Wohngemeinschaft als Familie Von der Schwester zur gesetzlichen Betreuerin Kinderwunsch - begleitete Elternschaft Wo bin ich zuhause? - Ausgabe ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe 2019/2020 ....................................... Junges Wohnen Ich bin dann mal weg! Das Leben in einer Wohngemeinschaft will gelernt und geübt sein Text: Kirsten Beckhaus, Mitarbeiterin im Wohnheim Palmstraße Wohngemeinschaft als Familie Seite 5 ................ Von der Schwester zur gesetzlichen Betreuerin Seite 8 ...................... Kinderwunsch – begleitete Elternschaft Seite 17 ...................... Wo bin ich zuhause? Seite 19 ...................... 1
04 Editorial .............................................................................................................. 05 Junges Wohnen - ich bin dann mal weg .............................................................................................................. 06 Plötzlich verantwortlich für Christine .............................................................................................................. 08 Leichte Sprache Plötzlich verantwortlich für Christine .............................................................................................................. 10 Wir würden alles wieder so machen .............................................................................................................. 11 Nachmittagsbetreuung ist unerlässlich .............................................................................................................. 13 Freiraum und Freizeitangebote für Familien .............................................................................................................. 15 Austausch macht das Leben leichter .............................................................................................................. 16 Die Sehnsucht nach einem eigenen Kind .............................................................................................................. 17 Leichte Sprache Die Sehnsucht nach einem eigenen Kind .............................................................................................................. 19 Wo bin ich zu Hause? .............................................................................................................. 21 Neuer Vorstand bei der Lebenshilfe Esslingen .............................................................................................................. 22 Wenn ich an Familie denke .............................................................................................................. 23 Promi zur Inklusion .............................................................................................................. 23 Beratung auf Augenhöhe .............................................................................................................. 24 Standpunkt .............................................................................................................. 26 Das Leben bereichern - Siftung Lebenshilfe .............................................................................................................. 27 Jeder soll die Texte der Bibel verstehen .............................................................................................................. 30 Impressum .............................................................................................................. 2 3
Liebe Mitglieder, Junges Wohnen - ich bin dann mal weg! Freund*innen und Unterstützer*innen der Lebenshilfe Esslingen Das Leben in einer Wohngemeinschaft will gelernt und geübt sein Familie – ein starker Titel un- Ins Gespräch mit einem „älte- serer Lebenshilfe Nachrichten. ren Bewohner“ vertieft, bemerke Familie ist für viele von uns der ich nicht, wie seine jungen Mit- Ort, an dem wir Unterstützung bewohner*innen den Abendes- und Geborgenheit erfahren, ein senstisch verlassen, ihr Geschirr Ort, der uns Halt gibt. Familie lebt wegräumen und in ihre Zimmer vom Zusammenhalt und der Ver- verschwinden. bundenheit der einzelnen Gene- rationen, vom Säugling bis zu den Wir sind alleine in einer Küche, in Großeltern. der Wurst, Käse, Brot und Butter noch aufgeräumt werden müs- Vor mehr als 55 Jahren wurde sen, der Müll ist noch nicht ge- die Lebenshilfe Esslingen als In- Menschen mit Behinderung am professionellen Träger der Ein- leert und der Tisch muss noch itiative von Eltern, Angehörigen gesellschaftlichen Leben zum gliederungshilfe zu gestalten und abgewischt werden. Nach einer und Fachleuten als „Lebenshilfe wichtigen Leitziel geworden ist. auszubalancieren. gewissen Euphorie am Anfang für das geistig behinderte Kind“ Die Lebenshilfe wurde so auch ist inzwischen der Alltag in der Unterstützung erwarten. Alle gegründet. Das Gemeinsame, ein für viele zur Familie. Das Vertrauen vom Aufsichtsrat WG eingekehrt, die überwiegend bekommen die Zeit, die sie brau- Kind mit Behinderung, als ver- Mit über 200 Beschäftigten ist und den Mitgliedern, das Sie uns von jungen Klient*innen von An- chen, um Alltagsfertigkeiten zu bindendes Element. Es entstand die Lebenshilfe heute nicht nur als neuen, erstmals hauptberufli- fang bis Mitte 20 bewohnt wird. lernen. ein Familienverbund mit starker Zusammenschluss und Vertre- chen Vorstand schenken, ist uns Nur eine der drei neuen Be- Zur Umsetzung unseres Plans Stimme gegenüber Gesellschaft tung von Familien, sondern auch eine große Ehre und Verpflich- wohner*innen kennt das Leben sind Gespräche wichtig, wie und Politik, welches das Selbst- ein mittelständisches Sozialun- tung. Auch in Zukunft werden in einer Einrichtung, weiß, wie sich die jungen Erwachsenen, verständnis des Vereins maß- ternehmen im Landkreis Esslin- wir Inklusion und Teilhabe für wichtig es ist, sich an bestimmte die noch vor kurzem im Eltern- geblich prägte. gen. Menschen mit Behinderung nur Regeln zu halten, zum Beispiel, haus gewohnt haben, das Leben Die Anforderungen an die Ver- gemeinsam erreichen können. sich bei eine*m Mitarbeiter*in in einer Wohngemeinschaft vor- Gemeinsam vertritt man die In- antwortlichen, insbesondere an Wir freuen uns auf das Miteinan- abzumelden, wenn er oder sie stellen. Sie sollen uns Mitarbei- teressen von Menschen mit Be- ehrenamtliche Vorstände, sind der und den weiteren Weg! verabredet ist und das Haus ver- ter*innen kennenlernen und zu frei, es sieht aber so aus, als wür- hinderung und ihren Familien, gewachsen, und die Vielschich- lässt. uns Vertrauen fassen. Wir sind de das nicht lange so bleiben, da unterstützt sich bei Problemen tigkeit der Aufgaben sind im Viel Freude beim Lesen und ein- Um den Alltag besser zu regeln allerdings kein Mutterersatz, wir es schon Interessent*innen gibt. und schafft wichtige Wohn- und Ehrenamt kaum mehr zu be- tauchen in die „Lebenshilfe Fa- haben wir neuerdings einen Auf- bieten jedoch neben unserer Hil- Wenn unsere neue Wohngruppe Betreuungsangebote. Eine un- wältigen. Mit dem Schritt vom milie“. gabenplan, damit jede*r seinen fe immer auch ein offenes Ohr, dann vollständig ist, werden wir glaubliche Leistung und eine ehrenamtlichen zum