Stolpersteine - Stadt Bochum
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Stolpersteine für Karl Hirschberger, Rosa Hirschberger, geb. Kaufmann und Stolpersteine Kurt Heinz Hirschberger. Am 19. September 2018 haben Auszubildende der Firma USB als Stolpersteinpaten die Rechercheergebnisse zu Karl, Rosa und Kurt Hirschberger im Stadtarchiv Bochum für präsentiert. (Ein Emblem der Firma mit den Buchstaben USB ist auf den meisten Seiten rechts oben abgebildet.) Diese Präsentation ist in den Textteilen durch Zitate aus den Quellen ergänzt worden Karl Hirschberger, (hauptsächlich Rosa Dr. Hubert Schneider: Die Hirschberger, geb.- Kaufmann "Entjudung" des Wohnraums "Judenhäuser" in Bochum...). und Kurt Heinz Hirschberger Am 19. September 2018 haben Auszubildende der Firma USB als Stolpersteinpaten die Rechercheergebnisse zu Karl, Rosa und Kurt Hirschberger im Stadtarchiv Bochum präsentiert. Diese Präsentation ist in den Textteilen durch Zitate aus den Quellen ergänzt worden (hauptsächlich Dr. Hubert Schneider: Die "Entjudung" des Wohnraums - "Judenhäuser" in Bochum...).
Inhaltsverzeichnis. Inhaltsverzeichnis Lebenslauf von Karl Hirschberger. Heiratsurkunde. von Karl Hirschberger Lebenslauf ● Lebenslauf ● von Rosa Hirschberger, geb. Kaufmann. Heiratsurkunde Karl Hirschbergers beruflicher Werdegang. Lebenslauf Entwicklung ● der von Rosa Hirschberger, Lebensumstände geb. Kaufmann in der Rottstraße 11, Schicksal nach dem 9. November ● Karl Hirschbergers beruflicher1938, Werdegang Lebenslauf von Kurt Heinz Hirschberger. Sicherungsanordnung ● gegen Karl Hirschberger. Entwicklung der Lebensumstände in der Rottstraße 11 Bemühungen um Auswanderung. Deportationen.nach dem 9. November 1938 Schicksal ● Weiteres ● Schicksal Lebenslauf vonvon KurtKarl Hirschberger. Heinz Hirschberger Deportationen von Kurt Heinz Hirschberger. ● Sicherungsanordnung Riga Ghetto. gegen Karl Hirschberger Wiedergutmachungsverfahren. ● Bemühungen um Auswanderung Stolpersteinverlegung. Deportationen Quellen. ● ● Weiteres Schicksal von Karl Hirschberger ● Deportationen von Kurt Heinz Hirschberger ● Riga Ghetto ● Wiedergutmachungsverfahren ● Stolpersteinverlegung ● Quellen
Lebenslauf von Karl Hirschberger (1) Lebenslauf von Karl Hirschberger (Teil 1). Geburtsdatum/-ort: 22.05.1893 in Bingen Geburtsdatum/-ort: 22.05.1893 in Bingen. Vater: Vater: Kaufmann Kaufmann Heinrich Hirschberger, Heinrich Hirschberger, gestorben 1907.gestorben 1907. Sein Grabstein steht auf dem jüdischen Friedhof an der Wasserstraße inSein Grabstein Bochum mit folgender Inschrift: Hier ruht in Gottsteht auf dem jüdischen Friedhof an der Wasserstraße in Bochum unser lieber Vater mit folgender Inschrift: Heinrich Hirschberger geboren 15.12.1861, Hier ruht gestorben 13.3.1907. Rechts ein in Gottdes Grabsteins: Foto unser lieber Vater Heinrich Hirschberger geb. 15.12.1861 gest. 13.3.1907 XX.XX.2013 Präsentationsthema 4
Lebenslauf von Karl Hirschberger (2) Lebenslauf von Karl Hirschberger (Teil 2), Mutter: Ehefrau Therese geb. Mohr, Mutter:1862, Ehefrau Therese geb. Mohr, geboren gestorben 1914, geboren 1862, gestorben ihr Grabstein steht auf dem1914, ihr Grabstein jüdischen Friedhof an der Wasserstraße steht auf dem jüdischen in Bochum mit folgender Inschrift: Friedhof Hier ruht in Gottanunsere der Wasserstraße liebe Mutter in Bochum mit folgender Inschrift: Therese Hirschberger geborene Mohr geboren 31.7.1862 Hier ruht in Gott gesttorben 22.1.1914, unsere liebe Mutter Wohnort: Bochum, Brückstraße Therese14,Hirschberger geb. Mohr seit 1934: Rottstraße 11 (heute Südring 21), geb. 31.7.1862 Heirat: 2. Juli 1922 in Bochum mit Rosa Kaufmann, Kind: Am 24. Oktober 1923 gest. 22.1.1914 wurde Sohn Kurt Heinz geboren. Wohnort: Bochum, Brückstraße 14, seit 1934: Rottstraße 11 (heute Südring 21) Heirat: 2. Juli 1922 in Bochum mit Rosa Kaufmann Kind: Am 24. Oktober 1923 wurde Sohn Kurt Heinz geboren. XX.XX.2013 Präsentationsthema 5
Kopie der Heiratsurkunde mit folgendem Text: B. Nr. 913 Aufgebotsverzeichnis No 866 Bochum am dreißigsten Juni tausend neunhundert zweiundzwanzig. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute zum Zweck der Eheschließung: 1. der Kaufmann Karl Hirschberger, der Persönlichkeit nach bekannt, geboren am zweiundzwanzigsten Mai des Jahres tausend achthundert drei und neunzig zu Bingen, wohnhaft in Bochum, Augustastraße 11, 2. die Rosa Kaufmann, ohne Beruf, der Persönlichkeit nach bekannt, geboren am fünfzehnten Dezember des Jahres tausend achthundert sieben und achtzig zu Mühlheim / Ruhr Geburtsregister No 1016 des Standesamt in Mühlheim / Ruhr, wohnhaft in Bochum, Brüderstraße 14. Randvermerke: Der zu 1 aufgeführte Kaufmann Karl Hirschberger, wohnhaft in Bochum, Rottstraße 11 hat angezeigt, daß er den zusätzlichen Vornamen „Israel“ angenommen hat. Die zu zwei aufgeführte Rosa Hirschberger geborene Kaufmann, wohnhaft in Bochum Rottstraße 11 hat angezeigt, daß sie den zusätzlichen Vornamen „Sara“ angenommen hat. Der Standesbeamte in Vertretung Grotthaus Bochum, den 8. Februar 1948 Der vorstehende Randvermerk wird hiermit auf Anordnung des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen gemäß § 134 DA von Amts wegen gelöscht Der Standesbeamte in Vertretung Unterschrift
Kopie der zweiten Seite der Heiratsurkunde mit folgendem Text: Als Zeugen waren zugezogen und erschienen: 3. der Kaufmann Hugo Bamberger der Persönlichkeit nach durch seinen Militärpass anerkannt, 45 Jahre alt, wohnhaft in Bochum Kaiserring 23, 4. der Kaufmann Albert Kaufmann, der Persönlichkeit nach durch seinen Einkommensteuerbescheid anerkannt, 34 Jahre alt, wohnhaft in Wattenscheid, Oststraße 33. Der Standesbeamte richtete an die Verlobten einzeln und nacheinander die Frage: ob sie die Ehe miteinander eingehen wollen. Die Verlobten bejahten diese Frage und der Standesbeamte sprach hierauf aus, daß sie Kraft des Bürgerlichen Gesetzbuchs nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben: Karl Hirschberger Rosa Hirschberger geborene Kaufmann, Hugo Bamberger Albert Kaufmann Der Standesbeamte. Unterschrift
