Systemimmanenz und Transformation: Die Bibliothek der Zukunft als lokale Verwalterin? - De Gruyter

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BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 2021; 45(1): 151–162

Projekt DEAL

Marcel Knöchelmann*

Systemimmanenz und Transformation: Die
Bibliothek der Zukunft als lokale Verwalterin?
https://doi.org/10.1515/bfp-2020-0101                                   Inhalt

Zusammenfassung: Deutschland bemüht sich, als ge-                       1   Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    . . . . . . 151
schlossener, exzellenter Wissenschaftsstandort durch Rah-               2   Die Zukunft der Bibliothek als integrative
menverträge mit Großverlagen einen höheren Anteil an                        Institution. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    .   .   .   .   .   .   152
Open-Access-Publikationen zu erreichen. Dies erwirkt le-                3 Systemimmanenz und Projekt DEAL . . . .                     .   .   .   .   .   .   153
diglich eine Transformation im Sinne einer systemimma-                  1.1 Materialistische Problemfelder . . . . . . .              .   .   .   .   .   .   154
nenten, sanften Evolution und verhindert den Gerechtig-                 1.2 Ideologische Problemfelder . . . . . . . . .              .   .   .   .   .   .   156
keitsgedanken, der Open Access ursprünglich war. Die                    4 Alternativen als Systemtranszendenz. . .                    .   .   .   .   .   .   158
Zukunft der Bibliothek scheint auf die Rolle der lokalen                5 Fazit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    .   .   .   .   .   .   159
Verwalterin reduziert zu sein, anstatt eine integrative, tat-
sächlich systemgestaltende Position einzunehmen.1

Schlüsselwörter: Projekt DEAL; Bibliothek der Zukunft;
                                                                        1 Einleitung
Open Access; Wissenschaftskommunikation
                                                                        Der Wissenschaftsstandort Deutschland setzt beim Thema
                                                                        interne Wissenschaftskommunikation auf evolutionäre
System-Immanence and Transformation: The Library of
                                                                        Transformation. Die Praktiken des Publizierens sollen bü-
the Future as Local Administrator?
                                                                        rokratisch weiterentwickelt, aber nicht radikal verändert
Abstract: Germany as a unified site for science and scho-               werden. Dieser sanfte Weg hin zu einer für Leserinnen
larship aims to enlarge its share of open access publicati-             offenen Zukunft verhindert tiefgreifende Änderungen, die
ons by means of transformative agreements with large                    notwendig wären, um eine Transformation zu erwirken,
publishers. This, however, is but a transformation in the               die das den Kommunikationspraktiken zugrundeliegende
sense of a soft evolution within the existing system. It pro-           Problem tatsächlich erreichte. Die Idee von einer Zugangs-
hibits the notion of equity that was once foundational for              transformation, die durch nationale Rahmenverträge be-
open access. The future of the library seems to be reduced              gleitet wird, verstetigt stattdessen die gegenwärtigen Prak-
to the role of the local administrator instead of it being an           tiken. Das Projekt DEAL und seine Auswirkungen sind
integrative institution with the ability to change the sys-             exemplarisch hierfür.
tem.                                                                         Open Access (OA) gilt als der Modus der Zukunft in
                                                                        weiten Teilen der informationsprokurierenden Institutio-
Keywords: Projekt DEAL; library of the future; open ac-
                                                                        nen. Dieses OA bringt eine Inversion bibliothekarischer
cess; scholarly communication
                                                                        Arbeit mit sich: Wohingegen die frühere Bibliothek physi-
                                                                        sche Informationsmedien aus aller Welt lokal verfügbar
                                                                        machte, muss sich die Bibliothek heute darum bemühen,
                                                                        die lokalen Wissenschaftlerinnen an die digitale Welt
1 Ich danke dem Arts & Humanities Research Council (AHRC), der          anzuknüpfen. Bibliotheken bemühen sich, politische oder
London Arts and Humanities Partnership und der Studienstiftung des      überregionale OA-Vorgaben lokal umzusetzen. Projekt
deutschen Volkes für die finanzielle und ideelle Unterstützung meiner   DEAL ist zugleich politisch wie auch überregional, sodass
Studien sowie der Yale University für die Ermöglichung eines For-       lokale Instanzen die operative Hauptlast tragen. Bemer-
schungsaufenthaltes am Department of Sociology, wo die Grundzüge
                                                                        kenswert ist bei vielen solcher Vorgaben und ebenso bei
dieses Artikels entstanden.
                                                                        Projekt DEAL, dass sie oft aus dem tradierten System
*Kontaktperson: Marcel Knöchelmann,                                     heraus gedacht sind und somit systematisch tradierte
marcel.knochelmann.15@ucl.ac.uk                                         Praktiken fortschreiben, lediglich mit rahmenvertraglich

  Open Access. © 2021 Marcel Knöchelmann, publiziert von De Gruyter.        Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
Namensnennung 4.0 International Lizenz.
152           Marcel Knöchelmann

