Themen: PerthesPost Berichte Informationen Kommentare - Evangelische Perthes-Stiftung eV
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PerthesPost Berichte Informationen 1/2016 Kommentare Neujahrsempfang des Evangelischen Perthes-Werkes Themen: Blickpunkt: Die Börde- Burgsteinfurt: Bundes- Soest: Kamen: Festliche und Hellweg-Werkstätten politiker Jens Spahn Großes Patenmahl in Jubilarfeier für lang- stellen sich vor zu Besuch der Stadthalle jährige Mitarbeitende Seite 7 Seite 21 Seite 34 Seite 40
Geistliches Wort Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen. Meister Eckhart PerthesPost 1/2016 1
Inhalt Aus dem Inhalt „So bunt wie das Leben“: „Esskultur statt Massenabfertigung“: So präsentierte sich auch in diesem Jahr der Kar- Präses Annette Kurschus packte tatkräftig mit an nevalsumzug in Gronau. Mit von der Partie war und servierte den Gästen bei ihrem Besuch der erneut das Bethesda-Seniorenzentrum – natürlich Tafel in Soest gemeinsam mit den ehrenamtlich mit vielen Kamellen im Gepäck. Mitarbeitenden das leckere Essen. �������������������������������������������������������������������������������� 20 ��������������������������������������������������������������������������������� 36 Vorwort des Vorstandes ......................................... 3 Perthes-Arbeit Unna: Weihnachtstüten-Spende ..................................... 29 Neujahrsempfang des Evangelischen Perthes-Werkes......... 5 Unna: Großzügige Spende ............................................... 30 Unna: Mehr Toleranz im Bus ........................................... 31 Blickpunkt Die Börde- und Hellweg-Werkstätten stellen sich vor ......... 7 Perthes-Wohnen und Beraten Nordwalde: Wadde, wadde ............................................... 32 Perthes-Altenhilfe Nord Soest: Patenmahl ............................................................... 34 Münster: 30 Jahre Meckmannshof ..................................... 19 Soest: Esskultur ................................................................. 36 Gronau: So bunt wie das Leben ....................................... 21 Nordwalde: Tschüss, Rita ................................................. 37 Burgsteinfurt: Bundespolitiker zu Besuch ...................... 22 Burgsteinfurt: Helau ......................................................... 23 geerdet .............................................................. 38 Münster: Mutterhausmahl ............................................... 23 Personalinformationen Perthes-Altenhilfe Mitte Münster: Verabschiedung und Einführung .................... 39 Paderborn: Langjährige ehrenamtliche Mitarbeit ................ 24 Neuer Superintendent zu Besuch .................................... 39 Ahlen: Winterkaffee ............................................................... 25 Die zentrale Jubilarfeier .................................................. 40 Ruheständlertreff ............................................................. 46 Perthes-Altenhilfe Süd Iserlohn: Verabschiedung aus dem Besuchsdienst ....... 26 Für unsere Freunde und Förderer .................... 43 Meinerzhagen: „Es war gut, dass ich hierher gekommen bin“ ................................................................. 27 Das Letzte ...................................................................... 44 2 PerthesPost 1/2016
Vorwort des Vorstandes Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitarbeitende des Perthes-Werkes, liebe Leserinnen und Leser, kennen Sie das „Werkstattlied“? Der Chor der Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Bran- Börde-Werkstätten hat es gedichtet und führt es zu denburg-schlesische Oberlausitz Pfarrerin Barbara besonderen Gelegenheiten auf. Der Liedtext erzählt Eschen im Rahmen einer Rede im Juli 2014 Bezug1. in einfachen, klaren Worten vom Selbstverständnis Sie berichtete, dass der Autor Saal herausstellte, unserer Werkstattbeschäftigten. In einer Strophe dass – mit Blick auf Menschen mit Behinderungen Rüdiger Schuch, heißt es: – dieses Bibelwort „Sprengstoff“ enthielte. Pfarrer Vorstands- „Viele glauben, wir sind anders hier, Zu jener Zeit und in Teilen auch noch heute sei die vorsitzender was für ein enger Blick. Ansicht verbreitet, ein Mensch mit einer Behin- Schaut doch mal genauer hin, derung verdiene eben wegen „dieses grausamen wir ha’m hier unser Glück ...“ Schicksals“ besonders viel Mitgefühl. Ohne Blick auf die Rahmenbedingungen gelte der behinder- Der Refrain bringt das positive Grundbild der Be- te Mensch von vornherein als mitleidens- und schäftigten treffend auf den Punkt: bedauernswert. Lasse man die Losung aus jenem Jahr einmal durch diesen Filter wirken, so grenze „So sind wir all’ hierhin gekommen, diese Sichtweise schlicht an Gotteslästerung, denn wir sprechen heut’ all dieselbe Sprach’. die Schöpfung war gut, so wie sie war. Er – Saal – Wir ha’m dadurch soviel gewonnen, habe nach eigenen Worten bislang keinesfalls mehr wir sind, wie wir sind, gelitten als andere Menschen. Und schon gar nicht sind hier mittendrin, wolle er mit irgendjemandem tauschen. Leid werde das ist was, wo wir stolz drauf sind!“ nicht durch die Behinderung ausgelöst, sondern al- Wilfried Koopmann, lenfalls durch Jene, die ihn wegen seines Handicaps Stellvertretender Der Text spricht für sich. Ein Miteinander auf in eine „Leidensecke“ stellten. Vorstands- Augenhöhe, das von Respekt, Unterstützung und vorsitzender Vielfalt gekennzeichnet ist, charakterisiert den So las Saal die damalige Jahreslosung ganz anders: Alltag in unseren Einrichtungen für Menschen mit als Ermutigung für Menschen mit Behinderung, Behinderungen. sich weder als leidgeprüft noch als „Schöpfungs- panne“ zu verstehen. „Ich als Spastiker fühle mich Doch das war nicht immer und überall so. „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde. Und Gott sah, dass es gut war“, lautete 1979 die Jahreslosung aus I. Vgl. www.paritaet-berlin.de: „Keiner gehört in eine dem 1. Buch Mose. Der Schriftsteller Fredi Saal besondere Ecke“. Schirmherrin Pfarrerin Barbara – mit einem gehemmten Sprachvermögen und Eschen zur Eröffnung der Ausstellung „Töten aus Bewegungseinschränkungen lebend – äußerte Überzeugung“ im Rogate-Kloster St. Michael zu sich damals zu diesen Worten. Hierauf nahm die Berlin. Dokumentation der Rede der Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz vom 20. Juli 2014. PerthesPost 1/2016 3
