2020/21 IK Industrievereinigung ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Titel: Dr. Martin Engelmann, Dr. Isabell Schmidt, Mara Hancker, Dr. Fang Luan, Dr. Lorena Fricke, Yvonne Kramer, Torben Knöß, Irina Bremerstein, Christine Fischer, Andrea Adam, Kerstin Meggert Impressum IK Jahresbericht 2020/21 ISSN 1864-7987 Herausgeber IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. Bundesverband für Kunststoffverpackungen und Folien Kaiser-Friedrich-Promenade 43 61348 Bad Homburg Telefon 06172 9266-01 Fax 06172 9266-70 info@kunststoffverpackungen.de www.kunststoffverpackungen.de Redaktion Yvonne Kramer Verantwortlich für den Inhalt Mara Hancker Redaktionsschluss: 17. September 2021 Fotos IK (Titel, S. 4, S. 6, S. 13, S. 14, S. 15, S. 16–17; S. 20, S. 22), Andrea Fabry (Titel); Sabrina Feige (Titel); stock.adobe.com: © koosen (Titel), by-studio (Titel), kornienko alexandr (Titel [2]/S. 48), nikitamaylov (S. 8–9), auremar (S. 10), aykuterd (S. 18–19), NDABCreativity (S. 24–25), sergey ryzhov (S. 26–27), M.Perfectti (S. 27), aerial-drone (S. 28–29), I-Viewfinder (S. 32–33), nikkytok (S. 34–39); iStockphoto © Kivilcim Pinar (Titel) Gestaltung Ilona Hirth Grafik Design GmbH Druck Werbedruck Petzold GmbH 2
INHALT 4 VORWORTE 8 POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN 12 KOMMUNIKATION 18 KREISLAUFWIRTSCHAFT 24 VERBRAUCHERSCHUTZ 26 TECHNIK 28 ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE 32 ZAHLEN & FAKTEN 34 ORGANISATION 3
INNOVATIONEN TREIBEN DIE TRANSFORMATION Auch das vergangene Jahr hat es wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt: die Kunststoff- verarbeitende Industrie ist stark in Bewegung. Das hat ganz klar ökologische aber auch öko- nomische Gründe. Denn wenn unsere Unternehmen die Märkte der Zukunft für sich sichern, Verbraucher und Verbraucherinnen, Kundenbranchen sowie die Politik überzeugen wollen, müssen sie zwangsläufig neu- und umdenken. Neue Schwerpunkte wie Recyclingfähigkeit, EcoDesign, Mehrweg- und Nachfüllsysteme, Rezyklateinsatz und biobasierte Rohstoffe de- monstrieren eindrucksvoll, dass der Wandel bereits im vollen Gange ist. Allerdings sind auch biobasierte oder recyclingfähige Verpackungen nicht davor gefeit, in der Natur zu enden. Hier ist menschliches Handeln die Ursache. Umso wichtiger sind in Deutsch- land und Europa Bildung, einfacher Zugang zur Abfallinfrastruktur und auch Sanktionen bei Fehlverhalten. Dass wir unsere Abfälle vorrangig vor der eigenen Haustür verwerten, versteht sich von selbst. Die Verschärfung der Basler Konventionen war ein richtiger und wichtiger Schritt dazu. Und wir müssen das Thema CO2 stärker in unserer eigenen Argumentation verankern bzw. sichtbar werden lassen. Meeresmüll ist ein Problem, das wir zu lösen haben. Aber die eindeutig größere Herausforderung ist der Klimawandel. Und hier leisten Kunststoffe und Kunststoff- verpackungen einen zweifellos wichtigen positiven Beitrag. Energie, Elektromobilität, weniger Lebensmittelverschwendung… das alles ist ohne Kunststoffe und Verpackungen schlicht nicht möglich. Oder anders gesagt: Ohne Kunststoffe werden wir das 1,5 Grad Ziel des Pariser Abkommens nicht erreichen. 4 VORWORT
Als kontraproduktiv erweisen sich in diesem Zusammenhang die EU-Verbots-Politik und Plastiksteuer-Fantasien. Sie befördern das aus der Zeit gefallene Plastikbashing und leisten beispielsweise schlecht bis gar nicht recyclingfähigen Papier-Kunststoffverbunden einen Vorschub. Eine von der IK in Auftrag gegebene GVM-Studie dazu erregte im letzten Jahr viel Aufmerksamkeit – zum Glück auch bei NGOs und in der Politik. Hier zeigt sich einmal mehr: populistischer Unsinn darf nicht unwidersprochen bleiben. Fakten müssen zählen. Und wir rufen Markenhersteller und Handel dazu auf, sich dem Greenwashing nicht anzuschließen, sondern selbstbewusst für dieses einzigartige Material einzutreten, wenn seine besonderen Eigenschaften benötigt werden. Als Kunststoffverpackungsindustrie haben wir den Weckruf gehört. Wir erkennen die be rechtigte Kritik an und verändern Haltung, Design und Rohstoffbasis wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Doch wir wissen auch um unsere Stärken, unseren Beitrag zum Klimaschutz und die Schattenseiten der vermeintlich grüneren Alternativen. Dass diese Argumente bei allen Stakeholdern Gehör finden, ist mehr denn je eine Aufgabe der IK und ihrer Partner. Selten waren eine Solidargemeinschaft pro Kunststoff und Verbandsarbeit wichtiger. Und umso herzlicher danke ich allen beteiligten Unternehmen sowie ehrenamtlich und haupt beruflich Engagierten für ihren Beitrag zur Transformation aber auch zur Wertschätzung von Kunststoffverpackungen. Roland Straßburger, IK-Präsident VORWORT 5
VOM LOCKDOWN IN DIE ROHSTOFFKRISE Das beherrschende Thema der vergangenen zwölf Monate war für die Kunststoffverpackungs- industrie zweifellos die beispiellose Rohstoffkrise infolge der Corona-Pandemie. Quasi über Nacht brach Anfang 2021 die Versorgung mit Standard Kunststoffen auf breiter Front ein. Für die wenigen verfügbaren Kunststoffe explodierten gleichzeitig die Preise in nie gesehenem Umfang. Wer geglaubt hatte, nach dem turbulenten Corona-Jahr 2020 würde so etwas wie Normalität eintreten, sah sich getäuscht. Es ist das große Verdienst der Hersteller von Kunst- stoffverpackungen, dass sie trotz dieser chaotischen Umstände die Versorgung der Bevöl- kerung vor allem mit sicher verpackten Lebensmitteln, Getränken und Arzneimitteln auf- rechterhalten konnten. Die IK hat die Entwicklung mit monatlichen Blitzumfragen und Kundenmitteilungen begleitet, um so die Öffentlichkeit und die nachfolgenden Wirtschafts- stufen über die aktuelle Lage zu informieren. In der Rubrik Allgemeine Wirtschaftslage zeichnen wir die Entwicklung der Rohstoffkrise bis zum Sommer 2021 nach (Seite 28). Die Corona-Pandemie hat nicht zu einem Lockdown der politischen Aktivitäten in Bezug auf Kunststoffverpackungen geführt, im Gegenteil: Unter großem politischem Druck arbeitet die EU-Kommission an der Umsetzung der ehrgeizigen Ziele des Europäischen Green Deal zum Klimaschutz und zur Kreislaufwirtschaft. Der ideologische Kurs vor allem der politischen Leitungsebene der Kommission macht es allerdings immer schwerer, zu abgewogenen und sachgerechten Vorschlägen zu gelangen. Widersprüchliche und einseitige Regulierungsent- würfe sind die Folge. Der Vorschlag für ein Verbot der so wichtigen EEG-Entlastungsregeln für die Kunststoff verarbeitende und -recycelnde Industrie ist dafür ein Beispiel. Für die Revision der EU-Verpackungsrichtlinie verheißt das nichts Gutes. Angesichts dieser Herausforderungen ist es wichtig, dass sich die Kunststoffindustrie in Deutschland zusammengetan hat, um ihre Vorstellungen von einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu artikulieren (mehr dazu auf Seite 8). 6 VORWORT
