www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt

Die Seite wird erstellt Hannelore Hensel
 
WEITER LESEN
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
www.sternwarte-schafmatt.ch   1
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
5001 Aarau
    Bahnhofstrasse 55
    Tel. 062 838 22 22
    www.trotteraarau.ch

2          DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
www.sternwarte-schafmatt.ch   3
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
INHALTSVERZEICHNIS

           EDITORIAL                                                  5
           AUS DER AVA                                                6
             - Wir trauern um Walter Zürcher, einen unserer Gründer
           AUS DEN ANFÄNGEN DER AVA                                   8
           AVA FACHGRUPPE „METEORITEN“                                9
             - Ein neuer interplanetarer Star
           AVA: UNSERE VORTRÄGE
             - Weshalb geschah der Urknall nicht 1 Jahr später?       11
             - Gefahr aus dem Weltall                                 13
           AUS DER AVA                                                15
             - Freude und Frust auf dem Planetenweg
           VERANSTALTUNGSKALENDER                                     18
           EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS                       20
             - 1. 700 Billionen-mal heller als die Sonne
             - 2. Erneut: Die Schweiz ist vorn dabei!

             - 3. Dunkle Materie - Sein oder Nicht-Sein?

           AVA: HISTORIKERGRUPPE                                      23
             - Navigation der Polynesier
           STERNSCHNUPPENBILD                                         25
           27. JULI: PLANETENPARADE UND ROTER MOND                    26

        Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 1. September 2018

IMPRESSUM

Redaktion und Layout: 			    Manfred Koch, kochm@bluewin.ch
Abonnemente und Adressen: 		 Fritz Maurer, maurer94@bluewin.ch
Druck und Verlag: 			        MiniDruck, Niedergösgen, info@minidruck.ch
Präsident: 				              Jonas Schenker, jonas.schenker@sunrise.ch
AVA Sternwarte: 				www.sternwarte-schafmatt.ch
PostFinance-Konto: 			       50-16754-7
Bank: 					Raiffeisenbank Aarau–Lenzburg, 5742 Kölliken
IBAN/Konto-Nr. 				          CH75 8069 8000 0039 8765 6
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Die MoFi des Jahrhunderts

Haben Sie für den 27. Juli schon etwas Spezielles geplant? Ein romantisches Dinner?
Vielleicht gar einen Heiratsantrag? Oder eine «Full-Red-Moon-Party»? Alles absagen!
WIR haben den perfekten Anlass für Sie!!! An diesem Sommerabend sorgt der Himmel
für eine speziell romantische Beleuchtung: Der Mond färbt sich glutrot, und Sie kommen
in den Genuss der längsten Totalen Mondfinsternis in diesem Jahrhundert.

Mit einer Dauer von 103 Minuten ist dies zweifelsohne eines der ganz grossen
astronomischen Ereignisse unserer Zeit. Da der Mond in Mitteleuropa schon während
der einleitenden partiellen Phase aufgeht, kann danach die Totalität am dunkelblauen
Dämmerungshimmel in voller Länge genussvoll verfolgt werden.

Doch das ist noch nicht alles! Wenig unterhalb des Roten Mondes steht Mars,
der Rote Planet, der gleichentags seine Oppositions-Stellung zur Sonne erreicht,
diesmal wegen seiner Nähe besonders hell und gross. Für Fotografen ist diese
Konstellation sehr erfreulich, denn das Ganze spielt sich in Horizontnähe ab, was ja be-
kanntlich speziell schöne Bilder ergibt. Selbst der Kalender meint es gut, denn die Jahr-
hundert-Finsternis findet an einem Freitagabend statt.

Hier also mein Tipp: Besuchen Sie uns auf der Jurahöhe Schafmatt (Parkplatz nahe
der Passhöhe) sowie auf unserer Sternwarte.

Genauere Infos dazu auf den Seiten 18 und 26.

Und drücken Sie mit uns die Daumen für einen wolkenlosen Finsternis-Abend!

Herzliche Grüsse

Manfred Koch

                             www.sternwarte-schafmatt.ch                                    5
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
Wir trauern um Walter Zürcher, einen unserer Gründer
      von Heiner Sidler, Safenwil

Am 16. Februar 2018 ist unser Vereinsmitglied
Walter Zürcher-Barone im 89. Lebensjahr
verstorben. Mit seinem roten E-Bike wird er nicht
mehr unterwegs sein, die Stadtsänger-Kollegen
müssen auf seine klare Stimme verzichten und
bei den Volleyballern wird er keine Bälle mehr
übers Netz lenken. Wir, die Astronomische
Vereinigung Aarau, haben ein weiteres, vermut-
lich unser letztes Gründungsmitglied verloren.

Walter war 25-jährig, als er am 24. Januar 1955
an der Gründungsversammlung der Astronomi-
schen Vereinigung in Aarau teilnahm. Sogleich
engagierte er sich begeistert und übernahm das
Amt des Aktuars. 4 Jahre später wurde er Vize-
präsident und 1961 erstmals Präsident der Aarauer Astronomen.

In seiner 2. Amtszeit, von 1971-74, leitete Walter erneut die AVA als ihr Präsident.
Im Mai 1962, in seiner erster Präsidialzeit, entstand eine vereinseigene Beobachtungs-
station. Zuvor war Spiegelschleifen und Instrumentenbau nach Vorbild des Schweizer
Pioniers Hans Rohr wichtiger.
Auf der Staffelegg, nahe beim Herzberg, dem heutigen Haus für Bildung und Begegnung,
wurde unter Walters Aufsicht ein Betonfundament zur Aufnahme einer Teleskop-Mon-
tierung gegossen. Nach jeder Beobachtungsnacht musste diese mit einer schweren
Stahlhaube geschützt samt dem zugehörigen Newton-Teleskop in einem etwa 150 Meter
entfernten Bauernhof eingestellt werden.

