STANDARD Finanzinformationen - Einfach einen Tick besser - Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5428 11. Jahrgang - Ausgabe 16 (22.04.2016) ...

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STANDARD
          Finanzinformationen
         - Einfach einen Tick besser -

     Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5428

    11. Jahrgang - Ausgabe 16 (22.04.2016)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
STANDARD Finanzinformationen - Einfach einen Tick besser - Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5428 11. Jahrgang - Ausgabe 16 (22.04.2016) ...
22. Apr. 2016                                        Heibel-Ticker Standard #16                                                 Seite 2 von 20

                                                                       Inhalt

01. Info-Kicker: Fulminante Rallye mahnt zur Vorsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                              3
02. So tickt die Börse: Das Schlimmste scheint überstanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                   4
    Daimler belastet den DAX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                 4
    Google investiert wie ein betrunkener Matrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                            5
    Starbucks mit schwachem Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                       5
    Microsoft Bruchlandung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               5
    Wochenrückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            6
    Wochenperformance der wichtigsten Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                              6

03. Sentiment: Euphorie bei abnehmendem Grundvertrauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       7
    Top Analystenziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           8

04. Ausblick: Verschnaufpause kann auch robusten Markt treffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       8
05. Wunschanalyse: Daimler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                  9
    Daimler: hohe Dividende und niedriges Bewertungsniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                        9
    Erfolge des Jahres 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                10
    Solide Dividendenaktie seit 28 Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      10
    Günstiges Bewertungsniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     10
    Mir könnet älles außer hochdeutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                       11
    Brennstoffzelle und Elektroantrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                   11
    Batterie und Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            12
    Car-as-a-Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           12
    Eine Frage des Zeithorizonts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                 12
    Fazit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   13

06. Ströer: Wenn ein Gutsherr zum Yuppie wird: Ströer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
    Ströer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
    Ströer: Wenn ein Gutsherr zum Yuppie wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

07. Update beobachteter Werte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                  17
    Teilverkauf über 17,25€, Gewinn mitnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                              17
    Gewinnmitnahme nach 33% Kursrallye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                           17
    Enttäuschende vorläufige Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      17
    Endgültige Zahlen ohne Überraschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                          17

08. Übersicht HT-Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
10. An-/Ab-/Ummeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
22. Apr. 2016                       Heibel-Ticker Standard #16                   Seite 3 von 20

                                                    robust der Markt auf negative Zahlen einzelner
                                                    Unternehmen reagiert.

      01. Info-Kicker:                              Die Stimmung schäumt über, unsere Senti­
Fulminante Rallye mahnt zur                         mentumfrage misst bereits Euphorie. Zeit für
                                                    Gewinnmitnahmen, doch ist eine Trendwende
          Vorsicht                                  zu fürchten? Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 03.

                                                    Wie wir uns in der kommenden Woche am
Liebe Börsenfreunde,                                besten verhalten sollten und wo ich eine Unter­
                                                    grenze für eine eventuelle Verschnaufpause im
Mein Auftritt auf der Handelsblatt-Bühne der        DAX sehe, arbeite ich in Kapitel 04 für Sie aus.
Invest in Stuttgart hat mir Spaß gemacht.
Gemeinsam mit Joachim Goldberg, der das             Die Wunschanalyse dieser Woche handelt von
Sentiment im Auftrag der Deutschen Börse            Daimler, siehe Kapitel 05. Ich habe die Analyse
erhebt, sowie Andreas Grünewald, Vorsitzen­         gestern noch vor den Quartalszahlen und vor
der des Verbandes unabhängiger Vermö­               der heutigen Hiobsbotschaft über die US-
gensverwalter, haben wir über die schlimm­          Untersuchung der Abgaswerte erstellt. Doch
sten Anlegerfehler gesprochen. Es wird Sie          diese beiden Meldungen ändern nichts an mei­
nicht überraschen, dass jeder von uns "Profis"      ner Schlussfolgerung, die ich in der Wunsch­
natürlich auch eigene Fehler ins Feld führte.       analyse ziehe: Daimler ist günstig, doch Sie
                                                    werden gute Nerven brauchen, wenn Sie die­
Mir war im Vorfeld nicht bewusst, dass es sich      sen Dividendentitel ins Depot holen.
bei der Messe um eine Verkaufsveranstaltung
handelt. Ziel ist es nicht, Wissen zu vermitteln,   Gestern hat eine Shortattacke das Unterneh­
sondern Anlegergelder für die eigenen Finanz­       men Ströer Media erschüttert. Binnen weniger
produkte einzusammeln. Entsprechend vor             Minuten waren eine halbe Milliarde Marktka­
den Kopf gestoßen war ich denn auch, als mir        pitalisierung verschwunden, die Aktie ist um
ein Student von der Uni Hamburg, den ich seit       20% eingebrochen. Der auf Shortspekulationen
einigen Jahren bereits kenne, auf die Schulter      spezialisierte US-Hedgefonds Muddy Waters
fasste und mir von seinem "Erfolg" berichtete:      wirft den beiden Großaktionären Dirk Ströer
Er habe bei einer Sales-Challenge für einen         und Udo Müller (CEO) vor, die Bilanz zu ver­
Long den zweiten Preis errungen.                    schleiern, für eigene Ziele aufzuhübschen und
                                                    sich an Transaktionen persönlich zu berei­
Nachdem meine Fragen nach der Analyse­              chern. Der 60 Seiten umfassende Bericht ist
methode, seiner Investmentidee und ähnli­           nur auf englisch verfügbar. Ich habe mir die
chen grundlegenden Dingen ins leere liefen,         Mühe gemacht und die wichtigsten Vorwürfe
dämmerte es mir irgendwann, das es nicht um         herausgearbeitet. Meines Wissens ist meine
die Empfehlung an sich ging, sondern um die         Zusammenfassung in Kapitel 06 bislang die
Präsentation der Empfehlung. Es wurde der           umfangreichste deutsche Darstellung der Vor­
beste Geldverkäufer gesucht.                        würfe.

Ja, das ist die Finanzbranche: Wie früher auf       Ströer hat inzwischen eine Gegendarstellung
dem Pferdemarkt werden heute Finanzpro­             veröffentlicht sowie eine Telefonkonferenz
dukte an den Mann gebracht.                         abgehalten, an der ich teilgenommen habe.
                                                    Darin konnten einige Vorwürfe entkräftet wer­
Nicht alles sind Scharlatane. Ich habe auch         den, doch es bleibt ein Geschmäckle. Mein
einige interessante Kollegen kennen gelernt         Fazit: Lassen Sie bis auf weiteres die Finger
und habe mir daher vorgenommen, nächstes            von der Aktie. Die Sache ist mit der Gegendar­
Jahr wieder dort hinzugehen.                        stellung noch nicht beendet.

Diese Woche ist viel passiert, daher ist der        Wie immer gibt es einige Updates inklusive
heutige Heibel-Ticker ziemlich lang geworden        zweier Verkaufsempfehlungen in Kapitel 07
(sorry). In Kapitel 02 zeige ich Ihnen anhand       sowie eine tabellarische Übersicht über unser
der einzelnen Ereignisse dieser Woche, wie          Portfolio in Kapitel 08.
22. Apr. 2016                     Heibel-Ticker Standard #16                    Seite 4 von 20

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
                                                             Daimler belastet den DAX
take share, Ihr
Börsenschreibel
                                                  So gab es heute eine ganze Reihe von Hiobs­
Stephan Heibel                                    botschaften, und dennoch hält sich der DAX
                                                  verhältnismäßig gut (nur -0,5%), der Dow
Chefredakteur und                                 Jones notiert aktuell sogar im Plus. Gestern
Herausgeber des                                   wurde Mitsubishi in Asien vorgeworfen, Abgas­
Heibel-Ticker                                     werte manipuliert zu haben. Heute erhielt
                                                  Daimler von der US-Justizbehörde die Auffor­
                                                  derung, das Zustandekommen der Abgas­
                                                  werte intern und unter Einbeziehung von US-
     02. So tickt die Börse:                      Aufsehern zu ermitteln.

