Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster

 
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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
DRK-Landesverband
Westfalen-Lippe e.V.

Handreichung

Stromausfall in Senioren-
und Pflegeeinrichtungen
Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Handreichung Stromausfall in Senioren-
und Pflegeeinrichtungen

Inhalt

Vorwort ............................................................................................................... Seite 3

Einführung:

Kritische Infrastrukturen .................................................................................... Seite 4

Woher kommt der Strom(-ausfall)? –
Mit zielgruppenspezifischen Praxisbeispielen ................................................... Seite 6

Relevanz für Senioren- und Pflegeeinrichtungen ............................................... Seite 11

Auswirkungen:

T Technik ........................................................................................................ Seite 14

V Versorgung ................................................................................................... Seite 18

O Organisation ................................................................................................. Seite 28

Checklisten       T V 0    ............................................................................................... Seite 31

Weiterführende Materialien & Links ....................................................................Seite 36

Literaturhinweise ................................................................................................ Seite 38

Impressum ..........................................................................................................Seite 39

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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Vorwort

                      Vorwort

                      Ein Stromausfall betrifft zwar die ganze        zusetzen. Dabei kann eine Einrichtung
                      Gesellschaft, aber nicht alle auf diesel-       feststellen, wie gut sie aufgestellt ist und
                      be Weise und in demselben Ausmaß. Ein           welche Maßnahmen sie noch ergreifen
                      kleiner Privathaushalt steht vor geringe-       muss – schon in kurzer Zeit entwickelt
                      ren Herausforderungen als eine statio-          sich ein Bewusstsein dafür.
                      näre Einrichtung, die für viele Menschen
                      verantwortlich ist.                             Für die Ausnahmesituation eines Strom-
                                                                      ausfalls vermittelt diese Handreichung
                      Für Personen, die schon im Alltag auf           themenbezogene Informationen, schil-
                      Unterstützung angewiesen sind, kann             dert die Auswirkungen auf stationäre Se-
                      eine solche Ausnahmesituation schnell           nioren- und Pflegeeinrichtungen und bie-
                      kritisch werden. Daher ist es wichtig,          tet Checklisten, die bei der Vorbereitung
                      Problematiken wie diese im täglichen            auf einen solchen Notfall helfen.
                      Betrieb zu bedenken.
                                                                      Die Inhalte sollen dazu anregen, sich in-
                      Die Praxis hat gezeigt, dass es beson-          nerhalb einer Einrichtung und auch darü-
                      ders effektiv ist, sich mit einem Thema,        ber hinaus mit dem Thema Stromausfall
                      welches im Normalbetrieb schnell in Ver-        zu beschäftigen und gemeinsam Metho-
                      gessenheit gerät, bewusst auseinander-          den zur Bewältigung aufzustellen.
© Foto: pixabay.com

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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Einführung

Einführung
Um sich auf Stromausfälle vorzubereiten, ist es hilfreich, die Stromversorgung
in ihren Grundzügen zu kennen: Wie hängt sie mit den anderen kritischen
Infrastrukturen zusammen? Wie entsteht ein Stromausfall? Und warum ist es
wichtig, dass Senioren- und Pflegeeinrichtungen sich damit beschäftigen? Bei-
spiele aus der Praxis bieten einen ersten Einblick.

Kritische Infrastrukturen
Die kritischen Infrastrukturen sind selbst-       Die Felder hängen einerseits eng zusam-
verständliche Teile des Alltags. Erst Stö-        men, andererseits arbeiten sie in der Re-
rungen oder Ausfälle einzelner Kompo-             gel hocharbeitsteilig und bilden strukturell
nenten machen deutlich, wie sie nicht             eigene große Komplexe mit einzelnen Ver-
nur das allgemeine Leben, sondern auch            waltungen.
Arbeitsabläufe bestimmen und Prozesse
vereinfachen.                                     Die meisten Organisationen und Einrich-
                                                  tungen sind deshalb von ihnen abhängig
•   Energie                                       und können Ausfälle oftmals nicht oder
•   Transport und Verkehr                         nur schwer aus eigener Kraft ausgleichen.
•   Wasser                                        Obwohl die Verantwortlichen sich bemü-
•   Finanz- und Versicherungswesen                hen, Störungen so schnell wie möglich
•   Ernährung, Medien und Kultur                  zu beheben, sind Betroffene zumindest
•   Staat und Verwaltung                          für kurze Zeit auf sich selbst gestellt.
•   Gesundheit
•   Informationstechnik und                       Ein Bewusstsein für solche Vorfälle so-
    Telekommunikationstechnik                     wie ein geeignetes Konzept helfen dabei,
                                                  handlungsfähig zu bleiben.

                                           „
                               Kritische Infrastrukturen
     (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für
      das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nach-
      haltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen
             Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.

                           KRITIS-Definition der Bundesressorts

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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Kritische Infrastruktur

Alle kritischen Infrastrukturen sind eng   In einer Senioren- und Pflegeeinrichtung
miteinander verflochten. Eine unterbro-    könnte ein Stromausfall unter anderem
chene Energieversorgung wirkt sich auf     folgende Auswirkungen haben:
alle restlichen Bereiche aus.

     Transport und                     Ernährung:                 Wasserversorgung:
        Verkehr:                  Falls nicht genügend            Je nach Auslöser des
 Ampeln fallen aus und           Vorräte im Lager vor-             Stromausfalls ist in
                               handen sind, erschwert            äußersten Fällen oder in
  führen zum Verkehrs-
                               sich die Versorgung. Die          den obersten Stockwer-
 chaos. Dadurch kommt
                                 Nahrungszubereitung            ken von Hochhäusern die
  es zu Schwierigkeiten         ist ohne Strom ohnehin           Wasserversorgung nicht
 bei der Anlieferung von               schwieriger.                   sichergestellt.
      Lebensmitteln.

                                                                 Interne Informations-
       Gesundheit:            Finanz- und Versiche-
                                                                 technik und Telekom-
  Pflege ist ohne Wasser            rungswesen:
                                                                      munikation:
   und Licht erschwert.       Die Qualität der Pflege ist
                                                                  Wenn die Schwestern-
   Auch lebenswichtige         schwerer aufrechtzuer-
                                                                rufanlage ausfällt, erhöht
  Maschinen wie Heim-         halten; Vorgaben können
                                                                sich der Personalaufwand
  beatmungsgeräte sind         eventuell nicht erreicht
                                                                 und die Patientensicher-
      stromabhängig.           und die Dokumentation
                                                                    heit ist gefährdet.
                              nicht fortgeführt werden.

                                                         Medien und
                                                            Kultur:
                          Staat und                Wenn Radio, Internet und
                        Verwaltung:                  Fernseher nicht mehr
                   Bei großflächigen Ereig-        funktionieren, fallen nicht
                  nissen ist Hilfe von außen         nur wichtige Informa-
                     nicht gewährleistet.           tionen von außen weg,
                                                   sondern auch Beschäfti-
                                                     gungsmöglichkeiten.

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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Woher kommt der Strom(-ausfall)?

Woher kommt der Strom(-ausfall)?
Innerhalb Europas ist das ganze Strom-          Last abzuwerfen – der Strom fällt aus.
netz verbunden, die Frequenz im ge-             Der Auslöser kann dabei im gesamten
samten Netz soll 50 Hertz betragen.             europäischen Netz liegen.
Kleinste Abweichungen von ± 0,2 Hz
treten regelmäßig auf und verursachen           Ursachen dafür gibt es viele: atmo-
keine Probleme. Auch kurzfristig größere        sphärische Einwirkungen (Hochwasser,
Veränderungen führen nicht direkt zum           (Schnee-)Stürme, Gewitter, Extremtem-
Stromausfall, weil verschiedene Rege-           peraturen) treten immer häufiger auf.
lungsmechanismen sie ausgleichen:               Personen können durch Unfälle oder
                                                Absicht das Stromnetz stören. Auch die
Wenn gewissermaßen „zu viel Strom“ im           Netzbetreiber können die Verursacher
Netz ist, wird durch die Energieversorger       sein, wenn mechanische Einrichtungen
weniger Strom eingespeist. Im Gegen-            versagen oder sie die Versorgung ge-
zug müssen Leistungsreserven aktiviert          plant unterbrechen, um beispielsweise
werden, wenn plötzlich zu viel Energie          Nachrüstungen durchzuführen. Bei letz-
benötigt wird und dadurch „zu wenig             terem Fall benachrichtigen die Ener-
Strom“ vorhanden ist. Können diese den          gieversorgungsunternehmen die Ver-
Bedarf nicht decken, müssen einige Be-          brauchenden im betroffenen Gebiet im
reiche vom Netz genommen werden, um             Voraus.