veränderten Bedingungen. Bezahlschranken und Urheber-                     chern“.4 Aus dieser Aufgabe heraus ergibt sich auch eine
rechtsbedingungen werden verändert, aber systematisch                     Aufgabe für Bibliotheken, sich kritisch mit den Möglich-
ändert sich nichts an den Praktiken des Publizierens.                     keiten auseinanderzusetzen, die sie als lokale Akteurin-
Daher sind diese Vorgaben – und Projekt DEAL wieder                       nen gegenüber dem übergeordneten Netz haben.
exemplarisch – als systemimmanent zu bezeichnen. Hier                          Der Fortgang meiner Argumentation ist wie folgt: Zu-
setzt meine Kritik an, denn die Zukunft der Bibliothek wird               nächst stelle ich heraus, inwiefern die Bibliothek der Zu-
als eine Zukunft der integrativen Institution gesehen. Die                kunft als eine integrative Institution gesehen wird. Dann
Bibliothek ist keine Akteurin mehr, die lokal ein Profil der              richte ich den Fokus auf Projekt DEAL und stelle kritisch
Informationsbereitstellung schafft; sie ist integrativ einge-             Problemfelder zur Diskussion, aufgrund derer diese Trans-
bunden in ein Netz aus Institutionen. Die Frage drängt sich               formation als eine systemimmanente Evolution zu sehen
auf, ob sie lediglich lokale Verwalterin des überregionalen               ist, die zugleich durch Ineffizienz ihr eigenes Wirken ver-
Netzes ist oder ob sie qua bottom-up-Initiativen das Netz                 langsamt. Hernach lege ich kursorisch dar, wie man diese
maßgeblich mitbeeinflusst und so ggf. die Vorstellungen                   Idee von OA und deren lokale Verwaltung, überwinden
und Prinzipientreue des gegenwärtigen Ansatzes an offe-                   könnte. Dabei verfahre ich in keiner der drei Argumentati-
nes Publizieren überwindet.2 Diese zwei Aspekte möchte                    onspunkte enzyklopädisch, sondern kritisch im Sinne ei-
ich in der folgenden Kritik zusammenführen: Die System-                   ner konflikttheoretischen Auseinandersetzung. Die ver-
immanenz der durch DEAL exemplifizierten OA-Idee wirkt                    wendete Literatur erlaubt bei Bedarf eine darstellende
als ein überregionales Netz, in das die Bibliotheken inte-                Weiterführung zu den einzelnen Punkten. Dieser kritische
griert sind. Können sie hierbei mehr sein als lokale Ver-                 Ansatz ist notwendig für den bibliotheks- und informati-
walterinnen?                                                              onswissenschaftlichen Diskurs, um auf genau jene Sys-
     Widerstand gegen DEAL wirkt oft blass, insbesondere                  temimmanenz hinzuweisen, die – wie unten gezeigt wird –
die alternativen Initiativen schaffen es materiell oder ideo-             im Diskurs oft als gegeben aufgenommen wird.
logisch kaum, das tradierte System zu transzendieren oder
etwa rhetorisch hohe Wellen zu schlagen. Daher stelle ich
die kritische These auf, dass die als Transformation be-
schworenen DEAL-Verträge abgesehen von der Semantik
                                                                          2 Die Zukunft der Bibliothek als
des transformative agreements nur eine systemimmanen-                       integrative Institution
te, sanfte Evolution der tradierten Publikationspraktiken
darstellen.3 Bibliotheken können (oder wollen) kaum al-                   Bibliotheken fällt aufgrund ihrer Funktion als Verfügbar-
ternative Wege gehen und sich dieser Evolution widerset-                  macherinnen die neue Rolle zu, OA zu ermöglichen. Das
zen. Zwar liegt eine hohe moralische Verantwortung bei                    Verfügbachmachen verschiebt sich somit von der Be-
den Wissenschaftlerinnen selbst, dieses Wiedersetzen zu                   standsentwicklung zu einer Art Integration. Damit liegt
leisten. Und doch gilt, wie Mittler klar benennt: „Es ist                 OA scheinbar im Trend dessen, was die Bibliothek in Be-
nicht die Aufgabe der Bibliotheken, Gewinne weniger Ver-                  zug auf Forschung zukünftig insgesamt leisten soll.
lage zu sichern, sondern ihre Pflicht, für Forschung und                       So findet etwa Knoche, dass die Hauptaufgabe der
Lehre aber auch für die interessierte Öffentlichkeit die                  wissenschaftlichen Bibliothek morgen wie vor Jahrtausen-
Entwicklung offener, virtueller Wissensräume aktiv zu un-                 den die „Verantwortung für die Verfügbarkeit von Ver-
terstützen und ihre Funktionsfähigkeit dauerhaft zu si-                   öffentlichungen“ ist – diese Verfügbarkeit jedoch schafft
                                                                          sie nicht mehr allein, sondern nur noch im kollaborativen
                                                                          System.5 Die einzelne Bibliothek wird so integraler Teil
2 Dass es bei der Transformation um mehr gehen muss als um OA,            eines Netzes: Wie die MIT-Bibliotheken es für sich defi-
wird im Laufe des Artikels ausgebreitet werden. Probleme, die die         nieren, findet eine Transformation statt von Vergangen-
Wissenschaftskommunikation umtreiben, gehen zudem weit über Zu-
                                                                          heit („knowledge is accessed individually through analog
gangsbedingungen hinaus (siehe Abschnitt 5). Es ist schließlich gut
möglich, dass die langfristige Zukunft des Publizierens gänzlich an-      and digital means“) zur Zukunft („creation and access to
ders, ggf. nicht im prinzipienhaften OA, sondern in einer kollaborati-    knowledge are dynamically networked“).6 Erwerbung und
ven, autorenschaftlich-fragmentierten Infrastruktur liegt, bei der eine   Bereitstellung von Medien nehmen funktional immer we-
Idee der Urheberschaft präsent ist, die derzeit kaum mitgedacht wird.
Zur Verdeutlichung, wie so eine Utopie aussehen könnte, bedürfte es
eines eigenen Artikels. Stattdessen wird auf die Möglichkeit realer
Utopien eingegangen (siehe Abschnitt 4), um Zwischenschritte an-          4 Mittler (2018) 24.
zubieten.                                                                 5 Knoche (2018) 9.
3 Kupferschmidt (2019), Max Planck Gesellschaft (2019).                   6 MIT (2016) 4.
Systemimmanenz und Transformation: Die Bibliothek der Zukunft als lokale Verwalterin?   153

niger Raum ein, während die Bibliothek sich zu einer                 des Netzes, in das integriert sie agieren sollen, scheinbar
vernetzten, digitalen Dienstleisterin entwickelt.7 Die Insti-        ausgeliefert. Sie können Kritik üben oder sich gar desinte-
tution kann sich so von der lediglich „elektronischen Bi-            grieren. Das hieße also OA und dessen praktische Umset-
bliothek zur innovativen Forschungsinfrastruktur“ ent-               zung kritisieren oder gar nationale Verträge wie die mit
wickeln und sich ein neues Profil verschaffen.8 Sie wird             Wiley oder Springer Nature nicht mitzuzeichnen. Was pas-
zur Schnittstelle eines größeren, von Daten getriebenen              siert aber, wo über 700 Institutionen zusammengefasst
Ganzen: „Die Kunst des Sammelns besteht in der Daten-                sind und lokal verwalten sollen, was überregional ent-
und Dokumentaufbereitung, in der Schaffung von for-                  schieden wird? Faktisch kann jede Einheit Kritik üben und
schungsintegralen Datenzyklen, kurz, in der Datafication             Einwände erheben im Prozess der vertraglichen Netz-
und der Entwicklung der Bibliothek als Schnittstelle“.9              gestaltung. Aber da OA bereits als Prinzip weitestgehend
     Bibliotheken haben also – und bekommen zukünftig                als das einzig Gute kritiklos akzeptiert ist, kann Kritik nur
noch stärker – die deutliche Prägung als Dienstleistungs-            noch scheinbar Ideologie-immanent stattfinden, also in-
erbringerinnen. Vornan bei den Empfehlungen der Ge-                  nerhalb der Auslegung, wie die sanfte Evolution zu mehr
meinschaft britischer Wissenschaftsbibliotheken (SCO-                Offenheit im bestehenden System zu leisten ist. Allen vo-
NUL) ist mithin: „Review local responses to the shift from           ran nehmen sich – oder lassen sich nehmen – die Biblio-
collections to services in order to position the library ef-         theken so Handlungsspielräume, um tiefgreifendere Pro-
fectively in the institution“.10 Prägend ist in diesem               bleme der Publikationspraktiken anzugehen oder vor Ort
Satz die Notwendigkeit, lokal Partikularitäten in Bezug auf          radikalere Lösungen aufzubauen. Nähere Betrachtungen
den Wandel hin zur Dienstleistungserbringerin ausfindig              der systemimmanenten, sanften Evolution, verkörpert
zu machen, da der Wandel letztlich überregional induziert            durch die DEAL-Transformation, sind hierfür aufschluss-
ist. Dieser Effekt ist jedoch keineswegs der Mangel des              reich.
Fortschritts: Wandel tritt oft supraregional auf und erwirkt
so lokal Veränderungen von Praktiken. Die Frage ist aber,
wie Bibliotheken mit den local responses umgehen; also:
werden lokale Partikularitäten dem Wandel integriert oder
                                                                     3 Systemimmanenz und Projekt
werden diese genutzt, um dem Wandel – bottom-up – eine                 DEAL
neue Note hinzuzufügen. So würde Fortschritt lokal gestal-
tet anstatt lediglich verwaltet werden.                              Nationale OA-Verträge sollen einen Rahmen für eine
     Der schwerwiegendste Widerstand, der die lokale Ge-             Transformation bieten. Projekt DEAL selbst beschreibt sei-
staltung aber verhindert, ist die Annahme, dass die über-            ne Aufgabe damit, dass es „bundesweite transformative
regionale Ideologie gut und richtig und daher mitzutragen            ‚Publish and Read‘-Vereinbarungen mit den größten kom-
ist. Dabei stehen Bibliotheken gar als lokale Akteurinnen            merziellen Verlagen für wissenschaftliche Zeitschriften“
mit überregionalen Anbietern in einem neuen Wettbe-                  aushandelt.12 Diese Rahmensetzung zeigt, dass es sich bei
werb. Dugall drückt das so aus, dass Bibliotheken gar                OA lediglich um ein systemimmanentes Verständnis von
in einem Wettbewerb mit sich entfaltenden Strukturen                 Offenheit handelt. Das System soll möglichst bleiben, wie
stehen, bei denen „Open Access ein [...] Paradigmenwech-             es derzeit ist; zugleich sollen aber, wo möglich, die im
sel [bedeutet], den viele noch gar nicht richtig verstanden          System geschaffenen Produkte möglichst weit zugänglich
haben“.11 Ob verstanden oder nicht soll – da nicht sach-             gemacht werden, einerseits als ein Zeichen philanthropi-
dienlich – hier vorerst nicht relevant sein, ob mitgetragen          scher Redistribution, andererseits als ein Mehrwert für die
oder selbst gestaltet, das scheint das viel wichtigere Krite-        Autorinnen, ihre Institutionen und letztendlich Deutsch-
rium.                                                                land als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. OA wird
     Dieses Kriterium geht über die Bibliothek hinaus, in            damit als eine Lösung innerhalb eines Systems gehandelt,
Deutschland gar bis zur Hochschulrektorenkonferenz, von              bei dem viel tiefgreifendere Probleme bestehen, die sys-
wo DEAL wesentliche Richtungsweisung bezieht. So sind                temimmanent nicht so einfach zu lösen sind. OA bietet gar
also die lokalen Akteure der überregionalen Zielsetzung              eine Erlaubnis dafür, das System nicht zu verändern: Das
                                                                     moralische Gut wird ausgezeichnet, Wissen zur freien Ver-
                                                                     fügung zu stellen, es zugänglich zu machen, was ein Aktio-
7 Neuhausen (2018).
                                                                     nismus bewirkt, der nur Kosmetik am bestehenden Sys-
8 Effinger et al. (2019).
9 Stäcker (2019) 309, Herv. i. Orig.
10 Pinfield et al. (2017) 9.
11 Dugall (2013) 95.                                                 12 https://www.projekt-deal.de/aktuelles/.
154           Marcel Knöchelmann

