Textilindustrie in Pakistan - Potential für deutsche Hersteller von Textilmaschinen, Zubehör und Bekleidungstechnik - Zielmarktanalyse 2019 - IXPOS

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Textilindustrie in Pakistan - Potential für deutsche Hersteller von Textilmaschinen, Zubehör und Bekleidungstechnik - Zielmarktanalyse 2019 - IXPOS
Textilindustrie in Pakistan -
Potential für deutsche
Hersteller von
Textilmaschinen, Zubehör
und Bekleidungstechnik
Zielmarktanalyse 2019

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Textilindustrie in Pakistan - Potential für deutsche Hersteller von Textilmaschinen, Zubehör und Bekleidungstechnik - Zielmarktanalyse 2019 - IXPOS
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GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen   1

Impressum
Herausgeber
SBS systems for business solutions GmbH
Klausenburger Str. 9
D-81677 München
info@sbs-business.com
www.sbs-business.com

Text und Redaktion
Thomas Nytsch, SBS
Kim Hohdorf, SBS
Raphael Kroll, SBS
Franz Nienhaus, GPCCI

Gestaltung und Produktion
SBS systems for business solutions GmbH
Klausenburger Str. 9
D-81677 München
info@sbs-business.com
www.sbs-business.com

Stand
Oktober 2019

Bildnachweis
Siehe Quellenangaben

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-
Markterschließungsprogramms für das Projekt
Geschäftsanbahnung Pakistan 2019 für deutsche
Unternehmen im Bereich Textilmaschinen, Zubehör sowie
Anbieter von Produktionstechnologien für die
Textilindustrie für Bekleidung und Heimtextilien erstellt.

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Inhalt
Abbildungen .......................................................................................................................... 3
1       Abstract ......................................................................................................................... 4
2       Zielmarkt Pakistan allgemein .............................................................................................. 5

              Länderprofil .....................................................................................................................................5
              Wirtschaft allgemein....................................................................................................................... 6
              Besondere wirtschaftliche Entwicklungen ..................................................................................... 9

              Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ...................................................................................... 9
              Geschäfts- und Investitionsklima .................................................................................................. 10
              SWOT Analyse Pakistan .............................................................................................................. 11
3       Textilindustrie in Pakistan ................................................................................................ 13
              Stand und Entwicklung der Textilindustrie in Pakistan ................................................................ 13
              Wichtige Produkte pakistanischer Textil- und Bekleidungsunternehmen .................................... 16

              Modernisierung und Innovationen in Textil- und Bekleidungsunternehmen................................ 17
              Marktchancen für deutsche Unternehmen ................................................................................... 18
4       Rechtliche Rahmenbedingungen und Marktzugang ................................................................ 20
              Zulassungen und Zölle................................................................................................................. 20
              Rechtliche Bestimmungen ........................................................................................................... 22
              Interkulturelle Aspekte und Verhandlungspraxis .......................................................................... 27
5       Einstiegs- und Vertriebsinformationen, Finanzierungsmöglichkeiten .......................................... 29
              Hinweise zu Finanzierungsmöglichkeiten ................................................................................... 32
6       Profile der Marktakteure ................................................................................................. 33

              Deutsche Institutionen vor Ort in Pakistan .................................................................................. 33
              Staatliche Organe und Verwaltungsbehörden ............................................................................ 33
              Wichtige Industrieunternehmen im Textilsektor .......................................................................... 34
              Relevante Messen ........................................................................................................................35
              Banken und Exporthilfe .................................................................................................................35
7       Schlussbetrachtung ......................................................................................................... 37
8       Quellenverzeichnis .......................................................................................................... 38
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Abbildungen
Abb. 1 Karte Pakistan.....................................................................................................................................5

Abb. 2 Veränderung reales BIP Pakistan ...................................................................................................... 7
Abb. 3 Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP Pakistans (in Prozent, 2017) .............................................. 8
Abb. 4 Wirtschaftliche Entwicklung in Pakistan ........................................................................................ 10

Abb. 5 Hauptkategorien pakistanischer Textilexporte ............................................................................... 14
Abb. 6 Pakistans Textilexporte zu den Haupthandelspartnern ................................................................. 15
Abb. 7 Pakistans Weltexporte im Jahr 2017 ................................................................................................ 15

Abb. 8: Einfuhren von ausgewählten Textilmaschinen (in Million USD) .................................................. 16
Abb. 9 Pakistans Top 10 Exportprodukte im Jahr 2017.............................................................................. 16

                                                                                                                                                         3
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1 Abstract
Das Ziel der hier vorgelegten Analyse ist es, deutschen Herstellern von Textilmaschinen, Zubehör und Bekleidungstechnik wesentliche
Informationen zur Verfügung zu stellen, mit denen sie befähigt werden, das aktuelle Kooperationspotential einzuschätzen und ihre
Strategie für die weitere Entwicklung des Marktes Pakistan zu planen. Die pakistanische Textilindustrie gehört zu den wichtigsten
Konsumgüterbranchen des Landes. Der Fokus der folgenden Studie liegt auf der Textilindustrie des Landes mit Schwerpunkt auf der
Fertigbekleidung, die den größten Teil an der pakistanischen Textilbranche ausmacht, sowohl in Hinblick auf Produktion als auf
Exportzahlen.

Die Studie bewertet die folgende zentrale Frage: Angesichts dessen, dass die Produktion im Bekleidungssegment am arbeitsintensivsten
sowie am wenigsten energie- und kapitalintensiv ist, erzeugt sie den größten Mehrwert aus allen Produkten in der Wertschöpfungskette
der Textilien (Garn, fertige Stoffe und Kleidungsstücke) und sollte daher Pakistans Stärke bei der Ressourcenausstattung sein. Was
sind die Aussichten für diesen Sektor und welche Chancen haben dabei deutsche KMU, insbesondere vor dem Hintergrund des China
Pakistan Economic Corridor (CPEC)? Die Untersuchung des Bekleidungssektors ist entscheidend, um einen Einblick in den aktuellen
Stand der Branche und das Verständnis der industriellen Gesamtleistung zu bekommen. Gleichzeitig werden die Leistungsfähigkeit der
KMU sowie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des pakistanischen Fertigungssektors untersucht. Ebenfalls soll sie bei der
Formulierung von spezifischen Richtlinien in diesem Sektor hilfreich sein.

Die Textilindustrie trägt einen beachtlichen Teil zur pakistanischen Wirtschaft bei. Im Jahr 2017 machte diese 8,5 Prozent des BIP
bzw. einen Viertel der industriellen Wertschöpfung aus und stellte 40 Prozent der fähigen Industriearbeitskräfte ein. In der
Textilwerteskala nimmt der Bekleidungssektor einen besonderen Platz ein, denn unter allen Textilprodukten sind sie der größte
Gewinnbringer. Seine Bedeutung lässt sich auch aus der Tatsache ableiten, dass er den größten Exportumsatz unter den verschiedenen
Textilsegmenten erwirtschaftet und 2,38 Prozent der vorhandenen Arbeitskraft beschäftigt. Mit einer Exportsteigerung von 21 Prozent
im Jahr 2001 auf 42 Prozent im Jahr 2016 erfuhr er das höchste Wachstum unter den verschiedenen Textilsektoren. 1 Im Jahr 2017
betrug der Export von Strickwaren 2,52 Mrd. USD und bei gewebter Fertigkleidung 2,47 USD womit Pakistan 1,1 Prozent bzw. den
17. und 18. Platz des weltweiten Gesamtexports in diesen Kategorien einnahm. Durch seine direkte wirtschaftliche Teilnahme handelt
der Textilsektor auch als ein Antrieb für den Wettbewerb anderer Branchen. Die Produktionszunahme kurbelt dementsprechend auch
das Wachstum von verlinkten Sektoren an. Darüber hinaus gibt es auch positive Nebenwirkungen innerhalb des Sektors, da Firmen,
die Teil globaler Lieferketten sind, lokale Hersteller ebenfalls zur Einhaltung der Vorgaben motivieren.

