Swiss Marketing Leadership Studie 2018 Geschwindigkeit vs. Beständigkeit

Die Seite wird erstellt Amalia Schrader
 
WEITER LESEN
Swiss Marketing Leadership Studie 2018 Geschwindigkeit vs. Beständigkeit
Swiss Marketing Leadership Studie 2018
                    Geschwindigkeit vs. Beständigkeit
                    Eine Studie von F. Hannich, M. Hüttermann, R. Fuchs, A. Suvada,
                    D. Kübler, L. Barth, R. Heierli, A. Rozumowski und T. Kiarostami

                    Unter der Leitung von B. Rüeger

Lösungspartner

Umsetzungspartner
Swiss Marketing Leadership Studie 2018 Geschwindigkeit vs. Beständigkeit
Swiss Marketing Leadership Studie 2018   3

Swiss Marketing Leadership Studie 2018

Geschwindigkeit vs. Beständigkeit

Eine Studie von F. Hannich, M. Hüttermann, R. Fuchs, A. Suvada,
D. Kübler, L. Barth, R. Heierli, A. Rozumowski und T. Kiarostami

Unter der Leitung von B. Rüeger
4

    Man­agement Summary

    Geschwindigkeit oder Beständigkeit? Das ist eine der aktu­      Im Kundenbeziehungsmanagement konnte die Studie
    ellsten Fragen, die sich Marketers zurzeit stellen. Verschie­   diverse Spannungsfelder eruieren: zwischen Geschwin­
                                                                    ­
    dene Trends fordern gar beide Eigenschaften gleichzeitig        digkeit und Beständigkeit, zwischen Digitalisierung und
    vom Marketing Management. Bei Schweizer Unternehmen             Emotionalisierung sowie zwischen Automatisierungstrends
    überwiegt derzeit der Ruf nach Geschwindigkeit. Insbeson­       und fehlenden Kundendaten für modernes CRM. Das
    dere die Digitalisierung verlangt dies. Der Druck der           Bedürfnis nach daten- und faktenbasiertem Marketing
                                                                    ­
    Geschwin­
            digkeit sowie die zunehmende Digitalisierung            stärkt weiterhin die Bedeutung von CRM, obwohl die
    bringen die Schweizer Unternehmen an ihre Grenzen, wenn         Mehrheit der Unternehmen lediglich einfache Adressdaten
    es darum geht, weiterhin­alle Marketingaktivitäten eigen­       (wie z. B. Name und Anschrift) zur Verfügung hat. Moder­
    ständig zu vollziehen. Deswegen ist bei Datenthemen wie         nes CRM wird momentan noch wenig umgesetzt, jedoch
    auch in den anderen abgefragten Bereichen ein Trend zu          ist die Inves­titionsbereitschaft klar vorhanden. Drei Viertel
    Managed Marketing Services zu erkennen. Im Bereich der          der befragten Unternehmen beabsichtigen, in Datenver-
    Daten­analyse setzen viele Unternehmen bereits heute auf        fügbarkeit zu investieren. In Sachen Nutzung der CRM-
    ­Managed Services.                                              Systeme liegt Microsoft Dynamics CRM vor SAP auf dem
                                                                    ersten Platz.
    Das Management von Marken ist auch in Zeiten der Digi­
    talisierung ein entscheidender Bestandteil des Marketings.      Das diesjährige Trendthema «Geschwindigkeit vs. Bestän­
    Das Image und Produkte sowie deren Herstellung gelten           digkeit» wird im CRM besonders kontrovers diskutiert. Eine
    als wichtige Faktoren für die Markenidentität. In der vor­      knappe Mehrheit der Unternehmen legt einen stärkeren Fo­
    liegenden Studie wurde ermittelt, dass Kontinuität für das      kus auf Beständigkeit als auf Geschwindigkeit. Die Entwick­
    Brand Management entscheidend ist. Eine konsistente             lung bei der Kanalnutzung sowie die Bedeutung konkreter
    Markenführung im Sinne einer klaren Differenzierung             CRM-Trends zeigen ein bipolares Bild: Die Digi­
                                                                                                                  talisierung
    gegenüber der Konkurrenz ist eminent wichtig für den
    ­                                                               schreitet weiter voran, aber gleichzeitig wird der persönliche
    ­Erfolg eines Unternehmens. Auch in dynamischen Zeiten,         Kontakt zu den Kunden für die Unternehmen immer bedeu­
    wenn ­Digitalisierung und Agilität im Trend liegen, wird im     tender. Der Grund dafür ist der Wunsch, den Kunden und die
    Branding auf die Beständigkeit und Konstanz einer Marke         Kundenbeziehung zu emotionalisieren.
    ­gesetzt. Dabei wird den Mitarbeitern eine wichtige Rolle
    zugeschrieben, zumal sie einen starken Einfluss auf die         Die Digitalisierung wirkt sich stark auf das Produktma-
    Markenidentität haben. Auch die Nachhaltigkeit in der           na­gement aus. Die Aufgabe des Produktmanagers wird im­
    Marken­
          führung wird von den befragten Unternehmen                mer interdisziplinärer und komplizierter. Die Mehrheit der
    gleich nach der Kontinuität als relevanter Trend bezeichnet.    befragten Schweizer Unternehmen stimmt zu, dass durch
                                                                    Digitalisierung das Marktumfeld und die Anforderungen an
Swiss Marketing Leadership Studie 2018   5

die Produkte komplexer werden. Doch dank der Daten aus
allen Phasen des Produktlebenszyklus ergeben sich auch
Chancen, die eigene Leistung zu innovieren. Das haben                   «Modernes Marke-
die Schweizer Unternehmen grösstenteils erkannt. Die
Digitalisierung der Unternehmensprozesse ermöglicht dem
                                                                        ting muss die Balan-
Produktmanager, über alle Phasen des Produktlebens-                     ce finden zwischen
zyklus die notwendigen Informationen zu eruieren, um
Potentiale zu erschliessen. Das Verständnis dafür ist bei
                                                                        Aktivitäten, die be-
den Schweizer Unternehmen verankert, jedoch sind die         ständig sind und Aktivitäten,
Unternehmen hinsichtlich der Umsetzung noch lange nicht
da, wo sie gerne sein würden und sollten. Ersichtlich wird
                                                             die nahezu in ‹real time› e­ rfol-
dies daran, dass lediglich 22% der Unternehmen Smart         gen müssen.»
Connected Products besitzen, um auswertbare Daten aus
                                                             Brian Rüeger, ZHAW
den verschiedenen Phasen ihres Lebenszyklus sammeln.

Die vorliegende Studie hat aufgezeigt, dass Schweizer
Unter­nehmen die digitale Transformation anerkennen. Die
befragten Unternehmen möchten schneller werden, sehen
aber gleichzeitig die Bedeutung eines nachhaltigen Marken­
aufbaus. Dank der Swiss Marketing Leadership Studie
2018 wurden grosse Spannungsfelder zwischen Ge­
schwindigkeit und Beständigkeit im Marketing sichtbar.
Zudem ist eine Tendenz hin zu Managed Marketing Servi­
ces über alle Disziplinen hinweg sichtbar. Wie sich diese
Entwicklung im Marketing fortsetzt, wird das Institut für
Marketing Management weiter untersuchen.
6

    Inhalt

    4		Man­agement Summary

    8		 1. Geschwindigkeit vs. Beständigkeit
          1.1   Beständig in der Strategie und agil in den Mitteln
          1.2   Agilitätswunsch treibt Managed Marketing Services

    19		 2. Kontinuität der Marke als Erfolgsfaktor
          2.1   Bedeutung des Brandings
          2.2   Wichtigkeit des Faktors Mitarbeiter in der digitalen Transformation
          2.3   Kontinuität inmitten der Dynamik

    27		 3. Aktuelle Spannungsfelder im
        		 Kundenbeziehungsmanagement
          3.1   Datenthemen machen CRM zur Top-Priorität
          3.2   Vereinbarkeit von Geschwindigkeit und Beständigkeit im CRM?
          3.3   CRM-Trends 2018: Unternehmen setzen gleichzeitig auf Digitalisierung und persönlichen Kontakt

    39		 4. Geschwindigkeit durch Digitalisierung im
        		 Produktmanagement: «Wir wüssten schon,
        		 wie es geht, nur …»
Swiss Marketing Leadership Studie 2018   7

45		 5. Fazit: Hilfe gesucht – die Lücke
    		 zwischen Anspruch und Umsetzung im
    		 Schweizer Marketing wird grösser...