Auch in der Kommunikation ist Kooperation das Gebot der Stunde: Dem bisher allein von PlasticsEurope und IK getragene Newsroom Kunststoffverpackungen wird im September 2021 eine breite Kommunikationsinitiative an die Seite gestellt, an der sich die acht größten Ver- bände der Kunststoffhersteller (Plastics Europe), Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV, AVK, FSK, GKV/TecPart, IK, pro-K) und des Kunststoffmaschinenbaus (VDMA) beteiligen. Mit vereinten Kräften wollen die Verbände unter dem Motto „Dein Kunststoff“ den Wandel zur Kreislaufwirtschaft aktiv mitgestalten und die wichtige Rolle von Kunststoff und der Kunststoffindustrie bei zentralen Zukunftsthemen für die breite Öffentlichkeit darstellen. Die IK war und ist einer der treibenden Kräfte hinter dieser Initiative (mehr dazu auf Seite 12). Leider wird es in diesem Jahr aufgrund der Pandemie wieder keine Mitgliederversammlung in Form einer Präsenzveranstaltung geben. Das war der ausdrückliche Wunsch der Mehrheit der Mitglieder. Dabei sind so viele wichtige Themen zu besprechen, bei denen wir Ihnen gern in die Augen geschaut hätten. Nun werden wir im Rahmen einer virtuellen Mitgliederver- sammlung die wichtigsten Vorschläge vorstellen und hoffen auf Ihre Unterstützung. Dr. Martin Engelmann, IK-Hauptgeschäftsführer VORWORT 7
POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN KUNSTSTOFF-VERPACKUNGEN IM ZEICHEN DES GREEN DEAL Die politischen Rahmenbedingungen für das produzierende Gewerbe in Europa werden maßgeblich von den im „Europäischen Green Deal“ angekündigten Zielen zum Klimaschutz und zur Kreislaufwirtschaft geprägt, an deren Umsetzung die Europäische Kommission unter Hochdruck arbeitet. Im Rahmen der Novelle der EU-Verpackungsrichtlinie deutet sich bereits eine wahre Bürokratisierungswelle für Kunststoffverpackungen an. Parallel dazu kämpft die Branche angesichts stark steigender Stromkosten um den Erhalt ihrer Wettbe- werbsfähigkeit. Der Angriff der Kommission auf die Entlastungsregelungen für Strompreis- abgaben in Deutschland verschärft die Situation noch. Genug Herausforderungen also für einen starken, kompetenten und gut vernetzten Industrieverband wie die IK. ten Einweg-Kunststoffprodukten, z. B. Take- VERSCHÄRFTE ANFORDE- away-Boxen aus EPS, Besteck, Tellern etc., war RUNGEN AN VERPACKUNGEN bereits Anfang 2021 in der sog. Einwegkunst- stoff-Verbotsverordnung beschlossen worden. Umsetzung der EU-Einweg-Kunststoff- Die Vorgaben der Richtlinie hinsichtlich des richtlinie Verpackungsdesigns wurden im März 2021 in Fristgemäß zum 3. Juli 2021 hat Deutsch- der sog. Einwegkunststoff-Kennzeichnungs- land im Verpackungsgesetz eine Reihe von verordnung umgesetzt: Danach müssen Ein- Vorgaben der EU-Einweg-Kunststoff-Richtli- weg-Getränkebecher aus Kunststoff oder nie (SUPD) umgesetzt, darunter ein ab 2025 aus mit Kunststoff beschichtetem Papier mit verpflichtender Mindestrezyklatanteil von einem Piktogramm und einem schriftlichen 25 Prozent für PET-Einweg-Getränkefla- Hinweis gekennzeichnet werden. Außerdem schen, die Ausweitung des Flaschenpfands müssen ab Juli 2024 die Verschlüsse von Ein- sowie die Pflicht zum Angebot von Mehr- weg-Getränkebehältern fest am Behälter be- wegalternativen bei Speisen und Getränken festigt sein. Die IK hat sich intensiv in den im To-Go-Bereich. Das Verbot von bestimm- Umsetzungsprozess eingebracht mit dem Ziel, 8 POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN
eine 1:1-Umsetzung der europäischen Vorga- Modelle für Einweg-Kunststoff-Fonds ben sicherzustellen. Parallel dazu haben wir vorgestellt die EU-Kommission dazu aufgerufen, für eine Sieben Wirtschaftsverbände unter Beteili- einheitliche Umsetzung der Richtlinie in Eu- gung der IK haben im Frühjahr 2021 ein de- ropa zu sorgen. Die Ende Mai 2021 vorgeleg- tailliertes Konzept für eine privatwirtschaft- ten Kommissions-Leitlinien zur Umsetzung lich gestützte Umsetzung der Regelung zur haben wir als verspätet und teilweise wider- Kostenüberwälzung vorgelegt (Artikel 8 sprüchlich kritisiert. SUPD). Danach sollen Handel und Industrie die Abfallsammlungs- und Straßenreini- Neue Pflichten für Gewerbe- und gungs-Kosten der Kommunen für bestimmte Industrieverpackungen Einweg-Kunststoffprodukte übernehmen. Der deutsche Gesetzgeber hat die Novelle Ersten Schätzungen zufolge geht es um Kos- des Verpackungsgesetzes außerdem dazu ge- ten in Höhe von mindestens 100 Millionen nutzt, die (einmalige) Registrierungspflicht Euro pro Jahr. Um zu gewährleisten, dass die bei der Zentralen Stelle auf alle Inverkehr- Umsetzung mit möglichst geringen Zusatz- bringer von mit Ware befüllten Verpackun- kosten erfolgt, sieht das Konzept der Wirt- gen auszudehnen (ab 2022). Die Rücknahme- schaft einen „Einweg-Kunststoff-Fonds“ und pflicht von Herstellern und Vertreibern von einen Verteilmechanismus bei der Zentralen gewerblich oder industriell genutzten Verpa- Stelle Verpackungsregister (ZSVR) vor. Die ckungen wurde auf Mehrwegverpackungen Umsetzung wird in der nächsten Legislatur- ausgeweitet. Außerdem muss ab 2022 ein periode erfolgen. Nachweis über die Erfüllung der Rücknah- me- und Verwertungspflichten geführt wer- Revision der EU-Verpackungsrichtlinie den. Die IK unterstützt ihre Mitglieder mit in den Startlöchern einer Empfehlung, wie diese Vorgaben in der Erklärtes Ziel der Kommission ist es, ab 2030 Praxis, insbesondere bei offenen Kreisläufen, in der EU nur noch solche Verpackungen zu umgesetzt werden können. erlauben, die entweder wiederverwendbar oder recycelbar sind. Außerdem sollen ent- weder alle oder bestimmte Kunststoffver- packungen einen gewissen Mindestanteil an POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN 9
Rezyklaten enthalten. Konkrete Vorschläge, Flickenteppich unterschiedlicher wie diese Ziele umgesetzt werden sollen, wer- Verpackungs-Regeln in Europa den Ende 2021/Anfang 2022 erwartet, wenn Die anhaltende Plastikdiskussion in vielen die Kommission den Entwurf für eine Revi- Ländern sowie die unterschiedliche Um- sion der EU-Verpackungsrichtlinie vorlegt. setzung der Einweg-Kunststoffrichtlinie Die IK beteiligt sich intensiv mit eigenen Vor- führen dazu, dass sich ein Flickenteppich schlägen und Untersuchungen an der euro- unterschiedlicher Verpackungsregeln aus- päischen Diskussion. Zentral sind für uns die breitet. Dabei gelten in der EU zum Schutz Definition einer „recycelbaren Verpackung“ des Binnenmarkts eigentlich einheitliche sowie die Vorschläge für verpflichtende Rezy- Anforderungen an Verpackungen. Kritisch klateinsatzquoten. sieht die IK insbesondere nationale Insellö- sungen, wie die in Italien vorgeschlagenen Weitere Informationen zu unseren Vorschlä- Ausnahmen für bio-basierte Kunststoffe oder ge für eine Kreislaufwirtschaft für Kunst- die französischen Ausnahmen für mit Kunst- stoffverpackungen finden Sie im IK Extranet stoff