Vorwort des Vorstandes als Schöpfung Gottes, und das ist gut!“ Ein klares, und schafft die Voraussetzung für Entwicklung. eindrückliches Bekenntnis, das seit damals nichts So wundert es wenig, wenn Mitarbeitende aus den von seiner Strahlkraft verloren hat. Werkstätten sich sehr wohlfühlen im Takt der Ar- beit. Sie stellen sich immer wieder neuen Aufgaben, Menschen, die mit Behinderten arbeiten, kennen lernen dazu und liefern hervorragende Ergebnisse. ganz sicher die Aussage: “Was Ihr da macht, ist großartig. Aber ich könnte das nicht. Das ganze Deshalb möchten wir nicht über sie schreiben. Wir Leid, das Ihr tagtäglich seht, das könnte ich nicht möchten sie selbst zu Wort kommen lassen. Unser aushalten.“ Genau in diese „Leidensecke“ gehören Blickpunkt besteht daher vor allem aus Interviews Menschen mit Behinderung auf keinen Fall, sagt mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Werkstattbe- Fredi Saal. reichen. Zum Beispiel mit Patricia Glanemann. Sie erzählt von ihrer Arbeit im Berufsbildungsbereich Keine Frage: Seit Ende der Siebziger hat sich „Verpackung und Konfektionierung“ der Hellweg- einiges verändert und vieles zum Guten gewen- Werkstätten. Als Wunsch hat sie formuliert: „Die det. Heute sind Inklusion und Integration in allen anderen Leute sollen mal hier hinkommen und sich Lebensbereichen fest verankert und werden immer die Werkstatt angucken. (...) Weil ganz viele gegen selbstverständlicher gelebt. Auch, wenn hier noch uns sind, wegen unserer Behinderung und die viel zu tun ist, insbesondere auf dem ersten Arbeits- sollen sich ein eigenes Bild machen von uns. Dann markt. sehen sie selber, wie Leute mit Schwächen oder im Rollstuhl auch selbständig arbeiten können!“ Recht Diese Ausgabe der PerthesPost legt den Blickpunkt hat sie. auf „Arbeit in unseren Werkstätten“. Wir möchten Ihnen den Alltag der Menschen näher bringen, die In diesem Sinne: Wir wünschen eine interessante in den Börde- und Hellwegwerkstätten arbeiten und Lektüre! Außerdem wünschen wir Ihnen und Ihren dabei Wichtiges erfahren: Tagesstruktur, die eigene Familien gesegnete Ostertage. Wirksamkeit und Gemeinschaft. Mit freundlichen Grüßen Herbert von Karajan hat einmal gesagt: “Der Rhythmus ist für mich der Grund aller Dinge. Mit Rüdiger Schuch, Pfarrer Wilfried Koopmann dem Rhythmus beginnt das Leben, mit dem Herz- Vorstandsvorsitzender Stellvertretender schlag.“ Nicht nur musikalisch gelesen, steckt in Vorstandsvorsitzender diesem Satz die Erkenntnis: Routine gibt Sicherheit 4 PerthesPost 1/2016
Neujahrsempfang Neujahrsempfang des Evangelischen Perthes-Werks e.V.: Für eine gemeinsame Pflegeausbildung Epiphanias-Konferenz 2016 in Kamen mit 380 Teilnehmenden +++ Festpredigt von Präses Annette Kurschus +++ Referat von Staatssekretär Karl-Josef Laumann Das Evangelische Perthes-Werk e.V. begrüßte 380 Gäste zu Die Fremdheit dürfe jedoch nicht seinem traditionellen Neujahrsempfang. Aus ganz Westfalen darüber hinwegtäuschen, dass es eine grundsätzliche Gleichheit waren die Teilnehmenden nach Kamen gekommen, um den aller Menschen als geliebte, ein- Blick auf das beginnende Jahr zu richten, darunter zahlreiche malige Geschöpfe Gottes gebe. Vertreter aus Politik, Kirche und Diakonie. Diese Haltung finde ihren Aus- Der Tag begann in der Paulus- lieben wie Dich selbst“) schilder- druck auch im Auftrag und in der kirche mit einem Festgottes- te sie bildhaft und eindrücklich Arbeit des Perthes-Werks. dienst, der von Pfarrer Rüdiger persönliche Beobachtungen von Die musikalische Gestaltung Schuch eröffnet und liturgisch Ausgrenzungserfahrungen. „Man lag in den Händen der Evange- geleitet wurde. Die Präses der muss nicht aus Syrien kommen lischen Jugendkirche Hamm Evangelischen Landeskirche von oder Aishe heißen, um sich in unter der Leitung von Ulrike Westfalen Annette Kurschus hielt diesem Land fremd zu fühlen. Egermann und dem Bläseren- eine einfühlsame Festpredigt. In- Es reicht schon, wenn Deine semble unter der Leitung von haltlich orientiert an Markus 12, Eltern arbeitslos sind oder wenn Landesposaunenwart Daniel 31 („Du sollst Deinen Nächsten Du keinen Schulabschluss hast.“ Salinga. PerthesPost 1/2016 5
Neujahrsempfang Beim anschließenden Empfang Mitarbeitern, den ehrenamtlichen eine Generalistik in der Kranken- in der Kamener Stadthalle erläu- Mitarbeitenden, den Kuratori- und Altenpflegeausbildung. Au- terte der Vorstandsvorsitzende umsmitgliedern und den Mitglie- ßerdem sei die Anerkennung von des Evangelischen Perthes-Werks dern des Verwaltungsrates. Pflegeberufen ein überfälliger e. V. Pfarrer Rüdiger Schuch die Schritt: „Pflege muss auf Au- »Unsere quar- gegenwärtigen Herausforde- Moderiert von dem stellvertre- genhöhe gebracht werden mit an- tiersbezogene rungen des westfalenweit tätigen, tenden Vorstandsvorsitzenden deren Berufen!“ Darüber hinaus Arbeit findet stets diakonischen Unternehmens. Wilfried Koopmann hielt Staats- müssten Pflegeausbildungen in im Spanungsfeld „Unsere quartiersbezogene Ar- sekretär Karl-Josef Laumann den allen Bundesländern kostenlos von Fachlichkeit, Wirtschaftlichkeit beit findet stets im Spanungsfeld Fachvortrag des Tages. Eloquent angeboten werden. Laumann und Christlichkeit von Fachlichkeit, Wirtschaftlich- und anschaulich äußerte er sich nahm pointiert Stellung: Er statt.« keit und Christlichkeit statt. Den als Bundesbeauftragter für die votierte für die Einrichtung von Auftrag unserer Kunden quali- Belange der Patientinnen und „Pflegekammern“ und für den fiziert zu erfüllen ist unser Ziel. Patienten zum Thema „Heraus- Ausbau der Tagespflege, um die Den Alltag der uns anvertrauten forderungen in der Pflegeversi- häusliche Pflege nachhaltiger zu Menschen und deren Angehöri- cherung und Kommunalpolitik unterstützen. Zudem forderte gen zu erleichtern, Lebensqualität in einer älter werdenden Ge- er die Träger auf, sich mit dem zu erhalten und zu steigern, sellschaft“. Das entscheidende neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff fachliche Hilfe anzubieten, ein Kriterium zur Lösung der auseinanderzusetzen, der ab Höchstmaß an Selbständigkeit Herausforderungen sah er nicht 2017 in Kraft tritt. Es folgte ein und selbstbestimmtes Handeln in der Finanzierung sondern in lebendiger Austausch mit Fragen zu ermöglichen: Das ist unser der Fachkräftefindung. Mit zahl- aus dem Publikum. Anspruch an uns selbst.“ Er reichen Praxisbeispielen unter- dankte den Mitarbeiterinnen und mauerte er seine Argumente für Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Jugend- Big-Band „High Vol(u)me“ und ihrer Sängerin Lucia Sikora aus Kierspe. Angeregte Gespräche und kulinarische Köstlichkeiten rundeten den gelungenen Tag ab. Helga Gerhard Tanja Schreiber 6 PerthesPost 1/2016
