Themen: PerthesPost Berichte Informationen Kommentare - Evangelische Perthes-Stiftung eV

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Themen: PerthesPost Berichte Informationen Kommentare - Evangelische Perthes-Stiftung eV
PerthesPost                                         Berichte    Informationen
                                                                                             1/2016
                                                                                     Kommentare

                                 Neujahrsempfang des Evangelischen Perthes-Werkes

Themen:

Blickpunkt: Die Börde-    Burgsteinfurt: Bundes-    Soest:                      Kamen: Festliche
und Hellweg-Werkstätten   politiker Jens Spahn      Großes Patenmahl in         Jubilarfeier für lang-
stellen sich vor          zu Besuch                 der Stadthalle              jährige Mitarbeitende

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Geistliches Wort

                       Es ist Zeit, etwas Neues zu
                       beginnen und dem Zauber
                       des Anfangs zu vertrauen.
                                          Meister Eckhart

PerthesPost   1/2016                                                       1
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Inhalt

Aus dem Inhalt

„So bunt wie das Leben“:                                                                            „Esskultur statt Massenabfertigung“:
So präsentierte sich auch in diesem Jahr der Kar-                                                   Präses Annette Kurschus packte tatkräftig mit an
nevalsumzug in Gronau. Mit von der Partie war                                                       und servierte den Gästen bei ihrem Besuch der
erneut das Bethesda-Seniorenzentrum – natürlich                                                     Tafel in Soest gemeinsam mit den ehrenamtlich
mit vielen Kamellen im Gepäck.                                                                      Mitarbeitenden das leckere Essen.
�������������������������������������������������������������������������������� 20                ��������������������������������������������������������������������������������� 36

Vorwort des Vorstandes ......................................... 3                       Perthes-Arbeit
                                                                                         Unna: Weihnachtstüten-Spende ..................................... 29
Neujahrsempfang des Evangelischen Perthes-Werkes......... 5                              Unna: Großzügige Spende ............................................... 30
                                                                                         Unna: Mehr Toleranz im Bus ........................................... 31
Blickpunkt
Die Börde- und Hellweg-Werkstätten stellen sich vor ......... 7                          Perthes-Wohnen und Beraten
                                                                                         Nordwalde: Wadde, wadde ............................................... 32
Perthes-Altenhilfe Nord                                                                  Soest: Patenmahl ............................................................... 34
Münster: 30 Jahre Meckmannshof ..................................... 19
                                                                                         Soest: Esskultur ................................................................. 36
Gronau: So bunt wie das Leben ....................................... 21
                                                                                         Nordwalde: Tschüss, Rita ................................................. 37
Burgsteinfurt: Bundespolitiker zu Besuch ...................... 22
Burgsteinfurt: Helau ......................................................... 23        geerdet .............................................................. 38
Münster: Mutterhausmahl ............................................... 23
                                                                                         Personalinformationen
Perthes-Altenhilfe Mitte                                                                 Münster: Verabschiedung und Einführung .................... 39
Paderborn: Langjährige ehrenamtliche Mitarbeit ................ 24                       Neuer Superintendent zu Besuch .................................... 39
Ahlen: Winterkaffee ............................................................... 25   Die zentrale Jubilarfeier .................................................. 40
                                                                                         Ruheständlertreff ............................................................. 46
Perthes-Altenhilfe Süd
Iserlohn: Verabschiedung aus dem Besuchsdienst ....... 26                                Für unsere Freunde und Förderer .................... 43
Meinerzhagen: „Es war gut, dass ich hierher
gekommen bin“ ................................................................. 27       Das Letzte ...................................................................... 44

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                                                                                                                                                        PerthesPost          1/2016
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Vorwort des Vorstandes

Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Mitarbeitende des Perthes-Werkes,
liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie das „Werkstattlied“? Der Chor der          Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Bran-
Börde-Werkstätten hat es gedichtet und führt es zu    denburg-schlesische Oberlausitz Pfarrerin Barbara
besonderen Gelegenheiten auf. Der Liedtext erzählt    Eschen im Rahmen einer Rede im Juli 2014 Bezug1.
in einfachen, klaren Worten vom Selbstverständnis     Sie berichtete, dass der Autor Saal herausstellte,
unserer Werkstattbeschäftigten. In einer Strophe      dass – mit Blick auf Menschen mit Behinderungen           Rüdiger Schuch,
heißt es:                                             – dieses Bibelwort „Sprengstoff“ enthielte.               Pfarrer
                                                                                                                Vorstands-
„Viele glauben, wir sind anders hier,                 Zu jener Zeit und in Teilen auch noch heute sei die       vorsitzender
was für ein enger Blick.                              Ansicht verbreitet, ein Mensch mit einer Behin-
Schaut doch mal genauer hin,                          derung verdiene eben wegen „dieses grausamen
wir ha’m hier unser Glück ...“                        Schicksals“ besonders viel Mitgefühl. Ohne Blick
                                                      auf die Rahmenbedingungen gelte der behinder-
Der Refrain bringt das positive Grundbild der Be-     te Mensch von vornherein als mitleidens- und
schäftigten treffend auf den Punkt:                   bedauernswert. Lasse man die Losung aus jenem
                                                      Jahr einmal durch diesen Filter wirken, so grenze
„So sind wir all’ hierhin gekommen,                   diese Sichtweise schlicht an Gotteslästerung, denn
wir sprechen heut’ all dieselbe Sprach’.              die Schöpfung war gut, so wie sie war. Er – Saal –
Wir ha’m dadurch soviel gewonnen,                     habe nach eigenen Worten bislang keinesfalls mehr
wir sind, wie wir sind,                               gelitten als andere Menschen. Und schon gar nicht
sind hier mittendrin,                                 wolle er mit irgendjemandem tauschen. Leid werde
das ist was, wo wir stolz drauf sind!“                nicht durch die Behinderung ausgelöst, sondern al-        Wilfried Koopmann,
                                                      lenfalls durch Jene, die ihn wegen seines Handicaps       Stellvertretender
Der Text spricht für sich. Ein Miteinander auf        in eine „Leidensecke“ stellten.                           Vorstands-
Augenhöhe, das von Respekt, Unterstützung und                                                                   vorsitzender
Vielfalt gekennzeichnet ist, charakterisiert den      So las Saal die damalige Jahreslosung ganz anders:
Alltag in unseren Einrichtungen für Menschen mit      als Ermutigung für Menschen mit Behinderung,
Behinderungen.                                        sich weder als leidgeprüft noch als „Schöpfungs-
                                                      panne“ zu verstehen. „Ich als Spastiker fühle mich
Doch das war nicht immer und überall so. „Gott
schuf den Menschen zu seinem Bilde. Und Gott sah,
dass es gut war“, lautete 1979 die Jahreslosung aus   I. Vgl. www.paritaet-berlin.de: „Keiner gehört in eine
dem 1. Buch Mose. Der Schriftsteller Fredi Saal          besondere Ecke“. Schirmherrin Pfarrerin Barbara
– mit einem gehemmten Sprachvermögen und                 Eschen zur Eröffnung der Ausstellung „Töten aus
Bewegungseinschränkungen lebend – äußerte                Überzeugung“ im Rogate-Kloster St. Michael zu
sich damals zu diesen Worten. Hierauf nahm die           Berlin. Dokumentation der Rede der Direktorin des
                                                         Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische
                                                         Oberlausitz vom 20. Juli 2014.