hauptamt- Teil der anfallenden Arbeit erle- falls es Probleme bei der Arbeit uns zusammensetzen und Wün- Kraftanstrengung, die vor allem lichen Vorstand hat der Verein Der Vorstand der Lebenshilfe digt, natürlich jeder nach seinen oder im Zusammenleben in der sche und Anregungen der Kli- im ehrenamtlichen Engagement auf die neuen Anforderungen Esslingen Fähigkeiten. Auch ungeliebte All- Gruppe gibt. ent*innen aufgreifen. Wir werden vieler Esslinger Familien er- reagiert und die Weichen für die tagsaufgaben müssen erledigt, Unser Engagement soll die Be- die Aufgaben neu verteilen und bracht wurde. Viele Menschen Zukunft gestellt. das Zimmer gesaugt und das wohner*innen in ein selbstbe- auch unsere zwei älteren, lang- haben im Lauf der Jahrzehnte ih- Bett frisch bezogen werden. Was stimmtes und zufriedenes Leben jährigen Bewohner*innen inte- ren Beitrag zur erfolgreichen Ar- Es ist immer wieder ein Span- wir auch vermitteln wollen ist führen. Auf diesem sicher sehr grieren. Dieser Prozess ist sehr beit der Lebenshilfe geleistet: In nungsverhältnis, auf der einen Elke Willi Folgendes: Jede*r soll sich mit langen Weg in eine, falls ge- spannend und ich hoffe, dass er der Gründungsphase, in der Zeit Seite die Wurzeln zu wahren und seinen Interessen und Fähigkei- wünscht, selbständigere Wohn- uns gelingt. der Entwicklung von Angeboten auf der anderen Seite die An- ten im Alltag einbringen können. form wollen wir dennoch nie- und Einrichtungen bis in die Ge- forderungen und Erwartungen Alle dürfen von den Mitarbei- manden überfordern. Text: Kirsten Beckhaus, Mitarbei- genwart, in der die Teilhabe von an die Lebenshilfe Esslingen als Fabian Treffert ter*innen Lob, Motivation und Zwei Plätze sind im Moment noch terin im Wohnheim Palmstraße 4 5
Plötzlich verantwortlich für Christine Von der Schwester zur gesetzlichen Betreuerin schen ungeniert angestarrt wur- auszuziehen. Auto und weinte vor Dankbarkeit den. Es dauerte Jahre, bis sich Ich stieß bei diesem Vorschlag und Glück. Jahrelang hatte mich im Umgang und der Akzeptanz immer wieder auf große Ableh- die Vorstellung gequält, was mit geistig behinderter Menschen et- nung. „Das Kind bleibt bei uns, Christine passiert, wenn die- was änderte. solange wir leben“, diesen Satz ser Fall einmal eintritt. Sie leb- In der Familie wuchs Christine bekam ich immer wieder zu hö- te doch ihr ganzes Leben lang als voll integriertes Mitglied auf. ren, sobald das Gespräch darauf wohlbehütet in ihrem „Nestle“ Sie war überall dabei. Viele ge- kam. und ich machte mir große Sor- meinsame Urlaube erlebten wir Anfang diesen Jahres verstarb gen, wie sie mit dieser kapitalen im Sommer in Italien oder im unser Vater nach kurzer schwe- Lebensveränderung mit ihren Winter im Allgäu. Familienfes- rer Krankheit. Für die ganze Fa- inzwischen 57 Jahren wohl klar- te lagen ihr besonders am Her- milie war es schwer, den Tod kommt. zen und sie entwickelte sich zu meines Vaters anzunehmen. Ich war drei Jahre alt, als meine einem offenen und fröhlichen Kurz danach stürzte meine Mut- Wenige Tage später besuchte ich Schwester Christine 1962 auf die Menschen. ter schwer und war selbst auf mit meiner Schwester das Heim Welt kam. Christine entwickelte Hilfe angewiesen. Von heute auf – sie sollte selbst entscheiden, ob sich in ihren ersten Lebensjahren Mit ungefähr 10 Jahren kam Morgen hatte sich in unserer Fa- sie sich vorstellen konnte, dort zu nicht so wie ein gesundes Kind. Christine in die Rohräckerschule, milie alles gravierend verändert. leben. Auch sie fand es einfach Sie konnte schwer schlucken, eine Einrichtung für behinderte toll und so zog sie eine Woche sie krabbelte nicht, und sie be- Kinder. Sie bekam dort die best- Christine lebte ab diesem Zeit- später in ihr neues Zuhause ein. gann auch erst im Alter von fünf möglichste Förderung und konn- punkt bei mir und meiner Fami- Inzwischen sind einige Monate Jahren zu laufen. Mit einfachen te im Alter von 18 Jahren in den lie. Doch es musste eine Lösung vergangen, seit sie von zu Hause Worten konnte sie sich nach und Neckartalwerkstätten in Hedel- gefunden werden, da sich meine ausgezogen ist. Natürlich lief in nach verständigen. fingen anfangen zu arbeiten. Bis Mutter nicht mehr in der Lage diesen Monaten nicht alles prob- zu ihrem 57. Lebensjahr wohn- sah, sie zu versorgen. Ich setzte lemlos ab. Christine bekam gro- Für mich war es völlig normal, te Christine bei ihren Eltern. Sie mich mit der Werkstatt in Verbin- ßes Heimweh und sie vermisste eine behinderte Schwester zu wurde von beiden all die Jahre dung und erhielt die Adresse der ihren Papa und auch die Mama haben - ich kannte es ja nicht versorgt. Je älter meine Eltern Lebenshilfe in der Flandernstra- sehr. Wir versuchten alles, ihr in anders. Oft beneidete ich aber wurden, desto schwerer fiel ih- ße in Esslingen. Wir hatten sehr dieser schweren Zeit der Um- meine Freunde und Nachbars- nen die Betreuung. Immer wieder großes Glück, dass ein Kurzzeit- stellung zur Seite zu stehen. Ich kinder um ihre Geschwister, mit versuchte ich, meine Eltern dazu pflegeplatz kurz vorher frei ge- war ständig in Kontakt mit den denen sie spielen und auch zan- zu bringen, über die Zukunft von worden war, und man stellte uns Mitarbeiter*innen im Heim, aber ken konnten. Christine nachzudenken, vor al- in Aussicht, dass Christine dort auch mit ihren Betreuern in der Auch meine Eltern machten in lem in dem Wissen, dass das Le- auch im Anschluss einen festen Werkstatt, um abzuklären, wie ihr in ihrer neuen Umgebung ge- Strang ziehen, die aufkommen- den ersten Jahren einschlägige ben endlich ist. Ich hätte es für Wohnheimplatz erhalten könnte. man ihr helfen könnte. Es war für fällt. den Probleme in den Griff zu be- Erfahrungen, sich in der Gesell- sinnvoll und gut erachtet, man alle Beteiligte keine leichte Zeit. kommen sind. Es ist schön, dass schaft mit einem behinderten hätte Christine zu einem frü- Man spürte sofort, dass sich die Ich bin davon überzeugt, dass wir behinderte Menschen in unserer Kind zu bewegen. In Restaurants heren Zeitpunkt die Möglichkeit Menschen, die dort lebten und Christine fühlt sich inzwischen für Christine die bestmögliche Gesellschaft einen Platz haben wurden Bemerkungen gemacht gegeben, ein eigenständigeres arbeiteten, sehr wohl fühlten. Ich sehr wohl in ihrem neuen Zuhau- Lebensform gefunden haben. und voll integrierte Mitglieder wie: „Können sie mit so einem Leben in einer Einrichtung für konnte mir vorstellen, dass es se und sie hat sich mit ihren Mit- Sicherlich wird es auch immer sein dürfen. Kind nicht zu Hause bleiben?“ behinderte Menschen zu füh- Christine hier gut gefallen könn- bewohnern angefreundet. „Ich wieder Rückschläge geben, doch Fast noch schlimmer aber war ren. Zumal sie des Öfteren den te. Nach dem Gespräch mit der habe jetzt zwei Daheims“, meinte ich bin zuversichtlich, dass, wenn Text: Sabine Cee es, wenn sie von anderen Men- Wunsch äußerte, von zu Hause Heimleiterin ging ich zu meinem sie neulich auf die Frage, wie es wir alle gemeinsam an einem 6 7