tem ist. Das Problem, das der engstirnige Fokus auf OA                  zudem, dass hybride Publikationsmodi teurer sind als an-
bereitet, ist nun dasjenige, dass Handlungsspielräume für               dere und dass die als Publish-and-Read gekennzeichneten
eine substanzielle Systemänderung minimiert werden. Das                 Verträge hauptsächlich eine Form des Hybriden sind.19
lässt sich daran erkennen, dass zum einen die formal-                   Nationale Deals sind, wie Ball andeutet, „in der Summe
rationalistische Logik der Ergebnisse von Projekt DEAL                  noch größer und umsatzstärker als es die alten Big Deals
eine Effizienz vorgaukelt, die es nicht leistet; sowie zum              der Subskriptionen waren“.20 Woraufhin alsbald der kon-
anderen die ideologischen Grundannahmen unverändert                     krete „Umkehrschluss zum bisherigen Subskriptionsmo-
bleiben.13                                                              dell“ erfolgt, bei dem es passieren könne, dass eine Insti-
                                                                        tution keine „Mittel mehr für die Veröffentlichung zur
                                                                        Verfügung hat oder zur Verfügung stellen kann,“ sodass
1.1 Materialistische Problemfelder                                      „Wissenschaftler eben nicht publizieren“ könnten, denn
                                                                        die Bezahlung der APCs sei „alternativlos“.21 Zwar ver-
Das von Kennziffern getriebene Verlangen nach OA, für                   suchen DEAL-Verfechterinnen diese Aussagen zu kontern,
das DEAL exemplarisch ist, reiht sich ein in eine Reihe                 bestechen aber hauptsächlich mit der rhetorischen Frage
von Praktiken des New Public Management, bei dem Sinn                   dazu, was die Alternative zu Transformationsverhandlun-
und Zweck von Handlungen von formal-rationalistischer                   gen sein solle: „Weiter Subskriptionen mit altbekannter
Steuerung (fehl-)geleitet werden. Dies ist bereits in zahl-             Preisspirale?“.22 Als Antwort kommt hier: „ohne Verträge
reichen Studien des externen Managements von Wissen-                    können Verlage völlig nach Gusto agieren“.23 Als gäbe es
schaft herausgearbeitet worden.14 Der wiedererkennbare                  nur Wissenschaftskommunikation mit Großverlagen oder
Mechanismus ist hier, dass der nach außen wirkende,                     keine Wissenschaftskommunikation! Eine Antwort könnte
formale Rahmen von Handlungen effizient präsentiert                     stattdessen auch sein, nicht zu versuchen, auf Biegen und
wird, wohingegen sich die Handlungen intern hauptsäch-                  Brechen mit dem profitgesteuerten Gebaren von Verlagen
lich durch Ineffizienz auszeichnen, wie dies von Meyer                  klarzukommen, sondern zu ersuchen, die Bedingungen,
und Rowan theorisiert wurde.15                                          die dieses Gebaren erst ermöglichen, zu verändern. Bin-
     Ohne zugleich in einen historischen Materialismus                  dung von Budgets an DEAL jedoch schreibt die Ermögli-
verfallen zu wollen, kann man getrost argumentieren, dass               chung entgegen aller Veränderung in die Zukunft fort.
das Verlangen nach Offenheit im wissenschaftlichen Pu-                       Die oft diskutierte und nie richtig gelöste Krise der zu
blizieren aus der Auffassung materialistischer Ungerech-                hohen Kosten wird also mit einem auf hohen Kosten basie-
tigkeit heraus erwachsen ist. OA wurde schließlich gesetzt              renden Modell angegangen. Die Rechtfertigung dieser ho-
als ein Werkzeug, das wesentlich zur Beendigung der seri-               hen Kosten – und dies knüpft an die Frage der Rechtfer-
al crisis fungieren sollte. Diese Krise wurde entfacht und              tigung der Transformationsverträge insgesamt an – bleibt
vorangetrieben durch profitorientiertes Wirtschaften, des-              oft aus. Diffus wird Qualität vorgebracht, dabei ist es ein
sen Praktiken hinlänglich bekannt sind.16 Kernthese ist                 Truismus, dass Qualität nicht bei den Verlagen herge-
und bleibt bis heute: „A concern for many libraries is                  stellt wird, sondern durch Wissenschaftlerinnen (genau
finding a sustainable way to procure content“.17 Fraglich               wie auch mangelhafte wissenschaftliche Rigorosität oder
ist jedoch, ob es hilfreich ist, mit OA-Großverträgen eine              Betrug von Wissenschaftlerinnen selbst verursacht wird,
Transformation erreichen zu wollen, die keineswegs öko-                 was sich Verlage – fälschlicherweise – nicht auf ihre Flyer
nomisch nachhaltiger zu sein scheint als die vorangegan-                schreiben). Die Verlage lassen bloß selektieren, was selbst
genen Abonnementpfade. Man kann schließlich argumen-                    eine systemreproduzierende Praktik ist, da die strenge Hie-
tieren, dass das artikelbasierte Preismodell lediglich eine             rarchie der Publikationsmarken den Druck zu publizieren
Erweiterung dieser Krise ist.18 Wenig nachhaltig ist hier               und das Produktivitätsmessen anhand von Marken erst
                                                                        befeuert. Verlage rechtfertigen also mit einer Hierarchie,
                                                                        die getarnt ist als Ausweis von wissenschaftlicher Qualität,
13 Dieser Dualismus soll nicht bedeuten, dass hier mit zwei Ontolo-
gien gearbeitet wird, sondern vielmehr die jeweiligen Problemfelder     hohe Kosten, wobei diese Hierarchie auf Qualität erst ein-
verdeutlichen.
14 Brink (2018), Collini (2012), Münch (2007, 2008, 2011), Sperlinger
et al. (2018).
15 Meyer und Rowan (1977).                                              19   Knöchelmann (2019a).
16 Baveye (2010), Contreras (2013), Daniels und Thistlethwaite          20   Ball (2018) 11.
(2016), McGuigan (2004), Muellerleile (2017).                           21   Ball (2018) 14.
17 Reimer (2018) 1.                                                     22   Mittermaier et al. (2018) 6.
18 Khoo (2018).                                                         23   Mittermaier et al. (2018) 6.
Systemimmanenz und Transformation: Die Bibliothek der Zukunft als lokale Verwalterin?   155