                                                               Die aktuelle Netzfre-
                                                               quenz finden Sie hier:
                                                             https://www.netzfrequenz.
                                                                    info/aktuelle-
                                                                 netzfrequenz-full
                                                                                         © Grafik: pixabay.com

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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Woher kommt der Strom(-ausfall)?

Auch in Deutschland und Europa sind Stromausfälle keine Seltenheit:

  Schneekatastrophe in
    Norddeutschland
        2 Tage             1978
  2,5 Mio. Betroffene

                                                    Schneechaos
                                                   im Münsterland
                                      2005           3 Tage
                                               250.000 Betroffene

   Durchtrennte Leitung
       im Emsland
      120 Minuten
                           2006
   40 Mio. Betroffene
      in ganz Europa

                                                Hackerangriff in der
                                                     Ukraine
                                      2015         3 Stunden
                                               230.000 Betroffene

          Unfall in
      Berlin-Köpenick
      31 Stunden           2019
   70.000 Betroffene

                                               Hochwasserkatastro-
                                               phe in West- und Süd-
                                      2021          deutschland
                                                   12 Stunden
                                               165.000 Betroffene

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Woher kommt der Strom(-ausfall)?

Beispiel Berlin-Köpenick
                                                                  Beim Stromausfall in Berlin-
                                                               Köpenick waren viele Kräfte des
                                                               DRK im Einsatz.

Das DRK hat die Einsatzlage beim Berliner        Ersatzstromversorgung hergestellt wer-
Stromausfall 2019 dokumentiert und be-           den konnte und bis dahin waren die Häu-
trachtet, wie verschiedene Bevölkerungs-         ser auf sich selbst gestellt.
gruppen betroffen waren.
                                                 Neben den Telefonen und Teilen des Mo-
Am frühen Nachmittag des 19. Februar             bilfunknetzes fiel auch die Schwesternruf-
2019 haben Bauarbeiten zwei Kabel durch-         anlage in den Zimmern aus, weshalb das
bohrt und dadurch 70.000 Menschen von            Pflegepersonal regelmäßig alle Bewoh-
der Stromversorgung abgeschnitten. In            nenden aufgesucht hat.
dem Gebiet lagen vier Senioren- und Pfle-
geeinrichtungen, die vor verschiedenen           In einem Haus war die Wasserversorgung
Herausforderungen standen:                       beeinträchtigt, woraus sich wiederum zu-
Die Einrichtungen haben – auch weil Fest-        sätzliche Schwierigkeiten in der Speisen-
netztelefone nicht funktionierten – nicht        zubereitung ergaben.
eigenständig Hilfe angefragt. Die Hilfs-
organisationen und örtlichen Behörden            Im Winter war besonders die unterbro-
haben Einsatzkräfte entsandt, um sich            chene Wärmeversorgung problematisch.
vor Ort zu erkundigen. Keine von ihnen           Wegen der vergleichsweise milden Tem-
verfügte über eine eigene Notstromver-           peraturen zwischen 2°C und 10°C musste
sorgung. Nur zwei hatten eine externe            keines der vier Häuser geräumt werden.
Einspeisemöglichkeit, wodurch sie mit            Bei tieferen Temperaturen oder einem
entsprechender Hilfe schneller handlungs-        längeren Stromausfall wäre dies durchaus
fähig wurden. Bei den übrigen beiden war         denkbar gewesen.
                                                                                                 © Foto: DRK

es aufwändiger, wesentliche Gebäudeteile         Ab 18:30 Uhr am Folgetag begann der
und Maschinen mit Energie zu versorgen.          Netzaufbau, drei Stunden später waren
Allerdings dauerte es einige Zeit, bis die       alle wieder mit Strom versorgt.

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Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Woher kommt der Strom(-ausfall)?

Beispiel Stadl-Predlitz in Österreich

Die Erfahrungen innerhalb einer Senioren-         Die Pflegekräfte nutzen Papiere und For-
und Pflegeeinrichtung veranschaulicht             mulare für eine schlanke Dokumentation.
das Beispiel des ASB Seniorenkompe-               Die Prioritäten lauten: 1. satt, 2. warm und
tenzzentrums Weidenhof: Im November               3. medizinisch grundversorgt.
2019 fällt um 02:45 Uhr in Stadl-Predlitz
in Österreich der Strom aus, weil um-              Mitarbeitende haben den Ablauf der
gestürzte Bäume bei einem Wintersturm                    Ereignisse festgehalten:
Kabel durchtrennen.
                                                   02:55 Uhr
Unmittelbar fällt die Beleuchtung aus, die         Kommunikation über Mobilfunk und
Fluchtwege sind für die ersten 60 Minuten          Internet fällt aus
beleuchtet. Die Küche inklusive der Kühl-
häuser sowie der Getränkeautomat sind              06:07 Uhr
nicht mehr funktionstüchtig. Das Haus              Mitarbeitende erreichen die Heimlei-
kühlt im schneereichen Winter schnell              tung
aus, auch weil elektronische Türen inner-
halb der Flure offenstehen. Neben der              07:13 Uhr
EDV fallen auch die Fernseher aus.                 Strom flimmert kurz auf; die Heimlei-
                                                   tung erreicht das Heim, ASB-Kräfte
Die Mitarbeitenden ergreifen Sofortmaß-            und Ausrüstung sollen folgen
nahmen: mit Taschen- und Kopflampen
ausgestattet kontrollieren sie, ob alle Be-        08:50 Uhr
wohnenden anwesend sind und suchen                 Strom und Kommunikation fallen er-
Lifte, Keller und Notausgänge ab; dar-             neut aus.
aufhin entriegeln und verschließen sie
die Schiebetüren manuell. Mittels eines            11:20 Uhr
Batterieradios können Informationen von            Ein Lageraum, von dem aus alles ge-
außen in die Einrichtung gelangen.                 leitet wird, wird eingerichtet.

Das Küchenpersonal verwertet die ver-              11:40 Uhr
derblichen Vorräte und erhebt die rest-            Eine Heizkanone hält einen Gebäude-
lichen Mengen im Lager. Um Wasser zu               teil warm.
sparen fällt die Wahl auf Kunststoffge-
schirr; verschmutzte Materialien aus allen         13:30 Uhr
Bereichen lagern in Plastiksäcken.                 Die Feldküche des ASB ist einsatzbe-
                                                   reit und stellt die Versorgung sicher.
Stationen mit Handschuhen, Mund-
schutz, Schürze und Desinfektionsmittel            16:05 Uhr
sollen die Hygiene bestmöglich gewähr-             Mittels Generatoren haben die Pflege-
leisten.                                           stützpunkte im Erd- und Obergeschoss

                                              9
Stromausfall in Senioren- und Pflegeeinrichtungen - FH Münster
Woher kommt der Strom(-ausfall)?

 Licht und Strom: Akkus werden gela-                12:15 Uhr
 den und Lichtquellen aus anderen Zim-              Strom nimmt kontinuierlich zu.
 mern geholt; Bewohnende mit hohen
 Pflegestufen wohnen vorübergehend                  15:40 Uhr
 in den wärmeren Pflegestützpunkten.                Die Heizungen laufen an; Schäden fal-
                                                    len am Server, an 20 Lichtquellen und
 Nacht                                              zwei Kühlhäusern auf.
 Der Generator heizt den Whirlpool auf,
 um für die morgendliche Wäsche war-                18:00 Uhr
 mes Wasser bereitzustellen; geschlos-              Alle Bewohnenden ziehen in ihre eige-
 sene Rollläden verhindern weiteres                 nen Zimmer zurück.
 Auskühlen – bei Sonne werden sie ge-
 öffnet.                                            20:15 Uhr
                                                    Der Betrieb läuft wieder normal.
 06:00 Uhr
 Kommunikation über Mobilfunk und
 Internet fällt aus.