Lebenslauf Lebenslaufvon vonRosa RosaHirschberger, Hirschberger,geb. geb.Kaufmann Kaufmann Geburtsdatum/-ort: 15.12.1887 in Mülheim / Ruhr Eltern: Hugo 15.12.1887 Geburtsdatum/-ort: Kaufmann in Mülheim / Ruhr und Henriette Kaufmann, geborene Moses, ihr Grabstein (Foto rechts) steht auf dem jüdischen Friedhof an der Eltern: Hugo Kaufmann Wasserstraße in Bochum mit der Inschrift: und Henriette Kaufmann, geborene Moses, ihr Hier ruht in Gott unsere geliebte Mutter, Grabstein steht auf dem jüdischen Friedhof an der Schwieger- u. Großmutter Wasserstraße in Bochum mit der Inschrift: Henriette Kaufmann Hier ruht in Gott geb. Moses, unsere geliebte Mutter, geboren am 16.2.1847, gest. 9.8.1926, Schwieger- u. Großmutter Zwillingsbruder: Henriette Kaufmann Albert Kaufmann, wohnt in Wattenscheid geb. Moses Wohnort: Bochum, Brückstraße 14, * 16.2.1847 seit 1934 Rottstraße 11, gest. 9.8.1926 Heirat: 2.7.1922 in Bochum mit Karl Hirschberger. Kind: Am 24. Oktober 1923 wurde Sohn Kurt Heinz geboren. Zwillingsbruder: Albert Kaufmann wohnt in Wattenscheid Wohnort: Bochum, Brückstraße 14, seit 1934 Rottstraße 11 Heirat: 2.7.1922 in Bochum mit Karl Hirschberger Kind: Am 24. Oktober 1923 wurde Sohn Kurt Heinz geboren. XX.XX.2013 Präsentationsthema 8
Karl Hirschbergers beruflicher Werdegang Karl war lange Jahre Personalchef bei der Bochumer Schürzenfabrik, Mühlenweg 22 Karl Hirschbergers (Grundstück beruflicher ist jetzt durch die Hofsteder Werdegang Straße überbaut). Inhaber: Aaron Meier und Otto Weinberg. Familie Meier • Karl warund OttoJahre lange Weinberg emigrierten Personalchef bei bereits 1933 inSchürzenfabrik, der Bochumer die Schweiz. Mühlenweg 22 Sie verkauften (Grundstückihre ist Firma an diedie jetzt durch Firma PongsStraße Hofsteder & Zahnüberbaut). AG in Viersen. Die Bochumer Inhaber:Firma Aaronwurde Meierals undZweigbetrieb des Stammhauses in Viersen Otto Weinberg betrieben. Nach Ausscheidung der jüdischen Besitzer 1933 war Karl Hirschberger weiter als • Familie Meier und Otto Weinberg emigrierten bereits 1933 in die Schweiz. Personalchef bei der neuen Firma beschäftigt. Sie verkauften ihre Firma an die Firma Pongs & Zahn AG in Viersen. Er wurde 1938 entlassen und fand keine neue angemessene Stellung mehr. Die Bochumer Firma wurde als Zweigbetrieb des Stammhauses in Viersen betrieben. • Nach Ausscheidung der jüdischen Besitzer 1933 war Karl Hirschberger weiter als Personalchef bei der neuen Firma beschäftigt. • Er wurde 1938 entlassen und fand keine neue angemessene Stellung mehr. XX.XX.2013 Präsentationsthema 9
Entwicklung der Lebensumstände in der Rottstraße 11, Entwicklung Über der die Entwicklung der Lebensumstände Lebensumstände in der Rottstraßein der Rottstraße 11 berichtete die frühere 11 Nachbarin, die Witwe Marie Rose geb. Eikenbusch, am 11. Januar 1954 als Zeugin vor der Über die Entwicklung der Lebensumstände Wiedergutmachungskammer beim Landgericht in der Rottstraße Bochum. Frau11 berichtete Rose diezum hatte bis frühere Schluss mit den Nachbarin, die Witwe Marie Rose geb. Eikenbusch, am 11. Januar 1954 Hirschbergers in Kontakt gestanden, sich auch vor deren Deportation von ihnen verabschiedet. als Zeugin vor der Wiedergutmachungskammer Ich bin etwa im Jahre 1935 in das beimHausLandgericht Rottstraße Bochum. Frau Rose 11 eingezogen, wohatte damalsbis bereits zum Schluss mit den die Eheleute Hirschbergers Hirschberger mitinihrem Kontakt gestanden, Sohn wohnten.sich auch vor deren Hirschberger war beiDeportation der Firmavon ihnen Pongs und verabschiedet. Zahn als Personalchef angestellt. Ihre 4-Zimmer-Wohnung war sehr gut eingerichtet. 1938 wurde Hirschberger Ich bin etwa entlassen. im Jahre Einige 1935 inmusste Zeit später das Haus Rottstraße er von 11 eingezogen, wo 3damals seiner 4-Zimmer-Wohnung Räumebereitsabgebendie Eheleute und behielt Hirschberger nur noch einenmit ihremInSohn Raum. diesemwohnten. Hirschberger einen Raum brachtenwar bei der Firmasoweit Hirschbergers, Pongsich und Zahn mich als kann, erinnern Personalchef ihre gesamten angestellt. Möbel pp. ausIhre ihrer 4-Zimmer-Wohnung war sehr gut eingerichtet. bisherigen 4-Zimmer-Wohnung unter. ... 1938 Ich binwurde sowohlHirschberger in der entlassen. Einige Zeit 4-Zimmer-Wohnung alsspäter mussteinerdem auch später voneinen seinerZimmer 4-Zimmer-Wohnung mehrfach gewesen.3 Räume abgeben In dem einenund behielt Zimmer, nur Hirschbergers das noch einen Raum. In diesem bis zuletzt einenhatten, behalten Raumkonnte brachten manHirschbergers, soweit ich sich kaum bewegen, somich erinnern vollgestellt kann, war es, ihre gesamten obwohl es immerhin Möbelanpp. dieaus 20 ihrer qm groß bisherigen war. ...4-Zimmer-Wohnung Ich habe mich von unter. ... Ich bin sowohl ihnen unmittelbar vor ihrerin der 4-Zimmer-Wohnung Deportation als auchnoch in ihrem Zimmer später in dem einenMir verabschiedet. Zimmer mehrfach ist dabei gewesen. Indass nicht aufgefallen, demineinen der Zimmer, das Hirschbergers Ausstattung bis zuletzt des Zimmers sich behalten irgend etwashatten, konntehatte. geändert man sich kaum bewegen, Allerdings so vollgestellt habe ich hierauf auch nichtwarsehr es, obwohl es...immerhin geachtet. Wenn ich angefragt die 20 qm großwie werde, war. hoch...der IchWert habealler michdervoninihnen unmittelbar dem einen Zimmer vor ihrer Deportation in ihrem untergebrachten SachenZimmer noch sein gewesen verabschiedet. mag, so kann Mirich ist mir dabei nicht aufgefallen, hierüber beim bestendass in der Willen kein Urteil Ausstattung des Zimmers sich irgend etwas geändert hatte. Allerdings habe erlauben. Ich hätte das alles jedenfalls nicht bezahlen können. Ich weiß z. B., dass in dem Zimmer ich hierauf auch nicht sehr mehrere ... Wenn geachtet.Teppiche ich gefragt werde, übereinander wie hoch lagen, weil der Wert die Familie aller der indie Hirschberger dem einen Zimmer Teppiche nicht anderweitig untergebrachten Sachen gewesen sein mag, so kann ich mir hierüber unterbringen konnte. Über die Qualität dieser Teppiche vermag ich allerdings kein Urteil beim besten Willen kein Urteil abzugeben. erlauben. Dann warenIch hätte zwei das alles antike jedenfalls und nach meinem nicht bezahlen können. Dafürhalten wertvolleIch weiß z. B., Schränke dass in dem vorhanden. Aus Zimmer den Betten mehrere Teppiche übereinander lagen, weil die Familie Hirschberger die Teppiche des früheren Schlafzimmers hatten die Eheleute Hirschberger sich für die beabsichtigte Auswanderung nicht anderweitig unterbringen zwei konnte. Über Wandklappbetten die Qualität herstellen lassen.dieser Teppiche vermag ich allerdings kein Urteil abzugeben. Dann waren zwei antike und nach meinem Dafürhalten wertvolle Schränke vorhanden. Aus den Betten des früheren Schlafzimmers hatten die Eheleute Hirschberger sich für die beabsichtigte Auswanderung zwei Wandklappbetten herstellen lassen.
