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5001 Aarau Bahnhofstrasse 55 Tel. 062 838 22 22 www.trotteraarau.ch 2 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
INHALTSVERZEICHNIS EDITORIAL 5 AUS DER AVA 6 - Wir trauern um Walter Zürcher, einen unserer Gründer AUS DEN ANFÄNGEN DER AVA 8 AVA FACHGRUPPE „METEORITEN“ 9 - Ein neuer interplanetarer Star AVA: UNSERE VORTRÄGE - Weshalb geschah der Urknall nicht 1 Jahr später? 11 - Gefahr aus dem Weltall 13 AUS DER AVA 15 - Freude und Frust auf dem Planetenweg VERANSTALTUNGSKALENDER 18 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS 20 - 1. 700 Billionen-mal heller als die Sonne - 2. Erneut: Die Schweiz ist vorn dabei! - 3. Dunkle Materie - Sein oder Nicht-Sein? AVA: HISTORIKERGRUPPE 23 - Navigation der Polynesier STERNSCHNUPPENBILD 25 27. JULI: PLANETENPARADE UND ROTER MOND 26 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 1. September 2018 IMPRESSUM Redaktion und Layout: Manfred Koch, kochm@bluewin.ch Abonnemente und Adressen: Fritz Maurer, maurer94@bluewin.ch Druck und Verlag: MiniDruck, Niedergösgen, info@minidruck.ch Präsident: Jonas Schenker, jonas.schenker@sunrise.ch AVA Sternwarte: www.sternwarte-schafmatt.ch PostFinance-Konto: 50-16754-7 Bank: Raiffeisenbank Aarau–Lenzburg, 5742 Kölliken IBAN/Konto-Nr. CH75 8069 8000 0039 8765 6
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Die MoFi des Jahrhunderts Haben Sie für den 27. Juli schon etwas Spezielles geplant? Ein romantisches Dinner? Vielleicht gar einen Heiratsantrag? Oder eine «Full-Red-Moon-Party»? Alles absagen! WIR haben den perfekten Anlass für Sie!!! An diesem Sommerabend sorgt der Himmel für eine speziell romantische Beleuchtung: Der Mond färbt sich glutrot, und Sie kommen in den Genuss der längsten Totalen Mondfinsternis in diesem Jahrhundert. Mit einer Dauer von 103 Minuten ist dies zweifelsohne eines der ganz grossen astronomischen Ereignisse unserer Zeit. Da der Mond in Mitteleuropa schon während der einleitenden partiellen Phase aufgeht, kann danach die Totalität am dunkelblauen Dämmerungshimmel in voller Länge genussvoll verfolgt werden. Doch das ist noch nicht alles! Wenig unterhalb des Roten Mondes steht Mars, der Rote Planet, der gleichentags seine Oppositions-Stellung zur Sonne erreicht, diesmal wegen seiner Nähe besonders hell und gross. Für Fotografen ist diese Konstellation sehr erfreulich, denn das Ganze spielt sich in Horizontnähe ab, was ja be- kanntlich speziell schöne Bilder ergibt. Selbst der Kalender meint es gut, denn die Jahr- hundert-Finsternis findet an einem Freitagabend statt. Hier also mein Tipp: Besuchen Sie uns auf der Jurahöhe Schafmatt (Parkplatz nahe der Passhöhe) sowie auf unserer Sternwarte. Genauere Infos dazu auf den Seiten 18 und 26. Und drücken Sie mit uns die Daumen für einen wolkenlosen Finsternis-Abend! Herzliche Grüsse Manfred Koch www.sternwarte-schafmatt.ch 5
Wir trauern um Walter Zürcher, einen unserer Gründer von Heiner Sidler, Safenwil Am 16. Februar 2018 ist unser Vereinsmitglied Walter Zürcher-Barone im 89. Lebensjahr verstorben. Mit seinem roten E-Bike wird er nicht mehr unterwegs sein, die Stadtsänger-Kollegen müssen auf seine klare Stimme verzichten und bei den Volleyballern wird er keine Bälle mehr übers Netz lenken. Wir, die Astronomische Vereinigung Aarau, haben ein weiteres, vermut- lich unser letztes Gründungsmitglied verloren. Walter war 25-jährig, als er am 24. Januar 1955 an der Gründungsversammlung der Astronomi- schen Vereinigung in Aarau teilnahm. Sogleich engagierte er sich begeistert und übernahm das Amt des Aktuars. 4 Jahre später wurde er Vize- präsident und 1961 erstmals Präsident der Aarauer Astronomen. In seiner 2. Amtszeit, von 1971-74, leitete Walter erneut die AVA als ihr Präsident. Im Mai 1962, in seiner erster Präsidialzeit, entstand eine vereinseigene Beobachtungs- station. Zuvor war Spiegelschleifen und Instrumentenbau nach Vorbild des Schweizer Pioniers Hans Rohr wichtiger. Auf der Staffelegg, nahe beim Herzberg, dem heutigen Haus für Bildung und Begegnung, wurde unter Walters Aufsicht ein Betonfundament zur Aufnahme einer Teleskop-Mon- tierung gegossen. Nach jeder Beobachtungsnacht musste diese mit einer schweren Stahlhaube geschützt samt dem zugehörigen Newton-Teleskop in einem etwa 150 Meter entfernten Bauernhof eingestellt werden. Der Verstorbene hielt Fachreferate in unserem Verein und war jedem Mitglied gegenüber hilfsbereit: Von seinem grossen Wissen über Optik, Mathematik und Astronomie konnten alle profitieren. Bis ins hohe Alter blieb er der AVA verbunden. Am 1. Januar 2009, anläss- lich des Aarauer Neujahrapéros, präsentierte Walter Zürcher „seine“ Kern-Optiken. Die AVA konnte sich an diesem Anlass ebenfalls als aktiver Verein präsentieren - es wurde der letzte gemeinsame öffentliche Auftritt mit dem Verstorbenen. 6 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