mal keinen Einfluss hat oder für diese gar nachteilig sein               in Bezug auf DEAL zu erschließen und so institutionelle
kann.24                                                                  OA-Workflows sichtbar zu machen.27 Nicht nur Offenheit
     Daneben gilt es, die Qualität von Technologie infrage               wird angeboten, die Analysetools werden von dritten An-
zu stellen. Von Verlagen, insbesondere den bei DEAL in-                  bietern gleich mitverkauft! Als finde sich in den über 700
volvierten, wird Technologie als eine weitere Rechtfer-                  bei DEAL involvierten Einrichtungen keine Instanz, die
tigung hoher Kosten vorgelegt: Datenbanken, Indizes, au-                 das praktische Wissen mitbringt, diese nun nicht außer-
tomatisierte Satz- und Produktionssysteme, die interne                   ordentlich komplexen Werte des lokalen Publikationsauf-
Umsetzung externer technischer Standards – all dies                      kommens automatisiert erfassbar und diese Software open
muss, so wird proklamiert, produziert und unterhalten                    source zugänglich zu machen.
werden. Systematisch betrachtet bedeutet dies, dass Bi-                       Darüber hinaus treten zuvor kaum geahnte Unstim-
bliotheken einzeln in große Töpfe einzahlen, in denen                    migkeiten auf, die einer intensiven Auseinandersetzung
sodann etwas produziert wird, was den Erhalt der Töpfe                   bedürfen: Die PAR-Gebühr ist im Falle jeder Publikation zu
rechtfertigt. Und so gelangen wir zu der Perspektive, die                leisten – Wissenschaftlerinnen können jedoch individu-
das Verlagsargument vom Kopf auf seine Füße stellt. Denn                 ell auswählen, ob sie der OA-Publikation zustimmen oder
die technische Produktion des immer Neuen, in das stets                  nicht. Die Transformationsverträge könnten somit in Gän-
investiert werden muss, ist ein goldener Käfig, der allen                ze geschlossene Inhalte produzieren und somit den klei-
zugutekäme, würden die Geldmittel tatsächlich in koope-                  nen Rest ihrer Transformationsnatur in der Praxis verlie-
rative, anstatt in private Töpfe fließen. Die hohen Investi-             ren. Wichtig ist daher, sich bewusst zu machen, dass die
tionen, die Elsevier leistet, um Scopus zu betreiben, hät-               Verträge nicht OA-and-Read, sondern Publish-and-Read
ten auch in einer öffentlichen Datenbank resultieren kön-                heißen: Für alle Wissenschaftlerinnen gibt es die Opt-Out-
nen. Die massiven verlagsseitigen Investitionen in Work-                 Option, die bedeutet, dass der Artikel geschlossen publi-
flow- und Verlagssoftware hätten auch Open Source sein                   ziert wird, aber für die Institution die gleiche Gebühr an-
können – adaptiv und integrativ für alle.25 Die Bewegung                 fällt, wie bei einer Hybrid-OA-Publikation. Bereits jetzt
der offenen Praktiken in der Wissenschaft ist nicht um-                  macht sich bemerkbar, wie die Kosten von Hybrid am
sonst verwoben mit Open-Source- und Open-Software-Be-                    stärksten steigen (so bspw. an der TU Berlin)28 und die
wegungen.26 Was Verlage produzieren – und deswegen ist                   hehren Ziele von Offenheit der Berliner OA-Vereinigung
OA überhaupt erst ein so großes Thema – ist aber immer                   (Abschnitt 3.2) in ein wertentfremdetes Licht zu rücken
vorrangig geschlossen.                                                   drohen: Offenheit muss teuer erkauft werden und ist weit
     Die Integration von Lokalem und Netz, die so viele für              entfernt von einem Ideal der Gerechtigkeit oder trans-
die Zukunft der Bibliothek halten, ist in Bezug auf große                parenten Preisgestaltung. Darüber hinaus ist zu beachten,
Verlage und DEAL also lediglich die einseitige Nutzbarma-                dass die hohen Kosten der PAR-Fee die noch teureren
chung von Schnittstellen, die teuer erkauft werden, aber                 Hybrid-Produkte der Nature-Journalfamilie nicht mitein-
nicht abgelehnt werden können, wo Inhalte und Platt-                     schließt. Auch vom Verlag redaktionell beauftragte Beiträ-
formen schlicht nicht mehr getrennt auftreten. Und hier                  ge in medizinischen Fachblättern fallen nicht unter die
reiht sich ein, dass bei bibliothekarischen Zusammenkünf-                Richtlinie der DEAL-subventionierten Artikel: „Only Re-
ten bereits neuen Monitoringprodukten Gehör verschafft                   search Articles which are not requested and actively edito-
wird, mit denen die lokalen Verwalterinnen ihre bürokra-                 rially managed as part of the editorial program planning,
tische Integration in den Vertragsfahrplan überwachen                    shall be deemed Eligible Articles“.29 Nicht nur sind diese
können: Es scheint schließlich geschlossener Tools zu be-                Feinheiten Distinktionen der Marktmacht auf Seiten Sprin-
dürfen, die es erlauben, die eigenen institutionellen Publi-             ger (Natures), auch ist dies ein erheblicher Mehraufwand
kationsaufkommen und ihre haushälterische Einordnung                     auf Seiten des Bibliothekspersonals, der diese Feinheiten
                                                                         dem wissenschaftlichen Personal in Kleinarbeit zugäng-
                                                                         lich und auf welchem Wege auch immer verständlich ma-
24 Brembs (2018), Brembs et al. (2013).
25 Zwar nicht beteiligt an DEAL-Verhandlung, so stellt De Gruyter        chen muss.
doch ein aktuelles Beispiel für diesen Mechanismus: Die gegenwärti-           Es wird weiterhin von den Befürworterinnen der na-
ge Kooperation mit Sheridan PubFactory wird zu einer neuen Platt-        tionalen Deals ausgeführt, dass in „einer Open-Access-
form führen, die im Jahre 2021 eingeführt wird; zugleich, so hat De
Gruyter bekannt gegeben (2020), steht bereits eine neue Kooperation
mit 67 Bricks an, die zu einer wiederum neuen Folgeplattform führen
wird. Es sind Budgets der Wissenschaft, die diese Investitionen finan-   27 Siehe hierzu bspw. Oable: https://oable.org/.
zieren. Siehe https://www.degruyter.com/newsitem/406.                    28 TU Berlin (2020).
26 Tennant et al. (2020).                                                29 Kieselbach (2020) 16.
156           Marcel Knöchelmann