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Vorwort des Vorstandes

            als Schöpfung Gottes, und das ist gut!“ Ein klares,     und schafft die Voraussetzung für Entwicklung.
            eindrückliches Bekenntnis, das seit damals nichts       So wundert es wenig, wenn Mitarbeitende aus den
            von seiner Strahlkraft verloren hat.                    Werkstätten sich sehr wohlfühlen im Takt der Ar-
                                                                    beit. Sie stellen sich immer wieder neuen Aufgaben,
            Menschen, die mit Behinderten arbeiten, kennen          lernen dazu und liefern hervorragende Ergebnisse.
            ganz sicher die Aussage: “Was Ihr da macht, ist
            großartig. Aber ich könnte das nicht. Das ganze         Deshalb möchten wir nicht über sie schreiben. Wir
            Leid, das Ihr tagtäglich seht, das könnte ich nicht     möchten sie selbst zu Wort kommen lassen. Unser
            aushalten.“ Genau in diese „Leidensecke“ gehören        Blickpunkt besteht daher vor allem aus Interviews
            Menschen mit Behinderung auf keinen Fall, sagt          mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Werkstattbe-
            Fredi Saal.                                             reichen. Zum Beispiel mit Patricia Glanemann. Sie
                                                                    erzählt von ihrer Arbeit im Berufsbildungsbereich
            Keine Frage: Seit Ende der Siebziger hat sich           „Verpackung und Konfektionierung“ der Hellweg-
            einiges verändert und vieles zum Guten gewen-           Werkstätten. Als Wunsch hat sie formuliert: „Die
            det. Heute sind Inklusion und Integration in allen      anderen Leute sollen mal hier hinkommen und sich
            Lebensbereichen fest verankert und werden immer         die Werkstatt angucken. (...) Weil ganz viele gegen
            selbstverständlicher gelebt. Auch, wenn hier noch       uns sind, wegen unserer Behinderung und die
            viel zu tun ist, insbesondere auf dem ersten Arbeits-   sollen sich ein eigenes Bild machen von uns. Dann
            markt.                                                  sehen sie selber, wie Leute mit Schwächen oder im
                                                                    Rollstuhl auch selbständig arbeiten können!“ Recht
            Diese Ausgabe der PerthesPost legt den Blickpunkt       hat sie.
            auf „Arbeit in unseren Werkstätten“. Wir möchten
            Ihnen den Alltag der Menschen näher bringen, die        In diesem Sinne: Wir wünschen eine interessante
            in den Börde- und Hellwegwerkstätten arbeiten und       Lektüre! Außerdem wünschen wir Ihnen und Ihren
            dabei Wichtiges erfahren: Tagesstruktur, die eigene     Familien gesegnete Ostertage.
            Wirksamkeit und Gemeinschaft.
                                                                    Mit freundlichen Grüßen
            Herbert von Karajan hat einmal gesagt: “Der
            Rhythmus ist für mich der Grund aller Dinge. Mit        Rüdiger Schuch, Pfarrer   Wilfried Koopmann
            dem Rhythmus beginnt das Leben, mit dem Herz-           Vorstandsvorsitzender     Stellvertretender
            schlag.“ Nicht nur musikalisch gelesen, steckt in                                 Vorstandsvorsitzender
            diesem Satz die Erkenntnis: Routine gibt Sicherheit

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                                                                                                   PerthesPost   1/2016
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Neujahrsempfang

Neujahrsempfang des Evangelischen Perthes-Werks e.V.:

Für eine gemeinsame Pflegeausbildung
Epiphanias-Konferenz 2016 in Kamen mit 380 Teilnehmenden +++ Festpredigt von Präses Annette Kurschus +++
Referat von Staatssekretär Karl-Josef Laumann

Das Evangelische Perthes-Werk e.V. begrüßte 380 Gäste zu                 Die Fremdheit dürfe jedoch nicht
seinem traditionellen Neujahrsempfang. Aus ganz Westfalen                darüber hinwegtäuschen, dass es
                                                                         eine grundsätzliche Gleichheit
waren die Teilnehmenden nach Kamen gekommen, um den                      aller Menschen als geliebte, ein-
Blick auf das beginnende Jahr zu richten, darunter zahlreiche            malige Geschöpfe Gottes gebe.
Vertreter aus Politik, Kirche und Diakonie.
                                                                         Diese Haltung finde ihren Aus-
Der Tag begann in der Paulus-       lieben wie Dich selbst“) schilder-   druck auch im Auftrag und in der
kirche mit einem Festgottes-        te sie bildhaft und eindrücklich     Arbeit des Perthes-Werks.
dienst, der von Pfarrer Rüdiger     persönliche Beobachtungen von        Die musikalische Gestaltung
Schuch eröffnet und liturgisch      Ausgrenzungserfahrungen. „Man        lag in den Händen der Evange-
geleitet wurde. Die Präses der      muss nicht aus Syrien kommen         lischen Jugendkirche Hamm
Evangelischen Landeskirche von      oder Aishe heißen, um sich in        unter der Leitung von Ulrike
Westfalen Annette Kurschus hielt    diesem Land fremd zu fühlen.         Egermann und dem Bläseren-
eine einfühlsame Festpredigt. In-   Es reicht schon, wenn Deine          semble unter der Leitung von
haltlich orientiert an Markus 12,   Eltern arbeitslos sind oder wenn     Landesposaunenwart Daniel
31 („Du sollst Deinen Nächsten      Du keinen Schulabschluss hast.“      Salinga.

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Neujahrsempfang

                      Beim anschließenden Empfang           Mitarbeitern, den ehrenamtlichen   eine Generalistik in der Kranken-
                      in der Kamener Stadthalle erläu-      Mitarbeitenden, den Kuratori-      und Altenpflegeausbildung. Au-
                      terte der Vorstandsvorsitzende        umsmitgliedern und den Mitglie-    ßerdem sei die Anerkennung von
                      des Evangelischen Perthes-Werks       dern des Verwaltungsrates.         Pflegeberufen ein überfälliger
                      e. V. Pfarrer Rüdiger Schuch die                                         Schritt: „Pflege muss auf Au-
 »Unsere quar-
                      gegenwärtigen Herausforde-            Moderiert von dem stellvertre-     genhöhe gebracht werden mit an-
 tiersbezogene        rungen des westfalenweit tätigen,     tenden Vorstandsvorsitzenden       deren Berufen!“ Darüber hinaus
Arbeit findet stets   diakonischen Unternehmens.            Wilfried Koopmann hielt Staats-    müssten Pflegeausbildungen in
im Spanungsfeld       „Unsere quartiersbezogene Ar-         sekretär Karl-Josef Laumann den    allen Bundesländern kostenlos
von Fachlichkeit,
Wirtschaftlichkeit    beit findet stets im Spanungsfeld     Fachvortrag des Tages. Eloquent    angeboten werden. Laumann
und Christlichkeit    von Fachlichkeit, Wirtschaftlich-     und anschaulich äußerte er sich    nahm pointiert Stellung: Er
      statt.«         keit und Christlichkeit statt. Den    als Bundesbeauftragter für die     votierte für die Einrichtung von
                      Auftrag unserer Kunden quali-         Belange der Patientinnen und       „Pflegekammern“ und für den
                      fiziert zu erfüllen ist unser Ziel.   Patienten zum Thema „Heraus-       Ausbau der Tagespflege, um die
                      Den Alltag der uns anvertrauten       forderungen in der Pflegeversi-    häusliche Pflege nachhaltiger zu
                      Menschen und deren Angehöri-          cherung und Kommunalpolitik        unterstützen. Zudem forderte
                      gen zu erleichtern, Lebensqualität    in einer älter werdenden Ge-       er die Träger auf, sich mit dem
                      zu erhalten und zu steigern,          sellschaft“. Das entscheidende     neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff
                      fachliche Hilfe anzubieten, ein       Kriterium zur Lösung der           auseinanderzusetzen, der ab
                      Höchstmaß an Selbständigkeit          Herausforderungen sah er nicht     2017 in Kraft tritt. Es folgte ein
                      und selbstbestimmtes Handeln          in der Finanzierung sondern in     lebendiger Austausch mit Fragen
                      zu ermöglichen: Das ist unser         der Fachkräftefindung. Mit zahl-   aus dem Publikum.
                      Anspruch an uns selbst.“ Er           reichen Praxisbeispielen unter-
                      dankte den Mitarbeiterinnen und       mauerte er seine Argumente für     Musikalisch begleitet wurde die
                                                                                               Veranstaltung von der Jugend-
                                                                                               Big-Band „High Vol(u)me“ und
                                                                                               ihrer Sängerin Lucia Sikora aus
                                                                                               Kierspe. Angeregte Gespräche
                                                                                               und kulinarische Köstlichkeiten
                                                                                               rundeten den gelungenen Tag ab.

                                                                                                                   Helga Gerhard
                                                                                                                  Tanja Schreiber

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                                                                                                            PerthesPost   1/2016
Themen: PerthesPost Berichte Informationen Kommentare - Evangelische Perthes-Stiftung eV
Blickpunkt    J   Die Werkstätten

Geschäftsbereich Arbeit: Die Werkstätten

  Mit dem Blickpunktthema Werkstatt geben wir Ihnen einen    rend ihrer Zeit bei uns. Wir haben dabei versucht, Beschäf-
  umfassenden Einblick in die heutige Arbeit der Börde-      tigte aus ganz verschiedenen Bereichen zu Wort kommen
  Werkstätten und der Hellweg-Werkstätten. Dies wollen       zu lassen. Einige der Beschäftigten haben Sie vielleicht
  wir jedoch auf eine besondere Weise tun. Wir lassen fast   schon kennen gelernt. Andere arbeiten erst seit kurzer Zeit
  ausschließlich unsere Beschäftigten zu Wort kommen. Sie    bei uns und absolvieren den Berufsbildungsbereich.
  erhalten damit einige Original-Töne aus der Arbeit und
  dem Leben der beiden Werkstätten.                          Wir wünschen Ihnen daher viel Freude bei den
                                                             O-Tönen aus den Börde- und Hellweg-Werkstätten.
  Die Beschäftigten berichten von ihren ganz persönlichen
  Sichtweisen, von ihren Wünschen und Erfahrungen wäh-

PerthesPost   1/2016                                                                                                       7
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Blickpunkt    J   Die Werkstätten