    Das Schlimmste scheint                        Hinter der Aufforderung steht eine Sammel­
          überstanden                             klage. Es handelt sich um den ersten Schritt
                                                  einer vermutlich längeren Prozedur. Zunächst
                                                  wird also Daimler aufgefordert, die Abgaser­
                                                  hebungsverfahren     vollständig    transparent
Da habe ich doch nicht schlecht gelegen,
                                                  zu machen. Auf Basis dieser Informationen
oder? Nach +5,9% in der Vorwoche legte der
                                                  kann das Justizministerium dann im zweiten
DAX diese Woche nochmals um 3,4% zu. So
                                                  Schritt Fehlerquellen herausfiltern. Und sollte
ziemlich alle Marktbeobachter hatten beim
                                                  es nennenswerte Fehlerquellen geben, wird
Erreichen der 10.000 Punkte-Marke im DAX
                                                  auch Daimler unter Druck geraten.
reflexartig vor Rückschlägen gewarnt. Der Hei­
bel-Ticker war meines Wissens die einzige
                                                  Daimler notiert   mit 5,5% im Minus und zieht
Publikation, die bereits frühzeitig auf das
                                                  BMW (-0,75%)      mit in den Keller. Zwei Drittel
bevorstehende nachhaltige Überwinden der
                                                  der DAX-Werte     notieren im Plus, können aber
10.000 Punkte-Hürde hinwies und auch nach
                                                  das Minus der     beiden Autowerte nicht kom­
dem erfolgreichen Überspringen am bullischen
                                                  pensieren.
Ausblick festhielt.
                                                  Seit dem VW-Abgasskandal habe ich Sie wie­
Wie immer, wenn man so gut liegt mit seiner
                                                  derholt vor Autowerten gewarnt. Die komplexe
Prognose, habe ich in den vergangenen zwei
                                                  Motorentechnologie kann nur von deutschen
Wochen ziemlich schlecht geschlafen. Es
                                                  Ingenieuren beherrscht werden, wenn über­
braucht schon einiges, um sich so gegen die
                                                  haupt. Doch es scheint als kommen nun auch
weit verbreitete Meinung zu stellen. Um so
                                                  die deutschen Ingenieure an ihre Grenzen.
schöner ist es, wenn die Sache aufgeht und
                                                  VW, Mitsubishi, Daimler, ... allein der Umstand,
nun sollten wir, bevor der Größenwahn ein­
                                                  wenn ein Unternehmen Verbrennungsmotoren
zieht, Teilgewinne mitnehmen.
                                                  herstellt, wird in einigen Jahren bereits ausrei­
                                                  chen, um das Unternehmen als riskant einzu­
Nachdem in der vergangenen Woche eine
                                                  stufen, wenn das so weiter geht.
Reihe von Banken Quartalszahlen veröffent­
lichten, die schlechter ausfielen als erwartet,
                                                  Passend dazu habe ich gestern eine ausführ­
und deren Aktien dennoch anstiegen, ist es
                                                  liche Daimler Wunschanalyse ausgearbeitet,
nun nicht mehr ganz so einfach. Doch noch
                                                  die Sie in Kapitel 05 lesen können. Dort sind
immer zeigt der Markt eine relative Stärke, die
                                                  die heutigen Meldungen nicht enthalten. Daim­
weiterhin optimistisch stimmt.
                                                  ler ist günstig, es läuft rund und dennoch ist die
                                                  Aktie im Kielwasser des VW-Abgasskandals
                                                  noch nicht abgehoben. Die heutige Meldung
                                                  wird die Aktie weiterhin zurück halten. Wer
                                                  mutig ist, der steigt hier ein. Ich erwarte keine
                                                  skandalösen Ergebnisse in Folge der Untersu­
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chungen, allerdings wird es eine Reihe nega­ti­
ver Meldungen geben, die Sie als Aktionär
                                                             Microsoft Bruchlandung
überstehen müssen.

Google investiert wie ein betrunkener Matrose     Der dritte Tiefschlag stammt nun aus dem
                                                  Hause Microsoft und hat auch mich überrascht.
                                                  Satya Nadella steht bei mir hoch im Kurs, er
In den USA gab es gestern Abend gleich drei       hat den Konzern neu ausgerichtet und das
Tiefschläge: Alphabet, das Internetunterneh­      Cloud- sowie Officegeschäft zu wichtigen
men formerly known as Google (RIP Prince)         Wachstumsträgern gemacht. Auch das Suface
hat gestern Abend enttäuschende Q-Zahlen          Tablet verzeichnet in diesem Anwendungs­
veröffentlicht. Umsatz und Gewinn sind um         umfeld Erfolge. Doch neben diesen Highlights
17,4% bzw. 20% resp. angewachsen. Doch die        scheint bei Microsoft nicht viel zu laufen, und
Kosten sind überproportional gestiegen. 10.000    so haben die Zahlen unterm Strich enttäuscht.
zusätzliche Arbeitnehmer hat Google einge­
stellt, die Einnahmen im Ausland wurden durch     Die Xbox wird nach einem Jahrzehnt als erfolg­
den starken US-Dollar geschmälert und die         reiche Spielekonsole sang und klanglos ein­
"other bets", die "anderen Wetten", mit denen     gestellt. Auf dem Smartphonemarkt bekommt
Google in die Zukunft investiert, haben 200       Microsoft keinen Fuß auf den Boden. Windows
Mio. USD mehr verschluckt als zuvor. Dabei        10 ist gut vom Markt aufgenommen worden,
hatte gerade die von der Wallstreet ins Silicon   hilft aber lediglich den Abwärtstrend im PC-
Valley gewechselte Ruth Porat als CFO von         Geschäft zu verlangsamen, nicht aber umzu­
Google versprochen, die Investitionsfreude des    kehren.
Google-Managements in Zukunftsträume zu
zügeln. Der Anstieg dieser Kostenposition erin­   4,25% lautet das Minus der Microsoft-Aktie am
nert nun jedoch mehr an die Spendierfreude        heutigen Tag.
eines betrunkenen Matrosen.
                                                  Während ich nun diese drei Tiefschläge
Auch die Kosten pro Klick (CPC) für eine          beschrieben habe, ist der Dow Jones von
AdWords Werbung sind rückläufig, der Durch­       einem leichten Plus in ein leichtes Minus
schnittspreis ist um 9% gesunken. Google          gedreht. Das ändert nichts an meiner Ein­
notiert heute mi 5% im Minus.                     schätzung: Diese drei Tiefschläge haben es
                                                  nicht geschafft, verwandte Aktien mit in den
                                                  Keller zu reißen. Bei allen drei Unternehmen
      Starbucks mit schwachem Ausblick
                                                  war zwischen den Zeilen zu lesen, dass ohne
                                                  einen so starken USDollar insbesondere die
                                                  Gewinnsituation deutlich besser ausgesehen
Der zweite Tiefschlag heißt Starbucks. Das        hätte. Und mit einem Wechselkurs zwischen
Unternehmen hatte vor drei Monaten mit            1,07 bis 1,12 USD/EUR in den Monaten Januar
schwachen Umsätzen in Europa negativ über­        bis März stand der US-Dollar damals deutlich
rascht. Dieser Malus konnte nun ausgeglichen      tiefer als heute, denn der Wechselkurs scheint
werden, die Erwartungen der Analysten wur­        sich nun über 1,12 USD/EUR zu etablieren.
den erreicht. 9% Umsatzwachstum über alle
Märkte, 16% Gewinnwachstum können sich
sehen lassen. Zudem ist die Gewinnmarge von
17% auf 17,3% angewachsen. Doch der Aus­
blick hat Anleger enttäuscht. 10% Umsatz­
wachstum und ein Gewinn von 1,85 bis 1,86
USD/Aktie im laufenden Jahr ist deutlich weni­
ger als die von Analysten erwarteten 1,89
USD/Aktie Gewinn und die 12,5% Umsatz­
wachstum.