Welt mit CC-BY-Publikationen [...] versteckte[...] Kosten“    Wesentlichen als ein hegemonialer Diskurs. Man muss
entfielen, bspw. die Bezahlung des Abdrucks von Farb-         kein Experte Gramsci’scher Hegemonietheorie sein, um zu
abbildungen oder von Überlängen.30 Anekdotische Be-           erkennen, wie sehr OA ideologische Macht ausübt. Wis-
weisführung der empirischen Realität in Bibliotheken lässt    senschaftsseitig wie auch verlagsseitig und politisch wird
diesen Rückschluss bislang nicht zu. Ganz im Gegenteil        der (falsche) Eindruck erweckt, „mit idealistischen Vor-
muss davon ausgegangen werden, dass versteckte Kost-          stellungen der Motor einer quasi revolutionären Bewegung
en hinzukommen, die selten der Transformation zugeord-        für allseitige Offenheit von Wissenschaft im allseitigen
net werden. Nach dem Inkrafttreten der nationalen Ver-        gesellschaftlichen Interesse“ zu sein.33 Dabei ist das, was
träge müssen diese in die Spezifika lokaler Strukturen bis    DEAL produziert, wie bereits verlautbart, eine Transforma-
hinab zur Bereichsbibliothek implementiert werden, wo         tion im Sinne einer systemimmanenten, sanften Evolution,
oft nicht wenige Mitarbeiterinnen in Bibliotheken sich des    die weit davon entfernt ist, revolutionär zu sein.
Themas annehmen. Hier geht es einerseits um die Anpas-             OA gilt mithin als moralisch notwendig und hat dem-
sung der Bezugsstrukturen von Subskription auf PAR-Ge-        entsprechend eine politische Tragweite gewonnen, so-
bühren inklusive des notwendigen internen Reportings,         dass es oft einen wichtigen Platz auf institutionellen
und andererseits um Vermittlung mit publizierenden Wis-       Agenden einnimmt. OA ist damit ein Ziel an sich, oft
senschaftlerinnen bezüglich Optionalität offenen Publizie-    belegt mit prozentualen Werten wie etwa: „Mit dem Jahr
rens, den Schranken des Geltungsraums des Vertrages           2020 soll der Anteil an wissenschaftlichen Open-Access-
oder die Aufrechnung weiterer Kosten bzgl. etwa Grafiken.     Publikationen für Zeitschriftenartikel aus allen wissen-
Die Umstellung auf OA auf Seiten der Autorenschaft be-        schaftlichen Einrichtungen in der Zuständigkeit des Lan-
dingt letztendlich eine Führungsaufgabe, die mithin von       des Berlin möglichst bei 60 % liegen“.34 Dieses Ziel mutet
Bibliothekarinnen übernommen werden muss. Genaue              operationalisierbar an, es steht symbolisch für Progress,
Zahlen und Kosten sind bislang unbekannt, doch es ist         für eine offene Zukunft. Bei genauerem Hinsehen jedoch
eine Variable, die durch Aufsummierung schnell zu Sub-        entpuppt sich dieser Progress als ein Simulakrum der
stanz kommt. Kursorisches Durchsuchen von Bibliotheks-        traditionellen Praktiken, was auf dieses zu erwartende
seiten ergibt, dass viele Institutionen bereits mehrere       Szenario hinauszulaufen droht: Mit hohem Kostenauf-
Fachangestellte für OA-Themen bereithalten, oft mit dezi-     wand wird eine parallele Publikationsstruktur (OA) ent-
dierter Stelle für Publikationsfonds und Transformations-     wickelt, die den gleichen Konsekrationsmechanismen –
verträge. Es ist offen, ob diese Stellen durch Umwandlung     also dem Übertragen des symbolischen Status des legiti-
alter, nun obsoleter Stellen oder durch Neubildungen ge-      men und qualitätsgesicherten Diskursbeitrages – unter-
schaffen wurden. In beiden Fällen sind dies Kosten, die OA    liegt wie die ursprünglichen Praktiken. Diese parallele
und der evolutionären Transformation zuzurechnen sind.        Struktur hat das Potenzial, die Zugänglichkeitsbedingun-
                                                              gen zu Kommunikation aufgrund zusätzlicher ökonomi-
                                                              scher Diskriminierung noch zu verschärfen und kommt
1.2 Ideologische Problemfelder                                somit dem hehren Ideal einer Demokratisierung keines-
                                                              wegs näher, wie ursprünglich Befürworterinnen von OA
Offenheit und Transparenz werden als ein moralisches Gut      wie auch die Berliner35 oder Budapester36 Erklärungen
der modernen Gesellschaft ausgezeichnet. Sie scheinen         noch vorgaben.37 Ganz im Gegenteil scheint OA in seiner
bereits semantisch das bessere, korrektere Handeln aus-       derzeitigen, systematischen Implementierung nur wenig
zuzeichnen. Ähnlich ist auch OA als ein moralisches Gut       dazu beizutragen, epistemische Ungleichheiten abzubau-
verfasst.31 Neben dem Diskurs um Open Science – oder          en oder ein dem demokratischen Gedanken gerechteres
Open Humanities32 – wurde OA jedoch durch die Ver-            System hervorzubringen.38
einnahmung etablierter Akteure in Teilen entfremdet. Die           Indem Deutschland als Wissenschaftsstandort also
Idee hat sich verselbständigt, OA sei in seiner gegenwärti-   scheinbar geschlossen darauf setzt, dass die gegebenen
gen Verbreitung als Publikationsmodus zukunftsweisend,
gerecht und daher um jeden Preis geschlossenen Modi vor-
zuziehen. So wirkt OA in Nordamerika und Europa im            33 Knoche (2019) 150.
                                                              34 http://www.open-access-berlin.de/strategie/index.html.
                                                              35 https://openaccess.mpg.de/Berlin-Declaration.
                                                              36 https://www.budapestopenaccessinitiative.org/read.
30 Mittermaier et al. (2018) 5.                               37 Willinsky (2006).
31 Bacevic und Muellerleile (2017).                           38 Brembs (2019), Holbrook (2019), Knöchelmann (2020), Sengupta
32 Knöchelmann (2019b).                                       (2020).
Systemimmanenz und Transformation: Die Bibliothek der Zukunft als lokale Verwalterin?   157