Neue Straßen- flucht der Rott- straße 11, des heutigen Südrings in Bochum 1948, links ein Lageplan, der die Verbtreiter ung der Straße nach dem zweiten Weltkrieg XX.XX.2013 Präsentationsthema zeigt. 11
Schicksal nach dem 9. November 1938, Nach dem 9. November 1938 wurde Karl Hirschberger mit zahlreichen anderen jüdischen Männern in das Konzentrationslager Sachsenhausen (bei Oranienburg, nördlich von Berlin) verschleppt – Häftlingsnummer 11532 . Am 16. Dezember 1938 wurde er wieder entlassen. Schicksal nach dem 9. November 1938 1939 war Karl Hirschberger als Notstandsarbeiter beschäftigt. So nannte man das damals. Das klang ganz harmlos, traf die Realität aber nur unzureichend. Dahinter Nach dem 9. November 1938 wurde Karl Hirschberger mit zahlreichen anderen steckte eine Politik, welche die Ausbeutung jüdischer Arbeitskraft zum Ziel hatte. Der jüdischen Männern in das Konzentrationslager Sachsenhausen (bei Oranienburg, vormals leitende Angestellte Karl Hirschberger gehörte zu den Bochumer jüdischen nördlich von Berlin) verschleppt – Häftlingsnummer 11532. Männern, die zu Schwerstarbeit in Borgholz herangezogen wurden. Er war auch an Am 16. Dezember 1938 wurde er wieder entlassen. seinem Arbeitsplatz untergebracht, wurde dort verpflegt. Nach Bochum kam er nur zum Wochenende. Sein Arbeitslohn betrug bei voller Arbeitszeit in vierzehn Tagen netto ca. 1939 war Karl Hirschberger als Notstandsarbeiter beschäftigt. So nannte man das 35 RM. Außerdem erhielt seine Frau vom Arbeitsamt ein Trennungsgeld von damals. Das klang ganz harmlos, traf die Realität aber nur unzureichend. Dahinter wöchentlich 8,10 RM. Außer Steuern und sozialen Lasten wurden für Verpflegung und steckte eine Politik, welche die Ausbeutung jüdischer Arbeitskraft zum Ziel hatte. Der Unterkunft täglich 1,50 RM einbehalten. vormals leitende Angestellte Karl Hirschberger gehörte zu den Bochumer jüdischen Männern, die zu Schwerstarbeit in Borgholz herangezogen wurden. Er war auch an seinem Arbeitsplatz untergebracht, wurde dort verpflegt. Nach Bochum kam er nur zum Wochenende. Sein Arbeitslohn betrug bei voller Arbeitszeit in vierzehn Tagen netto ca. 35 RM. Außerdem erhielt seine Frau vom Arbeitsamt ein Trennungsgeld von wöchentlich 8,10 RM. Außer Steuern und sozialen Lasten wurden für Verpflegung und Unterkunft täglich 1,50 RM einbehalten. XX.XX.2013 Präsentationsthema 12
Nach dem 9. November 1938 wurde mit dieser Art der Ausbeutung jüdischer Arbeitskraft Nach dem 9. November 1938 wurde mit dieser Art der Ausbeutung jüdischer Arbeitskraft begonnen: begonnen: Am 20. Dezember 1938 richtete Dr. Syrup als Präsident der Reichsanstalt für Am 20. Dezemberund Arbeitsvermittlung 1938 richtete Dr. Syrup als Präsident Arbeitslosenversicherung der Reichsanstalt – mit ausdrücklicher für Hermann Billigung Arbeitsvermittlung Görings und Arbeitslosenversicherung – an die Präsidenten – mitfolgenden der Landesarbeitsämter ausdrücklicher Billigung Hermann Erlass: Görings – an die Präsidenten der Landesarbeitsämter folgenden Erlass: Nach den mir vorliegenden Berichten hat sich die Zahl der arbeitslosen Juden erheblich Nach denDer vermehrt. mir Staat vorliegenden hat kein Berichten Interesse hat sichdie daran, dieArbeitskraft Zahl der arbeitslosen Juden erheblich der einsatzfähigen, arbeitslosen Juden unausgenutzt zu lassen und diese unter Umständen aus öffentlichen Mittelnarbeitslosen vermehrt. Der Staat hat kein Interesse daran, die Arbeitskraft der einsatzfähigen, ohne Juden unausgenutzt zu lassen und diese unter Umständen aus öffentlichen Gegenleistung zu unterstützen. Es ist anzustreben, alle arbeitslosen und einsatzfähigenMitteln ohneJuden Gegenleistung beschleunigt zu zu unterstützen.und Beschäftigung Es damit ist anzustreben, alle arbeitslosen nach Möglichkeit und einsatzfähigen die Freistellung deutscher Juden beschleunigtfür Arbeitskräfte zu vordringliche, Beschäftigungstaatspolitisch und damit nach Möglichkeit wichtige die Freistellung Vorhaben deutscher zu verbinden. Arbeitskräfte Der für vordringliche, Einsatz erfolgt in Betrieben,staatspolitisch wichtigebei Betriebsabteilungen, Vorhaben Bauern, zu verbinden. usw., Meliorationen Der Einsatz erfolgt abgesondert von derinGefolgschaft. Betrieben, Betriebsabteilungen, bei Bauern, Meliorationen usw., abgesondert Ich ersuche Sie von der Gefolgschaft. daher, unverzüglich bei den öffentlichen und privaten Unternehmern Ihres Ich ersuche Sie daher, unverzüglich Bezirks auf die Bereitstellung solcher bei den öffentlichen Arbeiten hinzuwirken. und privaten Unternehmern Ihres Bezirks Es auf die Bereitstellung ist sichergestellt, dass dem solcher Arbeiten Unternehmer hinzuwirken. oder seinem Betrieb aus der Tatsache, dass er Juden beschäftigt, keinerlei Nachteile erwachsen. seinem Betrieb aus der Tatsache, dass er Es ist sichergestellt, dass dem Unternehmer oder Juden beschäftigt, keinerlei Nachteile erwachsen. Es war offensichtlich, dass den Juden nur ausgesucht schwere und unangenehme Arbeiten Es war offensichtlich, zugeteilt werden sollten:dass den Juden Baustellen, nur ausgesucht Straßen- schwere und Wegebau, und unangenehme Abfallbeseitigung, Arbeiten öffentliche zugeteiltund Toiletten werden sollten: Baustellen, Kläranlagen, SteinbrücheStraßen- und Wegebau, und Kiesgruben, Abfallbeseitigung, Kohlehandlung öffentliche und Knochenarbeit Toiletten wurden alsund Kläranlagen, passend Steinbrüche und Kiesgruben, Kohlehandlung und Knochenarbeit angesehen. wurden als passend angesehen.
