DEMOKRATIEBILDUNG IN DER DIGITALISIERTEN GESELLSCHAFT PRAXISHEFTE DEMOKRATISCHE SCHULKULTUR - ZPB
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
mateneen IMPRESSUM Herausgeber Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse, Universität Trier, Professur Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, Zentrum fir politesch Bildung Luxemburg, Trier | Mai 2020 ISSN (dt. Fassung, print): 2658-9613 (dt. Fassung, online): 2658-9621 (édition française, en ligne): 2658-9656 Die Praxishefte Demokratische Schul- kultur erscheinen halbjährlich und bieten Schulleitungen und Schulpersonal theo- retische Grundlagen und praxisorientierte Anleitungen zur demokratiepädagogischen Schulentwicklung. Jedes Themenheft ist jeweils einer demokratiepädagogischen Bauform oder strategischen Frage der Schul- entwicklung gewidmet. Die Praxishefte werden allen Luxemburger Schulen als Printausgabe zur Verfügung gestellt und online mit zusätzlichen Materialien und in französischer Fassung vorgehalten. mateneen.eu Layout | 20, rue des Sangliers L-7344 Steinsel | www.moskito.lu Druck Imprimerie Heintz 15, rue Robert Krieps L-4702 Pétange 2 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen Inhalt VORWORT 4 THEORIETEIL Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft 5 Matthias Busch Praxisbericht: Medien in der Schule selbst machen 14 Gianni Mersch PRAXISTEIL Demokratische Beteiligung stärken durch digitale Tools 17 Maike Koböck Film ab! Digital und kreativ eigene Statements formulieren 19 Natascha Gaiser Mit Actionbounds die eigene Gemeinde entdecken und präsentieren 24 Julia Frisch KonterBUNT – Argumentieren lernen gegen menschenverachtende Parolen 27 Daniela Kallinich, Mikis Rieb Digitalisierung als Thema im Untericht - ein Einstieg 30 Steve Hoegener, Daniel Weyler „Ich habe nichts zu verstecken...oder doch?!“ - Ein Praxisleitfaden zur Diskussion in der Klasse 34 Romain Schroeder Besprechungen 39 Vanessa Prinz, Maike Koböck, Karl Schulz © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 3
Vorwort Digitalisierung ist eine der größten auch Chancen für die Demokratiebil- ihren Blick auf den sozialen Nahraum Herausforderungen für die Schule dung. Nach einem einleitenden Arti- zu präsentieren. Beide Formate kann im 21. Jahrhundert. Zugang zum Internet kel, der die Thematik mit ihrer großen man sowohl in der Grundschule als gehört zum Alltag und zur Lebenswelt Komplexität zusammenfasst, zeigt das auch in der Sekundarstufe einsetzen. quasi jedes Schülers und jeder folgende Heft Beispiele und Anregun- Schülerin. Der Schulunterricht und gen, wie man mit digitalen Medien in Wie man mit Herausforderungen, die die pädagogischen Herangehensweisen der Schule arbeiten kann und wie die sich mit dem Internet ergeben, um- werden sich daran anpassen müssen, Schüler*innen die digitale Welt erproben gehen kann, zeigt die zeigt die App aber auch die vermittelten Inhalte und und reflektieren können. „KonterBUNT“, die es ermöglicht, entwickelten Kompetenzen kommen an Jugendliche aber auch Erwachsene der Digitalisierung nicht vorbei. Der Bericht vom Uelzechtkanal aus auf spielerische Art zu einer kritischen Esch-sur-Alzette macht deutlich, Auseinandersetzung mit menschenver- Auch für die Demokratiebildung in welches Potential medienpädagogische achtenden Parolen anzuleiten. der Schule ist die Auseinandersetzung Ansätze bieten, in denen Jugendliche mit der Digitalisierung eine Notwendig- selbst digitale Beiträge produzieren und Wie Herausforderungen und Chan- keit. Videoportale, Internetseiten und das Internet als Sprachrohr für eigene cen der Digitaliserung im Unterricht soziale Netzwerke sind zunehmend die Statements und Berichte nutzen. zum Thema gemacht werden können, wichtigste Informationsquelle für die erläutern zwei weitere Beiträge. Beide Vorbereitung von Hausarbeiten und Im Praxisteil werden einige Möglich- Praxisbeispiele zeigen Wege auf, um zur Informationsbeschaffung allgemein. keiten gezeigt, wie man digitale Tools mit den Schüler*innen zu diskutieren, für Demokratiebildung nutzen kann. welcher Impakt die Digitalisierung auf Doch der schnelle und direkte Zugang Ein erster Überblick stellt hierzu ver- die Gesellschaft, die Meinungsbildung zu Informationen bedeutet nicht auto- schiedene Programme und Internetsei- und den Alltag von uns allen hat oder matisch, dass die Schüler*innen dadurch ten vor, die Lehrer*innen zusammen mit haben kann, ohne dabei den Anspruch besser informiert sind. Die Vielzahl von ihren Schüler*innen für verschiedene zu erheben, die Komplexität des Zusam- Angeboten sehr unterschiedlicher Natur Bereiche der Beteiligung und Mitge- menspiels von Algorithmen, Künstlicher und Qualität machen es schwierig, sich staltung nutzen können. Zwei Beiträge Intelligenz und Big Data von allen Seiten zurechtzufinden, Fehl- und Desinfor- zeigen beispielhaft, wie digitale Tools zu beleuchten. mationen zu erkennen und die jeweilige für partizipativen Unterricht sinnvoll politische Orientierung der Beiträge eingesetzt werden können: Zum einen Auf der Internetseite „mateneen.eu“ einzuschätzen. Durch schnellen Infor- geht es um Stop-Motion-Filme, mit finden Sie zusätzlich zu den deutschen mationsaustausch wie über WhatsApp denen eigene politische Statements und französischen Versionen aller können die Jugendlichen sich in kurzer auf kreative Art formuliert und publiziert bereits erschienenen Hefte wie immer Zeit sehr schnell mobilisieren und sehr werden können. Zum anderen wird die die frei verfügbaren Arbeitsblätter und viele erreichen, doch das Interesse kann Actionbound- App vorgestellt, mit der Kopiervorlagen zu allen Praxisbeiträgen genau so schnell wieder abflachen. Der man digitalgestützte Schnitzeljagden für den flexiblen Einsatz im Unterricht. Umgang mit dem Medium Internet konzipieren und spielen kann. muss medienpädagogisch vermittelt Wie wünschen Ihnen viel Freude beim werden. Schüler*innen können auf diese Wei- Lesen und freuen uns auf Feedback, se ihre eigene Gemeinde oder andere Reaktionen und Anregungen. Doch die Digitalisierung ist nicht nur unterrichtsbezogene Themen entdecken eine Herausforderung, sondern bietet oder das Instrument selbst nutzen, um Das Herausgeberteam 4 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
