2020/21 IK Industrievereinigung ...

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2020/21 IK Industrievereinigung ...
J A H R E S B E R I C H T

2020/21
2020/21 IK Industrievereinigung ...
Titel:
Dr. Martin Engelmann, Dr. Isabell Schmidt, Mara Hancker,
Dr. Fang Luan, Dr. Lorena Fricke, Yvonne Kramer, Torben Knöß,
Irina Bremerstein, Christine Fischer, Andrea Adam,
Kerstin Meggert

Impressum

IK Jahresbericht 2020/21
ISSN 1864-7987

Herausgeber
IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V.
Bundesverband für Kunststoffverpackungen und Folien
Kaiser-Friedrich-Promenade 43
61348 Bad Homburg
Telefon 06172 9266-01
Fax 06172 9266-70
info@kunststoffverpackungen.de
www.kunststoffverpackungen.de
Redaktion
Yvonne Kramer
Verantwortlich für den Inhalt
Mara Hancker
Redaktionsschluss: 17. September 2021
Fotos
IK (Titel, S. 4, S. 6, S. 13, S. 14, S. 15, S. 16–17; S. 20, S. 22),
Andrea Fabry (Titel); Sabrina Feige (Titel);
stock.adobe.com: © koosen (Titel), by-studio (Titel),
kornienko alexandr (Titel [2]/S. 48), nikitamaylov (S. 8–9),
auremar (S. 10), aykuterd (S. 18–19), NDABCreativity
(S. 24–25), sergey ryzhov (S. 26–27), M.Perfectti (S. 27),
aerial-drone (S. 28–29), I-Viewfinder (S. 32–33), nikkytok
(S. 34–39); iStockphoto © Kivilcim Pinar (Titel)
Gestaltung
Ilona Hirth Grafik Design GmbH
Druck
Werbedruck Petzold GmbH

2
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INHALT

 4   VORWORTE

 8   POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

12   KOMMUNIKATION

18   KREISLAUFWIRTSCHAFT

24   VERBRAUCHERSCHUTZ

26   TECHNIK

28   ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE

32   ZAHLEN & FAKTEN

34   ORGANISATION

                                    3
2020/21 IK Industrievereinigung ...
INNOVATIONEN TREIBEN DIE
TRANSFORMATION
Auch das vergangene Jahr hat es wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt: die Kunststoff-
verarbeitende Industrie ist stark in Bewegung. Das hat ganz klar ökologische aber auch öko-
nomische Gründe. Denn wenn unsere Unternehmen die Märkte der Zukunft für sich sichern,
Verbraucher und Verbraucherinnen, Kundenbranchen sowie die Politik überzeugen wollen,
müssen sie zwangsläufig neu- und umdenken. Neue Schwerpunkte wie Recyclingfähigkeit,
EcoDesign, Mehrweg- und Nachfüllsysteme, Rezyklateinsatz und biobasierte Rohstoffe de-
monstrieren eindrucksvoll, dass der Wandel bereits im vollen Gange ist.

Allerdings sind auch biobasierte oder recyclingfähige Verpackungen nicht davor gefeit, in der
Natur zu enden. Hier ist menschliches Handeln die Ursache. Umso wichtiger sind in Deutsch-
land und Europa Bildung, einfacher Zugang zur Abfallinfrastruktur und auch Sanktionen bei
Fehlverhalten. Dass wir unsere Abfälle vorrangig vor der eigenen Haustür verwerten, versteht
sich von selbst. Die Verschärfung der Basler Konventionen war ein richtiger und wichtiger
Schritt dazu.

Und wir müssen das Thema CO2 stärker in unserer eigenen Argumentation verankern bzw.
sichtbar werden lassen. Meeresmüll ist ein Problem, das wir zu lösen haben. Aber die eindeutig
größere Herausforderung ist der Klimawandel. Und hier leisten Kunststoffe und Kunststoff-
verpackungen einen zweifellos wichtigen positiven Beitrag. Energie, Elektromobilität, weniger
Lebensmittelverschwendung… das alles ist ohne Kunststoffe und Verpackungen schlicht nicht
möglich. Oder anders gesagt: Ohne Kunststoffe werden wir das 1,5 Grad Ziel des Pariser
Abkommens nicht erreichen.

4   VORWORT
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Als kontraproduktiv erweisen sich in diesem Zusammenhang die EU-Verbots-Politik und
Plastiksteuer-Fantasien. Sie befördern das aus der Zeit gefallene Plastikbashing und leisten
beispielsweise schlecht bis gar nicht recyclingfähigen Papier-Kunststoffverbunden einen
Vorschub. Eine von der IK in Auftrag gegebene GVM-Studie dazu erregte im letzten Jahr viel
Aufmerksamkeit – zum Glück auch bei NGOs und in der Politik. Hier zeigt sich einmal mehr:
populistischer Unsinn darf nicht unwidersprochen bleiben. Fakten müssen zählen. Und wir
rufen Markenhersteller und Handel dazu auf, sich dem Greenwashing nicht anzuschließen,
sondern selbstbewusst für dieses einzigartige Material einzutreten, wenn seine besonderen
Eigenschaften benötigt werden.

Als Kunststoffverpackungsindustrie haben wir den Weckruf gehört. Wir erkennen die be­
rechtigte Kritik an und verändern Haltung, Design und Rohstoffbasis wo immer dies möglich
und sinnvoll ist. Doch wir wissen auch um unsere Stärken, unseren Beitrag zum Klimaschutz
und die Schattenseiten der vermeintlich grüneren Alternativen. Dass diese Argumente bei
allen Stakeholdern Gehör finden, ist mehr denn je eine Aufgabe der IK und ihrer Partner.
Selten waren eine Solidargemeinschaft pro Kunststoff und Verbandsarbeit wichtiger. Und
umso herzlicher danke ich allen beteiligten Unternehmen sowie ehrenamtlich und haupt­
beruflich Engagierten für ihren Beitrag zur Transformation aber auch zur Wertschätzung
von Kunststoffverpackungen.

Roland Straßburger,
IK-Präsident

                                                                               VORWORT 5
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VOM LOCKDOWN IN DIE ROHSTOFFKRISE
Das beherrschende Thema der vergangenen zwölf Monate war für die Kunststoffverpackungs-
industrie zweifellos die beispiellose Rohstoffkrise infolge der Corona-Pandemie. Quasi über
Nacht brach Anfang 2021 die Versorgung mit Standard Kunststoffen auf breiter Front ein.
Für die wenigen verfügbaren Kunststoffe explodierten gleichzeitig die Preise in nie gesehenem
Umfang. Wer geglaubt hatte, nach dem turbulenten Corona-Jahr 2020 würde so etwas wie
Normalität eintreten, sah sich getäuscht. Es ist das große Verdienst der Hersteller von Kunst-
stoffverpackungen, dass sie trotz dieser chaotischen Umstände die Versorgung der Bevöl­-
kerung vor allem mit sicher verpackten Lebensmitteln, Getränken und Arzneimitteln auf-
rechterhalten konnten. Die IK hat die Entwicklung mit monatlichen Blitzumfragen und
Kundenmitteilungen begleitet, um so die Öffentlichkeit und die nachfolgenden Wirtschafts-
stufen über die aktuelle Lage zu informieren. In der Rubrik Allgemeine Wirtschaftslage
zeichnen wir die Entwicklung der Rohstoffkrise bis zum Sommer 2021 nach (Seite 28).

Die Corona-Pandemie hat nicht zu einem Lockdown der politischen Aktivitäten in Bezug auf
Kunststoffverpackungen geführt, im Gegenteil: Unter großem politischem Druck arbeitet die
EU-Kommission an der Umsetzung der ehrgeizigen Ziele des Europäischen Green Deal zum
Klimaschutz und zur Kreislaufwirtschaft. Der ideologische Kurs vor allem der politischen
Leitungsebene der Kommission macht es allerdings immer schwerer, zu abgewogenen und
sachgerechten Vorschlägen zu gelangen. Widersprüchliche und einseitige Regulierungsent-
würfe sind die Folge. Der Vorschlag für ein Verbot der so wichtigen EEG-Entlastungsregeln für
die Kunststoff verarbeitende und -recycelnde Industrie ist dafür ein Beispiel. Für die Revision
der EU-Verpackungsrichtlinie verheißt das nichts Gutes. Angesichts dieser Herausforderungen
ist es wichtig, dass sich die Kunststoffindustrie in Deutschland zusammengetan hat, um ihre
Vorstellungen von einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu artikulieren (mehr dazu auf
Seite 8).

6   VORWORT
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Auch in der Kommunikation ist Kooperation das Gebot der Stunde: Dem bisher allein von
PlasticsEurope und IK getragene Newsroom Kunststoffverpackungen wird im September 2021
eine breite Kommunikationsinitiative an die Seite gestellt, an der sich die acht größten Ver-
bände der Kunststoffhersteller (Plastics Europe), Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV,
AVK, FSK, GKV/TecPart, IK, pro-K) und des Kunststoffmaschinenbaus (VDMA) beteiligen.
Mit vereinten Kräften wollen die Verbände unter dem Motto „Dein Kunststoff“ den Wandel
zur Kreislaufwirtschaft aktiv mitgestalten und die wichtige Rolle von Kunststoff und der
Kunststoffindustrie bei zentralen Zukunftsthemen für die breite Öffentlichkeit darstellen.
Die IK war und ist einer der treibenden Kräfte hinter dieser Initiative (mehr dazu auf Seite 12).

