Styriarte: Bedrich Smetana - Die verkaufte Braut

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Weltklasse DRS 2, 17. Juni, 21.00 Uhr

Styriarte:
Bedrich Smetana – Die verkaufte Braut
Komische Oper in drei Akten. Text von Karel Sabina.
Halbszenische Produktion in deutscher Sprache.
Uraufführung der deutschen Fassung von Emanuel Zungel, 1869

Anton Scharinger (B) Krušina, ein Bauer
Elisabeth Kulman (MS) Ludmila, seine Frau
Dorothea Roschmann (S) Marie, beider Tochter
Yasushi Hirano (B) Micha, Grundbesitzer
Elisabeth von Magnus (MS) Hata, seine Frau
Markus Schafer (T) Vašek, beider Sohn
Kurt Streit (T) Jenik, Míchas Sohn aus erster Ehe
Ruben Drole (B) Kecal, Heiratsvermittler
Heinz Zednik (T) Principal der Komödianten
Bibiana Nwobilo (S) Esmeralda, Komödiantin
Nenad Marinkovic (T) Indianer, Komödiant
Arnold Schoenberg Chor

Künstlerischer Leiter: Erwin Ortner
Assistent: Michal Kucharko

Chamber Orchestra of Europe
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Inszenierung: Philipp Harnoncourt

Aufführung vom 2. Juli in der Helmut-List-Halle, Graz

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Libretto
1. AKT                                           das wird süßen Trost euch bringen.
1. Szene                                         Kommt nur! Der Tanz fängt ja schon an,
CHOR der Landleute                               frisch voran! Frisch voran!
Lasst uns jubeln, lasst uns singen,
lacht ja unser Himmel noch.                      2. Szene, Rezitativ
Fröhlich mag das Lied erklingen,
gold’ne Freiheit lebe hoch!                      MARIE
Wer da seufzt im Ehstandsneste,                  So soll es doch zur Wahrheit werden heut? Ich
möge aller Lust entsagen,                        Unglückliche!
geht der Mann zu frohem Feste,
muss das Weib daheim sich plagen.                JENÍK
Wehe! Wehe! O weh!                               Mein Liebchen, was hat dich heut so betrübt,
Hin ist alle Freud!                              was geschah denn?
Es naht nur Schmerz und Leid,
Kummer, Sorg und Mühe,                           MARIE
Hader, spät und frühe!                           Wundre dich nicht Jeník!
Lasst uns jubeln, lasst uns singen,              Zu uns soll heute Micha selbst zur Brautschau
lacht ja unser Himmel noch.                      kommen mit
Fröhlich mag das Lied erklingen,                 seinem Sohn! Im Dorfe sind sie schon!
gold’ne Freiheit lebe hoch!
                                                 JENÍK
JENÍK                                            Und du, was sagst du dazu?
Warum bist du so betrübt,
o theu’re Geliebte?                              MARIE
                                                 Was ich sagen werde?
MARIE                                            Danach kannst Du mich noch fragen?
Uns droht böses Leid!                            Kann ich denn einem andern gehören, als nur
Wie mir Mütterchen gesagt,                       dir, mein Jeník?
besucht uns am heut’gen Tag                      Doch meine Eltern, die sind schon gebunden.
der auserwählte Freier.
Gott! Wie wird es enden?                         JENÍK
                                                 Das ist freilich traurig.
JENÍK
Vortrefflich!                                    MARIE
Glück nur uns die Lieb verspricht,               Warum bist du Jeník so verlegen und so
drum Liebchen verzage nicht.                     schweigsam heut,
Ist dein Wille stark und rein                    hast du vielleicht ein Geheimniß, oder gar eine
dann bist du auf ewig mein!                      …
                                                 Ach Jeník, schwören musst du mir, dass du
CHOR                                             keine andre Liebe
Lasst das Seufzen, lasst das Weinen              außer mir hast!
Herzen, die so treu sich lieben,                 Glaub, dass mir oft schon eingefallen ist, dass
wird Gott Amor einst vereinen!                   du wegen einer
Lasst uns jubeln, lasst uns singen,              Liebschaft trauerst.
lacht ja unser Himmel noch.
Fröhlich mag das Lied erklingen:                 JENÍK
gold’ne Freiheit lebe hoch!                      Niemals, niemals!
Frisch voran denn, tanzen singen,

                                                                                        Seite - 2 -
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MARIE                                            Sieh, da sind sie! Mein Vater kommt auch
Brichst du je den Schwur der Treue               hierher!
mein geliebter Jeník mir,                        Sie suchen mich!
dann will ich mit böser Feindschaft
ewig es vergelten Dir.                           JENÍK
Sag mir nun mein Vielgeliebter,                  Mich sollen sie nicht sehn!
welch ein Groll dich hat erfasst,                Leb wohl! Theure Geliebte!
dass du deine liebe Heimath,                     Gedenke mein, leb wohl, gedenke mein! Leb
die Geliebte verlassen hast?                     wohl!
Sag mir’s, mein Geliebter!
                                                 3. Szene
Rezitativ                                        KECAL
Sonderbar ist deine Jugend und Vergangenheit     Wie gesagt mein lieber G’vatter,
in ein Dunkel                                    ihr gebt eu’r Wort zum Pfande,
gehüllt, und auch mein Vater hat davon oft       und nachdem ihr es gegeben
Erwähnung gethan.                                ist alles abgemacht!
                                                 Mir trauet nur ihr lieben Leutchen,
JENÍK                                            ich hab so viel Verstand,
Meine Jugendzeit war für mich freilich sehr      dass meinem Scharfsinn je entgehet
traurig. Ich bin                                 kaum eine Fliege an der Wand.
ein Sohn eines wohlhabenden Vaters, doch die     Und wenn eure liebe Tochter
Mutter ist                                       wird nicht gleich pariren,
viel zu früh verstorben. Und zum Unglück,        dann seht zu, wie ich sie
mein Vater hat                                   werde schnell kuriren!
noch geheirathet, die Stiefmutter hat mich       Wie gesagt mein lieber G’vatter … etc.
bald vom Haus
vertrieben; in die Welt mußte ich gehen, und     KRUŠINA
bei fremden                                      Nun was sagst du, Alte?
Menschen trat ich einen fremden Dienst an!       Ich hab nichts dagegen.

