Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie

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Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
ZEITSCHRIFT FÜR PRAKTISCHE AUGENHEILKUNDE
                                                & AUGENÄRZTLICHE FORTBILDUNG

                                                JULI/AUGUST 2021 | 42. JAHRGANG | 7.+8. HEFT

      Stadieneinteilung und
   Therapie der diabetischen
 Retinopathie und Makulopathie
         – eine Übersicht
                                               Teil 1
                (Staging and treatment of diabetic retinopathy
                    and maculopathy – an overview. Part 1)

                 KLAUS D. LEMMEN 1­, HANSJÜRGEN AGOSTINI 2, BERND BERTRAM 3,
                  NORBERT BORNFELD 4, HANS-PETER HAMMES 5, GEORG SPITAL 6,
                            MICHAEL W. ULBIG 7, FOCKE ZIEMSSEN 8

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Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
AUGENÄRZTLICHE FORTBILDUNG                            CME

      Stadieneinteilung und
    Therapie der diabetischen                                                                                            CME
                                                                                                                          cme.kaden – verlag.de

    Retinopathie und Makulo-
     pathie – eine Übersicht
                                          Teil 1
            (Staging and treatment of diabetic retinopathy
                and maculopathy – an overview. Part 1)

              KLAUS D. LEMMEN 1­, HANSJÜRGEN AGOSTINI 2, BERND BERTRAM 3,                                  Schlüsselwörter: Diabetische
               NORBERT BORNFELD 4, HANS-PETER HAMMES 5, GEORG SPITAL 6,                                    Retinopathie, Diabetes
                         MICHAEL W. ULBIG 7, FOCKE ZIEMSSEN 8                                              mellitus, Früherkennungs­
                                                                                                           untersuchung, Therapie

Zusammenfassung: Die Initiativgruppe          Summary: The initiative group „Early Diagno-                 Keywords: Diabetic
„Früherkennung diabetischer Augenerkran-      sis of Diabetic Eye Diseases“ (IFDA) and the                 retinopathy, Diabetes,
kungen“ (IFDA) und die Arbeitsgemeinschaft    working group „Diabetic Eye Diseases“ of the                 screening, therapy

„Diabetische Augenerkrankungen“ der Deut-     German Diabetes Association (AGDA) sum-
schen Diabetes-Gesellschaft (AGDA) fassen     marize in this article important facts about dia-
im vorliegenden Beitrag wichtige Fakten zur   gnosis and stage-appropriate therapy of dia-
Diagnostik und stadiengerechten Therapie      betic retinopathy and maculopathy and refers
                                                                                                           Unabhängigkeitserklärung der
der diabetischen Retinopathie und Makulo-     to further literature.                                       Autoren: Die Autoren versichern,
                                                                                                           dass sie keine Verbindungen zu
pathie zusammen und geben Hinweise auf                                                                     einer der Firmen, deren Namen
weiterführende Literatur.                                                                                  oder Produkte in dem Artikel
                                                                                                           auf­geführt werden, oder zu einer
                                                                                                           Firma, die ein Konkurrenzprodukt
Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)   Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)                  vertreibt, unterhalten. Die Autoren
                                                                                                           unterlagen bei der Erstellung des
                                                                                                           Beitrages keinerlei Beeinflussung.
                                                                                                           Es lagen keine kommerziellen
                                                                                                           Aspekte bei der inhaltlichen
                                                                                                           Gestaltung zugrunde.
                                                                                                           Sofern in dieser Zeitschrift
                                                                                                           eingetragene Warenzeichen,
                                                                                                           Handelsnamen und Gebrauchs­
                                                                                                           namen verwendet werden, auch
                                                                                                           wenn diese nicht als solche
1
  Augenarztpraxis, Düsseldorf                 5
                                                V. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mannheim       gekennzeichnet sind, gelten die
2
  Universitätsaugenklinik Freiburg            6
                                                Augenzentrum am St. Franziskus-Hospital Münster            entsprechenden Schutz­
3
  Augenarztpraxis, Aachen                     7
                                                Augenklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München   bestimmungen.
4
  Augenarztpraxis, Düsseldorf                 8
                                                Universitätsaugenklinik Tübingen

Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)                                                                                                       389
Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
CME       K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE

                                  Einleitung                                        sus Working Group zu „Diabetic retinopathy
                                                                                    and diabetic macular oedema pathways and
                                      Diese Publikation ist als informierende       Management” [9] und die „Guidelines on Dia-
                                  Übersicht und Kommunikationshilfe für Au-         betic Eye Care“ des International Council of
                                  genärzte, Internisten, Diabetologen und an-       Ophthalmology [10].
                                  dere medizinische Fachrichtungen gedacht,
                                  die Menschen mit Diabetes mellitus betreu-
                                  en, und dient als Ergänzung zur gleichnami-       Epidemiologie
 Bei Menschen mit Typ-1-­
                                  gen Broschüre „Stadieneinteilung und Thera-
 Diabetes besteht eine
 Retinopathie bei 24 – 27 %.      pie der diabetischen Retinopathie und                Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes besteht
                                  Makulopathie“, die im „Kitteltaschenformat“       eine Retinopathie bei 24 – 27 %. Ein klinisch
                                  2021 erschienen ist und unter www.diabetes-       signifikantes Makulaödem kann bei 15 % der
                                  auge.de → Informationen für Ärzte eingese-        Patienten auftreten.
                                  hen und heruntergeladen werden kann.                 Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes besteht
                                      Hierin fassen die Initiativgruppe „Früher-    bei Diagnosestellung bereits bei 2 – 16 % eine
                                  kennung diabetischer Augenerkrankungen“           Retinopathie. Insgesamt findet man sie bei 9
                                  (IFDA) und die Arbeitsgemeinschaft „Diabeti-      – 16 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes, eine
                                  sche Augenerkrankungen“ der Deutschen             diabetische Makulopathie bei 6 % [6, 11].
                                  Diabetes-Gesellschaft (AGDA) die relevanten
 Bei Menschen mit Typ-2-­
 Diabetes besteht bei             aktuellen Aspekte der Diagnostik und Thera-
 Diagnosestellung bereits bei     pie der diabetischen Retinopathie und Makulo-     Untersuchungszeitpunkte
 2 – 16 % eine Retinopathie.      pathie kurz und verständlich zusammen.            für Screening und Verlaufs­
                                      Grundlage der Veröffentlichung sind die       kontrollen
                                  Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) „Präven-
                                  tion und Therapie von Netzhautkomplikatio-           Aufgrund der Daten aktueller Observati-
                                  nen bei Diabetes“, aktualisiert im Jahr 2016      onsstudien zur Prävalenz der diabetischen
                                  [1, 2] und teilweise 2021 [2, 3], die Stellung-   Retinopathie [11] soll ein Screening mit risiko-
                                  nahmen der Deutschen Ophthalmologischen           adaptierten (siehe unten) Intervallen erfolgen.
                                  Gesellschaft, der Retinologischen Gesell-         Die Screening-Intervalle können 2 Jahre be-
 Das internistische Risiko wird   schaft und des Berufsverbandes der Augen-         tragen, wenn
 anhand von Diabetesdauer,        ärzte Deutschlands zur „Therapie der diabe-       n bisher keine diabetische Netzhautverän-
 HbA1c-Wert sowie dem             tischen Makulopathie (Stand 2019)“ [4] und        derung festgestellt wurde
 Bestehen von Hypertonie und      deren Stellungnahme zur proliferativen dia-       n und das medizinische Progressionsrisiko
 Nephropathie eingeschätzt.
                                  betischen Retinopathie „Therapie der prolife-     gering ist, das heißt internistische Risikofak-
                                  rativen diabetischen Retinopathie (Stand          toren ausgeschlossen wurden.
                                  2019)“ [5], sowie die Praxisempfehlungen             Die Abschätzung des internistischen Risikos
                                  „Diabetische Retinopathie und Makulopathie“       – lange Diabetesdauer, erhöhter HbA1c-Wert,
                                  der Deutschen Diabetes-Gesellschaft [6].          Hypertonie, Nephropathie – soll dabei vom
                                      Berücksichtigt sind auch die „Preferred       Hausarzt/ Diabetologen getroffen und auf
                                  Practice Pattern Diabetic Retinopathy“ der        dem vom „Ärztlichen Zentrum für Qualität in
                                  American Academy of Ophthalmology [7], das        der Medizin“ (ÄZQ) entworfenen, standardi-
                                  Positionspapier der American Diabetes Asso-       sierten hausärztlich/diabetologischen Doku-
                                  ciation zur Therapie der diabetischen Retino-     mentationsbogen festgehalten werden, der
                                  pathie [8], die Empfehlungen der UK Consen-       als Kommunikationsmittel zwischen Hausarzt/

 390                                                                                   Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)
Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE                       CME

Diabetologen und Augenarzt dient. (Näheres        n	Kinder  mit Typ-1-Diabetes vor dem 11. Le-
siehe Kapitel „Innerärztliche Kommunikation“ in      bensjahr.
Teil 2. Der Bogen ist auch unter www.diabetes-­  Sie sollen auf diabetische Fundusverände-
auge.de → Informationen für Ärzte einzusehen     rungen erst untersucht werden, wenn ein
und herunterzuladen.)                            Diabetes bereits 5 Jahre besteht.
   Ist bisher keine diabetische Retinopathie     n	Schwangere mit Diabetes mellitus.

diagnostiziert worden, soll eine jährliche       Sie sollen sofort bei Feststellung der Schwan-
Screeninguntersuchung stattfinden, wenn          gerschaft, dann alle 3 Monate untersucht
                                                                                                  Kinder mit Typ-1-Diabetes vor
mindestens ein internistischer Risikofaktor      werden. Falls während der Schwangerschaft
                                                                                                  dem 11. Lebensjahr sollen
vorliegt oder das medizinische Risiko unbe-      eine Retinopathie entsteht oder fortschreitet,   erst auf diabetische
kannt ist (z. B. durch fehlenden hausärztlich/   entscheidet der Augenarzt über die Kontroll-     Fundusveränderungen unter­
diabetologischen Dokumentationsbogen).           intervalle.                                      sucht werden, wenn ein
   Liegen bereits diabetische Netzhautver-       n Feststellung der Erkrankung                    Diabetes bereits 5 Jahre
änderungen vor, werden die augenärztlichen       Patienten mit Typ-1-Diabetes ab dem 11. Le-      besteht bzw. wenn das
                                                                                                  11. Lebens­jahr erreicht ist.
Wiedervorstellungsintervalle entsprechend        bensjahr sollen ebenso wie Patienten mit
dem Schweregrad der Retinopathie und den         Typ-2-Diabetes schon bei Feststellung der
sonstigen Befunden angepasst.                    Erkrankung zeitnah untersucht werden.
                                                 n	Geplante/absehbare schnelle und deutli-

