des Suchbegriffs «Sport» im Excel-Export der Nomenklatur. Die Stammgrup- 6 penkategorien 3420, 3421, 3422 sind der Gruppe 342 «Fachkräfte im Bereich Sport und Fitness». untergeordnet. Die Stammgruppe 3423 «Trainer und Betreuer im Bereich Fitness und Erholung» ist folglich ausgeschlossen. 7 Ohne nähere Angabe.
14 Abbildung 1: Die neun Tätigkeitsbereiche im Schweizer Sport gemäss Hoff et al. (2017) Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen Arbeitsstellen – Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitsstellen in der Schweiz: 2,4% 2% 1% 7% 8% 25% ● Sporttourismus ● Sportanlagen 8% ● Sportdienstleistungen ● Sportvereine und -verbände ● Handel ● Sportunfälle 11 % ● Öffentliche Verwaltung, Sportunterricht und -ausbildung, F+E 24% ● Medien ● Produktion von Sportgeräten, -artikeln 14 % und -bekleidung Quelle: Übernommen von Hoff, Schwehr, Hellmüller, Clausen, & Nathani (2017) Die jüngste Studie von Hoff, Schwehr, Hellmüller, Clausen, & Zum Beispiel als Präsident/in, Geschäftsführer/in oder Sport- Nathani (2017) erfasst 97 900 Vollzeitäquivalente (VZÄ) – was chef/in eines Verbands. Aber auch anerkannte Berufe wie zer- 2,4 % des gesamten Arbeitsmarktes entspricht –, die ungleich- tifizierte Spieleragent/innen oder diplomierte Trainer/innen mässig auf neun Tätigkeitsbereiche mit über 30 Teilbereichen in einem Profi-Verein werden damit assoziiert (insbesondere aufgeteilt sind (Abbildung 1). Dabei machen der Sporttouris- im angelsächsischen Raum oder in Frankreich). In der Regel mus und die Sportanlagen mit 25 % bzw. 24 % zusammen fast werden Sportmanager/innen dafür anerkannt ihre Organisa- die Hälfte aller Anstellungen aus (49 %), während die Produk- tionen zu leiten respektive die Mannschaft zum Erfolg zu füh- tion von Sportgeräten, -artikeln und -bekleidung lediglich 1 % ren. Es kommt auch vor, dass Sportmanager/innen in nicht- beträgt. Der Nonprofit-Bereich bestehend aus Sportvereinen sportspezifischen Funktionen (z. B. als Marketingmanager) in und -verbänden, einschliesslich internationaler Sportorgani- Sportorganisationen engagiert sind. sationen, zählt rund 11 000 Stellen in zahlreichen Funktionen. Diese Studie bietet derzeit den detailliertesten Ausblick für Bis zum heutigen Tag gibt es keinen Konsens über die Kontu- den Sportarbeitsmarkt in der Schweiz und stellt eine solide ren und den Inhalt des Arbeitsmarkts für Sportmanagement Grundlage für unsere Analyse dar. in der Schweiz. Nach dem derzeitigen Stand der Forschung könnte das Sportmanagement als eigenständiger Arbeits- 2.4. Arbeitsstellen im Sportmanagement markt mit besonderen Merkmalen aufgefasst werden. Dies Während das Ausbildungsangebot im Sportmanagement würde es erlauben, den Sportmanagement-Arbeitsmarkt stetig wächst, sind die Zugangsbedingungen und Merkmale mit anderen Märkten (z. B. jenem der Gesundheit oder der einer Beschäftigung in diesem Bereich noch weitgehend un- Kultur) zu vergleichen, aufgrund seiner Interdisziplinarität erforscht. Im Gegensatz zu den Trainer/innen, deren Beruf mit allen Anstellungen in der Sportökonomie zusammenzu- das Resultat einer gezielten Berufsausbildung ist, können die fassen oder auch nur als ein Fragment der Sportökonomie Absolvent/innen von Sportmanagement-Ausbildungen weder für Anstellungen darzustellen, die laut der Literatur mit ihm auf eine Anstellung als «Sportmanagerin bzw. Sportmanager» in Verbindung stehen (z. B. Agenturen