Duett                                            LUDMILA
JENÍK, MARIE                                     Gar so leicht wird’s doch nicht gehen,
Mit der ersten wahren Mutter                     wie er meint.
entschläft des Kindes Glück,                     Man muss es doch wohl erwägen
denn sie kehret nie mehr zurück.                 und das Mädchen erst befragen,
                                                 ob denn keine Hindernisse
JENÍK                                            dabei im Wege auch wohl sind.
Was auch mag geschehen
uns’re treue Liebe                               KECAL
ewig wird bestehen,                              Hindernisse, Hindernisse, Albernheiten!
wird nicht untergehen.                           Euer Wille und mein Scharfsinn
                                                 siegt gewiss
JENÍK, MARIE                                     über jedes Hindernis!
Uns’re treue Liebe
ewig wird bestehen,                              LUDMILA
wird nicht untergehen.                           Dann wie beschaffen wohl auch der Freier.
Treue hab ich dir geschworen,
dich zum Liebling auserkoren,                    KECAL
ewig treu ergeben bleib ich Geliebter dir.       Wie beschaffen auch der Freier?
                                                 Fürwahr ’ne eitle Frage!
MARIE                                            Dass er gut ist, ist doch klar,
                                                 da ich für ihn hafte gar!
                                                                                          Seite - 3 -
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Vater Mícha kennt ihr alle!                       jede Mutter könnt von Glücke sprechen,
Kennt ihr ihn nicht, so wisset denn,              wenn sie hätte einen solchen Sohn.
dass ich für sein hübsches Gütchen                Weder groß noch klein und winzig,
zahl gleich vierzig Tausend bar!                  weder dick noch dünn und dürre,
Wie gesagt mein lieber G’vatter … etc.            weder blind noch lahm und schaurig,
                                                  weder toll noch ernst und traurig,
LUDMILA                                           weder stolz noch blöd und wirre,
Nein, gar so leicht wird’s doch nicht gehen!      kurz einer der feinsten Kerle,
                                                  eine wahre Schönheitsperle,
KRUŠINA                                           und: Dreißigtausend hat er!
Ja wir werden sehn!                               Nun wohlan denn, was verlangt ihr mehr?
                                                  Ein braver Junge von trefflichem Herzen etc.
KECAL                                             LUDMILA und KRUŠINA
Mir traut ihr lieben Leutchen,                    Euer Lob gilt viel Gevatter,
ich hab so viel Verstand etc.                     euren Worten glauben wir!

Rezitativ                                         KECAL
KRUŠINA                                           Weder groß noch klein und winzig etc.
Freilich, Mícha, den kenn ich ja seit meiner
Kindheit, der hat                                 4. Szene, Quartett
zwei Söhne, Jeník von seiner ersten Frau, und     LUDMILA, KRUŠINA, KECAL
einen jüngern,                                    Da seht sie wandeln,
ich aber kenne weder den noch den anderen.        lasst uns mit ihr unterhandeln.

KECAL                                             MARIE
Ja, das weiß ich. Doch habt ihr euch vor Jahren   Lieber Vater, liebe Mutter,
und vor Zeugen                                    weshalb sucht ihr mich?
öffentlich mit eurem Wort verpflichtet, dass
eure Tochter sein                                 KECAL
Sohn soll bekommen.                               Wollen fragen,
                                                  wer dir steckt im Herzen?
LUDMILA                                           Kennst Du wohl noch keinen Mann,
Aber sagt doch, welchen Sohn meint ihr denn       der Dir’s hätte angethan,
eigentlich?                                       dann bring ich Dir einen,
                                                  wie’s keinen bessren geben kann.
KECAL
Welchen mein ich? Er hat ja den einen nur,        MARIE
Vašek! Denn der                                   Wie’s keinen bessren geben kann.
andere von der ersten Frau ist ein Vagabund.
Niemand weiß,                                     KRUŠINA
wo er ist!                                        Wirst ja selbst ihn sehn,
                                                  ob er jung und schön.
KRUŠINA
Nun, und wie ist also Vašek?                      LUDMILA
Warum habt ihr ihn nicht gleich hergebracht?      Sollte er Dir nicht gefallen
                                                  nun so mag er gehn!
Terzett
KECAL                                             LUDMILA, KRUŠINA, KECAL
Ein braver Junge von trefflichem Herzen,          Wirst/Wird ja selbst ihn sehn,
ist kein Freund von albernen Scherzen,            ob er jung und schön,
ein wahres Lämmchen, still und fromm.             sollte er dir/ihr nicht gefallen,
Ohne Makel, frei von allen Schwächen,             nun so mag er gehn!
                                                                                          Seite - 4 -
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                                                 dann geht alles ganz famos;
MARIE                                            denn mein scharfer Blick, wie bekannt,
Werde selbst ihn sehn,                           der durchschaut das ganze Land.
ob er jung und schön,                            Was andern nie gelinget,
sollte er mir nicht gefallen,                    das erreichet mein Genie!
nun so mag er gehn!                              MARIE, LUDMILA, KRUŠINA
                                                 Was andern nie gelinget,
KECAL                                            das erreichet sein Genie!
Nun lasst uns schnell enden,
die Zeit nicht verschwenden,                     Rezitativ
hat die Braut ihr „Ja“ gesprochen,               MARIE
gibt’s Hochzeit dann in vier Wochen!             Jeník gibt ja nicht nach, das weiß ich,
                                                 und bürge dafür mit meiner Seel!
MARIE
So schnell wird’s nicht gehen,                   KRUŠINA
glaubet mir fürwahr nein, nein!                  Wird er nachgeben oder nicht, das hat für mich
Das Ding hat einen Haken,                        keinen Werth. Früher
ei, das ist doch klar!                           schon gab ich dem Mícha mein Wort zum
                                                 Pfand vor Zeugen.
KECAL
Haken hin, Haken her,                            LUDMILA
einfält’ge Gedanken!                             Aber lieber Mann, was soll das für ein Pfand
Wo mein Scharfsinn zieht ins Feld,               nun sein?
ja da fallen alle Schranken!
                                                 KECAL
MARIE                                            Der ist hier.
Ich hab schon einen Herzallerliebsten!           Schwarz auf Weiß steht’s.
                                                 Unterschrieben sind Mícha und Krušina und die
LUDMILA und KRUŠINA                              Zeugen hier.
Sie hat schon einen Herzallerliebsten!
                                                 MARIE
KECAL                                            Was geht mich das an! Gar nichts gilts bei mir!
Der wird heut noch expediret,                    Ich und Jeník
dass er uns nicht molestiret!                    wissen gar nichts davon, und wir geben nicht
                                                 nach.
MARIE
Liebe hab ich ihm ja geschworen;                 KECAL
                                                 O, wie schlimm ist diese Welt.
KECAL
Ei, was gelten solche Schwüre,                   KRUŠINA
                                                 Doch wo ist denn Mícha geblieben und sein
MARIE                                            Sohn, dieser
Ihn zum Gatten auserkoren!                       Bräutigam, wie’s keinen bessern geben kann?
                                                 Es wäre
KECAL                                            wünschenswerth, dass er selbst mit Marieka
heut noch fliegt er vor die Thüre.               rede.