Leider wird es in diesem Jahr aufgrund der Pandemie wieder keine Mitgliederversammlung
in Form einer Präsenzveranstaltung geben. Das war der ausdrückliche Wunsch der Mehrheit
der Mitglieder. Dabei sind so viele wichtige Themen zu besprechen, bei denen wir Ihnen gern
in die Augen geschaut hätten. Nun werden wir im Rahmen einer virtuellen Mitgliederver-
sammlung die wichtigsten Vorschläge vorstellen und hoffen auf Ihre Unterstützung.

Dr. Martin Engelmann,
IK-Hauptgeschäftsführer

                                                                                 VORWORT 7
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POLITISCHE
RAHMENBEDINGUNGEN

KUNSTSTOFF-VERPACKUNGEN
IM ZEICHEN DES GREEN DEAL
Die politischen Rahmenbedingungen für das produzierende Gewerbe in Europa werden
maßgeblich von den im „Europäischen Green Deal“ angekündigten Zielen zum Klimaschutz
und zur Kreislaufwirtschaft geprägt, an deren Umsetzung die Europäische Kommission
unter Hochdruck arbeitet. Im Rahmen der Novelle der EU-Verpackungsrichtlinie deutet sich
bereits eine wahre Bürokratisierungswelle für Kunststoffverpackungen an. Parallel dazu
kämpft die Branche angesichts stark steigender Stromkosten um den Erhalt ihrer Wettbe-
werbsfähigkeit. Der Angriff der Kommission auf die Entlastungsregelungen für Strompreis-
abgaben in Deutschland verschärft die Situation noch. Genug Herausforderungen also für
einen starken, kompetenten und gut vernetzten Industrieverband wie die IK.

                                             ten Einweg-Kunststoffprodukten, z. B. Take-
VERSCHÄRFTE ANFORDE-                         away-Boxen aus EPS, Besteck, Tellern etc., war
RUNGEN AN VERPACKUNGEN                       bereits Anfang 2021 in der sog. Einwegkunst-
                                             stoff-Verbotsverordnung beschlossen worden.
Umsetzung der EU-Einweg-Kunststoff-          Die Vorgaben der Richtlinie hinsichtlich des
richtlinie                                   Verpackungsdesigns wurden im März 2021 in
Fristgemäß zum 3. Juli 2021 hat Deutsch-     der sog. Einwegkunststoff-Kennzeichnungs-
land im Verpackungsgesetz eine Reihe von     verordnung umgesetzt: Danach müssen Ein-
Vorgaben der EU-Einweg-Kunststoff-Richtli-   weg-Getränkebecher aus Kunststoff oder
nie (SUPD) umgesetzt, darunter ein ab 2025   aus mit Kunststoff beschichtetem Papier mit
verpflichtender Mindestrezyklatanteil von    einem Piktogramm und einem schriftlichen
25 Prozent für PET-Einweg-Getränkefla-       Hinweis gekennzeichnet werden. Außerdem
schen, die Ausweitung des Flaschenpfands     müssen ab Juli 2024 die Verschlüsse von Ein-
sowie die Pflicht zum Angebot von Mehr-      weg-Getränkebehältern fest am Behälter be-
wegalternativen bei Speisen und Getränken    festigt sein. Die IK hat sich intensiv in den
im To-Go-Bereich. Das Verbot von bestimm-    Umsetzungsprozess eingebracht mit dem Ziel,

8 POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN
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eine 1:1-Umsetzung der europäischen Vorga-      Modelle für Einweg-Kunststoff-Fonds
ben sicherzustellen. Parallel dazu haben wir    vorgestellt
die EU-Kommission dazu aufgerufen, für eine     Sieben Wirtschaftsverbände unter Beteili-
einheitliche Umsetzung der Richtlinie in Eu-    gung der IK haben im Frühjahr 2021 ein de-
ropa zu sorgen. Die Ende Mai 2021 vorgeleg-     tailliertes Konzept für eine privatwirtschaft-
ten Kommissions-Leitlinien zur Umsetzung        lich gestützte Umsetzung der Regelung zur
haben wir als verspätet und teilweise wider-    Kostenüberwälzung vorgelegt (Artikel 8
sprüchlich kritisiert.                          SUPD). Danach sollen Handel und Industrie
                                                die Abfallsammlungs- und Straßenreini-
Neue Pflichten für Gewerbe- und                 gungs-Kosten der Kommunen für bestimmte
Industrieverpackungen                           Einweg-Kunststoffprodukte übernehmen.
Der deutsche Gesetzgeber hat die Novelle        Ersten Schätzungen zufolge geht es um Kos-
des Verpackungsgesetzes außerdem dazu ge-       ten in Höhe von mindestens 100 Millionen
nutzt, die (einmalige) Registrierungspflicht    Euro pro Jahr. Um zu gewährleisten, dass die
bei der Zentralen Stelle auf alle Inverkehr-    Umsetzung mit möglichst geringen Zusatz-
bringer von mit Ware befüllten Verpackun-       kosten erfolgt, sieht das Konzept der Wirt-
gen auszudehnen (ab 2022). Die Rücknahme-       schaft einen „Einweg-Kunststoff-Fonds“ und
pflicht von Herstellern und Vertreibern von     einen Verteilmechanismus bei der Zentralen
gewerblich oder industriell genutzten Verpa-    Stelle Verpackungsregister (ZSVR) vor. Die
ckungen wurde auf Mehrwegverpackungen           Umsetzung wird in der nächsten Legislatur-
ausgeweitet. Außerdem muss ab 2022 ein          periode erfolgen.
Nachweis über die Erfüllung der Rücknah-
me- und Verwertungspflichten geführt wer-       Revision der EU-Verpackungsrichtlinie
den. Die IK unterstützt ihre Mitglieder mit     in den Startlöchern
einer Empfehlung, wie diese Vorgaben in der     Erklärtes Ziel der Kommission ist es, ab 2030
Praxis, insbesondere bei offenen Kreisläufen,   in der EU nur noch solche Verpackungen zu
umgesetzt werden können.                        erlauben, die entweder wiederverwendbar
                                                oder recycelbar sind. Außerdem sollen ent-
                                                weder alle oder bestimmte Kunststoffver-
                                                packungen einen gewissen Mindestanteil an

                                            POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN 9
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Rezyklaten enthalten. Konkrete Vorschläge,                   Flickenteppich unterschiedlicher
 wie diese Ziele umgesetzt werden sollen, wer-                Verpackungs-Regeln in Europa
 den Ende 2021/Anfang 2022 erwartet, wenn                     Die anhaltende Plastikdiskussion in vielen
 die Kommission den Entwurf für eine Revi-                    Ländern sowie die unterschiedliche Um-
 sion der EU-Verpackungsrichtlinie vorlegt.                   setzung der Einweg-Kunststoffrichtlinie
 Die IK beteiligt sich intensiv mit eigenen Vor-              führen dazu, dass sich ein Flickenteppich
 schlägen und Untersuchungen an der euro-                     unterschiedlicher Verpackungsregeln aus-
 päischen Diskussion. Zentral sind für uns die                breitet. Dabei gelten in der EU zum Schutz
 Definition einer „recycelbaren Verpackung“                   des Binnenmarkts eigentlich einheitliche
 sowie die Vorschläge für verpflichtende Rezy-                Anforderungen an Verpackungen. Kritisch
 klateinsatzquoten.                                           sieht die IK insbesondere nationale Insellö-
                                                              sungen, wie die in Italien vorgeschlagenen
 Weitere Informationen zu unseren Vorschlä-                   Ausnahmen für bio-basierte Kunststoffe oder
 ge für eine Kreislaufwirtschaft für Kunst-                   die französischen Ausnahmen für mit Kunst-
 stoffverpackungen finden Sie im IK Extranet                  stoff beschichtete Pappbecher und nationale
 und auf unserer Website.                                     Kennzeichnungsvorschriften. Die IK hat sich
                                                              gemeinsam mit vielen weiteren Organisatio-
                                                              nen gegen diese Zersplitterung des Binnen-
               IK Publikationen zum                           marktes gewandt und die Kommission aufge-
               Herunterladen                                  fordert, ihre Rolle als „Hüterin der Verträge“
                                                              wahrzunehmen und gegen solche nationale
                                                              Verpackungsregeln vorzugehen.