Doch auch wenn die pakistanische Textilbranche in den letzten Jahren ein extremes Exportwachstum erfuhr, ist der Sektor weiterhin
im Verhältnis zu seinem Potenzial noch stark ausbaufähig. Pakistans Exportbasis für Kleidungsstücke ist beschränkt und orientiert sich
an Artikeln mit niedriger Wertschöpfung, die auf dem internationalen Markt entsprechend mit niedrigeren Preisen ausfallen. Die sechs
wichtigsten Produkte, die von Pakistan über Strickwaren und Webwaren exportiert werden, entfielen mit einem Anteil von 52 Prozent
der Bekleidungsexporte im Jahr 2017, aber machten dabei nur 20 Prozent der gesamten Bekleidungsexporte der Welt aus. Dies bedeutet,
dass Pakistan nicht einmal an vier Fünfteln des Weltmarktes für Bekleidung beteiligt ist. Darüber hinaus ist die Exportware von Pakistan
noch immer im Weltvergleich eher auf Artikel mit niedriger Wertschöpfung orientiert, wie Bekleidung aus einfachem Baumwollgarn
oder qualitativ niedrigem Mischgewebe.

Des Weiteren sind Pakistans Kleidungsexporte nicht wirklich breitgefächert was die Zielländer betrifft. Im Jahr 2017 exportierte es die
Hälfte der Strickwaren und zwei Drittel von Webwaren an die EU. Die USA sind das größte einzelne Partnerland mit einem Export
von jeweils einem Drittel und einem Fünftel an Strick- und Webwaren. Die Analyse wird mit den Profilen wichtiger Unternehmen und
Multiplikatoren abgerundet, inklusive der Kontaktadressen aller in der vorliegenden Marktanalyse genannten Unternehmen. Aufgeführt
sind daneben sowohl die Kompetenzen der staatlichen Organe und der Verwaltungsbehörden, die die technische Politik und
Entwicklung der Branche in Pakistan regeln, als auch Verbände, Agenturen, Forschungsorganisationen, die für deutsche Firmen auch
als Partner interessant sein können. Ebenso dargestellt werden wichtige Fachmessen und Portale, die für die Erkundung des
pakistanischen Marktes relevant sind.

1
 Pakistan’s RME garment sector: https://www.pbc.org.pk/research/pakistans-readymade-garments-sector-challenges-and-opportunities/,
abgerufen am 02.04.2019
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2 Zielmarkt Pakistan allgemein
         Länderprofil

Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Islamische Republik Pakistan das sechstgrößte Land der Erde und nach Indonesien der
zweitgrößte islamisch geprägte Staat der Welt. Pakistan grenzt im Westen an den Iran und Afghanistan, im Norden an China und im
Osten an Indien. Im Süden erstreckt sich eine – mit Ausnahme der Hafenstadt Karachi – dünn besiedelte Küste zum Arabischen Meer.
Im Norden Pakistans erheben sich Hochgebirge bis über 8.000m, im Westen und Südwesten liegt das trockene Hochland von
Belutschistan. Im Osten schließt das fruchtbare Industrieland an, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt. Pakistan wurde 1947
im Zuge der Teilung Britisch-Indiens als »neue Heimat der indischen Muslime« gegründet. Seitdem stand das Land dreimal unter
Militärdiktaturen, zuletzt 1999–2008 unter General Pervez Musharraf. Zwischen 2008 und 2013 war zum ersten Mal eine zivile
Regierung eine volle Legislaturperiode lang an der Macht. Der verfassungsgemäße demokratische Machtwechsel bei den
Parlamentswahlen im Mai 2013 wurde international als Zeichen demokratischer Stabilisierung gewertet. Dennoch steht die
pakistanische Regierung weiterhin vor immensen Herausforderungen. Dazu zählen unter anderem die Bedrohung durch Extremismus
und Terrorismus, Naturkatastrophen sowie dringend benötigte soziale und wirtschaftliche Reformen. Der Indus - mit einer Gesamtlänge
von etwa 3.200 km der längste Fluss des indischen Subkontinents - ist der wichtigste Strom Pakistans. Er führt die vier Nebenflüsse
Jhelum, Chenab, Ravi und Sutlej. Pakistan besitzt ein kontinentales Klima, welches aufgrund der Größe des Landes und
unterschiedliche Höhenlagen jedoch stark variiert. Während die Temperaturen in der Hauptstadt Islamabad im Norden zwischen 9 Grad
Celsius (Januar) und 32 Grad Celsius (Juli) schwanken, liegen sie in Karatschi an der Küste zum Arabischen Meer zwischen knapp 20
Grad Celsius (Januar) und 31 Grad Celsius (Juli).

Abb. 1 Karte Pakistan2

Offizielle Amtssprache in Pakistan ist Urdu, aber auch Englisch wird landesweit als Sprache des öffentlichen Lebens gebraucht. Die
wichtigsten Regionalsprachen sind Punjabi, Sindhi, Pashtu, Seraiki und Baluchi. Der Islam ist als Staatsreligion in der Verfassung
verankert - 96 Prozent der Bevölkerung sind Moslems, überwiegend sunnitischer Glaubensrichtung. Daneben bestehen kleinere
Religionsgemeinschaften von Hindus, Christen, Parsen, Sikhs, Buddhisten und Baha'i. Welche Rolle der Islam im Staatswesen spielen

2
    www.geology.com, abgerufen am 10.04.2019

                                                                                                                                    5
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soll, inwiefern Pakistan ein säkularer Staat ist oder sein sollte und welchen Status religiöse Minderheiten genießen sollten, ist
gesellschaftlich umstritten und Gegenstand - teilweise gewaltsamer -Auseinandersetzungen.

Mehr als die Hälfte der pakistanischen Bevölkerung lebt im fruchtbaren Fünfstromland Punjab. Zwei Drittel sind nach wie vor im
ländlichen Raum angesiedelt, wobei eine starke Wanderungsbewegung in die Städte zu beobachten ist. Nach Schätzungen der Vereinten
Nationen wird 2025 fast die Hälfte aller Pakistanis in Städten leben. Die entsprechende Infrastruktur bereit zu stellen, stellt den Staat
vor enorme Herausforderungen. Zudem ist Pakistan häufig von schweren Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben
betroffen, die das Land wiederholt in seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurückwarfen.

Am 5. Juni 2013 wurde Nawaz Sharif vom Parlament zum Ministerpräsidenten gewählt. Nicht nur in der Regierung, auch im Amt des
Staatsoberhauptes gelang 2013 ein verfassungsgemäßer Machtübergang: Im Juli 2013 wählten beide Kammern des Parlaments sowie
Abgeordnete der Provinzparlamente Mamnoon Hussain von der PLM-N zum neuen pakistanischen Staatsoberhaupt. Hussain löste Asif
Ali Zardari im Amt des Staatspräsidenten ab, der als erstes Staatsoberhaupt in der Geschichte Pakistans seine Amtszeit geordnet
beenden konnte. Beide Machtwechsel wurden international als Zeichen einer Stabilisierung der pakistanischen Demokratie gewürdigt.