Blickpunkt J Die Werkstätten Geschäftsbereich Arbeit: Die Werkstätten Mit dem Blickpunktthema Werkstatt geben wir Ihnen einen rend ihrer Zeit bei uns. Wir haben dabei versucht, Beschäf- umfassenden Einblick in die heutige Arbeit der Börde- tigte aus ganz verschiedenen Bereichen zu Wort kommen Werkstätten und der Hellweg-Werkstätten. Dies wollen zu lassen. Einige der Beschäftigten haben Sie vielleicht wir jedoch auf eine besondere Weise tun. Wir lassen fast schon kennen gelernt. Andere arbeiten erst seit kurzer Zeit ausschließlich unsere Beschäftigten zu Wort kommen. Sie bei uns und absolvieren den Berufsbildungsbereich. erhalten damit einige Original-Töne aus der Arbeit und dem Leben der beiden Werkstätten. Wir wünschen Ihnen daher viel Freude bei den O-Tönen aus den Börde- und Hellweg-Werkstätten. Die Beschäftigten berichten von ihren ganz persönlichen Sichtweisen, von ihren Wünschen und Erfahrungen wäh- PerthesPost 1/2016 7
Blickpunkt J Die Werkstätten Der Arbeitsbereich „Metallbearbeitung“ in den Börde-Werkstätten Unser Dienstleistungsangebot in unterschiedlichsten Be- terialen durch verschiedene Bearbeitungsverfahren, wie reichen (unter anderemVerpackung, Konfektionierung, Bohren, Gewinde schneiden, Stanzen und Fräsen an einem Holzbearbeitung, Garten- und Landschaftspflege) sowohl computergesteuerten CNC-Fräszentrum, zu hochpräzisen für interne Kunden (Menschen mit Behinderung) als auch Bauteilen werden, die im Anlagen- beziehungsweise Fahr- für externe Kunden (Auftrags- und Firmenkunden) lässt sich zeugbau Verwendung finden. exemplarisch am Bereich Metallbearbeitung darstellen. Die Arbeitsangebote und -plätze werden den individuellen Die Betreuung der dortigen Menschen mit Behinderung und Neigungen und Kompetenzen der dort Beschäftigten ange- der Arbeitsprozesse werden durch ein multiprofessionelles passt. Kontinuität und Vielseitigkeit in der Arbeit bietet allen Mitarbeiterteam und ein Qualitätsmanagement gewährlei- eine Stabilisierung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit. stet. Zwei Beschäftigte in dieser Gruppe lassen uns an den Zum einen fertigen bzw. montieren wir Baugruppen und Arbeitsvorgängen und ihren Gedanken dazu teilhaben. Die zum anderen beschäftigen wir uns mit der Bearbeitung von Interviews führte Dagmar Uka (Leitung Sozialdienst). Sie Aluminiumprofilen. Die Metall/ Aluminiumbearbeitung ist beschäftigen sich mit der Arbeit, deren Qualität und der per- im Gegensatz zur Montage eine Fertigung, bei der Rohma- sönlichen Beziehung zur Arbeit in der Werkstatt. Mit Joachim Pressgut (oben) und Steven Tingay lassen uns zwei Beschäftigte aus dem Arbeitsbereich „Metallbearbei- tung“ an den Arbeitsvorgängen und ihren Gesdanken teilhaben. Wie sieht der Tagesablauf in der Arbeitsgruppe aus? Wir beginnen um 8.00 Uhr mit der Arbeit. Erst findet immer eine Besprechung mit den Gruppenleitern statt. Die sagen uns dann, wel- che Arbeit an dem Tag erledigt werden muss und teilen die Arbeit zu. Die Gruppenleiter achten darauf, was die Mitarbeiter in der Gruppe können. Manche Arbeiten sind sehr kompliziert und umfangreich. Da muss man schon Geschick und Wissen haben. Die Frühstückspause dauert von 9.30 bis 9.45 Uhr. Raucherpausen gibt es auch, aber immer nur eine Zigarettenlänge. Bei eiligen Aufträ- gen verschieben wir unsere Pausen so, dass die Maschinen immer be- setzt sind. Die Mittagspause geht von 12.00 bis 12.30 Uhr. Um 16.00 Uhr gehen wir nach Hause. 8 PerthesPost 1/2016
Blickpunkt J Die Werkstätten Seit wann sind Sie in der Gruppe „Metallbearbeitung“? Was bedeutet „Arbeit“ überhaupt für Sie? Pressgut: Seit 1994. Ich habe schon im Berufsbil- Pressgut: Arbeit haben bedeutet, nicht von Hartz IV dungsbereich ein Praktikum dort gemacht und leben, zu Hause oder auf der Straße zu hocken wollte sofort da bleiben. und eigenes Geld zu verdienen. Ich kann Verpflich- Tingay: Seit 2009. Vorher war ich in der allgemei- tungen nachkommen und ein normales Leben füh- nen Montage. ren. Wenn ich mal Rentner bin, werde ich immer noch etwas arbeiten. Außerdem bekomme ich hier Mit welchen Arbeitsabläufen erledigen Sie Ihre Aufträge? nach 20 Jahren die EU-Rente. Ich mache Urlaub Wir sägen, bohren, senken und fräsen mit Werk- und komme gut gelaunt wieder zur Arbeit. zeugen und an Maschinen. Tingay: Das man was zu tun hat. Man hat Kollegen, Wie wichtig ist die Sicherheit bei der Arbeit? mit denen man sich gut versteht und man hat auch Jeder in diesem Bereich muss Sicherheitsschuhe, seine Ruhe. Mir macht es richtig viel Spaß, an der Hörschutz und Schutzbrillen tragen. Wenn man Säge zu stehen. die braucht, auch Handschuhe. Man kann sich an den Materialien schneiden und Splitter in die Haut Was bedeutet „Arbeiten in einer Werkstatt für Men- bekommen. Wir werden immer wieder geschult schen mit Behinderung“ für Sie? und bei neuen Arbeiten erklärt der Gruppenleiter, Pressgut: Ich musste mich erst daran gewöhnen. was passieren kann, wenn man nicht ordentlich Ich war erst im Berufsbildungszentrum. Das habe arbeitet. ich nicht geschafft, weil ich lernbehindert bin. Am Anfang wollte ich mit den Behinderten hier nichts zu Das Material ist oft sehr empfindlich. Es darf auf tun haben. Dann habe ich gelernt, dass es viele Arten keinen Fall hinfallen. Das wird dann auch sehr teu- von Behinderung gibt und ich ja auch eine habe. er. Man muss immer sauber und sehr genau arbei- Heute achte ich mit darauf, wenn schwache Leute ten. Die Vorrichtungen müssen immer sauber sein. Hilfe brauchen. Ich bin aufmerksam. Jetzt ist es nicht Nicht ein Span darf zwischen dem Material und der mehr so schlimm, weil ich mich daran gewöhnt habe. Vorrichtung liegen, sonst stimmen die Maße nicht. Es geht um Millimeterarbeit. Ich kann trotzdem Arbeiten schnell und gut verstehen. Ich habe ein Praktikum bei A.T.U. im Man muss Respekt vor der Maschine haben. Die Hochregallager in Werl gemacht. Das war nicht Einrichtung der Maschinen machen immer die Grup- schlecht, aber ich war überfordert. Alles war zu penleiter. Dafür braucht man die richtige Ausbildung. groß, zu schnell und viel Kraft war erforderlich. Ich Keiner darf am Arbeitsplatz etwas trinken oder essen. kann auch nicht mit Geld umgehen. Da brauche ich Da kann das Material auch verunreinigt werden. immer Unterstützung. Wie sieht das mit der Qualität aus? Die Arbeit hier gefällt mir gut, aber ich möchte gern Bevor das Material verarbeitet wird, gibt es eine auch mal im Austausch arbeiten, am liebsten mit Freigabe durch die Gruppenleiter. Vorher dürfen Holz. Herr Bennemann (Fachkraft für Übergangs- wir das Material nicht „anfassen“. An jeder Ma- förderung) wird mir helfen. In der Klevinghaus- schine arbeiten immer zwei Mitarbeiter, einer Werkstatt in Soest gibt es eine große Schreinerei. kontrolliert die Qualität. Er misst auch, ob beim Da kann ich vielleicht ein Praktikum machen. Sägen die Längen stimmen, mit einer Schieblehre. Mit Druckluft wird jedes Teil noch einmal sauber Tingay: Ich kann hier so sein, wie ich bin, ich gepustet. Dazu gehört auch, dass die bearbeiteten komme zur Ruhe. Ich habe auch eine Behinderung. Teile ordentlich in Gitterboxen gepackt und gezählt Hier ist das egal. Es gefällt mir sehr gut und ich werden. Die Maschinen. werden regelmäßig gewar- komme mit den Kollegen gut aus. Ich habe immer tet, gesäubert und gepflegt. was zu tun. PerthesPost 1/2016 9
