Tiroler Umweltschutzbericht 2016 - Kurzbericht Bericht an den Tiroler Landtag - Land Tirol
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Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, Mit dem Klimaschutzabkommen von Paris im November 2015 hat sich die Staatengemeinschaft auf ambitionierte Ziele geeinigt, was die nachhaltige Gestaltung des Planeten und die Sicherung der Lebensräume für nachfolgende Generationen betrifft. Die politische Wende in vielen Staaten hat seit dem eine schwierigere Atmosphäre für Klima-, Natur- und Umweltschutz geschaffen. Ich bin deswegen sehr froh, dass wir in Tirol die Frage nach dem Beitrag der Menschen zur Gestaltung (und Verunstaltung) des natürlichen Lebensraumes nicht mehr führen müssen: Bei uns herrscht Konsens darüber, dass schonend mit Ressourcen umgegangen werden muss und dass der Schutz der Natur und Umwelt wichtig ist. In diesem Rahmen findet die Umwelt- und Naturschutzarbeit des Landes Tirol statt, die in den letzten Jahren auch verstärktes Augenmerk auf den Klimaschutz legt. Das unterstreichen wir durch intensiven Austausch und gemeinsame Projekte an den Schnittstellen von Umweltschutz, Infrastruktur und Mobilität ebenso, wie an den Schnittstellen zwischen Energiesparen, Energiegewinnung und Umweltschutz. Ich bin davon überzeugt, das im Zusammenführen dieser immer gegeneinander aufgestellten Themenbereiche viel Gemeinsames entsteht. Im Ihnen vorliegenden Bericht ist die Arbeit unserer ExpertInnen in der Landesverwaltung zusammengefasst. Ich darf Sie bitten, sich bei Nachfragen unbedingt zu melden: Sinn dieser Berichte ist Transparenz und ein Leistungsnachweis dessen, was wir im Interesse von Umwelt-, Natur- und Klimaschutz mit Steuergeldern machen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre! Ingrid Felipe
Inhaltsverzeichnis VORWORT ............................................................................... III UMWELTRECHT ...................................................................... 2 ABFALLWIRTSCHAFT ............................................................ 9 NATURSCHUTZ FACHLICH .................................................. 20 TIRIS ....................................................................................... 43 FÖRDERUNGEN / PROJEKTE .............................................. 45 BEZIRKE ................................................................................. 50 NATIONALPARK HOHE TAUERN......................................... 52 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 1
Umweltrecht Abfallrecht Auf bundesgesetzlicher Ebene hat sich im Jahr 2016 nur wenig verändert. Beim Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (AWG 2002) selbst wurde im gesamten Jahr keine Novellierung durchgeführt, insbesondere die Umsetzung der Seveso III-Richtlinie 2012/18/EU, welche bereits im Jahr 2015 einem Begutachtungsverfahren unterzogen wurde, ist nach wie vor ausständig. Im Zuge der angestrebten Verwaltungsreform wurde das Land Tirol jedoch mehrfach mit Änderungsvorschlägen betreffend das AWG 2002 befasst und hat Stellungnahmen dazu abgegeben. Selbiges gilt für das Altlastensanierungsgesetz, welches ebenfalls unverändert geblieben ist, für welches jedoch zu unterschiedlichen Vorbegutachtungsentwürfen Stellung bezogen werden musste. Auch bei den Durchführungsverordnungen zum AWG 2002 gab es nur wenige Neuerungen. Beispielsweise wurden die Verpackungsabgrenzungsverordnung mit BGBl II Nr. 29/2016, die Elektroaltgeräteverordnung mit BGBl II Nr. 71/2016 und die Deponieverordnung 2008 mit BGBl II Nr. 291/2016 novelliert. Eine erwähnenswerte Änderung (BGBl II Nr. 290/2016) hat es bei der erst mit 01.01.2016 in Kraft getretenen Recycling-Baustoffverordnung gegeben. Gegenüber der ursprünglichen Fassung dieser Verordnung wurde das Recycling von Bau- und Abbruchmaterialien wiederum erleichtert, wobei nicht sämtliche Punkte, welche im Zuge des durchgeführten Begutachtungsverfahrens seitens des Bundeslandes Tirol vorgeschlagen wurden, Berücksichtigung gefunden haben. Auf verfahrensrechtlicher Seite wurden auch im Jahr 2016 zahlreiche Verfahren nach den abfallrechtlichen Bestimmungen geführt und abgeschlossen. Auch waren Umweltinspektionen betreffend IPPC-Anlagen abzuwickeln. Ein neues Umweltinspektionsprogramm (Programm für die routinemäßigen Umweltinspektionen) für die Umweltinspektionen in den Jahren 2017 bis 2019 wurde erstellt, an das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft übermittelt und im EDM- Portal (= Elektronisches Datenmanagement des Lebensministeriums) veröffentlicht. Die laufende Datenpflege des EDM-Portals gewinnt außerdem immer mehr an Bedeutung. Zum Abfallrecht auf Landesebene ist auszuführen, dass es im Hinblick auf das Tiroler Abfallwirtschaftsgesetz und das Tiroler Abfallwirtschaftskonzept im Jahr 2016 zu keinen Änderungen gekommen ist. Allerdings wurde mit LGBl. Nr. 142/2016 eine neue Verordnung über die Ausnahme von der Verpflichtung zur Abholung biologisch verwertbarer Siedlungsabfälle 2 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
kundgemacht, welche mit 01.01.2017 in Kraft getreten ist und mehrere Gemeinden bis zum 31.12.2025 von der Abholpflicht nach § 14 TAWG ausnimmt. Naturschutzrecht In Bezug auf das Tiroler Naturschutzgesetz 2005, LGBl. Nr. 26/2005, letztmalig geändert durch das Gesetz LGBl. Nr. 87/2015 (TNSchG 2005) wurde die Phase 1 (Erarbeitung der Zielbestimmung des § 1 Abs. 1 TNSchG 2005 unter breiter externer Beteiligung) der großen Novelle des Naturschutzgesetzes abgeschlossen. Im Ergebnis hat sich bestätigt, dass das Tiroler Naturschutzgesetz ein sehr Fortschrittliches ist; derzeit wird geprüft, ob und in welchen Bereichen inhaltliche Anpassungen zweckmäßig wären. Das Ruhegebiet Zillertaler Hauptkamm wurde durch Eingliederung des Tuxer Hauptkammes um ca. 11% der Bestandsfläche auf insgesamt 42.170 ha vergrößert und als „Ruhegebiet Zillertaler und Tuxer Hauptkamm“ mit LGBl. Nr. 108/2016 neu verordnet. Mit LGBl. Nr. 109/2016 wurde das erweiterte Ruhegebiet zum „Hochgebirgsnaturpark Zillertaler Alpen“ erklärt. An der Verordnung gem. § 5 Abs. 3 TNSchG 2005, mit der Abschnitte fließender natürlicher Gewässer, welche bestimmte Voraussetzungen erfüllen, zu hochwertigen Gewässerstrecken erklärt werden sollen, wurde intensiv gearbeitet. In Bezug auf die beabsichtigte Ausweisung des derzeitigen Naturdenkmals Egelsee zum Naturschutzgebiet, im Zuge welcher auch für dieses letzte verbleibende Natura 2000-Gebiet die Erhaltungsziele festgelegt werden