für Sportmarketing hoffen, noch dies als ihren Beruf bezeichnen. Während regel- oder -anlässe). Da die Definition und Segmentierung der mässig Stellen für Sportkoordinatorinnen und -koordinatoren Arbeitsstellen oder der Tätigkeitsbereiche jedoch von ver- auf Gemeindeebene ausgeschrieben werden, gibt es keine schiedenen Methoden und Analysen abhängt, stellt die Auf- Stelleninserate, in denen spezifisch nach Sportmanager/in- gabe, dem Sportmanagement Eigenständigkeit zu verleihen, nen gesucht wird. Die Sportmanagerin und der Sportmanager eine Herausforderung dar. existieren auch aus statistischer Sicht nicht. Sie werden weder in der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA) Verschiedene europäische Studien, insbesondere unter noch in der International Standard Classification of Occupations dem Dach des European Observatoire for Sport and Employ- (ISCO) aufgeführt. Dennoch werden Sportmanager/innen in ment (EOSE), scheinen dem Sportmanagement durch den den Medien und in der Vorstellung der Allgemeinheit gerne Zusammenschluss von Aufgaben oder dem Management mit prestigeträchtigen Funktionen in Verbindung gebracht: zugehörigen Funktionen sowie durch spezifische Umge-
bungen für dessen Ausübung einige Besonderhei- (Fahrner & Schüttoff, 2019). Auf Schweizer Ebene ge- 15 ten zuzuschreiben. Diese ab Ende der 1990er-Jahre lang es Ursprung & Matter (2005) ebenfalls, erste Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen durchgeführten Studien sollen einen europäischen Umrisse eines potenziellen Berufsfelds des Sport- Referenzrahmen für die Entwicklung eines Berufs- managements aufzuzeigen, indem sie gewisse be- felds für das Sportmanagement schaffen, insbe- sondere Merkmale herauskristallisierten. Ihre Ana- sondere auf der Grundlage von Standards und der lyse stützt sich hauptsächlich auf die Unterscheidung Klassifizierung von Berufstypen. Bereits 1997 ver- zwischen gemeinnützigen Organisationen und kom- suchten Collier & Le Roux (1997) das Berufsfeld merziellen Anbietern und schlägt drei Kategorien vor: zu standardisieren, indem sie drei Kategorien von Sportvereine, Verbände und Verwaltung; Fitness- und Einsatzgebieten für Sportmanager/innen definier- Freizeitzentren, Sporttourismusanbieter, Sportmar- ten, die mit der Analyse von Kempf & Lichtsteiner ketingagenturen (einschliesslich Eventmanagement, (2015) identisch sind: den öffentlichen Sektor, den Unternehmensberatung) und Marketing-/Sponso- privaten Nonprofit-Bereich und den privaten profit- ringabteilungen von Unternehmen; Athletenma- orientierten Bereich. Die Art des Umfelds bestimmt nagement (persönliche Unterstützung von Athleten, dann fünf Kategorien von allgemeinen Manager- Netzwerkpflege, Karriereplanung, Finanz- und Steu- funktionen: einer Bildungsinstitution, einer Sport- erberatung, Abschluss von Werbeverträgen, Organi- anlage (Aussen- oder Hallenanlage), einer nationa- sation von Arbeitszeiten und Reisen). Ursprung und len Sportorganisation, eines Sportvereins und einer Matter ordnen Sportmanagement und -marketing (anderen) Sportdienstleistungsorganisation. Jede demselben Berufsfeld zu und betrachten Sportma- Funktion wird dann in mehrere Ebenen unterteilt, nager/innen als klassische Dienstleister, die den je nach Komplexität und Spezialisierungsgrad der Kunden in den Mittelpunkt stellen. Dieses Feld um- Stelle (d. h. in einer hierarchischen Logik) und führt fasst