Der Verstorbene hielt Fachreferate in unserem Verein und war jedem Mitglied gegenüber
hilfsbereit: Von seinem grossen Wissen über Optik, Mathematik und Astronomie konnten
alle profitieren. Bis ins hohe Alter blieb er der AVA verbunden. Am 1. Januar 2009, anläss-
lich des Aarauer Neujahrapéros, präsentierte Walter Zürcher „seine“ Kern-Optiken. Die
AVA konnte sich an diesem Anlass ebenfalls als aktiver Verein präsentieren - es wurde
der letzte gemeinsame öffentliche Auftritt mit dem Verstorbenen.

6           DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
Wir trauern um Walter Zürcher, einen unserer Gründer
        von Heiner Sidler, Safenwil

Walter kam am 15. April 1929 zur Welt. Seine Eltern führten in Reitnau eine Gaststätte und
eine Bäckerei. Als ältester von 4 Buben musste er zu Hause mithelfen. So war er oft mit
dem Fahrrad unterwegs, um Brote auszutragen. Die Kantonsschule schloss Walter mit der
C-Matur ab; in allen naturwissenschaftlichen Fächern erreichte er gar die Bestnote 6! Der
Wechsel ans Polytechnikum in Zürich – die heutige ETH - war demzufolge ein konsequen-
ter Schritt. - 1951 erhielt er eine Praktikumsstelle als Mathematiker bei Kern & Co. AG in
Aarau.
Dies war damals ein aufstrebendes Unternehmen: Im selben Jahr wurde die Produkti-
onsfläche um 3300 m2 erweitert, 1954 erreichte der Jahresumsatz erstmals 10 Millionen.
Gleichzeitig investierte der Betrieb über eine halbe Million Franken in den elektronischen
Rechner „Bull Gamma 3“. Die Praktikumsstelle wurde zu Walter Zürchers Lebensstelle; er
blieb der Firma Kern treu bis zu deren Schliessung 1991.

                                               Als Optikrechner war er an zahlreichen
                                               Erfolgen seines Arbeitgebers massgeblich
                                               beteiligt. Kern stellte nebst vielen anderen
                                               Produkten optische Systeme für Kino-
                                               projektoren her und baute hochwertige
                                               Objektive für die Filmkameras Paillard-
                                               Bolex 8 und 16 mm. Auf einen Erfolg aber
                                               war Walter Zürcher ganz besonders stolz:
                                               1969 lieferte Kern an die NASA eine Objek-
                                               tivserie der Brennweiten 180, 75, 18 und
                                               10 mm. Die Switar-Objektive fanden bei
                                               Apollo-11 und allen weiteren Apollo-Mis-
                                               sionen Verwendung. Nicht die verpixelten
                                               Fernsehbilder der Direktübertragung,
                                               sondern die feinen Filme, zurückgebracht
von den Astronauten Neil Armstrong bis Eugene Cernan, wurden mit Objektiven „Made in
Aarau“ gedreht! Wir sollten sie nochmals betrachten und dabei an Walter Zürcher denken.
Aber auch in unserem Verein hat Walter Spuren hinterlassen, die uns weiterhin an ihn
erinnern.

                                www.sternwarte-schafmatt.ch                              7
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
AUS DEN ANFÄNGEN DER AVA

AVA-Mitglieder Anfang der 60er-Jahre bei der Staffelegg-Beobachtungsstation. Walter Zürcher ist
rechts zu finden, neben ihm Hans Käser; die beiden anderen Personen sind leider unbekannt. Der
Opel Kapitän gehörte Hugo Sommer.

(PG) Das Bild führt in die Anfangszeit unseres Vereins zurück. Am 24. Januar 1955
gründeten 18 begeisterte Amateurastronomen die AVA im Aarauer Restaurant Café Bank.
„Kaum war die AVA aus dem Ei gekrochen, dachte Roland Picard bereits über eine
Club-eigene Sternwarte nach. Dies bei einem Bestand von 23 Mitgliedern und einem
Vermögen von Fr. 127.50.“ Logischerweise gings nicht gleich weiter...
„Dann kam plötzlich der Stein ins Rollen. Die Versammlung vom 11. Mai 1959 bestellte
eine Kommission zur Schaffung einer Sternwarte“ und „glücklicherweise hatte ein Gönner
aus der Industrie eine Spende von Fr. 1000.- in Aussicht gestellt, sodass ein Bau ohne
Gegenstimme beschlossen wurde“.
Allerdings entstand dann Richtung Staffelegg keine Sternwarte im heutigen Sinn, sondern
– wie im Nachruf auf Walter Zürcher erwähnt - bloss eine Beobachtungsplattform samt
einem „beweglichen“ 180mm-Newton.
(Die Zitate stammen aus der Chronik der Astronomische Vereinigung 1955–2005 von François
Lombard).

8            DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“
      von Werner Keller, Wohlen

          EIN NEUER INTERPLANETARER STAR

                           Stars haben gewisse Gemeinsamkeiten: Irgendwann tauchen
                           sie auf, werden von Paparazzi ausgiebig fotografiert und
                           von der Fangemeinde heftig umjubelt, zeigen sich von ihrer
                           besten Seite (falls sie eine haben), verschwinden dann
                           wieder im Dunkel der Geschichte und werden von anderen,
                           jüngeren Stars abgelöst. Einige schaffen es, Protagonisten von
                           „Klassikern“ zu werden. Sie werden dann regelmässig erneut
                           zusammen mit ihren Werken „ausgegraben“ und erfreuen
so ihr Publikum für eine bestimmte Zeit in zweiter, dritter… Auflage, bevor sie wieder
abtauchen.