Wir trauern um Walter Zürcher, einen unserer Gründer von Heiner Sidler, Safenwil Walter kam am 15. April 1929 zur Welt. Seine Eltern führten in Reitnau eine Gaststätte und eine Bäckerei. Als ältester von 4 Buben musste er zu Hause mithelfen. So war er oft mit dem Fahrrad unterwegs, um Brote auszutragen. Die Kantonsschule schloss Walter mit der C-Matur ab; in allen naturwissenschaftlichen Fächern erreichte er gar die Bestnote 6! Der Wechsel ans Polytechnikum in Zürich – die heutige ETH - war demzufolge ein konsequen- ter Schritt. - 1951 erhielt er eine Praktikumsstelle als Mathematiker bei Kern & Co. AG in Aarau. Dies war damals ein aufstrebendes Unternehmen: Im selben Jahr wurde die Produkti- onsfläche um 3300 m2 erweitert, 1954 erreichte der Jahresumsatz erstmals 10 Millionen. Gleichzeitig investierte der Betrieb über eine halbe Million Franken in den elektronischen Rechner „Bull Gamma 3“. Die Praktikumsstelle wurde zu Walter Zürchers Lebensstelle; er blieb der Firma Kern treu bis zu deren Schliessung 1991. Als Optikrechner war er an zahlreichen Erfolgen seines Arbeitgebers massgeblich beteiligt. Kern stellte nebst vielen anderen Produkten optische Systeme für Kino- projektoren her und baute hochwertige Objektive für die Filmkameras Paillard- Bolex 8 und 16 mm. Auf einen Erfolg aber war Walter Zürcher ganz besonders stolz: 1969 lieferte Kern an die NASA eine Objek- tivserie der Brennweiten 180, 75, 18 und 10 mm. Die Switar-Objektive fanden bei Apollo-11 und allen weiteren Apollo-Mis- sionen Verwendung. Nicht die verpixelten Fernsehbilder der Direktübertragung, sondern die feinen Filme, zurückgebracht von den Astronauten Neil Armstrong bis Eugene Cernan, wurden mit Objektiven „Made in Aarau“ gedreht! Wir sollten sie nochmals betrachten und dabei an Walter Zürcher denken. Aber auch in unserem Verein hat Walter Spuren hinterlassen, die uns weiterhin an ihn erinnern. www.sternwarte-schafmatt.ch 7
AUS DEN ANFÄNGEN DER AVA AVA-Mitglieder Anfang der 60er-Jahre bei der Staffelegg-Beobachtungsstation. Walter Zürcher ist rechts zu finden, neben ihm Hans Käser; die beiden anderen Personen sind leider unbekannt. Der Opel Kapitän gehörte Hugo Sommer. (PG) Das Bild führt in die Anfangszeit unseres Vereins zurück. Am 24. Januar 1955 gründeten 18 begeisterte Amateurastronomen die AVA im Aarauer Restaurant Café Bank. „Kaum war die AVA aus dem Ei gekrochen, dachte Roland Picard bereits über eine Club-eigene Sternwarte nach. Dies bei einem Bestand von 23 Mitgliedern und einem Vermögen von Fr. 127.50.“ Logischerweise gings nicht gleich weiter... „Dann kam plötzlich der Stein ins Rollen. Die Versammlung vom 11. Mai 1959 bestellte eine Kommission zur Schaffung einer Sternwarte“ und „glücklicherweise hatte ein Gönner aus der Industrie eine Spende von Fr. 1000.- in Aussicht gestellt, sodass ein Bau ohne Gegenstimme beschlossen wurde“. Allerdings entstand dann Richtung Staffelegg keine Sternwarte im heutigen Sinn, sondern – wie im Nachruf auf Walter Zürcher erwähnt - bloss eine Beobachtungsplattform samt einem „beweglichen“ 180mm-Newton. (Die Zitate stammen aus der Chronik der Astronomische Vereinigung 1955–2005 von François Lombard). 8 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen EIN NEUER INTERPLANETARER STAR Stars haben gewisse Gemeinsamkeiten: Irgendwann tauchen sie auf, werden von Paparazzi ausgiebig fotografiert und von der Fangemeinde heftig umjubelt, zeigen sich von ihrer besten Seite (falls sie eine haben), verschwinden dann wieder im Dunkel der Geschichte und werden von anderen, jüngeren Stars abgelöst. Einige schaffen es, Protagonisten von „Klassikern“ zu werden. Sie werden dann regelmässig erneut zusammen mit ihren Werken „ausgegraben“ und erfreuen so ihr Publikum für eine bestimmte Zeit in zweiter, dritter… Auflage, bevor sie wieder abtauchen. Interplanetare Stars haben es insofern leichter, zu „Klassikern“ zu werden, als sie in der Regel Wissenschaftsgeschichte schreiben. Immer wieder wird dabei die Grenze des Erreich- baren weiter hinausgeschoben und das ursprünglich „Unmög- liche“ möglich gemacht. Wer erinnert sich nicht an den inter- planetaren Star der Jahre 2014 – 2016, den Kometen mit dem unaussprechlichen