46		 6. Studiendesign
      6.1   Ziele der Studie
      6.2   Aufbau der Studie
      6.3   Befragte Unternehmen und Rücklauf
      6.4   Aufbau des Fragebogens

50		Literaturverzeichnis

53		Abbildungsverzeichnis

54		Autoren der Studie

56		Beteiligte Experten und Autoren

57		Sponsoren

59		Die Weiterbildungsangebote des Instituts
     für Marketing Man­agement
8

    1. Geschwindigkeit vs. Beständigkeit

    Geschwindigkeit vs. Beständigkeit ist eine der                 dass rund 37 Prozent der befragten Marketingteams bereits
    ­grossen aktuellen Fragen im Marketing. Verschie­              agile Prozesse anwenden, während sich rund 61 Prozent
    dene Trends fordern beides gleichzeitig vom Mar­               derzeit damit befassen, in naher Zukunft (innerhalb der
    keting Management. Wo soll also auf Geschwin­                  nächsten 12 Monate) agiler zu werden. Agilität stellt somit
    digkeit und wo auf Beständigkeit gesetzt werden?               nicht nur einen vorübergehenden Trend dar, sondern eine
                                                                   ernstzunehmende Thematik, welche im Marketing künftig
    1.1   BESTÄNDIG IN DER STRATEGIE UND AGIL                      eine immer zentralere Rolle einnehmen wird. Doch wird im
          IN DEN MITTELN                                           Marketing überall mehr Geschwindigkeit benötigt oder gibt
    Es gibt zurzeit deutlich mehr Themen, bei denen                es Bereiche, in denen eher auf Beständigkeit und Kontinuität
    die Schweizer Unternehmen die Geschwindigkeit                  gesetzt werden sollte? Ist es ein «entweder oder» oder ein
    forcieren möchten. Insbesondere die Digitalisie­               «sowohl als auch»? Mit diesen und weiteren Fragen be­
    rung im Marketing drängt zu mehr Geschwin­digkeit,             schäftigt sich auch das Institut für Marketing Management
    während im Brand Management die Mehrheit der                   der ZHAW in seiner Forschung seit einiger Zeit.
    Unternehmen auf Beständigkeit setzt.

    Der technologische Fortschritt sowie die Digitalisierung der
    Gesellschaft, aber auch der Unternehmen, sind ausschlag­
    gebend für schnelle Innovationen und immer kürzer                          «Individualisierung
    ­werdende    Produkt-    und    Dienstleistungslebenszyklen
    ­(Wallmüller, 2017). Infolgedessen verändern sich auch die
                                                                               und Personalisie-
    Bedürfnisse und das Verhalten der Kunden. Die sich stetig                  rung werden nach
    verändernden Umweltbedingungen stellen Unternehmen vor
    die Herausforderung, diese zunehmende Dynamik und
                                                                               wie vor als die
    Komplexität zu bewältigen (Schoeneberg, 2014). So bleibt       wichtigsten Trends im Bereich
    auch das Marketing von dieser Herausforderung nicht un­
    berührt. Da die verändernden Kundenanforderungen recht­
                                                                   Kundenbeziehungsmanage-
    zeitig erkannt und entsprechend passgenaue Massnahmen          ment gesehen, noch vor Emo­­-
    getroffen werden müssen, kommt ihr als Schnittstelle zum
    Markt eine immer bedeutsamere Rolle im Unternehmen zu.
                                                                   tionalisierung und Kunden­
    Um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen      begeisterung. Dies zeigt die
    gewährleisten zu können, sind rasche Reaktionszeiten sowie
    flexible Anpassungsmöglichkeiten zu zentralen Voraus­
                                                                   Wichtigkeit einer kontext­
    setzungen geworden (Smart, 2016). Unter diesem Aspekt          bezogenen und relevanten
    gewinnt die Geschwindigkeit bzw. die Agilität im Marketing
    für ein Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Dies bestä­
                                                                   Kundenansprache!»
    tigt ebenfalls eine aktuelle Studie von Fryrear (2018), in     Robert Schumacher, Director gateB AG

    ­welcher über die steigende Bedeutung von Agilität im Kon­
    text des Marketings diskutiert wird. Die Resultate zeigen,
Swiss Marketing Leadership Studie 2018                  9

Laut Literatur gibt es im Marketing noch immer Bereiche, bei                         Anteil an Studien, welche sich mit der Kontroverse zwischen
welchen nach wie vor Beständigkeit respektive Kontinuität                            Beständigkeit und Geschwindigkeit auseinandersetzen,
gefragt ist. Ein Beispiel hierfür sind die klassischen Instru­                       kontinuierlich zu. Eine oft zitierte Studie stammt von McKin­
mente der Markenführung. So haben sich unter anderem die                             sey (Aghina, De Smet & Weerda, 2015), welche zum Ergeb­
beiden Konstrukte «Markenpositionierung» und «Marken­                                nis kam, dass wirklich agile Organisationen paradoxerweise
identität» zu zentralen Steuerungsinstrumenten entwickelt,                           lernen müssen, sowohl stabil (belastbar, zuverlässig und effi­
welche Unternehmen für ihr Brand Management einsetzen                                zient) als auch dynamisch (schnell, wendig und anpassungs­
(Bruce & Jeromin, 2018). Die klassische Funktion dieser bei­                         fähig) zu sein. Um die Sichtweise sowie den aktuellen Stand
den Steuerungsinstrumente besteht dabei in der Sicherstel­                           von Schweizer Unternehmen diesbezüglich zu erfahren,
lung von Konsistenz und Kontinuität in der Markenwahrneh­                            wurde die Thematik in der vorliegenden Studie gezielt aufge­
mung der Kunden (Keller, 2013). Dieses Beispiel ist jedoch                           griffen und untersucht.
nur eines von vielen. In jüngster Vergangenheit nahm der

Abbildung 1: Übersicht von abgefragten Themen, die mehr Geschwindigkeit als Beständigkeit verlangen

AUFGRUND DER DIGITALISIERUNG SETZEN UNTERNEHMEN IN
VIELEN BEREICHEN VERMEHRT AUF GESCHWINDIGKEIT                                                                                                      Häufigkeiten in %

Time-to-Market
                                                                              10,7                                                                 73,6
                                                   73
Social Media
                                                                       15,8                                                                 66,0
                                                   67
Digitale Zusatzleistungen
                                                   54                     11,8                                                         64,5

Suchmaschinen-Marketing                            53
                                                                 20,0                                                                61,2
                                                   43
Content-Marketing
                                                                21,2                                                           57,6
                                                   41
Entwicklung neuer Business-Modelle
                                                   38          22,7                                                           56,0

Customer Acquisition                               37
                                                               22,1                                                          55,7
                                                   27
User-Generated Content
                                                                  18,9                                                      54,1
                                                   23
Cross- bzw. Omnichannel-Marketing
                                                   14     25,4                                                         51,8

Remote Service                                     13
                                                               22,1                                                    50,8

Frequenz von Produktinnovationen
                                                        28,2                                                          50,0

Digitaler Schatten / Digital Twin
                                                                  18,9                                               48,6

Kundendaten / Datenqualität
                                            37,3                                                                     48,2

Customer Experience Management
                                                          25,0                                                      47,8
                                                                                                                                                   Beständigkeit
Touchpoint Management
                                                          24,7                                                      46,8                           Geschwindigkeit
10

     Die Unternehmen wurden gebeten, für ihr Unternehmen zu
     verschiedenen Marketing­themen zwischen Geschwindigkeit
     und Beständigkeit abzuwägen. In den Abbildungen 1 und 2                    «Der Trend zu noch
     wurden die Tendenzen pro Geschwindigkeit und pro Bestän­
     digkeit jeweils zusammengefasst, sodass sich ein klares
                                                                                mehr Geschwindig-
     Meinungsbild ergibt. Die unentschlossenen Unter­nehmen                     keit ist klar ersicht-
     bilden jeweils die in den Abbildungen nicht explizit darge­
     stellten Prozente.
                                                                                lich. Externe Partner
                                                                    sollten hier ihre Chancen er-
     Wie in Abbildung 1 und 2 auf den ersten Blick zu erkennen
     ist, gibt es deutlich mehr Marketingthemen, bei denen die
                                                                    kennen.»
     Unternehmen auf mehr Geschwindigkeit setzen. Bei 22            Daniel Billo, MS Direct AG