                          Interplanetare Stars haben es insofern leichter, zu „Klassikern“
                          zu werden, als sie in der Regel Wissenschaftsgeschichte
                          schreiben. Immer wieder wird dabei die Grenze des Erreich-
                          baren weiter hinausgeschoben und das ursprünglich „Unmög-
                          liche“ möglich gemacht. Wer erinnert sich nicht an den inter-
                          planetaren Star der Jahre 2014 – 2016, den Kometen mit dem
                          unaussprechlichen Namen Churyumov–Gerasimenko - von
                          seinen Fans (wohl auch aus mnemotechnischen Gründen)
                          liebevoll „Tschuri“ genannt? Die Paparazzi waren Rosetta und
                          der kleine Philae, der sich nach seiner Landung auf Tschuri
buchstäblich mit einem Fuss in einer Felsspalte verfing und darauf nicht mehr gross zu
gebrauchen war.

                           Der nächste interplanetare Star am Himmel wird wieder ein-
                           mal ein Asteroid sein. Der 1999 entdeckte Asteroid mit dem
                           unscheinbaren Namen Bennu und der Laufnummer (101955)
                           lässt vermuten, dass er wohl nicht zu den „ganz Grossen“ ge-
                           hört. Tatsächlich wirken seine 500 Meter Durchmesser gegen-
                           über den 3 x 5 Kilometern von Tschuri schon fast bescheiden.

                             www.sternwarte-schafmatt.ch                                  9
www.sternwarte-schafmatt.ch - Sternwarte Schafmatt
AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“
       von Werner Keller, Wohlen

                             Aber Bennu ist nicht irgendwer! Er gehört zu den knapp 1800
                             Asteroiden, die der Erde in näherer oder fernerer Zukunft
                             Probleme machen könnten (PHO = Potentially Hazardeous
                             Object = potenziell gefährliches Objekt). Die NASA stuft ihn
                             im Moment als den für die Erde gefährlichsten Himmelskörper
                             ein. Er ist ein Erdbahnkreuzer des Apollo-Typs. Die Wahr-
                             scheinlichkeit, dass er im Jahr 2135 auf der Erde einschlagen
                             wird, wurde mit 0,04 % berechnet. Diese Annäherung auf Dis-
                             tanzen innerhalb der Mondbahn liegt also noch relativ weit in
der Zukunft und die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags ist (vorläufig noch) gering. Aber
sie ist nicht unerheblich, denn ein Asteroideneinschlag auf der Erde ist nach den bekann-
ten Gegebenheiten nur ein Frage der Zeit!
                             Da Bennu alle 6 Jahre der Erde nahe kommt, wäre er ein
                             geeignetes Objekt, allfällige Asteroiden-Abwehrmassnahmen
                             zu testen. Vorerst aber soll er „nur“ untersucht werden. Der
                             Paparazzo wird dieses Mal eine Sonde mit dem Namen
                             Osiris Rex sein, die 2016 mit einer Atlas-Rakete von Cape
                             Canaveral in Florida (USA) gestartet ist.

                           Die Sonde wird den Asteroiden im August 2018 erreichen,
                           sich ihm bis Oktober auf 5 Kilometer nähern und ihn dabei
                           ausgiebig fotografieren und kartieren. Eine Landung auf
                           Benno ist nicht geplant. 2020 soll ein Roboterarm am
                           interplanetaren Star kratzen und 60 – 2000 Gramm Material
                           von ihm aufnehmen, in eine spezielle Transportkapsel
                           verstauen und zur Erde zurückschicken, wo die Probe 2023
                           an einem Fallschirm in der Wüste von Utah (USA) landen soll.
Analogien zu irdischen Stars verkneife ich mir hier! Die Herausforderung wird sein, dass
sich die Sonde zu diesem Zweck dem Asteroiden auf wenige Meter nähern muss. Der
Roboterarm ist nämlich nur 3,4 m lang und die Probenentnahme wird lediglich 5 Se-
kunden dauern! Auf diesen Arbeitsschritt bin ich schon heute sehr gespannt!

Eine wichtige Aufgabe der Sonde während der 500 Tage dauernden Beobachtungs-
phase wird sein, an Bennu den sog. Jarkowski-Effekt zu messen. Die unterschiedlich
starke Erwärmung der Asteroidenoberfläche hat nämlich einen spürbaren Einfluss auf
den Bahnverlauf des Asteroiden. Wird dieser Effekt besser verstanden, erhoffen sich die
Wissenschaftler künftig präzisere Bahnprognosen, denn schon kleine Bahnabweichungen
können die Einschlagwahrscheinlichkeit für die Erde erheblich verändern.

10           DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE
       von Jürg Studerus, Olten

           WESHALB GESCHAH DER URKNALL
               NICHT 1 JAHR SPÄTER

Vortrag von Dr. Erich Deiss, (Astronomische Gesellschaft Baden) 5. März 2018

                                     Teilchenphysik und Kosmologie beschäftigen
                                     sich mit Fragen, über die Laien oft nur ihre Köpfe
                                     schütteln und Experten ihre hohen Stirnen in tiefe
                                     Falten legen. Sternfreund und AGB-Präsident Dr.
                                     Erich Deiss präsentierte zahlreichen Zuhörern
                                     im Aarauer Schützen einen wahren Cocktail an
                                     wissenschaftlich erhärteten Absurditäten und
                                     offenen Fragen.
                                     Wie gut verstehen wir die Welt? Diese Frage
                                     scheint zu interessieren. Denn zu Erich Deiss'
                                     gleichnamigen Vortrag versammelte sich eine
                                     grosse Zahl naturwissenschaftlich interessierter oder
                                     irritierter Personen (darunter selbstverständlich viele
                                     Sternfreunde der AVA und der BAG).