beschichtete Pappbecher und nationale und auf unserer Website. Kennzeichnungsvorschriften. Die IK hat sich gemeinsam mit vielen weiteren Organisatio- nen gegen diese Zersplitterung des Binnen- IK Publikationen zum marktes gewandt und die Kommission aufge- Herunterladen fordert, ihre Rolle als „Hüterin der Verträge“ wahrzunehmen und gegen solche nationale Verpackungsregeln vorzugehen. Hohe Stromkosten schwächen Wett bewerbsfähigkeit – Kommission greift Entlastungsregeln an Die im internationalen Vergleich sehr hohen Stromkosten in Deutschland belasten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Kunst- stoffverpackungshersteller bereits sehr. Verschärfend kommt seit Anfang 2021 eine nationale CO2-Abgabe hinzu. Um eine Ab- wanderung großer Teile des produzierenden Gewerbes ins Ausland zu verhindern, sollen besonders strom- und handelsintensive Indus- triebetriebe in Deutschland entlastet werden. Die IK setzt sich dafür ein, dass die Hersteller von Kunststoffverpackungen nachträglich als „beihilfeberechtigter Sektor“ anerkannt wer- Europaweit einheitliche finanzielle Anreize für Recycling- fähigkeit und den Rezyklateinsatz in Verpackungen wären den, wie es in der im Juli 2021 verabschiedeten ein echter Innovationstreiber und würden Investitionen in Carbon-Leakage-Verordnung vorgesehen ist. das Verpackungsdesign und die Recycling-Infrastruktur erheblich fördern. 10 P O L I T I S C H E R A H M E N B E D I N G U N G E N
verwertung [Recycling] und Wiederverwendung deutlich verringern. NATIONALE BEITRÄGE ZUM EU-HAUSHALT AUFGRUND PLASTIKABGABE in Mio. € pro Jahr (inklusive Rabatten, Auswahl): Me 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 für E aufgrund der Plas Deutschland 1.331 Frankreich 1.272 Italien 846 5,8 Mrd. Spanien 512 €/Jahr Polen 326 Anstieg um 2 Niederlande 196 Änderungen der Recycling Quelle: Eurostat Gefahr droht auch hier SYSTEM DERNach aus Brüssel: EIGENMITTEL FÜR DENum Diskussion EU-HAUSHALT Plastiksteuer Verpackungsgesetz 2021–2027 dem neuen Kommissionsvorschlag für EU- Die im Juli 2020 von den EU-Staats-§und 21 Ökologische Gestaltung der B Leitlinien für staatliche Umweltschutz- und Regierungschefs beschlossene EU-Plastik (1) Systeme sind verpflichtet, im Rahm Energiebeihilfen (CEEAG) würde insbesonde- abgabe führt –1 wie erwartet – zu Diskussio- Traditionelle der Beteiligungsentgelte Anreize zu s Eigenmittel re die wichtige Besondere Ausgleichsregelung nen über eine eventuelle Herstellung von systembeteiligungsp (Zölle und Gegenfinanzierung Zuckerabgabe) im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für in Deutschland. Dabei ist schon die 1.Bezeich- die Verwendung von Materialien u 1 2 2 Mehrwertsteuer- die Hersteller von Kunststoffverpackungen nung „Plastikabgabe“ irreführend, denn tat- Eigenmittel tionen zu fördern, die unter Berücksi 3 4 Restfinanzierung ab 2024 entfallen. Die IK setzt sich gemein- sächlich handelt es sich lediglich umder Sortierung und Verwertung zu ei eine durch Eigenmittel 3 Plastikabgabe sam mit der gesamten Kunststoffindustrie (neu) Methode zur Berechnung auf Basis Brutto- 0,80€/kg des erhöhten EU- recycelt werden können Prozentsatz nationaleinkommen nicht recycelte dafür ein, dass die Kunststoffverarbeiter (ca. 70–75%)Mitgliedsbeitrags infolge des Brexit.2. die Verwendung von Recyclaten so Verpackungs- abfälle aus und -recycler die für den Erhalt ihrer Wett- Kunststoff den Rohstoffen zu fördern. bewerbsfähigkeit notwendigen Entlastun- Gemeinsam mit der gesamten Wertschöp- gen behalten und im Übrigen das EEG in der fungskette setzen wir uns dafür ein, dass nächsten Legislaturperiode so schnell wie die mit einer „Plastiksteuer“ bezweckte Len- möglich abgeschafft wird. Max. 1,4% des kungswirkung hin zu mehr recyclingfähigen Bruttonationaleinkommens (BNE) aller EU-Mitgliedsstaaten Verpackungen und einem höheren Rezyklat- (=Eigenmittelobergrenze) Abschied von der Plastiktüte einsatz durch eine Stärkung der finanziellen Nachdem es lange ruhig um das Thema ge- Anreizwirkung im Rahmen der Lizenzentgel- worden war, hat der Bundestag im November te für die Dualen Systeme erfolgt. Die Revi 2020 mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD sion des Verpackungsgesetzes 2022 bietet Industrievereinigung Kunststoffverpackungen IK e.V. und Die Grünen das Verbot leichter Kunst- Dr.dafür Martineine gute Gelegenheit. Nur so lassen Engelmann stofftragetaschen ab 2022 beschlossen. Mög- m.engelmann@kunststoffverpackungen.de sich die negativen umwelt- und wirtschafts- lich wurde dies durch einen Strategiewechsel Tel.politischen Folgen einer Plastiksteuer ver- 06172 / 9266-72 der Unionsfraktion, die das Symbolthema vor meiden. dem Wahljahr „abräumen“ wollte. Außerdem konnte die SPD mit dem Hinweis punkten, „Plastiksteuer“ dass die Initiative für das Verbot ursprüng- lich von Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) kam. Die IK hatte bis zuletzt auf die negativen Folgen des Verbots für Kreislauf- wirtschaft und Klimaschutz hingewiesen. P O L I T I S C H E R A H M E N B E D I N G U N G E N 11
KOMMUNIKATION UNTERHALTSAM & GLAUBWÜRDIG ÜBERZEUGEN: KOMMUNIKATION ALS INTEGRALER BESTANDTEIL DER VERBANDSARBEIT Die IK-Kommunikation hat sich von der klassischen Pressestelle und Mitgliederkom- munikation entsprechend der zunehmenden Anforderungen zu einer strategischen Schaltzentrale für unterschiedliche Kommunikationsaktivitäten weiterentwickelt. Der gemeinsam mit dem Erzeugerverband PlasticsEurope Deutschland im Jahr 2019 initiierte Kommunikationsoffensive kommt dabei eine wesentliche strategische Bedeutung zu, die auch die eigenständige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der IK maßgeblich beeinflusst. Die Ziele der Kommunikation werden jährlich auf Gültigkeit und Erreichen kontrolliert und nach Möglichkeit durch definierte KPIs gemessen. Ausgewählte Projekte und Kommunikations beim PackTheFuture Award, interessante maßnahmen sollen an dieser Stelle kurz Dialoge im Newsroom, Leuchtturm-Projekte, vorgestellt werden und einen Eindruck ver- Innovationen oder auch Umfrageergebnisse. mitteln von unseren Aktivitäten im Berichts- Das lebendige Mitgliederwesen und der enge jahr. Draht zeichnen das IK-Verbandsleben aus. Besonders sichtbar wird dies in den über 130 Kommunikation braucht gute Beiträgen im Newsroom und Verbraucher- Geschichten: Bedeutung der Mitglieder portal in den letzten 12 Monaten. Im Haupt- in unserer Kommunikation ausschuss Öffentlichkeitsarbeit werden Die Öffentlichkeitsarbeit der IK lebt zu einem zusätzliche Impulse durch die Mitgliedsun- guten Teil von den Geschichten ihrer Mit- ternehmen jeglicher Art und Größe gesetzt. glieder. Beispiele sind die Einreichungen 12 K O M M U N I K AT I O N