Plötzlich verantwortlich für Dann ist unser Vater gestorben. Christine Und unsere Mama brauchte auch Hilfe. Von der Schwester zur gesetzlichen Betreuerin Christine hat dann bei mir gewohnt. Aber sie wollte Ich bin die Schwester von Christine. ihr eigenes Zu·hause. Ich bin 3 Jahre älter als Christine. Wir haben zu·sammen gesucht. Christine hat eine geistige Behinderung. Und wir haben für Christine Für mich ist das ganz normal. ein neues Zu·hause gefunden. Für unsere Familie auch. In der Lebenshilfe Esslingen. Christine ist überall dabei. Da wohnt Christine jetzt. - Urlaube mit der Familie Am Anfang war es nicht leicht. - Familien·feste Christine hatte Heimweh. Aber jetzt fühlt Christine sich wohl. Christine war in der Rohräcker·schule. Und sie sagt: „Ich habe 2 Daheims“ Dort hat sie besondere Förderung bekommen. Ich bin jetzt nicht nur die Schwester von Christine. Als Erwachsene hat Christine Und ich bin jetzt auch in den Neckartal·werkstätten gearbeitet. die ge·setzliche Betreuerin von Christine. Ich kümmere mich um alle wichtigen Sachen. Christine hat immer bei unseren Eltern gewohnt. 8 9
Wir würden alles wieder so machen Nachmittagsbetreuung ist unerlässlich Familie A. hat vor mehr als 20 Jahren ein Pflegekind Die Leichtigkeit der entlastenden Betreuungsmöglichkeiten für Familien mit Behinderung aufgenommen Wir sind Familie A: Die Eltern, „Der Mensch kann nie wissen, unser 23jähriger Sohn L. und was er wollen soll, weil er nur M., der vor rund zwei Jahrzehn- ein Leben lebt und keine Mög- ten im Alter von ca. einem Mo- lichkeit hat, es mit seinen frühe- nat zu uns kam. Auch wir hatten ren Leben zu vergleichen oder vor der Aufnahme viele Fragen, es in seinem späteren Leben zu Sorgen und Ängste, ob wir die- ändern.“ - Milan Kundera ser besonderen Situation ge- wachsen sind. Wir lernten eine So wurden wir Eltern bei der Ge- gewisse Unbekümmertheit, aber burt unserer Tochter Emma vom auch große Sensibilität kennen, Leben eingeholt, als wir erfuhren, ganz viel Herzlichkeit, lernten die dass sie in jeder Körperzelle ein kleinen Dinge zu achten, haben Chromosom mehr haben sollte – viele neue Menschen kennenge- minen hatte ich immer alle Kin- sehr pfleglich mit seinen Sachen das Down Syndrom. lernt, deren Kontakte wir nicht der dabei und machte „Ausflüge“ um. Inzwischen spritzt er sich mehr missen möchten und haben mit „Geschichten lesen“, vielen nach Rücksprache und Kont- Da ich den Zivildienst mit mehr- manches ausprobiert, was wir Spielen und „picknicken“ daraus. rolle meist selbst. Der Diabetes fach schwerstbehinderten Kinder ohne M. nie gemacht hätten. Vie- Für mich anstrengend, doch die schränkt ihn in seinem Radius verbracht habe und zu jener Zeit le Menschen in unserem Umfeld Kinder haben dadurch auch viele stark ein. Immer muss genau ge- auch einmal ein Wochenende gessen. Sie begrüßt sie immer gab für sie keine Ausnahmen. Sie konnten miterleben, wie sich die- positive Erinnerungen an diese klärt sein, wann gespritzt wurde, lang Kinder mit Down Syndrom noch sehr herzlich, wenn sie sich wurde gefordert und gefördert – ser kleine und dann heranwach- Zeiten. wann und was gegessen werden betreuen durfte, konnte ich mei- treffen. Auch Freundschaften einfach selbstverständlich, ohne sende Mensch entwickelt. muss. Das ist für uns die größte ne Frau etwas beruhigen, indem mit anderen Kindern hat sie dort besondere zusätzliche Hilfskraft. Regelkindergarten, Integrations- Behinderung! ich ihr erzählte, dass es noch viel geschlossen, die immer noch an- Hier aß sie zu Mittag, machte ihre Schon in jungen Jahren hatte M. kraft und die Sonderschule mit schwierigere Fälle als den unse- halten. Hausaufgaben, spielte und mach- vier große Knieoperationen, da- dem Schwerpunkt geistige Ent- In seiner Freizeit spielt er am ren gibt. Die ersten Wochen, Mo- te Ausflüge, genau wie alle ande- nach immer mühsames Gehen wicklung hier am Ort waren ge- Computer, schwimmt, spielt Gi- nate und Jahre waren trotzdem Die Betreuungssituation für un- ren Kinder. lernen, Kniegelenksbandagen, nau richtig. Er war angenommen, tarre, tanzt in der Band unserer nicht leicht. Dank einfühlsamer sere Emma während ihrer vier- Die Betreuer*innen und die an- Beinorthesen in der Nacht, Ein- einer von vielen, durfte kleine Kirche, liebt Schlager und Lob- Beratung und der Hilfe von Ärz- jährigen Grundschulzeit war für deren Kinder hatten keine Berüh- lagen, bis heute ist er in Gangbild und großer Erfolgserlebnisse fei- preislieder, er lacht gern, ver- ten, der Lebenshilfe und anderen uns wie ein Wunder. Sie wurde rungsängste. Im Gegenteil, wenn und Beweglichkeit stark einge- ern und wurde bestens begleitet. steht kleine Witze und liebt ironi- Vereinen wurden wir ein wenig in einer sogenannten Außenklas- Sie einmal z.B. auf Grund einer schränkt. Er hat eine Hashimo- Inzwischen scheint er im haus- sche Wortwechsel. aufgefangen. se beschult. Seit zwanzig Jahren Erkältung, nicht da war, hörten to-Thyreoiditis, immer wieder wirtschaftlichen Bereich seiner existiert dieses Modell der koope- wir, sie wurde vermisst. gab und gibt es Operationen, Werkstatt seinen Platz gefunden Er hat ein sehr inniges Verhältnis Nachdem Emma in die städtische rativen Beschulung von geistig Für uns Eltern ist das gelebte In- Therapiewochen, Hilfsmitte- zu haben. zu seinem Bruder. Als ich Bruder Esslinger Kita, die schon ihre beeinträchtigten und normalen klusion. lanpassungen und regelmäßi- M. kann kleine Texte lesen. Er und Vater fragte, was ich denn große Schwester besuchte, auf- Kindern in der Klosterhofschu- ge Arztbesuche, wöchentliche schreibt gerne Geburtstagskar- schreiben solle, meinten sie: genommen wurde, kehrte bei uns le in Nellingen. Nach der Schule Wir waren sicher, unsere Emma Krankengymnastik. M. braucht ten. Sein Zahlenraum beschränkt „Schreib einfach, es ist alles gut, wieder so etwas wie Normalität durfte sie zur Nachmittagsbe- ist gut aufgehoben und bekommt viel Schlaf und einen geregelten sich auf die Zahlen 1 bis 10. Al- genau so, wie es ist. Wir würden ein. Anfangs war sie halbtags, treuung in den städtischen Hort durch die anderen Kinder und die Tagesablauf. Seit zehn Jahren lerdings kann er selbst seinen alles wieder so machen und nicht später ganztags dort. Und wir Ostfildern. Sie war ein Kind unter Betreuer*innen so viel Input und hat M. Diabetes Typ I, der uns Blutzucker messen, die Zahlen anders wollen!“ konnten beide wieder unseren 75 anderen, ohne Vorbehalte. Der Anregungen, wie wir es ihr mit schon so ins Blut übergegangen ablesen und weiß, was wann Berufen nachgehen. Ihre Lieb- pädagogische Ansatz war, sie dem besten selbstorganisiertem ist, dass ich fast vergessen hätte, zu tun ist, wann er essen oder Text: C.A: lingsbetreuerinnen von damals darf und soll alles machen, was Freizeitprogramm zuhause nie ihn zu erwähnen. Zu langen Ter- gespritzt werden muss. Er geht hat Emma bis heute nicht ver- auch die anderen Kinder tun. Es hätten geben können. 10 11