THEORIETEIL mateneen | Theorieteil | Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft Matthias Busch Digitalisierung wirkt sich in radikaler Weise auf alle Lebensbereiche aus. Durch die technische Vernetzung und die Umwandlung analoger in digitale Daten entstehen umfassende Datenmengen. Aus ihrer Verknüp- fung und Verarbeitung lassen sich Regelmäßigkeiten erkennen und Anwendungen generieren, deren soziale, ethische, politische, rechtliche, arbeitsweltliche und ökonomische Folgen heute noch nicht ansatzweise abzuschätzen sind.1 Optimistische Prognosen erwarten eine Digitalisierung als politische Erhöhung von Sicherheit und Effizienz, MOOC Herausforderung beispielsweise durch intelligente Verkehrs- Welche gesellschaftlichen Entwicklungen Als MOOC (Massive Open Online und Warensteuerung oder automatisierte mit der Digitalisierung tatsächlich verbun- Course) werden offen zugängliche medizinische Diagnosen. Online-Parti- den sein werden, lässt sich momentan noch Onlinekurse bezeichnet. Sie bestehen zipation werde demokratische Teilhabe, nicht beantworten. Für beide Zukunftsvisi- in der Regel aus Lernvideos, Texten, Mobilisierung und Entscheidungsprozesse Arbeitsaufträgen und Foren, in denen onen lassen sich bereits heute erste Anzei- verbessern und erleichtern. Die mit der Lehrpersonen und Lernende mitein- chen und Beispiele finden. Die Szenarien Digitalisierung einhergehenden Verände- ander kommunizieren und zusammen- verdeutlichen jedoch, dass die Digitalisie- rungen in der Produktion, Distribution und arbeiten können. rung zentrale politische Fragen aufwirft, Erschließung von Wissen, beispielsweise die in einem zivilgesellschaftlichen Diskurs durch frei verfügbare Bildungsangebote verhandelt und gestaltet werden können. wie MOOCs oder Open-Educational- Biometrik und kybernetische Organis- Wie sich die Digitalisierung entwickelt und Resources, könnten Bildungssysteme men menschliche Intelligenz und Fähig- welchen Einfluss sie in den unterschiedli- nachhaltig demokratisieren und Bildungs- keiten erweitert und die Arbeitswelt mit chen Lebensbereichen gewinnt, ist in erster gerechtigkeit erhöhen. Digitale Medien Hilfe von Automatisierung und künstli- Linie nicht durch technische, sondern und virtuelle Anwendungen wie Virtual cher Intelligenz zugunsten der Menschen politische Entscheidungen bestimmt. Reality würden neue Lehr-Lern-Settings revolutioniert werden.2 Die virulenten Probleme betreffen weniger ermöglichen. Das individuelle Lernen kön- neuartige digitale, technologische als viel- ne durch das automatisierte Messen von Kritische Zukunftsentwürfe sehen dagegen mehr gesellschaftlich zeitlose, analoge Fra- Lernfortschritten – sog. Learning-Ana- durch die Digitalisierung Demokratien gestellungen. Hierzu zählen im Hinblick auf lytics – und personalisierte Lernbegleitung und das Bildungssystem gleichermaßen die Daten- und die damit einhergehende optimiert werden. Letztlich würden durch gefährdet.3 So ermögliche Big Data eine Kapitalkonzentration beispielsweise Fragen nie dagewesene soziale Kontrolle, die die der demokratischen Machtkontrolle und Privatsphäre zerstören und in einen digitalen des Datenschutzes. In dem Maße wie es Faschismus führen könne. Soziale Ungleich- möglich ist, persönliche Konsumgewohn- Open-Educational- heit und Bildungsbenachteiligung würden heiten, Gesundheitszustände, Verhaltens- Resources sich durch die digitale Spaltung vergrößern; weisen und Vorlieben mit Hilfe von Digital Open Educational Resources (OER) Social Bots und Digital Microtargeting Tracking und Algorithmen zu messen und sind kostenlose, (lizenz-)freie Lehr- würden mit Fake News und Echokammern vorherzusagen oder durch technische In- und Lernmaterialien. Mit ihrer u.a. von gesellschaftlichen Zusammenhalt zersetzen, novation und die Anonymität des Internets der UNESCO unterstützten digitalen politische Meinungsbildung manipulieren Desinformations- und Verleumdungskam- Bereitstellung geht die Vision einher, und Pluralismus als Grundlage demo- pagnen zu führen, müssen Gesellschaften globale Bildungsbenachteiligungen kratischer Gesellschaften vernichten. Der ihr Verständnis von Persönlichkeitsrech- abzubauen und Bildungsbemühungen Einfluss der neuen Medien auf die Sozialisa- ten und digitaler Selbstbestimmung neu zu stärken. tion führe schließlich zu „digitaler Demenz“ verhandeln und daraus Maßnahmen zum (Manfred Spitzer) und Soziopathie. Schutz von Privatsphäre und demokrati- © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 5
Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft | Theorieteil | mateneen scher Öffentlichkeit durch Regulierung „In der Lebenswirklichkeit sind digitaler Erscheinungsformen ableiten. analoge und digitale Welt längst zu Übersicht 1: Ausgewählte Studien Wenn Algorithmen in der Lage sind, bereits einem hybriden Erfahrungs- und zu digitalisierungsbezogenen aus 300 öffentlichen Facebook-Likes Per- Handlungsraum verschmolzen“ Kompetenzen und Verhaltenswei- sönlichkeitsprofile zu erstellen, die in ihren sen von Kindern und Jugendlichen Aussagen zu Vorlieben, Einstellungen und Vorbereitung auf Referate und Klausuren. Charakterzügen treffsicherer sind als die Politische Informationen werden fast aus- • I CILS 2018: Die International Einschätzungen enger Freunde,4 so muss schließlich über den Newsfeed der sozialen Computer and Information Lite- geklärt werden, inwieweit diese für Ver- Medien rezipiert. Die WhatsApp-Grup- racy Study der IEA (Internatio- sicherungen, Bewerbungsverfahren oder pe der eigenen Klasse oder Peergroup ist nal Association for the Evaluati- Wahlwerbung nach ethischen Erwägungen gleichermaßen sozialer Bezugspunkt, Ort on of Educational Achievement) genutzt werden dürfen und wie ihre Pro- der Identitätsbildung wie Quelle für Cyber- vergleicht die computer- und grammierung ggf. öffentlich transparent mobbing oder Doxing. Jugendliche nutzen informationsbezogenen Kom- kontrolliert werden kann, um Diskriminie- die sozialen Medien und das Internet, um petenzen von Schüler*innen der rung und Manipulation vorzubeugen.5 Gleichgesinnte zu finden und sich – wie achten Klasse. im Fall der Fridays for Future-Bewegung Digitalisierung als demokratie- – politisch zu organisieren, sind zugleich • J IM-Studie/KIM-Studie 2018: pädagogische Herausforderung aber oft nicht in der Lage Fake News oder Der Medienpädagogische Für Schule und Unterricht stellt populistische Propaganda als solche zu Forschungsverbund Südwest Digitalisierung damit nicht allein eine dekonstruieren. untersucht regelmäßig das technische oder medienpädagogische Medienverhalten der 6- bis Herausforderung, sondern insbeson- Die ambivalenten Erfahrungen, die Kinder 13-Jährigen (KIM) und 12- bis dere auch eine demokratiepädagogi- und Jugendliche in der digitalen Welt 19-Jährigen (JIM). sche Bildungsaufgabe dar, die Inhalte, machen, müssen Lehrer*innen aufgreifen Methoden