Im Anschluss werden das Gebäude, die               Die Einrichtung zieht folgendes Fazit: die
Wäsche und das Geschirr gründlich ge-              Auskühlung war die größte Herausforde-
reinigt. Neue Lebensmittel werden ge-              rung – bei einer zweiten Nacht hätten ei-
liefert, Abfälle entsorgt. Die Pflegekräfte        nige Bewohnende evakuiert werden müs-
ergänzen die Pflegedokumentation und               sen. Erschwert hat die Lage zusätzlich,
alle Mitarbeitenden sind angehalten, bei           dass es weder ein Kommunikationszen-
einem erneuten Ausfall direkt zur Einrich-         trum innerhalb der Gemeinde noch eine
tung zurückzukehren.                               Liste mit Ansprechpersonen gab.

                                                   Den kompletten Bericht finden Sie hier:
                                                    https://www.saurugg.net/wp-content/
                                                      uploads/2019/11/asb-pflegeheim-
                                                        stadl-an-der-mur-blackout-
                                                           bericht-heimleitung.pdf
                                                                                                © Foto: pixabay.com

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Relevanz für Senioren- und Pflegeeinrichtungen

Relevanz für Senioren- und
Pflegeeinrichtungen

Die Stromausfälle in Berlin-Köpenick und             In Einrichtungen der Altenhilfe sind viele
Stadl-Predlitz verdeutlichen, dass Eigen-            Menschen auf strombetriebene Hilfsmit-
vorsorge in Senioren- und Pflegeeinrich-             tel angewiesen. Fallen diese aus, geraten
tungen notwendig ist. Viele Häuser sind              Pflegebedürftige schnell in lebensbedroh-
sich dessen bewusst und rechnen mit                  liche Situationen. Die Pflegenden müssen
gravierenden Auswirkungen. Trotzdem ist              dann nicht nur mit akuten Notfällen um-
ein Großteil nicht vorbereitet: Häufig gibt          gehen, sondern auch die üblichen Pflege-
es keine Notstromversorgung und auch                 prozesse ohne elektronische Hilfen bewäl-
ein Notfallplan hat im Alltag nicht die erste        tigen:
Priorität.

                    Strombetriebene Hilfsmittel
                          in der Pflege

                Beatmungsgeräte                                        Aufzüge

                  Pflegebetten                                    Volumetrische
                                                               Infusionspumpen
                Infusionspumpen
                                                                  Telefonanlagen
           Elektronische Türsysteme
                                                                      Rufgeräte
            Wechseldruckmatratzen

                                            §
   Laut Wohn- und Teilhabegesetz NRW                 Nur dadurch können in einer Ausnah-
   (WTG) muss das Personal von Ein-                  mesituation die Bewohnenden weiter-
   richtungen für Notfälle besonders aus-            hin versorgt werden.
   und fortgebildet sein.

                                                11
Relevanz für Senioren- und Pflegeeinrichtungen

                                 Realistische Einschätzung

     Ein Großteil aller Stromausfälle der                    gravierende Folgen mit sich.
   letzten Jahrzehnte dauert weniger als               Wer die erste Zeit überbrücken kann,
    vier Stunden und in vielen Fällen ist             ist schon gut aufgestellt. Auch sensible
    der Strom innerhalb von 17 Stunden                  Bereiche wie Senioren- und Pflege-
    wiederhergestellt. Längere bis hin zu              einrichtungen können handlungsfähig
    tage- oder wochenlangen Unterbre-                   bleiben, wenn sie sich entsprechend
    chungen der Stromversorgung sind                   vorbereiten und alle Beteiligten sensi-
   somit statistisch zwar unwahrschein-                bilisieren. Dadurch wird aus der Krise
  lich, aber nicht unmöglich und bringen                        ein händelbarer Notfall.

                                                                                                 © Foto: pixabay.com

                                                 12
Auswirkungen

Auswirkungen
Stromausfälle können unterschiedliche Ausmaße an-
nehmen; manche bemerkt die Bevölkerung gar nicht,
andere wiederum beeinträchtigen den gesamten Alltag.

Bestimmte Kriterien geben Aufschluss              Stromausfall mit sich bringt und wie viele
darüber, welche Herausforderungen der             Menschen er auf welche Weise betrifft:

                                                                      Tageszeit
          Jahreszeit                 Wochenzeit                       Nachts fällt ein
                                     Je nach Liefer-
        Im Winter besteht                                           Stromausfall zwar
                                     rhythmus sind
         die Gefahr, dass                                            weniger auf, ist
                                     vielleicht nicht
         das Haus schnell                                             personell aber
                                    genügend Vorräte
             auskühlt.                                              schwieriger zu be-
                                        im Haus.
                                                                        wältigen.

                            Dauer
                    Die ersten Stunden                   Gebiet
                    fordern alle heraus.             Das Ausmaß ent-
                     Nachdem sich der                scheidet darüber,
                      Notbetrieb ein-                 welche Hilfe von
                    gependelt hat, ent-             außen verfügbar ist.
                    scheidet die Dauer
                     darüber, wie lange
                    er aufrechterhalten
                       werden kann.

In Senioren- und Pflegeeinrichtungen sind         einen Überblick darüber, was in Folge des
unabhängig der Ursache oder der Reich-            Ausfalls nicht mehr funktioniert und welche
weite des Stromausfalls viele Prozesse            Personen wie betroffen sind. Neben Infor-
betroffen. Die Kapitel „Technik“, „Versor-        mationen zu den Gebieten bieten sie auch
gung“ und „Organisation“ geben zunächst           Handlungsempfehlungen mit Beispielen an.

                                             13
T

Technik –
Was fällt wann aus?

             Kurzfristig                 Mittelfristig     Langfristig
             0 bis 8 h                   8 bis 24 h        >24 h

Gebäude      Beleuchtung                 Toiletten         Folgeschäden am
                                                           Gebäude und an
             Heizungsanlagen                               der technischen
             (Gebäude kühlen je                            Infrastruktur
             nach Außentempe-
             ratur nach
             2-4h aus)
             Sicherheitstüren

             Küchengeräte

Bewohnende   Schwesternklingel           Lagerungshilfen

             Beatmungsplät-
             ze und andere
             lebensnotwendige
             Maschinen

             Treppenlifte und
             Aufzüge

Personal     Kommunikations-                               Elektronische
             netze (Festnetz-                              Dokumentation
             telefone fallen aus;                          (Akkus leer)
             Mobilfunk funktio-
             niert noch, solange
             Handys geladen
             sind – das Netz
             ist aber eventuell
             überlastet.)

                                    14
T

                  Vorschriften
                  Die gesetzlichen Anforderungen an einen Notbetrieb
                  umfassen nur wenige Bereiche - auch für Senioren-
                  und Pflegeeinrichtungen gibt es diesbezüglich keine
                  spezifischen Auflagen. Umso wichtiger ist es, dass sie
                  sich mit der Thematik auseinandersetzen.

                  Bauaufsichtliche Anforderungen
                  Die Richtlinie über bauaufsichtliche Anfor-                       Gemeinschaftszonen
                  derungen an den Bau und Betrieb von Ein-                          innerhalb von Raumgruppen
                  richtungen mit Pflege- und Betreuungsleis-                        Dienstzimmer
                  tungen gibt in Absatz 5 vor, welche Teile des
                  Gebäudes bei einem Stromausfall weiterhin            Um die Stromversorgung für diese Gebäu-
                  versorgt werden müssen:                              deteile unterbrechungsfrei sicherzustellen,
                                                                       reichen Batterien aus; ein Netzersatzaggre-
                         ¾ Brandmeldeanlagen                           gat ist nicht zwingend erforderlich.

                         ¾ Rufanlagen                                  Es ist jeder Senioren- und Pflegeeinrichtung
                                                                       überlassen, ob sie weitere technische An-
                         ¾ Sicherheitsbeleuchtung über                 lagen an eine Sicherheitsstromversorgung
                           mindestens drei Stunden für:                anschließen möchte. Empfehlenswert sind
                                                                       dabei Verpflegung, Heizung, Telefonanlage
                               Sicherheitskennzeichen                  und Aufzüge.
                               Rettungswege (notwendi-
                               ge Flure und Treppenräume,              Wie der Entscheidungsprozess von der
                               Räume zwischen notwendi-                Auswahl der zu versorgenden Geräte bis zur
                               gen Treppenräumen,                      Überprüfung des Notfallkonzepts aussieht,
                               Ausgänge ins Freie)                     veranschaulichen die nächsten Seiten.