Freiraum und Freizeitangebote für Familien Familienentlastender Dienst ist ein bewährtes Angebot zur Unterstützung „Wir benötigen den Familienent- lastenden Dienst vor allem für die Freizeit und Feriengestaltung. Wir genießen die gemeinsamen Familienfreizeiten und sind froh über die Kinderwochenenden und Kindersamstage“, erzählt Frau Böser während eines Tref- fens der Mutter-Kind-Gruppe. Frau Fliegel, Mutter von zwei behinderten Kindern, schätzt vor allem die Entlastung durch die Nachmittagsbetreuung und das Sommerferienprogramm, das Und wir konnten bei alledem be- ist, womit wir Eltern beide un- Recht für alle Kinder mit beson- der Familienentlastende Dienst ruhigt unserer täglichen Arbeit sere Berufe weiter ausüben deren Bedürfnissen gilt. anbietet. Zu Hause würde den nachgehen. Ohne diese Betreu- können. Allerdings sollte dieses Jungs sonst die Decke auf den ungsmöglichkeit hätte einer von Angebot des Landkreises, durch- Ein weiterer, kleiner Schritt zu Kopf fallen. uns Eltern den Job aufgeben geführt von der Lebenshilfe Ess- einer gerechteren Welt für alle. Rita, die trotz Behinderung allein müssen, um für Emma da zu lingen, für Kinder der Außenklas- Dennoch bleibt viel zu tun, damit lebt, ist froh, dass sie im Freizeit- sein. Zum einen wären damit sen nicht gelten. jede und jeder als gleichberech- kreis mal raus kommt und mit terstützende Angebote geplant: Sommerferienprogramm - Natur pur finanzielle Einbußen verbunden tigtes Individuum mit persönli- Freunden zusammen was erle- Mit dem neuen Bundesteilhabe- gewesen, zum anderen hätte die Zum Glück aber wurde uns den- chen Stärken und Schwächen ben kann. Ein besonderes High- gesetz, das ab nächstem Jahr persönliche Bestätigung im Be- noch, wenn auch erst nach mehr- erkannt, behandelt, gefordert und light ist für sie die jährliche Wo- schrittweise umgesetzt werden ruf gefehlt. maligen Nachhaken, vorläufig ein gefördert wird. chenendfreizeit, die dieses Jahr soll, ist geplant, auch Fachkräfte wie z.B. ein Smartphone-Kurs, Platz für Emma zugesprochen. nach Ulm ging. in der Einzelbetreuung einzu- weitere Kochkurse und mehrere Umso mehr waren wir in diesem Vorläufig, da die Richtlinie, die der Mit der Nachmittagsbetreuung Und Nadja fand das neue Teilha- setzen. Vor allem Familien mit Besuche im Sportstudio. Jahr auf die neue weiterführen- Landkreis anwendet, dies bisher leistet der Landkreis Esslingen be-Angebot „Sportstudio – ein- schwer mehrfach behinderten Auch das Angebot der Nachmit- de Schule mit kooperativer Be- für die Außenklassenkinder nicht in den SBBZ für alle bedürfti- fach ausprobieren“ so toll, dass Kindern benötigen für notwen- tagsbetreuung am Rohräcker- schulung gespannt. Emma freute vorsieht. Unserer Meinung nach gen Kinder, unabhängig von der sie sich für nächstes Jahr regel- dige medizinische, pflegerische, zentrum wird weiter ausgebaut. sich schon sehr, weiter mit ihrer ist das eine Ungleichbehandlung, Schwere ihrer Beeinträchtigung, mäßige Besuche im Sportstudio aber oft auch pädagogische, Inzwischen gibt es am Mittwoch- Freundin in eine Klasse gehen zu die den Gleichheitsgrundsätzen einen enormen Beitrag zur Er- wünscht. Herausforderungen fachlich und Freitagnachmittag für über können. Für uns Eltern sollte es des Grundgesetztes und der leichterung und Entlastung vie- Das Angebot des Familienent- kompetente Assistent*innen zur 80 Kinder und Jugendliche ein allerdings eine große Gedulds- UN-Behindertenkonvention ent- ler stark eingespannter Eltern. lastenden Dienstes bietet ein Unterstützung und Entlastung Freizeit- und Betreuungsange- probe werden, denn nur mit wei- gegensteht. Und allen mit der Durchführung sehr großes und differenziertes im Alltag. Die Lebenshilfe strebt bot in jeweils zehn Gruppen. Die terer Nachmittagsbetreuung war Auch der Landkreis hat dies betrauten Mitarbeiter*innen der Angebot an Unterstützung und deshalb eine Leistungsvereinba- Nachfrage steigt hier zunehmend dies für uns überhaupt denkbar. nun erkannt und möchte hier Lebenshilfe Esslingen sei hiermit Freizeitmöglichkeiten. Über 300 rung mit dem Landkreis an, um und die Kinder genießen die vie- mit einem neuen Kreistagsbe- für ihre gute Arbeit besonders Kinder, Jugendliche und Erwach- diese Assistenzleistungen nach len interessanten und spannen- So gibt es in der Stammschule schluss Abhilfe schaffen, damit gedankt. sene mit unterschiedlichsten Be- dem neuen Bundesteilhabege- den Freizeitangebote. Auch ein für geistig Beeinträchtigte zwar an den Sonderpädagogischen hinderungen und deren Familien setz auch anbieten zu können. Sommerferienprogramm in den schon eine Beschulung und Be- Beratungs- und Bildungszentren Text: Wolfgang Kleisch. nutzen das bunte Programm. Außerdem werden auch im ersten zwei Ferienwochen wird treuung, die zeitlich mit dem der (SBBZ) und Schulkindergärten Auch für nächstes Jahr sind wie- nächsten Jahr weitere Teilhabe- es im Rohräckerzentrum nächs- letzten vier Jahre vergleichbar im Landkreis in Zukunft gleiches der viele interessante und un- angebote in Gruppen stattfinden, tes Jahr wieder geben. 12 13
Familienfreizeit Sommer 2019 Der Austausch macht das Leben leichter Mutter-Vater-Kind-Gruppe bietet eine Plattform für Eltern von Kindern mit Down Syndrom Erwachsene werden wieder re- Wir sind zwei Elternpaare, die gelmäßig tolle gemeinsame Un- sich vor Geburt unserer beiden ternehmungen machen und auf Töchter nicht kannten. Wir haben verschiedene Wochenendfreizei- uns nicht gesucht, sondern zufäl- ten gehen. 2020 ist sogar eine lig gefunden. zusätzliche Freizeit für junge Er- Zu uns gehören: Anita, Moritz wachsene in Baumhäusern ge- und Amilia (geboren Februar plant. 2017) und Antschana, Kevin und Und noch ein Highlight: Die Fa- Emilia (geboren Januar 2017). milienfreizeit wird direkt am Starnberger See bei Possen- Wir bekamen erst nach der Ge- hofen stattfinden, ganz auf den burt die Diagnose Trisomie 21. Spuren von Sisi. In den ersten Tagen und Wochen Natürlich wird es auch weiterhin nach der Geburt gab es tausend ein regelmäßiges wöchentliches Fragen, die uns beschäftigten Angebot an Freizeit-, Bildungs- wie z.B. und Sportgruppen geben. • was genau ist das Down Syn- wie man sich dies in den ersten an unterstützt und Räumlichkei- Wir werden Anfang des Jahres drom Tagen nach der Geburt vielleicht ten zur Verfügung gestellt. eine Befragung bei allen Nut- • welche Auswirkungen hat diese vorstellt. zer*innen unserer Angebote ma- Genveränderung auf mein Kind Auch finden wir es sehr wichtig, Text: Antschana Böhme chen. So können sie eigene Ideen • wie wird das Leben mit einem Familien mit Down Syndrom-Kin- und Wünsche zu den Angeboten Down Syndrom-Kind sein, dern zusammen zu bringen. Nur unseres Familienentlastenden • wo bekomme ich Hilfestellung Familien mit gleichen Erfahrun- Dienstes einbringen. gen können sich gegenseitig Ver- INFO: Wer sich für die verschiedenen Leider gibt es im Kreis Esslingen ständnis entgegenbringen - wenn Menschen mit Down Syn- Freizeit- und Unterstützungsan- keine Plattform bzw. Elterntreff, man z.B. die Diagnose nach der drom sind Menschen, die gebote interessiert, kann sich je- in dem es ausschließlich um die Geburt vom Kinderarzt bekommt in jeder ihrer Zellen ein derzeit gern an uns wenden. Diagnose Down Syndrom geht. oder wenn das Kind zusätzlich Chromosom mehr haben Alle Angebote finden sie im De- In Stuttgart gibt es den Verein Herz-, Hör- oder Sehfehler hat. als andere Menschen, tail auf