Fakten, Fakten, Fakten: Konstruktiver Austausch im www.Newsroom.Kunst- stoffverpackungen.de Der wertvolle Kern unserer Kommunikations- offensive mit PlasticsEurope Deutschland ist der Newsroom.Kunststoffverpackungen. Ausgezeich- net mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis 2020 und dem Media-V-Award 2021 ist der News- room Ausgangspunkt für die Kommunikation in ERFOLG IN ZAHLEN – 12 MONATE verschiedenen On- und Offline-Kanälen und eine etablierte und anerkannte Plattform für den Aus- tausch – auch und vor allem über die eigene In- 134 Beiträge dustrie hinaus. im Newsroom #Reichweite: Aufmerksamkeitsstarke 163 Mio. Reichweite Social Media Kampagnen in Social Media Schutzengel, Reiseapotheker, Flugbegleiter ... Die Kunststoffverpackung ist vieles und das 95.000 Interaktionen überwiegend unbemerkt. Denn wenn es um Likes, Shares, Comments Kunststoffverpackungen geht, denken viele zu- erst an Abfall. Unser Ziel ist eine differenzierte 1.503.000 Zugriffe Wahrnehmung und Wertschätzung des Mate auf eigene Inhalte rials und seiner Anwendungen. Inhaltlicher Tiefgang und gesicherte Fakten sind uns dabei 3.100 Aktive wichtig. Wir wissen aber auch, dass Leser:innen Community Mitglieder knackige Überschriften und einfach zugängliche 218 Mio. Medien Reichweite Botschaften schätzen – vor allem im schnell- alle Kanäle inkl. TV lebigen Netz und den sozialen Medien. Hier er- reichen wir mit promoted Posts und Anzeigen motiven unsere definierten Zielgruppen. K O M M U N I K A T I O N 13
„Sicher versorgt“-Motive sorgen auch im zweiten Lockdown für Reichweite Kampagnen-Update zur Reisezeit unter Corona-Bedingungen fach nur unsere Botschaften senden, sondern in die Interaktion mit unseren Zielgruppen kommen, zur echten Auseinandersetzung mit unseren Inhalten einladen. Die Antworten Sicherverpackt.de sucht Dialog auf der Teilnehmenden zeigen, dass auch die Ver- Augenhöhe braucher:innen in vielen Bereichen bereits gut Unser Verbraucherbereich im Newsroom hat informiert sind. Jedoch gibt es weiterhin Auf- nun eine eigene Redaktion zur unterhalt- klärungsbedarf insbesondere hinsichtlich der samen Ansprache der Themen, die Verbrau- Entsorgung und Klimaschutz-Aspekte. cher:innen beschäftigen. Sowohl die Bildwelt als auch die textliche Aufbereitung sind nun deutlich emotionaler und hin und wieder mit einem Augenzwinkern versehen sym- pathisch. Die Überschriften sollen Lust aufs Klicken und Lesen machen und in den Forma- Schulterschluss in der Kunststoff ten probieren wir neue Wege wie beispiels- industrie weise bei dem Beitrag: „Ein Bericht aus Sicht Für noch mehr Zusammenarbeit und -halt der Gurke“. in der Kunststoffindustrie engagiert sich die IK finanziell und persönlich seit 2020 als GKV-Trägerverband in der neuen Initiative Dialog ist keine Einbahnstraße – „Wir sind Kunststoff“ von GKV (Verarbeiter), Umfragen und Quizze VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummi- Mit zwei eigens gestalteten Quizzen sowie maschinen (Maschinenhersteller) und Plas- einer ersten Civey-Umfrage im Auftrag von ticsEurope Deutschland (Erzeuger). Das Ziel IK und PlasticsEurope Deutschland fiel in ist aktive Begleitung & Gestaltung der Trans- diesem Jahr der Startschuss für Mitmach- formation der Industrie in eine funktionieren- aktionen. Schließlich wollen wir nicht ein- de Kreislaufwirtschaft sowie eine aufmerk- 14 K O M M U N I K AT I O N
Seit September online: das gemeinsame Portal „Dein Kunststoff“ von GKV, VDMA und PED. samkeitsstarke Kommunikation für mehr Wert(stoff)schätzung des Materials und seiner vielfältigen Anwendungen. Die dazu gestaltete Plattform www.dein-kunststoff.de ging Anfang September live. Weitere Ideen sind bereits in der Pipeline. Der Newsroom.Kunststoff- verpackungen mit seinem Verbrau- Medien- und Öffentlichkeitsarbeit für cherbereich sicherverpackt wurde mit mehr Präsenz dem MediaV-Award in der Kategorie Persönliche Präsenz bei Veranstaltungen, „Beste Website“ ausgezeichnet. Die Jury Messen und in den Medien ist eine wichtige begründete die Wahl wie folgt: „Ein Voraussetzung, um in der Diskussion Gehör ausgefeiltes redaktionelles Konzept mit zu finden sowie eigene Themen zu setzen. Ein differenzierter Ansprache verschiedens- Beispiel für proaktive Medienarbeit waren im ter Zielgruppen wie die Branche selbst Berichtsjahr die Aktivitäten rund um die ka- und deren Mitarbeiter, NGOs, Politik tastrophale Rohstoffversorgung. Neben inter- sowie Verbraucher; mit entsprechend nen Hilfestellungen sorgten Pressemeldun- angepassten und kontinuierlich neuen gen und Interviews in Online- & Printmedien Themenangeboten, und nicht zuletzt sowie in Radio und TV für eine Millionen- auch einer konsequenten Vermarktung reichweite und eigene Headlines. der Inhalte.“ K O M M U N I K A T I O N 15
Zeitlose Klassiker: Das Verbandsmagazin aktuell und Positionspapiere Die Positionen der IK werden regelmäßig in 5–6 / 2021 Das Mitgliedermagazin der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. Pressemitteilungen oder eigenen Positions papieren veröffentlicht. Im Jahr 2021 kam noch das verdichtete Format der Onepager Kunststoffe in der Landwirtschaft: Rückblick auf ein erfolgreiches ERDE-Jahr „IKposition“ hinzu. Im Dialog mit „Unverpackt“: „Auch für uns ist Verpackung essenziell wichtig“ Bei aller Digitalisierung und Kommunikation im www: die gute alte Verbandszeitschrift hat unverändert ihre Berechtigung. Alle zwei Monate gibt die IK Aktuell verlässlich Aus- Klimaschutz aus Sicht der Gurke Unterhaltsame Fakten kunft über alles Wissenswerte in der Indus- für die Kommunikation trie und Politik. Verdichtet auf meist 24 Sei- ten und ergänzt um Kommentare, Servicean- IK_Aktuell_05-06.2021_10.indd 1 22.07.21 11:13 gebote und Einblicke in die Verbandsaktivitä- Landet alle zwei Monaten auf den Schreibtischen: die IK Akuell ten, ist unsere IK Aktuell sozusagen das EKG unseres Verbandsherzschlags. Im Dialog mit verschiedenen Steakholdern Im Berichtsjahr sprachen wir beispiels- weise mit Gregor Witt vom Unverpackt Verband über die Potenzialen und Gren- zen des verpackungsfreien Einkaufens, mit den CEOs der Kunststofferzeuger Covestro und Borealis Dr. Markus Steile- mann und Alferd Stern über die Trans- formation der Kunststofferzeugenden Industrie, mit WWF-Meeresmüllexperte Dr. Bernhard Bauske über Verantwor- tung in der Industrie, mit Jokey-CEO Jens Stadter über mehr Rezyklatein- satz in Verpackungen, mit Dr. Thorsten Leopold von Henkel über die Rolle des Handels in der Kreislaufwirtschaft und mit dem Sprecher der „Initiative Müll- trennung wirkt“ über kinderleichtes Abfallsortieren. 16 K O M M U N I K AT I O N
Online-Verleihung des PackTheFuture Awards 2020 PackTheFuture Award Online-Verleihung: 2021 wurde der PackTheFuture Award von IK und Elipso Corona- bedingt online verliehen. Das schmälert die herausragenden Leistungen der Nominierten und Sieger natürlich in keiner Weise. Sie überzeugten mit ihren nach- haltigen Innovationen in den Kate gorien EcoDesign, Produktschutz, Verbraucherutzen und Save Food. Auch an dieser Stelle sagen wir herzlichen Glückwunsch an die IK- Mitglieder Mauser, Boxon, Süd- pack, Storopack, DUO PLAST und Verpa! K O M M U N I K A T I O N 17