                                                                                         Sicherheitskennzeichen müs-
                                                                                      sen mit Notstrom versorgt sein.
© Foto: pixabay

                                                                  15
T

Not- und Ersatzstromversorgung
Jede Senioren- und Pflegeeinrichtung muss individuell
entscheiden, ob sie sich selbst mit Ersatzstrom versorgen
kann. Ein eigener Generator kostet viel Geld, ein Anschluss
für externe Versorgung ist günstiger, aber dennoch kosten-
intensiv – beide bedürfen einer gründlichen Überlegung
sowie fachkundlicher Beratung und Einrichtung.

Wenn eine Einrichtung eine eigene Ersatz-                                ren ihr die folgenden 7 Schritte, was dabei
stromversorgung in Erwägung zieht, erklä-                                zu beachten ist:

1. Fortzuführende Aufgaben und dafür
notwendige Stromversorgung festle-
gen

                        Ist der Prozess/der Aufgabenbereich als                          NEA = Netzersatzanlage
                             geschäftskritisch einzustufen?

                                                                                         Bei einer Netzersatzanla-
                                                                                         ge handelt es sich meist
                          Wird zur Aufrechterhaltung des ge-
                        schäftskritischen Prozesses elektrische
                                                                                         um einen Generator mit
                                    Energie benötigt?
                                                                                         Dieselmotor. Deshalb darf
                                                                                         sie auch nicht in geschlos-
                                                                                         senen Räumen verwen-
                             Ist ein manueller Notbetrieb
                             (inkl. Haustechnik) möglich?                                det werden – es besteht
                                                                                         höchste Vergiftungsgefahr!

                         Müssen die benötigten technischen                               USV = Unterbrechungs-
                         Einrichtungen ohne Unterbrechnung
                                      arbeiten?                                          freie Stromversorgung

                                                                                         Sensible Geräte müssen
                                                                                         stetig mit Energie ver-
     NEA erforderlich              USV erforderlich               Notstromversorgung
                                                                      verzichtbar        sorgt werden. Die unter-
                                                                                         brechungsfreie Stromver-
                        Müssen die technischen Anlagen für die                           sorgung gewährleistet dies
                        Gesamtdauer des Notbetriebes zur Ver-
                                   fügung stehen?                            Für ver-    dadurch, dass sie bei ei-
                                                                         schiedene       nem Stromausfall innerhalb
                                                                         technische
                                                                                         von Sekundenbruchteilen
                                                                                                                        © GraphiK: BBK

                                                                         Einrichtungen
                                NEA bei ausreichender                    sind unter-     anspringt. Sie ist nicht auf
                                  USV verzichtbar
                                                                         schiedliche     eine dauerhafte Versor-
                                                                         Maßnahmen
                                                                         erforderlich.
                                                                                         gung ausgelegt, sondern
                                                                                         dient als Übergang.

                                                                    16
T

2. Energiebedarf ermitteln                         4. Notfallkonzept für den Ausfall des öf-
USV und NEA getrennt voneinander be-               fentlichen Stromnetzes erstellen
trachten, da die NEA auf Dauer vermut-             Vorgehen, Zuständigkeiten und Befug-
lich die Gesamtleistung der USV-Anlagen            nisse klären. Relevante Kontakte bereit-
übernimmt.                                         halten.

3. Notstromversorgung konzipieren                  5. Bei veränderter Nutzungsanforde-
                                                   rung anpassen
                                                   Neue Stromverbraucher einbeziehen und
      Dauer: Betrieb über 72 Stunden               ausgediente vom Bedarf abziehen. Wenn
ohne weitere Kraftstoffzufuhr ermöglichen          die Ersatzstromversorgung überlastet
                                                   wird, fällt sie aus!

                                                   6. Regelmäßig Funktionstests und
       Standort: Gefährdungen berück-              Übungen durchführen
sichtigen (z.B. Naturereignisse, unbefug-          Wartungs- und Prüfplan mit konkreten
ter Zutritt)                                       Arbeiten, Tests und Intervallen erstellen:

        Kraftstoffvorrat: Menge für mind.                monatlich (empfohlen): Probe-
72 Stunden lagern, Kontaktdaten von Lie-                lauf, um die Leistungsfähigkeit zu
feranten vorhalten, freien Zugang für auto-             prüfen.
risiertes Personal gewährleisten

                                                        jährlich: Kraftstofftank leeren und
        Betriebszuverlässigkeit einer                   erst danach nachfüllen (Diesel ist
NEA: durch modularen Aufbau erhöhen                     nur begrenzt haltbar.)

        Mobile NEA: Einspeisepunkt mit                   jährlich: Übung durchführen
befestigtem Aufstellungsort für Ersatz-                 (Es bietet sich an, diese an andere
anlagen von zum Beispiel dem DRK oder                   Notfallübungen wie solche zum
dem THW einrichten                                      Brandschutz oder zur Evakuierung
                                                        anzugliedern.)

        Anforderungen an das Strom-
netz: nur berechtigte Verbraucher an-              7. Notfallkonzept anhand der Erkennt-
schließen und regelmäßig überprüfen,               nisse aus Tests und Übungen anpassen
Änderungen in die Energiebilanz einbezie-          Erneuerungen wie im Qualitätsmanage-
hen, notstromversorgte Steckdosenkreise            ment üblich in das Konzept einfließen las-
auf notwendiges Minimum beschränken                sen.

                                              17
V

Versorgung –
Was ist wann betroffen?

             Kurzfristig           Mittelfristig       Langfristig
             0 bis 8 h             8 bis 24 h          >24 h

Küche        Küchengeräte          Wasserversorgung    Lebensmittel
                                   (evtl.)             (Vorräte werden
                                                       knapp, gekühlte
                                   Geschirrreinigung   oder gefrorene
                                                       Waren verderben)

Hygiene      Warmwasser            Wäscherei           Frischwäsche
                                                       Verbrauchsmaterial

Gesundheit   Hausarztversor-                           Medikamente
             gung (abhängig                            (insbesondere
             von Ausmaß und                            gekühlte
             Dauer des Strom-                          Medikamente)
             ausfalls)
             Rettungsdienste
             (abhängig von Aus-
             maß und Dauer des
             Stromausfalls)

                              18
V

                      Lager
                      Genau wie der Bund für die Bevölkerung verantwort-
                      lich ist, tragen Senioren- und Pflegeeinrichtungen für
                      ihre Bewohnenden die Verantwortung, dass sie auch in
                      Krisensituationen gut versorgt sind.

                      Die Bundesregierung der Bundesrepublik            der eine Person für 10 Tage versorgt. Es
                      Deutschland hat staatliche Nahrungsre-            gibt auch eine ovo-lacto-vegetarische Al-
                      serven angelegt: die Zivile Notfallreserve        ternative. Der durchschnittliche Energie-
                      (Reis, Hülsenfrüchte und Kondensmilch)            bedarf liegt bei beiden Listen bei 2.200
                      versorgt die Bevölkerung zumindest mit            kcal.
                      einer täglichen Mahlzeit. Die Bundesre-
                      serve Getreide (Weizen, Roggen, Hafer)            Die genannten Lebensmittel können als
                      soll im Krisenfall die Mehl- und Brotver-         Inspiration für die Lagerhaltung dienen.
                      sorgung aufrechterhalten. Beide kommen            Der Vorratskalkulator berechnet die ge-
                      erst bei großen Versorgungskrisen zum             naue Menge, die eine variable Anzahl Per-
                      Einsatz; bisher war dies noch nicht nötig.        sonen für eine wählbare Dauer benötigt:

                      Das Bundesministerium für Ernährung und

                                                                        Ü
                      Landwirtschaft (BMEL) hat eine Liste für
                      den Grundnahrungsmittelvorrat erstellt,
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                                                                   19
V
 Lebensmittelgruppen                               Lebensmittel                          Energiegehalt*(kcal)

                Mengen   Beispiele                Mengen      Einheit                    100g    Gesamtmenge

 Getreidepro-   3,5 kg   Vollkornbrot,              714           g                      198           1 414
 dukte, Brot,            abgepackt
 Kartoffeln
                         Zwieback                   286           g                      375           1 073

                         Knäckebrot                 714           g                      322           2 299

                         Nudeln, roh                357           g                      362           1 292

                         Reis, roh                  179           g                      351            628

                         Hafer-/Getreideflocken     536           g                      354           1 897

                         Kartoffelns, roh           714           g     geschält          73             521

 Gemüse,        4 kg     Bohnen, grün,              571           g     Abtropfgewicht    16             91
 Pilze                   Konserve

                         Erbsen/Möhren,             643           g     Abtropfgewicht    48            309
                         Konserve

                         Rotkohl, Konserve          500           g     Abtropfgewicht    60            300

                         Sauerkraut,                500           g     Abtropfgewicht    21            105
                         Konserve

                         Spargel, Konserve          286           g     Abtropfgewicht    16             80

                         Mais, Konserve             286           g     Abtropfgewicht    76            217

                         Pilze, Konserve            286           g     Abtropfgewicht    31             89

                         Saure Gurken,              286           g     Abtropfgewicht    21             60
                         Konserve

                         Rote Beete, Konserve       286           g     Abtropfgewicht    34             97

                         Zwiebeln, frisch           357           g                       28            100

    10-tägiger Grundnahrungsmit-
telvorrat für eine Person.