Starbucks notiert aktuell mit 5,75% im Minus.
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               Wochenrückblick                      Wochenperformance der wichtigsten Indizes

Was ist noch passiert in der vergangenen                     INDIZES        21.4.16   Woche Δ
Woche? In Japan und in Ecuador gab es ver­
heerende Erdbeben mit hunderten Opfern. Es          Dow Jones               17.983        0,3%
hätte niemanden überrascht, wenn diese bei­         DAX                     10.436        3,4%
den Ereignisse für einen Ausverkauf an den          Nikkei                  17.565        3,9%
Börsen gesorgt hätten, immerhin sind einige
                                                    Shanghai A                3.090       -4,2%
Zulieferer der Smartphoneproduzenten im
japanischen Erdbebengebiet angesiedelt und          Euro/US-Dollar             1,13       0,3%
auf absehbare Zeit nicht lieferfähig. Die Aktie     Euro/Yen                124,75        1,0%
von Apple war aus diesem Grund unter Druck.         10-Jahres-US-Anleihe     1,87%         0,09
Netflix hat mit 500.000 neuen Abonnenten das        Umlaufrendite Dt         0,10%         0,05
Ziel der Analysten von 586.000 neuen Abos           Feinunze Gold           $1.247        1,4%
klar verfehlt, die Aktie brach am Dienstag um       Fass Brent Öl           $44,79        1,5%
8% ein. Kein Wunder, denn ein Unternehmen
                                                    Kupfer                    4.999       3,1%
mit einem KGV von 437 darf sich keinen Fehler
leisten.                                            Baltic Dry Shipping        670       12,2%

Big Blue alias IBM hat den 16. Umsatzschwund
in Folge verzeichnet. CEO Ginni Rometty
erklärt Quartal für Quartal mit eindrucksvollen   Plus 3,4% im DAX, sogar 3,9% im Nikkei trotz
Worten, warum das nicht zu verhindern war.        Erdbeben. Der Dow Jones hingegen konnte
Doch ein Gegenmittel hat auch sie nach vier       nur um 0,3% zulegen, und in China gaben die
Jahren noch immer nicht gefunden.                 Aktien gar 4,2% ab. Grund für die gute Perfor­
                                                  mance der Exportländer Japan und Deutsch­
Gestern hat dann ein auf Short-Spekulationen      land ist meiner Einschätzung nach der stei­
spezialisierter Hedgefonds den deutschen Wer­     gende Ölpreis sowie die allgemein festeren
bevermarkter Ströer unter Beschuss genom­         Rohstoffpreise.
men. Ich habe eine ausführliche Analyse der
Vorwürfe in Kapitel 06 vorgenommen.               Im Zeitalter des Computer-automatisierten
                                                  Handels werden steigende Rohstoffe mit Kon­
Wenn DAX und Dow Jones trotz solcher Hiobs­       junkturaufschwung gleichgesetzt, was die
botschaften weiter aufwärts streben, dann         Exporttätigkeit in der Welt ankurbelt. Diese
wird das der Optimist als ein Zeichen von         Algorithmen sind weltweit fest einprogrammiert
extremer Stärke darstellen, der Pessimist wird    und sorgen für sofortige Kursreaktionen bei
konstatieren, dass die Einschläge immer näher     entsprechenden Bewegungen der Rohstoff­
kommen. Schauen wir einmal, wie sich die          preise. Doch ich habe Berichte gelesen, dass
wichtigsten Indizes im Wochenvergleich ent­       in China nach einer eher zurückhaltenden Kon­
wickelt haben.                                    junkturtätigkeit nun wieder Lager aufgefüllt
                                                  werden, was eben nur vorübergehend für einen
                                                  Preisanstieg sorgt. Natürlich werden die Lager
                                                  aufgefüllt, weil man mit verstärkter Produkti­
                                                  onstätigkeit rechnet, doch das wird noch
                                                  einige Monate dauern, bis wir an dieser Stelle
                                                  Gewissheit haben. Das Ganze kann sich auch
                                                  noch als Strohfeuer entpuppen.

                                                  Das Kupfer ist also um 3,1% angesprungen.
                                                  Der Ölpreis um 1,5%, obwohl das Treffen der
                                                  Ölförderländer in Doha ergebnislos verlief. Ein
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Ausverkauf wäre eigentlich die logische Folge
dieses enttäuschenden Ergebnisses gewesen.
Doch inzwischen hat die Internationale Ener­
gieagentur (IEA) vorgerechnet, dass die                  03. Sentiment:
Ölnachfrage im laufenden Jahr "nur noch" um        Euphorie bei abnehmendem
1,16 Mio. Fässer am Tag anwachsen werde.
Gleichzeitig wissen wir, dass die Saudis ihr            Grundvertrauen
Angebot um 1 Mio. Fässer ausweiten, der Iran
um weitere 600.000 Fässer. 1,6 Mio. mehr
gefördertes Öl am Tag trifft auf einen Nachfra­   Nun ist die Stimmung übergeschäumt, viele
geanstieg um 1,16 Mio. Fässer, da werden          Anleger feiern die Kursgewinne als gebe es
noch immer 440.000 Fässer zu viel gefördert.      kein Morgen. Ich habe soeben eine Lobesmail
                                                  erhalten, nach deren Lesen ich überrascht bin,
Doch nun laufen die Fracking-Anlagen in den       das keine Sänfte vor meinem Büro auf mich
USA aus und werden nicht mehr eingesetzt, da      wartet. Doch ich habe gelernt, wenn ich auch
der Ölpreis für die Erschließung neuer            fünfmal hintereinander richtig an der Börse lie­
Fracking-Vorkommen zu niedrig ist. Im laufen­     ge, werde ich dennoch geteert und gefedert,
den Jahr werde die US-Produktion daher um 1       sollte ich beim sechsten mal daneben liegen.
Mio. Fässer zurückgehen. Sprich: Das Nach­
fragewachstum kann nicht gestillt werden. Öl      Die Stimmung ist so gut wie zuletzt Anfang
wird wieder knapp, egal ob der Iran nun irgend­   Dezember, kurz vor der heftigen Baisse, die
welchen Einfrierungen zustimmt oder nicht.        viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt
                                                  hat. Gleichzeitig ist auch die Selbstzufrieden­
Das Wachstum der Nachfrage komme haupt­           heit stark angestiegen und notiert ebenfalls auf
sächlich aus China und Indien, so die IEA. Die    einem Niveau, das wir seit Ende letzten Jahres
Meldung wurde zwar als negativ-Schlagzeile        nicht mehr gesehen haben.
für den Ölpreis veröffentlicht, weil das Wachs­
tum geringer ausfällt als noch zuvor erwartet.    Dabei ist das Kaufinteresse der Anleger verflo­
Doch dieses Nachfragewachstum war offen­          gen, die Grundüberzeugung für anhaltend stei­
sichtlich nicht mehr in den Köpfen der Anleger    gende Kurse ist nicht mehr gegeben und damit
präsent und sorgte nun für einen weiteren         fehlt eine wichtige Unterstützung für den Fall,
Anstieg des Ölpreises.                            dass Verkäufe einsetzen.

Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist um wei­     Nun ist die Sentimenterhebung allein kein aus­
tere 12,2% auf nunmehr 670 USD gestiegen.         reichender Indikator für die künftige Entwick­
Ein weiteres Zeichen für eine Wiederbelebung      lung an den Märkten. Wenngleich im Dezem­
der Wirtschaft.                                   ber nach einer ähnlichen Stimmungslage ein
                                                  heftiger Ausverkauf folgte, so hatten wir eben­
Sind diese guten Daten nun der Beweis für die     falls ein ähnliches Stimmungsgemenge vor
Kursanstiege der vergangenen Wochen und           etwas mehr als einem Jahr. Damals blieb die
sollten Sie daher nun Gewinne mitnehmen?          Euphorie lange erhalten, während niemand an
Oder ist das erst der Anfang einer fulminanten    weiter steigende Kurse glaubte und der DAX
Rallye? Schauen wir uns zur Beantwortung          kletterte an der berühmten Wand der Angst von
dieser Frage zunächst noch die Entwicklung        9.600 auf 12.300 Punkte.
des Sentiments an.
                                                  Der Angst und Gier - Index des S&P 500 zeigt
                                                  schon wieder Gier an (74%). Ab 75% befinden
                                                  wir uns im Bereich extremer Gier. Das Put/Call-
                                                  Ratio des S&P 500 ist abgerutscht, die meisten
                                                  Anleger spekulieren bereits auf weiter stei­
                                                  gende Kurse. An der Euwax hingegen hat der
                                                  langfristige Indikator ins Minus gedreht, hier
                                                  spekulieren die meisten auf fallende Kurse.

                                                  Der Dow Jones notiert ja schon seit einiger Zeit
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im Vergleich zum Jahresbeginn im Plus wäh­
rend der DAX noch tiefrote Zahlen schrieb.
                                                                    Top Analystenziele
Eine Aufholjagd ist also durchaus angebracht,
zumal der befürchtete US-Dollarausverkauf
vorerst beendet scheint.                             Unterneh­      Analyse   Kurs       Kursziel   Upside
                                                       men            v.