     von 31 abgefragten Themen aus Brand Management,
     Kundenbeziehungsmanagement und Product Management
     will eine Mehrheit der Unternehmen die Geschwindigkeit         Es gibt aber auch eine Reihe von Themen, bei denen die
     forcieren. Dies entspricht natürlich einerseits dem Zeit­      ­Beständigkeit bei der Mehrheit der Unternehmen im Vorder­
     geist, andererseits besteht hier häufig aus Sicht des Ma-      grund steht (vgl. Abbildung 2). Dies ist bei Markenwerten
     na­gements besonderer Nachholbedarf.                           (53,3 % wollen Beständigkeit forcieren), Marken-Image
                                                                    (50,9 %), Category Management (48,4 %), Employer Bran­
     Am eindeutigsten ist der Fall bei Time to Market. Rund drei    ding (46,4 %) und Behavioral Branding (45,2 %) am stärksten
     Viertel der Unternehmen (73,6 %) wollen hier die Geschwin­     der Fall. Vier von fünf dieser Themen sind dem Brand
     digkeit erhöhen und ihre neuen Leistungen schneller auf        ­Management zuzuordnen, sodass man folgern kann, dass
     den Markt bringen. In vielen Märkten verkürzen sich die        für die Mehrheit der Unternehmen, was ihre Marken angeht,
     Innovationszyklen zunehmend, sodass hierin eine wichtige       weiterhin Beständigkeit im Sinne der integrierten Kommuni­
     Quelle von Wettbewerbsvorteilen und Gewinnen gesehen           kation und des nachhaltigen Markenaufbaus vorrangig ist. In
     wird. Betrachtet man die Top-10-Themen, bei denen die          der Studie wurde eine Einteilung in drei Kategorien «Digital
     Unternehmen zu mehr Geschwindigkeit neigen, zeigt sich         Rookies, Digital Intermediates, Digital Professionals» auf­
     aber vor allem der Einfluss der Digitalisierung. Diese setzt   grund der Selbsteinschätzungen der Umfrageteilnehmer
     offensichtlich die Unternehmen unter Druck, schneller zu       hinsichtlich Digitalisierungsgrad vorgenommen (siehe ge­
                                                                    ­
     werden. Acht von zehn dieser Top-10-Geschwindigkeits­          naue Einteilung im Kapitel 6.1). Dabei stellte sich heraus,
     themen sind dem digitalen Marketing zuzurechnen. Ange­         dass beim Kampagnenmanagement sowie User-Generated
     führt wird die Liste von Social Media (66,0 %), digitalen      Content die Digital Rookies, verglichen mit den Digital Inter­
     Zusatzleistungen (64,5 %) und Suchmaschinenmarketing           mediates und den Digital Professionals, jeweils signifikant
     (61,2 %), wo eine klare Mehrheit der Unternehmen die           weniger der Meinung sind, dass es bei diesen Themen
     ­Geschwindigkeit forcieren möchte.                             ­wichtig ist, auf Geschwindigkeit zu setzen.
Swiss Marketing Leadership Studie 2018      11

Abbildung 2: Überblick von Themen, die mehrheitlich Beständigkeit verlangen

IM BRAND MANAGEMENT WIRD WEITERHIN
AUF BESTÄNDIGKEIT GESETZT                                                                                                                  Häufigkeiten in %

Bei welchem der folgenden Themen ist es für Ihr Unternehmen wichtig, Geschwindigkeit oder Beständigkeit zu forcieren?

Markenwerte
                             53,3                                                                          32,6

Marken-Image                                           73
                                50,9                                                                        33,9
                                                       67
Category Management
                                  48,4                                                       20,2
                                                       54
Employer Branding
                                    46,4               53                                              31,0

Behavioral Branding                                    43
                                       45,2                                                         27,1

Kundenwertmanagement                                   41
                                              38,6                                                                 39,4
                                                       38
Customer Retention
                                               37,0                                                           37,0
                                                       37
Kundensegmentierung
                                               36,4 27                                                     32,7

Value Proposition Design
                                                35,5 23                                                       37,4

Pattern Recognition                                 14
                                                 33,7                                               27,4
                                                    13
Condition Monitoring
                                                     33,3                                              31,6

Customer Development
                                                       30,5                                                               44,6

Predictive and Preventive Maintenance
                                                            27,7                                                    40,9

Kampagnenmanagement
                                                            27,4                                                      44,4

Co-Creation
                                                            26,6                                           33,7
                                                                                                                                          Beständigkeit
Remote Operation
                                                                   21,4                                                    46,2           Geschwindigkeit

Einige Themen sind durchaus kontrovers zwischen den Un­                       Die Fragen nach Beständigkeit vs. Geschwindigkeit im
ternehmen, wo fast gleich viele Unternehmen Geschwin­                         Marketing werden zu den Schwerpunktbereichen Brand
digkeit und Beständigkeit verbessern möchten. Dies sind                       Management, CRM und Product Management noch in den
Customer Retention (37,0 % Geschwindigkeit vs. 37,0 %                         folgenden Kapiteln 2–4 dieser Studie vertieft.
­Beständigkeit), Kundenwertmanagement (39,4 % vs. 38,6 %),
Value Proposition Design (37,4 % vs. 35,5 %), Condition Mo­
nitoring (31,6 % vs. 33,3 %) und Kunden­segmentierung
(32,7 % vs. 36,4 %). Damit kommen die kontroversen ­Themen
auffällig häufig aus dem Kundenbeziehungs­management.
Hier gibt es offensichtlich für die Unternehmen ebenso gute
Argumente für Beständigkeit wie für Geschwindigkeit.
12

     1.2 AGILITÄTSWUNSCH TREIBT MANAGED                                 Auch gemäss einer Studie vom Deutschen Marketing
          MARKETING SERVICES                                            ­Verband aus dem Jahr 2014 gehen fast zwei Drittel der
     Der Druck, die Geschwindigkeit im Marketing zu                     Befragten (62 %) davon aus, dass es in Zukunft vermehrt
     erhöhen, aber auch die zunehmende Digitalisie­                     Kooperationen mit Externen geben wird (Bathen & Jelden,
     rung und Spezialisierung im Marketing bringen die                  2014). Die Studie zeigt des Weiteren auf, dass selbst wenn
     Schweizer Unternehmen an ihre Grenzen wenn es                      Marketingorganisationen einige Tätigkeiten an Externe aus­
     darum geht, weiterhin alles selbst zu machen. Fol­                 lagern, trotzdem interner Aufwand entsteht. Zum einen in
     gerichtig ist bei Daten­themen, aber auch in allen                 der Steuerung der externen Partner und Dienstleister, zum
     anderen abgefragten Bereichen ein starker Trend                    anderen in der Integration von derer Tätigkeiten in die
     zu Managed Marketing Services zu erkennen.                         ­eigene Arbeit. Dies hat zur Folge, dass Marketingabteilungen
                                                                        zukünftig vermehrt koordinierende Aufgaben werden über­
     Laut Stoitsi (2016) gehören die Zeiten, in welchen man als         nehmen müssen. Trotz allem stellt sich den Unternehmen
     Unternehmen alles intern verwaltet und gelöst hat, längst          letztendlich die zentrale Frage, welche strategische Relevanz
     der Vergangenheit an. Aus diesem Grund sei verständlich,           ein Thema hat und wie wichtig es ist, spezielle Kompeten­
     weshalb es nicht unbedingt wettbewerbsfördernd sei, sich           zen und entsprechende Prozesssicherheit im eigenen
     allein auf die eigenen Ressourcen zu verlassen (Stoitsi,           Haus zu haben oder eben nicht. Um zu erfahren, welche
     2016). Das Outsourcen von bestimmten Geschäftsvor­                 Managed Marketing Services Schweizer Unternehmen im
     gängen, von welchen sich ein Unternehmen sicher ist, dass          Bereich der Datenanalyse sowie des Kampagnenmana­
     andere die Arbeit schneller und besser erledigen können als        gements heute bereits von Externen in Anspruch nehmen
     sie selbst, ist eine oft angewandte Art, Dinge an Externe          und wie sich dies in Zukunft entwickeln wird, wurden den
     auszulagern (Bathen & Jelden, 2014). Andererseits haben            Probanden in der diesjährigen Swiss Marketing Leadership
     Unternehmen aber auch die Möglichkeit, sogenannte Ma­              Studie entsprechende Fragen dazu gestellt.
     naged Services zu beziehen, bei welchen lediglich einige
     klar abgegrenzte Teilbereiche ausgelagert werden. Gegen­
     über dem Outsourcing haben Managed Services den Vor­
     teil, dass die Hoheit über die Assets und den Service weiter­
     hin beim Auftraggeber liegt (Walther, 2016). Der Begriff                     «Die steigenden
     ­«Managed Services» wird üblicherweise mit der Ausla­
     gerung der Informationstechnik (IT) in Verbindung gebracht.
                                                                                  Anforderungen im
     In Anbetracht dessen ist Walther (2016) der Meinung, dass                    datengetriebenen
     das Thema Managed Services an Wichtigkeit gewinnen und
     in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Als Grund
                                                                                  Dialogmarketing
     hierfür nennt er «­ […] den Wandel der internen IT. […], w
                                                              ­ elche   bieten echte Chancen für ex-
     sich vermehrt um die Zusammenarbeit mit den Service­
     nutzern/Fachbereichen kümmern muss, um die geforderte
                                                                        terne Dienstleister.»
     Agilität, Flexibilität und Skalierbarkeit der Unternehmens-IT      Stephan Isenschmid, SDV Schweizer Dialogmarketingverband
                                                                        & Swiss CRM Forum
     zu organisieren und sicherzustellen» (Walther, 2016). Dass
     der Trend zur Auslagerung an Externe jedoch nicht mehr nur
     Schnittstellenthemen von Marketing und IT betrifft, sondern
     auch andere Marketingthemen, zeigt eine Studie von
     ­Gartner (2014), worin beschrieben wird, dass 40 % der
     Marketin­gleiter die Nutzung von externen Agenturen planen.
Swiss Marketing Leadership Studie 2018       13

Abbildung 3: Aktuelle und zukünftige Nutzung von Managed Services im Bereich der Datenanalyse

IM BEREICH DER DATENANALYSE SETZEN VIELE UNTERNEHMEN BEREITS HEUTE
AUF MANAGED SERVICES                                                                                                                                        Häufigkeiten in %

Welche Managed Services im Bereich Datenanalyse tätigen Sie selbst und welche nehmen Sie extern in Anspruch?