                                                      20
V
                                                                 Lebensmittelgruppen                                  Lebensmittel                          Energiegehalt*(kcal)

                                                                                 Mengen   Beispiele                  Mengen      Einheit                    100g    Gesamtmenge

                                                                 Obst            2,5 kg   Kirschen, Konserve           500           g     Abtropfgewicht    86            430

                                                                                          Birnen, Konserve             179           g     Abtropfgewicht    64            115

                                                                                          Aprikosen, Konserve          179           g     Abtropfgewicht    68            122

                                                                                          Mandarinen, Konserve         250           g     Abtropfgewicht    83            208

                                                                                          Ananas, Konserve             250           g     Abtropfgewicht    67            168

                                                                                          Rosinen                      143           g                      304            435

                                                                                          Haselnusskerne               143           g                      650            930

                                                                                          Trockenpflaumen              179           g                      214            390

                                                                                          Frischobst                   714           g

                                                                                          Apfel, roh                                                         61            462

                                                                                          Birne, roh                                       alternativ        52            412

                                                                                          Banane, roh                                      alternativ        90            660

                                                                                          Organge, roh                                     alternativ        43            334

                                                                 Getränke        20 l     Mineralwasser**               20           l                        0             0

                                                                                          Zitronensaft                 0,14          l                       52            53

                                                                                          Kaffee (Pulver)/Instant-     179           g
                                                                                          kaffee ***

                                                                                          Tee schwarz,                  89           g
                                                                                          trocken ***

                                                                 Milch, Milch-   2,5 kg   H-Milch, 3,5 % Fett           2            l                       66           1 320
                                                                 produkte
                                                                                          Hartkäse                     500           g                      294           1 890

                                                                 Eier, Ersatz-   1,5 kg   Thunfisch, Konserve          107           g                      100            107
                                                                 produkte
                                                                 für Fleisch/             Ölsardinen, Konserve          71           g     Abtropfgewicht   221            157
© Tabelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

                                                                 Wurst und
                                                                 Fisch                    Herfingsfilet in Soße,        71           g     Abtropfgewicht   203            144
                                                                                          Konserve

                                                                                          Corned Beef; Kon-            179           g                      126            226
                                                                                          serve

                                                                                          Kalbsleberwurst;             214           g                      345            738
                                                                                          Konserve

                                                                                          Dauerwurst (z. B.            257           g                      375            964
                                                                                          Salami)

                                                                                          Bockwürstchen;               214           g     Abtropfgewicht   267            571
                                                                                          Konserve

                                                                                          8 Eier (Gewichtsklas-        379           g     ohne Schale      137            519
                                                                                          se M)

                                                                 Fette, Öl       357 g    Streichfett                  179           g

                                                                                          Butter                                           alternativ       741           1 334

                                                                                          Margarine                                                         709           1 276

                                                                                          Speiseöl (z. B. Rapsöl)      0,214         l                      884           1 326

                                                                    10-tägiger Grundnahrungsmit-
                                                                telvorrat für eine Person.

                                                                                                                         21
V

Rezepte
Fällt der Strom aus, kommt die Küche erst einmal zum Er-
liegen. In Großküchen, die viele Menschen versorgen, lässt
sich nicht so schnell improvisieren wie im Privathaushalt.
Daher ist es umso wichtiger, im Vorfeld Rezepte zu planen,
um unter Ersatzstromversorgung zu kochen.

„Weniger ist mehr“                                     „Einer für alle, alle für einen?“
Beim Stromausfall herrscht genug Durch-                Auch wenn einfache Rezepte das Handeln
einander, deshalb sollte die Verpflegung               erleichtern, dürfen sie Menschen mit be-
so einfach wie möglich bleiben. Statt ver-             sonderen diätetischen oder kulturellen Be-
schiedene Menüs zur Auswahl mit Beila-                 dürfnissen dabei nicht außer Acht lassen.
gensalat und Nachtisch reicht ein Menü                 Jedes Haus kennt seine Bewohnenden
aus. Dieses sollte so simpel in der Herstel-           und sollte sich im Vorfeld Gedanken ma-
lung sein, dass auch ehrenamtliche oder                chen, inwieweit die Rezepte für verschie-
spontan helfende ungelernte Kräfte es                  dene ernährungsphysiologische Anforde-
ohne (viel) Anleitung zubereiten können.               rungen zu ergänzen sind.

„Die Macht der Gewohnheit“                             Die folgenden Seiten zeigen beispiel-
In Ausnahmefällen hilft es den meisten                 haft sechs Rezepte mit Mengenangaben
Menschen, wenn zumindest Teile des All-                für 200 Personen. Diese Rezepte zielen
tags bestehen bleiben. Ein guter Notfall-              nicht darauf ab, ohne Energie umsetzbar
speiseplan orientiert sich an den üblichen             zu sein; sie sind in ihrer Zubereitung auf
Speisen des Hauses und gibt dadurch                    Strom angewiesen.
nicht nur den Bewohnenden, sondern                     Vielmehr handelt es sich dabei um Zu-
auch den Mitarbeitenden stückweise Kon-                taten, die lange gelagert und somit im
trolle und Sicherheit zurück.                          normalen Küchenbetrieb verwendet wer-
Abgesehen vom psychologischen Faktor                   den können. Sie zeigen, dass eine Lager-
erleichtert es die Lagerhaltung: die Le-               haltung für Ausnahmesituationen weder
bensmittel für den Notfall sind integriert in          kompliziert noch aufwändig sein muss.
den täglichen Bedarf und benötigen kei-                Mit ihnen können in kurzer Zeit und mit
nen eigenen Platz. Wer dabei das Prinzip               wenig Vorkenntnissen große Menschen-
„First in – first out“ befolgt, also die ältes-        mengen versorgt werden. Stehen die Not-
ten Lebensmittel zuerst verwendet und                  fallrezepte fest, können sie ausgedruckt in
neue in die hinteren Reihen einsortiert,               der Küche auf ihren Einsatz warten.
verhindert auch Lebensmittelabfälle.                   Allerdings dauert es, bis eine Ersatzstrom-
Gekühlte und tiefgekühlte Produkte soll-               versorgung einsatzbereit ist. Bis dahin
ten dabei zuerst verwendet werden. Wenn                muss realitätsnah gedacht und gehandelt
Kühlräume geschlossen bleiben, hält sich               werden. Brot, Joghurt oder sonstige Re-
die Temperatur je nach Modell von einigen              serven, die im Haus vorhanden sind, hel-
Stunden bis zu einem Tag.                              fen dabei, die erste Zeit zu überbrücken.