Diabetische Retinopathie als                         che Blutglukosesenkung.
                                                                                                  Schwangere mit Diabetes
Organkomplikation ist Biomarker für              Bei  einer Neueinstellung oder Therapieinten-    mellitus sollen sofort bei
kardiovaskuläre Ereignisse                       sivierung mit Insulin sollen wegen der Gefahr    Feststellung der Schwanger­
                                                 des Neuauftretens oder der Progression ei-       schaft, dann alle 3 Monate
   Es muss betont werden, dass die Fest­ ner bestehenden Retinopathie zeitnahe und                untersucht werden.
stellung einer diabetischen Retinopathie als regelmäßige augenärztliche Untersuchun-
Organ­komplikation bei Patienten mit Typ-2-­ gen durchgeführt werden. Bei behandlungs-
Diabetes diese in die Kategorie „very high bedürftiger Retino­pathie sollte der Augenarzt
risk“ für kardiovaskuläre Ereignisse (Myokard­ diese zunächst möglichst bald therapieren.
infarkt, Apoplex) der „Guidelines on diabetes, n Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten.
pre-diabetes, and cardiovascular diseases“ Bei der Therapie mit den blutzuckersenken-
der European Society of Cardiology (ESC) den Wirkstoffen aus der Gruppe der Antidia-              Bei einer Neueinstellung
and the European Association for the Study betika, bei denen das Risiko der Verschlech-           oder Therapieintensivierung
of Diabetes (EASD) einreiht [12]. Damit ist jede terung einer vorbestehenden Retinopathie         mit Insulin sollen wegen der
Form einer diabetischen Retinopathie ein nachgewiesen ist – dies gilt insbesondere für            Gefahr des Neuauftretens
                                                                                                  oder der Progression einer
wichtiger Biomarker für die kardiovaskuläre Semaglutid –, sollte vor der Medikamenten-
                                                                                                  bestehenden Retinopathie
Morbidität und Mortalität bei Menschen mit gabe eine augenärztliche Kontrolle durchge-            zeitnahe und regelmäßige
Diabetes mellitus.                               führt werden [2]. Bei behandlungsbedürftiger     augenärztliche Untersuchun­
                                                 Retinopathie sollte der Augenarzt diese zu-      gen durchgeführt werden.

Besonderheiten bei den                           nächst zeitnah therapieren.
                                                 n	Bariatrischen Eingriff.
Untersuchungsintervallen
                                                 Der Einfluss der bariatrischen Chirurgie (Adi-
   Bei bestimmten Konstellationen müssen positaschirurgie) auf die Verschlechterung
die Untersuchungsintervalle der Situation an- einer bestehenden Retinopathie ist nicht ab-
gepasst werden [6]. Dies gilt für:               schließend geklärt. Trotz einer Reduktion des
                                                 Risikos einer diabetischen Retinopathie im

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Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
CME       K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE

                                  Langzeitverlauf besteht selten das Risiko ei-     Klinisches Bild und
                                  ner Frühverschlechterung bei Patienten mit        stadiengerechte Therapie
                                  vorbestehender diabetischer Retinopathie.
                                  Daher sollte vor jedem bariatrischem Eingriff        Die diabetische Retinopathie wird einge-
                                  bei Menschen mit manifestem Diabetes mel-         teilt in die nichtproliferative Form mit den
                                  litus eine begleitende augenärztliche Kontrol-    Stadien mild, mäßig und schwer sowie die
                                  le erfolgen [10, 13, 14].                         proliferative Form mit den Komplikationen
                                                                                    Glaskörper­blutung und traktive Netzhaut­
 Bei der Diagnostik sollen die
                                                                                    ablösung.
 bestkorrigierte Sehschärfe
 bestimmt und der vordere         Diagnostik
 Augenabschnitt und
 Augenhintergrund mit                Untersucht werden sollen die bestkor­          Nichtproliferative diabetische
 binokular-biomikroskopi­         rigierte Sehschärfe, der vordere Augen­           Retinopathie
 scher Funduskopie bei            abschnitt und Augenhintergrund mit binoku-
 erweiterter Pupille unter­
                                  lar-biomikroskopischer Funduskopie bei               Die nichtproliferative diabetische Retino-
 sucht werden.
                                  erweiterter Pupille [2, 3]. Unter bestimmten      pathie (NPDR) wird in drei Stadien eingeteilt:
                                  Konstellationen sind weitere Untersuchun-         mild, mäßig und schwer.
                                  gen erforderlich. Dazu gehören eine Mes-             Die milde Form ist gekennzeichnet durch
                                  sung des Augeninnendrucks bei fortgeschrit-       einzelne Mikroaneurysmen (Abbildung 1).
                                  tener Retinopathie oder Rubeosis iridis. Die      Eine Therapie ist nicht erforderlich. Eine Ver-
                                  optische Kohärenztomografie (OCT) ist optio-      laufskontrolle sollte nach 12 Monaten erfol-
 Die nichtproliferative
                                  nal zur Differentialdiagnose einer Makulo­        gen, bei Vorliegen eines zusätzlichen diabe-
 diabetische Retinopathie
 wird in drei Stadien einge­      pathie oder obligat bei Vorliegen einer thera-    tischen Makulaödems nach Maßgabe des
 teilt: mild, mäßig und schwer.   piebedürftigen diabetischen Makulopathie.         Augenarztes.
                                  Eine Fluoreszeinangiografie mit peripheren           Die mäßige NPDR weist weniger als 20
                                  Aufnahmen ist bei fortgeschrittener diabeti-      Mikroaneurysmen und intraretinale Blutun-
                                  scher Retinopathie zur Differenzierung von        gen pro Quadranten auf. Dazu können durch
                                  beginnenden Ischämien und Neovaskularisa-         streckenweise Aufweitungen und Stenosen
                                  tionen oder bei einer Makulopathie zum Aus-       perlschnurartig veränderte Venen in maximal
 Für die schwere NPDR gilt        schluss einer ischämischen diabetischen Ma-       1 Quadranten auftreten (Abbildung 2).
 die „4-2-1“-Regel.               kulopathie indiziert. Es ist dabei zu beachten,      Auch hier ist keine Therapie erforderlich.
                                  dass die OCT-Angiografie bis jetzt die Fluo-      Eine Verlaufskontrolle sollte entsprechend
                                  reszenzangiografie nicht ersetzt.                 der allgemeinen Risikofaktoren nach 6 – 12
                                     Die Befunde sind auf dem vom „Ärztlichen       Monaten erfolgen
                                  Zentrum für Qualität in der Medizin“ (ÄZQ) ent-      Eine schwere NPDR liegt vor, wenn einer
                                  worfenen Dokumentationsbogen für die au-          der drei ophthalmoskopischen Marker ent-
                                  genärztliche Mitteilung an den überweisenden      sprechend der „4-2-1“-Regel vorhanden ist:
                                  Hausarzt bzw. Diabetologen/Internisten zu do-     mehr als 20 Mikroaneurysmen und intrareti-
                                  kumentieren. (Näheres siehe Kapitel „Zwi-         nale Blutungen in jedem der 4 Quadranten
                                  schenärztliche Kommunikation“ in Teil 2. Der      oder perlschnurartige Venen in mindestens
                                  Bogen ist auch unter www.diabetes-auge.de →       2 Quadranten oder intraretinale mikrovasku-
                                  Informationen für Ärzte einzusehen und her-       läre Anomalien (IRMA) in mindestens 1 Quad-
                                  unterzuladen.)                                    ranten (Abbildung 3).