Die weitere Entwicklung einer liberalen Demokratie mit effektivem Rechtsstaat und Schutz der Menschenrechte wird jedoch durch
zahlreiche Faktoren gehemmt. Dazu zählen Extremismus/Islamismus, Korruption, die starke Stellung des Militärs und der Einfluss von
Feudal- bzw. Stammesstrukturen in Politik und Gesellschaft. Polizei, Justiz und Verwaltung sind oft nicht in der Lage, die Durchsetzung
der Menschenrechte zu gewährleisten. So ist unter anderem die Religionsfreiheit eingeschränkt und Frauen sind - vor allem im
ländlichen Raum - weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Auch in anderen Bereichen besteht hoher Handlungsbedarf für
die Regierung. So reichen die Ausgaben des Staates für Bildung und Gesundheit bei Weitem noch nicht aus, um die wachsende
Bevölkerung angemessen zu versorgen.

          Wirtschaft allgemein

Nimmt man eine historische Betrachtung der pakistanischen Wirtschaftsentwicklung vor, so ist diese stark durch Unbeständigkeit sowie
stark schwankende Wachstumsraten geprägt. Während Pakistan in den 50/60er Jahren noch als Modell für andere Entwicklungs- und
Transformationsländer galt und in einem Atemzug mit Indien, China, Südkorea und Malaysia als potenzieller „Asien Tiger“ genannt
wurde, ist es dem Land (anders als den anderen genannten Staaten) nicht gelungen, den damit verbundenen Erwartungen gerecht zu
werden. Über Jahrzehnte hinweg ist es Pakistan weder gelungen ein solides Wachstum zu halten, noch die Wirtschaft entsprechend der
Notwendigkeit der globalen Ökonomie zu diversifizieren. Kombiniert mit jahrzehntelangen innenpolitischen Auseinandersetzungen
und geringen Auslandsinvestitionen hat dies in Pakistan zu einer Unterentwicklung geführt. So liegt noch immer etwa ein Drittel der
pakistanischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Trotz einiger Fortschritte in den letzten Jahren in den Bereichen Sicherheit und Energie haben eine herausfordernde Sicherheitslage,
Stromknappheit und ein belastendes Investitionsklima die Anleger traditionell abgeschreckt. Zudem leidet die pakistanische Wirtschaft
unter den Auswirkungen verschiedener humanitären Katastrophen (Erdbeben 2005, Flutkatastrophen 2010/2011), einem
Bevölkerungswachstum von 1,4 Prozent 3 , Missmanagement und Mangel an wirtschaftlichen Reformen (wie z.B. mit Blick auf
Nepotismus, Korruption und niedrige Steuerquote). Die Regierung Pakistans steht daher vor enormen ökonomischen
Herausforderungen - nur grundlegende und nachhaltige Wirtschaftsreformen können das Land aus dieser prekären Lage befreien. 4

3
    vorläufige Angabe, Schätzung bzw. Prognose
4
    GIZ, LIPortal, Pakistan; Central Intelligence Agency: The World Factbook; GTAI Wirtschaftsdaten Kompakt, Pakistan, Juni 2019;
GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen   7

Abb. 2 Veränderung reales BIP Pakistan 5

Derzeit entfallen auf den landwirtschaftlichen Sektor ein Fünftel der Produktion und zwei Fünftel der Beschäftigung. Textilien und
Bekleidung machen mehr als die Hälfte der pakistanischen Exporterlöse aus. Das Versäumnis Pakistans, seine Exporte zu
diversifizieren, hat das Land anfällig für Veränderungen der Weltnachfrage gemacht. Die offizielle Arbeitslosigkeit lag 2017 bei 6
Prozent. Dies entspricht jedoch nicht dem tatsächlichen Bild, da ein Großteil der Wirtschaft informell ist und die Unterbeschäftigung
nach wie vor hoch ist. Die menschliche Entwicklung bleibt im größten Teil der Region damit weiterhin zurück.6

Pakistan zählt mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 193,6 Mio. zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft
ist nach dem Nachbarn Indien die Zweitgrößte Südasiens. Pakistans Bruttoinlandsprodukt ist von rund 35 Mrd. USD Anfang der 1980er
Jahre auf knapp 312 Mrd. USD im Jahr 2018 gestiegen7. Das reale BIP-Wachstum Pakistans ist seit 2013 schrittweise gestiegen und
lag 2018 bei 5,2 Prozent. „Pakistan kämpft weiter mit der Bewältigung einer drohenden Zahlungsbilanzkrise und benötigt dringend
finanzielle Unterstützung, um den hohen Importbedarf und das fallende Exportvolumen finanzieren sowie eine Währungskrise
vermeiden zu können. Die Sparmaßnahmen der Regierung dämpfen das Wachstum, welches in den Jahren bis 2023 bei durchschnittlich
nur 3,4 Prozent pro Jahr liegen wird. Für das kommende Budgetjahr wird mit dem niedrigsten Wachstum seit 2008 i.H.v. 2,4 Prozent
gerechnet. Sowohl Privatkonsum als auch die Staatsinvestitionen gehen zurück und die verschärften Importbeschränkungen reduzieren
das Wachstum zusätzlich. Unzufriedenheit in der Bevölkerung und Unruhen werden wahrscheinlicher, da die Hauptlast der
Einsparungen zulasten der armen Bevölkerungsschichten gehen und durch Kürzung oder Streichung versprochener Sozialprogramme
erzielt wird.“8

Im Jahr 2013 hat Pakistan eine erweiterte IWF-Fondsfazilität in Höhe von 6,3 Mrd. USD in Anspruch genommen, die sich auf die
Reduzierung von Energieknappheit, die Stabilisierung der öffentlichen Finanzen, die Erhöhung der Einnahmen und die Verbesserung
der Zahlungsbilanz konzentriert. Das Programm wurde im September 2016 abgeschlossen. Obwohl Pakistan einige
Strukturreformkriterien verfehlte, stellte es die makroökonomische Stabilität wieder her, verbesserte seine Bonität und kurbelte das
Wachstum an. Die pakistanische Rupie ist seit 2015 gegenüber dem USD relativ stabil geblieben, obwohl sie zwischen November 2017
und März 2018 um rund 10 Prozent gefallen ist. Die Sorgen um die Zahlungsbilanz haben sich jedoch aufgrund eines deutlichen
Anstiegs der Importe bei gleichzeitig schwachen Exporten und Überweisungen nicht verflüchtigt.9

5
  WKO Länderprofil Pakistan, https://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-pakistan.pdf, abgerufen 10.10.2019
6
  Central Intelligence Agency: The World Factbook
7
  GTAI Wirtschaftsdaten Kompakt, Pakistan, Juni 2019
8
  WKO Die pakistanische Wirtschaft www.wko.at/service/aussenwirtschaft/die-pakistanische-wirtschaft.html am 18.10.19
9
  Central Intelligence Agency: The World Factbook

                                                                                                                                   7
8   GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen

Durch eine konsequente Reformpolitik und mit Hilfe eines IWF-Milliardenkredits will die Regierung nun die Weichen für eine
moderne, wachstumsstarke Wirtschaft stellen. Dabei muss sich Pakistan auch weiterhin mit mehreren langjährigen Problemen befassen,
einschließlich der Ausweitung der Investitionen in Bildung, Gesundheitswesen und sanitäre Einrichtungen. Anpassung an die
Auswirkungen des Klimawandels und von Naturkatastrophen; Verbesserung des Geschäftsumfelds des Landes; und Verbreiterung der
Steuerbemessungsgrundlage des Landes. Angesichts der demografischen Herausforderungen wird die pakistanische Führung
gezwungen sein, Wirtschaftsreformen umzusetzen, die Weiterentwicklung des Energiesektors zu fördern und ausländische
Investitionen anzuziehen, um ein ausreichendes Wirtschaftswachstum zu erzielen, das für die Beschäftigung der wachsenden und
schnell urbanisierenden Bevölkerung erforderlich ist, von denen ein Großteil unter 25 Jahren ist. 10