Namen Churyumov–Gerasimenko - von seinen Fans (wohl auch aus mnemotechnischen Gründen) liebevoll „Tschuri“ genannt? Die Paparazzi waren Rosetta und der kleine Philae, der sich nach seiner Landung auf Tschuri buchstäblich mit einem Fuss in einer Felsspalte verfing und darauf nicht mehr gross zu gebrauchen war. Der nächste interplanetare Star am Himmel wird wieder ein- mal ein Asteroid sein. Der 1999 entdeckte Asteroid mit dem unscheinbaren Namen Bennu und der Laufnummer (101955) lässt vermuten, dass er wohl nicht zu den „ganz Grossen“ ge- hört. Tatsächlich wirken seine 500 Meter Durchmesser gegen- über den 3 x 5 Kilometern von Tschuri schon fast bescheiden. www.sternwarte-schafmatt.ch 9
AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen Aber Bennu ist nicht irgendwer! Er gehört zu den knapp 1800 Asteroiden, die der Erde in näherer oder fernerer Zukunft Probleme machen könnten (PHO = Potentially Hazardeous Object = potenziell gefährliches Objekt). Die NASA stuft ihn im Moment als den für die Erde gefährlichsten Himmelskörper ein. Er ist ein Erdbahnkreuzer des Apollo-Typs. Die Wahr- scheinlichkeit, dass er im Jahr 2135 auf der Erde einschlagen wird, wurde mit 0,04 % berechnet. Diese Annäherung auf Dis- tanzen innerhalb der Mondbahn liegt also noch relativ weit in der Zukunft und die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags ist (vorläufig noch) gering. Aber sie ist nicht unerheblich, denn ein Asteroideneinschlag auf der Erde ist nach den bekann- ten Gegebenheiten nur ein Frage der Zeit! Da Bennu alle 6 Jahre der Erde nahe kommt, wäre er ein geeignetes Objekt, allfällige Asteroiden-Abwehrmassnahmen zu testen. Vorerst aber soll er „nur“ untersucht werden. Der Paparazzo wird dieses Mal eine Sonde mit dem Namen Osiris Rex sein, die 2016 mit einer Atlas-Rakete von Cape Canaveral in Florida (USA) gestartet ist. Die Sonde wird den Asteroiden im August 2018 erreichen, sich ihm bis Oktober auf 5 Kilometer nähern und ihn dabei ausgiebig fotografieren und kartieren. Eine Landung auf Benno ist nicht geplant. 2020 soll ein Roboterarm am interplanetaren Star kratzen und 60 – 2000 Gramm Material von ihm aufnehmen, in eine spezielle Transportkapsel verstauen und zur Erde zurückschicken, wo die Probe 2023 an einem Fallschirm in der Wüste von Utah (USA) landen soll. Analogien zu irdischen Stars verkneife ich mir hier! Die Herausforderung wird sein, dass sich die Sonde zu diesem Zweck dem Asteroiden auf wenige Meter nähern muss. Der Roboterarm ist nämlich nur 3,4 m lang und die Probenentnahme wird lediglich 5 Se- kunden dauern! Auf diesen Arbeitsschritt bin ich schon heute sehr gespannt! Eine wichtige Aufgabe der Sonde während der 500 Tage dauernden Beobachtungs- phase wird sein, an Bennu den sog. Jarkowski-Effekt zu messen. Die unterschiedlich starke Erwärmung der Asteroidenoberfläche hat nämlich einen spürbaren Einfluss auf den Bahnverlauf des Asteroiden. Wird dieser Effekt besser verstanden, erhoffen sich die Wissenschaftler künftig präzisere Bahnprognosen, denn schon kleine Bahnabweichungen können die Einschlagwahrscheinlichkeit für die Erde erheblich verändern. 10 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE von Jürg Studerus, Olten WESHALB GESCHAH DER URKNALL NICHT 1 JAHR SPÄTER Vortrag von Dr. Erich Deiss, (Astronomische Gesellschaft Baden) 5. März 2018 Teilchenphysik und Kosmologie beschäftigen sich mit Fragen, über die Laien oft nur ihre Köpfe schütteln und Experten ihre hohen Stirnen in tiefe Falten legen. Sternfreund und AGB-Präsident Dr. Erich Deiss präsentierte zahlreichen Zuhörern im Aarauer Schützen einen wahren Cocktail an wissenschaftlich erhärteten Absurditäten und offenen Fragen. Wie gut verstehen wir die Welt? Diese Frage scheint zu interessieren. Denn zu Erich Deiss' gleichnamigen Vortrag versammelte sich eine grosse Zahl naturwissenschaftlich interessierter oder irritierter Personen (darunter selbstverständlich viele Sternfreunde der AVA und der BAG). Die Irritation liegt hier in der Natur der Sache einer Natur, die sich nicht immer natürlich benimmt…und damit Anlass gibt, sich vertieft mit Themen der Physik, Astrophysik, Kosmologie auseinanderzusetzen. Der Referent präsentierte in der Folge eine reiche Palette des Seltsamen, Unklaren, Unverständlichen und Unbekannten in unserem modernen Weltbild. Er verstand es sehr gut, komplexe und schwer verständliche Sachverhalte anschaulich zu vermitteln. Sympathisch war aber auch sein Eingeständnis, dass auch er vor einem kosmischen Konzept mit 11 Dimensionen einfach kapitulieren muss. Ein wenig kritische Distanz schadet nie Erich Deiss wies seine Zuhörer an vielen Stellen des Referates auf Behelfe, "Workarounds" oder Widersprüche in all den gängigen Theorien und Hypothesen hin. Und mehrmals unterstrich er auch, dass das Vorgetragene einfach der aktuelle wissenschaftliche Konsens sei. Die Möglichkeit sei aber gross, dass unsere Nachfahren in 200 Jahren über diese, unsere modernen Kenntnisse nur noch schmunzelten. 