  392                                                                                  Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)
Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE    CME

   Hier sei nochmals daran erinnert, dass die     Therapie der nichtproliferativen
Feststellung einer diabetischen Retinopathie      Retinopathie
als Organkomplikation bei Patienten mit Typ-
2-Diabetes diese in die Kategorie „very high         Eine lockere panretinale Laserkoagulation
risk“ für kardiovaskuläre Ereignisse (Myokard-    („mild scatter“) mit zirka 1000 Herden kann
infarkt, Apoplex) einreiht [12]. Damit ist auch   bei schwerer nichtproliferativer diabetischer
eine nicht behandlungsbedürftige NPDR ein         Retinopathie erwogen werden bei
für Hausarzt und Diabetologen wichtiger Bio-      n	mangelnder Adhärenz des Patienten bzgl.

marker im Hinblick auf eine erhöhte kardio-          engmaschiger Kontrollen
vaskuläre Morbidität und Mortalität bei Men-      n	ungünstigem allgemeinem Risikoprofil:
schen mit Diabetes mellitus.                         Typ-1-Diabetes, arterielle Hypertonie
                                                  n	beginnender Katarakt mit erschwertem
                                                     Funduseinblick, deren Zunahme die wei-

 Abbildung 1: Milde nichtproliferative diabeti­     Abbildung 2: Mäßige nichtproliferative
 sche Retinopathie mit Mikro­aneursymen             diabetische Retinopathie mit Mikro­aneurysmen,
                                                    einzelnen intraretinalen Blutungen und
                                                    perlschnurartige Venen (temporal unterhalb
                                                    der Makula)

 Abbildung 3: Schwere nichtproliferative diabetische Retinopathie mit Mikroaneurysmen und
 mehr als 20 Mikroaneurysmen und intraretinalen Blutungen in jedem der 4 Quadranten oder
 perlschnurartigen Venen in mindestens 2 Quadranten oder intraretinalen mikrovaskulären
 Anomalien (IRMA) in mindestens 1 Quadranten („4-2-1“ Regel)

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Stadieneinteilung und Therapie der diabetischen Retinopathie und Makulopathie
CME       K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE

                                       tere Verlaufskontrolle und eine eventuelle     zu empfehlen. Eine Kontrolle ist nach drei
                                       spätere Lasertherapie bei Progression zur      Monaten angezeigt.
                                       proliferativen diabetischen Retinopathie
                                       erschweren könnte.
                                    n	ausgedehnten Kapillarverschlussgebieten        Proliferative diabetische
                                       in der Fluoreszeinangiografie.                 Retinopathie
                                       Die lockere panretinale Laserkoagulation          Die proliferative diabetische Retinopathie
 Die proliferative diabetische
                                    sollte in 2 – 3 Sitzungen innerhalb von 4 – 6     (PDR) ist gekennzeichnet durch Neovaskula-
 Retinopathie ist gekenn­
 zeichnet durch Neovaskulari­       Wochen durchgeführt werden. Dabei ist eine        risationen im Bereich der Papille (Abbildung
 sationen im Bereich der            Expositionszeit von 0,2 – 0,5 sec, eine Herd-     4) oder an den großen Gefäßen oder in der
 Papille oder an den großen         größe von 500 μm und größer (je nach Kon-         Peripherie (Abbildung 5). Durch zunehmende
 Gefäßen oder in der                taktglas) angezeigt. Gesetzt werden zirka         Proliferation auch des begleitenden Gefäß-
 Peripherie.                        1.000 Herde mit einem Spotabstand von zwei        bindegewebes können Traktionen an der
                                    Herdgrößen außerhalb der großen Gefäß­            Netzhaut mit zunächst präretinalen Blutungen
                                    bögen in einem Zeitraum von 4 – 6 Wochen.         (Abbildung 6) und dann einer traktiven Netz-
                                    Als Intensität ist eine mittlere Weißfärbung      ablösung entstehen.