sollen, wurden erste positive Gespräche mit den Betroffenen geführt. Im Bereich des Naturschutzrechtes wurde im Berichtszeitraum eine Reihe von Verfahren auf Grundlage des Tiroler Naturschutzgesetzes in Verbindung mit der Naturschutzverordnung, dem Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm sowie unter Berücksichtigung der Alpenkonvention durchgeführt. Insbesondere wurden im Jahr 2016 12 Schiliftgenehmigungsverfahren (Neuanlagen, Änderungen) und 10 Verfahren für Wasserkraftwerke (Neuanlagen, Änderungen) abgeschlossen. Im Zusammenhang mit dem von der Europäischen Kommission (EK) gegen Österreich geführten Vertragsverletzungsverfahren wurden die der EK gemeldeten Gebiete „Osttiroler Gletscherflüsse Isel, Schwarzach und Kalserbach“, „Tiefer-Wald“ und „Sinesbrunn“ mit Durchführungsbeschluss der EK vom 09.12.2016 in die 10. aktualisierte Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung aufgenommen. Die juristische und fachliche Bewertung der umfangreichen in den Begutachtungsverfahren zu den Verordnungen, mit denen diese Gebiete zu Naturschutzgebieten nach dem Tiroler Naturschutzgesetz erklärt werden sollen, eingelangten Stellungnahmen erweist sich als sehr arbeitsintensiv. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 3
UVP-G 2000 Eine Novellierung des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes 2000 (UVP- G 2000) erfolgte im Berichtszeitraum nicht, wenngleich seitens der Abteilung Umweltschutz zu Gesetzesentwürfen (insbesondere zur Umsetzung der Richtlinie 2014/52/EU) Stellung bezogen wurde. Neu zur Genehmigung eingereicht wurde im Berichtsjahr das Vorhaben „Schigebietserweiterung und Zusammenschluss Pitztal-Ötztal“. Die Prüfung der Vollständigkeit der Projektsunterlagen mündete in einen Verbesserungsauftrag an die Konsenswerberin. Die Vorhaben „Ausbau Kraftwerk Kaunertal“, „Wasserkraftwerk Obere Isel“ und „Regionalkraftwerk Mittlerer Inn“ „ruhen“ nach wie vor auf Anregung der jeweiligen Antragsteller. Hinsichtlich des Vorhabens „Imst-Haiming“ behängt derzeit die Vollständigkeitsprüfung. Für das Vorhaben „Tauernbach Gruben“ wurde die Vollständigkeitsprüfung abgeschlossen und erfolgte zwischenzeitlich eine Kundmachung mittels Edikt. Zum Vorhaben „Kraftwerk Kirchbichl Erweiterung“ wurde im November die öffentliche mündliche Verhandlung durchgeführt und konnte vor kurzem (2017) der Bescheid erlassen werden. Das Vorhaben „Speicherkraftwerk Kühtai“ wurde mit Bescheid vom 24.06.2016 genehmigt. Derzeit behängt diesbezüglich ein Beschwerdeverfahren beim Bundesverwaltungsgericht. Weiters wurden das Vorhaben „Erweiterung Dolomitengolf“ mit Bescheid vom 11.01.2016 genehmigt. Der Bau des Vorhabens „Gemeinschaftskraftwerk Inn“ erfolgt weiterhin unter Begleitung durch die UVP-Behörde, wobei bereits einige Änderungsverfahren durchgeführt wurden. Luftreinhalterecht I. Maßnahmenprogramm gemäß § 9a Immissionsschutzgesetz- Luft – IG-L – Fertigstellung 2016: In Tirol wurden und werden, obwohl bis dato umfangreiche Maßnahmen gesetzt wurden, der im IG-L festgelegte Grenzwert für NO2 samt Toleranzmarge von 35 µg/m³ als auch der seit der IG-L Novelle 2010 für die Maßnahmenplanung maßgebliche EU-Grenzwert von 40 µg/m³ überschritten. Die vorliegenden Studien zeigen, dass die zu den Grenzwertüberschreitungen führenden Emissionen zu einem überwiegenden Teil (zumeist 60 bis 70 %, an einzelnen Standorten bis zu 95 %) aus dem Verkehrsbereich stammen. Entscheidend für die Grenzwertüberschreitungen sind neben den angeführten Emissionen vor allem auch die ungünstigen Ausbreitungsbedingungen für Luftschadstoffe in den Tallagen (häufige Inversionswetterlagen und niedrige Windgeschwindigkeiten). In dem im Berichtszeitraum fertiggestellten und am 02.05.2016 beschlossenen Maßnahmenprogramm gemäß § 9a IG-L für das Bundesland Tirol werden unter Berücksichtigung der aktuellsten verfügbaren Daten zum Verkehr, der aktuellen Regelwerke zum Emissionsverhalten der Kraftfahrzeuge, der neuesten Immissionsdaten sowie auf Grund einer 4 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
aktualisierten Fachstudie über mögliche Entwicklungsszenarien der Luftbelastung und ihrer Beeinflussbarkeit durch hoheitliches und privatwirtschaftliches Handeln, die bereits im geltenden Programm enthaltenen Luftreinhaltemaßnahmen angepasst und erforderliche zusätzliche Maßnahmen vorgesehen. Im Hinblick auf die unionsrechtliche Verpflichtung, bei Nichteinhaltung der Grenzwerte nach Ablauf der durch die Richtlinie 2008/50/EG vorgegebenen Fristen durch geeignete Maßnahmen für eine möglichst rasche Einhaltung der vorgegebenen Luftqualitätsziele zu sorgen, sieht das gegenständliche Programm insbesondere auch kurzfristig wirksam werdende Verkehrsmaßnahmen vor. Im Berichtszeitraum sind folgende Verkehrsmaßnahmen in Kraft getreten: 1. Sektorales Fahrverbot (Verordnung des Landeshauptmannes vom 18.05.2016, LGBl. Nr. 44/2016, geändert durch die Verordnung LGBl. Nr. 115/2016): Seit dem 01.11.2016 ist auf einem Teilabschnitt der A12 Inntalautobahn (Straßenkilometer 6,35 im Gemeindegebiet von Langkampfen und Straßenkilometer 72,00 im Gemeindegebiet von Ampass, in beiden Fahrtrichtungen) der Transport bestimmter Güter mit Schwerfahrzeugen (Lastkraftwagen und Sattelkraftfahrzeuge mit einer höchst zulässigen Gesamtmasse von jeweils mehr als 7,5 t, Lastkraftwagen mit Anhänger, bei denen die Summe der höchsten zulässigen Gesamtmassen beider Fahrzeuge mehr als 7,5 t beträgt) verboten. Von diesem Fahrverbot sind unter anderem Fahrten mit Schwerfahrzeugen der Euroklasse V bis 30.04.2017 und Fahrten mit LKW’s der Euroklasse VI unbefristet ausgenommen. Ebenso nicht betroffen ist der regionale Kurzstrecken- und Verteilerverkehr, wobei in die betreffende Ausnahmeregelung auch italienische und deutsche Verwaltungsbezirke einbezogen sind. Durch die befristete Ausnahme von Schwerfahrzeugen der Euroklasse V und der unbefristeten Ausnahme für Schwerfahrzeuge der Euroklasse VI wird einerseits der Wirtschaft nochmals zusätzlich Zeit für die Umstellung der Transportlogistik eingeräumt und andererseits der regelmäßigen Forderung der Europäischen Kommission Rechnung getragen, Fahrzeuge der modernsten Emissionstechnologie von Fahrverboten auszunehmen. Durch die befristete Ausnahme für Schwerfahrzeuge der Klasse Euro V ergibt sich zwar ein anderer Verlauf der Belastungskurve, mit auslaufender Ausnahme kann der in diesem Verbot gelegene in der Maßnahmenplanung des Landes veranschlagte Reduktionseffekt jedoch lukriert werden. Was die Ausnahme für Schwerfahrzeuge der Klasse Euro VI anlangt, ergeben sich trotz der geringeren Zahl verlagerbarer Fahrten dennoch signifikante Reduktionseffekte. Die Maßnahmenwirksamkeit nimmt zwar auf Grund der im Wirtschaftsprozess regelmäßig stattfindenden TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 5