                                                              Hohe Stromkosten schwächen Wett­
                                                              bewerbsfähigkeit – Kommission greift
                                                              Entlastungsregeln an
                                                              Die im internationalen Vergleich sehr hohen
                                                              Stromkosten in Deutschland belasten die
                                                              Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Kunst-
                                                              stoffverpackungshersteller bereits sehr.
                                                              Verschärfend kommt seit Anfang 2021 eine
                                                              nationale CO2-Abgabe hinzu. Um eine Ab-
                                                              wanderung großer Teile des produzierenden
                                                              Gewerbes ins Ausland zu verhindern, sollen
                                                              besonders strom- und handelsintensive Indus-
                                                              triebetriebe in Deutschland entlastet werden.
                                                              Die IK setzt sich dafür ein, dass die Hersteller
                                                              von Kunststoffverpackungen nachträglich als
                                                              „beihilfeberechtigter Sektor“ anerkannt wer-
 Europaweit einheitliche finanzielle Anreize für Recycling-
 fähigkeit und den Rezyklateinsatz in Verpackungen wären      den, wie es in der im Juli 2021 verabschiedeten
 ein echter Innovationstreiber und würden Investitionen in    Carbon-Leakage-Verordnung vorgesehen ist.
 das Verpackungsdesign und die Recycling-Infrastruktur
 erheblich fördern.

10 P O L I T I S C H E R A H M E N B E D I N G U N G E N
verwertung [Recycling] und Wiederverwendung deutlich verringern.

                         NATIONALE BEITRÄGE ZUM EU-HAUSHALT AUFGRUND
                         PLASTIKABGABE in Mio. € pro Jahr (inklusive Rabatten, Auswahl):
                                                                                                                               Me
                                          0      200         400   600    800     1.000 1.200 1.400                           für E
                                                                                                                   aufgrund der Plas
                         Deutschland                                                                1.331

                            Frankreich                                                            1.272

                                Italien                                         846                                       5,8
                                                                                                                          Mrd.
                              Spanien                                     512                                            €/Jahr

                                 Polen                             326
                                                                                                                       Anstieg um 2
                          Niederlande                196                                                               Änderungen
                                                                                                                       der Recycling

                                          Quelle: Eurostat

Gefahr droht auch hier SYSTEM     DERNach
                         aus Brüssel:   EIGENMITTEL        FÜR DENum
                                                       Diskussion    EU-HAUSHALT
                                                                         Plastiksteuer        Verpackungsgesetz
                         2021–2027
dem neuen Kommissionsvorschlag für EU-                 Die im Juli 2020 von den EU-Staats-§und  21 Ökologische Gestaltung der B
Leitlinien für staatliche Umweltschutz- und            Regierungschefs beschlossene EU-Plastik­
                                                                                              (1) Systeme sind verpflichtet, im Rahm
Energiebeihilfen (CEEAG) würde insbesonde- abgabe führt –1 wie              erwartet – zu Diskussio-
                                                                        Traditionelle         der Beteiligungsentgelte Anreize zu s
                                                                        Eigenmittel
re die wichtige Besondere Ausgleichsregelung nen über eine eventuelle                         Herstellung von systembeteiligungsp
                                                                        (Zölle und Gegenfinanzierung
                                                                        Zuckerabgabe)
im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für               in Deutschland. Dabei ist schon die 1.Bezeich-
                                                                                                 die Verwendung von Materialien u
                                   1     2                            2 Mehrwertsteuer-
die Hersteller von Kunststoffverpackungen              nung „Plastikabgabe“     irreführend, denn tat-
                                                                        Eigenmittel           tionen  zu fördern, die unter Berücksi
                                   3     4 Restfinanzierung
ab 2024 entfallen. Die IK setzt sich gemein-           sächlich handelt  es sich lediglich umder   Sortierung und Verwertung zu ei
                                                                                                eine
                                           durch Eigenmittel          3 Plastikabgabe
sam mit der gesamten Kunststoffindustrie                                (neu)
                                                       Methode zur Berechnung
                                           auf Basis Brutto-                   0,80€/kg
                                                                                     des erhöhten EU- recycelt werden können
                                                                                              Prozentsatz
                                           nationaleinkommen            nicht recycelte
dafür ein, dass die Kunststoffverarbeiter  (ca. 70–75%)Mitgliedsbeitrags   infolge des Brexit.2. die Verwendung von Recyclaten so
                                                                        Verpackungs-
                                                                        abfälle aus
und -recycler die für den Erhalt ihrer Wett-                            Kunststoff            den Rohstoffen zu fördern.
bewerbsfähigkeit notwendigen Entlastun-                Gemeinsam mit der gesamten Wertschöp-
gen behalten und im Übrigen das EEG in der             fungskette setzen wir uns dafür ein, dass
nächsten Legislaturperiode so schnell wie              die mit einer „Plastiksteuer“ bezweckte Len-
möglich abgeschafft wird.       Max.  1,4%  des        kungswirkung hin zu mehr recyclingfähigen
                                                 Bruttonationaleinkommens
                                (BNE) aller EU-Mitgliedsstaaten
                                                       Verpackungen und einem höheren Rezyklat-
                                (=Eigenmittelobergrenze)
Abschied von der Plastiktüte                           einsatz durch eine Stärkung der finanziellen
Nachdem es lange ruhig um das Thema ge-                Anreizwirkung im Rahmen der Lizenzentgel-
worden war, hat der Bundestag im November              te für die Dualen Systeme erfolgt. Die Revi­
2020 mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD                  sion des Verpackungsgesetzes 2022 bietet
                                                    Industrievereinigung Kunststoffverpackungen IK e.V.
und Die Grünen das Verbot leichter Kunst-           Dr.dafür
                                                        Martineine gute Gelegenheit. Nur so lassen
                                                               Engelmann
stofftragetaschen ab 2022 beschlossen. Mög- m.engelmann@kunststoffverpackungen.de
                                                       sich die negativen umwelt- und wirtschafts-
lich wurde dies durch einen Strategiewechsel Tel.politischen        Folgen einer Plastiksteuer ver-
                                                        06172 / 9266-72
der Unionsfraktion, die das Symbolthema vor            meiden.
dem Wahljahr „abräumen“ wollte. Außerdem
konnte die SPD mit dem Hinweis punkten,                            „Plastiksteuer“
dass die Initiative für das Verbot ursprüng-
lich von Bayerns Ministerpräsident Söder
(CSU) kam. Die IK hatte bis zuletzt auf die
negativen Folgen des Verbots für Kreislauf-
wirtschaft und Klimaschutz hingewiesen.

                                                    P O L I T I S C H E R A H M E N B E D I N G U N G E N 11
KOMMUNIKATION

UNTERHALTSAM & GLAUBWÜRDIG
ÜBERZEUGEN: KOMMUNIKATION ALS
INTEGRALER BESTANDTEIL DER
VERBANDSARBEIT
 Die IK-Kommunikation hat sich von der klassischen Pressestelle und Mitgliederkom-
 munikation entsprechend der zunehmenden Anforderungen zu einer strategischen
 Schalt­zentrale für unterschiedliche Kommunikationsaktivitäten weiterentwickelt. Der
 gemein­sam mit dem Erzeugerverband PlasticsEurope Deutschland im Jahr 2019 initiierte
 Kommunikationsoffensive kommt dabei eine wesentliche strategische Bedeutung zu, die
 auch die eigenständige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der IK maßgeblich beeinflusst.
 Die Ziele der Kommunikation werden jährlich auf Gültigkeit und Erreichen kontrolliert
 und nach Möglichkeit durch definierte KPIs gemessen.

 Ausgewählte Projekte und Kommunikations­         beim PackTheFuture Award, interessante
 maßnahmen sollen an dieser Stelle kurz           Dialoge im Newsroom, Leuchtturm-Projekte,
 vorgestellt werden und einen Eindruck ver-       Innovationen oder auch Umfrageergebnisse.
 ­mitteln von unseren Aktivitäten im Berichts-    Das lebendige Mitgliederwesen und der enge
  jahr.                                           Draht zeichnen das IK-Verbandsleben aus.
                                                  Besonders sichtbar wird dies in den über 130
 Kommunikation braucht gute                       Beiträgen im Newsroom und Verbraucher-
 Geschichten: Bedeutung der Mitglieder            portal in den letzten 12 Monaten. Im Haupt-
 in unserer Kommunikation                         ausschuss Öffentlichkeitsarbeit werden
 Die Öffentlichkeitsarbeit der IK lebt zu einem   zusätzliche Impulse durch die Mitgliedsun-
 guten Teil von den Geschichten ihrer Mit-        ternehmen jeglicher Art und Größe gesetzt.
 glieder. Beispiele sind die Einreichungen

12   K O M M U N I K AT I O N
Fakten, Fakten, Fakten: Konstruktiver
Austausch im www.Newsroom.Kunst-
stoffverpackungen.de
Der wertvolle Kern unserer Kommunikations-
offensive mit PlasticsEurope Deutschland ist der
Newsroom.Kunststoffverpackungen. Ausgezeich-
net mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis
2020 und dem Media-V-Award 2021 ist der News-
room Ausgangspunkt für die Kommunikation in
                                                     ERFOLG IN ZAHLEN – 12 MONATE
verschiedenen On- und Offline-Kanälen und eine
etablierte und anerkannte Plattform für den Aus-
tausch – auch und vor allem über die eigene In-
                                                             134 Beiträge
dustrie hinaus.
                                                             im Newsroom

#Reichweite: Aufmerksamkeitsstarke                           163 Mio. Reichweite
Social Media Kampagnen                                       in Social Media
Schutzengel, Reiseapotheker, Flugbegleiter ...
Die Kunststoffverpackung ist vieles und das                  95.000 Interaktionen
überwiegend unbemerkt. Denn wenn es um                       Likes, Shares, Comments
Kunststoffverpackungen geht, denken viele zu-
erst an Abfall. Unser Ziel ist eine differenzierte           1.503.000 Zugriffe
Wahrnehmung und Wertschätzung des Mate­                      auf eigene Inhalte
rials und seiner Anwendungen. Inhaltlicher
Tiefgang und gesicherte Fakten sind uns dabei                3.100 Aktive
wichtig. Wir wissen aber auch, dass Leser:innen              Community Mitglieder
knackige Überschriften und einfach zugängliche
                                                             218 Mio. Medien Reichweite
Botschaften schätzen – vor allem im schnell-
                                                             alle Kanäle inkl. TV
lebigen Netz und den sozialen Medien. Hier er-
reichen wir mit promoted Posts und Anzeigen­
motiven unsere definierten Zielgruppen.