                                 Abbildung 4: Neovaskularisationen an der           Abbildung 5: Periphere Proliferation bei
                                 Papille bei proliferativer diabetischer Retino­    proliferativer diabetischer Retinopathie
                                 pathie

                                                                                    Abbildung 6: Präretinale Blutungen bei
                                                                                    proliferativer diabetischer Retinopathie

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Lasertherapie der proliferativen                    dritten Jahr zeigten auch die nur mit Ranibizu-
diabetischen Retinopathie                           mab behandelten Patienten Gesichtsfeldver-
                                                    luste, diese blieben jedoch bis zum Endpunkt
   Bei der PDR ist eine dichte („full scatter“)     nach 5 Jahren geringer als bei den primär
panretinale Laserkoagulation indiziert, wenn        oder erst im Sinne einer „Rescue“-Therapie
ein ausreichender Funduseinblick und keine          nach primärer Ranibizumabapplikation panre-
relevanten epiretinalen Traktionen bestehen.        tinal gelaserten Patienten.
Gesetzt werden zirka 1.200 – 2.000 Herde in             Im Verlauf traten neue Makulaödeme bei
einem Zeitraum von 4 – 6 Wochen. Die Ex-            den mit Ranibizumab behandelten Patienten
positionszeit liegt bei 0,1 – 0,2 sec, die effek-   signifikant seltener auf.
tive Herdgröße bei zirka 500 μm im Durch-               Die Häufigkeit im Verlauf notwendiger Vi-
messer. Es sollte bis zur mittleren Weißfärbung     trektomien war bei der Ranibizumabgruppe
gelasert werden. Der Spotabstand beträgt            (11 %) signifikant geringer als nach Laser­
eine Herdgröße. Kontrollen sind nach 3 Mo-          koagulation (19 %).
naten und dann je nach Verlauf mittelfristig
angezeigt (Abbildung 7).                            Ausmaß und Dauer der Injektionstherapie
                                                       Zu Ausmaß und Dauer der Injektionsthera-
Anti-VEGF-Therapie der proliferativen               pie ist zu beobachten, dass nach 7 Injektio-
diabetischen Retinopathie                           nen im ersten Jahr (Aufsättigung mit 4 Injek-
                                                    tionen, anschließend pro re nata (PRN) – bei
   Alternativ kann bei proliferativer diabeti-      Bedarf) ab dem zweiten bis zum Ende des
scher Retinopathie ohne relevante traktive          Nachbeobachtungszeitraums im fünften Jahr
Veränderungen die intravitreale Therapie mit        kontinuierlich um die 3 Injektionen pro Jahr
VEGF-Inhibitoren erwogen werden. Die                notwendig waren, also insgesamt durch-
DRCR.net Protokoll-S-Studie hat für Ranibizu-       schnittlich zirka 19 Medikamenteneingaben in
mab (Nachbeobachtungszeitraum 5 Jahre)              5 Jahren.
und die CLARITY-Studie für Aflibercept (Nach-
beobachtungszeitraum 1 Jahr) nachgewiesen,
dass die intravitreale Anti-VEGF-Therapie ei-
ner panretinalen Laserkoagulation nicht un-
terlegen ist [15, 16].
   Die Langzeitergebnisse der Protokoll-S-
Studie [15] haben zudem gezeigt, dass der
Visus der Ranibizumab-Patienten dem der
gelaserten Patienten nicht unterlegen ist,
sondern in den ersten beiden Jahren im Ver-
laufsintegral („area under the curve“) sogar
signifikant besser war. Allerdings glichen sich
die Visuswerte nach 3 Jahren einander an
und zeigten schließlich keinen Unterschied
mehr.
                                                     Abbildung 7: Zustand nach panretinaler
   Gesichtsfeldverluste traten in der Rani­
                                                     Photokoagulation bei proliferativer diabetischer
bizumabgruppe von Anfang an signifikant              Retinopathie
weniger auf als in der Lasergruppe. Ab dem