MARIE                                            KECAL
Wagt es nur!                                     Ja das sollt’ er. Aber er ist nicht gewohnt, zu
                                                 reden mit
KECAL                                            Mädchen. Er ist schüchtern wie eine Jungfrau.
Traut ihr meiner Allmacht bloß,
                                                                                           Seite - 5 -
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KRUŠINA                                            so ist’s zu seinem Glücke nur.
Das wird die Sache sehr erschweren!                Zwei der besten Freund und Stützen
                                                   sind ja guter Rath und Geld,
KECAL                                              wer sie klug weiß zu benützen
Doch mein Gevatter, es wär am besten, wenn         wandelt glücklich auf der Welt!
ihr wie durch
Zufall mit Mícha im Gasthaus zusammenkämet!        CHOR
Hier wird es lustig, Alles wird da tanzen.         Der Gerstensaft ist doch ein wahrer
Ich schau nach, wo Jeník verweilet, und will mit   Göttertrank etc.
ihm reden!
                                                   JENÍK
Finale                                             Die Liebe ist die größte Lust!
CHOR
Komm zum Tanze, holde Kleine,                      KECAL
ja mit mir nur ganz alleine,                       Und das Geld. Geld regiert die Welt!
Aug im Aug und lustbeseelt,
mit uns tanz die ganze Welt!                       Furiant
Hör die Bässe dumpf erdröhnen,
hör die Cymbeln lustig tönen.                      2. Szene
Selbst die Erde hüpft dazu,                        VAŠEK
ei, das gibt uns keine Ruh!                        Lie- lie- lie- liebes Kind
                                                   Sa- sagt, die Mutter heut,
2. AKT                                             hei- hei- heirath geschwind
1. Szene                                           so so so langs noch Zeit,
CHOR                                               denn denn ich möcht so ger- ger- gerne seh-
Der Gerstensaft ist doch ein wahrer                sehn,
Göttertrank,                                       dei- dei- deine Braut, jung und schön,
fegt Kummer und Sorgen fein unter die Bank,        o, o, ich armer Wicht,
gibt Muth und Kraft, Jugend und Feuer!             ge- ge- gelingts mir nicht,
Jucheia, jucheia, jucheia, juchei!                 dann la- lacht mir s’ganze Dorf
Ja ohne ihn wäre der Mensch ein trauriger          ja ins Gesicht!
Gast,
könnt nimmer ertragen die irdische Last,           3. Szene, Rezitativ
das ist eine uralte Leier!                         MARIE
Jucheia, jucheia, jucheia, juchei!                 Ihr seid gewiss der Bräutigam von Krušinas
                                                   Marie?
JENÍK
Ei, glaubet mir Freunde,                           VAŠEK
ich schwör es Euch hoch,                           Ja ja ja ja, wo- wo- woher wisst ihr’s?
die Liebe ist wahrlich
weit himmlischer noch,                             MARIE
s’gibt keine größere Lust auf Erden                Ist es denn nicht an euch zu sehen?
als zu lieben und geliebt zu werden.               Seid so aufgeputzt, das ganze Dorf spricht von
                                                   euch und
CHOR                                               bedauert euch.
Du bist wohl lieb Freundchen
zum Sterben verliebt.                              VAŠEK
Wenn nur deinen Himmel                             Be- be- be- bedauert mich? Warum?
dir jener nicht trübt.                             MARIE
                                                   Darum, weil Marie euch betrügen wird, sie
KECAL                                              liebt einen andern.
Nun sollt dies auch geschehn,
                                                                                             Seite - 6 -
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VAŠEK                                               Und mein Mütterchen
Wie kann sie einen anderen lieben, sie liebt ja     würde Zeter schrein.
mich.
                                                    MARIE
MARIE                                               Wird aufhören, bis es sieht
Euch? (hahaha) Kennt sie denn euch und ihr          das schmucke Mägdelein.
sie?
                                                    VAŠEK
VAŠEK                                               Ist’s denn wirklich so schön?
Nei- nei- nei- nei- nein, aber sie weiß, dass ich
ihr Br- Bräutigam                                   MARIE
sei!                                                So schön wie Mariechen.