unserer Homepage oder 46Plus, der monatliche Treffen Einmal im Monat treffen wir uns nämlich 47 statt 46 Chro- in der Broschüre der Offenen für entsprechende Familien ver- in der Mutter-Vater-Kind-Gruppe mosomen. Beginn eines Wochenendes eher Hilfen. anstaltet. In Esslingen gab es in der Lebenshilfe Esslingen. Das Chromosom 21 ist Familienfreizeit Burg Wernfels zu Belastungen der Familien ge- hierzu bisher leider nichts. Aus Im Esslinger Krankenhaus und dreifach vorhanden. Down Sommer 2019 führt hat. Text: Erika Synovzik, Bereichs- diesem Grund haben wir uns von der Frühförderstelle Kreis Syndrom ist keine Krank- Auch die sehr stark genutzte leitung Offene Hilfen überlegt, eine entsprechende Esslingen haben wir wichtige heit sondern ein Genom- Für Schulkinder werden 2020 Kindersamstagsbetreuung in der Gruppe für betroffene Eltern im Infos sowie Kontakte zu anderen defekt, dieser ist einer der wieder acht Wochenenden in der Flandernstraße wird nächstes Kreis Esslingen zu gründen. Ziel Familien erhalten. Vieles muss- verbreitetsten angebore- Flandernstraße angeboten. Auf Jahr elfmal angeboten. Es sind Offene Hilfen, ist, dass sich Eltern austauschen ten wir uns aber auch mühsam nen Syndrome. Wunsch vieler Familien werden wieder viele interessante Aus- Flandernstr. 49, und die „Neuankömmlinge“ es selbst zusammensuchen. Die Le- die Kinderwochenenden aller- flüge in die nähere Umgebung 73732 Esslingen, nicht allzu schwer haben, Infos benshilfe Esslingen hat es über- Man findet Menschen mit dings nur noch zweitägig sein, geplant. Tel: 0711-937888-13, zu erhalten. Und sie sollen auch haupt erst möglich gemacht, dass Down Syndrom überall auf da aufgrund der Nachmittagsbe- Unsere unterschiedlichen Frei- offene-hilfen@lebenshilfe- sehen, dass das Leben mit einem wir uns einmal im Monat treffen der Welt. treuung freitags, dieser Tag als zeitgruppen für Jugendliche und esslingen.de Down Syndrom-Kind nicht so ist, können. Sie hat uns von Beginn 14 15
Die Sehnsucht nach einem eigenen Kind Die Sehnsucht nach dem eigenen Kind Auch Menschen mit Behinderung Auch Menschen mit Behinderungen wünschen sich eine Familie wünschen sich eine Familie Lena* ist 22 Jahre alt und hat Seit 2018 hat Lena zwei Ka- Trotzdem ist es nicht gelungen, Lena ist 22 Jahre alt. seit mehr als zwei Jahren einen ninchen. Sie genießt es, sie zu dass die kleinen Familien zu- festen Freund. Es ist ihr großer streicheln. Regelmäßiges Füt- sammen bleiben und selbständig Sie hat einen Freund. Wunsch, später einmal eine eige- tern, Ausmisten, der Einkauf von leben konnten. Manche Kinder Sie sind seit 2 Jahren zusammen. ne Familie zu haben. Lena liebt Futter und auch Tierarztbesuche wurden in Pflegefamilien vermit- Babys und spielt gerne mit ih- stehen auf der Tagesordnung. telt. Eine Kleinfamilie konnte in nen. Ihr älterer Bruder hat eine Mit Unterstützung der Mitarbei- eine Wohngruppe für Mütter und kleine Tochter. Lena erlebt, wie ter*innen kümmert sie sich gut Väter mit Kindern der Lebens- Sie hat einen großen Wunsch. ihre jüngere Schwester derzeit um die Tiere. So kann sie lernen, hilfe Aalen umziehen. Die Mitar- schwanger ist und beneidet sie Verantwortung zu übernehmen. beiterin Eva Brechensbauer der Lena möchte eine Familie haben. sogar ein wenig. Lena hat Wünsche und Pläne Lebenshilfe Stuttgart berichtet, Als Kind hat Lena früher oft auf für die Zukunft. Sie möchte erst dass die Kinder von Eltern mit Ein eigenes Kind. ihren kleinen Bruder aufgepasst richtig ins Berufsleben starten Behinderung meistens gesund und weiß, dass ein Kind das ei- und auch ihr Freund soll erst auf die Welt kommen, jedoch eine Wie ihr Bruder. gene Leben verändert und viel seine Ausbildung beenden, bevor intensive frühe Förderung not- Und ihre Schwester. Verantwortung bedeutet. Lena sie mit ihm eine ganz normale wendig ist. Mütter und Väter mit chillt gerne und macht es sich kleine Familie gründen möchte. Behinderung sehen sich von der oft gemütlich. Sie kann abschät- Lena und ihr Partner kümmern Umwelt sehr kritisch beobachtet. zen und verstehen, dass dies mit sich deshalb ganz verantwor- Sie sind hierüber frustriert und Lena hat eine Lern·behinderung. einem Baby nicht mehr möglich tungsbewusst um die Verhütung. wünschen sich, dass auch ihr wäre. Außerdem fällt es Lena Aber die Sehnsucht nach einem Kinderwunsch respektiert wird. Sie lebt in einer Wohn·gemeinschaft. sehr schwer, mit Geld umzu- Kind bleibt. Die Lebenshilfe Aalen bietet un- gehen und ihr Geld für wichtige Zusammengefasst von Rena- terschiedliche Wohnformen zur Sie bekommt Unter·stützung. Dinge auszugeben, die man zum te Schmid-Hartkopf nach ei- „Begleiteten Elternschaft“ an. Leben benötigt. Lena erlebt, dass nem Gespräch mit Lena und So können in einer Wohngruppe Und Begleitung. ihre schwangere Schwester Notizen von Mitarbeiterin Petra Mütter und/oder Väter mit Be- Geldsorgen hat und auch keinen Wagenknaecht, die Lena ambu- hinderung gemeinsam mit ihrem Im alltäglichen Haushalt. Beruf erlernt hat. lant begleitet und immer wieder Kind leben. Zur Unterstützung ist Bei der Einteilung ihres Geldes. Lena hat eine Lernbehinderung Gespräche mit Lena zu diesem jeden Tag rund um die Uhr Fach- und erhält seit mehr als zwei Jah- Thema führt. personal anwesend. Auch am- Bei Arzt·besuchen. ren regelmäßige Unterstützung bulante Unterstützungsangebote und ambulante Begleitung durch Info: Begleitete Elternschaft sind möglich. Mitarbeiter*innen der Lebenshil- Zum Thema Begleitete El- www.lebenshilfe-aalen.de fe. Diese besuchen Lena mehr- ternschaft hat die Lebenshilfe Der Caritasverband für Stuttgart mals pro Woche und kümmern Stuttgart einzelne Erfahrungen e.V. bietet „Begleitete Eltern- sich gemeinsam mit ihr um die gemacht. Junge Frauen mit schaft“ im Rahmen von ambu- alltägliche Haushaltsführung, wö- Behinderung, die ambulant unter- lanter Betreuung an. In eigener chentliche Geldeinteilung, Arzt- stützt werden, wurden schwanger. Wohnung können Mütter und/ besuche und beraten bei Kon- Bereits während der Schwanger- oder Väter mit Behinderung mit flikten. Zusätzlich wird Lena von schaft bekamen sie regelmäßig ihrem Kind mit individueller Un- einer gesetzlichen Betreuerin Beratung und Unterstützung terstützung durch Fachkräfte unterstützt, die für Post, Bankge- durch eine Familienhelfer*in. des Caritasverbands sowie des schäfte und Behördenangelegen- Auch mit dem Jugendamt fand Jugendamtes leben. Kontakt: heiten zuständig ist. eine Zusammenarbeit statt. g.philipp@caritas-stuttgart.de *Name geändert 16 17