Blickpunkt J Die Werkstätten V. l. n. r: Julia Wienecke, Den- nis Roßmann, Patricia Glane- mann und Was ist Ihnen hier noch wichtig? Marina Klinge, Für beide ist es sehr wichtig, dass sie bei Problemen die allesamt immer die Möglichkeit haben, mit ihrem Gruppen- anMaßnahmen leiter zu sprechen und Hilfe zu bekommen. im Berufsbil- dungsbereich Pressgut: Toll finde ich auch, dass wir einmal im der Hellweg- Jahr einen Gruppenausflug machen als Aner- Werkstätten kennung für unsere Arbeit. Das Ziel suchen wir teilnehmen. gemeinsam aus. Der Berufsbildungsbereich der Hellweg-Werkstätten Ende 2015 nehmen 117 Personen Beschäftigung im Arbeitsbereich Um dem Leser einen Eindruck mit unterschiedlichen Behinde- der Werkstätten oder auf dem all- aus erster Hand zu vermitteln, rungen an einer Maßnahme im gemeinen Arbeitsmarkt möglich haben wir vier Teilnehmende zentralen Berufsbildungsbereich ist. Angeleitet und unterstützt aus unterschiedlichen Fachbe- im Betriebsteil „Martin Luther werden sie dabei von einem reichen gebeten, uns an ihren King“ teil. multiprofessionellen Team aus Erfahrungen im Berufsbildungs- Handwerkern mit sonderpäda- bereich der Werkstatt teilhaben Ziel unserer Arbeit ist es, die gogischer Zusatzausbildung, zu lassen. Teilnehmerinnen und Teilneh- Fachkräften für Arbeits- und Be- mer in ihrer Leistungsfähigkeit rufsförderung, Ergotherapeuten, Die Interviews mit den Teil- und im Bereich ihrer Persön- Erziehern, Heilerziehungspfle- nehmenden führte Sina Wessel lichkeitsentwicklung so weit gern, Heilpädagogen, Sozialpäda- (Mitarbeiterin im Sozialdienst). zu fördern, dass eine geeignete gogen und Sozialarbeitern. Was hast du schulisch oder beruflich vor der Aufnahme gemacht? Also ich habe erst mal meine Schule zu Ende ge- macht. Ich weiß nicht wie die Schule heißt, ach ja Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Heil, da war ich nur ein Jahr drauf, also Abschlussklasse. Dann habe ich gar nichts gemacht, sondern gekämpft, um in die Werkstatt zu kommen. Also ganz viele Zettel ausgefüllt und dann hat das zwei Jahre gedauert, bis ich hier reingekommen bin. Seit wann arbeitest du in den Hellweg-Werkstätten und warum hast du diesen Fachbereich ausgewählt? Patricia Glanemann ist 21 Jahre alt und Ich glaube am 03.03. bin ich hier reingekommen … nimmt an der beruflichen Bildung im 2013, glaube ich, oder 2014? Da bin ich ja noch in Fachbereich „Verpackung und Kon- den alten Berufsbildungsbereich reingekommen. fektionierung“ teil. In ihrer Freizeit trifft Für den Fachbereich Verpackung und Konfektio- Patricia sich gerne mit Freunden, geht nierung habe ich mich entschieden, weil das meine schwimmen oder spazieren. Außer- dem faulenzt sie gerne. 10 PerthesPost 1/2016
Blickpunkt J Die Werkstätten Lieblingsbeschäftigung ist, weil dert werden. Bei arbeitsbeglei- Was kann noch verbessert werden? ich da viele neue Sachen kennen tenden Angeboten von Manuela* In der Gruppe würde ich sagen, lernen kann. Das Interessante ist, zum Beispiel. Ruhiger arbeiten dass das mehr ruhiger wird und dass ich Arbeitsschritte lernen muss ich noch lernen und mich wir nicht mehr so viel reden. kann und dass ich mich verbes- konzentrieren. Ansonsten habe ich da echt keine sern kann. *Manuela Laßen, Pädagogische Idee … Fachkraft Wie sieht denn ein Tagesablauf in Verrätst du uns deinen allergrößten eurer Gruppe aus? Welche Tätigkeiten machst du Wunsch? Um 08:00 Uhr bzw. um 07:45 besonders gerne? Dass ich meine Beziehung behal- Uhr bin ich meistens hier. Dann Diese Tackermaschine, die wir ten kann, also dass das lange hält warten wir bis acht Uhr ist, dann von Detlef hatten, da bin ich auch und dass ich selbständig werde. bleiben wir bzw. setzen wir uns gerne dran, wo wir die Spieße Dass ich selbständig arbeiten an den Gruppentisch. Dann reintun und dann tackern. Ich kann und von A nach B hinkom- wird besprochen was wir heute arbeite lieber alleine, damit ich men kann. machen. Arbeitsschritte und so. meine Ruhe habe und mich Dann arbeiten wir bis zur Pause, besser konzentrieren kann. In Wie sieht es in Wirklichkeit aus? dann habe ich Pause, danach der Gruppe bin ich immer nervös Das ich jetzt hinarbeite, dass ich weiterarbeiten … Arbeitsaufträge und stehe unter Strom. selbständig mit dem Bus fahren oder so weitermachen. kann. Was heißt für dich Gemeinschaft Was konntest du schon erlernen in und wo erlebst du sie hier? Was möchtest du abschließend noch diesem Fachbereich? Dass wir als Team miteinander erwähnen? Also ich habe Bleche kennenge- arbeiten. Dass wir Pausen auch Ich fühle mich eigentlich richtig lernt, Abzählen von Blechen mei- so miteinander verbringen und pudelwohl hier in der Werkstatt. ne ich, dann Spieße abzählen, dass wir Spaß haben. In der Und dass die anderen Leute echt die haben wir auch verpackt zu Gruppe haben wir meistens mal hier hinkommen und sich 50. Dann haben wir Schaltungen immer Spaß und in den Pausen die Werkstatt angucken sollen. gemacht, da mussten wir immer geht man auch mal seinen Weg Weil, o.k. das ist hier anstren- Dichtungen reinmachen. Dann und trifft Freunde aus anderen gend aber die anderen Prakti- haben wir die kreativen Sachen Gruppen. Am Freizeitnachmit- kanten oder Schüler sollen sich gemacht, z. B. Weihnachtsmann tag, dass man zusammen was das mal angucken, weil ganz und Luigi und Mario haben wir macht so Angebote wo man zu- viele gegen uns sind, wegen un- aufgezeichnet und ausgesägt, sammen sitzt und zum Beispiel serer Behinderung und die sollen dann haben wir die geschliffen Spiele spielt. sich ein eigenes Bild machen und dann haben wir die an- von uns. Dann sehen sie selber gemalt. Wie man die Kartons Was war bisher das schönste Erleb- wie Leute mit Schwächen oder faltet, welche Maße die haben nis in diesem Fachbereich bzw. in im Rollstuhl auch selbständig habe ich gelernt, und wie wir die der Werkstatt? arbeiten können! schließen sollen bzw. umklappen Dass ich mich verbessert habe, sollen. also dass ich mich positiv verbes- Vielen lieben Dank für deine inte- sert habe würde ich sagen. Elke ressanten Antworten, liebe Patricia! Was möchtest oder musst du noch hat mir das gesagt, dass ich mich lernen? positiv entwickelt habe, das war Eigentlich nichts. Oder? Genau: das schönste Erlebnis. mit anderen Materialien arbeiten und in Mathe möchte ich geför- PerthesPost 1/2016 11