Sentimentdaten                                      Dt. Beteili­     18.4     18,47 €     35,00 €   89,50%
                                                    gung
                                                    Commerz­         21.4      8,42 €     14,00 €   66,27%
Kaufempfehlungen der Privatanleger                  bank
Ströer Media, Amazon, Starbucks
                                                    Zalando          19.4     28,55 €     45,00 €   57,62%
                                                    Daimler AG       20.4     62,96 €     98,00 €   55,65%
Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
                                                    Wirecard         19.4     35,56 €     53,00 €   49,04%
Chesapeak Energy, Bayer, Citigroup
                                                    Dt. Bank         18.4     16,95 €     25,00 €   47,49%
                                                    Südzucker        20.4     15,16 €     22,00 €   45,12%
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammen­
arbeit mit Sharewise                                ZOOPLUS          21.4     121,00       175,00   44,63%
                                                                                   €            €
erstellt:
                                                    Dt. Lufthansa    18.4     13,90 €     20,00 €   43,88%
http://www.sharewise.com?heibel
                                                    Capital Stage    21.4      6,93 €      9,70 €   39,97%

Die Kaufempfehlungen von Sharewise sind
                                                  Es handelt sich um Analysen aus dieser
schon wieder ziemlich mutig: Ströer trotz Skan­
                                                  Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit
dal, Starbucks trotz schwachem Ausblick und
                                                  Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein
Amazon ist immer ein Liebesbekenntnis und
                                                  Eigeninteresse des Analysten für eine rosa
weniger eine fundierte Anlageentscheidung.
                                                  Brille sorgen kann, weshalb Analystenein­
Gewarnt wird von Frühzyklikern wie Chesa­
                                                  schätzungen tendenziell optimistischer aus­
peak und Bayer, aber auch der niedergeprü­
                                                  fallen, als es die Realität anschließend erlau­
gelten Citigroup. Das klingt für mich sehr wag­
                                                  ben würde (Sellside-Analysen). Aber die Über­
halsig und passt zur oben attestierten Eupho­
                                                  sicht gibt einen Eindruck darüber, wo die
rie, Vorsicht ist also durchaus angebracht.
                                                  Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am wei­
                                                  testen auseinander liegen. Wer letztlich Recht
Ich werde im folgenden Kapitel näher darauf
                                                  haben wird, der Analyst oder die Anleger, die
eingehen, ob die Einschläge nun näher kom­
                                                  den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall indivi­
men oder ob die Börse eine robuste Verfas­
                                                  duell zu beurteilen.
sung hat, ob die Stimmung bereits als Kon­
traindikator wie eine Warnung zu interpre­
tieren ist oder aber ob diese Euphorie noch
eine Weile anhalten kann.                                 04. Ausblick:
Sie wollen wissen, was die Analysten im Ein­       Verschnaufpause kann auch
zelnen für Aussagen treffen und wo sie die
größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine
                                                      robusten Markt treffen
Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurs­
zielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz ein­
fach an, wo das aktuelle Kursziel des Analy­      Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten
sten prozentual am meisten über dem aktuel­       des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte
len Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen      haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine
Empfehlungen finden Sie unter                     kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienre­          nicht aufrecht erhalten.
search/Top-Aktien
                                                  Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie
                                                  überwiegend vergangenheitsbezogene Erklä­
                                                  rungen von mir. Detaillierte Analysen und Ein­
                                                  schätzungen über die künftige Börsenent­
                                                  wicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Hei­
                                                  bel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlen­
22. Apr. 2016                      Heibel-Ticker Standard #16                   Seite 9 von 20

den Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS baue         zugspreis für sämtliche Sonderanalysen, die in
ich kontinuierlich weiter aus und komme dabei      unregelmäßigen Abständen veröffentlicht wer­
insbesondere den Wünschen meiner Kunden            den. Viele Sonderanalysen stelle ich den Hei­
nach. Inzwischen bietet das Heibel-Ticker          bel-Ticker PLUS Kunden sogar kostenfrei zur
PLUS Abonnement folgende Zusätze:                  Verfügung.

INTERNET: Kundenbereich                            Falls Ihnen ein Jahr zu lang erscheint, dann
                                                   können Sie den Heibel-Ticker PLUS auch
- täglich aktuelle Einschätzungen zu den Mel­      zunächst für ein halbes- oder viertel Jahr
dungen, die unsere offenen Positionen betref­      bestellen. Oder bestellen Sie einfach das
fen                                                Schnupperabo zu 20 € für 6 Wochen.

- einen Chart für jede offene Position, um die     Geben Sie bitte den folgenden Link in Ihren
Kurssituation schneller zu erfassen                Browser ein und bestellen Sie unter

- die Möglichkeit, nur die 10 neuesten Kom­        http://www.heibel-ticker.de/customer/new
mentare zu den offenen Positionen anzeigen
zu lassen.

- Sie können sich aus den empfohlenen Werten              05. Wunschanalyse:
Ihr eigenes Musterportfolio zusammenstellen,                   Daimler
um gezielter und schneller die für Sie relevan­
ten Neuigkeiten zu sehen.

Weiterhin erhalten meine Kunden eine über­
sichtliche Tabelle über alle offenen Positionen                       Daimler
mit der jeweiligen Wochenperformance sowie                  hohe Dividende und niedriges
Performance seit Empfehlung und mit einer                        Bewertungsniveau
Übersicht über die anstehenden Aktivitäten wie
Stopp Loss nachziehen oder verkaufen bzw.
kaufen.
                                                   Do, 21. April um 13:12 Uhr
Für die besonders aktiven Anleger unter Ihnen      Daimler hat sich in den vergangenen Jahren
biete ich an, die unterwöchigen Updates direkt     von teuren Abenteuern getrennt. Nun spuckt
per E-Mail an Sie zu senden und ich benach­        der Konzern wieder viel Gewinn aus, eine
richtige Sie im Falle von Aktionsempfehlungen      attraktive Flotte sorgt für Absatzrekorde auf
(Kauf oder Verkauf) direkt per SMS auf Ihr         allen Weltmärkten. Doch die Elektromobilität ist
Handy. Dabei handelt es sich um einen Zusatz­      in aller Munde, und Daimler betritt diesen
dienst (Express!), den ich mit 6,25 € pro Monat    Zukunftsmarkt nur zögerlich. In dieser Analyse
berechne. Keine Angst, sämtliche Updates           komme ich zu dem Schluss, dass Probleme für
befinden sich natürlich dann auch nochmals in      Daimler erst in ferner Zukunft akut werden,
der Freitagsausgabe für die normalen PLUS-         aktuell sind die hohe Dividende und das nied­
Kunden.                                            rige Bewertungsniveau ein gutes Kaufargu­
                                                   ment.
Den Reaktionen meiner Kunden entnehme ich,
dass der Heibel-Ticker PLUS die Bedürfnisse
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fundiert und erfolgreich befriedigt. Schauen Sie
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würde mich freuen, wenn ich Sie als neuen
Abonnenten gewinnen kann.

Für eine Jahresgebühr von 150 Euro erhalten
Sie ein Jahresabonnement sowie einen Vor­
22. Apr. 2016                        Heibel-Ticker Standard #16                 Seite 10 von 20

            Erfolge des Jahres 2015                       Solide Dividendenaktie seit 28 Jahren

Über 2 Mio. PKWs hat Daimler im Jahr 2015            Ich bin die Dividendenzahlungen des Konzerns
verkauft, über 500.000 LKWs. Das sind histori­       durchgegangen. Seit 1988 wurde die Divi­
sche Absatzrekorde. Hinzu kommen 321.000             dende nur zweimal ausgesetzt (1995 und
verkaufte Kleintransporter sowie 28.100 Busse.       2009). Die durchschnittliche Dividendenrendite
Der Absatz ist im Jahr 2015 um 12% gestie­           über diese Zeitspanne beträgt 4,2%. Nicht
gen.                                                 übel, wenn wir uns das heutige Zinsniveau
                                                     anschauen. Aber alles andere als berühmt,
Dank ordentlicher Preise konnte der Umsatz           wenn wir uns die Inflationsraten der 80er und
sogar um 15% auf 149,5 Mrd. Euro gesteigert          90er in Erinnerung rufen. Zudem dümpelt die
werden. Das PKW-Geschäft macht dabei über            Aktie der Daimler seit 27 Jahren um die 60
die Hälfte des Umsatzes aus, gefolgt von den         Euro herum (splitt- und Euro-umstellungsbe­
LKWs mit knapp einem Viertel.                        reinigt). Eine Wertsteigerung fand nicht statt,
                                                     wenn wir mal den Kurssprung von 60 auf 66
60% des Gewinns kommen aus dem PKW-                  Euro der vergangenen 10 Tage außer Acht las­
Geschäft, nur 20% von den LKWs. Hier setzt           sen.
die Kritik der Analysten an, die ein schwä­
chelndes LKW-Geschäft monieren. Zwar läuft           Auf der Hauptversammlung am 6.4. wurde eine
der Absatz in Europa sowie Nord- und Süd­            Dividendenausschüttung für das abgelaufene
amerika gut, doch das Asiengeschäft der              Jahr 2015 von 3,25 Euro je Aktie beschlossen,
Nutzfahrzeuge war im vergangenen Jahr stark          das entspricht einer Dividendenrendite von
rückläufig. Insgesamt ist der Gewinn dennoch         5,2%. Analysten erwarten für das kommende
überproportional um 36% auf 13,8 Mrd. Euro           Jahr 2017 sogar eine Dividendenrendite von
angesprungen.                                        5,75%.