Flottenerneuerung sukzessive ab, als positiver Effekt verbleibt aber die mit der Ausnahmeregelung verbundene Forcierung der Flottenerneuerung der entscheidende Bedeutung für die Einhaltung der NO2 Immissionsgrenzwerte in den Tiroler Belastungsgebieten zukommt. Gleichwohl verpflichtet das Unionsrecht die Mitgliedsstaaten zur raschestmöglichen Einhaltung der Luftschadstoffgrenzwerte. Die Maßnahmenplanung im erwähnten NO2-Programm nach § 9a IG-L für das Bundesland Tirol, deren Bestandteil das Sektorale Fahrverbot ist, ist darauf ausgerichtet, eine Einhaltung des Grenzwertes im Jahr 2020 sicherzustellen. Ausgehend davon wird die Wirksamkeit des Sektoralen Fahrverbots im Jahr 2018 – fachlich fundiert, auf der Grundlage objektiver und nachvollziehbarer Kriterien – zu evaluieren sein, um allfällige Anpassungen, die sich für die Zielerreichung als notwendig erweisen, rechtzeitig vorbereiten zu können. 2. Fahrverbote für schadstoffreiche Schwerfahrzeuge (Verordnung des Landeshauptmannes vom 18.05.2016, LGBl. Nr. 43/2016): Im Berichtszeitraum wurden weiters Fahrverbote für schadstoffreiche Schwerfahrzeuge verordnet. Die Euroklassenfahrverbote gelten auf einem Teilabschnitt der A12 Inntalautobahn zwischen Straßenkilometer 6,35 im Gemeindegebiet von Langkampfen und Straßenkilometer 90,00 im Gemeindegebiet von Zirl, und zwar in beiden Fahrtrichtungen. Derzeit sind vom Fahrverbot Fahrten mit Schwerfahrzeugen der Euroklasse 0, I und II umfasst. Die gegenständliche Verordnung sieht eine stufenweise Verschärfung vor. Ab 31.12.2017 gilt das Fahrverbot für Schwerfahrzeuge der Euroklassen 0, I, II und III, mit befristeter Ausnahme der Fahrzeuge der Euroklasse III (Solo-LKW) bis 31.12.2019 sofern sie im Kurzstrecken- oder Verteilerverkehr eingesetzt werden. Ab 31.12.2022 gilt das Fahrverbot für Schwerfahrzeuge der Euroklassen 0, I, II, III und IV. Der direkte lufthygienische Effekt der stufenweisen Verschärfung der Fahrverbote besteht darin, dass Restbestände an alten Fahrzeugen aus der in den Sanierungsgebieten eingesetzten Fahrzeugflotte eliminiert werden. Dieser lufthygienische Effekt ist umso größer, je mehr Fahrzeuge der betroffenen Abgasklasse im Zeitpunkt des Wirksamwerden des Fahrverbotes noch in Verwendung stehen. Weiters ist der indirekte Effekt dieser Maßnahme zu beachten, nämlich die damit forcierte rasche Erneuerung der Fahrzeugflotte. Im Hinblick auf die laut dem vorgesehenen Stufenplan in zwei bis dreijährigen Zeitabständen wirksam werdenden Verschärfungen der Fahrverbote kann erwartet werden, dass die aus dem Fuhrpark ausgeschiedenen älteren Fahrzeuge durch solche mit moderner Emissionstechnologie ersetzt werden. 6 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
II. Projekt „Richtig heizen mit Holz“ Das Projekt „Richtig heizen mit Holz“ wird auf Initiative des Landes von der Energie Tirol und dem Klimabündnis Tirol in Kooperation mit den Gemeinden sowie mit Unterstützung durch die Innung der RauchfangkehrerInnen bereits seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt. Im Berichtszeitraum wurde von der Landesregierung, aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen und den Kooperationen mit den Projektpartnern, ein Ausbau des Projektes für die Heizperiode 2016/2017 beschlossen. Ziel des Informationsschwerpunktes ist nach wie vor die Reduktion der Feinstaubemissionen aus falsch betriebenen Holzfeuerungsanlagen. Auf Grund der Erfahrungen der vergangenen Jahre wird neben dem bisherigen Angebot die neue Zielgruppe der SeniorInnen intensiv angesprochen, um aktuelle, themennahe Bereiche miteinander zu verknüpfen. Auf Grund der neuen Zusammensetzung der Gemeinderäte in vielen Gemeinden werden die Runden Tische mit den dazugehörigen Pressegesprächen wieder forciert. Der bereits in den vergangenen 2 Jahren eingeschlagene und weiterentwickelte Weg, mit den Gemeinden eine intensive Kommunikation aufzubauen, hat sich trotz hohem Aufwand als äußerst erfolgreich erwiesen. Es hat sich herausgestellt, dass der persönliche Kontakt mit einer Vernetzung der Akteure auf lokaler Ebene sehr wichtig ist, um nachhaltige Aktivitäten auszulösen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt unter anderem in der Verbreitung von Initiativen und praktischen Beispielen zur Förderung von Maßnahmen zur Reduktion der Feinstaubemissionen mit konkreten Handlungsmöglichkeiten und Ansatzpunkten zur Luftreinhaltung im Alltag. Die Homepage wird laufend in Bezug auf die Tiroler Initiativen, Angebote, Tipps und Hinweise wie beispielsweise den Erwerb von ökologischen Anzündhilfen über die Lebenshilfe, Lieferservice des Vereins Ofenholz, Hinweise zu modernen Raumheizgeräten, Serviceangebote der Rauchfangkehrer, Förderungs-, und Beratungsangebot, etc. aktualisiert. III. Sonderförderung von Raumheizgeräten Mit Regierungsbeschluss vom 15.08.2014 hat die Landesregierung zur Verbesserung der Luftqualität eine Förderung für den Austausch von mindestens 10 Jahre alten Raumheizgeräten für feste Brennstoffe (zB Kohle, Holz) als Einzelfeuerstätten in Privathaushalten beschlossen. Das Gesamtfördervolumen wurde damals mit EUR 800.000 limitiert, die Einzelförderung betrug EUR 1.500 und der Austausch hatte ab 01.01.2015 zu erfolgen. Mit weiterem Regierungsbeschluss vom 02.02.2016 hat die Landesregierung das gegenständliche Gesamtfördervolumen um einen Betrag von zusätzlich EUR 600.000 erhöht. Da im Berichtszeitraum auch dieser Betrag nahezu TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 7