Blickpunkt J Die Werkstätten Berufsbildungsbereich Der Fachbereich „Schlosserei“ Was möchtest du als nächstes lernen? Weiß ich nicht. Außer in der Gruppe zu bleiben. Ich möchte bis zur Rente an der Bohrmaschine sit- zen. Arbeiten mit Holz und was zu bauen mit Holz und das Training mit den Hubwagen. Welche Arbeit macht dir denn am meisten Spaß? An der HG6 zu sitzen. Das ist da, wo man die Ge- winde bohren muss und ich arbeite lieber im Team als alleine. Wo erlebst du Gemeinschaft besonders? In meiner Gruppe zum Beispiel. Wenn wir Aufträge haben. Oder mit meinem Freund in der Werkstatt, Im Fachbereich „Schlosserei“ treffen wir auf mit Julian. Oder beim Sport und beim Tischtennis. Marina Klinge. Sie ist 19 Jahre alt, trifft sich in ihrer Freizeit gerne mit Freundinnen, puzzelt oder be- Gibt es ein schönstes Erlebnis hier für dich? schäftigt sich am PC. Dass ich hier reingekommen bin in die Werkstatt. Die Werkstatt ist voll wunderschön hier. Dass ich neue Freunde gefunden habe. Und neue Mitarbei- ter, die mit mir arbeiten. Seit wann arbeitest du in den Hellweg-Werkstätten und was hast du vorher gemacht? Was können wir noch besser machen? Ich war in der Schule und habe eine Woche bei Die Lautstärke, vor allem wenn die Bohrmaschinen Netto ein Praktikum gemacht. Eine Woche und nie laufen. Die könnten ein bisschen leiser sein. wieder, weil ich nur Kartons zerrissen habe. Hast du für dich einen größten Wunsch? Du hast dich für die „Schlosserei“ entschieden, was Ja, dass ich gesund bleibe und dass ich hier in der daran ist das Interessante für dich? Werkstatt bleibe. Weil da ganz viele Bohrmaschinen sind. Und weil ich bei Roland in der Gruppe sein wollte. Wie geht es für dich weiter? Ich ziehe bald in eine Wohngruppe. Ich denke mal Wie verläuft denn so ein Arbeitstag in der Gruppe? nach Dülmen. Die Kaffeerunde. Und dann wird an die Maschinen aufgeteilt, also wer wo arbeitet. Und dann ist Früh- Was möchtest du noch erwähnen? stückspause und dann wird weiter gearbeitet bis zur Also die Werkstatt ist wunderschön. Weil alle nett Mittagspause. Dann wird wieder gearbeitet bis zur sind. Weil die Gruppenleiter so nett sind. Weil ich Kaffeepause und dann wird noch ein bisschen ge- hier schon so viel gelernt habe. arbeitet und dann wird aufgeräumt. Dienstags habe ich auch immer Tischtennis bei Christiane. Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten, liebe Marina! Was konntest du schon alles erlernen in diesem Fachbe- reich? An Bohrmaschinen arbeiten, mit anderen Men- schen umgehen, Gruppenleiter kennengelernt und das war es so. 12 PerthesPost 1/2016
Blickpunkt J Die Werkstätten Berufsbildungsbereich Der Fachbereich „Textil- und Hauswirtschaft“ gerne Herzen. Und mit Lukas mit dem Basteln oder bei der Disco. Arbeitest Du denn eher alleine oder mit anderen? Ich arbeite gerne mal alleine, aber auch gerne im Team mit Freunden und so. Welche Ideen hast du noch für deine Arbeit? Dass ich gut nähen kann. Das Nähen mit einer Nadel – mit einer Nähmaschine kann ich nicht. Was war das schönste Erlebnis hier für dich? Mitarbeiten und das gut Zuhören. Ebenfalls 19 Jahre alt ist Julia Wienecke, die im Und mit den anderen? Fachbereich „Textil und Hauswirtschaft“ an der Wo wir da spazieren waren, da sind wir Richtung beruflichen Bildung teilnimmt. Julia hat viele Hob- Feld gegangen. Da sind wir bei dem alten Friedhof bys, denen sie nachgeht. Dazu gehören Tanzen, rausgekommen, wo Anja das Auto stehen hat. Das Schwimmen und Tennis spielen mit ihrer Mutter. Auto mit dem Wolf drauf. Und mit Andre, dass ich Besonders gerne spielt sie auch mit dem Hund mit ihm immer abhänge und das Tanzen mit Chris- ihres Onkels. tiane und die Freizeitnachmittage! Was kann denn noch besser werden? Warum hast du dich für diesen Bereich entschieden? Mit Jessica auch noch ein bisschen abhängen. Weil ich gut Wäsche waschen kann und weil ich da viele Freunde finde! Verrätst du uns deinen allergrößten Wunsch? Ich glaube, ich weiß es schon. Nach Berlin zu Wie läuft so ein Tag bei euch in der Gruppe ab? fahren. Zu meiner Fernsehserie. Berlin Tag und Ich muss zur Gruppenleiterin gehen und guten Nacht. Morgen sagen! Dann machen wir Kaffee und Tee. Dann gehen wir Richtung Arbeit, so wie Wäsche Und welchen Wunsch hast du in der Werkstatt? waschen oder Sachen wegbringen, zum Beispiel Bei Anja* und Doris* auch in der Gruppe zu blei- einräumen. Dann gibt es um halb zehn Frühstück. ben. Dann wieder arbeiten, dann gibt es Mittagessen und dann noch eine Kaffeepause. Heißt das, dass du dich hier wohl fühlst? Ja! Was hast du denn schon gelernt und was möchtest du noch erlernen? Was möchtest du abschließend noch sagen? Wäsche machen, kochen und backen und nähen. Da muss ich überlegen ... Ja, dass es gut ist in der *Anja Sippel, Dass ich noch besser Wäsche waschen kann und Werkstatt und dass ich Andre wieder sehen kann. Doris Reimann, dass ich noch ruhiger werden kann. Gruppenlei- Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten, terinnen im Welche Tätigkeiten machen dir besonders viel Spaß? liebe Julia! Berufsbildungs- Musik hören. Nein, ich meine nähen. Ich nähe bereich PerthesPost 1/2016 13
Blickpunkt J Die Werkstätten Der Fachbereich „Elektromontage“ Wie läuft denn so ein typischer Tag in eurem Bereich? In der Regel ist es so, dass wir um 08:00 Uhr auf der Arbeit ankommen. Entweder wir haben unsere Arbeit und gehen sofort daran oder klären dann halt ab, wer dann halt welche Arbeit macht. Wir erledigen selbständig unsere Arbeit in der Grup- pe. Der Gruppenleiter hilft dann, wenn jemand Unterstützung benötigt. Bei uns ist es einfach aber auch so, dass wir uns auch selbständig untereinan- der helfen. Wir haben auch ein paar Leute im Chor. Ich selbst war zum Beispiel bei Christiane beim Tischtennis. Jeder kann auch arbeitsbegleitende Maßnahmen machen. Ich gehe immer am Dienstag um 14:00 Uhr da hin. Wir lernen da zum Beispiel Dennis Roßmann ist 24 Jahre alt und ist im Fach- auch untereinander klar zu kommen, auch wenn bereich „Elektromontage“ tätig. In seiner Freizeit man sich manchmal nicht mag. unternimmt er Ausflüge, geht spazieren oder fährt mit dem Fahrrad. Früher hat er sich bei den Pfad- Welche Angebote gibt es in der Werkstatt noch? findern und dem THW engagiert. Wir gehen beispielsweise einkaufen für den Kiosk und letztens haben wir die Arbeitssicherheit gehabt. Dann haben wir auch solche Aufgaben wo wir was Was hast du gemacht bevor du in die Werkstatt gekom- für die Werkstatt machen, wie die Krippe bauen men bist? oder Stühle reparieren. Also, ich habe erst drei Jahre bei der AWO gearbei- tet als Möbelpacker, bei DASDIES und bin dann zu Was konntest du schon alles erlernen in diesem Fachbe- einer Maßnahme gegangen in Bergkamen. Das