                                                  22
V

Nudeln mit Käsesauce und Gurkenhappen
Pro Person: 80 g Nudeln, 100 g Käsesauce, 50 g Gurkenhappen

Produkt                 Bevorratung             Haltbarkeit      Menge
                                                                 (200 Personen)

Nudeln                  Trockenprodukt          12 Monate        16 kg

Instantpulver Gemü-     Trockenprodukt          6 - 12 Monate    500 g Instantpulver
sebrühe und Wasser                                               auf 30l Wasser

Schmelzkäse             Pasteurisiert           3 - 6 Monate     2 kg

Sahne                   Ultrahocherhitzt        1,5 Monate       2l

Saucenbinder, hell      Trockenprodukt          6 - 12 Monate    500 g

Gurkenhappen,           Konserve                18 - 24 Monate   10 kg
eingelegt (alternativ
Rote-Beete oder
Kürbis)

Erbsensuppe mit Heißwürstchen
Pro Person: 250ml Erbsensuppe, 100g Heißwürstchen

Produkt                 Bevorratung             Haltbarkeit      Menge
                                                                 (200 Personen)

Convenience-            Konserve                18 - 24 Monate   50 l
Erbsensuppe

Heißwürstchen           Konserve                18 - 24 Monate   20 kg

                                           23
V

Milchreis mit Kirschkompott
Pro Person: 200 ml Milchreis, 100 g Kirschkompott

Produkt                Bevorratung                  Haltbarkeit      Menge
                                                                     (200 Personen)

Rundkornreis           Trockenprodukt               12 - 24 Monate   3 kg

Haltbare Milch         Ultrahocherhitzt             6 Monate         30 l

Zucker                 Trockenprodukt               18 - 24 Monate   3 kg

Kirschen (alternativ   Tiefgekühlt oder im          6 - 12 Monate    20 kg
Apfelkompott in Kon-   Glas
serven oder Conve-
nience-Rote-Grütze)

Mondamin-              Trockenprodukt               18 - 24 Monate   1,1 kg
Speisestärke

Kartoffelcremesuppe
Pro Person: 250 ml

Produkt                Bevorratung                  Haltbarkeit      Menge
                                                                     (200 Personen)

Kartoffeln             Geschält, vakuumiert,        4 - 5 Tage       30 kg
                       kühl gelagert

Instantpulver Gemü-    Trockenprodukt               6 - 12 Monate    500 g Instantpulver
sebrühe und Wasser                                                   auf 30 l Wasser

Brunoise-Gemüsemix     Tiefgekühlt                  3 - 6 Monate     2,5 kg

Schmand / Sahne        Ultrahocherhitzt             1,5 Monate       2-3l

                                               24
V

                       Tomatensuppe mit Reiseinlage
                       Pro Person: 250 ml

                       Produkt              Bevorratung              Haltbarkeit            Menge
                                                                                            (200 Personen)

                       Tomaten in           Konserve                 18 - 24 Monate         15 kg
                       Stückchen

                       Reis                 Trockenprodukt           6 - 12 Monate          1,5 kg

                       Saucenbinder, hell   Trockenprodukt           6 - 12 Monate          500 g

                       Tomatenmark          Konserve                 18 - 24 Monate         250 g

                       Wasser               evtl. in Flaschen        9 -12 Monate in PET-   10 l
                                                                     Flaschen /

                       Sahne / Schmand      Ultrahocherhitzt         2 - 3 Jahre in Glas-   2-3l
                                                                     flaschen

                       Reibekuchen mit Apfelmus
                       Pro Person: 3 Reibekuchen, 100g Apfelmus

                       Produkt              Bevorratung              Haltbarkeit            Menge
© Rezepte: Pia Grote

                                                                                            (200 Personen)

                       Reibekuchen          Tiefgekühlt              6 - 12 Monate          600 Stück

                       Apfelmus             Konserve                 18 - 24 Monate         20 kg

                                                                25
V

Lieferkooperationen &
Sicherheitsverträge

Kein Haus ist komplett unabhängig. Verschiedene
Dienstleistungen ergänzen das Leistungsangebot
vieler Einrichtungen und sollten deshalb in eine
vorausschauende Planung von Ausnahmesituationen
einbezogen werden.

   Das DRK-Seniorenzentrum in
Marsberg hat sich mit Verträgen
und Kooperationen abgesichert.

Um für den Notfall vorzusorgen ist es            Welche alternativen Lösungen
wichtig, (externe) Abhängigkeiten zu klä-        gibt es, um die Hygiene zu
ren:                                             gewährleisten?
         Ist der Lebensmittellieferant                                            © Foto: DRK-Seniorenzentrum Haus am Bomberg

         noch lieferfähig?                       Wie sicher ist die Fernwärme-
                                                 und Gasanlieferung?
          Wie ist er zu erreichen, wenn
          das Buchungssystem ausfällt?           Was geschieht mit der Müllent-
                                                 sorgung, wenn der Strom sehr
          Wie verlässlich sind die ausge-        lange ausfällt?
          lagerten Dienstleistungen (wie
          Küche, Wäscherei oder Apothe-          Welche Möglichkeiten zur Zwi-
          ke)?                                   schenlagerung gibt es im Haus?

          Wie funktioniert die Wasserver-
          und -entsorgung?

                                            26
V

Lieferkooperationen und Sicherheitsver-            das Bereitstellen von Kühlwagen, wenn
träge können die Versorgung in Notfällen           die Kühlräume des Hauses ausfallen.
gewährleisten. Dabei wird für vorher be-
stimmte Notfälle festgehalten, welche              Auch bezüglich der medikamentösen Ver-
Maßnahmen in welcher Art und Dauer so-             sorgung hat die Einrichtung sich abge-
wie in welchem Umfang erfolgen sollen.             sichert: die örtliche Apotheke hat Listen
Je nach Ausmaß des Stromausfalles kön-             hinterlegt, sodass sie die Medikamente im
nen allerdings auch die Partner nur ein-           Notfall schnell nachstellen kann.
geschränkt oder gar nicht handlungsfähig
sein. Deshalb ist es sinnvoll, einen gewis-        Abgesehen davon kooperiert das Haus
sen Vorrat im Haus zu lagern.                      am Bomberg mit der LWL-Klinik Mars-
                                                   berg (Psychiatrische Klinik) und dem St.-
Neben Absprachen mit Lieferanten und               Marien-Hospital (Allgemeinkrankenhaus).
Dienstleistungsanbietern sowie Eigenvor-           Alle drei Einrichtungen stehen trotz unter-
sorge haben sich auch Zusammenschlüs-              schiedlicher Fachrichtungen im Notfall vor
se mit Einrichtungen bewährt, die ähnliche         ähnlichen Herausforderungen; sie müssen
Strukturen haben.                                  Personen verpflegen, die auf sie angewie-
                                                   sen sind.
Beispiel aus der Praxis                            Treten in einem Haus Störungen auf, kön-
Das DRK-Seniorenzentrum Haus am                    nen die anderen Partner diese abfangen.
Bomberg in Marsberg hat mit seinem lo-             So kompensieren sie neben Stromaus-
kalen Lebensmittellieferanten Sicherheits-         fällen auch Lagerengpässe und Lieferstö-
verträge abgeschlossen. Diese beinhalten           rungen. Das Personal wird nicht durch die
nicht nur Notlieferungen, sondern auch             Partner ersetzt.

                                              27
O

Organisation –
Wer ist wann betroffen?

             Kurzfristig               Mittelfristig   Langfristig
             0 bis 8 h                 8 bis 24 h      >24 h

Bewohnende   Verunsicherung

             Eigen- und
             Fremdgefährdung
             (Stürze!)

             Gestörte Tages-
             struktur

             Verhaltensände-
             rung

Personal     Zusatzbelastung                           Ermüdung

             Erhöhter Personal-
             bedarf

             Verunsicherung
             Eigen- und
             Fremdgefährdung
             (Stürze!)