und Ziele des Lernens und und in Bildungsprozessen fundieren, wollen • P ISA-Studie 2018: Initiiert Lehrens in allen Fächern tangiert. Damit sie nicht an der Lebenswirklichkeit der von der OECD vergleicht das nicht technische Innovation oder gar Schüler*innen vorbei unterrichten. Programme for International ökonomische Interessen didaktische Neben der Chance, durch entsprechende Student Assessment (PISA) Konzepte bestimmen, bedarf es auch Angebote im Fachunterricht und in freiwil- international Schülerleistungen, hier einer aktiven demokratiepädagogi- ligen Arbeitsgemeinschaften Erfahrungen 2019 verstärkt auch die Lese- schen Schulentwicklung. in der Anwendung und produktiven Ge- kompetenz bei Online-Medien. staltung digitaler Medien und Lernsettings Die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer zu sammeln, sollten Digitalisierung und ihre solchen strategischen pädagogischen Aus- gesellschaftlichen Implikationen auch zum einandersetzung mit Erscheinungsformen, Gegenstand des Unterrichts werden. Verantwortung bisher nur bedingt gerecht Chancen und Risiken der Digitalisierung (vgl. Übersicht 2). Aus Sicht der Demo- begründen sich nicht zuletzt aus der aktu- Gerade die allgemeinbildende Schule, kratiebildung wäre es in jedem Fall fatal, ellen Lebenswirklichkeit der Schülerinnen die alle Kinder und Jugendlichen jenseits „digitale Bildung“ rein affirmativ und und Schüler, in der analoge und digitale segregierender Filterblasen erreicht und funktionalistisch als medienkompetente Welt längst zu einem hybriden Erfahrungs- zu Selbstbestimmung und gesellschaftli- Nutzung digitaler Medien zu denken oder und Handlungsraum verschmolzen sind. cher Mitbestimmung befähigen soll, steht an ein einzelnes Fach wie „Informatik“ oder Heutige Kinder und Jugendliche verbrin- in der Verantwortung, in der Entwicklung „Medienbildung“ zu delegieren. Vielmehr gen nach eigenen Angaben – wie aktuelle des Selbst- und (digitalen) Weltverhält- erfordert die komplexe Bildungsaufgabe, Studien zeigen (vgl. Übersicht 1) – durch- nisses ein Schon- und Reflexionsraum für eine demokratische Handlungskompetenz schnittlich bis zu vier Stunden am Tag im eine distanzierende Auseinandersetzung unter den sich verändernden Bedin- Internet. Youtube, WhatsApp, Snapchat, mit der eigenen Lebenswelt und gesell- gungen gesellschaftlicher Digitalität zu Instagram und TikTok zählen zu den belieb- schaftlichen Wirklichkeit zu sein. ermöglichen, eine Entwicklung von Schule testen Angeboten. Gerade die Videopor- Bestehende bildungspolitische Konzepte und Unterricht in mindestens tale sind zunehmend eine zentrale Basis zur und Maßnahmen werden dieser komplexen vier Handlungsfeldern (vgl. Abb.). 6 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft Handlungsfelder digitalisierungsbezogener Schulentwicklung k lung Organisatio Personalentwic • E ns ntwicklun entwicklun g hen Lehrer- n schulspezifisc g einer beda • E ntwicklung vo rungsstrate gie und Leit rfsgerechte n Digitalisie nzepten - fortbildungsko arbeit, Super- und • D igitalisieru bild-veranke rung, de ru ng sc hu linterner Team wi cklu ng organisation ng von Verw altungsablä • F ör richtse nt ufen und Sch llegialen Unter zur Optimie ul- Covision zur ko prozessen un rung von Kom munikation aler Beratungs- d Arbeitsab s- • A ufbau kollegi r, • M aßnahmen lä uf en, IT-Beauftragte zur Qualität strukturen und un g • R egelungen zu Internet ssicherung und Evaluat A us bi ld ion, • S chülertutoren- ote und Nutzun sicherheit, Datenschut Beratungsangeb gsrichtlinien z • P ädagogische wi e • A ufbau auß er- Themen und Trainings zu schulischer ob bi ng , D atenschutz, Cyberm Kooperation en, eit, … Internetsicherh OER-Repos itorien, … Unterrichts- entwicklung Infrastrukturentwicklung achhaltige und bedarfsgerechte • N • I mplementierung fachspezifischer Curricula zur Investitionsstrategie in technische Thematisierung der ethischen, gesellschaftlichen Ausstattung, digitale & analoge und politischen Herausforderungen, Schwierigkeiten Lernräume, und Chancen der Digitalisierung und Förderung nline-Plattformen, • O von fachspezifischer Medienkompetenz … • Hard- und Software-Lösungen, • E ntwicklung von Lerngelegenheiten und Handlungs- räumen zur Partizipation an, Produktion und Gestaltung von digitalen Medien in Unterricht und Schulleben • Entwicklung digitalgestützter Unterrichtsmodelle, -materialien und Prüfungsformen und hybrider Lern- und Fachräume, … Digitalisierung als demokratiepädagogische Herausforderung bedarf schulspezifischer Strategien auf mindestens vier Handlungsfeldern. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 7
Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft | Theorieteil | mateneen Schule als Reflexions- und Handlungs- Kenntnisse über die Auswirkungen von Big „Die ambivalenten Erfahrungen, raum in der gesellschaftlichen Digitalität Data und Micro Targeting oder die Fähig- die Kinder und Jugendliche in der Im Bereich der Unterrichtsentwicklung keit, digitale Informationen medienkompe- müssen sich Kollegien zunächst damit tent auf ihre Qualität, Herkunft und Gül- digitalen Welt machen, müssen auseinandersetzen, wie sie die skizzierten tigkeit zu prüfen. Zu einer entsprechenden Lehrer*innen aufgreifen und in ethischen, gesellschaftlichen und politi- Thematisierung und curricularen Veranke- Bildungsprozessen fundieren, schen Implikationen, Risiken und Chancen rung bedarf es dabei weder einer kostenin- wollen sie nicht an der Lebens- der Digitalisierung in den Einzelfächern tensiven digitalen Ausstattung noch neuer wirklichkeit der Schüler*innen und fachübergreifend im Bildungsgang Unterrichtsfächer. Vielmehr lassen sich der Lernenden thematisieren können, um die Inhalte durchaus analog erörtern und vorbei unterrichten.