war reich? nicht die RAG oder TÜV-Nord, sondern das andere, Ähm, eigentlich war sehr viel neu für mich. Die wo ich gerade nicht auf den Namen komme. Das Adern mit den Endhülsen zum Beispiel drauf musste ich von der ARGE machen, das war so ein machen. Die anderen Kabel mit den Köpfen drauf Bewerbungstraining. Ach ja bei der TBZ in Berg- machen habe ich vorher noch nie gesehen oder kamen, aber das habe ich abgebrochen, weil ich gemacht – die Pressen (Werkzeuge) waren für psychisch nicht klar kam. Ich habe durch meine mich auch neu. Holzarbeiten habe ich ja schon Ausbildung meinen Hauptschulabschluss nach mal gemacht. Die Kunststoffdinger habe ich vorher Klasse 9 nachgemacht. Also ohne Englisch. auch noch nie gesehen, das sind die Dinger für die Dichtungen. Ich habe viele Tätigkeiten erlernt und Aus welchen Gründen hast du dich für diesen Bereich durfte an vielen Maschinen schon arbeiten die ich entschieden? in der Werkstatt gesehen habe. Am liebsten mache Weil ich mich sehr begeistere für Elektronik und ich halt den Kabeln die Köpfe draufzupressen und man kann sehr viel Neues lernen im Elektrobereich. das sogar sehr gerne in Teamarbeit. Im Metallbereich zum Beispiel habe ich meine Ausbildung gehabt, das hat mir nicht so viel Spaß Das ist ja schon eine Menge. Welche Arbeiten möchtest gemacht. Weil ich ja nur immer eine Sache hatte. du weiterhin kennenlernen? In der Elektromontage machen wir sehr viel mehr, Da fällt mir eigentlich gar nichts ein. Im Elektro- immer etwas Neues. bereich würde ich vielleicht noch gerne am PC 14 PerthesPost 1/2016
Blickpunkt J Die Werkstätten arbeiten. Ich wüsste momentan nicht, was ich noch tarrenunterricht. Da wäre ich gerne drin. Komme lernen müsste? Also, dass wir noch ein bisschen aber momentan nicht rein, weil es immer heißt, es mehr Elektronik reinnehmen, zum Beispiel auch macht nur eine Person und die Gruppe ist voll. Und mit Lichtern. Dass das alles mit reingenommen die können alle schon spielen. wird, das gehört ja auch zur Elektronik. Oder auch, dass wir lernen wie eine Steckdose von innen aus- Welche Ziele hast du für deine Zukunft? sieht. Ich wäre gerne tatsächlich beruflich wieder so fit, auf die Beine zu kommen, dass ich den ersten An welchen Stellen erlebst du in der Werkstatt Gemein- Markt wieder rein könnte. Privat wünsche ich mir schaft? eigentlich tatsächlich, dass ich meine eigene kleine Das sehe ich in Bereichen wie bei mir in der Grup- Familie haben könnte. pe oder im Metallbereich. Gemeinschaft heißt für mich z. B. dass man nicht die Leute im Stich lässt, Aktuell geht es mir gesundheitlich aber noch nicht sondern dass es heißt: Ich brauche Hilfe – ich helfe so gut, dass ich sagen könnte, dass ich auf dem Dir. ersten Arbeitsmarkt schon wieder arbeiten gehen könnte. Privat habe ich noch nicht meine eigene Das erlebe ich eigentlich in jedem Bereich, in der kleine Familie, trotzdem bin ich stolz auf die Fami- Näherei, in der Küche ist es groß, selbst obwohl ich lie, die ich habe. im Gartenbereich nichts zu tun habe bekomme ich das mit. Gemeinschaft heißt für mich, dass man zu- Möchtest du abschließend noch etwas erwähnen? sammen Spaß hat und gemeinsam Entscheidungen Bevor ich in die Werkstatt gekommen bin hatte trifft. ich ein wirklich schlechtes Bild von der Werkstatt gehabt und als ich reingekommen bin, ist schon Was war das schönste Erlebnis in diesem Fachbereich? ein schönes Gefühl – nicht so wie man sich das Ein Erlebnis? Allerschönstes? Wo ich die Krippe vorstellt – sondern viel, viel besser. Ich kann allen fertig hatte – bin ich immer noch begeistert von! Leuten nur raten das auszuprobieren und hier mal reinzugehen. Was können wir noch besser machen? Beim Thema „Miteinander“ bin ich zufrieden. Was Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten, verändert werden könnte wäre das mit dem Gi- lieber Dennis! Übergangsförderung in den Börde-Werkstätten Die Übergangsförderung in den Die Mitarbeitenden der Werkstät- Hellweg-Werkstätten und fördern WfbM des Geschäftsbereiches ten stellen geeignete Kontakte die Übergangsmöglichkeiten setzt die Förderung der Arbeits- her und begleiten Beschäftigte von interessierten Beschäftigten gruppen außerhalb der Werkstatt am Einsatzort. Der Integrations- individuell. fort. Interessierte Beschäftigte fachdienst unterstützt die Über- werden im Bestreben, in einem gangsförderung durch weitere Das Gespräch führte Dirk Benne- Betrieb außerhalb des Werkstatt- Maßnahmen. Gruppenleitungen mann, Fachkraft für Übergangs- geländes zu arbeiten, intensiv und Soziale Dienste bilden förderung. gefördert. gemeinsam die Integrationsassi- stenz der Börde-Werkstätten und PerthesPost 1/2016 15
Blickpunkt J Die Werkstätten Wie haben Sie sich am Anfang auf dem Außenarbeits- platz gefühlt? Ich musste mich ganz schön umgewöhnen. Ich muss jetzt selbstständig arbeiten. Ich bin mehr auf mich allein gestellt und muss viel mehr mitdenken. In der Werkstattgruppe war das nicht so nötig. Hier bin ich allein am Ort des Geschehens und muss entscheiden wie die Arbeit getan werden muss. Ich fühle mich inzwischen bei der Arbeit genauso im Team wie in der Werkstatt, nur ist das Team nicht immer an einem Ort zusammen. Woran haben Sie besonderen Spaß bei der Arbeit? Spaß macht mir: Hecke schneiden, Maschinenar- Peter Borchert ist 26 Jahre alt und arbeitet seit beit im ganzen Garten- und Parkplatzbereich und 2007 in den Börde-Werkstätten im Betriebsteil auch das Müll aufsammeln. Da bin ich unterwegs Wichern-Werkstatt-Werl. Er war in der Gruppe und draußen an der Luft. Zu meinen Aufgaben Garten- und Landschaftspflege tätig. Seit Sommer gehört auch: im Außenbereich am Parkplatz Rasen 2014 ist Peter Borchert auf einem betriebsinte- zu mähen, Laub und Unkraut zu beseitigen – die grierten Werkstattplatz im Landesinstitut „QuaLiS“ Flächen möglichst sauber zu halten. Im Winter in Soest beschäftigt. räume ich zum Beispiel auch den Weg zur Mensa vom Schnee frei. Die Pflege der Gartengeräte und -maschinen mache ich zum Teil auch. Herr Borchert, Sie arbeiten seit Juli 2014 im „Landes- institut für Schule – QuaLiS“ in Soest. Wie ist es dazu Worin unterscheidet sich die Arbeit im QuaLiS von der gekommen? in der Werkstatt am meisten? Ich habe mich Monate vorher in der Wichern- Ein Unterschied zur Werkstatt ist, dass bei schlech- Werkstatt in Werl mit meinem Gruppenleiter und tem Wetter jede Menge Arbeit im Haus zu tun dem Sozialen Dienst über eine Arbeit außerhalb der ist. Ich helfe Seminarräume aufzuräumen oder Werkstatt unterhalten. einzurichten. Manchmal steht Müllsammeln in Büros und Zimmern an oder Räume werden neu Wie ging es dann weiter? eingerichtet. Ich bin bei allen Arbeiten im Innen- Irgendwann kam eine