KREISLAUFWIRTSCHAFT RECYCLING 2.0 – HERAUSFORDERUNG REZYKLATEINSATZ Bei der Kreislaufwirtschaft geht es längst um mehr als die Erfüllung von Recyclingquoten. Es geht um die Schließung von Stoffkreisläufen durch den Wiedereinsatz von Rezyklaten, die Sicherung der zukünftigen Rohstoffversorgung und um den Erhalt der gesellschaft- lich-politischen Akzeptanz von Kunststoffverpackungen. Die IK unterstützt die Branche bei diesem tiefgreifenden Strukturwandel und vertritt die Interessen der mittelständi- schen Verarbeiter auf deutscher und europäischer Ebene. Mit der Einführung der Verpackungsverord- Mit der Kunststoffstrategie von 2018 und dem nung im Jahr 1991 wurden in Deutschland neuen Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft, die Mülltrennung sowie materialspezifi- der im März 2020 als Teil des „Green Deal“ sche Recyclingquoten eingeführt. Inver- veröffentlicht wurde, stellte die EU-Kom- kehrbringer zahlen seither Entgelte für die mission ihre Ziele für die umfassende Trans- Sammlung und Verwertung gebrauchter formation der Wirtschaft in Richtung einer Haushaltsverpackungen. Dies hat nicht nur Kreislaufwirtschaft vor. Ab dem Jahr 2030 zu durchschnittl ich 25 Prozent Einsparung sollen demnach alle Verpackungen am Markt beim Verpackungsgewicht geführt, son- recycling- oder mehrwegfähig sein und deut- dern auch dazu, dass Verpackungsabfälle in lich mehr Rezyklate enthalten als bislang. Die Deutschland heutzutage vollständig stoff- EU-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, lich oder energetisch verwertet werden. Mit europaweit bis 2025 mindestens 10 Millionen der Einführung des Verpackungsgesetzes im Tonnen Rezyklate in Kunststoffprodukten Jahr 2019 sind die Recyclingvorgaben stark einzusetzen. Gleichzeit wurden verbindliche gestiegen (von 36 auf 63 Prozent bis 2022 für Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpa- Kunststoffverpackungen), und es wurden ckungen und weitere Branchen angekündigt. finanzielle Anreize für die Steigerung des Auch sollen das Verpackungsaufkommen Recyclingf ähigkeit und den Rezyklateinsatz reduziert und Mehrwegverpackungen wei- geschaffen. Doch damit nicht genug. ter gefördert werden. Bis Ende 2021 wird die 18 KREISLAUFWIRTSCHAFT
POTENZIAL UND HÜRDEN FÜR DEN EINSATZ VON RECYCELTEN KUNSTSTOFFEN IN VERPACKUNGEN Rechtliche Hürden: für Kontakt mit Lebensmitteln Kommission einen Vorschlag für die Revision Realistisches (außer rPET) und Potenzial: 22% 28% Gefahrgutverpackungen der EU-Verpackungsrichtlinie 94/62/EC vor- 960 kt legen, um diese Pläne in die Tat umzusetzen. 4,4 Mio. t Der Berater der Kommission, Eunomia, hat Theoretisches Potenzial: 29% 19% im Juni 2021 bereits erste konkrete Vorschlä- 1.260 kt Absolute technische und qualitative Hürden: ge vorgestellt. Mindestanforderungen an Verarbeitungsfähigkeit, Nischenkunststoffe: 2% Produktschutz, Rissfestigkeit, Für einige Verpackungskunststoffe Geruch etc. begrenzen den sind keine Rezyklate verfügbar Rezyklatanteil von vornherein Das Recycling erfährt damit einen Paradig- menwechsel: Wurde es in der Vergangenheit Quelle: GVM 12/2020 vor allem als umweltfreundlicher Entsor- Die Mitglieder der IK haben sich deswegen gungsweg gefördert, steht jetzt die Sicherung bereits 2018 selbst zum Ziel gesetzt, bis zum der zukünftigen Rohstoffstoffversorgung Jahr 2025 mindestens 90 Prozent recycling- im Mittelpunkt. Denn zur Erreichung der und mehrwegfähige Haushaltsverpackungen Klimaneutralität, welche der europäische am Markt zu haben sowie eine Million Ton- Green Deal für das Jahr 2050 anstrebt, muss nen Rezyklate in der Produktion einzusetzen der Verbrauch fossiler Rohstoffe weitge- (ca. 22 Prozent des Rohstoffbedarfs). Eine hend durch Rezyklate und andere erneuer- von IK initiierte BKV-Studie zeigt, dass dieses bare Rohstoffe ersetzt werden. Die deutsche Ziel technisch erreichbar ist, wenn moderate Kunststoffverpackungsindustrie begreift den Qualitätseinschränkungen, z. B. hinsichtlich Rezyklateinsatz als wichtigen Beitrag zur der Farbgebung, und ein leichter Anstieg der nachhaltigen Entwicklung und investiert be- Produktionsabfälle in Kauf genommen wer- reits Millionenbeträge in die Kreislauffähig- den. Allerdings muss der Einsatz von Post- keit ihrer Verpackungen und Herstellungs- Consumer-Rezyklaten hierfür verdreifacht verfahren. werden. Dafür stehen derzeit noch nicht aus- reichend geeignete Rezyklate am Markt zur Verfügung, selbst dann nicht, wenn geeignete K R E I S L A U F W I R T S C H A F T 19
gesetzlichen Instrumenten wie polymerbezo- genen Substitutionsquoten und finanziellen Anreizmechanismen vergleichend unter- suchen soll. Im Fall gesetzlicher Rezyklat- einsatzquoten ist es ein zentrales Anliegen der IK, dass die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Rohstoffen am Markt gesichert bleibt, insbesondere für die zahlreichen klei- nen und mittleren Unternehmen, die einen erschwerten Zugang zum Sekundärrohstoff- markt besitzen. Eine aktuelle GVM-Studie zu Papierverbunden bestätigt: Mehr Abfall und weniger Recycling Ein weiteres Ziel der IK ist es, ökologische und ökonomische Fehllenkungen zu vermei- Rezyklate aus anderen Anwendungen in den den und auf ökologische Zielkonflikte hinzu- Verpackungsmarkt gelenkt würden. Der Ent- weisen. So führt beispielsweise der politisch wicklung der Rezyklatmärkte kommt daher forcierte Trend zu „weniger Plastik“ zu einer eine zentrale Bedeutung zu. zunehmenden Substitution durch schlecht recyclingfähige Papier-Kunststoffverbunde, MENGE DER RECYCELTEN KUNSTSTOFFE die dem Interesse der Kreislaufwirtschaft IN VERPACKUNGEN und der Materialeffizienz im Verpackungs- t markt entgegensteht. Die IK ließ diesen IK-Ziel: 1 Mio. t 1 Mio. Trend 2021 durch eine GVM-Studie genau- er untersuchen. Auch andere gegenwärtige Substitutionstrends, z. B. zu Glasverpackun- x3 gen, sieht die IK vor dem Hintergrund der 474 kt 500.000 399 kt CO2-Belastungen kritisch. Newsroom-Beitrag zur GVM Studie „Papier-Kunststoff- 2017 2019 2025 verbunde“ PCR PIR IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. – November 2020 Die IK setzt sich im Interesse der mittelstän- dischen Kunststoffverarbeiter auf politischer Ebene dafür ein, den Wandel zur Kreislauf- wirtschaft mit klar definierten Zielen, markt- wirtschaftlich basierten Instrumenten und einem Minimum an Bürokratie zu fördern. Bereits 2020 stellte sie gemeinsam mit der AGVU ein stark beachtetes Diskussionspapier zur Förderung des Rezyklateinsatzes vor. Auf dieser Basis wurde 2021 durch die BKV eine wissenschaftliche Studie beauftragt, welche die Wirksamkeit und Marktauswirkungen von Rezyklateinsatzquoten mit alternativen 20 KREISLAUFWIRTSCHAFT