Der Arbeitsbereich „Metallbearbeitung“ in den
Börde-Werkstätten
Unser Dienstleistungsangebot in unterschiedlichsten Be-        terialen durch verschiedene Bearbeitungsverfahren, wie
reichen (unter anderemVerpackung, Konfektionierung,            Bohren, Gewinde schneiden, Stanzen und Fräsen an einem
Holzbearbeitung, Garten- und Landschaftspflege) sowohl         computergesteuerten CNC-Fräszentrum, zu hochpräzisen
für interne Kunden (Menschen mit Behinderung) als auch         Bauteilen werden, die im Anlagen- beziehungsweise Fahr-
für externe Kunden (Auftrags- und Firmenkunden) lässt sich     zeugbau Verwendung finden.
exemplarisch am Bereich Metallbearbeitung darstellen.
                                                               Die Arbeitsangebote und -plätze werden den individuellen
Die Betreuung der dortigen Menschen mit Behinderung und        Neigungen und Kompetenzen der dort Beschäftigten ange-
der Arbeitsprozesse werden durch ein multiprofessionelles      passt. Kontinuität und Vielseitigkeit in der Arbeit bietet allen
Mitarbeiterteam und ein Qualitätsmanagement gewährlei-         eine Stabilisierung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit.
stet.
                                                               Zwei Beschäftigte in dieser Gruppe lassen uns an den
Zum einen fertigen bzw. montieren wir Baugruppen und           Arbeitsvorgängen und ihren Gedanken dazu teilhaben. Die
zum anderen beschäftigen wir uns mit der Bearbeitung von       Interviews führte Dagmar Uka (Leitung Sozialdienst). Sie
Aluminiumprofilen. Die Metall/ Aluminiumbearbeitung ist        beschäftigen sich mit der Arbeit, deren Qualität und der per-
im Gegensatz zur Montage eine Fertigung, bei der Rohma-        sönlichen Beziehung zur Arbeit in der Werkstatt.

                                                        Mit Joachim Pressgut (oben) und Steven
                                                        Tingay lassen uns zwei Beschäftigte aus
                                                        dem Arbeitsbereich „Metallbearbei-
                                                        tung“ an den Arbeitsvorgängen und
                                                        ihren Gesdanken teilhaben.

                                                      Wie sieht der Tagesablauf in der Arbeitsgruppe aus?
                                                      Wir beginnen um 8.00 Uhr mit der Arbeit. Erst findet immer eine
                                                      Besprechung mit den Gruppenleitern statt. Die sagen uns dann, wel-
                                                      che Arbeit an dem Tag erledigt werden muss und teilen die Arbeit zu.
                                                      Die Gruppenleiter achten darauf, was die Mitarbeiter in der Gruppe
                                                      können. Manche Arbeiten sind sehr kompliziert und umfangreich. Da
                                                      muss man schon Geschick und Wissen haben.

                                                      Die Frühstückspause dauert von 9.30 bis 9.45 Uhr. Raucherpausen
                                                      gibt es auch, aber immer nur eine Zigarettenlänge. Bei eiligen Aufträ-
                                                      gen verschieben wir unsere Pausen so, dass die Maschinen immer be-
                                                      setzt sind. Die Mittagspause geht von 12.00 bis 12.30 Uhr. Um 16.00
                                                      Uhr gehen wir nach Hause.

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Blickpunkt     J   Die Werkstätten

Seit wann sind Sie in der Gruppe „Metallbearbeitung“?      Was bedeutet „Arbeit“ überhaupt für Sie?
Pressgut: Seit 1994. Ich habe schon im Berufsbil-          Pressgut: Arbeit haben bedeutet, nicht von Hartz IV
dungsbereich ein Praktikum dort gemacht und                leben, zu Hause oder auf der Straße zu hocken
wollte sofort da bleiben.                                  und eigenes Geld zu verdienen. Ich kann Verpflich-
Tingay: Seit 2009. Vorher war ich in der allgemei-         tungen nachkommen und ein normales Leben füh-
nen Montage.                                               ren. Wenn ich mal Rentner bin, werde ich immer
                                                           noch etwas arbeiten. Außerdem bekomme ich hier
Mit welchen Arbeitsabläufen erledigen Sie Ihre Aufträge?   nach 20 Jahren die EU-Rente. Ich mache Urlaub
Wir sägen, bohren, senken und fräsen mit Werk-             und komme gut gelaunt wieder zur Arbeit.
zeugen und an Maschinen.
                                                           Tingay: Das man was zu tun hat. Man hat Kollegen,
Wie wichtig ist die Sicherheit bei der Arbeit?             mit denen man sich gut versteht und man hat auch
Jeder in diesem Bereich muss Sicherheitsschuhe,            seine Ruhe. Mir macht es richtig viel Spaß, an der
Hörschutz und Schutzbrillen tragen. Wenn man               Säge zu stehen.
die braucht, auch Handschuhe. Man kann sich an
den Materialien schneiden und Splitter in die Haut         Was bedeutet „Arbeiten in einer Werkstatt für Men-
bekommen. Wir werden immer wieder geschult                 schen mit Behinderung“ für Sie?
und bei neuen Arbeiten erklärt der Gruppenleiter,          Pressgut: Ich musste mich erst daran gewöhnen.
was passieren kann, wenn man nicht ordentlich              Ich war erst im Berufsbildungszentrum. Das habe
arbeitet.                                                  ich nicht geschafft, weil ich lernbehindert bin. Am
                                                           Anfang wollte ich mit den Behinderten hier nichts zu
Das Material ist oft sehr empfindlich. Es darf auf         tun haben. Dann habe ich gelernt, dass es viele Arten
keinen Fall hinfallen. Das wird dann auch sehr teu-        von Behinderung gibt und ich ja auch eine habe.
er. Man muss immer sauber und sehr genau arbei-            Heute achte ich mit darauf, wenn schwache Leute
ten. Die Vorrichtungen müssen immer sauber sein.           Hilfe brauchen. Ich bin aufmerksam. Jetzt ist es nicht
Nicht ein Span darf zwischen dem Material und der          mehr so schlimm, weil ich mich daran gewöhnt habe.
Vorrichtung liegen, sonst stimmen die Maße nicht.
Es geht um Millimeterarbeit.                               Ich kann trotzdem Arbeiten schnell und gut
                                                           verstehen. Ich habe ein Praktikum bei A.T.U. im
Man muss Respekt vor der Maschine haben. Die               Hochregallager in Werl gemacht. Das war nicht
Einrichtung der Maschinen machen immer die Grup-           schlecht, aber ich war überfordert. Alles war zu
penleiter. Dafür braucht man die richtige Ausbildung.      groß, zu schnell und viel Kraft war erforderlich. Ich
Keiner darf am Arbeitsplatz etwas trinken oder essen.      kann auch nicht mit Geld umgehen. Da brauche ich
Da kann das Material auch verunreinigt werden.             immer Unterstützung.

Wie sieht das mit der Qualität aus?                        Die Arbeit hier gefällt mir gut, aber ich möchte gern
Bevor das Material verarbeitet wird, gibt es eine          auch mal im Austausch arbeiten, am liebsten mit
Freigabe durch die Gruppenleiter. Vorher dürfen            Holz. Herr Bennemann (Fachkraft für Übergangs-
wir das Material nicht „anfassen“. An jeder Ma-            förderung) wird mir helfen. In der Klevinghaus-
schine arbeiten immer zwei Mitarbeiter, einer              Werkstatt in Soest gibt es eine große Schreinerei.
kontrolliert die Qualität. Er misst auch, ob beim          Da kann ich vielleicht ein Praktikum machen.
Sägen die Längen stimmen, mit einer Schieblehre.
Mit Druckluft wird jedes Teil noch einmal sauber           Tingay: Ich kann hier so sein, wie ich bin, ich
gepustet. Dazu gehört auch, dass die bearbeiteten          komme zur Ruhe. Ich habe auch eine Behinderung.
Teile ordentlich in Gitterboxen gepackt und gezählt        Hier ist das egal. Es gefällt mir sehr gut und ich
werden. Die Maschinen. werden regelmäßig gewar-            komme mit den Kollegen gut aus. Ich habe immer
tet, gesäubert und gepflegt.                               was zu tun.

PerthesPost   1/2016                                                                                                          9
Blickpunkt   J   Die Werkstätten

     V. l. n. r: Julia
     Wienecke, Den-
     nis Roßmann,
     Patricia Glane-
     mann und                                                                  Was ist Ihnen hier noch wichtig?
     Marina Klinge,                                                            Für beide ist es sehr wichtig, dass sie bei Problemen
     die allesamt                                                              immer die Möglichkeit haben, mit ihrem Gruppen-
     anMaßnahmen                                                               leiter zu sprechen und Hilfe zu bekommen.
     im Berufsbil-
     dungsbereich                                                              Pressgut: Toll finde ich auch, dass wir einmal im
     der Hellweg-                                                              Jahr einen Gruppenausflug machen als Aner-
     Werkstätten                                                               kennung für unsere Arbeit. Das Ziel suchen wir
     teilnehmen.                                                               gemeinsam aus.