11 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE von Jürg Studerus, Olten Diese Relativierung steht sicher dem Teil der Wissenschaften gut an, der mit der allgemeinen und speziellen Relativitätstheorie unser Verständnis der Welt vor über hundert Jahren aus den Angeln hob. Rege genutzt wurde die nachfolgende Diskussion mit dem Referenten. Und teilweise entspann sich dabei fast so etwas, wie ein kleines wissenschaftliches Streitgespräch. Dies stellte zweifach ein gutes Zeugnis aus: Dem Referenten, dem es gelungen war, seine Inhalte auch in ihrer wissenschaftlichen Problematik zu vermitteln. Und dem Publikum, das auf der Reise durch Zeit und Raum, durch Marko- und Mikrokosmos aufmerksam unterwegs war. Metallkonstruktionen Wasserstrahlschneiden Blechbearbeitung www.purinox.ch Schöftland 12 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE von Peter Grimm, Auenstein GEFAHR AUS DEM WELTALL Vortrag von Markus Griesser, Asteroiden-Entdecker und Leiter der Sternwarte Eschenberg in Winterthur, 7. Mai 2018. In Vertretung des AVA-Präsidenten stellte Heiner Sidler den Referenten im vollbesetzten Säli im Restaurant Schützen vor: „Eigentlich ein professioneller Amateur-Astronom“. Wenn jemand wirklich darüber Bescheid weiss, was ausserhalb des Erdglobus vor sich geht, dann er. Bis jetzt gilt Markus Griesser als Entdecker von 10 Asteroiden aus dem Trümmer-Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Dank ihm gibt es zum Beispiel die Asteroiden (43669) Winterthur und (113390) Helvetia! Und ihm zu Ehren hat die Post 2009 eine wunderschöne nachtleuchtende Sonderbriefmarke lanciert. Markus Griesser berichtete zuerst über „seine“ Sternwarte Eschenbach bei Winterthur samt technischem Equipment und dann aus aktuellen Gründen über astronomischen Angaben auf unserer neuen 20-Franken-Note. Selbstverständlich hat er sich darüber gefreut, doch wies er bei ihrem Erscheinen auch auf astronomisch Ungereimtes hin. Der Post-Bescheid: Es handle sich hier halt ebenso um künstlerische Freiheit... Dann ging er natürlich auf die Kleinplaneten ein, denen er ja besondere Aufmerksamkeit schenkt. Er zeigte uns sehr anschaulich und gut verständlich, dass das Auffinden mittels Fotografien eigentlich relativ einfach ist. Das Entscheidende muss aber im Anschluss passieren: die zügige Ausmessung der Bahn und die Übermittlung der gewonnenen Daten an das Minor Planet Center in den USA. Dann kann auch entschieden werden, ob der Entdeckte unserem Planeten gefährlich werden könnte. Mit mehr als 21'000 übermittelten Positionsmessungen hält die Sternwarte Eschenberg übrigens mit Abstand den Schweizer Rekord. Alle Kleinplaneten-Entdeckungen von Griesser sind eigentlich Zufallsprodukte: Gezielt sucht er nicht nach ihnen, doch ist ein Kandidat entdeckt, möchte er seine Bahndaten kennen, wobei er auch auf die Schwierigkeit hinwies, einen solchen „Punkt“ über Tage verfolgen zu können. 13 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: UNSERE VORTRÄGE von Peter Grimm, Auenstein Mittlerweile suchen Roboter-Teleskope – etwa PanSTARRS auf Hawaii - gezielt nach diesen Objekten und machen meistens die erste offizielle Mitteilung. Die USA sind die einzige Nation, die bereit ist Geld in diese Suche zu stecken – vor allem, weil es hier auch um die Gefährdung der Erde geht. (Der Betrag von 50 Millionen Dollar jährlich ist allerdings winzig im Vergleich zu den etwa 600 Milliarden für die Rüstung). In der nachfolgend rege genutzten Diskussion ging Griesser auch auf Geschichtliches im Zusammenhang mit der „Lücke“ zwischen Mars und Jupiter ein, in der mittlerweile rund 750'000 Objekte mit einem Durchmesser von weniger als 1000 km bekannt sind. Natürlich wurde auch die Frage gestellt, wie weit man heute in der Abwehr von potentiell gefährlichen Objekten ist. Doch der Referent meinte, hier solle man sich momentan keine grossen Hoffnungen machen: Wir sind noch weit davon entfernt, präventiv reagieren zu können. Übrigens: Seit 1999 trägt der Asteroid (11547) Griesser seinen Namen. Nicht der Referent selbst hat ihn so benannt, sondern ein deutscher Astronom – als ausdrückliche Anerkennung für Griessers Leistungen. 