Die Irritation liegt hier in der Natur der Sache einer Natur, die sich nicht immer natürlich
benimmt…und damit Anlass gibt, sich vertieft mit Themen der Physik, Astrophysik,
Kosmologie auseinanderzusetzen.
Der Referent präsentierte in der Folge eine reiche Palette des Seltsamen, Unklaren,
Unverständlichen und Unbekannten in unserem modernen Weltbild. Er verstand es
sehr gut, komplexe und schwer verständliche Sachverhalte anschaulich zu vermitteln.
Sympathisch war aber auch sein Eingeständnis, dass auch er vor einem kosmischen
Konzept mit 11 Dimensionen einfach kapitulieren muss.
Ein wenig kritische Distanz schadet nie
Erich Deiss wies seine Zuhörer an vielen Stellen des Referates auf Behelfe,
"Workarounds" oder Widersprüche in all den gängigen Theorien und Hypothesen
hin. Und mehrmals unterstrich er auch, dass das Vorgetragene einfach der aktuelle
wissenschaftliche Konsens sei. Die Möglichkeit sei aber gross, dass unsere Nachfahren in
200 Jahren über diese, unsere modernen Kenntnisse nur noch schmunzelten.

11            DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE
       von Jürg Studerus, Olten

Diese Relativierung steht sicher dem Teil der Wissenschaften gut an, der mit der
allgemeinen und speziellen Relativitätstheorie unser Verständnis der Welt vor über hundert
Jahren aus den Angeln hob.
Rege genutzt wurde die nachfolgende Diskussion mit dem Referenten. Und teilweise
entspann sich dabei fast so etwas, wie ein kleines wissenschaftliches Streitgespräch. Dies
stellte zweifach ein gutes Zeugnis aus: Dem Referenten, dem es gelungen war, seine
Inhalte auch in ihrer wissenschaftlichen Problematik zu vermitteln. Und dem Publikum,
das auf der Reise durch Zeit und Raum, durch Marko- und Mikrokosmos aufmerksam
unterwegs war.

                                                                   Metallkonstruktionen

                                                                  Wasserstrahlschneiden

                                                                     Blechbearbeitung

                                                                     www.purinox.ch
                                                                           Schöftland

12           DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE
       von Peter Grimm, Auenstein

              GEFAHR AUS DEM WELTALL

Vortrag von Markus Griesser, Asteroiden-Entdecker und Leiter der Sternwarte
Eschenberg in Winterthur, 7. Mai 2018.

                                    In Vertretung des AVA-Präsidenten stellte Heiner
                                    Sidler den Referenten im vollbesetzten Säli
                                    im Restaurant Schützen vor: „Eigentlich ein
                                    professioneller Amateur-Astronom“. Wenn jemand
                                    wirklich darüber Bescheid weiss, was ausserhalb
                                    des Erdglobus vor sich geht, dann er.
                                    Bis jetzt gilt Markus Griesser als Entdecker von
                                    10 Asteroiden aus dem Trümmer-Gürtel zwischen
                                    Mars und Jupiter. Dank ihm gibt es zum Beispiel
                                    die Asteroiden (43669) Winterthur und (113390)
                                    Helvetia! Und ihm zu Ehren hat die Post 2009 eine
                                    wunderschöne nachtleuchtende Sonderbriefmarke
                                    lanciert.
                                  Markus Griesser berichtete zuerst über „seine“
                                  Sternwarte Eschenbach bei Winterthur samt
technischem Equipment und dann aus aktuellen Gründen über astronomischen Angaben
auf unserer neuen 20-Franken-Note. Selbstverständlich hat er sich darüber gefreut, doch
wies er bei ihrem Erscheinen auch auf astronomisch Ungereimtes hin. Der Post-Bescheid:
Es handle sich hier halt ebenso um künstlerische Freiheit...
Dann ging er natürlich auf die Kleinplaneten ein, denen er ja besondere Aufmerksamkeit
schenkt. Er zeigte uns sehr anschaulich und gut verständlich, dass das Auffinden mittels
Fotografien eigentlich relativ einfach ist. Das Entscheidende muss aber im Anschluss
passieren: die zügige Ausmessung der Bahn und die Übermittlung der gewonnenen Daten
an das Minor Planet Center in den USA. Dann kann auch entschieden werden, ob der
Entdeckte unserem Planeten gefährlich werden könnte. Mit mehr als 21'000 übermittelten
Positionsmessungen hält die Sternwarte Eschenberg übrigens mit Abstand den Schweizer
Rekord.
Alle Kleinplaneten-Entdeckungen von Griesser sind eigentlich Zufallsprodukte: Gezielt
sucht er nicht nach ihnen, doch ist ein Kandidat entdeckt, möchte er seine Bahndaten
kennen, wobei er auch auf die Schwierigkeit hinwies, einen solchen „Punkt“ über Tage
verfolgen zu können.

13           DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE
       von Peter Grimm, Auenstein

Mittlerweile suchen Roboter-Teleskope – etwa PanSTARRS auf Hawaii - gezielt nach
diesen Objekten und machen meistens die erste offizielle Mitteilung. Die USA sind die
einzige Nation, die bereit ist Geld in diese Suche zu stecken – vor allem, weil es hier auch
um die Gefährdung der Erde geht. (Der Betrag von 50 Millionen Dollar jährlich ist allerdings
winzig im Vergleich zu den etwa 600 Milliarden für die Rüstung).

In der nachfolgend rege genutzten Diskussion ging Griesser auch auf Geschichtliches
im Zusammenhang mit der „Lücke“ zwischen Mars und Jupiter ein, in der mittlerweile
rund 750'000 Objekte mit einem Durchmesser von weniger als 1000 km bekannt sind.
Natürlich wurde auch die Frage gestellt, wie weit man heute in der Abwehr von potentiell
gefährlichen Objekten ist. Doch der Referent meinte, hier solle man sich momentan keine
grossen Hoffnungen machen: Wir sind noch weit davon entfernt, präventiv reagieren zu
können.
Übrigens: Seit 1999 trägt der Asteroid (11547) Griesser seinen Namen. Nicht der
Referent selbst hat ihn so benannt, sondern ein deutscher Astronom – als ausdrückliche
Anerkennung für Griessers Leistungen.