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                                  Nachteile der intravitrealen Therapie            und eines Makulaödems mit fovealer Be­
                                     Neben den weitgehend positiven Ergeb-         teiligung kann unter engmaschiger Fundus­
                                  nissen gibt es auch Nachteile der intravitrea-   kontrolle zunächst auf eine panretinale Laser­
                                  len Therapie: VEGF-Inhibitoren stabilisieren     koagulation verzichtet werden, wenn das
                                  zwar die diabetogen geschädigten Gefäß-          diabetische Makulaödem (DMÖ) mit VEGF-In-
                                  wände und reduzieren so Leckage und resul-       hibitoren behandelt wird. Gegenwärtig wird
                                  tierendes Ödem. Sie beeinflussen jedoch          diskutiert, ob eine additive panretinale Laser-
                                  nicht die proliferativen Veränderungen und       koagulation die Zahl und Dauer der intra­
                                  die sie induzierenden Ischämie-Areale. Inso-     vitrealen Injektionen verringern kann [19].
                                  fern ist eine intravitreale Dauertherapie mit    Eine IVOM mit Steroiden soll zur Behandlung
                                  regelmäßigen Kontrollen über mindestens          der PDR nicht erfolgen.
                                  fünf Jahre erforderlich, solange nicht eine          Zum Nutzen einer Kombination aus intravi-
                                  additive panretinale Laserkoagulation durch-     trealer Anti-VEGF-Therapie und panretinaler
                                  geführt wird [17, 18].                           Laserkoagulation bei PDR ohne diabetisches
                                     Weiterhin ist eine optimale Adhärenz der      Makulaödem zeigte die PRIDE-Studie [20],
                                  Patienten unerlässlich, da eine ungeplante       dass über einen Nachbeobachtungszeitraum
 Bei einer PDR soll primär        Beendigung der Therapie mit einem hohen          von 12 Monaten bei Monotherapie mit Ranibi-
 eine panretinale Laser­          Risiko des ausgeprägten Visusverlusts durch      zumab das Visusergebnis, die zentrale Maku-
 koagulation erfolgen.            die dann nicht mehr behandelte PDR-Pro-          ladicke in der OCT sowie die verbliebene
 Alternativ kann bei ausge­
                                  gression einhergeht [18].                        Fläche der Neovaskularisationen signifikant
 wählten Patienten eine
 Anti-VEGF-Therapie
                                                                                   besser sind als nach panretinaler Laserko-
 durchgeführt werden.             Therapieempfehlungen der augen­                  agulation. Bei einem dritten Studienarm, bei
                                  ärztlichen Fachgesellschaften                    dem neben der Ranibizumab-Therapie eine
                                                                                   panretinale Laserkoagulation durchgeführt
                                     Bei einer PDR soll laut Empfehlungen der      wurde, war kein additiv-positiver Effekt dieser
                                  augenärztlichen Fachgesellschaften [5] pri-      Kombination nachweisbar. Weitere Studien
                                  mär eine panretinale Laserkoagulation erfol-     zum Nutzen einer Kombinationstherapie von
                                  gen. Alternativ kann bei ausgewählten Pati-      VEGF-Inhibitoren und panretinaler Laser­
                                  enten eine Anti-VEGF-Therapie durchgeführt       koagulation über einen längeren Nachbeob-
                                  werden. Dies erfordert konsequente Nach-         achtungszeitraum sind deshalb notwendig.
                                  kontrollen und dauerhafte Wiederbehandlun-
                                  gen, solange keine additive oder nachgela-       Komplikationen der proliferativen
                                  gerte Laserkoagulation erfolgt. Die Patienten    diabetischen Retinopathie
                                  müssen darüber aufgeklärt werden, dass über
                                  die Jahre viele intravitreale Medikamenten­         Tritt eine Glaskörperblutung auf, sollte man
                                  eingaben (IVOM) durchgeführt werden müs-         eine panretinale Laserkoagulation durchfüh-
                                  sen, häufigere Nachkontrollen als nach Laser­    ren, solange sie bei ausreichendem Fundus-
                                  koagulation erforderlich sind und nach dem       einblick optisch kontrolliert werden kann. Be-
                                  unkontrollierten Absetzen der Therapie häu-      steht kein ausreichender Funduseinblick soll
                                  fig eine teils erhebliche erneute Verschlech-    bei fehlender Spontanresorption eine Pars-
                                  terung auftritt. Beim gleichzeitigen Auftreten   plana-Vitrektomie mit Endolaserkoagulation
                                  einer proliferativen diabetischen Retinopathie   vorgenommen werden.

 396                                                                                  Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)
K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE           CME

    Wenn die Netzhaut anliegt, sollte die Vi-          Metaanalyse und eine COCHRANE-Analyse
trektomie in Abhängigkeit von der Aufkla-              nachweisen konnten [21, 22]. Das potentielle
rungstendenz innerhalb von einigen Wochen              Risiko einer Progression von epiretinalen
bis 3 Monaten durchgeführt werden. Bei der             Membranen mit zunehmender Traktion kann
Entscheidung für den korrekten Zeitpunkt der           durch die Gabe von VEGF-Inhibitoren vermie-
Vitrektomie sind neben der Dauer der Blu-              den werden, wenn die IVOM innerhalb weni-
tung Parameter wie echographisch kontrol-              ger Tage vor der Operation durchgeführt wird.
lierte Netzhautanlage, Ausmaß einer eventu-                Bei einer traktiven Netzhautablösung mit
ell vorbestehenden panretinalen Laser­                 abgehobener Makula oder drohender Abhe-
koagulation, Status des Partnerauges und               bung der Makula durch Progression der Trak-
Narkoserisiko entscheidend. Vor allem bei              tion muss eine Vitrektomie kurzfristig durch-
nicht adäquater bisheriger panretinaler                geführt werden. Die Prognose ist umso
Laser­koagulation ist eine frühe Vitrektomie           schlechter, je länger die Makula abgehoben
zu empfehlen [9].                                      ist [7, 9].
    Eine präoperative Injektion von VEGF-In-
hibitoren reduziert dabei die Inzidenz und das         Wird fortgesetzt durch Teil 2
Ausmaß intraoperativer Blutungen, wie eine             „Diabetische Makulopathie“.

LITERATUR                                              7.    Flaxel CJ, Adelman RA, Bailey ST et al (2020)
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   Retinopathie: 2. Auflage der NVL zur Therapie             Diabetic retinopathy: A position statement by the
   der diabetischen Retinopathie. Ophthalmologe              American Diabetes Association. Diabetes Care
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2. Bundesärztekammer (BÄK) KBK, Arbeitsgemein-         9.    Amoaku WM, Ghanchi F, Bailey C et al (2020)
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   loge 12: 509 – 521                                        referral, and treatment based on resource
4. Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft,                  settings. Ophthalmology 125: 1608 – 1622
   Retinologische Gesellschaft e. V., Berufsverband    11.   Bundesärztekammer (BÄK) KBK, Arbeitsgemein-
   der Augenärzte Deutschlands e. V. (2020)                  schaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
   Stellungnahme der DOG, der RG und des BVA                 Fachgesellschaften (AWMF) (2021) Nationale
   zur Therapie des diabetischen Makulaödems:                Versorgungs-Leitlinie Prävention und Therapie von
   Stand August 2019. Ophthalmologe 117:                     Netzhautkomplikationen bei Diabetes – Langfas-
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   Ergänzende Stellungnahme der DOG, der RG                  and cardiovascular diseases developed in
   und des BVA zur Therapie der proliferativen               collaboration with the EASD. Eur Heart J 41:
   diabetischen Retinopathie: Stand November                 255 – 323
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Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)                                                                      397
CME     K. D. LEMMEN ET AL.: STADIENEINTEILUNG UND THERAPIE DER DIABETISCHEN RETINOPATHIE UND MAKULOPATHIE