14 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AUS DER AVA von Heiner Sidler, Safenwil FREUDE UND FRUST AUF DEM PLANETENWEG Eigentlich wollte ich mit diesem Text den erfolgreichen Abschluss der Renovations- arbeiten an unserem Aargauer Planetenweg melden. Die Vorbereitungen waren gründlich und seriös. In zahlreichen Sitzungen, verteilt auf das letzte Jahr, haben Manfred Koch, Peter Grimm und ich 13 neue Tafeln zur Beschriftung der Modelle kreiert. Die Texte wur- den von Grund auf neu formuliert, laufend auf Lesefreundlichkeit und Informationsgehalt hin geprüft (Dank auch an Hans Roth!) und verbessert. Auf die Grafik legten wir ebenfalls hohen Wert, und alle Tafeln wurden mit einer seriösen Bildauswahl farbig und attraktiv gestaltet. Ein gutes Druckverfahren liess die fertigen Tafeln zudem brillant erscheinen, worauf sich alle Beteiligten auf den Moment freuten, da sie im Wald zwischen Aarau und Safenwil zu stehen kommen. Am Dienstag, 17. April, entfernte eine Arbeitsgruppe mit Ueli Rohr, Markus Bitterli, Sepp Käser, Arthur Angst und mir planmässig sämtliche alten Tafeln. Die Grundplatten wurden von Leim und Silikon gereinigt und die ganzen Säulen, Modelle und Halterungen geputzt. Am Nachmittag fuhren wir nochmals den ganzen Planetenweg ab und überstrichen alle notwendigen Stellen mit der grünen Säulenfarbe. Am Mittwoch, 18. April, liessen wir bei schönstem Wetter die Farbe trocknen und besuch- ten den Planetenweg nicht; die leichte Bise fiel mir an diesem Tag kaum auf. Am Donnerstag, 19. April starteten wir beim Plutomodell mit der Montage der neu- en Tafeln. Als wir bei der Venussäule ankamen, blickten wir Richtung Sonne und erstarrten!!!! www.sternwarte-schafmatt.ch 15
AUS DER AVA von Heiner Sidler, Safenwil Die hohe Sonnenstange war deutlich nach hinten geknickt. Dicke Buchenäste und zer- splitterte Stammteile blockierten den Weg vor dem Sonnenmodell. Aus der Nähe betrach- tet, entdeckten wir Schäden am Sonnenkörper: Risse entlang des Äquators und deutliche Knicke oder gar Risse auf der Nord-Hälfte der mit Glasfasern verstärkten Polyester-Ku- gel. Das Fundament schien noch fest zu sein und der unterste Meter der Stange stand ziemlich senkrecht. Oberhalb der Verjüngung der Stange, gerade hinter den beiden Ta- feln, war allerdings ein Knick mit einer kräftigen Ausbeulung zu sehen und natürlich mit Abplatzungen der Farbe. Von einer Buche mit zweigeteiltem Stamm war am Tag zuvor die eine Hälfte abgebrochen und Richtung Sonnenmodell gestürzt. Die Bruchstelle im Buchenstamm war - gut erkenn- bar - grösstenteils nicht neu. Also bestand da schon lange eine Schwachstelle und damit auch Gefahr für Spaziergänger, für uns AVA-Servicearbeiter und natürlich fürs Sonnen- modell. Nicht auszudenken, wäre im falschen Moment unsere Arbeitsgruppe oder eine Kinderschar gerade dort gestanden! Anfänglich sassen Schock und Frust tief in meinen Knochen, denn seit 1999 und 2009 ist dies das 3. Ereignis dieser Art. Mein Team reagierte besser: Ueli Rohr informierte den Aarauer Stadtförster, der darauf mit seinen Leuten den gefallenen Baum zur Seite räumte und abtransportierte. Zudem wusste Ueli von einer Reserve-Tafel der letzten Generation, die in seinem Archiv lag. Diese brachten wir als Übergangslösung an der gekrümmten Säule an. So können wir die Reparatur, die teuer wird und nicht in wenigen Tagen zu ma- chen ist, erst im Spätherbst ausführen, wenn die Wanderer nicht mehr so zahlreich in den Wäldern unterwegs sind. Der Aarauer Planetenweg ist nun vorerst vollständig, und vermutlich werden den Besu- chern die schönen neuen Tafeln eher auffallen als das leicht zerbeulte Sonnenmodell auf der geknickten Stange. 16 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
STERNWARTE SCHAFMATT Öffnungszeiten Jeden Donnerstag-Abend Jeden Freitag-Abend Die Sternwarte kann für individuelle Öffentliche Führungen - die Sternwarte ist bei Gruppenführungen reserviert werden. guter Witterung für jedermann und jedefrau geöffnet. Benutzen Sie dazu die Online-Anmeldung auf www.sternwarte-schafmatt.ch Sommer ab 21:00 Uhr (1. April bis 30. September) Bitte beachten Winter ab 20:00 Uhr Wir empfehlen Ihnen nebst warmer (1. Oktober bis 31. März) Kleidung (sogar Sommernächte können empfindlich kühl werden) auch eine Taschenlampe mitzubringen. Der Fussweg Bei zweifelhafter Witterung gibt die vom grossen Parkplatz führt via Naturfreunde- Telefon-Nr. 062 298 05 47 jeweils ab 18:00 haus Schafmatt bis zur Sternwarte und ist Uhr Auskunft, ob die Führung stattfindet. ausgeschildert, aber nicht beleuchtet. Koordinaten (WGS84) Breite: 47°25‘13“ N Länge: 7°57‘03“ O Höhe: 820 müM