14           DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AUS DER AVA
         von Heiner Sidler, Safenwil

                FREUDE UND FRUST AUF DEM
                     PLANETENWEG

Eigentlich wollte ich mit diesem Text den erfolgreichen Abschluss der Renovations-
arbeiten an unserem Aargauer Planetenweg melden. Die Vorbereitungen waren gründlich
und seriös. In zahlreichen Sitzungen, verteilt auf das letzte Jahr, haben Manfred Koch,
Peter Grimm und ich 13 neue Tafeln zur Beschriftung der Modelle kreiert. Die Texte wur-
den von Grund auf neu formuliert, laufend auf Lesefreundlichkeit und Informationsgehalt
hin geprüft (Dank auch an Hans Roth!) und verbessert. Auf die Grafik legten wir ebenfalls
hohen Wert, und alle Tafeln wurden mit einer seriösen Bildauswahl farbig und attraktiv
gestaltet. Ein gutes Druckverfahren liess die fertigen Tafeln zudem brillant erscheinen,
worauf sich alle Beteiligten auf den Moment freuten, da sie im Wald zwischen Aarau und
Safenwil zu stehen kommen.
Am Dienstag, 17. April, entfernte eine Arbeitsgruppe mit Ueli Rohr, Markus Bitterli, Sepp
Käser, Arthur Angst und mir planmässig sämtliche alten Tafeln. Die Grundplatten wurden
von Leim und Silikon gereinigt und die ganzen Säulen, Modelle und Halterungen geputzt.
Am Nachmittag fuhren wir nochmals den ganzen Planetenweg ab und überstrichen alle
notwendigen Stellen mit der grünen Säulenfarbe.
Am Mittwoch, 18. April, liessen wir bei schönstem Wetter die Farbe trocknen und besuch-
ten den Planetenweg nicht; die leichte Bise fiel mir an diesem Tag kaum auf.

Am Donnerstag, 19. April starteten wir beim Plutomodell mit der Montage der neu-
en Tafeln. Als wir bei der Venussäule ankamen, blickten wir Richtung Sonne und
erstarrten!!!!

                                www.sternwarte-schafmatt.ch                            15
AUS DER AVA
         von Heiner Sidler, Safenwil

Die hohe Sonnenstange war deutlich nach hinten geknickt. Dicke Buchenäste und zer-
splitterte Stammteile blockierten den Weg vor dem Sonnenmodell. Aus der Nähe betrach-
tet, entdeckten wir Schäden am Sonnenkörper: Risse entlang des Äquators und deutliche
Knicke oder gar Risse auf der Nord-Hälfte der mit Glasfasern verstärkten Polyester-Ku-
gel. Das Fundament schien noch fest zu sein und der unterste Meter der Stange stand
ziemlich senkrecht. Oberhalb der Verjüngung der Stange, gerade hinter den beiden Ta-
feln, war allerdings ein Knick mit einer kräftigen Ausbeulung zu sehen und natürlich mit
Abplatzungen der Farbe.
Von einer Buche mit zweigeteiltem Stamm war am Tag zuvor die eine Hälfte abgebrochen
und Richtung Sonnenmodell gestürzt. Die Bruchstelle im Buchenstamm war - gut erkenn-
bar - grösstenteils nicht neu. Also bestand da schon lange eine Schwachstelle und damit
auch Gefahr für Spaziergänger, für uns AVA-Servicearbeiter und natürlich fürs Sonnen-
modell. Nicht auszudenken, wäre im falschen Moment unsere Arbeitsgruppe oder eine
Kinderschar gerade dort gestanden!
Anfänglich sassen Schock und Frust tief in meinen Knochen, denn seit 1999 und 2009
ist dies das 3. Ereignis dieser Art. Mein Team reagierte besser: Ueli Rohr informierte den
Aarauer Stadtförster, der darauf mit seinen Leuten den gefallenen Baum zur Seite räumte
und abtransportierte. Zudem wusste Ueli von einer Reserve-Tafel der letzten Generation,
die in seinem Archiv lag. Diese brachten wir als Übergangslösung an der gekrümmten
Säule an. So können wir die Reparatur, die teuer wird und nicht in wenigen Tagen zu ma-
chen ist, erst im Spätherbst ausführen, wenn die Wanderer nicht mehr so zahlreich in den
Wäldern unterwegs sind.
Der Aarauer Planetenweg ist nun vorerst vollständig, und vermutlich werden den Besu-
chern die schönen neuen Tafeln eher auffallen als das leicht zerbeulte Sonnenmodell auf
der geknickten Stange.

16          DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
STERNWARTE SCHAFMATT
                                                          Öffnungszeiten

 Jeden Donnerstag-Abend                          Jeden Freitag-Abend

 Die Sternwarte kann für individuelle            Öffentliche Führungen - die Sternwarte ist bei
 Gruppenführungen reserviert werden.             guter Witterung für jedermann und jedefrau
                                                 geöffnet.
 Benutzen Sie dazu die Online-Anmeldung
 auf www.sternwarte-schafmatt.ch
                                                  Sommer                 ab 21:00 Uhr
                                                  		 (1. April bis 30. September)
 Bitte beachten
                                                  Winter               ab 20:00 Uhr
 Wir empfehlen Ihnen nebst warmer
                                                  		 (1. Oktober bis 31. März)
 Kleidung (sogar Sommernächte können
 empfindlich kühl werden) auch eine
 Taschenlampe mitzubringen. Der Fussweg
                                                  Bei zweifelhafter Witterung gibt die
 vom grossen Parkplatz führt via Naturfreunde-
                                                  Telefon-Nr. 062 298 05 47 jeweils ab 18:00
 haus Schafmatt bis zur Sternwarte und ist
                                                  Uhr Auskunft, ob die Führung stattfindet.
 ausgeschildert, aber nicht beleuchtet.

  Koordinaten (WGS84)

  Breite: 47°25‘13“ N
  Länge: 7°57‘03“ O
  Höhe:     820 müM
AVA: UNSEREVERANSTALTUNGS-KALENDER
                    VORTRÄGE
           DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

Sonntag, 17. Juni 2018
Sonntag, 22. Juli 2018
Sonntag, 19. August 2018

Thema:		          Beobachtung der Sonnenflecken und Protuberanzen
		                im H-alpha- und im Weisslicht

Ort:		            Sternwarte Schafmatt, Oltingen

Beginn:           ab 11:30 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt,
		                ab 10 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung).