MARIE                                               VAŠEK
Ja, das ist wahr, und darum freut sie sich          Und wie alt ist’s denn?
darauf, wie sie euch
betrügen wird und kränken, dass ihr bald            MARIE
sterben müsset.                                     Eben wie Mariechen …
                                                    Ich kenn ein Mägdelein schön und hold,
VAŠEK                                               die liebt Euch ohne Scherz,
Da- da- das ist fürchterlich,                       ja lange Zeit vergehet schon,
aber m m m m m m m m meine Mutter sagte,            ja vor Lieb ihr armes Herz!
dass ich h h h heirathen müsste.
                                                    VAŠEK
MARIE                                               O mein Gott, welch eine Lust und Wonne,
Freilich, warum nicht, so ein schmucker Bursch.     Und will sie mich denn zum Gemahl?
Und Mädchen gibt es in Hülle, wenn ihr nur
wolltet?                                            MARIE
                                                    Wenn ihr sie verschmähet
VAŠEK                                               stirbt sie vor Schmerz und Qual.
Ich will!                                           Ins Wasser stürzet sie,
                                                    im Ofenrauch ersticket sie
3. Szene, Duett                                     und Tag und Nacht weint sie und klagt,
MARIE                                               dass Ihr sie so verjagt.
Ich kenn ein Mägdlein schön und hold,
die liebt Euch ohne Scherz,                         VAŠEK
ja lange Zeit vergehet schon                        Wa- warum weinet Ihr?
vor Lieb ihr armes Herz.
                                                    MARIE
VAŠEK                                               Ach ihr Los thut wehe mir.
O, o du mein lieber Gott,
welch eine Lust!                                    VAŠEK
Zumal das Mägdelein                                 Ich, ich wollt sie ja
mich liebet just,                                   wär Mutter nicht da.
o welch eine Lust!
Aber Mariechen würde weinen.                        MARIE
                                                    Euch rühren keine Klagen,
MARIE                                               ja die, die so Euch liebt,
Nie! Die wird’s ja so mit Euch                      lasst trostlos Ihr verzagen.
nicht ehrlich meinen.
                                                    VAŠEK
VAŠEK                                               Go- Go- Gott bewahr!
                                                                                         Seite - 7 -
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Ja, ist sie so so wie ihr,
dann lieb ich sie gar.                           MARIE
                                                 dass ich ihr entsage gern
MARIE
Findet Ihr mich also schön?                      VAŠEK
                                                 entsage gern
VAŠEK
Ja, ja wunderschön.                              MARIE
                                                 dass ich sie mag weder sehn
MARIE
Für mich fühlt ihr Liebeswehn?                   VAŠEK
                                                 mag weder sehn
VAŠEK
Ja, ja, Liebeswehn!                              MARIE
                                                 noch etwas von ihr hörn
MARIE
Ich wollt Euch lieben, treulich pflegen          VAŠEK
wie ein Wickelkind.                              was von ihr hörn
                                                 etc.
MARIE
Findet Ihr mich also schön?                      MARIE
                                                 Ich kenn ein Mägdlein schön und hold etc.
VAŠEK                                            VAŠEK
Ja, ja wunderschön.                              O, o du mein lieber Gott,
                                                 welch eine Lust und Wonne!
MARIE                                            Welche Lust, ja welche Himmelslust!
Für mich fühlt ihr Liebeswehn?
                                                 4. Szene, Rezitativ
VAŠEK                                            KECAL
Ja, ja, Liebeswehn!                              Sie ist schön, sag ich Dir,
                                                 brav und ziemlich reich und heißt Rosa.
MARIE
Nun so gibt die Hand zum Pfande                  JENÍK
und schwöret, ja schwöret,                       Ich glaubs, aber wer weiß, ob sie für mich
dass ihr fest entschlossen seid,                 passt?
Euch von Marien loszusagen
für alle Ewigkeit.                               KECAL
Nun schwöret!                                    Ei, warum denn nicht? Sage nur, dass du Marie
                                                 verlassen willst.
VAŠEK
Schwören soll ich gar,                           JENÍK
das thu ich nicht fürwahr!                       Nein! Das geht nicht! Mein Herz würde mir
                                                 verbluten.
MARIE
Wollt auf Marien ihr bestehn,                    KECAL
dann wird’s Euch gar schlimm ergehn,             Ei die Narren in dem Karren! Geld sei deine
dann trifft euch die Rache pur!                  erste Sorge!
Drum folgt dem Rathe nur
leistet schnell den heil’gen Schwur!             JENÍK
                                                 Nun, und die, welche ihr mir anbiethet, hat die
VAŠEK                                            auch Geld?
Ja, ich schwöre,
                                                                                           Seite - 8 -
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KECAL                                            ist ein wahrer Diamant,
Freilich!                                        ein Engel schön und rein!

Duett                                            KECAL
KECAL                                            Jeder preiset wohl,
Nun mein Lieber höre doch                        nur sein Idol.
’n Wörtchen im Vertrauen.                        Nennts die schönste Perle
                                                 von der Welt
JENÍK                                            bis er einst findet,
Ich möcht fürwahr viel lieber noch               dass man ihn geprellt.
zu meinem Gläschen schauen.                      Dann bedauert er,
                                                 dann betrauert er
KECAL                                            seinen Liebeswahn,
Kennst du mich persönlich wohl?                  ja dann jammert er,
                                                 ja dann klaget er
JENÍK                                            alle Sterne an.
Nein, ich habe nicht die Ehr!                    Doch der klug und fein zu handeln weiß
Auch Ihr kennt mich nicht, mein Herr.            gibt sich der Gefahr wohl nimmer preis,
                                                 er berechnet weise den Gewinn,
KECAL                                            trägt es nichts, so sagt er: fahre hin!
Die Welt nennt dich brav und gut,
fleißig und manierlich,                          JENÍK
doch in der Liebe ist dein Glück                 Was wollt Ihr damit sagen?
wahrhaft unnatürlich.                            Herr, ich versteh Euch nicht!
Hast du wohl auch ein Geld?
                                                 KECAL
JENÍK                                            Wisse denn, dass dir Kecal
Es heirath mancher jetzt                         eine bess’re Braut verspricht!
ohn einen Dreier,                                Ich kenn ein Mägdlein, die hat Dukaten!
hübsche Dirnen suchen stets
auch nur hübsche Freier.                         JENÍK
                                                 Er kennt ein Mägdlein, die hat Dukaten.
KECAL
Glaub mir! Denn ich hab Verstand,                KECAL
bin wohl erfahren,                               Haus und Hof, das kriegt sie von dem Paten.
ohne Geld ist der Ehestand
bloß ein Stand für Narren.                       JENÍK
Sag, woher kommst du denn?                       Haus und Hof, das kriegt sie von dem Paten.
Lass ins Herz mich schauen,
mir kannst du vertrauen.                         KECAL
                                                 Zwei fette Kühe kriegt’s ohne Mühe,
JENÍK                                            Hühner und Gänse gar ins Immense,
Weit von hier liegt mein Dorf an der             ein Weizenfeld und einen nagelneuen Schrein,
mähr’schen Grenze.                               Nun damit kannst du lieber Junge wohl
                                                 zufrieden sein.
KECAL
Dort such dein Glück, unsre Dirnen sind ja       JENÍK
wahre Popänze.                                   Zwei fette Kühe etc.

JENÍK                                            Rezitativ
Wohl mögens andre sein;                          KECAL
doch Mariechen mein
                                                                                       Seite - 9 -
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Wenn du von Marie ablässest, will auch ich dir    Wohlan! Sei es denn! Dreihundert ist viel Geld.
etwas zahlen.                                     Zahlt sie gleich
Jawohl, meine Hand zum Pfande: Hundert            baar aus, und wir sind fertig. Aber das sag ich
Gulden zahl ich dir                               Euch, dass
dafür aus!                                        niemand andrer Marien bekommen soll, außer
                                                  der Sohn des
JENÍK                                             Tobias Mícha, sonst gilt unser Vertrag dann gar
Nur hundert Gulden? Das ist viel zu wenig für     nichts mehr.
so große Liebe!
So billig will ich’s niemals thun.                KECAL
                                                  Jawohl, mein Herzgeliebtester, das versteht
KECAL                                             sich ja, dass sie
Nun so geb ich zweihundert!                       niemand bekommen wird, außer Mícha’s Sohn!