Organisationen, die im Bereich der Sportver- zu spezifischen Arbeitsstellen, die in den verschiede- anstaltungen und des Sportmarketings tätig sind nen untersuchten europäischen Ländern existieren (z. B. Infront Sports & Media). Obwohl die Schwierig- (oder auch nicht), wie beispielsweise Skigebiet-Di- keit der Abgrenzung dieses Feldes anerkannt und rektor/in oder technische Leiterin bzw. technischer darauf hingewiesen wird, dass die Akteure, die es Leiter eines Sportverbands. Mehrere Jahre später, bilden (d. h. die Sportmanager/innen), in mehreren im Jahr 2006, wurde im Rahmen des Aligning a Eu- Berufsfeldern anzutreffen sein können, schliessen ropean Higher Education Structure In Sport Science die Ergebnisse der Studie von Ursprung und Matter (AEHESIS)-Projekts eine Methode zur Analyse und Sportmanager/innen potenziell aus bestimmten Fel- zum Vergleich von Ausbildungsprogrammen entwi- dern wie dem des Sporttourismus, der öffentlichen ckelt, um die Arbeitsstellen im Sport transparenter Verwaltung oder der Sportvereine aus. Sie machen zu machen. Gemäss AEHESIS sind die wichtigsten jedoch darauf aufmerksam, dass letztlich jede Per- Arbeitgebenden im Sportmanagement lokale Be- son eine Aufgabe oder Aktivität managen, leiten oder hörden, Sportvereine und -verbände, Sportämter, verwalten muss (was zu den Kernfunktionen des das Gesundheitswesen, die Medien, Sponsoren, Aus- Sportmanagements gehört) und daher potenziell mit rüster sowie Privatunternehmen. Die europäische Sportmanager/innen gleichgesetzt werden kann. Mit Studie NASME gilt heute als Referenz in diesem Be- anderen Worten kann bei dieser breiten Auffassung reich und wurde in mehreren europäischen Ländern beispielsweise auch ein Trainer, der ein Team führt, umgesetzt. Es werden vier Sektoren von der Studie oder eine Turnlehrerin, die Schüler/innen betreut, als vorgeschlagen: professionelle Sportvereine, Non- Sportmanager/in bezeichnet werden. profit-Sportorganisationen, öffentlicher Sektor und privater Sektor (Wolfahrt & Adam, 2019). Die Hauptherausforderungen stellen sich gemäss der Literaturanalyse folglich in der Gültigkeit und Mitte der 2000er-Jahre in Deutschland auf nationaler Fähigkeit der Studien, spezifische Arbeitsstellen in Ebene durchgeführte Studien versuchten ebenfalls, einem grösseren Umfeld zu isolieren. Die Beschäf- «die Sportmanagerin» respektive «den Sportmana- tigung von Sportmanager/innen ist heute ein vager ger» greifbarer zu machen, Begriff, der auf der Wahrneh- konzentrierten sich aber mung von Tätigkeiten inner- mehr auf sportmanage- «[Profi-]Athletinnen und halb einer Sportorganisation mentbezogene Berufsfelder Athleten sind kleine KMU, im weiteren Sinn beruht. Die oder Tätigkeitsbereiche, wie Nichtexistenz eines Berufes Sportverbände und -vereine, die Sportmanagement oder eines Berufsfeldes wirft Sportartikelindustrie oder kompetenzen erfordern.» die Frage auf, wie man sich Tourismus (Packheiser, 2015), (Fokusgruppe) dem Feld nähern kann. Das als auf spezifische Arbeits- Identifizieren der Tätigkeits- stellen. Stark verfolgt wird dieser gruppenbezogene, bereiche des Sportmanagements bzw. der Sport- sektorale Ansatz übrigens auch in den Studien zu den manager/innen geht somit einher mit der Wahl des Kompetenzen, über die Sportmanager/innen verfü- Ansatzes und der Methode, den Beruf greifbar zu gen müssen, um ihren Beruf ausüben zu können machen und eine Bedeutung zu verleihen.