Lebenslauf von Kurt Heinz Hirschberger Lebenslauf 24.10.1923 Geburtsdatum/-ort: von Kurt Heinz Hirschberger in Bochum. Wohnort: Bochum, Brückstraße 14, ab 1934: Rottstraße 11, Geburtsdatum/-ort: 24.10.1923 in Bochum Karl und Rosa Hirschberger hatten 1939 ihren fünfzehnjährigen Sohn Kurt mit einem Kindertransport nach Holland geschickt. Als die Eltern ihm einen Anzug, drei Paar Strümpfe, Wohnort: zwei Bochum, Sporthemden, 60 Bücher, einen Film,Brückstraße ein Mikroskop14,und ab 1934: Rottstraße ein Fernglas 11 nachschicken wollten, wurde das von der Devisenstelle am 10. Juli 1939 untersagt. Karl und Rosa Hirschberger hatten 1939 ihren fünfzehnjährigen Sohn Kurt mit einem Kindertransport Kurt nach in Hirschberger blieb Holland geschickt. Holland, begann Als dortdie Eltern eine ihm einen Anzug,Nach Lehrlingsausbildung. drei Paar dem Strümpfe, zwei Sporthemden, deutschen Einmarsch 60 Bücher,ineinen in Holland Film, musste Mai 1940 ein Mikroskop und er diese ein Fernglas Ausbildung nachschicken abbrechen. wollten, wurde das von der Devisenstelle am 10. Juli 1939 untersagt. Die Eltern Hirschberger versuchten dann, ihren unter kümmerlichen Umständen in Holland Kurt Hirschberger lebenden blieb in Holland, begann dort eine Lehrlingsausbildung. Nach dem Sohn zu unterstützen: Alsdeutschen sie am 6. Einmarsch August 1940 in bei Holland in Mai 1940 musste der Devisenstelle er diese anfragten, ob sieAusbildung abbrechen. ihrem Sohn monatlich 10 RM schicken dürften, wurde dies am 12. August 1940 abgelehnt. Die Eltern Abgelehnt Hirschberger wurde auch ein versuchten dann, vom Antrag der Eltern ihren1.unter kümmerlichen Februar 1941, demUmständen in Holland Sohn in Holland lebenden monatlich 15Sohn zu unterstützen: RM schicken zu dürfen. Als sie am 6. August 1940 bei der Devisenstelle anfragten, ob sie ihrem Sohn monatlich Die10Folge RM schicken war: Kurtdürften, wurdekam Hirschberger dies nach am 12. Augustzurück, Bochum 1940 abgelehnt. lebte am 25. Februar 1941 Abgelehnt wieder wurde der im Haushalt auch ein Antrag Eltern in der der Eltern vom Rottstraße 11 . 1. Februar 1941, dem Sohn in Holland monatlich 15 RM schicken zu dürfen. Die Folge war: Kurt Hirschberger kam nach Bochum zurück, lebte am 25. Februar 1941 wieder im Haushalt der Eltern in der Rottstraße 11. XX.XX.2013 Präsentationsthema 14
Sicherungsanordnung gegen Karl Hirschberger Inzwischen hatte die Devisenstelle gegen Karl Hirschberger (Juden-Kenn-Nummer 00279) Sicherungsanordnung gegen Karl Hirschberger und seine Ehefrau Rosa (Juden-Kenn-Nummer 00278) am 23. November 1939 eine Sicherungsanordnung verfügt (JS 1775). Auf den zugesandten Formularen gaben sie am Inzwischen 11. Dezemberhatte1939die einDevisenstelle gegen Karl Sparkassenguthaben vonHirschberger 2.500 RM an. (Juden-Kenn-Nummer Für die Deckung ihrer00279) und seinebeantragten Ausgaben Ehefrau Rosasie (Juden-Kenn-Nummer die Freigabe von monatlich 00278)165amRM23.(Miete November 25 RM, 1939 eine Sicherungsanordnung Lebensunterhalt 120 RM,verfügt 20 RM(JS 1775). Aufzum Fahrtkosten denArbeitsplatz zugesandten in Formularen gaben Borgholz). Karl sie am Hirschberger 11. Dezember schickte 1939 einFormulare die ausgefüllten Sparkassenguthaben von 2.500 am 11. Dezember 1939RManan. dieFür die Deckung Devisenstelle ihrer zurück, Ausgaben fragte beantragten gleichzeitig sieden an, ob er die Lohn Freigabe von von in Höhe monatlich 35 RM,165denRMer (Miete für 14 25 RM, Tage Arbeit in Lebensunterhalt 120 RM, 20 RM Fahrtkosten zum Arbeitsplatz in Borgholz). Borgholz erhielt, der Einfachheit halber weiter in Empfang nehmen dürfe, der ihm Karlvon Hirschberger seinem schickte die ausgefüllten Formulare am 11. Dezember 1939 an die Sicherungskonto freigegebene Betrag könne ja entsprechend gekürzt werden. Die Devisenstelle zurück, fragte gleichzeitig Devisenstelle lehntean, dasobamer23. denDezember Lohn in Höhe 1939vonab:35 DerRM, denmusste Lohn er für auf 14 Tage das Arbeit in Borgholz erhielt,überwiesen Sicherungskonto der Einfachheit halber werden, die weiter in Empfang beantragten 165 RM nehmen wurden dürfe, der ihm von seinem freigegeben. Sicherungskonto freigegebene Betrag könne ja entsprechend gekürzt werden. Die Devisenstelle Als lehnte das am Sohn Kurt Hirschberger 23. Dezember wieder 1939wohnte, bei den Eltern ab: Dererhöhte Lohn musste man aufaufAntrag das des Vaters Sicherungskonto den überwiesen monatlich freigegebenen werden, Betrag amdie21.beantragten März 1941 auf 165200 RMRM.wurden freigegeben. Genehmigt wurde auch am 5. Mai 1941 die am 30. April 1941 beantragte Erhöhung des monatlichen Freibetrags auf AlsRM: 250 Sohn Kurt Karl Hirschberger Hirschberger wieder hatte bei Antrag seinen den Eltern wohnte, damit erhöhte begründet, man dass dieauf Antrag Kosten des Vaters höher den monatlich seien, er außerdemfreigegebenen Betrag am 21.brauche. Geld für Arbeitskleidung März 1941 auf 200 RM. Genehmigt wurde auch am 5. Mai 1941 die am 30. April 1941 beantragte Erhöhung des monatlichen Freibetrags auf 250 RM: Karl Hirschberger hatte seinen Antrag damit begründet, dass die Kosten höher seien, er außerdem Geld für Arbeitskleidung brauche. XX.XX.2013 Präsentationsthema 15