Für das PKW-Geschäft ist China inzwischen
der größte Einzelmarkt. Mit 400.000 verkauften
                                                              Günstiges Bewertungsniveau
Autos in China wird dort mehr abgesetzt als in
Deutschland (296.000) oder in den USA
(359.000). Knapp zwei Drittel der in China ver­
kauften PKWs werden auch in China produ­             150 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit einer
ziert, nur ein Drittel wird nach China exportiert.   Marktkapitalisierung von 71 Mrd. Euro belegt.
                                                     Das KUV (Kurs/Umsatz-Verhältnis) beträgt
So erfolgreich das PKW-Geschäft in China             somit lediglich 0,47, im Allgemeinen gilt ein
auch sein mag, die chinesische Konjunktur­           KUV von 1 als fair. Ein besonders niedriges
schwäche wirkt sich auf die Nutzfahrzeug­            KUV gibt es stets dann, wenn kein Wachstum
branche aus, und dort gab es rückläufige             vorhanden oder aber wenn die Gewinnmarge
Absatz- und Umsatzzahlen. Daimler LKWs               hauchdünn ist.
gehen in Asien überwiegend durch Indonesien,
Indonesien hängt aber stark an der Konjunktur        Das Gewinnwachstum flacht in den kommen­
Chinas.                                              den Jahren ab, Analysten erwarten ein durch­
                                                     schnittliches Gewinnwachstum von 7% p.a.
Am morgigen Freitag wird Daimler Zahlen für          für die kommenden fünf Jahre. Die Gewinn­
das erste Quartal 2016 veröffentlichen. Ein          marge ist mit aktuell 9,2% bereits ziemlich
besonderes Augenmerk der Anleger und Ana­            hoch für den Automobilsektor. Viel Luft nach
lysten wird auf den LKW-Zahlen aus China lie­        oben ist da nicht.
gen. Nachdem ich in den vergangenen Mona­
ten beobachten konnte, wie die Konjunktur­           So erklärt sich auch das niedrige KGV 2017e
daten Chinas sukzessive nach oben drehten,           von nur 7. Ziehen wir die 20 Mrd. Euro Netto­
kann ich mir eine positive Überraschung in die­      liquidität noch vom Unternehmenswert ab,
sem Bereich gut vorstellen.                          dann ergibt sich für die Bewertung des
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Geschäftsmodells ein KGV von nur noch 5.
                                                        Brennstoffzelle und Elektroantrieb

     Mir könnet älles außer hochdeutsch
                                                 Die Brennstoffzelle ist eine tolle Idee: Wasser­
                                                 stoff wie Benzin tanken und hinten Wasser aus
Immer wieder erlaubte sich Daimler teure         dem Auspuff laufen lassen. Kein anderer Auto­
Abenteuer: Ob die Übernahme der insolventen      bauer setzt so konsequent auf die Brennstoff­
AEG Mitte der Achtziger, ob die immer wieder     zelle wie Daimler. Dennoch steckt diese Ent­
teure Beteiligung an dem Airbus-Mutterkonzern    wicklung noch immer in den Kinderschuhen,
EADS, oder ob auch zuletzt die völlig schief     wenn wir die Wirtschaftlichkeit betrachten: Es
gelaufene Übernahme der amerikanischen           ist noch immer viel zu teuer, Wasserstoff zu
Chrysler (1998). Selbstüberschätzung hat         gewinnen, und dabei geht noch zu viel Energie
System bei den Vorständen des Erfinders des      verloren.
Automobils.
                                                 Wenngleich die Brennstoffzelle also die Lösung
CEO Dieter Zetsche hat die letzten Abenteuer     all unserer heutigen Probleme verspricht
aus dem Konzern geschmissen: Chrysler            (große Reichweite, emissionsfrei, schnelles
wurde 2010 verkauft und die EADS-Beteiligung     „nachladen”), so dürfen Sie die Daimler-Aktie
wurde 2013 abgestoßen. Und kaum konzen­          nicht aufgrund dieses Zukunftstraums ins
triert sich der Autobauer auf das Autobauen,     Depot holen. Für ein Investment liegt diese
quillt der Tresor über. 20 Mrd. Euro an Barre­   Vision noch in zu weiter Ferne.
serven hat Daimler seither angehäuft.
                                                 Ganz anders sehe ich die Elektromobilität.
Doch wohin mit dem vielen Geld? Solange Zet­     Tesla hat den Markt aufgemischt, und jeder
sche am Ruder ist, fürchte ich kein neues        Autobauer der Welt muss nun mit aller Gewalt
desaströses Abenteuer. Und sein Vertrag läuft    in die Elektromobilität investieren. Tesla hat es
noch bis 2019. Technologisch ist Daimler         verstanden, vorhandene Technologien zur
bestens aufgestellt. Während Autos vor dreißig   Marktreife zu bringen. Mit in Reihe geschalte­
Jahren noch eine Lebenserwartung von 10          ten Laptop-Batterien (Lithium trägt heute die
Jahren hatten, kann man heute zehn Jahre alte    größte Energiedichte unter den bekannten Bat­
Autos kaum von Neuwagen unterscheiden –          teriestoffen) hat Tesla Reichweiten von bis
einmal abgesehen vom Design. Sichtbare           zu 500 km je Ladung erreicht. Dazu wurde das
Unterschiede von alten Autos zu Neuwagen         Auto vollständig neu entworfen: Die Boden­
sind der fehlende iPod-Anschluss und gege­       platte besteht vollständig aus Batterien, gibt
benenfalls die Mercedes-Me App, über die         dem Fahrzeug dadurch einen extrem tiefen
der Besitzer diverse Infos zu seinem Wagen       Schwerpunkt und ein Fahrverhalten wie ein
abrufen kann.                                    Formel-1 Bolide.

Verschleißprobleme gibt es nur immer dort, wo    Auf die Batterien geschraubt ist dann ein bes­
Mercedes weiter an den Verbrauchswerten          serer Nähmaschinenmotor, der ohne Gänge
drehen muss. Bis 2020 muss der durchschnitt­     sensationelle Beschleunigungswerte ermög­
liche Flottenverbrauch so stark gesenkt wer­     licht. Und Nähmaschinenmotoren halten ewig.
den, dass nur noch 95 gr./km CO2 ausgesto­       Fragen Sie mal ihr ältestes Familienmitglied,
ßen werden. Aktuell liegt Daimler bei 123        wie viele Nähmaschinen sie in ihrem Leben
gr./km CO2. Motoren werden hochgezüchtet         gekauft hat. Die Antwort wird lauten: eine.
und dadurch fehleranfälliger.
                                                 Also: Die Karosserie von Autos sieht heute
                                                 nach 10 Jahren noch aus wie neu. Der Elek­
                                                 tromotor hat nicht die Verschleißteile, die
                                                 einen Verbrennungsmotor altern lassen. Auch
                                                 die Batterien haben heute schon eine extrem
                                                 lange Lebensdauer. Nach 160.000 Kilometer
                                                 hat die Tesla S Batterie noch immer 80-85%
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ihrer ursprünglichen Kapazität.                     meines Erachtens nicht richtig bewertet. Man
                                                    hat sich auf die Ladekapazität der Batterien
                                                    konzentriert.
             Batterie und Software

                                                                   Car-as-a-Service
Wenn ich mir die Entwicklung anschaue, gibt
es derzeit zwei wichtige Bereiche, die die
Zukunft der Automobilmärkte bestimmen wer­          Mit MyTaxi und Car2Go hat sich Daimler
den: Zum einen die Batterietechnik und zum          immerhin in zwei junge Märkte eingekauft, in
anderen die Software für Autos.                     dem die Software einen maßgeblichen Erfolgs­
                                                    anteil hat. Das Flottenmanagement wird hier
Die Ladekapazität unterliegt physikalischen         vollständig elektronisch realisiert. Es wird der
Gesetzen. Anders als in der Chipindustrie kann      Markt der Großstädte bedient, in dem moderne
die Kapazität nicht jedes Jahr verdoppelt wer­      Städter kein eigenes Auto mehr besitzen, son­
den. Für die kommenden fünf Jahre sind Kapa­        dern ein standardisiertes Fahrzeug abgreifen,
zitätssteigerungen von maximal 20% zu               wenn sie es gerade brauchen.
erwarten. Sollen Autos noch größere Sprünge
in der maximalen Reichweite machen, dann
muss seitens der Software noch optimiert wer­
                                                             Eine Frage des Zeithorizonts
den.