Pakistans künftige Wirtschaftsentwicklung wird vor allem davon abhängen, ob die Hoffnungen auf weitere Verbesserungen von
Sicherheitslage, Stromversorgung und öffentlichen Finanzen erfüllt werden, denn Pakistans Wirtschaftsstruktur hat sich in den letzten
Jahrzehnten stark verändert. Der Beitrag der Agrarwirtschaft ist stark zurückgegangen, während der Dienstleistungssektor kräftig
zulegte. Zentrale Segmente sind Handel, Transport, Lager und Kommunikation. Der Beitrag der verarbeitenden Industrie ist dagegen
nur leicht gestiegen. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen zählt die exportorientierte Textilindustrie, stark positioniert ist Pakistan
aber auch bei der Herstellung chirurgischer Instrumente aus Metall. 11 Der Dienstleistungssektor ist der wichtigste Sektor und
Wachstumsfaktor: Er steuert etwa 59 Prozent zur Wirtschaftsleistung (BIP) bei. Wichtige Bereiche sind hier Banken und Versicherer,
Transport und Kommunikation, aber auch der überproportional große öffentliche Verwaltungsapparat. Der Industriesektor trägt 21
Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der bei weitem wichtigste Exportsektor ist die Textilbranche, die etwa 57 Prozent aller
pakistanischen Exporterlöse ausmacht. Nach Jahren mit eklatanter Stromknappheit hat sich die Energieversorgung verbessert.
Kraftwerke wurden gebaut, der Öl-Anteil am Energiemix gesenkt. Den größten Anteil an der Stromversorgung haben nun mit mehr als
60 Prozent fossile Brennstoffe, gefolgt von Wasserkraft (30 Prozent). Vier Prozent des Stroms stammen aus Atomenergie oder
Importen. Erneuerbare Energien (Wind, Solar, Biomasse) steuern ca. 2,5 Prozent zur Stromversorgung bei.

Abb. 3 Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP Pakistans (in Prozent, 2017)12

                      BIP-Entstehung (Anteile an nominaler
                           Bruttowertschöpfung in %)

                                                                                Land-/Forst-/Fischwirtschaft
                           24%                25%                               Handel/Gaststätten/Hotels
                                                                                Bergbau/Industrie

                       2%                                                       Transport/Logistik/Kommunikation
                                                                                Bau
                        13%                     19%                             Sonstige

                                   17%

10
   Ebd.
11
   GIZ Neue Märkte neue Chancen Pakistan, https://www.giz.de/de/downloads/neue-maerkte-neue-chancen_pakistan_web.pdf, abgerufen am
10.04.2019
12
   Grafische Aufarbeitung SBS, Quelle: GTAI, Wirtschaftsdaten Kompakt Pakistan, Juni 2019,
https://www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/MKT/2016/12/mkt201612072006_159720_wirtschaftsdaten-kompakt---pakistan.pdf?v=5
GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen       9

       Besondere wirtschaftliche Entwicklungen

„Nachdem ein bereits vereinbartes Hilfspaket von Saudi-Arabien i.H.v. 1 Mrd. USD dazu beitragen sollte, die sich verschlechternden
Finanzen zu stoppen, wurden weitere 2 Mrd. USD in Aussicht gestellt. Dadurch sollen die Devisenreserven des Landes gestärkt werden
und die durch die Zahlungsbilanzkrise versursachte Lücke von rund 12 Mrd. USD geschlossen werden. Bereits im Oktober 2018 teilte
Pakistan mit, dass Saudi-Arabien 3 Mrd. USD direkt zur Verfügung stellen und weiter einen einjährigen Zahlungsaufschub für
Ölimporte bis zu 3 Mrd. USD gewähren werde. Auch der Abu Dhabi Development Fund hat 3 Mrd. USD zur Verfügung gestellt, um
das Land bei der Erreichung der langfristigen Ziele seiner Geldpolitik zu unterstützen, die pakistanische Wirtschaft zu stärken und eine
umfassende Entwicklung des Landes voranzutreiben.“13

Ein Synergy-Effekt hat sich hierbei in den letzten Jahren auch mit China ergeben, die im Rahmen Ihrer 2013 vom chinesischen
Staatspräsidenten Xi Jinping initiierte neue Seidenstraße, enge strategische Partnerschaften suchten. Als Teil hiervon ist der von
Pakistan und China implementierte "China-Pakistan Economic Corridor" (CPEC) zu verstehen.

Dieser China-Pakistan-Wirtschaftskorridor wurde 2013 durch den chinesischen Premierminister Li Keqiang ins Leben gerufen, hat eine
Länge von 3.000 Kilometern und umfasst Investitionen (je nach Quelle) in Höhe von 52 Milliarden bis 62 Milliarden US-Dollar für
Energie- und andere Infrastrukturprojekte. Hierzu zählen unter anderem Projekte wie ein Kohlekraftwerk in Belutschistan mit einer
geplanten Stromerzeugungsleistung von 1.320 Megawatt durch die China Power International Holding Ltd. und die Hub Power
Company Ltd. (Baubeginn März 2017; Fertigstellung 2019, Kosten: 2 Milliarden USD) oder auch U-Bahnzüge, die seit Oktober 2017
die "Orange Line" in Pakistans zweitgrößter Stadt Lahore bedienen. Insgesamt wird der chinesische Staatskonzern CRRC im Rahmen
des CPEC 27 Züge nach Pakistan liefern. Das die Volksrepublik China und Pakistan bereits seit ihrer Gründung gute politische
Beziehungen pflegen, zeigt sich nicht zuletzt auch daran, dass das Karot-Wasserkraftprojekt in Pakistan (Baubeginn war Januar 2016;
geplante Fertigstellung 2020) das erste Finanzierungsprojekt des chinesischen Silk Road Fonds bildete - eine der Hauptfinanzquellen
für Projekte der neuen Seidenstraßeninitiativ. Es ist eines von einer Vielzahl an Infrastrukturprojekten (vor allem im Transport- und
Energiesektor, aber auch Wirtschaftssonderzonen) des CPEC. Aber auch deutsche Firmen können sich mitunter platzieren. So erhielt
Siemens beispielsweise den Auftrag für die Zulieferung eines Power Islands für ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Pakistan in
Höhe von 200 Millionen Euro.14

Pakistan erhofft sich aus dem Wirtschaftskorridor Effekte ähnlichen derer des Marshallplans für Nachkriegseuropa. Man geht dort
davon aus, dass durch die CPEC-Investitionen Wachstumsraten von über 6 Prozent des BIP ermöglicht werden können, indem sie die
Grundlage für eine Steigerung der Exporte schaffen. Die mit der CPEC verbundenen Verpflichtungen haben jedoch mittelfristig die
Besorgnis des IWF über die Kapitalabflüsse in Pakistan und den externen Finanzierungsbedarf geweckt. 15

       Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland

Das bilaterale Handelsvolumen Deutschlands mit Pakistan betrug 20187 ca. 3 Mrd. Euro. Deutschen Exporten nach Pakistan in Höhe
von 1,3 Mrd. Euro standen Importe aus Pakistan in Höhe von 1,7 Mrd. Euro gegenüber. Pakistan exportiert nach Deutschland vor allem
Textilien, Lederwaren, Sportartikel, Schuhe und medizinische Instrumente. Aus Deutschland importiert Pakistan in erster Linie
Maschinen, chemische sowie elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge und Eisenwaren. Die Zahl, der in Pakistan tätigen deutschen
Unternehmen ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Vor allem in den Bereichen Energie und Infrastruktur steigt das Interesse der
deutschen Wirtschaft. Deutsche und pakistanische Firmen mit Interesse an den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen schlossen sich 2016
zur “German Pakistan Chamber of Commerce and Industry (GPCCI)” mit Hauptsitz in Karachi zusammen. Die GPCCI hat auch
Standorte in Lahore und Islamabad. Die GPCCI ist eine Körperschaft nach pakistanischem Recht unter dem Dach der “Federation of
Pakistan Chambers of Commerce and Industry”. 2014 wurde in Deutschland eine Organisation zur Förderung der bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen gegründet: „GATE Pakistan“. Regelmäßig erfolgen Besuche von Unternehmerdelegationen. Die Zahl der
pakistanischen Unternehmen, die an Industriemessen in Deutschland teilnehmen, steigt kontinuierlich.