JENÍK                                             JENÍK
Das ist auch zu wenig.                            Ich selbst will sie keinem anderen überlassen
                                                  außer dem Sohne
KECAL                                             des Mícha, in den Vertrag muss es kommen.
Also dreihundert! Ich machs nur deswegen,
um ohn’ Verzug ins Reine zu kommen.               KECAL
Giebst du aber jetzt nicht nach, werd’ ich alle   Gleich rufen wir zur Zeugenschaft
Mittel dann                                       die Leute aus der Nachbarschaft.
anwenden, und endlich treiben wir dich doch
von hier hinweg.                                  JENÍK
Dann wirst du weder die Braut noch die            Ja, noch ein Wörtchen!
dreihundert haben.
                                                  KECAL
JENÍK                                             Nun!
So! So! Aber wer zahlt die dreihundert Gulden
aus?                                              JENÍK
                                                  Weiter soll es heißen: dass sogleich, wenn
KECAL                                             Mícha’s Sohn und
Ich selbst!                                       Marie einander die Hände reichen und sich
                                                  verloben, aufhören
JENÍK                                             soll dann Mícha den Vater Maries zu
Ihr? Doch nicht für euch selbst? Euch geb’ ich    bedrängen wegen seiner
meine Marie                                       Schuld. Ausgeglichen sind sie dann für immer!
nicht um eine Million!
                                                  KECAL
KECAL                                             Ja, ja, ja, das soll nun auch gescheh’n!
Sei nur ruhig! Für mich selbst such ich keine!
Mein eignes Weib                                  5. Szene
reicht mir schon bis dahin! Weißt du wohl, dass   JENÍK
ich verhandeln                                    Wenn du wüsstest,
muss für den Sohn meines Nachbars, Vetter         wer hier der wahre Freier,
Mícha? Wenn alles                                 dann zahltest du kaum
bekräftigt wird, hast du deine dreihundert.       die Braut so theuer!
Aber dann, dann                                   Wer dürft es glauben,
pack dich fort!                                   dass ich könnt verkaufen
                                                  mein Mariechen?
JENÍK                                             Mein lieb Mariechen,
                                                  mein theures Schätzchen,
                                                                                             Seite - 10 -
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das in meinem Herzen herrscht                    Hat er wirklich abgetreten seinen Schatz.
so mild und rein!
Für’s ganze Leben                                KRUŠINA
bleibt die Holde mein,                           Nie hätt ich’s geglaubt mein Junge,
auf der weiten Erde                              dass du gar so liebreich bist
gleicht ihr keine Maid,                          und uns zu Liebe deiner Braut
ja, sie ist meine größte Seligkeit!              entsagest ohne Streit und Zwist.

Finale                                           KECAL
KECAL                                            Ei, wir sind ja noch nicht fertig!
Schnell ihr Leutchen,                            Ich sag es vor euch allen,
herbei, herbei,                                  dass ich mich verpflichtet,
ihr alle seid jetzt Zeugen                       dem Jeník dreihundert Gulden auszuzahlen.
unsrer wichtigen Verträge.                       Um diesen Preis, so steht es hier,
                                                 verkauft er sein Liebchen mir.
CHOR
Wir sind Zeugen                                  CHOR
eurer Verträge.                                  Ha, wie schändlich, ha, wie schändlich
                                                 zu verschachern seine Braut!
KECAL
Treu will ich Euch protokolliren                 KRUŠINA
alles, was wir hier stipuliren.                  Ja, so einen Bösewicht,
                                                 ja, ein solches Ungeheuer
CHOR                                             gab’s wohl auf der Welt noch nicht.
Treu will er vor uns protokolliren
alles, was sie hier stipuliren.                  KECAL
                                                 Punctum satis, Streusand drauf!
KECAL                                            Unterschreibet nun!
Urkund dessen wird konstatiret,                  Zuerst du, mein Lieber,
dass ich mein Liebchen habe cediret.             dann die Zeugen!

CHOR                                             JENÍK
Urkund dessen wird konstatiret,                  Hier mein Name. Jeník Horák!
dass er sein Liebchen habe cediret.
                                                 KRUŠINA
JENÍK                                            Ja, so einen Bösewicht
Doch keinem, keinem andern                       gab’s wohl auf der Welt noch nicht.
als dem verehrten Sohne des Tobias Mícha!
                                                 CHOR
KECAL                                            Er hat seine Braut verkauft!
Dem Sohne des Tobias Mícha!                      O Schmach über ihn.
                                                 O wehe! Wehe!
JENÍK                                            PAUSE
Wenn er sie von Herzen liebt,
wenn er treu sich ihr ergiebt                    3. AKT
und vor Zeugen freiwillig schwört,               1. Szene
dass er sie zur Gattin begehrt.                  VAŠEK
                                                 I- ich bin schon ma- maro- rode,
KECAL                                            da- das kränkt mich zu To- Tode,
Aufgeschrieben nach Belieben.                    we- wenn sie mich vergif- giftet,
                                                 so so ein Unheil stif- stiftet,
CHOR                                             Va- Vašek soll schon ste- ste- sterben,
                                                                                           Seite - 11 -
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stü- stürzen ins Verder- der- derben,
da- das kränkt mich zu To- Tode!                   INDIANER
I- ich bin schon marode.                           Ei, Herr Principal! Ei Herr Principal!
                                                   Ein großes Unglück ist geschehn. Franta hat
2. Szene, Marsch der Komödianten                   sich im Wirtshaus
Rezitativ                                          betrunken, er ist nicht im Stande sich auf den
PRINCIPAL                                          Füßen zu
Kundgethan wird dem verehrlichen Publikum,         erhalten, und will durchaus heute den Bären
dass daselbst                                      nicht spielen.
am Tage des hohen Festes eine noch nicht da
gesehene außerordentliche                          PRINCIPAL
Komödie auf der Erde, zu Pferde und am             Wie? Was? Unser schönstes Stück? Ausbleiben
gespannten                                         sollte der Bär?
Seil aufgeführt wird, wobei zugleich Fräulein      Ohne Cancan sollte die Vorstellung sein? Nein!
Esmeralda Salamanka außergewöhnliche,              nein! nein! das
höchst merkwürdige                                 kann nicht, das darf nicht sein! Wir müssen
Sprünge ausführen wird, sodann aber ein            einen anderen
wirklicher Indianer                                suchen, einen aus dem Dorfe, einen jungen
aus Tahiti, fünfzig Tausend Meilen von hier        Bursch!
entfernt, verschlucken
wird Fässer (i, i) Messer und Gabeln, worauf       INDIANER
vorgeführet                                        Der möcht es ausplappern und wir hätten nur
wird unser schönstes Stück! Nämlich ein            die Schande, und
amerikanischer                                     wo soll man ihn finden? Er muss hübsch
Bär! der sich produciren wird vor dem              gewachsen sein, sonst
verehrlichen Publikum                              würde ihm das Bärenfell nicht gut passen. Die
mit besonders schönen Künsten, und endlich         Leute kommen
auch mit Fräulein                                  schon hierher, es bleibt uns keine Zeit mehr
Salamanka in einem extra aus Frankreich            übrig jemanden zu
importierten Tanze:                                suchen.
Cancan!
Zu welcher Vorstellung, das verehrliche            PRINCIPAL
Publikum, wohl                                     Ach das Unglück, Esmeralda!
geziemend eingeladen wird! Doch eine Probe
soll hier gleich                                   VAŠEK
stattfinden, gleich jetzt.                         Ah, die die die kann schön reden,
Hollah! Beginnet                                   die die m- möcht ich heirathen!
                                                   Das wä- wä- wäre eine Freude,
Skocná. Tanz und Production der Komödianten        das ga- ga- ga- ga- ganze Dorf wä- wär
                                                   neugierig.
Rezitativ
VAŠEK                                              ESMERALDA
O o o o, das wird schön sein,                      Ihr gefallet mir,
Die I- I-Indianerin h- hat schöne Füßchen!         ich möcht Euch heirathen!