******************************************************************************************************

Freitag, 27. Juli 2018:

Thema:		          Marsopposition und totale Mondfinsternis
19:14 Mond unter Horizont: Halbschattenfinsternis beginnt
20:24 Mond unter Horizont: Partielle Finsternis beginnt
21:00 Mondaufgang
21:30 Totale Finsternis beginnt (Mond befindet sich nur knapp über dem Horizont)
22:21 Maximale Verdunkelung
23:13 Totale Finsternis endet
00:19 Partielle Finsternis endet
01:28 Halbschattenfinsternis endet

Ort:		            Sternwarte Schafmatt oberhalb Oltingen
		Jurahöhe Schafmatt, (Parkplatz nahe der Passhöhe)

Beginn:           20.00 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt,
		                ab 17.00 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung)

18             DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
VERANSTALTUNGS-KALENDER
       AVA: UNSERE VORTRÄGE
            DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

Montag, (September / Oktober: Termin noch offen)

Referent: Dr. Susanne Wampfler
		        Center for space and habitability
		Universität Bern

Thema:		          Astrochemie mit ALMA

Ort:		            Restaurant Schützen, Aarau (Schachen)

Beginn:           20.00 Uhr (Beginn Vortrag)

******************************************************************************************************
Mittwoch, 14. November 2018

Thema:		 Jahresschlusshock AVA
		       Traditionsgemäss lassen wir das vergangene Vereinsjahr Revue
		       passieren und pflegen bei einem feinen Nachtessen das gemütliche
		Beisammensein.
		Und: Nehmt doch bitte auch euere PartnerInnen mit!
		       Das gegenseitige Kennenlernen ist immer sehr bereichernd.

Ort:		            Restaurant Schmiedstube, Oltnerstrasse 7, 5013 Niedergösgen
		                Genügend Parkplätze befinden sich hinter dem Restaurant.

Beginn:           19.00 Uhr (Begrüssung und Apéro)

19                             www.sternwarte-schafmatt.ch
              DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU                           19
EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS
       ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein

           1 - 700 BILLIONEN-MAL HELLER
                    ALS DIE SONNE

Quasare sind uralte und aussergewöhnlich helle Objekte – allerdings in gewaltigen
Entfernungen. Der Name ist eine Wortbastelei aus quasi-stellar radio source –
übersetzt etwa: sternähnliche Radioquelle. Vermutlich besteht ein Quasar aus einem
aktiven Schwarzen Loch, das enorme Materiemengen schluckt und dabei gewaltige
Energiemengen als Strahlung abgibt. Erstaunlicherweise existieren solche Leuchtriesen
bereits 1 Milliarde Jahre nach dem Urknall.
Jetzt haben Astronomen um Christian Wolf von der Australian National University in
Canberra einen neuen Rekordhalter unter diesen frühen Riesen entdeckt. Der Quasar
SMSS J2157-3602 liegt mehr als 12 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt und wurde
bereits von den scharfen Teleskopaugen des europäischen Gaia-Satelliten erspäht.
Genauere Untersuchungen haben ergeben, dass der Quasar im ultravioletten
bis optischen Lichtbereich rund 700 Billionen-mal heller als die Sonne strahlt
(700‘000‘000‘000‘000-mal !)

                                                      "Wenn wir dieses Monster im
                                                      Zentrum unserer Milchstrasse
                                                      hätten, würde es am Himmel
                                                      10-mal heller scheinen als der
                                                      Vollmond", sagt Wolf. "Es würde
                                                      fast alle Sterne am Himmel völlig
                                                      überstrahlen."
                                                   Weil ein grosser Anteil der Strah-
                                                   lung dieses Quasars energiereiche
                                                   UV-Strahlen sind, wäre seine Nähe
                                                   allerdings für uns absolut tödlich:
"Wenn er im Zentrum unserer Milchstrasse läge, würde dies das Leben auf der Erde
unmöglich machen".
Doch das ist noch nicht alles: Das Schwarze Loch dieses Quasars ist zudem extrem
massereich und schnell wachsend: Astronomen schätzen, dass es rund 20 Milliarden
Sonnenmassen umfasst. Er gehört damit zu den frühen Riesen des Kosmos, über deren
Entstehung und Wachstum Astronomen bis heute rätseln. Denn eigentlich hatten sie
seit dem Urknall gar nicht genügend Zeit, um ihre gewaltigen Dimensionen zu erreichen.
- Und: Das Schwarze Loch saugt damit alle 2 Tage eine Materiemenge von der Grösse
unserer Sonne ein.

20          DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS
       ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein

Noch liegt vieles über diese hellsten himmlischen Lichtquellen im wissenschaftlichen
Dunkeln. Aber:
"Durch die Ionisierung von Gasen halfen die schnell wachsenden supermassereichen
Schwarzen Löcher, den 'Nebel' um sie herum zu klären und das Universum so
transparenter zu machen", erklärt Wolf. Doch die fernen Quasare sind auch für die
heutige Astronomie wichtig. Denn wie kosmische Leuchttürme helfen sie dabei, die
Ausdehnung des Universums einzuschätzen. Gleichzeitig liefern sie das Hintergrundlicht,
das beispielsweise nähere Gaswolken durchstrahlt und so ihre chemische
Zusammensetzung enthüllt.

                  (kursiv: Zitate aus http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22739-2018-05-16.html)

            2 - ERNEUT: DIE SCHWEIZ IST
                   VORN DABEI!