100
                49,6

                                            46,4

                                                                                        21,9

                                                                                                          18,3

                                                                                                                                 13,9
         42,6

                              48,3

                                                          44,2

                                                                         42,9

                                                                                                   13,3

                                                                                                                   13,2

                                                                                                                          17,8
                       38,3

                                                                  32,0

                                                                                                                                        15,1
                                     35,5

                                                                                 17,1
                                                   35,7

                                                                                                                   86,8
                                                                                                   86,7

                                                                                                                                 86,1

                                                                                                                                        84,9
                                                                                 82,9

                                                                                                                          82,2
                                                                                                          81,7
75
                                                                                        78,1
                                                                  68,0
                                     64,5

                                                   64,3
                       61,7
         57,4

                                                                         57,1
                                                          55,8

50
                                            53,6

                                                                                                                                                     Heute eher extern
                              51,7
                50,4

                                                                                                                                                     Heute eher selbst
                                                                                                                                                     In Zukunft eher extern
                                                                                                                                                     In Zukunft eher selbst
25

       Semantische Predictive Web-Tracking /        NPS-         Customer-      Content-           Digitales     Kundenlebens- Kunden-
        Analyse /   Analytics    Logfile-          Messung        Insight-      Marketing           Pricing         zyklus-   wertanalysen
      Sprachanalyse             Analysen                         Forschung                                         Analysen

Die Schweizer Unternehmen wurden zu 21 Marketing­                                              vative oder anspruchsvolle Marketingwerkzeuge sich in der
themen mit Schwerpunkt auf Datenanalyse (9 Themen) und                                         Schweiz langsamer durchsetzen als z. B. in Nordamerika.
Kampagnenmanagement (12 Themen) befragt, ob sie diese                                          Für die Zukunft ist der Trend jedoch ebenso eindeutig: In
heute und in Zukunft eher selbst erledigen oder extern als                                     jedem einzelnen abgefragten Service geht der Trend zu
Service einkaufen möchten. Die folgenden beiden Abbil­                                         ­einem höheren externen Anteil. Mehrere Services möchte in
dungen (Abb. 3 & 4) zeigen die Ergebnisse. Die Gesamt­                                         Zukunft rund die Hälfte der Schweizer Unternehmen extern
aussagen sind eindeutig: Heute erledigt die Mehrheit der                                       beziehen: Mediaplanung (52,5 %), Kampagnentracking
Schweizer mittleren und grossen Unternehmen noch alles                                         (48,9 %), Predictive Analytics (48,3 %), Kampagnenkreation
selbst und versucht jeweils, die notwendige Expertise auf­                                     (48,2 %) sowie Webtracking / Logfile-Analysen (46,4 %).
zubauen. Dies bewirkt aber eindeutig auch, dass viele inno­
14

     Bereits in der Swiss CRM Studie 2014 (Hannich et al.,                                       grossen Unternehmen auf externe Services zurückgreifen:
     2014) wurden von den Studienteilnehmern Daten-Services                                      semantische Datenanalyse / Sprachanalyse (42,6 %)
     und Kampagnenmana­gement als Topthemen für eine Zu­                                         Predictive Analytics (38,3 %), NPS-Messung (35,7 %),
     sammenarbeit mit ­Externen in Zukunft identifiziert. Seitdem                                Web-Tracking / Logfile-Analysen (35,5 %) und Customer
     sind komplexe Themen wie semantische Datenanalyse /                                         ­Insight-Forschung (32,0 %). Andere Services wie Content-
     Sprachanalyse und Predictive Analytics erst richtig im                                      Marketing (17,1 %), Kundenwertanalysen (13,9 %), Digi­
     Schweizer Marketing aufgekommen und verlangen ­weitere                                      tales Pricing (13,3 %) und Kundenlebenszyklusanalysen
     neue Kompetenzen in den Marketingabteilungen. Betrach­                                      (13,2 %) sind heute noch bei den meisten Unternehmen
     tet man die Antworten zum Bereich Datenanalyse (Abb. 3)                                     inhouse und werden es trotz steigender Auslagerungs­
     gibt es hier dementsprechend bereits fünf Themen, bei                                       neigung auch in Zukunft bei vier von fünf Unternehmen
     denen ein Drittel oder mehr der Schweizer mittleren und                                     bleiben.

     Abbildung 4: Aktuelle und zukünftige Nutzung von Managed Services im Bereich des Kampagnenmanagements                                                          Heute eher extern
                                                                                                                                                                    Heute eher selbst
     BEZÜGLICH DES KAMPAGNENMANAGEMENTS BESTEHT
                                                                                                                                                                    In Zukunft eher extern
     BETRÄCHTLICHES POTENTIAL FÜR DAS ANBIETEN VON MANAGED SERVICES                                                                                                 In Zukunft eher selbst

     Welche Managed Marketing Services im Bereich Kampagnenmanagement tätigen Sie selbst und welche nehmen Sie extern in Anspruch?
                                                                                                                                                 1,9

     100
                                                                                                                                                               94,3 5,7

                                                                                                                                                                                 92,9 7,1
                                                       16,8

                                                                                   11,6
                                         24,9

                                                                                                  8,7

                                                                                                                               92,3 7,7
                           21,8

                                                                     17,0
            12,7

                                                                                                                 12,7
                   52,5

                                                              43,5

                                                                            43,5

                                                                                                                                          25,6
                                  48,9

                                                                                                                        28,6

                                                                                                                                                                                            15,4
                                                48,2

                                                                                          36,4

                                                                                                                                                        23,7

                                                                                                                                                                          17,6
                                                                                                         32,1

                                                                                                                                                 98,1
                                                                                                  91,3
                                                                                   88,4

                                                                                                                 87,3
            87,3

                                                                                                                                                                                            84,6
                                                       83,2

                                                                     83,0

                                                                                                                                                                          82,4

     75
                           78,2

                                                                                                                                                        76,3
                                                                                                                                          74,4
                                         75,1

                                                                                                                        71,4
                                                                                                         67,9
                                                                                          63,6
                                                              56,5

                                                                            56,5

     50
                                                51,8
                                  51,1
                   47,5

     25

          Mediaplanung     Tracking Ideengenerie-   Erfolgs-  Optimierung Social Media Strategie                Gestaltung      Jahres- Definition der         Strategie         Buchung
                              der   rung und Kon- messung der     einer    Marketing Neukunden-                    des          planung  Ziele (KPI)           Bestands-         Inventar
                          Kampagne zeption einer Kampagne      laufenden               marketing                Mediamixes      Dialog-                         kunden-
                                     Dialogmarke-             Kampagne                                                         marketing                       marketing
                                    tingkampagne
Swiss Marketing Leadership Studie 2018   15

Im Kampagnenmanagement ist die Spannbreite der
­Aus­lagerungsneigung zwischen den Services noch deutlich                  «Unternehmen er-
höher   zwischen       der   Ideengenerierung   von   Dialog­
marketingkampagnen, die heute bereits 24,9 % der Unter­
                                                                           warten in sämtlichen
nehmen extern machen lassen, und der Definition der                        Bereichen des
Kampagnenziele mit 1,9 % extern (vgl. Abb. 4). Im Schnitt
wird der Anteil externer Services jedoch auch hier um rund
                                                                           Kampagnenmana-
20 % steigen, wenn die Unternehmen sich korrekt ein­            gements in Zukunft mehr ex-
schätzen. Besonders prominent werden externe Managed
Marketing Services demnach in Zukunft in der Media­
                                                                terne Unterstützung. Insbeson-
planung (52,5 %), im Kampagnentracking (48,9 %), der            dere in der Konzeption und der
Ideengenerierung (48,2 %), Erfolgsmessung (43,5 %) und
Optimierung (43,5 %) von Kampagnen sein.
                                                                Beratung werden Agenturen
                                                                und Dienstleister zukünftig
Die stark steigende Neigung zur Externalisierung im Mar­
keting bietet mannigfaltige Chancen für externe Marketing-
                                                                mehr in die Pflicht genommen.
Service-Anbieter. Dass das aber kein Selbstläufer für die       Das eröffnet für sie weitere
Dienstleister sein muss, zeigt ein Ergebnis des Dialog­
marketing Reports Schweiz 2017: Dort schätzten sich die
                                                                Optionen.»
Auftraggeber deutlich Trend-affiner ein, als die Dialog­        Dominic Kropf, Post CH AG

marketing-Dienstleister (Hannich et al., 2017). Es sind aber
auch neue Fähigkeiten der Kooperation, Netzwerk­
management und Integration von Externen in die eigenen
Prozesse von Unternehmen gefragt, um in diesem Umfeld
erfolgreich zu sein.
16