                  Der Berufsbildungsbereich der Hellweg-Werkstätten
                  Ende 2015 nehmen 117 Personen              Beschäftigung im Arbeitsbereich      Um dem Leser einen Eindruck
                  mit unterschiedlichen Behinde-             der Werkstätten oder auf dem all-    aus erster Hand zu vermitteln,
                  rungen an einer Maßnahme im                gemeinen Arbeitsmarkt möglich        haben wir vier Teilnehmende
                  zentralen Berufsbildungsbereich            ist. Angeleitet und unterstützt      aus unterschiedlichen Fachbe-
                  im Betriebsteil „Martin Luther             werden sie dabei von einem           reichen gebeten, uns an ihren
                  King“ teil.                                multiprofessionellen Team aus        Erfahrungen im Berufsbildungs-
                                                             Handwerkern mit sonderpäda-          bereich der Werkstatt teilhaben
                  Ziel unserer Arbeit ist es, die            gogischer Zusatzausbildung,          zu lassen.
                  Teilnehmerinnen und Teilneh-               Fachkräften für Arbeits- und Be-
                  mer in ihrer Leistungsfähigkeit            rufsförderung, Ergotherapeuten,      Die Interviews mit den Teil-
                  und im Bereich ihrer Persön-               Erziehern, Heilerziehungspfle-       nehmenden führte Sina Wessel
                  lichkeitsentwicklung so weit               gern, Heilpädagogen, Sozialpäda-     (Mitarbeiterin im Sozialdienst).
                  zu fördern, dass eine geeignete            gogen und Sozialarbeitern.

                                                                               Was hast du schulisch oder beruflich vor der Aufnahme
                                                                               gemacht?
                                                                               Also ich habe erst mal meine Schule zu Ende ge-
                                                                               macht. Ich weiß nicht wie die Schule heißt, ach ja
                                                                               Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Heil, da war
                                                                               ich nur ein Jahr drauf, also Abschlussklasse. Dann
                                                                               habe ich gar nichts gemacht, sondern gekämpft, um
                                                                               in die Werkstatt zu kommen. Also ganz viele Zettel
                                                                               ausgefüllt und dann hat das zwei Jahre gedauert,
                                                                               bis ich hier reingekommen bin.

                                                                               Seit wann arbeitest du in den Hellweg-Werkstätten und
                                                                               warum hast du diesen Fachbereich ausgewählt?
                         Patricia Glanemann ist 21 Jahre alt und               Ich glaube am 03.03. bin ich hier reingekommen …
                         nimmt an der beruflichen Bildung im                   2013, glaube ich, oder 2014? Da bin ich ja noch in
                         Fachbereich „Verpackung und Kon-                      den alten Berufsbildungsbereich reingekommen.
                         fektionierung“ teil. In ihrer Freizeit trifft         Für den Fachbereich Verpackung und Konfektio-
                         Patricia sich gerne mit Freunden, geht                nierung habe ich mich entschieden, weil das meine
                         schwimmen oder spazieren. Außer-
                         dem faulenzt sie gerne.

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                                                                                                               PerthesPost   1/2016
Blickpunkt      J   Die Werkstätten

Lieblingsbeschäftigung ist, weil     dert werden. Bei arbeitsbeglei-      Was kann noch verbessert werden?
ich da viele neue Sachen kennen      tenden Angeboten von Manuela*        In der Gruppe würde ich sagen,
lernen kann. Das Interessante ist,   zum Beispiel. Ruhiger arbeiten       dass das mehr ruhiger wird und
dass ich Arbeitsschritte lernen      muss ich noch lernen und mich        wir nicht mehr so viel reden.
kann und dass ich mich verbes-       konzentrieren.                       Ansonsten habe ich da echt keine
sern kann.                           *Manuela Laßen, Pädagogische         Idee …
                                     Fachkraft
Wie sieht denn ein Tagesablauf in                                         Verrätst du uns deinen allergrößten
eurer Gruppe aus?                    Welche Tätigkeiten machst du         Wunsch?
Um 08:00 Uhr bzw. um 07:45           besonders gerne?                     Dass ich meine Beziehung behal-
Uhr bin ich meistens hier. Dann      Diese Tackermaschine, die wir        ten kann, also dass das lange hält
warten wir bis acht Uhr ist, dann    von Detlef hatten, da bin ich auch   und dass ich selbständig werde.
bleiben wir bzw. setzen wir uns      gerne dran, wo wir die Spieße        Dass ich selbständig arbeiten
an den Gruppentisch. Dann            reintun und dann tackern. Ich        kann und von A nach B hinkom-
wird besprochen was wir heute        arbeite lieber alleine, damit ich    men kann.
machen. Arbeitsschritte und so.      meine Ruhe habe und mich
Dann arbeiten wir bis zur Pause,     besser konzentrieren kann. In        Wie sieht es in Wirklichkeit aus?
dann habe ich Pause, danach          der Gruppe bin ich immer nervös      Das ich jetzt hinarbeite, dass ich
weiterarbeiten … Arbeitsaufträge     und stehe unter Strom.               selbständig mit dem Bus fahren
oder so weitermachen.                                                     kann.
                                     Was heißt für dich Gemeinschaft
Was konntest du schon erlernen in    und wo erlebst du sie hier?          Was möchtest du abschließend noch
diesem Fachbereich?                  Dass wir als Team miteinander        erwähnen?
Also ich habe Bleche kennenge-       arbeiten. Dass wir Pausen auch       Ich fühle mich eigentlich richtig
lernt, Abzählen von Blechen mei-     so miteinander verbringen und        pudelwohl hier in der Werkstatt.
ne ich, dann Spieße abzählen,        dass wir Spaß haben. In der          Und dass die anderen Leute echt
die haben wir auch verpackt zu       Gruppe haben wir meistens            mal hier hinkommen und sich
50. Dann haben wir Schaltungen       immer Spaß und in den Pausen         die Werkstatt angucken sollen.
gemacht, da mussten wir immer        geht man auch mal seinen Weg         Weil, o.k. das ist hier anstren-
Dichtungen reinmachen. Dann          und trifft Freunde aus anderen       gend aber die anderen Prakti-
haben wir die kreativen Sachen       Gruppen. Am Freizeitnachmit-         kanten oder Schüler sollen sich
gemacht, z. B. Weihnachtsmann        tag, dass man zusammen was           das mal angucken, weil ganz
und Luigi und Mario haben wir        macht so Angebote wo man zu-         viele gegen uns sind, wegen un-
aufgezeichnet und ausgesägt,         sammen sitzt und zum Beispiel        serer Behinderung und die sollen
dann haben wir die geschliffen       Spiele spielt.                       sich ein eigenes Bild machen
und dann haben wir die an-                                                von uns. Dann sehen sie selber
gemalt. Wie man die Kartons          Was war bisher das schönste Erleb-   wie Leute mit Schwächen oder
faltet, welche Maße die haben        nis in diesem Fachbereich bzw. in    im Rollstuhl auch selbständig
habe ich gelernt, und wie wir die    der Werkstatt?                       arbeiten können!
schließen sollen bzw. umklappen      Dass ich mich verbessert habe,
sollen.                              also dass ich mich positiv verbes-   Vielen lieben Dank für deine inte-
                                     sert habe würde ich sagen. Elke      ressanten Antworten, liebe Patricia!
Was möchtest oder musst du noch      hat mir das gesagt, dass ich mich
lernen?                              positiv entwickelt habe, das war
Eigentlich nichts. Oder? Genau:      das schönste Erlebnis.
mit anderen Materialien arbeiten
und in Mathe möchte ich geför-

PerthesPost   1/2016                                                                                                       11
Blickpunkt   J   Die Werkstätten

                 Berufsbildungsbereich
                 Der Fachbereich „Schlosserei“
                                                                               Was möchtest du als nächstes lernen?
                                                                               Weiß ich nicht. Außer in der Gruppe zu bleiben.
                                                                               Ich möchte bis zur Rente an der Bohrmaschine sit-
                                                                               zen. Arbeiten mit Holz und was zu bauen mit Holz
                                                                               und das Training mit den Hubwagen.

                                                                               Welche Arbeit macht dir denn am meisten Spaß?
                                                                               An der HG6 zu sitzen. Das ist da, wo man die Ge-
                                                                               winde bohren muss und ich arbeite lieber im Team
                                                                               als alleine.