ausgeschöpft war, wurden, um den Austausch von mindestens 10 Jahre alten Raumheizgeräten für feste Brennstoffe weiterhin fördern zu können, zusätzlich EUR 300.000 zur Verfügung gestellt (Regierungsbeschluss vom 11.05.2016). Gemäß diesem Regierungsbeschluss betrug die Förderung in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses pro ausgetauschtem Gerät nunmehr EUR 1.000, der neue Fördersatz (EUR 1.000 statt EUR 1.500) war auf Ansuchen anzuwenden, die ab dem 01.06.2016 einlangten. Die Förderung war bis zum 31.08.2016 befristet. Die Finanzierung erfolgte wiederum aus der für die Luftreinhaltung zweckgebundenen IG-L-Strafgelder wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen. 8 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Abfallwirtschaft EUREGIO Umweltpreis Der Umweltpreis EUREGIO Tirol-Südtirol-Trentino ist ein Gemeinschaftsprojekt der Abteilung Umweltschutz/Tirol, der Landesagentur für Umwelt/Südtirol und der Agenzia provinciale per la protezione dell'ambiente/Trentino. Im Jahr 2016 wurde der Preis zum achten Mal in dieser Form vergeben. Mit der Organisation und Durchführung des EUREGIO Umweltpreises war wieder die Transkom KG aus Bozen beauftragt. In den Kategorien „Projekte und Ideen“ und „Maßnahmen und Aktivitäten“ sind 105 Bewerbungen (22 aus Tirol) eingegangen. Die Preisverleihung erfolgte in Trient. Tirol konnte in der Kategorie „Projekte und Ideen“ mit „ARGE Tiroler Naturparke – WÖFFI, Wandern mit öffentlicher Anreise“ den 2. Preis und in der Kategorie „Maßnahmen und Aktivitäten“ mit „Innsbruck 2016 International Children‘s Games“ den 2. Platz und mit „Gemeinde Angerberg – 4 Jahre Angerberg Mobil“ den 1. Preis erreichen. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 9
ReUse-Projekte Schultaschensammlung in Tirol Seit 2008 (Start des Projekts) wurden in Tirol mehr als 10.000 Stück Schultaschen aus dem Abfallstrom ausgeschleust. Alleine im Jahr 2015 wurden 1.200 Schultaschen gesammelt und einer Wiederverwendung zugeführt. Das Projekt wird vom Umwelt Verein Tirol organisiert und vom Land Tirol / Abteilung Umweltschutz mitfinanziert. In Kooperation mit der kommunalen Abfallwirtschaft werden auf Tiroler Recyclinghöfen (Altstoffsammelzentren) jahresdurchgängig gebrauchsfähige Schultaschen, Schulrucksäcke und Schulutensilien (Federpennale, Malfarben, usw.) gesammelt. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit dem Jugend-Rot-Kreuz Tirol in allen Tiroler Pflichtschulen in der letzten Schulwoche vor den Sommerschulferien, Sammlungen organisiert. Die in Schulen gesammelten Schultaschen, Schulrucksäcke und Schulsachen werden ebenfalls zu den Recyclinghöfen gebracht. Von den Recyclinghöfen werden die Schultaschen zu den Bezirkssammelstellen (insgesamt 9) transportiert. Vom Landesfeuerwehrverband werden die Schultaschen von den Bezirkssammelstellen abgeholt und zum Flüchtlingsheim Reichenau, Innsbruck, geliefert. Unter Mitkoordination der Tiroler Sozialen Diensten GmbH (TSD) werden die gesammelten Schultaschen, Schulrucksäcke und Schulsachen im Rahmen gemeinnütziger Tätigkeiten von AsylwerberInnen kontrolliert, falls nötig gereinigt und mit Schulutensilien bestückt. Da das ReUse-Projekt auch vom Papier- und Schreibwarenhandel (Tyrolia, Libro, Riepenhausen), der Altstoff Recycling Austria AG und der Altglas Recycling AG mit Sachspenden unterstützt wird, können alle Schultaschen derart ausgestattet werden. 10 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
In Kooperation mit den TSD, der Caritas und der Diakonie werden die Schultaschen an bedürftige Tiroler Familien und Flüchtlingsfamilien rechtzeitig vor Schulbeginn übergeben. Überzählige Schultaschen werden bedürftigen Familien außerhalb Tirols zur Verfügung gestellt (in den letzten Jahren in Rumänien und im Kosovo). TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 11
Brillensammlung in Tirol Bereits im ersten Projektjahr wurden in Tirol mehr als 20.000 Stück Brillen aus dem Abfallstrom ausgeschleust und einer Wiederverwendung zugeführt. Das Projekt wird von der Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH organisiert und vom Land Tirol / Abteilung Umweltschutz mitfinanziert. Weitere Projektpartner sind die Wirtschaftskammer Tirol, SWARCO, die Optikerschule Hall und die Handelsakademie Hall. In Kooperation mit der kommunalen Abfallwirtschaft und den Tiroler Optikern werden auf Tiroler Recyclinghöfen (Altstoffsammelzentren) und beim Optikerfachhandel jahresdurchgängig gebrauchsfähige optische Brillen und Sonnenbrillen samt Etuis in speziellen Boxen gesammelt. In Kooperation mit der Fa. SWARCO werden die Brillen abgeholt und zur Optikerschule nach Hall in Tirol geliefert. In der Optikerschule Hall in Tirol werden die Brillen sortiert, gereinigt, nach Sehstärken gekennzeichnet und für den Versand nach Burkina Faso verpackt. 12 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Im Idealfall ist eine Brille sofort passend und kann nach dem Sehtest in Burkina Faso vom Patienten mitgenommen werden. Teilweise kommen Brillenfassungen und Gläser auch getrennt zum Einsatz, da die Optikerschule in Burkina Faso – 2012 von der Optikerschule Hall gegründet – die technischen Möglichkeiten hat, vor Ort die Gläser zu schleifen und einzusetzen. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 13
Förderungen Recyclinghöfe und Problemstoffsammelstellen In den letzten Jahren haben viele Tiroler Gemeinden (ca. 200) ein Altstoff- sammelzentrum bestehend aus einem Recyclinghof mit einer ständigen Elektro- und, Elektronikaltgerätesammelstelle und davon ca. die Hälfte mit einer Problemstoffsammelstelle errichtet. Die Gemeinden haben inzwischen die Vorteile solcher zentraler Sammeleinrichtungen entsprechend den Grundsätzen einer zeitgemäßen Abfallbewirtschaftung erkannt. Dabei werden unter Aufsicht sämtliche Verpackungsabfälle und Wertstoffe wie z.B. Altglas, Altpapier, Kartonagen, Kunst- und Verbundstoffverpackungen, Metallverpackungen, Haushaltsschrott, Altkleider und -schuhe, Sperrmüll, Altholz, Strauchschnitt und Elektro- und Elektronikaltgeräte sauber und sortenrein übernommen, um sie dann einer Wiederverwertung bzw. im Fall von Sperrmüll einer Entsorgung zuzuführen. Die Gemeinden, welche auch über eine stationäre Problemstoffsammelstelle verfügen, übernehmen eine Vielzahl an Problemstoffen (gefährliche Abfälle aus Haushalten) und führen diese einer geordneten Entsorgung zu. Wesentlich unterstützt wird die getrennte Erfassung durch die lobenswerte Sammelmoral der Tiroler Bevölkerung. Die Bürger sortieren die Abfälle und Wertstoffe zu Hause und geben die einzelnen Abfallfraktionen unter fachkundiger Aufsicht am Recyclinghof oder der Problemstoffsammelstelle ab. Um den Tiroler Gemeinden einen Anreiz für die Errichtung eines Recyclinghofes oder einer stationären Problemstoffsammelstelle zu geben, gewährte die Tiroler Landesregierung Förderungen entsprechend den „Richtlinien für die Förderung der Abfallwirtschaft“. Diese sind jedoch mit Ende des Jahres 2006 ausgelaufen. Ab dem 01. Jänner 2007 wurden diese Subventionen im selben Umfang und in Anlehnung an die oben genannten ehemals gültigen Richtlinien von der Abteilung Gemeinden in fachlicher Abstimmung mit der Abteilung Umweltschutz vergeben. Dementsprechend wurden von der Abteilung Gemeinden im Jahre 2016 € 165.146,-- für solche Altstoffsammelzentren bereitgestellt. Altkleidersammlungen in Tirol Seit vielen Jahren führen die drei sozialökonomischen Vereine WAMS, ISSBA und S´GWANDL Altkleidersammlungen durch. Diese stellen einen wertvollen Beitrag zur Verringerung des Abfallaufkommens und zur Wiederverwertung und –verwendung von Alttextilien dar. Von der Abteilung Umweltschutz sind den Vereinen WAMS, ISSBA und S´GWANDL für das Jahr 2016 finanzielle Unterstützungen von insgesamt € 96.851,50 für die Durchführung der Altkleidersammlungen gewährt worden. 