“ ihre Schüler*innen auch in digitalen Fragen systematisch genuinen Gegenstandsbe- zur gesellschaftlichen Partizipation zu reichen der bestehenden Fächer wie Ma- Algorithmen oder Apps können hand- befähigen. Zur Teilhabe an der Gestaltung thematik, Biologie, Ethik, den sprachlichen lungsorientierte Praxisformen in Unterricht der digitalisierten Gesellschaft benötigen oder gesellschaftswissenschaftlichen Dis- und Arbeitsgemeinschaften Schüler*innen Jugendliche beispielsweise ein grundlegen- ziplinen zuordnen. So unterstützt beispiels- anleiten und ermutigen, eigene digitale des Wissen über die Funktionsweisen von weise die für den Geschichtsunterricht Handlungskompetenzen zu entwickeln und Algorithmen und künstlicher Intelligenz, maßgebliche Befähigung zur historischen Partizipationschancen zu beanspruchen. Quellenkritik nicht nur die Ausbildung einer – auch auf die digitale Welt über- Digitale Unterrichts- und Infrastruktur- tragbaren – Medienkompetenz. Die nicht entwicklung unter fachdidaktischem Übersicht 2: Auswahl exemplari- unproblematischen historischen Deu- Primat scher bildungspolitischer Hand- tungsangebote und geschichtskulturellen Sollen digitale Lernsettings auch im Unter- lungsempfehlungen und Konzep- Diskussionen im Internet, mit denen auch richt Anwendung finden, setzt dies nicht te für „digitale Bildung“ Schüler*innen in ihrer Lebenswelt kon- nur eine gezielte und bedarfsgerechte frontiert sind, machen eine Auseinander- Investitionsstrategie in technische Aus- setzung mit der digitalen Geschichtskultur stattung, digitale und analoge Lernräume, • E U-Kommission: Europäischer auch im modernen Geschichtsunterricht Hard- und Software voraus, sondern Referenzrahmen für digitale unausweichlich. Entsprechend gilt es, für erfordert kollegiale Anstrengungen zur Kompetenzen der Bürgerinnen jedes Fach zu prüfen, inwieweit sich die Konzeption digitalgestützter Lernsettings. und Bürger (DigComp). Gegenstände der eigenen Disziplin in der Der Einsatz digitaler Lernmedien verbes- https://frama.link/YHDEFFGy Digitalität moderner Gesellschaften bereits sert nicht automatisch den Lernprozess verändert haben und welchen Beitrag das und der vielfach erwartete Motivationsef- • K ultusministerkonferenz: Bildung Einzelfach zur Förderung einer (digitalen) fekt der neuen Technik oder spielbasierter in der digitalen Welt. Mündigkeit leisten kann, der Schule ihrem Anwendungen verflüchtigt sich in der https://frama.link/2yaJ3LsZ Selbstverständnis und Auftrag gemäß ver- Praxis schnell. Vielmehr benötigen digitale pflichtet ist. Medien – wie analoge Unterrichtsmedien • S ervice de Coordination de la auch – eine funktionale Einbindung in Recherche et de l’Innovation Neben dem Lernen über digitale Medien den Unterricht, die den gewählten Zielen, pédagogiques et technologi- muss Schule hierzu auch das Lernen mit Inhalten und Methoden zuträglich ist. Die ques(SCRIPT): Medienkompass. digitalen Medien ermöglichen, indem vertiefende Analyse eines einzelnen analo- URL: https://frama.link/tsno9723 sie Handlungsräume eröffnet, in denen gen Mediums ist nicht selten der zerstreu- Schüler*innen sich als Konsument*innen, enden Multimedialität digitaler Anwendung • D eutsche Gesellschaft für Demo- Gestalter*innen und Produzent*innen vorzuziehen, das intensive persönliche kratiepädagogik: in der digitalen Welt erproben und ihre Partnergespräch im Klassenraum effizien- Demokratiepädagogik & Digitale Erfahrungen reflektieren können. Von ter als die aufwendig organisierte und Bildung. URL: der Schulhomepage über selbsterstellte störanfällige Feedback-App. Für Schulen https://frama.link/vKEN7hEU Podcasts und Online-Foren bis hin zur kann die Investition in einzelne fachspezi- Initiierung von Online-Petitionen oder fische digitale Lernlabore kostengünstiger der Programmierung von einfachen und didaktisch sinnvoller sein als die flä- 8 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft chendeckende Ausstattung mit Smart- kollaborativ und partizipativ sowie insbe- logen Raum intensiver für den persönlichen boards in jedem Klassenzimmer. Vielfach sondere individualisierter gestaltet werden Austausch, für individuelle Beratung oder entsprechen aktuelle kommerzielle Lern- als bisher und schafft damit neben einer zur Diskussion der Lerninhalte zu nutzen. angebote den fachdidaktischen Standards Öffnung und einem virtuellen Verlassen noch nicht. Letztlich müssen deshalb auch des Klassenzimmers zugleich die Chance, Zugleich besitzen digitale Anwendungen Hard- und Softwarelösungen, digitalge- die gemeinsam verbrachte Lernzeit im ana- inhärente Effekte, die etablierten Unter- stützte Unterrichtsmodelle und -materia- richtsstandards entgegenlaufen können; lien anhand fachdidaktischer und pädago- oder dem Mehrwert des neuen Mediums gischer Kriterien geprüft werden.6 Sinnvoll Flipped Classroom stehen Risiken gegenüber, die es abzu- wird der unterrichtliche Einsatz häufig erst Flipped oder Inverted Classroom wägen gilt. Beispielsweise fördern inter- dann, wenn er die spezifischen Potentiale bezeichnet ein Unterrichtsformat, aktive Smartboards nicht selten ungewollt digitalgestützten Lernens systematisch in dem die Lerninhalte von den Ler- lehrerzentrierte Unterrichtsformen. Die nenden zu Hause mit Hilfe digitaler zu nutzen weiß (vgl. Abb.). Vorteile, mit automatisierten Lernanalysen Lerneinheiten eigenständig erarbeitet die Lernprozesse nicht nur individualisieren, werden und hierdurch im Unterricht So kann schulisches Lernen beispielsweise mehr Zeit für Übung, Anwendung sondern auch in einem bisher unvorstellba- mittels digitaler Medien ortsunabhän- und Diskussion besteht. ren Maße kontrollieren zu können, werfen gig, wie im Flipped Classroom, stärker erhebliche ethische Fragestellungen auf. Kollaboration Multi- Zeitliche medialität Entgrenzung Allgemeindidaktische Potentiale digitalgestützten Lernens Partizipation Räumliche Mobilität Individua- lisierung Ein didaktisch sinnvoller Einsatz digitaler Medien sollte deren spezifisches Potential nutzen und sicherstellen, dass sie den gewählten Unterrichtszielen und Inhalten zuträglich sind. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 9
Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft | Theorieteil | mateneen So verführerisch es ist, Schüler*innen per Intelligenzquotienten der lesenden Schü- benötigen Schulen eine entsprechende Eye Tracking in ihrem Leseverhalten zu lerin gewinnen oder aus ihrer Augenbewe- Organisations- und Personalentwicklung. beobachten, ihnen an passender Stelle gung Krankheitsrisiken berechnen kann. Zur Konzeption aufwendiger digitaler Lern- im digitalen Schulbuch individualisierte settings bedarf es kollegialer Zusammenar- Hilfestellung und Rückmeldung zu bieten, Digitalisierung als Aufgabe beit und koordinierter Fortbildungen. Eine so sehr müssen sich Lehrpersonen auch von Schulentwicklung curricular fächerübergreifende Veranke- fragen, wie Daten und Persönlichkeits- Damit eine an pädagogisch-fachdidakti- rung der skizzierten digitalen Zukunfts- rechte geschützt werden können, wenn der schen Kriterien orientierte Unterrichts- themen und nachhaltige Investitionen in externe Dienstleister Informationen zum und Infrastrukturentwicklung gelingt, die technische Ausstattung verlangen nach Übersicht 3: Didaktische Dimensionen digitalisierungsbezogener Unterrichtsentwicklung Lernende Lernräume