Lena hat 2 Kaninchen. Zum Liebhaben. Wo bin ich zuhause? Und Kümmern. Raphael hat in der Lebenshilfe-WG ein neues Zuhause gefunden Und Versorgen. So lernt Lena Ver·antwortung zu übernehmen. Nach mühsamem aber letztend- sammenbau seiner Möbel wollte lich erfolgreichem Suchen hat- er zuschauen. Jetzt hatte sein te die Lebenshilfe Esslingen ein Zimmer Gestalt angenommen. Grundstück für einen Neubau Auch das Ausräumen seiner Klei- Lena hat Pläne für später. eines Wohnheimes in der Plien- dung und Wäsche zu Hause und sauvorstadt in Esslingen gefun- das Einräumen im Wohnheim hat Sie will erstmal arbeiten. den. er weitgehend selbst mit meiner Damit war für mich die Zeit ge- Unterstützung gemacht. Ihr Freund soll kommen, Raphael mit der Vor- stellung vertraut zu machen, in Dann kam der 14. November 2018, seine Berufs·ausbildung fertig machen. das Wohnheim einzuziehen. Bis- der Tag des Einzugs, dem ich mit Dann wollen sie eine Familie sein. her wollte er von jeder Bemer- gemischten Gefühlen entgegen kung über einen Umzug nichts sah. Was würde passieren, wenn wissen. Es war also geboten, ihn ich abends gehe und er im Wohn- langsam, Schritt für Schritt, auf heim bleibt? Be·gleitete Eltern·schaft das Wohnheim hinzuführen. Da- Nichts geschah. Als ich mich te- für war der Neubau eine hervor- lefonisch im Wohnheim und in Walter Pross Sie wollen mehr dazu wissen? ragende Gelegenheit. So konnte der Werkstatt nach seinem Be- und sein Sohn er das Gebäude in jeder Phase finden erkundigte, erhielt ich die Raphael wachsen sehen und ich hatte den Auskunft, er verhalte sich wie Eindruck, seine Einsicht wuchs immer, keine Veränderung. Für Die Lebenshilfe Aalen hat mit. mich war das natürlich die Be- Verhalten so gestaltet, dass ich stätigung, dass ich ihn auf sein bei meinen Verabredungen stets viele ver·schiedene Angebote Es begann mit dem ersten Spa- neues Lebensumfeld gut vorbe- berücksichtigen musste, wo Ra- tenstich, zu dem ich ihn mitnahm. reitet hatte. phael gerade ist, wann er heim- für Be·gleitete Eltern·schaft. Dann waren die Baugrube zu kommt, ob ich ihn abholen muss, www.lebenshilfe-aalen.de sehen und der betonierte Keller Er ließ keine Gelegenheit aus, was ich zum Essen herrichten und das Treppenhaus. Von da an Familie und Freunde zu bitten, muss. bat er immer wieder, wenn wir in ihn mal in seinem neuen Zuhause Diese Gedanken kamen in den der Nähe waren, dort mal vorbei- zu besuchen, was auch geschah. ersten Tagen auch automatisch, Der Caritasverband Stuttgart zufahren. Je weiter der Neubau Dabei erzählte er von den Ab- Sekunden später aber das Be- wuchs, umso häufiger wollte er läufen und von seinen Aufgaben, wusstsein, dass sich diese Fra- bietet Be·gleitete Eltern·schaft dort aussteigen. die er im Wohnheim übernehmen gen gar nicht mehr stellen. Dann kam die Rohbaubesichti- durfte und vermittelte so den Das bedeutet, dass meine per- mit ambulanter Betreuung an. gung und er durfte sich ein Zim- Eindruck, dass es ihm in seinem sönliche Unabhängigkeit größer mer aussuchen, sein Zimmer. neuen Umfeld sehr gut gefällt. und meine Lebensgestaltung um g.philipp@caritas-stuttgart.de ein Vielfaches freier geworden Jetzt war der Bann gebrochen. Mir ist oft die Frage gestellt wor- ist, und das genieße ich auch. Sein Zimmer gehört zu der 4-er den, wie es mir selbst ergangen Was mir umso leichter fällt, als WG mit vier Einzelzimmern, zwei ist. Vor allem war ich zufrieden, ich weiß, dass mein Raphael in Bädern, einem Wohnzimmer, ei- dass Raphael den Umzug so seinem neuen Zuhause gut ver- ner Küche und einem Esszimmer. problemlos bewältigt hat. In den sorgt ist und er sich dort sehr Bei der Lieferung und dem Zu- vielen Jahren zuvor war mein wohl fühlt. 18 19
Raphael in seinem neuen Zuhause an seinem Lieblingssessel Neuer Vorstand der Lebenshilfe Esslingen Elke Willi und Fabian Treffert sind neues Vorstandsteam Die Lebenshilfe Esslingen hat ein Anzahl der Beschäftigten der Le- Gut angekommen im neuen Zu- neues Vorstandsteam. Elke Willi benshilfe v.a. durch die Übernah- hause leitet die Geschicke des Vereins me von neuen Aufgabenfeldern, Ein Jahr Wohnheim Stuttgarter als Vorstandsvorsitzende. Fa- wie beispielsweise die Schul- Straße – Abläufe haben sich ein- bian Treffert komplettiert den begleitung, und Ausbau der be- gespielt Vorstand ab September 2019 als stehenden Geschäftsfelder. Seit zweites Mitglied. Die Aufsichts- September ist mit Fabian Treffert Allgemein sind die Klient*innen ratsvorsitzende, Verena Köne- ein weiterer Vorstand durch den hier gut angekommen und hatten kamp, freut sich: „Mit Elke Willi Aufsichtsrat berufen. Seit dem eine schöne Eingewöhnungszeit. und Fabian Treffert haben wir Jahr 2014 war er als Assistent Natürlich gibt es mal Heimweh zwei engagierte und kompeten- der Geschäftsführung bei der Le- Elke Wili oder in besonderen Situationen te Persönlichkeiten als Vorstand benshilfe Esslingen tätig und hat Fabian Treffert das Bedürfnis, dass die Eltern gewonnen.“ beispielsweise bei Konzeption oder Angehörigen da sind, aber und Bau des neuen Wohnheimes gelschule, die Arbeit außerhalb der Alltag ist angekommen. Je- Mit der neuen Besetzung des in der Esslinger Pliensauvorstadt einer Werkstatt für Menschen „Ich habe mich hier prima ein- CD-Player und Keyboard. der kennt die Abläufe, Angebote, Vorstandes wird auch ein Struk- seine Kompetenz bewiesen. mit Behinderung oder die eige- gelebt“ Ich habe kein Heimweh. Dienste und Möglichkeiten im und turwechsel vollzogen. Der Vor- nen vier Wände. Um dieses Ziel Interview mit Raphael Pross, ge- JP: Bist Du gerne im Wohnheim? ums Haus herum. Auch die ers- stand, der in der Vergangenheit Elke Willi bedankt sich im Namen zu erreichen, brauchen wir viel führt von Hausleiter Joel Panko- RP: Na klar. Ich hole gerne die ten Feste und Freizeiten konnten ehrenamtlich besetzt war, geht des neu gewählten Vorstandes Hartnäckigkeit, Durchsetzungs- nin Wäsche aus dem Keller. Ich stattfinden. Am 12. Oktober fand nun in hauptamtliche Veranwor- für das entgegengebrachte Ver- vermögen sowie ein starkes JP: Lieber Raphael, jetzt ist der fühle mich ganz wohl in mei- das Oktoberfest mit Angehöri- tung über. Neu eingeführt ist der trauen des Aufsichtsrats: ,,Wir Team. Die Lebenshilfe Esslingen Einzug in die Stuttgarter nem Zimmer. Ich habe mich gen statt. Es war ein gelungenes ehrenamtlich tätige Aufsichts- bedanken uns für das Vertrauen hat das Potential, als Stimme für Straße fast ein Jahr her. gut eingelebt in meinem Fest und für Bewohner*innen rat. Dieser berät und kontrolliert und die Wertschätzung unse- Menschen mit Behinderung für Wie gefällt es dir im Wohn- Zimmer hier. und Angehörige eine Möglichkeit, den Vorstand. Verena Könekamp, rer Arbeit, die wir mit der Wahl deren Interessen einzutreten.“ heim ZUHAUSE? JP: Was machst Du in Deiner sich im gemütlichen Rahmen zu bisher ehrenamtliches Vor- erhalten haben. Der Rückhalt RP: Wunderbar! Ich möchte ger- Freizeit? unterhalten. Auch einige Ange- standsmitglied, erläutert, dass bestätigt und motiviert uns, die Text: Fabian Treffert ne hier bleiben. Ich spie- RP: Müll runter bringen. Wäsche bote gab es. Vom Weißwurst- die Lebenshilfe inzwischen eine kommenden Herausforderungen le gerne Tischkicker und machen macht mir Spaß. frühstück über Dosenwerfen zur Unternehmensgröße erreicht gemeinsam zu meistern.