                                                                               Wo erlebst du Gemeinschaft besonders?
                                                                               In meiner Gruppe zum Beispiel. Wenn wir Aufträge
                                                                               haben. Oder mit meinem Freund in der Werkstatt,
                   Im Fachbereich „Schlosserei“ treffen wir auf                mit Julian. Oder beim Sport und beim Tischtennis.
                   Marina Klinge. Sie ist 19 Jahre alt, trifft sich in ihrer
                   Freizeit gerne mit Freundinnen, puzzelt oder be-            Gibt es ein schönstes Erlebnis hier für dich?
                   schäftigt sich am PC.                                       Dass ich hier reingekommen bin in die Werkstatt.
                                                                               Die Werkstatt ist voll wunderschön hier. Dass ich
                                                                               neue Freunde gefunden habe. Und neue Mitarbei-
                                                                               ter, die mit mir arbeiten.
                 Seit wann arbeitest du in den Hellweg-Werkstätten und
                 was hast du vorher gemacht?                                   Was können wir noch besser machen?
                 Ich war in der Schule und habe eine Woche bei                 Die Lautstärke, vor allem wenn die Bohrmaschinen
                 Netto ein Praktikum gemacht. Eine Woche und nie               laufen. Die könnten ein bisschen leiser sein.
                 wieder, weil ich nur Kartons zerrissen habe.
                                                                               Hast du für dich einen größten Wunsch?
                 Du hast dich für die „Schlosserei“ entschieden, was           Ja, dass ich gesund bleibe und dass ich hier in der
                 daran ist das Interessante für dich?                          Werkstatt bleibe.
                 Weil da ganz viele Bohrmaschinen sind. Und weil
                 ich bei Roland in der Gruppe sein wollte.                     Wie geht es für dich weiter?
                                                                               Ich ziehe bald in eine Wohngruppe. Ich denke mal
                 Wie verläuft denn so ein Arbeitstag in der Gruppe?            nach Dülmen.
                 Die Kaffeerunde. Und dann wird an die Maschinen
                 aufgeteilt, also wer wo arbeitet. Und dann ist Früh-          Was möchtest du noch erwähnen?
                 stückspause und dann wird weiter gearbeitet bis zur           Also die Werkstatt ist wunderschön. Weil alle nett
                 Mittagspause. Dann wird wieder gearbeitet bis zur             sind. Weil die Gruppenleiter so nett sind. Weil ich
                 Kaffeepause und dann wird noch ein bisschen ge-               hier schon so viel gelernt habe.
                 arbeitet und dann wird aufgeräumt. Dienstags habe
                 ich auch immer Tischtennis bei Christiane.                    Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten,
                                                                               liebe Marina!
                 Was konntest du schon alles erlernen in diesem Fachbe-
                 reich?
                 An Bohrmaschinen arbeiten, mit anderen Men-
                 schen umgehen, Gruppenleiter kennengelernt und
                 das war es so.

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                                                                                                                PerthesPost   1/2016
Blickpunkt     J     Die Werkstätten

Berufsbildungsbereich
Der Fachbereich „Textil- und Hauswirtschaft“
                                                        gerne Herzen. Und mit Lukas mit dem Basteln oder
                                                        bei der Disco.

                                                        Arbeitest Du denn eher alleine oder mit anderen?
                                                        Ich arbeite gerne mal alleine, aber auch gerne im
                                                        Team mit Freunden und so.

                                                        Welche Ideen hast du noch für deine Arbeit?
                                                        Dass ich gut nähen kann. Das Nähen mit einer
                                                        Nadel – mit einer Nähmaschine kann ich nicht.

                                                        Was war das schönste Erlebnis hier für dich?
                                                        Mitarbeiten und das gut Zuhören.

  Ebenfalls 19 Jahre alt ist Julia Wienecke, die im     Und mit den anderen?
  Fachbereich „Textil und Hauswirtschaft“ an der        Wo wir da spazieren waren, da sind wir Richtung
  beruflichen Bildung teilnimmt. Julia hat viele Hob-   Feld gegangen. Da sind wir bei dem alten Friedhof
  bys, denen sie nachgeht. Dazu gehören Tanzen,         rausgekommen, wo Anja das Auto stehen hat. Das
  Schwimmen und Tennis spielen mit ihrer Mutter.        Auto mit dem Wolf drauf. Und mit Andre, dass ich
  Besonders gerne spielt sie auch mit dem Hund          mit ihm immer abhänge und das Tanzen mit Chris-
  ihres Onkels.                                         tiane und die Freizeitnachmittage!

                                                        Was kann denn noch besser werden?
Warum hast du dich für diesen Bereich entschieden?      Mit Jessica auch noch ein bisschen abhängen.
Weil ich gut Wäsche waschen kann und weil ich da
viele Freunde finde!                                    Verrätst du uns deinen allergrößten Wunsch?
                                                        Ich glaube, ich weiß es schon. Nach Berlin zu
Wie läuft so ein Tag bei euch in der Gruppe ab?         fahren. Zu meiner Fernsehserie. Berlin Tag und
Ich muss zur Gruppenleiterin gehen und guten            Nacht.
Morgen sagen! Dann machen wir Kaffee und Tee.
Dann gehen wir Richtung Arbeit, so wie Wäsche           Und welchen Wunsch hast du in der Werkstatt?
waschen oder Sachen wegbringen, zum Beispiel            Bei Anja* und Doris* auch in der Gruppe zu blei-
einräumen. Dann gibt es um halb zehn Frühstück.         ben.
Dann wieder arbeiten, dann gibt es Mittagessen
und dann noch eine Kaffeepause.                         Heißt das, dass du dich hier wohl fühlst?
                                                        Ja!
Was hast du denn schon gelernt und was möchtest du
noch erlernen?                                          Was möchtest du abschließend noch sagen?
Wäsche machen, kochen und backen und nähen.             Da muss ich überlegen ... Ja, dass es gut ist in der       *Anja Sippel,
Dass ich noch besser Wäsche waschen kann und            Werkstatt und dass ich Andre wieder sehen kann.            Doris Reimann,
dass ich noch ruhiger werden kann.                                                                                 Gruppenlei-
                                                        Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten,      terinnen im
Welche Tätigkeiten machen dir besonders viel Spaß?      liebe Julia!                                               Berufsbildungs-
Musik hören. Nein, ich meine nähen. Ich nähe                                                                       bereich

PerthesPost   1/2016                                                                                                           13
Blickpunkt   J   Die Werkstätten

                 Der Fachbereich „Elektromontage“
                                                                        Wie läuft denn so ein typischer Tag in eurem Bereich?
                                                                        In der Regel ist es so, dass wir um 08:00 Uhr auf
                                                                        der Arbeit ankommen. Entweder wir haben unsere
                                                                        Arbeit und gehen sofort daran oder klären dann
                                                                        halt ab, wer dann halt welche Arbeit macht. Wir
                                                                        erledigen selbständig unsere Arbeit in der Grup-
                                                                        pe. Der Gruppenleiter hilft dann, wenn jemand
                                                                        Unterstützung benötigt. Bei uns ist es einfach aber
                                                                        auch so, dass wir uns auch selbständig untereinan-
                                                                        der helfen. Wir haben auch ein paar Leute im Chor.
                                                                        Ich selbst war zum Beispiel bei Christiane beim
                                                                        Tischtennis. Jeder kann auch arbeitsbegleitende
                                                                        Maßnahmen machen. Ich gehe immer am Dienstag
                                                                        um 14:00 Uhr da hin. Wir lernen da zum Beispiel
                   Dennis Roßmann ist 24 Jahre alt und ist im Fach-     auch untereinander klar zu kommen, auch wenn
                   bereich „Elektromontage“ tätig. In seiner Freizeit   man sich manchmal nicht mag.
                   unternimmt er Ausflüge, geht spazieren oder fährt
                   mit dem Fahrrad. Früher hat er sich bei den Pfad-    Welche Angebote gibt es in der Werkstatt noch?
                   findern und dem THW engagiert.                       Wir gehen beispielsweise einkaufen für den Kiosk
                                                                        und letztens haben wir die Arbeitssicherheit gehabt.
                                                                        Dann haben wir auch solche Aufgaben wo wir was
                 Was hast du gemacht bevor du in die Werkstatt gekom-   für die Werkstatt machen, wie die Krippe bauen
                 men bist?                                              oder Stühle reparieren.
                 Also, ich habe erst drei Jahre bei der AWO gearbei-
                 tet als Möbelpacker, bei DASDIES und bin dann zu       Was konntest du schon alles erlernen in diesem Fachbe-
                 einer Maßnahme gegangen in Bergkamen. Das war          reich?
                 nicht die RAG oder TÜV-Nord, sondern das andere,       Ähm, eigentlich war sehr viel neu für mich. Die
                 wo ich gerade nicht auf den Namen komme. Das           Adern mit den Endhülsen zum Beispiel drauf
                 musste ich von der ARGE machen, das war so ein         machen. Die anderen Kabel mit den Köpfen drauf
                 Bewerbungstraining. Ach ja bei der TBZ in Berg-        machen habe ich vorher noch nie gesehen oder
                 kamen, aber das habe ich abgebrochen, weil ich         gemacht – die Pressen (Werkzeuge) waren für
                 psychisch nicht klar kam. Ich habe durch meine         mich auch neu. Holzarbeiten habe ich ja schon
                 Ausbildung meinen Hauptschulabschluss nach             mal gemacht. Die Kunststoffdinger habe ich vorher
                 Klasse 9 nachgemacht. Also ohne Englisch.              auch noch nie gesehen, das sind die Dinger für die
                                                                        Dichtungen. Ich habe viele Tätigkeiten erlernt und
                 Aus welchen Gründen hast du dich für diesen Bereich    durfte an vielen Maschinen schon arbeiten die ich
                 entschieden?                                           in der Werkstatt gesehen habe. Am liebsten mache
                 Weil ich mich sehr begeistere für Elektronik und       ich halt den Kabeln die Köpfe draufzupressen und
                 man kann sehr viel Neues lernen im Elektrobereich.     das sogar sehr gerne in Teamarbeit.
                 Im Metallbereich zum Beispiel habe ich meine
                 Ausbildung gehabt, das hat mir nicht so viel Spaß      Das ist ja schon eine Menge. Welche Arbeiten möchtest
                 gemacht. Weil ich ja nur immer eine Sache hatte.       du weiterhin kennenlernen?
                 In der Elektromontage machen wir sehr viel mehr,       Da fällt mir eigentlich gar nichts ein. Im Elektro-
                 immer etwas Neues.                                     bereich würde ich vielleicht noch gerne am PC