Es wird wild entwickelt. Die Batterieflüssigkeit
soll durch feste Materialien ersetzt werden und     Daimler ist in der heutigen Automobilwelt
dadurch das Gewicht der Verpackung sparen,          bestens aufgestellt. Der Konzern partizipiert
was wiederum mehr Ladematerial ermöglicht.          voll am Wachstum Chinas und wird, wenn sich
Hier versprechen sich die Autobauer, die Tesla      die Konjunktur dort erholt, überproportional
hinterherhinken, die größten Chancen.               gute Zahlen schreiben. Dieser Erfolg wird mei­
                                                    ner Einschätzung nach auch in den kommen­
Tesla selbst hält am Erfolgskonzept fest und        den Jahren anhalten, und vor diesem Hinter­
plant den Bau einer Gigafactory, der größten        grund ist die Daimler Aktie sehr günstig bewer­
Batteriefabrik der Erde, in der die Batterien für   tet.
Tesla-Fahrzeuge und diverse andere Anwen­
dungen günstiger produziert werden sollen als       Doch meiner Einschätzung nach wird das
anderswo. Optimierungen finden bei Tesla in         Automobilgeschäft der Zukunft stärker durch
erster Linie auf der Software-Ebene statt. Die      Software bestimmt werden. Die Umstellung der
Steuerung der immer komplexeren Systeme an          Mobilfunknetze von 4G auf 5G sei die letzte
Bord eines Autos muss energieeffizient erfol­       Hardware-Umstellung, habe ich gelernt.
gen. Nicht alle Systeme müssen immer laufen,        Danach finden Generationswechsel nur noch
wenn sie gebraucht werden müssen sie jedoch         auf der Softwareebene statt.
ad hoc da sein.
                                                    Autos sind noch nicht so weit, aber da wird es
So erklärt sich der Erfolg Teslas: Ein Auto, das    hingehen. Ob diese Entwicklung fünf oder fünf­
weniger komplex ist als die Autos der Wettbe­       zig Jahre in Anspruch nehmen wird, kann ich
werber in Ländern, die mit Komplexität her­         leider nicht beurteilen. Doch das Geschäfts­
vorragend umgehen können, und bei dem die           modell von der heutigen Daimler ist ein Aus­
Entwicklung hauptsächlich auf Softwareebene         laufmodell. Und je nachdem, wie weit Sie mit
erfolgt, ein Bereich in dem die USA führend         Ihren Investments in die Zukunft schauen, kön­
sind.                                               nen Sie sich nun noch einige Jahre an Daim­
                                                    lers Dividende erfreuen. Vielleicht kriegen die
Daimler war einige Jahre in Tesla investiert und    Schwaben ja auch noch die Kurve hin zum
hat seine Beteiligung 2014 mit großem Gewinn        Softwarekonzern. Noch ist es nicht zu spät.
verkauft. Die Bedeutung der Softwareent­
wicklung für die Zukunft des Autos hat Daimler
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                                                   Marktkapitalisierung wurde so ausradiert.
                     Fazit:
                                                   Es wäre nicht das erste mal, das ein Bilanzie­
                                                   rungsskandal ein Unternehmen zu Fall bringt.
Die in dieser Analyse aufgeworfenen Kritik­        Ich habe mir daher die Mühe gemacht und die
punkte beziehen sich sicherlich auf die ferne      60 Seiten durchgearbeitet. Meine Einschät­
Zukunft. An der Börse wird die Zukunft gehan­      zung: Der Co-Gründersohn Dirk Ströer und der
delt, und es ist schwer abzuschätzen, wann         CEO Udo Müller, beide mit je 21% an Ströer
solche Szenarien in den Aktienkurs eingepreist     beteiligt, müssen lernen, sich der öffentlichen
werden. Für die kommenden ein bis zwei Jahre       Kontrolle zu unterwerfen. Ein schmerzhafter
dürfte jedoch die hohe Dividende Grund genug       Lernprozess, aber kein Grund, dafür in den
für Aktionäre sein, dem Unternehmen die            Knast zu wandern. Muddy Waters auf der
Stange zu halten. Das Bewertungsniveau ist         anderen Seite ist ein Hedgefonds, der es sich
günstig und etwaige Probleme liegen, wenn          zum Ziel gesetzt hat, mit Short-Ideen Geld zu
überhaupt, noch in weiter Ferne.                   verdienen. Der Chef Carson Block ist bekannt
                                                   dafür, Bilanzierungsunregelmäßigkeiten aufzu­
Zudem sorgt eine attraktive Flotte derzeit auf     decken, was in einem Fall sogar bei einem chi­
vielen Märkten für ordentliche Wachstums­          nesischen     Unternehmen      einen    großen
zahlen. Ziel dieser kritischen Betrachtung ist     Schwindel aufdeckte, der die Existenz des
lediglich, die Daimler-Aktie, die in vielen        Unternehmens beendete.
Depots bereits seit Jahrzehnten liegt, nicht aus
den Augen zu verlieren.                            So zieht Muddy Waters in der Analyse auch
                                                   gleich Parallelen zu dem chinesischen Extrem­
                                                   fall. Ich halte diese Parallele allerdings für
                                                   übertrieben. Ströer wird lernen müssen, Priva­
    06. Ströer: Wenn ein                           tes von Udo Müller und Dirk Ströer stärker vom
  Gutsherr zum Yuppie wird:                        Geschäftlichen der Aktiengesellschaft zu tren­
                                                   nen und mögliche Interessenskonflikte stärker
            Ströer                                 zu berücksichtigen. Auch wird Ströer nach die­
                                                   sen Enthüllungen ein wenig entzaubert, das
                                                   zuvor hohe Bewertungsniveau wird so schnell
                                                   nicht mehr erreicht werden. Die Existenz von
                                                   Ströer wird dadurch jedoch nicht in Frage
                    Ströer
                                                   gestellt.

Fr, 22. April um 10:30 Uhr                         Bevor wir die Vorwürfe durchgehen noch ein
                                                   paar Hintergrundinformationen zu Ströer: Das
  Ströer: Wenn ein Gutsherr zum Yuppie wird        Unternehmen ist 2010 an die Börse gegangen,
                                                   der Kurs dümpelte zwei Jahre vor sich hin, bis
                                                   2012 die "Digitale Strategie" verkündet wurde.
                                                   Während das angestammte Geschäft der
Gestern hat der US-Hedgefonds Muddy Waters
                                                   Außenwerbung durch Poster, Bildschirme bis
eine Analyse zu Ströer veröffentlicht, in der
                                                   hin zu Videos auf Infoscreens als Immobili­
dem       Unternehmen    Bilanzierungsunregel­
                                                   engeschäft darstellt, denn maßgeblich für die
mäßigkeiten bis hin zu schädlichem Insider­
                                                   Einnahmen ist hier die Lage, Lage, Lage der
verhalten vorgeworfen wird. Auf 60 Seiten
                                                   Werbeträger, sollen künftig digitale Werbeträ­
(http://d.muddywatersresearch.com/wp-con­
                                                   räger entwickelt werden.
tent/uploads/2016/04/MW_SA­
X_04212016.pdf) wird detailliert aufgezeigt, wie
                                                   Seither hat Ströer 29 Unternehmen zugekauft:
das Management von Ströer Zahlen dahinge­
                                                   Das Online-Portal der Dt. Telekom, eine Edu­
hend manipuliere, um eine größere Ertragskraft
                                                   cational Company, eine mobile Werbeplatt­
sowie ein größeres Wachstum insbesondere im
                                                   form, ein Unternehmen für statistische Aus­
neuen Geschäftsbereich der digitalen Medien
                                                   wertungen, digitale Gelbe Seiten, Mega
zu erzeugen. Die Aktie von Ströer ist gestern
                                                   Poster bis hin zu freeXmedia von freenet. Ins­
um 20% eingebrochen, eine halbe Milliarde
                                                   gesamt wurden 142 Mio. Euro in bar für Über­
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nahmen ausgegeben, zudem erhöhte sich die           rung von 22,4 Mio. Euro hätten vorziehen müs­
Anzahl der ausstehenden Aktien um 32%.              sen.