Fachinhalte Wie können digitale und ana Digitalisie- Inwieweit verändert die Digitalisie- Inwieweit verändert die loge de der Fach- Lernräume für hybride Un rung die Sozialisation, Lebenswirk- rung die Sachgegenstän settings gestaltet werden? terrichts- nnen entspre- lichkeit und demokratische Teilhabe disziplinen und wie kö können Schule und Unter Wie und Inhalte im der Kinder und Jugendlichen und chende Implikationen Hilfe digitaler Medien sin richt mit siert werden? welche Konsequenzen können daraus Fachunterricht themati geöffnet und mit der Welt nstiftend ischen, mora- für die Gestaltung eines schülerori- Wie lassen sich die eth vernetzt en und politi- werden? entierten, partizipativen Fachunter- lischen, gesellschaftlich gen, Risiken richts und schulischer pädagogischer schen Herausforderun alisierung in Angebote gezogen werden? und Chancen der Digit d fachüber- den Einzelfächern un und curricular Methoden greifend thematisieren zesse Wie können Lehr-Lern-Pro verankern? Chancen Lernzeiten - unter den Bedingungen, Lern- und Unter und Herausforderungen der Digita- Wie lassen sich r Hilfe digitale lisierung lernprodukt iv ges talt et wer- richtszeiten mit erlich Sozialformen ern und lernförd den? Inwieweit muss das Ve rst ändnis Medien veränd Wie lässt sich Unterricht der ter optimieren? schaftlicher Digitalität un in gesell- von Lernen und Lehren un d digitalge- du ktio n, Dis tribution stützten Lernsettings kollab veränderten Pro ssen in der partizipativ gestalten? Wi orativ und und Erschließung von Wi u konzipiert Ziele soziale Begegnungen, das e können digitalen Gesellschaft ne Wie kann das Ziel einer digitalen Me- Erleben werden? von Pluralismus und gem dienkompetenz – also die Förderung einsames Lernen in der Lerngruppe, von Fähigkeiten und Fertigkeiten zur lerngrup- penübergreifend und mit reflexiven Mediennutzung, -gestal- der demo- kratischen Gesellschaft ler Medien tung und -partizipation – als Quer- nproduktiv initiiert werden? Wie können mit Hilfe dig italer schnittsaufgabe in Schule und Unter- Unterrichtsmedien Lernproz esse richt verbindlich verankert werden? verbessert und individualisie rt werden? Wie lässt sich die grundlegende Wie können Lernende in ihren refle- Bildungsaufgabe von Schule und Lehrende xiven Medienkompetenze talisierung und n und im Unterricht – die Förderung von Mit- Wie verändern Digi Umgang mit digitalen Sachm settings Rolle, edien bestimmungs-, Selbstbestimmungs- digitalgestützte Lern gestärkt werden? d Handeln, und Solidaritätsfähigkeit – unter Selbstverständnis un tionsbedarfe von den Bedingungen gesellschaftlicher aber auch Qualifika Digitalität dauerhaft realisieren? Lehrpersonen? 10 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft „Schulen sollten ihre spezifischen derungen geben (vgl. Übersicht 3), hängt Auch bestehende Prüfungsformate von den örtlichen Bedingungen, grundle- werden sich mit der fortschreitenden „analogen“ Kompetenzen pflegen“ genden pädagogischen Ausrichtungen und Verfügbarkeit von Wissen und der technik- kohärenten Digitalisierungsstrategien und Bedürfnissen ab. Allein die technischen gestützten Optimierung menschlicher In- verbindlichen Leitbildkonzeptionen sowie Voraussetzungen variieren von Schule zu telligenz radikal verändern müssen. Hier transparenten Maßnahmen zu Daten- Schule deutlich – beispielsweise besitzen in sind Kreativität und Pioniergeist, pädago- schutz und Qualitätssicherung. Ebenso Luxemburg 86,9 %, in Frankreich 37,4%, gisches Augenmaß und fachdidaktische ist zu überlegen, wie auch die schulischen in Deutschland nur 26,2 % der Schulen Expertise gefragt, die Kollegien nicht zu Verwaltungs- und Beteiligungsstrukturen einen W-LAN-Zugang (vgl. ICLIS 2018). Getriebenen der Digitalisierung werden mit digitaler Hilfe verbessert und damit Die jeweilige Digitalisierungsstrategie sollte lassen, sondern sie dabei unterstützen, den Schüler*innen zugleich neue demo- daher partizipativ von den Akteuren vor Schüler*innen in einem selbstbestimm- kratiepädagogische Lernerfahrungen mit Ort formuliert werden, um nachhaltige ten Leben und aktiver demokratischer digitalen Tools ermöglicht werden können. Wirkung entfalten zu können. Hierbei Teilhabe in der digitalisierten Gesellschaft Zur Unterstützung der aufwendigen Ent- bedarf es auch aufgrund der disruptiven zu bestärken. wicklungsprozesse ist es schließlich auch Innovationen, die mit der Digitalisierung in ratsam, konzeptionell verankerte außer- allen Lebensbereichen einhergehen, der Nicht zuletzt sollten sich Schulen im schulische Kooperationen wie beispiels- Bereitschaft zu Flexibilität, kontinuier- Rahmen der eigenen Digitalisierungs- weise OER-Repositorien und -Verbünde licher Weiterentwicklung und institutio- strategie auch der Bedeutung ihrer einzugehen, um im schulübergreifenden, neller Selbstreflexion von Konzepten und spezifischen „analogen“ Kompetenzen internationalen Austausch von vorhan- Unterrichtspraxis. Traditionelle Schulräume bewusst bleiben und diese pflegen. Das denen digitalgestützten Konzepten und und Unterrichtszeiten entsprechen schon ästhetische Erlebnis eines Schulkonzerts Materialien zu profitieren. heute oft nicht mehr den Anforderungen nach langen Probenwochen, das Sich- an digitalgestützte Lernarrangements. „Der Einsatz digitaler Wie Schulen die unterschiedlichen Hand- Bildungsangebote und -abschlüsse dürften lungsfelder ausgestalten und welche Ant- sich weiter ausdifferenzieren und interna- Lernmedien verbessert nicht worten sie auf die didaktischen Herausfor- tional vernetzen. automatisch den Lernprozess.“ © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 11
Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft | Theorieteil | mateneen Erfahren und -Entdecken in Theaterauf- führung oder Planspielen, das gemein- Schulische Angebote same unterrichtliche Nachdenken und zur Medienpädagogik Diskutieren, die Arbeit im Schulgarten und die vielfältigen zwischenmensch- in der Großregion lichen Begegnungen, Konflikte und miteinander erzielten Erfolge, die Er- fahrungen von Toleranz und gemeinsam geteilten Werten sowie das Aushalten Rheinland-Pfalz: von Ambivalenzen und Unsicherheiten einer lebendigen Schulgemeinschaft https://frama.link/ukfMg9HH lassen sich in keiner digitalen Anwendung Der Medienkomp@ss Rheinland-Pfalz bietet bildungspolitische und konzeptio- abbilden, sind aber für den Bildungsgang nelle Grundlagen und einen „roten Faden“ für systematische, in den Unterricht der Schüler*innen essentiell. integrierte Medienbildung. 1Z ur soziologischen Einordnung der Digitalisierung vgl. Armin Nassehi (2019): Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft. München: C.H. Beck. Saarland: 2 Vgl. für das Bildungssystem bspw. Jörg Dräger, Ralph Müller-Eiselt (2015): Die digitale Bildungsrevolution. Der ra- https://frama.link/4K-rcsok dikale Wandel des Lernens und wie wir ihn gestalten können. München: DVA. Der Bereich Medienbildung auf dem Bildungsserver des Saarlandes bietet 3 Vgl. u.a. James Bridle (2019): New Dark Age. Der Sieg der Informationen zur Vermittlung von Medienkompetenz und zum Lernen mit Technologie und das Ende der Zukunft. München: C.H. Beck; Ben Williamson (2017): Big Data in Education. The und über Medien. Sie finden Berichte über medienpädagogische Projekte digital future of learning, policy and practice. London: Sage. 4 Vgl. Wu Vouyou, Michal Kosinski, David Stillwell (2015): sowie Hinweise zu Beschaffungs- und Betreuungsmöglichkeiten für Hard- Computer-based personality judgments are more accurate und Software. Darüber hinaus werden Medien und Materialien für Unterricht than those made by humans. In: PNAS, 4/2015, vol. 112, p. 1036-1040. und außerschulische Bildung vorgestellt. 5 Einen ersten Vorschlag für entsprechende demokratische Grundsätze hat die Europäische Ethikkommission 2018 in ihrer „Erklärung zu künstlicher Intelligenz, Robotik und Frankreich-Lorraine: ‚autonomen‘ Systemen“ formuliert. URL: https://ec.europa. eu/research/ege/pdf/ege_ai_statement_2018_de.pdf 6 Vgl. hierzu Klaus Zierer (2020): Lernen 4.0: Pädagogik vor https://frama.link/7pp5VXSY Technik - Möglichkeiten und Grenzen einer Digitalisierung im Der französische Bildungsserver Eduscol hat einen eigenen Bereich zur Nut- Bildungsbereich. 3. Aufl. Verlag Schneider: Hohengehren. zung von digitalen Medien im Unterricht. Das Angebot beinhaltet Angaben zur pädagogischen Praxis und Unterstützungsangebote. Belgien-Wallonien http://www.csem.be/outils Die wichtigste Anlaufstelle in Wallonien ist der Hohe Rat für Medienerziehung. Das Onlineangebot beinhaltet unter anderem eine große Anzahl von Tools für den Einsatz im Unterricht. Prof. Dr. Matthias Busch Luxemburg Politikwissenschaft, Universität Trier https://edumedia.lu/ Medienpädagogik und Digitalisierung im Unterricht ist eine der wichtigsten Matthias Busch ist Professor für bildungspolitischen Prioritäten in Luxemburg. „Edumedia“ wird zurzeit als zentrale Didaktik der Gesellschaftswissenschaften. Anlaufstelle aufgebaut. Man findet unteranderem einen Medienkompasss Er lehrt und forscht u.a. zur Demokratie- und Schulungsangebote. pädagogik, Europabildung und Geschichte der politischen Bildung. 12 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft Blick in die Großregion: Digitalisierung aus Schülersicht Bildungspolitisch nimmt die Förderung der Digitalisierung in Schule und Unterricht einen hohen Stellenwert ein. Doch wie nehmen Schülerinnen und Schüler die momentane Situation in ihrem Alltag wahr? mateneen führte im Athenée Royal de Nivelles in der Wallonie eine explorative Befragung durch, an der sich insgesamt 57 Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren beteiligten. Digitale Lerntools gehören für die Schüler*innen längst ler*innen nach eigenen Angaben kaum dazu aufgefordert, zum Alltag in Schule und Lebenswelt. Viele ihrer Lehr- mit Hilfe digitaler Medien das Schulleben mitzubestim- personen am Athenée Royal de Nivelles setzen Lern- men oder ihre Interessen und Positionen zu formulieren. und Lehrplattformen wie Itunes U oder Udditit, Program- me und Apps wie Youtube, Notes, Ibook, Pages Insgesamt zeigen die Schüler*innen damit eine hohe Sen- oder Kahoot ein. Hierbei werden die Tools in erster Linie sibilität für die Chancen und Grenzen digitaler Medien zu Recherche-, Dokumentations- und Präsentationszwe- im Unterricht. Sie wertschätzen das Engagement und cken genutzt. Zugleich stellt die Mehrheit der Befragten Bemühen ihrer Lehrer*innen, sehen aber auch die didakti- ihren Lehrer*innen ein positives Zeugnis aus: Sie sehen schen Herausforderungen für einen funktionalen Medi- die Vorzüge der digitalen Anwendungen und finden, eneinsatz. Als Expert*innen ihrer Lebenswelt nehmen sie dass sich durch sie das Lernen autonomer und interes- damit letztlich die Ambivalenzen einer Digitalisierung von santer gestalte. Schule und Unterricht differenzierter wahr als so manch technik-euphorische bildungspolitische Verlautbarung. Immerhin 13 Prozent fürchten jedoch auch, dass die Nut- zung von Tablets im Unterricht eher ablenke und das Ler- nen nicht wirklich verbessere. Stellenweise wird gar der Verdacht gehegt, Lehrer*innen versuchten, Schüler*innen mit dem vordergründigen Einsatz moderner Technik nur „zu ködern“. 11 Prozent lehnen digitale Medien im Unter- richt gänzlich ab. Auffällig ist jedoch die demokratiepädagogische Leerstelle, die sich im Unterrichtsalltag nach Ansicht der Schü- ler*innen zeigt. Das Lernen mit digitalen Medien scheint nur selten von einem Lernen über digitale Medien und Digitalität begleitet zu werden. Letztlich erlebt nur eine Minderheit die digitalen Medien als Chance für eigene gesellschaftliche Partizipation. Zwar nutzen immerhin stolze 37 Prozent der Befragten das Internet, um ihre Meinung kundzutun und sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Doch bleibt dieses Engagement auf das Privatleben beschränkt und findet keinen Widerhall im Schulkontext. In Unterricht und Schule werden die Schü- © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 13
Praxisbericht: Medien in der Schule selbst machen | Theorieteil | mateneen Praxisbericht: Medien in der Schule selbst machen Gianni Mersch Damit Schüler*innen Medienkompetenz entwickeln, bedarf es neben der Reflexion auch eigener Medienpraxis, in der sie zu Produzent*innen und Gestalter*innen von Medienangeboten werden. Der Praxisbericht stellt die Entwicklung einer einstündigen Fernsehsendung mit Schüler*innen am Lycée de Garcons in Esch vor. Noch zwei Tage bis zum Abgabetermin. im Sportbereich. Andere Themen sind die Die Aufregung der Jugendlichen ist Eindrücke von einer Dubai-Reise sowie Medienkompetenz sichtlich zu spüren, als man die Räum- das Portrait des jungen DJ Alessio. Medienkompetenz bezeichnet die Fähig- lichkeiten des Uelzechtkanal betritt. Die keit, Medien zu kennen (Medienkunde), Februarsendung soll am ersten Montag Die Planung der nächsten Sendung nach eigenen Zielen und Bedürfnissen zu des Monats im luxemburgischen Kabel- Rückblick: Anfang Januar, Donners- nutzen und zu gestalten (Mediennutzung netz ausgestrahlt werden. Zuständig für tagmorgen kurz nach 8 Uhr. Die 11 und - gestaltung) und sie in Bezug auf die Umsetzung dieser Sendung sind die Schüler*innen der 11. Klasse bereden das Individuum und die Gesellschaft zu reflektieren (Medienkritik). 