16 Abbildung 2: Analysemodell der Tätigkeitsbereiche im Sportmanagement Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen Das Modell zur Analyse des Arbeitsmarktes im Sportmanagement Profi-Athlet/innen und -Sportler/innen mit Einzelunternehmen Vereinssport Freelancer/innen in der Förderung sportlicher Aktivität Profisport Sporthandel Öffentlicher Sektor Anbieter von Sportartikel und -dienstleistungen Sportanlagen Tätigkeitsbereiche und Zweck Teilbereiche Mögliche Organisationen ❶ Vereinssport – Internationale Sportverbände Internationales Olympisches Komitee, (gemeinnütziger Zweck) – Nationale und regionale Sportverbände Weltfussballverband FIFA, Swiss Basket- – Sportvereine ball oder Association Cantonale Genevoise – Organisatoren von Vereinssportanlässen de Basketball, Swiss Olympic, Bieler Lauf- – Spezialisierte Organisationen tage, Schweizer Sporthilfe. ❷ Profisport – Pofi-Ligen Swiss Football League, FC Basel, Swiss (gemeinnütziger oder gewinn – Profisportvereine Top Sport. orientierter Zweck) – Organisatoren von Profisportanlässen ❸ Öffentlicher Sektor – Sportdienstleister Amt für Sport des Kantons Zug, (öffentlicher Zweck) – Hochschulsportorganisationen Sportamt der Stadt Lausanne, – Sportbezogene Forschungs- und Ent- Universitätssport Bern, Eidgenössische wicklungstätigkeiten an Hochschulen Hochschule für Sport Magglingen. ❹ S portanlagen – Sportanlagen Vaudoise aréna, Tissot Arena, Activ Fitness, (gemeinnütziger oder gewinn – Sporthallen und Fitnesscenter OYM, Motion Lab. orientierter Zweck) – Trainings- und Leistungszentren – Skigebiete und Seilbahnen ❺ A nbieter von Sportartikel – Hersteller von Sportartikel On Running, Sponser, Infront Sports & und -dienstleistungen – Erbringer von Sportdienstleistungen Media, PwC Sports Business Advisory. (gewinnorientierter Zweck) ❻ S porthandel – Einzelhandel mit Sportartikeln SportXX, Ochsner Sport, Tandem. (gewinnorientierter Zweck) im engeren Sinne – Andere sportbezogene Güter ❼ F reelancer/innen in der Förderung – Trainer/innen im Leistungssport sportlicher Aktivität – Sportlehrer/innen und -coaches (gewinnorientierter Zweck) ❽ P rofi-Athlet/innen und -Sportler/innen mit Einzelunternehmen (gewinnorientierter Zweck) Quelle: Autorinnen und Autoren auf der Grundlage von Hoff, Schwehr, Hellmüller, Clausen, & Nathani (2017).
Ausgehend von diesem Grundsatz wird in dieser petenzen im Laufe ihres Lebens (z. B. primäre und se- 17 Studie ein explorativer und qualitativer Ansatz ver- kundäre Sozialisation). Diese Kompetenzen sind ein Sportmanagement in der Schweiz – Analyse der Arbeitsstellen und Kompetenzen folgt. Auf der Grundlage einer umfassenden Lite- Vektor für die Positionierung, Wettbewerbsfähigkeit, raturanalyse führt sie, basierend auf den Arbeiten Innovation und das Wachstum und somit von hoher von Hoff, Schwehr, Hellmüller, Clausen, & Nathani strategischer Bedeutung für die nationale, europäi- (2017) sowie Kempf & Lichtsteiner (2015), zu einem sche und internationale Beschäftigungspolitik. Deren ersten provisorischen theoretischen Modell zu den Herausforderung besteht in der Identifizierung der Tätigkeits- und Teilbereichen. Sämtliche Elemente berufsspezifischen Kompetenzen, ihrer hierarchi- dieses Modells wurden in einem Validierungswork- schen Strukturierung und der Prüfung auf ihre Re- shop anhand einer Reihe von offenen Fragen ana- levanz (Commission européenne, 2019). Dieser inst- lysiert. Das Modell und die Ergebnisse wurden an- rumentelle Ansatz hat zu zahlreichen Analysen über schliessend mit Hilfe einer Fokusgruppe, bestehend die Schlüsselkompetenzen geführt, die ein Individuum aus mehreren Verantwortlichen des Verbands Swiss besitzen muss, um die ihm übertragenen Aufgaben zu Sport Managers, mit elf Fragen verfeinert, wobei erfüllen. Analysen die zu Debatten zur Universalität, insbesondere eine praktische Perspektive einge- Unveränderlichkeit und Übertragbarkeit dieser Kom- nommen wurde. Die Ergebnisse dieser halbstruktu- petenzen angeregt haben. Eines der zentralen Anlie- rierten Interviews mit den Expert/innen, die NOGA gen der Forschung von Kompetenzen im Sportma- (2008) sowie der Beschluss des