14 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Aktion „Saubere Alpen“ Die Aktion „Saubere Alpen – Saubere Gewässer“ wird schon seit vielen Jahren vom Alpenschutzverein für Tirol, unter der Leitung von Frau DDr. Christine Michelfeit, sowie vom Österreichischen Alpenschutzverband, unter der Leitung von RR Lothar Petter, durchgeführt. Jahr für Jahr werden im Laufe des August Gebiete in höheren Regionen rund um Innsbruck (Muttereralm, Nordkette, Hungerburg), Halltal, Mieders und Waldrast, Bergeralm, Fotsch, Stubaier Gletscher, Hochimst, Leutasch, Hochötz und Hochzirl, als auch die Gebiete um den Großglockner und dem Großvenediger in Osttirol (Kals, Matrei i.O. und Prägraten), im Silvretta, im inneren Ötztal (Sölden) als auch im Lechtal und im hinteren Zillertal (Finkenberg) von liegen gebliebenen Abfällen bzw. von größeren Müllablagerungen und „Altlasten“ gesäubert. Bei diesen Sammlungen werden alljährlich mehrere 10.000 Liter an wegge- worfenen Abfällen (inkl. Sperrmüll und gefährliche Abfälle wie z.B. Batterien, Farben, Öle, Reinigungsmittel) von etwa 25 freiwilligen Mitarbeitern, darunter 14 aus Tirol, eingesammelt. Mit Hilfe einiger Hüttenwirte, Transportunter- nehmern, den Bergbahnen sowie örtlicher Entsorger werden die gesammelten Abfälle bereits vor Ort sortiert ins Tal transportiert und ordnungsgemäß entsorgt bzw. verwertet. Unterstützt werden die beiden Aktionen von der Abteilung Umweltschutz, der Stadt Innsbruck, dem Lebensministerium, Firmen und privaten Spendern. Von der Abteilung Umweltschutz wurde dem Alpenschutzverein für Tirol und dem Österreichischen Alpenschutzverband eine finanzielle Unterstützung von insgesamt € 20.500,-- für die Durchführung der Aktion „Saubere Alpen – Saubere Gewässer 2016“ gewährt. Abfall Altlasten Bei Altlasten handelt es sich um Altablagerungen und Altstandorte, von denen - nach den Ergebnissen einer Gefährdungsabschätzung - erhebliche Gefahren für die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt ausgehen. Im Regelfall handelt es sich dabei um große aufgelassene Deponien bzw. Gewerbe- oder Industriebetriebe. In Tirol gibt es derzeit 18 Altlasten (13 Altablagerungen und 5 Altstandorte); davon sind bereits 11 Altlasten als saniert ausgewiesen. An vier Altlasten werden derzeit Untersuchungen bzw. Sanierungsarbeiten durchgeführt. Bei drei Altlasten sind Rechtsverfahren im Gange. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 15
Altlast Bezeichnung Gemeinde Priorität Verfahrensstand T1 Deponie Lavant Lavant 2 Sanierung abgeschlossen T2 Deponie Jochberg Wald Jochberg 2 Sanierung abgeschlossen T3 Deponie Ahrental Innsbruck 1 Sanierung abgeschlossen T4 Aral-Flyggen/St. Bartlmä Innsbruck 2 Sanierung abgeschlossen T5 Dachpappenfabrik Rum Innsbruck, Rum 2 Sanierung abgeschlossen T6 PAM/Troppacher Innsbruck 2 Sanierung abgeschlossen T7 Rotteballendeponie Pill Pill und Weer 2 Sanierung in Ausführung T8 Mülldeponie Elferbauer Langkampfen 2 Sanierung abgeschlossen T9 Rekord-Reinigung Innsbruck 2 Rechtsverfahren T10 Deponie Pflach Pflach 3 Sanierung abgeschlossen Innsbruck, T11 Mülldeponie Roßau 2 Sanierung abgeschlossen Ampaß T12 Deponie Jungbrunntobel St. Anton 3 Sanierung abgeschlossen Breitenbach am T13 Deponie Kleinsöll-Unterholzen 3 Sanierung abgeschlossen Inn T14 Deponie Ochsentanne Leutasch 3 Sicherung abgeschlossen Kirchdorf in T15 Deponie Erpfendorf 3 Beobachtung Tirol T16 Deponie Seebach Nußdorf-Debant 3 Beobachtung T17 Pochergraben Schwaz Schwaz/Buch 3 Beobachtung Edelmetallscheideanstalt T18 Absam 2 Rechtsverfahren Absam Weitere Detailinformationen zu den einzelnen Altlasten in Tirol können der Homepage des Umweltbundesamtes entnommen werden: http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/altlasten/verzeichnisse/ Böschungssicherung und Abdichtungsmaßnahmen an Altlasten 16 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Verdachtsflächen: Bei Verdachtsflächen handelt es sich um Altablagerungen und um Altstandorte, von denen aufgrund früherer Nutzungsformen erhebliche Gefahren für die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt ausgehen können. Detailinformationen zu den Verdachtsflächen in Tirol können der Homepage des Umweltbundesamtes entnommen werden: http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/altlasten/vfka/ Messeinrichtungen für Bodenluft- bzw. Grundwasser Erfassung von Altablagerungen: Seit Herbst 2014 erfolgt im Rahmen von ergänzenden Untersuchungen gem. § 13 ALSAG 1989 eine Erfassung von Altablagerungen in Tirol. Wesentliches Ziel dieser Erfassung ist die Aktualisierung der Daten im bestehenden „Deponiekataster“ aus den 1980er Jahren sowie die Erfassung der genauen Lage der Altablagerungen in Form von Polygonen (siehe Abbildung unten). Die erfassten Daten können in weiterer Folge im Rahmen der Verdachtsflächenbearbeitung und als Grundlage für regionale Planungen (z.B. Grundlage für Grundstücksnutzung, Raumordnung) zur Verfügung gestellt werden. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 17
Darstellung von Altablagerungen als Polygone Untersuchungen an Altstandorten: In den vergangenen Jahren wurden in Tirol im Rahmen von ergänzenden Untersuchungen gem. § 13 ALSAG 1989 systematisch Altstandorte erfasst. Unter Altstandorte sind in diesem Zusammenhang Standorte von Anlagen zu verstehen in denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, wobei festzuhalten ist, dass diese Standorte nicht von vornherein als kontaminierte Standorte betrachtet werden können. Anknüpfend an dieses Erfassungsprojekt können jedoch im Rahmen von ergänzenden Untersuchungen gem. § 13 ALSAG 1989 gezielt weiterführende Untersuchungen geplant werden: - Grundwassermonitoring Innsbruck: Im Rahmen dieses Untersuchungsprojektes wird für das Stadtgebiet von Innsbruck die Qualität des Grundwassers erhoben. Durch eine Verschneidung mit den Daten aus der systematischen Erfassung von Altstandorten sollen Grundwasserverunreinigungen zugeordnet werden können. Das Projekt wurde im Frühjahr 2015 gestartet. Verschneidung von Daten hinsichtlich GW-Sonden, GW-Isohypsen und Altstandorte 18 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