Bemühungen um Auswanderung Bemühungen Dass um sich die Familie Hirschberger Auswanderung um eine Auswanderung aus Deutschland bemühte, davon können wir ausgehen, wenn es auch in den überlieferten Akten nicht deutlich wird. Außer dem Hinweis der Nachbarin Rose, die in der bereits zitierten Zeugenaussage vorHirschberger Dass die Familie der Wiedergutmachungskammer in Bochum sich um eine Auswanderung auserwähnte, dassbemühte, Deutschland Karl und Rosakönnen davon Hirschberger die Betten wir ausgehen, wennihres esSchlafzimmers für die beabsichtigte auch in den überlieferten Akten nicht deutlich Auswanderung hatten wird. Außer dem umarbeiten Hinweis lassen, ist der Nachbarin in den Rose, dieAkten in derein Schreiben bereits überliefert, mit zitierten dem Karl Hirschberger Zeugenaussage Anfang vor der April 1940 bei der Devisenstelle Wiedergutmachungskammer die Formulare in Bochum erwähnte, für dieKarl dass Kennzeichnung von Umzugsgut und Rosa Hirschberger anforderte. die Betten ihres Schlafzimmers für die beabsichtigte Auswanderung hatten umarbeiten lassen, ist in den Akten ein Schreiben überliefert, mit dem Karl Hirschberger Anfang April 1940 bei der Devisenstelle die Formulare für die Kennzeichnung von Umzugsgut anforderte.
Deportationen Am 27. Januar 1942 wurden Karl und Kurt Heinz zusammen mit der Familie von Rosas Deportationen Zwillingsbruder Albert Kaufmann mit dem Transport von Gelsenkirchen-Buer über Dortmund nach Riga deportiert. Es wurden 938 Personen transportiert, wahrscheinlich ist Rosa Am 27. Januar ebenfalls 1942 in diesem wurden Zug Karl und gewesen, aberKurt Heinzsind darüber zusammen mit der Familie keine Unterlagen von Rosas überliefert. Zwillingsbruder Sie Albert nach sollte ursprünglich Kaufmann mit dem Transport Theresienstadt deportiertvon Gelsenkirchen-Buer werden, über Dortmund ist aber dort nicht nach Riga deportiert. angekommen Es wurden 938 Personen und im Theresienstädter Gedenkbuchtransportiert, wahrscheinlich nicht genannt. Rosa gilt ist alsRosa verschollen. ebenfalls Unten zweiinFotos diesemausZug dem gewesen, aber Dortmund: Polizeiarchiv darüber sind keine Unterlagen überliefert. Sie sollte links: Judenursprünglich auf dem Weg nach vonTheresienstadt deportiert der Steinstraße werden, ist aber zum Deportationszug dortrechts) (Foto nicht angekommen und im Theresienstädter Gedenkbuch nicht genannt. Rosa gilt als verschollen. Fotos aus dem Polizeiarchiv Dortmund: links: Juden auf dem Weg von der Steinstraße zum Deportationszug (Foto rechts) XX.XX.2013 Präsentationsthema 17
Transport von Gelsenkirchen über Dortmund (ab 27.01.1942) nach Riga, Lettland. Auf einer TransportLandkarte von Gelsenkirchen über Dortmund ist der Fahrweg (ab 27.01.1942)abgebildet. des Deportationszuges nach Riga, Lettland
Zu Zudiesem diesemTransport, Transport,den dendie dieGestapo GestapoDortmund Dortmundnach nachRiga Rigaauf aufden denWeg Wegbrachte, brachte,mit mitetwa etwa1.000 1.000 Juden Judenaus ausDortmund DortmundundundOrten Ortenininder derUmgebung, Umgebung,darunter darunterBochum, Bochum,Castrop-Rauxel, Castrop-Rauxel,Dorsten, Dorsten, Gelsenkirchen, Gelsenkirchen, Hattingen, Herne, Münster, Recklinghausen, Wanne-Eickel, Wattenscheidund Hattingen, Herne, Münster, Recklinghausen, Wanne-Eickel, Wattenscheid und Werne/Lippe, schreibt das Internationale Institut für Holocaust-Forschung von Yad Vashem: Werne/Lippe, schreibt das Internationale Institut für Holocaust-Forschung von Yad Vashem: […] […]Den Denzur zurDeportation Deportationbestimmten bestimmtenJuden Judenwurde wurdebefohlen, befohlen,sichsichan andem demSammelpunkt Sammelpunkt einzufinden, einzufinden,den dendie dieGestapo Gestapoininder derGaststätte Gaststätte„Zur „ZurBörse“ Börse“ininder derSteinstraße Steinstraße35, 35,Dortmund, Dortmund, unweit des Viehmarkts, eingerichtet hatte. Dieser Ort war aufgrund seiner Nähe unweit des Viehmarkts, eingerichtet hatte. Dieser Ort war aufgrund seiner Nähe zum zum Hauptbahnhof Hauptbahnhofausgewählt ausgewähltworden. worden.Die Dieananentfernteren entfernterenOrten Ortenlebenden lebendenJuden Judenwurden wurdenmitmitdem dem Zug nach Dortmund gebracht und dann zum Sammelpunkt transportiert. Zug nach Dortmund gebracht und dann zum Sammelpunkt transportiert. Im Im Deportationsbescheid Deportationsbescheidwar warzu zulesen: lesen:„Sie „Siehaben habensich sicham am20. 20.Januar Januar1942 1942morgens morgens88Uhr, Uhr,mit mit ihrer ihrerFamilie Familieim imgroßen großenBörsensaal BörsensaalininDortmund Dortmundeinzufinden, einzufinden,um umzum zumArbeitseinsatz Arbeitseinsatzim imOsten Osten verwandt zu werden." verwandt zu werden." Edith EdithMarx, Marx,die dieauf aufdiesem diesemTransport Transportwar,war,erinnert erinnertsich sichan anihre ihreAnkunft Ankunftam amSammelpunkt: Sammelpunkt:„Wir„Wir bekamen bekameneineeineAufforderung, Aufforderung,[und] [und]eine eineListe, Liste,auf aufder derverzeichnet verzeichnetwar, war,was waswir wiranschaffen anschaffen mussten. mussten. Alles war genau angegeben: Handwerkzeug, Spitzhacken, Schaufeln,Öfen, Alles war genau angegeben: Handwerkzeug, Spitzhacken, Schaufeln, Öfen,ich ichweiß weiß nicht, was sonst noch alles. Für den, der nicht genügend Geld hatte, um alles Vorgeschriebene nicht, was sonst noch alles. Für den, der nicht genügend Geld hatte, um alles Vorgeschriebene kaufen kaufenzuzukönnen, können,mußtemußtediediejüdische jüdischeGemeinde Gemeindefinanziell finanzielleinspringen. einspringen.Zwanzig ZwanzigKilogramm Kilogramm persönliches persönlichesGepäck Gepäckwarenwarenerlaubt, erlaubt,auf aufder derReise Reisemitgenommen mitgenommenzu zuwerden. werden.