                                                                 K O M M U N I K A T I O N 13
„Sicher versorgt“-Motive sorgen auch im zweiten
                                                 Lockdown für Reichweite
 Kampagnen-Update zur Reisezeit unter
 Corona-Bedingungen

                                                 fach nur unsere Botschaften senden, sondern
                                                 in die Interaktion mit unseren Zielgruppen
                                                 kommen, zur echten Auseinandersetzung mit
                                                 unseren Inhalten einladen. Die Antworten
 Sicherverpackt.de sucht Dialog auf
                                                 der Teilnehmenden zeigen, dass auch die Ver-
 Augenhöhe
                                                 braucher:innen in vielen Bereichen bereits gut
 Unser Verbraucherbereich im Newsroom hat
                                                 informiert sind. Jedoch gibt es weiterhin Auf-
 nun eine eigene Redaktion zur unterhalt-
                                                 klärungsbedarf insbesondere hinsichtlich der
 samen Ansprache der Themen, die Verbrau-
                                                 Entsorgung und Klimaschutz-Aspekte.
 cher:innen beschäftigen. Sowohl die Bildwelt
 als auch die textliche Aufbereitung sind nun
 deutlich emotionaler und hin und wieder
 mit einem Augenzwinkern versehen sym-
 pathisch. Die Überschriften sollen Lust aufs
 Klicken und Lesen machen und in den Forma-      Schulterschluss in der Kunststoff­
 ten probieren wir neue Wege wie beispiels-      industrie
 weise bei dem Beitrag: „Ein Bericht aus Sicht   Für noch mehr Zusammenarbeit und -halt
 der Gurke“.                                     in der Kunststoffindustrie engagiert sich die
                                                 IK finanziell und persönlich seit 2020 als
                                                 GKV-Trägerverband in der neuen Initiative
 Dialog ist keine Einbahnstraße –
                                                 „Wir sind Kunststoff“ von GKV (Verarbeiter),
 Umfragen und Quizze
                                                 VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummi-
 Mit zwei eigens gestalteten Quizzen sowie
                                                 maschinen (Maschinenhersteller) und Plas-
 einer ersten Civey-Umfrage im Auftrag von
                                                 ticsEurope Deutschland (Erzeuger). Das Ziel
 IK und PlasticsEurope Deutschland fiel in
                                                 ist aktive Begleitung & Gestaltung der Trans-
 diesem Jahr der Startschuss für Mitmach-
                                                 formation der Industrie in eine funktionieren-
 aktionen. Schließlich wollen wir nicht ein-
                                                 de Kreislaufwirtschaft sowie eine aufmerk-

14   K O M M U N I K AT I O N
Seit September online: das
gemeinsame Portal
„Dein Kunststoff“ von GKV,
VDMA und PED.

samkeitsstarke Kommunikation für mehr
Wert(stoff)schätzung des Materials und
seiner vielfältigen Anwendungen. Die dazu
gestaltete Plattform www.dein-kunststoff.de
ging Anfang September live. Weitere Ideen
sind bereits in der Pipeline.                  Der Newsroom.Kunststoff-
                                               verpackungen mit seinem Verbrau-
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit für          cherbereich sicherverpackt wurde mit
mehr Präsenz                                   dem MediaV-Award in der Kategorie
Persönliche Präsenz bei Veranstaltungen,       „Beste Website“ ausgezeichnet. Die Jury
Messen und in den Medien ist eine wichtige     begründete die Wahl wie folgt: „Ein
Voraussetzung, um in der Diskussion Gehör      ausgefeiltes redaktionelles Konzept mit
zu finden sowie eigene Themen zu setzen. Ein   differenzierter Ansprache verschiedens-
Beispiel für proaktive Medienarbeit waren im   ter Zielgruppen wie die Branche selbst
Berichtsjahr die Aktivitäten rund um die ka-   und deren Mitarbeiter, NGOs, Politik
tastrophale Rohstoffversorgung. Neben inter-   sowie Verbraucher; mit entsprechend
nen Hilfestellungen sorgten Pressemeldun-      angepassten und kontinuierlich neuen
gen und Interviews in Online- & Printmedien    Themenangeboten, und nicht zuletzt
sowie in Radio und TV für eine Millionen-      auch einer konsequenten Vermarktung
reichweite und eigene Headlines.               der Inhalte.“

                                                                K O M M U N I K A T I O N 15
Zeitlose Klassiker: Das Verbandsmagazin

                                                                                        aktuell
 und Positionspapiere
 Die Positionen der IK werden regelmäßig in                                                                                                         5–6 / 2021
                                                                                    Das Mitgliedermagazin der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V.

 Pressemitteilungen oder eigenen Positions­
 papieren veröffentlicht. Im Jahr 2021 kam
 noch das verdichtete Format der Onepager                        Kunststoffe in der Landwirtschaft:
                                                                 Rückblick auf ein
                                                                 erfolgreiches ERDE-Jahr

 „IKposition“ hinzu.                                             Im Dialog mit „Unverpackt“:
                                                                 „Auch für uns
                                                                 ist Verpackung
                                                                 essenziell wichtig“

 Bei aller Digitalisierung und Kommunikation
 im www: die gute alte Verbandszeitschrift
 hat unverändert ihre Berechtigung. Alle zwei
 Monate gibt die IK Aktuell verlässlich Aus-                                                                        Klimaschutz aus Sicht der Gurke

                                                                                        Unterhaltsame Fakten
 kunft über alles Wissenswerte in der Indus-                                           für die Kommunikation
 trie und Politik. Verdichtet auf meist 24 Sei-
 ten und ergänzt um Kommentare, Servicean-        IK_Aktuell_05-06.2021_10.indd 1                                                                            22.07.21 11:13

 gebote und Einblicke in die Verbandsaktivitä-    Landet alle zwei Monaten auf den
                                                  Schreibtischen: die IK Akuell
 ten, ist unsere IK Aktuell sozusagen das EKG
 unseres Verbandsherzschlags.

                                                           Im Dialog mit verschiedenen
                                                           Steakholdern

                                                           Im Berichtsjahr sprachen wir beispiels-
                                                           weise mit Gregor Witt vom Unverpackt
                                                           Verband über die Potenzialen und Gren-
                                                           zen des verpackungsfreien Einkaufens,
                                                           mit den CEOs der Kunststofferzeuger
                                                           Covestro und Borealis Dr. Markus Steile-
                                                           mann und Alferd Stern über die Trans-
                                                           formation der Kunststofferzeugenden
                                                           Industrie, mit WWF-Meeresmüllexperte
                                                           Dr. Bernhard Bauske über Verantwor-
                                                           tung in der Industrie, mit Jokey-CEO
                                                           Jens Stadter über mehr Rezyklatein-
                                                           satz in Verpackungen, mit Dr. Thorsten
                                                           Leopold von Henkel über die Rolle des
                                                           Handels in der Kreislaufwirtschaft und
                                                           mit dem Sprecher der „Initiative Müll-
                                                           trennung wirkt“ über kinderleichtes
                                                           Abfallsortieren.

16   K O M M U N I K AT I O N
Online-Verleihung des
PackTheFuture Awards 2020

PackTheFuture Award
Online-Verleihung:
2021 wurde der PackTheFuture
Award von IK und Elipso Corona-
bedingt online verliehen. Das
schmälert die herausragenden
Leistungen der Nominierten und
Sieger natürlich in keiner Weise.
Sie überzeugten mit ihren nach-
haltigen Innovationen in den Kate­
gorien EcoDesign, Produktschutz,
Verbraucher­utzen und Save Food.
Auch an dieser Stelle sagen wir
herzlichen Glückwunsch an die IK-
Mitglieder Mauser, Boxon, Süd-
pack, Storopack, DUO PLAST
und Verpa!

                                     K O M M U N I K A T I O N 17
KREISLAUFWIRTSCHAFT

 RECYCLING 2.0 – HERAUSFORDERUNG
 REZYKLATEINSATZ
 Bei der Kreislaufwirtschaft geht es längst um mehr als die Erfüllung von Recycling­quoten.
 Es geht um die Schließung von Stoffkreisläufen durch den Wiedereinsatz von Rezyklaten,
 die Sicherung der zukünftigen Rohstoffversorgung und um den Erhalt der gesellschaft-
 lich-politischen Akzeptanz von Kunststoffverpackungen. Die IK unterstützt die Branche
 bei diesem tiefgreifenden Strukturwandel und vertritt die Interessen der mittelständi-
 schen Verarbeiter auf deutscher und europäischer Ebene.