31 Schüler*innen der Oberstufe. Der zusammen mit den drei Verantwortlichen Schwerpunkt der Sendung liegt diesmal Noémie Borges, Gianni Mersch und Foto: Gianni Mersch Wen sie interviewen und was sie fragen bestimmen die Schüler*innen. 14 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Praxisbericht: Medien in der Schule selbst machen Christian Welter, welche Beiträge in der Vorgaben, wie man das aus den klassi- Auffallend ist, dass die Jugendlichen des nächsten Sendung gezeigt werden sollen. schen Unterrichtsfächern kennt, gibt 21. Jahrhunderts nicht mehr fernsehen wie Die zur Auswahl stehenden vielfältigen es nicht. noch vor einiger Zeit. Das ist bei den Schü- Themen einer solchen Sendung ändern ler*innen des Uelzechtkanals nicht anders. sich monatlich. Die Schüler*innen ent- Schülergruppen, die aufeinander ab- scheiden selbst, was den Zuschauer*in- gestimmt sind und gut miteinander aus- Den Schüler*innen wird bewusst, nen geboten werden soll. Die Reportagen kommen, entstehen. „Belmin, könntest dass sie zusammenarbeiten können politisch, kulturell, informativ oder du den Schnitt übernehmen? Deine müssen. Ohne Teamwork und die unterhaltsam sein. Im ersten Jahr des Schneidetechnik würde gut zu diesem Optionsfachs Uelzechtkanal, also bei der Beitrag passen“, ist in einer der Redak- Beteiligung der ganzen Gruppe 11. Klasse, bestimmen die Verantwortlichen tionsversammlungen zu vernehmen. „Ich ist es schwer, ein einstündiges allerdings bei den Entscheidungen noch mit. möchte, dass Lisa mich als Kamerafrau Fernsehprogramm umzusetzen. begleitet“, meint ein anderer Teilnehmer. Gerade im ersten Trimester liegt der Fo- Schnell erkennen die jungen Menschen, Die meisten Beiträge werden online oder kus auf der Vermittlung der technischen wie sie am besten kooperieren können, über mobile Geräte wahrgenommen. Kenntnisse, wie z.B. der Kameraführung, was auch einen beträchtlichen Einfluss YouTuber wie Casey Neistat erreichen mit des Vorbereitens eines Interviews und der auf die Qualität der Beiträge hat. fast 12 Millionen Abonnenten viele junge Schneidetechnik. Idealerweise können Filmemacher*innen oder diejenigen, die es die Schüler*innen ab Mitte des zweiten Bei etwas komplizierteren Aufnah- noch werden wollen. Den Uelzechtkanal- Trimesters selbstständig eine Aufnahme men, wie zum Beispiel bei größeren Schüler*innen zu erklären, dass ein „Jump und auch das spätere Schneiden des Sport- oder Kulturereignissen, werden Cut“, wie Casey ihn benutzt, in einer Fern- Beitrags im Alleingang bewältigen. Da die Schüler*innen oft von einem der sehreportage störend wirkt, kann mitunter monatlich eine Sendung produziert wird, Verantwortlichen begleitet. Bietet man zu einer Diskussion unter Schüler*innen trifft man sich auch schon mal während ihnen aber an, den Premierminister und Lehrbeauftragten führen. Aber genau der Schulferien oder nach Schulschluss, Xavier Bettel für ein Interview anzuspre- das macht dieses Optionsfach so inte- je nach Thema. Eine gute inhaltliche Vor- chen, lautet die Antwort meistens: ressant. Aus diesem konkreten Beispiel bereitung, der Dreh, technische Fehler „Das ist kein Problem. Ich frage ihn.“ geht hervor, dass aus einer Idee nicht eine minimieren und alles rechtzeitig zum klassische Reportage entsteht, sondern Abgabetermin zurecht schneiden: Das In der Regel sind es kleinere technische eine Art Videoclip, der auch mit Jump Cuts sind die Herausforderungen und die Ver- Probleme, bei denen die jungen Fern- funktioniert. Den Schüler*innen werden antwortung, denen sich die Jugendlichen sehmacher*innen Hilfe benötigen. Die somit keine kreativen oder gestalterischen jeden Monat auf ein Neues stellen. Kameras gelten als semi-professionelles Grenzen gesetzt. Material. Um Bild, Ton und Licht richtig Kein „normaler“ Unterricht einzustellen, bedarf es schon einer ge- Tag X. Gemeinsam werden alle abgeschlos- Der Kurs findet nicht in einem gewöhn- wissen Präzision. senen Beiträge begutachtet. Einige Fehler lichen Klassenraum statt. Das sogenannte fallen den mittlerweile geschulten Augen Studio wird sowohl für die filmischen Von YouTubern, Jump-cuts und Videoclips mancher Schüler*innen auf. In letzter Mi- Aufnahmen als auch für die Redaktions- Im Allgemeinen hat sich die Fernseh- nute werden so noch rasch die entdeckten versammlung am Anfang jedes Monats produktion in den letzten Jahren wenig Probleme behoben. Als letzte Kontroll- aufgesucht. Im Schneideraum stehen den verändert. Dass die Technik sich aber instanz gilt allerdings nicht der Befund eines Jugendlichen bis zu sechs Computer zum weiterentwickelt hat, liegt auf der Hand. Es Chefredakteurs, sondern die Verantwortung Fertigstellen der Beiträge zur Verfügung. wird nicht mehr auf Kassetten, sondern auf obliegt dem ganzen Team. Einige Beiträge SD-Cards aufgenommen und die Bilder fehlen. Die betroffenen Schüler*innen Es herrscht eine lockere Stimmung vor. können bearbeitet werden, noch bevor diese arbeiten fieberhaft an der Fertigstellung, sie Man spürt, dass der Uelzechtkanal nicht ins Schneideprogramm importiert werden. sind sich des Zeitdrucks äußerst bewusst. einer klassischen Unterrichtsstunde ent- Doch gelten auch heute noch dieselben Re- Fertig. Die Sendung ist doch noch recht- spricht. Jeder Teilnehmende kann seine geln, was den Bildaufbau und die Schneide- zeitig abgeschlossen und kann am Montag- Ideen einbringen und auf diese Weise technik betrifft. Und genau in dem Bereich abend ausgestrahlt werden. etwas zur Sendung beitragen. Präzise können Schwierigkeiten auftauchen. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 15