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                                                                                                         PerthesPost   1/2016
Blickpunkt     J     Die Werkstätten

arbeiten. Ich wüsste momentan nicht, was ich noch        tarrenunterricht. Da wäre ich gerne drin. Komme
lernen müsste? Also, dass wir noch ein bisschen          aber momentan nicht rein, weil es immer heißt, es
mehr Elektronik reinnehmen, zum Beispiel auch            macht nur eine Person und die Gruppe ist voll. Und
mit Lichtern. Dass das alles mit reingenommen            die können alle schon spielen.
wird, das gehört ja auch zur Elektronik. Oder auch,
dass wir lernen wie eine Steckdose von innen aus-        Welche Ziele hast du für deine Zukunft?
sieht.                                                   Ich wäre gerne tatsächlich beruflich wieder so fit,
                                                         auf die Beine zu kommen, dass ich den ersten
An welchen Stellen erlebst du in der Werkstatt Gemein-   Markt wieder rein könnte. Privat wünsche ich mir
schaft?                                                  eigentlich tatsächlich, dass ich meine eigene kleine
Das sehe ich in Bereichen wie bei mir in der Grup-       Familie haben könnte.
pe oder im Metallbereich. Gemeinschaft heißt für
mich z. B. dass man nicht die Leute im Stich lässt,      Aktuell geht es mir gesundheitlich aber noch nicht
sondern dass es heißt: Ich brauche Hilfe – ich helfe     so gut, dass ich sagen könnte, dass ich auf dem
Dir.                                                     ersten Arbeitsmarkt schon wieder arbeiten gehen
                                                         könnte. Privat habe ich noch nicht meine eigene
Das erlebe ich eigentlich in jedem Bereich, in der       kleine Familie, trotzdem bin ich stolz auf die Fami-
Näherei, in der Küche ist es groß, selbst obwohl ich     lie, die ich habe.
im Gartenbereich nichts zu tun habe bekomme ich
das mit. Gemeinschaft heißt für mich, dass man zu-       Möchtest du abschließend noch etwas erwähnen?
sammen Spaß hat und gemeinsam Entscheidungen             Bevor ich in die Werkstatt gekommen bin hatte
trifft.                                                  ich ein wirklich schlechtes Bild von der Werkstatt
                                                         gehabt und als ich reingekommen bin, ist schon
Was war das schönste Erlebnis in diesem Fachbereich?     ein schönes Gefühl – nicht so wie man sich das
Ein Erlebnis? Allerschönstes? Wo ich die Krippe          vorstellt – sondern viel, viel besser. Ich kann allen
fertig hatte – bin ich immer noch begeistert von!        Leuten nur raten das auszuprobieren und hier mal
                                                         reinzugehen.
Was können wir noch besser machen?
Beim Thema „Miteinander“ bin ich zufrieden. Was          Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten,
verändert werden könnte wäre das mit dem Gi-             lieber Dennis!

Übergangsförderung in den Börde-Werkstätten
Die Übergangsförderung in den         Die Mitarbeitenden der Werkstät-      Hellweg-Werkstätten und fördern
WfbM des Geschäftsbereiches           ten stellen geeignete Kontakte        die Übergangsmöglichkeiten
setzt die Förderung der Arbeits-      her und begleiten Beschäftigte        von interessierten Beschäftigten
gruppen außerhalb der Werkstatt       am Einsatzort. Der Integrations-      individuell.
fort. Interessierte Beschäftigte      fachdienst unterstützt die Über-
werden im Bestreben, in einem         gangsförderung durch weitere          Das Gespräch führte Dirk Benne-
Betrieb außerhalb des Werkstatt-      Maßnahmen. Gruppenleitungen           mann, Fachkraft für Übergangs-
geländes zu arbeiten, intensiv        und Soziale Dienste bilden            förderung.
gefördert.                            gemeinsam die Integrationsassi-
                                      stenz der Börde-Werkstätten und

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                                                                           platz gefühlt?
                                                                           Ich musste mich ganz schön umgewöhnen. Ich
                                                                           muss jetzt selbstständig arbeiten. Ich bin mehr auf
                                                                           mich allein gestellt und muss viel mehr mitdenken.
                                                                           In der Werkstattgruppe war das nicht so nötig. Hier
                                                                           bin ich allein am Ort des Geschehens und muss
                                                                           entscheiden wie die Arbeit getan werden muss. Ich
                                                                           fühle mich inzwischen bei der Arbeit genauso im
                                                                           Team wie in der Werkstatt, nur ist das Team nicht
                                                                           immer an einem Ort zusammen.

                                                                           Woran haben Sie besonderen Spaß bei der Arbeit?
                                                                           Spaß macht mir: Hecke schneiden, Maschinenar-
                   Peter Borchert ist 26 Jahre alt und arbeitet seit       beit im ganzen Garten- und Parkplatzbereich und
                   2007 in den Börde-Werkstätten im Betriebsteil           auch das Müll aufsammeln. Da bin ich unterwegs
                   Wichern-Werkstatt-Werl. Er war in der Gruppe            und draußen an der Luft. Zu meinen Aufgaben
                   Garten- und Landschaftspflege tätig. Seit Sommer        gehört auch: im Außenbereich am Parkplatz Rasen
                   2014 ist Peter Borchert auf einem betriebsinte-         zu mähen, Laub und Unkraut zu beseitigen – die
                   grierten Werkstattplatz im Landesinstitut „QuaLiS“      Flächen möglichst sauber zu halten. Im Winter
                   in Soest beschäftigt.                                   räume ich zum Beispiel auch den Weg zur Mensa
                                                                           vom Schnee frei. Die Pflege der Gartengeräte und
                                                                           -maschinen mache ich zum Teil auch.
                 Herr Borchert, Sie arbeiten seit Juli 2014 im „Landes-
                 institut für Schule – QuaLiS“ in Soest. Wie ist es dazu   Worin unterscheidet sich die Arbeit im QuaLiS von der
                 gekommen?                                                 in der Werkstatt am meisten?
                 Ich habe mich Monate vorher in der Wichern-               Ein Unterschied zur Werkstatt ist, dass bei schlech-
                 Werkstatt in Werl mit meinem Gruppenleiter und            tem Wetter jede Menge Arbeit im Haus zu tun
                 dem Sozialen Dienst über eine Arbeit außerhalb der        ist. Ich helfe Seminarräume aufzuräumen oder
                 Werkstatt unterhalten.                                    einzurichten. Manchmal steht Müllsammeln in
                                                                           Büros und Zimmern an oder Räume werden neu
                 Wie ging es dann weiter?                                  eingerichtet. Ich bin bei allen Arbeiten im Innen-
                 Irgendwann kam eine Stellenausschreibung für eine         dienst dabei.
                 Stelle im Außendienst hier am QuaLiS. Ich habe
                 mich dafür interessiert, weil ich die Arbeiten auch       Wie ist die Arbeitszeit im QuaLiS geregelt und wie die
                 schon von der Gartengruppe kannte. Wir haben eine         Urlaubsplanung?
                 Bewerbung geschrieben und sie abgeschickt. Im Juli        Meinen Urlaub plane ich genauso wie vorher. In der
                 habe ich dann ein Praktikum angefangen.                   Gartengruppe in der Werkstatt haben wir uns auch
                                                                           immer abgesprochen. Das tue ich jetzt genauso. Die
                 Das hat so einfach geklappt?                              Arbeitszeiten pro Tag werden über eine Stechuhr
                 Na ja, mein Gruppenleiter war schon skeptisch. Ich        festgehalten. Ich kann immer sehen, ob ich Plus-
                 bin in der Werkstatt nicht immer so allein klar ge-       oder Minusstunden habe. Es ist richtig schwer zum
                 kommen. Im Bewerbungsgespräch im QuaLiS habe              Beispiel bis 17.00 Uhr zu arbeiten. Minusstunden
                 ich dann schnell gemerkt, dass ich da arbeiten will.      nachzuarbeiten ist doppelt so schwer wie frei zu
                 Aus den zwei Wochen Praktikum wurden dann vier.           machen. Insgesamt bin ich jetzt aber ein bisschen
                 Nach dem Sommerurlaub bin ich weiter hierhin              flexibler in meiner Arbeitszeit.
                 gegangen und bis heute hier geblieben.