 Mit der Einführung der Verpackungsverord-       Mit der Kunststoffstrategie von 2018 und dem
 nung im Jahr 1991 wurden in Deutschland         neuen Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft,
 die Mülltrennung sowie materialspezifi-         der im März 2020 als Teil des „Green Deal“
 sche Recyclingquoten eingeführt. Inver-         veröffentlicht wurde, stellte die EU-Kom-
 kehrbringer zahlen seither Entgelte für die     mission ihre Ziele für die umfassende Trans-
 Sammlung und Verwertung gebrauchter             formation der Wirtschaft in Richtung einer
 Haushaltsver­packungen. Dies hat nicht nur      Kreislaufwirtschaft vor. Ab dem Jahr 2030
 zu durchschnitt­l ich 25 Prozent Einsparung     sollen demnach alle Verpackungen am Markt
 beim Verpackungsgewicht geführt, son-           recycling- oder mehrwegfähig sein und deut-
 dern auch dazu, dass Verpackungsabfälle in      lich mehr Rezyklate enthalten als bislang. Die
 Deutschland heutzutage vollständig stoff-       EU-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt,
 lich oder energetisch verwertet werden. Mit     europaweit bis 2025 mindestens 10 Millionen
 der Einführung des Verpackungsgesetzes im       Tonnen Rezyklate in Kunststoffprodukten
 Jahr 2019 sind die Recyclingvorgaben stark      einzusetzen. Gleichzeit wurden verbindliche
 gestiegen (von 36 auf 63 Prozent bis 2022 für   Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpa-
 Kunststoffverpackungen), und es wurden          ckungen und weitere Branchen angekündigt.
 finanzielle Anreize für die Steigerung des      Auch sollen das Verpackungsaufkommen
 Recycling­f ähigkeit und den Rezyklateinsatz    reduziert und Mehrwegverpackungen wei-
 geschaffen. Doch damit nicht genug.             ter gefördert werden. Bis Ende 2021 wird die

18   KREISLAUFWIRTSCHAFT
POTENZIAL UND HÜRDEN FÜR DEN EINSATZ VON
                                                RECYCELTEN KUNSTSTOFFEN IN VERPACKUNGEN

                                                                                                      Rechtliche Hürden:
                                                                                                für Kontakt mit Lebensmitteln
Kommission einen Vorschlag für die Revision     Realistisches                                                (außer rPET) und
                                                Potenzial:            22%                 28%         Gefahrgutverpackungen

der EU-Verpackungsrichtlinie 94/62/EC vor-      960 kt

legen, um diese Pläne in die Tat umzusetzen.                                     4,4
                                                                                 Mio. t
Der Berater der Kommission, Eunomia, hat        Theoretisches
                                                Potenzial:          29%                   19%
im Juni 2021 bereits erste konkrete Vorschlä-   1.260 kt
                                                                                                   Absolute technische
                                                                                                und qualitative Hürden:
ge vorgestellt.                                                                                    Mindestanforderungen an
                                                                                                      Verarbeitungsfähigkeit,
                                                    Nischenkunststoffe:                 2%       Produktschutz, Rissfestigkeit,
                                                    Für einige Verpackungskunststoffe              Geruch etc. begrenzen den
                                                    sind keine Rezyklate verfügbar              Rezyklatanteil von vornherein
Das Recycling erfährt damit einen Paradig-
menwechsel: Wurde es in der Vergangenheit                                                                        Quelle: GVM 12/2020

vor allem als umweltfreundlicher Entsor-        Die Mitglieder der IK haben sich deswegen
gungsweg gefördert, steht jetzt die Sicherung   bereits 2018 selbst zum Ziel gesetzt, bis zum
der zukünftigen Rohstoffstoffversorgung         Jahr 2025 mindestens 90 Prozent recycling-
im Mittelpunkt. Denn zur Erreichung der         und mehrwegfähige Haushaltsverpackungen
Klimaneutralität, welche der europäische        am Markt zu haben sowie eine Million Ton-
Green Deal für das Jahr 2050 anstrebt, muss     nen Rezyklate in der Produktion einzusetzen
der Verbrauch fossiler Rohstoffe weitge-        (ca. 22 Prozent des Rohstoffbedarfs). Eine
hend durch Rezyklate und andere erneuer-        von IK initiierte BKV-Studie zeigt, dass dieses
bare Rohstoffe ersetzt werden. Die deutsche     Ziel technisch erreichbar ist, wenn moderate
Kunststoffverpackungsindustrie begreift den     Qualitätseinschränkungen, z. B. hinsichtlich
Rezyklateinsatz als wichtigen Beitrag zur       der Farbgebung, und ein leichter Anstieg der
nachhaltigen Entwicklung und investiert be-     Produktionsabfälle in Kauf genommen wer-
reits Millionenbeträge in die Kreislauffähig-   den. Allerdings muss der Einsatz von Post-
keit ihrer Verpackungen und Herstellungs-       Consumer-Rezyklaten hierfür verdreifacht
verfahren.                                      werden. Dafür stehen derzeit noch nicht aus-
                                                reichend geeignete Rezyklate am Markt zur
                                                Verfügung, selbst dann nicht, wenn geeignete

                                                                    K R E I S L A U F W I R T S C H A F T 19
gesetzlichen Instrumenten wie polymerbezo-
                                                                                                         genen Substitutionsquoten und finanziellen
                                                                                                         Anreizmechanismen vergleichend unter-
                                                                                                         suchen soll. Im Fall gesetzlicher Rezyklat-
                                                                                                         einsatzquoten ist es ein zentrales Anliegen
                                                                                                         der IK, dass die Versorgung mit qualitativ
                                                                                                         hochwertigen Rohstoffen am Markt gesichert
                                                                                                         bleibt, insbesondere für die zahlreichen klei-
                                                                                                         nen und mittleren Unternehmen, die einen
                                                                                                         erschwerten Zugang zum Sekundärrohstoff-
                                                                                                         markt besitzen.
 Eine aktuelle GVM-Studie zu Papierverbunden bestätigt:
 Mehr Abfall und weniger Recycling
                                                                                                         Ein weiteres Ziel der IK ist es, ökologische
                                                                                                         und ökonomische Fehllenkungen zu vermei-
 Rezyklate aus anderen Anwendungen in den                                                                den und auf ökologische Zielkonflikte hinzu-
 Ver­packungsmarkt gelenkt würden. Der Ent-                                                              weisen. So führt beispielsweise der politisch
 wicklung der Rezyklatmärkte kommt daher                                                                 forcierte Trend zu „weniger Plastik“ zu einer
 eine zentrale Bedeutung zu.                                                                             zunehmenden Substitution durch schlecht
                                                                                                         recyclingfähige Papier-Kunststoffverbunde,
MENGE DER RECYCELTEN KUNSTSTOFFE                                                                         die dem Interesse der Kreislaufwirtschaft
IN VERPACKUNGEN                                                                                          und der Materialeffizienz im Verpackungs-
              t
                                                                                                         markt entgegensteht. Die IK ließ diesen
                                                   IK-Ziel: 1 Mio. t
     1 Mio.                                                                                              Trend 2021 durch eine GVM-Studie genau-
                                                                                                         er untersuchen. Auch andere gegenwärtige
                                                                                                         Substitutionstrends, z. B. zu Glasverpackun-
                                                   x3                                                    gen, sieht die IK vor dem Hintergrund der
                                   474 kt
 500.000
                    399 kt                                                                               CO2-Belastungen kritisch.

                                                                                                                    Newsroom-Beitrag zur GVM
                                                                                                                    Studie „Papier-Kunststoff-
                    2017            2019                                2025                                        verbunde“
                  PCR        PIR
                                   IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. – November 2020

 Die IK setzt sich im Interesse der mittelstän-
 dischen Kunststoffverarbeiter auf politischer
 Ebene dafür ein, den Wandel zur Kreislauf-
 wirtschaft mit klar definierten Zielen, markt-
 wirtschaftlich basierten Instrumenten und
 einem Minimum an Bürokratie zu fördern.
 Bereits 2020 stellte sie gemeinsam mit der
 AGVU ein stark beachtetes Diskussionspapier
 zur Förderung des Rezyklateinsatzes vor. Auf
 dieser Basis wurde 2021 durch die BKV eine
 wissenschaftliche Studie beauftragt, welche
 die Wirksamkeit und Marktauswirkungen
 von Rezyklateinsatzquoten mit alternativen

20      KREISLAUFWIRTSCHAFT
Um ihren Einfluss geltend zu machen, enga-          mation auch durch zahlreiche Informations-
giert sich die IK in zahlreichen Netzwerken         angebote. Im Winterhalbjahr 2020/21 wurde
auf europäischer und deutscher Ebene, wie           der aufgrund der Corona-Pandemie entfal­
z. B. der Circular Plastics Alliance (CPA) und      lene Nachhaltigkeitstag durch eine sieben-
der RESAG und beteiligt sich an Studien des         teilige webbasierte Info-Reihe zur Kreislauf-
Umweltbundesamts. Nicht zuletzt unter-              wirtschaft aufgefangen.
stützt die IK ihre Mitglieder bei der Transfor-

DIE KREISLAUFWIRTSCHAFT IST EINE
GETEILTE VERANTWORTUNG
Alle Stufen der Verpackungsherstellung, Nutzung und Entsorgung müssen darauf
ausgerichtet werden, den Kunststoff in hoher Qualität im Kreislauf zu halten.