     7 Erfolgsfaktoren im Kundenbeziehungsmanagement
     mit externen Partnern
     Alex Hirzel, MS Direct

     Lange kannten Hersteller ihre Kunden kaum. Heute               die rund 200 000 damals bestehenden Kundenadressen
     sehen viele im Dialog mit Endkunden eine un­                   waren integriert und die Schnittstellen zwischen Händler
     erschöpfliche Wissensquelle und die Chance, echte              und Estée Lauder Companies erstellt. Wie so oft lag die
     Kundenorientierung zu leben. So auch Estée Lau­                grösste Herausforderung in der Datenreinheit der Startpha­
     der Companies. Der New Yorker Kosmetikkonzern                  se. MS Direct erhält via Estée Lauder Companies
     startete vor ein paar Jahren in Europa eine CRM-               ­wöchentlich die Kundendaten aus den Kassensystemen
     Offensive – unterstützt von der Kundenbeziehungs­              der Händler und speist sie ins auf Microsoft Dynamics
     management-Spezialistin MS Direct AG.                          ­basierende CRM-System von MS Direct ein. Bis heute sind
                                                                    rund 800 000 Kundendaten im System erfasst und die
     Ohne Wissen um Kundenbedürfnisse Produkte in den               meisten grösseren Händler via Kassensystem angebunden.
     Markt zu drücken und alleine via Massenwerbung bekannt         Um aussagekräftige Resultate zu erhalten, werden die
     zu machen, verspricht heute nicht mehr den gewünschten         Kunden der kleineren Händler ohne elektronische Schnitt­
     Erfolg. Also suchen Marken zunehmend den Kontakt zu            stelle manuell eingepflegt. Auf diese Weise lassen sich fast
     ihren Endkunden. Ein aufwendiges Unterfangen, das              alle Transaktionen den Kunden zuweisen.
     höchste Professionalität erfordert.
                                                                    Erfolgsfaktor Closed Loop
     Erfolgsfaktor Partnerwahl                                      Durch die umfassende Datenerfassung und die Schnitt­
     Estée Lauder Companies Switzerland haben diesen Schritt        stellen zu den Kassensystemen können die Beraterinnen am
     vor ein paar Jahren gewagt. «Unser Ziel war damals, bei den    Verkaufspunkt einerseits direkt auf die Kundendaten zugrei­
     Kontaktpunkten positive Kundenerlebnisse zu schaffen und       fen. Anderseits ist ersichtlich, in welchen Verkaufs­
                                                                                                                        stellen
     natürlich auch, das Marketingbudget möglichst effizient ein­   welche Kundin welche Produkte eingekauft hat – und damit
     zusetzen», so die Begründung von Tobias Anderegg, damals       auch, welche Marketingaktivitäten erfolgreich waren. Eine
     bei Estée Lauder Companies verantwortlich für den Aufbau       optimale Basis also für selektive Kundenbindungs­aktionen
     eines professionellen CRM-Systems in der Schweiz und in        und gezielte Upselling-Massnahmen. Auch hierzu nutzen die
     Deutschland. Heute ist Tobias Anderegg Head of Account         Estée Lauder Companies die Ressourcen der Dienstleisterin
     Mana­
         gement CRM bei MS Direct. Über eine offizielle             MS Direct und beauftragten sie mit dem Selektieren von
     Ausschreibung suchten die Estée Lauder Companies einen         Kundendaten, dem Realisieren von Newsletter, Mailings und
     Partner für den Aufbau eines CRM-Systems für die Marken        SMS-Aktionen, mit Fulfillment-Aufgaben und dem Erfassen
     Estée Lauder, Bobbi Brown, M.A.C., Clinique, Crème de la       von Adressdaten und Mailing-Retouren. MS Direct misst
     Mer und Jo Malone. Der Entscheid fiel zugunsten der Con­       zudem den Erfolg von Aktionen, kann Kunden­daten mit Zu­
     tact-Management-Spezialistin MS Direct AG. «Als Full-Ser­      satzinformationen wie Alter oder Kaufkraftklasse anreichern
     vice-Provider konnte MS Direct alles bieten, was uns wichtig   oder Warenkorbanalysen durchführen und erstellt für jede
     war. Zudem garantierte sie uns einen zentralen Account         Marke ein separates Reporting. Aufgrund der detaillierten
     Manager – ein weiterer Pluspunkt», erklärt Tobias Anderegg.    Analysen und Charts lassen sich ­laufend neue Erkenntnisse
     Nun ging es darum, die CRM-Datenbank einerseits für die        für die Marktbearbeitung gewinnen. Um den Kreislauf nicht
     einzelnen Marken und andererseits markenübergreifend           nur geschlossen zu halten, sondern tatsächlich auch als
     nach Kunden aufzubauen, das Händlernetz zu integrieren         umfassendes erfolgver­sprechendes Marketinginstrument
     und ein Reporting zu etablieren, das Kennzahlen internatio­    ohne Medienbrüche ­einzurichten, ist die Integration von Off­
     nal vergleichbar macht.                                        line- UND Online-Daten essentiell wichtig. Bei Estée Lauder
                                                                    Companies gab es mit dieser Zusammenführung plötzlich
     Erfolgsfaktor Kundendaten                                      noch mehr Informationen pro Kunde, der wiederum besser
     Nach drei Monaten war das CRM-System einsatzbereit,            und zielgerichteter an­gesprochen werden kann.
Swiss Marketing Leadership Studie 2018   17

           Customer journey from the customer point of view
                                                                   Thurday 8:44 p.m. : Crossing MAC
                                                                     Store FSS Train Station Luzern
             Thurday 5:27 p.m.                                                                                    Thurday 8:07 a.m.
             «Ok – now I really MUST have                                                                         «My best friend Sara does
             a look into my MAC App to                                                                            already have it – look at this
             see how much this will cost                                                                          selfie – her eyes seem to be
             me»                                                                                                  even more beautiful then
                                                                                                                  they already are!!!»

                 Thurday 5:30 p.m. :
                 Getting a personalized
                 voucher code

             Thurday 5:52 p.m.
             «I can't resist it any                                                                               Wednesday 7:32 p.m.
             more. I need to go                                                                                   «Oh what a nice TV ad –
             back to this MAC                                                                                     this incredible Mascara
             Store and buy this                                                                                   from MAC is amazing»
             mascara which will
             CHANGE MY LIFE!!!»

Estée Lauder Companies’ Kundenbeziehungsmanagement: Von einem anonymen Kauf hin zu einer personalisierten Kampagne
                16.06.2017           CRM based marketing | MS Direct | Estée Lauder Companies Switzerland                                      5

           From an anonym purchase to a personalized campaign
                                                                            Reference Data Sources
                                                                            - Enhancement
                                                                            - Enrichment
                                                                            - Cleansing
                          e shop
                                                Changes
                                                                   CRM – Customer
                                                  of                 Centricity
                                                Address,
                                                                                                    Responses         Marketing Campaigns
                                                Dedupes      (M.A.C, Clinique, Bobbi Brown, Estée
                                                             Lauder, Jo Malone, Crème de la Mer)

                                                                                                                                            Channels

                        Retailers
                        Stores with ELC-
                        Retail-System

                          Ad hoc
                          Imports                                                                                     Automation

                                                Contacts,         Data Cleansing
                                                                                                                         Loyalty Programs
                                                  Trans-          Deduplication
                                                                                                    Campaign               Newsletters
                                                 actions,     Campaign Management
                         Manual                 Articles,
                                                                                                      Data                  Invitations
                                                                     Profiling
                         Data Capture            Profiles                                                                  Promotions
                                                               Reporting & Analytics
                         Stores without ELC-
                         Retail-System                                                                                              © Source: MS Direct

                16.06.2017                     CRM based marketing | MS Direct | Estée Lauder Companies Switzerland           6

Erfolgsfaktor Automatisierung + Geschwindigkeit
Vor einem Jahr wurden alle wiederkehrenden Kunden­                                       gern und gleichzeitig die Kosten um 40 % senken. Gleich­
ansprachen (bspw. im Kundenwillkommenszyklus) analy­                                     zeitig wurden Potentiale für einen höheren Segmentierungs­
siert und für kanalgerechte, verhaltensbasierte automati­                                grad und eine damit einhergehende verbesserte Kun­den-
sierte Kampagnen aufbereitet. Damit konnten Estée Lauder                                 ­ansprache freigesetzt, was wiederum den wirtschaftlichen
Com­
   panies ihre Reak­
                   tionsgeschwindigkeit um 80 % stei­                                    Erfolg von Einzel­produktkampagnen günstig beeinflusste.
18