AVA: UNSEREVERANSTALTUNGS-KALENDER VORTRÄGE DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU Sonntag, 17. Juni 2018 Sonntag, 22. Juli 2018 Sonntag, 19. August 2018 Thema: Beobachtung der Sonnenflecken und Protuberanzen im H-alpha- und im Weisslicht Ort: Sternwarte Schafmatt, Oltingen Beginn: ab 11:30 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 10 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung). ****************************************************************************************************** Freitag, 27. Juli 2018: Thema: Marsopposition und totale Mondfinsternis 19:14 Mond unter Horizont: Halbschattenfinsternis beginnt 20:24 Mond unter Horizont: Partielle Finsternis beginnt 21:00 Mondaufgang 21:30 Totale Finsternis beginnt (Mond befindet sich nur knapp über dem Horizont) 22:21 Maximale Verdunkelung 23:13 Totale Finsternis endet 00:19 Partielle Finsternis endet 01:28 Halbschattenfinsternis endet Ort: Sternwarte Schafmatt oberhalb Oltingen Jurahöhe Schafmatt, (Parkplatz nahe der Passhöhe) Beginn: 20.00 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 17.00 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung) 18 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
VERANSTALTUNGS-KALENDER AVA: UNSERE VORTRÄGE DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU Montag, (September / Oktober: Termin noch offen) Referent: Dr. Susanne Wampfler Center for space and habitability Universität Bern Thema: Astrochemie mit ALMA Ort: Restaurant Schützen, Aarau (Schachen) Beginn: 20.00 Uhr (Beginn Vortrag) ****************************************************************************************************** Mittwoch, 14. November 2018 Thema: Jahresschlusshock AVA Traditionsgemäss lassen wir das vergangene Vereinsjahr Revue passieren und pflegen bei einem feinen Nachtessen das gemütliche Beisammensein. Und: Nehmt doch bitte auch euere PartnerInnen mit! Das gegenseitige Kennenlernen ist immer sehr bereichernd. Ort: Restaurant Schmiedstube, Oltnerstrasse 7, 5013 Niedergösgen Genügend Parkplätze befinden sich hinter dem Restaurant. Beginn: 19.00 Uhr (Begrüssung und Apéro) 19 www.sternwarte-schafmatt.ch DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU 19
EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 1 - 700 BILLIONEN-MAL HELLER ALS DIE SONNE Quasare sind uralte und aussergewöhnlich helle Objekte – allerdings in gewaltigen Entfernungen. Der Name ist eine Wortbastelei aus quasi-stellar radio source – übersetzt etwa: sternähnliche Radioquelle. Vermutlich besteht ein Quasar aus einem aktiven Schwarzen Loch, das enorme Materiemengen schluckt und dabei gewaltige Energiemengen als Strahlung abgibt. Erstaunlicherweise existieren solche Leuchtriesen bereits 1 Milliarde Jahre nach dem Urknall. Jetzt haben Astronomen um Christian Wolf von der Australian National University in Canberra einen neuen Rekordhalter unter diesen frühen Riesen entdeckt. Der Quasar SMSS J2157-3602 liegt mehr als 12 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt und wurde bereits von den scharfen Teleskopaugen des europäischen Gaia-Satelliten erspäht. Genauere Untersuchungen haben ergeben, dass der Quasar im ultravioletten bis optischen Lichtbereich rund 700 Billionen-mal heller als die Sonne strahlt (700‘000‘000‘000‘000-mal !) "Wenn wir dieses Monster im Zentrum unserer Milchstrasse hätten, würde es am Himmel 10-mal heller scheinen als der Vollmond", sagt Wolf. "Es würde fast alle Sterne am Himmel völlig überstrahlen." Weil ein grosser Anteil der Strah- lung dieses Quasars energiereiche UV-Strahlen sind, wäre seine Nähe allerdings für uns absolut tödlich: "Wenn er im Zentrum unserer Milchstrasse läge, würde dies das Leben auf der Erde unmöglich machen". Doch das ist noch nicht alles: Das Schwarze Loch dieses Quasars ist zudem extrem massereich und schnell wachsend: Astronomen schätzen, dass es rund 20 Milliarden Sonnenmassen umfasst. Er gehört damit zu den frühen Riesen des Kosmos, über deren Entstehung und Wachstum Astronomen bis heute rätseln. Denn eigentlich hatten sie seit dem Urknall gar nicht genügend Zeit, um ihre gewaltigen Dimensionen zu erreichen. - Und: Das Schwarze Loch saugt damit alle 2 Tage eine Materiemenge von der Grösse unserer Sonne ein. 20 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Noch liegt vieles über diese hellsten himmlischen Lichtquellen im wissenschaftlichen Dunkeln. Aber: "Durch die Ionisierung von