             5                                                     1
            Lieferant von                                       Verpackungshersteller
            Rohstoffen / Recycler                               Entwicklung von Verpackungs-
            Lieferung der von den Ver-                          designs und Herstellungsverfahren
            packungsherstellern benötigten                      zur Verbesserung der Recycling-
            Mengen und Qualitäten von                           fähigkeit und des Recyclinganteils
            Recyclingmaterial

  4                                                                        2
Abfallsammler und                                                        Abfüller/ Unternehmen
-sortierer                                                               für verpackte
Erhöhung des Recycling-Inputs in                                         Konsumgüter
Bezug auf Menge und Qualität                                             Nachfrage nach Verpackungen
                                                                         mit erhöhter Wiederverwertbar-
                                                                         keit und recyceltem Material

                                         3
                                       Verbraucher
                                       Nachfrage nach kreislauffähigen
                                       Verpackungen schaffen und für
                                       das Recycling sammeln

                                                                 K R E I S L A U F W I R T S C H A F T 21
ERDE – ERNTEKUNSTSTOFFE RECYCLING
 DEUTSCHLAND
 Unter dem Dach der IK und in Kooperation mit RIGK als Systembetreiber organisiert
 ERDE über Sammelpartner deutschlandweit die getrennte Rücknahme und Verwertung
 gebrauchter Erntekunststoffe. Lohnunternehmer und Landwirte sammeln die Ernte-
 kunststoffe und geben sie gebündelt an einer Sammelstelle ab. Recyclingunternehmen
 verarbeiten das Sammelgut dann zu neuen Kunststoff-Rohstoffen.

 Rückblick auf das Jahr 2019: Die IK-Initia-         Zusätzlich wurden 488 Tonnen Rundbal-
 tive ERDE überreicht bei 38°C im Schatten           lennetze und über 600 Tonnen Spargelfolie
 im Rahmen des Parlamentarischen Abends des          gesammelt und verwertet. Alle Agrarfolien
 GKV in Berlin die Freiwillige Selbstverpflich-      werden innerhalb der EU werkstofflich re-
 tung an das Bundesumweltministerium.                cycelt – ungefähr 55 Prozent davon inner-
 Darin ist unter anderem niedergelegt bis            halb Deutschlands. Durch das Recycling der
 Ende 2020 mindestens 50 Prozent der ins-            Folien wurden 2020 durch ERDE über 30.312
 gesamt in den deutschen Markt gebrachten            Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht den
 Silo- und Stretchfolien zu sammeln und einer        Emissionen von 15.022 Autos pro Jahr.
 werkstofflichen Verwertung zuzuführen.              Nach erfolgreichen Pilotprojekten zur Samm-
                                                     lung von Spargelfolie und Lochfolie im Jahr
 Zwei Jahre später im Jahr 2021 feiert die Initia-   2020, startet im Jahr 2021 die deutschland-
 tive ERDE einen erfolgreichen Zwischenstand:        weite Sammlung von Spargelfolie, Lochfolie,
 Im Jahr 2020 konnten an über 500 Sammel-            und Pressengarn. Pilotprojekte für Vliese,
 stellen und knapp 2000 mobilen Sammlungen           Hagelschutznetze und Bewässerungsschläu-
 insgesamt 26.910 Tonnen Agrarfolie gesam-           che sind bereits in Planung.
 melt und vollständig der werkstofflichen Ver-
 wertung zugeführt werden. Dies entspricht
 einem Marktanteil von knapp 51 Prozent.

22   KREISLAUFWIRTSCHAFT
CO2-Einsparungen
         durch ERDE-Recycling

               30.312 Tonnen CO2
                = Emissionen von
           15.022 Autos in einem Jahr
                                                             Sammelmengen Silo-/
                                                               Stretchfolien (in t)
                                                 30.000
                                                                                                            26.910
Bis 2022 soll die Sammelquote für Folien auf
                                                 25.000
mindestens 65 Prozent ansteigen – ein an-
                                                                                                                         51%
spruchsvolles Ziel. Es sind natürlich weitere                                                      20.534                  der
                                                 20.000                                                                Marktmenge
Anstrengungen erforderlich, um dieses Ziel
der freiwilligen Selbstverpflichtung zu er-      15.000                                   14.433
reichen. Die aktuelle Rohstoffkrise der Euro-
päischen Kunststoffverarbeitung könnte sich      10.000
deutlich auf die diesjährige Finanzierung des                                     7.062
                                                                  4.600   5.300
Systems auswirken. Die Gewinnung weiterer         5.000
                                                          2.170
Mitstreiter und eine gestärkte Unterstützung
durch den Agrarhandel sind weitere ständige          0
                                                          2014    2015    2016    2017     2018     2019    2020

Herausforderungen, denen sich das System                                                           Quelle: ERDE/RIGK

und seine Mitglieder stellen. Besorgt wird zu-
dem die Umsetzung des Basel Amendments
in der EU zu strikten Exportbeschränkungen       Mitglied bei ERDE kann jeder Hersteller oder
für Kunststoffabfälle beobachtet. Die bisher     Erstvertreiber von Erntekunststoffen werden,
berücksichtigte Verschmutzungsgrenze von         der in den deutschen Markt liefert. Folgende
2 bis 8 Prozent für den Export von Kunst-        24 Unternehmen übernehmen als ERDE-Mit-
stoffabfällen innerhalb der EU wird im Be-       glieder Verantwortung für ihre Produkte und
reich der Agrarfolien nicht einzuhalten sein     die Umwelt: ape Europe, ASPLA S.A., Groupe
und könnte dadurch die etablierten Rück-         Barbier, Berry fiberweb france, CLAAS Ver-
nahme- und Verwertungspfade des Systems          triebsgesellschaft mbH, Cordex - Companhia
gefährden.                                       Industrial Textil S.A., Coveris Flexibles Aust-
                                                 ria GmbH, Daios Plastics S.A., DUOPLAST AG,
Die ERDE-Mitglieder blicken dennoch opti-        KARATZIS S.A., Manupackaging Deutschland
mistisch in die Zukunft: Noch in diesem Jahr     GmbH, NOVATEX, PIIppo OYJ, Plastika Kri-
wird das System neben Lochfolie und Spar-        tis S.A., POLIFILM Extrusion GmbH, Ab Rani
gelfolie um Vliese erweitert. ERDE kooperiert    Plast Oy, Reyenvas S.A., RKW Agri GmbH &
eng mit dem neu gegründeten Verband und          Co. KG, Sotrafa S.A., Tama Group, Tecfil S.A.,
Rücknahmesystem ERDE Schweiz – es bleibt         Tencate Geosynthetics, TRIOWORLD GmbH
also spannend in der IK-Initiative ERDE.         und WKI Tegafol Sp. z o.o.

                                                                  K R E I S L A U F W I R T S C H A F T 23
VERBRAUCHERSCHUTZ

 FÜR MEHR EINBLICK UND WEITBLICK
 BEI GESETZEN UND REGELUNGEN
 Die Gesetzgebung zum Lebensmittelkontakt entwickelt sich auf nationaler, europäischer
 und internationaler Ebene ständig weiter. Die IK bietet ihren Mitgliedern hierbei Hilfe-
 stellungen an.

 Gesetzliche Entwicklungen                       zur Überarbeitung der EU-Vorschriften für
                                                 Lebensmittelkontaktmaterialien zur Hälfte
 Mineralölverordnung                             abgeschlossen seien und dass die Veröffent-
 Seit der Veröffentlichung des ersten Entwurfs   lichung des Legislativvorschlags wahrschein-
 der deutschen Mineralölverordnung im Mai        lich auf Anfang 2023 verschoben werde. Die
 2011 sind fast zehn Jahren vergangen. Im        Kommission strebe dann an, dass das Euro­
 August 2020 wurde das entsprechende Noti-       päische Parlament und der Rat die Gesetz­
 fizierungsverfahren eingeleitet. Seitens der    gebung bis zum Ende der Legislaturperiode
 EU-Kommission und einiger Mitgliedsstaaten      (Mai 2024) verabschieden.
 gibt es dazu Bemerkungen bzw. Stellungnah-
 men zu diesem deutschen Alleingang.             Titandioxid als „Vermutlich krebserzeugend
 Das Schicksal dieses Verordnungsvorhabens       durch Einatmen“ eingestuft
 ist nach wie vor unvorhersehbar.                Seit Mai 2021 wird über das mögliche Verbot
                                                 von Titandioxid als Lebensmittel- und Futter-
 Evaluierung des EU-Rechtsrahmens                mittelzusatzstoff auf EU-Ebene diskutiert.
 für FCM
 Die EU-Kommission führt ein Projekt zur Über-   Zu der möglichen Auswirkung dieser Diskus-
 prüfung des derzeitigen EU-Rechtsrahmens für    sion auf unsere Branche hat die IK ein „IK-
 Lebensmittelkontaktmaterialien durch.           Infoschreiben und Vorschlag zu Statements
 Im Berichtsjahr hat die EU-Kommission dazu      zur aktuellen Diskussion über Titandioxid“
 eine Stakeholder-Konsultation durchgeführt      ihren Mitgliedern zur Verfügung gestellt.
 und angekündigt, dass die Ausarbeitungen