Ströer stellt die Digitale Strategie als Erfolgs­   Die Rechnung, wie der Kaufpreis zustande
story dar, 2014 sei das digitale Geschäft orga­     kam und wieviel jeweils für die drei Beteili­
nisch um 34,3% gewachsen, 2015 um 23,5%.            gungen angesetzt wurde, ist nicht verfügbar,
Analysten sind begeistert von solchen Wachs­        entsprechend mutmaßt Muddy Waters hier.
tumszahlen bei gleichzeitig unerreicht hoher        Auch ich muss sagen, diese Transaktion hat
Profitabilität und errechnen sehr hohe Kurszie­     ein Geschmäckle, zumal bereits eine Woche
le. Das KGV 2015 steht bei 28, die Aktie hat        vor dem Kauf von freeXmedia durch das
sich seit den ersten sichtbaren Erfolgen der        Investmentvehikel von Udo Müller und Dirk
Digitalen Strategie Anfang 2014 bis heute ver­      Ströer dieser Fall im Aufsichtsrat von Ströer
vierfacht. Solche Zahlen und Kursentwick­           besprochen wurde. Zudem hat CFO Alfried
lungen kennen wir nur von Internetunter­            Bührdel, der Anfang 2014 dann den Kauf von
nehmen und wir wissen, dass nur wenige der          freeXmedia durch Ströer in seinem Jahresab­
digitalen Geschäftsmodelle am Ende wirklich         schluss abzeichnen sollte, Anfang 2014 über­
erfolgreich waren.                                  raschend und aus persönlichen Gründen das
                                                    Handtuch geschmissen. Muddy Waters folgert
                                                    daraus, dass Bührdel diese Transaktion im
                                                    Jahresabschluss nicht so darstellen durfte,
                                                    wie er es verantworten würde.

                                                    Das ist der Kern des Vorwurfs von Muddy
                                                    Waters gegenüber Ströer. Udo Müller und Dirk
                                                    Ströer hätten sich an dieser Transaktion per­
                                                    sönlich bereichert. Wenn sich dieser Vorwurf
                                                    bewahrheitet, dann ist die Glaubwürdigkeit des
                                                    Managements von Ströer gefährdet. Und da
                                                    die Digitale Strategie zu großen Teilen eine
                                                    Idee von Udo Müller und Dirk Ströer ist, wäre
Abbildung 1: WallStreet                             eine deutliche Neubewertung (tiefere Kurse)
                                                    die Folge.
Schauen wir uns also die Vorwürfe von Muddy
Waters einmal näher an:                             Es folgen dann noch eine Reihe von Unstim­
                                                    migkeiten, die in meinen Augen unglücklich
Der gewichtigste Vorwurf ist in meinen Augen        sind, nicht aber kriminell. So behauptet Muddy
die persönliche Vorteilnahme von CEO Udo            Waters, freeXmedia habe nur durch Geschäfte
Müller und Co-Gründersohn Dirk Ströer im            mit Ströer ein ordentliches Umsatzwachstum
Rahmen einer Transaktion mit freenet: Die tür­      erzielt. Zudem hätten Dirk Ströer und Udo Mül­
kische Tochter freeXmedia wurde im Dezem­           ler den Kaufpreis von 4 Mio. Euro nur zur
ber 2012 durch eine Investmentgesellschaft          Hälfte in bar und zur anderen Hälfte durch Wer­
gekauft, die Dirk Ströer und Udo Müller gehört.     bedienstleistungen aus dem Hause Ströer
Nur zwei Tage später veröffentlicht Ströer, dass    bezahlt, was das Unternehmen benachteilige
man das Unternehmen gemeinsam mit zwei              bzw. doppelt belaste. Dann wird aufgezeigt,
weiteren Beteiligungen der Investmentgesell­        dass freenet den Kauf entsprechend ausweist,
schaft an Ströer abkaufen wolle. Muddy Waters       also 2 Mio. Dienstleitungen von Ströer bilan­
errechnet aus dieser Transaktion einen Gewinn       ziert, das Investmentvehikel von Udo Müller
von 22,4 Mio. Euro für Dirk Ströer und Udo          und Dirk Ströer jedoch nur 1 Mio. Euro in Form
Müller, nachdem sie zuvor 2 Mio. Euro einge­        von Dienstleistungen dem Kaufpreis zurechnet.
setzt hätten. Ein Gewinn, der nicht angefallen      Ich könnte mir vorstellen, dass freenet den offi­
wäre, wenn Ströer die freeXmedia direkt von         ziellen Kaufpreis der erhaltenen Dienstlei­
freenet gekauft hätte. Somit handele es sich        stungen anzeigt, während Udo Müller und
um eine persönliche Bereicherung, wobei doch        Dirk Ströer lediglich ihren Einkaufspreis für die
die beiden Insider zum Wohle des Unterneh­          entsprechenden Dienstleistungen bei Ströer
mens Ströer den direkten Kauf unter Einspa­         bilanzieren. 50% Marge sind bei solchen
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Transaktionen keine Seltenheit.                      fünf Jahre laufenden Amtszeit vor sich.