13
   WKO Die pakistanische Wirtschaft www.wko.at/service/aussenwirtschaft/die-pakistanische-wirtschaft.html am 18.10.19
14
   GTAI, “Belt and Road Initiative” lässt China und Pakistan näher zusammenrücken, 23.11.2017; Central Intelligence Agency: The World
Factbook
15
   Ebd.

                                                                                                                                        9
10        GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen

Zwischen Pakistan und Deutschland bestehen unter anderem folgende bilaterale Abkommen:

          •    Luftverkehrsabkommen
          •    Doppelbesteuerungsabkommen
          •    Investitionsschutz- und -fördervertrag
          •    Rahmenabkommen über Technische Zusammenarbeit (ergänzt von den jährlichen Abkommen über finanzielle und technische
               Zusammenarbeit)
          •    Abkommen über Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklung 16

              Geschäfts- und Investitionsklima

Pakistan ist mit seiner großen Bevölkerung, einem hohen Anteil junger Menschen und einer wachsenden Mittelschicht ein potenziell
attraktiver Absatzmarkt. Für deutsche Unternehmen steht in Pakistan meist das Liefergeschäft im Fokus. Das Land ist vergleichsweise
offen für ausländische Investitionen, dennoch bleibt es ein schwieriges Umfeld für ausländische Investoren. Zu den größten
Hemmnissen zählen die Sicherheitslage, die mangelhafte Stromversorgung und ein insgesamt schwieriges Geschäftsumfeld.
Unternehmensvertreter beklagen beispielsweise den schwachen Schutz geistiger Eigentumsrechte, eine langwierige
Rechtsdurchsetzung, inkonsistente Steuergesetze oder die Bürokratie. So rangierte Pakistan im Doing Business Report 2017 der
Weltbank noch auf Rang 144 von 190 Ländern.

Trotz anhaltender Schwierigkeiten hat sich das Investitionsklima in den letzten beiden Jahren jedoch aufgehellt. Die Sicherheitslage
hat sich merklich verbessert und in der Folge ist auch das Vertrauen der Unternehmerschaft gewachsen. Für positive Stimmung sorgt
zudem das Megaprojekt China-Pakistan Economic Corridor (CPEC), das in den nächsten Jahren erhebliche chinesische Investitionen
ins Land bringen soll.17 Auch im Stromsektor sind einige vielversprechende Projekte in der Planung oder Durchführung. Insgesamt
scheinen die Reformen jedenfalls zu greifen und in den letzten beiden Jahren ist eine positive Entwicklung feststellen. Diese zeigt sich
auch im jüngst veröffentlichten Ease of Doing Business Index 2020 der Weltbank, in dem das Land von Rang 136 (2018) auf 108 in
2020 gesprungen ist.18

                                                             19
Abb. 4 Wirtschaftliche Entwicklung in Pakistan

16
   Auswärtiges Amt Bilaterale Beziehungen Deutschland und Pakistan, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/pakistan-
node/deutschland-und-pakistan--bilaterale-beziehungen/204962, abgerufen am 24.10.2019
17
   s. Kapitel 2.3
18
   The Express Tribune, Ease of business: Pakistan up 28 places on World Bank index, Shahbaz Rana, 24.10.2019,
https://tribune.com.pk/story/2086074/2-pakistan-jumps-28-places-world-banks-ease-business-index/, abgerufen am 25.10.2019
19
   GTAI Wirtschaftsausblick Pakistan, Februar 2019,
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsausblick,t=wirtschaftsausblick--pakistan-februar-
2019,did=2231652.html, abgerufen am 10.04.2019
GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen      11

Trotz vieler Schwierigkeiten bleibt Pakistan für ausländische Unternehmen interessant. Die Regierung will außenwirtschaftliche
Beziehungen ausbauen. Zudem hat Pakistan einen hohen Investitionsbedarf, v.a. in den Branchen Energie, Landwirtschaft, Infrastruktur
und Technologie. Die Mittelschicht wächst – und damit die Kaufkraft. Zudem erhält Pakistan infolge seines Beitritts 2014 zum
Allgemeinen Präferenzsystem (APS, engl.: GSP) der Europäischen Union Zoll-Erleichterungen für den EU-Markt. 20 Die deutschen
Lieferungen legen seit 2014 kontinuierlich zu und stiegen 2018 gemäß Eurostat um 9 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die
Gesamtausfuhren der EU-28-Gruppe nach Pakistan gingen dagegen um 8 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro zurück. Deutschland ist das
wichtigste Lieferland der EU-28, die deutschen Hauptliefergüter waren Maschinen mit einem Anteil von 40 Prozent.

       SWOT Analyse Pakistan21

Strengths & Opportunities – Stärken & Chancen

Einige Ereignisse in Pakistan haben die positiven Aussichten aufgehellt und geben allen Grund zu Optimismus. Hierzu zählen vor allem
die Verbesserung der Sicherheitslage und das in Kapitel 2.3 bereits erwähnte Megaprogramm China-Pakistan Economic Corridor
(CPEC). Ziel der Regierung ist es durch eine konsequente Reformpolitik und mit Hilfe ausländischer Gelder eine moderne,
wachstumsstarke Wirtschaft aufbauen. Da sich viele Sektoren in Pakistan nach wie vor in einem frühen Entwicklungsstadium befinden
besteht ein entsprechend großes Wachstumspotential. Aber auch der Modernisierungsbedarf in der Industrie steigt und eröffnet so neue
Lieferchancen. Internationale Unternehmen finden in Pakistan zunehmend neue Perspektiven.

Weitere Chancen bietet der Markt sowohl auf Grund seiner Bevölkerungsgröße, aber auch hinsichtlich des Alters - denn die
Bevölkerung ist jung. Hier ist die Wirtschaft stark gefragt, denn sie muss genügend Arbeitsplätze für die Bevölkerung schaffen, die in
den nächsten Jahrzehnten auf den Arbeitsmarkt drängen wird. Aktuell ist rund ein Drittel der Bevölkerung jünger als 15 Jahre. Parallel
wächst die Mittelschicht weiter. Diese Entwicklung bietet eine Chance für Pakistan, da das Land von seiner Jugend profitieren kann,
sie könnte aber auch zu einer schweren Bürde werden.

Betrachtet man den „Doing Business Report“ der Weltbank, so rangiert der Standort Pakistan lediglich auf Rang 136 von 190 Ländern
im 2019. Besonders schlecht fällt das Ranking zudem beim Zugang zu Strom (Rang 167), bei Baugenehmigungen (166) und bei der
Durchsetzung von Verträgen (156) aus. Doch Pakistan ist bestrebt, ausländische Investoren ins Land zu holen und geht daher weltweit
auf Werbetour. Das Board of Investment (BoI) will die Attraktivität des Standorts erhöhen, durch das Schaffen von
Sonderwirtschaftszonen und höherer regulativer Stabilität.