24   VERBRAUCHERSCHUTZ
Normative Entwicklungen                           2024 in Kraft treten bzw. durch die Mitglieds-
                                                  staaten umgesetzt werden. Zur Umsetzung
Norm-Entwurf über „tethered caps“                 dieser Vorgabe hat die Kommission die euro-
veröffentlicht                                    päischen Normungsgremien aufgefordert, die
Der Norm-Entwurf E DIN EN 17665, Verpackung       entsprechenden harmonisierten Normen zu
– Prüfverfahren und Anforderungen, die nach-      entwickeln.
weisen, dass Kunststoffverschlüsse von Einweg-
getränkebehältern mit einem Fassungsvermögen      MATRIX zu Prüf- und Produktnormen im
von bis drei Litern während der vorgesehenen      Folienbereich erneut aktualisiert
Verwendungsdauer am Behälter befestigt bleiben-   Die EuPF (European Plastic Films) – Arbeits-
wurde im Mai 2021 veröffentlicht.                 gruppe „Product Testing and Standards“, de-
                                                  ren Sekretariat von der IK geführt wird, hat in
Sowohl die IK-Mitgliedsunternehmen als auch       den vergangenen Jahren eine technische MA-
die IK haben in diesem Normungsprojekt ak-        TRIX erarbeitet und mehrfach überarbeitet.
tiv mitgewirkt.                                   Bei diesem Dokument handelt es sich um eine
Hintergrund dieses Projektes ist der Artikel 6    Zusammenfassung relevanter Normen und
in der EU- „Single Use Plastic“-Richtlinie, in    Standardprüfmethoden für Kunststofffolien
dem vorgeschrieben wird, dass die Mitglieds-      und Produkte aus Kunststofffolien.
staaten dafür Sorge tragen, dass die Geträn-
kebehälter mit einem Fassungsvermögen von         Dieses Dokument wurde im Berichtsjahr er-
bis zu drei Litern, die zu einem erheblichen      neut aktualisiert. In der neuen Version (10.
Teil aus Kunststoff bestehen, nur in den Ver-     Version) werden neben zahlreichen redaktio-
kehr gebracht werden, wenn deren Verschlüs-       nellen Änderungen umfangreiche inhaltliche
se und Deckel während der für das Produkt         Ergänzungen / Aktualisierungen vorgenom-
vorgesehenen Verwendungsdauer am Behäl-           men. Das Dokument soll als Handbuch bzw.
ter befestigt bleiben. Zu den genannten Ge-       Nachschlagewerk genutzt werden.
tränkebehältern gehören Kunststoffflaschen,
Getränkekartons mit Kunststofffolien als Be-
standteil und Kunststoffbeutel für Getränke
(Pouches). Diese Regelung wird ab dem 3. Juli

                                                               V E R B R A U C H E R S C H U T Z 25
TECHNIK

 WAS SIND REZYKLATE UND WIE KANN
 MAN SIE UNTERSCHEIDEN?
 In vielen Diskussionen um das Thema Rezyklate zeigte sich im letzten Jahr deutlich, dass
 es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, warum dieses oder jenes Material ein
 Rezyklat ist oder nicht. Die IK hat daher intensiv an der Aufbereitung von Beispielen und
 Definitionen zum Thema Rezyklate gearbeitet, um ein einheitliches Verständnis der
 Begriffe als Grundlage für diese Diskussionen zu fördern.

 Die richtige Definition von Rezyklaten hat gro-
 ße Bedeutung insbesondere vor dem Hinter-
 grund der Ankündigung der EU-Kommission
 bekommen, verbindliche Rezyklateinsatzquo-
 ten für Kunststoffverpackungen vorzuschla-
 gen. In der Monitoring Gruppe der Circular
 Plastics Alliance (CPA) wurde dazu diskutiert,
 welche Rezyklate für dieses 10-Millionen-Ton-
 nen-Ziel zu berücksichtigen sind und welche       Eine Million Tonnen Rezyklate jährlich wollen die deutschen
                                                   Kunststoffverpackungshersteller mit Ziel 2025 einsetzen.
 nicht. Die IK hat sich dabei, wie der überwie-
 gende Teil der CPA-Teilnehmer, klar für die
 Anrechnung von Post-Industrial Rezyklaten         Die IK hat zusammen mit den anderen GKV-
 (PIR) und Post-Consumer Rezyklaten (PCR)          Trägerverbänden, dem GKV und Conversio
 ausgesprochen. Doch nicht nur bei der CPA         einige Praxisbeispiele in Form von Bildern
 sondern auch im DIN Arbeitsausschuss NA           zu den unterschiedlichsten Produktions-
 054-03-03 AA „Recycling von Kunststoffen in       rückständen in der kunststoffverarbeitenden
 der Kreislaufwirtschaft“ gab es viele Diskus-     Industrie als Basis für solche Diskussionen
 sionen darüber, welches Material durch welche     gesammelt. Diese wurden anhand der Defini-
 Prozesse zum Rezyklat wird und in wie weit        tionen im Normungsbereich in Post-Industrial
 sich die beiden Rezyklattypen unterscheiden.      und Post-Consumer Material aufgeteilt.

26   TECHNIK
Entscheidend ist jedoch, dass es sich dabei      internationalen Gremien wie dem UN-Unter-
noch nicht um Rezyklate handelt. Die Ein-        ausschuss Transport für gefährliche Güter
teilung, ob es sich bei einem Material um ein    und der ISO/TC 122/SC 3/WG 8 daran, diese
Rezyklat handelt, kann nur aufgrund der EU-      und ähnliche Einschränkungen (wie z. B. die
Abfallrahmenrichtlinie oder in Deutschland       sehr hohen Prüffrequenzen für Gefahrgutver-
aufgrund des Kreislaufwirtschaftsgesetzes        packungen, die recyceltes Material enthalten)
erfolgen. Da es bei den gesetzlichen Anforde-    für den Rezyklateinsatz abzuschaffen. Dabei
rungen und Bedingungen jedoch keine Unter-       werden Ergebnisse aus dem jahrelangen Ein-
scheidungen zwischen den jeweiligen Rezy-        satz von Rezyklaten sowie aktuelle Beispiele
klaten gibt, ist es erforderlich beide Aspekte   zur Gewinnung von hochwertigen Rezykla-
separat nacheinander zu betrachten, um eine      ten genutzt, um die derzeit vorgeschriebene
Einstufung des Materials in Post-Industrial-     chargenweise Prüfung für Verpackungen mit
und Post-Consumer-Rezyklaten vornehmen           Rezyklaten an die Prüffrequenzen derer aus
zu können.                                       Neuware anzugleichen. Grundvoraussetzung
                                                 dafür ist, dass die Hersteller durch ihr jewei-
All diese Aspekte sind bereits in eine Hand-     liges Qualitätsmanagementsystem auch beim
reichung eingeflossen, die derzeit finalisiert   Einsatz von Rezyklaten das hohe Sicherheits-
und im Herbst 2021 veröffentlich werden soll.    niveau der Gefahrgutverpackungen gewähr-
Somit hoffen wir unseren Teil zur Versach-       leisten.
lichung bei den oft auch etwas emotional ge-
führten Diskussionen über Rezyklate beitra-
gen zu können.

Gefahrgutverpackungen
Für Gefahrgutverpackungen darf ebenfalls
nicht jedes Rezyklat verwendet werden, da
nach ISO 16103 derzeit nur Material aus ge-
brauchten Industrieverpackungen wieder
für neue Gefahrgutverpackungen eingesetzt        Für Gefahrgutbehälter darf aktuell nur Rezyklat aus gebrauch-
                                                 ten Industrieverpackungen eingesetzt werden.
werden darf. Allerdings arbeitet die IK in

                                                                                          T E C H N I K 27
ALLGEMEINE
WIRTSCHAFTSLAGE

 VON PANDEMIE ZU ROHSTOFFKRISE
 Die Covid-19 Krise hat nicht nur gesellschaftlich und sozial tiefe Spuren hinterlassen, auch
 die Wirtschaft kämpft lange mit ihren Auswirkungen.

 BIP erstmals seit 2009 wieder gesunken            Der größte Gewinner der Pandemie war im
 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutsch-        letzten Jahr jedoch der Bereich E-Commerce
 land sank 2020 gegenüber dem Vorjahr preis-       mit einem Umsatzwachstum von 31,7 Prozent
 bereinigt um 4,8 Prozent und lag bei rund         (11,5 Prozent im Jahr 2019).
 3,33 Billionen Euro. Zurückgegangen war           Die Automobilindustrie wurde durch die Pan-
 das BIP zuletzt im Jahr 2009 nach der glo-        demie besonders hart getroffen: Die Neuzulas-
 balen Finanz- und Wirtschaftskrise. Private       sungen von PKW in Deutschland gingen 2020
 Konsumausgaben gingen zwar um 5 Prozent           um 19,1 Prozent zurück. Dies traf auch die Zu-
 zurück, für Nahrungsmittel und Getränke           liefererbranchen deutlich. Die Kapazitäten wa-
 wurde jedoch 6,3 Prozent mehr ausgegeben.         ren nicht ausgelastet, anhaltende Kurzarbeit
 Auch die Ausgaben für langlebige Konsumgü-        und begrenzte Liquidität waren nur einige der
 ter stiegen an. Der Einzelhandel verzeichnete     Probleme der Branche.
 2020 immerhin ein Plus von 2,8 Prozent.