Der nächste Vorwurf bezieht sich auf die             Wenn ein Shortseller mal so einen Fall hat,
Geschäftsentwicklung von freeXmedie. Nach            dann deckt er natürlich alles auf, was ihm auf­
der Übernahme durch Ströer sei der Umsatz            fällt. Mir wäre das Research lieber gewesen,
um 30% eingebrochen, so die Feststellung.            wenn es auf fünf Seiten diese fragwürdige
Daraus folgert Muddy Waters, dass der Umsatz         Transaktion bis ins Detail dargestellt hätte.
im Vorfeld künstlich und durch Geschäfte mit         Stattdessen musste ich mich durch 60 Seiten
Ströer nach oben manipuliert wurde und dass          Research arbeiten, bei dem viele Vorwürfe ver­
der Wert des Unternehmens deutlich geringer          mutlich darauf hinauslaufen, dass Ströer sei­
sei, als im Rahmen der Transaktion durch             nen Ermessenspielraum bei der Bilanzierung
Ströer an die Investmentgesellschaft von Udo         teilweise ein wenig zu weit gefasst hat. Hier
Müller und Dirk Ströer bezahlt wurde. Ich weiß       noch ein paar Beispiele:
nicht, aber könnte es nicht sein, dass die
Umsätze, die freeXmedia mit Ströer gemacht           Infoscreen, die Bildschirme in Supermärkten
hat, nach der Übernahme bilanziell konsolidiert      und U-Bahn, wurden 2015 plötzlich dem Digi­
werden, also nicht mehr als Außenumsatz auf­         talgeschäft zugeordnet. Dabei wurden Kosten
tauchen? Wenn freeXmedia 30% seines                  in Höhe von 5,4 Mio. Euro aus dem Digitalge­
Umsatzes mit Ströer gemacht hat, dann hätten         schäft plötzlich nicht mehr als operative Kosten
wir eine nachvollziehbare Erklärung, die diesen      ausgewiesen, sondern als nicht operative
Vorwurf widerlegt.                                   Kosten. Für Analysten ist immer die Ertrags­
                                                     kraft des operativen Geschäfts wichtig: Wieviel
NACHTRAG: Meine hier geäußerte Vermutung             kann mit einem bestimmten Geschäftsmodell
ist falsch: Ströer hat klargestellt, dass der Ver­   verdient werden. Nicht operative Kosten gelten
lust zweier Mandate von freeXmedia bereits           als einmalig oder zumindest wachsen sie nicht
vor der Transaktion bekannt gewesen und in           in Abhängigkeit vom Umsatz des entspre­
die Bewertung eingeflossen war.                      chenden Geschäftsbereichs. Wenn man also
                                                     operative Kosten als nicht operativ definiert,
Ströer kauft die drei Beteiligungen vom Invest­      dann wird die Ertragskraft des entsprechen­
mentvehikel Udo Müllers und Dirk Ströers im          den Geschäftsbereichs durch die geringer
Februar 2014 für 49,5 Mio. Euro zzgl. einer          zurechenbaren Kosten besser. Infoscreen
Preisanpassungsklausel in Höhe von 9,85 Mio.         erreichte nach Umwidmung als digitales
Euro. Nun wirft Muddy Waters Ströer vor, diese       Geschäft plötzlich eine Gewinnmarge von 50%.
Preisanpassungsklausel sogar noch auf 10,7           Das sei, so Muddy Waters, weltweit einmalig,
Mio. Euro erhöht zu haben, obwohl der                nicht mal das Silicon Valley erreiche solch eine
Umsatz, und somit der geschäftliche Erfolg,          Profitabilität. Zuletzt habe man eine solche
dieser Übernahme rückläufig war. Eine Prei­          Gewinnmarge in diesem Geschäftsbereich bei
sanpassungsklausel wird in der Regel nur             einem chinesischen Unternehmen gesehen,
dann nach oben gewährt, wenn sich das                das anschließend durch Bilanzmanipulationen
Geschäft überraschend positiv entwickelt.            aufgeflogen sei.
Doch auch dieser Vorwurf wäre entkräftet,
wenn meine zuvor erläuterte Erklärung richtig        Ein weiterer Vorwurf: Das organische Wachs­
wäre und die 30% Umsatzeinbruch der Konso­           tum im Digitalgeschäft sei um die Wachstums­
lidierung zuzuschreiben wären.                       rate von im entsprechenden Jahr getätigten
                                                     Übernahmen verbessert worden. Das ist etwas
Diese Transaktion hinterlässt sicherlich ein         kompliziert, ich versuche es in Worte zu fas­
Geschmäckle, wie schon oben ausgeführt.              sen: das organische Wachstum ist genau das
Immerhin sind auch gleich zwei der sechs Auf­        Wachstum des Geschäfts, das zum Jahres­
sichtsräte Mitte Dezember, umgehend nach             beginn bereits bestand. Wenn bspw. 100 Mio.
der Veröffentlichung der Kaufabsicht für freeX­      Euro Umsatz auf 110 Mio. Euro Umsatz
media durch Ströer, nachdem zwei Tage zuvor          anwachsen, dann beträgt das organische
freeXmedia durch das Investmentvehikel von           Wachstum 10%. Wenn im betreffenden Jahr
Udo Müller und Dirk Ströer gekauft worden            ein Unternehmen zugekauft wurde, das bspw.
war, zurückgetreten. Einer war erst 18 Monate        10 Mio. Euro Umsatz im Vorjahr ausgewiesen
im Amt, der andere hatte noch ein Jahr seiner        hatte, dann wird dieses Unternehmen im lau­
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fenden Jahr nicht in der Berechnung des           ner Gesellschaft, die laut Muddy Waters nicht
Umsatzwachstums berücksichtigt. Es bleibt bei     ordnungsgemäß der BaFin gemeldet seien.
10% Umsatzwachstum.                               Zudem fiel Muddy Waters eine Regelung auf,
                                                  die Udo Müller und Dirk Ströer die Kontrolle
Doch wenn das gekaufte Unternehmen bspw.          über das Unternehmen zusichert, solange sie
im Jahr der Übernahme dann 12 Mio. Euro           zusammen lediglich mindestens 10% der
Umsatz macht, nach 10 Mio. Euro im Vorjahr,       Anteile des Unternehmens halten. Die beiden
dann ist der Umsatz um 2 Mio. Euro angestie­      könnten also in die erzeugte digitale Euphorie
gen. Ströer habe, so der Vorwurf von Muddy        hinein ihre Anteile verkaufen, ohne dies ord­
Waters, diese 2 Mio. Euro in die Berechnung       nungsgemäß gemeldet zu haben und zudem
des organischen Wachstums eingerechnet.           ohne Einfluss zu verlieren, so der Vorwurf.
Ganz ehrlich: Ich weiß, dass die 10 Mio. bzw.
die 12 Mio. Euro nicht eingerechnet werden        Zwei abschließende        Fragen     und    eine
dürfen. Ob nun die 2 Mio. Euro Wachstum ein­      Schlussfolgerung:
gerechnet werden dürfen, das weiß ich nicht.
Kann gut sein, dass es sich hierbei um Ermes­     Ist die Shortattacke gerechtfertigt oder entbehrt
sensspielraum handelt, der eben von Ströer        sie jeder Grundlage, wie von Ströer in einer
im Sinne der Wachstumsstrategie des digitalen     ersten Meldung behauptet? Ich würde sagen,
Geschäfts genutzt wurde.                          ein Gutsherr, der zum Yuppie wird, fühlt sich
                                                  sicherlich manchmal größer als er ist und vor
Ein weiterer Vorwurf: Eingestellte Geschäfts­     diesem Hintergrund tritt Fehlverhalten auf.
aktivitäten würden im digitalen Geschäft
rückwirkend aus der Vergleichsbasis entfernt,     Ist die Digitale Strategie und sind die Personen
so dass das Wachstum höher erscheine als          Udo Müller und Dirk Ströer, die mit der Digita­
unter Berücksichtigung der Fehler, die Muddy      len Strategie in Verbindung gebracht werden,
Waters     sogleich   als    Managementfehler     damit nicht mehr haltbar? Nun, ich würde
bezeichnet. Ja, das ist meiner Meinung nach       schon sagen, dass die beiden derzeit auf
nicht ganz transparent und daher nicht fair. Da   einem Schleudersitz sitzen. Doch die meisten
muss Ströer transparenter werden, wenn das        der Vorwürfe lassen sich ausräumen. Es wird
stimmt. Genauso scheint Ströer Wertberichti­      teuer werden, sowohl für die beiden Personen
gungen für gescheiterte Geschäftsaktivitä­        Ströer und Müller, als auch für das Unterneh­
ten nicht zeitnah vorzunehmen, um von den         men Ströer. Doch wenn die aufgezeigten Män­
Fehlern abzulenken. Auch das ist nicht sauber,    gel nun konsequent angegangen werden, dann
ist meiner Erfahrung nach aber eher die Regel     sollten viele Vorwürfe verschwinden. Doch bis
in der Geschäftswelt als die Ausnahme.            die beiden aus dem Unternehmen gejagt wer­
                                                  den, müssen noch härtere Beweise gefunden
Nun kommt noch ein in meinen Augen lächer­        werden.
licher Vorwurf: Der freie Cashflow sei zu hoch
angesetzt, so Muddy Waters, weil Zahlungs­        Das Wachstum des Digitalgeschäfts ist gerin­
verbindlichkeiten im 3 Jahresdurchschnitt         ger als geglaubt, die Aktie wird sich nicht so
von Ströer binnen 95 Tagen bezahlt wurden,        schnell erholen. Heute erfolgt die Gegenbe­
zuletzt betrug diese Frist jedoch 118 Tage.       wegung. Spekulanten kaufen in dem Glauben,
Dadurch würden Zahlungsmittel länger im Kon­      dass es schon nicht so schlimm sein werde.
zern gehalten, der freie Cashflow habe sich       Doch wie ich solche Shortattacken kenne, wird
dadurch ein wenig erhöht. Tja, würde ich          Muddy Waters nochmals nachladen, wenn sich
sagen, das ist ein normaler Vorgang im Rah­       die erste Aufregung gelegt hat. Ich wäre also
men des Cash-Managements. An diesem               vorsichtig mit einer solchen Spekulation.
Punkt bin ich langsam ärgerlich geworden, mit
welchen Lapalien einem hier die Zeit geraubt      Grundsätzlich gilt die eiserne Regel für langfri­
wird.                                             stige     Anleger:     Bilanzierungsunregelmä­
                                                  ßigkeiten = Verkaufen! Bevor diese Vorwürfe
Belassen wir es mal bei dieser Aufzählung. Es     nicht restlos ausgeräumt sind, würde ich die
folgen noch Vorwürfe hinsichtlich der Ver­        Finger von der Aktie lassen. Sowohl spekulativ,
schleierung von Aktienverkäufen durch Udo         als auch langfristig.
Müller und Dirk Ströer über eine Liechtenstei­
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