Die Strategie scheint aufzugehen, denn im Laufe des letzten Jahres kündigten einige ausländische Unternehmen größere Investitionen
in Pakistan an. So sicherte beispielsweise im Februar 2017 Saudi-Arabien über 20 Milliarden USD an Investitionen zu, darunter auch
eine Raffinerie (10 Milliarden USD) und ein Petrochemiekomplex (1 Milliarde USD) in der Küstenstadt Gwadar. Aber auch der Kfz-
Sektor wurde zunehmend interessanter, nachdem die Regierung 2016 Vergünstigungen für lokale Fahrzeugproduzenten ankündigte.
So haben die Unternehmen Volkswagen, Mercedes-Benz und Renault beispielsweise bereits Montagewerke in Pakistan angekündigt
Das mit Abstand größte Investitionsvorhaben bleibt jedoch, der in Kapitel 2.3 bereits erwähnte, China-Pakistan Economic Corridor"
(CPEC). Das Projektvolumen des CPEC wird mittlerweile auf 60 Milliarden USD geschätzt. Gebaut werden in dessen Rahmen Straßen,

20
   Auswärtiges Amt Wirtschaftsinformation Pakistan, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/pakistan-
node/wirtschaft/204976, abgerufen am 10.04.2019
21
   GTAI, SWOT Analyse Pakistan, März 2019, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Geschaeftspraxis/swot-
analyse,t=swotanalyse--pakistan-maerz-2019,did=2237378.html, abgerufen am 10.04.2019

                                                                                                                                   11
12      GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen

Schienenwege, Pipelines für Öl und Gas sowie Kraftwerke. Entlang des CPEC sollen sich außerdem im Laufe der Zeit Industrie-Cluster
ansiedeln. Hierbei wird die Finanzierung gänzlich von der chinesischen Seite gestellt, die Umsetzung der Projekte wiederrum wird
weitestgehend von chinesischen Unternehmen übernommen. Hieraus können sich jedoch auch Geschäftschancen für Unternehmen aus
anderen Ländern ergeben, etwa bei Lieferungen von Baumaschinen oder als Subunternehmer.

Weaknesses & Threats – Schwächen & Risiken
Trotz starker Investitionen im Energiesektor und der Priorisierung des Themas auf der Agenda bleibt die Stromversorgung auch
weiterhin unzureichend. So wurden in den letzten Jahren beispielsweise mit Hilfe von IWF-Geldern oder im Rahmen des CPEC einige
Projekte erfolgreich umgesetzt. Doch die Situation ist weiterhin verbesserungswürdig. Die Kapazitäten der Kraftwerke sind zu gering,
die Stromerzeugung erreicht nur 50 Prozent der installierten Kapazitäten. Die Netzverluste sind extrem hoch. Es herrscht eine
unzureichende Versorgung der Thermalkraftwerke mit Öl und Gas und die Kraftwerksbetreiber haben erhebliche finanzielle Probleme.

Auch die Sicherheitslage ist weiterhin ein Wachstumshemmnis. Lokale Unternehmensvertreter berichten zwar vermehrt die
Sicherheitslage habe sich in den letzten Jahren verbessert, da das Militär schärfer durchgreife, allerdings käme es trotz dieser spürbar
besseren Lage, zu terroristischen Anschlägen. Ebenso bleiben die Spannungen zwischen Pakistan und den Nachbarländern Indien und
Afghanistan ein latentes Risiko. Wie schnell der schwelende Kaschmir Konflikt zwischen Pakistan und Indien sich aufheizen kann,
offenbarten die neue Gefechte Ende Februar 2019. Der Luftraum über Pakistan wurde auf Grund dessen vorübergehend gesperrt. Es
ist daher unbedingt auf die aktuellen Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amt zu achten.
GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen         13

3 Textilindustrie in Pakistan
Während im Jahr 1947, der Gründungszeit für die pakistanische Textilindustrie, nur sechs Spinnereien vorhanden waren, ist ihre Zahl
heute auf über 500 gewachsen. Der hauptsächliche Bewegungsgrund für die Entwicklung dieser Industrie lag damals in der Senkung
der Zölle. Die Importtarife für Baumwollmanufakturen wurden im Jahr 1985 von 85 Prozent auf 50 Prozent reduziert und drei Jahre
später gar auf 20 Prozent. Gleichzeitig wurden die Einschränkungen für die Erneuerung und Expansion von Spinnerei- sowie
Webmaschinen zurückgenommen.22

Anfang 2014 hat Pakistan von der EU den GSP (Generalised System of Preferences) Plus Status erhalten, der dem Land erlaubt, Waren
zu einem niedrigeren Zollsatz oder sogar gänzlich zollbefreit in die EU zu liefern. Die Textil- und Bekleidungsindustrie profitiert
besonders von dem Abkommen, da der Sektor fast 80 Prozent der pakistanischen Exporte in die EU liefert. Die Regierung erhoffte sich
dadurch zusätzliche Exporte für den Sektor im Wert von 1 Mrd. USD pro Jahr.23

Bezogen auf das Fiskaljahr 2017/2018 ist die Textilindustrie in Pakistan mit einem Anteil von 8,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt
tatsächlich der wichtigste Industriesektor des Landes. Die Branche machte zu diesem Zeitraum etwa ein Viertel der gesamten
industriellen Wertschöpfung aus und ist mit Abstand der wichtigste Exportzweig des Landes. 2017/18 lag der Anteil der Textilexporte
an den Gesamtausfuhren bei 58 Prozent.24 Der Industriezweig beschäftigt 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung des Landes.25

Allerdings hat sich der internationale Wettbewerb in den letzten Jahren verschärft. Die Unternehmen müssen ihre Technik
modernisieren und ihre Verarbeitungstiefe erhöhen. Pakistan will weg von der Produktion einfacher Stoffe und Garne. Das GSP
(Generalised System of Preferences) Plus Abkommen mit der EU und eine Verbesserung der Sicherheitslage haben das
Investitionsklima aufgehellt. Bei High-End Maschinen ist Pakistan auf Importe angewiesen. Der Textil- und Bekleidungssektor mit
seinen großen Clustern in der Provinz Punjab ist mit etwa 15 Millionen Beschäftigten (ca. 25 Prozent der arbeitenden Bevölkerung der
Provinz) auch der größte Industriezweig des Landes Pakistan insgesamt.26

        Stand und Entwicklung der Textilindustrie in Pakistan

Die Wertschöpfungskette der Textilbranche in Pakistan beginnt bei etwa 1.300 Betrieben, die Rohbaumwolle entkörnen, aufbereiten
und zu Ballen pressen. Neben der Nachfrage nach Baumwolle steigt auch der Bedarf an Kunstfasern, allerdings existieren bislang in
Pakistan nur drei Hersteller von Polyesterfasern. Die Zahl der Spinnereien wurde 2017 mit 517 angegeben und die Zahl der Webereien
mit 124 großen sowie 425 mittleren und kleinen Betrieben. Zehn große sowie 625 mittlere und kleine Betriebe veredeln Stoffe.
Handtücher stellten etwa 400 Betriebe her, Wirkwaren 2.500 Betriebe. Bekleidung aus gewebten Stoffen lieferten 50 große sowie 2.500
mittlere und kleine Fabriken. Der pakistanische Textilexport wuchs 2017/18 um 8,7 Prozent auf 13,5 Milliarden USD. Dieses Niveau
wurde schon 2013/14 und 2014/15 erreicht. Die Textilexporte legten in den ersten sieben Monaten des Fiskaljahres 2018/19 (Juli 18
bis Januar 19) gegenüber der Vorjahresperiode leicht um 1,2 Prozent auf 7,8 Milliarden USD zu. Die Ausfuhren nach Deutschland sind
der Außenhandelsstatistik zufolge gestiegen und zwar bei Bekleidung um 13 Prozent auf knapp 500 Mio. USD, bei Textilien um 18
Prozent auf 434 Mio. USD und bei Schuhen um 27 Prozent auf 34 Mio. USD.27