ESMERALDA                                          VAŠEK
Der junge Herr kommt auch zur Vorstellung?         Wo- wo- wo- wo- wolltet ihr mich auch?

VAŠEK                                              INDIANER
Ja, ja, freilich! Gern mö- mö- möcht ich E- euch   Ei, dem möcht das Bärenfell wohl passen, als
sehen a- am                                        wenn es für ihn
Seile!                                             gewachsen wär.
                                                                                          Seite - 12 -
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PRINCIPAL                                          VAŠEK
Geht nur und verkündiget weiter im Dorf, ich       Und wa- was soll ich spielen?
will hier mit dem
Burschen reden. Nun mein Lieber, wenn euch         ESMERALDA
die Esmeralda                                      Cancan!
gefällt, könnt ihr sie auch haben. Kommt nur
zu uns und spielet                                 VAŠEK
Komödien und das Übrige wird sich schon von        Can- Can- Cancan, was ist das?
selbst geben.
                                                   ESMERALDA
VAŠEK                                              Ihr werdet tanzen, ich mit euch und ihr mit
Ko- komödien? Ich trä- träf’s ga- ga- ga- gar      mir!
nicht.
                                                   VAŠEK
ESMERALDA                                          M- m- meine Mutter!
Meine Liebe wird es euch lehren!
                                                   ESMERALDA
VAŠEK                                              Die erkennt euch nicht!
Liebe, das klingt schön!
                                                   Duettino
PRINCIPAL                                          PRINCIPAL, ESMERALDA
Bei uns wird es euch stets wohlergehen.            An ein gold’nes Schnürchen
Schulden, (eh) Gulden                              binden wir euch gleich,
haben wir in Hülle, was das Herz sich nur kann     ein gar süßes Tierchen,
wünschen und                                       machen wir aus euch.
die goldne, goldne Freiheit! Ja die Freiheit der   Wunderschön soll dir
freien Künstler                                    die neue Kleidung stehn,
gilt gar viel! Wahrlich der Stand der Künstler     sicherlich siehst du drin
ist der Stand aller                                aus ganz ritterlich,
aller Stände. Cunstus cunstorum, wie der           ja wahrhaft jubeln,
Lateiner sich ausdrückt.                           jauchzen soll das Publikum,
Beinah alle Menschen sind eigentlich nur           sieht’s dich tanzen,
Komödianten,                                       so didldum didldum!
nur dass nicht ein jeder seine Komödie so          Ja gar ein süßes, süßes Thier!
vorzüglich spielen
kann, so wie wir, so wie wir!                      3. Szene, Rezitativ
                                                   VAŠEK
ESMERALDA                                          Oh, ich b- b- bin unglücklich!
Nun mein Geliebtester! Kommet zu uns, ein          Alle wo- wo- wollen mich lieben und t- t-
süßer Lohn wird                                    töten!
für euch meine Liebe sein.
                                                   HÁTA
PRINCIPAL                                          Ei! warum bist du traurig Vašek? Sei lustig,
Ihr seid nicht gebunden, macht nur eine Probe.     mein Sohn!
Ja nur einmal,                                     Heirathe und angenehm wirst du dann leben.
ja nur heut.
                                                   VAŠEK
ESMERALDA                                          Ich bi- bi- bin so ängstlich!
Ja nur heut’ mein Geliebter, ja nur heute,
heute bloß, und dann!                              HÁTA
Und dann gehör ich Euch!                           Warum denn, mein liebes Kind?
                                                                                         Seite - 13 -
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Es kann dir ja nichts Schlimmes begegnen. Du     VAŠEK
bekommst ein                                     Nein, nei- nein!
Weib, und das ist auf der Welt die größte
Wonne!                                           HÁTA, MÍCHA, KECAL
                                                 Da steckt ja was dahinter,
KECAL                                            Niemand and’rer als dieser Bösewicht,
Ja wahrlich! Vašícek wird den Vertrag            Nein, mich betrügt man nicht.
unterschreiben und                               Nein, ihn betrügt man nicht.
alles ist dann in Ordnung.
                                                 4. Szene
VAŠEK                                            MARIE
Wa- wa- wa- was soll ich u- u- unterschreiben?   Nein! Nein! Das glaub ich nicht.
                                                 Es ist unmöglich,
MÍCHA                                            mein theurer Geliebter
Dass du Marien, die Tochter Krušinas heiraten    kann mich nie verrathen.
willst.
                                                 KRUŠINA
VAŠEK                                            Und doch ist’s nur zu wahr.
Nein, nein, nein, nein, ich will sie nicht!
                                                 KECAL
Quartett                                         Ich glaub sie zweifelt gar?
HÁTA, MÍCHA, KECAL
Ei! Wie! Was dieser Trotz?                       KRUŠINA
Was soll das wohl bedeuten?                      Dass Jeník dich verlässt.
Sprich! Vašek, sprich!
Wer setzt wohl in den Kopf                       KECAL
dir solche Albernheiten.                         Hier steht es klar und fest.
VAŠEK                                            Um dreihundert Gulden
Sie wi- will mi- mi- mich vergiften,             hab ich meine Braut verkauft.
mir ein Unheil sti- sti- stiften.
HÁTA, MÍCHA, KECAL                               MARIE
Welch eine neue Thorheit! Sprich!                O, wie treulos er mich verräth!
Wo hast du’s gehört?                             Gott strafe ihn dafür.
                                                 Die ganze Welt so schwur er hoch,
VAŠEK                                            opfre ich stets nur dir, ja dir, nur dir!
E- e- es hat jemand mir heut erzählt.
                                                 KRUŠINA
HÁTA, MÍCHA, KECAL                               Sei ruhig Mariechen
Wer war der Unverschämte?                        und denk nicht mehr an ihn,
                                                 jetzt kennst du ja seine Liebe,
VAŠEK                                            du arme Schwärmerin.
Ein schönes Mägdlein, ein gar hübsches Kind.
                                                 KECAL
HÁTA, MÍCHA, KECAL                               Nun unterschreibe mein Kind,
Und was hat sie dir erzählt?                     auch Vašicek, wo ist er?