Stellenausschreibung für eine dienst dabei. Stelle im Außendienst hier am QuaLiS. Ich habe mich dafür interessiert, weil ich die Arbeiten auch Wie ist die Arbeitszeit im QuaLiS geregelt und wie die schon von der Gartengruppe kannte. Wir haben eine Urlaubsplanung? Bewerbung geschrieben und sie abgeschickt. Im Juli Meinen Urlaub plane ich genauso wie vorher. In der habe ich dann ein Praktikum angefangen. Gartengruppe in der Werkstatt haben wir uns auch immer abgesprochen. Das tue ich jetzt genauso. Die Das hat so einfach geklappt? Arbeitszeiten pro Tag werden über eine Stechuhr Na ja, mein Gruppenleiter war schon skeptisch. Ich festgehalten. Ich kann immer sehen, ob ich Plus- bin in der Werkstatt nicht immer so allein klar ge- oder Minusstunden habe. Es ist richtig schwer zum kommen. Im Bewerbungsgespräch im QuaLiS habe Beispiel bis 17.00 Uhr zu arbeiten. Minusstunden ich dann schnell gemerkt, dass ich da arbeiten will. nachzuarbeiten ist doppelt so schwer wie frei zu Aus den zwei Wochen Praktikum wurden dann vier. machen. Insgesamt bin ich jetzt aber ein bisschen Nach dem Sommerurlaub bin ich weiter hierhin flexibler in meiner Arbeitszeit. gegangen und bis heute hier geblieben. 16 PerthesPost 1/2016
Blickpunkt J Die Werkstätten Ich wohne in einer Wohngruppe. Meine Haus- unterhalten. Hier arbeiten wir auf gleicher Augen- dienste dort mussten verändert werden, damit ich höhe miteinander. Nur dauert der Weg zur Arbeit etwas mehr Luft nach Feierabend habe. jetzt 50 Minuten. Zur Werkstatt in Werl waren es nur 10 Minuten. Was ist sonst noch anders als bei der Arbeit in der Werkstatt? Ich habe viel Neues kennengelernt: Wie funktio- Seit ich hier arbeite, habe ich mehr Spaß an der niert ein Seminarhaus mit Übernachtungen und Arbeit. Ich bin gerne mit Leuten zusammen, die die Haustechnik in solch einem großen Gebäude. was schaffen wollen. Hier habe ich Kollegen, die freundlich sind und man kann sich mit allen gut Herr Borchert, vielen Dank für das Gespräch! Der Förder- und Betreuungsbereich der Hellweg-Werkstätten Für Menschen mit hohem Unter- situationen im Vordergrund, die Dietrich-Bonhoeffer in Unna. stützungsbedarf ist die Teilhabe mit den Beschäftigten auf deren Interviewt wurden die beiden von am Arbeitsleben oft nur schwer individuelle Wünsche und Fähig- Ute Lindemann (Mitarbeiterin zu verwirklichen. Im Förder- und keiten abgestimmt werden. im Sozialdienst). Betreuungsbereich haben wir besondere Voraussetzungen Gemeinsam mit Nadine Peters geschaffen, um diese Teilhabe und Timo Eisner geben wir hier zu ermöglichen. Im Tagesablauf Einblick in einen „typischen“ Ar- stehen tagesstrukturierende An- beitstag im Förder- und Betreu- gebote in Gruppen- und Einzel- ungsbereich des Betriebsteiles Du kommst jeden Tag aus dem Wohnheim in die Werk- statt – was bedeutet es für dich hier in der Werkstatt zu sein? Ach ich weiß – spielen oder wir könnten CD hören – Cassetten – Musik hören - das kann ich alles schon. Was könnte ich noch? – hier – trommeln – was könnte ich noch? – ach, ich weiß – draußen spazieren mit Annette – was könnte ich noch? – ah, ich weiß – spielen –ich, ich kann das gut – spielen. Was macht dir in der Werkstatt besonders viel Spaß? „Mmmh, ah ich weiß, singen und klatschen mit Annette* – trommeln kann ich auch schon. Drau- ßen spazieren mit Annette. Ach, ich weiß noch Nadine Peters ist 32 Jahre alt. Sie arbeitet im För- was – trampeln mit den Füßen mit Musik – ich hör der- und Betreuungsbereich und berichtet, was so gern CD – Schlager und Popmusik – da sing ich sie kann und womit sie sich gerne beschäftigt. mit. Singen im Chor. Rollator fahren. * Annette Margulski, Gruppenleiterin PerthesPost 1/2016 17
Blickpunkt J Die Werkstätten Was sind deine Aufgaben/Arbeiten hier in der Werk- statt? Schrauben sortieren und eintüten – mit Annette arbeiten. Basteln, ah ich weiß – malen – Spiele und Bücher – Kreise ziehen beim Malen – Puzzle spie- len – so trampeln und klatschen und singen – kann ich auch schon. Freust du dich deine Gruppe zu treffen? Ah, ich weiß – Alfred sitzt neben mir – ah, ich hab eine Idee – es gibt Suppe – ah, ich weiß, auch was zu trinken – was noch – Kuchen und Plätzchen. Du singst auch im Chor – wie gefällt dir das? Ja – Probe – das find ich cool. Auftritte – das kann ich alles schon. Lieder singen. Ach, ich hab eine Idee – trampeln mit den Füßen und klatschen. Du kommst jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit – was bedeutet es für dich hier zu sein? Ich fahr gern Bus – ich komme gern – bald hab ich Urlaub – die Gruppe – der Gruppenraum. Was sind deine Arbeiten/Aufgaben hier in der Werk- statt – was machst du hier? Altpapier wegbringen – fegen – Denise helfen – Spülmaschine ausräumen. Alles muss ich tun. Ich guck was da los ist. Rumfahren. Manchmal ist es laut – dann tut mir der Kopf weh. Freust du dich jeden Tag deine Arbeitskollegen zu treffen? Timo Eisner ist 27 Jahre alt. Er arbeitet ebenfalls im Ja die 10 Leute und die Mitarbeiter – Denise und Förder- und Betreuungsbereich und berichtet im Mandy*. Manchmal ist es laut – dann tut mir der nachfolgenden Interview über seine Tätigkeiten im Kopf weh. Verlauf des Werkstattalltags. Was macht dir besonders viel Spaß in der Werkstatt, was nicht? Das Essen und das Rumfahren mit dem Rollstuhl – das ist wichtig. Der Rollstuhl ist wieder fertig. Was war damit? – war kaputt – ja, das Fußbrett ist wieder heile. * Denise Klemm und Mandy Kalthoff, Gruppen- leiterinnen 18 PerthesPost 1/2016
Perthes-Altenhilfe Nord J Münster Westerkappeln Rheine Löhne/ L A us dem Geschäftsbereich Perthes-Altenhilfe Nord Mennighüffen Gronau Tecklenburg Bielefeld Issel- Steinfurt Nordwalde Versmold burg Münster Borken Dülmen Ahlen Bad Lippspringe Werne Hamm Lippetal Paderborn Bergkamen Kamen Soest Unna Werl Holzwickede Menden 11 stationäre Einrichtungen Sprockhövel Iserlohn Nachrodt Arnsberg 1130 Plätze Altena Neuenrade Werdohl Lüdenscheid Plettenberg Meinerzhagen Evangelisches Altenhilfezentrum Meckmannshof, Münster Seit 30 Jahren für Senioren Der Meckmannshof bietet insge- Jubiläum feiert und somit zu der samt 171 älteren Menschen mit ältesten Tagespflege Deutsch- Das Evangelische Altenhilfezentrum unterschiedlichsten Einschrän- lands zählt. Zum Angebot des Meckmannshof feierte im Oktober 2015 kungen und Hilfebedarfen ein Meckmannshofes gehören ferner Zuhause. Fünfzehn eingestreute 37 Betreute Wohnungen. Hier sein 30-jähriges Bestehen. Plätze stehen für die Kurzzeit- können ältere Menschen, die pflege bereit. Im Erdgeschoss des noch weitestgehend selbstän- Haupthauses liegt die Tages- dig sind, allein oder zu zweit pflege für 24 Gäste, die auch wohnen. in diesem Jahr ihr 30-jähriges PerthesPost 1/2016 19