Foto: Gianni Mersch Praxisbericht: Medien in der Schule selbst machen | Theorieteil | mateneen sen zu sein, hat mich hervorragend auf das vorbereitet, was ich heute mache.“ oder „Die Art und Weise, wie wir im Uelzechtkanal arbeiteten, unterscheidet sich wenig vom wahren Berufsleben“. Dies sind Äußerungen, die die Ver- antwortlichen erfreulicherweise immer wieder zu Gehör bekommen. Fest steht: Durch die Arbeit an der eigenen Fernsehsendung erwerben Schüler*innen nicht nur Fertigkeiten in der Mediennutzung und -gestaltung. Sie lernen die Funktionsweisen von Medien in einer Demokratie kennen, reflektieren Von der Planung bis zum Schnitt liegt die Produktion in den Händen der Jugendlichen. Medien als vierte Gewalt und werden darin bestärkt, ihre Sichtweise auf Welt, ihre Positionen und Interessen zu Medienbildung: Mehr als „Fernsehen persönliche Überzeugungen zu übermit- formulieren und in den öffentlichen machen“ teln. Den „oft geforderten aufgeklärten Diskurs einzubringen. Bemerkenswert ist es, die Entwicklung und bewussten Umgang mit den Medien der einzelnen Schüler*innen während der kann man kaum besser lernen, als wenn Zeit beim Uelzechtkanal zu beobachten. man direkt hinter den Kulissen vom Jour- Nach einem Schuljahr haben die Teilneh- nalismus mitwirkt und selbst Bild und Text mer*innen nicht nur gelernt, eine Kamera zusammensetzt.“ zu bedienen, die Bilder zusammenzu- Foto: Sacha Goldschmit schneiden und eine Reportage oder ein Vom Optionsfach zur Berufswahl Interview sorgfältig vorzubereiten. Aus Immer wieder wählen Schüler*innen aus häufig schüchternen Schüler*innen sind dem Lycée de Garçons Esch und dem oft Fernsehmoderator*innen geworden, Uelzechtkanal die Studiengänge Journa- die vor der Kamera überzeugen. lismus oder Kommunikation im Ausland. Gianni Mersch Darüber hinaus fällt auf, dass die Schü- Einige von ihnen schaffen es dann auch Gianni Mersch arbeitete nach dem ler*innen autonomer werden und selbstän- später, sich in Luxemburg in dem Bereich Studium 10 Jahre als freiberuflicher dig arbeiten. Sie verstehen zudem, welche zu etablieren. So gibt es frühere Uel- Kameramann und Cutter. 2005 trat er Verantwortung von ihnen übernommen zechtkanal-Mitarbeiter*innen, die sowohl als Lehrbeauftragter dem Uelzechtkanal werden muss, und können diese meistens beim Fernsehen als auch bei der geschrie- bei und leitet diesen jetzt mit Noémie auch gut managen. Sie lernen eine Gruppe benen Presse oder in der Kommunikation Borges und Christian Welter. zu koordinieren und über das Filmmedium tätig sind. „Teil des Uelzechtkanals gewe- Kontakt Uelzechtkanal Lycée de Garçons Esch-sur-Alzette https://frama.link/sudsQRfx 71, rue du Fossé Tel: +352 55 62 85 - 601 L - 4123 Esch-sur-Alzette uk@lge.lu www.lge.lu 16 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
PRAXISTEIL mateneen | Praxisteil | Demokratische Beteiligung stärken durch digitale Tools Demokratische Beteiligung stärken durch digitale Tools Maike Koböck Digitale Tools bieten vielfältige Möglichkeiten, demokratische Beteiligung in Schule und Gesellschaft zu unterstützen, an politischen Entscheidungsprozessen zu partizipieren und schulische Gremienarbeit, Entwicklungsprozesse und Projekte zu organisieren. Damit Schüler*innen die Tools kompetent nutzen können, sollte ihre Anwendung in Schule und Unterricht erprobt und reflektiert werden. Schüler*innen chatten, ‚liken‘, ‚snappen‘, digitale Anwendungen unterstützt wer- erarbeiteten Projektideen („Actionbound“) posten Fotos oder Videos, versenden den, wenn beispielsweise Abstimmungen, beziehungsweise von bereits umgesetzten Kurz- und Sprachnachrichten – in vielen Petitionen oder Veranstaltungen mit Hilfe Projekten („Blog“) unterstützend fungieren. Bereichen ihrer Kommunikation und ihres digitaler Medien organisiert werden. Soziallebens greifen sie auf digitale Möglich- Durch ihren Einsatz in Unterricht, Schule keiten der Kontaktaufnahme oder Selbst- Hierzu kann die demokratische Bildung und außerunterrichtlichen Arbeitsgemein- inszenierung zurück. Kinder und Jugendliche auf eine ganze Bandbreite von digitalen schaften werden Schüler*innen zu Produ- treten digitalen Medien häufig unbefangen Tools zurückgreifen, die den (innerschuli- zent*innen und Gestalter*innen digitaler gegenüber; die Nutzung technischer Geräte schen) Partizipationsprozess unterstützen. Beteiligungsformate und darin bestärkt, sich oder online verfügbarer Inhalte erfolgt Diese Tools reichen von simplen Anwen- auch langfristig demokratisch zu engagie- in vielen Fällen intuitiv, allerdings nicht dungen zum Festlegen von Terminen über ren. Schulische Verwaltungsabläufe und selten ohne dass ihnen die demokratischen Programme zur gemeinsamen Textarbeit demokratische Schulentwicklungsprozesse Chancen und Risiken der Tools ausreichend („Padlet“) bis hin zu einem vollständig können erleichtert werden. Wichtig bei allen bewusst sind. Auch wenn es nicht Aufgabe didaktisierten Konzept („aula“), welches Tools ist allerdings die Reflexion der unter- von Schule sein sollte, die Lebenswelt der das Potenzial zum Einbezug einer ganzen schiedlichen digitalen Werkzeuge, ihren Schüler*innen im Unterricht zu doppeln, Schulgemeinschaft in den innerschuli- Chancen, Grenzen und möglichen Risiken. sollten kompetente Nutzung und eine dis- schen Entscheidungsprozess bietet. Unbedingt sollten Fragen des Datenschut- tanzierende kritische Reflexion der digitalen zes und der IT-Sicherheit beachtet und Anwendungen daher durchaus im Unter- In der vorliegenden Zusammenstellung sind thematisiert werden, um Schüler*innen zu richt eine Rolle spielen. einige exemplarische Tools zusammenge- einer kritischen Verwendung auch über den tragen und kommentiert, um Lehrpersonen schulischen Kontext hinaus anzuregen. Darüber hinaus bieten digitale Tools jedoch Anregungen und einen schnellen Überblick auch die Chance, die virtuelle demokrati- über deren Einsatzmöglichkeiten, Chancen sche Beteiligung im Unterricht zu themati- und Herausforderungen zu geben. Die in sieren. Sie können dabei helfen, Partizipation dieser Übersicht enthaltenen Tools ermög- in Schule und Gesellschaft zu erproben und lichen eine Unterstützung des Partizipa- hierdurch die demokratische Teilhabe der tionsprozesses der Schüler*innen zu allen Schüler*innen in der Gesellschaft zu stärken. möglichen Zeitpunkten ihres Vorhabens Dies kann simulativ im Unterricht gesche- und können auf die individuellen Bedarfe hen, wenn Schüler*innen beispielsweise die der planenden Schüler*innen oder Schul- Maike Koböck Ergebnisse ihrer Romaninterpretation im gemeinschaft angepasst werden. So können Internet publizieren oder einen Blog führen, sie beispielsweise in der Planung („Framada- Maike Koböck studiert Deutsch und So- in dem sie ihre Erfahrungen dokumentieren. te“), bei der Information über ein geplan- zialkunde für das Lehramt an Gymnasien Es können aber auch ganz reale Beteili- tes Vorgehen („OPIN“), für Umfragen an der Universität Trier und arbeitet dort gungsprozesse in Projekten, der Schulent- („Xoyondo“), der Diskussion über Vor- als wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt wicklung, der Schülerselbstverwaltung oder haben („openPetition“), der Abstimmung „Demokratische Schulentwicklung“. des außerschulischen Engagements durch („VotAR“) oder der Publikation von fertig © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 17
Sie können auch lesen