Um ihren Einfluss geltend zu machen, enga- mation auch durch zahlreiche Informations- giert sich die IK in zahlreichen Netzwerken angebote. Im Winterhalbjahr 2020/21 wurde auf europäischer und deutscher Ebene, wie der aufgrund der Corona-Pandemie entfal z. B. der Circular Plastics Alliance (CPA) und lene Nachhaltigkeitstag durch eine sieben- der RESAG und beteiligt sich an Studien des teilige webbasierte Info-Reihe zur Kreislauf- Umweltbundesamts. Nicht zuletzt unter- wirtschaft aufgefangen. stützt die IK ihre Mitglieder bei der Transfor- DIE KREISLAUFWIRTSCHAFT IST EINE GETEILTE VERANTWORTUNG Alle Stufen der Verpackungsherstellung, Nutzung und Entsorgung müssen darauf ausgerichtet werden, den Kunststoff in hoher Qualität im Kreislauf zu halten. 5 1 Lieferant von Verpackungshersteller Rohstoffen / Recycler Entwicklung von Verpackungs- Lieferung der von den Ver- designs und Herstellungsverfahren packungsherstellern benötigten zur Verbesserung der Recycling- Mengen und Qualitäten von fähigkeit und des Recyclinganteils Recyclingmaterial 4 2 Abfallsammler und Abfüller/ Unternehmen -sortierer für verpackte Erhöhung des Recycling-Inputs in Konsumgüter Bezug auf Menge und Qualität Nachfrage nach Verpackungen mit erhöhter Wiederverwertbar- keit und recyceltem Material 3 Verbraucher Nachfrage nach kreislauffähigen Verpackungen schaffen und für das Recycling sammeln K R E I S L A U F W I R T S C H A F T 21
ERDE – ERNTEKUNSTSTOFFE RECYCLING DEUTSCHLAND Unter dem Dach der IK und in Kooperation mit RIGK als Systembetreiber organisiert ERDE über Sammelpartner deutschlandweit die getrennte Rücknahme und Verwertung gebrauchter Erntekunststoffe. Lohnunternehmer und Landwirte sammeln die Ernte- kunststoffe und geben sie gebündelt an einer Sammelstelle ab. Recyclingunternehmen verarbeiten das Sammelgut dann zu neuen Kunststoff-Rohstoffen. Rückblick auf das Jahr 2019: Die IK-Initia- Zusätzlich wurden 488 Tonnen Rundbal- tive ERDE überreicht bei 38°C im Schatten lennetze und über 600 Tonnen Spargelfolie im Rahmen des Parlamentarischen Abends des gesammelt und verwertet. Alle Agrarfolien GKV in Berlin die Freiwillige Selbstverpflich- werden innerhalb der EU werkstofflich re- tung an das Bundesumweltministerium. cycelt – ungefähr 55 Prozent davon inner- Darin ist unter anderem niedergelegt bis halb Deutschlands. Durch das Recycling der Ende 2020 mindestens 50 Prozent der ins- Folien wurden 2020 durch ERDE über 30.312 gesamt in den deutschen Markt gebrachten Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht den Silo- und Stretchfolien zu sammeln und einer Emissionen von 15.022 Autos pro Jahr. werkstofflichen Verwertung zuzuführen. Nach erfolgreichen Pilotprojekten zur Samm- lung von Spargelfolie und Lochfolie im Jahr Zwei Jahre später im Jahr 2021 feiert die Initia- 2020, startet im Jahr 2021 die deutschland- tive ERDE einen erfolgreichen Zwischenstand: weite Sammlung von Spargelfolie, Lochfolie, Im Jahr 2020 konnten an über 500 Sammel- und Pressengarn. Pilotprojekte für Vliese, stellen und knapp 2000 mobilen Sammlungen Hagelschutznetze und Bewässerungsschläu- insgesamt 26.910 Tonnen Agrarfolie gesam- che sind bereits in Planung. melt und vollständig der werkstofflichen Ver- wertung zugeführt werden. Dies entspricht einem Marktanteil von knapp 51 Prozent. 22 KREISLAUFWIRTSCHAFT
CO2-Einsparungen durch ERDE-Recycling 30.312 Tonnen CO2 = Emissionen von 15.022 Autos in einem Jahr Sammelmengen Silo-/ Stretchfolien (in t) 30.000 26.910 Bis 2022 soll die Sammelquote für Folien auf 25.000 mindestens 65 Prozent ansteigen – ein an- 51% spruchsvolles Ziel. Es sind natürlich weitere 20.534 der 20.000 Marktmenge Anstrengungen erforderlich, um dieses Ziel der freiwilligen Selbstverpflichtung zu er- 15.000 14.433 reichen. Die aktuelle Rohstoffkrise der Euro- päischen Kunststoffverarbeitung könnte sich 10.000 deutlich auf die diesjährige Finanzierung des 7.062 4.600 5.300 Systems auswirken. Die Gewinnung weiterer 5.000 2.170 Mitstreiter und eine gestärkte Unterstützung durch den Agrarhandel sind weitere ständige 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Herausforderungen, denen sich das System Quelle: ERDE/RIGK und seine Mitglieder stellen. Besorgt wird zu- dem die Umsetzung des Basel Amendments in der EU zu strikten Exportbeschränkungen Mitglied bei ERDE kann jeder Hersteller oder für Kunststoffabfälle beobachtet. Die bisher Erstvertreiber von Erntekunststoffen werden, berücksichtigte Verschmutzungsgrenze von der in den deutschen Markt liefert. Folgende 2 bis 8 Prozent für den Export von Kunst- 24 Unternehmen übernehmen als ERDE-Mit- stoffabfällen innerhalb der EU wird im Be- glieder Verantwortung für ihre Produkte und reich der Agrarfolien nicht einzuhalten sein die Umwelt: ape Europe, ASPLA S.A., Groupe und könnte dadurch die etablierten Rück- Barbier, Berry fiberweb france, CLAAS Ver- nahme- und Verwertungspfade des Systems triebsgesellschaft mbH, Cordex - Companhia gefährden. Industrial Textil S.A., Coveris Flexibles Aust- ria GmbH, Daios Plastics S.A., DUOPLAST AG, Die ERDE-Mitglieder blicken dennoch opti- KARATZIS S.A., Manupackaging Deutschland mistisch in die Zukunft: Noch in diesem Jahr GmbH, NOVATEX, PIIppo OYJ, Plastika Kri- wird das System neben Lochfolie und Spar- tis S.A., POLIFILM Extrusion GmbH, Ab Rani gelfolie um Vliese erweitert. ERDE kooperiert Plast Oy, Reyenvas S.A., RKW Agri GmbH & eng mit dem neu gegründeten Verband und Co. KG, Sotrafa S.A., Tama Group, Tecfil S.A., Rücknahmesystem ERDE Schweiz – es bleibt Tencate Geosynthetics, TRIOWORLD GmbH also spannend in der IK-Initiative ERDE. und WKI Tegafol Sp. z o.o. K R E I S L A U F W I R T S C H A F T 23
VERBRAUCHERSCHUTZ FÜR MEHR EINBLICK UND WEITBLICK BEI GESETZEN UND REGELUNGEN Die Gesetzgebung zum Lebensmittelkontakt entwickelt sich auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene ständig weiter. Die IK bietet ihren Mitgliedern hierbei Hilfe- stellungen an. Gesetzliche Entwicklungen zur Überarbeitung der EU-Vorschriften für Lebensmittelkontaktmaterialien zur Hälfte Mineralölverordnung abgeschlossen seien und dass die Veröffent- Seit der Veröffentlichung des ersten Entwurfs lichung des Legislativvorschlags wahrschein- der deutschen Mineralölverordnung im Mai lich auf Anfang 2023 verschoben werde. Die 2011 sind fast zehn Jahren vergangen. Im Kommission strebe dann an, dass das Euro August 2020 wurde das entsprechende Noti- päische Parlament und der Rat die Gesetz fizierungsverfahren eingeleitet. Seitens der gebung bis zum Ende der Legislaturperiode EU-Kommission und einiger Mitgliedsstaaten (Mai 2024) verabschieden. gibt es dazu Bemerkungen bzw. Stellungnah- men zu diesem deutschen Alleingang. Titandioxid als „Vermutlich krebserzeugend Das Schicksal dieses Verordnungsvorhabens durch Einatmen“ eingestuft ist nach wie vor unvorhersehbar. Seit Mai 2021 wird über das mögliche Verbot von Titandioxid als Lebensmittel- und Futter- Evaluierung des EU-Rechtsrahmens mittelzusatzstoff auf EU-Ebene diskutiert. für FCM Die EU-Kommission führt ein Projekt zur Über- Zu der möglichen Auswirkung dieser Diskus- prüfung des derzeitigen EU-Rechtsrahmens für sion auf unsere Branche hat die IK ein „IK- Lebensmittelkontaktmaterialien durch. Infoschreiben und Vorschlag zu Statements Im Berichtsjahr hat die EU-Kommission dazu zur aktuellen Diskussion über Titandioxid“ eine Stakeholder-Konsultation durchgeführt ihren Mitgliedern zur Verfügung gestellt. und angekündigt, dass die Ausarbeitungen 24 VERBRAUCHERSCHUTZ