[…][…]Zunächst Zunächst jedoch jedochhaben habenwirwirininDortmund Dortmundininder der"Börse" "Börse"vier vierTage Tagegelegen." gelegen."[…] […] Am Am27. 27.Januar Januarum um4:00 4:00Uhr Uhrverließen verließendie dieDeportierten Deportiertenden denSammelpunkt Sammelpunktund undwurden wurdenunter unter Bewachung zum nördlichen Teil des Bahnhofs getrieben. Dort stiegen sie auf einem entlegenen Bewachung zum nördlichen Teil des Bahnhofs getrieben. Dort stiegen sie auf einem entlegenen Gleis Gleisinineinen einenZug, Zug,der deraus ausDritte- Dritte-und undVierte-Klasse-Passagierwaggons Vierte-Klasse-Passagierwaggonsbestand, bestand,die diedie die Reichsbahn Reichsbahnfür fürdiesen diesenTransport Transportbereitgestellt bereitgestellthatte. hatte.
Der Zug fuhr durch Polen und Ostpreußen und erreichte am 1. Februar 1942 den Bahnhof Skirtova in Riga; an Bord befanden sich mehrere Todesopfer (laut Edith Marxs Zeugenaussage zwölf bis 15 Personen). Die Güterwaggons, die das Gepäck der Deportierten und den von der jüdischen Gemeinde Dortmunds beschafften Proviant beförderten, wurden im ostpreußischen Königsberg abgekoppelt. Jeanette Wolff war zwischen 1919 und 1932 Mitglied des Ortsvorstands der Sozialdemokratischen Jeanette Wolff war zwischen Partei 1919 Deutschlands und 1932(SPD) Mitgliedin Dortmund. des Ortsvorstands Nach dem derKrieg war sie von 1961 bis 1962 als SPD-Abgeordnete Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im Bundestag (SPD) inund Dortmund. von 1965 Nach bis 1975 dem Krieg stellvertretende war sie von Vorsitzende 1961 bis 1962 desalsZentralrats SPD-Abgeordnete der JudeniminBundestag Deutschland. undInvon ihren 1965 Memoiren bis 1975schrieb stellvertretende sie: „Am Morgen des 27. Vorsitzende des Januar Zentralrats 1942dertratJuden ein langer, in Deutschland. trauriger Zug In ihren unterMemoiren Bewachung schrieb der Gestapo sie: „Amden Weg zum Morgen des Bahnhof 27. Januar an. Nicht 1942etwa, trat ein daßlanger, man unstrauriger auf den ZugBahnsteig unter Bewachung brachte, wir der wurden Gestapoweitden außerhalb Weg zum Bahnhof der Stationan.inNicht vollkommen etwa, daß verschmutzte, man uns auf ungeheizte den Bahnsteig Waggons brachte,verladen, wir wurden auf deren weit Toiletten der außerhalb derKot Station halbmeterdick in vollkommen gefroren verschmutzte, war. Wohinungeheizte wir kamen, Waggons wußten wir verladen, nicht. Erst aufals deren wir im Zuge waren, Toiletten der sickerte Kot halbmeterdick langsam durch, gefrorendaßwar. unserWohin Wegwir nach kamen, Riga wußten in Lettland wir ging. nicht. Erst als wir im In ungeheizte Zuge waren, sickerte Waggons langsam eingeschlossen, durch, daßohne unserirgend Weg nach etwasRiga Warmes, in Lettland ohne ging. Verpflegung und die Möglichkeit, seine Notdurft zu verrichten, fuhren wir fünf Tage und Nächte. Als wir die Begleitmannschaften In ungeheizte Waggons baten, eingeschlossen, austreten zu ohnedürfen, irgend mußten etwas in jedem Warmes,Waggon ohne Verpflegung die Aborte mit unddendie Händen ohneseine Möglichkeit, Werkzeug Notdurftgesäubert zu verrichten, werden.fuhren [...] abgesehen wir fünf Tagevon unddem Nächte. aufsteigenden Als wir die Ekel, in der bitteren Kälte eine furchtbare Begleitmannschaften baten, austreten Arbeit. Man zu dürfen, ließ schließlich mußten nach in jedem langem Waggon Bittendie aus Aborte jedemmit Waggon den einige Leute Händen ohnenach Werkzeug Wasser gesäubert gehen – wir werden. waren[...]fastabgesehen verdurstetvon– dann demdurften aufsteigenden wir uns für Ekel, fünfin der Minuten Kälte bitteren draußen eineimfurchtbare Schnee notdürftig Arbeit. Man säubern ließ schließlich und austreten, nach langem Männlein Bitten und Weiblein aus jedem Waggon gemeinsam; einige Leute nach für dieWasser Frauengehen und Mädchen – wir wareneinefastschreckliche verdurstetAngelegenheit. – dann durften Ging's wir unsder für SS fünfnicht schnell genug, Minuten draußen gabimesSchnee auch Kolbenschläge. notdürftig säubern Die und furchtbare austreten, Kälte, Männlein und dazuundnoch Weiblein Tag und Nacht fast unbeweglich gemeinsam; für die sitzen Frauen müssen, und Mädchen brachte entsetzliche eine schrecklicheErfrierungen Angelegenheit. mit sich, Ging's an denender später SS nicht noch viele schnell genug, zugrunde gab es gingen. auch Kolbenschläge. Hunderten von Die Menschen furchtbare faulten Kälte, dieund Zehen dazuund noch dieTag Finger undab." Nacht fast unbeweglich sitzen müssen, brachte entsetzliche Erfrierungen mit sich, an denen später noch viele zugrunde gingen. Hunderten von Menschen faulten die Zehen und die Finger ab."