Gasen halfen die schnell wachsenden supermassereichen Schwarzen Löcher, den 'Nebel' um sie herum zu klären und das Universum so transparenter zu machen", erklärt Wolf. Doch die fernen Quasare sind auch für die heutige Astronomie wichtig. Denn wie kosmische Leuchttürme helfen sie dabei, die Ausdehnung des Universums einzuschätzen. Gleichzeitig liefern sie das Hintergrundlicht, das beispielsweise nähere Gaswolken durchstrahlt und so ihre chemische Zusammensetzung enthüllt. (kursiv: Zitate aus http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22739-2018-05-16.html) 2 - ERNEUT: DIE SCHWEIZ IST VORN DABEI! „Zum Glück“ stürzte sie ins Meer und nicht auf (bewohntes) Land: die erste chinesische Weltraumstation Tianagong 1. Steuerungslos verglühte sie zu einem grossen Teil am Osterwochenende in der Atmosphäre, ein Rest – man ging von 1.5 bis 3.5 Tonnen aus - fiel ohne Schaden anzurichten in den Pazifik. Doch der Absturz hatte auch Vorteile: Der Schrott rast nicht mehr unkontrolliert um die Erde. Denn dort, in den Umlaufbahnen in einigen hundert Kilometer Höhe, wird es langsam eng. So eng, dass sich die Raumfahrt nun um ihr Müllproblem kümmern muss. ... So viel Schrott umkreist bereits unseren Planeten, dass es immer wieder zu Kollisionen kommt. Es schwirren neben über tausend aktiven Satelliten auch 20’000 grössere Schrottteile herum. Selbst wenige Millimeter grosse Metallsplitter werden bei Geschwindigkeiten von kaum vorstellbaren 10 km/sec zu gefährlichen Geschossen. Das führt zu Problemen: Die Internationale Raumstation (ISS) muss auf ihrer Umlaufbahn in 400 km Höhe immer häufiger Schrott ausweichen. Am 4. April wurde der Satellit Remove Debris («Trümmer beseitigen») mit einer Falcon- 9-Rakete des Unternehmens Space X in Cape Canaveral zur ISS gebracht, wo er zusammengesetzt wird. Er dient der Erforschung neuer Techniken im Zusammenhang mit der Beseitigung von Weltraumschrott und soll im Juni in einen eigenen Orbit geschickt werden. Das Spezielle an ihm: Zentraler Bestandteil der Mission: ein Lasersystem aus der Schweiz. Entwickelt wurde es am Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) in Neuenburg. www.sternwarte-schafmatt.ch 21
EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Der Remove-Debris-Satellit ist ungefähr 100 kg schwer und so gross wie eine Waschmaschine. Er wird allerdings noch keine Schrottteile vom Ausmass einer Raumstation aus dem All holen. Genau genommen soll er ein faustgrosses Stück einfangen, das er zuvor selber ins All spediert hat. - Doch die Technologien, die dabei getestet werden, könnten in einigen Jahren in grösserem Massstab zum Einsatz kommen. Remove Debris soll 2 Varianten demonstrieren. Erstens trägt der Satellit ein ungefähr 2x2 m grosses Netz mit sich, das sich um ein Schrottstück wickelt und dieses so in die Atmosphäre abstürzen und verglühen lässt. In einem zweiten Test wird über einen Teleskoparm eine Platte ausgefahren, die mit einer Harpune durchbohrt werden soll – als Beispiel für ein Stück Weltraumschrott. Danach wird Remove Debris ein Segel entfalten, durch dessen Bremswirkung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre sichergestellt wird, dass das Ganze restlos verglüht. (kursiv: aus dem Artikel der Aargauer Zeitung vom 1.4.2018) 3 – DUNKLE MATERIE - SEIN ODER NICHT-SEIN? Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe las man in diversen Publikationen vom Basler Astronomie-Doktoranden Oliver Müller und seinem Team: Was, wenn es die Dunkle Materie gar nicht gibt!? Sie stützen ihre Frage auf eine eigene Theorie ab, die es sogar kürzlich auf die Titelseite der renommierten Wissenschafts-Zeitschrift Science schaffte. André Maeder von der Uni Genf hat ebenfalls ein neues theoretisches Modell des Universums entwickelt, laut dem sich die Bewegung der Galaxien und die Ausdehnung des Universums auch ohne Dunkle Materie erklären liesse. Davon berichtete er im Fachblatt The Astrophysical Journal. 22 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