Praktiken der internen Wissenschaftskommunikation rich-                  des „Fokus von Subskriptions- auf Publikationskosten“
tig sind und lediglich die Bezahlschranke einer Akteurs-                 stattfindet.43 Weiterhin kann man von systemimmanent-
verschiebung bedarf, wird der Illusio des Feldes zuge-                   erfolgreichen Einführungsveranstaltungen lesen, mit de-
stimmt. Diese besagt, dass eine Hierarchisierung von                     nen Naturwissenschaftlerinnen für OA sensibilisiert wer-
Publikationen sinnvoll ist und – fälschlich meritokratisch               den, wie bspw. bei Arndt und Frick.44 OA erscheint hier als
ausgedrückt – Wissenschaftlerinnen diskursive Vormacht-                  kritiklos hinzunehmende Maxime, nach der die Zukunft
stellung und somit Karrierechancen erhalten, so sie nur                  der internen Wissenschaftskommunikation aktivistisch
gute Inhalte vorlegen, deren Qualität man sodann an der                  ausgerichtet werden muss – und dementsprechend die
Publikationshierarchie ablesen kann. Wie Münch es aus-                   Naturwissenschaftlerinnen für diese Zukunft geschult wer-
drückt: „Die Befürworter selektiver bibliometrischer Ver-                den müssen. Als Forscherin begegnet man heute an vielen
fahren nehmen als bare Münze von Qualität, was letztlich                 Enden des Systems derart Informationsveranstaltungen,
sozial konstruiert ist und bei anderen Herrschaftsverhält-               bei denen ein Ablehnen dieser Art OA gleichbedeutend
nissen im akademischen Feld auch anders konstruiert wer-                 gemacht wird mit Konservatismus; wo also der diskursive
den könnte“.39                                                           Rahmen nur eine Binarität zulässt.
     Dieses ideologische Abonnement ist der wohl schwer-                      Indikativ für die Stellung, der dieser Modus der Offen-
wiegendste Schaden, den DEAL verursachen könnte, denn                    heit zugeschrieben wird, ist auch das digitale Abzeichen
er missachtet die Prozesse der sozialen Schließung wie                   Open Library Badge,45 das eher selbstreferentiell als trans-
auch den agonalen Charakter, die durch die Praktiken                     formativ wirkt. Systemimmanenz wird besonders auch dort
des Publizierens ausgebildet wurden. Die Exzellenz, die                  deutlich, wo mit vorsichtigen Schritten abgewogen wird,
Deutschland für seine Wissenschaft rhetorisch verbucht,                  was Vorteile oder Risiken von OA sein könnten, ohne dabei
kann weiterhin durch Verlagsmarken international kon-                    in Betracht zu ziehen, welche Nachteile unter der Kosmetik
sekriert werden. Der einzige Unterschied ist, dass diese                 durch OA bereits vorhanden sind.46 Man denke hier nur
Exzellenz nun noch sichtbarer gemacht werden kann und                    an die Veröffentlichungspraktiken von Dissertationen in
gegenüber den finanzschwächeren Nationen und Instituti-                  Deutschland: Viele dieser Texte sind Prüfungsmaterial und
on philanthropisch umverteilt wird. Exzellenz – diese in                 würden durch eine weiterführende, auf lesendes statt prü-
der Wissenschaft selbst so unbrauchbare und wertfremde                   fendes Publikum ausgerichtete Bearbeitung erheblich an
Rhetorik40 – kann so noch exzellenter werden; artifizielle               Mehrwert gewinnen. In genau dieses Wespennest des
Sichtbarkeit und Reputation, noch wichtiger; effiziente                  Pflichtapparats wird aber eher selten diskursiv gestochen.
Disziplinierung durch standardisierte Qualitätssicherung                 Stattdessen versucht man, noch mehr Dissertationen wie
noch verlässlicher.                                                      sie als Prüfungstext vorliegen, OA zugänglich zu machen.
     OA hätte das Potenzial haben können, radikal mit der                     Beschreibend erläutert Wohlgemuth ein „Spannungs-
Illusio des Feldes zu brechen und eine neue Grundhaltung                 feld aus Wollen (Abschluss von Transformationsverträ-
einzunehmen – es gab dieses Aufflackern des radikalen                    gen mit großen Verlagsgruppen, um eine schnelle OA-
ideologischen Bruchs.41 Auch heute noch gibt es Dissiden-                Transformation in der Breite zu erreichen) und Können
ten, die Offenheit um eines gerechteren Systems willens                  (begrenzte Budgets der wissenschaftlichen Bibliotheken)“
fordern (oft aus verschiedenen Positionen heraus) und                    und impliziert damit, dass Wollen und Können auf diesen
daher den systemimmanenten OA ablehnen.42 Und wenn-                      Transformationsgedanken fokussiert sind.47 Hier könnte
gleich kursorische Nachfragen Kritik an DEAL hörbar ma-                  man sich an dieses Fokus statt vorstellen, dass das Können
chen, ist es schwer, substanzielle Ablehnung aufzufinden,                zusätzlich dadurch begrenzt wird, dass das Wollen nicht
wo in Praxis die Verträge mitgetragen werden.                            da ist, dass die derzeitige Handhabung von OA nicht als
     Die Reifikation von OA als moralischer Notwen-                      gesetzesgleich und unumgänglich betrachtet wird und Ak-
digkeit – als eine gesetzesgleiche Gegebenheit – und prak-               teure sich vom reifizierten OA befreien: dass also viel eher
tischer Unumgänglichkeit lässt sich an Diskursbeiträgen                  der Wille zur fundamentalen Veränderung diese Transfor-
weiterhin ablesen. Es wird so bereits deklariert, dass                   mation zu transzendieren sucht.
„Open Access als Standardmodell des wissenschaftlichen
Publizierens“ gelten kann, wo zugleich eine Verlagerung

                                                                         43   Frick und Kaier (2020).
39   Münch (2007) 192.                                                   44   Arndt und Frick (2018).
40   Collini (2012), Lamont (2009), Moore et al. (2016), Münch (2007).   45   Grahl und Wünsche (2020).
41   Swartz (2008), Swartz und Lessig (2016).                            46   Graf et al. (2019).
42   Herb (2018), Moore (2019), Mittler (2018).                          47   Wohlgemuth (2020).
158           Marcel Knöchelmann