- Untersuchungen an einzelnen Altstandorten: Derzeit werden an den Standorten ADLER-WERK Schwaz und PLANSEE Breitenwang Erhebungen durchgeführt. Diese Erhebungen/Untersuchungen erfolgen im Einvernehmen bzw. in enger Abstimmung mit den betreffenden Firmen. Eine Beeinträchtigung firmeninterner Abläufe soll dadurch weitestgehend vermieden werden. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 19
Naturschutz fachlich Naturparke/Schutzgebiete Naturpark Karwendel in Tirol Im größten Naturpark Österreichs liegen die Arbeitsschwerpunkte in den Bereichen Naturschutz, Erholung & Tourismus, Umweltbildung sowie Wissen & Forschung. Die inhaltlichen Schwerpunkte wurden im Karwendelprogramm 2020 erarbeitet und von den Vereinsmitgliedern im Jänner 2015 einstimmig beschlossen. Neben zahlreichen Projekten, die bereits seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt werden, lagen die Schwerpunkte 2016 in folgenden Bereichen: Naturschutz Das Praxishandbuch für forstliche Maßnahmen wurde veröffentlicht und dient mittlerweile als best- practise Beispiel bei diversen Fachveranstaltungen. Es ist gedacht als Information und Handlungsanleitung für Waldbesitzer und Forstpersonal ohne Verordnungscharakter. Es basiert auf der vogelkundlichen Karwendelkartierung und ist eine Fachgrundlage für die Integration des Vogelschutzes in die forstlichen Planungen. Darüber hinaus ist es gelungen, die Maßnahmen in die strategischen Pläne der Forstbetriebe (sog. Operate) zu integrieren. Im Rahmen der Freiwilligenplattform Team Karwendel konnten wieder verschiedenste Projekte umgesetzt werden, wie Alm- und Biotoppflege (Arzler Alm, Laliderer Alm, Ladizalm), Zaunreparaturen, Müllsammelaktionen, Wegebau und eine große Aktion auf der Thaurer Alm speziell für Jugendliche. 20 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Insgesamt fanden 14 Aktionen mit rund 200 freiwilligen Helferinnen und Helfern statt. In knapp 2.000 Arbeitsstunden tragen die Freiwilligen wesentlich zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft im Naturpark Karwendel bei. Unsere Flussuferläufer im Rißtal besetzten heuer insgesamt 5 Reviere und konnten alle einen Bruterfolg vorweisen. Das Projekt wird von unseren Naturpark-Rangern betreut, die dafür sorgen, dass der Naturpark - gerade in den Sommermonaten - sehr präsent im Gebiet vertreten ist. Erholung & Tourismus Im Bereich der touristischen Naturpark-Infrastruktur wurde das INTERREG- Projekt „Wege des Holzes“ genehmigt. Es widmet sich der Geschichte der Holznutzung im Karwendel sowie in den umgebenden Nördlichen Kalkalpen und den bayerischen Voralpen. Auch die eng damit verbundene Ökologie der Bergwälder und Wildflüsse ist ein zentrales Thema dieses Projekts. Zunächst wird jeweils in Scharnitz sowie auf der Fläche des Wasmeier Museums eine ehemalige Holzerhütte, in der die Holzarbeiter im Gebiet untergekommen sind, aufgebaut und als Museum ausgebaut. Zusätzlich wird ein kleines Naturpark - Infozentrum entstehen. Der Naturraum Karwendel befindet sich auf der von der Stadt Innsbruck neu errichteten Umbrüggler Alm. In Zusammenarbeit von Forstamt Innsbruck und dem Naturpark Karwendel wird dort der Innsbrucker Teil des Karwendels vorgestellt, welcher weit hinter die Nordkette reicht. Immerhin 47% des Innsbrucker Stadtgebiets gehören zum Naturpark. Herzstück des Naturraums ist ein großartiges Relief aus Ahornholz , welches mit unterschiedlichen Themen bespielt werden kann. Es lohnt sich aber auch der zweite Blick hinter die 26 Wandvitrinen , welche – angeordnet nach Jahreszeiten – zahlreiche typische Bewohner zwischen Hungerburg und Praxmarerkar-Spitzen beherbergen. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 21
Aufbauend auf das sehr erfolgreiche Projekt „Wandern mit öffentlicher Anreise“ wurde unter der Federführung des Naturparks Karwendel die Broschüre in allen 5 Tiroler Naturparken neu aufgelegt. Die 5 WÖFFIS erfreuen sich größter Beliebtheit und werden von Gästen wie Einheimischen stark nachgefragt. Umweltbildung Das Umweltbildungsangebot , welches unter das Dach der Junior – Ranger - Ausbildung gestellt wurde, kam im heurigen Jahr bei den SchülerInnen sowie den Ferienkindern sehr gut an. Eine breite Angebotspalette von Schulstunden über eintägige Exkursionen (Wald, Wildtiere, Orientierung, Wasser, Alm; Leben im Gebirge) bis hin zu mehrtägigen Karwendelexpeditionen ermöglicht einen umfassend en Einblick in den größten Naturpark Österreichs. Wissen & Forschung Die wissenschaftliche Aufarbeitung über die Entstehung des Großen Ahornbodens gehört zu den ständigen Aufgaben des Naturparks. In diesem Sommer waren Archäologen der Universität München 3 Wochen im Gelände, um nach Spuren der Besiedelungsgeschichte zu graben. Naturpark Ötztal 2016 - 10-Jahre Naturpark Ötztal. Exakt am 19. September 2016 feierte der Naturpark sein 10-jähriges Bestandsjubiläum. Im Zuge des Jubiläumsjahres wurden im Tal vielseitige und zahlreiche Aktivitäten im Bereich der fünf Säulen Naturschutz, naturnaher Tourismus, Bildung, Forschung und Regionalentwicklung gesetzt. Auch die Öffentlichkeitsarbeit kam aus gegebenem Anlass nicht zu kurz. Nachfolgend darf von ausgewählten Aktionen berichtet werden. Artenschutzprojekt 2016 wurden die im Jahr 2015 begonnenen Maßnahmen im Rahmen des Projektes „Untersuchungen zu ausgewählten, geschützten und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten im Naturpark Ötztal“ fortgesetzt und Großteiles abgeschlossen. Der im Gebiet äußerst selten vorkommende Einfache Rautenfarn (Botrychium simplex) konnte nur mehr in geringen Beständen im Gebiet nachgewiesen werden. Für den Gipfel bewohnenden Matterhornbärenspinner (Holarctica cervini) wurde ein vergrößertes, allerdings sehr dünn besiedeltes Verbreitungsgebiet festgestellt. Die Anzahl der Tagfalterarten im Bereich des Horlachtals sind außerordentlich und für Nordtirol gegenwärtig einmalig. Schließlich wurde auch noch die 22 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Schwedische Kerbameise (Formica suecica) im Rahmen des 2-jährigen Projektes unter die Lupe genommen. Insgesamt konnten in den vergangenen beiden Jahren über 500 Ameisennester in den Hoffnungsgebieten gesammelt werden. Der Großteil der Felderhebungen wurde im Rahmen eines Citizen Science-Projektes mit Freiwilligen umgesetzt. Die detaillierten Ergebnisse zum Bestand von Formica suecica liegen aktuell noch nicht vor, lassen aber auf eine positive Entwicklung schließen. „Der Apollofalter (Parnassius apollo) kommt im Horlachtal vor.“ (Bild: Peter Stöckl) Naturpark-Veranstaltungsprogramm Auch im heurigen Jubiläumsjahr kann der Naturpark wieder auf ein breites und erfolgreich durchgeführtes Veranstaltungsprogramm zurückblicken. Die wöchentlichen Wanderungen stellen nach wie vor ein reizvolles Angebot für interessierte Gäste dar. Insgesamt konnten unserer 12 Naturpark- Wanderführer wieder knapp 2.000 Gästen die Ötztaler Natur näher bringen. Die 15 Einzelvorträge und Themenwanderungen waren heuer ebenfalls recht gut besucht – z.B. ein Highlight in Oetz war die beliebte Fledermausnacht am 29. Juli. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 23