     Erfolgsfaktor Messbarkeit                                       Fazit
     Um vergleichen zu können, ob sich der Aufwand für das           Richtig initialisiert und geführt, ist der Dialog mit End­
     CRM lohnt, wird ein Prozentanteil der Kunden im Sinne einer     kunden für Marken eine unerschöpfliche Informations- und
     Kontrollgruppe nicht bearbeitet. Die Resultate sprechen für     Wissensquelle. Im Fall von Estée Lauder Companies macht
     sich und der riesige Aufwand lohnt sich absolut. «Früher wur­   dies ca. 4 Millionen Kundenkontakte pro Jahr. Dank der
     den dieselben Fehler zehn Jahre lang gemacht, weil man sich     gewonnenen Daten und Erkenntnisse lassen sich Kunden
     auf das Bauchgefühl verlassen musste. Mit durch­dach­tem        bedürfnisorientiert beraten, Zielgruppen präzis selektieren,
     und messbarem CRM ist heute schwarz auf weiss zu sehen,         Kundenverhalten analysieren, Erfolge von elektronischen
     was eine Aktion gebracht hat, und die Kampagnen können          und physischen Aktionen genau messen und in die CRM-
     einen positiven Return on Investment ausweisen», erklärt
     ­                                                               Strategie einbinden. Und wenn der Kundin aufgrund der
     Tobias Anderegg. Seitdem MS Direct für Estée L
                                                  ­ auder Com­       kürzlich gekauften Tagescrème in einer Upselling-Kampagne
     panies das Erfolgsreporting auf Basis des mächtigen Qlik­       ein passendes Make-up vorgeschlagen werden kann, wird
     View ein­gerichtet hat, stehen permanent übersichtlich Echt­    das – richtig gemacht – als willkommene Beratung positiv
     zeitdaten zu allen gewünschten Kennzahlen (Umsatz, Trans-       ankommen. Echter Dialog mit Endkunden ist für Marken
     aktionen, Neukunden, Warenkorbdurchschnitt nach Umsatz          zwar aufwendig, doch wenn die Quelle professionell
     und/oder Artikel) bereit, welche miteinander zum Beispiel für   ­genutzt wird, macht der Nutzen den Aufwand mehr als wett.
     be­stimmte Zeitpunkte verglichen werden können. Auch sind
     ­jederzeit Insights mit Angaben zur Datenbankgrösse, zu den     Mehr Informationen finden Sie auf unserer Website
     dort verwalteten Marken, zu den Verkaufsläden sowie zur         www.ms-direct.ch
     Gegenüberstellung von Einfach- und Mehrfachkäufern mög­
     lich. Oder darf es eine Auskunft sein über den Anteil von ge­   Autor
     sammelten E-Mail-Adressen von Kunden pro Verkäufer?             Alex Hirzel

     Erfolgsfaktor Händleranbindung
     Die Einbindung des POS ist ein kritischer Erfolgsfaktor bei
     CRM-Projekten von Marken. Wenn die Händler professionell
     eingebunden werden und somit profitieren können, sind
     sie erfahrungsgemäss gerne bereit mitzumachen. Damit
     ein solch komplexes CRM-Projekt jedoch erfolgreich ist,
     sind intelligente Automatismen und hinterlegte Regeln
     ­entscheidend.                                                  Head of Marketing, MS Direct AG

     Erfolgsfaktor Know-how-Aufbau
     Eine der grössten Herausforderungen liegt darin, dass
     Markenanbieter die Komplexität von CRM-Projekten zu
     Beginn oft verkennen. Doch ein CRM-Projekt erlaubt keine
     Fehler, sonst funktioniert es nicht. Tobias Anderegg erinnert
     sich an enorm lehrreiche Jahre als Projekt-Owner: «Dank
     der Zusammenarbeit mit MS Direct konnten wir sofort
     ­starten und gewannen so schlichtweg zwei bis drei Jahre
     Zeit, in der wir uns enorm viel Wissen aneigneten.» Know-
     how, das für das Unternehmen unbezahlbar sein wird,
     wenn es eines Tages das CRM inhouse betreiben will.
Swiss Marketing Leadership Studie 2018   19

2. Kontinuität der Marke als Erfolgsfaktor

Das Management von Marken ist auch in Zeiten der              In Zeiten der Überflutung von Informationen ist die Differen­
Digitalisierung ein entscheidender Bestandteil des            zierung sehr wichtig. Dies gelingt unter anderem durch das
Marketings und verdient daher in der diesjährigen             Markenimage, was als Fremdbild der Marke definiert wird.
Studie klar ein eigenes Kapitel. Das Markenimage              Es bildet sich langfristig durch die Kontakte mit dem Brand
gilt es dabei besonders zu berücksichtigen, zumal             (Esch et al., 2014). Die Wahrnehmung der Marke erfolgt
diesem einen positiven Einfluss auf den Marken­               über alle Kommunikations- und Marketingmassnahmen
wert wie auch auf die Kaufabsicht nachgesagt wird.            des Unternehmens. Dies können zum Beispiel das Angebot,
                                                              die Werbung, der Name, das Logo, der Slogan, aber auch
2.1 BEDEUTUNG DES BRANDINGS                                   das Mitarbeiterverhalten sein. Eine konsistente stabile
Das Branding des Unternehmens soll einen Wieder­              Identität ist für die Unternehmen von hoher Bedeutung und
erkennungswert schaffen. Dies bedingt eine kon­               stärkt das Vertrauen (Lange, 2016).
sistente Markenführung im Sinne einer klaren
­Differenzierung gegenüber der Konkurrenz.                    Das externe Branding ist der Teil des Brandings, der am
                                                              meisten von den Kunden wahrgenommen wird. Der Aussen­
Ursprünglich war damit die Kennzeichnung von Rindern          auftritt ist sehr wichtig, dennoch muss er konsistent mit dem
durch Brandzeichen gemeint. Die moderne Marke wurde           restlichen Auftreten sein. Die Versprechen nach aussen
erst im späten 19. Jahrhundert in Amerika erfunden. Die       ­müssen auch nach innen befolgt und umgesetzt werden.
Marke war nicht nur gleichbedeutend mit Qualität, sondern     Unter dem Internal Branding wird vor allem der Mitarbeiterbe­
zeigte auch einen gesellschaftlichen Status an. Schon         reich verstanden. Man wirbt zuerst um Mitarbeiter und will sie
1893 wurde Coca-Cola in Atlanta als Marke eingetragen         dann, unter anderem mit Hilfe des Brandings, im Unter­
(Misof & Schwarz, 2017).                                      nehmen halten. Das Branding richtet sich nach innen, weil die
                                                              Mitarbeiter eines der besten Werbemittel sind. Mitarbeiter, die
Das Branding ist sozusagen die Visitenkarte des Unter­        gerne für das Unternehmen arbeiten, machen automatisch
nehmens, was den Wiedererkennungswert garantiert. Eine        auch Werbung dafür, ohne dass sie dazu gezwungen ­werden
einheitliche Gestaltung ist wichtig, denn nur so kann das     müssten. Diese Zufriedenheit kann kaum mit einem künstli­
Unternehmen oder das Produkt auch tatsächlich wieder­         chen Branding erzwungen werden. Die interne Kultur des
erkannt werden. Die Kunden identifizieren sich mit dem        Unternehmens muss konsistent mit dem internen Branding
Produkt und mit dem Brand Image. Gleichzeitig bedeutet        sein. Nur so ist das Unternehmen auch authentisch. Die
das Branding für viele Kunden auch ein Qualitätsmerkmal       ­Marke definiert gemäss Süss, Zerfass und Dühring (2011) die
und impliziert ein gewisses Vertrauensverhältnis. Das Bran­   Leitplanken für das tägliche Handeln von Managern und Mit­
ding ist ein bunter Mix aus verschiedenen Massnahmen          arbeitern. Die Autoren fahren weiter, indem sie die Marke
und bezieht sich auf die externe und interne Sphäre eines     ­sogar als zentrales Motivationsinstrument sehen. Mitarbeiter
Unternehmens. Im digitalen Bereich sind der Wieder­           empfänden so Stolz, für das Unternehmen tätig zu sein, und
erkennungswert und das Vertrauen nicht zu unterschätzen.      damit würde die emotionale Bindung des Mitar­beiters an das
Auch hier muss auf eine saubere und konsistente Marken­       Unternehmen gefördert. Die Kontinuität wird auch dadurch
führung geachtet werden. Offline wie online besteht ein       gefördert, dass durch die Bindung die Wechsel­bereitschaft
Unterschied zwischen einem gebrandeten Produkt und            niedriger ist. Der letzte Aspekt, den die Autoren erwähnen, ist
einem No-Name-Produkt, denn Marken reduzieren das             die Funktion der Mitarbeiter als Marken­botschafter. Damit
von den Kunden wahrgenommene Kaufrisiko. Gerade               würden sie massgeblich die externe Markenführung des Un­
dort, wo man das Produkt nicht gleich selber testen kann,     ternehmens unterstützen. Insgesamt ist also das Internal
ist dies ein relevanter Faktor (Schmidt, 2007).               Branding ein wichtiger Pfeiler der Konsistenz innerhalb eines
                                                              sich sehr dynamisch wandelnden Umfelds.
20