4 Alternativen als                                             gemeinschaftliche Publikationsplattformen nutzen und,
                                                               aufgrund ihrer wissenschaftlichen Reputation, diese Platt-
  Systemtranszendenz                                           form qua Nutzung als relevante Alternative zu den High-
                                                               Impact-Journals etablieren. Stattdessen ist die Charité be-
Es gibt also eine andere Lesart der integrativen Bibliothek    kannt für ihre notorische Metrikbesessenheit; noch immer
und die, so schlage ich vor, sieht Institutionen nicht als     finden sich Zitationszählungen und die Angabe des Impact
lokale Verwalterinnen systemimmanenten OA, sondern             Factor auf zahlreichen Bewerbungsseiten der Charité.50
als Instanzen, die mit ihrer vollwertigen Informations-        Die Ausrichtung der Institution ist weitestgehend Zeugnis
expertise aus ihrer Lokalität heraus das übergeordnete         des Willens, OA systemimmanent durch Fonds und Repo-
Netz verändern. Dies geschieht bereits teilweise, doch ver-    sitorien voranzutreiben, die in keiner Weise die kompeti-
blassen diese Initiativen gegenüber der DEAL-gesetzten         tiven und antikollaborativen Praktiken der Erstpublika-
Vormachtstellung. Im Sinne einer realen Utopie Wrights         tion ändern. Offenheit wird hier um der Förderung einer
könnten bottom-up-Bestrebungen dergestalt verlaufen, so-       individualistischen Exzellenz hin forciert. Und so bleibt
wohl Ideologie zu verändern, als auch alternative Prakti-      die Nutzung des Impact Factor bestehen: „Für die Bewer-
ken aufzubauen mit dem Ziel, das gegebene System zu            tung von Publikationen soll neben der Relative Citation
erodieren, wo es nicht mehr zu Revolutionen kommen             Ratio (RCR) der NIH und dem Journal Impact Factor der
kann.48 So könnten alle Akteure ermächtigt werden, neue        Web of Science Group künftig auch Open Access bei LOM
Strukturen zu schaffen, die der systemimmanenten, sanf-        [leistungsorientierter Mittelvergabe] berücksichtigt wer-
ten Evolution eine Alternative bieten und so eine viel tief-   den können“.51
greifendere Transformation schaffen.                                Ein anderes Experimentierfeld sind Universitätsver-
     Bottom up hieße also, dass die Bibliothek als lokale      lage, die in Deutschland ein eher von Ambiguität als von
Akteurin lokal Akzente setzt, die sich überregional auf        Tatkraft geprägtes Bild abgeben.52 Nach starken Verla-
den Wandel auswirken, dass Netzintegration also Netz-          gen wie bei britischen oder US-amerikanischen Universi-
veränderung involviert. Hierzu braucht die Bibliothek          täten – Institutionen, die zwar oft institutionell subventio-
Handlungsvollmacht – oder den Mut gegebene Spielräu-           niert, aber zugleich einen nicht profitorientierten Dienst
me aktiv auszunutzen. Dies könnte einerseits negativ erfol-    für die Wissenschaft leisten – sucht man hier vergeblich.
gen, indem bspw. die Bibliothek sich nationalen Verträgen      Zwar gibt es zahlreiche an Hochschulen angesiedelte, ver-
verschließt. Dies könnte andererseits auch positiv erfol-      lagsähnliche Unternehmungen, doch scheinen diese kaum
gen, indem die Bibliothek als die kritische Instanz auftritt   dahin zu streben, als eine Alternative zu den etablierten
und affiliierte Wissenschaftlerinnen nicht lediglich auf       Verlagen des deutschen Publikationsbetriebes zu Geltung
vertraglich vereinbarte Möglichkeiten hinweist, sondern        zu kommen. Oft geht es eher um institutionelle Repo-
Brücken baut hin zu Alternativen. Diese bedeuten, dass es      sitorien; angelehnte Verlagsstrukturen verlegen sich auf
immer auch ohne die großen Verlage gehen kann. Etab-           Abschlussarbeiten oder die gelegentliche hausgemachte
lierte Publikationsorte sind nur tradiert, sie waren alle      Schrift. Gerade starke Zugpferde, Monografien von ange-
einstmals neu, und nie waren die Möglichkeiten zugäng-         sehenen Forscherinnen etwa, die die reputative Kraft ha-
licher als heute, da alle Akteure selbst ein neues Neu         ben, Konsekrationseffekte für ein entstehendes Verlags-
platzieren können. Es darf nicht bloß um eine „bedarfs-        programm auszulösen, findet man kaum. Ein Dilemma
gerechte Hilfe für Wissenschaftlerinnen“ gehen;49 es muss      diesbezüglich ist aber gerade dieses: Wenn Bibliotheken
eine bedarfsverändernde Schulung sein.                         nicht selbst starke Publikationsinstanzen nach dem Vor-
     Man denke als Beispiel an die Charité, die mit ihren      bild bspw. von Oxford University Press oder eben des sehr
zahlreichen Fachzentren weltweit eine hervorragende Re-        jungen aber erfolgreichen UCL Press werden, dann bleiben
putation genießt. Diese Reputation hängt nicht von der         sie in einer OA-dominierten Welt darauf verlegt, Gebüh-
heutigen Publikation im High-Impact-Journal ab; ganz im        renverwalterinnen zu sein. Das Publizieren von Abschluss-
Gegenteil bedingt die Reputation, dass Publikationen auch      arbeiten ist mithin nur eine Mehraufgabe, keine Alternati-
dann gesehen werden, wenn sie auf anderen Plattfor-            ve zum Bestehenden.
men erscheint. Die Charité könnte hier selbst als Konsekra-
tionsinstanz auftreten, indem ihre Wissenschaftlerinnen
                                                               50 https://promotion.charite.de/en/procedure/regulations_2017/
                                                               dissertation/notes_on_journals/, https://mentalhealth.charite.de/e
                                                               n/research/research_in_numbers/.
48 Wright (2019).                                              51 Flitner und Grimm (2019).
49 Blume (2017), Herv. i. Orig.                                52 Schober (2018).
Systemimmanenz und Transformation: Die Bibliothek der Zukunft als lokale Verwalterin?   159

     Als tatsächlich systemintegrative und kollaborative             in Praxis durch alternative Maßnahmen umzusetzen. Si-
Praktiken könnte der Aufbau eines OA-Marktplatzes sein,              cher, es gibt einige der hier kursorisch angerissenen Al-
bei dem von Monografien über Journal-Flip bis hin zu                 ternativen bereits; doch deren Blässe muss mit mehr Mut
individuellen Initiativen OA gemeinschaftlich gefördert              und Umsetzungswillen in Stärke umgewandelt werden.
werden kann. Mit COPIM wird im internationalen Kontext               Die hierfür notwendigen Ressourcen dürfen nicht durch
hierzu bereits gearbeitet. Deutschland scheint sich hier             Rahmenverträge beschlagnahmt werden.
weitestgehend auf Knowledge Unlatched zu verlassen und                    Regner und Matthes stellen fest, den „Auftrag das
unterstützt damit den Aufbau von dessen privatwirtschaft-            System zu ändern, haben v. a. Forschende, die bereits etab-
licher Monopolstellung. Mit dem aktuell laufenden Projekt            liert sind und sich in gesicherten Positionen befinden“.54
Open Library of Humanities DE gibt es zumindest Anknüp-              Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn die moralische
fung an eine kooperative Aufstellung, die in einer Alterna-          Obliegenheit auf Seiten des wissenschaftlichen Personals
tive resultieren könnte. Es stellt sich dennoch die Frage,           braucht praktische Anstöße und Umsetzungsoptionen. Es
ob das vom Nationalen Open-Access-Kontaktpunkt als                   liegt mithin auch an Bibliotheken mit ihrer „Verantwor-
Experiment mitgetragene Projekt transcript OPEN Library              tung für die Verfügbarkeit von Veröffentlichungen“,55 die
Politikwissenschaft nicht auch mit einer tatsächlich koope-          Wissenschaftlerinnen täglich an diese Obliegenheit zu er-
rativen Zusammenarbeit über öffentliche/gemeinschaftli-              innern und die Möglichkeiten der Umsetzung zu weisen.
che Strukturen hätte versucht werden können.53 Rheto-                Aus den Praktiken der Forschung heraus eine Systemände-
risch gefragt: Müssen sich Bibliotheken auf geschlossene             rung zu erwirken ist fast unmöglich, wo institutionelle
Intermediäre verlassen, um eine kooperative Struktur zu              Trägheit und Routinen Publikationspraktiken oft fest im
testen? Auch hier sehen Bibliotheken mehr wie lokale Ver-            Griff haben. Bibliotheken können hier den Anstoß leis-
walterinnen aus, wo Expertise eher an übergeordneten                 ten, insbesondere dadurch, dass sie die alternativen Struk-
Stellen aufgebaut wird.                                              turen aufbauen und den Weg zu ihnen aufzeigen.
     Dabei könnten Bibliotheken eine handlungsmächti-
gere Rolle einnehmen: Wo starke wissenschaftliche Ex-
pertise vorhanden ist, können kollaborative und dezen-               5 Fazit
trale Publikationsinitiativen aufgebaut werden, wie das
Beispiel von Language Science Press zeigt. Und so wie es             Es hat gar kafkaeske Züge: OA – die Idee von gerechteren
FIDs gibt, die zur Förderung des Zugangs existieren,                 Publikationspraktiken, die auf dem hehren Ideal fußt, to
muss es mehr Kollaborationen geben, die eine Förderung               „lay the foundation for uniting humanity in a common
alternativer Strukturen wahrnehmen. Wissenschaftliche                intellectual conversation and quest for knowledge“56 –
Institutionen können ihre fachliche Reputation nutzen                scheint seiner selbst entfremdet und zugleich ausschließ-
und so den Neuaufbau einer kooperativen, durch Biblio-               lich besorgt um die sie umgebende Bürokratie. Wie ein
theken unterstützten Publikationsplattform konsekrieren.             ungeheures Ungeziefer findet sich die Forderung nach Of-
Eben jene Sichtbarkeit, die, so fälschlicherweise ange-              fenheit in allen Institutionen, die sodann besorgt sind,
nommen, von Fachzeitschriften hergestellt wird, kann                 messbare Größen der Offenheit zu erreichen. Und zugleich
auch durch Beiträge renommierter Wissenschaftlerinnen                ist die Qualität und Bedeutung, die Offenheit haben sollte
auf (und für) alternativen Plattformen hergestellt werden.           oder könnte, völlig aus dem Blickfeld geraten.
Bibliotheken und dynamische Bibliotheksverbünde kön-                      Die tiefgreifenden Probleme heutiger Publikations-
nen die technische Expertise haben, diesen Aufbau zu                 praktiken werden durch den engstirnigen Fokus auf OA,
begleiten. Stattdessen klammern sich Fachgemeinschaf-                insbesondere so wie es durch DEAL vorangetrieben wird,
ten oft an Publikationsverträge mit Großverlagen, wo-                nicht gelöst werden. Hierzu zählen allen voran diejenigen
durch die Publikationen zumeist geschlossen publiziert               Praktiken, die häufig (aber nicht nur) als Publish-or-Perish-
oder teuer freigeschaltet werden müssen; bibliothekari-              Kultur diskursiv verlautbar werden: hoher Publikations-
sche Integration ist hier auf oben benannte Schnittstelle            druck, der Zwang, strategisch zu publizieren und neben
reduziert. Was es braucht, ist der Mut, Systemimmanenz               qualitativ hochwertigem reine Masse als Produktivitäts-
zu überwinden und mehr sowie radikalere Alternativen                 ausweis zu leisten; Publikationsorte aufgrund ihrer
zu wagen. Allen voran heißt dies, die Mechanismen, auf
denen DEAL basiert, infrage zu stellen und diese Kritik
                                                                     54 Regener und Matthes (2019).
                                                                     55 Knoche (2018) 9.
53 Siehe zum Projekt Jobmann (2018).                                 56 https://www.budapestopenaccessinitiative.org/read.
160            Marcel Knöchelmann