AVA: HISTORIKERGRUPPE von Sarah Haller, Seon Anlässlich der kürzlichen Zusammenkunft war das Thema „Navigation“ angesagt: Wikinger, Polynesier, Jakobsstab, Sextant und weiteres. NAVIGATION DER POLYNESIER Auch heute noch ist erstaunlich wie die Hawaii Inseln ohne moderne Schiffe besiedelt werden konnten. Diese Inselgruppe liegt 4000 km zum nächsten Festland entfernt. Trotzdem schafften die Polynesier die Überfahrt mit einfachen Mitteln. Wichtig war dabei nicht ihr Standort, sondern vielmehr Start und Ziel der Segler. Navigation mit den Sternen Über Jahrhunderte hatten sie Kenntnisse über die Auf- und Untergangspunkte der Sterne gesammelt. Die Navigatoren mussten ein sehr gutes Gedächtnis haben. Dank genauer Beobachtung des Sternenhimmels, der Sonne und der See fanden sie sich in den Weiten des Ozeans zurecht und erreichten ihr Ziel. War das Ziel einmal bekannt, so suchte sich der Navigator Sterne aus, von denen er wusste, dass diese über der Zielinsel auf- oder untergehen. Hilfreich war dabei zu wissen, welcher Stern direkt im Zenit über der anzusteuernden Insel stand. Navigation mit dem Wind Auch anhand bestimmter Veränderungen in der Natur konnten sie sich auf offenem Meer orientieren: mit Beobachtungen der Wellen, der Farbe und Temperatur des Wassers, und anhand von Tieren. www.sternwarte-schafmatt.ch 23
AVA: HISTORIKERGRUPPE von Sarah Haller, Seon Eigens gefertigte Stabkarten aus Zweigen, Blättern und Muscheln dokumentierten Ozeanströmungen und Winde, die Flugrichtung von Vögeln sowie den Wellengang - ein streng geheimes Wissen, das nur innerhalb eines kleinen Kreises von Generation zu Generation weitergegeben wurde. So wussten sie, dass Strom und Passatwind vor einer Insel einen Rückschwall erzeugen, der in bestimmten Richtungen gewisse Wellenstrukturen verursacht. Navigation mit Tieren Fischschwärme, Seeschildkröten oder Wale zeigten den Polynesiern, wo sie sich innerhalb des Ozeans befanden. Die Strömungsrichtung erkannten sie etwa anhand von Fliegenden Fischen, die immer gegen den Strom ins Wasser tauchen. Ein sicherer Richtungsweiser war ihnen auch der Vogelflug. Lange bevor auch nur die Spur einer Insel zu sehen war, verriet er ihnen die Nähe von Land – und seine Lage aus dem Flug der Seevögel, die in der Dämmerung zielstrebig ihre Heimatinsel ansteuern. Vor dem Start zu einer grossen Reise beobachteten sie Veränderungen des Tierverhaltens und der Wettersituation genau. „Flimmerte“ der Himmel - ein Phänomen, das durch Cirrus-Wolken bewirkt wird -, so wussten sie, dass eine Sturm auftreten könnte. Bootsbaukunst Auch in der Entwicklung von Schiffen waren die Polynesier innovativ und äusserst erfinderisch. Bei ihrer Auswanderung verwendeten sie einen neuen Schiffstyp, den sie über 1000 Jahre lang immer wieder verbessert und weiterentwickelt hatten: das Doppelrumpfboot. Ursprünglich aus einem einzigen Baumstamm gefertigt, fügten die Bootsbauer einen Ausleger hinzu, um für mehr Stabilität zu sorgen. Das sogenannte Krebsscheren-Segel verlieh den Booten durch seine Dreiecksform einen stärkeren Auftrieb. Zur Lenkung wurden aussenliegende Steuer- paddel angebracht. Mit einer Länge von bis zu 30 Metern eigneten sich die Boote vortrefflich für die Seefahrten der Polynesier, da sie ausreichend Platz für Vorräte boten. Darunter befanden sich oftmals Kokosnüsse, die feste und flüssige Nahrung lieferten, getrocknete Pandanus-Früchte und fermentierte Brotfrucht. Auf den Plattformen der Boote gab es sogar die Möglichkeit Hütten aufzustellen, die das Feuer vor Gischt und Regen schützen sollten. Bis zu 100 Menschen legten so rund 200 Kilometer am Tag zurück, um zu neuen Inseln aufzubrechen und diese zu besiedeln. 24 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
DAS STERNSCHNUPPEN-BILD Das Sternschnuppenbild von unserem AVA-Mitglied Thomas Erzinger. Aufnahme: 21.5.2018 23:48 UT also 01:48 MESZ, Teleskop Refraktor, Öffnung 180 mm, Brennweite 5040 mm, Filter Baader LRGB, Kamera Zwo ASI 120 Mono, Jupiter stand im Sternbild Waage, 27 Grad über Horizont. Nutzen Sie unsere Erfahrung mit alternativen Energiequellen. Planung/Engineering, Alternative Energie, Heizungstechnik, Lüftungstechnik, Sanitärtechnik, Reparaturdienst Kurt Vorburger AG, 5032 Aarau Rohr T 062 834 33 33, vorburgerag.ch www.sternwarte-schafmatt.ch 25
AM 27. JULI: PLANETENPARADE UND ROTER MOND Die Totale Mondfinsternis am Abend des 27. Juli 2018 bietet die einmalige Gele- genheit, gleichzeitig die 4 hellsten und eindrücklichsten Planeten zu beobachten. Am selben Tag steht Mars zudem der Erde so nahe wie erst wieder im Jahr 2082. Von links nach rechts – bzw. von Ost nach West - sind dann am Himmel zu sehen: Mond und Mars Saturn Jupiter Venus wo: Jurahöhe Schafmatt. Sternwarte und Parkplatz nahe der Passhöhe wann: Freitag, 27. Juli 2018, von 20 Uhr bis Mitternacht Wetterabhängige Durchführung: ab 18 Uhr gibt Tel. 062 298 05 47 Auskunft Empfehlung: Feldstecher, Kamera und warme Kleider mitnehmen Fotos: Astronomische Vereinigung Aarau 26 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU
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