Ruben Moller aus Bochum berichtet das Folgende: „Nach etwa vier Tagen der Reise ereichten wir die Stadt Königsberg, Deutschland, heute Kaliningrad, Russland. Wir durften die Züge verlassen, um uns zu befreien, und die jüdische Gemeinde gab uns heiße Suppe und etwas zu trinken. Von dort [Königsberg] reisten wir noch zwei Tage, bis wir auf einem isolierten Bahnhof genannt Skirotava ankamen. Deutsche SS empfing uns, zusammen mit, was wir erst später erfuhren, lettischer SS, und mehreren SS Deutsche jüdischen empfingMännern." uns, zusammen mit, was wir erst später erfuhren, lettischer SS, und mehreren jüdischen Auch Jeanette Wolff Männern." beschreibt die Ankunft am Skirotva-Bahnhof: „Endlich, nach langer Qual, kamen wir hungrig und steif gefroren am Rigaer Bahnhof Shirotava an. Deutsche und lettische SS Auch Jeanette empfing uns amWolff beschreibt Bahnhof die Ankunft mit Stock- am Skirotva-Bahnhof: und Kolbenschlägen, und das„Endlich, nach langer noch vorhandene Qual, Gepäck wurde uns kamen wir hungrig aus der und Handsteif geschlagen. gefroren am Ungefähr Rigaer meterhoch Bahnhof Shirotava lag der Schnee an. Deutsche in unberührter und lettische Weiße, SS und überuns empfing diesem, am Bahnhof am unendlich mit Stock- tiefblauen und Kolbenschlägen, Himmel, stand eine und strahlende das noch vorhandene Sonne. EineGepäck wurde uns aus der Hand Märchenlandschaft, geschlagen. so erschien Ungefähr sie uns. meterhoch […] Damals wusstenlagwir dernoch Schnee in daß nicht, unberührter Weiße, unter diesem Schnee und überschon diesem, Tausende am unendlich von Leichen, tiefblauen Opfer Himmel, der Nazis, standbegraben eine strahlende lagen, daß Sonne. diese Eine zartweiße Schneedecke für Tausende Märchenlandschaft, so erschien unschuldiger sie uns. […] Menschen Damalszumwussten Leichentuch wir nochgeworden nicht, daßwar. unter Dann diesem kam der Wegschon Schnee ins Ghetto." Tausende von Leichen, Opfer der Nazis, begraben lagen, daß diese zartweiße Vom Bahnhof mussten Schneedecke für Tausende die Juden unschuldiger einen acht Menschen Kilometer zumlangen Leichentuch Marsch geworden zum Ghetto war. zurücklegen. Dann kam der WerWeg nichtins Ghetto." laufen konnte, durfte einen Schlitten besteigen oder wurde zu einem Gaswagen geführt. Ruben Moller berichtet: „Nicht weit entfernt vom Bahnhof stand ein schwarzer, geschlossener LKW Vom Bahnhof mit einer mussten Tür, die die Juden über einige Treppeneinenerreichbar acht Kilometer langen war. Wir Marsch wurden zum Ghetto informiert, zurücklegen. da unser Ziel mehrere Wer nicht laufen konnte, durfte einen Schlitten besteigen oder wurde zu einem Kilometer entfernt war, sollten die älteren Menschen und die Kinder den LKW benützen. […]"Gaswagen geführt. Ruben […] NurMoller 121 der berichtet: „Nicht Juden, die sich weit entfernt auf diesem vom Bahnhof Transport stand befanden, ein schwarzer, waren geschlossener bei Kriegsende LKW noch am Leben. mit einer Tür, die über einige Treppen erreichbar war. Wir wurden informiert, da unser Ziel mehrere Kilometer entfernt war, sollten die älteren Menschen und die Kinder den LKW benützen. [...]" […] Nur 121 der Juden, die sich auf diesem Transport befanden, waren bei Kriegsende noch am Leben.
Weiteres Weiteres Schicksal Schicksal von von Karl Karl Hirschberger Hirschberger Erkenntnisse können wir den beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen aufbewahrten Akten entnehmen: Erkenntnisse können wir den beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen aufbewahrten Von Riga Akten kam Karl Hirschberger am 10. August 1944 in das Konzentrationslager Stutthof (östlich entnehmen: von VonDanzig), Riga kamHäftlingsnummer Karl Hirschberger 57817 . August 1944 in das Konzentrationslager Stutthof (östlich am 10. Bereits wenigeHäftlingsnummer von Danzig), Tage später, am57817. 16. August 1944, kam er in das Konzentrationslager Buchenwald (Nördlich von Weimar), Häftlingsnummer 82966, Berufsbezeichnung Lagerist. Am 16. September Bereits wenige Tage 1944 transportierte später, man Karl am 16. August 1944,Hirschberger nach kam er in das Bochum, zum Bochumer Konzentrationslager Verein. Hier musste Buchenwald (Nördlich er Zwangsarbeit von Weimar), zur Aufrechterhaltung Häftlingsnummer derBerufsbezeichnung 82966, Wirtschaft in Bochum und Lagerist. Wattenscheid leisten. Am 16. September 1944 transportierte man Karl Hirschberger nach Bochum, zum Bochumer Die Arbeiter waren Verein. Hier musste erin Außenlagern ZwangsarbeitvomzurKZ Buchenwald untergebracht, Aufrechterhaltung Ende der Wirtschaft Februar und in Bochum 1944 waren mehr alsleisten. Wattenscheid 27.000 Zwangsarbeiter in verschiedenen Lagern in Bochum. Ein DieMitarbeiter des Reichsministeriums Arbeiter waren in Außenlagern vombesuchte den Bochumer KZ Buchenwald Verein Ende untergebracht, Endedes Jahres Februar 1942 1944 und schilderte waren mehr als die27.000 Situation: Zwangsarbeiter in verschiedenen Lagern in Bochum. Bochumer Verein: Arbeiter furchtbar heruntergekommen, Stimmung katastrophal, Lager vernachlässigt Ein Mitarbeiterund desdreckig. Essen unzureichend, Reichsministeriums besuchtePrügel. FamilienVerein den Bochumer auseinandergerissen. Ende des Jahres 1942 Fluchtversuche, und schilderte dieEssen als Prämie – erst Leistung, dann Essen. Situation: Am 20. Januar Bochumer 1945Arbeiter Verein: ging esfurchtbar zurück inheruntergekommen, das Konzentrationslager Buchenwald. Stimmung katastrophal, Lager Im Gedenkbuchund vernachlässigt „Opfer der Verfolgung dreckig. der Juden unter Essen unzureichend, derFamilien Prügel. nationalsozialistischen auseinandergerissen. Gewaltherrschaft Fluchtversuche, Essen als Prämie – erst Leistung, dann Essen. 21. August 1944 und der in Deutschland 1933 – 1945“ ist das Todesdatum Todesort Buchenwald, Konzentrationslager angegeben. Am 20. Januar 1945 ging es zurück in das Konzentrationslager Buchenwald. Im Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945“ ist das Todesdatum 21. August 1944 und der Todesort Buchenwald, Konzentrationslager angegeben.