Sichtbarkeit und symbolischen Strahlkraft auszuwählen,                           Electronic Publishing. OpenEdition Press. doi: 10.4000/procee
Erkenntnisgewinn auf möglichst viele Publikationen aus-                          dings.elpub.2019.21.
zubreiten, Produktivität an formalen Publikationen allein                  Baveye, Philippe C. (2010): Sticker Shock and Looming Tsunami: The
                                                                                 High Cost of Academic Serials in Perspective. In: Journal of
abmessen u. v. m. Durch Fokussierung auf die sanfte,
                                                                                 Scholarly Publishing, 41 (2), 191–215. doi: 10.1353/scp.0.
systemimmanente Evolution hin zu OA, scheinen Biblio-                            0074.
theken nicht zur Lösung dieser Probleme beitragen zu                       Blume, Peter (2017): Open-Access-Publikationsdienste für die
können. Zumindest scheinen Aufmerksamkeit und Res-                               Wissenschaft. Fortbildungsveranstaltung des DBV-Landesver-
sourcen häufig anderweitig gebunden.                                             bands Thüringen. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal, 4 (4),
                                                                                 249–56. doi: 10.5282/O-BIB/2017H4S249-256.
     Man muss sich also fragen, was nach diesem Trans-
                                                                           Brembs, Björn (2018): Prestigious Science Journals Struggle to Reach
formatiönchen kommen soll: Was machen Bibliothe-                                 Even Average Reliability. In: Frontiers in human neuroscience,
ken nach dem Auslaufen von DEAL-Verträgen? Ver-                                  12. doi: 10.3389/fnhum.2018.00037.
längerungen – also Verstetigung der Evolution – also alles                 Brembs, Björn (2019): Scholarship has bigger fish to fry than access.
wie bisher nur nun open? Wird das den Budgets und Hand-                          Verfügbar unter http://bjoern.brembs.net/2019/10/scholar
lungsspielräumen von Bibliotheken substanziell geholfen                          ship-has-bigger-fish-to-fry-than-access/.
                                                                           Brembs, Björn; Button, Katherine S.; Munafò, Marcus (2013):
haben? Und so ist es zudem ein Mysterium, inwiefern der
                                                                                 Deep impact: unintended consequences of journal rank. In:
OA-induzierte Paradigmenwechsel, der nach Dugall auf-                            Frontiers in human neuroscience, 7. doi: 10.3389/fnhum.2013.
grund von Unwissenheit vom Gros der Beteiligten noch gar                         00291.
nicht vollends ermessen wurde, den vielbeschworenen                        Brink, Chris (2018): The soul of a university: Why excellence is not
integrativen Charakter der Zukunftsbibliothek auf das Mi-                        enough. Bristol, UK: Bristol University Press.
                                                                           Collini, Stefan (2012): What are universities for? London, UK: Penguin
nimum der lokalen Verwaltung reduzieren wird oder An-
                                                                                 Books.
stoß für einen tiefgreifenden Wandel liefert, bei der die                  Contreras, Jorge (2013): Confronting the Crisis in Scientific Publi-
Bibliothek aus ihrer Lokalität heraus auf das Netz und                           shing: Latency, Licensing, and Access. In: Santa Clara Law
seine Komplexität einzuwirken vermag. Diese Komplexität                          Review, 53 (2), 491. Verfügbar unter https://digitalcommons.la
offenbart schließlich die Schnittstellen an ein Kommuni-                         w.scu.edu/lawreview/vol53/iss2/3.
kationssystem, das dermaßen an sozialer, ökonomischer                      Daniels, Jessie; Thistlethwaite, Polly (2016): Being a scholar in the
                                                                                 digital era: Transforming scholarly practice for the public good.
und organisatorischer Größe gewonnen hat, dass es immer
                                                                                 Bristol, UK: Policy Press.
wieder neue Dienstleistungen braucht, die Licht ins weit-                  Dugall, Berndt (2013): Bibliotheken zwischen strukturellen Verände-
läufige Dunkel bringen. Dass diese Größen lediglich his-                         rungen, Kosten, Benchmarking und Wettbewerb. In: ABI-Technik,
torisch gewachsen und kontingent sind, wird oft nicht                            33 (2), 86–95. doi: 10.1515/abitech-2013-0012.
behandelt. Zumindest haben Bibliotheken die Expertise                      Effinger, Maria; Maylein, Leonhard; Šimek, Jakub (2019): Von der
                                                                                 elektronischen Bibliothek zur innovativen Forschungsinfra-
und so Möglichkeiten mitzuentscheiden, ob sie vermittels
                                                                                 struktur. In: BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis, 43 (2),
Projekt DEAL Kosmetik am System betreiben oder radikal                           311–23. doi: 10.1515/bfp-2019-2067.
neue Lichtungen schaffen wollen. Sie müssen nicht die                      Flitner, Ursula; Grimm, Steffi (2019): Einführung von Open-Access-
lokalen Verwalterinnen sein, als die sie zurzeit aufzutreten                     Services an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Ein
scheinen.                                                                        Praxisbericht. In: GMS Medizin – Bibliothek – Information,
                                                                                 19. doi: 10.3205/MBI000435.
                                                                           Frick, Claudia; Kaier, Christian (2020): Publikationskosten für Zeit-
                                                                                 schriftenartikel abseits von Open-Access-Publikationsfonds –
Literaturverzeichnis                                                             Lost in Transformation? In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal,
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