     Die dargestellten theoretischen Aspekte haben sich auch                               Die Attribute sind nicht nur für Grossunternehmen relevant,
     in der aktuellen Befragung niedergeschlagen. Die Marke                                sondern auch für KMUs, von denen es gemäss der Statistik
     ist generell für die befragten Unternehmen wichtig. Man                               (2015) der Unternehmensstruktur (STATENT) des Bundes­
     könnte sogar so weit gehen und sagen, dass sie ein
     ­                                                                                     amtes für Statistik (BFS) rund 581 954 (Mitarbeiter 1–249)
     entschei­dender Faktor ist. Das Image und die Marken­                                 gibt (Kmu.admin.ch, 2017). Bei der aktuellen Befragung
     persönlichkeit sind für den Kunden besonders dann                                     kam bei der Frage nach den Attributen an erster Stelle das
     ­wichtig, wenn sie zur eigenen Persönlichkeit passen. Aaker                           Image (vgl. Abb. 5). Rund 72 % der Befragten sehen das
     (1997) beschreibt Markenpersönlichkeit als die Gesamtheit                             Image hier vorn. In Anbetracht der vorhergehenden Aus­
     der menschlichen Eigenschaften, die mit einer Marke                                   führungen durchaus eine logische Konsequenz. Das Image
     ­verbunden werden. Die Studie von Malär, Krohmer, Hoyer                               ist entscheidend mit der Marke verbunden. Ein schlechtes
     und Nyffenegger (2011) bestätigte, dass vor allem für eine                            Image führt daher auch zu negativen Verbindungen mit der
     emotionale Bindung der Konsumenten mit einer Marke die                                Marke. Eine Studie von Chen, Chen und Huang (2012)
     kundenorientierte Perspektive respektive das Selbst der                               ­ergab, dass das Markenimage einen signifikanten Einfluss
     Zielkunden berücksichtigt werden sollte. Das Marken­                                  auf den Markenwert und die Kaufabsicht hat.
     image und die Markenpersönlichkeit bilden sich aus den
     verfügbaren Informationen zur Marke. Es sind also Einfluss­                           Interessant ist der Unterschied zwischen B2B- und B2C-
     faktoren, die bei der Bildung der Markenpersönlichkeit                                Unternehmen. Das Image ist für rund 87 % der B2C-Unter­
     relevant sind und als Determinanten bezeichnet werden
     ­                                                                                     nehmen der wichtigste Faktor. Dagegen sehen dies nur
     (Lange, 2016). Lange präsentiert das Beispiel Aldi. Durch                             rund 67 % der B2B-Unternehmen so. Über alle Befragten
     die preisgünstigen Produkte, die verkauft werden, wird auch                           hinweg landet das Image dennoch auf dem ersten Platz
     die Marke Aldi als preisgünstig wahrgenommen. Gleich                                  Die reinen B2B Unternehmen sehen dagegen an erster
     funktioniert das im Idealfall mit den Testimonials. Roger                             Stelle den Standort des Unternehmens. Gesamthaft, also
     ­Federer mit seinem spezifischen Image muss von Marken                                B2B und B2C, findet sich der Standort in der Befragung
     eingesetzt werden, mit denen ähnliche Attribute verbunden                             mit rund 48 % an vierter Stelle. In der Asset Management
     werden.

     Abbildung 5: Attribute, die für die Befragten relevant für die Markenidentität sind

     IMAGE UND PRODUKTE & HERSTELLUNG SIND ENTSCHEIDEND
     FÜR DIE MARKENIDENTITÄT                                                                                                                 Zustimmung in %

     Welche Attribute sind entscheidend für Ihre Markenidentität?

     Image                                                                                                                                       71,9

     Produkt und Herstellung                                                                                                                   70,5

     Mitarbeitende                                                                                                                            69,5

     Standort des Unternehmens (z. B. Schweiz)                                                                    48,1

     Flexibilität, Jugendlichkeit, Schnelligkeit                                              29,8

     Selbstverständnis des Unternehmens                                                       29,5

     Sonstiges                                                        10,2
                                                                                                                           N = 295, Mehrfachnennungen möglich
Swiss Marketing Leadership Studie 2018       21

Abbildung 6: Nutzen der Marke für die Befragten

KUNDENTREUE UND VERBUNDENHEIT WERDEN VON DEN BEFRAGTEN
AM MEISTEN GENANNT HINSICHTLICH DES NUTZENS DER MARKE                                                                         Zustimmung in %

Welchen Nutzen bringt Ihre Marke?

Kundentreue und Verbundenheit                                                                                                          85,8

Positive Markenattribute werden auf die Produkte übertragen                                        49,5

Imageförderung                                                                                   47,5

Wettbewerbsvorteil                                                                        43,1

Mehr Gewinn                                                          20,3

Sonstiges                                                      4,1

Keinen Nutzen                                                 3,1
                                                                                                            N = 295, Mehrfachnennungen möglich

­Studie 2018 der Hochschule Luzern wurde der Standort                Spezia­listen sind, so ist für sie, gemäss Swiss Textiles, die
Schweiz für diese Branche hervorgehoben (Fausch &                    nachhaltige Produktion von grosser Bedeutung. Daraus
­Ankenbrand, 2015). Im internationalen Ranking lag Zürich            kann man schliessen, dass dies auch auf das Image Aus­
auf Platz vier. Je nach Branche und Tätigkeit ist daher der          wirkungen hat. Wer nachhaltig produziert, müsste bei den
Standort tatsächlich ein relevanter Faktor für die Marken­           Kunden auf ein besseres Image vertrauen dürfen. Diese
identität resp. das Image.                                           Verzahnung findet sich auch bei den Bio-Produkten. Die
                                                                     Produktionsweise hat einen Einfluss auf das Image der Pro­
An zweiter Stelle der Attribute für die Markenidentität folgen       dukte (Simons, Vierboom & Härlen, 2001).
die Produkte und die Herstellung mit 70,5 %. Diese Platzie­
rung ist ebenfalls durchaus logisch. Die Produkte sind für           Mit 69,5 % folgen als wichtiger Faktor die Mitarbeitenden.
viele Unternehmen der Dreh- und Angelpunkt und stehen                Die    Korrelation   zwischen        Mitarbeiterzufriedenheit       und
oft im Zentrum des Handelns (Herrmann & Huber, 2013).                Kunden­
                                                                           zufriedenheit wurde bereits 2010 in einer Meta­
Die Herstellung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und hat         analyse von Gerpott und Paukert (2010) nachgewiesen. Es
­einen Einfluss auf die Marke. Man denke nur an eine in­             ist erfreulich zu sehen, dass auch auf Unternehmerseite der
ländische oder ausländische Herstellung. Dies kann einen             Faktor Mitarbeiter als wichtig für die Markenidentität einge­
Unterschied für die Kunden bedeuten. Im Bekleidungssektor            stuft wird. Neben dem Produkt sind die Mitarbeiter tatsäch­
ist die Herstellung ein grosses Thema. Der Verband Swiss             lich ein ­bedeutender Faktor in der Kundenbeziehung. Dies
Textiles hat in einem Bericht die Bedeutung der Nachhal­             bedeutet im Umkehrschluss, dass man im Management diesen
tigkeit thematisiert (Flückiger, Bachmann & Matti, 2016).            ­Aspekt nicht ausser Acht lassen darf. Er kann einen grossen
Auch wenn viele Schweizer Firmen in diesem Bereich                   Einfluss auf das Image haben, gerade im Kundenkontakt.
22