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Blickpunkt       J   Die Werkstätten

Ich wohne in einer Wohngruppe. Meine Haus-                 unterhalten. Hier arbeiten wir auf gleicher Augen-
dienste dort mussten verändert werden, damit ich           höhe miteinander. Nur dauert der Weg zur Arbeit
etwas mehr Luft nach Feierabend habe.                      jetzt 50 Minuten. Zur Werkstatt in Werl waren es
                                                           nur 10 Minuten.
Was ist sonst noch anders als bei der Arbeit in der
Werkstatt?                                                 Ich habe viel Neues kennengelernt: Wie funktio-
Seit ich hier arbeite, habe ich mehr Spaß an der           niert ein Seminarhaus mit Übernachtungen und
Arbeit. Ich bin gerne mit Leuten zusammen, die             die Haustechnik in solch einem großen Gebäude.
was schaffen wollen. Hier habe ich Kollegen, die
freundlich sind und man kann sich mit allen gut            Herr Borchert, vielen Dank für das Gespräch!

Der Förder- und Betreuungsbereich
der Hellweg-Werkstätten
Für Menschen mit hohem Unter-            situationen im Vordergrund, die       Dietrich-Bonhoeffer in Unna.
stützungsbedarf ist die Teilhabe         mit den Beschäftigten auf deren       Interviewt wurden die beiden von
am Arbeitsleben oft nur schwer           individuelle Wünsche und Fähig-       Ute Lindemann (Mitarbeiterin
zu verwirklichen. Im Förder- und         keiten abgestimmt werden.             im Sozialdienst).
Betreuungsbereich haben wir
besondere Voraussetzungen                Gemeinsam mit Nadine Peters
geschaffen, um diese Teilhabe            und Timo Eisner geben wir hier
zu ermöglichen. Im Tagesablauf           Einblick in einen „typischen“ Ar-
stehen tagesstrukturierende An-          beitstag im Förder- und Betreu-
gebote in Gruppen- und Einzel-           ungsbereich des Betriebsteiles

                                                           Du kommst jeden Tag aus dem Wohnheim in die Werk-
                                                           statt – was bedeutet es für dich hier in der Werkstatt zu
                                                           sein?
                                                           Ach ich weiß – spielen oder wir könnten CD hören
                                                           – Cassetten – Musik hören - das kann ich alles
                                                           schon. Was könnte ich noch? – hier – trommeln
                                                           – was könnte ich noch? – ach, ich weiß – draußen
                                                           spazieren mit Annette – was könnte ich noch? – ah,
                                                           ich weiß – spielen –ich, ich kann das gut – spielen.

                                                           Was macht dir in der Werkstatt besonders viel Spaß?
                                                           „Mmmh, ah ich weiß, singen und klatschen mit
                                                           Annette* – trommeln kann ich auch schon. Drau-
                                                           ßen spazieren mit Annette. Ach, ich weiß noch
  Nadine Peters ist 32 Jahre alt. Sie arbeitet im För-
                                                           was – trampeln mit den Füßen mit Musik – ich hör
  der- und Betreuungsbereich und berichtet, was
                                                           so gern CD – Schlager und Popmusik – da sing ich
  sie kann und womit sie sich gerne beschäftigt.
                                                           mit. Singen im Chor. Rollator fahren.

                                                           * Annette Margulski, Gruppenleiterin

PerthesPost   1/2016                                                                                                             17
Blickpunkt   J   Die Werkstätten

                 Was sind deine Aufgaben/Arbeiten hier in der Werk-
                 statt?
                 Schrauben sortieren und eintüten – mit Annette
                 arbeiten. Basteln, ah ich weiß – malen – Spiele und
                 Bücher – Kreise ziehen beim Malen – Puzzle spie-
                 len – so trampeln und klatschen und singen – kann
                 ich auch schon.

                 Freust du dich deine Gruppe zu treffen?
                 Ah, ich weiß – Alfred sitzt neben mir – ah, ich hab
                 eine Idee – es gibt Suppe – ah, ich weiß, auch was
                 zu trinken – was noch – Kuchen und Plätzchen.

                 Du singst auch im Chor – wie gefällt dir das?
                 Ja – Probe – das find ich cool. Auftritte – das kann
                 ich alles schon. Lieder singen. Ach, ich hab eine
                 Idee – trampeln mit den Füßen und klatschen.

                                                                            Du kommst jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit – was
                                                                            bedeutet es für dich hier zu sein?
                                                                            Ich fahr gern Bus – ich komme gern – bald hab ich
                                                                            Urlaub – die Gruppe – der Gruppenraum.

                                                                            Was sind deine Arbeiten/Aufgaben hier in der Werk-
                                                                            statt – was machst du hier?
                                                                            Altpapier wegbringen – fegen – Denise helfen –
                                                                            Spülmaschine ausräumen. Alles muss ich tun. Ich
                                                                            guck was da los ist. Rumfahren. Manchmal ist es
                                                                            laut – dann tut mir der Kopf weh.

                                                                            Freust du dich jeden Tag deine Arbeitskollegen zu
                                                                            treffen?
                   Timo Eisner ist 27 Jahre alt. Er arbeitet ebenfalls im   Ja die 10 Leute und die Mitarbeiter – Denise und
                   Förder- und Betreuungsbereich und berichtet im           Mandy*. Manchmal ist es laut – dann tut mir der
                   nachfolgenden Interview über seine Tätigkeiten im        Kopf weh.
                   Verlauf des Werkstattalltags.
                                                                            Was macht dir besonders viel Spaß in der Werkstatt,
                                                                            was nicht?
                                                                            Das Essen und das Rumfahren mit dem Rollstuhl
                                                                            – das ist wichtig. Der Rollstuhl ist wieder fertig.
                                                                            Was war damit? – war kaputt – ja, das Fußbrett ist
                                                                            wieder heile.

                 * Denise Klemm und Mandy Kalthoff, Gruppen-
                    leiterinnen

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                                                                                                            PerthesPost   1/2016
Perthes-Altenhilfe Nord        J   Münster

                             Westerkappeln
                            Rheine                                  Löhne/         L   A
                                                                                        us dem Geschäftsbereich
                                                                                       Perthes-Altenhilfe Nord
                                                                    Mennighüffen
               Gronau          Tecklenburg

                                                             Bielefeld
Issel-           Steinfurt      Nordwalde            Versmold
burg
                          Münster
                Borken     Dülmen              Ahlen                      Bad Lippspringe
                                Werne        Hamm        Lippetal        Paderborn
                            Bergkamen
                                 Kamen               Soest
                                   Unna       Werl
                         Holzwickede
                                             Menden                                      11 stationäre Einrichtungen
           Sprockhövel        Iserlohn
                           Nachrodt
                                                 Arnsberg
                                                                                       1130 Plätze
                                Altena    Neuenrade
                                          Werdohl
                         Lüdenscheid          Plettenberg

                                    Meinerzhagen

Evangelisches Altenhilfezentrum Meckmannshof, Münster

Seit 30 Jahren für Senioren
                                                                    Der Meckmannshof bietet insge-      Jubiläum feiert und somit zu der
                                                                    samt 171 älteren Menschen mit       ältesten Tagespflege Deutsch-
         Das Evangelische Altenhilfezentrum                         unterschiedlichsten Einschrän-      lands zählt. Zum Angebot des
         Meckmannshof feierte im Oktober 2015                       kungen und Hilfebedarfen ein        Meckmannshofes gehören ferner
                                                                    Zuhause. Fünfzehn eingestreute      37 Betreute Wohnungen. Hier
         sein 30-jähriges Bestehen.                                 Plätze stehen für die Kurzzeit-     können ältere Menschen, die
                                                                    pflege bereit. Im Erdgeschoss des   noch weitestgehend selbstän-
                                                                    Haupthauses liegt die Tages-        dig sind, allein oder zu zweit
                                                                    pflege für 24 Gäste, die auch       wohnen.
                                                                    in diesem Jahr ihr 30-jähriges

PerthesPost    1/2016                                                                                                                 19
Perthes-Altenhilfe Nord              J   Münster

                                                                                                          auch schon in Handorf Bewoh-
                                                                                                          nerin war, erinnert sich gern an
                                                                                                          die Anfangszeit des Meckmanns-
                                                                                                          hofes und erzählte augenzwin-
                                                                                                          kernd von den Ziegen im Garten
                                                                                                          und den „Zivis, die im Fischteich
                                                                                                          vorm Haupteingang gebadet
                                                                                                          wurden“.