             Gestörte Tages-
             struktur

             Verhaltensände-
             rung

Verwaltung                                             Pflegedokumentati-
                                                       on und -verwaltung
                                                       (je nach Akkustand)

                                  28
O

Schulungen
Ein Stromausfall ist eine Ausnahmesituation, die un-
geregelt nur aufwändig zu bewältigen ist. Wissen alle
Beteiligten schon im Vorhinein, was zu tun ist, geben
diese Kenntnisse ihnen Sicherheit und erhalten ihre
Handlungsfähigkeit. Ein Schulungsplan könnte fol-
gendermaßen aufgebaut sein:

 Art                          Beteiligte                     Beispielhafte Inhalte

 Als Teil der Erstunterwei-   alle Mitarbeitenden            Auswirkungen eines Strom-
 sungen und der folgenden                                    ausfalls auf die Einrichtung
 jährlichen Unterweisungen                                   bezogen darstellen;
                                                             erste Maßnahmen in allen Be-
                                                             reichen vorstellen

 Zusatzmodul „Krisenstab“     Führungskräfte                 Berufsgruppenspezifische
                              Verantwortliche für spezifi-   Kenntnisse vermitteln
                              sche Aufgaben*                 Kommunikationswege klären
                                                             SET (Schnelles Eingreifteam)
                                                             aufstellen

 Aufbaukurs I - optional      alle Mitarbeitenden            wichtigste Inhalte aus dem
                                                             Basiskurs wiederholen
                                                             eine besondere Lage in Klein-
                                                             gruppen bearbeiten

 Aufbaukurs II - optional     alle Mitarbeitenden            geplante und ungeplante Übun-
                                                             gen durchführen
                                                             gegebenenfalls DRK-Kreis-
                                                             verbände oder -Ortsvereine
                                                             einbeziehen

                                              29
O

Verantwortliche für spezifische Aufgaben

Mitarbeitende können freiwillig Zusatzauf-            Sozialer Dienst, Verwaltung)
gaben übernehmen: Sie kontrollieren die               regelmäßig mit dem Thema
Vorräte von Dokumenten, Pflegeutensi-                 auseinander.
lien und Lebensmitteln, überprüfen die
Checklisten auf Vollständigkeit und Ak-             ¾ In bestehenden Arbeitsgemein-
tualität oder wirken als Multiplikatoren für          schaften oder Qualitätsmanage-
bestimmte Fachaufgaben.                               mentzirkeln tauschen sich ver-
                                                      schiedene Häuser über Erfah-
Dadurch können sie ihre Laufbahn hori-                rungen und Maßnahmen aus.
zontal gestalten, indem sie sich in einem
der Bereiche besonders weiterbilden,                ¾ Auf örtlicher Ebene entstehen
oder im Rahmen der leistungsorientierten              Arbeitszirkel, welche Ausnahme-
Bezahlung vergütet werden.                            situationen behandeln.

Neben expliziten Stromausfall-Übungen
gibt es noch mehr Möglichkeiten, das                ¾ Im Einrichtungsbeirat behandeln
Thema ins allgemeine Bewusstsein zu ru-               die Bewohnenden das Thema
fen:                                                  aus ihrer Sicht und geben dem
                                                      Haus dadurch zielgruppenspe-
       ¾ Bei den jährlichen Unterweisun-              zifische Hinweise zur Vorberei-
         gen zum Brandschutz und zur                  tung und Umsetzung personen-
         Evakuierung schließt sich der                bezogener Maßnahmen.
         Stromausfall an.
                                                    ¾ Das Haus steht mit den Kreis-
       ¾ Bei Besprechungen setzen sich                und Ortsverbänden des DRK in
         die verschiedenen Bereiche                   Kontakt und bespricht das Vor-
         (Pflege, Hauswirtschaft, Technik,            gehen mit den Einsatzkräften.
                                                                                        © Foto: pixabay.com

                                               30
T

Checklisten

Stromversorgung
Energiebedarf
Alle wichtigen Bereiche, die funktionsfähig bleiben müssen,
sind definiert.
Die Not- und Ersatzstromversorgung deckt alle verpflichtenden
Bereiche ab:
     Sicherheitsbeleuchtung
     Brandmeldeanlagen
     Rufanlagen

Darüber hinaus werden versorgt:
     lebenswichtige technische Geräte
     Küche
     Aufzüge, …

Es ist festgelegt, für welchen Zeitraum die Not- und Ersatzstromversor-
gung aufrechterhalten wird.
Der Gesamtenergiebedarf zur Aufrechterhaltung der wichtigen Bereiche
ist ermittelt worden.
Ersatzstromversorgung
Das Haus ist mit einem Anschluss für ein externes Notstromaggregat
(z. B. von Feuerwehr / THW) ausgestattet.

Die Auslegung von USV (Unterbrechungsfreier Stromversorgung) und
NEA (Netzersatzanlage) entspricht den aktuellen Kapazitäts- und Quali-
tätsanforderungen.

Die Einrichtungen für die Notstromversorgung sind ausfallsicher (z.B.
hochwassersicher) untergebracht.

Es ist (z. B. mit einer Checkliste) sichergestellt, dass im Notbetrieb nur
dafür bestimmte Verbraucher an die (ggf. separaten Stromkreise der)
Notstromversorgung angeschlossen sind.
Alle Mitarbeitenden wissen, was an die Notstromversorgung ange-
schlossen ist.
Hinweis: Es existiert ein tragbares Notstromaggregat, um punktuell
technische Geräte versorgen zu können. (Hinweis: Ein Verbrennungs-
motor stößt giftige Abgase aus! Nur im Freien betätigen. Im Vorfeld
informieren, was an ein Notstromaggregat angeschlossen werden darf.)

                                           31
T

Checklisten

Stromversorgung
Die Mitarbeitenden sind im Umgang mit dem tragbaren Notstromaggre-
gat (falls vorhanden) geschult.
Die Kraftstoffbevorratung reicht für die festgelegte Betriebsdauer aus.
     Kraftstoff und / oder Batterien können jederzeit nachgeliefert
     werden.
     Mit Kraftstofflieferanten sind Verträge abgeschlossen.
Wartung
Für Betrieb und Wartung gibt es eine vollständige Leistungsbeschrei-
bung einschließlich Notstrombetrieb und Übungen:
     Prüfungs- und Wartungspläne
     Zuständigkeiten
     …
Die Notstromanlage wird entsprechend den Herstellerangaben
gewartet.
Die Kraftstoffqualität der Netzersatzanlage wird jährlich
bewertet.
Ein externer Servicedienstleister übernimmt Betrieb und Wartung:
      Die Leistungsbeschreibung ist Bestandteil des Vertrages mit dem
      externen Servicedienstleister. (Service Level Agreement)
Die Anlage der Notstromversorgung wird regelmäßig in einem Probelauf
getestet.

V

Pflege
Das Pflegepersonal weiß, wie die Betten manuell verstellt werden
können.
Ausstattung
Es ist ausreichend vorrätig von:
      Verbrauchsmaterialien für die Behandlungspflege
      Hautreinigungs- und Pflegeschaum
      Desinfektionsmittel
      Reinigungstücher
      Müllbeutel

                                          32
V

Checklisten
Es werden Tragetücher oder Tragestühle vorgehalten, um Bewohnende
bei Bedarf in eine andere Etage bringen zu können.
Es sind tragbare Sauerstoffgeräte bevorratet, die ohne Strom einsetzbar
sind.
(Pflege-)Dokumentation
Pflegedokumente liegen in Papierform vor.

Ein Laptop / … mit ausreichend Akkulaufzeit gewährt im Notfall, dass
wichtige Dokumente eingesehen werden können.

Küche
Lebensmittel
Rezepte für den Notfall stehen fest und sind in Papierform vorhanden.

Bewohnende mit ernährungsphysiologischen Erkrankungen und Ein-
schränkungen werden berücksichtigt.
Ausreichend Lebensmittel (Essen und Getränke) für die Notfallrezepte
sind für einen bestimmten Zeitraum vorrätig.
Gelagerte Lebensmittel werden in den regelmäßigen Verbrauch aufge-
nommen (First in – first out).
Es ist geklärt, wie verdorbene Lebensmittel entsorgt werden, z. B. wenn
die Kühlräume ausfallen.
Mit externen Partnern bestehen Absprachen für den Notfall:
      Lieferanten
      lokale Großküchen von anderen Senioren- und
      Pflegeeinrichtungen, Kliniken, …
Geräte und Ausstattung
In der Küche sind vorhanden:
      Beleuchtung
      Gasherd
      Gaskocher / Campingkocher
      Grill und ausreichend Brennstoffe (z. B. Kohle, Gas, Holz);
      Wichtig: Grillgeräte nie in geschlossenen Räumen betreiben –
                Vergiftungsgefahr!
      Herd und / oder Kühlung, an die Notstromversorgung angeschlossen
      Einweggeschirr und -besteck
      Müllbeutel