„Fledermäuse zum Angreifen“ (Bild: Thomas Schmarda) Naturpark-Strukturen Das heurige Jahr wurde genutzt um die bestehenden Infopunkte in Ambach, Niederthai, Gries und Vent zu bewerben und für den noch offenen Infopunkt auf der Hohen Mut/Obergurgl sowie zum Naturparkhaus in Längenfeld die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Für die Hohe Mut besteht mittlerweile ein schlüssiges Ausstellungskonzept. Die Umbauarbeiten werden im Frühsommer 2017 erfolgen und so sollte einer Eröffnung des 5. Naturpark- Infopunktes im kommenden Jahr nichts im Wege stehen. Das Herzstück des Naturpark-Strukturenkonzeptes, das Naturparkhaus in Längenfeld, ist aktuell auf der „Zielgeraden“. Mit dem Bau sollte ebenfalls im kommenden Jahr begonnen werden können. Schulprogramm und weitere Naturparkschule Das Umweltbildungsangebot des Naturparks wird nach wie vor sehr gut von den Ötztaler Schulen angenommen. Talweit sind es mittlerweile mehr als 1.000 Kinder aus Ötztaler Schulen und Kindergärten, die jährlich an Kursen, Vorträgen und Exkursionen teilnehmen und so viel über die Naturschätze des Ötztals erfahren. Am 10. Juni konnte der Naturpark Ötztal die VS Längenfeld im Rahmen eines kleinen Festaktes als eine weitere Naturpark- Schule im Tal auszeichnen. Naturpark-Schulen sind eng mit dem Naturpark in Kontakt und werden sehr intensiv vom Naturpark unterstützt. Beschilderung Tiroler Schutzgebiete müssen als solche mit landesweit einheitlichen A3- formatigen Schildern gekennzeichnet sein. Der Naturpark hat sich in den vergangenen beiden Jahren sehr intensiv mit möglichen Standorten für diese Schilder auseinandergesetzt und mit dem örtlichen Tourismus-und 24 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Gemeindevertretern sowie den Grundbesitzern die Standorte abgestimmt. 2 Für die rund 510 km Schutzgebietsfläche werden im Jahr 2017 ca. 70 Schilder aufgestellt. Naturpark Tiroler Lech Naturschutz 2016 wurden Umweltbaustellen mit dem BRG Reutte und mit ehrenamtlichen Mitarbeitern des Naturpark Tiroler Lech durchgeführt. An ausgewählten Standorten wurde das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) entfernt, der Lebensraum des Zwergrohrkolbens (Typha minima Hoppe) in Oberpinswang gepflegt und der Moosberg geschwendet, um die Weideflächen der Kulturlandschaft offen zu halten und somit einen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise den Neuntöter (Lanius collurio), zu erhalten. Die Arbeiten der Projekts "Frauenschuhgebiet Martinauer Au - Besucherlenkung neu" haben in Europas größtem zusammenhängendem Frauenschuhgebiet begonnen. Das Betreuerteam und der Besuchereingang wurden an einen neunen Standort verlegt. Zudem wurden ein barrierefreier Zugang geschaffen und das Wegenetz sowie die Leiteinrichtungen erneuert. Informationstafeln, Infobroschüre und Postkarten sollen die Besucher auf das Frauenschuhgebiet aufmerksam machen. Die Firma motasdesign hat zusammen mit der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol und den Tiroler Naturparken gemeinsame Kriterien zur Besucherlenkung in den Tiroler Naturparke entwickelt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird eine Besucherlenkung für Wassersportler am Tiroler Lech konzipiert. Dazu fanden bereits Gespräche mit der Bezirkshauptmannschaft Reutte, den Naturschutzbeauftragten und dem Naturpark Tiroler Lech statt. Umweltbildung Am 10. Juni 2016 wurde die erste Naturparkschule des Naturpark Tiroler Lech, die Volksschule Elmen, mit einem großen Festakt prädikatisiert. In Zusammenarbeit mit der Volksschule Elmen wurde in den Außenanlagen des Naturparkhauses ein Duftparcours errichtet. Er besteht aus 6 Dufthäuschen, an welchen man Informationen zu Kräuterpflanzen des Lechtals erhält und die Düfte der Pflanzen mittels Kräuteröl riechen kann. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 25
Die SchülerInnen der Naturparkschule Elmen und ihr Duftparcours in den Außenanlagen des Naturparkhaus Klimmbrücke (Bild: Anette Kestler) Im Rahmen des Veranstaltungsprogramms 2016 wurden im Naturparkhaus Klimmbrücke 7 Fachvorträge (z. B. Brutvogelatlas Tiroler – Präsentation der Ergebnisse, Die Nacht der Fledermäuse, Alpenblumen – Das Leben am Limit, Lechtal – Eine Landschaft erzählt ihre Geschichte) abgehalten. Außerdem fanden 3 Exkursionen statt, die sich mit den Themen Orchideen, Alpenschwemmlinge und Hirsche beschäftigten. Die MitarbeiterInnen des Naturpark Tiroler Lech nahmen mit dem Naturparkzelt an 9 öffentlichen Auftritten teil, bei welchen sie die Einzigartigkeit des Naturparks einem breiten Publikum näher bringen konnten. In Zusammenarbeit mit natopia haben auch SchülerInnen aus Tirol, Deutschland und Luxemburg wieder die Gelegenheit genutzt, den Naturpark Tiroler Lech und Naturbesonderheiten für sich zu entdecken. Erholung Im Rahmen eines Projekts der 5 Tiroler Naturparke wurde der WÖFFI (Wandern im Naturpark Tiroler Lech mit öffentlicher Anreise) umgesetzt. Während der Sommersaison haben von Mai bis Ende Oktober jeweils 2 wöchentliche Führungen (Kräuterspaziergang, Auf Safari im „Auwald- Dschungel“ bei Pflach) stattgefunden. Zusätzlich wurde 1 wöchentliche Führung (Stabltour – Wanderung auf den „Balkon des Lechtals“) von Juli bis Ende September durchgeführt. 26 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Regionalentwicklung Der Naturpark Tiroler Lech wurde österreichweit als einziger Naturpark für das internationale Projekt InnovAlps ausgewählt. Ziel dieses Projekts war es Naturparks aus der Alpenregion, die sich durch eine besonders innovative Regionalentwicklung hervorheben, zu vernetzen. Der Naturpark Tiroler Lech wurde als "Pilotregion für innovative Regionalentwicklung" prämiert. Forschung 2016 wurde damit begonnen eine Wissensdatenbank anzulegen. Dazu wurde bereits vorhandene Fachliteratur über den Lech, seine Lebensräume sowie Pflanzen und Tiere aufgenommen. Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen Jubiläum 25 Jahre „Hochgebirgs-Naturpark“ Das Ruhegebiet Zillertaler Hauptkamm, Basis des Hochgebirgs-Naturparks, wurde im Jahr 1991 von der Tiroler Landesregierung (TLRG) verordnet. Bereits im Jahr 1993 wurde durch eine Kooperation des Landes Tirol und ÖAV eine Schutzgebietsbetreuung installiert, im Jahr 1996 dann ein regional verankerter Trägerverein gegründet. Beides waren Pilotprojekte mit Vorbildcharakter für alle weiteren Tiroler Naturparke. Im Jahr 2016 konnte TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 27