“ Mit Tischtennis. Ich lebe gut hier Fernsehen gucken. Mit Mit- Zuckerwatte und zum Ziegen hat, die mit ehrenamtlichem Ein- der Einführung des Bundesteil- in der Stuttgarter Straße arbeitern machen wir Aus- Streicheln. Einer Wiederholung satz kaum mehr geführt und ver- habegesetzes wartet bereits und habe mich prima hier flüge. Wir waren sogar auf im nächsten Jahr steht nichts im antwortet werden kann. Mit der eine weitere richtungsweisende eingelebt. Freizeit. Da sind wir mit der Wege. Veränderung hin zum hauptamt- Aufgabe auf das Vorstandsteam. JP: Wie wohnst Du hier? Seilbahn gefahren, waren lichen Vorstand sieht sie die „Die anstehende Umsetzung des RP: Ausgezeichnet hier. Oben im Wandern, lecker Essen und Text: Joel Pankonin, Hausleitung Lebenshilfe gut gerüstet für die Bundesteilhabegesetztes werden Aufsichtsrat zweiten Stock. Ich habe ein Schwimmen. anstehenden Aufgaben und Her- wir dafür nutzen, individuellen Verena Könekamp (Vors.), eigenes Zimmer in dem ich ausforderungen. Unterstützungsbedarfen passge- Friedrich Beutel (Stv.) gerne wohne. Mit den Mit- naue Leistungen anzubieten und Caroline Habrik, Anja Raisch, arbeitern machen wir das Elke Willi ist seit November 2015 damit die Potentiale des neuen Wolfgang Kleisch, Frühstück. Die anderen von als Geschäftsführerin der Le- Gesetzes zugunsten der Klien- Prof. Alexander Schmid der Gruppe essen mit mir. benshilfe Esslingen tätig. Sie ten nutzen“, so Elke Willi. Fabian JP: Hast Du noch ein eigenes bringt 20 Jahre Erfahrung in Treffert ergänzt: „Noch immer Vorstand Zimmer zu Hause? Führungspositionen in der Sozi- ist vieles keine Selbstverständ- Elke Willi (Vors.) RP: Ja. Daheim habe ich ein alen Arbeit mit. Unter ihrer Ver- lichkeit für Menschen mit Behin- Fabian Treffert (Stv.) eigenes Zimmer mit Bett, antwortung verdoppelte sich die derung: der Besuch einer Re- 20 21
Wenn ich Promi zur Inklusion an Familie denke .... Das ist für mich ein Genau auf dich kommt es an zu Hause, Wärme und Geborgenheit. „Wie schön, Kind ein besonderes Handicap schaft in Ordnung ist. Noch ist (M. Fliegel) dass du ge- hat oder nicht. Ein Gefühl, das sie es längst nicht. Als Politiker Denke ich an meine Hunde. boren bist, wir wir als Gesellschaft aber noch freue ich mich jedoch über jeden (J. Häusser) hätten dich stärker verinnerlichen müssen. Schritt, um dieses Ziel zu errei- sonst sehr Das fängt beim Umgang mit neu- chen; über die 1.000 zusätzlichen vermisst…“ – en Möglichkeiten zur vorgeburt- Lehrerstellen etwa, die wir im seit ich Vater lichen Diagnostik an und hört Land jetzt schaffen, auch damit bin, mag ich noch lange nicht bei der Barrie- noch mehr Kinder mit Handicap dieses Ge- refreiheit auf. Ich denke bei dem am regulären Schulunterricht burtstagslied ganz besonders. Thema an die 14-jährige Hannah, teilnehmen – und Schulfreunde „Du“, genau auf „dich“ kommt die aus ihrem „Schwerbehinder- meiner Kinder werden können. es an; nicht auf das, was du an tenausweis“ einen „Schwer-in- Das würde mich auch als Vater Denke ich an meine eigenen Herausforderungen ins Ordnung-Ausweis“ gemacht hat. freuen. Mutter und an Leben mitbringst: Ein Gefühl, Schön wäre es, wir würden uns Denke ich, dass es schön ist das Rasenmähen. welches das Lied zum Ausdruck hier ebenfalls so leicht tun. Denn Text: Andreas Deuschle, Land- und gutes Essen gibt. (M. Rich) bringt und das – so glaube ich gelingende Inklusion wäre Aus- tagsabgeordneter der CDU (D. Clasen) – alle Eltern haben, egal, ob ihr weis dessen, dass unsere Gesell- Beratung auf Augenhöhe Denke ich an Kinder und dass ich gerne mit Sven zusammen wohnen würde. (S. Gold) „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ für Denke ich an meine Menschen mit Behinderung und deren Angehörige verstorbenen Eltern. (W. Muschard) Die „Ergänzende unabhängige Wie berät die EUTB? Beratungsstelle: Aufgaben der Fachstelle Teilhabeberatung Teilhabeberatung“ (EUTB) berät • auf „Augenhöhe“, damit die Be- Eisenbahnstraße 42, Denke ich an Gemütlichkeit und unterstützt Menschen mit troffenen selbstbestimmt Ent- 73207 Plochingen und gutes Essen. Behinderungen, von Behinde- scheidungen treffen können Tel.: 07153 - 61 66-105 (D. Fliegel) rung bedrohte Menschen, aber • unabhängig von Trägern, die Fax: 07153 - 61 66-106 auch Angehörige. Ziel der Ar- Leistungen bezahlen oder er- teilhabeberatung-es@ beit ist, dass die Ratsuchenden bringen neuearbeit.de selbstbestimmt Entscheidungen • ergänzend zur Beratung ande- treffen können, die die individuel- rer Stellen Öffnungszeiten: len Bedürfnisse berücksichtigen • ganz nach individuellen Bedürf- Mo, Di, Do und Fr 9:00 – 12:00 Uhr und Teilhabe ermöglichen. nissen Do 14:00 – 17:00 Uhr • es gibt Beratung von Betroffe- Das ist für mich Gemein- nen für Betroffene (Peer Coun- Team: schaft, Trubel, lachen, spie- seling) Yvonne Rieger, Marion Zacharias, len, manchmal streiten, sich • kostenlos bundesweit in allen Nanette Peithmann und Andreas versöhnen, Gemütlichkeit und Fragen zur Teilhabe Walter ganz viel Liebe. (D. Böser) 22 23
Standpunkt Vom Status eines Erwachsenen Zurzeit hört man bei uns häu- das recht gut. Und wenn es mal fig den Ausdruck „erwachsen schwierig wird, sind alle zu Aus- sein“. Dann sagt Leonore: “Ich tausch und Klärung gefragt, um bin schon erwachsen..“ Oder wir die Situation zu entspannen. Le- Eltern sagen: “Du bist doch er- onores manchmal eigensinniges wachsen..“ Je nachdem. Auftreten ist Teil ihrer Persön- Als wir im Sommer aus dem lichkeit, was nicht ausschließt, Familienurlaub durchs Land sie gegebenenfalls zur Mäßigung fuhren, setzten wir Leonores aufzufordern. Wir hinterfragen Geschwister in ihren jeweiligen immer wieder ihre Handlungs- Wohngemeinschaften ab. Dort weisen und Aktivitäten, um sie tauchte sie ein in die lockere At- interpretieren zu können, und mosphäre unter den Gleichaltri- oft sind wir dann verblüfft über gen, diese Mischung aus Zusam- die Logik ihres Verhaltens. Auch men-in-der-Küche-sitzen und spüren wir, dass es sie entlastet, Sich-allein-ins-Zimmer-zurück- wenn sie verstanden wird und ziehen-können. Die letzten knapp wir wieder auf einer Wellenlän- vierhundert Kilometer musste sie ge sind. Die Widerspenstigkeit leider mit uns Eltern vorliebneh- täuscht leicht darüber hinweg, men. Sie war unendlich genervt, dass sie im Grunde ihres Her- alleine mit ihren langweiligen El- zens nichts lieber mag als Har- tern wieder nach Hause fahren monie und friedliches Miteinan- zu müssen und machte uns aus- der. dauernd deutlich, dass sie auch Nun befindet sich Leonore mit in einer WG leben wolle. Glück- zu den Eltern viel größer sein ihren 20 Jahren mitten in der licherweise legte sich der Ärger müsste, um eigene Wünsche und Pubertät. Sie kann eben nicht Sanitär ∙ Heizung ∙ Solar ∙ Bäderstudio ∙ Service nach der Hälfte der Strecke und Ideen verwirklichen zu können. einfach losgehen und das Leben die Freude auf den gewohnten Auch in der beruflichen Entwick- ausprobieren, ohne dass die El- Alltag kehrte zurück - eine ech- lung ist das Erwachsenwerden tern davon etwas mitbekommen. te Kompetenz bei Menschen mit eine anspruchsvolle Aufgabe. Es Zumindest sind ihre Möglichkei- Down Syndrom. ist für Leonore keine leichte An- ten begrenzt und vielleicht sind Ein weiterer Ausdruck ihres Be- gelegenheit, sich von den Eltern wir Eltern auch noch nicht mu- strebens nach Unabhängigkeit zu lösen und parallel dazu eine tig genug. Es bleibt spannend im lautet: “Eltern sind gefährlich!“ Tätigkeit zu finden, die ihr liegt Spannungsfeld der Selbststän- So ihre metaphorische Botschaft, und Spaß macht (Traumberuf: digkeit. Den Spagat zwischen 24h-Notdienst: Tel. 0711 34 29 22-47 wenn sie beim Telefonieren al- in einer Wäscherei arbeiten), und Regulieren und Fördern üben wir leine sein möchte oder darüber gleichzeitig erwachsen zu sein, weiter mit dem sportlichen Ziel, Julmi GmbH ∙ Ostpreußenstraße 7 ∙ 73760 Ostfildern/Parksiedl. nachdenkt, mit jemandem etwas wofür gute Umgangsformen in für Leonore den passenden Platz zu unternehmen o.ä. Sie sagt der Öffentlichkeit und im persön- in den Disziplinen Wohnen, Ar- Tel. 0711 34 29 22-0 ∙ Fax -30 ∙ info@julmi.de ∙ www.julmi.de damit nicht nur, man solle sie in lichen Kontakt gefragt sind. beit und Freizeit – also den Le- Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 9:00 – 12:00 Uhr und 13:00 – 17:00 Uhr Ruhe lassen, sondern macht uns Das ist viel Arbeit, die auf allen bensort - zu finden. dramatisch deutlich, dass aus Seiten positive Energie und Krea- ihrer Perspektive der Abstand tivität braucht. Im Prinzip gelingt Text: Bettina Beutel 24 25