                                        33
O

Checklisten

Pläne und Dokumentation
Es gibt einen Notfallplan „Stromausfall“, bestehend aus:
     Organisationsplan
     Individuelle Ist- und Bedarfsanalyse
     Individueller Maßnahmenkatalog
     Individueller zeitlicher Ablaufplan
     Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten
     Aufgabenbeschreibung
     Anleitungen von technischen Geräten
     Checkliste von Geräten, die im Notbetrieb an die
     Stromversorgung angeschlossen sein sollen
Kontaktdaten liegen vor von:
Behörden / öffentliche Einrichtungen / Hilfsorganisationen
    Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr
    Katstrophenschutz
    Gefahrenabwehrbehörden
    Technisches Hilfswerk
    Rettungsdienste
    Gesundheits- / Veterinäramt
    Heimaufsicht
Träger / Einrichtung
     Systemadministrator
     Haustechnik
Dienstleister
     Netzbetreiber
     Gewerbliche Anbieter für Ersatzstromversorgung (Eventausstatter,
     Bauunternehmen)
     Telefongesellschaft
     Brennstofflieferanten
     Hersteller und Vertrieb der Bedarfsmittel
     Wartungsbetrieb der Heizungsanlage
     Wasserversorgung
     Gewerbliche Anbieter / Lieferanten (Supermärkte, Getränkemarkt)

                                        34
O

Checklisten

Pläne und Dokumentation
Gesundheitswesen
    Apotheken
    Ärzte
    Krankenhäuser
    Ambulante Pflegedienste
    Andere Pflegeeinrichtungen
Dokumente, die stetig einsehbar sein müssen, liegen auch in Papierform
vor:
     Medikamentenlisten
     Pflegedokumentation
Der Notfallplan und alle relevanten Dokumente sind leicht zugängig und
für alle Mitarbeitenden einsehbar. (Hinweis: Jede Station damit ausstat-
ten.)
Es gibt Notfallkoffer, ausgestattet mit:
      Notfallplan
      Taschen- oder Stirnlampen
      Batterien
      …

Personen
In regelmäßigen Abständen finden bereichsübergreifende Besprechun-
gen statt (Pflege, Hauswirtschaft, Technik, Verwaltung).
Es gibt Absprachen mit dem Träger der Einrichtung, wie im Falle eines
Stromausfalls zu verfahren ist.
Das Notfallkonzept ist allen Beschäftigten bekannt.

Das Szenario wird in Fort- und Weiterbildungen thematisiert.

Mitarbeitende übernehmen bestimmte Aufgaben:
     im Normalbetrieb z.B. Lager, Dokumente
     im Notbetrieb z.B. Kontrolle der Stromverbraucher,
     Koordination von Freiwilligen
Das Thema Stromausfall wird im Einrichtungsbeirat thematisiert.

Die Bewohnenden werden nach Möglichkeit mit einbezogen, z. B. zur
gegenseitigen Beruhigung.

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Weiterführende Links und
Materialien

Erfahrungsberichte:                                                                Zielgruppenspezifische
                                                                                   Handlungsempfehlungen:

 Deutsches Rotes Kreuz e. V.
 Generalsekretariat

                                                                                        Handlungsempfehlung
                                                                                        für Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie weitere
                                                                                        Einrichtungen der Betreuung im Regierungsbezirk Münster
                                                                                        bei Krisenfällen

 Der Stromausfall in Berlin-Köpenick im Februar 2019

 Dokumentationen von Einsatzlagen
 Teil 2

                                                                                        Bearbeitung
                                                                                        Arbeitsgruppe Handlungsempfehlungen Senioren- und Pflegeeinrichtungen im
                                                                                        Regierungsbezirk Münster
                                                           Dokumentationen

                                                       7
                                                           von Einsatzlagen
                                                           Schriften                    Stand: 10/2016
                                                           der Forschung

                                                                                    Notfallvorsorge Heimbeatmung
                                                                                    Fachblatt der Feuerwehr Kassel
                                                                                    zur Information von Angehörigen
                                                                                    von beatmeten und intensivpflichtigen Patienten

                                                                                                     1

                                                                              36
Allgemeine
Handlungsempfehlungen:

                                                Notstromversorgung in
                                                Unternehmen und Behörden
        Ratgeber für Notfallvorsorge
        und richtiges Handeln in
        Notsituationen

  Meine
   persönliche
 Checkliste
                                                                Praxis im
                                                           Bevölkerungsschutz

                                                               Band 13

                                                BBK. Gemeinsam handeln. Sicher leben.

   Sicherheit der                               Handbuch Krankenhausalarm-
   Trinkwasserversorgung                        und –einsatzplanung (KAEP)
   Teil 2: Notfallvorsorgeplanung
                                                Empfehlungen für die Praxis zur Erstellung eines
                                                individuellen Krankenhausalarm- und -einsatzplans

                    Praxis im
               Bevölkerungsschutz

                    Band 15

   BBK. Gemeinsam handeln. Sicher leben.        BBK. Gemeinsam handeln. Sicher leben.

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Literaturverzeichnis

Bezirksregierung Münster 2016: Hand-             Feuerwehr Kassel 2020: Notfallvorsorge
lungsempfehlung für Senioren- und Pfle-          Heimbeatmung: Fachblatt der Feuerwehr
geeinrichtungen sowie weitere Einrichtun-        Kassel zur Information von Angehörigen
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Münster bei Krisenfällen. Münster.               tienten. Kassel.

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und             Grote, Pia 2021: Lokale Ernährungsnot-
Katastrophenhilfe (Hrsg.) 2019: Notstrom-        fallvorsorge – Handlungsempfehlungen
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                                                 mehrtägigen Stromausfalls. Münster. Ba-
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und             chelorarbeit, Fachhochschule Münster,
Katastrophenhilfe (Hrsg.) 2020: Handbuch         Fachbereich Oecotrophologie Facility Ma-
Krankenhausalarm- und -einsatzplanung            nagement.
(KAEP). Bonn.
                                                 Herrmann, Christian 2014: Die Schwachen
Bundesministerium für Bildung und For-           stärken: Die Selbstschutz- und Selbsthil-
schung 2012: Szenario eines großflächi-          fefähigkeit von Alten- und Pflegeheimen.
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Berlin. Berlin.                                  Heft 1: 9-14

Deutscher Bundestag 2011: Technikfol-            Jaschinsky, Markus: (a) Aktuelle Netz-
genabschätzung (TA): Gefährdung und              frequenz. Online abrufbar unter: https://
Verletzbarkeit moderner Gesellschaften           www.netzfrequenz.info/aktuelle-netzfre-
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langandauernden Ausfalls der Stromver-           senswertes. Online abrufbar unter: https://
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Deutsches Rotes Kreuz e.V. (Hrsg.) 2020:
Die vulnerable Gruppe „ältere und pflege-        Ministerium für Inneres und Bundesan-
bedürftige Menschen“ in Krisen, Groß-            gelegenheiten Schleswig-Holstein 2014:
schadenslagen und Katastrophen – Teil 1.         Planungshilfe für die Landesregierung und
Berlin.                                          die unteren Katastrophenschutzbehör-
                                                 den zur Folgenbewältigung am Beispiel
Deutsches Rotes Kreuz e.V. (Hrsg.) 2020:         Stromausfall.
Dokumentation von Einsatzlagen Teil 2:
Der Stromausfall in Berlin-Köpenick im           Sauseng, Klaus Peter 2019: Chronologie
Februar 2019. Berlin.                            über 35 Stunden „Blackout“ im Senioren-

                                            38
Literaturverzeichnis
kompetenzzentrum Weidenhof in Stadl an
der Mur.

Schmidt, Dr. Martin 2018: Schutz Kriti-
scher Infrastrukturen aus Perspektive des
Hessischen KatS. Unveröffentlichte Prä-
sentation.

Impressum                                        Konzeption:
                                                 Abteilung Wohlfahrts- und Sozialarbeit
                                                 Judith Windhövel, Fachhochschule
Herausgeber:                                     Münster
DRK-Landesverband
Westfalen-Lippe e.V.                             Lektorat:
Abteilung Wohlfahrts- und Sozialarbeit           Abteilung Wohlfahrts- und Sozialarbeit
Sperlichstraße 25                                Judith Windhövel, Fachhochschule
48151 Münster                                    Münster

Verantwortlich für den Inhalt:                   Layout und Satz:
Vorsitzender des Vorstandes                      Martina Czernik,
Dr. Hasan Sürgit                                 Stabsstelle Kommunikation

Redaktion:                                       Stand:
Abteilung Wohlfahrts- und Sozialarbeit           November 2021

                                            39
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www.drk-westfalen.de
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