Bundesrats zur Fi- nagement liegt in der Erstellung von Kategorien und nanzierung von Sportorganisationen im Rahmen der in der Identifizierung ihrer Schlüsselkompetenzen. COVID-19-Pandemie, insbesondere für Sportler/in- nen (Office fédéral des Assurances Sociales, 2020), Jede Arbeitsstelle in einer Sportorganisation er- stellten ebenfalls eine nützliche Informationsquelle fordert spezifische Kompetenzen. Diese bilden ein für die Ausarbeitung des definitiven Modells mit acht Schlüsselelement und ermöglichen ein wirksames Tätigkeitsbereichen und 21 Teilbereichen dar (siehe und effizientes Management einer Organisation so- Abbildung 2). Dabei werden der Zweck jedes Sektors wohl aus Sicht der Arbeitnehmenden (Anwendung und Beispiele von Organisationen vorgestellt. der Kompetenzen) als auch der Arbeitgebenden (Entwicklung der Kompetenzen). Die Kompetenzen 2.5. Kompetenzen im Sportmanagement können in verschiedene Kategorien, Typologien, Die Ansätze zur Definition des Kompetenzbegriffs Gruppen oder Tätigkeitsbereiche eingeteilt werden. sind sehr breit angelegt und hängen stark vom wis- Apitzsch (2016) unterscheidet zum Beispiel vier all- senschaftlichen Untersuchungsgebiet ab (Betriebs- gemeine Gruppen: Fach- und Methodenkompeten- wirtschaft, Linguistik, Pädagogik, Psychologie usw.). zen, personale Kompetenzen, sozial-kommunikative Der Begriff wird oft mit verwandten, subjektiven und Kompetenzen, Aktivitäts- und Handlungskompe- nicht beobachtbaren Begriffen in Verbindung ge- tenzen. Petry, Froberg, & Madella (2006) wiederum bracht oder ihnen gegenübergestellt (Petry, Froberg, unterscheiden zwischen Kernkompetenzen und & Madella, 2006), wie beispielsweise Können, Wissen, Spezialkompetenzen, während Wolfahrt & Adam Qualifikationen, Fähigkeiten, Attribute oder Fertigkei- (2019) eine eher zukunftsorientierte Perspektive ten. Diese Feststellung gilt auch für andere Sprachen. einnehmen, indem sie auch zwischen aktuellen und EOSE (2018) definiert Kompetenz beispielsweise als zukünftigen Kompetenzen unterscheiden. Horsch das, was Menschen können und nicht nur als das, was & Schütte (2003) zeigen beispielsweise auf, dass sie wissen und kennen. Jamieson (1987) spricht von bezahlte Manager/innen von Sportvereinen und «a composite skill or combination of skills that best nationalen Sportverbänden in Deutschland über define a core of interrelated actions». Apitzsch (2016) 25 Kompetenzen verfügen müssen zur Ausübung wiederum unterscheidet zwischen Kompetenz und ihrer Tätigkeit, die in sieben Teilbereiche unterteilt Qualifikation, wobei Kompetenz auf eine Bereitschaft werden können, wie beispielsweise Sportanlagen- zur Erbringung einer Leistung und Qualifikation stär- management, Sportwissenschaften oder Informa- ker auf eine konkrete Situation ausgerichtet ist. Dies tionstechnologie. Die Bedeutung der Kompetenzen geht auch aus der Definition hervor, die der Europäi- variiert je nach Funktion, doch die Analyse zeigt auf, sche Qualifikationsrahmen (EQR) und die Europäi- dass Öffentlichkeitsarbeit, Personalmanagement sche Klassifikation für Fähigkeiten, Kompetenzen, und Kenntnisse des Sports grundlegend sind. Die Qualifikationen und Berufe (ESCO) vorschlagen: «die Analyse bestätigt auch die in der Literatur weitver- erwiesene Fähigkeit, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie breitete Vorstellung, dass eine umfassende Palette Selbst-, Sozial- und/oder Methodenkompetenzen an Kompetenzen notwendig ist. Retar, Plevnik, & Ko- beim Arbeiten oder Lernen im Rahmen der beruf- lar (2013) unterscheiden in ihrer Kompetenzanalyse lichen und persönlichen Entwicklung einzusetzen» von Sportmanager/innen in Slowenien zwei Kompe- (Commission européenne, 2019). tenzgruppen (Fach- und allgemeine Kompetenzen) sowie drei Untergruppen (Motivation, Know-how und Der Erwerb von Kompetenzen ebnet den Weg für Be- persönliche Eigenschaften, Expertenwissen). Dabei schäftigungsfähigkeit und Wohlstand (Commission heben sie insbesondere die Bedeutung der Zusam- européenne, 2019). Die Individuen erwerben ihre Kom- menarbeit mit anderen, die Umsetzung von Wis-
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