                                                                                                          Viele Erinnerungen
                                                                                                          Der Bewohner Reinhard Ha-
                                                                                                          selmann erinnert sich, dass er
                                                                                                          selbst damals mit seinem Taxi
                                                                                                          einige Bewohner von Handorf
Ein Prosit auf das Jubiläum: DieLeiterin des Geschäftsbereiches Perthes Altenhilfe Nord, Silke Beernink   nach Mecklenbeck gebracht
(l.) und Pflegedienstleiterin Ursula Ksciuk stießen mit den Gästen auf den Meckmannshof an.               hat. Robert Salomon, ebenfalls
                                                                                                          Bewohner, wirft ein, dass ohne
                                                                Im Oktober 1985 fand der letzte           seine Lieferungen von Baumate-
                     „Im Meckmannshof ist
                                                                Teil des Umzuges des Alten-               rial der Meckmannshof gar nicht
                     immer viel los …!“                         krankenheimes aus Handorf                 erst hätte gebaut werden können.
                                                                nach Mecklenbeck statt. So                Aber nicht nur Bewohnerinnen
                     Das wird von vielen Menschen so            manche Bewohner sprechen                  und Bewohner, sondern auch
                     gesagt und geschätzt. Neben der            noch heute von diesem Umzug,              einige Mitarbeitende erinnerten
                     Einzelbetreuung und den großen             der mit Hilfe von zahlreichen             sich an den turbulenten Einzug-
                     Veranstaltungen des Hauses gibt            Taxen bewältigt wurde. Seit dem           stag und die Anfangszeit des
                     es ein umfangreiches Wochenpro-            01.01.1999 hat das Evangelische           Meckmannshofes.
                     gramm. An warmen Sommerta-                 Perthes-Werk e. V. die Träger-
                     gen finden viele Aktivitäten und           schaft des Evangelischen Alten-           Frau Beernink und Frau Ksciuk
                     Veranstaltungen draußen in der             hilfezentrums Meckmannshof                erfreuten die Bewohner und
                     schönen Natur des Sinnesgartens            übernommen.                               Mitarbeiter, die seit 30 Jahren im
                     statt. Auch bettlägerige Bewohne-                                                    Meckmannshof sind mit Pflege-
                     rinnen und Bewohner werden auf             Die Jubiläumsfestlichkeiten               mitteln aus vergangenen Zeiten,
                     Wunsch ins Freie gebracht.                 starteten mit einem feierlichen           wie einem Stück Kernseife.
                                                                Gottesdienst, den Sabine Ridder-
                     Die Sorge um den alten Men-                mann hielt. Nach einem kleinen                               Henrike Schütt
                     schen, der sich der Meckmanns-             Sektempfang begrüßten Silke
                     hof widmet, ist eine interessante,         Beernink (Leiterin des Geschäfts-
                     aber auch anspruchsvolle Aufga-            bereiches Perthes Altenhilfe
                     be. 1948 begann die Arbeit des             Nord) und Ursula Ksciuk (Pfle-
                     „Evangelischen Diasporawerkes              gedienstleiterin) die Teilnehmer
                     Münsterland e. V.“ auf dem                 im Festsaal. Ursula Ksciuk freute
                     zerstörten Fliegerhorst Handorf,           sich bei einem Fotovortrag aus
                     als dort viele Flüchtlinge und             alten und neuen Bildern, dass
                     Ausgebombte unter schwierigen              Augenzeugen der damaligen
                     Lebensverhältnissen auskommen              Ereignisse, heute davon berich-
                     mussten.                                   ten können: Gertrud Kliesch, die

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Perthes-Altenhilfe Nord   J   Gronau

Bethesda-Seniorenzentrum, Gronau

So bunt wie das Leben
... unter diesem Motto nahmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die
Geschäftsführerin Silke Beernink am Gronauer Karnevalsumzug teil.
Tausende kostümierter Jecken säumten die Straßen und nahmen
dankend die geworfenen Kamellen und andere kleine Geschenke
entgegen.

Einrichtungsleiter Reinhard van Loh hatte im Vorfeld mit
dem Gronauer Karnevalsverein einen Wagen und die
dafür benötigte Begleitung organisiert. Bereits zum
vierten Mal waren die Mitarbeiter des Bethesda beim
Umzug aktiv. Für alle Beteiligten steht fest: Auch im
nächsten Jahr ist das Bethesda wieder „mitten drin,
statt nur dabei“!
                                    Reinhard van Loh

PerthesPost   1/2016                                                                                           21
Perthes-Altenhilfe Nord    J   Burgsteinfurt

Evangelisches Altenhilfezentrum, Burgsteinfurt

Besuch von Bundespolitiker Jens Spahn
                                                 an: Seit Inkrafttreten des Pfle-     kurzfristig zu realisieren. Mit
                                                 geversicherungsgesetzes 1995         Blick auf den künftigen Fach-
                                                 ist der Personalschlüssel unver-     kräftemangel waren sich alle
                                                 ändert geblieben. Gleichzeitig       Beteiligten einig, dass das Bild
                                                 hat sich die Bewohnerklientel        der Pflege in der Gesellschaft
                                                 erheblich verändert. Die Bewoh-      verbessert werden muss, damit
                                                 nerInnen, die in stationären         Menschen für diesen Beruf ge-
                                                 Einrichtungen leben sind zum         wonnen werden können.
                                                 Zeitpunkt des Einzugs in der
                                                 Regel hochaltrig und pflegebe-       Neben angemessenen Arbeitsbe-
                                                 dürftiger als vor zwanzig Jahren.    dingungen und Entlohnungssy-
                                                 Viele von ihnen sind demenzi-        stemen gehört laut Spahn auch
                                                 ell erkrankt. Bekanntermaßen         die Einführung einer generalis-
                                                 spielten die Themen Demenz           tischen Pflegeausbildung, die
                                                 und palliative Versorgung bei        die Qualität des Pflegeberufs er-
                                                 Inkrafttreten der Pflegeversiche-    höhen soll dazu. Silke Beernink,
             „Gut leben in Deutschland –
                                                 rung und in der Festlegung der       Geschäftsbereichsleitung im
             Deutschland 2025“: Wie kann         Personalbemessung überhaupt          Ev. Perthes-Werk, forderte Jens
             das in der stationären und am-      keine Rolle. Hinzu kommt, dass       Spahn und die Politik insgesamt
             bulanten Altenpflege aussehen,      der administrative Aufwand im        dazu auf, einen aktiven Beitrag
             damit alte Menschen heute           Bereich der Pflegedokumentati-       zur Verbesserung des Bildes der
                                                 on erheblich zugenommen hat.         Pflege zu leisten.
             und in Zukunft würdevoll            Eine erhebliche Zunahme an
             gepflegt werden und Mitarbei-       pflegerischen Leistungen steht       Pfarrer Guido Meyer-Wirsching
             tende in diesem Arbeitsfeld zu      einer unveränderten Bemessung        ging in diesem Zusammenhang
             angemessenen Bedingungen            des Personalschlüssels somit         darauf ein, welchen wichtigen
                                                 gegenüber.                           Dienst gerade auch Ehrenamt-
             arbeiten können?
                                                                                      liche aus der Gemeinde zur
             Dazu kamen Vertreter des Evan-      Hier forderten alle Vertreter des    Verbesserung der Lebensqualität
             gelischen Perthes-Werks sowie       Evangelischen Perthes-Werks          leisteten und wie dadurch Kirche
             ein Bewohner des Hauses mit         eine Änderung und eine Ein-          und Diakonie als gemeinsame
             dem aus Ahaus stammenden            flussnahme des Bundes auf die        Bündnispartner erkennbar
             CDU-Politiker und Parlamen-         Länder. Heinz Knoll schilderte       blieben. Fazit: Auch wenn dieses
             tarischen Staatssekretär beim       als Bewohner seine Erfahrungen       Gespräch unmittelbar keine
             Bundesminister der Finanzen,        und unterstrich die Notwendig-       konkreten Veränderungen nach
             Jens Spahn, im Evangelischen        keit einer Veränderung, damit        sich ziehen wird bleibt doch
             Altenhilfezentrum Burgsteinfurt     dem Pflegepersonal genügend          festzuhalten, dass durch den
             ins Gespräch.                       Zeit für die Betreuung der           offenen, anregenden Dialog das
                                                 Bewohner bleibt. Jens Spahn          Verständnis zwischen Politik und
             Einrichtungsleiter Felix Staffehl   betonte an dieser Stelle ebenfalls   Alltagsrealität befördert wurde.
             stieß mit seiner ersten Frage       einen Verbesserungsbedarf zu
             gleich eines der Kernprobleme       sehen. Dieser sei allerdings nicht                        Felix Staffehl

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