Das Leben bereichern und Möglichkeiten erweitern Jeder soll die Texte der Bibel verstehen Stiftung Lebenshilfe Esslingen unterstützt Menschen mit Behinderung Auftaktveranstaltung in Stuttgart zur „Bibel in leichter Sprache“ verwendet. Die Vergabe der Mit- Frau mit einer Behinderung Op- Leichte Sprache ist bereits vielen Deshalb startete im Oktober tel erfolgt jährlich auf Vorschlag fer von sexualisierter Gewalt zu Menschen bekannt. Es gibt auch 2019 eine neue Aktion. Die Bibel des Stiftungsvorstandes durch werden, ist um ein Vielfaches hö- Bücher in leichter Sprache. Zum in leichter Sprache wird jetzt vie- das Stiftungskuratorium. her als von Menschen ohne Be- Beispiel: Krimis, Kochbücher, len Menschen bekannt gemacht. hinderung. Ratgeber. Eine Arbeitsgruppe hat dafür Im Jahr 2019 hat die Stiftung Dank der Unterstützung der Stif- extra ein ganzes Heft zusam- zwei Projekte gefördert: tung Lebenshilfe Esslingen von Für Christen ist ein Buch sehr mengestellt. Da sind ganz viele 1.000 € konnte ein Wen-Do Kurs wichtig. Die Bibel. Die Texte der verschiedene Ideen drin. Beim • Inklusives Wohnheim Stutt- für die Frauen kostenfrei angebo- Bibel sollen von vielen Menschen Auftakt der Aktion waren von der garter Straße ten werden. verstanden werden. Deshalb ha- Lebenshilfe Esslingen Ines Bi- Hier wurde die Anschaffung ei- Fünf Frauen, die von der Lebens- ben einige Menschen damit an- dinger und Julius Könekamp als nes Grills sowie die Ausstat- hilfe betreut werden und in ihren gefangen, die Texte der Bibel in Experten für diese Aktion einge- tung des Gemeinschaftraumes Wohnungen oder bei den Eltern leichter Sprache zu schreiben. laden. Sie konnten den anderen mit 1.650 € Förderung ermög- leben, haben an dem Kurs zur gut erklären, warum für die fro- licht. Diese Anschaffung wurde Prävention und Stärkung teilge- Das ist gar nicht so leicht. Zu- he Nachricht von Jesus und Gott mit Freude wahrgenommen. Es nommen. Die Teilnehmerinnen erst nimmt eine ausgebildete leichte Sprache wichtig ist. fanden bereits einige Grillevents wurden darin bestärkt, sich zu Übersetzerin den Text der Bibel statt, zu welchen auch die Nach- trauen, zu für sie unangeneh- und übersetzt den Text in leich- Deutlich wird das an einem Bei- barschaft eingeladen wurde. men Kontakten und Berührungen te Sprache. Dann wird der Text spiel. Ich schreibe zuerst den Bi- Gemeinsam wird das Grillen ge- „Nein“ zu sagen. Abwehrtechni- von Menschen mit Lernbehinde- beltext in schwerer Sprache: Die Stiftung Lebenshilfe Esslin- plant, alle Beteiligten genießen ken wurden ebenso eingeübt wie rung überprüft. Weil es aber hei- Jesus verkündete das Evangeli- ternet können alle Menschen die gen wurde im Jahr 2000 ge- das gemeinsame Draußen-Sein auch gemeinsam besprochen lige Texte sind, müssen die Tex- um Gottes und sprach: Die Zeit Texte lesen und hören: www. gründet. Die Erträge der Stiftung und Miteinander. wurde, wie und wo man Hilfe ho- te nochmal geprüft werden von ist erfüllt, das Reich Gottes ist evangelium-in-leichter-sprache. fließen in Projekte und Angebote Für den Gemeinschaftsraum len kann. Menschen, die beim katholischen nahe. Kehrt um und glaubt an das de. der Lebenshilfe Esslingen für Kin- wurde zusammen mit den Be- Für die Teilnehmerinnen waren Bibelwerk arbeiten. Diese Men- Evangelium! Es gibt auch Bücher. Kleine Bü- der, Jugendliche und Erwachse- wohner*innen ein Sideboard ge- es zwei intensive und sehr lehr- schen haben Theologie studiert. Ines Bidinger und Julius Köne- cher, die gut als Geschenk ge- ne mit geistiger und mehrfacher kauft und aufgebaut. Darin findet reiche Tage. Die Frauen gingen Sie möchten, dass die wichtigen kamp schauten etwas irritiert, nutzt werden können. Und große Behinderung. Deren Leben wird u.a. der DVD-Player Platz, mit gestärkt und selbstsicherer in ih- Aussagen von Jesus und Gott als sie den Text hörten. Aber ihre Bücher, die es in jeder Kirche ge- dadurch bereichert und um Mög- welchem die Bewohner*innen ren Alltag zurück. durch die Übersetzung nicht ver- Gesichter strahlten, als sie die ben sollte. lichkeiten erweitert, die durch die in Kino-Atmosphäre (Lieblings)- loren gehen. Nach dieser Verän- Übersetzung in leichter Sprache staatlichen Sicherungssysteme Filme anschauen können. Text: Elke Willi derung gibt es noch eine Mitar- hörten. Informationen zur Arbeitshilfe, nicht gegeben sind. Auch die gewünschten Gesell- beiterin mit Down-Syndrom, die Jesus erzählte allen Menschen zu den Büchern und zu Work- Möglich wird diese wertvolle schaftsspiele bereichern so man- den Text liest. von Gott. Jesus sagte: Freut euch. shops zu diesem Thema bei: Unterstützung z.B. durch Zu- chen Abend. Gemeinsam mit ei- Gott will, dass alles in der Welt gut Tobias Haas, Seelsorge bei Men- stiftungen aus Erbschaften. Die nigen Bewohner*innen wird ein Kuratorium Wir haben also zwei Herausfor- wird. Ihr dürft Gott dabei helfen. schen mit Behinderung, Kirch- Zustiftung fließt in das Stiftungs- Konzept entwickelt, Spieleaben- Andrea Lindlohr, Dr.-Ing. derungen. Die gute Nachricht, die Macht euch bereit zum Helfen. heimer Str. 114, 73249 Wernau, vermögen ein und gewährleitet de für alle im Haus Wohnenden Annette Silberhorn-Hemmin- in der Bibel steht, soll durch die Gott braucht euch. Mail: tobias.haas@drs.de www. mit ihren Zinserträgen eine dau- sowie die Nachbarschaft anzu- ger, Julius Schweizer, Sven Leichte Sprache nicht verloren wir-sind-mittendrin.de oder Die- erhafte Unterstützung von Men- bieten. Seuffert-Uzler gehen. Die gute Nachricht, die Zum Ende des Tages kam Weih- ter Bauer, katholisches Bibel- schen mit Behinderung. Auch in der Bibel steht, soll auch von bischof Matthäus Karrer zur werk, Mail: dieter.bauer@bibel- Spenden an die Stiftung sind • Selbstbehauptungskurs für Vorstand Menschen mit einer Lernbehin- Gruppe. Damit zeigt die katholi- werk.de möglich. Diese werden in voller Frauen mit Behinderung Michael Buck, Franz Hirschle, derung oder mit einer geistigen sche Kirche: Uns ist die Bibel in Höhe zeitnah für ein Projekt o.ä. Das Risiko, als Mädchen oder Elke Willi Behinderung verstanden werden. leichter Sprache wichtig. Im In- Text: Tobias Haas 26 27
Sie können auch lesen