                                14. Yu CW, Park LJ, Pinto A et al (2021) The impact            19. Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft,
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                                15. Gross JG, Glassman AR, Liu D et al (2018)                      und des BVA zur Therapie der proliferativen
                                    Five-year outcomes of panretinal photocoagula-                 diabetischen Retinopathie. Klin Monbl Augen-
                                    tion vs intravitreous ranibizumab for proliferative            heilkd 237: 990 – 994
                                    diabetic retinopathy: A randomized clinical trial.         20. Lang GE, Stahl A, Voegeler J et al (2019) Efficacy
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                                    randomised, controlled, phase 2b, non-inferiority              vitreous cavity haemorrhage after vitrectomy for
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                                    photocoagulation versus intravitreal anti-vascular             endothelial growth factor agents pretreatment
                                    endothelial growth factor. Ophthalmology 126:                  before vitrectomy for complicated proliferative
                                    407 – 413                                                      diabetic retinopathy: a meta-analysis of
                                18. Wubben TJ, Johnson MW (2019) Anti-vascular                     randomised controlled trials. Br J Ophthalmol
                                    endothelial growth factor therapy for diabetic                 102: 1077 – 1085
                                    retinopathy: Consequences of inadvertent
                                    treatment interruptions. Am J Ophthalmol 204:
                                    13 – 18

 KORRESPONDENZADRESSE:
                                Einhaltung ethischer Richtlinien
            PD Dr. med.         Interessenkonflikt: Gemäß den Richtlinien des Kaden            Berater / Schulungsreferent für Novartis, Bayer; 2. Nicht
            Klaus Dieter        Verlages werden Autoren und Wissenschaftlichen Leitung         finanzielle Interessen: Deutsche Ophthalmologische Gesell­
                                im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfrei­         schaft, Retinologische Gesellschaft, Deutsche Diabetes
            Lemmen              gabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren        Gesellschaft, Berufsverband der Augenärzte Deutschlands,
                                finanziellen und nicht finanziellen Interessen abzugeben.      Euretina
                                Autor: PD Dr. med. Klaus Dieter Lemmen: 1. Finanzielle         Der Verlag erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fort-
 Augenarzt-Praxis               Interessen: Berater / Schulungsreferent für Novartis, Bayer;   bildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
                                2. Nicht finanzielle Interessen: Deutsche Ophthalmologi­
 Lemmen & Vahdat                                                                               Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien
                                sche Gesellschaft, Retinologische Gesellschaft, Deutsche
                                                                                               an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführ­
                                Diabetes Gesellschaft, Berufsverband der Augenärzte
 Blumenstr. 28                  Deutschlands, Euretina
                                                                                               ten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen
                                                                                               Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben
 40212 Düsseldorf               Wissenschaftliche Leitung: Die Wissenschaftliche Leitung       innerhalb des Manuskripts, über die Patienten zu
                                der zertifizierten Fortbildung erfolgt durch PD Dr. med.       identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren
                                Klaus Dieter Lemmen, Düsseldorf. 1. Finanzielle Interessen:    gesetzlichen Vertretern eine schriftliche Einwilligung vor.
 kdlemmen@t-online.de

  398                                                                                              Z. prakt. Augenheilkd. 42: 389 – 398 (2021)
FRAGEN ZUR CME-FORTBILDUNG                              CME

                        Fragen zum Artikel „Stadieneinteilung und Therapie
              der diabetischen Retinopathie und Makulopathie – eine Übersicht“. Teil 1

Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort möglich. – An der zertifizierten Fortbildung der ZPA können ausschließlich Abonnenten teilnehmen. Im Zweifelsfalle ist dies
 anhand der Kundennummer auf dem Adressaufkleber zu erkennen, die sich zwischen zwei # über der Adresse befindet. Die Kennzeichnung für Abonnement ist
ein vorangestelltes A, dem eine vierstellige Nummer folgt. Steht vor der Nummer ein W, liegt keine Zugangsberechtigung vor. Weitere Einzelheiten können auf der
                               Fortbildungsseite im Internet cme.kaden-verlag.de unter der Rubrik „Registrieren“ eingesehen werden.

 1   Welche
            der Aussagen ist richtig? Bei Menschen mit                             4    Welche
                                                                                                der Aussagen ist richtig? Sofern keine
     Typ-1-Diabetes liegt die Retinopathierate bei                                       diabetischen Netzhautveränderungen und ein nur
1.   12 – 15 %                                                                           geringes Progressionsrisiko vorliegen, sollte eine
2.   15 – 20 %                                                                           Kontrolluntersuchung stattfinden:
3.   24 – 27 %                                                                    1.     jedes halbe Jahr
4.   30 – 35 %                                                                    2.     jedes Jahr
5.   34 – 48 %                                                                    3.     alle 2 Jahre
a)   1. ist richtig.                                                              4.     alle 3 Jahre
b)   2. ist richtig.                                                              5.     alle 5 Jahre
c)   3. ist richtig.                                                              a)     1. ist richtig.
d)   4. ist richtig.                                                              b)     2. ist richtig.
e)   5. ist richtig.                                                              c)     3. ist richtig.
                                                                                  d)     4. ist richtig.
 2   Welche der Aussagen ist richtig? Bei Menschen mit                            e)     5. ist richtig.
     Typ-2-Diabetes beträgt die Retinopathierate
1.   5 – 10 %                                                                       5    Welche
                                                                                                 der Aussagen ist richtig?
2.   9 – 16 %                                                                            Liegen diabetische Netzhautveränderungen vor,
3.   20 – 30 %                                                                           ist eine Screening-Untersuchung indiziert:
4.   30 – 40 %                                                                    1.     jedes halbe Jahr
5.   40 – 50 %                                                                    2.     jedes Jahr
a)   1. ist richtig.                                                              3.     alle 2 Jahre
b)   2. ist richtig.                                                              4.     im Abstand von 5 Jahren
c)   3. ist richtig.                                                              5.     angepasst an den Schweregrad und die sonstigen
d)   4. ist richtig.                                                                     Befunde
e)   5. ist richtig.                                                              a)     1. ist richtig.
                                                                                  b)     2. ist richtig.
 3   Was ist falsch? Das internistische Risiko wird                               c)     3. ist richtig.
     eingeschätzt anhand                                                          d)     4. ist richtig.
                                                                                  e)     5. ist richtig.
1.   Diabetesdauer
2.   HbA1c-Wert
3.   Bestehen einer Hypertonie
4.   Bestehen einer Nephropathie
5.   Geschlecht
a)   1. ist falsch.
b)   2. ist falsch.
c)   3. ist falsch.
d)   4. ist falsch.
e)   5. ist falsch.