Perthes-Altenhilfe Nord J Münster auch schon in Handorf Bewoh- nerin war, erinnert sich gern an die Anfangszeit des Meckmanns- hofes und erzählte augenzwin- kernd von den Ziegen im Garten und den „Zivis, die im Fischteich vorm Haupteingang gebadet wurden“. Viele Erinnerungen Der Bewohner Reinhard Ha- selmann erinnert sich, dass er selbst damals mit seinem Taxi einige Bewohner von Handorf Ein Prosit auf das Jubiläum: DieLeiterin des Geschäftsbereiches Perthes Altenhilfe Nord, Silke Beernink nach Mecklenbeck gebracht (l.) und Pflegedienstleiterin Ursula Ksciuk stießen mit den Gästen auf den Meckmannshof an. hat. Robert Salomon, ebenfalls Bewohner, wirft ein, dass ohne Im Oktober 1985 fand der letzte seine Lieferungen von Baumate- „Im Meckmannshof ist Teil des Umzuges des Alten- rial der Meckmannshof gar nicht immer viel los …!“ krankenheimes aus Handorf erst hätte gebaut werden können. nach Mecklenbeck statt. So Aber nicht nur Bewohnerinnen Das wird von vielen Menschen so manche Bewohner sprechen und Bewohner, sondern auch gesagt und geschätzt. Neben der noch heute von diesem Umzug, einige Mitarbeitende erinnerten Einzelbetreuung und den großen der mit Hilfe von zahlreichen sich an den turbulenten Einzug- Veranstaltungen des Hauses gibt Taxen bewältigt wurde. Seit dem stag und die Anfangszeit des es ein umfangreiches Wochenpro- 01.01.1999 hat das Evangelische Meckmannshofes. gramm. An warmen Sommerta- Perthes-Werk e. V. die Träger- gen finden viele Aktivitäten und schaft des Evangelischen Alten- Frau Beernink und Frau Ksciuk Veranstaltungen draußen in der hilfezentrums Meckmannshof erfreuten die Bewohner und schönen Natur des Sinnesgartens übernommen. Mitarbeiter, die seit 30 Jahren im statt. Auch bettlägerige Bewohne- Meckmannshof sind mit Pflege- rinnen und Bewohner werden auf Die Jubiläumsfestlichkeiten mitteln aus vergangenen Zeiten, Wunsch ins Freie gebracht. starteten mit einem feierlichen wie einem Stück Kernseife. Gottesdienst, den Sabine Ridder- Die Sorge um den alten Men- mann hielt. Nach einem kleinen Henrike Schütt schen, der sich der Meckmanns- Sektempfang begrüßten Silke hof widmet, ist eine interessante, Beernink (Leiterin des Geschäfts- aber auch anspruchsvolle Aufga- bereiches Perthes Altenhilfe be. 1948 begann die Arbeit des Nord) und Ursula Ksciuk (Pfle- „Evangelischen Diasporawerkes gedienstleiterin) die Teilnehmer Münsterland e. V.“ auf dem im Festsaal. Ursula Ksciuk freute zerstörten Fliegerhorst Handorf, sich bei einem Fotovortrag aus als dort viele Flüchtlinge und alten und neuen Bildern, dass Ausgebombte unter schwierigen Augenzeugen der damaligen Lebensverhältnissen auskommen Ereignisse, heute davon berich- mussten. ten können: Gertrud Kliesch, die 20 PerthesPost 1/2016
Perthes-Altenhilfe Nord J Gronau Bethesda-Seniorenzentrum, Gronau So bunt wie das Leben ... unter diesem Motto nahmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Geschäftsführerin Silke Beernink am Gronauer Karnevalsumzug teil. Tausende kostümierter Jecken säumten die Straßen und nahmen dankend die geworfenen Kamellen und andere kleine Geschenke entgegen. Einrichtungsleiter Reinhard van Loh hatte im Vorfeld mit dem Gronauer Karnevalsverein einen Wagen und die dafür benötigte Begleitung organisiert. Bereits zum vierten Mal waren die Mitarbeiter des Bethesda beim Umzug aktiv. Für alle Beteiligten steht fest: Auch im nächsten Jahr ist das Bethesda wieder „mitten drin, statt nur dabei“! Reinhard van Loh PerthesPost 1/2016 21
Perthes-Altenhilfe Nord J Burgsteinfurt Evangelisches Altenhilfezentrum, Burgsteinfurt Besuch von Bundespolitiker Jens Spahn an: Seit Inkrafttreten des Pfle- kurzfristig zu realisieren. Mit geversicherungsgesetzes 1995 Blick auf den künftigen Fach- ist der Personalschlüssel unver- kräftemangel waren sich alle ändert geblieben. Gleichzeitig Beteiligten einig, dass das Bild hat sich die Bewohnerklientel der Pflege in der Gesellschaft erheblich verändert. Die Bewoh- verbessert werden muss, damit nerInnen, die in stationären Menschen für diesen Beruf ge- Einrichtungen leben sind zum wonnen werden können. Zeitpunkt des Einzugs in der Regel hochaltrig und pflegebe- Neben angemessenen Arbeitsbe- dürftiger als vor zwanzig Jahren. dingungen und Entlohnungssy- Viele von ihnen sind demenzi- stemen gehört laut Spahn auch ell erkrankt. Bekanntermaßen die Einführung einer generalis- spielten die Themen Demenz tischen Pflegeausbildung, die und palliative Versorgung bei die Qualität des Pflegeberufs er- Inkrafttreten der Pflegeversiche- höhen soll dazu. Silke Beernink, „Gut leben in Deutschland – rung und in der Festlegung der Geschäftsbereichsleitung im Deutschland 2025“: Wie kann Personalbemessung überhaupt Ev. Perthes-Werk, forderte Jens das in der stationären und am- keine Rolle. Hinzu kommt, dass Spahn und die Politik insgesamt bulanten Altenpflege aussehen, der administrative Aufwand im dazu auf, einen aktiven Beitrag damit alte Menschen heute Bereich der Pflegedokumentati- zur Verbesserung des Bildes der on erheblich zugenommen hat. Pflege zu leisten. und in Zukunft würdevoll Eine erhebliche Zunahme an gepflegt werden und Mitarbei- pflegerischen Leistungen steht Pfarrer Guido Meyer-Wirsching tende in diesem Arbeitsfeld zu einer unveränderten Bemessung ging in diesem Zusammenhang angemessenen Bedingungen des Personalschlüssels somit darauf ein, welchen wichtigen gegenüber. Dienst gerade auch Ehrenamt- arbeiten können? liche aus der Gemeinde zur Dazu kamen Vertreter des Evan- Hier forderten alle Vertreter des Verbesserung der Lebensqualität gelischen Perthes-Werks sowie Evangelischen Perthes-Werks leisteten und wie dadurch Kirche ein Bewohner des Hauses mit eine Änderung und eine Ein- und Diakonie als gemeinsame dem aus Ahaus stammenden flussnahme des Bundes auf die Bündnispartner erkennbar CDU-Politiker und Parlamen- Länder. Heinz Knoll schilderte blieben. Fazit: Auch wenn dieses tarischen Staatssekretär beim als Bewohner seine Erfahrungen Gespräch unmittelbar keine Bundesminister der Finanzen, und unterstrich die Notwendig- konkreten Veränderungen nach Jens Spahn, im Evangelischen keit einer Veränderung, damit sich ziehen wird bleibt doch Altenhilfezentrum Burgsteinfurt dem Pflegepersonal genügend festzuhalten, dass durch den ins Gespräch. Zeit für die Betreuung der offenen, anregenden Dialog das Bewohner bleibt. Jens Spahn Verständnis zwischen Politik und Einrichtungsleiter Felix Staffehl betonte an dieser Stelle ebenfalls Alltagsrealität befördert wurde. stieß mit seiner ersten Frage einen Verbesserungsbedarf zu gleich eines der Kernprobleme sehen. Dieser sei allerdings nicht Felix Staffehl 22 PerthesPost 1/2016
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