„Zum Glück“ stürzte sie ins Meer und nicht auf (bewohntes) Land: die erste chinesische
Weltraumstation Tianagong 1. Steuerungslos verglühte sie zu einem grossen Teil am
Osterwochenende in der Atmosphäre, ein Rest – man ging von 1.5 bis 3.5 Tonnen aus -
fiel ohne Schaden anzurichten in den Pazifik. Doch der Absturz hatte auch Vorteile:
Der Schrott rast nicht mehr unkontrolliert um die Erde. Denn dort, in den Umlaufbahnen in
einigen hundert Kilometer Höhe, wird es langsam eng. So eng, dass sich die Raumfahrt
nun um ihr Müllproblem kümmern muss. ... So viel Schrott umkreist bereits unseren
Planeten, dass es immer wieder zu Kollisionen kommt. Es schwirren neben über tausend
aktiven Satelliten auch 20’000 grössere Schrottteile herum. Selbst wenige Millimeter
grosse Metallsplitter werden bei Geschwindigkeiten von kaum vorstellbaren 10 km/sec zu
gefährlichen Geschossen. Das führt zu Problemen: Die Internationale Raumstation (ISS)
muss auf ihrer Umlaufbahn in 400 km Höhe immer häufiger Schrott ausweichen.
Am 4. April wurde der Satellit Remove Debris («Trümmer beseitigen») mit einer Falcon-
9-Rakete des Unternehmens Space X in Cape Canaveral zur ISS gebracht, wo er
zusammengesetzt wird. Er dient der Erforschung neuer Techniken im Zusammenhang mit
der Beseitigung von Weltraumschrott und soll im Juni in einen eigenen Orbit geschickt
werden. Das Spezielle an ihm:
Zentraler Bestandteil der Mission: ein Lasersystem aus der Schweiz. Entwickelt wurde es
am Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) in Neuenburg.

                              www.sternwarte-schafmatt.ch                                     21
EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS
       ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein

Der Remove-Debris-Satellit ist ungefähr 100 kg schwer und so gross wie eine
Waschmaschine. Er wird allerdings noch keine Schrottteile vom Ausmass einer
Raumstation aus dem All holen. Genau genommen soll er ein faustgrosses Stück
einfangen, das er zuvor selber ins All spediert hat. - Doch die Technologien, die dabei
getestet werden, könnten in einigen Jahren in grösserem Massstab zum Einsatz
kommen.
Remove Debris soll 2 Varianten demonstrieren. Erstens trägt der Satellit ein ungefähr
2x2 m grosses Netz mit sich, das sich um ein Schrottstück wickelt und dieses so in die
Atmosphäre abstürzen und verglühen lässt.
In einem zweiten Test wird über einen Teleskoparm eine Platte ausgefahren, die mit einer
Harpune durchbohrt werden soll – als Beispiel für ein Stück Weltraumschrott. Danach
wird Remove Debris ein Segel entfalten, durch dessen Bremswirkung beim Wiedereintritt
in die Atmosphäre sichergestellt wird, dass das Ganze restlos verglüht.

                                    (kursiv: aus dem Artikel der Aargauer Zeitung vom 1.4.2018)

               3 – DUNKLE MATERIE -
              SEIN ODER NICHT-SEIN?
Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe las man in diversen Publikationen vom
Basler Astronomie-Doktoranden Oliver Müller und seinem Team: Was, wenn es die
Dunkle Materie gar nicht gibt!? Sie stützen ihre Frage auf eine eigene Theorie ab, die
es sogar kürzlich auf die Titelseite der renommierten Wissenschafts-Zeitschrift Science
schaffte.
André Maeder von der Uni Genf hat ebenfalls ein neues theoretisches Modell des
Universums entwickelt, laut dem sich die Bewegung der Galaxien und die Ausdehnung
des Universums auch ohne Dunkle Materie erklären liesse. Davon berichtete er im
Fachblatt The Astrophysical Journal.

22          DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: HISTORIKERGRUPPE
       von Sarah Haller, Seon

Anlässlich der kürzlichen Zusammenkunft war das Thema „Navigation“ angesagt:
Wikinger, Polynesier, Jakobsstab, Sextant und weiteres.

            NAVIGATION DER POLYNESIER

Auch heute noch ist erstaunlich wie die Hawaii Inseln ohne moderne Schiffe besiedelt
werden konnten. Diese Inselgruppe liegt 4000 km zum nächsten Festland entfernt.
Trotzdem schafften die Polynesier die Überfahrt mit einfachen Mitteln. Wichtig war dabei
nicht ihr Standort, sondern vielmehr Start und Ziel der Segler.

Navigation mit den Sternen
Über Jahrhunderte hatten sie Kenntnisse über die Auf- und Untergangspunkte der Sterne
gesammelt. Die Navigatoren mussten ein sehr gutes Gedächtnis haben. Dank genauer
Beobachtung des Sternenhimmels, der Sonne und der See fanden sie sich in den Weiten
des Ozeans zurecht und erreichten ihr Ziel. War das Ziel einmal bekannt, so suchte
sich der Navigator Sterne aus, von denen er wusste, dass diese über der Zielinsel auf-
oder untergehen. Hilfreich war dabei zu wissen, welcher Stern direkt im Zenit über der
anzusteuernden Insel stand.
Navigation mit dem Wind
Auch anhand bestimmter Veränderungen in der Natur konnten sie sich auf offenem Meer
orientieren: mit Beobachtungen der Wellen, der Farbe und Temperatur des Wassers, und
anhand von Tieren.