VAŠEK                                            LUDMILA
Dass sie mich liebt mehr als die ganze Welt.     Dort steht und gafft er wieder,
                                                 ich rufe ihn geschwind.
HÁTA
Und kennst du sie?                               MARIE
                                                 Lasst mich damit in Ruhe!
                                                                                             Seite - 14 -
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Den Vašek mag ich nicht.
Ja, lieber will ich sterben hier,                6. Szene
und bleibe ewig treu!                            MARIE
                                                 O welch ein Schmerz, welch eine Qual,
LUDMILA, HÁTA, KRUŠINA, MÍCHA, KECAL             so unglücklich zu lieben,
Hör auf mein Kind zu klagen und ergebe dich      doch ich glaub es nicht,
in dein Geschick!                                wär’s tausendmal geschrieben.
                                                 Befragen muss ich früher
KECAL                                            noch den falschen Mann
He! Vašek, he Vašicek!                           wie er so kalt und grausam
Komm her doch und lauf nicht weg!                mich, seine Maid, verlassen kann.
                                                 Wie war so schön der Liebestraum
5. Szene                                         im Herzen mir erschienen,
VAŠEK                                            ja schöner kann auf Erden kaum
Was was was wollt ihr zum Guckuk?                die junge Lieb ergrünen.
Ja ja die die die ist’s gewesen!                 Welch reine milde Strahlen dann
                                                 die Seele mir durchglühten,
LUDMILA, HÁTA, KRUŠINA, MÍCHA, KECAL             da kam ein böser Sturm heran
Mariechen konnt es wagen?                        und brach der Liebe Blüthen.
Dir Schrecken einzujagen?                        Nein, gar zu grausam war der Traum,
                                                 und gar zu groß mein Schmerz,
VAŠEK                                            es müsst der ganze Erdenraum
Die hat mir gesagt ganz still,                   beweinen mein armes Herz.
dass sie mich ewig lieben will.                  Wie war so schön der Liebestraum etc.

ALLE ANDEREN                                     7. Szene
Nun das ist Mariechen,                           JENÍK
die auserwählte Braut.                           Mein lieber Schatz, mein lieber Schatz,
                                                 du Sonne meine Lebens!
VAŠEK                                            O sprich, winkt uns’rer Lieb Gedeihn
Die, die gefällt mir sehr.                       oder hoffen wir vergebens?

KECAL                                            MARIE
Jetzt lasst das dumme Plaudern                   Hinweg! Mit meiner treuen Lieb,
und ohne langes Zaudern                          triebst du nur Spiel und Scherz,
hier unterschreibet Euch!                        ja sich selbst zu ewiger Schande
                                                 verkauftest du mein Herz!
MARIE                                            Sprich! Ist es wahr oder nicht?
Nur ein kurzes Weilchen                          Dies Wort allein: Ja oder Nein!
lasst mich hier allein!
                                                 JENÍK
Sextett                                          Erklären, Liebchen, muss ich Dir!
ALLE
Wohl bedacht, lieb Mariechen, wohl bedacht,      MARIE
dein Glück liegt nun ganz in deiner Macht,       Was willst du noch erklären hier?
schön ist das Loos, das dir die Zukunft beut,    Sprich! Ist dies alles wahr?
darum erwäge es mit Ernst und Innigkeit.
Wohl bedacht, lieb Mariechen, wohl bedacht,      JENÍK
ja dein Glück liegt ganz in deiner Macht!        Nun, ja doch, alles.

MARIE                                            MARIE
Ja, erwägen will ich’s mit wahrer Frömmigkeit!   Dann gehe nur und zeig dich
                                                                                        Seite - 15 -
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nie mehr vor meinen Augen!                       Das versteht sich doch, dass dem so ist und
                                                 niemand andrer soll
JENÍK                                            sie auch bekommen, darauf schwör ich!
Lass’, Holde, süßen Honig mich
von deinen Lippen saugen!                        KECAL
                                                 So bist du brav, und das hör ich gerne.
MARIE
Mit uns’rer Lieb’ ist’s aus                      MARIE
und ich, ich heirathe den Vašek.                 Du bist ein falscher Lügner! Nein! Nein!
                                                 Jetzt durchaus nicht, ich will ihn nicht sehn,
JENÍK                                            und wenn ich
Hahahaha, das wäre wahrlich,                     auch sterben sollte!
hahahaha ein gar köstlicher Spaß!
                                                 JENÍK
MARIE                                            Was bekomm ich, wenn ich sie bewege,
So! Spott und Scherz noch obendrein?             Míchas Sohn doch zu heirathen?