     Neben dem Image und der Markenidentität ist natürlich          Diejenigen der Befragten, die sich als Top-Performer (siehe
     auch der Nutzen einer Marke von einer hohen Bedeutung.         Erklärung in Kapitel 6.1: Performance-Klassen) einschätzen,
     Der Nutzen muss nicht zwingend mit einem physischen            sehen den Wettbewerbsvorteil als einen wichtigen Nutzen
     Nutzen verbunden werden. Es kann sich durchaus auch            (62,5 %). Bei den Underperformern sind dies nur 34 %. Mit
     um einen ideellen Nutzen handeln. Schmidt (2007) bringt        grosser Wahrscheinlichkeit gibt es auch hier Branchen­
     das Beispiel des Mineralwassers San Pellegrino, welches        unterschiede. Eine starke Marke kann allerdings zum
     die Konsumenten in den letzten Italien-Urlaub zurück­          Unter­nehmenserfolg beitragen und damit auch einen Wett­
     versetzt und damit positive Emotionen auslöst. Fast 86 %       bewerbsvorteil verschaffen. Es gibt also nicht nur einen
     der Befragten sahen als primären Nutzen die Kundentreue        Nutzen auf Kundenseite, sondern auch auf seiten des
     und Verbundenheit (vgl. Abb. 6). In der Theorie gibt es        ­Unternehmens, und dieser kann auch monetäre Vorteile
     ­verschiedene Beziehungsformen. Baumgarth (2014) prä­          haben (Kapferer, 2015).
     sentiert drei: Die eine benennt er als beste Freundschaft.
     Diese ist eine freiwillige Verbindung, die auch dauerhaft
     ausgerichtet ist. Die zweite Form nennt er geheime Affären.
     Hier geht es um eine sehr gefühlsbetonte Beziehung, die
     ein Risiko birgt, sofern andere davon wissen. Die dritte
     Form sind Kindheitskameradschaften, die vor allem Trost
     und Sicherheit bieten. In der Markenführung ist es natürlich
     von erheblichem Vorteil, wenn man treue Kunden hat. Hier
     kann die Marke mit einem hohen Wiedererkennungswert
     und einem positiven Image viel beitragen. An dritter Stelle
     nannten die Befragten auch genau diesen Punkt der
     Imageförderung (47,5 %). Für 49,5 % der Befragten wer­
     den die positiven Markenattribute auf das Produkt über­
     tragen. Dies wurde oben bereits erläutert und stellt eine
     logische Schlussfolgerung dar.
Swiss Marketing Leadership Studie 2018      23

2.2 WICHTIGKEIT DES FAKTORS MITARBEITER                           Customer-Service-Center die notwendigen Autorisierungen
       IN DER DIGITALEN TRANSFORMATION                            fehlen, um dem Kunden gewisse Konditionen zu gewähren,
Bereits bei den Attributen der Markenidentität gel­               dann ist dies nicht konsistent mit der Marke (Kreutzer,
ten die Mitarbeiter als wichtiger Faktor. Die Seite               2014). Unternehmen haben verschiedene Instrumente für
der Mitarbeiter wurde explizit befragt, da sie einen              das Internal Branding zur Verfügung. Schmidt präsentiert
grossen Einfluss auf ein Unternehmen haben.                       vier Bereiche, die für das interne Branding relevant sind
                                                                  (Schmidt, 2007): Einerseits sind dies die Strukturen (z. B.
Für den Grossteil der Befragten stimmte die Aussage, dass         Organisationsstruktur, Anreizsysteme, Planungssysteme
sich die Belegschaft mit der Marke langfristig identifizieren     etc.), die Kommunikation (interne Kommunikation, innen­
sollte (vgl. Abb. 7). Besonders hoch war die Zustimmung           gerichtete externe Kommunikation), die Führung (Führungs­
bei Unternehmen mit 250–1000 Mitarbeitern sowie bei               kultur, Führungsstil) und das Personalmanagement (Em­
Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern. Unternehmen               ployer Branding, Personalauswahl, Beförderungskriterien
unter 50 Mitarbeitern werten diesen Punkt etwas niedriger.        etc.).
Gemäss Kreutzer (2014) benötigen Unternehmen Mitar­
beiter, die als Markenbotschafter wirken. Sie müssen da­          Bei der Befragung wurde auch an dieser Stelle die Bedeu­
durch ein markenidentitätskonformes Verhalten an den Tag          tung der Kontinuität hervorgehoben. Die Marke muss die
legen. Gemäss Kreutzer (2014) gelingt dies nur, wenn ein          Unternehmenswerte verkörpern und auf Langfristigkeit
sogenanntes Internal Branding aufgebaut wird. Alle Unter­         ausgerichtet sein. Dieser Punkt schlägt sogar leicht Swiss­
nehmensrepräsentanten müssen dieses markenorientierte             ness. Diese ist zwar wichtig, wurde aber nicht ganz so
Verhalten auch tatsächlich leben. Nur so können Führungs­         hoch bewertet wie die Kontinuität. Eine Kombination von
kräfte und Mitarbeiter als Markenbotschafter wirken. Zur          Swissness und langfristigen Marken ist wohl für die
Identifikation mit der Marke trägt auch die Wertschätzung         Schweizer Unternehmen die richtige Mischung, sofern es
bei. Diese fördert die Leistungsbereitschaft und Motivation       zur eigenen Ausrichtung passt. Die Studie Swissness
(Kreutzer, 2014). Kreutzer nennt als Beispiel eine Marke mit      Worldwide 2016 der Universität St. Gallen hat aufgezeigt,
einer hohen Serviceorientierung. Wenn dem Mitarbeiter im          dass Swissness wichtig ist, aber nicht für alle Branchen

Abbildung 7: Aussagen zum Brand Management im Unternehmen

DIE IDENTIFIKATION MIT DER MARKE IST AUF MITARBEITERSEITE WICHTIG

Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?

Es ist wichtig, dass sich die Mitarbeitenden mit der Marke                                                             4,6
langfristig identifizieren können.

Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, braucht es eine
authentische Marke, die flexibel auf die verschiedenen                                                 3,8
Altersgruppen reagiert.

Unsere Marke verkörpert die Unternehmenswerte und ist                                                          4,2
auf Kontinuität ausgerichtet.

Wie wichtig ist Swissness für Schweizer Unternehmen?                                                         4,1

                                                                                                              N = 294, 284, 294, 290

Mittelwert-Skala                                              1     2                3                  4                     5
von 1 (Stimme gar nicht zu) bis 5 (Stimme voll und ganz zu)
24

     gleichermassen (Feige, Reinecke & Hirsbrunner, 2016).         Unternehmen erhöht werden (Einramhof-Florian, 2016).
     Insbesondere bei Luxusuhren, bei Käse und Kosmetik­           Hier gilt es, das Employer Branding entsprechend auf die
     artikeln sind die Konsumenten bereit, für die Schweizer       diversen Generationen auszurichten. Analog der Unique
     Herkunft mehr zu bezahlen. Dies ändert sich in den Be­        Selling Proposition gibt es die Employer Value Proposition.
     reichen Informations- und Kommunikationstechnologie           Sie spiegelt den Wettbewerbsvorteil des Arbeitgebers in
     ­sowie im Maschinenbau. Die Schweizer Herkunft alleine        den Augen des Arbeitnehmers wieder. Die Employer Value
     macht noch keinen Erfolg, es braucht dazu eine langfristig    Proposition muss authentisch attraktiv und differenzierend
     ausgerichtete Marke, die konsistent ihre Markenwerte ver­     sein – nur so wird sie zu einem echten Vorteil (Parment,
     körpert und von den Mitarbeitern getragen wird.               2009). In der Befragung gab es zwischen den Branchen
                                                                   leichte Unterschiede. So war die Authentizität der Marke
     Die verschiedenen Generationen machen die Mitarbeiter­        für die Mitarbeitergewinnung für die Branche Gastgewerbe /
     gewinnung für die Unternehmen nicht einfacher. So ist für     Beherbergungen und Gastronomie höher (Wert 4,64) als
     die Generation Y die Attraktivität des Unternehmens weniger   für die Branche Verarbeitendes Gewerbe / Herstellung von
     wichtig. Hier zählen Corporate Social Responsibility und      Waren (Wert 3,57). Je nach Branche sind die Anfor­
     die Nachhaltigkeit. Die Generation der Babyboomer setzt       derungen an die Mitarbeiter unterschiedlich. Daher kann
     dagegen sehr viel Wert auf das Image des Arbeitgebers.        es durchaus zu anderen Gewichtungen kommen. Den­
     Die Generation Y zeichnet sich ausserdem durch eine           noch kann man sagen, dass die Marke auch im Employer
     Sprunghaftigkeit aus. Hier müssen umso mehr die Bindun­       Branding und in der Mitarbeitergewinnung eine wichtige
     gen an den Arbeitgeber forciert und die Verweildauer im       Rolle spielt.

                «Erfreulich viele Unternehmen erkennen die hohe
                Relevanz der Mitarbeitenden für die Marke, und das
                offensichtlich in allen Branchen relativ stark. Dies
                verdeutlicht, dass Markenmanagement längst nicht
     mehr nur in der Theorie, sondern auch aus Sicht der Praxis
     eine ganzheitliche Sicht erfordert und neben ‹klassischen›
     Marketingmassnahmen der Kommunikations- und Produkt-
     politik immer auch die Mitarbeitenden einbeziehen sollte.»
     Prof. Dr. Florian U. Siems, TU Dresden
Sie können auch lesen