22
   Ravi Magazine, Textile Industry of Pakistan, April 2015, https://www.ravimagazine.com/textile-industry-of-pakistan-an-analysis/, abgerufen am
30.04.2019
23
   GTAI Pakistans Bekleidungs- und Textilindustrie muss investieren, Mai 2016,
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=pakistans-bekleidungs-und-textilindustrie-muss-investieren,did=1464836.html ,
abgerufen am 10.04.19
24
   GTAI Textilindustrie in Pakistan muss sich modernisieren, 19.03.2019,
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=textilindustrie-in-pakistan-muss-sich-modernisieren,did=2240298.html,
abgerufen am 14.10.19
25
   Pakistan Business Council (PBC), Pakistan’s Readymade Garments Sector: Challenges and Opportunities, 2018
26
   GIZ Verbesserung der Sozialstandards in der pakistanischen Textilindustrie, 2019, https://www.giz.de/de/weltweit/72001.html, abgerufen am
25.04.2019
27
   GTAI Textilindustrie in Pakistan muss sich modernisieren, 19.03.2019,
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=textilindustrie-in-pakistan-muss-sich-modernisieren,did=2240298.html,
abgerufen am 22.10.19

                                                                                                                                             13
14   GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen

Marktbeobachter erwarten steigende Investitionen in Maschinen. Besonders dynamisch soll sich voraussichtlich die Nachfrage nach
Textil-Druckmaschinen, Färbereimaschinen, Spannrahmen und anderer Veredelungstechnik entwickeln. Positiv auf das
Investitionsklima wirken sich der erwartete Anstieg der Textilexporte in die EU und eine Verbesserung der Sicherheitslage aus. In den
letzten Jahren haben Stromengpässe und eine prekäre Sicherheitslage die Produktion und die Investitionstätigkeit gehemmt.

Um seine Chance nutzen zu können, muss Pakistan jedoch hinsichtlich der Produktionskosten wettbewerbsfähig bleiben und
Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Energie bereitstellen. Der Import von Chemiefasern sowie der Export von Kleidungsstücken
muss noch verbessert werden. Diese verbesserte Effizienz entlang der Wertschöpfungskette, z. B. Integration zwischen Textilien und
Bekleidung sowie Verbesserung der Einhaltung sozialer und ökologischer Standards durch bessere Einführung von Praktiken der
Humanressourcen werden auch dazu beitragen, Hersteller anzuziehen.28

Der Markt für Textilmaschinen (SITC 724) zog bereits 2014 deutlich an und hat sich bis ins Jahr 2018 bei leichteren Schwankungen
grundsätzlich konsolidiert. Die Einfuhr von Textilmaschinen stieg 2014 auf 585 Mio. USD, ein Plus von 17 Prozent gegenüber 2013.
2017 hatte das Importvolumen von Textilmaschinen bei 645 Mio. USD einen Höhepunkt, 2018 lag es bei 574 Mio. USD. 29 Im Land
selber werden nur relativ einfache Maschinen hergestellt. High-End-Technik wird meist importiert. Der Wettbewerb mit der
Konkurrenz aus der VR China, Bangladesch, Indien und Sri Lanka hat sich verschärft bzw. ist nach wie vor hoch. Pakistans
Textilbranche muss ihre Maschinenparks modernisieren und upgraden, um ihre Produktivität und Wertschöpfung zu erhöhen. Pakistan
deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Faseraufbereitung bis zum Endprodukt ab. Trotz dieser guten Ausgangslage werden
vorwiegend einfache Produkte produziert. Nur schätzungsweise 40 Unternehmen sind vertikal integriert und decken die gesamte
Textilverarbeitung ab. Pakistan ist mit einer jährlichen Ernte von rund 13 Mio. Ballen weltweit der viertgrößte Baumwollproduzent.
Außerdem werden etwa 600.000 t Kunstfaser im Land hergestellt. Berichten zufolge gibt es 21 Fabrikationen von Filamentgarn mit
einer Kapazität von 100.000 t; die Produktion wird durch eine PTA-Anlage mit einer Kapazität von 500.000 t unterstützt.30

Abb. 5 Hauptkategorien pakistanischer Textilexporte 31

28
   Fibre2fashion, Pakistan Textile Industry overview, abgerufen am 11.04.19, https://www.fibre2fashion.com/market-
intelligence/countryprofile/pakistan-textile-industry-overview/trade-partner.asp
29
   Comtrade, Weltimport Textilmaschinen 2019.
30
   Fibre2fashion, Pakistan Textile Industry overview, abgerufen am 11.04.19, https://www.fibre2fashion.com/market-
intelligence/countryprofile/pakistan-textile-industry-overview/trade-partner.asp
31
   Fibre2fashion, Pakistan Textile Industry overview, abgerufen am 11.04.19, https://www.fibre2fashion.com/market-
intelligence/countryprofile/pakistan-textile-industry-overview/trade-partner.asp
GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen          15

Der Branchenverband All Pakistan Textile Mills Association (APTMA) strebt bis 2023/24 einen Anstieg der Ausfuhren auf 28
Milliarden USD an. Dies setze eine konsequente staatliche Unterstützung und langfristige Exportförderung voraus, so der Verband.
Die folgende Abbildung zeigt zudem anteilig die wichtigsten internationalen Abnehmer der Textilien aus Pakistan.
                                                                              32
Abb. 6 Pakistans Textilexporte zu den Haupthandelspartnern

Die folgende Abbildung unterstreicht noch einmal die Bedeutung der Textilexporte von Pakistan im Vergleich zu den sonstigen
Exporten.

Abb. 7 Pakistans Weltexporte im Jahr 201733

32
   Fibre2fashion, Pakistan Textile Industry overview, abgerufen am 11.04.19, https://www.fibre2fashion.com/market-
intelligence/countryprofile/pakistan-textile-industry-overview/trade-partner.asp
33
   The Pakistan Business Council, RME sector: Challenges and Opportunities, 2017, https://www.pbc.org.pk/research/pakistans-readymade-
garments-sector-challenges-and-opportunities/, abgerufen am 25.04.2019

                                                                                                                                         15
16    GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen

Bei den Importzahlen Pakistans zeigt sich allerdings, dass der Import von Textilmaschinen nach Pakistan nach wie vor eher rückläufig
bis stagnierend ist. Die Textilmaschinenimporte lagen 2013/14 noch bei einem Wert von 599 Millionen USD. In den drei folgenden
Jahren waren es Maschinen für 449 Millionen USD (2014/15), 462 Millionen USD (2015/16) und 557 Millionen USD (2016/17). Die
Einfuhren zeigen trotz des Modernisierungsbedarfs derzeit keinen Aufwärtstrend. Sie sanken nach Angaben der Statistikbehörde
2017/18 um 42 Prozent auf 325 Millionen USD. Auch für 2018/19 zeichnet sich noch keine Belebung ab.34

Abb. 8: Einfuhren von ausgewählten Textilmaschinen (in Million USD)35

      HS-Positionen                                                                     2014      2015      2016      2017

      84.45 Maschinen zum Spinnen etc.                                                   230        162       162      246

      84.46 Webmaschinen                                                                  84         73       107       90

      84.47 Wirk-, Strickmaschinen etc.                                                   70        84        65        75

      84.48 Hilfsmaschinen und -apparate für HS-Positionen 84.44 bis 84.47                85        70         77       82

          Wichtige Produkte pakistanischer Textil- und Bekleidungsunternehmen
Der Textilsektor in Pakistan ist geprägt durch zahlreiche große Textilunternehmen, denen eine Vielzahl kleiner Unternehmen
gegenübersteht, von denen die meisten zum sogenannten informellen Sektor zählen. Zum informellen Sektor zählen beispielsweise
kleine Familienbetriebe oder kleine Fertigungen, die nicht steuerpflichtig sind. Der informelle Sektor fertigt vor allem einfache
Produkte für den Inlandsmarkt. Er arbeitet mit ausrangierten Maschinen der größeren Firmen, importierten Gebrauchtmaschinen oder
Billigtechnik aus China. Die offiziellen Statistiken berücksichtigen den informellen Sektor nicht.