JENÍK                                            MARIE
Lass dir nur erklären.                           So, so? Du willst mich sogar noch überreden?
Wie könnt ich ein Verräther sein!                Nein, so etwas hat die Welt noch nicht gesehn,
                                                 noch nicht
MARIE                                            gehört!
Ich will nichts weiter hören!
                                                 Terzett
JENÍK                                            JENÍK
So störrig willst du, liebes Kind,               Vertraue mir mein liebes Kind,
die Wahrheit selbst verschmähen.                 ich will ja nur dein Glück.
Wie könnte ein Verräther Dir                     Wer weiß, ob Trost und Heil nicht bringt
so klar ins Auge sehen?                          der nächste Augenblick.
                                                 Es liebt dich wahrlich Míchas Sohn
MARIE                                            wie niemand hier auf Erden,
Du brachst ja Lieb’ und Treue mir,               ja glücklich sollst du, Liebchen,
dich muss mein Herz verschmähen.                 durch ihn, durch ihn nur werden,
Auch will ich nun, Verräther, dir                Vertraue mir mein liebes Kind,
nie mehr ins Auge sehen.                         ich will ja nur dein Glück!

8. Szene, Rezitativ                              MARIE
KECAL                                            O weh’ mir, o weh’ mir, was du sagst
Ei, ei, mein Lieber, wartest du schon auf das    bricht mir das Herz entzwei.
Geld? Nun, noch
ein wenig hab Geduld. Wie der Vertrag            KECAL
unterschrieben ist,                              Ich hörte nie was G’scheiteres,
bekommst du sogleich all dein Geld!              und sag hiezu mein Amen.
                                                 Jetzt rufen wir die Alten noch,
MARIE                                            und lasst die Zeugen kommen,
Ha! o diese Schandthat!                          es soll dir deine Störrigkeit,
                                                 mein Täubchen, doch nichts frommen.
KECAL
Nun, und du, Mariechen, nimmst du Míchas         MARIE
Sohn zum Mann?                                   Ich rufe selbst die Eltern her,
                                                 und lass die Zeugen kommen,
JENÍK                                            es wird ja all’ mein Weh und Leid,
                                                                                           Seite - 16 -
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mir Armen doch nichts frommen,
es soll Euch eure Pfiffigkeit                    JENÍK
am Ende doch nichts frommen.                     Wohl bin ich Vater Míchas Sohn,
                                                 doch kein Soldat, ihr seht’s ja gut,
JENÍK                                            obzwar ich mit der Schicksalsmacht
Ja rufet nur die Alten doch,                     geschlagen hab so manche Schlacht!
und lasst die Zeugen kommen,
es soll Euch eure Pfiffigkeit                    HÁTA
am Ende doch nichts frommen,                     Doch konntest du noch weiter hin,
es soll dir deine Störrigkeit,                   Glück suchen in der Ferne.
mein Täubchen, doch nichts frommen.
Begreifst du denn noch immer nicht?              JENÍK
                                                 Ich glaub’s, Mutter gerne,
MARIE                                            dass ich Euch nicht willkommen bin.
Fort! Was willst du noch hier?                   Doch immerhin, das schadet nicht!
                                                 Erhalt ich Mariechen nur zum Lohn
9. Szene                                         als Míchas eigner wahrer Sohn!
CHOR
Sprich! Hast du Mariechen auch wohl was          HÁTA
bedacht,                                         Nicht gelten kann, was Trug nur ist.
wird glücklich nun alles zu End’ gebracht?
                                                 JENÍK
MARIE                                            Kein Trug ist’s, nur eine bloße List,
Ja, rächen will ich nun den Verrath              geschrieben ist geschrieben!
und thun was er selbst nicht ahnt.               Sie wähle selbst, ihn oder mich.
Umsonst hast du, Ungetreuer,                     Wohlan! Liebes Mariechen, sprich!
den Schreckpfeil ausgesandt.                     Wen willst du ewig lieben?
Ja, ich füge mich in mein Geschick!
                                                 MARIE
CHOR                                             Ach Theurer nun wird es Tag für mich,
Hoch lebe Mariechen!                             ich liebe dich, nur dich, nur dich!
Nun endet aller Zwist und Streit
und Hochzeit folgt in kurzer Zeit!               KECAL
                                                 Ein schlauer Fuchs, wer hätt’s gedacht,
JENÍK                                            ich bin total geschlagen.
Bald wird die Hochzeit nun bestellt,             Um meine ganze Ehr’ und Macht
und jubeln soll die ganze Welt!                  hat mich sein toller Streich gebracht.
                                                 Was wird die Welt nun sagen!
HÁTA, MÍCHA
Seht! Jeník! Wie kommt der nur her?              MÍCHA
                                                 Ließ eure Weisheit denn
JENÍK                                            so plötzlich Euch im Stich.
Nun, Vater, ich hab schon lang genug
mich in der Fremde umgesehn;                     HÁTA
Es wäre wohl schon hohe Zeit,                    Ja, ohne Zweifel habt ihr Euch
dass ihr mich von dem Bann befreit.              blamirt gar fürchterlich.

KECAL                                            ALLE
Ei! Soll ich’s glauben oder nicht,               Ließ eure Weisheit denn
hier dieser arme feige Wicht,                    so plötzlich Euch im Stich.
sei Jeník, Míchas ält’rer Sohn?                  Hahaha …
Er war ja doch im Kriege schon?                  blamirt habt ihr euch fürchterlich!
                                                                                           Seite - 17 -
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10. Szene
(Großer Lärm hinter der Bühne. Knaben
rennen über die Bühne.)
EIN KNABE
Rettet euch, der Bär ist los!

ZWEITER KNABE
Der Bär ist scheu,
und rennt geraden Weges hierher.

Rezitativ
VAŠEK
Fürchtet euch doch nicht!
I- ich bin kein Bär, i- ich bin der Vašek!

HÁTA
Du Trottel! Was treibst du denn da?
O welche Schande.
Geh mir aus den Augen,
und zieh dieses lächerliche Kostüm aus.

KRUŠINA
Nun denn, lieber Mícha!
Heut nun wirst du einsehen,
dass der Vašek noch kindisch sei.
Er muss noch vieles lernen!
Bedenke Alter, dass er auch dein Blut,
und mach ein Ende.

LUDMILA
Dankt Gott dafür, dass ihr ihn
so wieder seht hienieden,
reicht ihm nun eure Vaterhand
und schließt mit ihm Frieden.

MÍCHA
Nun Gott befohlen, Gott befohlen,
nehmt meinen besten Segen!

MARIE, LUDMILA, JENÍK, MÍCHA, KRUŠINA,
CHOR
Froh erschallet, unsre Lieder,
Jugend, Schönheit sieget wieder
mit der Liebe im Verein,
nun wird bald auch Hochzeit sein!

FINE

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