                                         IK-Konjunkturtrend

      80
      60
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      20
       0
     -20
     -40
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     -80
           4.Q19
           1.Q20
           2.Q20
           3.Q20
           4.Q20
           1.Q21
           2.Q21
           3.Q21
           1.Q17
           2.Q17
           3.Q17
           4.Q17
           1.Q18
           2.Q18
           3.Q18
           4.Q18
           1.Q19
           2.Q19
           3.Q19
           3.Q14
           4.Q14
           1.Q15
           2.Q15
           3.Q15
           4.Q15
           1.Q16
           2.Q16
           3.Q16
           4.Q16
           3.Q11
           4.Q11
           1.Q12
           2.Q12
           3.Q12
           4.Q12
           1.Q13
           2.Q13
           3.Q13
           4.Q13
           1.Q14
           2.Q14

     Wirtschaftslage   Umsatz   Ertrag

28         ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE
Der Gesamtumsatz der deutschen chemisch-        Die Kunststoffverpackungsbranche weist,
pharmazeutischen Industrie lag 2020 um 4,4      neben der Baubranche, innerhalb der Kunst-
Prozent unter dem des Vorjahres. Die Produk-    stoffverarbeitung das noch positivste Ergeb-
tion nahm um 0,8 Prozent ab. Die Produk-        nis aus: Die Produktion insgesamt sank 2020
tion der kunststofferzeugenden Industrie in     um in etwa 2 Prozent, die Umsätze um 2,7
Deutschland sank 2020 dabei um 1,6 Prozent      Prozent. Besonders betroffen waren vom Um-
auf 17,9 Mio. Tonnen. Der Umsatz ging um 8,7    satz- und Produktionsrückgang – wie auch
Prozent zurück.                                 in den letzten Jahren – die Bereiche Beutel/
                                                Tragetaschen/Säcke sowie PET-Flaschen. Die-
Umsatzrückgang in der Kunststoffver-            se Entwicklungen sind zum Teil bereits der
arbeitung                                       anhaltenden Substitution durch alternative
Insgesamt berichtet die Kunststoffverarbei-     Materialien geschuldet.
tende Industrie 2020 von einem Umsatzmi-        Die Covid-19 Pandemie und der weitrei-
nus von 5,6 Prozent. Die Produktion sank um     chende Lockdown beeinflusste 2020 am
2,8 Prozent. Laut der Wirtschaftsumfrage        deutlichsten die Nachfrage nach industriell
des Gesamtverbands der Kunststoffverarbei-      genutzten Kunststoffverpackungen und
tenden Industrie (GKV) berichten über 55        Kunststoffverpackungen im Gaststätten-
Prozent der Unternehmen im Jahr 2020 von        und Veranstaltungsbereich. Die Hersteller
sinkenden Umsätzen und 57 Prozent von ge-       industrieller Verpackungen konnten sich im
sunkenen Exporten im Vergleich zum Vor-         Laufe des Jahres dank der anziehenden In-
jahr. Sorge bereitet vor allem die sinkende     dustrieproduktion zügig erholen. Bereits im
Investitionstätigkeit: 47 Prozent der befrag-   dritten Quartal 2020 konnte die Kunststoff-
ten Unternehmen geben an im Jahr 2020 ihre      verpackungsbranche insgesamt wieder ein
Investitionstätigkeit eingeschränkt zu haben.   Umsatz- und Produktionsplus gegenüber den
Etwa 70 Prozent sind von anhaltendem Fach-      Vorjahresmonaten ausweisen.
kräfte- und Auszubildendenmangel betroffen.

                                                A L L G E M E I N E W I R T S C H A F T S L A G E 29
Rohstoffverknappung trifft auf gestie­                                                         Herstellern. Ende März 2021 berichtet Poly-
 gene Nachfrage                                                                                 mer Comply Europe von 32 Force-Majeure
 Nach dem Pandemiejahr 2020 traf die weit-                                                      Fällen in der Kunststoff erzeugenden Indust-
 reichende Rohstoffkrise im ersten Halbjahr                                                     rie allein in Europa.
 2021 die Kunststoffverarbeitende Branche
 hart. Noch im Herbst 2020 schien die Roh-                                                      IK-Mitglieder berichten kontinuierlich
 stoffsituation stabil. Erst Ende 2020 fing es                                                  von der Situation
 deutlich an zu brodeln: In der IK-Konjunktur­                                                  Die IK verfolgte die Situation auf den Roh-
 umfrage im Dezember 2020 befürchteten be-                                                      stoffmärkten seit Januar 2021 im Rahmen von
 reits knapp die Hälfte der Unternehmen eine                                                    sieben monatlichen Blitzumfragen zum The-
 deutliche Verschlechterung der Rohstoffver-                                                    ma Rohstoffverfügbarkeit. Im Februar 2021
 fügbarkeit. Im Herbst 2020 waren dies ledig-                                                   berichteten 79 Prozent der IK-Unternehmen,
 lich 6 Prozent der Unternehmen.                                                                von einem oder mehreren Force-Majeure Fäl-
                                                                                                len betroffen zu sein.
                  Polymerpreisindizes
 4000                                                                                           Die Rohstoffverfügbarkeit verschlechterte
 3500                                                                                           sich von Monat zu Monat und erreichte im
 3000                                                                                           April 2021 den Höhepunkt: zu diesem Zeit-
 2500                                                                                           punkt schätzen knapp 85 Prozent der IK Un-
 2000                                                                                           ternehmen die Versorgungslage als schlecht
 1500                                                                                           oder sehr schlecht ein. Über 20 Prozent sah
 1000                                                                                           zwischenzeitlich die Produktions- und Lie-
  500
                                                                                                ferfähigkeit in erheblichem Umfang einge-
     0
                                                                                                schränkt.
       Jul 20

            0
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                         0
                                 0
                                         0
                                                      1
                                                      1
                                                                 1
                                                                 1
                                                                      1
                                                                              1
                                                                                      Jul 21

                                                                                           1
      Aug 2
                Sep 2
                        Okt 2
                                Nov 2
                                        Dez 2
                                                Jan 2
                                                Feb 2
                                                          Mär 2
                                                           Apr 2
                                                                     Mai 2
                                                                             Jun 2

                                                                                     Aug 2

     Flexible Kunststoffverpackungen (A-Plastixx PackFlex)
     Feste Kunststoffverpackungen (A-Plastixx PackRigid)
                                                                                                Auf Grund der mangelnden Verfügbarkeit
                                                                                                stiegen die Preise für Rohmaterial zudem
                                                                                                sprunghaft an: Die IK-Mitgliedsunternehmen
 Die Covid-19-Pandemie führte weltweit zu
                                                                                                berichteten von einem Preisanstieg für PE-
 einem Ungleichgewicht von Nachfrage und
                                                                                                LLD von über 80 Prozent innerhalb von sechs
 Angebot von Kunststoffprodukten. Vie-
                                                                                                Monaten, dicht gefolgt von anderen Poly-
 le Rohstoffe aus dem Mittleren Osten und
                                                                                                olefinen. Der Preis für PET stieg von Januar
 den USA wurden nach Asien umgelenkt und
                                                                                                bis Juni im Mittel um 41 Prozent, für EPS um
 fehlten daher in Europa. Dazu kam es durch
                                                                                                71 Prozent. Der KI Preisindex Plastixx lag im
 den Einbruch des Welthandels und dem da-
 rauffolgenden sprunghaften Anstieg der
 Industrieproduktion zu chaotischen Situa-
                                                                                                                 Entwicklung der Rohstoff-
 tionen im Frachtgeschäft: Vielfach fehlte es
                                                                                                                    verfügbarkeit 2021
 an Containern, die infolge der Pandemie in                                                       60
 den falschen Häfen gestrandet waren. Das
                                                                                                  50
 knappe Angebot und die starke Nachfrage
                                                                                                  40
 nach Frachtkapazitäten ließen Container-
 preise 2020 um mehr als 400 Prozent anstei-                                                      30

 gen. Verschärft wurde die Situation Anfang                                                       20
 des Jahres 2021 durch Anlagenausfälle in den
                                                                                                  10
 USA infolge des besonders harten Winterein-
                                                                                               in %

                                                                                                      0
 bruchs, geplante Wartungsarbeiten in euro-
                                                                                                           ar

                                                                                                                     ar

                                                                                                                                März

                                                                                                                                           April

                                                                                                                                                         Mai

                                                                                                                                                                     Juni
                                                                                                          Janu

                                                                                                                    Febru

 päischen Anlagen, sowie ungewöhnlich viele
 Force-Majeure-Meldungen von Kunststoff-                                                              sehr gut     gut      befriedigend      schlecht         sehr schlecht

30       ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSLAGE
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