                                www.sternwarte-schafmatt.ch                            23
AVA: HISTORIKERGRUPPE
      von Sarah Haller, Seon

Eigens gefertigte Stabkarten aus Zweigen, Blättern
und Muscheln dokumentierten Ozeanströmungen
und Winde, die Flugrichtung von Vögeln sowie den
Wellengang - ein streng geheimes Wissen, das nur
innerhalb eines kleinen Kreises von Generation zu
Generation weitergegeben wurde. So wussten sie,
dass Strom und Passatwind vor einer Insel einen
Rückschwall erzeugen, der in bestimmten Richtungen
gewisse Wellenstrukturen verursacht.
Navigation mit Tieren
Fischschwärme, Seeschildkröten oder Wale zeigten den Polynesiern, wo sie sich
innerhalb des Ozeans befanden. Die Strömungsrichtung erkannten sie etwa anhand
von Fliegenden Fischen, die immer gegen den Strom ins Wasser tauchen. Ein sicherer
Richtungsweiser war ihnen auch der Vogelflug. Lange bevor auch nur die Spur einer Insel
zu sehen war, verriet er ihnen die Nähe von Land – und seine Lage aus dem Flug der
Seevögel, die in der Dämmerung zielstrebig ihre Heimatinsel ansteuern. Vor dem Start
zu einer grossen Reise beobachteten sie Veränderungen des Tierverhaltens und der
Wettersituation genau. „Flimmerte“ der Himmel - ein Phänomen, das durch Cirrus-Wolken
bewirkt wird -, so wussten sie, dass eine Sturm auftreten könnte.
Bootsbaukunst
Auch in der Entwicklung von Schiffen waren die Polynesier innovativ und äusserst
erfinderisch. Bei ihrer Auswanderung verwendeten sie einen neuen Schiffstyp, den
sie über 1000 Jahre lang immer wieder verbessert und weiterentwickelt hatten: das
Doppelrumpfboot. Ursprünglich aus einem einzigen Baumstamm gefertigt, fügten die
Bootsbauer einen Ausleger hinzu, um für mehr Stabilität zu sorgen. Das sogenannte
Krebsscheren-Segel verlieh den Booten durch seine Dreiecksform einen stärkeren
Auftrieb. Zur Lenkung wurden aussenliegende Steuer-
paddel angebracht. Mit einer Länge von bis zu 30
Metern eigneten sich die Boote vortrefflich für die
Seefahrten der Polynesier, da sie ausreichend Platz
für Vorräte boten. Darunter befanden sich oftmals
Kokosnüsse, die feste und flüssige Nahrung lieferten,
getrocknete Pandanus-Früchte und fermentierte
Brotfrucht. Auf den Plattformen der Boote gab es
sogar die Möglichkeit Hütten aufzustellen, die das
Feuer vor Gischt und Regen schützen sollten. Bis zu
100 Menschen legten so rund 200 Kilometer am Tag
zurück, um zu neuen Inseln aufzubrechen und diese
zu besiedeln.

24          DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
DAS STERNSCHNUPPEN-BILD

          Das Sternschnuppenbild von unserem AVA-Mitglied Thomas Erzinger.
Aufnahme: 21.5.2018 23:48 UT also 01:48 MESZ, Teleskop Refraktor, Öffnung 180 mm,
Brennweite 5040 mm, Filter Baader LRGB, Kamera Zwo ASI 120 Mono, Jupiter stand im
Sternbild Waage, 27 Grad über Horizont.

  Nutzen Sie unsere Erfahrung mit
  alternativen Energiequellen.
  Planung/Engineering, Alternative Energie,
  Heizungstechnik, Lüftungstechnik,
  Sanitärtechnik, Reparaturdienst             Kurt Vorburger AG, 5032 Aarau Rohr
                                              T 062 834 33 33, vorburgerag.ch

                                www.sternwarte-schafmatt.ch                        25
AM 27. JULI: PLANETENPARADE UND ROTER MOND

     Die Totale Mondfinsternis am Abend des 27. Juli 2018 bietet die einmalige Gele-
     genheit, gleichzeitig die 4 hellsten und eindrücklichsten Planeten zu beobachten.
     Am selben Tag steht Mars zudem der Erde so nahe wie erst wieder im Jahr 2082.

     Von links nach rechts – bzw. von Ost nach West - sind dann am Himmel zu sehen:
     Mond und Mars               Saturn               Jupiter            Venus

      wo: Jurahöhe Schafmatt. Sternwarte und Parkplatz nahe der Passhöhe
      wann: Freitag, 27. Juli 2018, von 20 Uhr bis Mitternacht

      Wetterabhängige Durchführung: ab 18 Uhr gibt Tel. 062 298 05 47 Auskunft
      Empfehlung: Feldstecher, Kamera und warme Kleider mitnehmen
                                                      Fotos: Astronomische Vereinigung Aarau

26             DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
Oltnerstrasse 7 | 5013 Niedergösgen
                                                             Tel. 062 849 11 29 | www.schmiedstube-ng.ch

Ab CHF 17 990.–*
* 1.0 T-GDi 2WD Pica, Abb.: 1.6 T-GDi 4WD DCT Launch Plus ab CHF 34 900.–, unverbindliche Nettopreisempfehlung (in CHF, inkl. 7.7 % MwSt.) –
Normverbrauch gesamt (1.0 T-GDi 2WD | 1.6 T-GDi 4WD DCT): 5.2 | 6.7 l/100 km, CO2-Ausstoss: 117 | 153 g/km, CO2-Ausstoss aus Treibstoffbereitstel-
lung 27 | 35 g/km, Energieeffizienz-Kat. D | G. – Ø CH CO2: 133 g/km. – ** Die euro Hyundai 5-Jahres-Werksgarantie ohne Kilometerbeschränkung
gilt nur für Fahrzeuge, die ursprüng-lich vom Endkunden bei einem offiziellen Hyundai-Partner (in der Schweiz und dem Europäischen Wirtschaftsraum)
erworben wurden, entsprechend den Bedingungen im Garantiedokument.

                                            Damit holen Sie Ihren Stern vom Himmel!
                                                                           Garage Marti AG
                                                                           Oltnerstrasse 94, 5013 Niedergösgen
                                                                           Tel. 062 858 40 20, garage-marti.hyundai.ch

                                               www.sternwarte-schafmatt.ch                                                                            27
Immer da, wo Zahlen sind.

     Reden Sie mit uns über Ihre Bankgeschäfte.
     In allen Lebenslagen.

     Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg
     www.begegnungsbank.ch

28            DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
Sie können auch lesen