Z. prakt. Augenheilkd. 42: 399 – 400 (2021)                                                                                                                          399
CME          FRAGEN ZUR CME-FORTBILDUNG

                                                                                                 4.     Es ist sinnvoll, bereits vor einer geplanten Schwanger-
        6        elche der Aussagen ist richtig? Bei der durch
                W
                                                                                                        schaft den Status der Retinopathie zu erheben.
                einzelne Mikroaneurysmen gekennzeichneten milden
                                                                                                 5.     In der Schwangerschaft verliert sich der Diabetes in der
                Form der diabetischen Retinopathie sollte eine
                                                                                                        Regel.
                Verlaufskontrolle stattfinden alle
                                                                                                 a)     1. ist falsch.
       1.       6 Monate                                                                         b)     2. ist falsch.
       2.       9 Monate                                                                         c)     3. ist falsch.
       3.       12 Monate                                                                        d)     4. ist falsch.
       4.       18 Monate                                                                        e)     5. ist falsch.
       5.       24 Monate
       a)       1. ist richtig.
                                                                                                  9     Welche der Aussagen zur nicht proliferativen
       b)       2. ist richtig.
                                                                                                        diabetischen Retinopathie ist richtig?
       c)       3. ist richtig.
       d)       4. ist richtig.                                                                  1.     Die milde NPDR ist durch großflächig auftretende
       e)       5. ist richtig.                                                                         Mikroaneurysmen gekennzeichnet.
                                                                                                 2.     Die mäßige NPDR weist massive intraretinale
                                                                                                        Blutungen auf.
        7        elche der Aussagen ist richtig? Eine Fundus­
                W
                                                                                                 3.     Für die schwere NPDR gilt die „4-2-1“-Regel.
                untersuchung soll bei Kindern mit Typ-1-Diabetes vor
                                                                                                 4.     Eine Lasertherapie ist obsolet.
                dem 11. Lebensjahr stattfinden:
                                                                                                 5.     Es ist eine „full scatter“ panretinale Laserkoagulation
       1.       sofort bei Diagnosestellung                                                             indiziert.
       2.       1 Jahr nach Diagnosestellung                                                     a)     1. ist richtig.
       3.       2 Jahre nach Diagnosestellung                                                    b)     2. ist richtig.
       4.       5 Jahre nach Diagnosestellung,                                                   c)     3. ist richtig.
                bei Erreichen des 11. Lebensjahres jährlich                                      d)     4. ist richtig.
       5.       10 Jahre nach Diagnosestellung                                                   e)     5. ist richtig.
       a)       1. ist richtig.
       b)       2. ist richtig.
                                                                                                  10 Welche der Aussagen ist falsch? Eine lockere
       c)       3. ist richtig.
                                                                                                        pan­retinale Laser­koagulation („mild scatter“)
       d)       4. ist richtig.
                                                                                                        kann bei schwerer nichtproliferativer diabetischer
       e)       5. ist richtig.
                                                                                                        Retinopathie erwogen werden bei
                                                                                                 1.     mangelnder Adhärenz des Patienten
        8       Welche der Aussagen zu Diabetes und Schwanger­
                                                                                                 2.     ungünstigem allgemeinem Risikoprofil (Typ-1-Diabetes,
                schaft ist falsch?
                                                                                                        arterielle Hypertonie)
       1.       Schwangere mit einem Diabetes sollen sofort bei                                  3.     beginnender Katarakt mit erschwertem Funduseinblick
                Feststellung der Schwangerschaft untersucht werden.                              4.     ausgedehnten Kapillarverschlussgebieten in der
       2.       Schwangere mit einem Diabetes sollen alle 3 Monate                                      Fluoreszeinangiografie
                zur Kontrolle untersucht werden.                                                 5.     erhöhtem Intraokulardruck
       3.       Tritt während der Schwangerschaft eine Retinopathie                              a)     1. ist falsch.
                auf oder schreitet sie fort, entscheidet der Augenarzt                           b)     2. ist falsch.
                über die Kontrollintervalle.                                                     c)     3. ist falsch.
                                                                                                 d)     4. ist falsch.
                                                                                                 e)     5. ist falsch.

            Die aufgeführten Fragen können ausschließlich von ZPA-Abonnenten und nur online über unsere Internet­seite www.kaden-verlag.de oder cme.kaden-verlag.de beantwortet
               werden. Der Teilnahme­schluss ist der 3. August 2022. Beachten Sie bitte, dass per Fax, Brief oder E-Mail ein­gesandte Antworten nicht berücksichtigt werden können.

 400                                                                                                                        Z. prakt. Augenheilkd. 42: 399 – 400 (2021)
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