Deportationen Kurt Heinz Hirschberger Deportationen Kurt Heinz Hirschberger • Deportation 27. Januar 1942 nach Riga (Ghetto in Lettland) Lettland). Am 29. September 1944 sollte Kurt Hirschberger in das Konzentrationslager • Am 29. September 1944 sollte Kurt Hirschberger in das Konzentrationslager Natzweiler gehen. Er wurde allerdings von der Liste gestrichen. Natzweiler gehen. Er wurde allerdings von der Liste gestrichen. Deportation in das Konzentrationslager Stutthoff am 29.September 1944 zusammen • Deportation in das Konzentrationslager Stutthoff am 29.September 1944 zusammen mit seinen Eltern. mit seinen23.08.1944 Ermordet Eltern in Stutthoff. • Ermordet 23.08.1944 in Stutthoff XX.XX.2013 Präsentationsthema 23
Riga (Judenghetto). Rechts ein Foto mit einem Riga (Judenghetto) Stacheldrahtzaun, der eine Stadtstraße absperrt. Das Ghetto Riga war ein kleiner, • Das Ghetto Riga war ein kleiner, abgesperrter Randbezirk der abgesperrter Randbezirk der lettischen Hauptstadt Riga. lettischen Hauptstadt Riga. • Ab1941 Ab Ende Endewurden Juden Juden 1941 wurden in Zügen inaus demaus Zügen Deutschen Reich dorthin dem Deutschen Reich deportiert. dorthin deportiert. Jüdische Arbeitskräfte lebten dort abgegrenzt auf engsten Raum. • Jüdische Arbeitskräfte lebten dort abgegrenzt auf engsten Raum. Juden mussten Judenstern tragen, durften nicht auf Bürgersteigen gehen, keine • Juden öffentlichen Verkehrsmittel benutzen mussten Judenstern und keine tragen, Bildungseinrichtungen durften besuchen. nicht auf Bürgersteigen gehen, keine Elfriedeöffentlichen Kaufmann (Nichte von Rosa Verkehrsmittel Hirschberger) benutzen berichtet: und keine Bildungseinrichtungen besuchen. Wir waren ein Jahr in Riga Ghetto zusammen und leisteten die üblichen Arbeit wie • Elfriede Kaufmann (Nichte von Rosa Hirschberger) berichtet: Schneeschaufeln, Eishacken und so weiter. Wir waren ein Jahr in Riga Ghetto zusammen und leisteten die üblichen Arbeit wie Schneeschaufeln, Eishacken und so weiter.
Ghetto Ghetto Riga: Riga Stadtplanausschnitt mit dem etwa 600 mal 400 Meter großen Ghetto. XX.XX.2013 Präsentationsthema 25
Wiedergutmachungsverfahren Wiedergutmachungsverfahren Da• es Da keine überlebenden es keine Familienmitglieder überlebenden gab, führte Familienmitglieder JewishJewish gab, führte Trust Corporation Trust Corporation nach dem nachKrieg dem für diefür Krieg Familie Hirschberger die Familie das sogenannte Hirschberger das sogenannte Wiedergutmachungsverfahren durch.durch. Wiedergutmachungsverfahren Im Wesentlichen ging es dabei um den Ersatz für die bei ihrer Deportation • Im Wesentlichen ging es dabei um den Ersatz für die bei ihrer Deportation hinterlassene Wohnungseinrichtung. hinterlassene Wohnungseinrichtung. Am 11. November 1954 wurde vor der Wiedergutmachungskammer beim • Am 11.Bochum Landgericht ein 1954 November Vergleich wurdeerreicht: vor der Wiedergutmachungskammer beim Das Deutsche Reich Landgericht und die Bochum Stadt ein Bochum Vergleich erkannten ihre Ersatzpflicht wegen erreicht: Entziehung von Hausratsgegenständen Das Deutsche Reich und die Stadtim Jahre 1942 Bochum im damaligen erkannten Wert von wegen ihre Ersatzpflicht 1.500 Entziehung RM an. von Hausratsgegenständen im Jahre 1942 im damaligen Wert von 1.500 RM an. XX.XX.2013 Präsentationsthema 26
Stolpersteinverlegung Am 14. 09.2018 verlegte Gunter Demnig die Stolpersteine auf dem Südring 21, links die Ansicht des heutigen Gebäudes, rechts Gunter Demnig bei der Verlegung der Stolpersteine. Stolpersteinverlegung Am 14. 09.2018 verlegte Gunter Demnig die Stolpersteine auf dem Südring 21.
Foto der drei nebeneinander verlegten Stolpersteine mit folgender Inschrift: Hier wohnte Karl Hirschberger. JG. 1893, „Schutzhaft“ 1938, Sachsenhausen. Deportiert 1942, Riga. 1944 Buchenwald ermordet. Rechts daneben folgender Stein mit der Inschrift: Hier wohnte Kurt Heinz Hirschberger, JG. 1923, Flucht 1939, Holland. Interniert Westerburg. Deportiert 1942, Riga. 1944 Stutthof. Ermordet 23.8.1944. Rechts daneben der Stolperstein mit folgender Inschrift: Hier wohnte Rosa Hirschberger, Geb. Kaufmann, JG. 1887, Deportiert 1942, Riga. Ermordet. XX.XX.2013 Präsentationsthema 28
Quellen: Quellen: • www.bochum.de/Stolpersteine www.bochum.de/Stolpersteine •Gedenkbuch Gedenkbuch desdes Bundesarchivs Bundesarchivs für für diedie Opfer Opfer derder nationalsozialistischen nationalsozialistischen Judenverfolgung Judenverfolgung in Deutschland in Deutschland (1933 (1933 - 1945) – 1945). http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ Dr. Hubert Schneider: Die "Entjudung" des Wohnraums - "Judenhäuser" in Bochum •– die Dr.Geschichte Hubert Schneider: Die "Entjudung" der Gebäude des Wohnraums - "Judenhäuser" in Bochum und ihrer Bewohner. Dr.–Hubert die Geschichte der Schneider: Gebäude Liste und ihrer der 1938/39 ausBewohner dem Konzentrationslager Sachsenhausen entlassene Bochumer Juden (Maschinenschriftliches Manuskript) • Dr. Hubert Schneider: Liste der 1938/39 aus dem Konzentrationslager http://db.yadvashem.org/forms/pot/filling/out?language=en Sachsenhausen entlassene Bochumer Juden (Maschinenschriftliches Manuskript) •www.joodsmonument.nl http://db.yadvashem.org/forms/pot/filling/out?language=en https://www.jewishvirtuallibrary.org/riga-ghetto • www.joodsmonument.nl https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Riga • https://www.jewishvirtuallibrary.org/riga-ghetto • https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Riga XX.XX.2013 Präsentationsthema 29
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