Die Wertschöpfungskette für Textilien umfasst folgende Segmente: Fertiggewebe, Bekleidung (gewebt und Wolle), Heimtextilien
(insbesondere Bettwäsche und Handtücher). Kleidungsstücke in der Wertschöpfungskette für Textilien tragen zur Steigerung des
wirtschaftlichen Wertes bei, wenn wir uns entlang der EU bewegen. Bei der Wertschöpfungskette von Baumwolle ist es offensichtlich,
dass die Bekleidungsherstellung ebenfalls die höchste Wertschöpfung aufweist, Kleidungsstücke sind auch der wichtigste
Umsatzbringer unter den Textilwaren, da sich ihr Preis auf dem internationalen Markt in den letzten 16 Jahren fast verdreifacht hat.

Abb. 9 Pakistans Top 10 Exportprodukte im Jahr 2017 36

34
   GTAI Textilindustrie in Pakistan muss sich modernisieren, 19.03.2019,
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=textilindustrie-in-pakistan-muss-sich-modernisieren,did=2240298.html,
abgerufen am 22.10.19
35
   Pakistan Bureau of Statistics, UN Comtrade
36
   Ebd.
GAB Pakistan 2019 Textilmaschinen          17

Das Exportsegment Bekleidung ist der wichtigste Beitrag an der nationalen Wirtschaftsleistung. Im Ganzen schafft der Sektor höher
qualifizierte Arbeitsplätze, Nachfrage und Investitionen sowie nachhaltige Produktionstechnologien. Der Sektor ist der Hauptantrieb
für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Zusammengenommen machten die zehn in Abbildung 9 genannten Top
10 Export-Produkte 14,2 Prozent des gesamten Exportvolumens Pakistans für das Jahr 2017 aus.37

       Modernisierung und Innovationen in Textil- und Bekleidungsunternehmen

Der Textil- und Bekleidungssektor mit seinen großen Clustern in der Provinz Punjab ist mit etwa 15 Millionen Beschäftigten (ca. 25
Prozent der arbeitenden Bevölkerung) der größte Industriezweig Pakistans. Die Arbeitsbedingungen sind durch eine geringe
Arbeitssicherheit, niedrige Löhne, fehlende Mitbestimmungsrechte in den Unternehmen sowie einen unzureichenden Dialog zwischen
Unternehmensführung, Arbeitnehmern und staatlichen Institutionen gekennzeichnet. Die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von
Sozialstandards in der Provinz Punjab sind verbessert. Es wurden Maßnahmen zur Kapazitätsentwicklung staatlicher Institutionen mit
Bezug zur Aufsicht entwickelt. Der Dialog zwischen staatlichen und privaten Institutionen sowie der Zivilgesellschaft ist verbessert. 38

Bereits 2013 stellte das europäische Parlament eine Resolution vor, mithilfe derer in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in
Pakistan und anderen südasiatischen Ländern die Korruption in den Lieferketten zu bekämpfen und mehr Transparenz zwischen den
Sicherheitsinspektoren sowie Fabrikbesitzern zu schaffe. 39 Durch den Einsatz von modernen Maschinen und besserer
Allgemeinausstattung sollen sowohl die Produktionsbedingungen für Mitarbeiter als auch die Qualität von hergestellter Ware für den
Export verbessert werden. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) will zusammen mit der All Pakistan Textile Mills
Association (APTMA) ein umweltfreundliches Produktionszentrum aufbauen, das unter den teilnehmenden Fabriken Energieeffizienz
und sauberere Produktionstechnologien fördern will. Das Produktionszentrum in Lahore will die Fabriken über verschiedene wichtige
Bereiche beraten, darunter bessere Produktionssysteme, die Wiederverwertung industrieller Abwässer, erneuerbare Energiequellen und
einen generellen Leistungsausbau.40

Für die kommenden Jahre unterstützt die Regierung außerdem gezielt den Ausbau von Gas- sowie Stromleitungen, um vermehrte
Ausfälle und damit auch einen Rückgang in der Produktion zu vermeiden. In den letzten Jahren war der Bekleidungssektor nicht in der
Lage, Produkte zu exportieren, die eine wachsende Nachfrage haben und sich an die Veränderungen an die globalen Trends anzupassen.
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und die Fokussierung auf die dynamischsten Importeure waren die Hauptantreiber des
Wachstums in den relativen Weltmarktanteilen im Zeitraum von 2012 bis 2016.41

Die lokale Bauwollproduktion bildet das Fundament der Textilindustrie und soll stark erhöht werden. Nach Indien, China und den USA
ist Pakistan der viertgrößte Bauwollanbauer, gefolgt von Brasilien und Usbekistan. Ohne eine Steigerung der lokalen Erntemengen sind
dem Wachstum der Textilindustrie Grenzen gesetzt. Verstärkte Bauwollimporte würden die angeschlagene internationale
Wettbewerbsfähigkeit der Branche weiter mindern. Das Land gehört im internationalen Vergleich zu den Baumwollproduzenten mit
den niedrigsten Erträgen je Hektar. Australien, Türkei, China und Brasilien bilden mit etwa 1.600 bis 1.700 Kilogramm pro Hektar die
Spitzengruppe. Pakistan erreicht nur 600 bis 800 Kilogramm.42

Die Regierung nennt als Produktionsziel für 2019/20 rund 15 Millionen Ballen. APTMA hält bis 2023/24 eine Steigerung auf 20
Millionen Ballen für möglich. Der Verband geht dabei von etwa 2.800 Hektar an Anbauflächen und einer Erhöhung der Erträge pro
Hektar auf 1.200 Kilogramm aus. Baumwolle wird vor allem in den Provinzen Punjab und Sindh angebaut. Die Baumwollproduktion

37
   The Pakistan Business Council, RME sector: Challenges and Opportunities, 2017, https://www.pbc.org.pk/research/pakistans-readymade-
garments-sector-challenges-and-opportunities/, abgerufen am 14.10.2019
38
   GIZ: Verbesserung der Sozialstandards in der pakistanischen Textilindustrie, https://www.giz.de/de/weltweit/72001.html, abgerufen am
10.04.2019
39
   Fashionunited, EU fordert Sicherheit in Textilfabriken, Januar 2013 https://fashionunited.de/v1/columns/eu-fordert-sicherheit-in-
textilfabriken/2013012112395?_ga=2.223704093.769957486.1554278742-564987483.1554278742, abgerufen am 10.04.2019
40
   Fashionunited, GIZ und APTMA für die Umwelt, Juli 2012 https://fashionunited.de/v1/leads/pakistan-giz-und-aptma-fuer-die-
umwelt/201207242628?_ga=2.22763197.769957486.1554278742-564987483.1554278742, abgerufen am 10.04.2019
41
   The Pakistan Business Council, RME sector: Challenges and Opportunities, 2017, https://www.pbc.org.pk/research/pakistans-readymade-
garments-sector-challenges-and-opportunities/, abgerufen am 25.04.2019
42
   GTAI Textilindustrie in Pakistan muss sich modernisieren, 19.03.2019,
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=textilindustrie-in-pakistan-muss-sich-modernisieren,did=2240298.html,
abgerufen am 22.10.19

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