Normative Entwicklungen 2024 in Kraft treten bzw. durch die Mitglieds- staaten umgesetzt werden. Zur Umsetzung Norm-Entwurf über „tethered caps“ dieser Vorgabe hat die Kommission die euro- veröffentlicht päischen Normungsgremien aufgefordert, die Der Norm-Entwurf E DIN EN 17665, Verpackung entsprechenden harmonisierten Normen zu – Prüfverfahren und Anforderungen, die nach- entwickeln. weisen, dass Kunststoffverschlüsse von Einweg- getränkebehältern mit einem Fassungsvermögen MATRIX zu Prüf- und Produktnormen im von bis drei Litern während der vorgesehenen Folienbereich erneut aktualisiert Verwendungsdauer am Behälter befestigt bleiben- Die EuPF (European Plastic Films) – Arbeits- wurde im Mai 2021 veröffentlicht. gruppe „Product Testing and Standards“, de- ren Sekretariat von der IK geführt wird, hat in Sowohl die IK-Mitgliedsunternehmen als auch den vergangenen Jahren eine technische MA- die IK haben in diesem Normungsprojekt ak- TRIX erarbeitet und mehrfach überarbeitet. tiv mitgewirkt. Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Hintergrund dieses Projektes ist der Artikel 6 Zusammenfassung relevanter Normen und in der EU- „Single Use Plastic“-Richtlinie, in Standardprüfmethoden für Kunststofffolien dem vorgeschrieben wird, dass die Mitglieds- und Produkte aus Kunststofffolien. staaten dafür Sorge tragen, dass die Geträn- kebehälter mit einem Fassungsvermögen von Dieses Dokument wurde im Berichtsjahr er- bis zu drei Litern, die zu einem erheblichen neut aktualisiert. In der neuen Version (10. Teil aus Kunststoff bestehen, nur in den Ver- Version) werden neben zahlreichen redaktio- kehr gebracht werden, wenn deren Verschlüs- nellen Änderungen umfangreiche inhaltliche se und Deckel während der für das Produkt Ergänzungen / Aktualisierungen vorgenom- vorgesehenen Verwendungsdauer am Behäl- men. Das Dokument soll als Handbuch bzw. ter befestigt bleiben. Zu den genannten Ge- Nachschlagewerk genutzt werden. tränkebehältern gehören Kunststoffflaschen, Getränkekartons mit Kunststofffolien als Be- standteil und Kunststoffbeutel für Getränke (Pouches). Diese Regelung wird ab dem 3. Juli V E R B R A U C H E R S C H U T Z 25
TECHNIK WAS SIND REZYKLATE UND WIE KANN MAN SIE UNTERSCHEIDEN? In vielen Diskussionen um das Thema Rezyklate zeigte sich im letzten Jahr deutlich, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, warum dieses oder jenes Material ein Rezyklat ist oder nicht. Die IK hat daher intensiv an der Aufbereitung von Beispielen und Definitionen zum Thema Rezyklate gearbeitet, um ein einheitliches Verständnis der Begriffe als Grundlage für diese Diskussionen zu fördern. Die richtige Definition von Rezyklaten hat gro- ße Bedeutung insbesondere vor dem Hinter- grund der Ankündigung der EU-Kommission bekommen, verbindliche Rezyklateinsatzquo- ten für Kunststoffverpackungen vorzuschla- gen. In der Monitoring Gruppe der Circular Plastics Alliance (CPA) wurde dazu diskutiert, welche Rezyklate für dieses 10-Millionen-Ton- nen-Ziel zu berücksichtigen sind und welche Eine Million Tonnen Rezyklate jährlich wollen die deutschen Kunststoffverpackungshersteller mit Ziel 2025 einsetzen. nicht. Die IK hat sich dabei, wie der überwie- gende Teil der CPA-Teilnehmer, klar für die Anrechnung von Post-Industrial Rezyklaten Die IK hat zusammen mit den anderen GKV- (PIR) und Post-Consumer Rezyklaten (PCR) Trägerverbänden, dem GKV und Conversio ausgesprochen. Doch nicht nur bei der CPA einige Praxisbeispiele in Form von Bildern sondern auch im DIN Arbeitsausschuss NA zu den unterschiedlichsten Produktions- 054-03-03 AA „Recycling von Kunststoffen in rückständen in der kunststoffverarbeitenden der Kreislaufwirtschaft“ gab es viele Diskus- Industrie als Basis für solche Diskussionen sionen darüber, welches Material durch welche gesammelt. Diese wurden anhand der Defini- Prozesse zum Rezyklat wird und in wie weit tionen im Normungsbereich in Post-Industrial sich die beiden Rezyklattypen unterscheiden. und Post-Consumer Material aufgeteilt. 26 TECHNIK
Entscheidend ist jedoch, dass es sich dabei internationalen Gremien wie dem UN-Unter- noch nicht um Rezyklate handelt. Die Ein- ausschuss Transport für gefährliche Güter teilung, ob es sich bei einem Material um ein und der ISO/TC 122/SC 3/WG 8 daran, diese Rezyklat handelt, kann nur aufgrund der EU- und ähnliche Einschränkungen (wie z. B. die Abfallrahmenrichtlinie oder in Deutschland sehr hohen Prüffrequenzen für Gefahrgutver- aufgrund des Kreislaufwirtschaftsgesetzes packungen, die recyceltes Material enthalten) erfolgen. Da es bei den gesetzlichen Anforde- für den Rezyklateinsatz abzuschaffen. Dabei rungen und Bedingungen jedoch keine Unter- werden Ergebnisse aus dem jahrelangen Ein- scheidungen zwischen den jeweiligen Rezy- satz von Rezyklaten sowie aktuelle Beispiele klaten gibt, ist es erforderlich beide Aspekte zur Gewinnung von hochwertigen Rezykla- separat nacheinander zu betrachten, um eine ten genutzt, um die derzeit vorgeschriebene Einstufung des Materials in Post-Industrial- chargenweise Prüfung für Verpackungen mit und Post-Consumer-Rezyklaten vornehmen Rezyklaten an die Prüffrequenzen derer aus zu können. Neuware anzugleichen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Hersteller durch ihr jewei- All diese Aspekte sind bereits in eine Hand- liges Qualitätsmanagementsystem auch beim reichung eingeflossen, die derzeit finalisiert Einsatz von Rezyklaten das hohe Sicherheits- und im Herbst 2021 veröffentlich werden soll. niveau der Gefahrgutverpackungen gewähr- Somit hoffen wir unseren Teil zur Versach- leisten. lichung bei den oft auch etwas emotional ge- führten Diskussionen über Rezyklate beitra- gen zu können. Gefahrgutverpackungen Für Gefahrgutverpackungen darf ebenfalls nicht jedes Rezyklat verwendet werden, da nach ISO 16103 derzeit nur Material aus ge- brauchten Industrieverpackungen wieder für neue Gefahrgutverpackungen eingesetzt Für Gefahrgutbehälter darf aktuell nur Rezyklat aus gebrauch- ten Industrieverpackungen eingesetzt werden. werden darf. Allerdings arbeitet die IK in T E C H N I K 27
ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE VON PANDEMIE ZU ROHSTOFFKRISE Die Covid-19 Krise hat nicht nur gesellschaftlich und sozial tiefe Spuren hinterlassen, auch die Wirtschaft kämpft lange mit ihren Auswirkungen. BIP erstmals seit 2009 wieder gesunken Der größte Gewinner der Pandemie war im Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutsch- letzten Jahr jedoch der Bereich E-Commerce land sank 2020 gegenüber dem Vorjahr preis- mit einem Umsatzwachstum von 31,7 Prozent bereinigt um 4,8 Prozent und lag bei rund (11,5 Prozent im Jahr 2019). 3,33 Billionen Euro. Zurückgegangen war Die Automobilindustrie wurde durch die Pan- das BIP zuletzt im Jahr 2009 nach der glo- demie besonders hart getroffen: Die Neuzulas- balen Finanz- und Wirtschaftskrise. Private sungen von PKW in Deutschland gingen 2020 Konsumausgaben gingen zwar um 5 Prozent um 19,1 Prozent zurück. Dies traf auch die Zu- zurück, für Nahrungsmittel und Getränke liefererbranchen deutlich. Die Kapazitäten wa- wurde jedoch 6,3 Prozent mehr ausgegeben. ren nicht ausgelastet, anhaltende Kurzarbeit Auch die Ausgaben für langlebige Konsumgü- und begrenzte Liquidität waren nur einige der ter stiegen an. Der Einzelhandel verzeichnete Probleme der Branche. 2020 immerhin ein Plus von 2,8 Prozent. IK-Konjunkturtrend 80 60 40 20 0 -20 -40 -60 -80 4.Q19 1.Q20 2.Q20 3.Q20 4.Q20 1.Q21 2.Q21 3.Q21 1.Q17 2.Q17 3.Q17 4.Q17 1.Q18 2.Q18 3.Q18 4.Q18 1.Q19 2.Q19 3.Q19 3.Q14 4.Q14 1.Q15 2.Q15 3.Q15 4.Q15 1.Q16 2.Q16 3.Q16 4.Q16 3.Q11 4.Q11 1.Q12 2.Q12 3.Q12 4.Q12 1.Q13 2.Q13 3.Q13 4.Q13 1.Q14 2.Q14 Wirtschaftslage Umsatz Ertrag 28 ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE
Der Gesamtumsatz der deutschen chemisch- Die Kunststoffverpackungsbranche weist, pharmazeutischen Industrie lag 2020 um 4,4 neben der Baubranche, innerhalb der Kunst- Prozent unter dem des Vorjahres. Die Produk- stoffverarbeitung das noch positivste Ergeb- tion nahm um 0,8 Prozent ab. Die Produk- nis aus: Die Produktion insgesamt sank 2020 tion der kunststofferzeugenden Industrie in um in etwa 2 Prozent, die Umsätze um 2,7 Deutschland sank 2020 dabei um 1,6 Prozent Prozent. Besonders betroffen waren vom Um- auf 17,9 Mio. Tonnen. Der Umsatz ging um 8,7 satz- und Produktionsrückgang – wie auch Prozent zurück. in den letzten Jahren – die Bereiche Beutel/ Tragetaschen/Säcke sowie PET-Flaschen. Die- Umsatzrückgang in der Kunststoffver- se Entwicklungen sind zum Teil bereits der arbeitung anhaltenden Substitution durch alternative Insgesamt berichtet die Kunststoffverarbei- Materialien geschuldet. tende Industrie 2020 von einem Umsatzmi- Die Covid-19 Pandemie und der weitrei- nus von 5,6 Prozent. Die Produktion sank um chende Lockdown beeinflusste 2020 am 2,8 Prozent. Laut der Wirtschaftsumfrage deutlichsten die Nachfrage nach industriell des Gesamtverbands der Kunststoffverarbei- genutzten Kunststoffverpackungen und tenden Industrie (GKV) berichten über 55 Kunststoffverpackungen im Gaststätten- Prozent der Unternehmen im Jahr 2020 von und Veranstaltungsbereich. Die Hersteller sinkenden Umsätzen und 57 Prozent von ge- industrieller Verpackungen konnten sich im sunkenen Exporten im Vergleich zum Vor- Laufe des Jahres dank der anziehenden In- jahr. Sorge bereitet vor allem die sinkende dustrieproduktion zügig erholen. Bereits im Investitionstätigkeit: 47 Prozent der befrag- dritten Quartal 2020 konnte die Kunststoff- ten Unternehmen geben an im Jahr 2020 ihre verpackungsbranche insgesamt wieder ein Investitionstätigkeit eingeschränkt zu haben. Umsatz- und Produktionsplus gegenüber den Etwa 70 Prozent sind von anhaltendem Fach- Vorjahresmonaten ausweisen. kräfte- und Auszubildendenmangel betroffen. A L L G E M E I N E W I R T S C H A F T S L A G E 29
Rohstoffverknappung trifft auf gestie Herstellern. Ende März 2021 berichtet Poly- gene Nachfrage mer Comply Europe von 32 Force-Majeure Nach dem Pandemiejahr 2020 traf die weit- Fällen in der Kunststoff erzeugenden Indust- reichende Rohstoffkrise im ersten Halbjahr rie allein in Europa. 2021 die Kunststoffverarbeitende Branche hart. Noch im Herbst 2020 schien die Roh- IK-Mitglieder berichten kontinuierlich stoffsituation stabil. Erst Ende 2020 fing es von der Situation deutlich an zu brodeln: In der IK-Konjunktur Die IK verfolgte die Situation auf den Roh- umfrage im Dezember 2020 befürchteten be- stoffmärkten seit Januar 2021 im Rahmen von reits knapp die Hälfte der Unternehmen eine sieben monatlichen Blitzumfragen zum The- deutliche Verschlechterung der Rohstoffver- ma Rohstoffverfügbarkeit. Im Februar 2021 fügbarkeit. Im Herbst 2020 waren dies ledig- berichteten 79 Prozent der IK-Unternehmen, lich 6 Prozent der Unternehmen. von einem oder mehreren Force-Majeure Fäl- len betroffen zu sein. Polymerpreisindizes 4000 Die Rohstoffverfügbarkeit verschlechterte 3500 sich von Monat zu Monat und erreichte im 3000 April 2021 den Höhepunkt: zu diesem Zeit- 2500 punkt schätzen knapp 85 Prozent der IK Un- 2000 ternehmen die Versorgungslage als schlecht 1500 oder sehr schlecht ein. Über 20 Prozent sah 1000 zwischenzeitlich die Produktions- und Lie- 500 ferfähigkeit in erheblichem Umfang einge- 0 schränkt. Jul 20 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 Jul 21 1 Aug 2 Sep 2 Okt 2 Nov 2 Dez 2 Jan 2 Feb 2 Mär 2 Apr 2 Mai 2 Jun 2 Aug 2 Flexible Kunststoffverpackungen (A-Plastixx PackFlex) Feste Kunststoffverpackungen (A-Plastixx PackRigid) Auf Grund der mangelnden Verfügbarkeit stiegen die Preise für Rohmaterial zudem sprunghaft an: Die IK-Mitgliedsunternehmen Die Covid-19-Pandemie führte weltweit zu berichteten von einem Preisanstieg für PE- einem Ungleichgewicht von Nachfrage und LLD von über 80 Prozent innerhalb von sechs Angebot von Kunststoffprodukten. Vie- Monaten, dicht gefolgt von anderen Poly- le Rohstoffe aus dem Mittleren Osten und olefinen. Der Preis für PET stieg von Januar den USA wurden nach Asien umgelenkt und bis Juni im Mittel um 41 Prozent, für EPS um fehlten daher in Europa. Dazu kam es durch 71 Prozent. Der KI Preisindex Plastixx lag im den Einbruch des Welthandels und dem da- rauffolgenden sprunghaften Anstieg der Industrieproduktion zu chaotischen Situa- Entwicklung der Rohstoff- tionen im Frachtgeschäft: Vielfach fehlte es verfügbarkeit 2021 an Containern, die infolge der Pandemie in 60 den falschen Häfen gestrandet waren. Das 50 knappe Angebot und die starke Nachfrage 40 nach Frachtkapazitäten ließen Container- preise 2020 um mehr als 400 Prozent anstei- 30 gen. Verschärft wurde die Situation Anfang 20 des Jahres 2021 durch Anlagenausfälle in den 10 USA infolge des besonders harten Winterein- in % 0 bruchs, geplante Wartungsarbeiten in euro- ar ar März April Mai Juni Janu Febru päischen Anlagen, sowie ungewöhnlich viele Force-Majeure-Meldungen von Kunststoff- sehr gut gut befriedigend schlecht sehr schlecht 30 ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE
Sie können auch lesen