der Hochgebirgs-Naturpark sein 25-jähriges Jubiläum feiern, Höhepunkt war eine Festveranstaltung im Tux-Center (07.10.2016) mit rund 200 Besuchern. Naturschutz Erweiterung des Schutzgebiets am Tuxer Hauptkamm: Nach vielen Jahren der Vorarbeit wurde Anfang Oktober die Erweiterung des Ruhegebiets um rund 43 km² von der TLRG offiziell beschlossen. Das ist seit 25 Jahren die größte Fläche, die in Tirol unter Schutz gestellt wurde und eine bemerkenswerte Errungenschaft für den Naturschutz weit über Tirol hinaus. Im Erweiterungsgebiet finden sich zahlreiche naturkundliche Besonderheiten wie ein Naturwaldreservat, Höhlen, Karsterscheinungen, aktive Blockgletscher und naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume im Bereich der Almen. Erhaltung der Kulturlandschaft: In Kooperation mit dem ÖAV hat der Naturpark erneut drei Umweltbaustellen in der Region durchgeführt. Bei diesen Projektwochen werden die Landwirte tatkräftig bei der Bewirtschaftung und Pflege der Almen unterstützt. Mit dem ehrenamtlichen Engagement leisten die Freiwilligen v.a. beim Schwenden, Entsteinen und der Pflege der Lesesteinmauern einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft und Artenvielfalt im Naturpark. Daneben wurde der Grundstein für eine Neuauflage des Projekts „Naturschutzplan auf der Alm“ gelegt (2016 - 2020). Umweltbildung Umweltbildungsprogramm: Seit dem Jahr 2015 wird das Projekt „Umweltbildungsprogramm 2015 – 2017“ umgesetzt. Bis Projektende sollen neue Module wie z.B. Jäger und Sammler, Schluchtwald Glocke sowie 28 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
Kulturlandschaft Brandberg entwickelt werden. Damit wird die Basis für ein qualitativ hochwertiges und auf das Schutzgebiet zugeschnittenes Umweltbildungsprogramm gelegt. Naturpark-Ferienwochen: Im Jahr 2016 wurde das sehr erfolgreiche Ferienangebot für einheimische Kinder fortgesetzt. Es wurden insgesamt drei Ferienwochen veranstaltet, bei denen die Kinder an jedem Tag ein anderes Gebiet und Thema des Naturparks spielerisch entdecken konnten. Insgesamt haben 60 Kinder aus den Naturparkgemeinden an diesem Angebot teilgenommen. Naturnahe Erholung WÖFFI: Als Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Naturparke wurde 2016 dieses Projekt (Wandern mit Öffis) umgesetzt. Sommerprogramm: Von Mai bis Oktober begleitete das Naturführerteam auf rund 200 Touren knapp 1.900 Personen auf ihren Wegen in die Natur (2015: 1.870). Ein Großteil der Gäste stammte von den Naturpark- Partnerbetrieben. Die jährliche Weiterbildung des Teams garantiert die kontinuierliche Steigerung der naturkundlichen Kompetenz des Teams sowie der Qualität der Touren. Regionalentwicklung Ausstellungen: Neben der ganzjährigen Ausstellung Gletscher.Welten im Naturparkhaus bietet der Naturpark noch in drei weiteren Außenstellen bzw. Infopoints gut aufbereitete Informationen zum Naturpark. Diese befinden sich im Mitterstall in Brandberg (Kulturlandschafts.Welten), im Zillergrund (Steinbock.Welten) sowie auf der Lavitzalm im Zamsergrund (pfitscherjoch grenzenlos). Forschung Studien: In einem Gemeinschaftsprojekt (Naturpark, ÖBf, Alpenzoo IBK, Tiergarten NBG, Jägerschaft) werden in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 12 Stück Steinwild im Zemmgrund und Floitental ausgewildert. Ein Fokus des Projekts liegt auf dem Monitoring, so werden vier Tiere mit einem Sender ausgestattet, um detaillierte Informationen über das räumliche Verhalten der Tiere zu sammeln. TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016 29
Naturpark Kaunergrat Das Schutzgebietsmanagement in den Tiroler Naturparken stützt sich auf die Umsetzung von Maßnahmen in den Bereichen Naturschutz, Erholung und Tourismus, Regionalentwicklung, Umweltbildung und Forschung. Der Naturpark Kaunergrat kann in allen angeführten Säulen auf eine sehr positive Entwicklung verweisen. Im Jahr 2016 lag der Fokus auf folgenden Projekten: Naturschutz Erste Umsetzung des adaptierten Pflegeplans im Natura 2000-Gebiet Fließer Sonnenhänge. Das Naturschutzgebiet Fließer Sonnenhänge bildet zusammen mit dem Naturschutzgebiet Kauns-Kaunerberg-Faggen den größten Trockenrasenkomplex in Tirol. Für den Erhalt bzw. der Verbesserung der bedrohten Lebensräume (darunter auch FFH- Lebensräume) wurde der bestehende Pflegeplan in Kooperation mit mit den involvierten Grundstückseigentümern und Weideberechtigten überarbeitet. In diesem Jahr wurden erste wichtige Pflegemaßnahmen umgesetzt. Leader- Projekt „Asylwerber als Schutzgebietshelfer“ In diesem Projekt setzen Asylwerber, die in der Gemeinde Fließ untergebracht sind, gemeinsam mit einem Vorarbeiter im Naturschutzgebiet Fließer Sonnenhänge Maßnahmen aus dem Pflegeplan um. In einem Ausbildungsmodul erlernen die Teilnehmer zudem auch für die Schutzgebietsbetreuung notwendige handwerkliche Fähigkeiten (z.B. die Sanierung von Lesesteinmauern) und verbessern ihre Deutschkenntnisse. Vorbereitungsarbeiten zur Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes Kaunergrat: Im laufenden Jahr wurde eine sechsteilige Dokumentation über das geplante Landschaftsschutzgebiet gedreht und im Oberland TV ausgestrahlt. Ziel war es die Bevölkerung der Naturparkregion (und darüber hinaus) über die Bedeutung des künftigen Landschaftsschutzgebietes für den Erhalt der eindrucksvollen Kultur- und Naturlandschaft am Kaunergrat zu informieren. Die Gespräche mit Grundeigentümern und Stakeholdern werden noch dieses Jahr abgeschlossen. Umweltbildung Im heurigen Jahr wurden 1334 Schüler bei halb- und ganztägigen Exkursionen betreut. Besonderer Fokus wurde dabei auf die Schulen in der Naturparkregion gelegt. Heuer konnten mit der Volksschule Kaunertal und dem Kindergarten zwei weitere „Naturparkbotschafter“ mit dem Prädikat Naturparkschule bzw. Naturparkkindergarten ausgezeichnet werden. 30 TIROLER UMWELTSCHUTZBERICHT 2016
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